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Humboldt-Universität zu Berlin Wettbewerbsanalyse der Lieferkette ...

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<strong>Humboldt</strong>-<strong>Universität</strong> <strong>zu</strong> <strong>Berlin</strong><br />

Landwirtschaftlich-Gärtnerische Fakultät<br />

Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

Fachgebiet: Ökonomik <strong>der</strong> Gärtnerischen Produktion<br />

<strong>Wettbewerbsanalyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für<br />

Zierpflanzen- und Baumschulprodukte<br />

Eingereicht von : Dorit Gräbnitz<br />

Betreuer: Prof. Dr. rer. hort. W. Bokelmann<br />

<strong>Berlin</strong>, den 21. April 2005


Inhalt<br />

1 Einleitung 1<br />

1.1 Problemstellung 1<br />

1.2 Zielset<strong>zu</strong>ng 2<br />

1.3 Untersuchungsdesign und Methodik 2<br />

1.4 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit 5<br />

2 Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem<br />

Zierpflanzen- und Baumschulprodukte 7<br />

2.1 Überblick über den Markt für Schnittblumen<br />

und Topfpflanzen 7<br />

2.1.1 Die Situation <strong>der</strong> Erzeuger 8<br />

2.1.2 Die Akteure <strong>der</strong> Großhandelsstufe 9<br />

2.1.3 Die Bedeutung des Einzelhandels 11<br />

2.2 Überblick über den Markt für Obst- und<br />

Ziergehölze 12<br />

2.2.1 Die Situation <strong>der</strong> Erzeuger 13<br />

2.2.2 Die Akteure <strong>der</strong> Großhandelsstufe 14<br />

2.2.3 Die Bedeutung des Einzelhandels 16<br />

3 Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r<br />

Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 18<br />

3.1 Definition <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 18<br />

3.2 Einflussgrößen auf die Wettbewerbsfähigkeit 19<br />

3.3 Dimensionen <strong>der</strong> Umweltanalyse 19<br />

3.3.1 Rahmenbedingungen <strong>der</strong> globalen Umwelt 20<br />

3.3.2 Die Abbildung <strong>der</strong> Wettbewerbsumwelt 22<br />

3.3.2.1 Das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte<br />

nach PORTER 23<br />

3.3.2.2 Möglichkeiten und Grenzen des Modells 26


3.4 Verhaltensbeziehungen und Konfliktursachen<br />

in Absatzsystemen 27<br />

3.4.1 Definition des Konfliktbegriffes 28<br />

3.4.2 Kommunikative Strukturen und Konflikte<br />

in <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> 28<br />

3.4.3 Zielbeziehungen und Zielkonflikte 30<br />

3.4.4 Die Problematik <strong>der</strong> Rollenverteilung im Absatzsystem 32<br />

3.4.5 Machtasymmetrien 33<br />

3.4.6 Kooperationsstrategien innerhalb <strong>der</strong><br />

Konfliktbehandlung 34<br />

3.4.6.1 Die horizontale und vertikale Kooperation 35<br />

3.4.6.2 Transaktionskosten im Absatzsystem 37<br />

3.5 Ableitung des Analyserahmens 38<br />

4 Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den<br />

Wettbewerbsbedingungen 42<br />

4.1 Der erste Schritt - Die globale Umweltanalyse 42<br />

4.1.1 Werte im Wandel 42<br />

4.1.2 Ökonomische Einflüsse auf das Kaufverhalten 46<br />

4.1.3 Möglichkeiten und Grenzen technologischer<br />

Neuerungen 48<br />

4.1.4 Än<strong>der</strong>ungen im politisch-rechtlichen Rahmen 55<br />

4.2 Der zweite Schritt - Die Analyse <strong>der</strong> Wettbewerbsumwelt 62<br />

4.2.1 Die Entwicklung des Sortiments 62<br />

4.2.2 Konzentration und Strukturwandel im Einzelhandel 64<br />

4.2.3 Konsequenzen für den Großhandel 71<br />

4.2.4 Wachstumsanfor<strong>der</strong>ungen und verän<strong>der</strong>te<br />

Rollenerwartungen an die Produzenten 75<br />

4.2.5 Ein möglicher Ausweg – Die Kooperation 81<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick 87<br />

Literaturverzeichnis 90<br />

Anhang 98


Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Absatzform deutscher Zierpflanzen auf<br />

Großhandelsstufe (Angaben in %) 9<br />

Abbildung 2: Absatzform von Zierpflanzen auf<br />

Einzelhandelsstufe (Angaben in %) 11<br />

Abbildung 3: Absatzform deutscher Obst- und Ziergehölze auf<br />

Großhandelsstufe (Angaben in %) 14<br />

Abbildung 4: Absatzwege <strong>der</strong> Baumschulen bei Obst- und<br />

Ziergehölzen (Angaben in %) 15<br />

Abbildung 5: Absatzform von Obst- und Ziergehölzen auf<br />

Einzelhandelsstufe (Angaben in %) 16<br />

Abbildung 6: Technologie – Lebenszyklen 22<br />

Abbildung 7: Das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte nach PORTER 23<br />

Abbildung 8: Zielkonstellationen in Absatzsystemen 31<br />

Abbildung 9: Zusammenwirken von Verhaltensannahmen und<br />

Umweltfaktoren in <strong>der</strong> Transaktionskostentheorie 38<br />

Abbildung 10: Analyserahmen <strong>zu</strong>r <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Lieferkette</strong> für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte 39<br />

Abbildung 11: Die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung <strong>der</strong> soziokulturellen<br />

Rahmenbedingungen (Angaben in %) 43<br />

Abbildung 12: Die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung ökonomischer<br />

Rahmenbedingungen (Angaben in %) 47<br />

Abbildung 13: Chancen und Risiken technologischer Entwicklungen im Zierpflanzen-<br />

und Baumschulmarkt (Angaben in %) 49<br />

Abbildung 14: Chancen und Risiken politisch-rechtlicher<br />

Entwicklungen im Zierpflanzen- und<br />

Baumschulmarkt (Angaben in %) 55<br />

Abbildung 15: Die Entwicklung des Sortiments im Zierpflanzen- und<br />

Baumschulmarkt (Angaben in %) 62<br />

Abbildung 16: Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen im Einzelhandel<br />

(Angaben in%) 64


Abbildung 17: Profilierungsmaßnahmen im Einzelhandel<br />

(Angaben in %) 68<br />

Abbildung 18: Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Ebene<br />

des Großhandels (Angaben in %) 72<br />

Abbildung 19: Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Erzeugerebene<br />

des Zierpflanzen- und Baumschulmarktes<br />

(Angaben in %) 76<br />

Abbildung 20: Zukünftige Lieferantenanfor<strong>der</strong>ungen im Zierpflanzen- und<br />

Baumschulmarkt (Angaben in %) 80<br />

Abbildung 21: Der Bedarf horizontaler und vertikaler Kooperationen<br />

im Absatzsystem für Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukte (Angaben in %) 82<br />

Abbildung 22: Zukünftiger Kooperationsbedarf in verschiedenen<br />

Bereichen des Absatzsystems für Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukte (Angaben in %) 85


Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Typische Zieldivergenzen zwischen Handel<br />

und Erzeugern 31<br />

Tabelle 2: Erfolgs- und Hemmfaktoren von Kooperationen 84


Abkür<strong>zu</strong>ngsverzeichnis<br />

AK Arbeitskräfte<br />

B2B Business-to-Business<br />

B2C Business-to-Consumer<br />

Basel II Neue Baseler Einkommensvereinbarung<br />

BIP Bruttoinlandsprodukt pro Kopf<br />

CC-Karren Cash and Carry - Karren<br />

DL-Angebote Dienstleistungsangebote<br />

ECR Efficient Consumer Response<br />

EDI Electronic Data Interchange<br />

EH Einzelhandel<br />

EU Europäische Union<br />

Galabau Garten- und Landschaftsbau<br />

HIH Human Issues in Horticulture<br />

IuK Information und Kommunikation<br />

KMU Kleine und mittelständische Unternehmen<br />

LEH Lebensmitteleinzelhandel<br />

MOEL Mittel- und osteuropäische Län<strong>der</strong><br />

NBV/UGA Nie<strong>der</strong>rheinische Blumenvermarktung/Union gartenbaulicher<br />

Absatzmärkte<br />

POS Point of Sale<br />

QMS Qualitätsmanagementsystem<br />

SEH Sortimentseinzelhandel


Einleitung 1<br />

1 Einleitung<br />

Der Markt für Schnittblumen, Topfpflanzen, Stauden und Gehölze umfasst<br />

auf Einzelhandelsebene, ohne Einbe<strong>zu</strong>g <strong>der</strong> Dienstleistungserträge, ein Markt-<br />

volumen von ca. 8,1 Mrd. Euro. Der immer noch hohe Selbstversorgungsgrad<br />

von 88% bei Obst- und Ziergehölzen und 75% bei den Stauden ist Ausdruck für<br />

die hohe Bedeutung dieser Sparten innerhalb <strong>der</strong> deutschen Gartenbauwirt-<br />

schaft. Die Produktion in diesem Sektor ist durch vorwiegend kleine und mittel-<br />

ständische Familienbetriebe geprägt. Ihre Produkte erfahren nach wie vor eine<br />

hohe Wertschät<strong>zu</strong>ng und so ist seit dem Jahr 1980 ein steigen<strong>der</strong> Absatz von<br />

Zierpflanzen und –gehölzen <strong>zu</strong> verzeichnen (NIEHUES, LUX 2001 S. 11).<br />

An<strong>der</strong>erseits deuten sich jedoch ernst <strong>zu</strong> nehmende strukturelle Verände-<br />

rungen und eine voranschreitende Marktbereinigung in <strong>der</strong> Branche an. Dies<br />

rückt die Frage nach dem Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit in den Vor<strong>der</strong>grund.<br />

Um langfristig wettbewerbsfähig <strong>zu</strong> bleiben, müssen auch die Unternehmen <strong>der</strong><br />

Zierpflanzen- und Baumschulbranche die Entwicklung ihrer relevanten Umwelt<br />

frühzeitig erkennen und flexibel darauf reagieren. Die Entwicklung <strong>der</strong> Umwelt,<br />

in die Unternehmen heut<strong>zu</strong>tage eingebettet sind, verläuft <strong>zu</strong>nehmend komple-<br />

xer und dynamischer. Daraus resultiert eine abnehmende Vorhersagbarkeit<br />

dieser Entwicklung und eine gleichzeitig verkürzte Reaktionszeit, um mit geeig-<br />

neten Maßnahmen und Entscheidungen, den immer schneller ablaufenden<br />

Verän<strong>der</strong>ungen entgegen treten <strong>zu</strong> können. Im heutigen Zeitalter <strong>der</strong> „Diskonti-<br />

nuitäten“ ist die Prognostizierbarkeit <strong>zu</strong>künftiger Ereignisse stark gesunken.<br />

Desto wichtiger wird eine detaillierte Betrachtung allgemeiner, schwer beein-<br />

flussbarer Umweltentwicklungen im technologischen, soziokulturellen und politi-<br />

schen Unternehmensumfeld.<br />

1.1 Problemstellung<br />

Aufgrund <strong>der</strong> Globalisierung <strong>der</strong> Märkte und rasanter technologischer Ent-<br />

wicklungsschritte, werden die Zierpflanzen- und Baumschulunternehmen mit<br />

einem <strong>zu</strong>nehmend international ausgerichteten Wettbewerb konfrontiert. Der<br />

sich stetig ausweitende europäische Binnenmarkt bewirkt nicht nur einen <strong>zu</strong>-<br />

nehmenden Wettbewerbsdruck, son<strong>der</strong>n ebenso eine Zunahme an vernetzten<br />

ökonomischen Strukturen. Das hat ein Schwinden <strong>der</strong> bisher klaren Unterneh-


Einleitung 2<br />

mensgrenzen und zahlreiche Verän<strong>der</strong>ungen an den Schnittstellen zwischen<br />

Unternehmen und Märkten <strong>zu</strong>r Folge (PICOT, REICHWALD UND WIGAND 2001 S.<br />

75). Diese Entwicklung führt bei einem gleichzeitigen Wandel vom Verkäufer-<br />

<strong>zu</strong>m Käufermarkt <strong>zu</strong> einem <strong>zu</strong>nehmenden Wettbewerb zwischen Wertschöp-<br />

fungsketten (BOKELMANN 2000 S. 6). Die Erkenntnis, dass viele wettbewerbsfä-<br />

hige Einzelunternehmen noch lange kein wettbewerbsfähiges Absatzsystem<br />

ergeben, lässt den Wettbewerb auf einzelbetrieblicher Ebene in den Hinter-<br />

grund treten. Aus einer Optimierung <strong>der</strong> wertschöpfungskettenübergreifenden<br />

Aktivitäten lassen sich vielfältige Wettbewerbsvorteile erzielen. Es ist ein mög-<br />

lichst effizientes Zusammenspiel, <strong>der</strong> im gesamten Absatzsystem tätigen Akteu-<br />

re an<strong>zu</strong>streben.<br />

Die Wettbewerbssituation im deutschen Gartenbau wurde bisher nur punktu-<br />

ell bewertet. Eine <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> <strong>der</strong> Wertschöpfungskette für Zierpflan-<br />

zen- und Baumschulprodukte wurde <strong>zu</strong>m jetzigen Zeitpunkt noch nicht durchge-<br />

führt. Aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen Problematik, wird in dieser Arbeit die Wett-<br />

bewerbsfähigkeit <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte ana-<br />

lysiert.<br />

1.2 Zielset<strong>zu</strong>ng<br />

Ziel <strong>der</strong> Arbeit ist es, mögliche <strong>zu</strong>künftige Entwicklungen <strong>der</strong> Umwelt und die<br />

sich daraus ergebenden möglichen Wettbewerbsbedingungen auf den unter-<br />

schiedlichen Ebenen <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> auf<strong>zu</strong>zeigen. Für die Unternehmen soll<br />

somit eine bessere Informationsgrundlage, innerhalb <strong>der</strong> strategischen Ent-<br />

scheidungsprozesse, geliefert werden. Indem einzelne Akteure aller Lieferket-<br />

tenstufen befragt worden sind, sollen vor allem auch Informationen über die<br />

Ansprüche und Erfor<strong>der</strong>nisse <strong>der</strong> Marktpartner, für eine <strong>zu</strong>künftig verbesserte<br />

Zusammenarbeit, innerhalb <strong>der</strong> gesamten <strong>Lieferkette</strong> vermittelt werden. Daraus<br />

resultierend, sollen letztlich mögliche Chancen und Risiken für die Teilnehmer<br />

<strong>der</strong> Wertschöpfungskette für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte aufgezeigt<br />

werden.<br />

1.3 Untersuchungsdesign und Methodik<br />

Zu Beginn einer jeden Arbeit steht die nähere Charakterisierung des Unter-<br />

suchungsgegenstandes. Da dieser <strong>zu</strong>meist nie in seiner gesamten Komplexität


Einleitung 3<br />

abgebildet werden kann, muss eine Perspektive gewählt werden, aus <strong>der</strong> die<br />

relevanten <strong>zu</strong> untersuchenden Aspekte des Untersuchungsgegenstandes, ab-<br />

gestimmt auf die Fragestellung, ausgewählt werden (KROMREY 2002 S. 51).<br />

Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit stellt die Wettbewerbsfähigkeit einer<br />

Wertschöpfungskette dar. Es sollen die, sie bestimmenden Faktoren erforscht<br />

werden. Bisher besteht keine geschlossene Theorie <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbe-<br />

werbsfähigkeit ganzer Wertschöpfungsketten. Es existieren jedoch verschiede-<br />

ne Erklärungsansätze, die die Wettbewerbssituation einzelner Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> Nationen <strong>zu</strong> beschreiben versuchen (PORTER 1999 S. 33ff.; EBENDA 1999b<br />

S. 177ff.). Auf <strong>der</strong> Basis des Modells <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte von PORTER,<br />

werden wesentliche betriebswirtschaftliche Dimensionen <strong>der</strong> Wettbewerbsfä-<br />

higkeit in einer <strong>Lieferkette</strong> festgelegt und abgegrenzt. Damit können jedoch<br />

nicht alle relevanten Dimensionen <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit innerhalb einer<br />

Wertschöpfungskette erfasst werden. Soziale, die Interaktion betreffende Kom-<br />

ponenten werden nicht befriedigend berücksichtigt. Aus diesem Grund er-<br />

scheint eine ergänzende Betrachtung unter konflikttheoretischen Gesichtspunk-<br />

ten notwendig. Sie erst ermöglicht die Einbeziehung von Aspekten, die das Zu-<br />

sammenspiel <strong>der</strong> Akteure betreffen.<br />

Auf Grundlage dieser theoretischen Vorüberlegungen wird ein Analyserah-<br />

men entwickelt, <strong>der</strong> die relevanten betriebswirtschaftlichen und sozialen Dimen-<br />

sionen <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit erfasst. Als geeignete Untersuchungsmethode<br />

wurde die Expertenbefragung, mittels eines standardisierten Fragebogens, ge-<br />

wählt. Diese Vorgehensweise ermöglicht eine zeit- und kostensparende Befra-<br />

gung einer relativ großen Teilnehmerzahl.<br />

Die Expertenbefragung<br />

Als Experte gilt, wer über einen privilegierten Zugang <strong>zu</strong> Informationen über<br />

bestimmte Sachverhalte o<strong>der</strong> Personengruppen verfügt. Der Expertenstatus<br />

wird ausschließlich vom jeweiligen Forschungsinteresse, respektive <strong>der</strong> spezifi-<br />

schen Fragestellung, bestimmt und ist somit relativer Natur (MEUSER und NAGEL<br />

2002 S. 73). Die Befragung von Experten zielt auf <strong>der</strong>en exklusiven, schwer<br />

<strong>zu</strong>gänglichen Erfahrungen und Wissensbestände ab, über die sie, aufgrund<br />

ihrer ausgeübten Funktion, innerhalb eines organisatorischen und institutionel-<br />

len Rahmens, verfügen. Es können das Betriebswissen und das Kontextwissen


Einleitung 4<br />

unterschieden werden. Zu ihrem Betriebswissen werden Experten befragt,<br />

wenn sie selbst im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchung stehen und Informationen über<br />

ihr eigenes Aufgabengebiet liefern. Demgegenüber äußert sich ihr Kontextwis-<br />

sen in Einschät<strong>zu</strong>ngen <strong>der</strong> Verhaltensweisen einer bestimmten Zielgruppe, ü-<br />

ber die sie ein geson<strong>der</strong>tes Wissen verfügen (MEUSER und NAGEL 2002 S. 75).<br />

Das Forschungsinteresse <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit ist sowohl auf das Be-<br />

triebs- als auch auf das Kontextwissen <strong>der</strong> Experten gerichtet. Dies ergibt sich<br />

aus <strong>der</strong> absatzstufenübergreifenden Sichtweise, welche ein fundiertes und ex-<br />

klusives Wissen <strong>der</strong> Befragten, sowohl auf <strong>der</strong> eigenen, als auch auf den vor-<br />

und nachgelagerten Wertschöpfungsebenen erfor<strong>der</strong>t.<br />

Auswahl <strong>der</strong> Befragungsteilnehmer<br />

Die Auswahl <strong>der</strong> Experten spiegelt keine Grundgesamtheit wi<strong>der</strong>. Es wurde<br />

eine gezielte Auswahl <strong>der</strong> Befragten auf Grundlage ihres Expertenstatus vorge-<br />

nommen. An die ausgewählten Experten wurden, im September 2003, insge-<br />

samt 477 Fragebögen verschickt. Davon konnten 168 ausgefüllte Fragebögen<br />

ausgewertet werden. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 35%.<br />

Erstellung des Fragebogens<br />

Die Erstellung des Fragebogens erfolgte mit GrafStat, einer darauf speziali-<br />

sierten Software. Die Auswahl <strong>der</strong> Fragen orientierte sich an <strong>der</strong> vorangestell-<br />

ten Literaturrecherche und den theoretischen Vorüberlegungen. Des Weiteren<br />

nahmen die Ergebnisse eines Brainstormings unter den Mitarbeitern des Fach-<br />

gebietes Einfluss auf den Inhalt <strong>der</strong> Fragen. Der Aufbau des Fragebogens wur-<br />

de nach den Erkenntnissen <strong>der</strong> empirischen Sozialforschung ausgerichtet<br />

(KROMREY 2002 S. 359ff.; ATTESLANDER 2003 S. 160ff.). Es wurden geschlosse-<br />

ne Fragen nach dem Multiple-Choice-Prinzip gestellt, die anhand von Einschät-<br />

<strong>zu</strong>ngsskalen beantwortet werden mussten. Am Ende je<strong>der</strong> Frage konnten die<br />

Experten ergänzende Bemerkungen vornehmen. Somit konnte sowohl die the-<br />

matische Vergleichbarkeit <strong>der</strong> Daten als auch die Identifikation möglicher rele-<br />

vanter, aber nicht vorgegebener Antworten gewährleistet werden.<br />

Die Auswertung<br />

Die Befragung erhebt nicht den Anspruch <strong>der</strong> Repräsentativität. Die erhobe-<br />

nen Daten wurden mittels Microsoft Excel und <strong>der</strong> statistischen Software SPSS<br />

ausgewertet. Es wurden Häufigkeitsverteilungen und Kreuztabellierungen er-


Einleitung 5<br />

stellt. Mit letzterer lässt sich ein eventueller Zusammenhang zwischen Variablen<br />

feststellen (BACKHAUS, ERICHSON, PLINKE ET AL. 2000 S. 226). Somit konnte <strong>der</strong><br />

Einfluss <strong>der</strong> Absatzstufen<strong>zu</strong>gehörigkeit auf die Einschät<strong>zu</strong>ng bestimmter Wett-<br />

bewerbsindikatoren untersucht werden. Auftretende Zusammenhänge wurden,<br />

anhand eines Chiquadrat-Tests, auf die Zufälligkeit ihrer Verteilung überprüft.<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Ergebnisse erfolgt in Histogrammen.<br />

Die Ergebnisse werden in Kapitel 4 wie<strong>der</strong>gegeben und diskutiert. Ihre Aus-<br />

sagekraft, bezüglich <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit, kann jedoch ausschließlich in<br />

Verbindung <strong>der</strong> ausgewählten untersuchten Einflussfaktoren beurteilt werden.<br />

1.4 Aufbau <strong>der</strong> Arbeit<br />

Einleitend werden in Kapitel 2 die Akteure <strong>der</strong> Absatzstufen in <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong><br />

für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte sowie ihre jeweilige <strong>der</strong>zeitige Markt-<br />

situation dargestellt. Dies bildet eine wesentliche Grundlage für die weitere<br />

Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong> erwartenden Wettbewerbsbedingungen innerhalb<br />

<strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong>.<br />

Im nächsten Schritt (Kapitel 3) erfolgt die Entwicklung des, <strong>der</strong> Arbeit<br />

<strong>zu</strong>grundeliegenden, Analyserahmens. Da<strong>zu</strong> wird, nach einer vorangestellten<br />

Beschreibung des Begriffes <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit, <strong>zu</strong>nächst das Modell <strong>der</strong><br />

fünf Wettbewerbskräfte von PORTER erläutert. Nachdem dessen Möglichkeiten<br />

und Grenzen aufgezeigt wurden, erfolgt eine kurze Darstellung wesentlicher<br />

verhaltenswissenschaftlicher Erkenntnisse <strong>zu</strong>r Konflikttheorie in Absatzsyste-<br />

men, an <strong>der</strong>en Ende die horizontale und vertikale Kooperation als mögliche<br />

Konfliktbehandlungsstrategie, unter Betrachtung des Transaktionskostenansat-<br />

zes, dargestellt wird. Letztlich wird, unter Zusammenführung bei<strong>der</strong> <strong>zu</strong>vor erläu-<br />

terten Erklärungsansätze, <strong>der</strong> Analyserahmen dieser Arbeit abgeleitet.<br />

Im Kapitel 4 werden, aufbauend auf den Erkenntnissen <strong>der</strong> vorangegange-<br />

nen Kapitel, die empirisch analysierten Tendenzen <strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong> erwarten-<br />

den Wettbewerbsbedingungen in <strong>der</strong> globalen Umwelt sowie auf den einzelnen<br />

Ebenen <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte diskutiert.<br />

Darüber hinaus wird abschließend auf den Bedarf sowie notwendige Voraus-<br />

set<strong>zu</strong>ngen von Kooperationen, als mögliche Reaktion auf die identifizierten ver-<br />

än<strong>der</strong>ten Beschaffungsanfor<strong>der</strong>ungen, eingegangen.


Einleitung 6<br />

Den Abschluß <strong>der</strong> Arbeit bildet das Kapitel 5, welches wesentliche Erkennt-<br />

nisse <strong>der</strong> Untersuchung nochmals <strong>zu</strong>sammenfasst und darauf aufbauend einen<br />

kurzen Ausblick <strong>zu</strong>r <strong>zu</strong>künftigen Situation <strong>der</strong> Unternehmen im Zierpflanzen-<br />

und Baumschulsektor bietet.


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 7<br />

2 Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukte<br />

Der Markt von Zierpflanzen und Gehölzen hat ein Volumen von ca. 8,1 Mrd.<br />

Euro auf <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe. Forstpflanzen und Erträge aus Dienstleistun-<br />

gen sind darin nicht enthalten. Schnittblumen wiesen im Jahr 2000 einen<br />

Marktanteil von fast 40% des Gesamtumsatzes auf. Weitere wichtige Produkt-<br />

gruppen waren Beet- und Balkonpflanzen sowie Zimmerpflanzen mit jeweils<br />

21% Marktanteil. Auf Obst- und Ziergehölze entfielen 16% des Gesamtumsat-<br />

zes. Die Gruppe <strong>der</strong> Stauden floß mit einem Anteil von 3,5% in den Gesamt-<br />

markt <strong>der</strong> Zierpflanzen und –gehölze ein (KRÄMER 2002 S. 7).<br />

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Schnittblumen, Topfpflanzen, Stauden sowie<br />

Obst- und Ziergehölzen hat sich in den letzten Jahren sehr positiv entwickelt. Er<br />

steigerte sich von 66 Euro im Jahr 1980 auf 100 Euro im Jahr 2000. Dabei kam<br />

es vor allem im Segment <strong>der</strong> Topfpflanzen sowie bei den Obst- und Ziergehöl-<br />

zen <strong>zu</strong> einer Verdopplung des Pro-Kopf-Verbrauchs, die jedoch inflationsberei-<br />

nigt geringer ausfiel. Rückläufige Pro-Kopf-Ausgaben seit 1990 weist dahinge-<br />

gen das Segment <strong>der</strong> Schnittblumen auf (EBENDA 2002 S. 6; GOLDSCHMIDT, LUX<br />

2002 S. 9).<br />

Im Baumschulsektor verringerte sich <strong>der</strong> Erzeugerpreisindex im Wirtschafts-<br />

jahr 2002/03 um 1,5% gegenüber dem Vorjahr. Dagegen stieg er im Marktseg-<br />

ment <strong>der</strong> Schnittblumen und Topfpflanzen um 4,1% an (BMVEL 2002 S. 41).<br />

Bezogen auf den Gesamtmarkt Zierpflanzen und Gehölze, beträgt <strong>der</strong><br />

Selbstversorgungsgrad 46 %. Der Selbstversorgungsgrad drückt den Anteil <strong>der</strong><br />

deutschen Produktion, bezogen auf das Inlandsangebot, aus. Er ist in den letz-<br />

ten zwanzig Jahren stetig gesunken, beträgt jedoch im Obst- und Ziergehölze-<br />

segment noch 88% und in <strong>der</strong> Staudenproduktion 75%. Am Niedrigsten fällt er,<br />

mit 18%, im Schnittblumenbereich aus (NIEHUES, LUX 2001 S. 12).<br />

2.1 Überblick über den Markt für Schnittblumen und Topfpflanzen<br />

Das Marktvolumen von Schnittblumen und Topfpflanzen beträgt auf <strong>der</strong> Er-<br />

zeugerstufe ca. 2.850 Mio. Euro. Aufgrund <strong>der</strong> jeweils vom Großhandel und<br />

Einzelhandel realisierten Handelsspannen, fällt das Marktvolumen auf diesen


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 8<br />

Absatzstufen entsprechend höher aus. Der relative Anteil <strong>der</strong> Schnittblumen<br />

sank, in den letzten zwanzig Jahren, auf unter 50%, <strong>zu</strong>gunsten des Anteils an<br />

Topfpflanzen (NIEHUES, LUX 2001 S. 18).<br />

2.1.1 Die Situation <strong>der</strong> Erzeuger<br />

Im Jahr 2000 produzierten 11.197 Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe in<br />

Deutschland Schnittblumen und Topfpflanzen. Gegenüber 1996 sank die Be-<br />

triebszahl um 15,1%. Es wird ein weiterhin langfristig rückläufiger Trend in die-<br />

sem Bereich prognostiziert. Die Grundfläche für die Produktion von Blumen und<br />

Zierpflanzen auf dem Freiland nahm, gegenüber dem Jahr 1996, um ca. 1,4%<br />

<strong>zu</strong>. Dagegen sank die Grundfläche an Unterglasanlagen, im selben Zeitraum,<br />

um ca. 2,6%. Es wird jedoch, für beide Flächen von einem langfristig rückläufi-<br />

gen Trend ausgegangen (EBENDA 2001 S. 58f.).<br />

Die relativ stärkere Abnahme <strong>der</strong> Betriebsanzahl, gegenüber <strong>der</strong> nur gering-<br />

fügig verän<strong>der</strong>ten Grundfläche, deutet eine verstärkte Tendenz <strong>zu</strong> größeren<br />

Betrieben im Zierpflanzenbau an. So stieg die durchschnittliche Unterglasfläche<br />

je Betrieb von 1992 bis 2000 um 24% und die durchschnittliche Freilandfläche<br />

je Betrieb um 17%. Sowohl im Freiland als auch im Unterglasanbau konnten in<br />

den vergangenen Jahren Flächenproduktivitätssteigerungen verzeichnet wer-<br />

den (EBENDA 2001 S. 62ff.).<br />

Schnittblumen und Topfpflanzen erreichten im Jahr 2000 ein Marktvolumen<br />

von ca. 2,9 Mrd. Euro <strong>zu</strong> Erzeugerabgabenpreisen. Von diesem Inlandsangebot<br />

wurden 49% mit Schnittblumen erzielt. Jeweils 25% des Inlandsangebotes ent-<br />

fielen, im Jahr 2000, auf Beet- und Balkonpflanzen sowie Zimmerpflanzen. Die<br />

in Deutschland produzierten Zierpflanzen erreichen insgesamt ein Marktvolu-<br />

men von ca. 1,2 Mrd. Euro <strong>zu</strong> Erzeugerabgabenpreisen. Davon entfallen ca.<br />

300 Mio. Euro auf die Schnittblumenproduktion und 900 Mio. Euro auf die Topf-<br />

pflanzenproduktion. Letztere setzt sich aus einem Marktvolumen von 530 Mio.<br />

Euro für Beet- und Balkonpflanzen und 360 Mio. Euro für Zimmerpflanzen <strong>zu</strong>-<br />

sammen. Somit wurden im Jahr 2000 lediglich 36% des Inlandsangebotes an<br />

Zierpflanzen in Deutschland produziert. Wobei <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> deutschen Produk-<br />

tion an Schnittblumen, mit 18%, beson<strong>der</strong>s gering ausfiel. Im Segment <strong>der</strong><br />

Zimmerpflanzen und Beet- und Balkonpflanzen lag dieser Anteil, mit jeweils<br />

43% und 64%, deutlich höher (EBENDA 2001 S. 19f.).


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 9<br />

2.1.2 Die Akteure <strong>der</strong> Großhandelsstufe<br />

Diese Absatzstufe wird im Wesentlichen von dem sogenannten Fachgroß-<br />

handel und dem Sortimentsgroßhandel bestimmt. Zu den weiteren Akteuren<br />

dieser Stufe zählen <strong>der</strong> direktimportierende Einzelhandel, die Selbstabholer<br />

sowie die direkt absetzenden Erzeugerbetriebe. Zum Fachgroßhandel zählen<br />

Erzeugerabsatzorganisationen, private eigenständige Großhändler ohne eigene<br />

Produktion sowie Erzeuger, die Großhandelsfunktionen übernehmen. Der<br />

Fachgroßhandel nutzt vor allem Absatzformen, wie den Telefon- und Fahrver-<br />

kauf, Abholmärkte und Blumengroßmärkte, um seine Waren <strong>zu</strong> handeln. Unter<br />

dem Sortimentsgroßhandel werden die Einkaufszentralen des Sortimentsein-<br />

zelhandels und <strong>der</strong> Baumärkte <strong>zu</strong>sammengefasst. Sie beziehen die Ware für<br />

den jeweiligen Sortimentseinzelhandel direkt von den Erzeugerabsatzorganisa-<br />

tionen o<strong>der</strong> Großhändlern.<br />

Die Abbildung 1 stellt die Absatzwege deutscher Schnittblumen und Zier-<br />

pflanzen auf <strong>der</strong> Ebene des Großhandels dar.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

28% 28% 28%<br />

8% 9%<br />

17%<br />

15%<br />

24%<br />

8%<br />

Abb. 1: Absatzform deutscher Zierpflanzen auf Großhandelsstufe (Angaben in %) 1 .<br />

1 Quelle: NIEHUES, LUX 2001 S. 26<br />

12%<br />

19%<br />

23%<br />

9%<br />

5%<br />

34%<br />

3%<br />

28%<br />

Gesamtmarkt Topfpflanzen Schnittblumen<br />

2%<br />

Direktabsatz <strong>der</strong> Erzeuger<br />

Selbstabholer des EH<br />

Blumengroßmarkt<br />

Abholmarkt<br />

Versteigerung, Telefon- und Fahrverkauf<br />

Sortimentsgroßhandel


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 10<br />

Die Mehrheit des Marktvolumens, von im Inland produzierten Schnittblumen<br />

auf Großhandelsstufe, wurde im Jahr 2000 vom Fachgroßhandel abgesetzt.<br />

Wobei die Absatzform des Blumengroßmarktes hier den Schwerpunkt bildete<br />

(Abb. 1). Versteigerungen, Fahr- und Telefonverkäufe erzielten einen Marktan-<br />

teil von 28%. Ein ebenso hoher Marktanteil an Schnittblumen wurde direkt von<br />

den inländischen Erzeugern abgesetzt. Der Sortimentsgroßhandel, Selbstabho-<br />

ler des Einzelhandels, aber auch Cash-and-Carry Märkte spielten in <strong>der</strong> Ver-<br />

marktung inländisch erzeugter Schnittblumen lediglich eine untergeordnete Rol-<br />

le.<br />

Im Segment <strong>der</strong> Topfpflanzen verän<strong>der</strong>t sich dieses Bild. Zwar wurde auch<br />

hier <strong>der</strong> Großteil des Marktvolumens, <strong>der</strong> inländisch produzierten Topfpflanzen,<br />

durch den Fachgroßhandel abgesetzt. Innerhalb dessen überwog jedoch <strong>der</strong><br />

Absatz über Versteigerungen, Telefon- und Fahrverkauf (Abb. 1). Die nächst<br />

bedeutende Absatzform stellten die Abholmärkte dar, gegenüber ihrer geringen<br />

Bedeutung im Schnittblumensegment. Der Blumengroßmarkt konnte lediglich<br />

einen Marktanteil von 12% am Gesamtmarktvolumen absetzen. Die <strong>zu</strong>vor er-<br />

wähnte Bedeutungsabnahme <strong>der</strong> Schnittblumen, <strong>zu</strong>gunsten einer Bedeutungs-<br />

<strong>zu</strong>nahme <strong>der</strong> Topfpflanzen, unterstreicht die <strong>zu</strong>künftige Situation des Blumen-<br />

großmarktes <strong>zu</strong>sätzlich. Ein Marktanteil von 28% wurde von den deutschen Er-<br />

zeugern direkt abgesetzt. Dieser Anteil ist ähnlich hoch wie im Schnittblumen-<br />

segment.<br />

In den letzten Jahren hat <strong>der</strong> Direktabsatz <strong>der</strong> Erzeuger an private End-<br />

verbraucher jedoch an Bedeutung verloren. Im Bereich, <strong>der</strong> in Deutschland<br />

produzierten Topfpflanzen, wurden jeweils 9% des Gesamtmarktvolumens vom<br />

Sortimentsgroßhandel bzw. von den Selbstabholern des Einzelhandels umge-<br />

setzt. Somit liegt ihr Anteil deutlich höher als bei den Schnittblumen. Insgesamt<br />

betrachtet, verliert <strong>der</strong> Sortimentsgroßhandel jedoch, gegenüber des direkt im-<br />

portierenden Einzelhandels bzw. dessen Be<strong>zu</strong>gs über den Fachgroßhandel, an<br />

Bedeutung. Innerhalb des Fachgroßhandels verlieren die traditionellen Blumen-<br />

großmärkte seit 1990, <strong>zu</strong>gunsten <strong>der</strong> Versteigerungen, Telefonverkäufe sowie<br />

<strong>der</strong> Abholmärkte, Marktanteile (NIEHUES, LUX 2001 S. 29; GOLDSCHMIDT, LUX<br />

2002 S. 8).


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 11<br />

Die Direktimporte durch den Einzelhandel sind, von 1990-2000, stark ange-<br />

stiegen, ermöglichen sie doch einen günstigeren Einkauf. Auch die Direktimpor-<br />

te des Sortimentseinzelhandels bzw. dessen Wareneinkauf über den Fach-<br />

großhandel sind, in Relation <strong>zu</strong>m Umsatz des Sortimentsgroßhandels, deutlich<br />

stärker gestiegen, so dass letzterer relativ an Bedeutung verloren hat (NIEHUES,<br />

LUX 2001 S. 29).<br />

2.1.3 Die Bedeutung des Einzelhandels<br />

Die Einzelhandelsstufe wird im Wesentlichen durch den Facheinzelhandel<br />

und den Sortimentseinzelhandel bestimmt. Zum Facheinzelhandel zählen Blu-<br />

menfachgeschäfte, Einzelhandelsgärtnereien, Gartencenter, Einzelhandels-<br />

baumschulen sowie <strong>der</strong> Markt- und Straßenhandel. Der Sortimentseinzelhandel<br />

unterglie<strong>der</strong>t sich dahingegen in den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und Bau-<br />

marktketten. Die Abbildung 2 gibt die Absatzstruktur von Schnittblumen und<br />

Topfpflanzen auf <strong>der</strong> Ebene des Einzelhandels wie<strong>der</strong>.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

3% 3%<br />

10%<br />

4%<br />

7%<br />

9%<br />

16%<br />

52%<br />

Abb. 2: Absatzform von Zierpflanzen auf Einzelhandelsstufe (Angaben in %) 2 .<br />

Der Facheinzelhandel setzte, im Jahr 2000, ca. 90% des Gesamtmarktvolu-<br />

mens von Schnittblumen auf <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe um. Davon entfiel <strong>der</strong><br />

2 Quelle: NIEHUES, LUX 2001 S. 30<br />

13%<br />

7%<br />

6%<br />

14%<br />

21%<br />

35%<br />

Gesamtmarkt Topfpflanzen Schnittblumen<br />

2%<br />

8%<br />

8%<br />

3%<br />

10%<br />

69%<br />

0%<br />

Großabnehmer / an<strong>der</strong>e<br />

LEH<br />

Baumarkt<br />

Markt- / Strassenhandel<br />

Gartencenter<br />

Gärtnerei<br />

Blumenfachgeschäft


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 12<br />

Hauptanteil auf die Blumenfachgeschäfte. Einzelhandelsgärtnereien erzielten<br />

einen Marktanteil von 10%. Gartencenter nahmen, mit einem Marktanteil von<br />

3%, lediglich einen geringen Stellenwert im Schnittblumensegment ein. Inner-<br />

halb des Sortimentseinzelhandels konnte sich lediglich <strong>der</strong> LEH Marktanteile<br />

sichern. Baumärkte nahmen am Handel mit Schnittblumen nicht teil (Abb. 2).<br />

Der Facheinzelhandel erzielte ebenso im Bereich <strong>der</strong> Topfpflanzen den<br />

Hauptanteil des Gesamtumsatzes. Dort lag <strong>der</strong> Marktanteil <strong>der</strong> Einzelhandels-<br />

gärtnereien jedoch deutlich höher, auch wenn die Blumenfachgeschäfte, mit<br />

35%, den größten Anteil am Gesamtmarktvolumen verzeichneten. Auch Gar-<br />

tencenter erzielen mit Topfpflanzen einen deutlich höheren Umsatzanteil als mit<br />

Schnittblumen. Der Sortimentseinzelhandel hält im Handel mit Topfpflanzen<br />

einen Marktanteil von 20%. Wobei <strong>der</strong> LEH einen etwa doppelt so hohen Um-<br />

satz wie die Baumärkte erzielte (Abb. 2).<br />

Jedoch konnten die Baumarktketten in den vergangenen Jahren Marktanteile<br />

hin<strong>zu</strong>gewinnen (BMVEL 2002 S. 29). Somit nimmt <strong>der</strong> Sortimentseinzelhandel<br />

im Topfpflanzensegment einen höheren Stellenwert als im Handel mit Schnitt-<br />

blumen ein. Die <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong> erwartende Bedeutungs<strong>zu</strong>nahme <strong>der</strong> Topfpflanzen<br />

wird die Position des Sortimentseinzelhandels möglicherweise weiter stärken.<br />

Der Handel mit Schnittblumen setzt sich jedoch <strong>zu</strong> einem großen Teil aus im-<br />

portierter Ware <strong>zu</strong>sammen, wobei vor allem im Sortimentseinzelhandel über-<br />

wiegend (96%) ausländisch erzeugte Schnittblumen abgesetzt werden. Dies<br />

sieht im Absatz von Topfpflanzen an<strong>der</strong>s aus. Dort setzt <strong>der</strong> Facheinzelhandel,<br />

<strong>zu</strong> ca. 50%, inländisch produzierte Topfpflanzen ab. Mit 40% am Gesamtum-<br />

satz liegt <strong>der</strong> Anteil deutscher Topfpflanzen auch im Sortimentseinzelhandel<br />

deutlich höher (NIEHUES, LUX 2001 S. 31f.).<br />

2.2 Überblick über den Markt für Obst- und Ziergehölze<br />

Das Marktvolumen von Obst- und Ziergehölzen belief sich, im Jahr 2000, auf<br />

780 Mio. Euro <strong>zu</strong> Großhandelsabgabenpreisen. Die Inlandsproduktion betrug,<br />

ohne Berücksichtigung <strong>der</strong> Forstgehölzproduktion, ca. 685 Mio. Euro auf <strong>der</strong><br />

Großhandelsstufe. Somit setzt sich das Gesamtangebot, aus 80% deutscher<br />

Erzeugung und 20% Importware, <strong>zu</strong>sammen (NIEHUES, LUX 2001 S. 44).


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 13<br />

Betrachtet man das Absatzsystem für Obst- und Ziergehölze, fällt auf, dass<br />

die Baumschulen, in jeweils unterschiedlicher Betriebstypenausprägung, auf<br />

je<strong>der</strong> Handelsstufe eine bedeutende Position einnehmen. Es können, aufgrund<br />

einer unterschiedlichen Be<strong>zu</strong>gs- und Absatzstruktur, innerhalb <strong>der</strong> Baumschu-<br />

len folgende Betriebstypen unterschieden werden (EBENDA 2001 S. 43f.):<br />

� Die Produktionsbaumschulen sind überwiegend auf die Produktion von<br />

Baumschulware konzentriert. Sie setzen diese vor allem an Wie<strong>der</strong>verkäufer<br />

ab.<br />

� Großhandelsbaumschulen wie<strong>der</strong>um konzentrieren sich auf den Handel<br />

mit Baumschulware. Eine Eigenproduktion findet bei ihnen nur in geringem<br />

Umfang statt.<br />

� Einzelhandelsbaumschulen zeichnen sich dadurch aus, dass sie ihre,<br />

<strong>zu</strong>m Teil selbst produzierte Ware, überwiegend an den privaten End-<br />

verbraucher absetzen. Ihre Umsatzstruktur ist, im Vergleich <strong>zu</strong> den an<strong>der</strong>en<br />

Betriebstypen, sehr breit gefächert. So setzt sich ihr Umsatz aus <strong>der</strong> Pro-<br />

duktion von Pflanzen, dem Handel mit diesen sowie dem Handel mit Zube-<br />

hör und dem Anbieten von Dienstleistungen <strong>zu</strong>sammen.<br />

2.2.1 Die Situation <strong>der</strong> Erzeuger<br />

Im Jahr 2000 waren 3.779 Haupt- und Nebenerwerbsbetriebe im Obst- und<br />

Ziergehölzmarkt tätig. Ein Vergleich mit dem Jahr 1996 zeigt, dass die Be-<br />

triebsanzahl seitdem um ca. 7,9% gesunken ist (EBENDA 2001 S. 65). Auch die<br />

Baumschulfläche hat sich in diesem Zeitraum um ca. 8,6% verringert. Die Flä-<br />

chenproduktivität ist jedoch gestiegen, was vor allem auf eine stark <strong>zu</strong>nehmen-<br />

de Containerwarenproduktion, sowie auf die Tendenz <strong>zu</strong> kleineren Pflanzen<br />

und Gärten und eine demnach bedingte Abnahme <strong>der</strong> Alleebaumproduktion<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist. Somit beträgt die durchschnittliche Betriebsgröße, seit 1996<br />

unverän<strong>der</strong>t, ca. 6,53 ha (EBENDA 2001 S. 67ff.).<br />

Die in Deutschland produzierten Obst- und Ziergehölze erzielen ein Volumen<br />

von ca. 680 Mio. Euro <strong>zu</strong> Großhandelsabgabepreisen. Der überwiegende Teil<br />

dieser Ware wird von den Produktionsbaumschulen erzeugt (EBENDA 2001 S.<br />

44). Diese setzen jedoch lediglich knapp ein Drittel ihres Umsatzes an die


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 14<br />

Großhandelsbaumschulen, sprich also, den Großhandel selbst ab. Diese Tat-<br />

sache deutet bereits ihre weitreichende Funktion auf allen Handelsebenen an.<br />

2.2.2 Die Akteure <strong>der</strong> Großhandelsstufe<br />

Auffallend im Obst- und Ziergehölzmarkt ist, dass sich dort kein spezialisier-<br />

ter Fachgroßhandel o<strong>der</strong> Sortimentsgroßhandel entwickelt hat, wie dies im<br />

Blumen- und Zierpflanzensegment <strong>der</strong> Fall ist. Die Großhandelsebene wird<br />

ganz wesentlich von den verschiedenen Baumschulbetriebstypen selbst ge-<br />

prägt.<br />

Einzelhandelsbaumschulen Produktionsbaumschulen Großhandelsbaumschulen Absatzorganisationen, Blumengroßmärkte, Abholmärkte<br />

25%<br />

Abb. 3: Absatzform deutscher Obst- und Ziergehölze auf Großhandelsstufe (Angaben<br />

in %) 3 .<br />

So wurde im Jahr 2000 <strong>der</strong> überwiegende Teil (40%) des inländisch erzeug-<br />

ten Marktvolumens von den Erzeugern selbst, den Produktionsbaumschulen<br />

abgesetzt (Abb. 3). Dabei setzten sie den Hauptteil ihrer Ware an die Einzel-<br />

handelsbaumschulen und Gartencenter ab. Eine weitere wichtige Kundengrup-<br />

pe stellte <strong>der</strong> Galabau, mit einem Absatzanteil von 18%, dar. Wie bereits erläu-<br />

tert, belieferten die Produktionsbaumschulen, mit einem Anteil von 31% ihres<br />

Umsatzes, ihre eigenen Konkurrenten, die Großhandelsbaumschulen auf dieser<br />

Stufe (Abb. 4).<br />

3 Quelle: Eigene Abbildung<br />

10%<br />

40%<br />

23%


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 15<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

4%<br />

31%<br />

18%<br />

6%<br />

33%<br />

8%<br />

Abb. 4: Absatzwege <strong>der</strong> Baumschulen bei Obst- und Ziergehölzen (Angaben in %) 4 .<br />

Die Großhandelsbaumschulen erzielten einen Umsatzanteil von 25% des<br />

Marktvolumens (Abb. 3). Mit einem Umsatzvolumen von ca. 270 Mio. Euro, sind<br />

sie <strong>der</strong> zweitwichtigste Akteur auf dieser Handelsstufe. Den Hauptteil ihrer Wa-<br />

re setzten sie an den Einzelhandel, im Wesentlichen den Sortimentseinzelhan-<br />

del wie den LEH und Baumärkte, ab (NIEHUES, LUX 2001 S. 51). Eine weitere<br />

bedeutende Kundengruppe stellten die Galabaubetriebe dar. Sie bezogen 38%<br />

des Umsatzes <strong>der</strong> Großhandelsbaumschulen, welche somit als wichtigste Be-<br />

<strong>zu</strong>gsquelle des Galabaus identifiziert werden konnte (Abb. 4).<br />

Die Einzelhandelsbaumschulen erreichten einen Umsatzanteil, von 23%, am<br />

Gesamtmarktvolumen (Abb. 3). Auf <strong>der</strong> Großhandelsstufe setzten sie 74% ihres<br />

Umsatzvolumens an private Endverbraucher ab. Weitere 17% vermarkteten sie<br />

an den Galabau und ca. 6% an an<strong>der</strong>e Einzelhandelsbaumschulen (Abb. 4).<br />

Es wird deutlich, dass <strong>der</strong> Absatz <strong>der</strong> inländisch produzierten Baumschulwa-<br />

re auf <strong>der</strong> Großhandelsstufe fest in Hand <strong>der</strong> Baumschulbetriebe liegt. Direktim-<br />

porte durch Großabnehmer o<strong>der</strong> den Sortimentseinzelhandel (LEH, Baumärkte)<br />

spielten beim Absatz deutscher Obst- und Ziergehölze keine Rolle. Lediglich<br />

4 Quelle: NIEHUES, LUX 2001 S. 51<br />

2%<br />

38%<br />

3%<br />

44%<br />

9%<br />

4%<br />

1% 1%<br />

Produktions-baumschulen Großhandels-baumschulen Einzelhandels-baumschulen<br />

17%<br />

1%<br />

6%<br />

74%<br />

Export<br />

Großhandel<br />

Galabau<br />

an Großabnehmer absetzende Baumschulen<br />

Einzelhandel<br />

Endverbraucher


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 16<br />

10% <strong>der</strong> importierten Baumschulware wurde von diesen Akteuren direkt impor-<br />

tiert (EBENDA 2001 S. 45).<br />

2.2.3 Die Bedeutung des Einzelhandels<br />

Auf dieser Ebene muss man zwischen den Marktanteilen <strong>zu</strong> Großhandelsab-<br />

gabepreisen und denen <strong>zu</strong> Einzelhandelsabgabepreisen unterscheiden.<br />

Auf Basis <strong>der</strong> Großhandelsabgabepreise nahm <strong>der</strong> Garten- und Land-<br />

schaftsbau (Galabau), mit einem Marktanteil von 30%, die wichtigste Position<br />

auf <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe ein. Gartencenter setzten 20% des Marktvolumens<br />

um. Einzelhandelsbaumschulen sowie <strong>der</strong> Sortimentseinzelhandel, <strong>der</strong> den<br />

LEH und die Baumärkte umfasst, hielten jeweils 18% des Umsatzvolumens auf<br />

Einzelhandelsstufe (NIEHUES, LUX 2001 S. 47).<br />

Betrachtet man jedoch die Marktanteile, <strong>der</strong> jeweiligen Absatzakteure <strong>zu</strong> Ein-<br />

zelhandelsabgabepreisen, ergibt sich, aufgrund <strong>der</strong> von den einzelnen Akteuren<br />

unterschiedlich hohen erzielten Einzelhandelsspannen, ein an<strong>der</strong>es Bild.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

1%<br />

16%<br />

22%<br />

26%<br />

35%<br />

0% 7%<br />

14%<br />

29%<br />

50%<br />

Abb. 5: Absatzform von Obst- und Ziergehölzen auf Einzelhandelsstufe (Angaben in<br />

%) 5 .<br />

5 Quelle: NIEHUES, LUX 2001 S. 48<br />

0% 3%<br />

31%<br />

50%<br />

17%<br />

24%<br />

21%<br />

22%<br />

33%<br />

100%<br />

Insgesamt Öffentliche Hand Gewerbe/ Industrie Private Verbraucher Erwerbs-obstbau<br />

Direktimport durch GV<br />

Baumarkt/LEH<br />

Gartencenter/sonstiger FEH<br />

Galabau<br />

Baumschulen


Darstellung <strong>der</strong> Akteure im Absatzsystem Zierflanzen- und Baumschulprodukte 17<br />

Hiernach waren die Baumschulen, im Allgemeinen mit einem Marktanteil von<br />

ca. 35%, die bedeutendsten Anbieter auf Einzelhandelsstufe (Abb. 5). Vor allem<br />

die Einzelhandelsbaumschulen setzten 74% ihres Umsatzes hauptsächlich an<br />

den privaten Endverbraucher ab.<br />

Produktions- und Großhandelsbaumschulen handelten lediglich Ware im<br />

Wert von 8% bzw. 9% ihres Umsatzanteiles an den Endverbraucher (Abb. 4).<br />

Zu diesen zählten in erster Linie die öffentliche Hand, Gewerbe und Industrie<br />

sowie <strong>der</strong> Erwerbsobstbau. Zweitwichtigste Anbieter auf <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe<br />

waren <strong>der</strong> Galabau sowie die Gartencenter und <strong>der</strong> sonstige Facheinzelhandel<br />

(z.B. Blumenfachgeschäfte, Friedhofs- und Einzelhandelsgärtnereien) mit 26%<br />

bzw. 22% des Gesamtmarktvolumens (Abb. 5). Der Sortimentseinzelhandel<br />

erzielte, aufgrund seiner durchschnittlich geringer ausfallenden Einzelhandels-<br />

spannen, einen Marktanteil von 16%. Diesen setzten die Baumärkte und <strong>der</strong><br />

LEH ausschließlich an den privaten Endverbraucher ab. Der Sortimentseinzel-<br />

handel trat somit in direkte Konkurrenz <strong>zu</strong> den zahlreichen Einzelhandelsbaum-<br />

schulen.


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 18<br />

3 Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wett-<br />

bewerbsfähigkeit<br />

Die voranschreitende Liberalisierung des Weltmarkthandels und <strong>der</strong> <strong>zu</strong>neh-<br />

mende Wettbewerbsdruck, in einem sich stetig vergrößernden europäischen<br />

Binnenmarkt, lassen den Erhalt und die Verbesserung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähig-<br />

keit <strong>zu</strong> einem wesentlichen ökonomischen Ziel werden. Die <strong>zu</strong>nehmend kom-<br />

plexer und dynamischer verlaufende Entwicklung <strong>der</strong> Umwelt unterstützt die<br />

Bedeutung wettbewerbsrelevanter Fragen <strong>zu</strong>sätzlich. Ein Unternehmen muss<br />

die Entwicklung seiner relevanten Umwelt frühzeitig erkennen und flexibel dar-<br />

auf reagieren, um sein erfolgreiches und langfristiges Fortbestehen am Markt<br />

<strong>zu</strong> gewährleisten.<br />

Die hohe praktische Relevanz und Notwendigkeit <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

bewirkt eine verstärkte wissenschaftliche Betrachtung dieses Phänomens. Zur<br />

Zeit existiert jedoch we<strong>der</strong> ein geschlossenes Begriffskonzept, noch ein einheit-<br />

licher Ansatz <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit (BOKELMANN 2000a S. 51).<br />

Studien <strong>zu</strong>r Bewertung <strong>der</strong> Wettbewerbssituation im Gartenbau umfassen meist<br />

Einzelunternehmen auf <strong>der</strong> Produktionsebene o<strong>der</strong> Län<strong>der</strong>vergleiche innerhalb<br />

bestimmter Produktionsbereiche (BITSCH und KLINGELHÖFER 1993; POOT und<br />

NIENHUIS 2001; JACOBSEN und ROTHENBURGER 2004). Eine wertschöpfungsstu-<br />

fenübergreifende <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> wurde bisher nicht durchgeführt. Dies<br />

erfor<strong>der</strong>t die Entwicklung eines geeigneten passenden Analyserahmens.<br />

3.1 Definition <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit ist ein äußerst vielschichtiger und komplexer For-<br />

schungsgegenstand. Dieser Umstand erschwert eine einheitliche Definition des<br />

Begriffes. Oftmals erfolgt eine nähere Umschreibung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

anhand von sie beeinflussenden Bestimmungsfaktoren und möglichen Mess-<br />

größen.<br />

Trotz aller Schwierigkeiten wurden folgende Definitionsversuche vorgenom-<br />

men. MARTIN ET AL. (1991 S. 1456) bezeichnen Wettbewerbsfähigkeit als die<br />

nachhaltige Fähigkeit eines Unternehmens o<strong>der</strong> eines Sektors, gewinnbringend<br />

Marktanteile <strong>zu</strong> erzielen bzw. <strong>zu</strong> sichern. Dies beinhaltet wie<strong>der</strong>um die Fähig-<br />

keit einer Branche o<strong>der</strong> eines Unternehmens, Güter auf Märkten <strong>zu</strong> verkaufen


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 19<br />

und flexibel auf Än<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Marktsituation <strong>zu</strong> reagieren (BANSE ET AL. 1999<br />

S. 304). Dies verdeutlicht, dass es sich bei <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit um einen<br />

<strong>zu</strong>künftig ausgerichteten dynamischen Prozess handelt.<br />

3.2 Einflussgrößen auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

Der Themenkomplex <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit kann durch zahlreiche, sich<br />

gegenseitig beeinflussende Bestimmungsfaktoren charakterisiert werden. Die<br />

Stärke ihrer Einflussnahme variiert in Abhängigkeit des Untersuchungsgegens-<br />

tandes und <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungsgeschwindigkeit <strong>der</strong> Umweltbedingungen. Eine<br />

vollständige Erfassung und Bewertung aller Einflussgrößen ist demnach nicht<br />

möglich. Eine Beschreibung <strong>der</strong> Wettbewerbssituation, anhand einiger weniger<br />

Bestimmungsfaktoren, kann daher stets nur Teilaspekte <strong>der</strong> Wettbewerbsfähig-<br />

keit darstellen. Die Auswahl bestimmter Einflussfaktoren ermöglicht und behin-<br />

<strong>der</strong>t <strong>zu</strong>gleich eine umfassende Erklärung des komplexen Forschungsgegens-<br />

tandes, indem sie eine Eingren<strong>zu</strong>ng des Forschungsobjektes verursacht. Dies<br />

verdeutlicht die Wichtigkeit <strong>der</strong> aus<strong>zu</strong>wählenden Bestimmungsfaktoren in Ab-<br />

hängigkeit <strong>der</strong> <strong>zu</strong> analysierenden Be<strong>zu</strong>gsebene.<br />

Dennoch wird oftmals die Wettbewerbsfähigkeit von Sektoren bzw. Volks-<br />

wirtschaften als bloßes Konglomerat wettbewerbsstarker Einzelunternehmen<br />

dargestellt (PIRSCHER und MOTHES 1999 S. 367; BÖKENHOFF 1996 S. 27). Dem<br />

muss jedoch wi<strong>der</strong>sprochen werden. Erst die Festlegung <strong>der</strong> Be<strong>zu</strong>gsebene und<br />

die Berücksichtigung ihrer Beson<strong>der</strong>heiten ermöglicht eine akzeptable Be-<br />

schreibung <strong>der</strong> Wettbewerbssituation. Es wäre ein Trugschluss <strong>zu</strong> glauben,<br />

dass viele wettbewerbsfähige Einzelunternehmen ein ebenso wettbewerbsfähi-<br />

ges gesamtes Absatzsystem ergeben. Auch HENSCHE ET AL. (1996 S. 3) befür-<br />

worten eine nach Wirtschaftseinheiten getrennte Betrachtung <strong>der</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Die Identifikation relevanter Einflussgrößen kann mit Hilfe einer Umweltana-<br />

lyse durchgeführt werden.<br />

3.3 Dimensionen <strong>der</strong> Umweltanalyse<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Umweltanalyse wird das Umfeld, des <strong>zu</strong> analysierenden Objek-<br />

tes, auf Chancen und Risiken untersucht. Wobei beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 20<br />

möglichen Diskontinuitäten liegen sollte. Dies sind schwer vorhersehbare Er-<br />

eignisse, <strong>der</strong>en Eintritt die Unternehmung <strong>zu</strong>m einen mit <strong>der</strong> Gefahr des Kon-<br />

kurses konfrontieren. Zum an<strong>der</strong>en können sich Diskontinuitäten auch als<br />

Chancen erweisen, die sich plötzlich und unvorhergesehen eröffnen und <strong>der</strong>en<br />

Ausnut<strong>zu</strong>ng ein schnelles Handeln erfor<strong>der</strong>t (ANSOFF 1981 S. 263). Da sich das<br />

Umfeld <strong>zu</strong>meist als sehr komplex erweist, sollten alle relevanten Einflussfakto-<br />

ren herausgefiltert und hinsichtlich ihrer <strong>zu</strong>künftigen Entwicklung beurteilt wer-<br />

den. Häufig wird dabei die Umwelt, anhand ihres Verflechtungsausmaßes von<br />

Unternehmen und Umwelt, unterglie<strong>der</strong>t. Demnach lässt sich eine globale Um-<br />

welt und eine direkte Wettbewerbsumwelt unterscheiden (BEA, HAAS 2001 S.<br />

87).<br />

3.3.1 Rahmenbedingungen <strong>der</strong> globalen Umwelt<br />

Die globale Umwelt umfasst alle generellen Umweltfaktoren, die gleichzeitig<br />

für viele Unternehmen Gültigkeit besitzen. Sie üben einen sowohl indirekten als<br />

auch direkten Einfluss auf den Handlungsspielraum eines Unternehmens aus.<br />

Demgegenüber kann das Unternehmen diese Faktoren jedoch nicht, bzw. nur<br />

sehr begrenzt, kontrollieren bzw. än<strong>der</strong>n. Die Analyse <strong>der</strong> globalen Umwelt soll<br />

alle relevanten Entwicklungen aufzeigen und <strong>der</strong>en Auswirkungen auf das Un-<br />

ternehmen abschätzen (WELGE, AL-LAHAM 2001 S. 185). Dieser Bereich wird im<br />

Folgenden in die politisch-rechtlichen, die ökonomischen, soziokulturellen und<br />

technologischen Umweltsektoren unterglie<strong>der</strong>t.<br />

Politisch-rechtliche Umweltfaktoren<br />

Sie werden vom Staat und an<strong>der</strong>en gesetzgebenden Körperschaften be-<br />

stimmt. Somit betreffen sie verschiedene gesetzliche Regelungen und Verord-<br />

nungen. Aufgrund <strong>der</strong> <strong>zu</strong>nehmenden internationalen Einflussnahme müssen<br />

ebenso staatsübergreifende Gesetze und Richtlinien, z.B. auf EU-Ebene, be-<br />

rücksichtigt werden (STEINMANN, SCHREYÖGG 1997 S. 162).<br />

Ökonomische Umweltfaktoren<br />

Diese umfassen die Entwicklung <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Einflussfaktoren.<br />

Da<strong>zu</strong> zählen unter an<strong>der</strong>em die Entwicklung von Umfang und Struktur <strong>der</strong> Be-<br />

völkerung, welche Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Alterspyramide bewirken. Ebenso rele-<br />

vant sind die Einkommensentwicklung und –verwendung sowie die Entwicklung


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 21<br />

des öffentlichen Sektors, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Staatsausgaben usw. (WELGE, AL-<br />

LAHAM 2001 S. 187).<br />

Soziokulturelle Umweltfaktoren<br />

Sie umfassen die vorherrschenden gesellschaftlichen Werte und kulturellen<br />

Normen. Beson<strong>der</strong>en Einfluss nimmt <strong>der</strong> Wertewandel unter dem, die sich än-<br />

<strong>der</strong>nden Einstellungen gegenüber <strong>der</strong> Arbeit und Freizeit sowie Lebensauffas-<br />

sungen <strong>zu</strong>sammengefasst werden.<br />

Technologische Umweltfaktoren<br />

Dieser Teilbereich <strong>der</strong> Umwelt unterliegt einer stetig <strong>zu</strong>nehmenden Verände-<br />

rungsgeschwindigkeit. Diese Entwicklung wird als technologischer Wandel um-<br />

schrieben. Er bewirkt verkürzte Produktlebenszyklen und infolgedessen stei-<br />

gende Kosten für Forschung und Entwicklung <strong>der</strong> Produkte (CAMPHAUSEN 2003<br />

S. 12). Insbeson<strong>der</strong>e technologische Verän<strong>der</strong>ungen können sich als Chance<br />

o<strong>der</strong> starke Bedrohung für ein Unternehmen herausstellen (WELGE, AL-LAHAM<br />

2001 S. 188). So üben die Entwicklungen <strong>der</strong> Informations- und Kommunikati-<br />

onstechnologien einen sehr starken Einfluss auf die Wettbewerbsbedingungen<br />

aus, indem sie völlig neue Märkte schaffen bzw. die älteren nahe<strong>zu</strong> vollständig<br />

umstrukturieren können. Zur Beurteilung <strong>der</strong> technologischen Umweltfaktoren<br />

ist die Kenntnis ihres zyklischen Verlaufs unerlässlich. Die Abbildung 6 stellt<br />

solch einen Verlauf zweier Technologien dar.


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 22<br />

Abb. 6: Technologie - Lebenszyklen 6<br />

Dabei kann jede technologische Neuentwicklung generell ein begrenztes<br />

Leistungsniveau erreichen. Dieses wird <strong>zu</strong>meist durch Forschungs- und Ent-<br />

wicklungsarbeiten sukzessive aufgebaut, wobei sich jedoch ab einem gewissen<br />

Punkt eine Ausschöpfungsgrenze ergibt, die nur noch marginale Fortschritte im<br />

Ausbau des Technologie-Leistungsniveaus <strong>zu</strong>lässt. In dieser Lebensphase tre-<br />

ten oftmals neue Technologien auf, die die vorausgegangenen ersetzen. Eine<br />

solche Ablösung, alter durch neue Technologien, erfolgt meist sprunghaft<br />

(STEINMANN, SCHREYÖGG 1997 S. 161). Somit hilft <strong>der</strong> Technologie–Lebenzyklus<br />

die Entwicklungschancen und Ablösungsrisiken einer Technologie sicherer <strong>zu</strong><br />

bewerten.<br />

3.3.2 Die Abbildung <strong>der</strong> Wettbewerbsumwelt<br />

Die Wettbewerbsumwelt besteht aus den direkten Konkurrenten sowie den<br />

übrigen Absatzsystemteilnehmern, wie Lieferanten und Abnehmer. Es existie-<br />

ren verschiedene methodische Ansätze, mit denen die Wettbewerbsfähigkeit<br />

innerhalb dieses Umweltbereiches erklärt werden soll. Aufgrund <strong>der</strong> wertschöp-<br />

fungsstufenübergreifenden Untersuchungsebene und <strong>der</strong> begrenzten Datenver-<br />

fügbarkeit konnte jedoch keiner dieser Ansätze vollständig angewendet werden.


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 23<br />

Daher wurde unter Berücksichtigung folgen<strong>der</strong> Erklärungsmodelle ein eigener<br />

passen<strong>der</strong> Erklärungsansatz erarbeitet.<br />

3.3.2.1 Das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte nach PORTER<br />

Das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte wurde von PORTER entwickelt. Er<br />

nutzte es, um mit ihm den Wettbewerb innerhalb einer Branche <strong>zu</strong> erklären.<br />

Demnach bestimmt die Branchenstruktur die Intensität und Dynamik des in ihr<br />

herrschenden Wettbewerbs. Daraus lässt sich wie<strong>der</strong>um letztlich die Rentabili-<br />

tät einer Branche ableiten (PORTER 1999 S. 33).<br />

Lieferanten<br />

Verhandlungsstärke<br />

<strong>der</strong><br />

Lieferanten<br />

Abb. 7: Das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte nach PORTER 7<br />

Die Abbildung 7 gibt das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte wie<strong>der</strong>. Die ein-<br />

zelnen Kräfte beeinflussen die Wettbewerbsintensität nicht gleichmäßig. Die<br />

ausschlaggebende Rolle spielt <strong>der</strong> jeweils stärkste Faktor, dessen Bedeutung<br />

sich jedoch auch wie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>n kann. Im Weiteren werden die einzelnen<br />

Wettbewerbskräfte und <strong>der</strong>en Einflussfaktoren erläutert (EBENDA 1999 S. 37ff.).<br />

Bedrohung durch neue Anbieter<br />

Potentielle Neuanbieter<br />

Wettbewerber <strong>der</strong> Branche<br />

Intensität <strong>der</strong> Rivalität<br />

Substitutionsprodukte<br />

Neue Anbieter bewirken eine Kapazitätssteigerung innerhalb <strong>der</strong> Branche.<br />

Dies wie<strong>der</strong>um führt <strong>zu</strong> Preissenkungen, die letztlich Rentabilitätseinbußen ver-<br />

6 Verän<strong>der</strong>t nach: STEINMANN, SCHREYÖGG 1997 S. 161<br />

7 Quelle: PORTER 1999 S. 34<br />

Bedrohung durch<br />

neue Anbieter<br />

Bedrohung durch<br />

Ersatzprodukte<br />

Verhandlungsstärke<br />

<strong>der</strong><br />

Abnehmer<br />

Abnehmer


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 24<br />

ursachen. Der Eintritt neuer Anbieter wird durch eine nur mäßig <strong>zu</strong> erwartende<br />

Reaktion <strong>der</strong> etablierten Wettbewerber sowie durch schwache Eintrittsbarrieren<br />

begünstigt. PORTER unterscheidet folgende Ursachen von Eintrittsbarrieren<br />

(PORTER 1999 S. 37ff.):<br />

� Economies of scale. Solche Betriebsgrößenvorteile entstehen durch sin-<br />

kende Stückkosten bei gleichzeitig steigen<strong>der</strong> Herstellungsmenge eines<br />

Produktes pro Zeiteinheit.<br />

� Produktdifferenzierung. Sie ermöglicht das Aufbauen einer hohen Käufer-<br />

loyalität sowie eines hohen Bekanntheitsgrades <strong>der</strong> Produkte. Diese be-<br />

grenzen einen Produktwechsel.<br />

� Kapitalbedarf. In manchen Branchen verhin<strong>der</strong>t ein enormer Kapitalbedarf<br />

einen Markteintritt.<br />

� Umstellungskosten. Sie stellen einmalige Kosten <strong>der</strong> Abnehmer bei ei-<br />

nem eventuellen Produktwechsel dar. Hohen Umstellungskosten muss <strong>der</strong><br />

Neuanbieter mit niedrigen Preisen, hohem Service o<strong>der</strong> sonstigen Zusatz-<br />

leistungen begegnen.<br />

� Zugang <strong>zu</strong> Vertriebskanälen. Ein Neuanbieter muss entwe<strong>der</strong> ein eigenes<br />

Vertriebssystem aufbauen o<strong>der</strong> bestehende Händler durch aufwendige An-<br />

gebotsaktionen <strong>zu</strong>m Produktbe<strong>zu</strong>g überzeugen.<br />

� Staatliche Politik. Staatliche Maßnahmen und Reglementierungen können<br />

den Markteintritt erschweren o<strong>der</strong> gar verhin<strong>der</strong>n. Beispiele staatlicher Ein-<br />

trittsbarrieren sind Subventionszahlungen an etablierte Unternehmen, Um-<br />

weltschutzvorschriften, Testnormen für Produkte usw..<br />

� Absolute Kostenvorteile. Etablierte Unternehmen verfügen meist über ei-<br />

ne Reihe von Produktionsvorteilen, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Know-how, Patentrech-<br />

te, günstiger Zugang <strong>zu</strong> Rohstoffen, günstige Standortstruktur usw.. Dies<br />

kann, unabhängig von <strong>der</strong> Produktionsmenge, <strong>zu</strong> grundsätzlich geringeren<br />

Durchschnittskosten gegenüber des Neuanbieters führen.<br />

Verhandlungsstärke <strong>der</strong> Abnehmer<br />

Indem die Abnehmer generell nach niedrigen Preisen, hoher Qualität und in-<br />

tensiven Serviceangebot streben, üben sie negativen Einfluss auf die Rentabili-<br />

tät einer Branche aus. Diese negativen Auswirkungen steigen mit <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong>


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 25<br />

Verhandlungsstärke <strong>der</strong> Abnehmer an. Die Verhandlungsstärke ist abhängig<br />

von folgenden Faktoren (PORTER 1999 S. 58ff.):<br />

� Konzentrationsgrad <strong>der</strong> Abnehmer. Je konzentrierter die Abnehmer, des-<br />

to höheren Einfluss üben sie auf die Angebotsstruktur aus.<br />

� Anteil an den Gesamtkosten <strong>der</strong> Abnehmer. Entfällt auf das Produkt ein<br />

großer Anteil am gesamten Einkaufsbudget <strong>der</strong> Abnehmer, werden diese<br />

verstärkt versuchen, ihre den Lieferanten <strong>zu</strong>meist gegensätzlichen Interes-<br />

sen und Zielvorstellungen durch<strong>zu</strong>setzen.<br />

� Standardisierungsgrad des Produktes. Undifferenzierte Produkte verstär-<br />

ken die Verhandlungsmacht <strong>der</strong> Abnehmer, indem sie die Umstellungskos-<br />

ten bei einem Lieferantenwechsel stark vermin<strong>der</strong>n.<br />

� Gefahr <strong>der</strong> Rückwärtsintegration. Verfügen die Abnehmer über eine ge-<br />

wisse Größe und Kapitalstärke, können sie die Aufgaben <strong>der</strong> Lieferanten<br />

<strong>zu</strong>m Teil selbst ausführen.<br />

� Markttransparenz. Je umfassen<strong>der</strong> die Abnehmer über das Marktangebot<br />

und die Verhältnisse ihrer Anbieter informiert sind, desto größer wird ihr<br />

Verhandlungsspielraum sein.<br />

Verhandlungsstärke <strong>der</strong> Lieferanten<br />

Lieferanten mit einer ausgeprägten Verhandlungsstärke schwächen die<br />

Branchenattraktivität meist durch überhöhte Preisfor<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> einem ver-<br />

min<strong>der</strong>ten Serviceangebot. Die Bestimmungsfaktoren <strong>der</strong> Verhandlungsstärke<br />

<strong>der</strong> Lieferanten entsprechen im Übrigen denen <strong>der</strong> Abnehmer, so dass auf eine<br />

ausführliche Erläuterung an dieser Stelle verzichtet wird (EBENDA 1999 S. 61ff.).<br />

Druck durch Substitutionsprodukte<br />

Substitute sind Produkte an<strong>der</strong>er Märkte, die grundsätzlich dieselbe Funktion<br />

wie das originäre Produkt <strong>der</strong> betrachteten Branche erfüllen können. Substituti-<br />

onsprodukte begrenzen das Gewinnpotential einer Branche, indem sie eine<br />

Preisobergrenze für das originäre Produkt bewirken. Dem Druck durch Substitu-<br />

tionsprodukte kann meist nur durch verstärkte Maßnahmen, bezüglich <strong>der</strong> Kun-<br />

denbindung, begegnet werden (EBENDA 1999 S. 56ff.).


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 26<br />

Der Grad <strong>der</strong> Rivalität unter den etablierten Wettbewerbern<br />

Intensive Rivalität unter den etablierten Wettbewerbern findet ihren Ausdruck<br />

in einem verstärkten Preiswettbewerb, Werbeschlachten, <strong>der</strong> Einführung modi-<br />

fizierter Produkte sowie kostenlosen Service- und Garantieleistungen. Die Riva-<br />

lität ergibt sich aufgrund mehrerer struktureller Faktoren, von denen einige im<br />

Weiteren kurz erläutert werden sollen (PORTER 1999 S. 50ff.):<br />

� Anzahl <strong>der</strong> Wettbewerber. Mit steigen<strong>der</strong> Anzahl nimmt die Wettbewerbs-<br />

intensität <strong>zu</strong>.<br />

� Wachstum <strong>der</strong> Branche. Ist das Wachstumspotential eines Marktes weit-<br />

gehend erschöpft, können neue Marktanteile lediglich von <strong>der</strong> Konkurrenz<br />

gewonnen werden.<br />

� Vorhandene Überschusskapazitäten. Der Zwang <strong>zu</strong>r Kapazitätsauslas-<br />

tung för<strong>der</strong>t einen intensiven Preiswettbewerb.<br />

� Homogenität <strong>der</strong> Produkte. Fehlende Produktdifferenzierung erzeugt e-<br />

benfalls einen intensiven Preiskampf, da dies als einziges Unterscheidungs-<br />

und Bewertungskriterium verbleibt.<br />

� Heterogene Wettbewerber. Unterschiedliche Zielvorstellungen und Stra-<br />

tegien <strong>der</strong> Wettbewerber erschweren oftmals ein Einigen über die „Spielre-<br />

geln des Wettbewerbs“ und för<strong>der</strong>n somit gegensätzliches Verhalten.<br />

� Hohe Austrittsbarrieren. Dies sind ökonomische, strategische und emoti-<br />

onale Faktoren, die eine Unternehmensaufgabe verhin<strong>der</strong>n, auch wenn kei-<br />

ne positiven Ergebnisse mehr erzielt werden. Austrittsbarrieren ergeben sich<br />

vor allem aufgrund hoher Deinvestitionskosten und Einbußen, die durch eine<br />

mangelnde Liquidierbarkeit <strong>der</strong> Anlagen entstehen.<br />

3.3.2.2 Möglichkeiten und Grenzen des Modells<br />

Das Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte erweist sich als Erklärungsansatz <strong>zu</strong>r<br />

Analyse <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit einer Wertschöpfungskette lediglich in be-<br />

grenztem Umfang als anwendbar. Dies ist vor allem dem Standpunkt <strong>der</strong> unter-<br />

schiedlichen Untersuchungsebenen geschuldet. PORTER’S Ansatz ist stark ein-<br />

zelbetrieblich geprägt. Er stellt ein Instrumentarium für die <strong>Wettbewerbsanalyse</strong><br />

eines einzelnen Unternehmens auf <strong>der</strong> Produktionsebene <strong>zu</strong>r Verfügung. Die<br />

Wettbewerbssituation wird ausschließlich mittels Einflussgrößen, die sich aus


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 27<br />

<strong>der</strong> Branchenstruktur ergeben, bewertet. Eine Interaktion zwischen den identifi-<br />

zierten Wettbewerbskräften bleibt unberücksichtigt. Dies ermöglicht lediglich<br />

eine statische und <strong>zu</strong>gleich einseitige Wettbewerbsbetrachtung (RÜHLI 2000 S.<br />

78), welche einer Betrachtung <strong>der</strong> zahlreichen Beziehungen zwischen den Ak-<br />

teuren und dem resultierenden hohen Interaktionsumfang innerhalb eines Ab-<br />

satzsystems nicht gerecht wird.<br />

Dennoch bieten die, von PORTER identifizierten Wettbewerbskräfte, einen<br />

passenden Orientierungsrahmen für die Erstellung eines Analyserahmens <strong>zu</strong>r<br />

Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit einer Wertschöpfungskette. So gilt es, auch<br />

innerhalb einer <strong>Lieferkette</strong>, die Verhandlungsstärke <strong>der</strong> Abnehmer und Lieferan-<br />

ten <strong>zu</strong> charakterisieren. Die Bedrohung durch neue Anbieter muss jedoch auf<br />

allen Ebenen, unter <strong>zu</strong>m Teil verän<strong>der</strong>ten Bestimmungsfaktoren, betrachtet<br />

werden. Der Grad <strong>der</strong> Rivalität unter den bestehenden Wettbewerbern lässt<br />

sich in einer <strong>Lieferkette</strong> durch das Kooperationsausmaß bzw. –bereitschaft auf<br />

allen Absatzebenen wie<strong>der</strong>geben. Dies lenkt den Blick schließlich auf existie-<br />

rende Konflikte zwischen den Absatzakteuren. Eine Erweiterung des Modells<br />

<strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte um konflikttheoretische Erkenntnisse ermöglicht<br />

eine dynamischere Betrachtung <strong>der</strong> Wettbewerbssituation und stellt die Interak-<br />

tion <strong>der</strong> Wertschöpfungspartner in den Mittelpunkt <strong>der</strong> Betrachtung. So können<br />

sowohl strukturelle als auch soziale Einflussgrößen <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

erfasst werden.<br />

3.4 Verhaltensbeziehungen und Konfliktursachen in Absatzsyste-<br />

men<br />

Ein Absatzsystem umfasst Absatzwege, welche für einzelne Produkte mehr-<br />

stufige, durch regelmäßige Markttransaktionen gefestigte, vertikale Verkettun-<br />

gen absatzwirtschaftlicher Institutionen (Hersteller, Großhändler, Einzelhändler)<br />

darstellen (STEFFENHAGEN 1990 S. 554). Ein Absatzsystem besteht somit <strong>zu</strong>-<br />

meist aus mehreren Absatzebenen, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong> vielfältige Beziehungen<br />

miteinan<strong>der</strong> verbinden. Dieses hohe Interaktionsausmaß verlangt eine Betrach-<br />

tung <strong>der</strong> Verhaltensbeziehungen und Konfliktursachen in Absatzsystemen.


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 28<br />

3.4.1 Definition des Konfliktbegriffes<br />

In den Sozialwissenschaften nähert man sich dem Konfliktbegriff auf vielfälti-<br />

ge Art und Weise, so dass eine allgemeingültige Begriffsfassung nicht existiert.<br />

Insofern lässt sich <strong>der</strong> Konfliktbegriff nach seiner jeweiligen Definitionsweite<br />

unterscheiden. Eine enge Auslegung nach MACK und SYNDER erfor<strong>der</strong>t für das<br />

Vorliegen eines Konfliktes:<br />

� Mindestens zwei interagierende Parteien.<br />

� Eine Knappheit von Ressourcen und sozialen Positionen, die eine Werte-<br />

übereinstimmung <strong>der</strong> Parteien verhin<strong>der</strong>t.<br />

� Das Ergreifen von die jeweils an<strong>der</strong>e Partei schädigenden Maßnahmen.<br />

� Das Streben nach Machtpositionen und Ausüben <strong>der</strong>selben (MACK,<br />

SYNDER 1957 S. 17ff.).<br />

Eine solche enge Begriffsdefinition ist jedoch negativ, da es das Auftreten<br />

von Konflikten <strong>zu</strong> sehr an bestimmte Verhaltensweisen und Gründe bindet.<br />

Häufig sind jedoch zahlreiche, sich gegenseitig verstärkende Gründe Auslö-<br />

ser für Konflikte (Regnet 2001 S. 26). Daher schränkt eine enge Definition<br />

die möglichen Konfliktdimensionen <strong>zu</strong> sehr ein. Aus diesem Grund erscheint<br />

eine weite Auslegung des Konfliktbegriffes zweckmäßiger. FINK sieht dem-<br />

nach in je<strong>der</strong> sozialen Situation, in <strong>der</strong> zwei o<strong>der</strong> mehr soziale Ganzheiten in<br />

antagonistischer Beziehung <strong>zu</strong>einan<strong>der</strong> und in antagonistischer Interaktion<br />

miteinan<strong>der</strong> stehen, einen sozialen Konflikt (FINK 1968 S. 455).<br />

STEFFENHAGEN fasst infolgedessen einen Konflikt <strong>zu</strong> einem Spannungs<strong>zu</strong>-<br />

stand innerhalb eines sozialen Systems, welches inkompatible Verhaltens-<br />

weisen <strong>der</strong> Interaktionspartner auslösen kann <strong>zu</strong>sammen (STEFFENHAGEN<br />

1975 S. 24).<br />

3.4.2 Kommunikative Strukturen und Konflikte in <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong><br />

Die Teilnehmer eines Absatzsystems nehmen Input voneinan<strong>der</strong> auf und ge-<br />

ben diesen in umgewandelter Form als Output aneinan<strong>der</strong> ab. Dabei werden<br />

vor allem Real- und Nominalgüter ausgetauscht. Infolgedessen entstehen<br />

wechselseitige Informationsbeziehungen zwischen den Absatzsystemelemen-<br />

ten. Im Folgenden werden diese auch als Kommunikationsbeziehungen be-<br />

zeichnet. Die dargestellten wechselseitigen Abhängigkeiten <strong>der</strong> Systemelemen-


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 29<br />

te verstärken sich mit <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Austauschhäufigkeit, Austauschvolumen<br />

sowie steigen<strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Beziehungsverbindungen (STEFFENHAGEN 1975 S.<br />

39).<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Kommunikationsbeziehungen können konfliktäre Situationen<br />

entstehen. Solche Kommunikationskonflikte werden durch eine fehlende Ge-<br />

bundenheit <strong>der</strong> Kommunikation sowie durch gestörte Kommunikationsbezie-<br />

hungen verursacht. Die Gebundenheit <strong>der</strong> Kommunikationsbeziehungen resul-<br />

tiert aus dem Festlegungsgrad <strong>der</strong> Übertragungsmittel, <strong>der</strong> Kommunikations-<br />

häufigkeit, -partner und –zeitpunkte. Je geringer dabei die formale, zeitliche und<br />

inhaltsbezogene Gebundenheit operativer Kommunikation zwischen Hersteller<br />

und Handel ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit vertikaler Konflikte<br />

(EBENDA 1975 S. 121).<br />

Gestörte Kommunkationsbeziehungen als zweite Ursachenkomponente von<br />

Kommunikationskonflikten führen <strong>zu</strong> einem Informationsgefälle zwischen den<br />

Absatzsystemmitglie<strong>der</strong>n (EBENDA 1975 S. 122). Dieses wird <strong>zu</strong>sätzlich begüns-<br />

tigt durch unterschiedliche Positionsverteilungen und Zielset<strong>zu</strong>ngen <strong>der</strong> Distri-<br />

butionssystemelemente. So sind die Hersteller meist besser informiert über die<br />

Motive, Einstellungen und Präferenzen <strong>der</strong> Konsumenten sowie über die Effi-<br />

zienz von Marketingmaßnahmen. Demgegenüber besitzt <strong>der</strong> Handel einen In-<br />

formationsvorsprung, da nur er über Daten des Käuferverhaltens am Point of<br />

Sale (POS) verfügt und Umschlaggeschwindigkeiten und Kostenbelastungen<br />

beurteilen kann (EBENDA 1990 S. 554).<br />

Das beschriebene Informationsgefälle wirkt grundsätzlich konfliktionär, indem<br />

voneinan<strong>der</strong> abweichende Informationen eine gemeinsame Entscheidungsfin-<br />

dung erschweren. Die Verbesserung <strong>der</strong> vertikalen Kommunikationsbeziehun-<br />

gen wirkt diesem Konfliktpotential entgegen. Gestörte Kommunikationsbezie-<br />

hungen können durch eine fehlende Kommunikation, Fehlinterpretationen, Filte-<br />

rung sowie eine Ungewißheitsabsorption verursacht werden (EBENDA 1975 S.<br />

122). Die beiden Erstgenannten sind wesentliche Ursachen für das Ergreifen<br />

unterschiedlicher Marketingmaßnahmen. Kommunikation kann aufgrund <strong>zu</strong> ho-<br />

her Kommunikationskosten und/o<strong>der</strong> Geheimhaltungsgründen unterlassen wer-<br />

den. Im Letzteren spiegelt sich die enge Verbindung von Kommunikations- und


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 30<br />

Machtbeziehungen wi<strong>der</strong> (STEFFENHAGEN 1975 S. 123f.). Ein Informationsvor-<br />

sprung kann Wettbewerbsvorteile und Machtpositionen sichern.<br />

Zu fehlinterpretierten Informationen hingegen kommt es oftmals aufgrund un-<br />

terschiedlicher Zielset<strong>zu</strong>ngen. Dies verdeutlicht eine ebenso nahe Verbindung<br />

<strong>der</strong> Kommunikations- und Zielbeziehungen <strong>der</strong> Systemteilnehmer. Ebenso gilt<br />

dies bei <strong>der</strong> Weitergabe gefilterter Informationen, die <strong>zu</strong> einer Fehlinformation<br />

<strong>der</strong> Empfänger führen kann. Zum einen kann diese in einer Informationsüber-<br />

lastung des Vermittlers begründet sein. Zum an<strong>der</strong>en stellt sie im Rahmen <strong>der</strong><br />

gesetzten Ziele eine günstige Möglichkeit dar, die Aktivitäten des Empfängers<br />

<strong>zu</strong> beeinflussen (EBENDA 1975 S. 127).<br />

Einen konfliktdämpfenden Einfluss übt die Ungewißheitsabsorption, indem<br />

die Informationen in interpretierter Form weitergeleitet werden. Damit sinkt <strong>der</strong><br />

Reaktionsspielraum <strong>der</strong> Empfänger, während gleichzeitig die Vorhersehbarkeit<br />

und die Einflussnahme auf die <strong>zu</strong> erwartenden Aktivitäten steigen. Letztlich re-<br />

sultiert daraus ein Abhängigkeitsverhältnis <strong>der</strong> Empfänger und ein Macht<strong>zu</strong>ge-<br />

winn des Informierenden (EBENDA 1975 S. 125). Je größer dieser bezüglich sei-<br />

nes Absatzpotentials und Marktanteils ist, desto mehr Informationen wird er er-<br />

halten und in interpretierten Form weiterleiten können. Er entwickelt sich dann<br />

<strong>zu</strong>m Meinungsführer des Absatzsystems (EBENDA 1975 S. 126). Im Rahmen <strong>der</strong><br />

Machtbeziehungen nimmt die Ungewißheitsabsorption daher einen eher kon-<br />

fliktfördenden Stellenwert ein.<br />

3.4.3 Zielbeziehungen und Zielkonflikte<br />

Zielbeziehungen lassen sich aus den Entscheidungsgrundlagen <strong>der</strong> Absatz-<br />

systemmitglie<strong>der</strong> ableiten. Sie werden hinsichtlich <strong>der</strong> Zielset<strong>zu</strong>ng und <strong>der</strong> Ziel-<br />

erreichung unterteilt. Die Zielset<strong>zu</strong>ng bestimmt den Zielinhalt, das Zielausmaß<br />

sowie den Zeit- und Marktsegmentbe<strong>zu</strong>g. Die Ziele <strong>der</strong> Systemmitglie<strong>der</strong> ent-<br />

sprechen sich, wenn sie in allen diesen Dimensionen übereinstimmen. Man<br />

kann jedoch davon ausgehen, dass in einem solch komplexen System, wie <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungskette mit ihren so zahlreichen verschieden positionierten Teil-<br />

nehmern stets Zieldivergenzen auftreten werden (AHLERT 1991 S. 89f.). Einige<br />

typische Zieldivergenzen werden in <strong>der</strong> Tabelle 1 dargestellt.


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 31<br />

ZIELE PRODUZENTENEBENE HANDELSEBENE<br />

Produkt- und preispolitische<br />

Ziele<br />

Tab. 1: Typische Zieldivergenzen zwischen Handel und Erzeugern 8<br />

Die Ebene <strong>der</strong> Zielerreichung beurteilt die grundsätzliche Zielverträglichkeit<br />

bzw. Zielkonkurrenz <strong>der</strong> einzelnen Systemteilnehmer. Die Abbildung 8 stellt die<br />

möglichen Zielkonstellationen dar.<br />

Abb. 8: Zielkonstellationen in Absatzsystemen 9<br />

Es wird deutlich, dass allein die Zielerreichung in entscheidendem Maße das<br />

Zustandekommen von Zielkonflikten bestimmt. Aus einer Zielverträglichkeit<br />

können keine konfliktären Beziehungen resultieren, da es <strong>zu</strong> keiner negativen<br />

Einflussnahme kommt. Somit stellt die Zielkonkurrenz eine notwendige Bedin-<br />

gung <strong>der</strong> Zielkonflikte dar (STEFFENHAGEN 1975 S. 78). Entsprechen sich die<br />

miteinan<strong>der</strong> konkurrierenden Ziele <strong>der</strong> Systemteilnehmer entsteht, ein soge-<br />

8 Quelle: BECKER 1993 S. 525<br />

9 Verän<strong>der</strong>t nach: AHLERT 1991 S. 90<br />

• Produkt- und Markenimage<br />

• Hohe Investitionsrate<br />

• För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Herstellermarke<br />

• Eher hochpreisige Politik<br />

• Abbau erhöhter Spannen<br />

Distributionspolitische Ziele • Große Bestellmengen<br />

• Hohe Distributionsdichte<br />

• Günstige Platzierung <strong>der</strong><br />

Marke<br />

• Hohe Lieferbereitschaft<br />

• Möglichst viel Beratung und<br />

Service<br />

Kommunikationspolitische Ziele • Erhöhung o<strong>der</strong> Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Markentreue<br />

• Aufbau von<br />

Markenpräferenzen<br />

• Bevor<strong>zu</strong>gte<br />

Markenplatzierung<br />

• Herstellerorientierte<br />

Verkaufsför<strong>der</strong>ung<br />

• Produktwerbung<br />

Zielset<strong>zu</strong>ng<br />

Zielerreichung<br />

Zielentsprechung<br />

Zieldivergenz<br />

Zielverträglichkeit<br />

(Komplementarität /<br />

Indifferenz)<br />

Keine konfliktären<br />

Zielbeziehungen<br />

• Sorten- bzw. Ladenimage<br />

• Gemäßigte Innovationsrate<br />

• För<strong>der</strong>ung von<br />

Handelsmarken<br />

• Eher niedrigpreisige Politik<br />

• Durchset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>sätzlicher<br />

Konditionen<br />

• Schnelle Lieferung auch<br />

kleiner Mengen<br />

• Selektive o<strong>der</strong> exklusive<br />

Distribution<br />

• Optimale Platzierung <strong>der</strong><br />

Produktlinie<br />

• Niedrige Lagerhaltung<br />

• Möglichst wenig Beratung und<br />

Service<br />

• Erhöhung o<strong>der</strong> Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Ladentreue<br />

• Aufbau von<br />

Einkaufsstättenpräferenzen<br />

• Sortimentsgerechte<br />

Platzierung<br />

• Handelsorientierte<br />

Verkaufsför<strong>der</strong>ung<br />

• Firmenwerbung<br />

Zielkonkurrenz<br />

Verteilungskkonflikt<br />

Bewertungskonflikt


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 32<br />

nannter Verteilungskonflikt. Dieser tritt auf, wenn knappe Mittel zwischen min-<br />

destens zwei Parteien aufgeteilt werden müssen. Typische Verteilungskonflikte<br />

in Absatzsystemen stellen Handelsspannen, Rabattstaffeln, Werbekosten<strong>zu</strong>-<br />

schüsse etc. dar. Das Streben nach Machtpositionen kann ebenfalls als Vertei-<br />

lungskonflikt bewertet werden (STEFFENHAGEN 1975 S. 80).<br />

Divergierende und konkurrierende Ziele führen <strong>zu</strong> einem Bewertungskonflikt.<br />

Er entsteht, wenn die Auswirkungen einer Absatzmaßnahme von den System-<br />

teilnehmern unterschiedlich bewertet werden, jedoch wird die Wahrscheinlich-<br />

keit ihres Auftretens gleich eingeschätzt. Einen typischen Bewertungskonflikt<br />

stellt <strong>der</strong> Einsatz von Gemeinschaftswerbung dar. Der Handel zielt dabei auf<br />

eine Gewinnsteigerung ab, <strong>der</strong> Hersteller demgegenüber auf eine Maximierung<br />

seiner Marktanteile (AHLERT 1991 S. 91).<br />

3.4.4 Die Problematik <strong>der</strong> Rollenverteilung im Absatzsystem<br />

Die Rolle eines Systemelementes wird, durch die an ihn herangetragenen<br />

Verhaltenserwartungen, bestimmt (STERN, BROWN 1969 S. 22). Die Verhaltens-<br />

erwartungen an ein Systemelement begründen sich aus seiner Position im Dist-<br />

ributionssystem. Sie stellen Verhaltensvorschriften dar, denen mit positiven wie<br />

negativen Sanktionen begegnet werden kann (AHLERT 1991 S. 94). Das Auftre-<br />

ten von Rollenkonflikten kann verschiedene Gründe haben. Oftmals werden sie<br />

durch einen Wandel <strong>der</strong> Systemstrukturen, welcher mit Organisationsän<strong>der</strong>un-<br />

gen und einer Verteilung neuer Kompetenzen einhergeht, verursacht (SCHWARZ<br />

2003 S. 193).<br />

Rollenkonflikte können sich jedoch ebenso in einem unbewußten Abweichen<br />

<strong>der</strong>, an einen Positionsinhaber gerichteten Rollenerwartungen, von dessen ei-<br />

genem Rollenbewußtsein, einem sogenannten Rollendissens äußern<br />

(STEFFENHAGEN 1990 S. 555). Typische Ausprägungen des Rollendissens sind<br />

Zuständigkeitsfragen beim Ergreifen bestimmter Marketingmaßnahmen sowie<br />

Übernahmen bisher frem<strong>der</strong> Rollenfunktionen. Eine solche Funktionsabsorption<br />

stellt, <strong>zu</strong>m Beispiel, die Direktlieferung des Herstellers an den Einzelhandel dar<br />

(EBENDA 1975 S. 95).<br />

Ebenso kann eine Unverträglichkeit zwischen den verschiedenen, an ein<br />

Systemelement gestellten, Rollenerwartungen eine konfliktäre Situation be-


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 33<br />

gründen. Rollenkonflikte verhin<strong>der</strong>n grundsätzlich die Vorhersehbarkeit und die<br />

wechselseitige Anpassung <strong>der</strong> Absatzsystemteilnehmer. Rollenkonformes Ver-<br />

halten begünstigt eine spezialisierungsbedingte, ökonomisch effiziente Vertei-<br />

lung <strong>der</strong> Marketingaufgaben sowie einen routinierten Ablauf <strong>der</strong> Transaktions-<br />

prozesse. Dies führt letztlich <strong>zu</strong> einer Effizienzsteigerung des gesamten Distri-<br />

butionssystems (AHLERT 1991 S. 95f.).<br />

3.4.5 Machtasymmetrien<br />

Eine allgemein gültige Definition des Machtbegriffes ist aufgrund seiner Viel-<br />

schichtigkeit nicht möglich. Daher soll die allgemeine Begriffsfassung, als ge-<br />

genseitige Verhaltensbeeinflussung von mindestens zwei Parteien, durch eine<br />

Merkmalsaufstellung ergänzt werden. Nach AHLERT stellt <strong>der</strong> Machtbegriff eine<br />

relative, soziale Kategorie dar, die das Verhältnis eines bestimmten Machtha-<br />

bers gegenüber einem bestimmten Machtunterworfenen charakterisiert. Des<br />

Weiteren beruht Macht auf objektiven Faktoren, ist dabei jedoch ein subjektiv<br />

bestimmtes Phänomen. Letztlich umfasst Macht auch ein Potential <strong>zu</strong>r positiven<br />

bzw. negativen Sanktionierung des Machthabers gegenüber dem Machtunter-<br />

worfenen (EBENDA 1991 S. 99).<br />

Zu den typischen Sanktionen des Herstellers zählen unter an<strong>der</strong>em die Se-<br />

lektion o<strong>der</strong> Exklusion des Händlers, Belieferungssperren, Lieferverzögerungen<br />

o<strong>der</strong> die Entscheidung über die Vermittlung relevanter Informationen. Zum<br />

Sanktionspotential des Händlers zählen Abnahmeverweigerungen, Zahlungs-<br />

verzögerungen, Listung bzw. Eliminierung und ebenfalls Entscheidungen über<br />

die Vermittlung relevanter Informationen (EBENDA 1991 S. 101).<br />

Machtbeziehungen begründen sich aus einer wechselseitigen Abhängigkeit,<br />

welche durch die Zielbeziehungen <strong>zu</strong>stande kommt. Ihren Ausdruck findet die<br />

Abhängigkeit in den beobachtbaren Beziehungen. Die Annahme von Rollener-<br />

wartungen, das Durchsetzen eines eigenen Rollenverständnisses und von Rol-<br />

lenvorschriften für an<strong>der</strong>e Elemente können ebenso als Machtfülle, Mittel des<br />

Machterwerbs und Machtanwendung interpretiert werden (EBENDA 1991 S.<br />

109). Dabei muss Macht stets in Relation <strong>zu</strong> an<strong>der</strong>en Systemelementen be-<br />

trachtet werden, da ein jedes von ihnen über eine gewisse Machtfülle verfügt.<br />

Die Machtverteilung in Distributionssystemen kann in symmetrischer Form auf-<br />

treten, wobei sich die gegenläufigen Machtbeziehungen gegenseitig kompen-


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 34<br />

sieren und keines <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> über einen Machtvorteil verfügt. Den Normalfall<br />

in Distributionssystemen stellt jedoch die asymmetrische Machtverteilung dar.<br />

Hierbei kommt es <strong>zu</strong> einem Machtübergewicht eines Systemelementes, wel-<br />

ches in einen Machtvorteil mündet (STEFFENHAGEN 1975 S. 108).<br />

Wendet das Systemelement seinen Machtvorteil an, übernimmt es die Mar-<br />

ketingführerschaft im Absatzsystem. Im Rahmen dieser vertikal gerichteten<br />

Führungsfunktion steuert <strong>der</strong> Marketingführer den gesamten Marketingmix für<br />

ein Produkt über alle Absatzstufen bis hin <strong>zu</strong>m Endkonsumenten. Aufgrund sei-<br />

nes ausgeprägten Machtvorteils besitzt er die Fähigkeit, auf die am Distributi-<br />

onsprozess beteiligten Mitglie<strong>der</strong> ein<strong>zu</strong>wirken und somit die, von ihm ge-<br />

wünschte Anpassung ihrer Marketingaktivitäten <strong>zu</strong> erreichen (AHLERT 1991 S.<br />

110f.).<br />

Die Wirkung <strong>der</strong> Marketingführerschaft auf Konfliktausmaß und Wirksamkeit<br />

des Absatzsystems hängt von <strong>der</strong> Art des Führungsstils ab. Dieser kann autori-<br />

tär o<strong>der</strong> partizipativ ausfallen. Erstere Form wirkt stark konfliktför<strong>der</strong>nd, da keine<br />

Selbstbeschränkung <strong>der</strong> Machtausübung vom Marketingführer vorgenommen<br />

wird. Die Erfüllung des von ihm gefor<strong>der</strong>ten Verhaltens versucht er mit erhebli-<br />

chen Sanktionen durch<strong>zu</strong>setzen. Dahingegen herrscht bei <strong>der</strong> partizipativen<br />

Marketingführerschaft eine Mitbestimmung <strong>der</strong> übrigen Elemente vor, so dass<br />

die Kooperationsbereitschaft erhöht und das Konfliktausmaß gesenkt wird<br />

(STEFFENHAGEN 1975 S. 116ff.).<br />

3.4.6 Kooperationsstrategien innerhalb <strong>der</strong> Konfliktbehandlung<br />

Die Konfliktbehandlung beschäftigt sich ganz allgemein mit <strong>der</strong> Frage, wie<br />

die innerhalb des Distributionssystems bestehenden Konflikte gelöst werden<br />

können. Nach GLASL impliziert Konfliktbehandlung we<strong>der</strong> spezifische Grundwer-<br />

te o<strong>der</strong> Ziele noch bestimmte Ansatzpunkte von Interventionen. Die einzige<br />

Implikation ist das Aktiv-Werden einer o<strong>der</strong> mehrerer in den Konflikt verwickel-<br />

ter Parteien o<strong>der</strong> eines außen stehenden Subjektes (GLASL 1999 S. 18).<br />

Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht die Beschreibung des Zusammen-<br />

spiels aller wesentlichen Akteure im Absatzsystem. Daher sollen im Folgenden<br />

die Strategien <strong>der</strong> Konfliktbehandlung auf <strong>der</strong> organisatorischen Ebene des Ge-<br />

samtsystems betrachtet werden.


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 35<br />

Anstrengungen bezüglich einer Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> organisatorischen System-<br />

struktur entstehen vor allem aus dem Wunsch nach einem reduzierten Konflikt-<br />

potential bzw. einer geringeren Konfliktintensität heraus. Eine solche Verände-<br />

rung kann in Richtung<br />

� eines administrierten Distributionssystems (z.B. Direktvertrieb über Han-<br />

delsvermittler o<strong>der</strong> herstellereigene Verkaufsorgane) o<strong>der</strong><br />

� eines kooperativen Distributionssystems gehen.<br />

Die erstgenannte Entwicklungsrichtung erweist sich oftmals als nicht renta-<br />

bel. Ebenso können ihr unternehmensinterne Begren<strong>zu</strong>ngsfaktoren (z.B. un<strong>zu</strong>-<br />

reichende Kapitalverfügbarkeit) im Weg stehen (AHLERT 1991 S. 134f.). Daher<br />

soll im Weiteren die kooperative Verhaltensabstimmung, als eine Strategie <strong>der</strong><br />

Konfliktbehandlung, näher erläutert werden.<br />

Eine Kooperation stellt grundsätzlich eine Zusammenarbeit mehrerer Unter-<br />

nehmen, <strong>der</strong>en wirtschaftliche Selbständigkeit lediglich in den von <strong>der</strong> Koopera-<br />

tion betroffenen Bereichen für die Dauer <strong>der</strong> Kooperation eingeschränkt wird,<br />

dar. Die rechtliche Selbständigkeit <strong>der</strong> Kooperationspartner bleibt jedoch voll-<br />

ständig erhalten (BEA, HAAS 2001 S. 419). Durch eine Zusammenarbeit ergibt<br />

sich für die Kooperationspartner, infolge höherer Ressourcenpotentiale, ein Vor-<br />

teil gegenüber des einzelbetrieblichen Wirtschaftens.<br />

Jedoch werden auch im kooperativen Distributionssystem weiterhin Konflikte<br />

bestehen. Kooperationen än<strong>der</strong>n lediglich die Ausgangssituation des Systems.<br />

Der grundsätzliche Spannungs<strong>zu</strong>stand wird dadurch nicht beendet. Er besteht<br />

in abgewandelter Form weiter, wobei durchaus neue Konflikte auftreten können<br />

(AHLERT 1991 S. 135). Es können horizontale sowie vertikale Kooperationsmo-<br />

delle unterschieden werden.<br />

3.4.6.1 Die horizontale und vertikale Kooperation<br />

Die horizontale Kooperation bezeichnet die Zusammenarbeit von Unterneh-<br />

men auf <strong>der</strong>selben Wertschöpfungsebene. Die Kooperationspartner befanden<br />

sich <strong>zu</strong>vor in einem Konkurrenzverhältnis (BEA, HAAS 2001 S. 419).<br />

Horizontale Kooperationen zeichnen sich durch eine geringe Bindungsinten-<br />

sität aus, die eine ausreichende Flexibilität, aber auch eine erhöhte Unsicher-<br />

heit im Vertrauensverhältnis <strong>der</strong> Beteiligten bewirkt (EBENDA 2001 S. 422f.).


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 36<br />

Dennoch bieten sie selbständigen Unternehmen mit begrenztem Ressourcen-<br />

potential geeignete Möglichkeiten den verän<strong>der</strong>ten Umweltbedingungen, wie<br />

z.B. verkürzten Produktlebenszyklen, steigenden Forschungs- und Entwick-<br />

lungskosten, globaler Nachfrage etc. <strong>zu</strong> begegnen.<br />

Vertikale Kooperationen beziehen sich auf die Zusammenarbeit von Unter-<br />

nehmen unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen (BEA, HAAS 2001 S. 419). Der<br />

Begriff <strong>der</strong> vertikalen Kooperation lässt sich in einem weiten und engen Rah-<br />

men definieren. Weit gefasst ist ein System kooperativ, wenn seine Mitglie<strong>der</strong><br />

arbeitsteilig einen gemeinsamen Zweck verfolgen und erreichen, ohne dass<br />

eine bewusste Verhaltensabsprache stattgefunden hat. Allein die Anpassungs-<br />

reaktionen <strong>der</strong> Systemelemente auf die beobachteten Verhaltensmuster lässt<br />

das Systemverhalten ex post als abgestimmt und somit kooperativ erscheinen<br />

(AHLERT 1991 S. 127). Einer engen Definition folgend wird ausschließlich die<br />

bewusste, ausdrückliche ex ante Abstimmung durch wechselseitiges Auferle-<br />

gen mehr o<strong>der</strong> weniger langfristiger Verhaltensbindungen als Kooperation be-<br />

zeichnet (EBENDA 1991 S. 127).<br />

Aus verhaltenswissenschaftlicher Sicht stellen die Unternehmer <strong>der</strong> unter-<br />

schiedlichen Absatzstufen einen Entscheidungsverbund dar. Ihre Entscheidun-<br />

gen beeinflussen sich gegenseitig und bedingen wechselseitige Abhängigkei-<br />

ten. Generell können die Systemteilnehmer nicht wissentlich beurteilen, welche<br />

Verhaltensweisen auf den einzelnen Absatzstufen <strong>zu</strong> optimalen Ergebnissen für<br />

alle Absatzsystemteilnehmer führen. Sie vermuten jedoch, dass durch eine ver-<br />

tikale Kooperation die individuellen und/o<strong>der</strong> kollektiven Ergebnisse verbessert<br />

werden können. Dabei soll die vertikale Kooperation <strong>zu</strong> einer verstärkten Ab-<br />

stimmung <strong>der</strong> Entscheidungen führen. Ein ausgewogenes Ineinan<strong>der</strong>greifen <strong>der</strong><br />

Marketingaktivitäten auf den einzelnen Absatzstufen soll <strong>zu</strong> einer verbesserten<br />

Ausschöpfung <strong>der</strong> Konsumentennachfrage sowie einer rentableren Prozess-<br />

gestaltung des Distributionssystems führen. Die Effizienz <strong>der</strong> Kooperationsge-<br />

meinschaft sowie seine Dauerhaftigkeit werden durch das bestehende Konflikt-<br />

ausmaß und den Grad <strong>der</strong> Koordination bestimmt (MEFFERT, STEFFENHAGEN<br />

1975 S. 15).


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 37<br />

3.4.6.2 Transaktionskosten im Absatzsystem<br />

Die ökonomische Existenzberechtigung von Kooperationen lässt sich mit<br />

dem Transaktionskostenansatz erklären. Auf Transaktionskosten wies erstmals<br />

COASE 1937 hin, indem er feststellte, dass die Marktbenut<strong>zu</strong>ng beim Austausch<br />

von Gütern o<strong>der</strong> Dienstleistungen Kosten verursacht. Des Weiteren vermutete<br />

er, dass nicht alle Marktteilnehmer über vollständige Informationen verfügen<br />

(COASE 1937 S. 390ff.).<br />

Unter Transaktion ist allgemein <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Klärung und Vereinbarung<br />

eines Güteraustausches <strong>zu</strong> verstehen, welcher dem eigentlichen Güteraus-<br />

tausch sowohl logisch als auch zeitlich vorausgeht (PICOT 1982 S. 269). Trans-<br />

aktionen verursachen in erster Linie Informations- und Kommunikationskosten,<br />

die bei <strong>der</strong> Anbahnung, Vereinbarung, Kontrolle sowie <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong><br />

wechselseitigen Leistungsbeziehungen entstehen (EBENDA 1982 S. 270).<br />

WILLIAMSON prägte in den 70er Jahren den Transaktionskostenansatz, indem<br />

er wesentliche Einflussfaktoren <strong>der</strong> Transaktionskosten identifizierte. Er unter-<br />

stellt den Leistungspartnern eine begrenzte Rationalität sowie opportunistisches<br />

Verhalten. Verbinden sich diese Humanfaktoren mit einer hohen Faktorspezifi-<br />

tät und einer unsicheren o<strong>der</strong> komplexen Umwelt, wirken sie in beson<strong>der</strong>en<br />

Maßen negativ auf Transaktionen und <strong>der</strong>en Kosten (WILLIAMSON 1990 S. 49-<br />

68). Einen weiteren Einfluss können die, aus <strong>der</strong> Kombination von Opportunis-<br />

mus und Unsicherheit bzw. Komplexität entstehende, Informationsverkeilung<br />

und die Transaktionsatmosphäre und –häufigkeit ausüben. Die beiden letztge-<br />

nannten Parameter wirken dabei jedoch lediglich indirekt, indem sie die übrigen<br />

Kriterien, wie z.B. das opportunistische Verhaltenspotential o<strong>der</strong> die Grenzen<br />

menschlicher Rationalität beeinflussen (PICOT, DIETL 1990 S. 180).


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 38<br />

Abb. 9: Zusammenwirken von Verhaltensannahmen und Umweltfaktoren in <strong>der</strong> Transaktionskostentheorie<br />

10<br />

Bei starker Ausprägung <strong>der</strong>, in <strong>der</strong> Abbildung 9 <strong>zu</strong>sammengefasst, darge-<br />

stellten Parameter sind generell kooperative o<strong>der</strong> hierarchische Koordinations-<br />

formen gegenüber einer marktlichen Koordination vor<strong>zu</strong>ziehen (PICOT, DIETL<br />

1990 S. 181f.).<br />

Da im Ansatz auch Schwächen hierarchischer Koordination festgestellt wur-<br />

den, spricht vieles für die Vorteilhaftigkeit kooperativer Koordination, wie es die<br />

wertschöpfungsstufenübergreifende Zusammenarbeit von Unternehmungen<br />

(vertikale Kooperation) darstellt. Nicht <strong>zu</strong>letzt haben auch die Umweltverände-<br />

rungen, wie die informations- und kommunikationstechnologischen Entwicklun-<br />

gen und Verbesserungen <strong>der</strong> Verkehrsinfrastruktur, <strong>zu</strong> gesunkenen Transakti-<br />

onskosten und somit <strong>zu</strong> einer Erleichterung vertikaler Kooperationsformen ge-<br />

führt.<br />

Verhaltensmaßnahmen Umweltfaktoren<br />

Transaktionsatmosphäre<br />

Eingeschränkte<br />

Rationalität<br />

3.5 Ableitung des Analyserahmens<br />

In dieser Arbeit wird eine <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für Zierpflan-<br />

zen- und Baumschulprodukte durchgeführt. Im Mittelpunkt <strong>der</strong> Untersuchung<br />

stehen keine einzelnen Unternehmen, son<strong>der</strong>n vielmehr das Absatzsystem in<br />

seiner Gesamtheit. In einem solchen Absatzsystem existieren vielfältige, sich<br />

wechselseitig bedingende Beziehungen. Somit ist das gewählte Untersu-<br />

10 Quelle: PICOT, DIETL 1990 S. 181<br />

und Transaktionshäufigkeit<br />

Informationsverkeilung<br />

Unsicherheit/<br />

Komplexität<br />

Opportunismus Faktorspezifität


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 39<br />

chungsobjekt durch eine hohe Komplexität geprägt und es erfor<strong>der</strong>t eine ab-<br />

satzstufenübergreifende Sichtweise.<br />

Aufgrund dieser Merkmale und in Ermangelung eines geeigneten Modells<br />

erweist sich die Entwicklung eines eigenständigen Untersuchungskonzeptes als<br />

unabdingbar. Es wurde auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> vorhergehenden Ausführungen<br />

entwickelt und wird in <strong>der</strong> Abbildung 10 dargestellt.<br />

Politisch-rechtliche Rahmenbedingungen<br />

Wettbewerbssituation<br />

des EH<br />

Abb. 10: Analyserahmen <strong>zu</strong>r <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukte 11<br />

Auch in diesem Konzept wird die Umwelt in einen globalen und aufgaben-<br />

spezifischen Untersuchungssektor geglie<strong>der</strong>t. Im Rahmen <strong>der</strong> globalen Um-<br />

weltanalyse werden die <strong>zu</strong>künftigen Entwicklungen <strong>der</strong> technologischen, makro-<br />

ökonomischen, sozio-kulturellen und politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

durch die Experten bewertet.<br />

Die Beson<strong>der</strong>heiten des Untersuchungsobjektes erfor<strong>der</strong>n, innerhalb <strong>der</strong><br />

aufgabenspezifischen Umweltanalyse, eine Verbindung von wettbewerbstheo-<br />

retischen und verhaltenswissenschaftlichen Aspekten.<br />

11 Quelle: Eigene Darstellung<br />

Technologische Rahmenbedingungen<br />

Einzelhandelsebene Großhandelsebene Erzeugerebene<br />

Kosten<br />

Angebotsleistung<br />

Beschaffungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

Anpassungsbedarf<br />

?<br />

Soziokulturelle Rahmenbedingungen<br />

Anpassungsbedarf<br />

? ?<br />

Kooperationsausmaß und -bereitschaft auf und zwischen den<br />

Handelsebenen<br />

?<br />

Ökonomische Rahmenbedingungen


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 40<br />

Wesentliche wettbewerbstheoretische Erkenntnisse ermöglicht PORTER`S<br />

Modell <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte. Mit ihm kann die Wettbewerbssituation ei-<br />

nes bestimmten Unternehmens eingeschätzt werden, indem dessen Position im<br />

Wettbewerbsumfeld eingenommen und alle wirkenden Kräfte in Relation <strong>zu</strong> ihm<br />

gesetzt werden. Dies ist in einer absatzstufenübergreifenden Wettbewerbsana-<br />

lyse aufgrund des fehlenden festen Be<strong>zu</strong>gpunktes so nicht möglich. PORTER`S<br />

Modell wird daher auf das spezifische Untersuchungsproblem dieser Arbeit an-<br />

gepasst. Dabei stellen die, von ihm identifizierten relevanten Wettbewerbskräf-<br />

te, den wesentlichen Bestandteil des Untersuchungskonzeptes dar. Im Rahmen<br />

<strong>der</strong> Untersuchung werden die Unternehmen <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe als Abneh-<br />

mergruppe, die Unternehmen <strong>der</strong> Produzentenstufe als Lieferantengruppe cha-<br />

rakterisiert. Die Einschät<strong>zu</strong>ng ihrer jeweiligen Verhandlungsstärke erfolgt im<br />

Fragebogen vor allem im Hinblick auf die <strong>zu</strong> erwartenden strukturellen Entwick-<br />

lungen dieser Wettbewerbskräfte. Darüber hinaus werden die <strong>zu</strong>künftigen An-<br />

gebotsstrategien des Handels sowie daraus resultierende Lieferantenanforde-<br />

rungen in die Bewertung einbezogen.<br />

Die Bedrohung durch Substitute findet im Fragebogen Ausdruck in <strong>der</strong> Be-<br />

wertung <strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftigen Sortimentsentwicklung. Da die Sortimentsplanung in-<br />

nerhalb <strong>der</strong> Zierpflanzen- und Baumschulbranche einen wichtigen und wettbe-<br />

werbsrelevanten Stellenwert einnimmt.<br />

Das Bedrohungspotential durch Neuanbieter wird in einer Betrachtung des<br />

gesamten Wertschöpfungssystems, weniger durch Markt<strong>zu</strong>trittsbarrieren, als<br />

vielmehr aufgrund verän<strong>der</strong>ter Strukturen innerhalb <strong>der</strong> Absatzkette erklärt. E-<br />

benso wird die Bewertung <strong>der</strong> Rivalität unter den bestehenden Wettbewerbern,<br />

aufgrund des komplexen Untersuchungsgegenstandes, auf eine Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Abhängigkeitsverhältnisse und mögliche resultierende Konflikte zwischen<br />

den Absatzsystemteilnehmern ausgedehnt. Durch diese verstärkte Betrachtung<br />

des Beziehungsgefüges und <strong>der</strong> Schnittstellen zwischen den Absatzstufen,<br />

verdeutlicht sich die Adaption des Modells <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte von<br />

PORTER. So werden im Fragebogen die Verän<strong>der</strong>ungen auf allen Absatzebenen<br />

erfragt. Wobei die Wettbewerbskräfte in Relation <strong>zu</strong>einan<strong>der</strong> gesetzt und be-<br />

wertet werden. Ihr Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Absatz-<br />

systems wird erforscht. Dies erfor<strong>der</strong>t eine ergänzende verhaltenswissenschaft-


Entwicklung des Analyserahmens <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit 41<br />

liche Betrachtung, die auf den Grundlagen des konflikttheoretischen Ansatzes<br />

basiert.<br />

Das Absatzsystem stellt einen Entscheidungsverbund dar, <strong>der</strong> nicht isoliert<br />

betrachtet werden kann. Die verhaltenswissenschaftliche Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Ab-<br />

satzsystemelemente erfolgt, aufgrund <strong>der</strong> wettbewerblich geprägten Beziehun-<br />

gen, unter konflikttheoretischen Gesichtspunkten. Sie soll die wettbewerbstheo-<br />

retischen Erkenntnisse ergänzen, indem sie die unterschiedlichen Ziel-, Rollen-<br />

und Machtbeziehungen zwischen den Distributionsmitglie<strong>der</strong>n näher beschreibt.<br />

Diese üben erheblichen Einfluss auf die Konstellation und die Intensität <strong>der</strong><br />

Wettbewerbskräfte aus, indem sie wechselseitige Abhängigkeiten begründen.<br />

Des Weiteren kann mit ihr <strong>der</strong> jeweils stärkste Wettbewerbsfaktor, <strong>der</strong> alle an-<br />

<strong>der</strong>en wesentlich beeinflusst, ermittelt werden. Seine Stärke sowie die beste-<br />

henden wechselseitigen Abhängigkeiten können sich in einer Anpassungsreak-<br />

tion <strong>der</strong> übrigen Absatzsystemteilnehmer wi<strong>der</strong>spiegeln. So bildet in diesem<br />

Untersuchungskonzept, aufgrund <strong>der</strong> erheblichen strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

auf <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe, diese den Ausgangspunkt des Untersuchungskon-<br />

zeptes. Es wird davon ausgegangen, dass die Wettbewerbssituation auf dieser<br />

Ebene <strong>zu</strong> bestimmten Beschaffungsanfor<strong>der</strong>ungen führen, die wie<strong>der</strong>um einen<br />

Anpassungsbedarf auf den vorgelagerten Absatzstufen erfor<strong>der</strong>n.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 42<br />

4 Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbe-<br />

dingungen<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> durchgeführten Expertenbefragung werden, anhand des<br />

in Kapitel 3 vorgestellten Analyserahmens, analysiert. Zu Beginn werden die<br />

Tendenzen innerhalb <strong>der</strong> globalen Rahmenbedingungen aufgezeigt und disku-<br />

tiert.<br />

4.1 Der erste Schritt - Die globale Umweltanalyse<br />

Innerhalb <strong>der</strong> globalen Umweltanalyse werden im Folgenden die soziokultu-<br />

rellen, ökonomischen, technologischen sowie politisch-rechtlichen Rahmenbe-<br />

dingungen betrachtet.<br />

4.1.1 Werte im Wandel<br />

In dem Bereich <strong>der</strong> soziokulturellen Umweltfaktoren werden die aktuellen<br />

vorherrschenden gesellschaftlichen und kulturellen Normen und ihre Auswir-<br />

kungen auf den Untersuchungsgegenstand beobachtet. Sie werden oftmals<br />

unter dem Begriff „Wertewandel“ <strong>zu</strong>sammengefasst. Die Abbildung 11 gibt die<br />

Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten bezüglich <strong>der</strong> aufgeführten soziokulturellen Entwick-<br />

lungen und ihrer Einflussnahme auf den Gartenbausektor wie<strong>der</strong>.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 43<br />

<strong>zu</strong>nehmendes<br />

Gesundheitsbewusstsein<br />

<strong>zu</strong>nehmendes Umweltbewusstsein<br />

Rück<strong>zu</strong>g ins Private<br />

Wunsch nach Naturerleben<br />

<strong>zu</strong>nehmende Wertschät<strong>zu</strong>ng von<br />

Haus/Garten<br />

Interesse an Gärten u. Pflanzen<br />

14<br />

16<br />

24<br />

29<br />

34<br />

35<br />

trifft nicht <strong>zu</strong> trifft <strong>zu</strong> geringe Bedeutung hohe Bedeutung<br />

Abb. 11: Die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung <strong>der</strong> soziokulturellen Rahmenbedingungen (Angaben<br />

in %)<br />

Eine deutliche Mehrheit <strong>der</strong> Befragten sieht von allen aufgeführten soziokul-<br />

turellen Faktoren vor allem in <strong>der</strong> <strong>zu</strong>nehmenden Wertschät<strong>zu</strong>ng von Haus und<br />

Garten (74%) sowie dem Interesse an Gärten und Pflanzen (67%) eine hohe<br />

Bedeutung für die Gartenbaubranche. Diese Einschät<strong>zu</strong>ng verdeutlicht in erster<br />

Linie den wesentlichen Funktionsbereich des Gartenbaus, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Produktion<br />

und dem Absatz von Pflanzen besteht. In diesem Sinne stellt vor allem für lang-<br />

sam wachsende Dauerkulturen, wie Gehölze und Stauden <strong>der</strong> Besitz eines<br />

Hauses ein absatzför<strong>der</strong>ndes Kriterium dar, indem <strong>der</strong> Hausbau meist mit <strong>der</strong><br />

langfristigen Anlage eines Gartens einhergeht (KRÄMER 2002 S. 7). Darüber<br />

hinaus lassen sich aus den genannten gesellschaftlichen Tendenzen jedoch<br />

noch weitere, ergänzende Aufgabenbereiche des Gartenbaus ableiten.<br />

86<br />

84<br />

Die <strong>zu</strong>nehmende Wertschät<strong>zu</strong>ng von Haus und Garten sowie das Interesse<br />

an Gärten und Pflanzen resultiert ebenso aus dem, <strong>der</strong>zeit <strong>zu</strong> beobachtenden,<br />

Trend <strong>der</strong> „Entschleunigung“. Wobei <strong>der</strong> Garten als Ort <strong>der</strong> Ruhe und Entspan-<br />

nung angesehen wird im heute immer hektischer verlaufenden Alltag. Indem<br />

<strong>der</strong> Garten Erholung und Abbau von Stress ermöglicht, stellt er einen wichtigen<br />

Ausgleich <strong>zu</strong>r immer längeren Arbeitszeit vieler Menschen dar (BOROWSKI<br />

2003a S. 16). Es konnte nachgewiesen werden, dass Gärten und Pflanzen eine<br />

76<br />

71<br />

66<br />

66<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

12<br />

17<br />

21<br />

23<br />

28<br />

35<br />

74<br />

67<br />

54<br />

43<br />

38<br />

37


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 44<br />

beruhigende und entspannende Wirkung auf Menschen ausüben und ihr Wohl-<br />

befinden steigern (KÖTTER 2004 S. 5; LENTZ 2002 S. 4). Wer gärtnert, ist im Le-<br />

ben insgesamt <strong>zu</strong>friedener (RELF 2004 S. 11). So sind Menschen, die sich für<br />

Pflanzen interessieren, gegenüber dem Bevölkerungsdurchschnitt statistisch<br />

gesehen um 25% weniger ärgerlich und depressiv und verfügen über ein bes-<br />

seres Selbstempfinden (KÖTTER 2004 S. 8). Dies könnte erklären, warum Gar-<br />

tenarbeit in Deutschland unter den Top Ten <strong>der</strong> Freizeitaktivitäten liegt<br />

(BOROWSKI 2003a S. 16). Pflanzen können daher einen wichtigen Beitrag leisten<br />

in einer Zeit, in <strong>der</strong> immer mehr Menschen an Depressionen leiden und un<strong>zu</strong>-<br />

frieden sind.<br />

Ebenso konnte gezeigt werden, dass das Interesse an Gärten und Pflanzen<br />

eine, die Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen unterstützende Wirkung<br />

ausübt. So lernen sie Verantwortung <strong>zu</strong> übernehmen und sammeln erste direk-<br />

te handwerkliche Erfahrungen, was wie<strong>der</strong>um ihr soziales Verhalten nachhaltig<br />

stärkt. Darüber hinaus kann <strong>der</strong> Umgang mit Pflanzen, z.B. in Schulgärten bei<br />

Kin<strong>der</strong>n eine ernährungsbewusstere Lebensweise unterstützen (RELF 2004 S.<br />

11). Ein wichtiger gartenbaulicher Aspekt in einer Gesellschaft mit einer über-<br />

höhten Zahl fettleibiger Kin<strong>der</strong>.<br />

Die Erforschung all dieser vielfältigen Wohlfahrtswirkungen <strong>der</strong> Pflanzen auf<br />

sämtliche Lebensaspekte <strong>der</strong> Menschen hat sich die sogenannte Human Issues<br />

in Horticulture (HIH) <strong>zu</strong>m Ziel gesetzt. Sie stellt eine neuere Forschungsrich-<br />

tung, innerhalb des Gartenbausektors, dar und erweitert den Untersuchungsho-<br />

rizont über bloße Produktions- und Absatzfragen hinaus. Die beschriebenen<br />

Wohlfahrtswirkungen von Pflanzen bewirken einen erheblichen Bedeutungs<strong>zu</strong>-<br />

wachs des Gartenbaus, indem sie letztlich auch eine <strong>zu</strong>nehmende Wertschät-<br />

<strong>zu</strong>ng von Gärten sowie ein gesteigertes Pflanzeninteresse begründen.<br />

Den Rück<strong>zu</strong>g ins Private stuften die Mehrzahl <strong>der</strong> befragten Experten als<br />

weniger bedeutend (23%) bzw. vollkommen bedeutungslos (35%) für den Gar-<br />

tenbau ein (Abb. 11). Dies überrascht insofern, als <strong>der</strong> Rück<strong>zu</strong>g ins Private im<br />

engen Be<strong>zu</strong>g <strong>zu</strong>r Wertschät<strong>zu</strong>ng von Haus und Garten gesehen werden kann.<br />

Diese soziokulturelle Entwicklung geht auf den „Homing“ Trend <strong>zu</strong>rück. Er ver-<br />

körpert ein gesteigertes Bedürfnis nach Geborgenheit und Gestaltungsmacht<br />

innerhalb einer Umwelt, die immer weniger beeinflussbar vom Einzelnen


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 45<br />

scheint (KILLGUS 2004 S. 29). Es ergibt sich somit ein Wi<strong>der</strong>spruch <strong>der</strong> Exper-<br />

tenbewertung <strong>zu</strong>r allgemeinen Trendbeobachtung, <strong>der</strong> allerdings auch aus ei-<br />

ner „Trendkonkurrenz“ heraus entstehen kann. So stellt die gesellschaftliche<br />

Tendenz <strong>zu</strong>m „Soziotainment“ den Garten als Treffpunkt für Feste und Unter-<br />

haltungsaktivitäten in den Vor<strong>der</strong>grund (BOROWSKI 2003a S. 16f.). Die heraus-<br />

gestellten Kommunikationspotentiale des Gartens als Kontaktplattform werden<br />

auch in sogenannten interkulturellen Gärten, die einen innovativen Integrations-<br />

ansatz verfolgen, genutzt (REINECKE 2004 S. 16ff.).<br />

Eine knappe Mehrheit <strong>der</strong> Befragten (54%) räumt dem Wunsch nach Natur-<br />

erleben eine hohe Bedeutung für den Gartenbausektor ein (Abb. 11). Das Na-<br />

turerleben nimmt vielfältige positive Auswirkungen auf die physische und psy-<br />

chische Gesundheit <strong>der</strong> Menschen (KÖTTER 2004 S. 6). Des Weiteren wünscht<br />

sich die Mehrheit <strong>der</strong> Bevölkerung ein grünes, naturnahes Wohnumfeld. Es er-<br />

möglicht nicht nur höhere Mieteinnahmen, son<strong>der</strong>n darüber hinaus einen ver-<br />

stärkten nachbarschaftlichen Zusammenhalt, <strong>der</strong> eine Reduzierung von Gewalt,<br />

Vandalismus und Vermüllung bewirkt. Somit dient das Erleben von Natur in be-<br />

grünten Wohnorten dem Aufbau verbesserter Sozialstrukturen (RELF 2004 S.<br />

10f.).<br />

Der Wunsch nach Naturerleben umfasst ebenso wirtschaftliche Auswirkun-<br />

gen. So konnte festgestellt werden, dass begrünte Innenstädte eine höhere<br />

Kundenfrequenz und eine erhöhte Konsumbereitschaft <strong>der</strong> Kunden aufweisen.<br />

Des Weiteren können begrünte Büroräume die Produktivität <strong>der</strong> Arbeitenden<br />

erhöhen, indem sie das Konzentrationsvermögen erhöhen und den Krankheits-<br />

stand senken (KÖTTER 2004 S. 5; RELF 2004 S. 10).<br />

Letztlich wird heut<strong>zu</strong>tage mit dem Wunsch nach Naturerleben weniger ein<br />

ökologischer Standpunkt, als vielmehr <strong>der</strong> „Wellness-Gedanke“ verbunden. Da-<br />

her korreliert <strong>der</strong> Einfluss des Naturerlebens nicht mit <strong>der</strong> Einflussnahme eines<br />

<strong>zu</strong>nehmenden Umweltbewusstseins. Lediglich 37% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer be-<br />

urteilen diese gesellschaftliche Entwicklung als sehr bedeutend. Die Mehrheit<br />

schätzt dies dahingegen als bedeutungsarm (35%) bzw. vollkommen unbedeu-<br />

tend (29%) ein (Abb. 11). Somit ist nach Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Befragten vom Um-<br />

weltpotential <strong>der</strong> Pflanzen, z.B. Abwasserreinigung, Hochwasser- und Erosi-<br />

onsschutz etc. keine Einflussnahme auf den Gartenbau <strong>zu</strong> erwarten.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 46<br />

Überraschen<strong>der</strong> Weise wurde <strong>der</strong> Einfluss eines <strong>zu</strong>nehmenden Umweltbe-<br />

wusstseins in <strong>der</strong> Bevölkerung innerhalb <strong>der</strong> Absatzsystemteilnehmer unter-<br />

schiedlich bewertet. Demnach messen vor allem die Gruppen <strong>der</strong> Einzelhändler<br />

und Berater/Dienstleister diesem Faktor eine geringe Bedeutung für die Gar-<br />

tenbaubranche bei. Die Gruppen <strong>der</strong> Produzenten, Großhändler sowie Lieferan-<br />

ten von Vorprodukten sehen in ihm dahingegen einen hohen Bedeutungsein-<br />

fluss auf die Branche. Eine mögliche Ursache dieser differenzierten Einschät-<br />

<strong>zu</strong>ng könnte in <strong>der</strong> verschieden stark ausgeprägten Kundennähe liegen. So<br />

erfahren Absatzgruppen mit direktem Kundenkontakt scheinbar direkt, dass das<br />

tatsächliche Kaufverhalten <strong>der</strong> Konsumenten weitestgehend unbeeinflusst von<br />

einem <strong>zu</strong>nehmenden Umweltbewusstsein bleibt. Demgegenüber scheint den<br />

Absatzgruppen mit indirektem Kundenkontakt dieses wi<strong>der</strong>sprüchliche Verhal-<br />

ten nicht bekannt <strong>zu</strong> sein. Möglicherweise führen gestörte Kommunikationsbe-<br />

ziehungen <strong>zu</strong> einem Informationsvorsprung des Handels gegenüber <strong>der</strong> Produ-<br />

zentenebene. Dies führt <strong>zu</strong> einer Informationsasymmetrie zwischen den Wert-<br />

schöpfungsteilnehmern. Sie wirkt grundsätzlich konfliktionär, indem sie eine<br />

gemeinsame Entscheidungsfindung und eine Optimierung <strong>der</strong> gesamten Liefer-<br />

kette erschwert (siehe Kapitel 3.4.2).<br />

Die Mehrheit <strong>der</strong> befragten Experten sieht in einem <strong>zu</strong>nehmenden Gesund-<br />

heitsbewusstsein keinen bzw. lediglich einen geringen Bedeutungs<strong>zu</strong>sammen-<br />

hang (Abb. 11). Sie scheinen damit den gesundheitlichen Aspekten von Zier-<br />

pflanzen und –gehölzen, z.B. <strong>der</strong> Luftschadstoffreduzierung, Staubfilterfunktion,<br />

aber auch verbesserten Heilungsprozessen und therapeutischen Vorteilen kei-<br />

nen großen Stellenwert ein<strong>zu</strong>räumen (KÖTTER 2004 S. 5; STEFFEN 2004 S. 28ff.;<br />

THUN-TÄUBERT 2004 S. 13ff.). Möglicherweise weist dies jedoch auf die Not-<br />

wendigkeit einer verstärkten Verbreitung und Bekanntmachung <strong>der</strong>, vom HIH<br />

untersuchten, Wohlfahrtswirkungen von Pflanzen hin. Können sie doch einen<br />

erheblichen Bedeutungs<strong>zu</strong>wachs des Gartenbausektors bewirken.<br />

4.1.2 Ökonomische Einflüsse auf das Kaufverhalten<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen Einflussfaktoren nimmt Einfluss<br />

auf das Kaufverhalten <strong>der</strong> Konsumenten. Zu gesamtwirtschaftlichen Einfluss-<br />

faktoren zählen u.a. die Entwicklung von Umfang und Struktur <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

sowie die Einkommensentwicklung und –verwendung des Staates und seiner


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 47<br />

Bevölkerung. Die Abbildung 12 stellt die Bewertung <strong>der</strong>, in <strong>der</strong> Befragung auf-<br />

geführten ökonomischen Umweltfaktoren, dar.<br />

verfügbares Einkommen<br />

Zunahme <strong>der</strong> Single- u.<br />

Kleinfamilienhaushalte<br />

älter werdende Gesellschaft<br />

19<br />

36<br />

35<br />

trifft nicht <strong>zu</strong> trifft <strong>zu</strong> geringe Bedeutung hohe Bedeutung<br />

Abb. 12: Die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung ökonomischer Rahmenbedingungen (Angaben in<br />

%)<br />

Innerhalb des ökonomischen Umweltsektors schätzt die Mehrheit <strong>der</strong> Befrag-<br />

ten (70%) den Einfluss einer stetig älter werdenden Gesellschaft als sehr be-<br />

deutend für die Gartenbaubranche ein. Demgegenüber wurde die Zunahme an<br />

Single- und Kleinfamilienhaushalten nicht eindeutig bewertet. Jeweils ca. ein<br />

Drittel <strong>der</strong> Experten beurteilen dies als bedeutungslos, -arm o<strong>der</strong> aber sehr be-<br />

deutend. Letztlich jedoch führt diese Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> einer bedeutungsschwa-<br />

chen Einflussnahme dieses Faktors. Der Höhe des verfügbaren Einkommens<br />

bescheinigen lediglich 41% <strong>der</strong> Befragten eine hohe Bedeutung im Gartenbau.<br />

Erstaunlicher Weise bewerten 36% <strong>der</strong> Experten diesen Faktor als vollkommen<br />

bedeutungslos. Sie gehören überwiegend den Gruppen <strong>der</strong> Produzenten, Bera-<br />

ter/Dienstleister sowie den Lieferanten von Vorprodukten an.<br />

81<br />

Tatsächlich stellen die 50-60-jährigen sowie die über 60-jährigen <strong>der</strong>zeit die<br />

konsumfreudigste Konsumentengruppe innerhalb des Zierpflanzen- und Baum-<br />

schulsektors dar. Demgegenüber weisen Single- und Kleinfamilienhaushalte ein<br />

unterproportionales Kaufverhalten auf (KRÄMER 2002 S. 7; NIEHUES 2003 S. 6).<br />

Eine Einteilung <strong>der</strong> Konsumenten in sogenannte Sinus-Milieus zeigt eine ab-<br />

66<br />

64<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

11<br />

23<br />

31<br />

70<br />

41<br />

35


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 48<br />

nehmende Stellung des Segments <strong>der</strong> „Alten“. Dies ist auf den stattfindenden<br />

Wertewandel <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen. Die heutigen Senioren tauschen ihr Traditions-<br />

bewusstsein <strong>zu</strong>nehmend gegen Werte wie Selbstverwirklichung, Genussstre-<br />

ben und eine individuelle Lebensgestaltung ein (KRÄMER 2002 S. 8). Infolge<br />

dessen wird diese <strong>zu</strong>kunftsorientierte Seniorengeneration vermutlich mehr Geld<br />

für Freizeit und Erholung ausgeben, wovon die Gartenbaubranche, aufgrund<br />

ihrer engen Verbindung <strong>zu</strong> diesen Lebensbereichen, profitieren könnte.<br />

Auch wenn die heute über 50-jährigen von allen Altersgruppen das meiste<br />

frei verfügbare Geld besitzen, so ist langfristig doch mit einem sinkenden Ein-<br />

kommensniveau <strong>der</strong> Rentner <strong>zu</strong> rechnen (NIEHUES 2003 S. 6). Dies hat eine<br />

<strong>zu</strong>nehmende Polarisierung in arm und reich <strong>zu</strong>r Folge (KRÄMER 2002 S. 8). Die<br />

negativen Einkommenseffekte könnten daher langfristig die positiven demogra-<br />

phischen Tendenzen überlagern. Dem könnte mit einer verstärkten Betonung<br />

<strong>der</strong> vielfältigen gesundheitsför<strong>der</strong>nden Wohlfahrtswirkungen <strong>der</strong> Pflanzen sowie<br />

speziellen Serviceangeboten, wie z.B. Rundum-Sorglos-Paketen o<strong>der</strong> Bequem-<br />

lichkeitsgarantien und einer erhöhten Beratungskompetenz entgegnet werden<br />

(KILLGUS 2004 S. 29).<br />

4.1.3 Möglichkeiten und Grenzen technologischer Neuerungen<br />

Die Betrachtung <strong>der</strong> technologischen Umweltfaktoren bildet einen sehr wich-<br />

tigen Teilbereich innerhalb <strong>der</strong> globalen Umweltanalyse, da sie einer sehr<br />

schnellen Entwicklungsgeschwindigkeit unterliegen und wirtschaftliche und ge-<br />

sellschaftliche Umstrukturierungen induzieren können. Somit üben technologi-<br />

sche Entwicklungen einen erheblichen Einfluss auf den Erfolg eines Unterneh-<br />

mens aus. Sie bergen dabei zahlreiche Chancen und Risiken. Die Abbildung 13<br />

stellt die Umfrageergebnisse innerhalb dieses Umweltbereiches dar.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 49<br />

E-Commerce<br />

Entwicklung <strong>der</strong> IuK<br />

beschleunigte Innovationsprozesse<br />

Technischer Fortschritt in <strong>der</strong><br />

Produktion<br />

überwiegend Chancen überwiegend Risiken Chance u. Risiko keine Chancen u. Risiken<br />

41<br />

Abb. 13: Chancen und Risiken technologischer Entwicklungen im Zierpflanzen- und<br />

Baumschulmarkt (Angaben in %)<br />

Der technische Fortschritt in <strong>der</strong> Produktion sowie die Beschleunigung von<br />

Innovationsprozessen wurden sehr ähnlich bewertet. Eine knappe Mehrheit <strong>der</strong><br />

Befragten schätzt sowohl den technischen Fortschritt in <strong>der</strong> Produktion (56%),<br />

als auch beschleunigte Innovationsprozesse (53%) als vorwiegend positiv für<br />

die Gartenbaubranche ein. Innerhalb dieser Gruppe sehen 40% im technischen<br />

Fortschritt auf <strong>der</strong> Produktionsstufe und 37% in den beschleunigten Innovati-<br />

onsprozessen ausschließlich Chancen und keinerlei Risiken. Lediglich ca. 4%<br />

aller Umfrageteilnehmer erwarten aus diesen technologischen Entwicklungen<br />

überwiegend riskante Auswirkungen im Gartenbausektor. Jedoch ist ihr Anteil<br />

verschwindend gering. Sehr viel häufiger prognostizieren die Experten ein<br />

gleichzeitiges Auftreten von Chancen und Risiken. So erwarten 35% <strong>der</strong> Be-<br />

fragten im technischen Fortschritt in <strong>der</strong> Produktion und 40% aus beschleunig-<br />

ten Innovationsprozessen sowohl günstige als auch riskante Entwicklungsschü-<br />

be. Keinerlei Einflussnahme im technischen Fortschritt und den beschleunigten<br />

Innovationsprozessen sehen 4% bzw. 3% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer.<br />

53<br />

56<br />

Die überwiegend positiven Erwartungen <strong>der</strong> Branchenkenner sind vermutlich<br />

in erster Linie auf die Möglichkeit erheblicher Produktivitätssteigerungen <strong>zu</strong>-<br />

rück<strong>zu</strong>führen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite existieren jedoch auch riskante Auswir-<br />

71<br />

19<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

4<br />

5<br />

26<br />

4<br />

40<br />

35<br />

19<br />

15<br />

6<br />

3<br />

4


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 50<br />

kungen. So führen die ständigen Verän<strong>der</strong>ungen und Neuentwicklungen <strong>zu</strong><br />

immer kürzeren Produktionszyklen. Welche wie<strong>der</strong>um eine vermin<strong>der</strong>te Plan-<br />

barkeit und erhöhte Unsicherheit bewirken. Diese Entwicklungstendenz wird in<br />

Zukunft verstärkt die Bedeutung <strong>der</strong> Kapitalverfügbarkeit in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

treten lassen.<br />

Wie aus <strong>der</strong> Abbildung 13 ersichtlich, erwartet eine überzeugende Mehrheit<br />

von 71% <strong>der</strong> Befragten aus den Entwicklungen <strong>der</strong> Informations- und Kommu-<br />

nikationstechnologien überwiegend günstige Auswirkungen auf den Gartenbau-<br />

sektor. Innerhalb dieser Gruppe verneinen 56% jegliche riskante Tendenzen<br />

und sehen ausschließlich Entfaltungschancen für die Unternehmen <strong>der</strong> Bran-<br />

che. Dieser durchweg positive Einfluss wird durch den sehr geringen Anteil ris-<br />

kanter Erwartungshaltungen (4% <strong>der</strong> Experten) <strong>zu</strong>sätzlich hervorgehoben. Le-<br />

diglich 19% <strong>der</strong> Befragten beziehen keine eindeutige Stellung in <strong>der</strong> Bewertung<br />

dieses Umwelteinflusses. Sie erwarten eine Kombination günstiger und riskan-<br />

ter Entwicklungseinflüsse. Ihr Anteil ist im Vergleich <strong>zu</strong> den, <strong>zu</strong>vor erläuterten,<br />

technologischen Umweltfaktoren jedoch deutlich geringer. Somit ist im Bereich<br />

<strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologien eine verstärkte Polarisie-<br />

rung <strong>der</strong> Experten mit einer deutlich positiven Erwartungshaltung <strong>zu</strong> beobach-<br />

ten. So dass nach ihrer Einschät<strong>zu</strong>ng von dieser Entwicklung, von allen aufge-<br />

führten Faktoren, die geringste Bedrohungsgefahr für die Gartenbaubranche<br />

ausgeht. Dies soll im Folgenden näher erläutert werden.<br />

Der Gartenbau stellt eine sehr informationsintensive Produktionsform dar.<br />

Dies bedeutet, dass die Unternehmen in dieser Branche sehr stark auf leis-<br />

tungsfähige Infrastrukturen im Bereich <strong>der</strong> Informations- und Kommunikations-<br />

technologien angewiesen sind, um langfristig erfolgreich <strong>zu</strong> bleiben. Somit<br />

kommt <strong>der</strong> Informationsverfügbarkeit und –transparenz ein hoher Stellenwert im<br />

Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit <strong>zu</strong>. Die neuen Informations- und Kommunikati-<br />

onstechnologien begünstigen diese, indem sie einen verbesserten Informations-<br />

fluss zwischen den Handelspartnern bedingen. Sie ermöglichen eine schnelle-<br />

re, effizientere und aktuellere Weitergabe individuell abstimmbarer Informatio-<br />

nen bei gleichzeitig gesunkenen Kosten für die Informationsverarbeitungskapa-<br />

zität (MÜLLER 1999 S. 142). Daraus resultiert ein konfliktdämpfen<strong>der</strong> Einfluss<br />

auf das Absatzsystem. Mögliche Informationsasymmetrien lassen sich leichter<br />

und kostengünstiger verhin<strong>der</strong>n. Letztlich resultiert eine verbesserte Informati-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 51<br />

onsverfügbarkeit auch aufgrund <strong>der</strong> sehr großen Anwen<strong>der</strong>zahl, <strong>der</strong> weltweiten<br />

Reichweite, <strong>der</strong> Möglichkeit des beliebigen multimedialen Datenaustausches<br />

sowie <strong>der</strong> Unabhängigkeit von Raum und Zeit (POHLMANN 1999 S. 156). Ande-<br />

rerseits begünstigt die stark gestiegene Nutzerzahl durch die enorme Zunahme<br />

an Beziehungsverbindungen das Konfliktpotential innerhalb des Absatzsystems<br />

(siehe Kapitel 3.4.2). Das gilt es, durch gezielte Anwendung <strong>der</strong>, oben erläuter-<br />

ten, konfliktschwächenden Möglichkeiten <strong>zu</strong> minimieren.<br />

Die resultierende erhöhte Informationstransparenz wirkt positiv auf den For-<br />

schungs- und Entwicklungssektor innerhalb <strong>der</strong> Gartenbaubranche, indem vor-<br />

handene Erkenntnisse und Forschungsergebnisse effektiver aufgenommen und<br />

angewendet werden können (EBENDA 1999 S. 157; SCHNEIDER 2001 S.127f.).<br />

Mit den positiven Auswirkungen im Forschungs– und Entwicklungsbereich wird<br />

auch die Effizienz <strong>der</strong> Innovationsprozesse steigen, was aber den Aufbau eines<br />

begleitenden Innovationsmanagementsystems erfor<strong>der</strong>t.<br />

Zahlreiche Chancen und Risiken für die Unternehmen des Gartenbaumark-<br />

tes sind ebenso im Kommunikationsbereich <strong>zu</strong> finden. Die neuen Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien gewährleisten eine rasche und kostengünsti-<br />

ge Kommunikation. Diese stellt eine unabdingbare Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Koor-<br />

dination wirtschaftlicher Aktivitäten dar (MÜLLER 1999 S. 141). Somit birgt eine<br />

Effizienzsteigerung, innerhalb <strong>der</strong> Kommunikationsbeziehungen, eine sehr gro-<br />

ße Chance auf eine effektivere Gestaltung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Vorgänge. Dar-<br />

über hinaus steigt, im Sinne des <strong>zu</strong>nehmenden Internationalisierungsgrades,<br />

die Notwendigkeit einer grenzübergreifenden, kostensparenden sowie zeit- und<br />

raumunabhängigen Kommunikation in beson<strong>der</strong>en Maßen an.<br />

Eine weitere Chance <strong>der</strong> neuen Informations- und Kommunikationstechnolo-<br />

gien liegt in <strong>der</strong> Möglichkeit <strong>der</strong> strukturierten, transaktionsbegleitenden Kom-<br />

munikation über elektronische Medien (EBENDA 1999 S. 142). Ein solcher elekt-<br />

ronischer, unternehmensübergreifen<strong>der</strong> Datenaustausch kann mittels Electronic<br />

Data Interchange (EDI) o<strong>der</strong> dem Extranet vollzogen werden. Indem EDI eine<br />

Mehrfacherfassung von Transaktionsdaten erübrigt, rationalisiert es bestehende<br />

Prozessabläufe und führt <strong>zu</strong> Zeit- und Kosteneinsparungen (RUHM 2002 S. 42).<br />

Jedoch ergeben sich aus <strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>zu</strong>r Datenvernet<strong>zu</strong>ng auch Risi-<br />

ken. So stellt die Einführung von EDI, insbeson<strong>der</strong>e für kleinere mittelständi-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 52<br />

sche Unternehmen, aufgrund hoher spezifischer Investitionskosten ein Problem<br />

dar. Die Festlegung kleinerer Unternehmen auf einen bestimmten unterneh-<br />

mensspezifischen EDI-Standard eines größeren Unternehmenspartners kann<br />

ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen beiden verursachen (MÜLLER 1999 S.<br />

142f.). Des Weiteren erweist sich EDI nur bei hohem Transaktionsvolumen und<br />

bestehendem Warenwirtschaftssystem als sinnvoll (AHLERT 2001 S. 6, 21). Ein<br />

lückenloses Warenwirtschaftssystem ist im Zierpflanzen- und Baumschulsektor<br />

aufgrund <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en Produktionsmerkmale und <strong>der</strong> <strong>zu</strong>m Teil mehrjährigen<br />

Kulturdauer nicht möglich (SCHLENZ 2000 S. 41ff.). Die Nachteile des EDI las-<br />

sen sich jedoch <strong>zu</strong>nehmend mit <strong>der</strong> Internettechnologie umgehen. So kann eine<br />

Verbindung <strong>der</strong> Internettechnik mit EDI dessen hohe Investitions- und Betriebs-<br />

kosten reduzieren und seine Flexibilität erhöhen (DÖRFLEIN 1997 S. 90; PICOT,<br />

REICHWALD, WIGAND 2001 S. 187). Daher erscheint Internet-EDI, vor allem für<br />

KMU, eine wichtige technologische Neuerung dar<strong>zu</strong>stellen. Allerdings sind noch<br />

nicht alle Fragen bezüglich <strong>der</strong> Standardisierung und Datensicherheit geklärt,<br />

so dass ein vollständiger Ersatz des EDI nicht <strong>zu</strong> erwarten ist (AHLERT 2001 S.<br />

21). Eine weitere alternative Anwendungstechnik, auf Grundlage des Internets,<br />

stellt das Extranet dar. Es gewährleistet einen einfacheren, robusteren und<br />

preiswerteren Datenaustausch als <strong>der</strong> herkömmliche EDI-Standard. Eine solche<br />

Datenvernet<strong>zu</strong>ng kann jedoch <strong>zu</strong> unerwünschten erhöhten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />

Abnehmer gegenüber den Lieferanten führen (RUHM 2002 S. 48).<br />

Aus konflikttheoretischer Sicht erhöhen die neuen Informations- und Kom-<br />

munikationstechnologien die Gebundenheit <strong>der</strong> Kommunikationsbeziehungen,<br />

indem sie die Wahl <strong>der</strong> Übertragungsmittel, die Kommunikationshäufigkeit, -<br />

partner und –zeitpunkte festlegt. Daraus resultiert eine allgemeine konfliktmin-<br />

<strong>der</strong>nde Wirkung auf das Absatzsystem von Zierpflanzen- und Baumschulpro-<br />

dukten.<br />

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit <strong>der</strong> Internettechnologie stellt <strong>der</strong> digita-<br />

le Handel, auch E-Commerce genannt dar. Als E-Commerce bezeichnet man<br />

die reinen Handlungsprozesse, die im Rahmen von, auf elektronischem Weg<br />

abgewickelten, Geschäften vorgenommen werden (BMWA 2005).<br />

Aus <strong>der</strong> Abbildung 13 ist ersichtlich, dass die Erwartungen <strong>der</strong> Experten hin-<br />

sichtlich des E-Commerce, als eine spezielle Anwendungsform <strong>der</strong> neuen In-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 53<br />

formations- und Kommunikationstechnologien, im Vergleich <strong>zu</strong> diesen, deutlich<br />

negativer eingeschätzt werden. Demnach können lediglich 41% <strong>der</strong> Befragten<br />

positive Entwicklungsmöglichkeiten in einer E-Commerce Anwendung sehen.<br />

Darüber hinaus auffallend ist <strong>der</strong>, im Vergleich <strong>zu</strong> den übrigen technologischen<br />

Umweltfaktoren, sehr hohe Anteil riskanter Erwartungshaltungen. So prognosti-<br />

zieren 19% <strong>der</strong> Branchenkenner überwiegend riskante Auswirkungen des digi-<br />

talen Handels auf den Zierpflanzen- und Baumschulmarkt. Ein gleichzeitiges<br />

Auftreten sowohl günstiger, als auch negativer Potentiale prognostizieren 26%<br />

<strong>der</strong> Umfrageteilnehmer. Wie<strong>der</strong>um überraschend ist <strong>der</strong> sehr hohe Anteil (15%)<br />

<strong>der</strong>er, die keinerlei Einflussnahme des E-Commerce auf die Gartenbaubranche<br />

sehen. Dies spiegelt die nachlassende Euphorie und eine verstärkt realistische<br />

Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Potentiale des digitalen Handels wi<strong>der</strong> (DOLUSCHITZ 2002 S.<br />

97; BOROWSKI 2002b S. 18; BREUER 2003 S. 43).<br />

Als beson<strong>der</strong>s geeignet für den digitalen Handel erweisen sich digitalisierba-<br />

re standardisierte Produkte mit geringem emotionalen Charakter, die keiner Be-<br />

ratung bedürfen (MEFFERT 2000 S. 920). Gärtnerische Produkte, wie Zierpflan-<br />

zen und –gehölze erfüllen diese Anfor<strong>der</strong>ungen jedoch lediglich bedingt. Die,<br />

„lebenden“ Produkten innewohnende, genetische Variabilität verhin<strong>der</strong>t eine<br />

vollkommene Standardisierung. Darüber hinaus ist ihre Produktion aufgrund<br />

von einflussnehmenden Witterungsverhältnissen, bei <strong>zu</strong>m Teil mehrjähriger Kul-<br />

turdauer, lediglich begrenzt planbar. Eine gleichbleibende Angebotshöhe <strong>zu</strong><br />

konstanten Preisen und Qualitäten erscheint daher nicht ohne weiteres möglich.<br />

So begrenzen bestehende Qualitätsunsicherheiten den Verkauf von Pflanzen<br />

über das Internet an den Endkonsumenten (B2C) (BOKELMANN 2001 S. 273;<br />

BREUER 2003 S. 45). Die virtuelle Vermarktung von Pflanzen ist somit aufgrund<br />

ihres Bedarfs an Emotion und Atmosphäre eingeschränkt (BOROWSKI 2002b S.<br />

18). Es resultiert für die Gartenbaubranche eine nur begrenzte Ausnut<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong><br />

im E-Commerce durchaus bestehenden Vorteile, die in dem Aufbau individuel-<br />

ler Kundenbeziehungen und einer möglichen Gewinnung von Neukunden liegen<br />

(SCHNETKAMP 2001 S. 43ff.; SCHNEIDER 2001 S. 127).<br />

Die weitreichendsten Auswirkungen des E-Commerce werden übereinstim-<br />

mend in den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen verschiedener Ab-<br />

satzstufen (B2B) erwartet. Beispiele für B2B-Transaktionen sind <strong>der</strong> Austausch


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 54<br />

von Informationen, Verkaufsdaten, Angeboten u.a. zwischen Unternehmen.<br />

Dabei werden die Potentiale des E-Commerce vor allem <strong>zu</strong>r Unterstüt<strong>zu</strong>ng des<br />

physischen Handels genutzt (BOROWSKI 2002b S. 18). Eine Verdrängung traditi-<br />

oneller Handelsformen, wie in <strong>der</strong> Literatur diskutiert wird, ist daher <strong>der</strong>zeit nicht<br />

<strong>zu</strong> erwarten. In diesem Sinne lassen sich auch die Umfrageergebnisse dieser<br />

Studie interpretieren. Diese Prognose wird durch die Bedeutung des persönli-<br />

chen Kontakts innerhalb <strong>der</strong> Gartenbaubranche <strong>zu</strong>sätzlich gestärkt (EBENDA<br />

2002b S. 18; RUHM 2002 S. 85).<br />

Aufgrund <strong>der</strong> dynamischen Entwicklungsprozesse in diesem Bereich kann<br />

eine langfristige Ausweitung des E-Commerce jedoch auch im Gartenbau nicht<br />

vollständig ausgeschlossen werden. Daher sollen im Folgenden wesentliche<br />

ökonomische Konsequenzen <strong>zu</strong>sammengefasst werden. Die Reduktion von<br />

Transaktionskosten kann eine Abnahme hierarchischer Koordinationsformen<br />

bzw. einen Wandel bisheriger Organisationsformen <strong>zu</strong>r Folge haben. Aufgrund<br />

<strong>der</strong> unternehmensübergreifenden Datenvernet<strong>zu</strong>ng kann weiterhin eine verbes-<br />

serte Steuerung <strong>der</strong> gesamten Absatzkette erzielt werden. Sollen aus diesen<br />

ökonomischen Potentialen <strong>der</strong> neuen Informations- und Kommunikationstech-<br />

nologien jedoch langfristige Wettbewerbsvorteile erzielt werden, müssen sie im<br />

Rahmen eines passenden und geeigneten betriebswirtschaftlichen Konzept<br />

angewendet werden (AHLERT 2001 S. 7). Als solche bieten sich grundsätzlich<br />

Supply-Chain-Management-Strategien, wie z.B. Efficient Consumer Response<br />

(ECR) an. ECR wird definiert als „eine gesamtunternehmensbezogene Vision,<br />

Strategie und Bündelung ausgefeilter Techniken, die im Rahmen einer partner-<br />

schaftlichen und auf Vertrauen basierenden Kooperation zwischen Hersteller<br />

und Handel darauf abzielen, Ineffizienzen entlang <strong>der</strong> Wertschöpfungskette un-<br />

ter Berücksichtigung <strong>der</strong> Verbraucherbedürfnisse und <strong>der</strong> maximalen Kunden-<br />

<strong>zu</strong>friedenheit <strong>zu</strong> beseitigen, um allen Beteiligten jeweils einen Nutzen <strong>zu</strong> stiften,<br />

<strong>der</strong> im Alleingang nicht <strong>zu</strong> erreichen gewesen wäre“ (VON DER HEYDT 1998 S.<br />

55). Auf eine nähere Erläuterung wird hier jedoch verzichtet, da ECR <strong>der</strong>zeit<br />

lediglich eine geringe Relevanz im Gartenbausektor besitzt (BOKELMANN ET AL.<br />

1999; VON ALLWÖRDEN 1999; BOKELMANN 2000 S. 8).


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 55<br />

4.1.4 Än<strong>der</strong>ungen im politisch-rechtlichen Rahmen<br />

Innerhalb dieses Umweltbereiches werden gesetzliche Verän<strong>der</strong>ungsprozes-<br />

se betrachtet, die vom Staat o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en gesetzgebenden Körperschaften<br />

hervorgerufen werden. Von beson<strong>der</strong>er Bedeutung im Kontext dieser Untersu-<br />

chung sind vor allem die Auswirkungen <strong>der</strong> EU-Erweiterung und <strong>der</strong> Neuen Ba-<br />

seler Eigenkapitalvereinbarung (Basel II).<br />

EU-Erweiterung<br />

Verfügbarkeit qualifizierter AK<br />

Kapitalverfügbarkeit für Investitionen<br />

überwiegend Chancen überwiegend Risiken Chance u. Risiko keine Chancen u. Risiken<br />

39<br />

41<br />

59<br />

Abb. 14: Chancen und Risiken politisch-rechtlicher Entwicklungen im Zierpflanzen-<br />

und Baumschulmarkt (Angaben in %)<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Gartenbaubranche prognostiziert eine überragende Mehrheit,<br />

von 95% <strong>der</strong> befragten Experten, eine <strong>zu</strong>nehmende Bedeutung <strong>der</strong> Kapitalver-<br />

fügbarkeit, wie im Kapitel 4.2.4 sowie <strong>der</strong> Abb. 19 gezeigt werden wird. Aus<br />

dieser Bedeutungs<strong>zu</strong>nahme können sich, nach Ansicht von 34% <strong>der</strong> Branchen-<br />

kenner, sowohl Chancen als auch Risiken für die Unternehmen ergeben (Abb.<br />

14). Überwiegend günstige Auswirkungen in einer Kapitalverfügbarkeit für In-<br />

vestitionszwecke erwarten ca. 41% <strong>der</strong> Befragten. Wobei 27% aus dieser<br />

Gruppe jegliche riskante Entwicklungen verneinen. Ihnen stehen 23% <strong>der</strong> Ex-<br />

perten gegenüber, die vorwiegend ungünstige Auswirkungen in einer Kapital-<br />

verfügbarkeit sehen. Somit stellen die Finanzierungsbedingungen ein nicht un-<br />

erhebliches Risiko für die Unternehmen <strong>der</strong> Gartenbaubranche dar. Dies lenkt<br />

den Blick auf die neue Baseler Eigenkapitalvereinbarung Basel II, von <strong>der</strong> we-<br />

25<br />

23<br />

18<br />

30 7<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

34<br />

22<br />

1<br />

1


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 56<br />

sentliche Auswirkungen auf die Kapitalsituation <strong>der</strong> Unternehmen erwartet wer-<br />

den.<br />

Basel II ist eine Richtlinie des Ausschusses für internationale Bankenaufsicht<br />

mit Sitz in Basel. Die Eigenkapitalvereinbarung gewährleistet die Stabilität des<br />

gesamten Finanzsystems, indem sie von allen Kreditinstituten eine Absicherung<br />

ihrer Risikogeschäfte (z.B. <strong>der</strong> Kreditvergabe) durch Bereitstellung eines be-<br />

stimmten Eigenkapitalanteils verlangt. Diese gefor<strong>der</strong>te Eigenkapitalunterle-<br />

gung verursacht Kosten, die über den Kreditzins letztlich vom Kreditnehmer<br />

abgeglichen werden (FRIEDRICHS, SCHWERDTLE und AMELUNG 2004 S. 63). Mit<br />

dem voraussichtlichen Inkrafttreten <strong>der</strong> neuen Baseler Eigenkapitalrichtlinie,<br />

Ende 2006, orientiert sich die Eigenkapitalunterlegung ausschließlich an <strong>der</strong><br />

Bonität des Kreditnehmers. Damit entfällt die pauschale Begren<strong>zu</strong>ngshöhe des<br />

Kreditgeschäfts <strong>der</strong> Banken in Höhe ihres 12,5-fachen Eigenkapitalanteils und<br />

es wird eine Stärkung <strong>der</strong> internationalen Chancengleichheit und Wettbewerbs-<br />

fähigkeit am Kapitalmarkt erwartet (ADAMS, GÖBBEL, KOCH ET AL. 2004 S. 125).<br />

Das individuelle Kreditrisiko jedes Kreditnehmers wird mit Hilfe von Rating-<br />

verfahren ermittelt. Das Einstufungsergebnis wird letztlich über die Gewährung<br />

des Kredites und die Höhe des Zinssatzes entscheiden. Je höher das Ausfallri-<br />

siko ist, desto höher fällt <strong>der</strong> Zinssatz aus. Innerhalb des Ratings werden nicht<br />

nur die Wirtschaftlichkeit <strong>der</strong> Unternehmen, son<strong>der</strong>n in <strong>zu</strong>nehmendem Maße<br />

auch qualitative Faktoren, wie die Kunden-Bank-Beziehung, Managementfähig-<br />

keiten und die <strong>zu</strong>künftigen Unternehmensaussichten bewertet (RIEPE 2003 S.<br />

18). Die Bedeutung <strong>der</strong> Sicherheiten wird durch diese Prüffaktoren verdrängt<br />

(ADAMS, GÖBBEL, KOCH ET AL. 2004 S. 126). Die verstärkte Differenzierung <strong>der</strong><br />

Kreditkosten wird einerseits durch bonitätsabhängige Eigenkapitalkosten, ande-<br />

rerseits durch exakter kalkulierbare Risiko<strong>zu</strong>schläge verursacht. Wobei MAACK<br />

von letzteren eine stärkere Einflussnahme auf die Höhe <strong>der</strong> Kreditkosten erwar-<br />

tet (MAACK 2003 S. 22).<br />

Negative Auswirkungen aufgrund von Basel II werden vor allem von kleinen<br />

und mittelständischen Unternehmen befürchtet. Der <strong>zu</strong>nehmende Wettbe-<br />

werbsdruck erfor<strong>der</strong>t vermehrte Investitionsmaßnahmen, um wettbewerbsfähig<br />

<strong>zu</strong> bleiben. Diese bewirken einerseits einen steigenden Kapitalbedarf, welchen<br />

die Unternehmen verstärkt in Form von Bankkrediten abdecken. Auf <strong>der</strong> ande-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 57<br />

ren Seite äußert sich das ebenfalls <strong>zu</strong>nehmende Geschäftsrisiko in einer höhe-<br />

ren Ausfallwahrscheinlichkeit, welche letztlich <strong>zu</strong> ungünstigeren Kreditkonditio-<br />

nen führt. Aufgrund dieser Situation wurde Basel II um eine Mittelstandskompo-<br />

nente erweitert. Sie ordnet alle Unternehmen mit einem maximalen Kreditvolu-<br />

men von 1 Mio. Euro und einem maximalen Jahresumsatz von 5 Mio. Euro ei-<br />

nem sogenannten Retailsegment <strong>zu</strong>. Innerhalb dieses Bereiches gelten ver-<br />

min<strong>der</strong>te Anfor<strong>der</strong>ungen an das Ratingsystem und es ermöglicht einen 25%-<br />

igen Risikogewichtungsabschlag (MAACK 2003 S. 22). Die Retailklassifizierung<br />

bewirkt für 90% aller KMU eine verringerte Eigenkapitalhinterlegung (DEUTSCHE<br />

BUNDESBANK 2003 S. 23).<br />

Eine weitere negative Folge von Basel II wird in einer <strong>zu</strong>rückhalten<strong>der</strong>en<br />

Kreditvergabe gesehen, die aufgrund des geringen Anteils (2,5%) des Agrar-<br />

kreditgeschäftes am Kreditmarkt <strong>zu</strong> einem Kreditmangel im Agrarsektor führen<br />

könnte. BLISSE, HANISCH, HIRSCHAUER ET AL. verneinen eine solche Kreditver-<br />

knappung jedoch, indem sie auf Akzeptanzverschiebungen im Bankensektor<br />

hinweisen (BLISSE, HANISCH, HIRSCHAUER ET AL. 2004 S. 242). Demnach werden<br />

sich vor allem regionale Kreditinstitute und solche des Sparkassen- und Genos-<br />

senschaftssektors, im Gegensatz <strong>zu</strong> größeren Banken, verstärkt auf das Agrar-<br />

kreditgeschäft konzentrieren.<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich mit dem Inkrafttreten<br />

von Basel II sowohl Chancen als auch Risiken für die Unternehmen ergeben<br />

werden. So werden die Finanzierungsbedingungen in <strong>zu</strong>nehmendem Maße<br />

vom Unternehmenserfolg abhängen. Dies bewirkt vor allem für wirtschaftlich<br />

weniger erfolgreiche Unternehmen ungünstigere Kreditkonditionen bzw. eine<br />

Kreditverknappung aufgrund ihrer Bonitätslage. Die Ratingverfahren erfor<strong>der</strong>n,<br />

in Ergän<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> transparenten und aktuellen Jahresabschlussdaten, ein <strong>zu</strong>-<br />

kunftsfähiges Finanz- und Investitionskonzept. Aus dieser Notwendigkeit heraus<br />

ergibt sich eine große Chance für die Unternehmen, indem Fehlentwicklungen<br />

schneller erkannt und rechtzeitig gezielte Gegenmaßnahmen ergriffen werden<br />

können (FORSTER 2003 S. 13). Gleichzeitig ermöglichen sie günstigere Kredit-<br />

konditionen, welche den negativen Effekt <strong>der</strong> höheren Dokumentations- und<br />

Jahresabschlusskosten ausgleichen dürfte (MAACK 2003 S. 22). Ein weiteres<br />

Risiko liegt in den <strong>zu</strong>nehmenden qualitativen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Manage-<br />

mentfähigkeiten, die nicht ohne weiteres von jedem Gartenbauunternehmen <strong>zu</strong>


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 58<br />

erfüllen sind. Letztlich manifestiert Basel II lediglich die bereits bestehenden<br />

hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens, indem<br />

es den Unternehmenserfolg und die Führungsqualitäten in den Mittelpunkt <strong>der</strong><br />

Betrachtung stellt.<br />

Die Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten bezüglich <strong>der</strong> EU-Erweiterung lässt keine<br />

eindeutige Tendenz erkennen. Überwiegend positive Auswirkungen erwarten<br />

39% <strong>der</strong> Befragten (Abb. 14). Wobei ein Viertel <strong>der</strong> Experten in <strong>der</strong> EU-<br />

Erweiterung ausschließlich Chancen für die Gartenbaubranche sehen. Ihnen<br />

steht wie<strong>der</strong>um ca. ein Viertel <strong>der</strong> Befragten gegenüber, die mehrheitlich un-<br />

günstige Entwicklungsmöglichkeiten prognostizieren. Somit stellt die EU-<br />

Erweiterung, von allen in <strong>der</strong> Untersuchung angeführten globalen Umweltfakto-<br />

ren, das größte Risiko für die Unternehmen <strong>der</strong> Zierpflanzen- und Baumschul-<br />

branche dar. Ein realistisches Nebeneinan<strong>der</strong>bestehen von Chancen und Risi-<br />

ken schätzen 30% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer ein. Allerdings ist die Zahl <strong>der</strong>er, die<br />

im Vergleich <strong>zu</strong> den an<strong>der</strong>en politisch-rechtlichen Rahmenbedingungen keine<br />

schlüssige Bewertung <strong>zu</strong>r EU-Erweiterung abgeben relativ groß (7%). Dies<br />

weist auf eine, auch unter den Experten bestehende, relativ hohe Unsicherheit<br />

bezüglich <strong>der</strong> Auswirkungen <strong>der</strong> Erweiterung hin. Diese Experteneinschät<strong>zu</strong>ng<br />

verlangt eine nähere Betrachtung <strong>der</strong> Folgen <strong>der</strong> EU-Erweiterung.<br />

Am 1. Mai 2004 wurden zehn mittel- und osteuropäische Län<strong>der</strong> (MOEL) in<br />

die EU aufgenommen 12 . Die politischen Vorteile dieser EU-Erweiterung beste-<br />

hen in ihrer stabilisierenden und friedensför<strong>der</strong>nden Wirkung (HEINRICH 2004 S.<br />

2). Die wirtschaftlichen Vorteile lassen sich ungleich schwerer abschätzen. So<br />

werden erhebliche Risiken in den ungleichen Wettbewerbsbedingungen gese-<br />

hen. Tatsächlich bestehen erhebliche Stärken, aber auch Schwächen <strong>der</strong><br />

MOEL gegenüber dem deutschen Gartenbau (JACOBSEN, ROTHENBURGER 2004<br />

S. ??). Daraus können sich sowohl Chancen als auch Risiken für die deutschen<br />

Gartenbauunternehmen ergeben.<br />

Deutliche Vorteile besitzen die MOEL in ihren geringen Arbeits- und Flä-<br />

chenkosten. Die MOEL sind stark landwirtschaftlich geprägt und verfügen auf-<br />

grund ihrer geringen Bevölkerungsdichte über einen großen Anteil an landwirt-<br />

12 Dies waren Estland, Lettland, Litauen, Polen, Ungarn, die Tschechische Republik, Slowakei, Slowe-<br />

nien, Malta und Zypern.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 59<br />

schaftlicher Nutzfläche. Ihr Beitritt in die EU lässt diese um 46% ansteigen<br />

(HEINRICH 2004 S. 7). Somit verfügen die neuen Mitgliedsstaaten vor allem im<br />

Agrarsektor über ein erhebliches Wettbewerbspotential. Dieses können sie je-<br />

doch aus mehreren Gründen nicht umfassend ausschöpfen. Zum einen<br />

herrscht eine duale zersplitterte Betriebsstruktur innerhalb <strong>der</strong> MOEL vor. Vor<br />

allem in Polen wird <strong>der</strong> Hauptanteil <strong>der</strong> landwirtschaftlich genutzten Fläche von<br />

sehr kleinen, kaum wettbewerbsfähigen Betrieben bewirtschaftet (EBENDA 2004<br />

S. 11). Nur wenige dieser Betriebe werden dem einsetzenden Strukturwandel<br />

standhalten können. Des Weiteren verfügen die MOEL, gegenüber Deutsch-<br />

land, über eine sehr geringe Flächen- und Arbeitsproduktivität. Diese äußert<br />

sich in unmo<strong>der</strong>nen und ineffizienten Produktionsanlagen. Marode Gewächs-<br />

häuser lassen in den kalten Wintern die Energiekosten hochschnellen (VAN<br />

SORGEN-MERHOLZ 2004 S. 41). Veraltete Bewässerungstechnik führt <strong>zu</strong> einer<br />

unsicheren Ertragsstabilität (JACOBSEN, ROTHENBURGER 2004 S. ??). Eine<br />

schnelle Än<strong>der</strong>ung dieser Bedingungen wird durch die Kapitalknappheit und<br />

ungünstigen Kreditbedingungen in den MOEL erschwert. Ebenso existiert ledig-<br />

lich eine geringe Agrarför<strong>der</strong>ung von Seiten des Staates, die nicht mit <strong>der</strong>jeni-<br />

gen in Deutschland <strong>zu</strong> vergleichen ist. Zudem fehlen <strong>der</strong>zeit noch geeignete<br />

und effiziente Vermarktungs- und Infrastrukturen in den MOEL (VAN SORGEN-<br />

MERHOLZ S. 41).<br />

Aus diesen Wettbewerbsvorteilen auf deutscher Seite ergeben sich durchaus<br />

günstige Entwicklungserwartungen, wie sie auch die befragten Experten erwar-<br />

ten. So wird es aus den genannten Gründen <strong>zu</strong> keiner befürchteten Überflutung<br />

mit Gartenbauprodukten aus den MOEL kommen. Es ist dort vielmehr mit einer<br />

verstärkten Nachfrage und steigenden Exportchancen für Deutschland <strong>zu</strong> rech-<br />

nen. Sie ergeben sich auch aufgrund überdurchschnittlicher Wachstumsraten in<br />

den MOEL, die eine Angleichung des Pro-Kopf-Einkommens und des Bruttoin-<br />

landsproduktes pro Kopf (BIP) an den durchschnittlichen EU-Wert <strong>zu</strong>m Ziel ha-<br />

ben (DICKE und FODERS 2000 S. 145; HEINRICH 2004 S. 5). Davon profitieren<br />

insbeson<strong>der</strong>e, die in räumlicher Nähe <strong>zu</strong> Polen gelegenen deutschen Garten-<br />

bauunternehmen. So besteht eine, sich seit 1999 stetig verbessernde, positive<br />

Handelsbilanz mit den EU-Beitrittslän<strong>der</strong>n. Infolgedessen hat <strong>der</strong> Exportanteil<br />

bis <strong>zu</strong>m Jahr 2002 um 120% <strong>zu</strong>genommen. Die bedeutendsten Handelspartner<br />

sind Polen und die Tschechische Republik. Wobei <strong>zu</strong>meist Gehölze (22%) und


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 60<br />

Zimmerpflanzen (18%) gehandelt werden. Die Importe aus den MOEL sind<br />

demgegenüber bis <strong>zu</strong>m Jahr 2002 um 40% gestiegen. Vor allem die Gehölzim-<br />

porte sind seit 1999 rückläufig (NIEHUES 2003a S. 12f.). Somit scheint eine<br />

Chance in den günstigen Vermarktungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Gartenbauprodukte in<br />

den MOEL <strong>zu</strong> bestehen.<br />

Weiterhin lassen sich in Form von Kooperationen und Investitionen in den<br />

Beitrittslän<strong>der</strong>n sogenannte Pioniergewinne realisieren, indem deutsche Gar-<br />

tenbauunternehmen die <strong>der</strong>zeit noch geringen Arbeits- und Flächenkosten dort<br />

mit ihrem hohen „Produktivitäts-Know-How“ verbinden (HEINRICH 2004 S. 23;<br />

JEN. 2004 S. 12). Bietet doch <strong>der</strong> EU-Beitritt <strong>der</strong> MOEL eine größere Sicherheit<br />

für Investoren (DICKE und FODERS 2000 S. 140).<br />

Mögliche Risiken könnten sich aus den, aufgrund <strong>der</strong> EU-Erweiterung ent-<br />

stehenden, <strong>zu</strong>sätzlichen fiskalischen Kosten für Deutschland in Höhe von 3,4<br />

Mrd. Euro ergeben, indem sie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung belasten<br />

(EBENDA 2000 S. 160). Ein weiteres Risiko könnte sich aus <strong>der</strong> noch bis 2008<br />

bestehenden unvollständigen Harmonisierung des Pflanzenschutzmittelrechts<br />

ergeben. So können polnische Gartenbauunternehmen <strong>der</strong>zeit noch von einer<br />

deutlich höheren Zahl <strong>zu</strong>gelassener Wirkstoffe profitieren (JACOBSEN und<br />

ROTHENBURGER 2004 S. 103, Bd. 2).<br />

In <strong>der</strong> Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte werden von 59% <strong>der</strong> Befrag-<br />

ten vorwiegend Chancen für die Zierpflanzen- und Baumschulunternehmen ge-<br />

sehen (siehe Abb. 15). Dies verwun<strong>der</strong>t insofern nicht, als qualifizierte Arbeits-<br />

kräfte einen wesentlichen Beitrag <strong>zu</strong>r Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit er-<br />

folgreich wirtschaften<strong>der</strong> Unternehmen leisten. Trotz <strong>der</strong> überwiegend positiven<br />

Einschät<strong>zu</strong>ng erwarten 30% <strong>der</strong> Experten in gleichen Maßen riskante Entwick-<br />

lungstendenzen innerhalb <strong>der</strong> Arbeitskräftesituation. Eine überwiegend negative<br />

Entwicklung prognostizieren 18% <strong>der</strong> Branchenkenner. Somit stellt die un<strong>zu</strong>rei-<br />

chende Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte <strong>zu</strong>künftig durchaus ein Risiko<br />

für die Unternehmen <strong>der</strong> Zierpflanzen- und Baumschulbranche dar. Bereits heu-<br />

te herrscht ein Mangel an qualifizierten Fach- und Führungskräften in <strong>der</strong> Gar-<br />

tenbausparte, welcher durch eine engagierte Aus- und Weiterbildungsoffensive<br />

behoben werden müsste, um den negativen Trend auf<strong>zu</strong>halten (HANSELMANN<br />

2003 S. 5). Der Mangel an Fachkräften kann jedoch ebenso auf eine, im Ver-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 61<br />

gleich <strong>zu</strong> an<strong>der</strong>en Sektoren, geringere Wettbewerbsfähigkeit <strong>der</strong> Gartenbau-<br />

branche hinweisen. Darüber hinaus stellt sie einen Indikator für den Unterneh-<br />

menserfolg dar, indem erfolgreiche Betriebe höhere Löhne, bessere Aufstiegs-<br />

chancen sowie ein angenehmeres und sicheres Arbeitsklima bieten können<br />

(JACOBSEN, ROTHENBURGER 2004 S. 79, Bd. 1).


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 62<br />

4.2 Der zweite Schritt - Die Analyse <strong>der</strong> Wettbewerbsumwelt<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Wettbewerbsumwelt werden die einzelnen Akteure aller Ab-<br />

satzstufen sowie ihr Beziehungsgeflecht untereinan<strong>der</strong> betrachtet. Dem<strong>zu</strong>folge<br />

werden im Weiteren die <strong>zu</strong>künftige Sortimentsentwicklung, die strukturellen<br />

Entwicklungen auf den jeweiligen Absatzstufen, die Eintrittsgefahren neuer An-<br />

bieter sowie <strong>der</strong> Kooperationsbedarf innerhalb <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> untersucht.<br />

4.2.1 Die Entwicklung des Sortiments<br />

Die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung des Sortiments übt einen entscheidenden Ein-<br />

fluss auf die nähere Wettbewerbsumwelt <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukte aus. Das frühzeitige Erkennen von Sortimentsän<strong>der</strong>ungen<br />

stellt oftmals einen wichtigen strategischen Faktor dar. Daher sollen <strong>zu</strong>künftige<br />

Tendenzen im Sortimentsbereich an den Beginn <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong> näheren<br />

Wettbewerbsumwelt gestellt werden. Die Abbildung 15 gibt die Einschät<strong>zu</strong>ng<br />

<strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftigen Marktbedeutung gartenbaulicher Sortimentsbereiche im Einzel-<br />

handel durch die befragten Experten wie<strong>der</strong>.<br />

Raritäten/Spezialitäten<br />

Bodendecker<br />

Kletterpflanzen<br />

Nadelgehölze<br />

Obstgehölze<br />

Laubgehölze<br />

Containerware<br />

Sträucher<br />

Wildgehölze<br />

Formgehölze<br />

Hydrokulturen<br />

Wildpflanzen<br />

Kräuter-/Gewürzpflanzen<br />

Stauden<br />

Sommerblumen<br />

Schnittblumen<br />

Beet-/Balkonpflanzen<br />

Topfpflanzen<br />

3<br />

2<br />

4<br />

4<br />

5<br />

7<br />

13<br />

15<br />

13<br />

16<br />

15<br />

21<br />

22<br />

18<br />

22<br />

22<br />

22<br />

37<br />

41<br />

31<br />

44<br />

47<br />

35<br />

abnehmend gleichbleibend <strong>zu</strong>nehmend<br />

35<br />

45<br />

73<br />

44<br />

Abb. 15: Die Entwicklung des Sortiments im Zierpflanzen- und Baumschulmarkt (Angaben<br />

in %)<br />

37<br />

55<br />

58<br />

54<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

34<br />

39<br />

81<br />

74<br />

74<br />

75<br />

46<br />

44<br />

64<br />

58<br />

49<br />

42<br />

42<br />

41<br />

33<br />

25<br />

29<br />

27<br />

25<br />

21<br />

10<br />

9<br />

2


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 63<br />

Im Zierpflanzensektor werden in erster Linie die Sortimentsgruppen <strong>der</strong><br />

Stauden, Kräuter- und Gewürzpflanzen sowie <strong>der</strong> Beet- und Balkonpflanzen<br />

sehr positiv beurteilt. Eine <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong>nehmende Marktbedeutung wurde ihnen<br />

jeweils von 81%, 75% bzw. 64% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer bescheinigt (Abb. 15).<br />

Die Sortimentsgruppe <strong>der</strong> Topfpflanzen wird überwiegend stagnierend bewertet<br />

(55%), jedoch sagen 33% <strong>der</strong> Befragten ebenso eine <strong>zu</strong>nehmende Bedeutung<br />

voraus, so dass sich insgesamt eine leicht positive Entwicklungstendenz auch<br />

in dieser Sortimentsgruppe abzeichnet. Eine ähnliche Entwicklungstendenz wird<br />

<strong>der</strong> Produktgruppe <strong>der</strong> Sommerblumen prognostiziert. Dort erwarten 41% <strong>der</strong><br />

Experten einen Bedeutungs<strong>zu</strong>wachs, demgegenüber stehen 44%, die eine un-<br />

verän<strong>der</strong>te Marktbedeutung vorhersagen.<br />

Nach Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten bieten die Hydrokulturen nahe<strong>zu</strong> keinerlei<br />

weiteren Entwicklungspotentiale. So prognostiziert innerhalb dieser Produkt-<br />

gruppe eine deutliche Mehrheit von 73% <strong>der</strong> Befragten stetig abnehmende Um-<br />

satzanteile. Ähnlich negativ wird das Segment <strong>der</strong> Schnittblumen bewertet. Dort<br />

rechnen 44% <strong>der</strong> befragten Absatzteilnehmer mit einer stagnierenden Umsatz-<br />

entwicklung und 47% sind überzeugt, dass diese <strong>zu</strong>künftig negativ verlaufen<br />

wird. Im Sortimentsfeld <strong>der</strong> Wildpflanzen kann anhand <strong>der</strong> Expertenmeinung<br />

keine eindeutige Entwicklungstendenz aufgezeigt werden. Jeweils ca. ein Drittel<br />

<strong>der</strong> Umfragebeteiligten bewerten ihre Umsatzchancen als abnehmend, stagnie-<br />

rend bzw. <strong>zu</strong>nehmend (Abb 15). Innerhalb dieser relativ neuen Sortimentsgrup-<br />

pe scheinen fehlende Erfahrungswerte eine sichere und eindeutige Einschät-<br />

<strong>zu</strong>ng bezüglich ihrer Entwicklung erheblich <strong>zu</strong> erschweren.<br />

Im Baumschulsektor erwarten 74% <strong>der</strong> Befragten <strong>zu</strong>nehmende Umsatzchan-<br />

cen in <strong>der</strong> Sortimentsgruppe <strong>der</strong> Containerware (Abb 15). Eine eben solche<br />

Entwicklungsmöglichkeit bescheinigen 58% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer dem Seg-<br />

ment <strong>der</strong> Kletterpflanzen. Weiter steigende Marktanteile werden nach Ansicht<br />

von 49% bzw. 42% <strong>der</strong> Experten lediglich die Sortimentsgruppen <strong>der</strong> Formge-<br />

hölze bzw. <strong>der</strong> Bodendecker erzielen.<br />

Allen weiteren klassischen Sortimentsgruppen innerhalb des Baumschulsek-<br />

tors, wie <strong>zu</strong>m Beispiel den Sträuchern und Laubgehölzen, wurden mehrheitlich<br />

gleichbleibende Umsatzanteile prognostiziert. Wobei sich innerhalb <strong>der</strong> Pro-<br />

duktgruppe <strong>der</strong> Nadelgehölze eine deutlich negative Entwicklungsrichtung ab-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 64<br />

zeichnet. Ihnen wurde von 44% <strong>der</strong> Befragten eine abnehmende Marktbedeu-<br />

tung vorausgesagt. Nach Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten weisen die Nadelgehölze<br />

somit innerhalb des gesamten Baumschulsortiments die ungünstigsten Entwick-<br />

lungspotentiale auf. Die Sortimentsgruppe <strong>der</strong> Wildgehölze wird ähnlich unsi-<br />

cher und uneindeutig beurteilt wie die <strong>der</strong> Wildpflanzen im Zierpflanzenmarkt.<br />

Wachsende Umsatzanteile aus dem Angebot von Raritäten bzw. Spezialitäten<br />

erwarten 74% aller Umfrageteilnehmer (Abb 15).<br />

4.2.2 Konzentration und Strukturwandel im Einzelhandel<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Umfrage wurden <strong>zu</strong>nächst die <strong>zu</strong>künftigen strukturellen Ent-<br />

wicklungen <strong>der</strong> Einzelhandelsakteure im Absatzmarkt von Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukten ermittelt. Diese strukturellen Entwicklungen werden in <strong>der</strong><br />

Abbildung 16 dargestellt.<br />

Blumenfachgeschäfte behalten<br />

Position<br />

langfristige Geschäftsbeziehungen<br />

EH-gärtnereien behalten Position<br />

Baumarktgartencenter neue<br />

Marktanteile<br />

LEH neue Marktanteile<br />

EH-konzentration steigt<br />

26<br />

Abb. 16: Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen im Einzelhandel (Angaben in %)<br />

45<br />

49<br />

67<br />

Die Abbildung 16 spiegelt den <strong>der</strong>zeit stattfindenden Strukturwandel auf <strong>der</strong><br />

Ebene des Einzelhandels im Zierpflanzen- und Baumschulmarkt wi<strong>der</strong>. So wer-<br />

den, nach Ansicht von 79% aller Experten, vor allem Baumarktgartencenter<br />

verstärkt Marktanteile hin<strong>zu</strong>gewinnen. Der Gewinn von Marktanteilen durch den<br />

Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wird ebenfalls mehrheitlich vorausgesagt, je-<br />

doch fällt diese Einschät<strong>zu</strong>ng, im Vergleich <strong>zu</strong> den Baumarktgartencentern, um<br />

79<br />

trifft <strong>zu</strong> trifft nicht <strong>zu</strong><br />

85<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

74<br />

55<br />

51<br />

33<br />

21<br />

15


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 65<br />

nahe<strong>zu</strong> 10% geringer aus. Somit wird scheinbar in den Baumarktketten ein<br />

stärkerer Konkurrent gesehen. Dies mag sicherlich auch an ihrem verstärkten<br />

Bestreben, Gartenbauprodukte als feste Sortimentsbestandteile an<strong>zu</strong>bieten,<br />

liegen. Dies äußert sich in <strong>der</strong> Integration bzw. dem Aufbau eigener Gartencen-<br />

terabteilungen (KAIM 2002 S. 23). Daraus resultiert letztlich ein, gegenüber dem<br />

LEH, höheres Verkaufspotential von Gartenbauprodukten. Der LEH verfolgt<br />

demgegenüber eine mehr angebotsergänzende Marktstrategie im Zierpflanzen-<br />

und Baumschulmarkt.<br />

Infolge des verstärkten Markteintritts des Sortimentseinzelhandels (SEH)<br />

wird die Konzentration auf <strong>der</strong> Ebene des Einzelhandels verstärkt ansteigen,<br />

dies prognostiziert eine deutliche Mehrheit (85%) <strong>der</strong> Befragten (Abb. 16). Ge-<br />

nerell ist ein Konzentrationsprozess durch ein überproportionales Wachsen <strong>der</strong><br />

größeren, in Relation <strong>zu</strong> den kleineren Handelsbetrieben, gekennzeichnet. Die-<br />

ses überproportionale Wachstum kann <strong>zu</strong>m einen durch eine disproportionale<br />

Verringerung vor allem kleinerer Einkaufsstätten o<strong>der</strong> <strong>zu</strong>m an<strong>der</strong>en durch ein<br />

disproportionales inneres und äußeres Wachstum einzelner Einkaufsstätten<br />

verursacht werden (AHLERT 1991 S. 116). Vor allem größere Handelsunterneh-<br />

men, wie <strong>der</strong> LEH o<strong>der</strong> Baumarktketten, weisen infolge von Umsatzsteigerun-<br />

gen und Unternehmens<strong>zu</strong>sammenschlüssen ein erhebliches Wachstum auf.<br />

Des Weiteren wird <strong>der</strong> Konzentrationsprozess im Gartenbausektor durch ei-<br />

ne disproportionale Verringerung kleinerer Facheinzelhandelsgeschäfte voran-<br />

getrieben. Nach Ansicht <strong>der</strong> Experten werden dabei vor allem die Blumenfach-<br />

geschäfte Marktanteile an den Sortimentseinzelhandel abtreten müssen. So<br />

sind 74% <strong>der</strong> Experten <strong>der</strong> Meinung, dass diese ihre Position <strong>zu</strong>künftig nicht<br />

behaupten können. Bei den Einzelhandelsgärtnereien ist die Einschät<strong>zu</strong>ng ihrer<br />

Position umstrittener. Dort sieht lediglich eine knappe Mehrheit von 55% <strong>der</strong><br />

Befragten einen Verlust von Marktanteilen an den Sortimentseinzelhandel vor-<br />

aus. Immerhin 45% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer sind <strong>der</strong> Meinung, dass die Einzel-<br />

handelsgärtnereien ihre Position verteidigen können (Abb. 16).<br />

Diese differenzierte Einschät<strong>zu</strong>ng des Facheinzelhandels kann einerseits in<br />

<strong>der</strong> <strong>zu</strong>künftigen Sortimentsentwicklung begründet sein. So stellen Schnittblu-<br />

men einen wesentlichen Umsatzanteil <strong>der</strong> Blumenfachgeschäfte dar (siehe Ka-<br />

pitel 2.1.3). Nach Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten weisen sie <strong>zu</strong>künftig jedoch eine


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 66<br />

stark negative Entwicklungstendenz auf. Bereits seit 1999 ist diese Sortiments-<br />

gruppe durch sinkende Pro-Kopf-Ausgaben gekennzeichnet (GOLDSCHMIDT, LUX<br />

2002 S. 9), so dass in Zukunft mit dem Wegfall eines wesentlichen Umsatzan-<br />

teils gerechnet werden muss.<br />

Demgegenüber konzentrieren sich die Einzelhandelsgärtnereien schon jetzt<br />

in verstärkten Maßen auf an<strong>der</strong>e Sortimentssegmente, wie <strong>zu</strong>m Beispiel die<br />

Beet- und Balkonpflanzen sowie Zimmerpflanzen umfassenden Topfpflanzen-<br />

produktgruppen (siehe Kapitel 2.1.3). Deren <strong>zu</strong>künftige positive Marktbedeu-<br />

tung, die durch <strong>zu</strong>nehmende Pro-Kopf-Ausgaben von 1990-2000 gestützt wird<br />

(GOLDSCHMIDT, LUX 2002 S. 9), lässt eine positivere Umsatzentwicklung <strong>der</strong><br />

Einzelhandelsgärtnereien gegenüber den Blumenfachgeschäften erwarten und<br />

somit eine günstigere Ausgangsbasis <strong>zu</strong>r Verteidigung <strong>der</strong> Marktanteile. Der<br />

geschil<strong>der</strong>te Einfluss <strong>der</strong> Sortimentsentwicklung wird durch eine verstärkte Ein-<br />

kaufsstättenpräferenz <strong>der</strong> Hobbygärtner für Einzelhandelsgärtnereien gegen-<br />

über dem Blumenfachgeschäft bzw. den Floristen ergänzt (WERAN 2003 S. 9).<br />

Vermutlich gelingt es den Einzelhandelgärtnereien besser wichtige Angebots-<br />

formen, wie Erlebniseinkäufe und Themenangebote usw. in ihr Verkaufskonzept<br />

ein<strong>zu</strong>glie<strong>der</strong>n. Indem sie Produktion und Verkauf mit allen einhergehenden Vor-<br />

teilen, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Frische und Qualität aufgrund kurzer Lieferwege kom-<br />

binieren, können sie vermutlich glaubwürdiger die, vom Verbraucher gewünsch-<br />

te, Authentizität und Atmosphäre beim Pflanzenkauf vermitteln. Laut einer End-<br />

verbraucherumfrage über das Image des Gartenbaus wünschen sich 75% <strong>der</strong><br />

Befragten einen verstärkten Einblick in die Produktion gartenbaulicher Erzeug-<br />

nisse. Die Frische <strong>der</strong> Ware sowie ihre Haltbarkeit werden von <strong>der</strong> Mehrzahl<br />

<strong>der</strong> Befragten höher als <strong>der</strong> Preis eingeschätzt (LENTZ 2002 S. 5).<br />

Dennoch scheint es zweifelsfrei <strong>zu</strong> sein, dass <strong>der</strong> Sortimentseinzelhandel in<br />

den kommenden Jahren als potentieller Neuanbieter auf <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe<br />

weiter in den Markt für Zierpflanzen und Baumschulprodukte vordringen wird<br />

(siehe Kapitel 3.3.2.1). Der dadurch ausgelöste Konzentrationsanstieg bewirkt<br />

eine Verschiebung <strong>der</strong> wechselseitigen Abhängigkeiten im gesamten Distributi-<br />

onssystem. In <strong>der</strong> Folge tritt ein Machtübergewicht des Sortimentseinzelhandels<br />

gegenüber den übrigen Absatzakteuren auf (AHLERT 1991 S. 116f.). Dieses<br />

Machtübergewicht leitet sich letztlich aus <strong>der</strong> aufgrund <strong>der</strong> Käufermarktsituation<br />

bestehenden Nachfragemacht <strong>der</strong> Endverbraucher ab. Diese <strong>der</strong>ivative Nach-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 67<br />

fragemacht des Handels bewirkt einerseits einen verschärften Anbieterwettbe-<br />

werb auf den vorgelagerten Absatzstufen, infolgedessen <strong>der</strong>en Akteure <strong>zu</strong> er-<br />

heblichen Konditionen<strong>zu</strong>geständnissen gezwungen sind. An<strong>der</strong>erseits müssen<br />

diese, aufgrund des ebenso verstärkten Anbieterwettbewerbs auf Einzelhan-<br />

delsebene, an den Endverbraucher weitergegeben werden (AHLERT 1991 S.<br />

121). Unter diesen Bedingungen erwarten 51% <strong>der</strong> Experten eine Bedeutungs-<br />

abnahme langfristiger Geschäftsbeziehungen (Abb. 16).<br />

Des Weiteren werden nicht nur auf <strong>der</strong> Stufe des Einzelhandels, son<strong>der</strong>n<br />

auch im gesamten Absatzsystem Machtverschiebungen auftreten (siehe Kapitel<br />

3.4.5). Der verschärfte Wettbewerb auf <strong>der</strong> Ebene des Einzelhandels wirkt sich<br />

auf das gesamte Absatzsystem aus, indem sich die Beschaffungsanfor<strong>der</strong>un-<br />

gen des Einzelhandels verän<strong>der</strong>n und die Akteure auf den Ebenen des Groß-<br />

handels und <strong>der</strong> Produktion diese erkennen und angemessen darauf reagieren<br />

müssen. Den verän<strong>der</strong>ten Wettbewerbsbedingungen im Einzelhandel können<br />

die Akteure auf dieser Stufe entwe<strong>der</strong> mit einer Kostensenkung o<strong>der</strong> aber einer<br />

Verbesserung ihres Leistungsangebotes begegnen. Um diese möglichen <strong>zu</strong>-<br />

künftigen Reaktionen <strong>zu</strong> bewerten, sollten die Experten einschätzen, welche<br />

Angebotsmerkmale <strong>zu</strong>künftig für die Profilierung des Einzelhandels eine bedeu-<br />

tende Rolle spielen werden. Die Abbildung 17 gibt die Ergebnisse <strong>der</strong> Exper-<br />

teneinschät<strong>zu</strong>ng wie<strong>der</strong>.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 68<br />

Abb. 17: Profilierungsmaßnahmen im Einzelhandel (Angaben in %)<br />

Von allen aufgeführten Angebotskonzepten werden Maßnahmen <strong>zu</strong>r Kun-<br />

denbindung von einer deutlichen Mehrheit (85%) <strong>der</strong> befragten Experten als<br />

<strong>zu</strong>künftig sehr bedeutend eingestuft. Eine ähnlich hohe Bedeutung sehen die<br />

Experten in Themen- und Erlebnisangeboten (jeweils 84% bzw. 81%). Vor al-<br />

lem diese Angebotsformen scheinen in den kommenden Jahren eine führende<br />

Rolle in den Profilierungsmaßnahmen des Einzelhandels <strong>zu</strong> spielen. Der prog-<br />

nostizierte Bedeutungs<strong>zu</strong>wachs <strong>der</strong> Kundenbindung wird vor allem durch die<br />

weiterhin <strong>zu</strong>nehmende Wettbewerbsintensität sowie sich verkürzende Produkt-<br />

lebenszyklen, mit einer einhergehenden abnehmenden Produktidentifikation,<br />

verursacht (MEFFERT 2000 S. 367). In stagnierenden Märkten verhin<strong>der</strong>t eine<br />

gefestigte Kundenbeziehung das Abwan<strong>der</strong>n <strong>der</strong>selben <strong>zu</strong>r Konkurrenz. Eine<br />

stark ausgeprägte Kundenbindung wirkt somit sowohl als Markteintrittsbarriere<br />

als auch als Wechselbarriere, die, wie in Kapitel 3.3.2.1 dargestellt, die Wett-<br />

bewerbssituation von Unternehmen positiv beeinflussen kann. Ebenso erhöht<br />

sich <strong>der</strong> Preisspielraum aufgrund einer geringeren Preiselastizität (EBENDA 2000<br />

S. 367).<br />

Sortenneuheiten<br />

Themenangebote<br />

Markenkonzepte<br />

Floristische DL-angebote<br />

Erlebnisangebote<br />

Ökoprodukte<br />

Son<strong>der</strong>angebote<br />

Erfolgs-/Blühgarantien<br />

Bücher/Infomaterial<br />

Beratung/Schulung<br />

Corporate Identity<br />

Kundenbindung<br />

3<br />

6<br />

6<br />

9<br />

12<br />

14<br />

12<br />

11<br />

21<br />

22<br />

21<br />

13<br />

23<br />

37<br />

24<br />

41<br />

21<br />

geringe Bedeutung gleichbleibende Bedeutung hohe Bedeutung<br />

26<br />

20<br />

23<br />

34<br />

35<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Die Kundenbindung kann wesentlich verbessert werden durch sogenannte<br />

Erlebnisangebote. Indem diese einen direkten Kundenkontakt und somit einen<br />

intensiven Kundendialog ermöglichen. Ergänzend werden die Kundenbedürf-<br />

33<br />

39<br />

84<br />

85<br />

81<br />

67<br />

67<br />

59<br />

60<br />

54<br />

44<br />

45<br />

26<br />

24


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 69<br />

nisse nach Abwechslung und Erlebnissen befriedigt, was oftmals mit einer posi-<br />

tiven Unternehmenseinschät<strong>zu</strong>ng korreliert (EBENDA 2000 S. 737ff.).<br />

Der Beratung und Schulung von Kunden sowie dem Angebot von Sorten-<br />

neuheiten messen 67% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer eine hohe Bedeutung bei. Das<br />

Konzept des Corporate Identity und <strong>der</strong> Markeneinführung halten 60% bzw.<br />

59% <strong>der</strong> Experten für eine <strong>zu</strong>künftig bedeuten<strong>der</strong>e Möglichkeit des Einzelhan-<br />

dels sich <strong>zu</strong> profilieren (Abb. 17). Die ähnliche Bewertung dieser Angebotsfor-<br />

men beruht im Wesentlichen auf ihrer gegenseitigen Einflussnahme. Dieser<br />

Zusammenhang kann ausgehend, von <strong>der</strong> Erläuterung des Markenkonzeptes<br />

im Gartenbau, aufgezeigt werden.<br />

Indem mittels Markenkonzepten beson<strong>der</strong>e Merkmale eines Produktes her-<br />

vorgehoben werden, wird die Abgren<strong>zu</strong>ng und die Unvergleichbarkeit <strong>zu</strong> ähnli-<br />

chen Produkten geför<strong>der</strong>t (REYMANN 2003 S. 18). Diese Orientierungshilfe in-<br />

nerhalb <strong>der</strong> Produktauswahl stützt die Präferenzbildung bei den Kunden, wel-<br />

che wie<strong>der</strong>um <strong>zu</strong>r Differenzierung gegenüber <strong>der</strong> Konkurrenz genutzt werden<br />

kann (BECKER 1993 S. 188).<br />

Die Einführung von Markenprodukten setzt eine gleichbleibende Aufmachung<br />

und Verfügbarkeit, einen hohen Bekanntheitsgrad sowie eine gleichbleibend<br />

hohe Qualität voraus (REYMANN 2003 S. 18). Aufgrund <strong>der</strong> nur bedingt <strong>zu</strong> ver-<br />

mittelnden Prestigefunktion von Pflanzen, wird im Gartenbau vor allem das<br />

Herausstellen einer beson<strong>der</strong>en Produktqualität <strong>zu</strong>r Markeneinführung genutzt.<br />

Diese wird oftmals mittels Sortenneuheiten erreicht. Sie kann sich jedoch eben-<br />

so bereits in <strong>der</strong> Kundenberatung, welche wie<strong>der</strong>um eine verstärkte Schulung<br />

<strong>der</strong> Mitarbeiter voraussetzt, äußern (SCHEUMANN 2003 S. 53).<br />

Der, durch die qualitativ hochwertige Kundenberatung, geschaffene Mehr-<br />

wert wirkt sich ebenso positiv auf die Kunden<strong>zu</strong>friedenheit aus. Markenpolitik<br />

erfor<strong>der</strong>t neben einem umfassenden Marketingkonzept auch verbesserte Kom-<br />

munikationsbeziehungen innerhalb <strong>der</strong> Absatzkette (siehe Kapitel 3.4.2). Nur so<br />

lassen sich die durchaus bestehenden Mehrwerte von Pflanzenmarken über die<br />

gesamte <strong>Lieferkette</strong> hindurch <strong>zu</strong>m Endverbraucher transportieren, wo sie <strong>zu</strong>-<br />

sätzliche Bedürfnisse wecken (BOROWSKI 2003 S. 6; ÖFNER, KAIM, REYMANN<br />

2003 S. 22). In diesem Sinne ist die Einführung von Marken im Gartenbausek-


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 70<br />

tor in beson<strong>der</strong>en Maßen von <strong>der</strong> Zusammenarbeit aller Absatzsystemmitglie-<br />

<strong>der</strong> abhängig (SCHEUMANN 2003 S. 49; BOROWSKI 2003 S. 6).<br />

Lediglich eine knappe Mehrheit von 54% aller Befragten bescheinigt den<br />

Son<strong>der</strong>angeboten eine bedeutende Chance im Positionskampf des Einzelhan-<br />

dels. Diese Angebotsform betrachten 23% <strong>der</strong> Experten als ungeeignet, die<br />

Position bzw. die Linie des Einzelhandels <strong>zu</strong> vertreten (Abb 17).<br />

Die Nachfrage von Büchern und Informationsmaterial wird überwiegend<br />

stagnierend bis abnehmend eingeschätzt (Abb 17). Dies verwun<strong>der</strong>t, wurde<br />

doch das Interesse an Gärten und Pflanzen als ein entscheiden<strong>der</strong> gesell-<br />

schaftlicher Einflussfaktor für den Gartenbau bewertet, welcher <strong>zu</strong>mal prinzipiell<br />

durch Bücher und Informationsmaterial wesentlich geför<strong>der</strong>t werden könnte.<br />

Bücher und Informationsmaterial können ein <strong>zu</strong>sätzliches Serviceangebot an<br />

den Kunden darstellen, da bei Pflanzen ein außerordentlich hoher Wissensbe-<br />

darf besteht, <strong>der</strong> gleichzeitig entscheidenden Einfluss auf die Weiterkultur und<br />

somit letztlich auf das „Erfolgserlebnis“ des Kunden und daraus folgend seines<br />

Zufriedenheitsausmaßes nimmt.<br />

Das Angebot von Ökoprodukten wurde, von allen aufgeführten Angebotsfor-<br />

men am häufigsten (41% aller Befragten), mit einem <strong>zu</strong>künftig geringen Bedeu-<br />

tungswert beurteilt (Abb 17). Dabei sehen vor allem <strong>der</strong> Einzelhandel und die<br />

Gruppe <strong>der</strong> Berater und Dienstleister, mit jeweils 59% bzw. 54%, in ökologisch<br />

erzeugten Zierpflanzen- und Baumschulprodukten keine Chance im Absatzsys-<br />

tem einen wichtigeren Stellenwert ein<strong>zu</strong>nehmen. Somit ergibt sich ein deutlicher<br />

Wi<strong>der</strong>spruch zwischen dem Meinungsbild <strong>der</strong> befragten Experten und demjeni-<br />

gen <strong>der</strong> Bundesministerin für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirt-<br />

schaft, Renate Künast. Sie erwartet eine <strong>zu</strong>künftig verstärkte Nachfrage nach<br />

ökologisch erzeugten Zierpflanzen und –gehölzen. Mit Hilfe von Marketingmaß-<br />

nahmen möchte sie das Interesse <strong>der</strong> Verbraucher wecken und die Produktion<br />

und den Absatz ökologisch angebauter Zierpflanzen und –gehölze in den<br />

nächsten zehn Jahren ausdehnen (PIETLER 2003 S. 4ff.).<br />

Jedoch behin<strong>der</strong>n zahlreiche Faktoren einen solchen Ausbau <strong>der</strong> ökologi-<br />

schen Produktion im Zierpflanzen- und Baumschulmarkt. Da<strong>zu</strong> zählen offene<br />

Fragen bezüglich <strong>der</strong> Anbaumethodik und Kulturführung, ein noch un<strong>zu</strong>rei-<br />

chendes Problembewusstsein bei Händlern und Konsumenten, das dürftige


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 71<br />

Angebot an Vorprodukten, <strong>der</strong> Mangel an spezieller Forschung und Beratung<br />

sowie <strong>der</strong>zeit noch ungeeignete Richtlinien (BILLMANN 2003 S. 43f.; BALDIN,<br />

BOHNE, BREMER ET AL. 2003 S. 32). Des Weiteren konnte gezeigt werden, dass<br />

Konsumenten überwiegend Kräuter- und Gewürzpflanzen sowie Pflanzen mit<br />

essbaren Früchten aus dem Sortiment ökologisch angebauter Zierpflanzen be-<br />

vor<strong>zu</strong>gen (DICKE, KUNDE 2003 S. 40).<br />

Dieses Verbraucherverhalten erschwert den Absatz ökologisch produzierter<br />

Nicht-Lebensmittel. Ein Ausbau <strong>der</strong> ökologischen Zierpflanzen- und Baum-<br />

schulproduktion würde <strong>zu</strong>dem eine umfangreiche Mitarbeiterschulung und Kon-<br />

sumentenaufklärung erfor<strong>der</strong>n (DRÜCKE 2003 S. 41). Aufgrund des Expertenur-<br />

teils und <strong>der</strong> <strong>zu</strong>vor genannten Gründe, scheint von ökologischen Zierpflanzen<br />

und Baumschulprodukten in den nächsten Jahren keine ernsthafte Substituti-<br />

onsgefahr für den konventionellen Zierpflanzen- und Baumschulmarkt aus<strong>zu</strong>-<br />

gehen.<br />

Wie in Kapitel 3.5 festgestellt, verlangen die verän<strong>der</strong>ten Beschaffungsanfor-<br />

<strong>der</strong>ungen, auf <strong>der</strong> Ebene des Einzelhandels, Anpassungsreaktionen bei den<br />

Absatzmittlern des Großhandels.<br />

4.2.3 Konsequenzen für den Großhandel<br />

Die Abbildung 18 stellt die Einschät<strong>zu</strong>ngen <strong>der</strong> befragten Experten bezüglich<br />

potentieller struktureller Entwicklungen auf <strong>der</strong> Ebene des Großhandels dar.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 72<br />

Die Bedeutung von Großabnehmern<br />

wird ansteigen<br />

E-Commerce nimmt <strong>zu</strong><br />

Die Bedeutung des Großmarktes<br />

nimmt ab<br />

Abb. 18: Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Ebene des Großhandels (Angaben in %)<br />

Aus <strong>der</strong> Abbildung 18 geht hervor, dass eine deutliche Mehrheit, von 86%<br />

<strong>der</strong> Befragten, eine <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong>nehmende Bedeutung von Großabnehmern<br />

prognostiziert. Gleichzeitig sind 71% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer <strong>der</strong> Ansicht, dass<br />

<strong>der</strong> Großmarkt in seiner Bedeutung als Absatzmittler Marktanteile verliert. Diese<br />

prognostizierte Entwicklung wird u.a. durch die verän<strong>der</strong>ten, <strong>zu</strong>vor beschriebe-<br />

nen Absatzstrukturen auf <strong>der</strong> Einzelhandelsebene verursacht.<br />

61<br />

Der dort stattfindende <strong>zu</strong>nehmende Konzentrationsprozess bewirkt eine Ver-<br />

drängung kleinerer Facheinzelhandelsgeschäfte und eine Zunahme größerer<br />

Einzelhandelsbetriebe (siehe Kapitel 4.2.2). Indem kleinere Blumenfachge-<br />

schäfte und Einzelhandelsgärtnereien die wichtigste Kundengruppe <strong>der</strong> Groß-<br />

märkte darstellen, wirkt ihre Verdrängung aus dem Markt direkt negativ auf die<br />

Umsatzanteile <strong>der</strong> Großmärkte. Das, von großen Einzelhandelsbetrieben als<br />

nicht <strong>zu</strong>friedenstellend bezeichnete, Leistungsangebot <strong>der</strong> Großmärkte ver-<br />

stärkt diese Entwicklung <strong>zu</strong>sätzlich (GOLDSCHMIDT, LUX 2002a S. 32). Das heißt,<br />

dass sie die grundlegend verän<strong>der</strong>ten Beschaffungsanfor<strong>der</strong>ungen, <strong>der</strong> ver-<br />

stärkt als Großabnehmer fungierenden Einzelhandelsunternehmen, nicht be-<br />

friedigen können. So sind Großmärkte mit ihren begrenzten Öffnungszeiten<br />

nicht mehr in <strong>der</strong> Lage, die stark gestiegenen logistischen Anfor<strong>der</strong>ungen von<br />

Großabnehmern <strong>zu</strong> erfüllen. Des Weiteren weisen Großkunden ein <strong>zu</strong>nehmend<br />

71<br />

trifft <strong>zu</strong> trifft nicht <strong>zu</strong><br />

86<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

39<br />

30<br />

14


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 73<br />

flexibles Einkaufsverhalten auf und weichen auf alternative Be<strong>zu</strong>gsquellen im<br />

Großhandel aus (WAWRA 2000 S. 9). Daraus resultiert ein verstärkter Anbieter-<br />

wettbewerb. So stellen Versteigerungen, Telefonverkäufe, aber auch Abhol-<br />

märkte und mit ihnen die großen Vermarktungsorganisationen, wie NBV/UGA in<br />

Deutschland, eine starke Konkurrenz <strong>der</strong> traditionellen Großmärkte dar und be-<br />

schleunigen <strong>der</strong>en Marktanteilsverluste (GOLDSCHMIDT, LUX 2002a S. 30).<br />

Die <strong>zu</strong>nehmende Segmentierung im Einzelhandel lässt frühere wesentliche<br />

Vorteile des Großmarktes in den Hintergrund treten. So verliert die breite Viel-<br />

falt im Verkaufssortiment, mit <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Spezialisierung <strong>der</strong> Betriebe, an<br />

Bedeutung. Darüber hinaus konnten die Großmärkte, aufgrund ihrer Konzentra-<br />

tion auf Blumenfachgeschäfte, nicht umfassend von <strong>der</strong> starken Umsatzsteige-<br />

rung im Sortimentssegment <strong>der</strong> Topfpflanzen profitieren (EBENDA 2002a S. 30).<br />

Die negative Marktentwicklung könnte durch die Bereitstellung größerer Lie-<br />

fermengen, verlängerter Öffnungszeiten, einer auf Raritäten spezialisierten Sor-<br />

timentsgestaltung, einem transparenteren Informationssystem sowie dem weite-<br />

ren Ausbau des Service-Angebotes gestoppt bzw. reduziert werden (EBENDA<br />

2002a S. 33; WAWRA 2000 S. 11). Dies erfor<strong>der</strong>t in erster Linie einen organisa-<br />

torischen Wandel <strong>zu</strong> einer Gemeinschaftsvermarktung (BOROWSKI 2002a S. 34).<br />

Eine Kompetenzstärkung <strong>der</strong> Großmärkte durch die Einführung eines effekti-<br />

ven, qualifizierten Managements würde ihren Handlungsspielraum bezüglich<br />

absatzpolitischer Fragen wesentlich erhöhen. Dem stehen jedoch vor allem<br />

psychologische Hemmfaktoren entgegen (EBENDA 2002a S. 34). Um diese <strong>zu</strong><br />

umgehen, ist eine intensive Zusammenarbeit und Akzeptanz aller Mitglie<strong>der</strong>, in<br />

einem ehrlichen und offenen Miteinan<strong>der</strong>, notwendig (GOLDSCHMIDT, LUX 2002a<br />

S. 32; WAWRA 2000 S. 11).<br />

Einer steigenden Bedeutung des E-Commerce stimmen 61% <strong>der</strong> befragten<br />

Experten <strong>zu</strong> (Abb. 18). Diese Einschät<strong>zu</strong>ng ist insofern überraschend, als ledig-<br />

lich 40% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer innerhalb <strong>der</strong> globalen Umweltanalyse positive<br />

Auswirkungen auf den Zierpflanzen- und Baumschulmarkt prognostizieren (Ka-<br />

pitel 4.1.3). Die Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten muss, aufgrund ihrer Wi<strong>der</strong>sprüch-<br />

lichkeit sowie <strong>der</strong> in Kapitel 4.1.3 diskutierten begrenzten Anwendungsmöglich-<br />

keiten des E-Commerce vor allem im Bereich B2C, mit Vorbehalt betrachtet<br />

werden.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 74<br />

Eine langfristige Ausweitung des digitalen Handels kann jedoch, aufgrund<br />

<strong>der</strong> dynamischen Entwicklungsprozesse in diesem Bereich, nicht ausgeschlos-<br />

sen werden. Daher soll an dieser Stelle die vom E-Commerce ausgehende Ge-<br />

fahr einer Disintermediation traditioneller Zwischenhändler (Intermediäre) disku-<br />

tiert werden. Darunter ist die Reduktion von Marktteilnehmern in einem Absatz-<br />

kanal <strong>zu</strong> verstehen (WAMSER 2000 S. 24). Intermediäre sind Marktteilnehmer,<br />

die we<strong>der</strong> als Anbieter noch als Nachfrager auftreten, son<strong>der</strong>n das Funktionie-<br />

ren des Marktes in seiner Gesamtheit erleichtern (PICOT, REICHWALD, WIGAND<br />

2001 S. 377). Vertreter <strong>der</strong> Disintermediationstheorie prognostizieren einen ge-<br />

nerellen Wegfall von Intermediationsstufen, aufgrund <strong>der</strong> stark gesunkenen<br />

Kosten für die Informations- und Kommunikationsbeschaffung (WIGAND,<br />

CROWSTON 1999 S. 2). Indem Endkonsumenten und Produzenten direkt mitein-<br />

an<strong>der</strong> agieren, ergeben sich klare Vorteile auf beiden Seiten, <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

Wegfall <strong>der</strong> Handelsspannen, verkürzte Bestellzyklen etc. (SCHNEIDER 2001 S.<br />

138).<br />

Trotz <strong>der</strong> gesunkenen Transaktionskosten und <strong>der</strong> sich ergebenden ökono-<br />

mischen Vorteile, ist eine generelle vermehrte Disintermediation jedoch <strong>der</strong>zeit<br />

nicht <strong>zu</strong> beobachten. Als wesentliche Ursache kann <strong>der</strong> vielfältige Aufgabenbe-<br />

reich <strong>der</strong> Intermediäre, <strong>der</strong> über ein bloßes Senken <strong>der</strong> Transaktionskosten hi-<br />

nausgeht, angesehen werden (PICOT, REICHWALD, WIGAND 2001 S. 378). So<br />

versorgen sie die übrigen Marktteilnehmer mit Informationen über Produkte und<br />

an<strong>der</strong>e Absatzmitglie<strong>der</strong>. Sie organisieren die Zusammenstellung und Vertei-<br />

lung von Gütern, wobei sie ebenfalls die da<strong>zu</strong>gehörige Infrastruktur bereitstel-<br />

len. Neben diesen Hauptaufgaben nehmen sie jedoch noch eine Reihe weiterer<br />

wichtiger Funktionen wahr. So garantieren sie im Sinne vertrauensbilden<strong>der</strong><br />

Maßnahmen eine gewisse Produktqualität und üben einen beratenden Einfluss<br />

auf die Kaufentscheidung <strong>der</strong> Kunden aus. Ebenso gehören <strong>zu</strong>sätzliche, indi-<br />

rekt unterstützende Funktionen <strong>zu</strong> ihrem Leistungsangebot, wie <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

Finanztransaktionen, logistische Aufgaben u.a. (PICOT, REICHWALD, WIGAND<br />

2001 S. 377ff.). Aufgrund ihrer oftmals langjährigen Erfahrung, realisieren sie<br />

dabei Economies of scale.<br />

Eine tatsächliche Disintermediation würde dem<strong>zu</strong>folge eine aufwendige und<br />

kostenintensive Reorganisation <strong>der</strong> Funktionsverteilungen zwischen den Ab-<br />

satzsystemmitglie<strong>der</strong>n erfor<strong>der</strong>n (SCHNEIDER 2001 S. 138; PICOT, REICHWALD,


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 75<br />

WIGAND 2001 S. 378). Die Lock-In-Situation, in <strong>der</strong> sich viele Herstellerunter-<br />

nehmen befinden, lässt eine solche Reorganisation jedoch unmöglich erschei-<br />

nen. Der Zwang hohe Auslastungsgrade <strong>zu</strong> erreichen, steht einer Umstellung<br />

<strong>der</strong> Vertriebswegestrategie entgegen, welche <strong>zu</strong>mindest für einen bestimmten<br />

Zeitraum geringere Absatzmengen und dem<strong>zu</strong>folge hohe Leerkosten <strong>zu</strong>r Folge<br />

hätte (AHLERT 2001 S. 22f.).<br />

Schlußfolgernd lässt sich konstatieren, dass sich eine generelle Ausschal-<br />

tung <strong>der</strong> Intermediäre im Wertschöpfungssystem nicht abzeichnet. Vielmehr ist<br />

eine Re-Intermediation, d.h. eine <strong>zu</strong>nehmende Verlagerung traditioneller Inter-<br />

mediäre ins Internet <strong>zu</strong> beobachten. Grundsätzlich ist eine Disintermediations-<br />

gefahr des digitalen Handels daher eher gering ein<strong>zu</strong>schätzen.<br />

Nachdem die <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong> erwartenden Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Ebene des<br />

Großhandels dargestellt wurden, stellt sich die Frage, wie die Produzenten <strong>der</strong><br />

Zierpflanzen- und Baumschulprodukte darauf reagieren.<br />

4.2.4 Wachstumsanfor<strong>der</strong>ungen und verän<strong>der</strong>te Rollenerwartungen an<br />

die Produzenten<br />

Dieses Kapitel stellt die Anpassungsreaktionen <strong>der</strong> Erzeugerbetriebe, welche<br />

das letzte Glied <strong>der</strong> hier betrachteten Wertschöpfungskette bilden, dar. Die Ab-<br />

bildung 19 gibt <strong>zu</strong>nächst das Expertenurteil, im Hinblick auf die voraussichtli-<br />

chen strukturellen Entwicklungen <strong>der</strong> Erzeugerbetriebe, wie<strong>der</strong>.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 76<br />

Konzentration <strong>der</strong> Anbaustandorte<br />

steigt<br />

Kapitalverfügbarkeit wird wichtiger<br />

Großhandelsaufgaben werden von<br />

Erzeugern übernommen<br />

Bedeutung <strong>der</strong><br />

Absatzgenossenschaften steigt<br />

weitere Spezialisierung ist nötig<br />

Technisierung nimmt rasant <strong>zu</strong><br />

Betriebsgrößen steigen<br />

56<br />

59<br />

Abb. 19: Strukturelle Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> Erzeugerebene des Zierpflanzen- und<br />

Baumschulmarktes (Angaben in %)<br />

Eine deutliche Mehrheit <strong>der</strong> Befragten stimmt einer weiteren Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Betriebseinheiten (87%) und einem damit einhergehenden Anstieg <strong>der</strong><br />

Technisierung (91%) sowie Spezialisierung (91%) <strong>zu</strong>. Dem<strong>zu</strong>folge wird sich <strong>der</strong><br />

bereits heute <strong>zu</strong> beobachtende Strukturwandel in <strong>der</strong> Branche fortsetzen. Die-<br />

ser bewirkt allgemein eine verän<strong>der</strong>te Relation zwischen den heterogenen Ele-<br />

menten einer Einheit (KNOTTENBAUER 2000 S. 29). In diesem Sinne stellen<br />

Strukturwandlungen dauerhafte Verän<strong>der</strong>ungen, die abrupt o<strong>der</strong> stetig verlau-<br />

fen und <strong>der</strong>en Trend langfristig stabil ist, dar (PETERS 1988 S. 29). Sie sind von<br />

periodisch verlaufenden Konjunkturschwankungen ab<strong>zu</strong>grenzen. Der strukturel-<br />

le Wandel in einer Branche begleitet und ermöglicht <strong>zu</strong>gleich wirtschaftliches<br />

Wachstum, indem er eine Fehlallokation von Kapital und daraus resultierende<br />

Wohlfahrtsverluste verhin<strong>der</strong>t. Somit kann eine notwendige gegenseitige Ab-<br />

hängigkeit zwischen konjunkturellem Wachstum auf <strong>der</strong> einen Seite und struk-<br />

turellen Verän<strong>der</strong>ungen auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite festgestellt werden (NOLTE,<br />

NOLTING, STUMMER 2003 S. 296). Der im Gartenbau <strong>zu</strong> erwartende Struktur-<br />

wandel, <strong>der</strong> eine Abnahme kleinerer Betriebe <strong>zu</strong>gunsten größerer Unternehmen<br />

<strong>zu</strong>r Folge hat, führt <strong>zu</strong> Betriebsstrukturen, in denen die verbleibenden Unter-<br />

nehmen, aufgrund ihrer Größe strukturelle Kostenvorteile, sogenannte Skalen-<br />

72<br />

trifft <strong>zu</strong> trifft nicht <strong>zu</strong><br />

87<br />

91<br />

91<br />

95<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

44<br />

42<br />

28<br />

13<br />

9<br />

9<br />

5


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 77<br />

effekte nutzen können (JACOBSEN, ROTHENBURGER 2004 S. 153, Bd. 1;<br />

STEINMANN, SCHREYÖGG 1997 S. 170ff.).<br />

Wie aus <strong>der</strong> Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten <strong>zu</strong> sehen ist, korreliert eine Steige-<br />

rung <strong>der</strong> Betriebsgröße in gewissen Maßen mit dem Spezialisierungsgrad eines<br />

Unternehmens, welches wie<strong>der</strong>um eine <strong>zu</strong>nehmende Technisierung notwendig<br />

werden lässt. Aufgrund dieses festgestellten Zusammenhanges, erlaubt die<br />

durchschnittliche Betriebsgröße ebenso einen Rückschluss auf die Rentabilität<br />

sowie die Einkommenshöhe eines Unternehmens. So sind große spezialisierte<br />

Gartenbaubetriebe in beson<strong>der</strong>em Maße auf den Einsatz mo<strong>der</strong>ner Produkti-<br />

onstechnik angewiesen, welche grundsätzlich eine steigende Arbeitsproduktivi-<br />

tät und somit sinkende Arbeitskosten <strong>zu</strong>r Folge hat. Insofern ermöglicht eine<br />

<strong>zu</strong>nehmende Spezialisierung, infolge einer effizienteren Ausnut<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Pro-<br />

duktionsfaktoren, eine Reduktion <strong>der</strong> Produktionskosten. Die Rentabilität sowie<br />

die Einkommenshöhe nimmt <strong>zu</strong> (JACOBSEN, ROTHENBURGER 2004 S. 153, Bd. 1;<br />

HANSELMANN 2003 S. 5). Neben <strong>der</strong> steigenden Betriebsgröße ist ein Anstieg<br />

<strong>der</strong> Spezialisierung ebenfalls, aufgrund des äußerst umfangreichen Sortiments<br />

im Zierpflanzen- und Baumschulmarkt, erfor<strong>der</strong>lich (KAIM 2002 S. 20). Darüber<br />

hinaus bieten Spezialisierungstendenzen den Gartenbauunternehmen bessere<br />

Chancen, die steigenden Vermarktungsanfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> vorgelagerten Ab-<br />

satzebenen <strong>zu</strong> erfüllen (JACOBSEN, ROTHENBURGER 2004 S. ??).<br />

Allerdings birgt starkes unternehmerisches Wachstum an<strong>der</strong>erseits ein nicht<br />

unerhebliches Risikopotential für die Unternehmen <strong>der</strong> Zierpflanzen- und<br />

Baumschulbranche (BOKELMANN 2001 S. 274). Neben steigenden Anfor<strong>der</strong>un-<br />

gen an die organisatorischen Fähigkeiten des Betriebsleiters erlangt die Kapi-<br />

talverfügbarkeit einen wachsenden Stellenwert (siehe Kapitel 4.1.4). Dem<br />

stimmen 95% aller befragten Experten <strong>zu</strong> (Abb. 19). Sie stellt eine wesentliche<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für betriebliches Wachstum und <strong>der</strong> Vermeidung eines Investiti-<br />

onsstaus dar (HANSELMANN 2003 S. 5).<br />

Neben dem Wachstumsbestreben vieler Unternehmen lässt sich eine Steige-<br />

rung <strong>der</strong> Wertschöpfung ebenfalls durch eine vertikale Diversifikation realisie-<br />

ren. Sie stellt eine Wachstumsstrategie dar, in <strong>der</strong>en Folge es <strong>zu</strong> einer planmä-<br />

ßigen Ausdehnung bisheriger Schwerpunkttätigkeiten von Unternehmen auf


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 78<br />

vor- und nachgelagerte, angrenzende o<strong>der</strong> völlig neue Märkte und Leistungsbe-<br />

reiche kommt (WELGE, AL-LAHAM 2001 S. 442).<br />

Einer <strong>zu</strong>künftigen Vorwärtsintegration <strong>der</strong> Produktionsbetriebe, in Form einer<br />

Übernahme von Großhandelsaufgaben, stimmten lediglich eine knappe Mehr-<br />

heit von 56% aller befragten Experten <strong>zu</strong> (Abb. 19). Demgegenüber verneinten<br />

44% eine solche Entwicklung. Dennoch werden bereits heute 30% <strong>der</strong> Schnitt-<br />

blumen und 15% <strong>der</strong> Topfpflanzen direkt vom Erzeuger bzw. über den Sorti-<br />

mentsgroßhandel bezogen (GOLDSCHMIDT, LUX 2002 S.8f.).<br />

Die, in den vorangegangenen Kapiteln dargelegte, weitere Zunahme <strong>der</strong><br />

Großabnehmer sowie die Konzentrationstendenzen im Einzelhandelsbereich,<br />

scheinen diesen Direktbe<strong>zu</strong>g beim Produzenten <strong>zu</strong>sätzlich <strong>zu</strong> för<strong>der</strong>n. Infolge<br />

dessen ist eine verstärkte Übernahme von Dienstleistungen wie Etikettierung,<br />

Preisauszeichnungen, Verpackung auf CC-Karren, aber auch Anregungen <strong>zu</strong>r<br />

Warenpräsentation und Aussendienstaufgaben, wie die Pflanzenpflege am<br />

Point of Sale <strong>zu</strong> erwarten (SCHEUMANN 2003 S. 48f.; KAIM 2002 S. 23; BOROWSKI<br />

2003 S. 6). Somit ergibt sich aus den verän<strong>der</strong>ten Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Einzel-<br />

handelsunternehmen durchaus eine gewisse Integration in vorgelagerte Ab-<br />

satzebenen. Jedoch ist eine Disintermediation <strong>der</strong> Großhandelsstufe nicht <strong>zu</strong><br />

erwarten. Vielmehr ist davon aus<strong>zu</strong>gehen, dass sich Unternehmen dieser Ebe-<br />

ne <strong>zu</strong>nehmend auf die Erfüllung <strong>der</strong> erhöhten logistischen Anfor<strong>der</strong>ungen spe-<br />

zialisieren werden (EBENDA 2002 S. 17). Sie ergeben sich aufgrund begrenzter<br />

Lagerkapazitäten und eines erwünschten minimalen Pflegeaufwandes frischer<br />

Pflanzen (KAIM 2002 S. 23). Diese Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Einzelhandelsstufe verur-<br />

sachen ein verstärktes Einkaufen kleinerer Dispositionen und eine Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Großhandelsunternehmen <strong>zu</strong>m Logistikdienstleister (BOROWSKI 2002 S. 17;<br />

PIETLER 2000 S. 5).<br />

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine vertikale Diversifikation<br />

sowohl eine <strong>zu</strong>nehmende Professionalisierung im Hinblick auf Beschaffung,<br />

Sortimentsgestaltung und Marketing, als auch eine ausreichende Kapitalverfüg-<br />

barkeit, großes Engagement sowie entsprechendes Know-how verlangt<br />

(BOKELMANN 2001 S. 274). Dies kann <strong>zu</strong>m einen große Chancen, aber auch<br />

Risiken bergen. Letztlich setzt eine vertikale Integration eine entsprechende<br />

Unternehmensgröße voraus (WELGE, AL-LAHAM 2001 S. 440), was die doch


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 79<br />

recht große Ablehnung <strong>der</strong> Experten als eine mögliche Anpassungsreaktion <strong>der</strong><br />

überwiegend kleinen und mittelständischen Gartenbauunternehmen erklären<br />

kann.<br />

Eine weitere <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong> erwartende Anpassungsreaktion <strong>der</strong> Produktions-<br />

ebene wird von den befragten Experten übereinstimmend (72%) in einer <strong>zu</strong>-<br />

nehmenden Konzentration <strong>der</strong> Anbaustandorte gesehen (Abb. 19). Dies ist <strong>zu</strong>m<br />

einen auf das anwachsende Konzentrationsbestreben <strong>der</strong> Handelsunternehmen<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen (PIETLER 2000 S. 5). Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite ergeben sich soge-<br />

nannte Agglomerationsvorteile, die ein verbessertes Anpassungsvermögen <strong>der</strong><br />

Unternehmen <strong>zu</strong>r Folge haben können (BOKELMANN 2001 S. 274). Solche<br />

„Standortcluster“ bieten, aufgrund guter Infrastrukturbedingungen und räumli-<br />

cher Nähe einan<strong>der</strong> unterstützen<strong>der</strong> Institutionen und Unternehmen, zahlreiche<br />

Wettbewerbsvorteile (PORTER 1999a S. 207ff.). Die Expertenmeinung spiegelt<br />

demnach eine <strong>zu</strong>künftig <strong>zu</strong>nehmende Bedeutung solcher Standortcluster im<br />

Gartenbau wi<strong>der</strong>.<br />

Die <strong>zu</strong>vor geschil<strong>der</strong>ten strukturellen Än<strong>der</strong>ungen innerhalb des Zierpflan-<br />

zen- und Baumschulmarktes finden ihren Ausdruck in gewandelten Lieferan-<br />

tenanfor<strong>der</strong>ungen (siehe Kapitel 3.5). Die Abbildung 20 gibt die, <strong>zu</strong>künftig von<br />

Handelsunternehmen präferierten, Lieferantenmerkmale wie<strong>der</strong>.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 80<br />

große, einheitliche Partien<br />

breites Sortiment<br />

günstige Preise<br />

Logistik<br />

Vernet<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> IuK-systeme<br />

Bereitschaft <strong>zu</strong>m Informationsaustausch<br />

Zusammenarbeit Marketing<br />

zertifiziertes QMS<br />

Umweltaspekte<br />

Abb. 20: Zukünftige Lieferantenanfor<strong>der</strong>ungen im Zierpflanzen- und Baumschulmarkt<br />

(Angaben in %)<br />

Aus <strong>der</strong> Abbildung 20 ist ersichtlich, dass vor allem hohe Anfor<strong>der</strong>ungen, be-<br />

züglich Liefervereinbarungen und Qualitätsansprüchen, bestehen. Sie rangieren<br />

noch vor günstigen Preisen, die lediglich von 67% alle Umfrageteilnehmer als<br />

bedeutend eingestuft wurden. So stellen die Liefersicherheit und Termintreue<br />

sowie Qualitätsgarantien verbunden mit einer ausreichenden Flexibilität, die<br />

eine kurzfristige Lieferbereitschaft gewährleistet, in Zukunft wesentliche Krite-<br />

rien in Abnehmer-Lieferanten-Beziehungen dar. Sie sind auf witterungsabhän-<br />

gige und spontane Kaufentscheidungen im Gartenbau sowie <strong>zu</strong>nehmend indivi-<br />

duelle Kundenwünsche <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen (PIETLER 2000 S. 5). Generell erlangt<br />

<strong>der</strong> Wunsch nach mehr Vertrauen und Zuverlässigkeit an Bedeutung (STOMMEL<br />

2000 S. 32; KAIM 2002 S. 23).<br />

2<br />

2<br />

5<br />

5<br />

5<br />

5<br />

8<br />

8<br />

10<br />

Liefersicherheit 1 4<br />

kurzfristige Lieferbereitschaft<br />

Termintreue 2 3<br />

Qualitätsgarantien<br />

Premiumprodukte<br />

Flexibilität<br />

13<br />

7<br />

16<br />

8<br />

14<br />

22<br />

abnehmende Bedeutung gleichbleibende Bedeutung <strong>zu</strong>nehmende Bedeutung<br />

18<br />

31<br />

18<br />

36<br />

25<br />

34<br />

34<br />

26<br />

Die erhöhten logistischen Anfor<strong>der</strong>ungen, die 81% <strong>der</strong> Experten prognosti-<br />

zieren, entstehen aus erheblichen Nachfrageschwankungen, begrenzten La-<br />

gerkapazitäten sowie einem verstärkten Bedarf an Flexibilität. Sie erfor<strong>der</strong>n den<br />

Einsatz eines effizienten Warenwirtschaftssystems (PIETLER 2000 S. 5;<br />

STOMMEL 2000 S. 32). Dies unterstreicht das bereits in Kapitel 4.1.3 dargelegte<br />

<strong>zu</strong>künftig hohe Anfor<strong>der</strong>ungspotential im Hinblick auf vernetzte Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien, welches 77% <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer als<br />

33<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

43<br />

34<br />

95<br />

95<br />

91<br />

88<br />

81<br />

77<br />

74<br />

76<br />

67<br />

61<br />

61<br />

57<br />

51<br />

30<br />

26


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 81<br />

zwingend notwendig erachten. Insofern überrascht jedoch, die von lediglich ei-<br />

ner knappen Mehrheit (57% <strong>der</strong> Befragten) gefor<strong>der</strong>te erhöhte Bereitschaft <strong>zu</strong>m<br />

Informationsaustausch, stellt sie doch eine notwendige Vorausset<strong>zu</strong>ng dar, um<br />

umfassende Vorteile <strong>der</strong> Informations- und Kommunikationstechnologien aus-<br />

<strong>zu</strong>schöpfen. Es ergibt sich ein Wi<strong>der</strong>spruch <strong>zu</strong>r vielfach gefor<strong>der</strong>ten Verbesse-<br />

rung <strong>der</strong> Kommunikation zwischen den Absatzsystemmitglie<strong>der</strong>n (BOROWSKI<br />

2003 S. 6; STOMMEL 2000 S. 5). Eine alleinige Anwendung <strong>der</strong> Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien stellt noch keinen Wettbewerbsvorteil im Sin-<br />

ne einer Produktivitätssteigerung dar, vielmehr erfor<strong>der</strong>n sie ebenso einen<br />

Wandel organisatorischer und personeller Sichtweisen (PICOT, REICHWALD,<br />

WIGAND 2001 S. 196ff.) (siehe auch Kapitel 4.1.3).<br />

Da in Zukunft ein erheblich verän<strong>der</strong>tes Anfor<strong>der</strong>ungsprofil im Zierpflanzen-<br />

und Baumschulmarkt besteht und <strong>zu</strong>vor aufgeführte Anpassungsreaktionen<br />

nicht für alle, <strong>der</strong> überwiegend kleinen und mittelständischen Unternehmen ge-<br />

eignet erscheinen, soll im Weiteren die Kooperationsbereitschaft in diesem Sek-<br />

tor betrachtet werden (siehe auch Kapitel 3.4.6).<br />

4.2.5 Ein möglicher Ausweg – Die Kooperation<br />

Vor dem Hintergrund einer sich verschärfenden Wettbewerbssituation stellen<br />

Kooperationen gerade für kleine und mittelständische Unternehmen eine geeig-<br />

nete Möglichkeit dar, auf verän<strong>der</strong>te Marktsituationen angemessen <strong>zu</strong> reagieren<br />

und ihren langfristigen Unternehmenserfolg <strong>zu</strong> sichern (ALTMANN, STENGER<br />

2004 S. 40; BOKELMANN 2003 S. 39). Im Rahmen dieser Untersuchung wurden<br />

die Experten gebeten, den Kooperationsbedarf innerhalb <strong>der</strong> gesamten Wert-<br />

schöpfungskette für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte <strong>zu</strong> bewerten sowie<br />

wesentliche Kooperationsbereiche <strong>zu</strong> identifizieren. Die gewonnenen Ergebnis-<br />

se werden in <strong>der</strong> Abbildung 21 dargestellt.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 82<br />

horizontale Kooperation<br />

vertikale Kooperation<br />

Abb. 21: Der Bedarf horizontaler und vertikaler Kooperationen im Absatzsystem für<br />

Zierpflanzen- und Baumschulprodukte (Angaben in %)<br />

Sowohl einer vertikalen (63%), als auch einer horizontalen Kooperation<br />

(68%) wurde von <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Umfrageteilnehmer ein <strong>zu</strong>künftig steigen<strong>der</strong><br />

Bedarf <strong>zu</strong>gesprochen. Indem vertikale Kooperationen eine insgesamt verbes-<br />

serte Erfüllung <strong>der</strong> Kundenbedürfnisse bei gleichzeitig sinkenden Kosten <strong>der</strong><br />

<strong>Lieferkette</strong> ermöglichen, stellen sie einen wesentlichen Beitrag <strong>zu</strong>r Wettbe-<br />

werbssteigerung des gesamten Absatzsystems dar (BOKELMANN 2003 S. 39).<br />

Somit ist ihr steigen<strong>der</strong> Bedarf auf den Wunsch nach einer effizienteren Kom-<br />

munikation zwischen den Produzenten und Händlern, einer dadurch optimierten<br />

<strong>Lieferkette</strong>ngestaltung sowie einer stärkeren Kundenorientierung <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>füh-<br />

ren (BOROWSKI 2003 S. 6; BOKELMANN 2000 S. 7).<br />

Darüber hinaus kann <strong>der</strong> insgesamt gestiegene Kooperationsbedarf mit zahl-<br />

reichen weiteren, sich ergebenden Vorteilen begründet werden. Sie bestehen in<br />

einer, infolge von Größen- und Spezialisierungsvorteilen <strong>zu</strong> realisierenden Ren-<br />

tabilitätssteigerung, <strong>der</strong> Möglichkeit komplexer Angebotsleistungen sowie einer<br />

Bündelung des Angebots (EBENDA 2003 S. 39). Letztere eröffnet insbeson<strong>der</strong>e<br />

in Wertschöpfungssystemen mit ungleichen Machtbeziehungen die Einnahme<br />

einer besseren Verhandlungsposition. In diesem Sinne können Kooperationen<br />

einen konfliktdämpfenden Einfluss ausüben.<br />

steigen<strong>der</strong> Bedarf gleichbleiben<strong>der</strong> Bedarf sinken<strong>der</strong> Bedarf<br />

63<br />

68<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

34<br />

28<br />

4<br />

3


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 83<br />

Die Realisation <strong>der</strong> genannten Vorteile erfor<strong>der</strong>t jedoch das Vorhandensein<br />

bestimmter Grundvorausset<strong>zu</strong>ngen. Ein beidseitiger Kooperationsgewinn wird<br />

sich nur ergeben, wenn die Vorteile mögliche Nachteile überwiegen. Dies erfor-<br />

<strong>der</strong>t die Erstellung eines gemeinsamen Konzeptes auf Grundlage einer Analyse<br />

<strong>der</strong> Ausgangssituation sowie eine gewisse Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Kooperati-<br />

onsmitglie<strong>der</strong> (ALTMANN, STENGER 2004 S. 41; BOKELMANN 2003 S. 40). Darüber<br />

hinaus muss eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre zwischen den Mit-<br />

glie<strong>der</strong>n herrschen, die eine positive Einstellungsän<strong>der</strong>ung sowohl im jeweiligen<br />

Unternehmen selbst, als auch bei den da<strong>zu</strong>gehörigen Mitarbeitern bewirkt<br />

(ALTMANN, STENGER 2004 S. 40f.; GOCHT 2002 S. 189). Weitere Erfolgs- und<br />

Hemmfaktoren einer Kooperation werden in <strong>der</strong> Tabelle 2 dargestellt.


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 84<br />

FÖRDERER FÜR<br />

KOOPERATIONEN<br />

Persönlichkeit <strong>der</strong> Beteiligten � Kompromissbereitschaft<br />

� Fester Wille<br />

� Vertrauen<br />

� Visionen<br />

� Konfliktfähigkeit<br />

� Verlässlichkeit<br />

� Mut<br />

Beteiligte Betriebe � Ähnliche betriebliche<br />

Struktur<br />

� Erfolgreiche<br />

Einzelunternehmen<br />

� Genaue einzelbetriebliche<br />

Vision<br />

� Klare, gemeinsame Ziele<br />

� Gemeinsame Vorteile<br />

gegenüber an<strong>der</strong>en<br />

Wettbewerbern<br />

Rahmenbedingungen � Gleiche Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong><br />

Marktentwicklung und<br />

Wettbewerbssituation<br />

� Konsens in <strong>der</strong> Bewertung<br />

von Chancen und Risiken<br />

� Handlungsdruck <strong>zu</strong>gunsten<br />

des Vorhabens<br />

Form � Enge Einbindung<br />

� Konsensfähiges Konzept<br />

� Einfaches Regelwerk<br />

� Wenig zeitliche und<br />

finanzielle Belastung<br />

� Starke Geschäftsführung<br />

Entwicklung � An Kooperationsfähigkeit <strong>der</strong><br />

Beteiligten angepasst<br />

� Intensive Begleitberatung<br />

Tab. 2: Erfolgs- und Hemmfaktoren von Kooperationen 13<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Bedeutung vertrauensbilden<strong>der</strong> Maßnahmen weist auf die<br />

Gefahr opportunistischen Verhaltens in kooperativen Systemen hin. Vertragli-<br />

che Regelungen, die Sanktionsmöglichkeiten solcher nicht tolerierbaren Verhal-<br />

tensweisen bieten, sind jedoch nur begrenzt einsetzbar, da sie selbst ein Aus-<br />

druck von Misstrauen darstellen (BOKELMANN 2003 S. 40). Im Weiteren schrän-<br />

ken <strong>zu</strong> enge vertragliche Bindungen, die sich im Verlauf <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

ergebenden, notwendigen Anpassungsmaßnahmen an verän<strong>der</strong>te Umweltbe-<br />

dingungen ein, indem sie die organisatorische Flexibilität verringern (GOCHT<br />

2002 S. 196). Dieses Opportunitätsrisiko sowie eine gerechte Verteilung des<br />

Kooperationsgewinns bergen erhebliche Konfliktpotentiale, die es mit Hilfe ei-<br />

nes geeigneten Konfliktmanagements und einer transparenten Kosten- und<br />

13 Verän<strong>der</strong>t nach: ALTMANN, STENGER 2004 S. 40<br />

HEMMNISSE FÜR<br />

KOOPERATIONEN<br />

� Unbeweglichkeit<br />

� Halbherzigkeit<br />

� Trittbrettfahrerei<br />

� Unehrlichkeit<br />

� Negative Erfahrungen<br />

� Unrealistische<br />

Erwartungshaltung<br />

� Außenseiter<br />

� Wirtschaftliche<br />

Krisensituation<br />

� Niveauunterschiede im<br />

Unternehmenserfolg<br />

� Fehleinschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong><br />

Ausgangssituation<br />

� Zu viele Beteiligte<br />

� Zu große<br />

Investitionsvorhaben<br />

� Zu komplizierter Ablauf<br />

� Keine strikten Sanktionen<br />

� Fehlende Konsequenz<br />

� Zu schnelles Wachstum


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 85<br />

Gewinnverteilung <strong>zu</strong> begrenzen gilt (BOKELMANN 2003 S. 40; ALTMANN, STENGER<br />

2004 S. 40).<br />

Wesentliche, von den Experten präferierte Kooperationsbereiche stellt die<br />

Abbildung 22 dar.<br />

Erschließung neuer Märkte<br />

Logistik<br />

Marketing/Produktentwicklung<br />

Absatz<br />

Produktion<br />

Beschaffung<br />

Abb. 22: Zukünftiger Kooperationsbedarf in verschiedenen Bereichen des Absatzsystems<br />

für Zierpflanzen- und Baumschulprodukte (Angaben in %)<br />

Generell besteht in allen aufgeführten Unternehmensbereichen ein <strong>zu</strong>neh-<br />

men<strong>der</strong> bis stark <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Kooperationsbedarf. Vor allem in Bereichen <strong>der</strong><br />

Logistik, des Absatzes sowie bei <strong>der</strong> Erschließung neuer Märkte und dem Mar-<br />

keting bzw. <strong>der</strong> Produktentwicklung erhoffen sich die Umfrageteilnehmer eine in<br />

Zukunft verstärkte Zusammenarbeit <strong>der</strong> Zierpflanzen- und Baumschulunter-<br />

nehmen. Wettbewerbsvorteile in diesen Bereichen lassen sich oftmals erst mit<br />

Hilfe von Kooperationen erzielen (ALTMANN, STENGER 2004 S. 40). Eine Zu-<br />

sammenarbeit im Marketingsegment eröffnet kleineren Unternehmen die Inan-<br />

spruchnahme professioneller Serviceangebote in kommunikationspolitischen<br />

Fragen (BOKELMANN 2003 S. 39). Darüber hinaus trägt sie <strong>zu</strong> einer Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Innovationsbereitschaft bei, indem sie das „Floprisiko“ sowie die Kosten <strong>der</strong><br />

Forschung und Entwicklung auf alle Kooperationsmitglie<strong>der</strong> verteilt. Insofern<br />

lassen sich in diesen Bereichen direkte und messbare Nutzeneffekte feststellen<br />

(GOCHT 2002 S. 187).<br />

8<br />

9<br />

9<br />

9<br />

17<br />

20<br />

gleichbleiben<strong>der</strong> Bedarf <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Bedarf stark <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong> Bedarf<br />

24<br />

23<br />

27<br />

33<br />

32<br />

49<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

68<br />

68<br />

65<br />

58<br />

48<br />

34


Empirische Analyse <strong>der</strong> Tendenzen in den Wettbewerbsbedingungen 86<br />

Abschließend soll an dieser Stelle auf, in <strong>der</strong> Untersuchung <strong>zu</strong>tage getretene<br />

Wi<strong>der</strong>sprüche, die die ursprüngliche Einschät<strong>zu</strong>ng des Kooperationsbedarfs<br />

möglicherweise relativieren, hingewiesen werden. So verlangt die, aus einer<br />

Kooperation resultierende gemeinsame Kommunikationskultur, in beson<strong>der</strong>em<br />

Maße die Bereitschaft <strong>zu</strong>m Informationsaustausch (ALTMANN, STENGER 2004 S.<br />

40). Sie ermöglicht erst die effiziente und konfliktarme Koordination aller Betei-<br />

ligten (BOKELMANN 2003 S. 40). Einer solchen Bereitschaft <strong>zu</strong>m Informations-<br />

austausch sprechen jedoch lediglich 57% <strong>der</strong> Befragten eine <strong>zu</strong>nehmende Be-<br />

deutung <strong>zu</strong> (Kapitel 4.2.4). Ein weiterer Wi<strong>der</strong>spruch kann in <strong>der</strong> nur gering ein-<br />

gestuften Bedeutung langfristiger Geschäftsbeziehungen gesehen werden (Ka-<br />

pitel 4.2.2). Diese, einer Zusammenarbeit entgegenstehenden, Ansichten könn-<br />

ten auf <strong>der</strong> stark einzelbetrieblich geprägten Sichtweise vieler Gartenbauunter-<br />

nehmen basieren. Der eigene kurzfristig <strong>zu</strong> erzielende Unternehmensvorteil<br />

wird oftmals wichtiger als eine langfristige Fortentwicklung <strong>der</strong> Kooperation an-<br />

gesehen (GOCHT 2002 S. 190ff.). Die wi<strong>der</strong>sprüchliche Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Exper-<br />

ten könnte insofern auf eine noch un<strong>zu</strong>reichende Verinnerlichung wesentlicher<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ngen von Kooperationen hinweisen. Dies verhin<strong>der</strong>t unter Umstän-<br />

den ein umfassendes Ausschöpfen <strong>der</strong> auf Kooperationen basierenden Wett-<br />

bewerbsvorteile.


Zusammenfassung und Ausblick 87<br />

5 Zusammenfassung und Ausblick<br />

Der <strong>zu</strong>nehmend verstärkte Wettbewerbsdruck, <strong>der</strong> aus einer Globalisierung<br />

<strong>der</strong> Märkte sowie einer komplexen und unsicheren Entwicklung <strong>der</strong> Umwelt re-<br />

sultiert, unterstreicht den hohen Stellenwert, <strong>der</strong> dem Erhalt <strong>der</strong> Wettbewerbs-<br />

fähigkeit <strong>zu</strong>kommt. Darüber hinaus wird eine Zunahme vernetzter ökonomi-<br />

scher Strukturen geför<strong>der</strong>t und somit das Interesse auf die Optimierung <strong>der</strong><br />

Schnittstellen zwischen Unternehmen und Wertschöpfungsebenen, welche die<br />

Wettbewerbsfähigkeit von Wertschöpfungsketten in den Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> Be-<br />

trachtung rückt, gelenkt.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> durchgeführten <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> für Zier-<br />

pflanzen- und Baumschulprodukte wurden anhand ausgewählter Bestimmungs-<br />

faktoren <strong>zu</strong>künftige Wettbewerbsbedingungen, aufgrund sich verän<strong>der</strong>n<strong>der</strong><br />

Umweltentwicklungen, aufgezeigt. In einem nächsten Schritt wurden die resul-<br />

tierenden Anfor<strong>der</strong>ungen an die Akteure aller <strong>Lieferkette</strong>nstufen identifiziert, um<br />

notwendige Vorausset<strong>zu</strong>ngen für eine verbesserte Zusammenarbeit und somit<br />

mögliche Optimierungspotentiale innerhalb <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> <strong>zu</strong> erkennen.<br />

In Ermangelung eines vorhandenen Konzeptes <strong>zu</strong>r Erklärung <strong>der</strong> Wettbe-<br />

werbsfähigkeit einer gesamten Wertschöpfungskette wurde auf Grundlage des<br />

Modells <strong>der</strong> fünf Wettbewerbskräfte von PORTER sowie konflikttheoretischen<br />

Erkenntnissen ein eigener Analyserahmen erarbeitet. Dieser gewährleistet eine<br />

Verbindung sowohl wirtschaftsstruktureller als auch sozialer Komponenten <strong>der</strong><br />

Wettbewerbsfähigkeit in <strong>Lieferkette</strong>n. Als geeignete Untersuchungsmethode<br />

erwies sich aufgrund des äußerst praxisrelevanten Untersuchungsthemas und<br />

<strong>der</strong> vorab ausgewählten Bestimmungsfaktoren eine Expertenbefragung in Form<br />

eines standardisierten Fragebogens.<br />

Innerhalb <strong>der</strong> durchgeführten <strong>Wettbewerbsanalyse</strong> konnten sowohl för<strong>der</strong>nde<br />

als auch hemmende Rahmenbedingungen festgestellt werden. Demnach er-<br />

weisen sich eine <strong>zu</strong>nehmende Wertschät<strong>zu</strong>ng von Haus und Garten, ein wach-<br />

sendes Interesse an Gärten und Pflanzen, eine älter werdende Gesellschaft<br />

sowie technologische Neuerungen, insbeson<strong>der</strong>e die Entwicklung <strong>der</strong> Informa-<br />

tions- und Kommunikationstechnologien, als Chancen für die Unternehmen <strong>der</strong><br />

Zierpflanzen- und Baumschulbranche.


Zusammenfassung und Ausblick 88<br />

Risiken liegen demgegenüber laut Expertenurteil in <strong>der</strong> EU-Erweiterung, dem<br />

Mangel an qualifizierten Arbeitskräften sowie einer un<strong>zu</strong>reichenden Kapitalver-<br />

fügbarkeit. Letztere rückt insbeson<strong>der</strong>e, aufgrund <strong>der</strong> erhöhten Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Kreditvergabe durch das Inkrafttreten von Basel II, Ende 2006, verstärkt<br />

in den Vor<strong>der</strong>grund. Hierin liegen durchaus Risiken für die Unternehmen <strong>der</strong><br />

Gartenbaubranche. Auch wenn mit einer Kreditverknappung nicht <strong>zu</strong> rechnen<br />

ist, erfor<strong>der</strong>n sie doch erheblich steigende Managementqualitäten an die Unter-<br />

nehmer des Zierpflanzen- und Baumschulsektors.<br />

Die Qualität <strong>der</strong> Unternehmensführung stellt auch hinsichtlich gestiegener<br />

organisatorischer Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>zu</strong>künftig einen wichtigen Wettbewerbsfaktor<br />

dar. Sie erweist sich als eine wesentliche Vorausset<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>r Realisation tat-<br />

sächlicher Produktivitätssteigerungen, infolge einer verstärkten Anwendung <strong>der</strong><br />

Informations- und Kommunikationstechnologien.<br />

Die beschriebenen Chancen und Risiken werden ebenso von den Entwick-<br />

lungen auf den einzelnen Absatzstufen <strong>der</strong> <strong>Lieferkette</strong> beeinflusst. Auf <strong>der</strong> Ebe-<br />

ne des Einzelhandels ist weiterhin das Eindringen branchenfrem<strong>der</strong> Marktan-<br />

bieter (LEH, Baumarktketten) <strong>zu</strong> beobachten. Infolgedessen verstärken sich die<br />

Konzentrationsprozesse auf dieser Ebene weiter. Ebenso wird <strong>der</strong> bereits <strong>der</strong>-<br />

zeit <strong>zu</strong> beobachtende Strukturwandel, <strong>der</strong> durch die Sortimentsentwicklung <strong>zu</strong>m<br />

Teil verstärkt wird und Marktanteilsverluste <strong>der</strong> Blumenfachgeschäfte und Ein-<br />

zelhandelsgärtnereien <strong>zu</strong>r Folge hat, voranschreiten. Die, infolge des<br />

Markteintritts neuer Anbieter verursachten geän<strong>der</strong>ten Beschaffungsanforde-<br />

rungen müssen von den Akteuren <strong>der</strong> vorgelagerten Absatzstufen <strong>zu</strong>nächst<br />

erkannt werden. In einem weiteren Schritt gilt es angemessen darauf <strong>zu</strong> reagie-<br />

ren.<br />

Nach Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> Experten verursacht <strong>der</strong> <strong>zu</strong>nehmende Konzentrati-<br />

onsprozess im Einzelhandel einen Bedeutungsanstieg <strong>der</strong> Großabnehmer auf<br />

<strong>der</strong> Ebene des Großhandels. In <strong>der</strong> Folge könnten die traditionellen Großmärk-<br />

te Marktanteilsverluste verzeichnen, wenn sie sich nicht auf die geän<strong>der</strong>ten Be-<br />

schaffungsanfor<strong>der</strong>ungen einstellen.<br />

Die Produzenten <strong>der</strong> Zierpflanzen- und Baumschulprodukte werden den ge-<br />

än<strong>der</strong>ten Beschaffungsanfor<strong>der</strong>ungen, eine ausreichende Kapitalverfügbarkeit<br />

vorausgesetzt, mit weiterhin wachsenden Betriebseinheiten begegnen, die


Zusammenfassung und Ausblick 89<br />

<strong>zu</strong>gleich eine <strong>zu</strong>nehmende Technisierung und Spezialisierung erfor<strong>der</strong>n. Die<br />

resultierenden Produktivitätssteigerungen können wie<strong>der</strong>um die Risiken <strong>der</strong><br />

EU-Erweiterung, die vor allem in ungleichen Wettbewerbsbedingungen gese-<br />

hen werden, begrenzen, indem sie einen wichtigen Beitrag <strong>zu</strong>m Erhalt und<br />

Ausbau <strong>der</strong> bestehenden Wettbewerbsvorteile gegenüber den neuen EU-<br />

Mitgliedsstaaten leisten. Des Weiteren wird eine Konzentration <strong>der</strong> Anbau-<br />

standorte erwartet, welche eine Bildung von sogenannten Standortclustern för-<br />

<strong>der</strong>n kann.<br />

In Folge <strong>der</strong> beschriebenen Entwicklungen kann es <strong>zu</strong> einer Verschiebung<br />

<strong>der</strong> wechselseitigen Abhängigkeiten im Absatzsystem für Zierpflanzen- und<br />

Baumschulprodukte kommen, die verän<strong>der</strong>te Rollen- und Machtbeziehungen<br />

verursachen können. Die Anpassung an diese neuen Verhältnisse könnte eine<br />

<strong>zu</strong>sätzliche Steigerung des ohnehin hohen Konfliktpotentials innerhalb <strong>der</strong><br />

Wertschöpfungskette bewirken und somit eine verbesserte Zusammenarbeit<br />

<strong>der</strong> Absatzakteure behin<strong>der</strong>n. Dieser Entwicklung ließe sich mit einer verstärk-<br />

ten Kooperationsbereitschaft aller beteiligten Absatzsystemmitglie<strong>der</strong> entgegen-<br />

treten.<br />

Tatsächlich sieht die Mehrheit <strong>der</strong> befragten Experten sowohl horizontale, als<br />

auch vertikale kooperative Strategien als geeignete Reaktion an, dem hohen<br />

Konfliktpotential sowie dem Konzentrationsanstieg auf <strong>der</strong> Ebene des Einzel-<br />

handels <strong>zu</strong> begegnen. Zugleich wurden in <strong>der</strong> Untersuchung jedoch dem wi<strong>der</strong>-<br />

sprechende Angaben, wie <strong>zu</strong>m Beispiel eine relativ geringe Bereitschaft <strong>zu</strong>m<br />

Informationsaustausch identifiziert. Dies kann auf eine <strong>der</strong>zeit noch un<strong>zu</strong>rei-<br />

chend ausgebildete Kooperationsbereitschaft innerhalb des Absatzsystems<br />

hinweisen.<br />

Wollen die kleinen und mittelständischen Unternehmen <strong>der</strong> Gartenbaubran-<br />

che auch in Zukunft ihre Wettbewerbsfähigkeit langfristig erhalten, sollten sie<br />

den verän<strong>der</strong>ten Wettbewerbsbedingungen mit einer qualitativ hochwertigen<br />

Unternehmensführung sowie einer kooperativen Zusammenarbeit entgegentre-<br />

ten.


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Anhang 98<br />

Anhang


Trends und Entwicklungen auf dem Gartenmarkt – eine Einschät<strong>zu</strong>ng durch Experten<br />

Bitte berücksichtigen Sie, dass es in dem Fragebogen weniger um die Einschät<strong>zu</strong>ng <strong>der</strong> aktuellen Situation geht als vielmehr um langfristige<br />

Entwicklungstrends<br />

Bitte senden Sie den ausgefüllten Fragebogen an folgende Fax-nr.: 030 2093 6236<br />

1. Welchem <strong>der</strong> nachfolgend genannten Bereiche ordnen Sie Ihr Unternehmen <strong>zu</strong>?<br />

� Lieferant von Vorprodukten<br />

� Produktion Zierpflanzen<br />

� Produktion Baumschule<br />

� Einzelhandelsgärtnerei<br />

� Einzelhandel<br />

� Großhandel<br />

� Dienstleistung<br />

� Beratung<br />

2. Wie viele vollbeschäftigte Arbeitskräfte sind in Ihrem Unternehmen beschäftigt?<br />

...............Mitarbeiter<br />

3. Welchen <strong>der</strong> nachfolgend aufgeführten gesellschaftlichen Faktoren messen Sie<br />

<strong>zu</strong>künftig eine größere Bedeutung für den Gartenbau bei?<br />

Bitte beantworten Sie <strong>zu</strong>nächst, ob die Tendenz <strong>zu</strong>trifft.Wenn ja, schätzen Sie bitte auch die Bedeutung ab.<br />

Trifft <strong>zu</strong><br />

Geringe<br />

Bedeutung<br />

Hohe<br />

Bedeutung<br />

Zunehmendes Umweltbewusstsein � � � � �<br />

Wunsch nach Naturerleben � � � � �<br />

Interesse an Gärten und Pflanzen � � � � �<br />

Zunehmende Wertschät<strong>zu</strong>ng von<br />

Haus und Garten<br />

� � � � �<br />

Älter werdende Gesellschaft � � � � �<br />

Steigendes Gesundheitsbewusstsein � � � � �<br />

Verfügbares Einkommen � � � � �<br />

Zunahme <strong>der</strong> Single- und<br />

Kleinfamilienhaushalte<br />

� � � � �<br />

Rück<strong>zu</strong>g ins Private � � � � �<br />

Gibt es Faktoren, die aus Ihrer Sicht bedeutsam und hier nicht genannt sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

4. Wie schätzen Sie die <strong>zu</strong>künftige Marktbedeutung folgen<strong>der</strong> gartenbaulicher<br />

Sortimentsbereiche im Einzelhandel ein?<br />

Abnehmende<br />

Bedeutung<br />

Gleichbleibend<br />

Zunehmende<br />

Bedeutung<br />

Topfpflanzen � � � � �<br />

unBeet und Balkonpflanzen � � � � �<br />

Schnittblumen � � � � �<br />

Sommerblumen � � � � �<br />

Stauden � � � � �<br />

Kräuter- und<br />

Gewürzpflanzen<br />

� � � � �<br />

Wildpflanzen � � � � �<br />

Samen/Knollen/Zwiebeln � � � � �<br />

Formgehölze � � � � �<br />

Wildgehölze � � � � �<br />

Sträucher � � � � �<br />

Containerware � � � � �<br />

Laubgehölze � � � � �<br />

Obstgehölze � � � � �<br />

Nadelgehölze � � � � �


Abnehmende<br />

Bedeutung<br />

Gleich-<br />

bleibend<br />

Zunehmende<br />

Bedeutung<br />

Kletterpflanzen � � � � �<br />

Bodendecker � � � � �<br />

Raritäten/Spezialitäten � � � � �<br />

Gibt es weitere Sortimentsbereiche, die hier nicht genannt sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

5. Welchen <strong>der</strong> aufgeführten Angebotseigenschaften messen Sie für die Profilierung des<br />

Einzelhandels <strong>zu</strong>künftig eine bedeutende Funktion <strong>zu</strong>?<br />

Geringe<br />

Bedeutung<br />

Hohe<br />

Bedeutung<br />

Sortenneuheiten � � � � �<br />

Themenangebote � � � � �<br />

Markenkonzepte � � � � �<br />

Floristische Dienstleistungsangebote � � � � �<br />

Erlebnisangebote � � � � �<br />

Ökologische Produkte � � � � �<br />

Son<strong>der</strong>angebote � � � � �<br />

Erfolgs-/Blühgarantien � � � � �<br />

Bücher/Informationsmaterial � � � � �<br />

Beratung/Schulung � � � � �<br />

Corporate Identity � � � � �<br />

Maßnahmen <strong>zu</strong>r Kundenbindung � � � � �<br />

Gibt es weitere Möglichenkeiten <strong>zu</strong>r Profilierung des Angebotes, die aus Ihrer<br />

Sicht bedeutsam sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

6. Wie schätzen Sie die <strong>zu</strong>künftige strukturelle Entwicklung im Gartenbau ein?<br />

a) in <strong>der</strong> Produktion:<br />

Trifft<br />

voll und<br />

ganz<br />

<strong>zu</strong><br />

Trifft<br />

eher<br />

<strong>zu</strong><br />

Trifft<br />

eher nicht<br />

<strong>zu</strong><br />

Trifft<br />

überhaupt<br />

nicht<br />

<strong>zu</strong><br />

„Die Betriebsgrößen werden weiter wachsen.“ � � � �<br />

„Die Technisierung nimmt weiter <strong>zu</strong>.“ � � � �<br />

„Weitergehende Spezialisierung ist nötig“ � � � �<br />

„Die Bedeutung von Absatzgenossenschaften<br />

steigt an.“<br />

„Die Aufgaben des Großhandels werden<br />

<strong>zu</strong>nehmend von Produktionsbetrieben<br />

übernommen.“<br />

„Der Einsatz von Kapital erlangt <strong>zu</strong>nehmend<br />

an Bedeutung.“<br />

„Die Konzentration <strong>der</strong> Anbaustandorte<br />

schreitet vor“<br />

b) imEinzelhandel:<br />

„Der Einzelhandel wird sich stärker<br />

konzentrieren.“<br />

� � � �<br />

� � � �<br />

� � � �<br />

� � � �<br />

� � � �<br />

„Der LEH wird Marktanteile da<strong>zu</strong>gewinnen“ � � � �<br />

„Baumarktgartencenter werden Marktanteile<br />

da<strong>zu</strong>gewinnen“<br />

„Einzelhandelsgärtnereien können ihre<br />

Position behaupten.“<br />

„Blumenfachgeschäfte können ihre Position<br />

beibehalten.“<br />

c) im Großhandel:<br />

� � � �<br />

� � � �<br />

� � � �<br />

„Die Bedeutung des Großmarktes nimmt ab.“ � � � �<br />

„Die Bedeutung von vertraglich geregelten<br />

Liefervereinbarungen steigt.“<br />

� � � �


Trifft voll<br />

und ganz<br />

<strong>zu</strong><br />

Trifft eher<br />

<strong>zu</strong><br />

Trifft eher<br />

nicht <strong>zu</strong><br />

Trifft<br />

überhaupt<br />

nicht <strong>zu</strong><br />

„E-Commerce nimmt <strong>zu</strong>.“ � � � �<br />

„Die Bedeutung von Großabnehmern wird<br />

ansteigen.“<br />

� � � �<br />

Gibt es weitere Faktoren, die aus Ihrer Sicht bedeutsam sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

7. Wie schätzen Sie den Bedarf von Kooperationen /Strategischen Allianzen im<br />

Gartenbau ein?<br />

a) auf vertikaler Ebene (Kooperation mit vor- und nachgelagerten Unternehmen):<br />

� steigen<strong>der</strong> Bedarf<br />

� gleichbleiben<strong>der</strong> Bedarf<br />

� sinken<strong>der</strong> Bedarf<br />

b) auf horizontaler Ebene (Kooperation von Unternehmen auf gleicher Produkions-/Handelsstufe):<br />

� steigen<strong>der</strong> Bedarf<br />

� gleichbleiben<strong>der</strong> Bedarf<br />

� sinken<strong>der</strong> Bedarf<br />

8. In welchen <strong>der</strong> folgenden Bereichen wird die Notwendigkeit <strong>der</strong> Kooperation<br />

<strong>zu</strong>nehmen?<br />

Gleichbleiben<strong>der</strong>Kooperationsbedarf<br />

Stark <strong>zu</strong>nehmen<strong>der</strong>Kooperationsbedarf<br />

Beschaffung � � � � �<br />

Produktion � � � � �<br />

Absatz � � � � �<br />

Marketing/<br />

Produktentwicklung<br />

� � � � �<br />

Logistik � � � � �<br />

Erschließung neuer<br />

Märkte<br />

� � � � �<br />

Gibt es weitere Bereiche, die aus Ihrer Sicht bedeutsam und hier nicht genannt sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

9. Welche Bedeutung werden die nachfolgend genannten Kriterien <strong>zu</strong>künftig bei <strong>der</strong><br />

Bewertung von Lieferanten gartenbaulicher Produkte haben?<br />

Sinkende<br />

Bedeutung<br />

Deutliche<br />

Bedeutungs<strong>zu</strong>nahme<br />

Flexibilität � � � � �<br />

Premiumprodukte � � � � �<br />

Qualitätsgarantien � � � � �<br />

Termintreue � � � � �<br />

Kurzfristige Lieferbereitschaft � � � � �<br />

Liefersicherheit � � � � �<br />

Umweltaspekte � � � � �<br />

Zertifiziertes<br />

Qualitätsmanagementsystem<br />

� � � � �<br />

Zusammenarbeit Marketing � � � � �<br />

Bereitschaft <strong>zu</strong>m<br />

Informationsaustausch<br />

Vernet<strong>zu</strong>ng von Informations-<br />

und Kommunikationssystemen<br />

� � � � �<br />

� � � � �


Sinkende<br />

Bedeutung<br />

Deutliche<br />

Bedeutungs<strong>zu</strong>nahme<br />

Günstige Preise � � � � �<br />

Breites Sortiment � � � � �<br />

Große, einheitliche Partien � � � � �<br />

Gibt es Kriterien, die aus Ihrer Sicht bedeutsam und hier nicht genannt sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

10. Wie bewerten Sie folgende Faktoren im Hinblick auf Chancen und Risiken in Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

Aus den Entwicklungen können sich sowohl Chancen als auch Risiken ergeben. Bitte bewerten Sie deshalb<br />

auch Chancen und Risiken.<br />

Technischer Fortschritt in <strong>der</strong><br />

Produktion<br />

Beschleunigung von<br />

Innovationsprozessen<br />

Entwicklung von InformationsundKommunikationstechnologien<br />

Keine<br />

Chance<br />

Chancen Risiken<br />

Chance<br />

Große<br />

Chance<br />

Kein<br />

Risiko<br />

Risiko<br />

Großes<br />

Risiko<br />

� � � � � �<br />

� � � � � �<br />

� � � � � �<br />

E-Commerce � � � � � �<br />

Verfügbarkeit von Kapital für<br />

Investitionen<br />

Verfügbarkeit qualifizierter<br />

Arbeitskräfte<br />

� � � � � �<br />

� � � � � �<br />

EU-Erweiterung � � � � � �<br />

Gibt es Faktoren, die aus Ihrer Sicht bedeutsam und hier nicht genannt sind?<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

...................................................................................................................................................................................<br />

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