Supertest - Audi
Supertest - Audi
Supertest - Audi
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
[ <strong>Supertest</strong> ]<br />
10<br />
Rot am Mann
Mit Zielstrebigkeit und Engagement greift sich <strong>Audi</strong> ein um den anderen Kunden, von denen<br />
die meisten bislang allenfalls bei Porsche fündig wurden. Nach dem Affront<br />
gegen den Carrera in Form des R8 geht nun der TTS auf Stimmenfang im Cayman-Lager<br />
Fotos: HERZOG<br />
11
Es wäre für den <strong>Audi</strong> TTS allein wohl doch etwas zu viel der<br />
Ehre, wenn man ihn als Auslöser für den eskalierten Streit zwischen<br />
der Porsche AG und ihrer jüngsten Akquise, dem Volkswagen-Konzern,<br />
benennen würde. Aber ein Fünkchen Wahrheit ist<br />
diesem Gedanken ungeachtet der publik gewordenen gewerkschaftlichen<br />
und familienpolitische Ränkespiele wohl doch zuzubilligen.<br />
<strong>Audi</strong>s seit Jahren offensiv vorgetragener Ehrgeiz, Porsche nicht<br />
nur im Motorsport den Rang abzulaufen, sondern der Sportwagenmarke<br />
auch modellpolitisch höchst respektlos zu begegnen, kann als<br />
Affront gewertet werden, der angesichts der neuen Besitzverhältnisse<br />
ein hohes Maß an Sprengkraft hat. Porsche hält derzeit mit<br />
über 35 Prozent Anteilen die Aktienmehrheit am VW-Konzern, womit<br />
auch <strong>Audi</strong> schon jetzt faktisch eine Tochter der Porsche<br />
Holding ist. Und bis Ende des Jahres sollen es mehr als 50 Prozent<br />
werden.<br />
Die vom neuen Besitzer zumindest gedachte These, wonach<br />
dem Bestimmer immer auch die Richtlinienkompetenz zugebilligt<br />
werden sollte, steht fraglos im krassen Gegensatz zum Selbstverständnis<br />
der Ingolstädter, die – von vielfachen Le Mans- und DTM-<br />
Siegen und eindrucksvollen Verkaufserfolgen verwöhnt –, völlig zu<br />
Recht vor Selbstsicherheit nur so strotzen.<br />
Auch wenn mit keinem Wort die Porsche-Dominanz auf dem<br />
Sportwagen-Sektor in Abrede gestellt wird, so hat <strong>Audi</strong> die markanten<br />
Zielobjekte doch genau im Visier. So, wie die R8-Entwickler<br />
Die bei <strong>Audi</strong> schon sprichwörtlicheVerarbeitungsqualität<br />
und die liebevolle Detailausführung<br />
summieren sich<br />
im teuersten aller TT-Cockpits<br />
zu einer Atmosphäre, die<br />
eine angenehme Mischung<br />
aus unaufdringlicher Noblesse<br />
und stilvoller Sportlichkeit<br />
bereit hält. Das Fahrer- und<br />
von Beginn an den 911 Carrera auf der Agenda hatten, so ist der im<br />
TT-Jubiläumsjahr 2008 präsentierte TTS fraglos dazu auserkoren, die<br />
auch von Porsche ins Auge gefasste Cayman-Klientel auf seine Seite<br />
zu ziehen. Die rekrutiert sich nämlich vorwiegend aus Aufsteigern,<br />
also aus einer neuen Käufergruppe, die generell von geringerer<br />
Markentreue gekennzeichnet<br />
ist und sich so<br />
dem einen oder anderen<br />
Experiment gegenüber<br />
aufgeschlossener zeigt.<br />
Wer sagt – zum Beispiel – dass ein Sportwagen zwingend sechs<br />
oder mehr Zylinder haben muss? Was spricht in diesem Genre gegen<br />
einen Vierradantrieb? Und was macht‘s aus, dass die TT-Tradition<br />
erst zehn Jahre währt?<br />
Den Spruch vom neuen Besen, der gut kehrt, kann sich der TTS<br />
selbstbewusst an die Seitenscheibe heften, obwohl seine technischen<br />
Bausteine in summa summarum so gut wie keinen Neuigkeitswert<br />
besitzen. Chassis, Motor und Antrieb sind als Entnahmen aus dem<br />
Konzern-Baukasten im Grunde ihrer technischen Substanz bekannt,<br />
was zwar nicht gerade die Sensationsgier befriedigt, andererseits auf<br />
einen hohen Reifegrad und durchdachte Solidität schließen lässt.<br />
Die technischen Bausteine des TTS sind bekannt<br />
Beifahrerarrangement ist<br />
ebenso erste Klasse wie das<br />
technische Equipment drumherum.<br />
Der mit 272 PS aufwartende<br />
Vierzylinder setzt<br />
sich leistungstechnisch sehr<br />
eindrucksvoll in Szene. Die<br />
von ihm geschaffene Erlebniswelt<br />
ist anregend und<br />
unterhaltsam zugleich<br />
12 sport auto 10/2008
Vernunftsaspekte, mit denen Sportwagen üblicherweise doch<br />
eher am Rande konfrontiert werden, prallen deshalb am TTS keineswegs<br />
ab, sondern bleiben langfristig haften. In diesem Kontext spielt<br />
der vorn quer im Aluminium-Chassis installierte Zweiliter-Turbomotor<br />
zweifellos die Hauptrolle. Denn immerhin tritt der vorbildhaft mit<br />
Direkteinspritzung arbeitende Vierventiler mit einem Normverbrauch<br />
von gerade mal 8,0 Liter auf 100 Kilometer an. Was von dieser<br />
Normgröße in der Praxis übrig bleibt, steht – natürlich – wie immer<br />
auf einem anderen Blatt.<br />
Die mögliche Enttäuschung darüber, dass er als offensiv auftretender<br />
Sportwagen der 50 000-Euro-Klasse mit nur vier Zylindern<br />
an den Start geht, verliert zunehmend an Bedeutung, je tiefer man<br />
in die Geheimnisse seines Kurbelgehäuses blickt. Für den Einsatz im<br />
TTS bekam der auf dem TFSI-Motor des Zweiliter-TT basierende<br />
und weit gehend mit dem S3-Triebwerk identische Langhuber nämlich<br />
ein Paket tief greifender Weiterentwicklungen mit auf den eiligen<br />
Weg.<br />
Modifizierte Kolben mit stärkeren Bolzen, belastbarere Pleuel<br />
und ein im Detail verbesserter, aus einer neuen Aluminium-Silizium-<br />
Legierung bestehender Zylinderkopf sind Grundlage einer Leistungskur,<br />
die sich am Ende in einem für Zweiliter-Verhältnisse beachtlichen<br />
Zahlenwerk dokumentiert. Die hohe Leistung von gut 137 PS<br />
pro Liter Hubraum bestätigt dem nur 153 Kilogramm schweren Motor<br />
eine bemerkenswerte technologische Kompetenz. Mit 9,8 : 1 erreicht<br />
die Verdichtung ein Niveau, das bisher allenfalls Saugmotoren<br />
vorbehalten war. Im Verbund mit dem Abgaskrümmer ist der mit<br />
einem größeren Turbinenrad ausgestattete Turbolader als Integralmodul<br />
in hoch belastbarem Stahlguss ausgeführt. Der maximale Ladedruck<br />
beträgt 1,2 bar.<br />
www.sportauto-online.de<br />
RUNDENZEIT NORDSCHLEIFE<br />
Nordschleife, Streckenlänge 20,6<br />
km<br />
Ex-Mühle 1,05 g<br />
105 km/h<br />
km 6 km 7<br />
Wehrseifen<br />
km 8<br />
Metzgesfeld<br />
149 km/h 1,10 g<br />
km 0<br />
km 9<br />
Kesselchen**<br />
203 km/h<br />
km 5<br />
Adenauer Forst<br />
Fuchsröhre*<br />
216 km/h<br />
km 15<br />
Pflanzgarten*<br />
176 km/h<br />
km 4<br />
9,6 m/s<br />
km 16<br />
km 3<br />
km 17 Galgenkopf<br />
125 km/h 1,00 g<br />
km 2<br />
km 18<br />
km 19<br />
Döttinger Höhe**<br />
Kurvengeschwindigkeit<br />
Querbeschleunigung<br />
Bremsverzögerung<br />
*Höchstgeschwindigkeit<br />
vor Bremspunkt<br />
Quiddelbacher<br />
Höhe<br />
Hocheichen Start Ziel<br />
km 1<br />
Antoniusbuche<br />
Tiergarten<br />
km 20<br />
Hohenrain<br />
237 km/h<br />
**Topspeed<br />
2<br />
Aremberg<br />
96 km/h 1,10 g<br />
199 km/h<br />
10,1 m/s<br />
Schwedenkreuz*<br />
228 km/h<br />
Flugplatz<br />
155 km/h 1,00 g<br />
Hatzenbachbogen<br />
143 km/h 1,00 g<br />
Hatzenbach<br />
2<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
...........................1.34,6 min<br />
...........................1.55,0 min<br />
...........................2.01,7 min<br />
...........................2.07,3 min<br />
Anfahrt<br />
Schwalbenschwanz*<br />
5.<br />
*1.<br />
...........................0.50,5 min<br />
Startlinie T13 bis Brücke Ausgang<br />
Aremberg = 3850 m<br />
Schwalbenschwanz<br />
92 km/h 1,30 g<br />
2.<br />
3.<br />
Brücke Ausgang Aremberg bis Posten 122<br />
Ausgang Ex-Mühle = 4235 m<br />
Posten 122 Ausgang Ex-Mühle bis Schild<br />
Hedwigshöhe Ausgang Hohe Acht = 4825 m<br />
4.<br />
5.<br />
Schild Hedwigshöhe Ausgang Hohe<br />
Acht bis Metallbrücke Ausgang Galgenkopf<br />
= 4846 m<br />
Metallbrücke Ausgang Galgenkopf<br />
bis Ausgang Zielkurve alte<br />
Nordschleife = 2844 m<br />
Ameisenkurve<br />
11,10 m/s 2<br />
Nordkurve 1,10 g<br />
124 km/h<br />
Querspange 1,15 g<br />
170 km/h<br />
Sachskurve<br />
81 km/h 1,15 g<br />
Zielgerade*<br />
178 km/h<br />
Bergwerk<br />
96 km/h<br />
Sektorenzeiten*<br />
1,10 g<br />
Klostertal 2<br />
9,4 m/s<br />
km 10<br />
km 11<br />
km 13<br />
Wippermann<br />
km 12<br />
Eschbach<br />
Karussell<br />
km 14<br />
2<br />
Hohe Acht<br />
102 km/h 1,00 g<br />
84 km/h 1,05 g<br />
Klostertal 1<br />
Brünnchen<br />
152 km/h 1,10 g<br />
101 km/h 1,00 g<br />
Nur vier Sekunden hin-<br />
8.29 min term Porsche Cayman KONKURRENZ-UMFELD<br />
S – wenn das kein Be-<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
weis seiner sportlichen Talente ist. Was die<br />
.<br />
Fahrsicherheit angeht, gibt sich der TTS nicht Lotus Exige S<br />
die geringste Blöße – man kann ihn förmlich in Porsche Cayman S<br />
die Kurve hineinwerfen. Die im Slalom und Aus-<br />
Nissan 350 Z<br />
weichtest registrierten ESP-Eingriffe treten hier<br />
nicht auf. Auch die bislang bei einigen Allrad- <strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI<br />
8.25 min<br />
8.25 min<br />
8.26 min<br />
8.29 min<br />
◀<br />
modellen monierte Eigenart, bei Lastwechseln BMW Z4 3.0 si Coupé 8.32 min<br />
um die Hochachse zu tänzeln, ist dem<br />
TTS fremd. Fantastisch, wie sich der<br />
Allradler aus der Kurve herauszieht. 5<br />
Opel Speedster Turbo<br />
Honda S 2000<br />
8.34 min<br />
8.39 min<br />
.<br />
Maximal 10 Punkte pro Wertung mit Sportreifen<br />
RUNDENZEIT HOCKENHEIM<br />
Kleiner Kurs, Streckenlänge 2,6 km<br />
1.16,1 min<br />
Bis auf leichtes Untersteuern<br />
im Kurveneingangoffenbart<br />
der 1438 Kilogramm schwere 2+2-Sitzer<br />
vorbildliche Talente – sowohl in Sachen Agilität<br />
als auch bezüglich des Eigenlenkverhaltens. Die<br />
elektronische Regelung der Dämpferkennlinie<br />
durch das magnetic ride-System funktioniert insofern<br />
tadellos, als der TTS im Sportmodus nicht<br />
nur mit sehr geringen Wankbewegungen der<br />
Karosserie vorstellig wird, sondern auch<br />
mit einer direkten Ansprache der Len- 7<br />
kung überzeugt.<br />
Ausgang Querspange<br />
83 km/h 1,15 g<br />
Eingang Motodrom<br />
121 km/h 1,10 g<br />
Senke<br />
96 km/h 1,15 g<br />
Südkurve<br />
104 km/h 1,10 g<br />
Geschwindigkeit<br />
Querbeschleunigung<br />
Bremsverzögerung<br />
*Höchstgeschwindigkeit<br />
vor Bremspunkt<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
Alpina Roadster S 1.14,4 min ◀<br />
Corvette C6 1.14,8 min<br />
Porsche Cayman S 1.15,9 min<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 1.16,1 min<br />
Jaguar XKR 1.16,9 min<br />
Mercedes SLK 55 AMG 1.17,1 min ◀<br />
BMW Z4 3.0 si Coupé 1.17,8 min<br />
.<br />
mit Sportreifen<br />
13<br />
.
BESCHLEUNIGUNGS-/BREMSPRÜFUNG<br />
Beschleunigung 0 - 200 km/h: 21,9 s<br />
Bremsen 200 - 0 km/h: 5,2 s<br />
Die Gesamtzeit resultiert aus der Addition beider Messwerte<br />
27,1 s<br />
Auch wenn<br />
die Werksangabe<br />
bis 100<br />
km/h um drei Zehntelsekunden<br />
verfehlt wurde, zeigt sich<br />
der TTS motorisch und antriebstechnisch<br />
doch bestens<br />
konditioniert. Die Kupplung ist<br />
immerhin so großzügig dimensioniert,<br />
dass sie zwischen dem<br />
hohen Drehmoment des Motors<br />
auf der einen und der<br />
grandiosen Traktion auf der<br />
anderen Seite souverän und<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
Alpina Roadster S 22,6 s ◀<br />
Porsche Cayman S 24,7 s<br />
BMW 335i Coupé 26,3 s<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 27,1 s<br />
Lotus Exige S 27,3 s ◀<br />
Nissan 350Z 28,0 s<br />
BMW Z4 3.0si Coupé 30,1 s<br />
.<br />
MAXIMALE QUERBESCHLEUNIGUNG<br />
14<br />
mit Sportreifen<br />
dauerhaft vermitteln kann. Die innenbelüfteten, an der Vorderachse<br />
340 Millimeter großen Stahlbremsscheiben zeigen sich auch bei extremer<br />
Belastung unbeeindruckt, wenngleich bei den gezeigten<br />
Verzögerungsleistungen von bis zu 10,8 m/s 2 durchaus noch<br />
Raum für Verbesserungen bleibt.<br />
WINDKANAL: AERODYNAMISCHE BALANCE<br />
Fahrzeugstirnfl äche (A): 2,10 m2 Vorderachse: 42 kg Auftrieb*<br />
Luftwiderstandsbeiwert (c W ): 0,32<br />
Luftwiderstandsindex (c W x A): 0,68<br />
Der elegant versteckte, bei 120 km/h automatisch ausfahrende Heckflügel<br />
verfehlt seine Wirkung keineswegs: Der Auftrieb an der Hinterachse<br />
fällt beim TTS mit rund 170 Newton sogar geringer aus als beim<br />
Basismodell, dem TT 2.0 TFSI (<strong>Supertest</strong> 2/2007), der mit 230 Newton<br />
gemessen wurde. Allerdings geht dieser, wenn auch geringfügige<br />
Vorteil augenscheinlich zu Lasten des Auftriebs an der Vorderachse:<br />
Dort wurden beim aktuellen TTS-Modell 420 Newton registriert,<br />
während beim Basis-TT nur 230 Newton gemessen wurden. Der<br />
Grund dieser Diskrepanz liegt vermutlich auch an den größeren<br />
Kühlluftöffnungen in der Front, die wegen des leistungs- 7<br />
fähigeren Triebwerks erforderlich wurden.<br />
1,15 g<br />
Begründet durch den Allradantrieb fällt die Gewichtsverteilung<br />
zwischen Vorder- und Hinterachse<br />
logischerweise etwas günstiger aus als beim Fronttriebler,<br />
wenngleich auch hier nicht von einer paritätischen Gewichtsverteilung<br />
gesprochen werden kann. Statisch betrachtet ist die Vor-<br />
derachse mit 58,7 Prozent des<br />
Gesamtgewichts von 1438<br />
Kilogramm belastet (TT 2.0:<br />
60,4 Prozent). Obwohl die<br />
Rad/Reifengröße mit 18 Zoll<br />
und rundum 245/40er-Formaten<br />
sowie der Reifentyp mit<br />
dem des Basismodells identisch<br />
sind, fällt der maximale<br />
Querbeschleunigungswert mit<br />
1,15g geringfügig<br />
höher aus als beim<br />
TT 2.0 (1,1g).<br />
7<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
.<br />
BMW Z4 3.0si Coupé 1,20 g<br />
Opel Speedster S 1,20 g<br />
Porsche Cayman S 1,20 g<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 1,15 g<br />
Mercedes SLK 55 AMG 1,15 g<br />
Nissan 350Z 1,15 g<br />
Honda S2000 1,10 g<br />
.<br />
.<br />
6<br />
Hinterachse: 17 kg Auftrieb*<br />
*Bei 200 km/h<br />
Unterm Strich haben wir es mit einem in seinen Abmessungen<br />
erfreulich zierlichen, im Umgang völlig unkomplizierten und effizienten<br />
Antrieb zu tun. Denn auch – und vor allem – in Sachen Leistungsbereitschaft<br />
und -entfaltung kann dieser mit allen Segnungen<br />
modernster Technik aufwartende Direkteinspritzer die Sympathien<br />
auf seine Seite ziehen. Angesichts der Leistung von 272 PS und dem<br />
maximalen Drehmoment, das zwischen 2500 und 5000/min mit<br />
konstant 350 Newtonmeter vorstellig wird, ist die Gefahr gering,<br />
mit dem TTS irgendwo nachhaltig ins Hintertreffen zu geraten. Das<br />
günstige Leistungsgewicht von 5,3 Kilogramm pro PS, resultierend<br />
aus den ausgewiesenen 272 PS und dem gemessenen Gesamtgewicht<br />
von 1438 Kilogramm, weist ihn schon vom Papier her als ernst<br />
zu nehmenden Gegner aus.<br />
Dass angesichts des nur einen Druckmittels in Form des Monoturbos<br />
die PS-Aufbereitung so spontan und gleichmäßig, also ohne<br />
die bisher übliche Turbo-Gedenksekunde, dargereicht wird – und<br />
Mit seiner hohen Gürtellinie<br />
und der markanten, von noch<br />
größeren Kühlluftöffnungen<br />
geprägten Gesichtspartie<br />
verschafft sich der TTS einen<br />
sehr prägnanten Auftritt, der<br />
allerdings hinsichtlich seiner<br />
aerodynamischen Beschaffenheit<br />
ein paar Nachteile in<br />
sich birgt. Der bei 120 km/h<br />
selbsttätig ausfahrende<br />
Heckspoiler ist im Gegensatz<br />
zur Vorgänger-Version eine<br />
optisch angemessen eingebundene<br />
Notwendigkeit.<br />
Die der TTS-Variante vorbehaltene<br />
vordere Spoilerlippe<br />
verhindert wie der hintere<br />
Flügel ungesund hohe<br />
Auftriebswerte
dazu auch die akustischen Belange nicht außer Acht gelassen wurden,<br />
unterstreicht die Überzeugungskraft des Vierzylinders. Der TTS<br />
klingt dabei keineswegs aufdringlich oder gar proletenhaft, sondern<br />
sonor, kernig und druckvoll, allerdings unter gänzlichem Verzicht auf<br />
das bisher immer so anregend klingende turbotypische Laderpfeifen.<br />
So verfestigt sich schon nach kurzer Aufwärmphase die Gewissheit:<br />
Der ist mit seinen markanten 18-Zöllern und den doppelten Endrohren<br />
nicht nur sportlich angezogen – da steckt auch eine beachtliche<br />
sportliche Substanz dahinter.<br />
Die spontane Leistungsbereitschaft geht gewissermaßen ab<br />
Leerlaufdrehzahl bis hin an den bei 6800/min beginnenden roten<br />
Drehzahlbereich mit einer Laufkultur einher, die dank zweier, mit<br />
doppelter Kurbelwellendrehzahl rotierender Ausgleichswellen in ihrer<br />
Vibrationsfreiheit einem Elektroantrieb nicht unähnlich ist. Von<br />
dessen Kontinuität in der Leistungsentfaltung hat sich der Vierzylinder<br />
gleichfalls etwas abgeschaut,<br />
sodass sich schlussendlich<br />
eigentlich nur noch<br />
die Frage nach der emotionalen<br />
Wirkung auf die Sportfahrer-Psyche<br />
stellt.<br />
Sagen wir‘s mal so: In seiner technisch geschliffenen Perfektion<br />
fast schon etwas antiseptisch, tut sich der Vierzylinder zuweilen<br />
doch etwas schwer, ein nachhaltiges Kribbeln im Bauch hervorzu-<br />
rufen. Aber da ist ja noch der quattro-Antrieb, mit dem der TTS serienmäßig<br />
vorstellig wird. Und der ihm gewissermaßen hilft, den<br />
teils widrigen Ansprüchen des Alltags noch etwas lässiger begegnen<br />
zu können.<br />
Dessen Herzstück, die elektronisch gesteuerte Lamellenkupplung,<br />
sitzt am Ende der Kardanwelle vor dem Hinterachsdifferenzial<br />
– was zwar der Gewichtsverteilung zugute kommt, die Gewichtbilanz<br />
des TTS insgesamt aber nachteilig belastet. Man rekapituliere:<br />
Der nur über die Vorderräder angetriebene Zweiliter-TT (<strong>Supertest</strong><br />
2/2007) steht mit moderaten 1322 Kilogramm auf der Waage. Was<br />
keineswegs heißen soll, dass allein der Allradantrieb für die Differenz<br />
von gut zwei Zentnern verantwortlich zeichnet. Aber rund die Hälfte<br />
des 116-Kilo-Pakets geht schon auf das Konto des Systems, das im<br />
TTS von der Kardanwelle über die Differenziale bis hin zu den Antriebswellen<br />
deutlich überarbeitet wurde.<br />
Der TTS hat ordentlich an Gewicht zugelegt<br />
Dank eines neuen Druckspeichers im Umfeld der elektrisch<br />
betätigten Axialkolbenpumpe, die das im Ölbad laufende Lamellenpaket<br />
nach den von der Elektronik ermittelten Erfordernissen zusammenpresst,<br />
vollzieht sich der Vorgang der Antriebsmoment-Ver-
SUPERTEST <strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI SPAX* 5,5<br />
TECHNISCHE DATEN<br />
Motor<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor<br />
mit Turbolader, zwei obenliegende Nockenwellen<br />
mit variabler Einlasssteuerung,<br />
4 Ventile pro Zylinder, Bohrung mal Hub<br />
82,5 x 92,8 mm, Hubraum 1984 cm³, Verdichtung<br />
9,8 : 1, max. Ladedruck 1,2 bar<br />
Leistung .........272 PS (200 kW) bei 6000/min<br />
Drehmoment .....350 Nm bei 2500 - 5000/min<br />
Literleistung ..... 137,1 PS pro Liter Hub raum<br />
Kraftübertragung<br />
Allradantrieb mit variabler Kraftverteilung,<br />
elektronisch geregelte Lamellensperre,<br />
manuelles Sechsganggetriebe, ESP<br />
Übersetzungen:<br />
1. Gang ................................................... 3,36<br />
2. Gang ................................................... 2,09<br />
3. Gang ................................................... 1,47<br />
4. Gang ................................................... 1,09<br />
5. Gang ................................................... 0,87<br />
6. Gang ................................................... 0,73<br />
Achsübersetzung ................................... 4,24<br />
Fahrwerk<br />
Einzelradaufhängung mit adaptiven Stoßdämpfern<br />
vorn und hinten, vorn Querlenker,<br />
McPherson-Federbeine, Stabilisator;<br />
hinten Querlenker, Längslenker, Schraubenfedern,<br />
Stabilisator<br />
Bremsen<br />
Innenbelüftete Bremsscheiben rundum,<br />
Durchmesser vorn/hinten 340/310 mm, ABS<br />
Räder<br />
Michelin Pilot Sport in der Größe 245/40<br />
ZR 18 vorn und hinten auf 9,0-Zoll-Leichtmetallfelgen<br />
Karosserie<br />
2 + 2-sitziges Coupé<br />
Länge ..............................................4198 mm<br />
Breite ..............................................1842 mm<br />
Höhe ..............................................1345 mm<br />
Radstand ........................................2468 mm<br />
Spurweite vorn/hinten .........1572/1558 mm<br />
Tankvolumen ....................................60 Liter<br />
Preis<br />
Grundpreis .......................44 900 Euro<br />
Ablagepaket .................................. 155 Euro<br />
Sprachdialogsystem ....................... 285 Euro<br />
LED-Innenlichtpaket ...................... 135 Euro<br />
Berganfahrassistent ....................... 105 Euro<br />
Schaltwegverkürzung .................... 195 Euro<br />
Kindersitzbefestigung Isofi x ........... 40 Euro<br />
Graukeil Frontscheibe ..................... 70 Euro<br />
Innenspiegel automatisch abblendend<br />
inkl. Licht-/Regensensor ....... 245 Euro<br />
Diebstahl-Warnanlage .................. 370 Euro<br />
CD-Wechsler ................................... 380 Euro<br />
Erweitertes Lederpaket farbig ...... 535 Euro<br />
Reifendruck-Kontrollanzeige .......... 80 Euro<br />
elektr. Lendenwirbelstütze vorn ... 255 Euro<br />
Navigationssystem ....................... 2310 Euro<br />
Einparkhilfe hinten ........................ 390 Euro<br />
Adaptive light ................................ 350 Euro<br />
Bose Surround Sound .................... 605 Euro<br />
Geschwindigkeits-Regelanlage ..... 265 Euro<br />
Handyvorbereitung Bluetooth<br />
mit Freisprecheinrichtung ............. 460 Euro<br />
Testwagenpreis .................52 130 Euro<br />
Unterhaltskosten<br />
Kfz-Steuer ...................................... 135 Euro<br />
Haftpfl icht TK 15 ........................ 1063 Euro<br />
Teilkasko TK 25 .............................. 755 Euro<br />
Vollkasko TK 24 ............................ 2918 Euro<br />
Hersteller<br />
<strong>Audi</strong> AG, 85045 Ingolstadt, www.audi.de<br />
Fahrdynamisch relevante Abweichungen<br />
gegenüber der Serienausstattung:<br />
• keine<br />
MESSWERTE<br />
Gewicht<br />
Fahrzeug voll getankt .....................1438 kg<br />
Gewichtsverteilung vorn/hinten .. 58,7/41,3 %<br />
Leistungsgewicht ................. 5,3 kg/PS<br />
Beschleunigung<br />
0 - 40 km/h .............................................1,5 s<br />
0 - 60 km/h .............................................2,7 s<br />
0 - 80 km/h .............................................3,9 s<br />
0 - 100 km/h ...................................5,7 s<br />
0 - 120 km/h ...........................................7,5 s<br />
0 - 140 km/h .........................................10,1 s<br />
0 - 160 km/h .........................................12,8 s<br />
0 - 180 km/h .........................................17,1 s<br />
0 - 200 km/h .................................21,9 s<br />
Elastizität<br />
im 4./5./6. Gang aus 80 km/h bis:<br />
100 km/h ............................2,0 s / 2,7 s / 4,2 s<br />
120 km/h ............................4,2 s / 5,5 s / 7,7 s<br />
140 km/h ..........................6,5 s / 8,5 s / 11,6 s<br />
160 km/h ........................9,1 s / 11,8 s / 15,8 s<br />
180 km/h ......................12,8 s / 15,6 s / 20,7 s<br />
Höchstgeschwindigkeit<br />
........................................................250 km/h<br />
Slalom (18 m)<br />
.......................................................69,2 km/h<br />
Bremsweg<br />
aus 100 km/h (kalt) .......... 36,4 m / 10,6 m/s 2<br />
aus 100 km/h (warm) ....... 37,2 m / 10,4 m/s 2<br />
aus 200 km/h (warm) ..... 143,5 m / 10,8 m/s 2<br />
Testverbrauch Super Plus<br />
Minimalverbrauch ...................8,9 L/100 km<br />
Maximalverbrauch .................20,2 L/100 km<br />
Durchschnittsverbrauch .........12,5 L/100 km<br />
Messbedingungen (Hockenheim):<br />
Lufttemperatur: . . . . . . . . . 25 Grad Celsius<br />
Asphalttemperatur: . . . . . . 32 Grad Celsius<br />
Luftdruck: . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1018 mbar<br />
Gemessen mit<br />
2D-Datarecording<br />
Technische Dokumentation: Uwe Sener<br />
Leistungs- und Drehmomentkurve<br />
272 PS bei 6000/min<br />
0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Drehzahl x 1000/min<br />
16 sport auto 10/2008<br />
Leistung [PS]<br />
Geschwindigkeit [km/h]<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
325<br />
300<br />
275<br />
250<br />
225<br />
200<br />
175<br />
150<br />
125<br />
100<br />
75<br />
50<br />
25<br />
350 Nm<br />
von2500 bis<br />
5000/min<br />
Getriebediagramm<br />
VI. Gang<br />
V. Gang<br />
IV. Gang<br />
III. Gang<br />
II. Gang<br />
I. Gang<br />
0 1 2 3 4 5 6 7<br />
Drehzahl x 1000/min<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
Drehmoment [Nm]<br />
250 km/h<br />
221 km/h<br />
176 km/h<br />
131 km/h<br />
92 km/h<br />
57 km/h<br />
* Der sport auto-Index SPAX errechnet sich aus dem<br />
Leistungsgewicht und der Beschleunigung:<br />
[Leistungsgewicht in kg/PS + 0-100 km/h in s] : 2 = SPAX
Im alternativ auf Knopfdruck<br />
angebotenen Sportmodus<br />
tritt der um zehn Millimeter<br />
tiefer gelegte TTS mit deutlich<br />
strafferen Dämpferkennlinien<br />
an, die sich spürbar<br />
positiv auf die Agilität des<br />
Allradlers auswirken. Das<br />
manuell geschaltete Sechsganggetriebe<br />
und die ge-<br />
www.sportauto-online.de<br />
schliffen wieder einrückende<br />
Kupplung bieten in ihrer<br />
tadellosen Bedienbarkeit<br />
keinen Anlass, der ebenfalls<br />
für den TTS erhältlichen<br />
S tronic nachzuweinen. Die<br />
aufpreispflichtige Schaltwegverkürzung<br />
ist jedoch ein<br />
empfehlenswerter Beitrag<br />
für ein Plus an Fahrspaß<br />
schiebung von den vorderen an die hinteren Antriebsräder nun<br />
etwa doppelt so schnell wie bisher, und zwar im Millisekundenbereich.<br />
Das hat tatsächlich zur Folge, dass sich die Kraftzuweisungen an<br />
die beiden angetriebenen Achsen im Gegensatz zu den bisherigen<br />
Erfahrungen fast unmerklich vollziehen. Das bedeutet nichts Geringeres,<br />
als dass die vormals festgestellte Empfindlichkeit des Allradlers<br />
auf Lastwechsel völlig verschwunden ist. Die Drehbewegungen<br />
um die Hochachse, oder anders: der fortwährende Wechsel vom<br />
Unter- ins Übersteuern in Folge eines nervösen Gasfußes ist im TTS<br />
kein Thema mehr.<br />
Ein leichtes Untersteuern im etwas zu forsch angegangenen Kurveneingang<br />
ist alles, was sich der TTS selbst bei etwas unorthodoxer<br />
Fahrweise erlaubt. Das Grenzbereichverhalten ist somit grundsätzlich<br />
von einer Spurtreue und Verlässlichkeit geprägt, die den Fahrer<br />
zu vollendeter Gelassenheit animiert – nach dem im Zweifelsfall sicher<br />
auch trügerischen Motto: Was soll denn schon passieren? Oder<br />
sagen wir es so: Das serienmäßig wirksame, technikbasierte Problemlösungspotenzial<br />
hat in diesem Allradler eine neue Qualitätsstufe<br />
erreicht.<br />
Dass vor diesem Hintergrund ausgerechnet die <strong>Audi</strong>-Verantwortlichen<br />
selbst ihrem Vorzeige-Sportler das Vertrauen entziehen<br />
und dem Redundanzsystem in Form des ESP auch in letzter Instanz<br />
die Vorherrschaft zubilligen, ist ebenso unerklärlich wie ärgerlich.<br />
Das ESP unterscheidet zwar in zwei Stufen zwischen einer moderaten<br />
Anhebung der Eingriffsmodalitäten und einer sogenannten<br />
sportlichen Arbeitsebene, aber im Ernstfall bleibt der Bremseneingriff<br />
36-METER-SLALOM<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit über 360 Meter bei einem Pylonenabstand von 36 Metern<br />
132 km/h<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
.<br />
Porsche Cayman S 134 km/h<br />
Renault Megane Trophy 133 km/h<br />
<strong>Audi</strong> R8 132 km/h ◀<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 132 km/h<br />
<strong>Audi</strong> TT 2.0 TFSI 131 km/h<br />
BMW Z4 3.0si Coupé 131 km/h<br />
Mercedes SLK 55 AMG 130 km/h<br />
.<br />
mit Sportreifen<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
.<br />
BMW Z4 3.0si Coupé 145 km/h<br />
Porsche Cayman S 145 km/h<br />
<strong>Audi</strong> TT 2.0 TFSI 140 km/h<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 136 km/h<br />
Jaguar XKR 134 km/h<br />
Nissan 350Z 130 km/h<br />
Honda S2000 128 km/h<br />
.<br />
Erst im Ausweichtest und nun eine zweite<br />
Niederlage im Nasshandling – wie kann es<br />
sein, dass sich der TTS mit Allradantrieb<br />
der nur mit Vorderradantrieb ausgerüsteten und noch dazu deutlich<br />
schwächeren Basisversion 2.0 TFSI zwei Mal hintereinander geschlagen<br />
geben muss? Die Eingriffe des ESP sind es diesmal nicht, sondern<br />
das bei niedrigen Reibwerten<br />
deutlich erhöhte Schieben über<br />
die Vorderräder. Während der<br />
Fronttriebler bei gefühlvollem<br />
Gaswegnehmen sanft und gut<br />
kontrollierbar mit dem Heck<br />
einlenkt, bleibt der mit gleicher<br />
Reifenspezifikation antretende<br />
Allradler doch eher stoisch auf<br />
Sicherheitskurs – was zwar<br />
grundsätzlich gut gemeint,<br />
aber fahrdynamisch<br />
doch eher kontraproduktiv<br />
ist.<br />
Unter Last zeigt der Allradler leichtes Untersteuern,<br />
das bei Lastwechseln auch mal in<br />
ein sachtes Übersteuern übergeht. Der<br />
Grenzbereich wird allerdings durch den ESP-Eingriff definiert. Die<br />
Michelin-Reifen beweisen ein<br />
insgesamt hohes Gripniveau.<br />
In der Sport-Einstellung des serienmäßig<br />
installierten magnetic<br />
ride-Fahrwerks zeigt die<br />
Karosserie des TTS nur noch<br />
geringe Wankbewegungen bei<br />
einem gleichzeitig sehr agilen<br />
Einlenkverhalten. Die elektromechanischeServounterstützung<br />
der Zahnstangenlenkung<br />
wird bei zunehmen-<br />
dem Tempo spürbar<br />
reduziert.<br />
Durchschnittstempo für den simulierten Ausweichtest über eine Strecke von 110 Metern<br />
136 km/h<br />
Bei den in der Wechselgasse abrupt ausgeführten<br />
Richtungswechseln neigt der auf der<br />
letzten Rille bewegte TTS zum Aufschaukeln,<br />
was das nicht gänzlich<br />
deaktivierbare ESP dazu veranlasst,<br />
ins Geschehen einzugreifen.<br />
Diese an sich gut gemeinten<br />
Eingriffe passen allerdings<br />
nicht zu den Reaktionen und<br />
Reflexen erfahrener Fahrer.<br />
Was dazu führen kann, dass<br />
beide Instanzen – Pilot und<br />
Elektronik – gegeneinander arbeiten.<br />
Das kann im Ernstfall<br />
haarsträubende Grenz-<br />
bereichmanöver zur<br />
Folge haben.<br />
NASSHANDLING<br />
1780 Meter langer und 6 Meter breiter, künstlich bewässerter Handlingkurs<br />
1.32,6 min<br />
8<br />
AUSWEICHTEST 110 METER<br />
6<br />
7<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
.<br />
Porsche Cayman S 1.29,1 min<br />
Corvette C6 1.30,3 min<br />
<strong>Audi</strong> TT 2.0 TFSI 1.31,0 min<br />
Renault Megane Trophy 1.31,0 min<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 1.32,6 min<br />
BMW Z4 3.0si Coupé 1.34,2 min<br />
Mercedes SLK 55 AMG 1.37,6 min<br />
.<br />
17
Die beim TTS angewandte<br />
Hybridbauweise betrifft<br />
nicht die Art seines Antriebs,<br />
sondern die Bauweise<br />
seiner Karosserie.<br />
Die im ungarischen Györ<br />
gefertigte, 206 Kilogramm<br />
schwere Rohkarosse<br />
besteht zu 68 Prozent aus<br />
Aluminium (vorderer Bereich)<br />
und zu 32 Prozent<br />
aus Stahl. Das Gesamtgewicht<br />
summiert sich so auf<br />
1438 Kilogramm<br />
als vermeintlicher Rettungsanker in Hab-Acht-Stellung. Folglich<br />
ist das ESP nicht komplett deaktivierbar.<br />
Dem Stabilisierungsprogramm ist es immerhin zugute zu halten,<br />
dass es die Nürburgring-Nordschleife und den Kleinen Kurs<br />
in Hockenheim zumindest auf der sportlichen Arbeitsebene nicht<br />
per se als Ernstfall ansieht und bei den Ermittlungen der Rundenzeiten<br />
auf spürbare Eingriffe verzichtet.<br />
Wer jedoch erleben will, wie sich Mensch und Elektronik<br />
gegenseitig konterkarieren können, sollte auf sicherem Terrain<br />
einmal den Versuch machen, die einen plötzlichen Spurwechsel<br />
simulierende Wechselgasse, so wie sie im Ausweichtest gefahren<br />
wird, auf der letzten Rille zu durchfahren. Die abrupten selektiven<br />
Bremseingriffe, die das ESP im Grenzbereich wechselseitig<br />
veranlasst, führen zusammen mit den unmittelbar darauf<br />
folgenden intuitiven Reaktionen des Fahrers sozusagen zur<br />
Entmündigung aller guten Geister: Das System bremst rechts<br />
und der Fahrer hält dagegen – was in der Aufregung des Geschehens<br />
slapstikartig anmutende Bewegungsabläufe nach sich<br />
zieht.<br />
Den in seinen natürlichen Bewegungsmustern so souveränen<br />
und graziösen TTS zu solch unwürdigen Handlungsweisen zu<br />
zwingen und/oder den Fahrer möglicherweise dazu anzuhalten,<br />
in vermeintlich undurchsichtigen Situationen schicksals- und<br />
technikergeben die Arme zu verschränken, entspricht sicher<br />
nicht dem Selbstverständnis, auf das sich Hersteller sportlicher<br />
Autos und ihre Kunden verständigen sollten. Wer das ESP ausschaltet,<br />
weiß schließlich worauf er sich einlässt. □<br />
FAZIT<br />
Testredakteur<br />
Horst von Saurma<br />
Fahrspaß 8<br />
Alltagstauglichkeit 7<br />
maximal je 10 Punkte<br />
<strong>Audi</strong> hat mit dem 272 PS starken TTS eine interessante<br />
Offerte auf die vier angetriebenen Räder gestellt,<br />
die sich nicht nur optisch, sondern auch technisch<br />
sehen lassen kann. Das 2 + 2-sitzige Coupé<br />
punktet mit einer imposanten, Respekt heischenden<br />
Bauart und verschafft sich durch eine umfassende<br />
technische Geschliffenheit nachhaltige Sympathien,<br />
wenngleich diese in Teilbereichen fast schon antiseptische<br />
Züge trägt.<br />
Dass er mit nur vier Zylindern statt mit mindestens<br />
sechs wie die im selben Genre antretende Konkurrenz<br />
an den Start geht, kostet ihn vielleicht zu-<br />
nächst ein paar Stimmen, wird ihm aber spätestens dann zugute kommen,<br />
wenn die bei Sportwagen oft etwas beiseitegeschobenen Vernunftsaspekte<br />
in den Fokus rücken. An Begeisterungspotenzial, das sich an Fahrleistungen,<br />
Umgangsformen und Effizienz festmachen lässt, fehlt es ihm jedenfalls nicht.<br />
Das narrensichere Fahrwerk, das sich dank der variablen Dämpfertechnologie<br />
gegenüber den alltäglichen Komfortaspekten verbindlich zeigt, erfüllt<br />
auch sportliche Ansprüche könner-<br />
haft. Der Unterschied in den Rundenzeiten<br />
zwischen TTS und Porsche<br />
Cayman S fällt jedenfalls äußerst gering<br />
aus und ist damit in der Praxis<br />
kaum der Rede wert.<br />
Dass ein voll ausgestatteter TTS<br />
preislich locker die 50 000-Euro-Hürde<br />
nimmt, mutet zwar etwas anzüglich<br />
an, passt aber zum Universal-Genie,<br />
das der <strong>Audi</strong> TTS tagtäglich unter<br />
Beweis stellen kann.<br />
von 80 maximal erreichbaren Punkten<br />
SUPERTEST<br />
53 Punkte<br />
KONKURRENZ-UMFELD<br />
Die sport auto-Bestenliste<br />
Lotus Exige S 62/55 Pkt. ◀<br />
Porsche Cayman S 62/52 Pkt.<br />
Corvette C6 59/50 Pkt.<br />
<strong>Audi</strong> TTS Coupé 2.0 TFSI 53/46 Pkt.<br />
Jaguar XKR 50/45 Pkt.<br />
BMW Z4 3.0si Coupé 49/44 Pkt.<br />
<strong>Audi</strong> TT 2.0 TFSI 49/40 Pkt.<br />
.<br />
*Mit Nasshandling/ohne Nasshandling mit Sportreifen<br />
18 sport auto 10/2008<br />
.