PDF, 1,2 MB - Fachgebiet Kommunikationswissenschaft - TU Berlin
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Die akustischen Analysen bestätigen die schon auditiv festgestellte extrem<br />
unterschiedliche Sprechstimmlage Scharpings und die fast konstanten Werte für<br />
Lafontaine.<br />
3.1.1 Klang der Stimme<br />
Wesentlichen Anteil am Klang der Stimme haben nicht nur die an der<br />
Stimmproduktion beteiligten Muskeln, sondern die Spannungsverhältnisse im<br />
gesamten Körper. Eine höhere Anspannung bedeutet in der Regel mehr Energie<br />
im Klangspektrum. Ein erhöhter Muskeltonus verringert die Dämpfungseigenschaften<br />
des Sprechtraktes und führt zu Veränderungen des Schwingungsverhaltens<br />
der Stimmlippen. Eine spannungs- und energiereichere Sprechweise<br />
geht in der Regel mit einer impulsförmigeren Anregung des Sprachschalls im<br />
Kehlkopf einher. Dies wiederum führt zu einer geringeren Dämpfung der höheren<br />
Harmonischen (Obertöne), also zu mehr Energie in den höheren Teiltönen des<br />
akustischen Spektrums. Hörer können eine solche Färbung der Stimme deutlich<br />
wahrnehmen. Entscheidend für die Wirkung beim Hörer ist weiterhin, ob diese<br />
Energie vom Sprecher mit Leichtigkeit oder großer Anstrengung, vielleicht sogar<br />
gepresst, hervorgebracht wird. Man kann davon ausgehen, dass der Hörer diese<br />
Anstrengung nicht nur registriert, sondern mitfühlt, seine Muskeln mit anspannt<br />
und diese Anspannung zu positiven oder negativen Empfindungen führen kann.<br />
Die Ergebnisse des Hörversuchs (Scharping: energielos, Lafontaine:<br />
nachdrücklich) legen die Vermutung nahe, dass die Ursache für den dunkleren,<br />
gedämpften Klang der Stimme Scharpings ein wesentlich geringeres Maß an<br />
Energie in den hohen Frequenzbereichen als bei Lafontaine ist. Grund dafür<br />
könnte die geringere Anspannung Scharpings sein. Im folgenden sollen zur<br />
Überprüfung dieser Hypothese das Zeitsignal und das Spektrum betrachtet<br />
werden.<br />
3.1.2 Zeitsignal<br />
Ein durch Tiefe, Fülle und Gedämpftheit gekennzeichneter Stimmklang, wie er<br />
bei Scharping zu hören ist, entsteht durch eine sinusförmige Anregung, deren<br />
Signalform auch im Zeitsignal noch erkennbar sein müsste (Klasmeyer &<br />
Sendlmeier 1997). Als Gegensatz dazu wird für Lafontaines hellere Stimme eine<br />
mehr impulsförmige Anregung erwartet. Aus dem Zeitsignal wurden in jeweils<br />
mittlerer Position des akzentuierten Vokals der Worte "sagen", "Jahren" und<br />
"SPD" 3 Perioden betrachtet. Es wurden speziell diese Worte ausgewählt, weil<br />
sie als einzige in den akustisch untersuchten Sätzen von beiden Sprechern<br />
verwendet wurden, "sagen" sogar im gleichen Kontext.<br />
Entsprechend der Erwartung sind bei Scharping die deutlich hervorgehobene<br />
Grundfrequenz und wenige Harmonische und ein sehr sinusähnlicher Verlauf<br />
sichtbar. Bei Lafontaine sind deutlich mehr höherfrequente Anteile erkennbar, die<br />
in der Amplitude einen wesentlich geringeren Abfall gegenüber der Grundfrequenz<br />
als bei Scharping aufweisen.<br />
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