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Die Evolution der Menschheit im Kosmos

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<strong>Die</strong> <strong>Evolution</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> <strong>im</strong> <strong>Kosmos</strong><br />

Prof. Dr. Ulrich Walter<br />

Lehrstuhl für Raumfahrttechnik<br />

Technische Universität München<br />

© 2004<br />

Erscheint in: Der Mensch <strong>im</strong> <strong>Kosmos</strong> IV, Shaker Verlag, 2005<br />

Zusammenfassung<br />

Es mag verwun<strong>der</strong>n, aber vor etwa 10 Jahren gelang es einem amerikanischen Wissenschaftler<br />

namens John Richard Gott III (JRG) das Ende <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> zu berechnen: In<br />

spätestens 7,8 Millionen Jahren wird es mit uns, dem Mo<strong>der</strong>nen Menschen, vorbei sein.<br />

Interessant dabei ist, dass er keinerlei Annahmen über irgendwelche zukünftige Gefahren für<br />

die <strong>Menschheit</strong> machte, son<strong>der</strong>n dies, sozusagen aus sich heraus, berechnen konnte. Natürlich<br />

entstand ein ziemlich großer Aufruhr unter den Wissenschaftlern, weil keiner glauben<br />

wollte, dass man sozusagen aus dem Nichts unsere Zukunft vorhersagen könnte. Wie sich<br />

jedoch heraus stellte, hat JRG wahrscheinlich Recht. Ich werde in diesem Artikel beschreiben,<br />

wie JRG das Ende <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> berechnen kann (<strong>Die</strong> entsprechende Formel nenne<br />

ich aus offensichtlichen Gründen Gottesformel) und werde begründen, warum er trotz aller<br />

Gegenargumente Recht behält. Vereinfacht gesagt hat er deswegen Recht, weil er nur<br />

triviale Annahmen macht – es gibt bei ihm keine angreifbaren Annahmen. So richtig interessant<br />

wird die Gottesformel aber erst deshalb, weil man mit ihr <strong>im</strong> Prinzip die max<strong>im</strong>ale Existenzzeit<br />

aller Dinge in unserer Welt berechnen kann, nicht nur von uns Menschen, und das<br />

ohne irgendwelche beson<strong>der</strong>en Annahmen machen zu müssen. Natürlich schürt eine Aussage<br />

über unser Ende unsere Neugier und Wi<strong>der</strong>stand am meisten, weswegen man die<br />

Gottesformel meist auf uns anwendet findet.<br />

Wer nun aber glaubt, das Armageddon <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> sei damit unausweichlich, irrt. Ich<br />

werden zeigen, dass die Gottesformel einen Dreh hat, den man bisher übersah. Ein Ende<br />

unserer menschlichen Gattung „Mo<strong>der</strong>ner Mensch“ bedeutet nicht zugleich auch das Ende<br />

<strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> Homo. Mehr noch, das Ende von uns ist zugleich unsere Zukunft, denn es<br />

wird an<strong>der</strong>e menschliche Gattungen geben, die uns folgen werden und ich zeige, dass die<br />

Gottesformel diese hoffnungsvolle Zukunft nicht ausschließt, son<strong>der</strong>n gerade heraus for<strong>der</strong>t.<br />

<strong>Die</strong> biologischen <strong>Evolution</strong> führt <strong>im</strong>mer dann zu neuen Gattungen, wenn sich das Lebensumfeld<br />

stark än<strong>der</strong>t. <strong>Die</strong>s ist wird beson<strong>der</strong>s dann <strong>der</strong> Fall sein, wenn sich <strong>der</strong> Mensch <strong>im</strong><br />

Weltraum ausbreitet. Studien <strong>der</strong> vergangenen Jahrzehnte, die ich in diesem Artikel erläutere,<br />

zeigen wie <strong>der</strong> Mensch sowohl in riesigen Raumkolonien leben kann, als auch auf an<strong>der</strong>en<br />

Planeten, die von Natur aus <strong>der</strong> Erde ähnlich sind, o<strong>der</strong> die <strong>der</strong> Mensch nach eigenem<br />

Gusto verän<strong>der</strong>t.<br />

Auch die Planeten an<strong>der</strong>er Sternensystemen sind für uns Menschen erreichbar und es lässt<br />

sich mathematisch-statistisch beschreiben, wie sich <strong>der</strong> Mensch über sehr große Zeiträume<br />

über diese extrasolaren Planeten ausbreitet, bis er schließlich die gesamte Milchstraße<br />

kolonialisiert haben wird. Gemäß diesen Berechnungen wird das in etwa 4 Millionen Jahren<br />

<strong>der</strong> Fall sein. <strong>Die</strong>s mag sehr lang erscheinen. Im Hinblick auf eine Existenzdauer unserer<br />

Milchstraße von mindestens noch 100.000 Millionen Jahren, ist es jedoch eine eher kurze<br />

Zeitspanne. Der <strong>Menschheit</strong> mag also nur ein relativ kurzes Leben auf <strong>der</strong> Erde beschieden<br />

sein, ihre Lebensaussichten in unserer Milchstraße hingegen sind überwältigend.<br />

<strong>Die</strong> Zukunft und Entwicklung unserer Nachfahren ist durch die Kolonialisierung vorgezeichnet.<br />

Bedingt durch diese sehr langen Ausbreitungsszeiten, wird <strong>der</strong> Mensch Homo sich<br />

genetisch stark verän<strong>der</strong>n, bis unsere Nachfahren auf an<strong>der</strong>en Planeten nicht nur ihren<br />

Ursprung vergessen haben werden, son<strong>der</strong>n sich auch untereinan<strong>der</strong> nicht mehr kennen und<br />

fortpflanzen werden können. Damit beginnt das Zeitalter des Homo galacticus.


<strong>Die</strong> Gottesformel – Berechenbarkeit <strong>der</strong> Existenzdauer universeller Prozesse<br />

Im Mai 1993 veröffentlichte <strong>der</strong> Physiker John Richard Gott III in <strong>der</strong> angesehenen wissenschaftlichen<br />

Zeitschrift Nature einen ebenso bemerkenswerten wie denkwürdigen Artikel mit<br />

dem Titel „<strong>Die</strong> Folgen des Kopernikanischen Prinzips für unsere zukünftigen Aussichten“<br />

[Got 93]. <strong>Die</strong>ser Artikel löste unter dem Begriff „Doomsday Argument“ in <strong>der</strong> wissenschaftlichen<br />

Gemeinde quer durch alle Fachgebiete heftige Diskussionen aus 1 , die bis heute anhalten<br />

und Gott unter an<strong>der</strong>em Panikmache und Scharlatanerie vorwerfen. Was war passiert?<br />

Nun, Gott hatte unter Annahme einfachster Voraussetzungen gezeigt, dass wir, Homo sapiens,<br />

mit 95%iger Wahrscheinlichkeit höchstens noch 7,8 Millionen Jahre existieren werden.<br />

<strong>Die</strong>se Zeitspanne ist eigentlich lang genug, um uns in Ruhe zurück zu lehnen zu können und<br />

zu fragen: So what? Doch es ging in den Diskussionen nicht darum, ob wir noch genügend<br />

Zeit haben, um uns auf unser Ende vorzubereiten. <strong>Die</strong> Anfeindungen waren grundsätzlicher<br />

Natur und basierten auf scheinbar überzeugenden Argumenten: <strong>Die</strong> Zukunft ist prinzipiell<br />

ungewiss. Wie soll da unsere Existenzdauer berechenbar sein, insbeson<strong>der</strong>e wenn sie sich<br />

so weit in die Zukunft erstreckt? Das kann nicht sein und daher muss in Gotts Rechnungen<br />

irgendwo ein Fehler stecken.<br />

Das Problem ist nur, bis heute fand keiner einen logischen Fehler. Wir wollen als Erstes<br />

einen kurzen Blick auf die Zusammenhänge werfen, um die Durchschlagskraft von Gotts<br />

Postulat zu verstehen. Ausgangspunkt von Gotts Überlegungen ist das sogenannte Kopernikanische<br />

Prinzip, das eigentlich ein Axiom ist. Es besagt, dass wir bei <strong>der</strong> heutigen Beobachtung<br />

<strong>der</strong> Welt keinem bevorzugten Standort einnehmen, die Erde also keinen ausgezeichneten<br />

Platz o<strong>der</strong> Zeitpunkt, insbeson<strong>der</strong>e nicht die räumliche o<strong>der</strong> zeitliche Mitte unseres<br />

Universums, einn<strong>im</strong>mt. <strong>Die</strong>ses Kosmologisches Prinzip wurde bisher mit großem Erfolg auf<br />

die kosmologischen Untersuchungen (das <strong>der</strong> Name) des Universums angewendet, um etwa<br />

zu zeigen, dass in Verbindung mit dem Isotropiepostulat unser Universum homogen ist. Es<br />

war für die Kosmologen bisher überaus hilfreich und erfolgreich. Aus dieser Sicht ist am<br />

Kopernikanischen Prinzip nicht zu zweifeln.<br />

Gemäß dem Kopernikanische Prinzip kann sich ein beliebiges, zufällig beobachtetes Ereignis<br />

am Anfang, in <strong>der</strong> Mitte o<strong>der</strong> am Ende <strong>der</strong> Zeitspanne seiner Beobachtbarkeit 2 befinden<br />

o<strong>der</strong> sonst irgendwo dazwischen. Darauf aufbauend argumentiert Gott nun so: Ist unsere<br />

Beobachtung rein zufällig, dann ist die Wahrscheinlichkeit, das Ereignis in <strong>der</strong> 95% breiten<br />

Existenzdauer um die Mitte seiner Existenzzeit zu finden, natürlich 95%. D.h. es ist ziemlich<br />

unwahrscheinlich (q=2,5%), es am Anfang in den ersten 2,5% und genauso unwahrschein-<br />

lich es am Ende in den letzten 2,5% seiner Existenzzeit zu beobachten. Genau so einfach<br />

wie dieser erste Teil von Gotts Überlegungen ist auch sein zweiter und letzter Teil. 2,5%<br />

entsprechen 1/40stel. Wenn wir uns genau am Anfang <strong>der</strong> mittleren 95%-Spanne befinden,<br />

also dem einen Extrem, sind 1/40 bereits Vergangenheit und 39/40 noch Zukunft. In diesem<br />

Fall ist die zukünftige erwartete Existenzdauer das 39-fache <strong>der</strong> vergangenen Existenzdauer,<br />

die wir durch die Beobachtung best<strong>im</strong>men können. Umgekehrt <strong>im</strong> an<strong>der</strong>en Extrem gilt, wenn<br />

1 John Gott war nicht <strong>der</strong> erste, <strong>der</strong> das Doomsday Argument vorbrachte. Brandon Carter war <strong>der</strong><br />

erste, <strong>der</strong> es jedoch nicht veröffentlichte. John Leslie hörte davon und veröffentlichte eine Reihe von<br />

philosophischen Artikel zu dem Thema [Les 92; Les 93; Les 96]. H.B.Nielson folgte mit einem Artikel<br />

<strong>im</strong> Jahre 1989 [Nie 89]. Erst Gott brachte es in die heutige mathematische Form.<br />

2 Wenn wir davon ausgehen, dass wenn etwas existiert es auch stets beobachtbar ist, dann können<br />

wir Beobachtbarkeitsspanne auch mit Existenzzeit gleichsetzen. In diesem Sinne wollen wir <strong>im</strong><br />

weiteren die Bedeutung von Existenzzeit verstehen. Eine Existenzdauer ist demgegenüber eine<br />

gegebene Zeitspanne innerhalb <strong>der</strong> Existenzzeit.


wir uns am Ende <strong>der</strong> 95%-Spanne befinden, liegt 1/39 seiner bis dahin verflossenen Existenz<br />

noch vor uns. Mit an<strong>der</strong>en Worten: Mit einer Wahrscheinlichkeit von p=95% beträgt die<br />

zukünftige Existenzdauer noch mindestens 1/39 und höchsten 39 <strong>der</strong> bisher beobachteten<br />

Existenzdauer:<br />

1<br />

39<br />

t < t < 39 ⋅ t<br />

p<br />

f<br />

p<br />

p = 95%<br />

(1)<br />

Offensichtlich lässt sich diese Überlegung auf eine beliebige Wahrscheinlichkeit p verallgemeinern<br />

1−<br />

1+<br />

p<br />

t<br />

p<br />

p<br />

< t<br />

f<br />

1+<br />

<<br />

1−<br />

p<br />

t<br />

p<br />

p<br />

wobei tp die beobachtete bisherige (past) und tf die abzuschätzende zukünftige (future)<br />

Existenzdauer bedeutet. Insbeson<strong>der</strong>e folgt für die beliebte 50/50-Wahrscheinlichkeit<br />

1<br />

t p < t f < 3 ⋅ t<br />

3<br />

p<br />

p = 50%<br />

(3)<br />

Da es unter Statistikern üblich ist, mit einem Vertrauensbereich von 95% zu arbeiten, halten<br />

wir uns <strong>im</strong> Folgenden an die „1/39 – 39“-Regel <strong>der</strong> Gleichung (1).<br />

Grenzen <strong>der</strong> Anwendbarkeit<br />

Was sollen wir nun von Gott halten? (<strong>Die</strong> Zweideutigkeit dieses Satzes ist rein zufällig und<br />

liegt nicht in <strong>der</strong> Absicht des Autors). Zunächst müssen wir ihm zugute halten, dass er es<br />

sich nicht einfach gemacht hat. Über die obige, vereinfachte Argumentation hinaus hat er in<br />

seinen Artikeln [Got 92 – 99] die wissenschaftlich anerkannte Bayessche Statistik bemüht<br />

und so das Ergebnis auch mathematisch-logisch begründet. Daher ist in dieser Hinsicht an<br />

seinem Ergebnis nicht zu zweifeln.<br />

Aber jede logische Aussage basiert auf gewissen Annahmen, seinen sie nun explizit o<strong>der</strong><br />

<strong>im</strong>plizit. Was sind Gotts Annahmen? Da ist zunächst das Kopernikanische Prinzip, über<br />

dessen Gültigkeit wir bereits sinniert haben und das als solches allgemein akzeptiert wird.<br />

Außerdem sind da noch die Axiome <strong>der</strong> Bayesschen Statistik, in ihrer bekanntesten Form<br />

von A.N. Kolmogoroff <strong>im</strong> Jahre 1933 formuliert. Sie sind nach über einem Jahrhun<strong>der</strong>t statistisch-mathematischer<br />

und praktischer Erfahrung über jeden Zweifel erhaben. Es gibt da aber<br />

noch einige <strong>im</strong>plizite Annahmen:<br />

1. <strong>Die</strong> Beobachtbarkeitsspanne ist endlich. Sie hat einen Anfang und ein Ende.<br />

2. <strong>Die</strong> Beobachtungswahrscheinlichkeit ist zeitlich konstant. Falls nicht, än<strong>der</strong>t sich die<br />

Berechenbarkeit <strong>der</strong> zukünftigen Existenzdauer.<br />

3. <strong>Die</strong> Beobachtung ist unkorreliert von irgendeiner Phase <strong>der</strong> Beobachtbarkeitsspanne.<br />

4. <strong>Die</strong> Beobachtung hat keinen Einfluss auf die Beobachtbarkeitsspanne des Ereignisses.<br />

<strong>Die</strong>se Annahmen bedürfen einiger Kommentare:<br />

zu 1. Weil die Spanne ein Ende hat, ist das Doomsday Argument als Voraussetzung in <strong>der</strong><br />

Gottesformel <strong>im</strong>plizit enthalten. Deswegen sollte uns nicht wun<strong>der</strong>n, dass Gotts Formel<br />

einen Doomsday voraussagt, son<strong>der</strong>n nur, dass Doomsday berechenbar wird.<br />

zu 2. Gotts mathematische Herleitung setzt eine konstante Beobachtungswahrscheinlichkeit<br />

voraus, worauf er in seinen Ausführungen ausführlich hinwies. Gotts mathemati-<br />

(2)


sche Herleitung setzt eine konstante Beobachtungswahrscheinlichkeit voraus, worauf<br />

er in seinen Ausführungen ausführlich hinwies. Hier ein Beispiel, bei dem sich die<br />

Beobachtungswahrscheinlichkeit än<strong>der</strong>t: Ein Mitmensch, den ich bisher jeden morgen<br />

<strong>im</strong> Bus traf, hat eine verschwindende Beobachtungswahrscheinlichkeit, wenn er für<br />

mehrere Jahre ins Gefängnis gehen muss.<br />

zu 3. <strong>Die</strong>se Voraussetzung unterscheidet sich vom Kopernikanischen Prinzip. Während<br />

das Kopernikanische Prinzip voraussetzt, dass eine zufällige Beobachtung irgendwo<br />

in <strong>der</strong> Beobachtungsspanne liegt, eventuell auch am Anfang o<strong>der</strong> am Ende, bedeutet<br />

Unkorreliertheit, dass es sich nicht um best<strong>im</strong>mte Beobachtungsarten handelt, die per<br />

se best<strong>im</strong>mten Phasen zugeordnet sind.<br />

Ein Beispiel, das diese 3. Annahme verletzt, ist <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Hochzeit meines<br />

Freundes. Wenn ich das Standesamt mit ihm verlasse, ist die Ehe gerade erst vor einer<br />

halben Stunde geschlossen worden. Wenn ich nun nach <strong>der</strong> voraussichtlichen<br />

Dauer dieser Ehe frage, dann erhielte ich das depr<strong>im</strong>ierende Ergebnis, dass sie nur<br />

etwa einen Tag lang halten würde. Einmal abgesehen davon, dass die Ehen so mancher<br />

Prominenter tatsächlich kaum länger halten, ist dies kein Beweis dafür, dass<br />

Gotts Regel falsch ist, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Besuch <strong>der</strong> Hochzeit ist ein Verstoß gegen die 2.<br />

Annahme: <strong>Die</strong> Hochzeit ist nicht irgendein zufälliges Ereignis in <strong>der</strong> Ehe meines<br />

Freundes, son<strong>der</strong>n per definitionem gerade <strong>der</strong>en Beginn.<br />

Ein an<strong>der</strong>es Beispiel, das diese 3. Annahme verletzt, ist <strong>der</strong> umgekehrte Fall. Wenn<br />

ein Todeskandidat gleich welchen Alters auf dem Schafott steht, kann er nicht länger<br />

mit Gott rechnen. Ein 100-jähriger Greis hingegen darf es in gewisser Weise schon.<br />

<strong>Die</strong> Lebensspanne eines Menschen beträgt etwa 125 Jahre. <strong>Die</strong>sbezüglich ist die<br />

Beobachtung seiner Existenz recht stark korreliert mit seinem Lebensende, wie je<strong>der</strong><br />

sofort einsieht. Daher ist <strong>der</strong> 39-Regel die Basis entzogen, er wird sicherlich keine<br />

weiteren 3900 Jahre leben. <strong>Die</strong> 1/39-Regel, die auf den Beginn <strong>der</strong> Beobachtbarkeitsspanne<br />

reflektiert, hat aber weiterhin ihre Berechtigung. Der Greis kann durchaus<br />

erwarten, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch seinen 102. Geburtstag zu feiern.<br />

zu 4. Betrachten wir uns einen Fall, <strong>der</strong> gegen die 4. Annahme verstößt. Sommer am<br />

Badesee. So mancher kennt die Szene, wenn man vor den eigenen Augen von einer<br />

Mücke gestochen wird. Weibliche Mücken (nur sie stechen) haben typischerweise eine<br />

Lebensspanne von 2-3 Wochen. Aber selbst wenn die vor uns nur einen Tag alt<br />

wäre, sie also wenigstens rechnerisch eine Schonfrist von 37 Minuten haben sollte,<br />

sie fände keine Gnade vor Gott. Ihre Lebenserwartung ist nur noch eine Frage von<br />

wenigen Augenblicken.<br />

Das Ende <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> spätestens in 7,8 Millionen Jahren?<br />

Nachdem wir mit diesen Beispielen ein Gefühl für den Anwendungsbereich <strong>der</strong> Gottesformel<br />

erhalten haben, schauen wir uns die umstrittene Zielaussage des Artikels von Gott an:<br />

„Homo sapiens wird mit 95%iger Wahrscheinlichkeit nicht mehr länger als 7,8 Millionen<br />

Jahre leben.“ Wir wissen, Homo sapiens hatte einen Anfang vor etwa 200.000 Jahren und<br />

kann logischerweise auch ein Ende haben, sei es etwa durch einen nuklearen Krieg o<strong>der</strong><br />

einen verheerenden Einschlag eines großen Asteroiden, wie vor 65 Millionen Jahren bereits<br />

geschehen. <strong>Die</strong> erste <strong>im</strong>plizite Annahme ist also erfüllt. Außerdem berechnet sich aus dem<br />

Anfang und <strong>der</strong> Beobachtung heute gerade die von Gott best<strong>im</strong>mte, max<strong>im</strong>ale Lebenserwartung<br />

von 39·200.000 Jahre = 7,8 Millionen Jahre. <strong>Die</strong> zweite Annahme ist wahrscheinlich<br />

nicht erfüllt, was aber die max<strong>im</strong>ale Existenzdauer nur verkürzt (siehe weiter unten). Ist<br />

unsere heute Beobachtung <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> korreliert mit einer beson<strong>der</strong>en Phase ihrer<br />

Existenz? Nein, wir stellen uns diese Frage nicht angesichts eines Asteroiden-Einschlags,<br />

noch eines an<strong>der</strong>en lebensbedrohenden Ereignisses, wie etwa einem Nuklearkrieg. <strong>Die</strong><br />

dritte <strong>im</strong>plizite Voraussetzung wäre also auch erfüllt. Genau so wie die vierte: Kein Leser


dieses Artikels wird aufspringen, um einen alles vernichtenden Atomschlag auszulösen, weil<br />

er es nicht kann. Selbst die Präsidenten <strong>der</strong> USA und GUS werden es sicher nicht (mehr)<br />

tun. Damit kommen wir zu dem erstaunlichen Ergebnis: Wir müssen unser Ende in spätestens<br />

7,8 Millionen als Gott gegeben akzeptieren. <strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> Stand <strong>der</strong> heutigen fachlichen<br />

Diskussionen. <strong>Die</strong> meisten Wissenschaftler, die sich mit diesem Thema auseinan<strong>der</strong>setzen,<br />

glauben an einen Untergangstag Doomsday.<br />

Im Folgenden möchte ich den neuen und vielleicht ungewöhnlichen Standpunkt vertreten,<br />

dass dies kein Anlass zur Trauer ist, son<strong>der</strong>n umgekehrt: Gott gibt uns die Zuversicht für<br />

eine ungebrochene <strong>Evolution</strong> <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> <strong>im</strong> All. Schauen wir uns dazu die Aussage<br />

Gotts genau an: „Homo sapiens wird mit 95% Wahrscheinlichkeit höchstens noch 7,8 Millionen<br />

Jahre existieren.“ Vor unseren Augen spielt sich dabei ein tragisches, unwie<strong>der</strong>bringliches<br />

Ende unserer <strong>Menschheit</strong> ab. <strong>Die</strong>s ist aber nicht die Aussage! Der Punkt ist lediglich,<br />

die Gattung Homo sapiens wird es nicht mehr geben. Homo sapiens nahm einen Anfang vor<br />

200.000 Jahren und wird daher auch ein Ende haben. Das allein ist jedoch nicht tragisch.<br />

Denn Homo sapiens entsprang nicht aus dem Nichts. Homo sapiens entwickelte sich vor<br />

200.000 Jahren aus Homo habilis, Homo habilis wie<strong>der</strong>um vor etwa eine Millionen Jahren<br />

aus Homo habilis, <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>um vor etwa 3 Millionen Jahren aus Australopithecus, usw.<br />

Umgekehrt hat auch Homo sapiens eine Fortentwicklung erfahren. Seit erst etwa 40.000<br />

Jahren gibt es den heutigen mo<strong>der</strong>nen Menschen Homo sapiens sapiens.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung des Menschen befindet sich also seit ihrem Anfang stetig <strong>im</strong> Fluss. Das war<br />

so und es ist eine inhärente Eigenschaft <strong>der</strong> <strong>Evolution</strong>, dass dies auch weiterhin so sein wird.<br />

Erst in diesem Licht ist Gotts Prophezeiung richtig zu verstehen. Anfang und Ende von Homo<br />

sapiens bedeuten lediglich die Existenzgrenzen unserer Gattung. Wir sind eine <strong>der</strong> vielen<br />

Ausprägungen die Homo erfahren hat und noch erfahren wird. Nach spätestens 39·40.000<br />

Jahren = 1,6 Millionen Jahren wird es den mo<strong>der</strong>nen Menschen nicht mehr geben, weil es<br />

durch die kontinuierliche Entwicklung angepasstere Nachfolger geben wird. Nach vielen<br />

Ausformungen von Homo sapiens wird auch er nach weiteren 7,8 Millionen Jahren aus dem<br />

Universum geschieden sein und schließlich wird gar Homo selbst nach spätestens 120<br />

Millionen Jahren abgelöst werden.<br />

Was können wir über die Nachfolger sagen? Gewiss ist, sie werden geprägt sein durch die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> zukünftigen Umwelt und des täglichen Lebens. Schaut man sich die<br />

vergangenen Jahrtausende an, dann wurde die Ausprägung neuer Gattungen stets durch<br />

Übergänge von Eiszeiten zu Warmzeiten und umgekehrt ausgelöst. Wir wissen heute, dass<br />

wir erst in etwa 20.000 Jahren mit einer neuen Eiszeit rechnen müssen. Bis dahin sollte sich<br />

<strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne Mensch also eigentlich kaum än<strong>der</strong>n.<br />

Wenn alles so bliebe wie bisher. Doch genau das ist <strong>der</strong> Punkt. Seit etwa 4000 Jahren<br />

verän<strong>der</strong>n wir die Umwelt, die uns prägt. Künstliche Transportmittel verän<strong>der</strong>n unser Bewegungsverhalten<br />

nachhaltig. <strong>Die</strong> Elektrizität macht uns unabhängiger von Tag-Nacht-<br />

Rhythmen. <strong>Die</strong> zunehmende Freiheit, zu reisen wohin und zu leben wo man will, wird zu<br />

einer Abflachung <strong>der</strong> Ausprägung heutiger menschlicher Rassen führen. Medizinischer<br />

Fortschritt erlaubt es, zum Vorteil für die Betroffenen, die natürliche Selektion durch Tod<br />

wegen neuer Erreger (etwa AIDS) o<strong>der</strong> wegen Erbkrankheiten auszusetzen o<strong>der</strong> zumindest<br />

jenseits des Reproduktionsalters zu verschieben. Gleichzeitig nehmen wir damit eine ausbleibende<br />

genetisch veranlagte Immunisierung und Ausweitung vieler Erbkrankheiten in<br />

Kauf. Unser Lebenswille ist verständlicherweise kurzsichtig, aber die von ihr geprägte traditionelle<br />

Ethik lei<strong>der</strong> auch. Was wir in Verantwortung zu unseren Nachfahren <strong>im</strong> zunehmenden<br />

Maße bräuchten, wäre eine weitsichtige Gen-Ethik. Unser kostbarstes Erbe ist nicht Haus<br />

und Hof, son<strong>der</strong>n sind unsere Gene! Ist Gentechnologie <strong>der</strong> Ausweg? Ich bin davon überzeugt.<br />

Schließlich gibt sie uns ein Mittel in die Hand, an dieser Schwachstelle <strong>der</strong> natürlichen<br />

Selektion nachzubessern. Es wird sich zeigen, ob wir <strong>der</strong> Versuchung erliegen, die Gentechnologie<br />

auch für solche Manipulationen am Menschen anzuwenden, die wir heute als verwerflich<br />

erachten.


Wie auch <strong>im</strong>mer, wir selbst beschleunigen den <strong>Evolution</strong>sprozess drastisch und das – wegen<br />

unseres Egoismus und ohne dass uns dies bewusst wird – in eine Richtung, die nicht nur<br />

zum Wohle zukünftiger Generationen ist. <strong>Die</strong>se Beschleunigung ist eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

<strong>Evolution</strong>sbedingung und somit eine Verletzung <strong>der</strong> 2. Annahme. Eine <strong>Evolution</strong>sbeschleunigung<br />

führt demnach zu einer gravierenden Verkürzung <strong>der</strong> oben genannten erwarteten<br />

max<strong>im</strong>alen Existenzdauer <strong>der</strong> Gattungen Homo. Wegen <strong>der</strong> bereits einwirkenden technischen<br />

Umweltbedingungen wird <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne Mensch mit Sicherheit nicht erst in 1,6 Millionen<br />

Jahren, son<strong>der</strong>n bereits viel früher, ich schätze nach einigen zehntausend Jahren,<br />

ausgestorben sein. Sollte er sich den enormen Möglichkeiten <strong>der</strong> Gentechnologie bemächtigen,<br />

dann ist sein Ende gar in wenigen Jahrtausenden, wenn nicht in wenigen Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />

zu vermuten. Das Ende von Homo sapiens – und Homo <strong>im</strong> Allgemeinen – wird sich<br />

entsprechend beschleunigen.<br />

Ich glaube an die Vernunft des Menschen (wenn auch nur unter dem Druck des Faktischen)<br />

und daher an eine weitsichtige Gen-Ethik zukünftiger Generationen. Sollte dies <strong>der</strong> Fall sein,<br />

dann würden technische Umweltbedingungen, unterstützt durch adaptive GenVerän<strong>der</strong>ungen,<br />

die <strong>Evolution</strong> von Homo sapiens zum Wohle von Homo beschleunigen. <strong>Die</strong> meiner<br />

Meinung nach gravierendste Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Umweltbedingung wird in Zukunft die Raumfahrt<br />

bringen.<br />

Kolonialisierung des Weltraums – Wie und Warum<br />

Raumfahrt bedingt Selektion. Das beginnt bei <strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> Astronauten. Sie müssen<br />

best<strong>im</strong>mte Eigenschaften vorweisen. Das wichtigste dabei ist die Robustheit des Herz-<br />

Kreislaufsystems. Auch gewisse mentale Eigenschaften werden verlangt: „Sie suchten nach<br />

Leuten mit glühen<strong>der</strong> Überzeugung, einem schnellen Verstand, starken Nerven, unnachgiebigem<br />

Willen, großem Mut, Heiterkeit und mit Freude am Leben. Sie wollten Astronauten <strong>der</strong><br />

Zukunft, die sich alleine zurechtfinden und die in den komplizierten Situationen des Fliegens<br />

nicht die Orientierung verloren, die sich sofort auf geän<strong>der</strong>te Bedingungen umstellen und die<br />

eine möglichst korrekte Entscheidung in allen Fällen träfen." So einmal Yuri Gargarin zu den<br />

Auswahlkriterien <strong>der</strong> ersten Kosmonauten, die wohl auch heute noch weltweit so gelten.<br />

Viel gravieren<strong>der</strong> werden sich aber die ungewöhnlichen Weltraumbedingungen auf diese<br />

raumfahrenden Menschen auswirken. Um sich ein Bild davon zu machen, wie sich <strong>der</strong><br />

Mensch in Zukunft an die Lebensbedingungen anpassen muss, wollen wir mögliche Ausbreitungsformen<br />

<strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> <strong>im</strong> All skizzieren, die wir als Kolonialisierung des Weltraums<br />

bezeichnen wollen.<br />

<strong>Die</strong> Kolonialisierung hat bereits begonnen. Es war und ist eines <strong>der</strong> Ziele <strong>der</strong> Internationalen<br />

Raumstation, den ersten dauerhaften Vorposten <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> <strong>im</strong> All zu installieren. <strong>Die</strong>s<br />

ist gleichbedeutend mit dem Beginn einer Kolonialisierung. Darüber hinaus hat die ISS zum<br />

Ziel, den erdnahen Raum zum Wohle <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> zu nutzen, nachdem wir ihn in den<br />

vergangenen vier Jahrzehnten erobert haben.<br />

„<strong>Die</strong> Tatsache, dass eine erdumkreisende Raumstation für jede Nation, die sie<br />

überfliegt, nutzbringend sein kann, ist das Symbol für eine große Gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Menschen auf <strong>der</strong> Erde und, vielleicht mehr als jedes an<strong>der</strong>e Instrument vorher,<br />

ein Omen für eine universellere Gemeinschaft.“<br />

So ließe sich in etwas abgeän<strong>der</strong>ten Worten des ehemaligen NASA-Chefs in den 60-er<br />

Jahren, James Webb, <strong>der</strong> generelle Sinn <strong>der</strong> ISS beschreiben. <strong>Die</strong> ISS betreibt und wird<br />

zunehmend mehr Forschungsmodule betreiben, wobei das europäische Forschungsmodul<br />

COF (Columbus Orbiting Facility) durch die Columbia-Katastrophe drei Jahre später als<br />

geplant, voraussichtlich Anfang 2007, seine Arbeit aufnehmen wird.


Doch die ISS ist nur ein erster Schritt in <strong>der</strong> Kolonialisierung des Alls. <strong>Die</strong> Amerikaner sind<br />

hier die treibende Kraft. Sie sehen sich durch ihre Kulturgeschichte in <strong>der</strong> Tradition des<br />

Pioniers, <strong>der</strong> das Neue und Unbekannte stets neu herausfor<strong>der</strong>t. Das damit verbundene<br />

Know-How zur Lösung technischer und menschlicher Probleme (etwa Großprojekt-<br />

Management) hat sie <strong>im</strong> vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>t unter an<strong>der</strong>em zu einer wirtschaftlichen<br />

und technischen Großmacht werden lassen. Das wissen sie und sie sind <strong>im</strong>mer noch willens,<br />

diese Herausfor<strong>der</strong>ungen anzunehmen. Ihnen ist klar: Es gibt keinen Fortschritt ohne ein<br />

Ziel. Daher setzen sie sich <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> aufs Neue ambitionierte Ziele, um den daraus<br />

gewonnenen Fortschrittsgewinn für sich auszukosten. Ihr neues Ziel formulierte ihr Präsident<br />

George W. Bush <strong>im</strong> Januar 2004 in seiner so genannten „New Space Initiative“ so:<br />

"Es ist das grundlegende Ziel dieser Vision,<br />

das Wissenschafts-, Sicherheits- und Wirtschaftsinteresse<br />

Amerikas durch ein starkes<br />

Raumfahrtprogramm zu för<strong>der</strong>n."<br />

<strong>Die</strong> USA soll also Weltführer in <strong>der</strong> Wirtschaft und<br />

Technologie bleiben. Dazu steckt Bush ihnen<br />

ein Ziel: Wir kehren zum Mond zurück und bauen<br />

dort eine Station; dazu werden wir neuartige<br />

Technologien entwickeln müssen, die in die<br />

Wirtschaft Eingang finden und sie st<strong>im</strong>ulieren<br />

werden.<br />

Ich denke damit wird er Recht behalten. <strong>Die</strong><br />

Amerikaner kennen die wirtschaftlichen Vorteile<br />

von Raumfahrtprogrammen aus den Apollozeiten.<br />

Dazu ein Beispiel. Neben dem US-Militär war zu<br />

Beginn <strong>der</strong> sechziger Jahre das Apollo-<br />

Programm <strong>der</strong> einzige Kunde für integrierte<br />

Schaltkreise. Sowohl die militärische Minuteman-<br />

Rakete als auch das Apollo-Raumschiff benötigten<br />

für die Steuerung kleine, leichte Bordcomputer.<br />

Während Apollo die Entwicklung dieser<br />

neuen Technologie motivierte und vorantrieb,<br />

drängte Minuteman sie zur Massenproduktion.<br />

Beide Projekte kauften von 1960 bis 1963 nahezu<br />

alle verfügbaren integrierten Schaltkreise. <strong>Die</strong>se<br />

Nachfrage allein trug dazu bei, die Produktionskosten<br />

von damals 1000 US-Dollar pro Schaltkreis<br />

auf 25 US-Dollar zu senken. Eine <strong>der</strong> Firmen, die diese integrierten Schaltkreise für<br />

Apollo produzierten, war Fairchild Semiconductors. Deren Leiter, Robert Noyce und Gordon<br />

Moore, gründeten mit dem dabei erworbenen Know-how die Firma Intel, die <strong>im</strong> Jahr 1971<br />

den ersten Mikroprozessor auf den Markt brachte und heute zu den führenden Konzernen<br />

auf diesem Gebiet zählt. <strong>Die</strong> noch heute bestehende Vorherrschaft <strong>der</strong> Amerikaner in <strong>der</strong><br />

Chiptechnologie ist also eindeutig auf die Raumfahrt zurückführbar.<br />

Kein Fortschritt ohne ein Ziel. <strong>Die</strong> in Sachen Forschung gerade bei Deutschen einfache wie<br />

beliebte Scheckbuchmentalität: „Hier ist Geld und nun forschen Sie mal schön“ funktioniert<br />

nicht in <strong>der</strong> Technologie. In den Grundlagenwissenschaften mag die Neugier des Forschers<br />

Motivation genug sein, Neuland zu erkunden. Innovative Technologie verlangt konkrete<br />

Problemstellungen. <strong>Die</strong> Herausfor<strong>der</strong>ung, die sich die Amerikaner stellen, ist <strong>der</strong> Schritt auf<br />

den Mars. Eine Reise zum Mars ist jedoch von einem ganz an<strong>der</strong>en Kaliber als die zum<br />

Mond in den 60er Jahren. Wenn man entfernungsmäßig den Flug zum Mond mit einem<br />

Nachmittagsausflug auf einer Jolle auf dem Starnberger See vergleicht, dann entspräche<br />

eine Reise zum Mars Columbus’ waghalsige Reise nach Amerika. Wir haben erst einige


Male den See durchquert, haben aber bereits die Idee, den Atlantik zu bezwingen. Wir<br />

haben noch keine Erfahrung, wie man einen interplanetaren Ozean bemannt durchschifft<br />

und wie man mehr als zwei Jahre <strong>im</strong> All auf sich allein gestellt überlebt. Wir brauchen daher<br />

einen Platz, um die entsprechenden neuen Technologie zu entwickeln und zu testen. Deswegen<br />

wollen die Amerikaner in erster Linie erneut zum Mond. Sie wollen wissen, wie man<br />

Habitate und eine halb-autarke Infrastruktur bauen muss, damit sich Menschen in einer<br />

entfernten Einöde wohl und sicher fühlen. Das Gesamtkonzept <strong>der</strong> Space Initiative sieht vor,<br />

an<strong>der</strong>e Planeten so weit wie möglich unbemannt zu erkunden und Technologien zu entwickeln,<br />

die dem Menschen in einem zweiten Schritt die Möglichkeit bieten, dort selbst Fuß zu<br />

fassen.<br />

Abbildung 1: Details von Bushs „New Space Initiative“<br />

Mars also. „Wenn Gott gewollt hätte, dass <strong>der</strong> Mensch den Weltraum erkundet, dann hätte er<br />

ihm einen Mond gegeben.“ So <strong>der</strong> deutsche Raumfahrtpionier Krafft Ehrike. Unser Sonnensystem<br />

ist für die <strong>Menschheit</strong> nicht nur deswegen so ideal, weil es einen He<strong>im</strong>atplaneten


Erde besitzt, <strong>der</strong> durch seine perfekte Lage in <strong>der</strong> Ökosphäre <strong>der</strong> Sonne 3 ideale Voraussetzungen<br />

für die Entwicklung komplexer Lebewesen bis hin zur Schaffung von Intelligenz,<br />

bietet. <strong>Die</strong> Erde hat dazu von <strong>der</strong> Natur das ganz seltene Geschenk eines relativ großen<br />

Mondes bekommen. Eine Zivilisation, die ihre ersten unsicheren Schritte in Sachen Raumfahrt<br />

ausprobieren will, braucht so einen Übungsplatz vor ihrer Haustür. Ebenso Kolonialisierung.<br />

Wenn es einen finalen Sinn in Gottes Worten „Gehet hinaus in alle Welt …“ gibt, dann<br />

den <strong>der</strong> Kolonialisierung. Und wenn <strong>der</strong> Herrgott es ernst meinte, dann muss er dem Menschen<br />

konsequenterweise auch einen Übungsplatz zur Kolonialisierung geben, <strong>der</strong> ebenfalls<br />

in <strong>der</strong> Ökosphäre liegen muss. Mars eben. Es ist halt schon bemerkenswert: Dass ein Planet<br />

mit <strong>der</strong> richtigen Größe genau in die Mitte <strong>der</strong> Ökosphäre fällt ist in Sternensystemen selten<br />

genug. Dass er außerdem einen großen Mond besitzt und dazu ein zweiter Planet in die<br />

Ökosphäre fällt, ist ein so glücklicher Umstand, dass man wie Ehrike an eine höhere Best<strong>im</strong>mung<br />

glauben könnte.<br />

Abbildung 2: <strong>Die</strong> Split-Mission Strategie des NASA Mars-Referenz-Missionsplans<br />

<strong>Die</strong> Mars-Referenzmission <strong>der</strong> NASA<br />

Der Mars ist da, er bietet das ideale Umfeld für eine Kolonialisierung und daher wird es die<br />

<strong>Menschheit</strong> diesen Schritt tun. Früher o<strong>der</strong> später. Wie wird sich diese Kolonialisierung<br />

vollziehen? Kein Mensch kann dies genau wissen, aber wir haben bereits heute wichtige<br />

3 <strong>Die</strong> Ökosphäre eines Sternes ist <strong>der</strong> kugelschalen-förmige Bereich um einen Stern, innerhalb dessen<br />

die mittleren Oberflächentemperaturen eines Planeten die Entwicklung organischen Lebens<br />

ermöglicht, insbeson<strong>der</strong>e flüssiges Wasser.


Hinweise, was technisch möglich ist und erfahrungsgemäß hat sich <strong>der</strong> Mensch <strong>im</strong>mer <strong>der</strong><br />

zur Verfügung stehenden Techniken bedient, ein sich öffnendes Gebietsvakuum gleichsam<br />

wie ein Gas zwanghaft auszufüllen. Wie also könnte eine mögliche Kolonialisierung des<br />

Mars aussehen? <strong>Die</strong> Pläne dazu wurden in <strong>der</strong> 90-Tage Mars-Studie <strong>der</strong> NASA (1989) [NAS<br />

89], dem »Mars Direct«-Plan (1990) des Raumfahrt-Ingenieurs und Präsidenten <strong>der</strong> amerikanischen<br />

Mars Society Robert Zubrin [Zub 96a, Zub 96b] und <strong>im</strong> offiziellen und heute<br />

gültigen NASA Mars Referenz-Missionsplan (1992 und 1993) relativ genau durchdacht und<br />

ausgearbeitet.<br />

Dem entsprechend sieht die bisherige<br />

Referenzmission <strong>der</strong> NASA zum Mars aus<br />

(siehe Abbildung 4). Zunächst wird eine<br />

unbemannte Mission zum Mars gesandt,<br />

die am geplanten Ort <strong>der</strong> Marsstation<br />

landet und dort aus dem mitgebrachten<br />

Wasserstoff und dem Kohlendioxid <strong>der</strong><br />

Marsatmosphäre über den so genannten<br />

Sabatier-Prozess und einer nachgeschalteten<br />

Wasserstoff-Elektrolyse<br />

4H + CO → CH + 2H<br />

O → CH + O + 2H<br />

2<br />

2<br />

4<br />

2<br />

4<br />

Ein wesentliches Konzept, das bei je<strong>der</strong> Art<br />

zukünftiger Kolonialisierung an<strong>der</strong>er Planeten<br />

eine entscheidende Rolle spielen wird, ist die<br />

so genannte „In Situ Resource Utilization“<br />

(ISRU). Damit ist die Nutzung <strong>der</strong> Resourcen<br />

eines Planeten für Kolonialisierungszwecke<br />

gemeint, um sich von dem Zwang, stets neue<br />

externe Resourcen heran führen zu müssen,<br />

frei zu machen. Konkret bedeutet dies, dass<br />

man vor Ort die Atmosphäre und das Gestein<br />

für die notwendigen Mittel, wie Sauerstoff,<br />

Treibstoff für eine eventuelle Rückkehr, aber<br />

auch für Expeditionen auf dem Planeten, mit<br />

<strong>der</strong> Energie eines Kernreaktors umwandelt.<br />

den Treibstoff Methan und Sauerstoff, also den Oxidator für den Treibstoff 4 und den Metabolismus<br />

des Menschen, produziert und in Tanks gespeichert. Der dabei entstehende Wasser-<br />

4<br />

Tatsächlich wird be<strong>im</strong> Rückflug in <strong>der</strong> Rakete für die Oxidation des Methans CH4 + 2 O2<br />

→ CO2<br />

+ 2H<br />

2O<br />

2<br />

die doppelte Menge Sauerstoff benötigt als <strong>der</strong> obige Sabatier-Prozess plus Elektrolyse liefert. Daher<br />

muss entwe<strong>der</strong> mit einem weiteren Reaktor, etwa einer RSOFC Brennstoffzelle, CO2 elektrolysiert<br />

werden, wobei man dann gleichzeitig auch den notwendigen Sauerstoff für den menschlichen Metabolismus<br />

erhält, o<strong>der</strong> das Methan wird nur zur Hälfte oxidiert, was allerdings sehr ineffizient wäre.<br />

2


stoff wird dem Sabatier-Prozess wie<strong>der</strong> zugeführt. Das heißt, nur <strong>der</strong> für das Methan benötigte<br />

Wasserstoff muss von <strong>der</strong> Erde heran geschafft werden. <strong>Die</strong>se vorbereitende Phase<br />

dauert etwa ein Jahr. Ein weiteres Jahr danach sollen nach einem Flug von etwa 230 Tagen<br />

die ersten Menschen auf dem Mars landen. Sollten sie sich bei <strong>der</strong> Ankunft in einer Notsituation<br />

befinden, dann erlaubt es die Konstellation zwischen Mars, Venus und Erde und den in<br />

den Tanks gelagerten Treibstoffen, nach nur einem Monat Aufenthalt auf dem Mars den<br />

Rückflug wie<strong>der</strong> anzutreten (short-stay mission profile). Läuft alles nominal, dann bleiben sie<br />

für etwa 15 Monate dort, errichten eine rud<strong>im</strong>entäre Marsstation und kehren nach weiteren<br />

230 Tagen auf die Erde zurück (long-stay mission profile).<br />

Abbildung 3: Basisversion <strong>der</strong> ersten Marsstation (NASA)<br />

Zusammen mit <strong>der</strong> ersten Mannschaft landet eine neue Produktionsanlage, die wie die erste<br />

über ein Jahr lang Methan und Sauerstoff produziert. <strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> Treibstoff, den die zweite<br />

Crew benötigt, die etwa neun Monate nachdem die erste Crew den Mars verlassen hat, am<br />

Ort <strong>der</strong> Marsstation eintrifft. Jede Crew bringt ein neues Wohnmodul mit, das durch Anflanschen<br />

die Marsstation erweitert. Auf diese Weise fliegt alle zwei Jahre eine Crew zum Mars<br />

und kehrt nach zweieinhalb Jahren wie<strong>der</strong> zur Erde zurück. Dabei wird von mal zu mal die<br />

Marsstation vergrößert. Außerdem könnte auf einer <strong>der</strong> Folgemissionen eine aufblasbare<br />

Kuppel mitgebracht werden. Mit dem Sauerstoff <strong>der</strong> Versorgungseinheiten kann sie zu einer<br />

etwa fußballfeld-großen Anlage aufgeblasen werden, in <strong>der</strong> erste Pflanzen zur Nahrung als<br />

auch zur Entspannung und Muße kultiviert werden können.<br />

Mit diesem gestuften Konzept wird einerseits die Kontinuität gesichert und an<strong>der</strong>erseits eine<br />

gewisse Sicherheit für die Marsreisenden, sollten sie <strong>im</strong> Notfall sofort zurückkehren müssen.<br />

Es ist jedoch praktisch unmöglich, einen einmal begonnen Flug zum Mars abzubrechen und<br />

direkt umzukehren, wenn dies nach <strong>der</strong> Injektion in die Übergangsbahn zum Mars notwendig


erschiene. <strong>Die</strong> Crew ist dazu verdammt, die Reise zum Mars komplett durchzuführen und<br />

erst von dort wie<strong>der</strong> zur Erde zurück zu fliegen. So verlangen es die Gesetze <strong>der</strong> Astrodynamik.<br />

Abbildung 4: Ein frühes Konzept einer ausgebauten Marsstation<br />

Terraforming Mars<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeiten für eine Kolonialisierung des Mars gehen über eine Marsstation weit<br />

hinaus. Anfang <strong>der</strong> 80er Jahren beschrieb erstmals <strong>der</strong> Amerikaner James Oberg [Obe 81;<br />

Obe 95] und später McKay [McK 90, McK 91], Michael Fogg [Fog 91; Fog 92; Fog 95] und<br />

Robert Zubrin [Zub 96a-c] in verschiedenen wissenschaftlichen Artikeln wie eine lebensunfreundliche<br />

Marsoberfläche in eine bewohnbare umgewandelt werden könnte. Sie nannten<br />

dieses nicht unrealistische Projekt »Terraforming Mars«.<br />

Wie funktioniert dieses Terraforming? McKay beschrieb 1990 wie man aus einem Mix von<br />

CFC-Gasen, die auf dem Mars von einem chemischen Kraftwerk produziert würden, eine<br />

Marsatmosphäre schaffen könnte, die über den damit in Gang gebrachten Treibhauseffekt<br />

das auf dem Mars befindliche Eis zum schmelzen bringen würde. Zubrin [Zub 96] hat dieses<br />

Szenario 1996 erweitert und zeigt, wie durch das dadurch einsetzende Abtauen von CO2 an<br />

den Polkappen nach 40 Jahren eine 0,3 bar CO2-Atmosphäre entstehen würde, in <strong>der</strong> Astronauten<br />

mit üblicher Straßenkleidung umher gehen könnten, versorgt durch ein O2-<br />

Atemsystem auf dem Rücken vergleichbar mit den heutigen Tauchausrüstungen. Wegen <strong>der</strong><br />

geringen Schwerkraft des Mars von etwa einem Drittel <strong>der</strong> Erde stellten diese jedoch keine<br />

allzu große Bürde dar. Nach etwa 100 Jahren wären die Verhältnisse so weit gediehen, dass<br />

die mittleren äquatorialen Temperaturen langfristig über Null Grad lägen, was die riesigen<br />

Wassermengen des ehemaligen Urozeans, die als Permafrost einige Meter unterhalb <strong>der</strong><br />

Oberfläche lagern, verflüssigte und erste Flüsse und Seen bildete. Der damit zugleich ein-


setzende Regen schüfe die Voraussetzungen für ein erstes Ökosystem, in dem pr<strong>im</strong>itive,<br />

aber robuste, von <strong>der</strong> Erde <strong>im</strong>portierte Pflanzen die reine Kohlendioxid-Atmosphäre nach<br />

ungefähr 500 Jahren langsam in eine Atmosphäre aus hauptsächlich Sauerstoff umsetzten.<br />

Unter diesen erdidentischen Sauerstoff-Verhältnissen konnten sich die Marsbewohner erstmals<br />

frei auf dem Mars bewegen und ihn allmählich vollständig kolonialisieren. Würde Terraforming<br />

noch in diesem 21. Jahrhun<strong>der</strong>t begonnen werden, dann könnte gegen Ende dieses<br />

Jahrtausends <strong>der</strong> Mars mit seinen großen Wasserflächen, grünen Ebenen und blauem<br />

H<strong>im</strong>mel erdnahe Eigenschaften, bereits vielen Millionen Menschen neuen Lebensraum<br />

bieten.<br />

Soweit die Visionen <strong>der</strong> Wissenschaftler. Ich denke, die grundlegenden Prinzipien des Terraforming<br />

geben die Richtung vor, aber die Details bedürfen noch wesentlicher Untersuchung,<br />

Bestätigung und/o<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen.<br />

Abbildung 5: Insel-Drei Habitate nach O’Neill<br />

Raumkolonien<br />

Doch für Kolonien bedarf es nicht unbedingt eines Planeten. Eine Studie <strong>der</strong> NASA [NASA<br />

75; O’Ne 78] aus dem Jahre 1975 zeigte, dass viele Millionen von Menschen auch in vollkommen<br />

autarken Systemen, so genannten »Insel-Drei Habitaten«, auch Raumarchen<br />

genannt, leben könnten, die wie die Planeten auf Bahnen um die Sonne kreisten. <strong>Die</strong>se<br />

Habitate beständen aus paarweise angeordneten Wohnzylin<strong>der</strong>n von jeweils 32 km Länge<br />

und 6,4 km Durchmesser (siehe Abb.5). <strong>Die</strong> Zylin<strong>der</strong> drehten sich um ihre Längsachsen und<br />

erzeugten so eine Zentrifugalkraft von 1g, also Schwereverhältnisse identisch zu denen auf<br />

<strong>der</strong> Erde. Sonnenlicht schiene über je drei schräge, seitlich <strong>der</strong> Zylin<strong>der</strong> angebrachte, riesige<br />

Spiegel und weiter durch drei lichtdurchlässige Zylin<strong>der</strong>segmente seitlich in <strong>der</strong>en Inneres.<br />

Auf den Innenwänden befänden sich die 1300 Quadratkilometer großen eigentlichen Lebensräume<br />

mit erdähnlichen Lebensbedingungen, einschließlich Bergen und Seen. Bei<br />

diesen riesigen Abmessungen erzeugte die Atmosphäre bereits einen blauen H<strong>im</strong>mel mit


Wolkenschichten in 1-2 Kilometer Höhe, also erdähnliches Wetter, und Ozon zum Schutz vor<br />

kosmischer Strahlung. <strong>Die</strong> Tag- und Nachtzeiten würden einfach durch das Aus- und Einklappen<br />

<strong>der</strong> sonnenreflektierenden Spiegel s<strong>im</strong>uliert. <strong>Die</strong> landwirtschaftlichen Räume lägen<br />

auf jeweils 72 kleineren Zylin<strong>der</strong>n, die sich außerhalb <strong>der</strong> Wohnzylin<strong>der</strong> befänden. Je<strong>der</strong><br />

dieser kleinen Zylin<strong>der</strong> könnte das für die jeweilige Pflanzensorte notwendige Kl<strong>im</strong>a s<strong>im</strong>ulieren.<br />

Es sollte betont werden, dass die NASA-Studie auf Technologien <strong>der</strong> 70er Jahren<br />

basierte und daher nicht als technisch, son<strong>der</strong>n höchstens als finanziell utopisch kritisiert<br />

werden kann. Geht man aber von einem eher mo<strong>der</strong>aten Anstieg des Bruttosozialproduktes<br />

aller Nationen von 3% aus, dann wird bereits nach etwa 250 Jahren auch <strong>der</strong> merkantile<br />

Einwand hinfällig, wie <strong>der</strong> Physiker Freeman Dyson in den 80er Jahren interessanterweise<br />

bemerkte.<br />

Kolonialisierung <strong>der</strong> Milchstraße<br />

Wenn Menschen über Generationen hinweg in Kolonien autark leben können, dann spricht<br />

nichts dagegen [Hep 77, Wal 99], auch die sehr weiten und langen Reisen zu Planeten<br />

an<strong>der</strong>er Sterne zu unternehmen. Wie Berechnungen von Fogg [Fog 96] zeigen, haben die<br />

Planeten, die sich für biologisches Leben eignen, einen mittleren Abstand von 14 Lichtjahren<br />

und solche, die erdähnliche Verhältnisse bieten, einen mittleren Abstand von 32 Lichtjahren.<br />

Ausgestattet mit Kernfusionsanlagen für Energieversorgung und Antrieb könnte die Raumarche<br />

mit mo<strong>der</strong>aten 10 mg Beschleunigung nach 10 Jahren 10% Lichtgeschwindigkeit erreichen<br />

und so den nächsten erdähnlichen Planeten nach etwa 300 Jahren erreichen. Der<br />

nächste Stern, <strong>der</strong> nach diesen Berechnungen eine faire Chance für einen erdähnlichen<br />

Planeten bietet, ist <strong>der</strong> Stern „δ Pavonis“, ein sonnenähnlicher Stern <strong>der</strong> Spektralklasse G5<br />

in 18,64 Lichtjahren Entfernung. <strong>Die</strong> <strong>Menschheit</strong> würde sich also über lange Zeiten in einer<br />

Schritt-für-Schritt Strategie über die Milchstraße ausbreiten.<br />

Dass dies keine Fiktion ist, son<strong>der</strong>n durchaus menschlichem Verhalten entspricht, zeigt die<br />

Besiedlung <strong>der</strong> weit verstreuten Inseln <strong>im</strong> zentralen Pazifischen Ozean. Vorfahren <strong>der</strong> heutigen<br />

Polynesier, ein <strong>im</strong> Landanbau erfahrenes Seefahrervolk vom Bismarck Archipel, begannen<br />

sich um 1500 v.Chr. ausgehend von den Fidji, Samoa und Tonga Inseln, über die Gesellschaftsinseln,<br />

bis hin zu <strong>der</strong> entlegenen Pitcairn- und Osterinsel auszubreiten und hatten<br />

schließlich um 1000 n.Chr., also nach 2500 Jahren, <strong>im</strong> mittleren und östlichen Pazifischen<br />

Ozean jeden auch noch so kleinen Landflecken in dem riesigen Dreieck zwischen den Spitzen<br />

Hawaii, Neuseeland und <strong>der</strong> Osterinsel kolonialisiert. <strong>Die</strong>s entspricht einer mittleren<br />

Besiedlungsrate von etwa 45 Jahren pro 100 km. Da die mittlere Entfernung zwischen den<br />

Inseln um die 200 km beträgt, fand ein Auswan<strong>der</strong>ungswelle nach jeweils etwa vier Generationen<br />

statt, eine gut nachvollziehbare Besiedlungsdynamik.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Menschheit</strong> wird dieses Planet-Hopping so lange fortführen, bis sie in unserer Milchstraße<br />

die letzten Winkel besetzt haben wird. Wann wird das sein? Wann wird die Milchstraße<br />

durch und durch von <strong>der</strong> <strong>Menschheit</strong> bevölkert sein? Das lässt sich mit einer kurzen Überschlagsrechnung<br />

grob abschätzen. Nehmen wir auf Grundlage unser bisherigen Ausführungen<br />

an, ein Weltschiff würde nach 300 Jahren auf einen 30 Lichtjahre entfernten bewohnbaren<br />

Planeten eintreffen. <strong>Die</strong> Raumreisenden würden ihn kolonialisieren und ihre Nachkommen<br />

würden sich nach komfortablen 10.000 Jahren Regeneration auf eine erneute Reise<br />

begeben. Unter diesen Umständen breitete sich die <strong>Menschheit</strong> mit einer Geschwindigkeit<br />

von 340 Lichtjahren pro Lichtjahr aus. Unsere Milchstraße hat einen Durchmesser von<br />

100.000 Lichtjahren und wäre daher innerhalb von 34 Millionen Jahren vollständig besiedelt.<br />

<strong>Die</strong>se Rechnung ist we<strong>der</strong> genau noch ganz richtig. Sie geht von einer gezielten Bevölkerung<br />

in eine einheitliche Richtung aus. Tatsächlich wird sich wegen <strong>der</strong> fehlenden Kommunikations-Möglichkeiten<br />

mit zunehmen<strong>der</strong> Ausbreitung die Ausbreitungsrichtung verlieren. Von<br />

da an ist eine Besiedlung in Zufallsrichtungen angemessener. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite berücksichtigt<br />

sie nicht die Bevölkerungsdynamik auf dem neuen besiedelten Planeten. Monte-<br />

Carlo-Rechnungen [Jon 76; Jon 81; Jon 95, S.92], die genau solche diskreten Besiedlungs-


schritte mit Bevölkerungsdynamik s<strong>im</strong>ulieren, kommen zu dem Ergebnis, dass die numerisch<br />

best<strong>im</strong>mte Ausbreitungsrate γ durch die Gleichung [Jon 76, Jon 81, Jon 95]<br />

2 ⎡ 1<br />

γ ⎢ttrav<br />

+ ln 2<br />

D ⎣ ρ<br />

⎤<br />

( ρ ⋅ t ) ⎥⎦<br />

= reg<br />

analytisch beschrieben werden kann. Dabei ist D <strong>der</strong> angenommene mittlere Abstand zwischen<br />

zwei Besiedlungsplaneten, ttrav die mittlere Reisezeit für D, ρ die Bevölkerungswachstumsrate,<br />

und treg die mittlere Regenerationszeit auf einem neu besiedelten Planeten. N<strong>im</strong>mt<br />

man D = 30 Lichtjahre, ttrav ≅ 300 Jahre, ρ=0,01/Jahr, was <strong>der</strong> Wachstumsrate auf <strong>der</strong> Erde<br />

entspricht, und treg ≅ 10.000 Jahre an, dann erhält man eine mittlere Besiedlungsrate von 39<br />

Jahren/Lichtjahr, für unserer Galaxis also eine mittlere Besiedlungszeit von 3,9 Millionen<br />

Jahre.<br />

<strong>Die</strong>s ist eine recht kurze Zeit <strong>im</strong> Vergleich zum Alter unseres Universums von 13.700 Millionen<br />

Jahren und es darf mit Recht angenommen werden, dass es mindestens noch einmal so<br />

lange existieren wird. Der <strong>Menschheit</strong> mag nur ein relativ kurzes Leben auf <strong>der</strong> Erde beschieden<br />

sein, ihre Lebensaussichten in unserer Milchstraße hingegen sind überwältigend.<br />

<strong>Die</strong> Chancen für die Besiedlung an<strong>der</strong>er Galaxien, von denen es <strong>im</strong>merhin 100 Milliarden <strong>im</strong><br />

sichtbaren Bereich des Universums gibt, sehen demgegenüber schlecht aus. Der mittlere<br />

Abstand zwischen Galaxien beträgt viele hun<strong>der</strong>ttausend Lichtjahre mit einem fast sternenfreien<br />

Weltraum dazwischen. Eine Reise zu einer benachbarten Galaxie mit zehn Prozent<br />

Lichtgeschwindigkeit würde fast zehn Millionen Jahre dauern. Zum Vergleich: <strong>Die</strong> gesamte<br />

Entwicklungsgeschichte des Menschen ausgehend von seinen pr<strong>im</strong>itivsten Vorfahren vollzog<br />

sich in etwa einer Millionen Jahre. Ohne zwischendurch ein einziges mal zu regenerieren,<br />

sind solche Reisen also praktisch ausgeschlossen. Ist eine Besiedlung <strong>der</strong> Milchstraße<br />

gerade noch vorstellbar, liegt eine Reise »in einem Satz« zu einer an<strong>der</strong>en Galaxis weit<br />

außerhalb je<strong>der</strong> Möglichkeiten. <strong>Die</strong> <strong>Menschheit</strong>, sollte sie sich nicht selbst auslöschen, wird<br />

zwar mit großer Wahrscheinlichkeit unsere Milchstraße besiedeln, aber sie wird für <strong>im</strong>mer<br />

Gefangene dieser Insel in den unendlichen Weiten des Universums bleiben.<br />

<strong>Die</strong> zukünftige <strong>Evolution</strong> von Homo<br />

<strong>Die</strong> Möglichkeit, in Raumkolonien o<strong>der</strong> per Terraforming auf Mars unter gleichartigen, nicht<br />

jedoch identischen, irdischen Bedingungen, zu leben, wird einen ungemein großen Einfluss<br />

haben, wie seinerzeit die Bildung <strong>der</strong> unterschiedlichen Rassen auf <strong>der</strong> Erde durch die<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> ersten Menschen auf die räumlich getrennten Kontinente. <strong>Die</strong>s wird wegen<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Bedingungen auf den Raumkolonien und auf Mars (Schwerkraft,<br />

Strahlungsintensität, materielle Zusammensetzung des Planeten, um nur einige zu nennen)<br />

innerhalb relativ kurzer Zeit automatisch zu einem <strong>Evolution</strong>sdruck führen und damit zu einer<br />

genetischen Variation. Auf diese Weise wird die nächste Spezies Mensch Homo sapiens<br />

spaciens seinen natürlichen Lebensraum in Sonnensystem gefunden haben und sich langsam<br />

<strong>im</strong>mer weiter in ihm ausbreiten.<br />

Irgendwann, wenn er genügend Vertrauen in die Umgebung <strong>der</strong> Raumarchen gefunden hat,<br />

wird <strong>der</strong> Mensch den Schritt wagen, über mehrere Generationen hinweg den nächsten<br />

erdähnlichen Planeten auf einem an<strong>der</strong>en Stern anzufliegen. <strong>Die</strong> möglichen Planeten werden<br />

ihm bereits vor dem Abflug wohl bekannt sein. Denn bereits <strong>im</strong> Jahre 2015 soll das<br />

Teleskop „Terrestrial Planet Fin<strong>der</strong>“ (TPF) <strong>der</strong> NASA und ESA alle sonnennächste Planeten<br />

<strong>im</strong> Umkreis von 50 Lichtjahren auf ihre Lebensbedingungen untersucht haben, insbeson<strong>der</strong>e<br />

darauf, ob es dort bereits Leben gibt. <strong>Die</strong>s ist möglich durch eine Untersuchung <strong>der</strong> Atmosphäre<br />

dieser extrasolaren Planeten auf Spuren von CO2, Methan und Ozon. Ohne Zweifel<br />

werden unsere Nachfahren in den nächsten Jahrhun<strong>der</strong>ten diese Technik verfeinert und<br />

(4)


sogar weiter entfernte erdähnliche<br />

Planeten gefunden haben. <strong>Die</strong> Reiseziele<br />

sind somit vorgegeben.<br />

Sollten sich die Aussiedler auf ihrem<br />

neuen Planeten für <strong>im</strong>mer nie<strong>der</strong>lassen,<br />

dann entstände mit ihnen aus<br />

Homo sapiens ein neue Spezies<br />

Homo adaptiert auf die Notwendigkeit<br />

und Beson<strong>der</strong>heiten ihres Planeten<br />

unabhängig von denen, die nach<br />

ihnen an<strong>der</strong>e Planeten besiedeln. <strong>Die</strong><br />

Physik <strong>der</strong> Raumfahrttechnik bedingt,<br />

dass Flüge zwischen Sternensystemen<br />

etwa 300 Jahre dauern und die<br />

Ausbreitung <strong>der</strong> Kolonialisierung<br />

daher eine Einbahnstraße darstellt.<br />

<strong>Die</strong>s wird langfristig den GenAustausch<br />

zwischen den Zivilisationen<br />

verhin<strong>der</strong>t und somit zu stabilen<br />

neuen Gattungen von Homo führen.<br />

<strong>Die</strong> biologische Barriere zwischen<br />

ihnen wird so groß werden, dass es<br />

zu keiner gegenseitigen Fortpflanzung<br />

mehr kommen könnte, selbst<br />

dann, wenn man sich durch Auswan<strong>der</strong>ungsdruck<br />

gegenseitig irgendwann<br />

einmal wie<strong>der</strong> treffen sollte. Auf<br />

diese Weise würde Homo die Milchstraße<br />

kolonialisieren, geprägt vom<br />

Pioniergeist einer neuen Gattung<br />

Homo galacticus. Ihre Spezies, sei es<br />

Homo galacticus centauri, Homo<br />

galacticus eridani, o<strong>der</strong> Homo galacticus<br />

pavonis um nur einige eventuell<br />

mögliche zu nennen, würden <strong>im</strong><br />

Abstand von etwa 30 Lichtjahren<br />

Abbildung 6: <strong>Die</strong> vergangenen sowie antizipierten zukünftigen<br />

natürlichen <strong>Evolution</strong>sgattungen von Homo<br />

zwar aus Homo sapiens spaciens hervor gegangen sein, es ist jedoch zu bezweifeln, ob sie<br />

sich kulturell diesen Ahnen verpflichtet fühlen. Weil sich über diese enormen Abstände nicht<br />

einmal Kommunikation betreiben lässt [Wal 99] wird sich ihr Wissen um die an<strong>der</strong>en Spezies<br />

nur noch aus Geschichtsbüchern nähren, bis nach einigen hun<strong>der</strong>ttausend Jahren das<br />

Wissen und Interesse ganz verloschen sein wird.<br />

Man mag es als Zufall betrachten o<strong>der</strong> als evolutionäre Notwendigkeit: <strong>Die</strong> max<strong>im</strong>ale zukünftige<br />

Existenzdauer von Homo sapiens ist gemäß Gott größenordnungsmäßig so groß wie die<br />

Dauer, unsere Milchstraße durchgehend zu kolonialisieren. Mit an<strong>der</strong>en Worten, von dem<br />

Zeitpunkt an, an dem unsere Nachfahren auch den letzten Winkel unserer Milchstraße<br />

kolonialisiert haben werden, wird in etwa auch <strong>der</strong> Übergang zu <strong>der</strong> neuen Gattung Homo<br />

galacticus eintreten.<br />

Sollten sich die Spezies von Homo galacticus auf <strong>der</strong> Suche nach einem neuen<br />

Planeten dennoch irgendwann treffen, dann wird man sich gegenseitig bestaunen<br />

und es wird dem vielleicht noch bestehenden Geschichtsbewusstsein zu verdanken<br />

sein, wenn man sich wenigstens an den gemeinsamen Vorfahren Homo sapiens<br />

sapiens erinnert, <strong>der</strong> am 21. Juli 1969 diese kosmische <strong>Evolution</strong> in Gang setzte.


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