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Achim Schnurrer FÜR EIN PAAR GROSCHEN...

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<strong>Achim</strong> <strong>Schnurrer</strong><br />

<strong>FÜR</strong> <strong>EIN</strong> <strong>PAAR</strong> <strong>GROSCHEN</strong>...<br />

Leihbücher prägten die deutschsprachige Literaturlandschaft zwischen den 50er und 70er<br />

Jahren. Sie wurden als Schundliteratur beschimpft und manche von ihnen sogar verboten.<br />

Doch was hatte es mit den Leihbüchern wirklich auf sich? Am Beispiel Phantastik wirft <strong>Achim</strong><br />

<strong>Schnurrer</strong> einen Blick auf die historische Entwicklung der Leihbücher sowie auf ihre<br />

wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte.<br />

Den meisten SF-Fans sind jene dicken<br />

Schwarten mit den oft grellbunten Umschlägen<br />

bekannt. Die Rede ist von den typischen<br />

Leihbüchern, die ab Ende der vierziger bis in<br />

die siebziger Jahre hinein weit verbreitet und<br />

sehr populär waren. Im Gegensatz zur<br />

öffentlichen Bibliothek in städtischer oder<br />

kirchlicher Trägerschaft waren die<br />

gewerblichen Leihbüchereien kein Ort hehrer<br />

Kulturvermittlung und verkrampfter<br />

Hochliteratur mit Kunstanspruch. Es handelte<br />

sich um Orte, die nur ein Ziel kannten: die<br />

breite Bevölkerung mit Unterhaltungsliteratur<br />

aller Genres zu versorgen.<br />

Hier fand jeder die Ablenkung vom grauen<br />

Alltag und seinen Sorgen, die er bevorzugte.<br />

Seien es Liebesromane, Western,<br />

Piratenstories oder Science-Fiction. Tatsächlich<br />

hatten die dickleibigen Hardcoverbände der<br />

gewerblichen Leihbüchereien für die<br />

Verbreitung und Entwicklung der SF im<br />

Nachkriegsdeutschland eine vergleichbare<br />

Bedeutung wie die einschlägigen<br />

Romanheftserien TERRA, TERRA<br />

SONDERBAND, UTOPIA und UTOPIA<br />

GROSSBAND, um nur ein paar zu nennen. Für<br />

7<br />

viele damals junge Autoren waren die<br />

Leihbuchverlage ein Sprungbrett, hier konnten<br />

sie ihre ersten Romane veröffentlichen. [Etwa<br />

Hanns Kneifel, dessen erster Roman, "Uns<br />

riefen die Sterne", 1956 im AWA-Verlag,<br />

München erschien. Weitere Informationen zu<br />

Kneifel: <strong>Achim</strong> <strong>Schnurrer</strong>, "Hanns Kneifel, ein<br />

Portrait", Phantastisch! Nr. 15, Hitzacker, 2004;<br />

Verlag <strong>Achim</strong> Havemann.]<br />

Andere schrieben - teils unter wechselnden<br />

Pseudonymen - viele Jahre für die<br />

verschiedensten Leihbuchverlage. Oft<br />

arbeiteten sie parallel für den Leihbuch- und<br />

den Heftromansektor. Und nicht zuletzt<br />

erschienen in den Leihbuchverlagen häufig<br />

erstmals Bücher von SF-Autoren aus den USA,<br />

England und anderen Ländern in deutscher<br />

Übersetzung, die heute zu den Klassikern des<br />

Genres zählen.<br />

Diese Artikelreihe versucht, sich dem<br />

Phänomen der gewerblichen Leihbüchereien<br />

unter besonderer Berücksichtigung der<br />

utopisch fantastischen Literatur anzunähern.<br />

Es sei direkt vorausgeschickt, dass es - wie es<br />

so schön heißt - auf Grund der Quellenlage<br />

unmöglich sein wird, einen auch nur<br />

annähernd vollständigen Überblick zu liefern.<br />

Aber wenn es gelingt, den einen oder anderen<br />

Leser zu einer intensiveren eigenen<br />

Beschäftigung mit diesem Thema anzuregen,<br />

dann hat dieser Beitrag das erreicht, was ich<br />

mir davon verspreche. Um das Thema SF im<br />

Leihbuch angemessen darstellen zu können,<br />

ist es unumgänglich, auch einiges zum<br />

Leihbuch allgemein zu erläutern. Denn ebenso<br />

wie sich die SF als isoliertes Genre ohne<br />

Berücksichtigung ihres literarischen Umfelds<br />

nicht richtig erfassen lässt, würde man dem<br />

Phänomen Leihbuch nicht gerecht, wenn man

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