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03 - memoria.ch

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s<strong>ch</strong>andfleck <strong>03</strong>/02<br />

bis drei jahren berufserfahrung<br />

(plus beherrs<strong>ch</strong>ung der entspre<strong>ch</strong>enden<br />

spra<strong>ch</strong>e) si<strong>ch</strong> bewirbt,<br />

hat er si<strong>ch</strong>er gute <strong>ch</strong>ancen,<br />

zugelassen zu werden.<br />

jy: was waren denn ganz konkret<br />

deine aufgaben? ein tagesablauf<br />

viellei<strong>ch</strong>t…<br />

a.æ.: jeder tag verlief total<br />

anders! bevor i<strong>ch</strong> dort ankam,<br />

war eigentli<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> überhaupt<br />

ni<strong>ch</strong>t klar, was denn meine aufgaben<br />

sein würden. es hat zuerst<br />

mal geheissen, i<strong>ch</strong> könne ein<br />

wenig dem pädagogen helfen,<br />

zum beispiel beim erstellen von<br />

unterri<strong>ch</strong>tsmaterialien u.ä. gut,<br />

i<strong>ch</strong> trat dort ein und quasi das<br />

erste, was sie mir sagten, war, sie<br />

hätten da einen neuen computer,<br />

den aber niemand so ri<strong>ch</strong>tig<br />

benutzen könne, und ob i<strong>ch</strong><br />

ihnen dabei viellei<strong>ch</strong>t helfen<br />

könnte usw. per zufall hatte i<strong>ch</strong><br />

in den jahren vorher mit dem<br />

programm quarkxpress gearbeitet<br />

– so war dann s<strong>ch</strong>nell einmal<br />

klar: der æs<strong>ch</strong>limann hockt an<br />

den compi… im ersten monat<br />

bes<strong>ch</strong>äftigte i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> dann vor<br />

allem mit der gestaltung einer<br />

bros<strong>ch</strong>üre über das frauenhaus<br />

(für die lokalen behörden), dann<br />

stellte i<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> den jahresberi<strong>ch</strong>t<br />

des projektes zusammen. aus<br />

dem heraus ergab si<strong>ch</strong>, dass i<strong>ch</strong><br />

hin und wieder computerarbeit<br />

erledigte und später au<strong>ch</strong> die<br />

leute dort s<strong>ch</strong>ulte, damit sie selber<br />

dieses programm bedienen<br />

konnten. überhaupt hatte es<br />

dort eine menge te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>er<br />

geräte, und i<strong>ch</strong> war dann sozusagen<br />

der zuständige für all<br />

diese apparaturen. da bin i<strong>ch</strong><br />

also sage und s<strong>ch</strong>reibe drei<br />

wo<strong>ch</strong>en dur<strong>ch</strong> co<strong>ch</strong>abamba<br />

gelaufen, bis i<strong>ch</strong> zu einer ersatzglühbirne<br />

für den hellraumprojektor<br />

kam! es stand dort eine<br />

kaputte videokamera herum, leider<br />

hatte einfa<strong>ch</strong> niemand zeit,<br />

si<strong>ch</strong> darum zu kümmern. dazu<br />

viellei<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> folgenden eins<strong>ch</strong>ub:<br />

die hilfswerke geben<br />

re<strong>ch</strong>t viel geld aus für te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />

geräte, aber (zu) wenig für<br />

löhne, weshalb dann eben diese<br />

geräts<strong>ch</strong>aft weder ri<strong>ch</strong>tig<br />

gebrau<strong>ch</strong>t no<strong>ch</strong> gewartet werden<br />

kann – eigentli<strong>ch</strong> ein biss<strong>ch</strong>en<br />

verkehrt.<br />

ein anderes ‹standbein› war das<br />

fotografieren. s<strong>ch</strong>on lange<br />

ma<strong>ch</strong>te i<strong>ch</strong> bilder für mi<strong>ch</strong> und<br />

die zeitung, bei der i<strong>ch</strong> früher<br />

arbeitete. es kam also, dass i<strong>ch</strong><br />

viel fotografierte im und für das<br />

frauenhaus: dokumentaris<strong>ch</strong>es,<br />

aber au<strong>ch</strong> stimmungsbilder und<br />

s<strong>ch</strong>napps<strong>ch</strong>üsse. daneben gab<br />

i<strong>ch</strong> zudem fotokurse für die<br />

bewohnerinnen und die mitarbeitenden.<br />

diese mussten ja<br />

immer wieder dokumentieren,<br />

was sie taten.<br />

des weiteren übernahm i<strong>ch</strong>, so<br />

gut es ging, die aufgabe des<br />

«kommunikators» zwis<strong>ch</strong>en den<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen stellen dieses projekts,<br />

das übrigens den namen<br />

infante trug bzw. trägt. mit der<br />

zeit hiess i<strong>ch</strong> sogar so: der «kommunikator».<br />

jy: was findest du zur entlöhnung<br />

im zivildienst? (wurde das<br />

flugbillett bezahlt?) warum will<br />

unser rei<strong>ch</strong>er staat sol<strong>ch</strong>e arbeit<br />

– in den meist ohnehin stiefmütterli<strong>ch</strong><br />

behandelten berei<strong>ch</strong>en<br />

wie ausland, kultur, bildung u.ä.<br />

– ni<strong>ch</strong>t voll ents<strong>ch</strong>ädigen, zumal<br />

ja in der regel qualifizierte<br />

arbeitskräfte am werk sind?<br />

a.æ.: nun, i<strong>ch</strong> habe so viel verdient<br />

wie ein soldat, wenn er in<br />

den wk geht bzw. was er vom<br />

arbeitgeber erhält – i<strong>ch</strong> hatte<br />

also, man darf es fast ni<strong>ch</strong>t laut<br />

sagen, in diesen se<strong>ch</strong>seinhalb<br />

monaten (einen monat lang verarbeitete<br />

i<strong>ch</strong> dann die ganze<br />

sa<strong>ch</strong>e no<strong>ch</strong> in der s<strong>ch</strong>weiz, in<br />

luzern auf dem büro der caritas)<br />

den vollen lohn, dies dank dem<br />

goodwill des damaligen arbeitgebers,<br />

der soldaten und zivis zu<br />

100% weiterbezahlt(e). das flugbillett<br />

wurde mir bezahlt, ja, von<br />

der caritas, so au<strong>ch</strong> der sold. auf<br />

das geld für kost und logis verzi<strong>ch</strong>tete<br />

i<strong>ch</strong>, verdiente i<strong>ch</strong> do<strong>ch</strong><br />

im verhältnis zu den leuten dort<br />

so viel (wie ein minister unter<br />

präsident banzer offiziell), dass<br />

i<strong>ch</strong> mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t dafür hatte, dem<br />

infante-projekt au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> auf<br />

dem portemonnaie zu hocken.<br />

15<br />

in diesem sinne galten die von<br />

dir ges<strong>ch</strong>ilderten verhältnisse für<br />

mi<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. i<strong>ch</strong> weiss aber, dass<br />

es au<strong>ch</strong> anders laufen kann, was<br />

mir ni<strong>ch</strong>t so behagt.<br />

jy: was denkst du zu einem zivildiensteinsatz<br />

in südamerika im<br />

zusammenhang mit den sti<strong>ch</strong>wörtern<br />

entwicklungshilfe, mission,<br />

(kultur-) imperialismus, globalisierung<br />

?<br />

a.æ.: ja, was soll i<strong>ch</strong> sagen, es<br />

war für mi<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong> zuerst<br />

einmal einfa<strong>ch</strong> eine sehr wertvolle<br />

erfahrung, dieser kulturaustaus<strong>ch</strong>.<br />

es sind aber s<strong>ch</strong>on<br />

au<strong>ch</strong> kritis<strong>ch</strong>e fragen aufgetau<strong>ch</strong>t,<br />

etwa, ob man ni<strong>ch</strong>t den<br />

jeweiligen staat, in dem man sol<strong>ch</strong>e<br />

programme dur<strong>ch</strong>führt, zu<br />

sehr aus der verantwortung entlässt.<br />

das ist eigentli<strong>ch</strong> so die<br />

hauptdiskussion gewesen. denno<strong>ch</strong><br />

denke i<strong>ch</strong>, dass bei projekten<br />

dieser art die positiven<br />

aspekte überwiegen. man, d.h.<br />

die hilfswerke und au<strong>ch</strong> die offizielle<br />

politik der s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

entwicklungshilfe, versu<strong>ch</strong>t<br />

s<strong>ch</strong>on, die jeweilige basis zu stärken<br />

und s<strong>ch</strong>wung in die bewegungen<br />

von unten zu bringen.<br />

unterstützt werden in den meisten<br />

fällen ni<strong>ch</strong>t-regierungsorganisationen.<br />

i<strong>ch</strong> finde das<br />

au<strong>ch</strong> gut, dass die s<strong>ch</strong>weiz sol<strong>ch</strong>e<br />

organisationen unterstützt.<br />

gewissen leuten ist das natürli<strong>ch</strong><br />

ein dorn im auge, wenn sie sehen,<br />

dass da eher der seite der sogenannten<br />

globalisierungskritiker-<br />

Innen geholfen wird.<br />

jy: konnte da der re<strong>ch</strong>ten politik<br />

in der s<strong>ch</strong>weiz ein s<strong>ch</strong>nipp<strong>ch</strong>en<br />

ges<strong>ch</strong>lagen werden?<br />

a.æ.: s<strong>ch</strong>nipp<strong>ch</strong>en ist viellei<strong>ch</strong>t zu<br />

viel gesagt, i<strong>ch</strong> denke, die, denen<br />

das ni<strong>ch</strong>t gefällt, wissen gar ni<strong>ch</strong>ts<br />

über diese leistungen. aber widersprü<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>keiten<br />

treten natürli<strong>ch</strong><br />

s<strong>ch</strong>on auf in der ganzen sa<strong>ch</strong>e:<br />

wenn man denkt, dass caritas<br />

ein <strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>-katolis<strong>ch</strong>es hilfswerk<br />

ist, si<strong>ch</strong> vorstellt, wie ältere<br />

jumpfern im geiste und sinne der<br />

mission ihr erbe der caritas verma<strong>ch</strong>en…<br />

aber es sind da ja au<strong>ch</strong>

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