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03 - memoria.ch

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s<strong>ch</strong>andfleck <strong>03</strong>/02<br />

ihnen haltungen, wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />

grundlegend am gesamten firmeninteresse<br />

orientieren und in<br />

die zukunft weisen». und am<br />

mens<strong>ch</strong>en wohl nur insoweit, als<br />

er der firma nützt!<br />

wie nun kann man bei der befragung<br />

vorgehen, wenn man dem<br />

gesu<strong>ch</strong>steller wirkli<strong>ch</strong> auf den<br />

zahn fühlen will, eventuell ausnutzen<br />

kann, dass er viellei<strong>ch</strong>t,<br />

wie man<strong>ch</strong>er guter s<strong>ch</strong>reiber, ein<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>terer redner ist, als den er<br />

si<strong>ch</strong> im verlaufe des gesprä<strong>ch</strong>s,<br />

das harzig und von gegenseitigem<br />

unverständnis geprägt verläuft,<br />

selber definiert? immerhin<br />

ist carlo so s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t: «es<br />

geht mir darum, gewaltfrei zu<br />

leben und ni<strong>ch</strong>t zu töten. deshalb<br />

kann i<strong>ch</strong> keinen militärdienst<br />

leisten… uniformierung<br />

und bewaffnung drücken<br />

gewaltbereits<strong>ch</strong>aft aus… na<strong>ch</strong><br />

meiner überzeugung ist es<br />

s<strong>ch</strong>limmer, zu töten als getötet<br />

zu werden… das re<strong>ch</strong>t ist anders<br />

zu s<strong>ch</strong>ützen, ohne zu töten. i<strong>ch</strong><br />

glaube ni<strong>ch</strong>t, dass der feind einfa<strong>ch</strong><br />

die bösen sind. einzelne soldaten<br />

können dur<strong>ch</strong>aus erbarmen<br />

haben, wenn jemand si<strong>ch</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t wehrt – es sind mens<strong>ch</strong>en,<br />

ni<strong>ch</strong>t bestien.» man fährt ihm in<br />

die parade: «es gibt jede menge<br />

gegenbeispiele!» worauf carlo<br />

erwidert: «es ist wahr, dass man<br />

mit gewaltlosem widerstand<br />

unter umständen das eigene<br />

leben hergeben muss.» was<br />

denn dem tötungsverbot diese<br />

absolute gültigkeit gebe, wird<br />

carlo, laut anhörungsnotiz, weiter<br />

gefragt. «dass es ein s<strong>ch</strong>ritt<br />

auf dem ri<strong>ch</strong>tigen weg ist. in<br />

einem konflikt fühlen si<strong>ch</strong> beide<br />

seiten im re<strong>ch</strong>t. jede denkt,<br />

gewalt sei legitim, das re<strong>ch</strong>t zu<br />

s<strong>ch</strong>affen. (wie wahr do<strong>ch</strong>! wieviel<br />

unseres re<strong>ch</strong>ts ist dur<strong>ch</strong> gewalt entstanden,<br />

praktis<strong>ch</strong> die ganze eidgenossens<strong>ch</strong>aft!<br />

um dies zu wissen,<br />

muss man allerdings ni<strong>ch</strong>t nur die<br />

s<strong>ch</strong>ulbü<strong>ch</strong>er lesen, aber au<strong>ch</strong>.) da<br />

muss man das denken ändern,<br />

ni<strong>ch</strong>t beharren, dass man selber<br />

im re<strong>ch</strong>t ist.» ob denn re<strong>ch</strong>t<br />

haben ni<strong>ch</strong>t objektiv sei? (die<br />

<strong>ch</strong>ristli<strong>ch</strong>-‹objektiven normen der<br />

sittli<strong>ch</strong>keit!› oder: ‹das gewissen ist<br />

keine autonome und auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong>e<br />

instanz, um zu ents<strong>ch</strong>eiden,<br />

was gut und was böse ist; ihm ist<br />

vielmehr ein prinzip des gehorsams<br />

gegenüber der objektiven norm tief<br />

eingeprägt› – enzyklika des papstes<br />

‹veritatis splendor› 1993.) «ob es<br />

objektiv ist», erwidert carlo,<br />

«kann der mens<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t wissen.»<br />

«wie sehen sie es im heutigen<br />

jugoslawien? ist beides re<strong>ch</strong>t?<br />

beides fals<strong>ch</strong>?» carlo: «es ist einfa<strong>ch</strong>,<br />

von hier aus zu urteilen.<br />

na<strong>ch</strong> meiner überzeugung ist es<br />

fals<strong>ch</strong>, einen konflikt mit gewalt<br />

lösen zu wollen.» gewalt von<br />

wel<strong>ch</strong>er seite, bohrt man trotzdem<br />

weiter. die gewalt der vertreibung…<br />

was man dagegen<br />

tun könne (als hätte man selber<br />

ein anderes rezept, eine andere idee<br />

als krieg!). carlo: «natürli<strong>ch</strong> ist<br />

das unre<strong>ch</strong>t, was milosevic da<br />

ma<strong>ch</strong>t. aber mi<strong>ch</strong> dünkt, dass<br />

dur<strong>ch</strong> die gewalt der nato no<strong>ch</strong><br />

mehr leid entsteht.» do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

genug, man insisitiert: «einer hat<br />

angefangen – spielt das eine<br />

rolle?» als hätte er auswei<strong>ch</strong>ende<br />

oder unklare antwortene<br />

gegeben! «s<strong>ch</strong>lussendli<strong>ch</strong> kann<br />

es nur dann ausarten, wenn die<br />

andern mit gewalt daherkommen.<br />

so kann die mens<strong>ch</strong>heit<br />

ausgelös<strong>ch</strong>t werden.» darauf die<br />

kommission uners<strong>ch</strong>rocken: «was<br />

kommen da in ihnen für gefühle<br />

auf? da unten wird getötet – sie<br />

dürfen ni<strong>ch</strong>t töten…» (was ein<br />

re<strong>ch</strong>ter <strong>ch</strong>rist sein will, muss wohl<br />

blut rie<strong>ch</strong>en? gerade in einem religiös<br />

dermassen aufgeladenen konflikt?)<br />

carlo: «gerade dur<strong>ch</strong> das einmis<strong>ch</strong>en<br />

der nato kommt no<strong>ch</strong><br />

mehr gewalt hinein, und es<br />

bringt keine lösung.» worauf<br />

man weiter zur attacke bläst:<br />

«ihre emotionen, wenn sie das<br />

da unten sehen? jos<strong>ch</strong>ka fis<strong>ch</strong>er<br />

musste seine gewaltlosigkeit<br />

aufgeben. (der strassenkämpfer!)<br />

es ging ni<strong>ch</strong>t auf. (wie gut man<br />

7<br />

das do<strong>ch</strong> weiss!) ihre gefühle<br />

dazu?» carlo: «angst vor ausweitung.»<br />

jetzt ist er do<strong>ch</strong> viellei<strong>ch</strong>t<br />

eine spur verlegen; oder etwa<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t? also no<strong>ch</strong> einen<br />

drauf: «was haben sie damit zu<br />

tun? (obwohl carlo das tema jugoslawien<br />

gar ni<strong>ch</strong>t aufs tapet gebra<strong>ch</strong>t<br />

hat!) geht sie das etwas<br />

an? sind sie froh, in der s<strong>ch</strong>weiz<br />

in si<strong>ch</strong>erheit zu sein?»<br />

tendenziöse fragestellung an<br />

den temen des gesu<strong>ch</strong>stellers<br />

vorbei? dabei habe si<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

keiner bes<strong>ch</strong>wert, sagt anton<br />

keller, der präsident der kommission.<br />

glei<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> der anhörung<br />

dürften die gesu<strong>ch</strong>steller in<br />

einem formular anmerken, ob<br />

sie fair oder unfair behandelt<br />

worden seien. wie man<strong>ch</strong>er wird<br />

si<strong>ch</strong> getrauen, unfair anzukreuzen,<br />

wenn no<strong>ch</strong> unklar ist, ob<br />

man ihm wohlgesinnt ist oder<br />

ni<strong>ch</strong>t? retoris<strong>ch</strong>e frage!<br />

man nagelt carlo weiter fest,<br />

weiss, dass jetzt antworten kommen<br />

könnten, mit denen si<strong>ch</strong><br />

buddisten (und ni<strong>ch</strong>t nur sie) nur<br />

s<strong>ch</strong>wer die a<strong>ch</strong>tung der kommission<br />

zuzuziehen vermögen:<br />

«weitere verpfli<strong>ch</strong>tende grundsätze!»<br />

carlo: «bin im moment<br />

überfordert von sol<strong>ch</strong>en<br />

fragen.» «versu<strong>ch</strong>en wir sie<br />

anders zu stellen: wie müsste die<br />

welt aussehen, dass sie gut<br />

wäre?» antwort: «weiss ni<strong>ch</strong>t, ob<br />

die heile welt mögli<strong>ch</strong> ist, aber<br />

dana<strong>ch</strong> streben, das muss man.»<br />

darauf die belehrung: «man<br />

muss si<strong>ch</strong> für diese ideale rühren.»<br />

klaro, ‹wa<strong>ch</strong> bleiben und<br />

beten›! ‹kein baum ist wie ein<br />

anderer›! ‹es gibt so s<strong>ch</strong>öne bilder<br />

dafür in der bibel›! ‹positionen<br />

dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>auen und haltungen<br />

entwickeln›, mögli<strong>ch</strong>st eine<br />

militäris<strong>ch</strong>e haltung! ‹si<strong>ch</strong> grundlegend<br />

am gesamten firmeninteresse<br />

orientieren› und ‹in die<br />

zukunft weisen›! «ist moral eine<br />

haltung in ihrem leben oder nur<br />

in bezug aufs militär?» «würden<br />

sie leiden im militär?» dann

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