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KLINIK REPORT - Fachklinik Lenggries

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Die pathologischen Bewegungsmuster können<br />

bei der Hemiplegie in der Hüfte zu einer<br />

Bewegungseinschränkung durch Kontrakturen<br />

in Flexion und Adduktion, im Kniegelenk zu<br />

einer Flexionskontraktur sowie im Fußbereich<br />

zu einer Equino-Varusfehlstellung des<br />

Rückfußes in Kombination mit Krallenzehen<br />

führen. Bedingt durch das häufig höhere<br />

Lebensalter der Insultpatienten kommen vorbestehende<br />

arthrotische Veränderungen<br />

besonders erschwerend hinzu. In der<br />

Frühphase der Erkrankung sind Lagerungsprophylaxe<br />

und Physiotherapie mit Anbahnung<br />

aktiver Bewegungsmuster die adäquate<br />

Therapie. Die intraartikuläre Spritzenbehandlung<br />

kann Schmerzen bei vorbestehenden<br />

Arthrosen lindern, sollte jedoch<br />

bezüglich Indikationsstellung und Durchführung<br />

dem Orthopäden/Facharzt für<br />

Physikalische und Rehabilitative Medizin vorbehalten<br />

bleiben. Sehr frühzeitig sollte die<br />

insultbedingte Gangstörung durch orthopädische<br />

Hilfsmittel beeinflusst werden. Bei<br />

fortschreitenden Kontrakturen im Knie- und<br />

Fußbereich kann serielles Gipsen, verbunden<br />

mit anschließenden Nachtlagerungsschalen,<br />

helfen. Teilweise blockierte Unterschenkelorthesen<br />

in Verbindung mit einer regelrechten<br />

schuhorthopädischen Versorgung können die<br />

Lähmung der Peronäusmuskulatur kompensieren<br />

und zu einer Verbesserung des Gangbildes<br />

beitragen.<br />

„Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!” Nach<br />

dieser Erkenntnis einer alten Volksweisheit<br />

arbeiten weit mehr als 30 000 Selbsthilfegruppen<br />

für nahezu alle Erkrankungen in<br />

Deutschland. Ihre Angebote und Leistungen<br />

vermitteln Patienten und Angehörigen<br />

Kompetenz und Souveränität in unserem<br />

komplexen und unübersichtlichen Medizinbetrieb.<br />

Dies ist vom Gesetzgeber so gewollt,<br />

der im Sozialgesetzbuch die gesetzliche<br />

Krankenversicherung verpflichtet, die<br />

Selbsthilfe mit jährlich etwa 35 Millionen<br />

Euro, das entspricht 50 Cent je Versicherten,<br />

zu unterstützen.<br />

Doch nicht nur hierzulande, sondern auch<br />

bei unseren angelsächsischen Nachbarn ist<br />

ein größeres Mitspracherecht der Patienten<br />

angesagt. So beabsichtigt das gebeutelte<br />

Gesundheitssystem Großbritanniens, Wissen<br />

2 FACH<strong>KLINIK</strong> LENGGRIES 1/2002<br />

<strong>KLINIK</strong><strong>REPORT</strong><br />

Wirbelsäulenerkrankungen<br />

Erkrankungen der Wirbelsäule treten zum<br />

einen mit neurologischen Ausfällen, wie bei<br />

Querschnittssyndromen unterschiedlicher<br />

Der in der neurologischen<br />

Rehabilitation tätige<br />

Orthopäde muss neben<br />

Erfahrungen in der<br />

Behandlung von<br />

Erkrankungen des<br />

Bewegungsapparates auch<br />

über solche auf dem Gebiet<br />

der neurologischen<br />

Rehabilitation verfügen.<br />

Ursache, auf. Zum anderen sind sie komplizierende<br />

Zusatzerkrankungen bei vorbestehenden,<br />

meist chronischen Rückenleiden.<br />

Unter veränderten Bedingungen der motorischen<br />

Kontrolle, zum Beispiel mit ständigem<br />

Sitzen im Rollstuhl oder bei Fehlhaltungen im<br />

Rahmen ungenügender Kontrolle des Rumpfes<br />

(z. sB. Morbus Parkinson), können die bereits<br />

LEITARTIKEL<br />

Die neue Patienten-Power<br />

Bedeutung der Selbsthilfegruppen in der Gesundheitsversorgung<br />

und Erfahrungen von Patienten mit chronischen<br />

Erkrankungen in den nächsten sechs<br />

Jahren systematisch in die Krankenversorgung<br />

mit einzubeziehen. Etwa drei Millionen Euro<br />

sollen jährlich für das „Experten-Patient-<br />

System“ ausgegeben werden. Schon auf der<br />

Universität soll den Ärzten eine andere<br />

Haltung gegenüber dem Patienten gelehrt werden.<br />

Ziel ist es, die Patienten auszubilden und<br />

sie zu gleichberechtigten Partnern im<br />

Gesundheitssystem zu machen.<br />

Dies alles kommt nicht von ungefähr. Denn<br />

Patienten und ihre Angehörigen sind mittlerweile<br />

dabei, durch handfeste Wissenschaftsförderung<br />

etwas gegen ihre Leiden zu tun.<br />

Neue Strukturen machen dies möglich. Nicht<br />

zuletzt das Internet hat das Informationsmonopol<br />

von Ärzten und Forschern gesprengt.<br />

Eine Studie unter 12 000 Internetnutzern in<br />

bestehenden Beschwerden zunehmen. Die<br />

beschriebenen unphysiologischen und monotonen<br />

Haltungen rufen eine Überlastung in der<br />

Muskulatur und im Bandapparat hervor und<br />

beeinträchtigen die subjektive Befindlichkeit.<br />

Da auch und gerade die degenerativ bedingten<br />

Bandscheibenerkrankungen die häufigste<br />

Ursache für chronische und akute Wirbelsäulensyndrome<br />

darstellen, ist auch hier der<br />

Orthopäde/Facharzt für Physikalische und<br />

Rehabilitative Medizin in der differentialdiagnostischen<br />

Situation gefordert.<br />

In diesem komplexen Bedingungsgefüge<br />

ist es die Aufgabe der verschiedenen Fachgebiete,<br />

besonders die spondylogenen Ursachen<br />

differenziert zu analysieren und so<br />

zum therapeutischen Gesamtkonzept beizutragen.<br />

Gerade bei der Differenzierung radikulärer<br />

und/oder pseudoradikulärer Syndrome<br />

sind die elektrophysiologischen Befunde des<br />

Neurologen richtungweisend. Nur gemeinsam<br />

erarbeitete und fundierte Diagnosen weisen<br />

den Weg zu einer interdisziplinär abgesicherten<br />

Therapie. Diese besteht je nach Akuität<br />

und Lokalisation in medikamentöser<br />

Behandlung, Physiotherapie, Lagerungstechniken<br />

mit vorübergehender Ruhigstellung,<br />

lokalen Injektionen, eher selten manualtherapeutischen<br />

Behandlungen und – als Ultima<br />

Ratio – der Operation.<br />

Dr. med. Franz Wehle<br />

den Vereinigten Staaten konnte zeigen, dass 55<br />

Prozent das Netz für Gesundheitsinformationen<br />

konsultieren. Bei einer reinen Informationsbeschaffung<br />

wird es jedoch nicht bleiben.<br />

Surfende Kranke hebeln bereits nationale<br />

Gesundheitsvorschriften aus, indem sie massenhaft<br />

nach Therapien verlangen, die in<br />

ihrem Land nicht erhältlich sind, und sich<br />

zudem noch nicht zugelassene Arzneien via<br />

Internet-Apotheke besorgen.<br />

Einflussnahme auf die Forschung<br />

Auch die rot-grüne Bundesregierung hat<br />

durch gesetzlich verankerte Vorschriften dazu<br />

beigetragen, den Selbsthilfegruppen ihren Weg<br />

zu ebnen. Zudem trat im Jahr 2000 in Europa<br />

eine Verordnung in Kraft, mit der die<br />

Entwicklung von Medikamenten gegen seltene<br />

Erkrankungen unterstützt wird. So hat

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