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Feuerbrand Forschungsprojekte 2011 - AGES

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Institut für Pflanzengesundheit<br />

<strong>Forschungsprojekte</strong> Österreich<br />

Aktuelle <strong>Forschungsprojekte</strong> zum Thema <strong>Feuerbrand</strong> mit Beteiligung der <strong>AGES</strong><br />

Stand Nov. <strong>2011</strong><br />

Erforschung alternativer Strategien zur langfristigen Eindämmung von <strong>Feuerbrand</strong> ohne<br />

Antibiotika im Obstbau (<strong>AGES</strong>, AIT Seibersdorf),<br />

Bund-Bundesländer Kooperation<br />

<strong>AGES</strong>, AIT Seibersdorf<br />

Laufzeit: 2009-<strong>2011</strong><br />

No. 100448, www.dafne.at<br />

Es wurde eine sensitive Methodik entwickelt um erstmalig während der <strong>Feuerbrand</strong>blüteninfektion die<br />

Auswirkung einer pH-Wert-Absenkung auf die Virulenz von E. amylovora und gleichzeitig das<br />

Abwehrverhalten der Wirtspflanze zu studieren. Für die Untersuchung der bakteriellen Virulenz wurden<br />

quantitative Real-Time-PCR-Protokolle von hrpL und hrpA, zwei essentielle Gene für die Pathogenität des<br />

Erregers, entwickelt und optimiert. Das zeitliche Profil der Virulenzgen-Expression zeigte 24 - 48 Stunden<br />

nach der Inokulation ein Maximum, was für die größte Infektionsgefahr zu dieser Zeit spricht. Die Pflanze<br />

zeigte dagegen eine verspätete Reaktion bei 72 Stunden nach Inokulation, wenn die bakterielle Aktivität<br />

bereits abnahm. Für die ausführliche Analyse der Pflanzenabwehr und -stressreaktion während der<br />

<strong>Feuerbrand</strong>infektion auf der Blüte wurden Microarray-Analysen durchgeführt. Eine erste Auswertung<br />

deutet einen positiven Einfluss von saurem pH-Wert auf die Abwehrreaktion der Pflanze an.<br />

In einem weiteren Arbeitspaket wurde die Einschätzung eines möglichen vom Boden ausgehenden<br />

<strong>Feuerbrand</strong>-Infektionsrisikos bearbeitet. Es wurde untersucht, wie lange <strong>Feuerbrand</strong>bakterien in<br />

Wurzelresten von wegen <strong>Feuerbrand</strong>befalls gerodeten Bäumen bzw. im Boden überleben können und ob<br />

dies eine Infektionsquelle für neue Pflanzungen darstellt.<br />

Es gibt zwei mögliche Infektionswege der Wurzeln:<br />

• Infektionen durch <strong>Feuerbrand</strong>inokolum im Boden: Untersuchungen mit künstlichen Inokulationen<br />

von Kernobstsämlingen haben gezeigt, dass Bakterien über Verletzungen in die Wurzeln<br />

eindringen können und zu <strong>Feuerbrand</strong>infektionen führen. Es wird daher empfohlen, eine<br />

Wartezeit bis zum Abbau der Bakterien einzuhalten und diese bei Nachpflanzungen abzuwarten.<br />

• 2. Infektionen durch Wurzelkontakt mit im Boden zurückbleibenden befallenen Wurzelresten<br />

(Wurzelverwachsungen): Es konnte in Versuchen in Quarantäne-Glashauskabinen gezeigt<br />

werden, dass über diesen Weg kein Infektionsrisiko besteht<br />

Entwicklung von 3-Deoxyflavonoid-basierten Erwinia-Bakteriziden und eines Systems zum<br />

Bienen-Erwinia-Monitoring“<br />

Finanzierung: Bund-Bundesländer-Kooperation<br />

Laufzeit: 2009-<strong>2011</strong><br />

No. 100404, www.dafne.at<br />

Erwinia-Bakterizide<br />

Insgesamt wurden mehr als 30 verschiedene Substanzen auf ihre Wirkung gegen den <strong>Feuerbrand</strong>erreger<br />

Erwinia amylovora untersucht. Als Testsysteme dienten wahlweise (i) Hemmtests in Flüssigkulturen;<br />

„Küvettentest“, (ii) Einzelblüten-Inokulations-Tests und (iii) Freilandtests an künstlich infizierten<br />

Apfelbäumen. Der Wirkstoff Juglon zeigte in Flüssigkulturen einen vergleichbaren Wirkungsgrad wie<br />

Streptomycin. Darauf aufbauende Versuche im Freiland haben diese Ergebnisse an einem Standort<br />

bestätigt. Verschiedene 3-Deoxyflavonoide wurden im Labormaßstab als Rohfraktionen synthetisiert.<br />

Einzelblütentests - als eine erste Teststufe vor Freilandversuchen zur Obstblüte - wurden etabliert. Dabei<br />

zeigten sich Wirkungsgrade von 77 - 87 %. In Küvettentests im Labor konnte eine minimale<br />

Hemmkonzentration von 1 mM festgestellt werden. Eine der vielversprechenden synthetisierten<br />

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH<br />

Spargelfeldstraße 191 l A-1220 Wien l www.ages.at<br />

DVR: 0014541 l Registergericht: Handelsgericht Wien l Firmenbuch: FN 223056z<br />

Konto Nr.: 96 006 506 l BLZ: 60000 l IBAN: AT58 60000 00096 006 506 l UID: ATU 54088605<br />

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Substanzen wurde <strong>2011</strong> im Freilandversuch getestet, es zeigte sich eine mittlere Wirksamkeit,<br />

Optimierungen laufen.<br />

Bienen-Erwinia-Monitoring (BEM)<br />

Das Bienen-Erwinia-Monitoring soll Bienen als Mittel zur Feststellung eines E. amylovora-Inokulums<br />

nutzen.<br />

In am Flugloch montierte Röhrenkollektoren wurden in einem ersten Versuch verschiedene<br />

Trägermaterialien sowie Pollenfallen zur Gewinnung von Pollenhöschen getestet. Mittels rt-PCR erfolgte<br />

der Test auf ein Vorkommen von E. amylovora bzw. Pantoea agglomerans. Das auf Blüten häufig<br />

vorkommende Bakterium P. agglomerans sollte als Indikatororganismus auch bei fehlendem<br />

<strong>Feuerbrand</strong>nachweis eine Beurteilung dieses Monitoringsystems ermöglichen.<br />

Mit dem getesteten System eines bienengestützten Monitorings war es möglich, das Vorkommen des<br />

<strong>Feuerbrand</strong>erregers Erwinia amylovora im Sammelgebiet der Bienenvölker nachzuweisen. Die<br />

eingesetzten Klarsichthüllen erwiesen sich dabei als am besten geeignet.<br />

Der Freilandversuche <strong>2011</strong> an vier Standorten in der Steiermark und Vorarlberg als Praxistests mit<br />

Kollektoren und Pollenfallen verliefen ohne Probleme für Bienenvölker. Unterschiedliche Beuten- und<br />

Aufstellungsarten erforderten Anpassungen bei der Montage der Röhrenkollektoren. Das Bienen-Erwinia-<br />

Monitoring lieferte Daten zum räumlichen und zeitlichen Vorkommen von E. amylovora im Flugkreis der<br />

Bienen. Parallel zu diesen Versuchen wurden Blüten der Obstanlagen auf das Vorhandensein von E.<br />

amylovora untersucht. Die Untersuchung der Folien lieferte im Beobachtungsgebiet früher positive<br />

Signale für ein E. amylovora - Vorkommen als die Blütenproben. Die Einbindung von BEM in E.<br />

amylovora- Prognose- bzw. Risikomodelle erfordert allerdings analytische Methoden, die sehr rasch<br />

Ergebnisse liefern.<br />

Zu diesem Zweck konnten zwei isothermale DNA-Amplifikationsmethoden für E. amylovora-DNA<br />

entwickelt werden. Als Target wurden sowohl pEA29-Plasmid- als auch genomische Sequenzen<br />

verwendet. Der Nachweis von Amplifikationen konnte statt mit Hilfe aufwändiger Gel-Elektrophorese-<br />

Apparaturen mittels Farbindikator durchgeführt werden. Eine dieser Methoden, die Blue EaLAMP (loop<br />

mediated isothermal amplification of DNA), wurde hinsichtlich ihrer Effizienz optimiert. Diese Methode<br />

ermöglicht einen empfindlichen DNA-Nachweis des Pathogens ohne teure Laborgeräte.<br />

Sie erlaubt den Nachweis des Bakteriums innerhalb kürzester Zeit (ca. 1 Stunde). Die Blue EaLAMP wird<br />

nach der Optimierung mit der Probenahmestrategie mittels Bienen kombiniert.<br />

Gemeinsam gegen <strong>Feuerbrand</strong><br />

Finanzierung: Interreg IV<br />

Laufzeit: 2007-<strong>2011</strong><br />

www.feuerbrand-bodensee.org<br />

Sorten<br />

Für den Hochstammobstbau und für andere extensiv bewirtschaftete Obstbestände ist die Auswahl<br />

robuster Sorten und Unterlagen die wichtigste Maßnahme zum Schutz vor dem aggressiven<br />

<strong>Feuerbrand</strong>erreger. Daher war das Forschen nach robusten Sorten ein zentrales Arbeitsfeld des<br />

Projektes.<br />

Nicht nur die Anzahl der zu empfehlenden Sorten konnte durch das Projekt deutlich erhöht werden, auch<br />

die Sicherheit für den Anbauer, dass er mit der Sortenempfehlung auch tatsächlich robuste Sorten erhält,<br />

ist durch die zurückliegende Arbeit erheblich gestiegen. So herrschte vor Beginn des Projektes eine große<br />

Unsicherheit bei der Empfehlung robuster Sorten. Die Auswahl in den einzelnen Regionen war sehr<br />

unterschiedlich, teils widersprüchlich. Nur eine kleine Auswahl von insgesamt 15 Apfel- und Birnensorten<br />

Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH<br />

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waren auf den Empfehlungslisten zu finden. Heute - nach Abschluss des Projektes - können 35 Apfel- und<br />

17 Birnensorten als robust gegenüber <strong>Feuerbrand</strong> empfohlen werden.<br />

Darunter finden sich so altbewährte Apfelsorten wie Bittenfelder Sämling, Rheinischer Bohnapfel und<br />

Schöner aus Wiltshire oder Birnensorten wie Schweizer Wasserbirne oder Kirchensaller Mostbirne. Aber<br />

auch weniger bekannte und in Vergessenheit geratene alte Sorten wie Borowinka, Doppelter Prinzenapfel<br />

und Winterzitronenapfel bei den Äpfeln oder Wilde Eierbirne und Kieffers Sämling bei den Birnen können<br />

nun beim Anbau bevorzugt werden. Damit trägt das Projekt auch zu einer größeren Sortenvielfalt im<br />

Streuobstanbau bei. Aber auch verschiedene neuere Sorten sind robust gegenüber dem<br />

<strong>Feuerbrand</strong>erreger, so z.B. die Apfelsorten Florina, Spartan und Enterprise, sowie die Birnensorten<br />

Harrow Sweet und Harrow Delight. Die gezielt auf Widerstandsfähigkeit gegenüber <strong>Feuerbrand</strong><br />

gezüchtete neue Apfelsorte Rewena gilt aktuell als die feuerbrandrobusteste Sorte überhaupt.<br />

Einige der ausgewählten Sorten waren bisher kaum mehr in Baumschulen erhältlich. Sie werden nun<br />

gezielt wieder vermehrt und stehen für künftige Pflanzungen zur Verfügung. Eine Empfehlungsliste<br />

informiert detailliert über Verwendung, Reife, Anbaueignung und Ansprüche der insgesamt 54 Apfel- und<br />

Birnensorten und erleichtert dem Nutzer die Sortenwahl.<br />

Robuste Sorten sind allerdings nicht immun gegenüber <strong>Feuerbrand</strong>befall und garantieren keine völlige<br />

Befallsfreiheit. Ist der Infektionsdruck im Bestand oder in der unmittelbaren Umgebung sehr hoch, kann<br />

auch eine robuste Sorte Triebbefall zeigen und in Einzelfällen sogar absterben. Allerdings schreitet bei<br />

robusten Sorten der Befall langsamer voran. Damit steigen die Chancen, die Pflanze durch einen<br />

gezielten Ausschnitt vom <strong>Feuerbrand</strong> zu befreien.<br />

Eine Liste mit Empfehlungen feuerbrandrobuster Apfel- und Birnensorten wurde als Folder<br />

herausgegeben.<br />

Kulturmaßnahmen<br />

In den Jahren 2008 bis <strong>2011</strong> wurden sieben Streuobst (= Feldobst) -bestände mit unterschiedlicher<br />

Pflegeintensität in der Schweiz und Vorarlberg auf <strong>Feuerbrand</strong>befall kontrolliert und eine Vielzahl von<br />

Verdachtsproben und Latenzuntersuchungen (von nicht-symptomatischen Pflanzenteilen) durchgeführt.<br />

Die Arbeiten umfassten folgende Aktivitäten:<br />

• Blütenmonitoring als Bezugsbasis: Der Befall von Blüten gilt als wichtiger Indikator für den<br />

Befallsausbruch bei ansteigenden Temperaturen<br />

• Monitoring der Indikatorbäume auf Krankheitsverlauf (laufende Befallskontrolle): Die laufende<br />

Beobachtung der ausgewählten Bäume bildet die Basis für die Schlussfolgerungen im Projekt.<br />

• Probenahmen zu verschiedenen Zeitpunkten zur Erfassung von Latenzinfektionen: Allein in<br />

Vorarlberg wurden 3700 Latenzproben von der <strong>AGES</strong> untersucht um sich ein Bild vom<br />

Vorkommen des <strong>Feuerbrand</strong>erregers zu machen.<br />

Ergänzend fand ein jährliches Teammonitoring aller Beteiligten im Projektschwerpunkt Kulturmaßnahmen<br />

statt, bei dem grenzüberschreitend ein intensiver Erfahrungsaustausch stattfand. Diese Begehungen<br />

wurden durch Diskussionen bei mehreren Workshops in Güttingen/CH und dem jährlichen internationalen<br />

5-Länder-<strong>Feuerbrand</strong>treffen ergänzt.<br />

Die vier Versuchsjahre waren verglichen mit dem Jahr 2007 schwache bis mittlere <strong>Feuerbrand</strong>jahre. Die<br />

Nachwirkungen des starken Befalls von 2007 waren in den Folgejahren deutlich erkennbar.<br />

Bei den Untersuchungen zur Wirksamkeit der Kulturmaßnahmen war immer wieder erkennbar, wie<br />

entscheidend letztendlich der Witterungsverlauf und die Sorte sind. Trotz intensiver Kontrollen im Projekt<br />

und sofortige Schnittmaßnahmen konnte der <strong>Feuerbrand</strong> in der Befallsphase während der Vegetationszeit<br />

kaum gestoppt und schon gar nicht verhindert werden. Über die Jahre gesehen ist aber Baumschnitt und<br />

-pflege ein wichtiges Instrument um die Bestände zu erhalten.<br />

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Folgende Empfehlungen wurden als Ergebnisse der Untersuchungen formuliert:<br />

Ein gut gepflegter Baumbestand (Erziehung, Schnitt, Pflanzenschutz) ist entscheidend für einen<br />

nachhaltigen Obstbau.<br />

1. Nur geeignete und regelmäßig angewandte Kulturmaßnahmen führen zum Erfolg.<br />

<strong>Feuerbrand</strong>bekämpfung ist eine Daueraufgabe.<br />

2. Kulturmaßnahmen (Rückschnitt oder Rodung) stehen in engem Zusammenhang mit der Obstart und<br />

der Obstsorte. Nur eine ausreichende Robustheit gegenüber dem <strong>Feuerbrand</strong> führt zum gewünschten<br />

Erfolg.<br />

3. Hochanfällige Sorten sind schrittweise durch robuste Sorten zu ersetzen (siehe Sortenliste).<br />

4. Jungbäume müssen zu ihrem Schutz öfter kontrolliert werden und es sind bei Befall entsprechende<br />

Kulturmaßnahmen (Rückschnitt) zu ergreifen. Das Entfernen aller Blüten an den Leitelementen vor<br />

dem Aufblühen, während den ersten 5 Standjahren, vermindert Infektionen am Traggerüst.<br />

5. Großkronige Bäume erschweren Kontrolle und Kulturmaßnahmen. Es sind mittelgroßkronige, gut<br />

durchlichtete Bäume zu erziehen. Sie erlauben eine bessere Kontrolle und ermöglichen effiziente<br />

Kulturmaßnahmen.<br />

6. Reine Blüteninfektionen müssen in der Regel bei Ertragsbäumen von robusten Sorten nicht entfernt<br />

werden.<br />

7. Bei robusten Sorten sind Kulturmaßnahmen nur bei fortschreitendem Befall notwendig. Ein<br />

Rückschnitt ins symptomfreie Holz während der Vegetation verhindert die Bildung eines Cankers<br />

(Überwinterungsstelle).<br />

8. <strong>Feuerbrand</strong> ist nicht immer sichtbar. Mit Latenzbefall ist zu rechnen. Es ist nicht auszuschließen, dass<br />

Latenzbefall bei geeigneten Bedingungen in den folgenden Jahren eine Infektionsquelle darstellt.<br />

9. Hochanfällige, stark befallene Bäume mit fortschreitendem Befall sind schnellst möglich, spätestens<br />

im kommenden Winter, zu roden. Sie stellen für die gesunden Bäume eine Gefahr dar.<br />

Ziel aller Kulturmaßnahmen muss es sein, das Infektionspotential möglichst tief zu halten!<br />

Vergleich Schweiz – Österreich<br />

Vergleicht man die Situation in Vorarlberg und der Schweiz, so konnte bei den vergleichenden<br />

Begehungen und Befallsdiskussionen ein höheres Infektionspotenzial in Vorarlberg festgestellt werden.<br />

Der Grund dafür scheint die allgemein geringere Pflegeintensität, viele empfindliche Birnensorten und<br />

eine vorsichtigere Rodungspolitik in Vorarlberg zu sein. Die Dynamik im Schweizer Obstbau und die enge<br />

Verflechtung von Erwerbs- und Streu(Feld-)obstbau haben dort die aktive Sortenumstellung im<br />

Streuobstbau forciert.<br />

Erhaltung der Zitronengelben Mostbirne<br />

Unter dem <strong>Feuerbrand</strong> leiden in Vorarlberg speziell empfindliche Birnen auf Hochstämmen, die noch<br />

immer zu finden sind. Darunter sind einige Sorten bereits fast vollständig eliminiert worden, wie die<br />

„Subira“, „Konstanzer Längler“ oder die „Baldschmiedler“. Die Hauptsorte „Zitronengelbe Mostbirne“, die<br />

immer wieder stark befallen war, steht dabei auf der Kippe, d. h. die wüchsigen Jungbäume sind<br />

weitestgehend verschwunden. Das Projekt hat aber gezeigt, dass wertvolle Altbäume durch regelmäßige<br />

Pflege erhalten werden können.<br />

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Wirkstoffe<br />

Im Projekt wurden unter wissenschaftlicher Begleitung mögliche alternative Präparate zu Streptomycinhältigen<br />

Pflanzenschutzmitteln getestet. In einem Stufenverfahren, beginnend mit einem Nährbodentest,<br />

danach auf isolierten Blüten im Labor, wurden Wirkstoffe auf ihre Eignung zur <strong>Feuerbrand</strong>bekämpfung<br />

getestet. Waren hier erste positive Ergebnisse zu sehen, wurden die Wirkstoffe dann im Freiland in<br />

isolierten Anlagen geprüft.<br />

Mittels künstlicher Inokulation wurde der Erreger in den Versuchsanlagen ausgebracht und unter realen<br />

Bedingungen wurden die Prüfsubstanzen im Vergleich zu Streptomycinsulfat und unbehandelten Parzellen<br />

getestet. Dabei stellte sich heraus, dass Antinfek, Chitoplant, Juglon und Bloomtime interessante<br />

Wirkungsgrade erzielt haben. agroo-preen c1, Akasoil, Feubra PFHM 1-10, Menno-florades, Penergetic P<br />

und saures Elektrolyse-Wasser sowie Tschüggiata zeigten keine befriedigende Wirkung und sind daher<br />

ungeeignet zur <strong>Feuerbrand</strong>bekämpfung.<br />

Die Wirkstoffe bzw. Produkte mit guter Wirkung müssen nun ein Zulassungsverfahren durchlaufen, in<br />

dem Fragestellungen wie z. B. Bewertung der Toxizität, Gefährdung der Honigbienen und<br />

Gewässerschutz beantwortet werden müssen.<br />

Der Erfolg des gemeinsamen Projektes liegt in dem grenzüberschreitenden Zusammenarbeiten. Durch<br />

Arbeitsteilung konnten Ressourcen der einzelnen Länder gebündelt werden und in kurzer Zeit wurden<br />

Empfehlungen zu den geprüften Wirkstoffen erarbeitet, welche gegen das <strong>Feuerbrand</strong>bakterium eine<br />

gute Wirkung haben. Auch begleitende Untersuchungen zur Phytotoxizität, d. h. zu möglichen<br />

unerwünschten Begleitwirkungen auf die Pflanze, wurden angestellt und bei den zur Empfehlung<br />

anstehenden Wirkstoffen als pflanzenverträglich eingestuft.<br />

Freilandversuch LVZ Haidegg zur Testung von Präparaten auf ihre Wirkung gegen<br />

<strong>Feuerbrand</strong>:<br />

<strong>Feuerbrand</strong>befall in der unbehandelten Kontrolle: 33 % der Blütenbüschel<br />

Wirkungsgrade Prüfmittel: Strepto 67 %, Juglon 26 %, Vacciplant-Mycosin 65 %, Curamin+Vittafos 60 %<br />

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