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Abschlussbericht (pdf) - AGES

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MELISSAMvvvvvvvv<br />

Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen<br />

Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich<br />

Molecular investigations on the possible incidence of Melissococcus plutonius<br />

(causative agent of European foulbrood in honeybees) on bees in Austria<br />

<strong>Abschlussbericht</strong><br />

Laufzeit des Projektes: 1.9.2011-31.8.2013<br />

Hemma Köglberger 1) , Jasmina Leutgeb 1) , Irmgard Derakhshifar 1) , Richard A.<br />

Gottsberger 2) , Michael Schwarz 3) , Rudolf Moosbeckhofer 1)<br />

1) Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz<br />

2) Abteilung für molekularbiologische Diagnose von Pflanzenkrankheiten<br />

3) Fachbereich Daten, Statistik und Risikobewertung<br />

Projektleiterin und korrespondierende Autorin:<br />

DI Hemma Köglberger<br />

<strong>AGES</strong>, Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz<br />

Spargelfeldstraße 191, 1220 Wien<br />

Tel. : 050 555-33 127<br />

Email: hemma.koeglberger@ages.at<br />

<strong>Abschlussbericht</strong> 1 von 45


Seite 1 von 45<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung .......................................................................................... 3<br />

1.1 Erreger .................................................................................................... 3<br />

1.2 Symptome und Krankheitsbild ................................................................... 4<br />

1.3 Bekämpfung ............................................................................................ 6<br />

1.3.1 Bekämpfungsverfahren in der Schweiz und Großbritannien ................... 6<br />

1.4 Erregernachweis ...................................................................................... 7<br />

1.4.1 Mikroskopie ....................................................................................... 7<br />

1.4.2 Molekularbiologische Untersuchungsmethoden .................................... 7<br />

2 Material und Methode ....................................................................... 8<br />

2.1 Probenmaterial ........................................................................................ 8<br />

2.2 Probenherkunft und Symptombeschreibung ............................................... 9<br />

2.3 Referenzmaterial für die Untersuchungen ................................................ 12<br />

2.3.1 Positives Referenzmaterial ................................................................ 12<br />

2.3.2 Negatives Referenzmaterial .............................................................. 13<br />

2.4 Ergebnisklassifizierung ........................................................................... 13<br />

2.5 Geräte, Materialien und Reagenzien ........................................................ 13<br />

2.5.1 Geräte und Materialien ..................................................................... 13<br />

2.5.2 Reagenzien ...................................................................................... 14<br />

2.6 Primer und Sonde .................................................................................. 15<br />

2.7 Herstellung der benötigten Arbeitslösungen ............................................. 16<br />

2.7.1 Enzymatischer Lysis Puffer für DNA-Extraktion ................................... 16<br />

2.7.2 Primer (Master-Mix-Komponenten für PCR)........................................ 17<br />

2.7.3 MGB-Sonde (Master-Mix-Komponente für PCR) .................................. 17<br />

2.8 Probenvorbereitung ................................................................................ 17<br />

2.9 DNA-Extraktion mittels Qiagen DNeasy ® Blood & Tissue-Kit ...................... 18<br />

2.10 Master-Mix und real-time PCR .............................................................. 18<br />

2.10.1 Master-Mix ...................................................................................... 19<br />

2.10.2 Real-time PCR Bedingungen ............................................................. 20<br />

2.11 Etablierung der PCR-Methode .............................................................. 21<br />

2.11.1 Etablierungsschritt 1 ........................................................................ 21<br />

2.11.2 Etablierungsschritt 2 ........................................................................ 22<br />

2.11.3 Etablierungsschritt 3 ........................................................................ 23<br />

2.11.4 Etablierungsschritt 4 ........................................................................ 26<br />

2.11.5 Aufgetretene Probleme und ihre Lösung ............................................ 26<br />

2.12 Erreger-Nachweis in Bienenproben aus Österreich ................................ 27<br />

3 Ergebnisse ....................................................................................... 27<br />

3.1 Ergebnis der Untersuchungen von Bienenproben aus Österreich nach<br />

Bundesländern ................................................................................................ 30<br />

3.2 Symptombeschreibung und Untersuchungsergebnis ................................. 32<br />

4 Diskussion ....................................................................................... 33<br />

5 Zusammenfassung .......................................................................... 36<br />

6 Danksagung .................................................................................... 38<br />

7 Abkürzungen und Begriffserklärungen ........................................... 39<br />

8 Literatur .......................................................................................... 40<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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9 Anhang ............................................................................................ 43<br />

9.1 Fragebogen ........................................................................................... 43<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 3 von 45<br />

1 Einleitung<br />

Die Europäische Faulbrut (EFB), auch als Sauerbrut bezeichnet, ist eine Erkrankung<br />

der Bienenbrut, hervorgerufen durch das Bakterium Melissococcus plutonius (Trüper<br />

und de’Clari; 1998). Die Erkrankung ist seit über 100 Jahren bekannt und die<br />

klinischen Symptome wurden erstmals 1885 von Cheshire und Cheyne beschrieben<br />

(zitiert nach Roetschi et al., 2008). Weltweit ist EFB in den meisten Honig<br />

produzierenden Ländern in Bienenvölkern zu finden (McKee et al., 2003). In<br />

manchen Staaten stellt sie ein großes Problem dar, beispielsweise in Großbritannien<br />

(FERA, 2013) und in der Schweiz, wo eine Meldepflicht besteht und eine Bekämpfung<br />

gemäß der Tierseuchenverordnung durchgeführt werden muss (Imdorf et al., 2005).<br />

In Österreich ist die Europäische Faulbrut im Bienenseuchengesetz BGBl. Nr.<br />

290/1988 (Novelle 2005) nicht unter den anzeigepflichtigen Krankheiten angeführt.<br />

Im Falle eines schweren Ausbruches könnte jedoch gemäß § 3. (1) die generelle<br />

Anzeigepflicht zum Tragen kommen (Zitat: „Anzuzeigen ist … 3. Jedes drohende oder<br />

erfolgte Absterben von mindestens 30 vH der Völker eines Bienenstandes“.<br />

Für Österreich liegen aufgrund der nicht vorhandenen Meldepflicht keine gesicherten<br />

Daten über das Auftreten von EFB vor. Insgesamt wurden an der Abteilung<br />

Bienenkunde und Bienenschutz im Zeitraum 2006 bis Ende 2011 89 Brutproben auf<br />

EFB untersucht. Von diesen war bei zwei Proben der PCR-Nachweis für Melissococcus<br />

plutonius positiv. Die zwei positiven Einsendungen stammten aus Fügenberg in Tirol<br />

bzw. Schneegattern in Oberösterreich (Derakhshifar, 2012, unveröffentlicht).<br />

1.1 Erreger<br />

Von Cheshire und Cheyne (1885) wurde Bacillus alvei als Erreger der Europäischen<br />

Faulbrut genannt. White (1912) identifizierte allerdings Bacillus pluton als<br />

Krankheitsursache. Nach der ersten erfolgreichen Isolation wurde das Bakterium<br />

aufgrund seiner Morphologie als Streptococcus pluton (Bailey, 1957) bezeichnet und<br />

von Bailey nach eingehender Studie seiner Biologie und Epidemiologie (1957) in<br />

Melissococcus pluton umbenannt (Bailey & Collins, 1982). Diese Bezeichnung wurde<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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wiederum von Trüper und de’Clari (1998) aus taxonomischen Gründen zu<br />

Melissococcus plutonius abgeändert.<br />

1.2 Symptome und Krankheitsbild<br />

Ein markantes Indiz für EFB ist ein lückiges Brutnest (siehe Abb. 1). Es entsteht,<br />

wenn die Bienen erkrankte bzw. abgestorbene Larven aus den Zellen entfernen.<br />

Offene Brutzellen beherbergen gelb bis bräunlich verfärbte Maden, die schlaff an der<br />

Zellwand - meist mit dem Rücken zur Zellöffnung - liegen (siehe Abb. 2). Die<br />

Körpersegmentierung ist kaum zu erkennen. Durch die hohe Bakteriendichte im<br />

Darm scheint ein grau-gelber 2-3 mm großer Klumpen durch die Larvenhaut<br />

hindurch. Bereits abgestorbene Larven bilden eine dunkelbraune, meist nicht<br />

fadenziehende, breiartige Masse, die dann zu einem am Zellboden locker sitzenden<br />

Schorf eintrocknet (siehe Abb. 2) (Ritter, 1994).<br />

Die Zelldeckel sind eingefallen und teilweise löchrig. Die in den Zellen enthaltenen<br />

toten Maden und Puppen weisen eine schwarzbraune Verfärbung auf. Sie sind gar<br />

nicht oder leicht fadenziehend. Nach dem Eintrocknen des Schorfs, lässt sich dieser<br />

ebenfalls einfach entfernen (Lehnherr & Duvoisin, 2001). An der Innenseite der<br />

Zelldeckel kann ein schwarzer, lackartiger Überzug zu finden sein (Ritter, 1996).<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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Abb. 1: Lückiges Brutnest<br />

Quelle: <strong>AGES</strong>, http://www.ages.at/uploads/media/Merkblatt_Europaeische_Faulbrut_Nov_2008.<strong>pdf</strong>,<br />

Abb. 2: Leblose, schlaffe Maden in verdrehter Lage; eingetrocknete Schorfe<br />

Quelle: <strong>AGES</strong>, http://www.ages.at/uploads/media/Merkblatt_Europaeische_Faulbrut_Nov_2008.<strong>pdf</strong>,<br />

In Abhängigkeit mit auftretenden sekundären Erregern variiert der olfaktorische<br />

Eindruck. Tritt Melissococcus plutonius alleine bzw. mit Enterococcus faecalis auf, so<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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entsteht ein säuerlicher Geruch. Daher auch der Name Sauerbrut. Erscheint sekundär<br />

vorwiegend Bacillus alvei, so entwickelt sich ein fauliger Geruch (Ritter, 1994).<br />

1.3 Bekämpfung<br />

In Österreich stehen keine zugelassenen Medikamente für eine chemische Therapie<br />

zur Verfügung. Die Europäische Faulbrut unterliegt nur bei seuchenhaftem Auftreten<br />

im Sinne von § 2 Z. 4 dem Bienenseuchengesetz (BGBl Nr. 290/1988, Novelle 2005).<br />

Liegt eine schwache Infektion vor, so besteht die Möglichkeit der Selbstheilung<br />

(Shimanuki, 1990).<br />

Durch imkerliche Maßnahmen kann die Selbstheilung der Völker unterstützt werden:<br />

Wechsel der Königin und somit eine Brutunterbrechung; Zuhängen einer Wabe mit<br />

junger und reifer Brut sowie Fütterung, dies fördere das Ausräumen der erkrankten<br />

Brut durch Arbeiterinnen; Vermeidung von Pollenunterversorgung, da Eiweißmangel<br />

EFB fördert sowie Stressvermeidung (Alippi, 1999).<br />

Bei intensivem Befall erfolgt die Bekämpfung mittels Kehrschwarmverfahrens. Dabei<br />

werden alle Bienen eines Volkes abgekehrt und der Kunstschwarm auf Mittelwände<br />

gesetzt. Da die Königin ein Infektionsherd sein kann, wird eine neue junge Königin<br />

zugesetzt. Der Kunstschwarm wird flüssig gefüttert und alle Waben werden<br />

eingeschmolzen. Rähmchen und Bienenkästen werden gründlich gereinigt und<br />

desinfiziert (Ritter 1996).<br />

1.3.1 Bekämpfungsverfahren in der Schweiz und Großbritannien<br />

In der Schweiz und in Großbritannien ist die Europäische Faulbrut eine<br />

meldepflichtige Krankheit. In Großbritannien wird empfohlen, schwache Völker und<br />

Völker mit einem hohen Anteil erkrankter Brut abzutöten, Völker mit geringen<br />

Krankheitsanzeichen können auch medikamentös - unter Beaufsichtigung eines<br />

Bieneninspektors - behandelt werden. Auch die Sanierung der Bienenvölker über das<br />

Kehrschwarmverfahren ist zulässig (FERA, 2013).<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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In der Schweiz werden kranke und schwache Völker eines Standes abgetötet. Wenn<br />

jedoch mehr als die Hälfte der Völker eines Standes klinische Symptome zeigen,<br />

werden alle Völker abgetötet. Die übrigen Völker eines Standes können mit dem<br />

Kehrschwarmverfahren saniert werden (Tschumi, 2011).<br />

1.4 Erregernachweis<br />

1.4.1 Mikroskopie<br />

Die Diagnostik kann über eine lichtmikroskopische Untersuchung des<br />

Mitteldarminhalts erkrankter Larven erfolgen, wobei dieser auf einem Objektträger<br />

ausgestrichen und nachträglich mit wässriger Nigrosinlösung kontrastiert<br />

beziehungsweise einer Gramfärbung unterzogen wird. Bei 1 000-facher Vergrößerung<br />

sind die lanzettförmigen Kokken zu erkennen (Ritter, 1996).<br />

1.4.2 Molekularbiologische Untersuchungsmethoden<br />

Für die exakte Identifizierung von Melissococcus plutonius steht als<br />

molekularbiologische Untersuchungsmethode die Polymerase Kettenreaktion (PCR)<br />

zur Verfügung. Mit dieser kann der Erreger eindeutig über seine Erbsubstanz<br />

nachgewiesen werden.<br />

Die PCR ist eine sehr schnelle und sensitive Methode, mit der kleinste Mengen an<br />

DNA detektiert werden können.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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2 Material und Methode<br />

2.1 Probenmaterial<br />

Bienenproben:<br />

Für die vorliegende Arbeit wurden insgesamt 51 Bienenproben (je eine Probe aus<br />

einem Volk pro Bienenstand) aus Imkerbetrieben in allen neun österreichischen<br />

Bundesländern herangezogen. Dabei wurde versucht, eine gleichmäßige<br />

geographische Verteilung der Probenahmestellen zu erreichen. Eine verdichtete<br />

Probenahme erfolgte in einem Gebiet in Tirol, für das es bereits ein positiver<br />

Nachweis aus der routinemäßigen Untersuchungstätigkeit der Abteilung für<br />

Bienenkunde und Bienenschutz im Frühjahr 2011 vorlag, sowie in Vorarlberg<br />

aufgrund der Nähe zur Schweiz.<br />

Die Probenahme wurde von den Imkern und Imkerinnen im Zeitraum zwischen Juli<br />

bis Anfang September 2011 durchgeführt. Falls am Stand schwache Völker mit einem<br />

unregelmäßigen Brutbild bzw. klinischen Symptomen vorhanden waren, die einen<br />

Verdacht auf EFB begründeten, wurde eines dieser Völker beprobt. Waren keine<br />

auffälligen Völker am Stand zu finden, wurde ein beliebiges Volk gewählt.<br />

Mindestens 100 lebende Bienen wurden pro Volk aus dem Brutraum von einer<br />

Brutwabe abgefegt und rasch eingefroren, um sie möglichst schonend abzutöten.<br />

Ein von den Imkern und Imkerinnen auszufüllender Fragebogen (siehe Anhang)<br />

lieferte Informationen über den Zustand der Völker.<br />

Brutproben:<br />

Es erfolgte keine Untersuchung von Brutproben, da dies nicht Inhalt dieses Projektes<br />

war.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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2.2 Probenherkunft und Symptombeschreibung<br />

In Abb. 3 ist die Anzahl der untersuchten Proben nach Bundesländern dargestellt.<br />

Abb. 3: Herkunft der Bienenproben aus den Bundesländern Österreichs<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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Abb. 4 zeigt die regionale Herkunftsverteilung der Proben. Eng benachbarte<br />

Probenahmepunkte kennzeichnen die Gebiete mit verdichteter Probenahme.<br />

Abb. 4: Regionale Herkunftsverteilung der Bienenproben aus Österreich<br />

Weitere Detailangaben bezüglich klinischer Symptome bzw. sonstiger Beobachtungen<br />

zu jeder Probe sind in Tab. 1 zusammengefasst.<br />

Legende zu Tab. 1:<br />

- keine Symptome gemeldet<br />

k.A.<br />

keine Angabe<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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Probenbezeichnung<br />

Bundesland<br />

Stand-<br />

Gemeinde<br />

Beschreibung der Symptome,<br />

Anmerkungen,<br />

EFB_1 V Göfis starker Totenfall nein<br />

EFB_2 St Mitterberg lückiges Brutnest ja<br />

EFB_3 B Bernstein - nein<br />

krabbelnde flugunfähige Bienen,<br />

erhöhter Totenfall, Verhaltensstörungen,<br />

Rückgang des<br />

Bienenbesatzes im Honigraum<br />

EFB-<br />

Symptome<br />

EFB_4 V Hohenweiler<br />

nein<br />

EFB_5 T Schwaz lückiges Brutnest ja<br />

EFB_6 T Wattenberg - nein<br />

EFB_7 T Pill - nein<br />

EFB_8 T Vomp - nein<br />

EFB_9 T Wattens - nein<br />

EFB_10 NÖ Peigarten lückiges Brutnest ja<br />

EFB_11 St Gleinstätten lückiges Brutnest ja<br />

EFB_12 T Fügenberg lückiges Brutnest ja<br />

EFB_13 T Fügenberg lückiges Brutnest ja<br />

EFB_14 T Fügen - nein<br />

EFB_15 T Fügen - nein<br />

EFB_16 T Uderns - nein<br />

EFB_17 T Uderns - nein<br />

EFB_18 S Neumarkt lückiges Brutnest ja<br />

EFB_19 OÖ Langenstein lückiges Brutnest ja<br />

EFB_20 T Landeck<br />

lückiges Brutnest,<br />

stehengebliebene Zellen<br />

ja<br />

St.Johann/<br />

Pongau - nein<br />

EFB_21 S<br />

EFB_22 W Wien - nein<br />

EFB_23 S Elixhausen Kalkbrut nein<br />

EFB_24 OÖ Gramastetten - nein<br />

EFB_25 OÖ Brunnenthal lückiges Brutnest ja<br />

EFB_26 NÖ Haslau - nein<br />

EFB_27 St Kleinlobming - nein<br />

EFB_28 OÖ Hörsching - nein<br />

EFB_29 OÖ Peilstein - nein<br />

EFB_30 V Altach<br />

EFB_31 K Moosburg<br />

viel Totenfall, viele schwarze<br />

haarlose Bienen<br />

Brutnest nicht optimal<br />

geschlossen<br />

nein<br />

ja<br />

Grünau/<br />

Gmunden - nein<br />

EFB_32 OÖ<br />

EFB_33 OÖ Linz - nein<br />

EFB_34 OÖ St. Oswald - nein<br />

EFB_35 W Wien - nein<br />

Tabelle 1, Teil 1: Detaillierte Angaben zu den Probenherkünften<br />

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Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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Probenbezeichnung<br />

BL<br />

Stand-<br />

Gemeinde<br />

Beschreibung der Symptome,<br />

Anmerkungen<br />

EFB-<br />

Symptome<br />

EFB_36 NÖ Lunz/See k.A. k.A.<br />

EFB_37 K<br />

Deutsch<br />

Griffen - nein<br />

EFB_38 NÖ<br />

Neubau<br />

Kreuzstetten k.A. k.A.<br />

EFB_39 K Hermagor/Egg - nein<br />

EFB_40 St<br />

St. Lorenzen<br />

im Mürztal<br />

lückiges Brutnest,<br />

stehengebliebene Zellen, löchrige<br />

Zelldeckel<br />

ja<br />

EFB_41 NÖ Raxendorf - nein<br />

EFB_42 NÖ Warth - nein<br />

EFB_43 B Pinkafeld - nein<br />

EFB_44 V Ludesch - nein<br />

EFB_45 NÖ Lichtenau - nein<br />

EFB_46 V Schwarzenberg - nein<br />

EFB_47 S Unken - nein<br />

EFB_48 OÖ<br />

Zell an der<br />

Pram - nein<br />

EFB_49 W Wien - nein<br />

EFB_50 V Hittisau lückiges Brutnest ja<br />

EFB_51 W Wien lückiges Brutnest ja<br />

Tabelle 2, Teil 2: Detaillierte Angaben zu den Probenherkünften<br />

2.3 Referenzmaterial für die Untersuchungen<br />

2.3.1 Positives Referenzmaterial<br />

Das positive Referenzmaterial stammte aus der Schweiz, aus dem Zentrum für<br />

Bienenforschung, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP in Bern. Es<br />

wurden Bienen, Bienensuspensionen und Bienenextrakte mit unterschiedlicher<br />

Erregerkonzentration bereitgestellt. Frau Dr. Alexandra Roetschi teilte uns auch die<br />

von ihr ermittelten Ct-Werte der übermittelten Probenmaterialien mit.<br />

In der Folge werden die Materialien wie folgt bezeichnet, wobei die nachgestellte<br />

Zahl (x) das Ursprungsmaterial angibt:<br />

Bienen Roetschi (BR x)<br />

Suspensionen Roetschi (SR x)<br />

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Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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Extrakte Roetschi (ER x)<br />

2.3.2 Negatives Referenzmaterial<br />

Als negatives Referenzmaterial dienten Bienen, die im Rahmen von Vorversuchen<br />

negativ getestet worden waren. Diese werden in der Folge als Negativkontrollbienen<br />

bezeichnet. Weiters wurde Milli-Q ® Reinstwasser als negative Reaktionskontrolle<br />

eingesetzt.<br />

2.4 Ergebnisklassifizierung<br />

Proben, bei denen Ct-Werte unter 40 ermittelt worden waren, wurden als<br />

„nachweisbar“ eingestuft. Bei Ct-Werten ab 40 wurde das Ergebnis mit „schwach<br />

nachweisbar“ angegeben. Lag bei mehreren Wiederholungen zumindest ein positives<br />

Ergebnis eines PCR-Durchganges vor, wurde je nach dem niedrigsten erzielten Ct-<br />

Wert „nachweisbar“ bzw. „schwach nachweisbar“ angegeben.<br />

2.5 Geräte, Materialien und Reagenzien<br />

2.5.1 Geräte und Materialien<br />

[G1] Eppendorf realplex 4 Mastercycler ® epgradient S (real-time PCR)<br />

[G2] Eppendorf twin.tec ® real-time PCR Platten 96 (weiß, V max : 150 µl)<br />

[G3] Applied Biosystems MicroAmp Optical Adhesive Film<br />

[G3] Eppendorf real-time PCR Tube Strips (0,1 ml) + Masterclear Cap Strips<br />

[G4] Eppendorf Zentrifuge 5430 (für PCR-Platten)<br />

[G5] Hettich Mikrozentrifuge EBA 12R<br />

[G6] Fuge One Mikrozentrifuge<br />

[G7] Laminar Flow dan LAF VFS 906<br />

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[G8] Mikrowaage ST21 Comparator von Mettler & Toledo<br />

[G9] Thermo Scientific NanoDrop ® 2000 Spektrophotometer<br />

[G10] pH-Meter<br />

[G11] HLC Thermo Block<br />

[G12] Vortex<br />

[G13] BIOREBA Homogenisator HOMEX 6 230 V<br />

[G14] Extraction Bags (Interscience)<br />

[G15] Zentrifugenröhrchen: 25 ml<br />

[G16] VWR Schraubgefäße: 60 ml, steril<br />

[G17] Sterile Einweg Messpipetten: 10 ml<br />

[G18] Eppendorf Safe-Lock Gefäße (Tubes): 1,5 ml, 2 ml<br />

[G19] Eppendorf Pipettenspitzen (mit Filter): 10 µl, 20 µl, 1-100 µl, 100-1 000 µl<br />

[G20] Eppendorf Kolbenhubpipetten: 10 µl, 20 µl, 100 µl, 200 µl, 1 000 µl<br />

[G21] BN PickPen 1-M 23001 ∙ 1-magnet<br />

[G22] Brand macro Pipettierhilfe<br />

[G23] Tube Rack<br />

[G24] Sterile Pinzetten<br />

[G25] Sterile Spatel<br />

[G26] VWR Einweghandschuhe aus Latex<br />

2.5.2 Reagenzien<br />

[R1] Qiagen DNeasy ® Blood & Tissue-Kit<br />

[R2] Promega Wizard ® Magnetic DNA Purification System for Food-Kit<br />

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[R3] TaqMan ® Sonde: MGB-Probe 2068054 (Sequenz 5’→3’: FAM-<br />

CTTGGTTGGTCGTTGAC-NFQ-MGB- (17))<br />

M= 6881 g/mol; n= 6 nmol; c= 100 µmol/L; Farbstoff: 6-FAM<br />

[R4] Primer MelissoF (Sequenz 5’→3’: CAGCTAGTCGGTTTGGTTCC (20))<br />

M= 6114 g/mol; n= 42,4 nmol; T m = 59,4 °C; GC-Gehalt= 55 %<br />

[R5] Primer MelissoR (Sequenz 5’→3’: TTGGCTGTAGATAGAATTGACAAT (24))<br />

M= 7430 g/mol; n= 35,1 nmol; T m = 55,9 °C; GC-Gehalt= 33,3 %<br />

[R6] Roche TaqMan ® Universal PCR Master-Mix<br />

[R7] SIGMA life science PCR-Wasser W1754 – 1VL<br />

[R8] Lysozym (Roche, Cat. No. 10 837 059 001<br />

[R9] Tris(hydroxymethyl)-aminomethanhydrochlorid (Tris-HCl, C 4 H 11 NO 3 ∙ ClH)<br />

M= 157,6 g/mol<br />

[R10] Merck Triton X-100 (C 34 H 62 O 11 ) M= 646,87 g/mol; 1 L ≙ 1,05 kg<br />

[R11] EDTA (C 10 H 14 N 2 Na 2 O 8 ∙ 2H 2 O) 99,0 – 101,0 %; M= 292,25 g/mol<br />

[R12] Kalilauge (KOH) 5 mol/L; M= 66,099 g/mol<br />

[R13] Merck Ethanol (C 2 H 5 OH) 99,8 %; M= 46,07 g/mol<br />

[R14] Milli-Q ® Reinstwasser<br />

2.6 Primer und Sonde<br />

Das Primer-Design von MelissoF (5’CAGCTAGTCGGTTTGGTTCC3’) und MelissoR<br />

(5’CAGCTAGTCGGTTTGGTTCC3’) sowie die TaqMan ® MGB (minor groove binder)<br />

Sonde (5’ FAM-CTTGGTTGGTCGTTGAC-NFQ-MGB 3’) erfolgte auf Basis des sodA<br />

Gens, das für die Mangan Superoxid Dismutase kodiert. Die Primer amplifizieren ein<br />

79-bp Fragment des sodA Gens (Roetschi et al. 2008).<br />

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2.7 Herstellung der benötigten Arbeitslösungen<br />

2.7.1 Enzymatischer Lysis Puffer für DNA-Extraktion<br />

o Benötigte Reagenzien:<br />

» 20 mmol/L Tris(hydroxymethyl)-<br />

aminomethanhydrochlorid (Tris-HCl); pH = 8<br />

» 2 mmol/L EDTA<br />

» 1,2 % Triton X-100<br />

» 20 mg/ml Lysozym<br />

» Kalilauge (KOH); c= 5 mol/L<br />

» Milli-Q ® Reinstwasser<br />

o Herstellung: Um ein Gesamtvolumen von 30 ml Lysis Puffer zu<br />

erhalten wurden 94,56 mg Tris-HCl, 17,53 mg EDTA und<br />

0,36 ml Triton X-100 in ein 50 ml Becherglas überführt,<br />

mit Milli-Q ® Reinstwasser auf 29,5 ml aufgefüllt und<br />

anschließend mit Kalilauge auf pH = 8 eingestellt. Die<br />

Menge an Lysozym wurde kurz vor dem Gebrauch des<br />

Lysis Puffers hinzugefügt.<br />

o Anmerkung: Der Puffer wurde bei -20 °C gelagert. Um die Auftauzeit<br />

des Reagenzes zu verringern und wiederholtes Auftauen<br />

und Einfrieren zu vermeiden, wurde dieses auf 2 ml<br />

Reaktionsgefäße aufgeteilt.<br />

Lysozym wurde bei +2 °C bis +8 °C gelagert.<br />

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2.7.2 Primer (Master-Mix-Komponenten für PCR)<br />

Die Oligonukleotide (Primer) wurden gemäß den Herstellerangaben mit jener<br />

Wassermenge versetzt, die nötig war, um eine Stocklösung mit der Konzentration<br />

von 100 pmol/µl herzustellen. Aus der Stocklösung wurde die Arbeitslösung<br />

(Konzentration von 10 pmol/µl) mit einer 1:10 Verdünnung hergestellt.<br />

o MelissoF:<br />

o MelissoR:<br />

Es wurden 424 µl PCR-Wasser zu den vorliegenden<br />

42,4 nmol, des Oligonukleotids, zugesetzt.<br />

Es wurden 351 µl PCR-Wasser zu den vorliegenden<br />

35,1 nmol, des Oligonukleotids, zugesetzt.<br />

Die Primer wurden bei -20 °C gelagert.<br />

2.7.3 MGB-Sonde (Master-Mix-Komponente für PCR)<br />

o Die Sonde wurde 1:100 verdünnt.<br />

Anmerkung: Der in der Sonde enthaltene Farbstoff ist lichtempfindlich. Die<br />

Sonde wurde lichtgeschützt bei -20 °C gelagert.<br />

2.8 Probenvorbereitung<br />

In Anlehnung an die Methode nach Roetschi et al. (2008) wurden jeweils 100 Bienen<br />

einer Probe entnommen und diese auf vier Extraction Bags aufgeteilt. 12,5 ml<br />

Milli-Q ® Reinstwasser wurden in jedes der mit 25 Bienen befüllten Extraction Bags<br />

überführt und der Inhalt wurde mittels BIOREBA-Homogenisator aufgearbeitet. Die<br />

erhaltene Bienensuspension wurde in zwei Zentrifugenröhrchen (25 ml) gefüllt und<br />

anschließend bei 1 100 g für 15 Minuten zentrifugiert. Vom Überstand beider<br />

Zentrifugenröhrchen wurde insgesamt ein Aliquot von 1,5 ml entnommen und in ein<br />

2 ml Reaktionsgefäß pipettiert. Die Lagerung erfolgte bei -20 °C.<br />

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2.9 DNA-Extraktion mittels Qiagen DNeasy ® Blood & Tissue-Kit<br />

Die im Reaktionsgefäß enthaltenen 1,5 ml des Überstandes der Bienensuspension<br />

wurden bei 20 000 g für 2 Minuten zentrifugiert, um ein Pellet zu erhalten. Der<br />

Überstand wurde verworfen, das Pellet in 180 µl enzymatischem Lysis Puffer, zu dem<br />

zuvor Lysozym (20 mg/ml) zugesetzt worden war, suspendiert und eine Stunde bei<br />

37 °C inkubiert. Darauffolgend wurden 25 µl Proteinase K und 200 µl Buffer AL<br />

hinzugefügt, gut geschüttelt und 30 Minuten lang bei 56 °C inkubiert. Anschließend<br />

wurden 200 µl Ethanol (99,8 %) zugesetzt und erneut geschüttelt. Die erhaltene<br />

Suspension wurde in eine DNeasy Mini Spinsäule, welche in einem 2 ml Collection-<br />

Tube (beides im Kit enthalten) platziert ist, überführt und bei 6 000 g für 2 Minuten<br />

zentrifugiert. Das Collection-Tube samt Inhalt wurden verworfen. Die DNeasy Mini<br />

Spinsäule wurde auf ein neues Collection-Tube gesteckt und 500 µl des<br />

Waschpuffers AW1 hinein pipettiert. Es wurde nochmals bei 6 000 g für 2 Minuten<br />

zentrifugiert und danach das Collection-Tube mit dem Inhalt verworfen. Dann wurde<br />

die DNeasy Mini Spinsäule erneut auf ein neues Collection-Tube gesteckt und 500 µl<br />

des zweiten Waschpuffers AW2 hinein pipettiert. Es folgte eine Zentrifugation bei<br />

20 000 g für 4 Minuten, um die Membran zu trocknen, wonach bei Entnahme der<br />

DNeasy Mini Spinsäule besondere Vorsicht galt, um die Membran nicht wieder zu<br />

benetzen. Das Collection-Tube und der Inhalt werden verworfen. Die DNeasy Mini<br />

Spinsäule wurde auf ein 1,5 ml Reaktionsgefäß platziert und 100 µl des<br />

Elutionspuffers wurden auf die Membran pipettiert. Abschließend wurde bei<br />

Raumtemperatur für 1 Minute inkubiert und bei 6 000 g für 2 Minuten zentrifugiert<br />

um das Extrakt, eine DNA Suspension, aus der Membran zu eluieren. Das eluierte<br />

Extrakt wurde bei -20 °C gelagert.<br />

2.10 Master-Mix und real-time PCR<br />

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2.10.1 Master-Mix<br />

Nach der Methode von Roetschi et al. (2008) wurde für die real-time PCR ein Master-<br />

Mix aus folgenden Komponenten angefertigt:<br />

» 2,3 µl PCR-Wasser<br />

» 5 µl TaqMan ® Universal PCR Master-Mix<br />

» 0,1 µl Sonde<br />

» 0,3 µl MelissoF<br />

» 0,3 µl MelissoR V ges = 8 µl<br />

Abhängig von der Probenanzahl n wurde die n+1-fache Menge des Master-Mix<br />

hergestellt. Die Komponenten wurden gut durchmischt. Anschließend wurde ein<br />

Volumen von 8 µl in jedes Reaktionsgefäß pipettiert und jeweils 2 µl des zu<br />

untersuchenden DNA-Extraktes (Template) hinzugefügt, so dass ein Volumen von<br />

10 µl erreicht wurde. Je nach Probenumfang wurden PCR-Strips (ein PCR-Strip = 8<br />

Reaktionsgefäße) oder PCR-Platten (eine PCR-Platte = 96 Reaktionsgefäße)<br />

eingesetzt. Als negative Reaktionskontrolle NTC (no template control) diente der<br />

reine Master-Mix. Die Reaktionsgefäße wurden verschlossen, kurz zentrifugiert, um<br />

Blasen zu entfernen, und anschließend mittels real-time PCR analysiert.<br />

Anmerkung: Es ist zu beachten, dass alle Reagenzien während ihrer Handhabung<br />

gekühlt werden und die lichtempfindliche Sonde dem Licht nur so kurz<br />

wie möglich ausgesetzt ist.<br />

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2.10.2 Real-time PCR Bedingungen<br />

PCR-Programm nach Roetschi et al. (2008)<br />

1. Initial-Denaturierung,<br />

10 Minuten, 95 °C<br />

2. Denaturierung,<br />

15 Sekunden bei 95 °C<br />

3. Hybridisierungs- und Syntheseschritt,<br />

1 Minute bei 60 °C mit anschließender Fluoreszenzmessung<br />

Zyklenzahl: 45 (Programmschritt 2 und 3)<br />

Laufzeit: ca. 90 Minuten<br />

Hintergrund: Epp.twin.tec96_10μL weiß<br />

Farbkalibration: FAM und ROX (als Referenzfarbstoff)<br />

Abb. 5: Graphische Darstellung des PCR-Programms<br />

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2.11 Etablierung der PCR-Methode<br />

Für die Etablierung der real-time PCR-Methode an der Abteilung Bienenkunde und<br />

Bienenschutz (<strong>AGES</strong>) wurden vier Etablierungsschritte im Rahmen von Vorversuchen<br />

durchgeführt.<br />

1. Vergleich selbst hergestellter Extrakte aus „Suspensionen Roetschi“<br />

(SR) mit positivem Referenzmaterial (Extrakte Roetschi, ER),<br />

unverdünnt und 1:10 verdünnt.<br />

2. Vergleich der Verwendung von Milli-Q ® Reinstwasser und Elutionspuffer<br />

zum Eluieren der DNA im Extraktionavorgang<br />

3. Vergleich von mittels Promega Wizard ® Magnetic DNA Purification<br />

System for Food-Kit aufgereinigten und nicht aufgereinigten Extrakten<br />

4. Variation der Primer- und Sondenkonzentration im Master-Mix<br />

2.11.1 Etablierungsschritt 1<br />

Der erste Schritt sollte überblicksmäßig klären, ob die von Roetschi et al. (2008)<br />

veröffentlichte real-time PCR-Methode zur Bestimmung von Melissococcus plutonius<br />

an der Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz reproduzierbar ist. Weiters<br />

wurde beobachtet, ob Inhibierungen der PCR Reaktion auftreten.<br />

Hierfür wurde eine Suspension aus Versuchsbienen (negatives Referenzmaterial)<br />

vorbereitet und diese gemeinsam mit dem positiven Referenzmaterial<br />

(„Suspensionen Roetschi“, SR) einer DNA-Extraktion unterzogen. Anschließend<br />

wurden alle gewonnenen Extrakte und jene von Roetschi 1:10 verdünnt. Sowohl die<br />

Originale als auch die Verdünnungen wurden mittels real-time PCR analysiert.<br />

Die Ergebnisse (siehe Tabelle 2) zeigten mit einer Ausnahme (SR 3 unverdünnt),<br />

dass das positive Referenzmaterial als positiv und das negative Referenzmaterial als<br />

negativ identifiziert werden konnte. Mögliche Gründe für das abweichende Ergebnis<br />

in der unverdünnten Probe SR 3 kommen sogenannte Inhibitionsfaktoren (diverse die<br />

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PCR-Reaktion inhibierende Inhaltsstoffe) in Frage. In der Probe SR 3 verdünnt<br />

konnte das positive Ergebnis des Referenzmaterials bestätigt werden.<br />

Für ER 2 war der von Roetschi ermittelte Ct-Wert höher, für ER 3 niedriger, als der<br />

von uns ermittelte Wert.<br />

Die Verdünnungen wirkten sich unterschiedlich aus. SR 3 wurde im unverdünnten<br />

Zustand negativ getestet, in der 1:10 Verdünnung jedoch positiv. Dies weist auf die<br />

PCR inhibierende Inhaltstoffe im unverdünnten Material hin. SR 2, ER 2 und ER 3<br />

lieferten höhere Ct-Werte in verdünnter Form, was durch die niedrigeren DNA<br />

Mengen zu erwarten war, wenn keine inhibierenden Inhaltstoffe wirken.<br />

Auch wenn in einem Einzelfall (SR 3) ohne Verdünnung kein positives Ergebnis<br />

ermittelt und erst durch die Verdünnung eine Detektion ermöglicht wurde, ließ sich<br />

aus diesem Versuch kein genereller Vorteil einer Verdünnung ableiten. Daher wurde<br />

in der Folge mit unverdünnten Extrakten gearbeitet.<br />

Material<br />

(Extraktion<br />

Roetschi)<br />

Analyse<br />

Roetschi<br />

Ct-Wert<br />

Analyse<br />

BIEN<br />

Ct-Wert<br />

Material<br />

(Extraktion BIEN)<br />

Analyse<br />

BIEN<br />

Ct-Wert<br />

ER 2 25,69 18,44 SR 2 34,26<br />

ER 2_1:10 - 22,43 SR 2 1:10 35,32<br />

ER 3 15,35 29,52 SR 3 negativ<br />

ER 3_1:10 - 33,00 SR 3 1:10 27,63<br />

- - - Negativkontrollbienen negativ<br />

- - - Negativkontrollbienen<br />

1:10<br />

Tabelle 2: Etablierungsschritt 1, ermittelte Ct-Werte<br />

negativ<br />

2.11.2 Etablierungsschritt 2<br />

Um den Elutionspuffer (Buffer AE) als möglichen Inhibitor abklären zu können, wurde<br />

dieser bei der DNA-Extraktion der Probe SR 4 durch Milli-Q ® Reinstwasser ersetzt.<br />

Mit diesen Extrakten wurde in der Originalkonzentration sowie in der 1:10<br />

Verdünnung eine real-time PCR durchgeführt.<br />

Wie in Tabelle 3 angeführt, wurde die Positivprobe wurde als positiv und die<br />

Negativprobe als negativ identifiziert.<br />

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Es zeigte sich, dass die Signale bei den eigenen Messungen (SR 4 und ER 4) erst bei<br />

späteren Zyklen auftraten, daher höhere Ct-Werte aufwiesen, als die von Roetschi<br />

übermittelten Werte.<br />

Die Verdünnungen ergaben gegenläufige Ergebnisse: im Vergleich zum<br />

Originalextrakt zeigte die Verdünnung (1:10) bei ER 4 höhere Werte, bei SR 4 jedoch<br />

niedrigere Ct-Werte.<br />

SR 4 zeigte generell höhere Ct-Werte als ER 4 (Eigenmessung sowie Daten von<br />

Roetschi).<br />

Es ergab sich dadurch zwar kein Hinweis, dass der Elutionsbuffer (AE) Inhibierungen<br />

verursacht haben könnte und die Elution mit Wasser von Vorteil wäre, die<br />

Echtproben wurden dennoch mit Reinstwasser eluiert.<br />

Material<br />

(Extraktion<br />

Roetschi)<br />

Analyse<br />

Roetschi<br />

Ct-Wert<br />

Analyse<br />

BIEN<br />

Ct-Wert<br />

Material<br />

(Extraktion BIEN)<br />

Eluierung mit Milli-Q ®<br />

Reinstwasser<br />

Tabelle 3: Etablierungsschritt 2, ermittelte Ct-Werte<br />

Analyse<br />

BIEN<br />

Ct-Wert<br />

ER 4 24,43 28,01 SR 4 35,50<br />

ER 4_1:10 - 31,97 SR 4 1:10 33,68<br />

- - - Negativkontrollbienen negativ<br />

- - - Negativkontrollbienen<br />

1:10<br />

negativ<br />

2.11.3 Etablierungsschritt 3<br />

Im dritten Etablierungsschritt wurde untersucht, ob die Real-time PCR nach<br />

Aufreinigung höhere Ct-Werte liefert und mögliche inhibierende Inhaltsstoffe<br />

eliminiert werden können.<br />

Hierzu wurden Extrakte unter Zuhilfenahme des Promega Wizard ® Magnetic DNA<br />

Purification System for Food-Kit aufgereinigt, um diese anschließend in gereinigter<br />

bzw. ungereinigter Form mittels PCR auszuwerten.<br />

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Zusätzlich wurde die DNA-Konzentration aller Proben mit einem NanoDrop ®<br />

Spektrophotometer bestimmt.<br />

2.11.3.1 Durchführung der DNA-Aufreinigung mittels Promega Wizard ® Magnetic<br />

DNA Purification System for Food-Kit nach den Herstellerangaben<br />

Es wurden 90 µl des DNA-Extraktes in ein 2 ml Reaktionsgefäß überführt, 500 µl<br />

Lysis Buffer A und 5 µl RNase A hinzugefügt und gut vermischt. Weiters wurden<br />

250 µl Lysis Buffer B hinzugegeben, für 10 – 15 Sekunden geschüttelt und<br />

nachfolgend für 10 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Danach wurden 750 µl<br />

Precipitation Solution hinzugefügt, nochmals geschüttelt und für 10 Minuten bei<br />

13 000 g zentrifugiert. Der Überstand wurde in ein neues 2 ml Reaktionsgefäß<br />

überführt, 50 µl MagneSil PMPs, welches zuvor ausreichend geschüttelt worden<br />

war, hinzu pipettiert und vermischt. Vom vorliegenden Gesamtvolumen ausgehend<br />

wurden 80 % an Isopropanol zugesetzt, einige Male geschüttelt und anschließend,<br />

unter zeitweisem Mischen für 5 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. An dieser<br />

Stelle wurde der Magnetstab für 1 Minute in die Suspension getaucht. Die<br />

aufgenommenen Magnetkügelchen wurden nun in ein neues Reaktionsgefäß,<br />

welches 250 µl Lysis Buffer B beinhaltete, übertragen und zur Entwicklung 1 Minute<br />

belassen. Das zuvor verwendete Reaktionsgefäß wurde samt Inhalt verworfen. Mit<br />

Hilfe des Magnetstabes wurden die Magnetkügelchen erneut in ein neues<br />

Reaktionsgefäß, welches mit 1 ml Wash Solution befüllt war, überführt und für<br />

1 Minute gewaschen.<br />

Der Waschvorgang wurde zwei weitere Male wiederholt. Die dabei angefallenen<br />

Reaktionsgefäße wurden mit ihrem Inhalt entsorgt. Anschließend wurde der<br />

Überstand abgezogen und verworfen. Das Sediment wurde anschließend 5 Minuten<br />

im Vakuumtrockner bei 65 °C getrocknet. Dann wurden 100 µl Milli-Q ® Reinstwasser<br />

hinzugefügt, geschüttelt und für 5 Minuten bei 65 °C inkubiert. Zuletzt wurden die<br />

Partikel mittels Magnetstab aus der Lösung abgetrennt und eliminiert. Somit lag die<br />

aufgereinigte DNA in wässriger Lösung vor.<br />

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Anmerkung: Zu Beginn wurden - ausgehend vom vorliegenden Volumen des<br />

Überstandes - 80 % an Isopropanol zugesetzt, wodurch das<br />

Fassungsvermögen des 2 ml Reaktionsgefäßes überschritten worden<br />

wäre. Aus diesem Grund wurde das Gemisch auf zwei Reaktionsgefäße<br />

aufgeteilt und die nachfolgenden Schritte parallel ausgeführt, wobei die<br />

Inhalte nach dem letzten Waschschritt wieder vereinigt wurden.<br />

2.11.3.2 Ergebnisse der DNA-Aufreinigung mittels Promega Wizard ® Magnetic<br />

DNA Purification System for Food-Kit<br />

Die Ergebnisse der NanoDrop ® -Messung (siehe Tabelle 4) zeigten eine Reduktion der<br />

DNA-Konzentration nach der Durchführung der Aufreinigung.<br />

Anhand der PCR-Resultate (siehe Tabelle 4) konnte erneut bei Probe SR 3<br />

ungereinigt eine Inhibition beobachtet werden.<br />

Das gereinigte Extrakt von SR 3 erbrachte jedoch ein positives Ergebnis. Die Ct-<br />

Werte der gereinigten und ungereinigten Extrakte von SR 2 waren fast gleich. Bei<br />

SR 4 führte die Aufreinigung zu einem höheren Ct-Wert. Aufgrund der teilweise<br />

gegenläufigen Auswirkungen auf die Messergebnisse (Ct-Werte) und den<br />

zusätzlichen Arbeitsschritten und Kosten fand die DNA-Aufreinigung keine weitere<br />

Anwendung.<br />

Material<br />

(Extraktion BIEN)<br />

Analyse<br />

BIEN<br />

Ct-Wert<br />

Nukleinsäurekonzentration<br />

ng/µl<br />

SR 2 gereinigt 24,30 37,13<br />

SR 2 ungereinigt 162,00 37,71<br />

SR 3 gereinigt 19,10 26,98<br />

SR 3 ungereinigt 456,70 Negativ<br />

SR 4 gereinigt 42,80 38,45<br />

SR 4 ungereinigt 1049,80 34,32<br />

Tabelle 4: Etablierungsschritt 3, Nukleinsäurekonzentrationen und Ct-Werte<br />

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2.11.4 Etablierungsschritt 4<br />

Schritt 4 diente zur Ermittlung der optimalen Sonden- und Primerkonzentration im<br />

Master-Mix, um bestmögliche Messsignale zu erhalten.<br />

Es wurden vier Varianten der Master-Mix-Zusammensetzung getestet:<br />

a) 0,1 µl Sonde und jeweils 0,3 µl der Primer (nach Roetschi et al., 2008)<br />

b) 0,1 µl Sonde und jeweils 0,5 µl der Primer<br />

c) 0,05 µl Sonde und jeweils 0,5 µl der Primer<br />

d) 0,05 µl Sonde und jeweils 0,3 µl der Primer<br />

Die Auswertung der PCR zeigte ein bestmögliches Signal mit den niedrigsten Ct-<br />

Werten bei Variante a (siehe Tabelle 5).<br />

Probenbezeichnung Variante Ct-Wert<br />

ER 2 a 31,06<br />

b 31,13<br />

c 36,34<br />

d 43,60<br />

ER 3 a 20,13<br />

b 20,46<br />

c 26,36<br />

d 31,88<br />

ER 4 a 29,27<br />

b 30,20<br />

c 34,73<br />

d 38,00<br />

Tabelle 5: Etablierungsschritt 4, ermittelte Ct-Werte<br />

2.11.5 Aufgetretene Probleme und ihre Lösung<br />

Bei der Vorbereitung der Analyseproben ist während eines Zentrifugiervorganges<br />

eines der Probengefäße geplatzt. Wahrscheinlich war das Gefäß bereits beschädigt.<br />

Aus diesem Grund wurde die Zentrifuge nach einer äußerst gründlichen Reinigung<br />

und Desinfektion auf Kontamination geprüft. Hierfür wurden drei Wasserproben als<br />

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Negativproben im Rahmen eines Kontrollversuches zentrifugiert, anschließend<br />

extrahiert und eine real-time PCR durchgeführt.<br />

Diese Wasserproben ergaben durchwegs negative Ergebnisse. Daraus ließ sich<br />

ableiten, dass keine weitere Gefahr einer Kontamination bestand und die Arbeiten<br />

konnten fortgesetzt werden.<br />

2.12 Erreger-Nachweis in Bienenproben aus Österreich<br />

Nachdem die Methode nach Roetschi et al. (2008) erfolgreich an der Abteilung für<br />

Bienenkunde und Bienenschutz etabliert worden war, konnte mit der eigentlichen<br />

Untersuchung zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius begonnen<br />

werden.<br />

Hierzu wurden aus den 51 Bienenproben Suspensionen hergestellt und diese<br />

nachfolgend einer DNA-Extraktion unterzogen. Es wurden pro Extraktionsdurchgang<br />

jeweils 12 der zu untersuchenden Proben gemeinsam mit einer Negativ- (nur<br />

Reagenzien) und einer Positivprobe (Referenzmaterial: Bienen Roetschi) verarbeitet.<br />

Im Anschluss daran wurde eine real-time PCR durchgeführt. Insgesamt wurden<br />

sieben PCR- Durchgänge (siehe 4.1) durchgeführt.<br />

Neun Proben wurden zweimal extrahiert (EFB_43 bis EFB_51), um die<br />

Extraktionseffizienz zu testen.<br />

Grundsätzlich wurden 4 PCR-Läufe pro Probenextrakt mit jeweils einer Wiederholung<br />

pro PCR-Lauf durchgeführt. In einigen Fällen mit unklaren Ergebnissen erfolgten<br />

weitere PCR-Läufe, um die Ergebnisse abzusichern. 3 Proben (EFB_3, EFB_29,<br />

EFB_36) wurden im PCR-Durchgang Nr. 4 jeweils in 4 Wiederholungen getestet.<br />

3 Ergebnisse<br />

In 14 von 51 (= 27,5 %) untersuchten Proben konnte die DNA des Erregers<br />

Melissococcus plutonius nachgewiesen werden. Fünf dieser Proben wurden aufgrund<br />

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des ermittelten Ct-Wertes < 40 als „nachweisbar“ für DNA von Melissococcus<br />

plutonius und neun Proben als „schwach nachweisbar“ (Ct-Werte ≥ 40) eingestuft. In<br />

37 Proben war Melissococcus plutonius nicht nachweisbar (siehe Tabelle 6).<br />

Legende zu Tabelle 6:<br />

Neg. negativ<br />

- nicht durchgeführt<br />

Farbcodierung:<br />

Nicht nachweisbar (nicht n.)<br />

Nachweisbar, Ct-Werte < 40<br />

Schwach nachweisbar (schwach n.), Ct-Werte ≥ 40<br />

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Probenbezeichnung<br />

PCR-Durchgang<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Ergebnis<br />

EFB_1 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_2 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_3 Neg. Neg. 40,13 Neg.* Neg. - - Schwach n.<br />

EFB_4 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_5 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_6 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_7 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_8 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_9 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_10 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_11 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_12 22,47 23,31 23,00 23,29 24,22 - - nachweisbar<br />

EFB_13 23,75 23,27 22,80 23,19 23,92 - - nachweisbar<br />

EFB_14 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_15 30,40 31,23 31,13 31,28 32,16 - - nachweisbar<br />

EFB_16 Neg. Neg. Neg. 40,48 41,05 - Neg. Schwach n.<br />

EFB_17 21,98 22,82 23,34 23,21 23,76 - - nachweisbar<br />

EFB_18 Neg. 41,58 Neg. Neg. 40,86 - Neg. Schwach n.<br />

EFB_19 Neg. Neg. Neg. 40,79 Neg. - Neg. Schwach n.<br />

EFB_20 Neg. Neg. Neg. 40,70 Neg. - Neg. Schwach n.<br />

EFB_21 34,17 36,06 34,75 35,15 35,32 - - nachweisbar<br />

EFB_22 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_23 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_24 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_25 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_26 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_27 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_28 Neg. Neg. Neg. Neg. Neg. - - Nicht n.<br />

EFB_29 Neg. Neg. 43,79 Neg.* - - - Schwach n.<br />

EFB_30 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_31 Neg. Neg. Neg. 42,89 - 41,31 Neg. Schwach n.<br />

EFB_32 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_33 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_34 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_35 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

Tabelle 6, Teil 1: Ergebnisse der durchgeführten PCR-Läufe mit Echtproben<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


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Probenbezeichnung<br />

PCR-Durchgang<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Ergebnis<br />

EFB_36 Neg. Neg. 41,22 Neg.* - 42,05 Neg. Schwach n.<br />

EFB_37 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_38 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_39 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_40 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_41 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_42 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_43 41,59 Neg. Neg. Neg. - - - Schwach n.<br />

EFB_44 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_45 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_46 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_47 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_48 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_49 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_50 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_51 Neg. Neg. Neg. Neg. - - - Nicht n.<br />

EFB_43_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_44_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_45_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_46_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_47_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_48_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_49_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_50_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

EFB_51_2 - Neg. Neg. Neg. - Neg. -<br />

Tabelle 6, Teil 2: Ergebnisse der durchgeführten PCR-Läufe mit Echtproben und<br />

Ergebnisse<br />

* 4 Wiederholungen, stets negativ<br />

3.1 Ergebnis der Untersuchungen von Bienenproben aus<br />

Österreich nach Bundesländern<br />

In 14 der 51 untersuchten Bienenproben war DNA der Erregers Melissococcus<br />

plutonius nachweisbar. Die Ergebnisse waren nach Bundesländern unterschiedlich<br />

verteilt.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 31 von 45<br />

Die Abb. 6 zeigt die Herkunft der positiven und negativen Proben nach<br />

Bundesländern.<br />

Abb. 6: Ergebnisse des Erreger-Nachweises in Bienenproben aus den Bundesländern<br />

Österreichs<br />

DNA des Erregers war in vier Proben aus Tirol (EFB 12, EFB 13, EFB 15 und EFB 17;<br />

Ct-Werte zwischen 21,98 und 32,16) und in einer Probe aus Salzburg (EFB 21; Ct-<br />

Werte zwischen 34,17 und 36,06) „nachweisbar“. Neun Proben wurden als positiv mit<br />

dem Ergebnis „schwach nachweisbar“ eingestuft. Diese Proben stammten aus<br />

Burgenland (EFB 3 und EFB 43; Ct-Werte zwischen 40,13 und 41,59),<br />

Niederösterreich (EFB 36, Ct-Werte zwischen 41,22 und 42,05), Oberösterreich (EFB<br />

19 und EFB 29; Ct-Werte zwischen 40,79 und 43,79), Kärnten (EFB 31; Ct-Werte<br />

zwischen 41,31 und 4,89), Salzburg (EFB 18; Ct-Werte zwischen 40,86 und 41,58)<br />

und Tirol (EFB 16 und EFB 20; Ct-Werte zwischen 40,48 und 41,05).<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 32 von 45<br />

In Abb. 7 werden die regionale Herkunft der Proben und die Ergebnisse dargestellt.<br />

Abb. 7: Ergebnisse des Erreger-Nachweises in Österreich, geografisch dargestellt<br />

3.2 Symptombeschreibung und Untersuchungsergebnis<br />

Abbildung 8 zeigt eine Zusammenschau der von den ImkerInnen an den beprobten<br />

Völkern beobachteten Symptome mit den Analyseergebnissen. Von insgesamt 14<br />

Völkern mit klinischen EFB-Symptomen, war in 6 Fällen der Test auf DNA des<br />

Erregers Melissococcus plutonius positiv („nachweisbar“ oder „schwach<br />

nachweisbar“). Bei 35 beprobten Völkern wurden keine Symptome festgestellt, davon<br />

war in 7 Fällen der EFB-Erregerbefund positiv ( „nachweisbar“ oder „schwach<br />

nachweisbar“). Zu zwei Bienenproben wurden keine Angaben bezüglich der<br />

Symptomatik gemacht. In einer dieser Proben wurde ebenfalls DNA des Erregers<br />

Melissococcus plutonius nachgewiesen.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 33 von 45<br />

Abb. 8: Symptombeschreibung durch die ImkerInnen und Untersuchungsergebnis<br />

4 Diskussion<br />

Im Vergleich von positiven (von Frau Dr. Alexandra Roetschi zur Verfügung gestellt)<br />

und negativen Referenzproben konnte die analytische Spezifität der an der Abteilung<br />

für Bienenkunde und Bienenschutz implementierten real time PCR zum Nachweis von<br />

Melissococcus plutonius bestätigt werden.<br />

Anhand der unterschiedlichen Ct-Werte war auch eine relative Quantifizierung der<br />

Erregermenge möglich (Ct-Werte < 40 = „nachweisbar; Ct-Werte ≥ 40 = „schwach<br />

nachweisbar“).<br />

Weitere Schritte für eine absolute Quantifizierung – inklusive Ermittlung der<br />

Nachweis- und Bestimmungsgrenze - waren nicht Ziel dieser Arbeit und wurden<br />

nicht durchgeführt.<br />

Die Ergebnisse zeigten, dass Melissococcus plutonius an Bienen aus österreichischen<br />

Beständen in unterschiedlicher Häufigkeit und Menge zu finden ist.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 34 von 45<br />

Bei den Proben mit Ct-Werten ≥ 40 ist von sehr niedriger Bakterienmenge<br />

auszugehen, bei der laut Roetschi (2011, persönliche Mitteilung) kein klinischer<br />

Krankheitsausbruch zu erwarten ist.<br />

Budge et al. (2010) zeigten, dass Bienen aus symptomfreien Völkern aus Ständen<br />

ohne erkrankte Völker in signifikant geringerem Ausmaß positive Erregernachweise<br />

für Melissococcus plutonius aufwiesen, als Bienen aus symptomlosen Völkern auf<br />

Ständen mit erkrankten Völkern. Daher ist in Hinblick auf EFB der Bienenstand als<br />

epidemiologische Einheit zu betrachten.<br />

Die hohe Sensitivität des Erregernachweises auf Bienen bietet eine Möglichkeit der<br />

Früherkennung einer potentiellen Gefährdung, aber auch eine Möglichkeit der<br />

Überprüfung des Erfolges einer Sanierung.<br />

Bei den der Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz durchgeführten<br />

Untersuchungen waren in den letzten Jahren nur vereinzelt positive EFB-Befunde<br />

aufgetreten. Von 89 im Zeitraum 2006 bis Ende 2011 auf EFB untersuchten<br />

Brutproben waren lediglich bei zwei Proben EFB-Symptome aufgetreten und der PCR-<br />

Nachweis für Melissococcus plutonius positiv (Derakhshifar, 2012, unveröffentlicht).<br />

Ein länger zurückliegender Fall lag in Oberösterreich, der jüngste Fall lag in Tirol<br />

(Frühjahr 2011). Im Umfeld dieses Tiroler Betriebes erfolgte im Rahmen dieser Arbeit<br />

eine verdichtete Probenahme. Hier war der Erreger der EFB in vier der elf<br />

untersuchten Proben „nachweisbar“, in einer Probe „schwach nachweisbar“. Sowohl<br />

Bienenproben aus symptomlosen Völkern als auch aus Völkern mit Symptomen<br />

waren positiv. Dieser Befund zeigt klar eine erhöhte Prävalenz des Erregers in dieser<br />

Region mit einem klinischen Ausbruch der Erkrankung.<br />

Die Hypothese, dass in Vorarlberg aufgrund der Nähe zur Schweiz, in der EFB<br />

gehäuft auftritt, ein Vorkommen des EFB-Erregers wahrscheinlicher wäre, konnte<br />

nicht bestätigt werden. In keiner der 5 Proben aus Vorarlberg wurde DNA von<br />

Melissococcus plutonius nachgewiesen. Für eine statistisch abgesicherte Aussage<br />

wäre allerdings ein wesentlich größerer Stichprobenumfang erforderlich.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 35 von 45<br />

In der vorliegenden Arbeit bestand ein klarer Zusammenhang zwischen der<br />

Beobachtung klinischer Symptome durch die ImkerInnen (lückiges Brutnest,<br />

Erscheinungsbild der unverdeckelten Brutstadien) und dem Erreger-Nachweis. Bei<br />

Völkern mit klinischen Anzeichen der EFB-Erkrankung konnte das Vorkommen von<br />

Melissococcus plutonius in den Völkern anhand der Bienenproben in 43 % der Fälle<br />

bestätigt werden. Hingegen war der Erreger-Nachweis aus Völkern ohne klinische<br />

Symptome nur in 20 % der Fälle positiv. Ein lückenhaftes Brutnest ist somit als<br />

wesentliches Indiz für ein mögliches Erregervorkommen zu werten und sollte immer<br />

beachtet werden und Anlass für weitergehende Untersuchungen auf Brutkrankheiten<br />

(z.B. Amerikanische Faulbrut, Europäische Faulbrut, Sackbrut, Kalkbrut, Erkrankung<br />

durch starken Varroabefall oder das Akute Bienenparlayse Virus) sein.<br />

Grundsätzlich sollten aus Gründen der Krankheitsvorbeugung keine Jungvölker aus<br />

Völkern mit unruhigem Brutbild gebildet werden und derartige Völker nicht als Zuchtbzw.<br />

Pflegevölker in der Königinnenzucht verwendet werden.<br />

Hinsichtlich des Krankheitsverlaufes gibt es für die weltweit verbreitete (Bradbear<br />

1988, zitiert nach Bailey & Ball, 1991) Europäische Faulbrut unterschiedliche<br />

Berichte. Diese reichen von letalem Verlauf bis zur Möglichkeit der Selbstheilung<br />

eines Volkes unter günstigen Bedingungen.<br />

Da der Erreger unabhängig von der geographischen Herkunft genetisch sehr<br />

homogen ist und die Variationen der Virulenz von Isolaten gering sind, sind diese<br />

Unterschiede des Krankheitsverlaufes wohl in den Bienenpopulationen und/oder den<br />

imkerlichen Maßnahmen begründet (Forsgren, 2010). Dazu sind jedoch weitere<br />

wissenschaftliche Untersuchungen vonnöten.<br />

Hinsichtlich Desinfektionsmaßnahmen gibt es interessante Ergebnisse von Charrière<br />

& Roetschi (2012) aus Kontaminierungsversuchen mit Melissococcus plutonius.<br />

Dabei zeigte sich, dass die Infektiösität bei Auftrag der Bakteriensuspension auf Holz<br />

nach einem Jahr Lagerung bei -20° C nicht abnahm, während dies bei 4 °C und bei<br />

Raumtemperatur in hohem Ausmaß der Fall war. Der Wildstamm zeigte eine<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 36 von 45<br />

Reduktion der Bakterien um den Faktor 10 2 , der Typstamm zeigte keine Infektiosität<br />

mehr.<br />

Auch im Honig (sowohl Nektar- als auch Honigtauhonig) waren nach einem Jahr<br />

keine infektiösen Bakterien des Melissococcus plutonius Wildstammes und des<br />

Typstammes mehr nachweisbar. Dies zeigt, dass bei Sanierungsmaßnahmen bei<br />

Europäischer Faulbrut dem Faktor Zeit eine große Rolle zukommen kann.<br />

Grundsätzlich ist mit der Infektiosität von kontaminiertem imkerlichen Material über<br />

mehrere Monate ist zu rechnen, allerdings wird das infektiöse Bakterienreservoir<br />

vermindert, wenn beispielsweise Beutenmaterial zumindest ein Jahr nicht in der<br />

Imkerei verwendet wird.<br />

Insgesamt zeigt das Ergebnis der vorliegenden Arbeit, dass Melissococcus plutonius,<br />

der Erreger der Europäischen Faulbrut, in österreichischen Bienenbeständen<br />

vorkommt. Da für EFB keine Anzeigepflicht besteht und bisher keine systematischen<br />

Untersuchungen zum Vorkommen von klinischen Symptomen bzw. des Erregers an<br />

Brut und Bienen durchgeführt wurden, können über die Prävalenz bzw. zur<br />

möglichen wirtschaftlichen Bedeutung der EFB keine präzisen Aussagen gemacht<br />

werden. Da von Imkerseite nur sehr sporadisch Verdachtsmeldungen auf EFB<br />

einlangen bzw. an den von den Amtstierärzten eingesandten Brutproben an die<br />

Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz Brutproben - auch in AFB-negativen<br />

Fällen - äußerst selten klinische Symptome der EFB erkennbar sind, dürfte diese<br />

Erkrankung in Österreich, im Gegensatz beispielsweise zur Schweiz, kein<br />

wirtschaftliches Problem darstellen.<br />

5 Zusammenfassung<br />

Im Rahmen des Projektes wurde das mögliche Vorkommen von Melissococcus<br />

plutonius, des Erregers der Europäischen Faulbrut (EFB) bei Bienen, in Österreich<br />

untersucht. Anlass zu diesen Analysen war das verbreitete Auftreten der Erkrankung<br />

in manchen Teilen der Schweiz, aus dem sich die Frage ableitete, ob dieser Erreger<br />

auch in Österreich in Bienenvölkern nachweisbar ist.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 37 von 45<br />

Im ersten Schritt wurde an der Abteilung Bienenkunde und Bienenschutz der <strong>AGES</strong><br />

eine molekularbiologische Methode (Real-time PCR) (nach Roetschi et al., 2008) zum<br />

Erregernachweis etabliert. Zur Methodenvalidierung diente von Frau Dr. Alexandra<br />

Roetschi (Zentrum für Bienenforschung, Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-<br />

Posieux ALP, Liebefeld, CH-3003 Bern) zur Verfügung gestelltes positives<br />

Referenzmaterial (Bienen, Suspensionen, DNA-Extrakte) aus der Schweiz.<br />

Im zweiten Schritt diente diese Methode dann zur Analyse der insgesamt 51<br />

Bienenproben, die von österreichischen Imkern und Imkerinnen aus allen neun<br />

Bundesländern zur Verfügung gestellt worden waren. Schwerpunkte der Probenahme<br />

lagen im Grenzgebiet zur Schweiz (Vorarlberg) und in der Umgebung eines<br />

nachweislich an EFB erkrankten Volkes (Tirol). Nähere Details zu den Proben, deren<br />

Herkunft und zum Zustand der Völker wurden mit Hilfe eines an die ImkerInnen<br />

übermitteln Fragebogens erhoben.<br />

Bei 14 der 51 untersuchten Bienenproben (28 %) brachte die Analyse ein positives<br />

Ergebnis, das heißt, die DNA des Erregers war nachweisbar. Fünf dieser Proben<br />

wurden als „nachweisbar“ (Ct-Wert < 40), neun als „schwach nachweisbar“ (Ct-Wert<br />

≥ 40), eingestuft. Bei 37 Proben (72 %) war das Untersuchungsergebnis negativ. Bei<br />

6 der 14 positiven Proben (43 %) hatten die ImkerInnen auf den Fragebögen<br />

angegeben, dass bei den Völkern klinische Symptome an der Brut vorhanden waren.<br />

Dieses Ergebnis zeigt, dass der Erreger der Europäischen Faulbrut in Österreich<br />

vorkommt. Zur Häufigkeit des Auftretens einer EFB-Erkrankung liegen keine<br />

offiziellen Zahlen vor, da die Europäische Faulbrut in Österreich nicht anzeigepflichtig<br />

ist (Bienenseuchengesetz 1988, Novelle 2005, BSG).<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 38 von 45<br />

6 Danksagung<br />

Wir möchten uns bei all jenen bedanken, die direkt oder indirekt zur Entstehung<br />

dieses Projektes in Form fachlicher oder anderweitiger Unterstützung beigetragen<br />

haben.<br />

Besonderer Dank gilt Frau Dr. Alexandra Rötschi (Zentrum für Bienenforschung,<br />

Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP, Liebefeld, CH-3003 Bern) für<br />

das Bereitstellen von Proben und den offenen und sehr freundlichen<br />

Informationsaustausch.<br />

Dank gilt ebenfalls dem Imkerdachverband „Biene Österreich“ und dem BMLFUW für<br />

die Bereitstellung der Förderung aus der Sonderrichtlinie 1234/2007<br />

(Imkereiförderung).<br />

Sehr herzlich möchten wir uns bei all jenen Imkern, Imkerinnen und Bienen<br />

Österreichs herzlich bedanken, ohne die dieses Projekt nicht möglich gewesen wäre.<br />

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Seite 39 von 45<br />

7 Abkürzungen und Begriffserklärungen<br />

<strong>AGES</strong>: Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit<br />

BGBl.: Bundesgesetzblatt<br />

BIEN: Abteilung für Bienenkunde und Bienenschutz, <strong>AGES</strong><br />

BSG: Bienenseuchengesetz<br />

Ct-Wert: cycle threshold (Beginn des exponentiellen Anstiegs der Kurve)<br />

DNA: Desoxyribonukleinsäure<br />

FAM: carboxyfluorescein<br />

MGB: dihydrocyclopyrroloindole tripeptide minor groove binder<br />

NFQ: Non fluorescent quencher<br />

PCR: Polymerase Chain Reaction<br />

vH: von Hundert<br />

Collection-Tube: Sammel-Röhrchen<br />

Extraction Bag: Kunststoffsäckchen zur Probenaufarbeitung<br />

Spinsäule: Zentrifugationssäule<br />

Tube Rack: Gestell für Reaktionsgefäße<br />

Tube: Reaktionsröhrchen (meist 0,5 bis 2 ml)<br />

Anmerkung: Im Text wurden etliche in der Laborpraxis gängige Anglizismen<br />

verwendet, da diese häufig von Herstellern von Laborgeräten oder Bedarfsprodukten<br />

genannt werden und somit eine unmittelbare Zuordnung erlauben.<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 40 von 45<br />

8 Literatur<br />

<strong>AGES</strong> (2008) Merkblatt: Amerikanische Faulbrut, URL:<br />

http://www.ages.at/uploads/media/Merkblatt_Europaeische_Faulbrut_Nov_2008.<strong>pdf</strong><br />

Zugriff: August 2013<br />

<strong>AGES</strong> (2008) Merkblatt: Europäische Faulbrut, URL:<br />

http://www.ages.at/uploads/media/Amerikanische_Faulbrut_Merkblatt_2_Nov08.<strong>pdf</strong><br />

Zugriff: August 2013<br />

Alippi A. M. (1999) Bacterial Diseases. In Colin M.E. (ed.), Ball B. V. (ed.), Kilani M.<br />

(ed.). Bee disease diagnosis. Zaragoza: CIHEAM, 1999, Options Méditerranéennes:<br />

25. 31-58<br />

Bailey L. (1957) The isolation and cultural characteristics of Streptococcus pluton and<br />

further observations on ‘Bacterium eurydice’, Journal of General Microbiology 17, 39-<br />

48<br />

Bailey L., Ball B.V. (1991) Honey Bee Pathology, 2. Edition, Academic Press Limited,<br />

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Bailey L., Collins M.D. (1982) Reclassification of ´Streptococcus pluton´ (White) in a<br />

new genus Melissococcus, as Melissococcus pluton nom. rev.; comb. nov., Journal of<br />

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Bienenseuchengesetz BGBl. Nr. 290/1988 (Novelle 2005)<br />

Budge, G. E., Barrett B., Jones B., Pietravalle S., Marris G., Chantawannakul P.,<br />

Thwaites R., Hall J., Cuthbertson A. G. S, Brown M. A. (2010) The occurrence of<br />

Melissococcus plutonius in healthy colonies of Apis mellifera and the efficacy of<br />

European foulbrood control measures, Journal of invertebrate Pathology 105, 164-<br />

170<br />

Cheshire F.R., Cheyne W.W. (1885) The pathogenic history and the history under<br />

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Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 41 von 45<br />

FERA, The Food and Environment Research Agency (2013) Foul Brood Disease of<br />

Honey Bees and other common brood disorders, 14-23, URL:<br />

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2013)<br />

Forsgren, E. (2010) European foulbrood in honey bees, Journal of invertebrate<br />

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Imdorf A., Belloy L., Charrière J.D., Kuhn R., Berthoud H., Gallmann P. (2005)<br />

Sauerbrut - Eine heimtückische Brutkrankheit, Schweizerische Bienen-Zeitung 128,<br />

(12), 19-22<br />

Lehnherr B., Duvoisin N. (2001) Biologie der Honigbienen, Fachschriftenverlag VDRB,<br />

96 f.<br />

Linder, Arthur (1947) zitiert nach Fries (pers. Mitteilung)<br />

McKee B.A., Djordjevic S.P., Goodman R.D., Hornitzky M.A. (2003) The detection of<br />

Melissococcus pluton in honey bees (Apis mellifera) and their products using a heminested<br />

PCR, Apidologie 34, 19-27<br />

Ritter W. (1994) Bienenkrankheiten, Verlag Eugen Ulmer & Co. Stuttgart, 49-52<br />

Ritter W. (1996) Diagnostik und Bekämpfung der Bienenkrankheiten, Gustav Fischer<br />

Verlag Jena, 37 f., 93-97<br />

Roetschi A., Berthoud H., Kuhn R., Imdorf A. (2008) Infection rate based on<br />

quantitative real-time PCR of Melissococcus plutonius, the causal agent of European<br />

foulbrood, in honeybee colonies before and after apiary sanitation, Apidologie 39,<br />

362-371<br />

Shimanuki H. (1990) Bacteria, in: Honey Bee Pests, Predators and Diseases, 2 nd edn,<br />

Morse, R. A. and Nowogrodzki, R. (eds.). Cornell University Press, USA, 27-47<br />

Trüper H.G., de’ Clari L. (1998) Taxonomic note: erratum and correction of further<br />

specific epithets formed as substantives (nouns) “in apposition”, International Journal<br />

of Systematic Bacteriology 48, 615. Zitiert nach Roetschi et al. (2008)<br />

Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 42 von 45<br />

Tschumi, M. (2011) Sanierung der Sauerbrut auf einem Bienenstand, URL:<br />

http://www.agroscope.admin.ch/imkerei/00316/00325/index.html?lang=de, Zugriff:<br />

August 2013<br />

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Projekt: Molekularbiologische Untersuchungen zum möglichen Vorkommen von Melissococcus plutonius (Erreger der<br />

Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 43 von 45<br />

9 Anhang<br />

9.1 Fragebogen<br />

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Europäischen Faulbrut) an Bienen in Österreich


Seite 44 von 45<br />

Fragebogen<br />

„Projekt: Mögliches Vorkommen von Melissococcus plutonius“<br />

1 Persönliche Angaben (Imker, Imkerin)<br />

Name:<br />

Straße:<br />

PLZ:<br />

Ort:<br />

Telefon:<br />

E-Mail:<br />

mobil:<br />

Fax:<br />

Hausnummer:<br />

2 Angaben zum Bienenstand<br />

Bezeichnung des Bienenstandes:<br />

PLZ-Standgemeinde:<br />

Katastralgemeinde:<br />

Bezirk:<br />

Seehöhe (m): …………………<br />

Standgemeinde:<br />

Bundesland:<br />

3 Datum der Probenahme: …………………… Volk Nr.: …………………<br />

4 sind Symptome der Europäischen Faulbrut am beprobten Volk zu beobachten?<br />

(zutreffendes ankreuzen)<br />

verdrehte Rundmaden eingesunkene Zelldeckel löchrige Zelldeckel<br />

lückiges Brutnest stehengebliebene Zellen lockersitzende Schorfe<br />

sonstige Anmerkungen:<br />

……………………………………………………………………………………………………………………….<br />

……………………………………………………………………………………………………………………….<br />

……………………………………………………………………………………………………………………….<br />

Gerne stehen wir Ihnen für Rückfragen zur Verfügung. (E-Mail:<br />

bienen@ages.at )<br />

Tel: Dr. Moosbeckhofer: 050 555/33121 oder 0664/839 80 69<br />

Dr. Derakhshifar: 050 555/33122<br />

DI Köglberger: 050 555/33127<br />

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