Diagnosen der Moderne: Friedrich A. von Hayek - Walter Eucken ...
Diagnosen der Moderne: Friedrich A. von Hayek - Walter Eucken ...
Diagnosen der Moderne: Friedrich A. von Hayek - Walter Eucken ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
„Beiträge zur Theorie <strong>der</strong> Entwicklung des Bewusstseins“, <strong>der</strong> später überarbeitet<br />
als „The Sensory Or<strong>der</strong>“ 12 veröffentlicht wurde und <strong>von</strong> vielen Interpreten<br />
als wichtiger und eigener Beitrag zu einer mo<strong>der</strong>nen evolutionären<br />
Erkenntnistheorie, aber auch als Keimzelle <strong>der</strong> Evolution des <strong>Hayek</strong>’schen<br />
Denkens selbst interpretiert wurde. 13 Ich kann hier nur darauf hinweisen, dass<br />
komplexe Zusammenhänge bestehen zwischen dem, was man <strong>Hayek</strong>s „evolutionäre<br />
Erkenntnistheorie“, seine „evolutionäre Wissenschaftstheorie“ und<br />
seine „evolutionäre Gesellschaftstheorie“ nennen kann14 . Beson<strong>der</strong>s auf Letztere<br />
wird hier im Hinblick auf die Entstehung <strong>der</strong> (Theorien <strong>der</strong>) „Mo<strong>der</strong>ne“<br />
einzugehen sein.<br />
Nicht ganz vergessen darf man dabei, dass <strong>Hayek</strong> schließlich Ökonom war<br />
und seine Idee <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Konstellation erfolgreicher Selbstorganisation<br />
spontaner, erweiterter Ordnungen sich zunächst am Beispiel <strong>der</strong> Marktordnung<br />
hat beweisen müssen. Seinen Nobelpreis bekam <strong>Hayek</strong> 1974 für seine<br />
geld- und konjunkturtheoretischen Arbeiten <strong>der</strong> 1930er Jahre, die er inzwischen<br />
selbst schon beinahe komplett aufgegeben hatte. 15 Zum Glück war<br />
<strong>Hayek</strong> aber nicht nur Ökonom. Seine Ökonomik weitet sich spätestens seit<br />
den späteren 1930er Jahren zu einer allgemeinen Sozialtheorie, zur Theorie<br />
sozialer Phänomene als komplexe Systeme ungeplant zunehmen<strong>der</strong> Arbeitsund<br />
vor allem Wissensteilung (was auch als Kennzeichen <strong>der</strong> „Mo<strong>der</strong>ne“<br />
gelten mag). <strong>Hayek</strong> versucht, zunächst und vor allem anhand <strong>der</strong> spontanen<br />
Ordnung des Marktgeschehens, die Bedingungen erfolgreicher Plankoordination<br />
in abstrakten Großgesellschaften herauszufinden: das mo<strong>der</strong>ne Mysterium<br />
<strong>der</strong> „Verwertung des Wissens in <strong>der</strong> Gesellschaft. 16 “<br />
Das ökonomische Problem <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne: katallaktische Wissensteilung<br />
Etymologisch streng genommen war <strong>Hayek</strong> auch als Wirtschaftswissenschaftler<br />
kein „Ökonom“. Bekanntlich leitet sich <strong>der</strong> Begriff „Ökonomie“<br />
(economics, économie, economia) aus dem Griechischen ab, aus <strong>der</strong> Kombination<br />
<strong>von</strong> „oikos“ und „nomos“, was man mit „Haus(halt)“ und „Gesetz(esordnung)“<br />
übersetzen kann. Ökonomie verstanden die vormo<strong>der</strong>nen<br />
Denker (wie später Kameralisten o<strong>der</strong> Merkantilisten) deshalb in einem engeren<br />
Sinne auch als eine Art Lehre <strong>der</strong> guten, vernünftigen, sparsamen Haushaltsführung.<br />
Damit implizierte aber schon das Wort „Ökonomie“, dass<br />
12 <strong>Hayek</strong> (1952).<br />
13 Vgl. hierzu etwa: Caldwell (2004; Kap. 12), Streit (1992), Holl (2004).<br />
14 Vgl. hierzu Radnitzky (1983), Bouillon (1991), Engel (2003).<br />
15 Seine Krisentheorie sollte heute wie<strong>der</strong> sehr „mo<strong>der</strong>n“ sein, da seine Analyse geldpolitisch<br />
induzierter Überinvestitionen („Blasen“) erstaunlich gut auf die aktuelle Situation passt.<br />
Aber dies ist nicht mein Thema.<br />
16 <strong>Hayek</strong> (1945, 1976).<br />
5