Nr. 17 - Greuthof Verlag – Ein Kurs in Wundern
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Der <strong>Kurs</strong> bietet uns e<strong>in</strong> Vorbild, dem wir nacheifern<br />
können, wenn wir versucht s<strong>in</strong>d, auf Angriff mit An-<br />
griff zu reagieren. Wenn wir erkennen, welchen Preis<br />
wir für unsere Reaktion zahlen, bitten wir darum, un-<br />
sere Wahrnehmungen zu verändern, um statt Angriff<br />
Angst zu sehen. Dies bedeutet, dass wir den »Angriff«<br />
nicht persönlich nehmen, sodass wir ihn als den Ruf<br />
nach Hilfe sehen können, der er ist, als den <strong>–</strong> wenn<br />
auch unbewussten <strong>–</strong> Wunsch, aus dem Ego-Albtraum<br />
des Leidens und Todes aufzuwachen. In e<strong>in</strong>er Passa-<br />
ge, <strong>in</strong> der er über den Heiligen Geist spricht, sagt<br />
Jesus:<br />
Auf welch freundlichere Weise könntest du K<strong>in</strong>der wecken<br />
als durch e<strong>in</strong>e sanfte Stimme, die sie nicht erschreckt, sondern<br />
nur daran er<strong>in</strong>nert, dass die Nacht vergangen und<br />
das Licht gekommen ist? … K<strong>in</strong>der verwechseln sehr wohl<br />
Phantasie und Wirklichkeit und haben Angst, weil sie den<br />
Unterschied nicht begreifen. Der Heilige Geist unterscheidet<br />
nicht zwischen Träumen. Er leuchtet sie e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>weg.<br />
Se<strong>in</strong> Licht ist immer der Ruf, aufzuwachen, ganz gleich,<br />
was du geträumt hast (T-6.V.2:1; 4:3-6).<br />
Wie der <strong>Kurs</strong> uns lehrt, zeigt das Wunder auf, dass wir<br />
e<strong>in</strong>en Traum träumen und dass se<strong>in</strong> Inhalt nicht wahr<br />
ist (T-28.II.7:1). Das Wunder kehrt also die Ego-Pro-<br />
jektion der Schuld um und schlägt sozusagen die ent-<br />
gegengesetzte Richtung e<strong>in</strong>. Während uns die Projek-<br />
tion vom Geist zum Körper br<strong>in</strong>gt, vom Träumer zur<br />
Traumfigur, br<strong>in</strong>gt das Wunder den Traum zu se<strong>in</strong>er<br />
Quelle im Geist zurück, die er <strong>in</strong> Wahrheit nie wirklich<br />
verlassen hat. So wird uns klar, dass der Zweck von<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong> und von Jesus als unserem Leh-<br />
rer dar<strong>in</strong> besteht, uns e<strong>in</strong>e umgekehrte Sicht der Welt<br />
zu geben. Statt die Welt als das zu sehen, was unsere<br />
Gefühle, Reaktionen und Verhaltensweisen bestimmt,<br />
erkennen wir, dass <strong>in</strong> Wirklichkeit unser Geist die Ur-<br />
sache von allem ist, was wir erfahren. Das macht uns<br />
nicht für das verantwortlich, was andere Egos tun,<br />
aber es macht uns dafür verantwortlich, wie wir auf<br />
das reagieren, was sie tun. Dies bedeutet ganz direkt,<br />
dass nichts <strong>–</strong> absolut nichts <strong>–</strong> die Macht hat, uns glück-<br />
lich oder traurig, fröhlich oder deprimiert zu machen:<br />
Der sche<strong>in</strong>bare Preis dafür, dass du den heutigen Gedanken<br />
[»Me<strong>in</strong>e Erlösung kommt von mir«] akzeptierst, ist dieser:<br />
Er bedeutet, dass nichts außerhalb von dir dich erlösen kann<br />
und nichts außerhalb von dir dir Frieden br<strong>in</strong>gen kann. Er<br />
bedeutet aber auch, dass nichts außerhalb von dir dich verletzen<br />
oder de<strong>in</strong>en Frieden stören oder dich <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Weise aufregen kann (Ü-I.70.2:1-2).<br />
Dies erklärt, warum wir uns nie aus dem Grund auf-<br />
regen (oder nicht gütig s<strong>in</strong>d), den wir me<strong>in</strong>en (Ü-I.5).<br />
Nicht die Welt oder die Menschen verursachen je un-<br />
ser Elend oder unser Glück, sondern nur der geheime<br />
Wunsch des falschges<strong>in</strong>nten Geistes, se<strong>in</strong> getrenntes<br />
Selbst aufrechtzuerhalten und für das, was es tut, fühlt<br />
4<br />
oder denkt, ke<strong>in</strong>e Verantwortung zu übernehmen. Da-<br />
her s<strong>in</strong>d alle Ereignisse, Situationen oder Beziehungen<br />
dasselbe, denn nichts davon kann uns bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Dies ist der Grund, warum der Heilige Geist »ke<strong>in</strong>en<br />
Unterschied zwischen Träumen macht«, wie wir <strong>in</strong> ei-<br />
ner anderen Passage des Textbuchs lesen:<br />
Sie [unsere s<strong>in</strong>nlosen Formen des Ersatzes für die Liebe] e<strong>in</strong>zeln<br />
zu beurteilen ist zwecklos. Ihre w<strong>in</strong>zigen Unterschiede<br />
<strong>in</strong> der Form s<strong>in</strong>d überhaupt ke<strong>in</strong>e wirklichen Unterschiede.<br />
Ke<strong>in</strong>e von ihnen ist von Belang. Das haben sie geme<strong>in</strong>, und<br />
sonst nichts. Doch was sonst ist nötig, um sie alle gleichzumachen?<br />
(T-18.I.7:8-12)<br />
Stellen wir uns die folgende Situation vor, die die meis-<br />
ten so oder ähnlich wahrsche<strong>in</strong>lich schon e<strong>in</strong>mal er-<br />
lebt haben: Wir fahren auf e<strong>in</strong>er verkehrsreichen Stra-<br />
ße und s<strong>in</strong>d nur darauf bedacht, möglichst bald unser<br />
Ziel zu erreichen. Der Verkehr wird immer dichter,<br />
wir stehen vor e<strong>in</strong>er Ampel und kommen nicht voran.<br />
Endlich sieht es so aus, als wenn es gleich weitergeht,<br />
denn es s<strong>in</strong>d nur noch wenige Autos vor uns. Die Am-<br />
pel wird grün und die Autos setzen sich <strong>in</strong> Bewegung,<br />
mit Ausnahme des Wagens direkt vor uns. Der Fahrer<br />
sche<strong>in</strong>t zu träumen, und unsere schon stark strapazier-<br />
te Geduld verwandelt sich <strong>in</strong> grenzenlose Wut. Wir<br />
explodieren <strong>in</strong>nerlich, drücken auf die Hupe, schimp-<br />
fen und fluchen. Aus unserer Sicht ist unsere Reaktion<br />
mehr als gerechtfertigt. Doch dann erkennen wir auf<br />
e<strong>in</strong>mal, dass der beschuldigte Fahrer gar nicht träumt,<br />
sondern über se<strong>in</strong>em Lenkrad zusammengesackt ist.<br />
Unser Zorn weicht augenblicklich dem Mitgefühl,<br />
und wir eilen dem Fahrer zu Hilfe, weil wir erkennen,<br />
dass es sich um e<strong>in</strong>en Notfall handelt.<br />
Die äußere Situation hat sich nicht verändert. Wir<br />
müssen immer noch unser Ziel erreichen <strong>–</strong> und wir<br />
s<strong>in</strong>d immer noch blockiert <strong>–</strong>, aber unsere Reaktion hat<br />
sich sichtlich verändert. Indem wir erkennen, dass die<br />
Verzögerung ke<strong>in</strong> »Fehler« des anderen ist und wir<br />
sie daher nicht persönlich nehmen müssen, verändert<br />
sich unsere Wahrnehmung, und unser liebloses Ver-<br />
halten wird freundlich. Wir können die Wahrneh-<br />
mung nicht länger rechtfertigen, dass der Fahrer uns<br />
dies antut, und deshalb gibt es ke<strong>in</strong>en Grund, lieblos<br />
zu se<strong>in</strong> und den Ego-Glauben zu verstärken, dass wir<br />
»<strong>in</strong> der Gewalt von D<strong>in</strong>gen jenseits von [uns s<strong>in</strong>d],<br />
von Kräften, die [wir] nicht kontrollieren [können],<br />
und von Gedanken, die [uns] gegen [unseren] Willen<br />
kommen« (T-19.IV-D.7:4).<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> solcher Wechsel kann ungeachtet der jeweili-<br />
gen Person erfolgen, denn jeder kämpft den gleichen<br />
schweren Kampf <strong>in</strong> dem Versuch, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt zu<br />
überleben, die nicht se<strong>in</strong> Zuhause ist. Ob die Men-<br />
schen auf sozial akzeptable Art handeln <strong>–</strong> was natür-