Nr. 17 - Greuthof Verlag – Ein Kurs in Wundern
Nr. 17 - Greuthof Verlag – Ein Kurs in Wundern
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LICHTBLICK Nº <strong>17</strong><br />
Studienbegleiter zu EIN KURS IN WUNDERN ®<br />
Herausgegeben vom <strong>Greuthof</strong> <strong>Verlag</strong>, Freiburg i.Br.<br />
unter Mitarbeit von Margarethe Randow-Tesch<br />
Beigabe zum <strong>Verlag</strong>sverzeichnis 2013<br />
VERGEBUNG<br />
Zur Vertiefung des Verständnisses von <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong> veröffentlichen wir <strong>in</strong> loser Folge im LICHTBLICK Beiträge<br />
von verschiedenen Autoren, die die Botschaft dieses bedeutenden geistigen Lehrwerks <strong>in</strong> ihrer ganzen philosophischen,<br />
psychologischen und spirituellen Tiefe bewahren und vermitteln. Insbesondere ist hier Dr. Kenneth Wapnick zu nennen,<br />
der eng mit der Herausgabe des <strong>Kurs</strong>es verbunden war und weltweit als dessen bester Kenner gilt.<br />
Sei gütig, denn jeder, dem du begegnest, kämpft e<strong>in</strong>en schweren Kampf<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>leitung<br />
Die Güte ist deckungsgleich mit anderen Eigenschaf-<br />
ten der Lehrer Gottes, die im Handbuch für Lehrer<br />
erörtert werden. Dazu gehören Toleranz (Abwesenheit<br />
von Urteil), Sanftmut (Abwesenheit von Schadenzufü-<br />
gen) und Großzügigkeit (Abwesenheit von Selbstsucht).<br />
Diese Eigenschaften basieren alle auf Christi Schau<br />
des geme<strong>in</strong>samen Bedürfnisses und Ziels, das sämtli-<br />
che sche<strong>in</strong>bar getrennten Fragmente der Sohnschaft<br />
mite<strong>in</strong>ander teilen. So lesen wir auf den Anfangsseiten<br />
des Handbuchs für Lehrer:<br />
Se<strong>in</strong>e [des Lehrers Gottes] Befähigung besteht e<strong>in</strong>zig <strong>in</strong><br />
diesem: Irgendwie, irgendwo hat er e<strong>in</strong>e bewusste Wahl getroffen,<br />
bei der er se<strong>in</strong>e Interessen nicht als von denen e<strong>in</strong>es<br />
anderen getrennt sah (H-1.1:2).<br />
Diese Fähigkeit, statt getrennter Interessen <strong>–</strong> das A und<br />
O des Ego <strong>–</strong> geme<strong>in</strong>same Interessen wahrzunehmen,<br />
steht im Mittelpunkt unserer täglichen Vergebungs-<br />
praxis. Jesus lehrt uns, die Menschen so zu sehen,<br />
wie er sie sieht: Sie s<strong>in</strong>d alle gleich, denn jeder teilt<br />
ausnahmslos denselben gespaltenen Geist, der aus<br />
dem falschges<strong>in</strong>nten Geist, dem rechtges<strong>in</strong>nten Geist<br />
und dem Entscheider besteht. Dies kommt deutlich<br />
im Titel dieses Artikels zum Ausdruck, wobei das<br />
Schlüsselwort jeder lautet. Dieser Titel ist e<strong>in</strong> Zitat,<br />
dessen exakte Quelle nicht bekannt ist. Man weiß<br />
nur, dass es entweder von Plato oder von Philo, ei-<br />
nem Platoniker aus dem ersten Jahrhundert n. Chr.,<br />
stammt. Wir sollen allen Menschen gegenüber gütig<br />
se<strong>in</strong>, denn jeder hier kämpft den gleichen schwe-<br />
ren Kampf <strong>in</strong> dem Versuch, mit dem Ego und sei-<br />
ner Welt zurechtzukommen. Das ist unser geme<strong>in</strong>-<br />
sames Problem, und zusammen müssen wir die<br />
geme<strong>in</strong>same Antwort f<strong>in</strong>den, sonst wird ke<strong>in</strong>er von<br />
uns sie f<strong>in</strong>den <strong>–</strong> das Pr<strong>in</strong>zip des Heiligen Geis-<br />
von Kenneth Wapnick<br />
tes lautet geme<strong>in</strong>sam oder gar nicht (T-19.IV-D.12:8).<br />
Wie bei allem <strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong>, müssen wir auf<br />
se<strong>in</strong>e metaphysischen Grundsätze zurückgreifen, die<br />
den Bezugsrahmen bilden, um se<strong>in</strong>e Lehren von Ver-<br />
gebung, <strong>Wundern</strong> und deren gütiger Anwendung <strong>in</strong><br />
unserem Leben e<strong>in</strong>ordnen zu können.<br />
Drei metaphysische Grundsätze,<br />
um zu lernen, gütig zu se<strong>in</strong><br />
Um Güte aus der Sicht des <strong>Kurs</strong>es verstehen zu kön-<br />
nen, müssen wir sie im Kontext der ursprünglich<br />
wahrgenommenen Lieblosigkeit Gott gegenüber<br />
sehen, die verstärkt wird durch unseren Glauben an<br />
die Realität von Sünde und Schuld. Da der <strong>Kurs</strong> lehrt,<br />
dass Ideen ihre Quelle nicht verlassen, Wahrnehmung<br />
durch Projektion erzeugt wird und die Zeit nur e<strong>in</strong>en<br />
Augen blick lang währte, ist der ursprüngliche, selbst-<br />
süchtige Gedanke der Lieblosigkeit immer bei uns.<br />
Doch bedeutet dies auch, dass die berichtigende Güte<br />
genauso immer bei uns ist.<br />
Ideen verlassen ihre Quelle nicht<br />
Aus der Perspektive des Zustands nach der Trennung<br />
betrachtet, bedeutet dieser Grundsatz, dass die Ge-<br />
danken des Geistes im Geist verbleiben, ungeachtet<br />
der Versuche des Ego, sie durch Projektion loswerden<br />
zu wollen. Dies heißt, dass die Projektion des Denk-<br />
systems der Schuld im Geist <strong>–</strong> das se<strong>in</strong>en Wunsch, e<strong>in</strong><br />
getrenntes Individuum zu se<strong>in</strong>, be<strong>in</strong>haltet <strong>–</strong> ihre Quel-<br />
le nie verlässt und dass es <strong>in</strong> Wahrheit ke<strong>in</strong>e Welt und<br />
ke<strong>in</strong>en Körper außerhalb unseres Geistes gibt:
Es gibt ke<strong>in</strong>e Welt losgelöst von de<strong>in</strong>en Wünschen, und da-<br />
r<strong>in</strong> liegt de<strong>in</strong>e letztendliche Befreiung. … Ideen verlassen<br />
ihre Quelle nicht. Dieses zentrale Thema ist oft im Textbuch<br />
vorgetragen worden, und du musst es dir vor Augen hal-<br />
ten, wenn du die heutige Lektion verstehen willst. … Es gibt<br />
ke<strong>in</strong>e Welt! Das ist der zentrale Gedanke, den der <strong>Kurs</strong> zu<br />
lehren versucht (Ü-I.132.5:1,3-4,6:2-3).<br />
Die direkte Implikation dieses Grundsatzes ist, dass<br />
das Problem und se<strong>in</strong>e Lösung im Geist liegen, und<br />
damit wird ausdrücklich alles entkräftet, was die Welt<br />
über die Beziehung zwischen Körper und Leiden<br />
lehrt. Unser nächster Grundsatz befasst sich speziell<br />
mit dem Thema von Ursache und Wirkung.<br />
Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt<br />
Folgen wir der Führung des Ego, projizieren wir, aber<br />
der Schleier des Vergessens, der über unseren Geist<br />
fällt, hält uns davon ab, uns daran zu er<strong>in</strong>nern, dass<br />
wir dies getan haben. Wir glauben deshalb, dass das,<br />
was wir außerhalb von uns wahrnehmen, wirklich<br />
dort und unabhängig von unserem Geist ist, dessen<br />
wir uns jetzt nicht mehr bewusst s<strong>in</strong>d. Doch ändert<br />
dies nichts an der Tatsache, dass das, was wir im<br />
Außen zu sehen glauben (den Körper: »das äußerliche<br />
Bild«), nichts anderes ist als das, was wir vorher im In-<br />
neren (den Geist: »e<strong>in</strong> <strong>in</strong>nerer Zustand«) als wirklich<br />
wahrgenommen haben:<br />
Wahrnehmung wird durch Projektion erzeugt. Die Welt,<br />
die du siehst, ist das, was du ihr gegeben hast, nicht mehr<br />
als das … Sie ist das Zeugnis für den Zustand de<strong>in</strong>es<br />
Geistes, das äußerliche Bild e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>neren Zustands (T-21.<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>l.1:1-2,5).<br />
Uns an dieses Pr<strong>in</strong>zip zu er<strong>in</strong>nern ist der Zweck des<br />
Wunders, das uns wieder <strong>in</strong>s Gedächtnis ruft, dass wir<br />
(der Entscheider im Geist) der Träumer des Traums<br />
s<strong>in</strong>d und nicht e<strong>in</strong>e Figur im Traum. So wird unsere<br />
Aufmerksamkeit von der Welt und vom Körper weg <strong>in</strong><br />
den Geist zurückgebracht, von der Wirkung, nämlich<br />
unserem Leiden, zu der Ursache, der Entscheidung des<br />
Geistes für das Ego. Diese Entscheidung, e<strong>in</strong>zuschla-<br />
fen, wurde nur e<strong>in</strong>mal getroffen, doch wird sie ständig<br />
verstärkt oder aufgehoben, je nachdem, welche Wahl<br />
wir treffen. Daher lautet unser drittes Pr<strong>in</strong>zip:<br />
Die Zeit währte nur e<strong>in</strong>en Augenblick<br />
Die l<strong>in</strong>eare Zeit <strong>–</strong> Vergangenheit, Gegenwart und Zu-<br />
kunft <strong>–</strong> ist Teil der Strategie des Ego, mit der es uns<br />
überzeugen will, dass Körper wirklich s<strong>in</strong>d und <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Welt von Raum und Zeit kommen, die bereits<br />
2<br />
existierte, bevor wir geboren wurden, und weiter an-<br />
dauern wird, wenn wir gestorben s<strong>in</strong>d. Und so hat die<br />
gesamte Zeit <strong>in</strong> jenem e<strong>in</strong>en Augenblick stattgefunden<br />
und bleibt im Geist, der diesen Gedanken hatte:<br />
Die Zeit hat <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Geiste nur e<strong>in</strong>en Augenblick gedau-<br />
ert, ohne jedwede Wirkung auf die Ewigkeit. So ist die gan-<br />
ze Zeit vorbei, und alles ist genauso, wie es war, bevor der<br />
Weg <strong>in</strong>s Nichts gegangen wurde. Das w<strong>in</strong>zige Sekündchen<br />
Zeit, <strong>in</strong> dem der erste Fehler gemacht wurde <strong>–</strong> und alle ande-<br />
ren <strong>in</strong> diesem e<strong>in</strong>en Fehler <strong>–</strong>, enthielt auch die Berichtigung<br />
für diesen e<strong>in</strong>en und für alle, die <strong>in</strong>nerhalb des ersten kamen<br />
(T-26.V.3:3-5; <strong>Kurs</strong>ive v. Verf.).<br />
Dies bedeutet demnach, dass jede Erfahrung, die wir<br />
sche<strong>in</strong>bar machen, nichts anderes ist als e<strong>in</strong> bruchstück-<br />
hafter Schatten dieses ontologischen Augenblicks:<br />
Jeden Tag <strong>–</strong> jede M<strong>in</strong>ute e<strong>in</strong>es jeden Tages und jeden Augenblick,<br />
den jegliche M<strong>in</strong>ute birgt <strong>–</strong> durchlebst du nur erneut<br />
den e<strong>in</strong>en Augenblick, <strong>in</strong> dem die Zeit des Schreckens den<br />
Platz der Liebe e<strong>in</strong>nahm … Und solcherart ist jedes Leben:<br />
e<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bares Intervall von der Geburt zum Tod und wieder<br />
h<strong>in</strong> zum Leben, die Wiederholung e<strong>in</strong>es lange schon<br />
vergangenen Augenblicks, der nicht wiedererlebt werden<br />
kann. Und alle Zeit ist nur der verrückte Glaube, dass das,<br />
was vorbei ist, noch immer hier und jetzt ist (T-26.V.13:1,3-4).<br />
Und doch, <strong>in</strong> jeder Erfahrung, die wir zu machen<br />
sche<strong>in</strong>en, können wir auch die Spiegelung der Be-<br />
richtigung des Heiligen Geistes wählen und so den<br />
e<strong>in</strong>en Augenblick wiedererleben, <strong>in</strong> dem die Zeit der<br />
Liebe den Platz des Schreckens e<strong>in</strong>nahm. Dies ist un-<br />
sere Wahl: die Lieblosigkeit des Ego oder die Güte des<br />
Heiligen Geistes.<br />
Um es zusammenzufassen: Die Quelle der l<strong>in</strong>ea-<br />
ren Zeit liegt <strong>in</strong> der Entscheidung des Geistes für die<br />
vom Ego stammende unheilige Dreie<strong>in</strong>igkeit von Sünde,<br />
Schuld und Angst <strong>–</strong> des ersten (und e<strong>in</strong>zigen!) Fehlers.<br />
Wird diese Entscheidung nach außen projiziert und<br />
erzeugt e<strong>in</strong>e Welt von Raum und Zeit, dann wird<br />
Sünde zur Vergangenheit, Schuld zur Gegenwart und<br />
Angst zur Zukunft. Da Ideen ihre Quelle nicht verlassen<br />
und Wahrnehmung durch Projektion erzeugt wird, bleibt<br />
die Welt der Zeit, die wir wahrnehmen, dort, wo sie<br />
wirklich ist, nämlich im Geist: im Ego-Denksystem<br />
der Trennung, das dem Universum von Raum und<br />
Zeit vorangeht und das nur e<strong>in</strong>en Augenblick lang<br />
angedauert hat. Wenn wir verstehen, dass diese drei<br />
Pr<strong>in</strong>zipien die Grundlage für unsere tägliche Praxis<br />
bilden, können wir besser die gütige Lektion der Ver-<br />
gebung umsetzen, die der Heilige Geist lehrt, und<br />
lernen, unsere Brüder mit ihm zu verstehen, statt sie<br />
mit unserem Ego zu verurteilen.
Verstehen im Gegensatz zu Urteilen:<br />
e<strong>in</strong>fache Akte der Güte<br />
Ohne die obigen Erläuterungen wäre die folgende<br />
Passage aus dem Handbuch für Lehrer bestenfalls be-<br />
deutungslos und schlimmstenfalls Uns<strong>in</strong>n:<br />
Die e<strong>in</strong>fachste Ebene des Lehrens sche<strong>in</strong>t ziemlich oberflächlich<br />
zu se<strong>in</strong>. Sie besteht aus Begegnungen, die ansche<strong>in</strong>end<br />
ganz zufällig s<strong>in</strong>d: Zwei offenbar Fremde treffen »zufällig«<br />
im Fahrstuhl zusammen; e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, das nicht auf se<strong>in</strong>en Weg<br />
achtet, rempelt e<strong>in</strong>en Erwachsenen »aus Versehen« an; zwei<br />
Studenten gehen »zufällig« zusammen nach Hause. … Vielleicht<br />
werden die sche<strong>in</strong>bar Fremden im Fahrstuhl e<strong>in</strong>ander<br />
gegenseitig anlächeln; vielleicht wird der Erwachsene das<br />
K<strong>in</strong>d nicht dafür schelten, dass es ihn angerempelt hat; vielleicht<br />
werden die Studenten Freunde. Selbst auf der Ebene<br />
der beiläufigsten Begegnung ist es für zwei Menschen möglich,<br />
ihre separaten Interessen aus den Augen zu verlieren,<br />
und sei es nur für e<strong>in</strong>en Augenblick. Dieser Augenblick<br />
wird genügen. Die Erlösung ist gekommen (H-3.2:1-2, 5-8).<br />
Und aus dem Übungsbuch:<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> Bruder ist alle Brüder. Jeder Geist enthält alle Geister,<br />
denn jeder Geist ist e<strong>in</strong>s. Das ist die Wahrheit. Doch machen<br />
diese Gedanken die Bedeutung der Schöpfung klar?<br />
Br<strong>in</strong>gen diese Worte vollkommene Klarheit für dich mit<br />
sich? Was sonst als leere Töne können sie denn sche<strong>in</strong>bar<br />
se<strong>in</strong>, ganz hübsch vielleicht, richtig empfunden, jedoch im<br />
Grunde nicht verstanden noch verständlich? Der Geist, der<br />
sich selbst gelehrt hat, konkret zu denken, kann Abstraktion<br />
nicht mehr <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne erfassen, dass sie allumfassend<br />
ist. Wir müssen e<strong>in</strong> wenig sehen, um viel zu lernen<br />
(Ü-I.161.4:1-7).<br />
Da unser Gehirn nur e<strong>in</strong> spezifischer Schatten des<br />
Ego-Denksystems von Trennung und Fragmentierung<br />
ist, kann es unmöglich die abstrakte Wahrheit »[e<strong>in</strong>es]<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong>sse<strong>in</strong>[s], das als e<strong>in</strong>s verbunden ist« (T-25.I.7:1)<br />
verstehen, denn es wurde gemacht, um nicht zu ver-<br />
stehen. Doch die Wahrheit bleibt, ungeachtet unseres<br />
Denkens, und e<strong>in</strong> simpler Akt der Güte e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />
gegenüber, das uns anrempelt, birgt ihre erlösende<br />
Botschaft von geme<strong>in</strong>samen Interessen <strong>in</strong> sich. Ver-<br />
ständnisvoll und gütig mit Menschen umzugehen,<br />
die e<strong>in</strong>en schlechten Tag haben, löst die mit unserem<br />
»schlechten Ur-Tag« verbundene Schuld auf, die aus<br />
unserem Glauben resultiert, von unserer Quelle ge-<br />
trennt se<strong>in</strong> zu wollen und das Unmögliche sogar voll-<br />
br<strong>in</strong>gen zu können <strong>–</strong> das heißt, e<strong>in</strong> Selbst machen zu<br />
können, das das Gegenteil des lebendigen und lieben-<br />
den <strong>E<strong>in</strong></strong>sse<strong>in</strong>s des Himmels ist.<br />
Das Schöne an der <strong>E<strong>in</strong></strong>fachheit dieser Lektion ist,<br />
dass wir sie den ganzen Tag über üben können, an je-<br />
dem Tag unseres Lebens. Zum Beispiel, wenn wir auf<br />
dem Weg zur Arbeit s<strong>in</strong>d und jemand ohne Rücksicht<br />
auf andere fährt oder wenn sich jemand vordrängelt,<br />
während wir <strong>in</strong> der Schlange warten, um unseren<br />
Morgenkaffee zu holen. Statt e<strong>in</strong> solches Verhalten<br />
3<br />
persönlich zu nehmen und dabei unsere Me<strong>in</strong>ung da-<br />
rüber, was zu unserem Besten ist, über den Frieden<br />
Gottes zu stellen, erkennen wir, dass diese »unsen-<br />
siblen« Menschen ebenso Teil derselben Sohnschaft<br />
s<strong>in</strong>d wie wir auch und dass der Umstand, dass sie ei-<br />
nen schlechten Tag haben (wenn es tatsächlich so ist)<br />
nicht als Sünde beurteilt werden sollte. <strong>E<strong>in</strong></strong> weiteres<br />
Beispiel: Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unserem Liebl<strong>in</strong>gsrestaurant, und<br />
die Bedienung vergisst unsere Bestellung oder behan-<br />
delt uns unfreundlich. Wir können sie bestrafen, <strong>in</strong>dem<br />
wir nur wenig oder gar ke<strong>in</strong> Tr<strong>in</strong>kgeld geben oder e<strong>in</strong>e<br />
bissige Bemerkung machen, um bei ihr Schuldgefühle<br />
zu erzeugen. Andererseits kann e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache freund-<br />
liche Bemerkung sie <strong>–</strong> und uns selbst <strong>–</strong> daran er<strong>in</strong>nern,<br />
dass Fehler nach Berichtigung verlangen und nicht<br />
nach Rache. »Dieser Augenblick wird genügen. Die<br />
Erlösung ist gekommen« (H-3.2:1-2, 5-8).<br />
Mit anderen Worten, wenn wir <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, un-<br />
ser Urteilsbedürfnis beiseite zu lassen <strong>–</strong> das Ausdruck<br />
des doppelten Wunsches ist, die Trennung beizubehal-<br />
ten und andere durch Urteilen dafür verantwortlich<br />
zu machen, damit sie schuldig und wir unschuldig<br />
s<strong>in</strong>d, <strong>–</strong> wird uns klar, dass nur von Angst getriebene<br />
und schuldbesetzte Menschen anderen gegenüber<br />
ohne Güte handeln können. Wenn wir dies verstehen,<br />
wie können wir dann nicht mit Güte auf den Ruf e<strong>in</strong>es<br />
anderen nach Güte reagieren, denn Angriff ist nichts<br />
mehr und nichts weiter als e<strong>in</strong> Ruf nach der Güte, die<br />
der Betreffende nicht zu verdienen glaubt.<br />
Es ist e<strong>in</strong> psychologischer Grundsatz, dass wir nie-<br />
manden verstehen können, gegen den wir geurteilt<br />
und den wir als sündig angeklagt haben. Noch e<strong>in</strong>-<br />
mal: Wenn wir <strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, unser Urteil beiseite<br />
zu lassen, erkennen wir, »dass Menschen, die Angst<br />
haben, bösartig se<strong>in</strong> können« (T-3.I.4:2), und <strong>in</strong> der Tat<br />
haben alle, die hierher kommen, Angst, denn nur e<strong>in</strong><br />
schuldbeladener Geist, der von Angst und Schmerz<br />
regiert wird, würde es wollen, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt von Kör-<br />
pern zu leben. Mehr noch, wenn wir auf den Schmerz<br />
h<strong>in</strong>ter der Aggression hören, erkennen wir dar<strong>in</strong> auch<br />
unseren eigenen Schmerz:<br />
Anzuklagen heißt, nicht zu verstehen. Die glücklichen Schü-<br />
ler der Sühne werden zu den Lehrern der Unschuld, welche<br />
das Recht aller ist, die Gott erschaffen hat. Verweigere ih-<br />
nen nicht, was ihnen zusteht, denn du enthältst es nicht nur<br />
ihnen vor (T-14.V.3:6-8).<br />
Das Urteilen aufzugeben spiegelt unsere Entscheidung<br />
für die Sühne statt für Trennung, die rechtges<strong>in</strong>nte<br />
Entscheidung zu vergeben, die die falschges<strong>in</strong>nte Ent-<br />
scheidung, anzuklagen oder zu verurteilen, berichtigt.
Der <strong>Kurs</strong> bietet uns e<strong>in</strong> Vorbild, dem wir nacheifern<br />
können, wenn wir versucht s<strong>in</strong>d, auf Angriff mit An-<br />
griff zu reagieren. Wenn wir erkennen, welchen Preis<br />
wir für unsere Reaktion zahlen, bitten wir darum, un-<br />
sere Wahrnehmungen zu verändern, um statt Angriff<br />
Angst zu sehen. Dies bedeutet, dass wir den »Angriff«<br />
nicht persönlich nehmen, sodass wir ihn als den Ruf<br />
nach Hilfe sehen können, der er ist, als den <strong>–</strong> wenn<br />
auch unbewussten <strong>–</strong> Wunsch, aus dem Ego-Albtraum<br />
des Leidens und Todes aufzuwachen. In e<strong>in</strong>er Passa-<br />
ge, <strong>in</strong> der er über den Heiligen Geist spricht, sagt<br />
Jesus:<br />
Auf welch freundlichere Weise könntest du K<strong>in</strong>der wecken<br />
als durch e<strong>in</strong>e sanfte Stimme, die sie nicht erschreckt, sondern<br />
nur daran er<strong>in</strong>nert, dass die Nacht vergangen und<br />
das Licht gekommen ist? … K<strong>in</strong>der verwechseln sehr wohl<br />
Phantasie und Wirklichkeit und haben Angst, weil sie den<br />
Unterschied nicht begreifen. Der Heilige Geist unterscheidet<br />
nicht zwischen Träumen. Er leuchtet sie e<strong>in</strong>fach h<strong>in</strong>weg.<br />
Se<strong>in</strong> Licht ist immer der Ruf, aufzuwachen, ganz gleich,<br />
was du geträumt hast (T-6.V.2:1; 4:3-6).<br />
Wie der <strong>Kurs</strong> uns lehrt, zeigt das Wunder auf, dass wir<br />
e<strong>in</strong>en Traum träumen und dass se<strong>in</strong> Inhalt nicht wahr<br />
ist (T-28.II.7:1). Das Wunder kehrt also die Ego-Pro-<br />
jektion der Schuld um und schlägt sozusagen die ent-<br />
gegengesetzte Richtung e<strong>in</strong>. Während uns die Projek-<br />
tion vom Geist zum Körper br<strong>in</strong>gt, vom Träumer zur<br />
Traumfigur, br<strong>in</strong>gt das Wunder den Traum zu se<strong>in</strong>er<br />
Quelle im Geist zurück, die er <strong>in</strong> Wahrheit nie wirklich<br />
verlassen hat. So wird uns klar, dass der Zweck von<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong> und von Jesus als unserem Leh-<br />
rer dar<strong>in</strong> besteht, uns e<strong>in</strong>e umgekehrte Sicht der Welt<br />
zu geben. Statt die Welt als das zu sehen, was unsere<br />
Gefühle, Reaktionen und Verhaltensweisen bestimmt,<br />
erkennen wir, dass <strong>in</strong> Wirklichkeit unser Geist die Ur-<br />
sache von allem ist, was wir erfahren. Das macht uns<br />
nicht für das verantwortlich, was andere Egos tun,<br />
aber es macht uns dafür verantwortlich, wie wir auf<br />
das reagieren, was sie tun. Dies bedeutet ganz direkt,<br />
dass nichts <strong>–</strong> absolut nichts <strong>–</strong> die Macht hat, uns glück-<br />
lich oder traurig, fröhlich oder deprimiert zu machen:<br />
Der sche<strong>in</strong>bare Preis dafür, dass du den heutigen Gedanken<br />
[»Me<strong>in</strong>e Erlösung kommt von mir«] akzeptierst, ist dieser:<br />
Er bedeutet, dass nichts außerhalb von dir dich erlösen kann<br />
und nichts außerhalb von dir dir Frieden br<strong>in</strong>gen kann. Er<br />
bedeutet aber auch, dass nichts außerhalb von dir dich verletzen<br />
oder de<strong>in</strong>en Frieden stören oder dich <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>er<br />
Weise aufregen kann (Ü-I.70.2:1-2).<br />
Dies erklärt, warum wir uns nie aus dem Grund auf-<br />
regen (oder nicht gütig s<strong>in</strong>d), den wir me<strong>in</strong>en (Ü-I.5).<br />
Nicht die Welt oder die Menschen verursachen je un-<br />
ser Elend oder unser Glück, sondern nur der geheime<br />
Wunsch des falschges<strong>in</strong>nten Geistes, se<strong>in</strong> getrenntes<br />
Selbst aufrechtzuerhalten und für das, was es tut, fühlt<br />
4<br />
oder denkt, ke<strong>in</strong>e Verantwortung zu übernehmen. Da-<br />
her s<strong>in</strong>d alle Ereignisse, Situationen oder Beziehungen<br />
dasselbe, denn nichts davon kann uns bee<strong>in</strong>flussen.<br />
Dies ist der Grund, warum der Heilige Geist »ke<strong>in</strong>en<br />
Unterschied zwischen Träumen macht«, wie wir <strong>in</strong> ei-<br />
ner anderen Passage des Textbuchs lesen:<br />
Sie [unsere s<strong>in</strong>nlosen Formen des Ersatzes für die Liebe] e<strong>in</strong>zeln<br />
zu beurteilen ist zwecklos. Ihre w<strong>in</strong>zigen Unterschiede<br />
<strong>in</strong> der Form s<strong>in</strong>d überhaupt ke<strong>in</strong>e wirklichen Unterschiede.<br />
Ke<strong>in</strong>e von ihnen ist von Belang. Das haben sie geme<strong>in</strong>, und<br />
sonst nichts. Doch was sonst ist nötig, um sie alle gleichzumachen?<br />
(T-18.I.7:8-12)<br />
Stellen wir uns die folgende Situation vor, die die meis-<br />
ten so oder ähnlich wahrsche<strong>in</strong>lich schon e<strong>in</strong>mal er-<br />
lebt haben: Wir fahren auf e<strong>in</strong>er verkehrsreichen Stra-<br />
ße und s<strong>in</strong>d nur darauf bedacht, möglichst bald unser<br />
Ziel zu erreichen. Der Verkehr wird immer dichter,<br />
wir stehen vor e<strong>in</strong>er Ampel und kommen nicht voran.<br />
Endlich sieht es so aus, als wenn es gleich weitergeht,<br />
denn es s<strong>in</strong>d nur noch wenige Autos vor uns. Die Am-<br />
pel wird grün und die Autos setzen sich <strong>in</strong> Bewegung,<br />
mit Ausnahme des Wagens direkt vor uns. Der Fahrer<br />
sche<strong>in</strong>t zu träumen, und unsere schon stark strapazier-<br />
te Geduld verwandelt sich <strong>in</strong> grenzenlose Wut. Wir<br />
explodieren <strong>in</strong>nerlich, drücken auf die Hupe, schimp-<br />
fen und fluchen. Aus unserer Sicht ist unsere Reaktion<br />
mehr als gerechtfertigt. Doch dann erkennen wir auf<br />
e<strong>in</strong>mal, dass der beschuldigte Fahrer gar nicht träumt,<br />
sondern über se<strong>in</strong>em Lenkrad zusammengesackt ist.<br />
Unser Zorn weicht augenblicklich dem Mitgefühl,<br />
und wir eilen dem Fahrer zu Hilfe, weil wir erkennen,<br />
dass es sich um e<strong>in</strong>en Notfall handelt.<br />
Die äußere Situation hat sich nicht verändert. Wir<br />
müssen immer noch unser Ziel erreichen <strong>–</strong> und wir<br />
s<strong>in</strong>d immer noch blockiert <strong>–</strong>, aber unsere Reaktion hat<br />
sich sichtlich verändert. Indem wir erkennen, dass die<br />
Verzögerung ke<strong>in</strong> »Fehler« des anderen ist und wir<br />
sie daher nicht persönlich nehmen müssen, verändert<br />
sich unsere Wahrnehmung, und unser liebloses Ver-<br />
halten wird freundlich. Wir können die Wahrneh-<br />
mung nicht länger rechtfertigen, dass der Fahrer uns<br />
dies antut, und deshalb gibt es ke<strong>in</strong>en Grund, lieblos<br />
zu se<strong>in</strong> und den Ego-Glauben zu verstärken, dass wir<br />
»<strong>in</strong> der Gewalt von D<strong>in</strong>gen jenseits von [uns s<strong>in</strong>d],<br />
von Kräften, die [wir] nicht kontrollieren [können],<br />
und von Gedanken, die [uns] gegen [unseren] Willen<br />
kommen« (T-19.IV-D.7:4).<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> solcher Wechsel kann ungeachtet der jeweili-<br />
gen Person erfolgen, denn jeder kämpft den gleichen<br />
schweren Kampf <strong>in</strong> dem Versuch, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt zu<br />
überleben, die nicht se<strong>in</strong> Zuhause ist. Ob die Men-<br />
schen auf sozial akzeptable Art handeln <strong>–</strong> was natür-
lich bedeutet, dass sie so handeln, dass wir es akzepta-<br />
bel f<strong>in</strong>den <strong>–</strong>, ist für unsere Reaktion ohne Bedeutung.<br />
Wenn es ke<strong>in</strong>e Welt außerhalb von uns gibt, wie es die<br />
metaphysischen Grundsätze von <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong><br />
darlegen, wie kann dann etwas, was nicht da ist, e<strong>in</strong>e<br />
Wirkung auf uns haben? Nur <strong>in</strong> Träumen können Hal-<br />
luz<strong>in</strong>ationen bewirken, dass wir auf e<strong>in</strong>e bestimmte<br />
Art reagieren. Deshalb verwendet Jesus oft Begriffe<br />
aus der Psychiatrie, um unseren Zustand hier zu be-<br />
schreiben. Und so s<strong>in</strong>d das Problem nicht die Hallu-<br />
z<strong>in</strong>ationen an sich, sondern die Tatsache, dass wir sie<br />
überhaupt gewählt haben.<br />
Auf diese Weise wechselt unsere Aufmerksamkeit<br />
von der äußeren Form zu dem Inhalt im Inneren: von<br />
der Welt zum Geist, von der Wirkung zur Ursache.<br />
Da, wie wir oben gesehen haben, Wahrnehmung durch<br />
Projektionen erzeugt wird, ist die Entscheidung unseres<br />
Geistes für das Ego das Problem, nicht die Form der<br />
Projektion, die diese Entscheidung annimmt. Deshalb<br />
er<strong>in</strong>nert uns Jesus im Handbuch für Lehrer daran,<br />
dass wir nur über die Deutung e<strong>in</strong>er Tatsache ärger-<br />
lich werden, nicht über die Tatsache an sich (H-<strong>17</strong>.4).<br />
Im obigen Beispiel war es nicht die Tatsache, dass der<br />
Fahrer bei Grün nicht losgefahren ist, die das Prob-<br />
lem darstellte, sondern unsere Interpretation dieser<br />
Tatsache, die zu unserer Wut geführt hat. Und diese<br />
war durch unser Bedürfnis motiviert, uns ungerecht<br />
behandelt zu fühlen und das unschuldige Opfer der<br />
Sünde e<strong>in</strong>es anderen zu se<strong>in</strong>. Auf diese Weise vermei-<br />
den wir symbolisch die Strafe des Himmels für unsere<br />
Sünde, die nun projiziert und dadurch <strong>in</strong> jemand an-<br />
derem wahrgenommen wird.<br />
Sobald wir das Ego und se<strong>in</strong> liebloses Denksystem<br />
von Schuld und Angriff wählen, ist alles, was wir den-<br />
ken, fühlen und tun, von Lieblosigkeit durchdrungen.<br />
Rufen wir uns noch e<strong>in</strong>mal unsere drei Pr<strong>in</strong>zipien <strong>in</strong><br />
Er<strong>in</strong>nerung: Ideen verlassen ihre Quelle nicht, Wahrneh-<br />
mung wird durch Projektion erzeugt, und die Zeit währte<br />
nur e<strong>in</strong>en Augenblick. Güte steht daher immer im Zu-<br />
sammenhang mit e<strong>in</strong>er Berichtigung für die Lieblosig-<br />
keit des Ego, sodass die Liebe <strong>in</strong> unser Bewusstse<strong>in</strong> tre-<br />
ten kann. Die Form der Lieblosigkeit spielt ke<strong>in</strong>e Rolle,<br />
denn alle Reaktionen <strong>–</strong> Denken oder Verhalten <strong>–</strong> s<strong>in</strong>d<br />
bereits lieblos, wenn sie nicht aus der Schau des Heili-<br />
gen Geistes von geme<strong>in</strong>samen Interessen resultieren:<br />
Gottes Söhne teilen <strong>–</strong> ohne Ausnahme <strong>–</strong> das rechtge-<br />
s<strong>in</strong>nte Bedürfnis, aus dem falschges<strong>in</strong>nten Traum von<br />
Angriff und Tod aufzuwachen. Und so unterscheidet<br />
sich e<strong>in</strong> bösartiger persönlicher Angriff auf uns oder<br />
e<strong>in</strong>en uns nahestehenden Menschen nicht davon, dass<br />
wir auf der Straße oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bus versehentlich an-<br />
gerempelt werden; e<strong>in</strong> Amtsträger, mit dessen Politik<br />
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wir nicht e<strong>in</strong>verstanden s<strong>in</strong>d, unterscheidet sich nicht<br />
von dem augensche<strong>in</strong>lichen Opfer dieser Politik.<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> wesentlicher Aspekt der wahrhaft radikalen<br />
Lehre von <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong> ist deren Absolutheit:<br />
Entweder s<strong>in</strong>d wir alle verrückt oder niemand von<br />
uns ist es; genauso s<strong>in</strong>d wir alle geistig gesund oder<br />
niemand von uns ist es. Der fragmentierte Sohn Got-<br />
tes trägt das gesamte falschges<strong>in</strong>nte Ego-Denksystem<br />
von Schuld und Hass <strong>in</strong> sich, das gesamte rechtges<strong>in</strong>n-<br />
te Denksystem des Heiligen Geistes von Vergebung<br />
und Liebe und den Entscheider, der zwischen beiden<br />
wählt. So neigen wir alle sowohl zu der Lieblosigkeit<br />
als auch zu der Güte, die dem gespaltenen Geist beide<br />
zu eigen s<strong>in</strong>d. Das ist es, woran Jesus uns <strong>in</strong> der bewe-<br />
genden Passage im Textbuch er<strong>in</strong>nert, aus der wir hier<br />
zwei Sätze zitieren:<br />
Ich habe alle de<strong>in</strong>e Freundlichkeiten und jeden liebevollen<br />
Gedanken, den du jemals dachtest, aufbewahrt. Ich habe sie<br />
geläutert von den Irrtümern, die ihr Licht verbargen, und<br />
sie für dich <strong>in</strong> ihrem eigenen vollkommenen Strahlen bewahrt<br />
(T-5.IV.8:3-4).<br />
Wir brauchen ihn nur anzurufen, damit diese gütigen<br />
Gedanken frei werden, und <strong>in</strong>dem sie von den lieblo-<br />
sen Ketten der Schuld losgemacht werden, schenken<br />
sie der ganzen Welt Erquickung. Das Verstehen hat<br />
das Urteilen ersetzt, denn wir nehmen wahr, dass wir<br />
als Ego alle den schweren Kampf des Lebens <strong>in</strong> der<br />
Welt kämpfen, der uns ohne Ausnahme geme<strong>in</strong>sam ist.<br />
Nun ist nicht mehr länger das Ego-Denksystem von<br />
Schuld und Angriff unser Lernmodell, sondern Jesus<br />
nimmt diesen Platz jetzt e<strong>in</strong> <strong>–</strong> zu unserem Glück.<br />
Ausklang: Jesu Güte nacheifern<br />
Wenn wir Jesus als konkretes Vorbild dafür nehmen,<br />
die Irrtümer e<strong>in</strong>es anderen nicht e<strong>in</strong>zeln aufzulisten <strong>–</strong><br />
und e<strong>in</strong>zuteilen <strong>in</strong> jene, die Güte, und jene, die Lieb-<br />
losigkeit verdienen <strong>–</strong>, wie könnten wir dann se<strong>in</strong>er<br />
Güte nicht nacheifern? Glauben wir wirklich, dass er<br />
die Übeltäter bestrafen, Nationen als Vergeltung für<br />
deren sche<strong>in</strong>bare Verbrechen zerstören, Menschen<br />
kritisieren oder beleidigen oder Rufe nach Liebe, die<br />
sich <strong>in</strong> Angriffe kleiden, persönlich nehmen würde?<br />
Selbstverständlich nicht. Und so sollte unser rechtge-<br />
s<strong>in</strong>ntes Gebet lauten, dass Jesus uns lehrt, zu werden<br />
wie er, sodass andere, wenn sie <strong>in</strong> unserer Gegenwart<br />
s<strong>in</strong>d oder auch nur an uns denken, nur ihn sehen. Na-<br />
türlich ist das <strong>in</strong> Wirklichkeit e<strong>in</strong> Gebet an uns selbst,<br />
dass unser Entscheider Jesus als den e<strong>in</strong>zigen Lehrer<br />
wählen und dabei das Ego und se<strong>in</strong> Denksystem des<br />
Hasses für immer loslassen möge.
Dies wird auch <strong>in</strong> Helen Schucmans Gedicht<br />
»Jesusgebet« aus den Gaben Gottes* sehr schön zum<br />
Ausdruck gebracht.<br />
Du zeigst mir e<strong>in</strong> vollkommnes Bild all dessen, was<br />
ich se<strong>in</strong> kann, dass ich de<strong>in</strong>er Brüder Sicht<br />
erneuern helfe, die versagt. Und schauen sie<br />
dann auf, lass sie nicht mich erblicken, sondern dich alle<strong>in</strong>.<br />
Mit Jesus als unserem ständigen Begleiter gehen wir<br />
durch diese Welt wie vorher auch und nehmen all<br />
jene <strong>in</strong> unsere Arme auf, die »ungewiss <strong>in</strong> der Welt<br />
[umherirren], e<strong>in</strong>sam und <strong>in</strong> ständiger Angst« (T-31.<br />
VIII.7:1). Simple Akte der Güte br<strong>in</strong>gen die Botschaft<br />
der Hoffnung und Vergebung, nach der wir uns alle<br />
sehnen. Wir machen uns diese Botschaft zu eigen, <strong>in</strong>-<br />
dem wir sie anderen geben: »Diese Gabe geben ist die<br />
Weise, wie ihr sie euer macht« (T-31.VIII.8:6). Jesus<br />
bittet uns deshalb, die Botschaft der Güte, die er uns<br />
gegeben hat, den anderen im Interesse unserer eigenen<br />
Heilung zu überbr<strong>in</strong>gen, und er bittet uns auch, nie-<br />
manden von se<strong>in</strong>er sanften Umarmung auszuschlie-<br />
ßen. Auf diese Weise ist der Weg der Erlösung sicher:<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> Bruder ist alle Brüder, und e<strong>in</strong>em zu vergeben<br />
bedeutet, allen zu vergeben. Aber die Erlösung e<strong>in</strong>em<br />
vorzuenthalten bedeutet auch, sie allen vorzuenthal-<br />
ten, uns selbst e<strong>in</strong>geschlossen.<br />
Die Reise, auf die uns Jesus führt, beg<strong>in</strong>nt <strong>in</strong> der<br />
Egowüste der Trennung und der getrennten Interes-<br />
* Die Gaben Gottes, <strong>Greuthof</strong> <strong>Verlag</strong> 2003, S. 79.<br />
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sen, e<strong>in</strong>er Ödnis, <strong>in</strong> der wir alle<strong>in</strong> leben, selbst <strong>in</strong>mit-<br />
ten e<strong>in</strong>er Welt von zahllosen Körpern. Jesus nimmt uns<br />
sanft an die Hand und verschiebt unser Bewusstse<strong>in</strong><br />
vom Körper auf den Geist, wandelt unsere Wahrneh-<br />
mung von der Ödnis getrennter Individuen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />
kle<strong>in</strong>en Garten <strong>–</strong> »grün, tief und still« (T-18.VIII.9:3)<br />
<strong>–</strong> , wo wir von unserem geme<strong>in</strong>samen Ersatzzuhause<br />
im Traum hören. Von dort ist es nur noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er<br />
Schritt, uns an unser wahres Zuhause, wo wir und alle<br />
K<strong>in</strong>der Gottes e<strong>in</strong>s <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Liebe s<strong>in</strong>d, zu er<strong>in</strong>nern:<br />
Gib ihnen e<strong>in</strong>en Ort der Zuflucht, durch die Liebe dort für<br />
sie bereitet, wo e<strong>in</strong>st Wüste war. Und jeder, den du willkom-<br />
men heißt, wird vom Himmel Liebe für dich br<strong>in</strong>gen. <strong>E<strong>in</strong></strong>er<br />
nach dem andern betreten sie diesen heiligen Ort, aber sie<br />
werden nicht alle<strong>in</strong>e scheiden, wie sie gekommen waren.<br />
Die Liebe, die sie mitgebracht, wird bei ihnen bleiben, wie<br />
sie auch bei dir bleiben wird. Und unter ihrer Mildtätigkeit<br />
wird sich de<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Garten ausbreiten und bis zu jedem<br />
reichen, der nach lebendigem Wasser dürstet, aber zu müde<br />
geworden ist, um alle<strong>in</strong> weiterzugehen.<br />
Geh h<strong>in</strong>aus und f<strong>in</strong>de sie, denn sie br<strong>in</strong>gen de<strong>in</strong> Selbst mit.<br />
Und führe sie sanft zu de<strong>in</strong>em stillen Garten, und empfan-<br />
ge dort ihren Segen. So wird er wachsen und sich über die<br />
Wüste ausbreiten und ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>samen, kle<strong>in</strong>en, vor der Lie-<br />
be verschlossenen Reiche übrig lassen und dich dar<strong>in</strong>nen<br />
lassen. Und du wirst dich selbst wiedererkennen und sehen,<br />
wie de<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Garten sanft <strong>in</strong> das Himmelreich verwan-<br />
delt wird, wobei die ganze Liebe se<strong>in</strong>es Schöpfers auf ihn<br />
leuchtet (T-18.VIII.9:4-10:4).<br />
LICHTBLICK <strong>–</strong> Studienbegleiter zu <strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong>, © 2012 <strong>Greuthof</strong> <strong>Verlag</strong>, ISSN 1431-9047.<br />
Übersetzt mit freundlicher Genehmigung der Foundation for »A Course <strong>in</strong> Miracles«.<br />
<strong>E<strong>in</strong></strong> <strong>Kurs</strong> <strong>in</strong> <strong>Wundern</strong> ® , EKIW ® und A Course <strong>in</strong> Miracles ® s<strong>in</strong>d als Marken e<strong>in</strong>getragen.<br />
<strong>Verlag</strong> und Vertrieb GmbH<br />
Kybfelsenstr. 41 · D -79100 Freiburg<br />
Tel. 0761-388 45 996 · Fax 388 45 997<br />
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