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IJFD Casa Nogaré I (Zwischenbericht) - Ijgd

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<strong>Zwischenbericht</strong><br />

<strong>IJFD</strong> 2011/12<br />

Einsatzstelle: <strong>Casa</strong> Nogarè<br />

Beschreibe deine Erwartungen/Befürchtungen und deine Motivation kurz vor Beginn<br />

des Freiwilligendienstes.<br />

Kurz vor Beginn des Freiwilligendienstes war meine größte Befürchtung, dass es mit der<br />

(noch) ziemlich unbekannten Sprache große Probleme geben wird. Gerade die Tatsache,<br />

dass die Senioren im <strong>Casa</strong> Nogarè doch häufig mit venezianischem Dialekt sprechen sollten,<br />

bereitete mir ein wenig Kopfzerbrechen und Sorgen. Doch zu wissen, nicht die Einzige zu<br />

sein, die noch kein Italienisch kann, hat mir sehr geholfen – so saßen wir doch alle im selben<br />

Boot und konnten uns darüber austauschen, wie wir dieses Problem zusammen angehen<br />

können.<br />

Allerdings versuchte ich, mir nicht allzu viel genau vorzustellen, da ich Angst hatte, dass die<br />

Arbeit und auch die Menschen hier dann ganz anders werden würden als ich erwartete. Ich<br />

hoffte einfach auf eine schöne und lehrreiche Zeit in Italien mit vielen (neuen) Erfahrungen.<br />

Insgesamt freute ich mich, je näher der Abreisetag rückte, sehr auf den Beginn des<br />

Freiwilligendienstes in Italien und war gespannt auf das WG-Leben (in einer reinen<br />

Mädchen-WG!), die Arbeit und die neuen Leute, die ich kennen lernen würde<br />

(Mitbewohnerinnen wie Italiener).<br />

Beschreibe deine Erfahrungen auf den bisherigen Seminaren und deine persönliche<br />

Vorbereitung.<br />

Da ich mich sehr früh für den Freiwilligendienst beworben habe (Ende 2010), hatte ich, als<br />

Anfang 2011 die Zusage kam, genug Zeit, mich auf das Jahr vorzubereiten. Sich selbst früh<br />

genug klar zu machen, dass man ein Jahr lang in einem anderen Land leben und arbeiten<br />

wird und viel Neues erlebt, ist mindestens genauso wichtig wie eine praktische Vorbereitung.<br />

Letztere habe ich in Form eines Intensivkurses in Italienisch wahrgenommen sowie durch ein<br />

zweiwöchiges Vorbereitungspraktikum in einem Seniorenheim. Dort habe ich im Bereich<br />

„Sozialer Dienst“ gearbeitet, da schnell klar war, dass wir Freiwilligen auch in Italien nicht in<br />

der Pflege arbeiten werden, sondern für die Animation der Senioren zuständig sind. Diese<br />

praktische Vorbereitung war eine wichtige Erfahrung und ich habe gemerkt, dass man mit<br />

älteren Menschen durchaus viel Spaß haben kann und sie wirklich ins Herz schließt.<br />

Außerdem war ich im März 2011 für ein verlängertes Wochenende in Verona, um meiner<br />

(damals zukünftigen) Einsatzstelle einen Besuch abzustatten. Nach diesem Vorbesuch<br />

freute ich mich noch mehr als vorher auf den Freiwilligendienst, da die (Arbeits-)Atmosphäre<br />

im <strong>Casa</strong> Nogarè, <strong>Casa</strong> Perez und <strong>Casa</strong> Clero (damals war ja noch nicht klar, in welchem<br />

Haus ich ab September arbeiten werde) sehr offen und freundlich war.<br />

Das Vorbereitungsseminar in Waldsieversdorf hat mir ziemlich gut gefallen. Zunächst war ich<br />

etwas skeptisch, da wir eine große Gruppe von Italienfreiwilligen sind und ich mich fragte,<br />

wie man eine Woche in dieser Gruppe ohne größere Probleme gut arbeiten könnte. Aber die<br />

Teamer hatten ein tolles Programm zusammengestellt, mit dem wir uns (nach bisherigen<br />

Erfahrungen) gut auf den Freiwilligendienst vorbereiten konnten und uns auch untereinander<br />

kennen lernten und austauschen konnten.<br />

Das Programm war sehr vielseitig und umfangreich, aber es gab auf jeden Fall genügend<br />

Pausen zwischendurch, sodass man selten das Gefühl hatte, man könnte nicht mehr weiter<br />

arbeiten.<br />

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<strong>Zwischenbericht</strong><br />

<strong>IJFD</strong> 2011/12<br />

Wie hast du deinen Start und die bisherige Zeit in der Einsatzstelle und in deinem<br />

Gastland erlebt (Motivation, Integration, kulturelle Besonderheiten,<br />

Missverständnisse)?<br />

Der Beginn des Freiwilligendienstes verlief größtenteils ohne Schwierigkeiten. Zwar gab es<br />

in der Wohnung ein paar Probleme, jedoch haben wir einen Hausmeister, der sich schnell<br />

darum kümmerte, dass alles wieder in Ordnung kam.<br />

Bei der Arbeit lief es von Anfang an sehr gut. Im <strong>Casa</strong> Nogarè, das mir am ersten Arbeitstag<br />

als Einsatzstelle zugeteilt wurde, bin ich von meinen beiden Ansprechpartnerinnen gut<br />

angenommen worden und sie haben sowohl meine Mitfreiwillige als auch mich ziemlich<br />

schnell Aktivitäten mit den Bewohnern alleine durchführen lassen und uns Verantwortung<br />

übernehmen lassen.<br />

Mit der Sprache ist es teilweise doch so schwierig, wie ich es mir vorgestellt hatte, da einige<br />

Bewohner entweder sehr undeutlich sprechen oder eben mit Dialekt reden, aber insgesamt<br />

hat es nicht lange gedauert, bis ich zumindest die Mitarbeiter gut verstehen konnte. Das<br />

Sprechen fällt natürlich immer schwerer, aber auch das kommt so nach und nach.<br />

Der Arbeitsalltag ist sehr strukturiert und vom Ablauf her immer sehr ähnlich, daher ist es<br />

morgens oft schwierig, sich zu motivieren. Sobald ich jedoch im Nogarè und somit bei der<br />

Arbeit angekommen bin, macht es wieder Spaß und ich freue mich bei vielen Bewohnern, sie<br />

jeden Morgen wieder zu sehen.<br />

Etwas seltsam ist die Tatsache, dass die Senioren von den Mitarbeitern oft nur mit ihrem<br />

Nachnamen angeredet werden – etwas, was ich in Deutschland noch nie erlebt habe und<br />

woran ich mich immer noch gewöhnen muss.<br />

Beschreibe kurz deine Einsatzstelle. Was sind deine Hauptaufgaben und wie kommst<br />

du mit ihnen zurecht?<br />

Im <strong>Casa</strong> Nogarè, dem Seniorenheim in der Cittadella della Carità in Negrar, wohnen auf vier<br />

Stockwerken verteilt Senioren, die nicht mehr zu Hause wohnen können oder wollen.<br />

Mein Arbeitsbereich ist hauptsächlich der zweite Stock, wo die Bewohner (im Gegensatz<br />

zum ersten Stock) dauerhaft leben.<br />

Dort fange ich morgens in der Gymnastikhalle an und helfe der Physiotherapeutin. Zu<br />

meinen Aufgaben gehört es, mit ein paar Bewohnern (meistens zwei oder drei), die sonst im<br />

Rollstuhl sitzen, durch die Flure zu laufen, sodass sie sich etwas bewegen. Außerdem bringe<br />

ich die Leute in die Gymnastikhalle, wo sie entweder selbst laufen, indem sie sich an zwei<br />

befestigten Stangen festhalten, oder an einem der beiden „Fahrräder“ ihre Beine trainieren.<br />

Dann ist Gruppengymnastik im ersten Stock, wo ich zusammen mit der anderen deutschen<br />

Freiwilligen nach den Übungen den Kaffee verteile und dann die Bewohner aus der zweiten<br />

Etage wieder nach oben begleite.<br />

Bis zum Mittagessen findet dann (meist in beiden Stockwerken) eine Aktivität statt. Dies<br />

kann Memory, Boccia, Kegeln, Kreuzworträtsel oder Vorlesen aus der Zeitung sein. Die<br />

letzten zwei kann ich (noch) nicht machen, da dafür gute Sprachkenntnisse vonnöten sind,<br />

aber die anderen Aktivitäten klappen schon ziemlich gut und machen meistens viel Spaß. Oft<br />

sind es dieselben Bewohner, die spielen, aber wenn man andere ein wenig motiviert, sich zu<br />

beteiligen, machen auch sie gerne mit.<br />

Beim Mittagessen helfe ich den Senioren beim Essen. Meistens ist es der gleiche Bewohner<br />

und hier gibt es schon häufiger Schwierigkeiten, weil er sehr undeutlich spricht und ich kaum<br />

verstehe, was er sagen will. Aber ich versuche es weiterhin und wenn es nicht besser<br />

werden sollte, werde ich dieses Problem ansprechen, um zusammen mit meinen<br />

Ansprechpartnerinnen zu einer Lösung zu kommen.<br />

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<strong>Zwischenbericht</strong><br />

<strong>IJFD</strong> 2011/12<br />

Nach der Mittagspause verteilen die andere deutsche Freiwillige und ich zusammen den<br />

Joghurt an die Bewohner. Auch hier müssen einige gefüttert werden, aber die meisten essen<br />

selbstständig.<br />

Von 16:00h-16:30h ist Rosenkranzgebet im Gemeinschaftsraum. Entweder sind in der Zeit<br />

noch Büroarbeiten zu erledigen oder wir sitzen dabei und bringen den Senioren Wasser oder<br />

Tee.<br />

Dann ist meistens noch mal eine Aktivität, danach bringen wir diejenigen, die gerne möchten,<br />

zur Messe in die Kirche.<br />

Oft müssen wir dann noch die Anwesenheitslisten im Büro ausfüllen und unsere<br />

Beobachtungen bei den Aktivitäten aufschreiben.<br />

Um 17:30h ist Feierabend.<br />

Wie ist dein Verhältnis zum Team und zu deiner Anleitung im Projekt?<br />

Von Anfang an fühlte ich mich im Team sehr gut aufgenommen und daran hat sich bis jetzt<br />

nichts geändert.<br />

Die mir zufallenden Aufgaben wurden mir am ersten Arbeitstag erklärt (und gegebenenfalls<br />

gezeigt, wie die Gymnastikhalle oder der Speisesaal) und es wurde schnell klar, dass ich<br />

sehr bald selbstständig arbeite. Da die täglichen Abläufe im <strong>Casa</strong> Nogarè jedoch immer sehr<br />

ähnlich sind und zudem morgens kurz im Büro besprochen wird, wie der Tag in etwa<br />

aussehen wird, konnte ich mich rasch gut zurechtfinden und die nötige Verantwortung<br />

übernehmen.<br />

Mit den Mitarbeitern komme ich gut zurecht und die Atmosphäre ist tatsächlich so, wie sie<br />

mir beim Vorbesuch erschien: offen, freundlich und locker.<br />

Was sind deine bisherigen „Highlights“?<br />

Meine bisherigen Highlights sind eher kleine Situationen, die teilweise oft (oder sogar täglich)<br />

passieren. Dazu gehören das Wiedersehen jeden Morgen mit einigen Bewohnern, aber auch<br />

die Tombola, die samstags an der Bar des <strong>Casa</strong> Nogarè für alle Häuser (Nogarè, Clero und<br />

Perez) stattfindet.<br />

Eine besondere Erfahrung habe ich Anfang November gemacht, als eine Bewohnerin, die<br />

immer im Bett liegt, Geburtstag hatte. Nachmittags bin ich mit meiner deutschen<br />

Mitfreiwilligen zu ihr gegangen, um zu gratulieren und darüber hat sie sich schon sehr<br />

gefreut. Als wir sie dann fragten, ob sie schon ihr Geburtstagsplakat vor der Tür gesehen<br />

hätte (zu den Aufgaben der Freiwilligen gehört es unter anderem, diese Geburtstagplakate<br />

für die Bewohner zu gestalten), verneinte sie und daraufhin haben wir es abgehangen und<br />

ihr gezeigt. Ich werde nie vergessen, wie ihre Augen angefangen haben zu leuchten und sie<br />

hat sich immer wieder bedankt und gesagt, wie schön dieses Plakat wäre!<br />

Auch „privat“ gab es schon schöne Erfahrungen, beispielsweise Ausflüge mit der WG zum<br />

Gardasee oder nach Verona. Dort haben wir uns auch einmal mit anderen Freiwilligen<br />

getroffen und es war richtig nett, nach unserem Vorbereitungsseminar einige aus der Gruppe<br />

nun in Italien wieder zu treffen und zu hören, wie es in den anderen Einsatzstellen so läuft.<br />

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<strong>Zwischenbericht</strong><br />

<strong>IJFD</strong> 2011/12<br />

Wie blickst du den nächsten vier Monaten entgegen? Was hast du dir vorgenommen?<br />

Ein Ziel für die nächsten vier Monate (und natürlich eigentlich für das ganze Jahr) ist es,<br />

selber mehr zu sprechen und so schnell wie möglich viel Italienisch zu lernen. Ich würde<br />

mich gerne richtig mit den Senioren unterhalten können und ein wenig von ihren<br />

Lebensgeschichten erfahren (sofern sie sie erzählen möchten).<br />

Ansonsten bin ich zuversichtlich, was die Arbeit im Nogarè angeht und hoffe, dass meine<br />

Motivation nicht nachlässt – gerade während der Wintermonate, wo es morgens dunkel ist,<br />

wenn man zur Arbeit geht, und abends im Dunkeln nach Hause kommt.<br />

Auch was die WG angeht, hoffe ich auf eine weiterhin so schöne und lustige Zeit mit den<br />

Mitbewohnerinnen und dass uns hier nicht bald die Decke auf den Kopf fällt.<br />

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