Lebenszeiten_2011_12 (PDF) - Hospiz Wuppertal Lebenszeiten eV

Trauernde lässt man nicht allein LZ 12 ⁄ 2011 11
gen zu entlasten. Was zubereitet
wird, richtet sich dabei
nach den persönlichen Vorlieben
und der sozialen Situation
der Familie.
Vor der Bestattung, die
zeitnah stattfindet, im Idealfall
noch am selben Tag, sollen
sich eventuelle Gläubiger des
oder der Verstorbenen melden,
damit die Angehörigen
die Schulden begleichen können.
Denn Tote sollen möglichst
schuldenfrei bestattet
Foto: Privat
werden.
Die Männer versammeln sich zum Totengebet in der
Moschee, in der Trauerhalle oder auf dem Friedhof, um für
den Toten zu beten und um Vergebung seiner Schuld zu bitten.
Eine bestimmte Trauerkleidung ist nicht vorgeschrie-ben, die
Farbe der Trauer ist vorzugsweise Weiß. Gefühle der Trauer
können von Männern und Frauen gleichermaßen gezeigt
werden. Die Tradition der Klageweiber ist dem Islam fremd,
obwohl sie in schiitischen Gemeinden teilweise praktiziert wird.
Nach der traditionellen Waschung des Toten durch ein
Gemeindemitglied – in Wuppertal geschieht das in der Pathologie
– wird er, lediglich eingehüllt in ein Leinentuch, ohne
Sarg bestattet. Dabei werden Suren des Koran gesprochen. Es
gibt keine individuelle Würdigung, etwa durch eine Trauerrede
und keine musikalische Beleitung. Die Verbrennung der Toten
widerspricht dem Islam, denn der Körper muss unversehrt
bleiben. Auch die Grabruhe soll auf keinen Fall gestört werden.
Die Gräber dürfen nicht, wie in Deutschland üblich, nach 20
Jahren aufgegeben werden. Sie werden nach Mekka ausgerichtet
und sind in der Regel schlicht gehalten, Kopf- und Fußende
werden mit hölzernen Brettchen markiert.
Die Verwandten bleiben so lange bei den trauernden Angehörigen,
bis diese keine Unterstützung mehr brauchen. Eine
Trauerzeit ist nicht festgelegt. >