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Moderne Membranfiltrationsanlage - Lehr- und Versuchsanstalt für ...

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Noch bessere Technik <strong>für</strong> die Ausbildung<br />

<strong>Moderne</strong> <strong>Membranfiltrationsanlage</strong> <strong>für</strong> den Meiereinachwuchs<br />

1<br />

„Heute ist ein besonderer Tag <strong>für</strong> die <strong>Lehr</strong>- <strong>und</strong> <strong>Versuchsanstalt</strong> <strong>für</strong> Milchwirtschaft in<br />

Bad Malente. Die Installation moderner Produktionstechnik in der <strong>Lehr</strong>meierei ist ab-<br />

geschlossen“, freute sich der Präsident der Landwirtschaftskammer, Claus Heller,<br />

Mitte Januar bei der Vorstellung der neuen Maschine. Der demographische Wandel<br />

sorgt heute <strong>für</strong> einen Wettbewerb um Auszubildende. Nur wer auf dem neuesten Stand<br />

ist, hat auch eine Chance, junge <strong>und</strong> motivierte Menschen <strong>für</strong> sein Unternehmen zu<br />

gewinnen.<br />

So ist es auch in den Meiereien. In diesen spezialisierten Betrieben werden heute wenige<br />

Erzeugnisse in großen Mengen hergestellt. In Malente steht die neue Membranfiltrationsan-<br />

lage bereit <strong>für</strong> den Einsatz in der Ausbildung von Milchtechnologen <strong>und</strong> milchwirtschaftlichen<br />

Laboranten. Damit ist die Technik der überbetrieblichen Ausbildungsstätte auf dem neuesten<br />

Stand <strong>und</strong> macht diese noch attraktiver. Die Anlage wurde jetzt den schleswig-holsteinischen<br />

Medien vorgestellt, die auch die Möglichkeit hatten, sich ein Bild von der Ausbildung zu ma-<br />

chen. In der warmen <strong>Lehr</strong>meierei beschlugen die Objektive der Kameras zunächst aber nach<br />

den Grußworten <strong>und</strong> der Besichtigung der Anlage war alles wieder im grünen Bereich. So<br />

erfuhren die Journalistinnen <strong>und</strong> Journalisten, dass der 1.000 kg schwere „Metallriese“<br />

70.000 Euro gekostet hat <strong>und</strong> wo seine Stärke liegt. Verknappt ausgedrückt ist das neben<br />

der Attraktivität der Ausbildung - denn in welchem <strong>Lehr</strong>betrieb darf der Nachwuchs schon an<br />

die großen Maschinen - auch die Wirtschaftlichkeit. Durch die Entwässerung <strong>und</strong> sogenann-<br />

tes Aufkonzentrieren der Feststoffe kann etwa bei Käse die Produktion aus der gleichen<br />

Menge Milch um 25 % gesteigert werden. Nebenbei gab es auch viel Wissenswertes über<br />

den Standort Malente zu hören.<br />

Milchwirtschaft in Malente<br />

Seit 1967 gibt es diese Schulmeierei in der <strong>Lehr</strong>- <strong>und</strong> <strong>Versuchsanstalt</strong> <strong>für</strong> Milchwirtschaft in<br />

Bad Malente. Sie ist die Landesberufsschule <strong>und</strong> die überbetriebliche Ausbildungsstätte <strong>für</strong><br />

die Berufe der milchverarbeitenden Industrie in Schleswig-Holstein. Fast alle Fachkräfte der<br />

Meiereien in Schleswig-Holstein sind mindestens ein Mal in ihrem Leben in diesen Räumen<br />

gewesen, sei es in der Ausbildungszeit, zu Schulungen oder als Teilnehmer bei Prüfungen.<br />

Spezialisierung der Betriebe<br />

Früher war es in den kleinen Dorfmeiereien auf dem Lande üblich, die Milch zu den unter-<br />

schiedlichsten Produkten zu verarbeiten, heute ist die Spezialisierung ein Gebot der Wirt-


2<br />

schaftlichkeit. Oft werden nur wenige Erzeugnisse da<strong>für</strong> aber in großen Mengen hergestellt.<br />

Die Auszubildenden der Milchtechnologie sowie die milchwirtschaftlichen Laboranten haben<br />

nur selten die Gelegenheit, die gesamte Palette der Produktionsverfahren von Milch <strong>und</strong><br />

Milcherzeugnissen kennenzulernen. Daher ist die überbetriebliche Ausbildung eine sehr gute<br />

Möglichkeit, praktische Fertigkeiten in allen Bereichen zu erwerben <strong>und</strong> damit ein umfassen-<br />

des <strong>und</strong> f<strong>und</strong>iertes Fachwissen zu erlangen.<br />

Zurzeit gibt es an der Landesberufsschule 118 Auszubildende in den drei Ausbildungsjahren<br />

der milchwirtschaftlichen Berufe. Davon sind 57 Milchwirtschaftliche Laboranten <strong>und</strong> 61<br />

Milchtechnologen.<br />

In der milchverarbeitenden Industrie gehört eine <strong>Membranfiltrationsanlage</strong> zur modernen<br />

Ausstattung <strong>und</strong> zum Stand der Verfahrenstechnik. Es gibt sie in vielen Molkereibetrieben.<br />

Daher setzten sich Vertreter der Meiereiwirtschaft über die Milcherzeugervereinigung<br />

Schleswig-Holstein e. V. <strong>für</strong> die Anschaffung ein <strong>und</strong> sorgten <strong>für</strong> eine finanzielle Unterstüt-<br />

zung, die den Kauf dieser Spezialmaschine als Pilotanlage erst möglich machte.<br />

Nachdem vonseiten der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein die räumlichen <strong>und</strong><br />

technischen Voraussetzungen geschaffen waren, wurde im Dezember – am ersten Schnee-<br />

wochenende - unter sehr widrigen Umständen die Maschine angeliefert. Drei Tage lang ar-<br />

beiteten drei Monteure <strong>und</strong> am vierten Tag zusätzlich ein Ingenieur am Aufbau dieser Anla-<br />

ge, die übrigens ein Unikat ist. Sie ist kleiner als in industriellen Werken, beinhaltet aber alle<br />

Elemente aus solchen Anlagen. Je weiter die Montage voranschritt, umso stärker veränderte<br />

sich das Aussehen der Käserei: Die Filtrationsanlage ist zum Herzstück dieses Raumes ge-<br />

worden <strong>und</strong> wird durch seine Funktion einen wichtigen Platz in der Ausbildung einnehmen.<br />

Technik <strong>für</strong> bessere Wertschöpfung<br />

Die neue Maschine kann äußerst vielseitig eingesetzt werden. In der Be- <strong>und</strong> Verarbeitung<br />

von Milch- <strong>und</strong> Milchprodukten dient sie der Aufkonzentrierung oder Trennung zuvor definier-<br />

ter Inhaltsstoffe eines Rohmaterials.<br />

Abhängig von der Größe <strong>und</strong> den Eigenschaften der vorhandenen Moleküle werden ent-<br />

sprechende Filtereinheiten verwendet. Ziel ist es, durch diese Bearbeitung eine verbesserte<br />

Wertschöpfung einzelner Produkte zu erreichen. So kann aus Milch beispielsweise Laktose<br />

oder Kasein aufkonzentriert werden, die dann als Einzelkomponenten zu Konzentraten wei-<br />

terverarbeitet werden. Die Filtration löst die Inhaltsstoffe heraus <strong>und</strong> kann zugleich das Vo-<br />

lumen verringern, was sich natürlich bei eventuellen Transporten wirtschaftlich auswirkt. Wei-<br />

tere Anwendungsmöglichkeiten liegen in der Standardisierung von Käsereimilch oder Milch<br />

mit verlängerter Haltbarkeit, in der Bearbeitung von Molke sowie bei der Joghurt- <strong>und</strong> Spei-<br />

sequarkproduktion. In der modernen Molkereitechnik ist diese Anlage unverzichtbar.


3<br />

Damit die Auszubildenden Funktionsweise <strong>und</strong> Einsatzgebiet genau kennenlernen, kann das<br />

Gerät sowohl im Handbetrieb als auch in einer Teilautomatik betrieben werden. Auf alle Pro-<br />

zessparameter wie Druck, Temperatur, Konzentrationsfaktoren <strong>und</strong> Menge kann über manu-<br />

ellen Eingriff Einfluss genommen werden. Zugleich ist aber auch eine elektronische Steue-<br />

rung möglich, die in das vorhandene System integriert wird, sodass eine Regelung <strong>und</strong> Kon-<br />

trolle jeglicher Prozessvorgänge vom Whiteboard in der Butterei, ebenfalls eine Neuinstalla-<br />

tion aus dem vergangenen Jahr, möglich ist.<br />

Anfang Januar hat ein neuer Schulblock <strong>für</strong> die Auszubildenden des 1. <strong>und</strong> 3. Jahres der<br />

Milchtechnologie begonnen. Erste erfolgreiche Probeläufe mit der Anlage sind schon gefah-<br />

ren worden.<br />

In den Schulst<strong>und</strong>en der Überbetrieblichen Ausbildung wird Hans Peter Wagner als Fachleh-<br />

rer die Schüler in die neue Technik einweisen. Sie werden in den nächsten Unterrichtsblö-<br />

cken Gelegenheit haben, die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten kennenzulernen <strong>und</strong> die Be-<br />

dienung zu üben. Ziel ist es, dass die Auszubildenden alle Verarbeitungsprozesse selbst-<br />

ständig durchführen können. Das ist dann, wie in allen anderen Bereichen der <strong>Lehr</strong>meierei,<br />

ein Baustein zum f<strong>und</strong>ierten praktischen Fachwissen in der Milchwirtschaft.<br />

Auf einen Blick<br />

Baujahr: November 2012<br />

Größe <strong>und</strong> Gewicht: r<strong>und</strong> 1.000 kg<br />

Anschlüsse: Dampf-, Wasser-, Elektro<br />

Speiseleistung: 1.100 Kg/h<br />

Funktion: Das Gerät ist ausgerüstet mit einer zweistufigen Filtereinheit <strong>für</strong> die<br />

Umkehrosmose, <strong>für</strong> die Nano-, Ultra- <strong>und</strong> Mikrofiltration, sie kann also<br />

Moleküle verschiedener Größen durch den Einsatz von Membranen,<br />

die als Spiralwickelmodule unterschiedliche Porengrößen haben abtrennen.<br />

Steuerung: Der Betriebsdruck kann über Pumpen variabel von 3 bis 40 bar eingestellt<br />

werden. Die Anlage kann teilweise in Handbetrieb als auch in einer<br />

Teilautomatik über eine Steuerungseinheit betrieben werden. Die<br />

Ansteuerung der Prozesse kann elektronisch über ein Whiteboard erfolgen.<br />

Anwendungsgebiete


Die Mikrofiltration entfernt Bakterien <strong>und</strong> Sporen aus der Käsereimilch, Konsummilch (Milch<br />

mit verlängerter Haltbarkeit), Milchpulver <strong>und</strong> Käsemolke. Des Weiteren kann die Proteinfraktionierung<br />

von Käsereimilch <strong>und</strong> eine Entfettung der Molke durchgeführt werden.<br />

4<br />

Durch die Ultrafiltration wird der Eiweißgehalt der Käsereimilch standardisiert <strong>und</strong> somit eine<br />

gleichmäßige Käsequalität erreicht. Außerdem können kalzium- <strong>und</strong> proteinangereicherte<br />

Milch sowie aromatisierte Milchmischgetränke hergestellt werden.<br />

Durch die Nanofiltration <strong>und</strong> die Umkehrosmose erhält man Milchprodukte wie zum Beispiel<br />

Joghurt mit einer besseren Konsistenz <strong>und</strong> einem vollm<strong>und</strong>igeren Geschmack.<br />

Ausbildungsberufe mit Zukunft<br />

Milchtechnologen steuern, regeln <strong>und</strong> kontrollieren die Herstellung von Konsummilch, Jo-<br />

ghurt, Quark, Käse <strong>und</strong> weiteren Milcherzeugnissen. Von der Annahme der Milch bis zur<br />

Fertigstellung der einzelnen Produkte sind sie an jedem Arbeitsablauf beteiligt. Interesse an<br />

Lebensmitteln <strong>und</strong> ihrer Herstellung sowie technisches Verständnis sind wichtige Eigen-<br />

schaften von Milchtechnologen.<br />

Milchwirtschaftliche Laboranten untersuchen <strong>und</strong> kontrollieren die Qualität der Milch <strong>und</strong> der<br />

Milcherzeugnisse. Durch die Anwendung verschiedener Untersuchungsmethoden sorgen sie<br />

da<strong>für</strong>, dass qualitativ hochwertige Lebensmittel produziert werden. Die Tätigkeitsfelder von<br />

Milchwirtschaftlichen Laboranten sind neben Molkereien vor allem milchwirtschaftliche Un-<br />

tersuchungs- <strong>und</strong> Forschungsanstalten.<br />

Isa-Maria Kuhn<br />

Landwirtschaftskammer<br />

Tel.: 04331-9453-111<br />

ikuhn@lksh.de<br />

Else von Ludowig<br />

Landwirtschaftskammer<br />

Tel. 04523/9918-14<br />

evonludowig@lksh.de<br />

Bildunterschriften:<br />

Bild 1<br />

Die neue <strong>Membranfiltrationsanlage</strong> ist das Herzstück der <strong>Lehr</strong>meierei.<br />

Bild 2<br />

Der Auszubildende Lars Betka-Christiansen mit seiner <strong>Lehr</strong>erin Anette Wehking.<br />

Bild 3<br />

Präsident Claus Heller (r.) im Gespräch mit Auszubildenden.<br />

Bild 4


5<br />

Hans Peter Wagner, Fachlehrer der Überbetrieblichen Ausbildung mit den ersten Käselaiben,<br />

die mit der neuen Anlage hergestellt worden sind.<br />

Bild 5<br />

Das sympathische Ausbilderteam: Christoph Salewski, stellvertretender Leiter Berufliche<br />

Schulen OH, (li.), Karl Flach, Leiter der Außenstelle berufliche Schulen OH, (2.v.li.) <strong>und</strong> Else<br />

von Ludowig, Landwirtschaftskammer, (3. v. li.) mit den Fachlehrerinnen <strong>und</strong> -lehrern: Marco<br />

Schlierbach, Anette Wehking <strong>und</strong> Frauke Markussen.<br />

Fotos: Isa-Maria Kuhn

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