03.10.2013 Aufrufe

Mythen und Fakten zu Triple P

Mythen und Fakten zu Triple P

Mythen und Fakten zu Triple P

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Mythen</strong> <strong>und</strong> <strong>Fakten</strong> <strong>zu</strong> <strong>Triple</strong> P<br />

1. „<strong>Triple</strong> P beschäftigt sich nicht mit den Ursachen der Probleme in den Familien.“<br />

Als Ursachen für Verhaltensprobleme berücksichtigt <strong>Triple</strong> P - neben dem<br />

genetischen Erbe <strong>und</strong> gesellschaftlichen Faktoren, wie z.B. Fre<strong>und</strong>e, Schule <strong>und</strong><br />

Medien - vor allem das familiale Umfeld. Hier wiederum werden insbesondere die<br />

Kommunikation <strong>und</strong> Interaktionen zwischen den Familienmitgliedern betrachtet <strong>und</strong><br />

als mögliche Ursache von Problemen in der Familie analysiert.<br />

2. „<strong>Triple</strong> P kümmert sich nicht um die Rechte der Kinder, sondern nur um die<br />

Möglichkeiten der Eltern, wie diese ihre Kinder da<strong>zu</strong> bringen können, <strong>zu</strong><br />

gehorchen.“<br />

Kinder haben das Recht auf Förderung ihrer Entwicklung <strong>und</strong> eine gewaltfreie<br />

Erziehung <strong>zu</strong> eigenverantwortlichen <strong>und</strong> gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten<br />

(§1631 BGB, §1 SGB VII). Eine Aufgabe von Erziehungsprogrammen ist es, eine<br />

Anwaltsfunktion für Kinder <strong>zu</strong> übernehmen <strong>und</strong> dabei diese Rechte <strong>zu</strong> stärken. <strong>Triple</strong><br />

P unterstützt Eltern bei der liebevollen, fördernden <strong>und</strong> konsistenten Erziehung durch<br />

die Vermittlung kindgerechter, positiver Erziehungsfertigkeiten <strong>und</strong> macht sich so <strong>zu</strong>m<br />

Anwalt der Kinder.<br />

3. „<strong>Triple</strong> P ist ein sehr technisches bzw. rezepthaftes Konzept; Gefühle der Kinder<br />

spielen dabei keine Rolle.“<br />

Liebe, Zuneigung <strong>und</strong> Fürsorge von Eltern zeigen sich ihren Kindern in vielen kleinen,<br />

ganz konkreten Dingen, die Eltern tun oder unterlassen, z.B. schnell <strong>und</strong> feinfühlig<br />

auf Bedürfnisse der Kinder reagieren, kuscheln, Grenzen setzen, eine Geschichte<br />

vorlesen, Kinder altersangemessen selbst Entscheidungen treffen lassen, loben, …..<br />

Und bei all diesen Dingen spielt das „Wie“ eine wesentliche Rolle. Sogar so scheinbar<br />

einfache Dinge wie Loben können Eltern geschickter oder weniger geschickt machen,<br />

so dass sich ihre Kinder mehr oder weniger gelobt fühlen. Ein Lob kommt meist dann<br />

gut an, wenn es zeitnah <strong>zu</strong>m Anlass, diesen konkret beschreibend, ehrlich <strong>und</strong><br />

begeistert geäußert wird. Alle diese Details sind wichtig für das Gelingen eines<br />

Lobes.<br />

Je konkreter <strong>und</strong> genauer wir über diese Details mit Fachleuten <strong>und</strong> Eltern sprechen,<br />

umso technischer wirkt vielleicht unsere Sprache. Gerade diese Details aber können<br />

am Ende einen großen Unterschied machen – für die Gefühle von Eltern <strong>und</strong><br />

Kindern.<br />

4. „<strong>Triple</strong> P vertritt eine rigide <strong>und</strong> dressurmäßige Erziehungshaltung.“<br />

<strong>Triple</strong> P vertritt eine autoritative (manchmal auch demokratisch oder partizipativ<br />

genannte) Erziehungshaltung. Da<strong>zu</strong> gehört vor allem viel Liebe, Wärme <strong>und</strong><br />

Zuneigung, sowie eine gute Tagesstruktur, gemeinsame Rituale <strong>und</strong> einige wenige,<br />

faire <strong>und</strong> klare Regeln sowie Konsistenz in den elterlichen Reaktionen. Dies bietet<br />

Kindern Sicherheit <strong>und</strong> Vorhersagbarkeit. Eltern, die autoritativ erziehen, nutzen die<br />

vielen täglichen Interaktionen mit ihren Kindern als Lernchancen <strong>und</strong> fördern so ihre<br />

soziale Kompetenzen.


Kritikern, die <strong>Triple</strong> P fälschlicherweise „Dressur“ vorwerfen, könnte man z.B.<br />

folgende Fragen stellen:<br />

• Aus welchem Zusammenhang kennen wir den Begriff?<br />

• Lässt er sich auf das Zusammenleben in Familien übertragen?<br />

• Wo gibt es da Unterschiede?<br />

• Wo gibt es Gemeinsamkeiten?<br />

Neben vielen Unterschieden finden wir in bestimmten Gr<strong>und</strong>lagen des Lernens von<br />

Lebewesen tatsächlich auch Gemeinsamkeiten zwischen dem Lernen von Menschen<br />

<strong>und</strong> Tieren. Lernen, so wie wir es verstehen, findet stets <strong>und</strong> ständig statt,<br />

unabhängig davon, ob wir wollen oder nicht. (Und auch unabhängig davon, ob wir<br />

manches davon z.B. als „Konditionierung“ bezeichnen oder nicht.) Wenn Eltern diese<br />

Gr<strong>und</strong>lagen des Lernens besser verstehen, können sie in der Kindererziehung vieles<br />

bewusst besser machen statt unbewusst schlechte Gewohnheiten weiter <strong>zu</strong> vertiefen.<br />

5. „<strong>Triple</strong> P ist nur für gebildete, mittelständische Familien konzipiert.“<br />

Alle großen Studien <strong>zu</strong>r Auswertung von <strong>Triple</strong> P haben auch Familien mit geringem<br />

sozio-ökonomischem Status <strong>und</strong> hohem Risiko für Probleme untersucht. Weder der<br />

sozio-ökonomische Status noch der Bildungsstand der Eltern hatten Einfluss auf die<br />

Wirksamkeit von <strong>Triple</strong> P.<br />

Der Mehrebenen-Ansatz von <strong>Triple</strong> P umfasst zahlreiche Angebote, die in Intensität,<br />

Modalität <strong>und</strong> Zielgruppenorientierung variieren. So wird der Zugang für ganz<br />

unterschiedliche Familien erleichtert.<br />

6. „<strong>Triple</strong> P ist nicht auf ethnische Minderheiten übertragbar.“<br />

Das australische Programm <strong>Triple</strong> P ist in zahlreiche Sprachen übersetzt <strong>und</strong> wird<br />

international angewandt, z.B. in Kanada, in den Niederlanden, in Schottland,<br />

Singapur, Hongkong, in der Schweiz, der Türkei, den USA, mit australischen<br />

Aborigines, im Iran u.v.a.m. Die Überset<strong>zu</strong>ng in verschiedene Kulturen verlangt<br />

natürlich veränderte <strong>und</strong> angepasste Beispiele <strong>und</strong> Modelle, nicht jedoch gänzlich<br />

andere Erziehungsfertigkeiten. Viele Ergebnisse zeigen, dass <strong>Triple</strong> P <strong>und</strong> die<br />

empfohlenen Erziehungsfertigkeiten in verschiedenen kulturellen Gruppen auf eine<br />

hohe Akzeptanz stößt.<br />

7. „Es ist für vielbeschäftigte Eltern nicht möglich, alle Erziehungsfertigkeiten<br />

ein<strong>zu</strong>führen.“<br />

<strong>Triple</strong> P-Erziehungsfertigkeiten sind auf Dauer <strong>und</strong> mit der Routine eine Erleichterung<br />

für Eltern im Umgang mit ihren Kindern <strong>und</strong> weitaus weniger aufwändig als die meist<br />

wenig kindgerechten <strong>und</strong> wirkungslosen Alternativen, wie z.B. häufiges Schimpfen.<br />

Es ist darüber hinaus nicht nötig, alle Erziehungsfertigkeiten neu ein<strong>zu</strong>führen. Viele<br />

werden bereits erfolgreich genutzt, andere wiederum sind in der Familie nicht<br />

notwendig. Jede Familie entscheidet, welche Anregungen <strong>und</strong> Hilfen für sie<br />

individuell wichtig sind. Die konkreten Erziehungsziele werden von den Familien,<br />

nicht von <strong>Triple</strong> P oder einer anderen äußeren Instanz vorgegeben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!