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Zu 2. Darstellung der Inhalte von Triple P mit psychologisch - fachli

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Undine Fröhlich<br />

Dipl.-Psych.<br />

Liz. <strong>Triple</strong>-P Trainerin<br />

Syst. Familientherapeutin<br />

App. Psychotherapeutin<br />

®<br />

Fachliche Gegendarstellung<br />

zur „Kritischen Stellungnahme“ gegenüber <strong>Triple</strong> P<br />

<strong>von</strong> Prof. Dr. Deegener <strong>mit</strong> Unterstützung <strong>von</strong> Prof. Dr. Hurrelmann<br />

(2002, im Internet veröffentlicht, im Nachgang D&H genannt)<br />

1. Allgemeine Kritikpunkte an <strong>Triple</strong> P und spezielle Punkte <strong>von</strong> D&H<br />

<strong>2.</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Inhalte</strong> <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P <strong>mit</strong> <strong>psychologisch</strong> - <strong>fachli</strong>cher Gegenargumentation<br />

zu o.g. Kritikpunkten<br />

<strong>2.</strong>1. <strong>Inhalte</strong> <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P – ein positives Elternprogramm<br />

<strong>2.</strong><strong>2.</strong> Gegenargumentation zu D&H<br />

<strong>2.</strong>3. <strong>Triple</strong> P-Elternkurse<br />

<strong>2.</strong>4. Wissenschaftliche Veröffentlichung <strong>von</strong> Prof. Dr. K. Hahlweg, welche u.a.<br />

die empfohlenen Programme <strong>von</strong> D&H als ineffizient wi<strong>der</strong>legen<br />

3. Kritische Infragestellung <strong>von</strong> D&H<br />

4. <strong>Zu</strong>sammenfassung<br />

<strong>Zu</strong> 1. Allgemeine Kritikpunkte an <strong>Triple</strong> P und spezielle Punkte <strong>von</strong> D&H<br />

Am positiven Erziehungsprogramm <strong>Triple</strong> P wird gelegentlich Kritik geübt. Am bekanntesten<br />

ist die Stellungnahme <strong>von</strong> Deegener und Hurrelmann (2002). Das Skript <strong>von</strong> D&H, in Form<br />

eines wissenschaftlichen Gutachtens angelegt, dessen Auftraggeber unklar bleibt, beeindruckt<br />

manchen Leser zunächst wegen seines Umfanges und wegen seiner referierenden Form. Dieses<br />

unter manchen erschreckten Laien aber auch Fachleuten kursierende Skript zitiert und<br />

bewertet über lange Seiten (s. S. 16 –27) <strong>Inhalte</strong> <strong>von</strong> „Kleinen Helfern“ und <strong>der</strong> Broschüre<br />

<strong>mit</strong> dem Ergebnis, die „kleinen Helfer“ seien rigide und kochbuchhaft. Das Video wird ebenfalls<br />

kurz bewertet. Das Skript <strong>von</strong> D&H enthält z.T. Bewertungen und Befürchtungen, die<br />

auf partieller, selektiver Betrachtungsweise („Stiller Stuhl“ und „Auszeit“) basieren. Diese<br />

1


nach D&H „bestrafenden Methoden“ seien nicht för<strong>der</strong>lich für die kindliche Entwicklung.<br />

Das „Ergebnis <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P sei eine beziehungslose, dressurmäßige Erziehung“ (s. S 35).<br />

<strong>Triple</strong> P erinnere an „Rohrstockpädagogik und an Kohlenkeller“ ( S. 34). Über wichtige Teile<br />

wie das Elternarbeitsbuch o<strong>der</strong> das standardisierte Elterntraining <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P werden die Leser<br />

in Unkenntnis gelassen. Über Praxisergebnisse des Trainings wird nur vage berichtet. Eltern,<br />

die <strong>Triple</strong> P anwenden, werden nicht befragt. Die hohe Wirksamkeit wird <strong>mit</strong> „Drill“<br />

begründet. D&H beschreiben <strong>Triple</strong> P als ein „nicht geeignetes Programm“ und empfehlen<br />

Elternbriefe und – Programme alternativ zu <strong>Triple</strong> P (S. 44), die entwe<strong>der</strong> nicht verfügbar<br />

sind, die sich in <strong>der</strong> Praxis als wenig effizient erwiesen haben o<strong>der</strong> die sich teilweise ähnlicher<br />

<strong>Inhalte</strong> wie <strong>Triple</strong> P bedienen.<br />

<strong>Zu</strong> <strong>2.</strong> <strong>Darstellung</strong> <strong>der</strong> <strong>Inhalte</strong> <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P <strong>mit</strong> <strong>psychologisch</strong> - <strong>fachli</strong>cher<br />

Gegenargumentation zu o.g. Kritikpunkten<br />

<strong>Zu</strong> <strong>2.</strong>1. <strong>Inhalte</strong> <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P – ein positives Elternprogramm<br />

Richtig ist, dass <strong>Triple</strong> P (Positiv Parenting Program) zu allererst positive Strategien zum<br />

Auf- und Ausbau <strong>der</strong> Bindung zum Kind und zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> kindlichen Entwicklung<br />

ver<strong>mit</strong>telt. Wenden Eltern diese Strategien an, sind viele Probleme schon gar kein Thema<br />

mehr. Eltern und Kin<strong>der</strong> gehen friedlich <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> um, weil Kin<strong>der</strong> wie Eltern harmonisch<br />

<strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> leben wollen. Man kann die Kin<strong>der</strong>erziehung nach <strong>Triple</strong> P <strong>mit</strong> einem Haus vergleichen.<br />

<strong>Zu</strong>erst baut man das Fundament, die Beziehung zum Kind. Dies sind einfache<br />

und grundlegende Strategien: wie dem Kind „<strong>Zu</strong>neigung zeigen“, „Reden <strong>mit</strong> dem Kind“,<br />

„Wertvolle Zeit <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> verbringen“ (s. S. 6 in <strong>Triple</strong> P Broschüre). Dem Fundament<br />

schließt sich das Haus <strong>mit</strong> den verschiedenen Strategien/Möglichkeiten des zwischenmenschlichen<br />

Lebens, <strong>der</strong> Unterstützung zum Lernen und des Wachstums <strong>von</strong> Kin<strong>der</strong>n<br />

an. Diese 8 Strategien, wie „positives Lob“, „Für Interessante Beschäftigung sorgen“, „Aufmerksamkeit<br />

schenken“ u.s.w. (s. S. 6 –8 in Broschüre o<strong>der</strong> in allen „kleinen Helfern“ benannt)<br />

sind so entscheidend für das positive Klima in <strong>der</strong> Familie, dass sich viele Probleme<br />

dann schon erübrigen.<br />

Wenn Eltern auf För<strong>der</strong>ung und Wachstum ihrer Kin<strong>der</strong> achten, erfüllt sie das <strong>mit</strong> Stolz. Sie<br />

werden in ihrer Elternrolle und in ihrem Selbstwertgefühl bestärkt. Das läßt die Kin<strong>der</strong> ausgeglichener<br />

werden, was wie<strong>der</strong>um die Aufmerksamkeit <strong>der</strong> Eltern weiter auf die positiven Seiten<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> lenkt (weg vom Problem). Das sorgt für Entlastung und ein positives Klima in<br />

Familien.<br />

Erst in dritter Instanz werden für schwierige Situationen Strategien ver<strong>mit</strong>telt, in denen die<br />

an<strong>der</strong>en Methoden allein nicht mehr greifen. Diese befinden sich im Dach des Hauses und<br />

je<strong>der</strong> wird dem Sachverhalt zustimmen, dass ein Haus ohne Dach wenig Sinn macht, da es<br />

hereinregnet. Es hat eine wichtige Schutzfunktion: z.B. wenn durch das schwierige Verhalten<br />

des Kindes z.B. die Familie leidet, o<strong>der</strong> das Kind selbst in Schule/Kita keine Freunde findet,<br />

weil es durch seine Wutanfälle zum Außenseiter wird. Dann müssen Eltern ihre<br />

Kin<strong>der</strong> schützen vor dem Teufelskreis, in den die Kin<strong>der</strong> hineingeraten können, die das<br />

Kind bis zur Isolation treiben können. Das kann Depressionen o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e psychische<br />

Probleme nach sich ziehen. <strong>Triple</strong> P lässt Eltern in diesen Situationen nicht im Regen stehen,<br />

son<strong>der</strong>n bietet gewaltfreie Lösungsmöglichkeiten an, die je<strong>der</strong> Mensch in abgewandelter<br />

Form auch <strong>von</strong> sich aus anwendet.<br />

2


„Auszeit“<br />

Wenn Emotionen einmal hochkochen, eine Situation zu entgleiten droht, die Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> die<br />

Eltern selbst gereizt reagieren o<strong>der</strong> gar Gewalt droht, brauchen Eltern und Kin<strong>der</strong> Besonnenheit,<br />

etwas Abstand, um später wie<strong>der</strong> ruhig <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> umgehen zu können. Viele Eltern<br />

sagen dann zu ihrem Kind: „... geh in dein Zimmer, ich kann dich im Moment nicht mehr<br />

sehen...“. In <strong>der</strong> Partnerschaft nimmt man sich eine Auszeit, da<strong>mit</strong> beide Seiten abkühlen, um<br />

dann erneut in Ruhe über die Dinge zu verhandeln. So ist die „Auszeit“ zu verstehen. „Auszeit“<br />

gibt Eltern und Kin<strong>der</strong>n die Möglichkeit, sich zu beruhigen, um danach neu zu beginnen.<br />

Wie bei einem Filmschnitt: <strong>2.</strong> Versuch, vielleicht klappt es jetzt ruhiger. Diese Strategie<br />

verhin<strong>der</strong>t Gewalt und wird <strong>von</strong> je<strong>der</strong>mann intuitiv in abgewandelter Form mehr o<strong>der</strong><br />

weniger eingesetzt, wenn es einmal schwierig wird. <strong>Triple</strong> P beschreibt genau, wie man sie<br />

kindgerecht und wirksam (sprich: deeskalierend und konstruktiv) einsetzt.<br />

„Stiller Stuhl“/“Stille Zeit“<br />

Der „Stille Stuhl“, auch „Stille Zeit“ genannt, ist eine Form <strong>von</strong> „Sich eine Auszeit nehmen“,<br />

aber nicht in einem an<strong>der</strong>en Raum, son<strong>der</strong>n am Rande des Geschehens. Das Kind muss sich<br />

für 2-5 Minuten aus dem eskalierenden Geschehen herausnehmen, sich beruhigen, um anschließend<br />

wie<strong>der</strong> <strong>mit</strong> dabei sein zu können, aber diesmal ohne Ausschreitung, wie Wutanfall<br />

o.ä. Auch das wenden viele Menschen in abgewandelter Form an. Man sagt zu seinem erregten<br />

Gegenüber: „Komm erst einmal runter, beruhige dich, wenn die Wut verzogen ist reden<br />

wir noch einmal ruhig darüber“. Der Vorwurf, <strong>der</strong> „Stille Stuhl“ sei eine Form des „in <strong>der</strong><br />

Ecke Stehens“, das in früherer Zeit als Strafe für ein Vergehen Anwendung fand, kann so<br />

nicht im Raum stehen bleiben, da niemand als Übeltäter in die Ecke gestellt wird. Der „Stille<br />

Stuhl“ bietet eine gute Möglichkeit, eine aufgeheizte Situation zu beruhigen, die nach einer 2-<br />

5minütigen Deeskalation ruhiger und dadurch gelassener fortgesetzt werden kann. Dadurch<br />

schaukeln sich Situationen nicht auf son<strong>der</strong>n ab. Das ist das Ziel <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P und es erweist<br />

sich gerade auch in <strong>der</strong> Praxis als richtig.<br />

Psychologischer Hintergrund:<br />

Es gibt Situationen in <strong>der</strong> Familie, die immer wie<strong>der</strong> zu eskalieren drohen. <strong>Zu</strong>m Beispiel können<br />

Eltern kindliche Wutanfälle o<strong>der</strong> ein zerstörendes Verhalten nicht ignorieren, sie schreiten<br />

ein. Infolgedessen bekommt das Kind Aufmerksamkeit (wenn auch negative), weil die<br />

Eltern zum 100sten Mal erklären o<strong>der</strong> schimpfen. So hat das Kind (unabsichtlich) gelernt,<br />

<strong>Zu</strong>wendung in aggressiven Situationen zu verbuchen. Schimpfen o<strong>der</strong> zu lange Erklärungen<br />

sind manchmal auch Verstärker für das unangemessene Verhalten. Gleichzeitig<br />

werden wichtige Bedürfnisse des Kindes nach <strong>Zu</strong>wendung, Geborgenheit und Sicherheit im<br />

Alltagsgeschehen nicht immer ausreichend befriedigt. Das Kind lernt am Erfolg und oft weiß<br />

es auch nicht, welches angemessene Verhalten <strong>von</strong> ihm erwartet wird. Darum zeigt das Kind<br />

erneut das Verhalten, wofür es eine Verstärkung/<strong>Zu</strong>wendung bekam. Diese, oft unterhalb<br />

<strong>der</strong> Bewusstseinsschwelle liegenden Verhaltensmuster, werden häufig in <strong>der</strong> frühen Kindheit<br />

angelegt und sind oft so eingeübt, dass Kin<strong>der</strong> wie Eltern manchmal nur herauskommen<br />

können, wenn sie das Muster bewusst durchschauen und aktiv unterbrechen. Dahinter steht<br />

das Grundbedürfnis eines jeden Menschen nach <strong>Zu</strong>wendung. Psychologisch gesehen wird<br />

durch <strong>Zu</strong>wendung ein grundlegen<strong>der</strong> und sehr wirksamer Lernprozess angeregt: <strong>Zu</strong>wendung<br />

bewirkt, dass Verhaltensweisen häufiger auftreten. Die Musterunterbrechung geschieht,<br />

indem in <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Eskalation die <strong>Zu</strong>wendung nicht gewährt wird. Eltern lernen,<br />

zunächst für 2-5 Minuten Ruhe einkehren zu lassen. Dabei darf sich das Kind hinsetzen<br />

(deshalb „Stiller Stuhl“) o<strong>der</strong> geht in einen an<strong>der</strong>en Raum („Auszeit“). Danach können Eltern<br />

und Kin<strong>der</strong> die vormalige Tätigkeit wie<strong>der</strong> aufnehmen und die Eltern können <strong>Zu</strong>wendung<br />

(Lob) geben für kooperatives Verhalten. Genau das leistet die Methode „Stiller Stuhl“ o<strong>der</strong><br />

„Stille Zeit“. Die <strong>Zu</strong>wendung wird umgepolt!<br />

3


Der Geschäftsführer des Caritasverband für die Stadt Halle und das Dekanat Halle (Saale)<br />

e.V. Herr Winfried Weber schrieb in seiner Stellungnahme an das Landesjugendamt Halle<br />

dazu: „Die eingeübten Methoden „Stiller Stuhl“ und „Auszeit“ stellen keine Strafe dar, vielmehr<br />

stellen sie eine „Nicht-Belohnung“ eines unerwünschten Verhalten dar. Sie sind gewaltfrei,<br />

sie deeskalieren und schaffen Raum für eine positive Konfliktbearbeitung.“<br />

<strong>Triple</strong> P ist ein in sich ausgeglichenes Programm. Die zuerst ver<strong>mit</strong>telten positiven Strategien,<br />

„Mit dem Kind positiv reden“, in den richtigen Momenten „<strong>Zu</strong>neigung zeigen“, das<br />

„Kind för<strong>der</strong>n“ sind die wichtigeren Strategien. Das heißt aber nicht, dass Eltern für den<br />

Fall einer eskalierenden Situation keine Strategie haben sollten. In allen Materialien wird darauf<br />

hingewiesen, dass nach schwierigen Situationen zu den unterstützenden Strategien<br />

zurückgekehrt werden muss. Die Kritiker übergehen dies, bleiben bei den begrenzenden<br />

Strategien stehen und bewerten diese übermäßig. Sie lassen dabei den größeren <strong>Zu</strong>sammenhang<br />

außer acht. Diesen zu berücksichtigen scheint Eltern tatsächlich besser zu gelingen,<br />

denn sie können großen Nutzen aus diesem Programm ziehen (s. <strong>2.</strong>3. Elternkurs).<br />

Die Auswertung nach den Kursen zeigte, dass Eltern den „Stillen Stuhl“ o<strong>der</strong> die „Auszeit“<br />

weitaus weniger anwenden mussten, als vor dem Kurs. Es konnten viel häufiger die unterstützenden<br />

Strategien angewandt werden, da die Situation zu Hause harmonischer geworden<br />

ist. Auf diese Weise sind die Eltern um vieles weniger belastet und können ruhiger bleiben,<br />

was sich auf das „Ruhiger werden“ <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> auswirkt. Und ruhigere Kin<strong>der</strong> bewirken<br />

ruhigere Eltern. Es verbessert sich die Bindung zueinan<strong>der</strong>. Das ist <strong>der</strong> positive Kreislauf,<br />

den <strong>Triple</strong> P anregt.<br />

So sind auch die „Kleinen Helfer“ aufgebaut. Erst werden die Kin<strong>der</strong> unterstützt die Situation<br />

zu verstehen und positiv zu meistern. Kin<strong>der</strong> erscheinen manchmal unkooperativ, weil<br />

sie nicht genau wissen, was <strong>von</strong> ihnen verlangt wird. Durch för<strong>der</strong>nde Strategien, wie „Fragen<br />

– Sagen - Tun“ werden dem Kind Hilfen beim Erkennen <strong>von</strong> Dingen gegeben, die durch<br />

gezieltes Fragen kleine Wissenslücken bei den Kin<strong>der</strong>n aufdecken (Fragen) und gemeinsam<br />

besprochen (Sagen) und gemeinsam bewältigt werden können (Tun). So lernt das Kind auf<br />

friedliche und för<strong>der</strong>liche Weise, die Dinge Schritt für Schritt selbständig zu meistern.<br />

Es werden positiv formulierte „Familienregeln“ (s. Kleine Helfer, Broschüre) zusammen <strong>mit</strong><br />

dem Kind aufgestellt und <strong>mit</strong> dem „Direkten Ansprechen“ werden diese erklärt und geübt.<br />

Wenn dies aber alles nichts nützt und das Kind sich aggressiv zeigt, dann muß das Verhalten<br />

unterbrochen werden, indem die <strong>Zu</strong>wendung minimiert wird, um nicht das aggressive<br />

Verhalten unabsichtlich zu verstärken („Stille Zeit“, „Auszeit“). In dem systematisch aufbauenden<br />

Kurs lernen Eltern, den inneren <strong>Zu</strong>sammenhang <strong>der</strong> „Problemverstärkung durch<br />

<strong>Zu</strong>wendung“ zu verstehen. Sie lernen sich als För<strong>der</strong>er des Kindes zu begreifen, wenn sie<br />

gezielt positive Aufmerksamkeit schenken. Die beziehungsstiftenden, die för<strong>der</strong>nden und<br />

die begrenzenden Strategien <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P sind nichts Neues, sie sind Dinge die alle Eltern<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger anwenden. <strong>Triple</strong> P ver<strong>mit</strong>telt Eltern, diese Strategien bewusst, kindgerecht<br />

und gezielt positiv anzuwenden.<br />

Je<strong>der</strong> Gärtner weiß: Ein Apfelbaum, <strong>der</strong> nie verschnitten wird, trägt nur kleine, unansehnliche<br />

Äpfel. Wird er aber fachgerecht gepflegt und verschnitten, trägt er wohlschmeckendes<br />

und hochwertiges Obst. So ist es auch <strong>mit</strong> unseren Kin<strong>der</strong>n. Sie brauchen liebevolle Pflege,<br />

Sonne und eine Rankhilfe zum Wachsen und wenn die Wassertriebe verschnitten werden,<br />

wird die Ernte prächtig ausfallen. Je<strong>der</strong>, auch <strong>der</strong> kleine Baum ist stolz auf die Früchte seiner<br />

Arbeit. Das macht Mut, weiter zu wachsen und gibt Selbstwert für Eltern wie Kin<strong>der</strong>. Deshalb<br />

sind begrenzende Strategien genauso wichtig, wie die liebevolle Pflege, weil sie zu einer guten<br />

Ernte dazu gehören. Alles zu seiner Zeit. <strong>Triple</strong> P ver<strong>mit</strong>telt Eltern, dass sie den Wachs-<br />

4


tumstrieb för<strong>der</strong>n müssen und nicht abschneiden dürfen, denn das macht Kin<strong>der</strong> tot. Wohl<br />

aber sollten sie die Wassertriebe kappen, da diese manchmal Auswüchse annehmen können.<br />

Das reduziert die Ernte, denn <strong>der</strong> kleine Baum bekommt sonst Probleme <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Umwelt und<br />

später <strong>mit</strong> seinem Selbstwertgefühl. Eltern sind dankbar für die Aufdeckung dieses <strong>Zu</strong>sammenhangs.<br />

Bei einer selektiven Betrachtung einzelner Bausteine wird das Ziel <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P und <strong>der</strong><br />

innere <strong>Zu</strong>sammenhang <strong>von</strong> Erziehung als solcher verfälscht.<br />

<strong>Zu</strong> <strong>2.</strong><strong>2.</strong> Gegenargumentation zu D&H<br />

In dem Skript <strong>von</strong> D&H werden gegen <strong>Triple</strong> P Vorwürfe <strong>von</strong> „Rohrstock-Pädagogik“ und<br />

„Eingesperrt im Kohlenkeller“ geäußert, die lediglich <strong>der</strong> Polemik nicht aber <strong>der</strong> dringend<br />

notwendigen Diskussion <strong>von</strong> Elternprogrammen dienen. Außerdem wird dem interessierten<br />

Leser nicht entgangen sein, dass bei den seitenweise zitierten „<strong>Triple</strong> P- Materialien“ zu aller<br />

erst die „Beziehung – aufbauenden“ und die „das Kind unterstützenden Strategien“ empfohlen<br />

werden und we<strong>der</strong> die Strategie „Schimpfen“ noch „Schlagen“ in irgendeiner Form vorkommen.<br />

Was tatsächlich bei <strong>Triple</strong> P vorkommt, sind anerkannte verhaltenstherapeutische<br />

Grundprinzipien. (Anerkannte Strategien in <strong>der</strong> Verhaltenstherapie sind z.B. time-out = bei<br />

<strong>Triple</strong> P „Auszeit“, Response-cost = bei <strong>Triple</strong> P „Logische Konsequenz“ als Entzug materieller<br />

Verstärker, Token - Systeme = „Punktekarte“, Löschen <strong>von</strong> Verhalten durch Nicht -<br />

Beachten = „Absichtliches Ignorieren“, Aufbau <strong>von</strong> angemessenem Verhalten über klares<br />

Strukturieren des Zielverhalten = „positives formulieren <strong>von</strong> Zielen des erwarteten Verhaltens,<br />

„Fragen – Sagen - Tun“, „<strong>Zu</strong>wendung“, „Aufmerksamkeit“, Aufbau über <strong>Zu</strong>wendung =<br />

„<strong>Zu</strong>wendung“, „Aufmerksamkeit“ u.s.w.).<br />

Der Vorwurf <strong>der</strong> „Kohlenkeller-Pädagogik“ ist nicht nur polemisch und unsachlich, son<strong>der</strong>n<br />

auch unwissenschaftlich und falsch. Diese Behauptung verkennt die Methode <strong>der</strong> „Auszeit“<br />

fälschlicherweise als eine Bestrafung und sieht nicht die wichtige Chance zur Beruhigung/Deeskalation<br />

für alle Beteiligen. Nach 2-5 Minuten <strong>der</strong> Ruhe nimmt keine Seele Schaden,<br />

wie D&H glauben machen wollen. Im Gegenteil, sie schafft oft gerade erst die Voraussetzung<br />

für eine ruhige Atmosphäre zur Konfliktlösung (vgl. Auszeit und Psychologischer<br />

Hintergrund, Punkt <strong>2.</strong>1.).<br />

D&H übersehen die positive Wirkung <strong>von</strong> unterstützenden Strategien in <strong>der</strong> Praxis, was<br />

die begrenzenden Strategien oft schon überflüssig macht. Sie übersehen, dass durch bewusste<br />

<strong>Zu</strong>wendung, bewußtes Lob bei friedfertigem Verhalten das Verhalten schon ausreichend<br />

verstärkt wird und öfter vorkommt, wenn es nicht mehr ignoriert wird. Das allein wirkt<br />

schon aufbauend bei Kin<strong>der</strong>n. D&H sehen die kleinen Helfer selektiv und verkennen den<br />

inneren größeren <strong>Zu</strong>sammenhang, den <strong>der</strong> Erziehungsalltag in sich birgt.<br />

Das Hauptaugenmerk <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P liegt auf <strong>der</strong> Prävention, auf vorbeugenden Maßnahmen<br />

also, „bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist“. Doch auch dann, wenn sich bereits Probleme<br />

entwickelt haben, hat <strong>Triple</strong> P sich als för<strong>der</strong>lich und hilfreich erwiesen. Ein Grund<br />

z.B., weshalb Kin<strong>der</strong> nach Entlassung aus Kin<strong>der</strong>heimen o<strong>der</strong> kin<strong>der</strong>psychiatrischer<br />

Klinikbehandlung in alte aggressive Verhaltensweisen zurückfallen ist, dass Eltern die<br />

theoretischen Prinzipien <strong>der</strong> Verhaltenstherapie nicht in die Praxis umsetzen, weil sie<br />

ihnen keiner gesagt o<strong>der</strong> ver<strong>mit</strong>telt hat. Daraus entsteht <strong>der</strong> sogenannte “Drehtür-Effekt“.<br />

Kin<strong>der</strong> werden entlassen und kommen zurück in die Klinik/Kin<strong>der</strong>heim, weil sich zu Hause<br />

nichts geän<strong>der</strong>t hat. Der Erfahrung nach haben Eltern in <strong>der</strong> Regel schon eine Odyssee <strong>von</strong><br />

Hilfeleistungen hinter sich gebracht, was ihnen aber nie wirklich ein Handwerkzeug in die<br />

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Hand gegeben hat, welches sie unabhängig <strong>von</strong> Helfern machen würde. Dadurch beanspruchen<br />

sie immer wie<strong>der</strong> Hilfe (z.B. „Hilfe zur Erziehung“ wie Beratung, Tagesgruppe, Heimaufenthalt,<br />

o<strong>der</strong> Inobhutnahme, Psychotherapie, Klinikaufenthalt o.ä.) und da<strong>mit</strong> verursachen<br />

sie immer wie<strong>der</strong> Kosten, was den meisten Elternteilen unangenehm ist.<br />

Die Eltern berichten, dass ihr Kind in Kin<strong>der</strong>garten/Schule/Heim/Klinik friedlich sein konnte,<br />

aber zu Hause nach einiger Zeit wie<strong>der</strong> „am Rad“ dreht. Das ist für das Selbstbewußtsein <strong>der</strong><br />

Eltern fatal und führt zu Ohnmacht und Selbstentwertung. Das wie<strong>der</strong>um läßt ihre guten Ansätze<br />

ersticken, was nicht zur Verringerung <strong>der</strong> häuslichen Probleme beiträgt. Die Beziehung<br />

verschlechtert sich zunehmend und <strong>der</strong> negative Kreislauf <strong>der</strong> Eltern-Kind-Beziehung endet<br />

vielleicht in <strong>der</strong> „Rohstock-Pädagogik“, weil die Situation gereizt und spannungsgeladen ist<br />

und Eltern in ihrer Not Dinge tun, die ihnen selbst nicht gefallen (wie das Kind anschreien<br />

o<strong>der</strong> gar schlagen). Das ist manchmal trauriger Alltag. Eltern wie Kin<strong>der</strong> sitzen in <strong>der</strong> Falle<br />

<strong>der</strong> Eskalation fest und finden nicht heraus. Da hilft oft nur stringentes verhaltenstherapeutisches<br />

Arbeiten, an dessen Prinzipien D&H Kritik üben. Sie nennen es „schwarze Pädagogik“.<br />

Kritik an <strong>Triple</strong> P in dieser Weise zu üben, bedeutet gleichzeitig, einen bewährten Behandlungsplan<br />

in Frage zu stellen, <strong>der</strong> <strong>von</strong> allen Krankenkassen anerkannt und in vielen wissenschaftlichen<br />

Studien auf Effektivität geprüft wurde und in allen Fachkliniken <strong>mit</strong> Erfolg<br />

eingesetzt wird, weil es heilsame Verfahren sind, die nachweislich nicht zu psychischen<br />

Störungen, son<strong>der</strong>n zu seelischer Gesundheit führen<br />

Es gibt keinen Grund, warum Eltern diesen Erfolg <strong>von</strong> Kliniken und pädagogischen Hilfestellungen<br />

zu Hause nicht fortsetzen sollten. Und die Praxis zeigt, dass Eltern dankbar sind,<br />

wenn sie die inneren <strong>Zu</strong>sammenhänge verstehen lernen und auf ihre Art anwenden können.<br />

Denn die Eltern wollen <strong>mit</strong> ihren Kin<strong>der</strong>n wohltuend und friedlich <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> leben.<br />

Eltern entscheiden selbst, was für sie gut und angemessen ist. Erfahrungsgemäß machen<br />

Eltern sofort zu, wenn Fachpersonal o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e ihnen „gut gemeinte“ Ratschläge geben<br />

wollen, die nicht zu ihnen passen. Das ist immer wie<strong>der</strong> die Erfahrung <strong>von</strong> Erziehern, Jugendämtern<br />

und Kliniken, die das Arbeiten <strong>mit</strong> Eltern einerseits erschwert, an<strong>der</strong>erseits aber<br />

ebenso gut ist. Es zeigt, dass Eltern mündig sind und das annehmen, was Erfolg bringt und<br />

was wirklich hilft.<br />

<strong>Zu</strong> <strong>2.</strong>3. <strong>Triple</strong> P-Elternkurse<br />

D&H (s. S. 42) behaupten, es gäbe keine schriftlichen Ausarbeitungen zum Elterntraining.<br />

Das ist schlichtweg falsch. Es gibt ein standardisiertes Trainermanual und ein Elterngruppenarbeitsbuch,<br />

auf das nicht eingegangen wird. Das ist ein klar strukturiertes Programm, was<br />

logisch nach den o.g. Gesichtspunkten aufgebaut ist. Es beinhaltet vier Gruppensitzungen, die<br />

<strong>der</strong> inneren Logik <strong>von</strong> <strong>Triple</strong> P folgen.<br />

1. Ver<strong>mit</strong>tlung <strong>von</strong> Strategien zum Beziehungsaufbau (Fundament),<br />

<strong>2.</strong> Unterstützung und För<strong>der</strong>ung des Kindes (Haus) und<br />

3. es werden schützende und begrenzende Strategien ver<strong>mit</strong>telt (Dach)<br />

4. Es werden Strategien <strong>der</strong> verschiedenen Ebenen in „Routinen“ und „Aktivitätenpläne“ für<br />

schwierige Situationen zusammengefaßt.<br />

Es schließen sich vier individuelle Kontakte an, in denen die Eltern versuchen, Gelerntes auf<br />

ihre eigene Situation anzuwenden und eigene Lösungen für ihre Situation zu finden.<br />

6


Um Aussagen zur Wirksamkeit des Programmes zu erzielen füllen Eltern Fragebögen aus, vor<br />

und nach dem achtwöchigem Kurs. Die Rückmeldung <strong>der</strong> Eltern, die das <strong>Triple</strong> P-„Kochbuch“-Programm<br />

besuchten, ist, dass dieses „Kochbuch“ zu Hause gut funktioniert, weil es<br />

<strong>psychologisch</strong> grundlegende Gesetze beachtet und weil es diese in alltagstauglichen und gut<br />

aufbereiteten Schritten den Eltern nahe bringt. Es ist konkret und trägt zur Entlastung und<br />

zum friedlichen Miteinan<strong>der</strong> bei. So fühlen sich Eltern nach dem Kurs um ca. 40% entlastet,<br />

ihre Kin<strong>der</strong> zeigen ca. ein Viertel weniger schwieriges Verhalten, was auf die Strukturierung<br />

und <strong>Zu</strong>nahme <strong>der</strong> elterlichen Erziehungskompetenz zurückzuführen ist. Eltern fühlen sich<br />

nach dem „Kochbuch-Kurs“ um knapp 30 % kompetenter als vorher. Sie hätten jetzt einen<br />

roten Faden und ein <strong>fachli</strong>ches Instrumentarium, was das Kind för<strong>der</strong>t und ihnen auch in<br />

schwierigen Zeiten hilfreich ist. Ergebnisse <strong>der</strong> gelaufenen Elternkurse zeigen dazu eindeutige<br />

Resultate. Auch Eltern <strong>mit</strong> psychiatrieerfahrenen Kin<strong>der</strong>n berichteten über gute Erfolge. Den<br />

unterschiedlichsten Kin<strong>der</strong>n wie Eltern konnte <strong>mit</strong> diesem Programm gut geholfen werden.<br />

In meinen Kursen war ersichtlich, dass alle Eltern dem Grunde nach das Beste für ihr Kind<br />

wollten und gute Ansätze hatten, dass sie sich oft in den positiven Strategien wie<strong>der</strong>fanden<br />

und sich bestätigt fühlten. Interessant war, dass Eltern ganz unterschiedliche Dinge aus dem<br />

Programm zogen und es oft nur kleine aber entscheidende Verän<strong>der</strong>ungen waren, um das<br />

Klima und die eigene Situation zu Hause zu verbessern. Eltern lernten durch den <strong>Triple</strong> P-<br />

Kurs begrenzende Strategien nur dann einzusetzen, wenn etwas für Sie wirklich ein Problem<br />

darstellt. Das entlastet und macht Eltern verantwortungsbewußt in Umgang <strong>mit</strong> begrenzenden<br />

Strategien. Das ist <strong>der</strong> Vorteil eines „Kochbuch-Programmes“. Es lässt Variationen zu und<br />

gelingt immer, wenn die Mischung stimmt. Denn die <strong>Triple</strong> P-Strategien sind universell und<br />

auf alle menschlichen Systeme anwendbar.<br />

In unserer Studie gab es positive Ergebnisse des Programmes auf unterschiedlichen Ebenen:<br />

bei Eltern, die um Hilfe zur Erziehung gebeten haben, bei Pflegeeltern und selbst bei Hochrisikofamilien<br />

(Eltern <strong>mit</strong> Familienhelfern <strong>der</strong> AWO) konnten gute Erfolge erreicht werden. So<br />

konnten nach den LOS-Kursen (geför<strong>der</strong>t durch die Europäische Union und durch die<br />

Bundesregierung) 3 Familienhilfen (<strong>von</strong> 8) beendet werden, bei denen <strong>Triple</strong> P nachweislich<br />

positiv dazu beigetragen hat. Diese Ergebnisse, die in <strong>der</strong> Form meines Wissens noch für<br />

keines <strong>der</strong> alternativen Programme erbracht werden konnten, weisen auf ein sehr wirksames<br />

und hilfreiches Programm hin.<br />

Um unsere Kurse weiter zu evaluieren, wurden die Sozialarbeiter des Allgemeinen Sozialen<br />

Dienstes des Jugendamtes Halle <strong>mit</strong>tels Fragebogen befragt, inwiefern <strong>der</strong> Kurs zur Verringerung<br />

<strong>der</strong> kindlichen Verhaltensprobleme beigetragen hat. Die Ergebnisse dieser Hilfeplangespräche<br />

waren durchweg positiv, was die Aussagen <strong>der</strong> Eltern untermauerte und die<br />

Resultate bestätigten.<br />

<strong>Zu</strong> <strong>2.</strong>4. Wissenschaftliche Veröffentlichung <strong>von</strong> Prof. Dr. K. Hahlweg, welche<br />

u.a. die empfohlenen Programme <strong>von</strong> D&H als ineffizient wi<strong>der</strong>legen<br />

Eine umfangreiche detaillierte Gegendarstellung <strong>von</strong> Herrn Prof. Dr. Hahlweg (Institut für<br />

Psychologie <strong>der</strong> Technischen Universität Braunschweig) aus dem Jahre 2003 zu dem Skript<br />

<strong>von</strong> D&H ist nachzulesen in: Beratung Aktuell, Zeitschrift für Theorie und Praxis <strong>der</strong> Beratung,<br />

Jungfermann Verlag Pa<strong>der</strong>born 3 – 2003, 158 – 177 und im Internet unter<br />

http://jhdb.net/docs/pppkrit_e.pdf<br />

In dieser wissenschaftlichen Abhandlung <strong>von</strong> Prof. Dr. Hahlweg wird deutlich, dass D&H<br />

sich wi<strong>der</strong>sprechen und auf Programme verweisen, die einer weiteren Forschung bedürfen.<br />

7


Prof. Dr. Hahlweg stellt fest, dass Elternbriefe empfohlen werden, die für Eltern und für<br />

Fachpersonal nicht immer greifbar sind o<strong>der</strong> alternativ zu <strong>Triple</strong> P Programme vorgeschlagen<br />

werden, die in den letzten Jahren in <strong>der</strong> Evaluation <strong>von</strong> Eltern und <strong>von</strong> Fachpersonal als<br />

weniger effektiv eingeschätzt wurden (Gordon – „Die neue Familienkonferenz“). Weiterhin<br />

werden Programme angeraten, die sich teilweise <strong>der</strong>gleichen Methoden bedienen wie <strong>Triple</strong> P<br />

(s.„Starke Eltern – Starke Kin<strong>der</strong>“).<br />

Bei D&H wird darüber hinaus nicht auf die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation <strong>von</strong><br />

<strong>Triple</strong> P eingegangen, die international und deutschlandweit auf hervorragende Ergebnisse<br />

verweisen kann.<br />

<strong>Zu</strong> 3. Kritische Infragestellung <strong>von</strong> D&H<br />

Es bedeutet sicher keinen Fortschritt, dass z.T. in Fachkreisen ein <strong>der</strong>art unsachliches und<br />

un<strong>fachli</strong>ches Skript kursiert. Dieses Schriftstück trägt nicht zur dringend notwendigen lösungsorientierten<br />

Diskussion zu Elternprogrammen bei, denn es ist regelrecht demagogisch<br />

und an zahlreichen Stellen schlichtweg falsch.<br />

Es ist zu hinterfragen, warum unkritisch Elternprogramme empfohlen werden, für die<br />

nachweislich <strong>der</strong> wissenschaftliche Hintergrund fehlt (s. Gegendarstellung <strong>von</strong> Hahlweg 2003<br />

in: Beratung Aktuell, Zeitschrift für Theorie und Praxis <strong>der</strong> Beratung, Jungfermann Verlag<br />

Pa<strong>der</strong>born 3 – 2003, 158-177) o<strong>der</strong> die dem <strong>Triple</strong> P-Programm ähnlich sind. Und es ist<br />

weiterhin fraglich, warum <strong>der</strong>art unsachlich gegen die wissenschaftlich fundierte und klinisch<br />

praktizierte, staatlich anerkannte Verhaltenstherapie polemisiert wird.<br />

Es muss die Frage gestellt werden, (da <strong>der</strong> Auftraggeber des „Gutachten – Skripts“ nicht bekannt<br />

ist und Kostenträger gezielt <strong>mit</strong> diesem Skript „versorgt“ werden), welchen Zweck ein<br />

<strong>der</strong>art fragwürdiges „Gutachten“ erfüllen soll.<br />

Der Geschäftsführer des Caritasverband für die Stadt Halle und das Dekanat Halle (Saale)<br />

e.V. Herr Winfried Weber schreibt in seiner Stellungnahme an das Landesjugendamt Halle:<br />

„(...) im <strong>Zu</strong>ge des Wettbewerbs um knappe Mittel ist es erklärlich, wenn über <strong>fachli</strong>chen<br />

Konzepte diskutiert ggf. auch gestritten wird. Der Caritasverband stellt sich, gestützt auf<br />

die langjährigen Erfahrungen gerade im Bereich <strong>der</strong> Erziehungsberatung und <strong>der</strong> weiteren<br />

Tätigkeitsfel<strong>der</strong> im Bereich Hilfen zur Erziehung, die uns vielfach <strong>mit</strong> schwierigen und gestörten<br />

familiären Beziehungsgefügen in Kontakt bringen, gerne diesem Wettbewerb. Auf die<br />

<strong>fachli</strong>che Kritik an <strong>Triple</strong> P würden wir gerne im Rahmen eines Fachgespräches antworten.“<br />

Er schreibt weiter: „Wir möchten weiter darauf verweisen, dass es bundesweit sehr positive<br />

Erfahrungen <strong>mit</strong> <strong>Triple</strong> P gibt. Gerade für unsere Region wird wegen <strong>der</strong> Unsicherheit und<br />

<strong>der</strong> Schwierigkeiten vieler Eltern in <strong>der</strong> Erziehung ein erhöhter Bedarf an die Erziehungskompetenz<br />

stärkenden Hilfen deutlich. Gemeinsam <strong>mit</strong> den Leiterinnen unserer Erziehungsberatungsstellen,<br />

(....) hat die Geschäftsleitung des Caritasverbandes vor einigen Wochen entschieden,<br />

<strong>Triple</strong> P als präventiven Ansatz auszubauen und drei weitere Mitarbeiterinnen als<br />

Trainerinnen zu qualifizieren. Da<strong>mit</strong> möchten wir bereits heute sicherstellen, dass <strong>der</strong> durch<br />

das LOS-Programm und hoffentlich auch durch das Land Sachsen-Anhalt geför<strong>der</strong>te Projektstart<br />

in die <strong>Zu</strong>kunft weiterträgt.<br />

Die jetzt wie<strong>der</strong> ins Gespräch gebrachte Kritik an <strong>Triple</strong> P ist übrigens nicht neu. Soweit ich<br />

weiss, wurde sie in westlichen Bundeslän<strong>der</strong>n ähnlich schon im Vorvorjahr vorgebracht und<br />

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auf Internetseiten diskutiert. Der Caritasverband erachtet diese Kritik sowohl theoretisch<br />

wie auch durch die praktische Erfahrung wi<strong>der</strong>legt.“<br />

Der <strong>fachli</strong>che Laie wird durch das D&H Skript irritiert und regelrecht in die Irre geleitet.<br />

Fachleute sind verwun<strong>der</strong>t, da sie sich auf Aussagen <strong>von</strong> Fachkollegen verlassen wollen. Beson<strong>der</strong>s<br />

Kostenträger, die in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> knappen Mittel sind, geraten in einem<br />

schweren Konflikt. Einer „Rohrstock-Pädagogik“ kann man natürlich nicht zustimmen, wohl<br />

aber einem gut dosierten Elternprogramm, welches den Familien schnell und gewaltfrei Entlastung<br />

bringt, und auf <strong>der</strong> Grundlage einer wissenschaftlich anerkannten Heilmethode aufbaut,<br />

<strong>der</strong> Verhaltenstherapie.<br />

<strong>Zu</strong> 4. <strong>Zu</strong>sammenfassung<br />

Abschließend ist zu bemerken, dass dieses Elternprogramm nicht, wie <strong>von</strong> D&H unterstellt<br />

wird, Eltern zu „Rohrstock-Pädagogen“ werden läßt, son<strong>der</strong>n dass es eindeutig zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Eltern-Kind-Beziehung und des häuslichen Klimas beiträgt. So<strong>mit</strong> kann die gesamte<br />

Familie <strong>von</strong> diesem Programm profitieren. Die Eltern können ihre Erziehungskompetenzen<br />

stärken und vorher „schwierige Kin<strong>der</strong>“ verringern ihr problematisches Verhalten um 25 %<br />

(lt. Einschätzung <strong>der</strong> Eltern und des ASD). Es ist nachgewiesen, dass - entgegen <strong>der</strong> theoretischen<br />

Befürchtung <strong>von</strong> D&H - Eltern und die Kin<strong>der</strong> <strong>von</strong> diesem <strong>fachli</strong>ch fundierten Verhaltenstherapie-Programm<br />

im Alltag und auch in Krisen gut profitieren, ohne den Anspruch zu<br />

haben, dass es das einzige Konzept wäre. Es kann ein guter Baustein in <strong>der</strong> Familienpolitik, in<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>- und Jugendhilfe und in <strong>der</strong> Anschlußheilbehandlung sein. Eltern <strong>mit</strong> psychiatrieerfahrenen<br />

Kin<strong>der</strong>n erlebten das Programm ebenfalls als hilfreich. Selbst bei Hochrisikofamilien<br />

(Eltern <strong>mit</strong> Familienhelfern <strong>der</strong> AWO) können gute Erfolge erreicht werden. So konnten<br />

nach den LOS-Kursen 3 Familienhilfen (<strong>von</strong> 8) beendet werden, wozu <strong>Triple</strong> P nachweislich<br />

positiv beigetragen hat. Alle Ergebnisse, die in dieser Form meines Wissens für<br />

keines <strong>der</strong> Alternativprogramme erbracht werden konnten, weisen auf ein sehr wirksames<br />

Programm hin.<br />

<strong>Triple</strong> P ist wie eine kleine Fahrschule für Eltern. Denn auf den manchmal kurvenreichen<br />

Straßen des familiären Alltags kann ein sinnvolles Regelwerk und eine maßvolle Verkehrskontrolle<br />

schwere Unfälle vermeiden helfen. Denn Kin<strong>der</strong> und Eltern, die Regeln besser kennen,<br />

gefährden sich selbst und an<strong>der</strong>e weniger. Alle haben mehr Spaß beim Fahren, weil es<br />

den bunten Verkehr <strong>der</strong> Familien auf heilsame Weise regelt und friedlicher macht.<br />

Undine Fröhlich<br />

Dipl.-Psych.<br />

Liz. <strong>Triple</strong>-P Trainerin<br />

Syst. Familientherapeutin<br />

App. Psychotherapeutin<br />

Die Autorin arbeitete <strong>von</strong> 1997 bis 2004 im Kin<strong>der</strong>schutzzentrum Halle. Sie führt <strong>Triple</strong> P –<br />

Elternkurse in <strong>Zu</strong>sammenarbeit <strong>mit</strong> <strong>der</strong> AWO Halle sowie <strong>der</strong> Caritas Halle durch.<br />

Kontakt: info@triplep.de o<strong>der</strong> froehlichundine@yahoo.de<br />

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