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„Triple P“ die Kinder positiv erziehen

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Mit <strong>„Triple</strong> <strong>P“</strong> <strong>die</strong> <strong>Kinder</strong> <strong>positiv</strong> <strong>erziehen</strong><br />

Von Jutta Perino<br />

Als Ella Brocks drei Jahre alt war, weigerte sie sich morgens <strong>die</strong> Sachen<br />

anzuziehen, <strong>die</strong> sie abends gemeinsam mit ihrer Mutter gerichtet hatte.<br />

Es gab Zank, Streit, Auseinandersetzungen, schlechte Stimmung. Ihre<br />

Mutter, Colet Brocks (35), gelernte Sozialpädagogin, arbeitete vor der<br />

Elternzeit in der Erwachsenenbildung und war es gewohnt, sich<br />

konstant weiterzubilden und professionelle Hilfe zu holen, wenn sie<br />

nicht mehr weiter wusste. Mit Ellas Trotzhaltung war Colet sozusagen<br />

am Ende ihres Lateins angelangt.<br />

Sie recherchierte im Internet über verschiedenen<br />

Erziehungsberatungsmethoden und stieß dort auf <strong>„Triple</strong> P.“ Dieses aus<br />

Australien stammende Programm richtet sich speziell an <strong>die</strong> Eltern,<br />

daher der Name <strong>„Triple</strong> <strong>P“</strong> (Positive Parenting Program). Es ist so<br />

konzipiert, dass es unter Berücksichtigung der Stärken und Ressourcen<br />

der Eltern <strong>positiv</strong>e Erziehungskompetenzen vermitteln möchte. Das<br />

heißt, es versucht Eltern Anregungen an <strong>die</strong> Hand zu geben, wie sie<br />

eine <strong>positiv</strong>e Beziehung zu ihrem Kind aufbauen und so seine<br />

Entwicklung fördern können.<br />

Colet Brocks gibt ein Beispiel: „Das Problem mit dem Anziehen habe ich<br />

gelöst, indem ich für Ella ein Belohnungssystem eingeführt habe.“ Für<br />

ein Mal anziehen ohne zu Nörgeln gab es einen Punkt in einem großen<br />

Herzen. Das Herz als Symbol durfte sich Ella aussuchen, und ihre<br />

Mutter hat mit ihr das System besprochen.<br />

Sie hat auch keinen Punkt weggenommen, wenn Ella sich weigerte, das<br />

anzuziehen, was sie sollte. Als Ella alle drei Punkte bekommen hat, gab<br />

es eine Belohnung: eine Stunde Spielplatz mit der Mama. „Wichtig ist<br />

es, das Kind ernst zu nehmen, und ihm genau zu erklären, auf was es<br />

ankommt“, sagt sie. „Jetzt zieht Ella morgens problemlos das an, was<br />

wir am Abend vorher gemeinsam für sie aus Schrank ausgewählt<br />

haben. Ich habe sie darin bestärkt, dass sie so groß geworden ist, dass<br />

sie sich jetzt ohne Zank und Streit anziehen kann.“ Das Thema war<br />

erledigt.<br />

„Oft ist es so, dass <strong>Kinder</strong>, wenn sie etwas tun, was sie nicht sollen,<br />

ausgeschimpft werden.“ Viel besser sei es aber, <strong>Kinder</strong>n<br />

Aufmerksamkeit zu schenken – sie also zu belohnen – wenn sie etwas<br />

richtig gemacht haben. Etwa, wenn ein Kind in seinem Zimmer leise<br />

spiele, solle man hingehen und es dafür loben, wie schön es sich


alleine beschäftigen kann. Oder, wenn es aufräume, solle man es<br />

bestärken, und sagen, wie toll es das mache – natürlich je nach Alter.<br />

<strong>„Triple</strong> <strong>P“</strong> habe allerdings „keine Zaubertricks im Köcher“ mit denen<br />

Eltern <strong>die</strong> Erziehung ihrer <strong>Kinder</strong> erleichtert werden kann. „Jede Familie<br />

ist anders. Man kann nicht für jedes Kind <strong>die</strong> gleichen Methoden<br />

anwenden“, sagt Colet Brocks. Im Mittelpunkt stünde immer <strong>die</strong><br />

Leitfrage, hilft <strong>die</strong>se Methode ihrem Kind, im Leben seinen Weg zu<br />

finden, um mit sich und seinen Mitmenschen gut zurecht zu kommen.<br />

Colet Brocks war von <strong>die</strong>sem Konzept so begeistert, dass sie sich<br />

gleich als <strong>„Triple</strong>-<strong>P“</strong>-Trainerin ausbilden ließ – <strong>die</strong> Voraussetzung als<br />

Pädagogin hatte sie dazu. Jetzt bietet sie Kurse für Eltern von <strong>Kinder</strong>n<br />

bis zu zwölf Jahren an – und neuerdings auch Kurse für Eltern von<br />

Babys. „Ich habe viel gelernt“, sagt sie. Und <strong>die</strong>ses Wissen kommt jetzt<br />

nicht nur der inzwischen vierjährigen Ella, sondern auch ihrer ein<br />

halbes Jahr alten Schwester Eve zu Gute. Colets Mann zieht mit ihr an<br />

einem Strick, denn Konsequenz in der Erziehung sei sehr wichtig weiß<br />

<strong>die</strong> Trainerin. Schreien müssten <strong>die</strong> Eltern nie – und einen Klaps auf<br />

den Hintern gibt es bei den Brocks sowieso nicht. Ihr Fazit: „Bei uns<br />

hat ,Triple P‘ einiges verändert. Das Zusammenleben verläuft<br />

harmonischer und entspannter.“<br />

Als neustes Angebot hat Colet Brocks einen Kurs für Eltern mit Babys<br />

im Programm. An zwei Terminen werden <strong>die</strong>se über grundlegende<br />

Dinge informiert, etwa wie man Familienregeln aufstellt und von<br />

Anfang an eine das Kind fördernde Erziehung anwendet.<br />

In Frankfurt gibt es zwölf Anbieterinnen von <strong>„Triple</strong>-<strong>P“</strong>-Kursen. Sie sind<br />

im Internet unter http://www.triplep.de zu finden.<br />

14.08.2006 © Frankfurter Neue Presse

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