17/12051 - Deutscher Bundestag
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Drucksache <strong>17</strong>/<strong>12051</strong> – 12 – <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – <strong>17</strong>. Wahlperiode<br />
werden, da hier ungleich schwerere Auswirkungen zu erwarten<br />
sind. Zwar sind die entsprechenden Eintrittswahrscheinlichkeiten<br />
für solche Ereignisse deutlich geringer,<br />
doch ist ihr Eintreten gleichwohl jederzeit möglich, wie<br />
es das katastrophale Ereignis von Fukushima eindrücklich<br />
belegt hat.<br />
Die im Rahmen der Risikoanalyse gewonnenen Erkenntnisse<br />
bilden den Ausgangspunkt für ein ganzheitliches<br />
Risiko- und Krisenmanagement, welches auch eine entsprechende<br />
gesamtgesellschaftliche Diskussion umfassen<br />
muss. Denn während die Analyse der Risiken ein<br />
fachlicher Prozess ist, werden die Risikobewertung und<br />
die daraus folgende Abwägung und Auswahl von z. B. risikomindernden<br />
Maßnahmen in erheblichem Umfang von<br />
politischen und gesellschaftlichen Aspekten mitbestimmt.<br />
Folglich muss ein entsprechender Dialog zwischen Fachbehörden,<br />
Wissenschaft, Politik und Bevölkerung stattfinden.<br />
In diesem Zusammenhang ist es zwingend erforderlich,<br />
Schutzziele festzulegen, damit die Ergebnisse der<br />
Risikoanalysen mit diesen abgeglichen und mögliche<br />
Defizite identifiziert werden können. So kann auch festgestellt<br />
werden, ob das Verbundsystem des Bevölkerungsschutzes<br />
in Deutschland für alle zu erwartenden<br />
Schadenslagen hinreichend dimensioniert und vorbereitet<br />
ist, oder ob für Bund, Länder und Kommunen Handlungsbedarf<br />
besteht, und falls ja, wo.<br />
Im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es wurde die<br />
Thematik der Schutzziele bereits im Zusammenhang mit<br />
dem TA-Projekt: Gefährdung und Verletzbarkeit moderner<br />
Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen und<br />
langandauernden Ausfalls der Stromversorgung behandelt.<br />
24 Auch der Deutsche <strong>Bundestag</strong> befasste sich in seiner<br />
162. Sitzung sowohl mit dem Bericht zum TA-Projekt<br />
25 als auch mit den beiden ersten Berichten zur<br />
Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz. 26 Fraktionsübergreifend<br />
wurde beiden Themen ein bedeutender Stellenwert<br />
eingeräumt und die vorgelegten Arbeiten wurden als<br />
richtig und wegweisend bewertet. Vor dem Hintergrund<br />
der Gefährdung und Verletzbarkeit der Gesellschaft durch<br />
Stromausfälle und andere Gefahren wurde auch hier die<br />
Wichtigkeit einer frühzeitigen und ernsthaften Beschäfti-<br />
24 Vgl. Internetseiten des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es (http://www.bundes<br />
tag.de/dokumente/textarchiv/2011/34457220_kw21_pa_bildung_for<br />
schung/index.html, zuletzt abgerufen am 26. Oktober 2012).<br />
25 Vgl. Bericht des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung<br />
(18. Ausschuss) gemäß § 56a der Geschäftsordnung:<br />
Technikfolgenabschätzung (TA). TA-Projekt: Gefährdung und<br />
Verletzbarkeit moderner Gesellschaften – am Beispiel eines großräumigen<br />
und langandauernden Ausfalls der Stromversorgung 2011.<br />
26 Vgl. <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong>: Stenografischer Bericht zur 162. Sitzung<br />
vom 1. März 2012, Tagesordnungspunkt 11. 27 Vgl. Gullotta 2007.<br />
gung mit der Thematik und einer entsprechenden Sensibilisierung<br />
der Bevölkerung betont.<br />
Insbesondere im Hinblick auf die praktische Gefahrenabwehr<br />
ist es wichtig, dass Schutzziele konkret formuliert<br />
werden, da Vorsorgemaßnahmen und Bewältigungsstrategien<br />
nur durch messbare Vorgaben umgesetzt, überprüft,<br />
diskutiert und angepasst werden können. 27 Hier besteht<br />
noch deutlicher Vorbereitungs- und Abstimmungsbedarf,<br />
denn im Falle eines bundesrelevanten Schadensereignisses<br />
können Schutzziele, die für den normalen Alltag gelten,<br />
möglicherweise nicht mehr durch den Staat gewährleistet<br />
werden. Dabei müssen auch andere administrative<br />
Ebenen/Zuständigkeiten berücksichtigt werden, um z. B.<br />
abzuleiten, welche Fähigkeiten der Bund im Einsatzfall<br />
bereitstellen können muss. Eine entsprechende horizontale<br />
und vertikale Vernetzung der jeweiligen Ebenen ist<br />
daher von großer Bedeutung. Hierzu besteht ein kontinuierlicher<br />
Austausch zwischen Bund und Ländern.<br />
Abschließend soll hier noch einmal betont werden, dass<br />
die Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz eine Dauer-<br />
Aufgabe und als Prozess zu verstehen ist. Wenn Risikoanalysen<br />
auf allen administrativen Ebenen im jeweiligen<br />
Zuständigkeitsbereich durchgeführt und die dabei gewonnenen<br />
Erfahrungen und Erkenntnisse wechselseitig ausgetauscht<br />
werden, wird die umfassende Betrachtung und<br />
adäquate Behandlung der identifizierten Risiken auf eine<br />
breite Basis gestellt und die Möglichkeit eröffnet, den<br />
Schutz der Bevölkerung in Deutschland wo nötig zu stärken.<br />
Ergänzend können einzelne Risikoanalysen im<br />
engen Schulterschluss zwischen Bund und Ländern<br />
durchgeführt werden, sofern das untersuchte Szenario<br />
dies fachlich erfordert.<br />
Erkenntnisse, verwendete Daten und methodisches Vorgehen<br />
sind dabei regelmäßig zu überprüfen, zu aktualisieren<br />
und ggf. an neue Rahmenbedingungen anzupassen.<br />
Bei Bedarf sind zusätzliche Szenarien für neu identifizierte<br />
Gefahren zu entwickeln. Erkenntnislücken können<br />
durch gezielte Forschungsvorhaben geschlossen werden.<br />
Auf diese Weise kann eine realistische Einschätzung der<br />
aktuellen Risiken erfolgen, die je nach bereits ergriffenen<br />
Maßnahmen im Rahmen des Risiko- und Krisenmanagements<br />
zu einer Verbesserung der Risikolandschaft führt.<br />
Das hier perspektivisch aufgezeigte Miteinander von Bürgern,<br />
Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Behörden auf<br />
Bundes- und Landesebene wird dazu beitragen, die Verwundbarkeit<br />
Deutschlands durch Gefahren und mögliche<br />
Katastrophen auf ein gemeinsam getragenes Maß zu reduzieren.