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Für eine Leseprobe der Einführung (Huss, von ... - Forstbuch.de

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Die an <strong>de</strong>n Universitäten vermittelte Ausbildung galt als breit und vielfältig. Nach Fraas<br />

(1865: 586) erhielten neben G. L. Hartig (1764-1837) <strong>eine</strong> Reihe <strong>von</strong> Forstleuten <strong>de</strong>s späten 18.<br />

Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts, und, „wenn v. Carlowitz, Gleditsch und Burgsdorf noch dazu genommen wer<strong>de</strong>n,<br />

alle Grün<strong><strong>de</strong>r</strong> und Reformatoren <strong><strong>de</strong>r</strong> Forstwirth- und -wissenschaft ihren Unterricht <strong>von</strong> Universitäten<br />

– und nicht <strong>von</strong> Specialschulen.“<br />

Im Jahr 1665, nun 19jährig, begab sich <strong>von</strong> Carlowitz <strong>de</strong>n damaligen Gepflogenheiten<br />

adliger junger Männer entsprechend auf die ‚grand tour’. Ziel <strong>eine</strong>r solchen Reise war das Erlernen<br />

höfisch-weltläufiger Verhaltensweisen, aber auch <strong>eine</strong> aka<strong>de</strong>mische Grundausbildung als<br />

Voraussetzung für <strong>de</strong>n Eintritt in die ‚berufliche’ Welt <strong>de</strong>s A<strong>de</strong>ls. Zurückgekehrt galt <strong><strong>de</strong>r</strong> adlige<br />

Zögling als ‚honnête homme’, sozusagen als ein ‚Mann <strong>von</strong> Welt’, fähig, <strong>eine</strong> Karriere in Militär,<br />

Diplomatie o<strong><strong>de</strong>r</strong> Verwaltung zu beginnen (Freller, 2007: 9).<br />

Zunächst reiste <strong>von</strong> Carlowitz rheinabwärts in die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong> und nach Flan<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Dort<br />

hatte sich <strong>eine</strong> Experimental-Landwirtschaft entwickelt. Außer<strong>de</strong>m studierte er in Lei<strong>de</strong>n und<br />

Utrecht einige Zeit Naturwissenschaften und Sprachen. Es folgte ein Aufenthalt in England, das<br />

damals als Musterland <strong><strong>de</strong>r</strong> Agrarreformer galt (Radkau, 2002: 240). Weiterhin bereiste er Nord<strong>de</strong>utschland,<br />

Dänemark, Schwe<strong>de</strong>n und schließlich Paris, Rom, Neapel, Sizilien, Malta und Venedig.<br />

Damit wich diese Tour in doppelter Hinsicht <strong>von</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> üblichen ab: Sie dauerte mit fünf<br />

Jahren weit länger als bei <strong>de</strong>n meisten adligen Zeitgenossen, und sie führte nicht nur nach Italien<br />

und Frankreich, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch in die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>, nach England und sogar nach Skandinavien,<br />

<strong>de</strong>nn auch <strong>von</strong> dort gingen in jener Zeit wichtige Neuerungen in Gartenbau, Land- sowie Forstwirtschaft<br />

aus.<br />

Lei<strong><strong>de</strong>r</strong> sind s<strong>eine</strong> ausführlichen Tagebücher beim Brand <strong>de</strong>s Rittergutes Arnsdorf bei Siebenlehn<br />

im Jahr 1689 verbrannt (Hess, 1885b: 48). Deshalb sind wir weitgehend auf Vermutungen<br />

darüber angewiesen, welche Anregungen er im Einzelnen auf s<strong>eine</strong>r Reise bekam.<br />

Nach s<strong>eine</strong>r Rückkehr, im Jahr 1669, wur<strong>de</strong> er, nun 24jährig, vom sächsischen Herzog Johann<br />

Georg II. zum Kammerjunker ernannt. Das war die unterste Stufe <strong><strong>de</strong>r</strong> Laufbahn <strong>eine</strong>s<br />

adligen Verwaltungsmannes. Zwei Jahre, 1670 und 1671, hat er „in gewissen Verrichtungen“ am<br />

kaiserlichen Hof zugebracht (Hess, 1885b: 48), was s<strong>eine</strong> weitere Laufbahn beför<strong><strong>de</strong>r</strong>t haben dürfte.<br />

Im Jahr 1672 trat er s<strong>eine</strong>n Dienst als Adjunkt s<strong>eine</strong>s Vaters zu Wolkenstein an und wur<strong>de</strong><br />

später selbst Amtshauptmann zu Wolken- und Lauterstein. Hierbei war er, wie bereits sein Vater,<br />

auch für die Waldungen zuständig (Richter, 1957: 252). Diese bei<strong>de</strong>n Vorgaben: <strong><strong>de</strong>r</strong> familiäre<br />

Hintergrund und die Möglichkeit, sich über die mehrjährige Tätigkeit als Amtshauptmann spezielle<br />

forstliche Kenntnisse durch eigenes praktisches Tun anzueignen, können s<strong>eine</strong> im Buch<br />

dargelegte Fachkompetenz erklären. Es liegt nahe, dass er <strong>von</strong> s<strong>eine</strong>n forstlichen Verwandten<br />

Erfahrungswissen übernahm, eigene Versuche während s<strong>eine</strong>r Dienstzeit anstellte und das forstliche<br />

Vorgehen im In- und Ausland beobachtete. So erwähnte er im Vorbericht s<strong>eine</strong>r Sylvicultura<br />

oeconomica: „.../ so viel ich etwa in auswertigen Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n/ als auch bey m<strong>eine</strong>n Diensten/ und sonsten<br />

aus m<strong>eine</strong>r Vor- und Eltern/ …/ gehaltenen Actis erkundigen können/ zusammen zutragen …/ auch<br />

m<strong>eine</strong> zur Auffnahme und Beför<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong>de</strong>s edlen Berg-Baues aufhaben<strong>de</strong> Pflicht und Bestallung mich<br />

veranlasset“. (S. 4) Zusätzlich dürfte ihm sein Studium <strong><strong>de</strong>r</strong> Naturwissenschaften in Jena und Lei<strong>de</strong>n<br />

geholfen haben.<br />

So gesehen brauchen die Forstleute also nicht mit Reuss (1907: 87) zu bedauern, dass sie <strong>von</strong><br />

Carlowitz „… lei<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht als Stan<strong>de</strong>sangehörigen unseres grünen Faches reklamieren können.“<br />

Es gibt k<strong>eine</strong>n Hinweis darauf, dass er jemals <strong>eine</strong> Ausbildung im Berg- und Hüttenwesen<br />

genossen hat. Zwar för<strong><strong>de</strong>r</strong>te er das Flößerei- und Bergwesen, war aber ansch<strong>eine</strong>nd nicht als<br />

eigentlicher Fachmann ausgewiesen. Deshalb kann man ihn vermutlich eher als Forst-, <strong>de</strong>nn als<br />

Bergmann einstufen. Genau genommen ist diese Diskussion, ob <strong>von</strong> Carlowitz als ein Forst-<br />

o<strong><strong>de</strong>r</strong> als ein Bergmann anzusehen ist, müßig, <strong>de</strong>nn es gab zu jener Zeit kein klares Berufsbild.<br />

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