Bahnhof Belvedere – quo vadis? - Bürgerverein Köln-Müngersdorf eV
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FOTOS: PRIVAT | UTE PRANG<br />
Schafe und ein kleines Schweinchen sprangen<br />
dort umher, Tiere, an denen ich meine<br />
helle Freude hatte. Dazu die liebevolle Wärme,<br />
die Tante Klärchen mir gegenüber ausstrahlte.<br />
Ich mochte sie einfach gerne besuchen<br />
und fühlte mich dort sehr wohl.<br />
Welche Rolle Klara in diesem Hause spielte<br />
ist mir nicht klar geworden. Vielleicht war<br />
sie eine Art Haushälterin? An andere Personen<br />
im Hause kann ich mich nicht mehr<br />
erinnern. Auch war mir die Existenz ihres<br />
Mannes, Fritz Stoffels, nicht bewusst. Wahrscheinlich<br />
wurde in der Familie darüber<br />
nicht gerne gesprochen.<br />
Sonderbar war mir beim Herumstöbern<br />
im Hause auf der Suche nach Abenteuerbüchern,<br />
dass Tante Klärchen mir Hefte zeigte,<br />
die mir fremd vorkamen, mit denen ich<br />
nichts anfangen konnte. Vermutlich war es<br />
Wachtturm-Literatur.<br />
Im weiteren Verlauf der Kriegsjahre brachen<br />
unsere Besuche plötzlich ab. Tante<br />
Stolpersteine des<br />
Künstlers Gunter<br />
Demnig für Klara<br />
und Fritz Stoffels<br />
Der Geburtsname<br />
von Klara ist mit<br />
Wichers* angegeben.<br />
Nach Auskunft<br />
des NS-Dokumentationszentrums<br />
<strong>Köln</strong> hatten deren<br />
Recherchen nach<br />
Klaras Geburtsnamen<br />
zwei Versionen:<br />
Wichers und<br />
Wiechert. Man habe<br />
denn wohl den<br />
falschen Mädchennamen<br />
mangels<br />
besseren Wissens<br />
gewählt.<br />
Klärchen schien gar nicht mehr dort zu wohnen,<br />
dachte ich mir.<br />
Lebensgefährliches Engagement<br />
Ich erinnere mich an einen heftigen Disput<br />
im Sommer 1944 in der Küche unseres Hauses<br />
zwischen meinem Vater und Klaras Bruder<br />
Karl. Ich wurde aus der Küche verwiesen.<br />
Da ich fühlte, dass Ungewöhnliches besprochen<br />
wurde, versuchte ich, vor der Tür zu lauschen.<br />
Als mein Vater herauskam und ärgerlich<br />
meine Lauscherei tadelte, erklärte er mir,<br />
ich solle es nun doch wissen: Tante Klärchen<br />
sei hingerichtet worden. Wobei ich mir unter<br />
diesem Wort zunächst gar nichts vorstellen<br />
konnte, nur, dass es etwas ganz Schlimmes<br />
sein musste.<br />
Später erfuhr ich dann, dass Klara und ihr<br />
Mann zum Tode verurteilt worden waren,<br />
weil sie Bibelforscher waren. Klaras Mann<br />
hatte sich geweigert, Soldat zu werden, Klara<br />
hatte es abgelehnt, in einer Munitionsfa-<br />
BlickPunkt MÜNGERSDORF 17 | 2010/11 25