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Wolfgang Pohrts Theorie des Gebrauchswerts - HAL

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Rien ne va plus – <strong>Wolfgang</strong> <strong>Pohrts</strong> <strong>Theorie</strong> <strong>des</strong> <strong>Gebrauchswerts</strong> 233<br />

schen Gesellschaftsformationen, aber in je „andrer Form“ (MEW 19, 375).<br />

Nicht nur der Wert sei „eine bestimmte historische Form von etwas, was in<br />

allen Gesellschaftsformen existiert“ (MEW 19, 375f.), sondern „auch der ‘gesellschaftliche<br />

Gebrauchswert’, wie er den ‘Gebrauchswert’ der Waren charakterisiert“<br />

(MEW 19, 376). Der gesellschaftliche Gebrauchswert selbst habe<br />

„einen historisch-spezifischen Charakter“ (MEW 19, 370), d.h. seine Produktion<br />

und Verteilung seien historisch-spezifisch vermittelt, wie Marx am Beispiel<br />

einer dem Kapitalismus vorgängigen Gesellschaftsformation zeigt: „Im<br />

primitiven Gemeinwesen, worin z.B. die Lebensmittel gemeinschaftlich produziert<br />

und verteilt werden unter den Gemeindegenossen, befriedigt das gemeinsame<br />

Produkt direkt die Lebensbedürfnisse je<strong>des</strong> Gemeindegenossen,<br />

je<strong>des</strong> Produzenten, der gesellschaftliche Charakter <strong>des</strong> Produkts, <strong>des</strong> <strong>Gebrauchswerts</strong>,<br />

liegt hier in seinem (gemeinsamen) gemeinschaftlichen Charakter.“<br />

(MEW 19, 370)<br />

Im Falle der kapitalistischen Warenproduktion stelle sich die Vermittlung<br />

der Gebrauchswerte mit dem gesellschaftlichen Bedürfnis nicht so direkt her.<br />

Es reiche nicht, einfach Gebrauchswert zu produzieren. Der erfolgreiche Austausch<br />

setze den Gebrauchswert der Ware voraus, „aber nicht für ihren Eigner,<br />

sondern für die Gesellschaft überhaupt“ (II/1.2, 743; Gr, 763), d.h. als<br />

„Gebrauchswerth für andre, gesellschaftlichen Gebrauchswerth“ (II/6, 74;<br />

23/55). Insofern zielt Marx’ Begriff <strong>des</strong> <strong>Gebrauchswerts</strong> auf allgemeine Nützlichkeit,<br />

wohingegen der ‘Gebrauchswert für andere’ eine spezifische Nützlichkeit<br />

visiert, die sich erst ex post, d.h. im Tausch herstellt: gesellschaftlichen<br />

Gebrauchswert hat nur, was der „Marktmagen“ (II.6, 132; 23/122) – und<br />

eben nicht der menschliche Magen – aufnehmen kann. Im Kapitalismus ist<br />

Gebrauchswert keine Eigenschaft <strong>des</strong> Produkts, sondern eine Eigenschaft der<br />

Ware und damit nicht individuell bestimmt 12 . Das heißt aber dennoch nicht,<br />

dass der Kapitalismus den Gebrauchswert ‘setzt’, sondern lediglich, dass er<br />

ihn spezifisch determiniert.<br />

Formtheoretisch präsentiert der Marxsche Text eine Doppelung: einen<br />

Formbegriff der die spezifisch-kapitalistische Warenform und einen der die<br />

allgemein-gesellschaftliche Form der Vermittlung jeglichen <strong>Gebrauchswerts</strong><br />

fasst. Ich nenne im Folgenden erstere die ‘historische Form’ – die Historizität<br />

kapitalistischer Gesellschaften betonend – und letztere, inspiriert durch eine<br />

Stelle bei Marx (vgl. MEW 19, 374), die ‘soziale Form’. Dieser begrifflichen<br />

Doppelung entspricht eine auf Seiten der Warenproduktion. Diese bezeichnet<br />

einerseits die „besondere Produktionsform“ (II/6, 105; 23/88) kapitalistischer<br />

12 Ich verdanke diesen Hinweis Michael Heinrich.

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