Aurum-Metallurgie III
Aurum-Metallurgie III
Aurum-Metallurgie III
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tierung der einzelnen<br />
Keimkristalle ab. Sobald sich die<br />
einzelnen Dendriten bei weiter<br />
fortschreitender Erstarrung<br />
berühren, entstehen deutlich<br />
ausgeprägte Grenzen, die der<br />
Metallurge als Korngrenzen<br />
bezeichnet. Zu diesem<br />
Zeitpunkt bleibt die<br />
Restschmelze zwischen den<br />
Dendritenästen gefangen. Mit<br />
dem Weiterwachsen dieser Äste<br />
so lange, bis der gesamte<br />
verfügbare Raum mit festem<br />
Metall ausgefüllt ist, endet der<br />
Erstarrungsvorgang.<br />
Die Sequenz Keimbildung,<br />
Dendritenwachstum und<br />
Erstarren der Restschmelze bis<br />
zur Bildung einer<br />
polykristallinen Struktur geht<br />
aus der Abbildung 2 hervor.<br />
Ein anschauliches Beispiel für<br />
eine derartige Struktur ergibt<br />
sich, wenn man eine<br />
Seifenlösung im Reagenzglas<br />
schüttelt, bis sich auf der Oberfläche<br />
ein dreidimensionales<br />
Netzwerk aus Seifenblasen<br />
gebildet hat. Die Grenzflächen in<br />
dieser Schicht vermitteln einen<br />
Eindruck von den Korngrenzen<br />
in erstarrten Metallen.<br />
Die Metallurgen untersuchen<br />
die Kornstruktur oder das<br />
Gefüge von Metallen anhand<br />
von "Schliffen". Hierbei<br />
handelt es sich um Metallproben,<br />
deren Schnittflächen<br />
zunächst geschliffen und poliert<br />
werden, um die durch den<br />
Schnitt Vorgang gestörte<br />
Kristallschicht zu entfernen.<br />
Diese Oberfläche wird<br />
anschließend mit einem<br />
geeigneten Reagens angeätzt,<br />
das die Kristalle bevorzugt an<br />
den Korngrenzen angreift. Unter<br />
dem Mikroskop enthüllen diese<br />
Schliffe dann das Gefüge des<br />
Werkstoffs (Abb. 3). In reinen<br />
Metallen sind die Dendriten auf<br />
diese Weise nicht erkennbar,<br />
und das Mikroskop zeigt nur<br />
eine Masse aus Kristallen und die<br />
Korngrenzen. Wenn während des<br />
Erstarrungsvorgangs jedoch die<br />
Restschmelze zwischen den<br />
Dendriten dekantiert wird oder<br />
sich Lunker im Gußteil<br />
ausbilden, können auch die<br />
Dendritenausläufer sichtbar<br />
werden (Abb. 4).<br />
Die Korngröße<br />
Im allgemeinen gilt: je geringer<br />
die Korngröße, desto besser die<br />
physikalischen Eigenschaften —<br />
Festigkeit, Duktilität und<br />
Zähigkeit — des Werkstoffs.<br />
Ein Grund hierfür ist in der<br />
Tatsache zu sehen, daß die in<br />
der Schmelze enthaltenen<br />
unlöslichen Verunreinigungen<br />
(etwa Oxyde) oft im noch<br />
flüssigen Rest der Schmelze<br />
eingeschlossen bleiben und<br />
hierbei eine durchge-<br />
hende Schicht brüchigen<br />
Materials an den<br />
Dendritenrändern und in der<br />
Nähe der Korngrenzen bilden.<br />
In genügender Anzahl führen<br />
derartige Störungen dazu, daß<br />
der Werkstoff geschwächt,<br />
brüchig und schlecht bearbeitbar<br />
wird. Man bemüht sich daher,<br />
den Erstarrungsprozeß so zu<br />
gestalten, daß ein möglichst<br />
feines Gefüge entsteht. Da aus<br />
jedem Nukleus ein Kristall<br />
entsteht, richtet sich die<br />
schließliche Korngröße im<br />
erstarrten Werkstoff nach der<br />
Anzahl der<br />
Kristallisationszentren. Bei langsamer<br />
Abkühlung der Schmelze<br />
bilden sich nur einige wenige<br />
Kristallkeime, die folglich<br />
ungehindert wachsen können<br />
und zu einer verhältnismäßig<br />
groben Körnung führen. Bei<br />
schneller Abkühlung der<br />
Schmelze entstehen eine<br />
Vielzahl weiterer Keime, und<br />
wenn die Temperatur der<br />
Schmelze schnell absinkt<br />
(sogar auf einen Wert unterhalb<br />
des Schmelzpunktes), bilden<br />
sich neue Kristalle aus, bevor<br />
die zuerst entstandenen<br />
Dendriten die Möglichkeit<br />
haben, sich zu stark zu<br />
vergrößern. Das Ergebnis ist ein<br />
relativ feines Gefüge.<br />
Das Erstarren von Legierungen<br />
In erstarrten Legierungen sind<br />
Den-