Veranschaulichung von Mengen
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Übersicht<br />
• Inhaltsverzeichnis<br />
• Anfang Artikel<br />
FernUni Hagen<br />
<strong>Veranschaulichung</strong> <strong>von</strong> <strong>Mengen</strong><br />
Luise Unger<br />
Copyright c○ 2000 Luise.Unger@FernUni-Hagen.de<br />
Letzte Änderung: 19. September 2002 Version 00/02/02
Inhaltsverzeichnis<br />
1. <strong>Veranschaulichung</strong> allgemeiner <strong>Mengen</strong><br />
1.1. Venn-Diagramme<br />
1.2. John Venn<br />
2. Potenzmengen<br />
3. Produktmengen<br />
Lösungen der Aufgaben
1 VERANSCHAULICHUNG ALLGEMEINER MENGEN 3<br />
1. <strong>Veranschaulichung</strong> allgemeiner <strong>Mengen</strong><br />
1.1. Venn-Diagramme<br />
Beziehungen zwischen <strong>Mengen</strong> lassen sich sehr suggestiv durch so genannte Venn-Diagramme<br />
veranschaulichen, die nach dem englischen Philosophen und Mathematiker John Venn benannt<br />
sind. Dabei denken wir uns die Elemente einer Menge als die Punkte im Inneren einer<br />
geschlossenen Kurve. So veranschaulicht etwa das Diagramm<br />
zwei <strong>Mengen</strong> X und Y , für die die Beziehung Y ⊆ X gilt.<br />
Der graue Bereich des Diagramms<br />
veranschaulicht die Elemente der Menge X ∩ Y , und durch den grauen Bereich in<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
1 VERANSCHAULICHUNG ALLGEMEINER MENGEN 4<br />
wird die Menge (X ∪ Y ) \ (X ∩ Y ) verdeutlicht.<br />
Diese Art der <strong>Veranschaulichung</strong> lässt sich auch auf drei oder mehr <strong>Mengen</strong> ausdehnen.<br />
Nehmen wir etwa an, wir hätten drei <strong>Mengen</strong> X, Y und Z gegeben, für die X ∩ Y = ∅,<br />
X ∩ Z = ∅, Y ∩ Z = ∅ und X ∩ Y ∩ Z = ∅ gilt. Dann lässt sich diese Situation durch das<br />
Diagramm<br />
verdeutlichen.<br />
Lösen Sie zur Vertiefung dieses Verfahrens bitte folgende Aufgaben. Zur Initialisierung<br />
müssen Sie ” Beginn Aufgabe“ anklicken. Nach dem Anklicken des ” Ende Aufgabe“ Buttons<br />
werden Ihre Resultate ausgewertet, und nach der Aktivierung des ” korrigiere“ Buttons sehen<br />
Sie, welche Ihrer Ergebnisse richtig oder falsch sind.<br />
1. X ∩ (Y ∪ Z)<br />
Welche Diagramme veranschaulichen die folgenden <strong>Mengen</strong>?<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
1 VERANSCHAULICHUNG ALLGEMEINER MENGEN 5<br />
2. X ∪ (Y ∩ Z)<br />
3. (X ∩ (Y ∪ Z)) ∪ (Y ∩ (X ∪ Z))<br />
4. (X ∩ (Y ∪ Z)) ∩ (Y ∩ (X ∪ Z)) ∩ Y<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
1 VERANSCHAULICHUNG ALLGEMEINER MENGEN 6<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Welche <strong>Mengen</strong> werden durch folgende Diagramme veranschaulicht?<br />
(X ∩ Y ) \ Z (X ∪ Y ) \ Z Z \ (X ∩ Y )<br />
Z \ (X ∪ Y ) X \ (Y \ Z) (X \ Y ) \ Z<br />
(X ∩ Y ) \ Z (X ∪ Y ) \ Z Z \ (X ∩ Y )<br />
Z \ (X ∪ Y ) X \ (Y \ Z) (X \ Y ) \ Z<br />
(X ∩ Y ) \ Z (X ∪ Y ) \ Z Z \ (X ∩ Y )<br />
Z \ (X ∪ Y ) X \ (Y \ Z) (X \ Y ) \ Z<br />
(X ∩ Y ) \ Z (X ∪ Y ) \ Z Z \ (X ∩ Y )<br />
Z \ (X ∪ Y ) X \ (Y \ Z) (X \ Y ) \ Z<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
1 VERANSCHAULICHUNG ALLGEMEINER MENGEN 7<br />
1.2. John Venn<br />
John Venn wurde 1834 in Hull, England, geboren und starb 1923 in Cambridge. Er gehörte<br />
der Low Church, einer pietistischen Bewegung der anglikanischen Kirche an. Im Jahre 1853<br />
begann er sein Studium am Gonville and Caius College in Cambridge, wo er 1857 seinen<br />
Abschluss machte. Zwei Jahre später wurde er zum Priester geweiht und war für ein Jahr<br />
Vikar in Mortlake.<br />
Im Jahr 1862 kehrte Venn nach Cambridge zurück, wo er Logik und Wahrscheinlichkeitstheorie<br />
lehrte. Am bekanntesten wurde er jedoch für die Diagramm-Methode, mit der er<br />
<strong>Mengen</strong> und ihre Vereinigungen und Durchschnitte darstellte.<br />
Im Jahre 1870 wandte sich Venn <strong>von</strong> der Kirche ab und der Geschichte zu. Er veröffentlichte<br />
1897 eine Geschichte seines Colleges und 1922 eine Geschichte der Universität Cambridge.<br />
Darüberhinaus war Venn ein Erfinder, er entwickelte und baute beispielsweise eine recht<br />
erfolgreiche Kricketball-Wurfmaschine.<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
2 POTENZMENGEN 8<br />
2. Potenzmengen<br />
Definition: Sei X eine Menge. Mit P(X) bezeichnen wir die Menge aller Teilmengen <strong>von</strong><br />
X. Die Menge P(X) heißt die Potenzmenge <strong>von</strong> X.<br />
Beispiel: Sei X = {1, 2, 3, 4}. Dann ist P(X) = {∅, {1}, {2}, {3}, {4}, {1, 2}, {1, 3},<br />
{1, 4}, {2, 3}, {2, 4}, {3, 4}, {1, 2, 3}, {1, 2, 4}, {1, 3, 4}, {2, 3, 4}, {1, 2, 3, 4}}.<br />
Wenn X eine unendliche Menge ist, dann ist auch die Potenzmenge <strong>von</strong> X unendlich, denn<br />
schon die Menge aller Teilmengen <strong>von</strong> X, die genau ein Element enthalten, ist unendlich.<br />
Im Studienbrief wurde das folgende Ergebnis bewiesen:<br />
Proposition: (Mächtigkeit der Potenzmenge einer endlichen Menge)<br />
Sei X eine endliche Menge. Wenn |X| = n, so gilt |P (X)| = 2 n .<br />
Aufgabe<br />
1. Es gibt keine Menge, deren Potenzmenge 14 Elemente enthält.<br />
(a) wahr (b) falsch<br />
2. Die Potenzmenge der leeren Menge enthält kein Element.<br />
(a) wahr (b) falsch<br />
3. Wenn die Potenzmenge einer Menge X endlich ist, dann ist X endlich.<br />
(a) wahr (b) falsch<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
3 PRODUKTMENGEN 9<br />
3. Produktmengen<br />
Definition: Sind X und Y nicht leere <strong>Mengen</strong>, so definieren wir die Produktmenge oder<br />
das cartesische Produkt <strong>von</strong> X und Y durch<br />
X × Y := {(x, y) | x ∈ X und y ∈ Y }.<br />
Dabei nennen wir (x, y) ein geordnetes Paar, und wir definieren die Gleichheit <strong>von</strong><br />
geordneten Paaren durch: (x, y) = (x ′ , y ′ ) genau dann, wenn x = x ′ und y = y ′ .<br />
Ausgesprochen wird X × Y als ” X kreuz Y “.<br />
Sie haben alle schon mit Produktmengen gerechnet, und zwar im Mittelstufenunterricht.<br />
Damals haben Sie ein Koordinatensystem gezeichnet, an die horizontale Achse x und an die<br />
vertikale Achse y geschrieben.<br />
y<br />
b (a,b)<br />
a<br />
Die x-Achse symbolisierte die reellen Zahlen, die mit R bezeichnet werden, und die y-Achse<br />
ebenfalls. Ein Punkt in der Ebene wurde durch seine Koordinaten (a, b), dabei a auf der x-<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
x
3 PRODUKTMENGEN 10<br />
und b auf der y-Achse, angegeben. Genau genommen haben Sie im Mittelstufenunterricht<br />
mit der Produktmenge R × R gearbeitet.<br />
Dieses Beispiel sollte klar machen, warum man bei Produktmengen <strong>von</strong> geordneten Paaren<br />
spricht: Es ist wichtig, ob ein Element an der ersten oder der zweiten Stelle vorkommt. Der<br />
Punkt (1, 0) ist ein anderer als der Punkt (0, 1).<br />
Sind die <strong>Mengen</strong> X und Y Intervalle oder, allgemeiner, <strong>Mengen</strong> in R, so lässt sich die<br />
Produktmenge X × Y in einem Koordinatensystem sehr gut veranschaulichen. Seien etwa<br />
X = [a, b] = {x ∈ R | a ≤ x ≤ b} und Y = [c, d] = {x ∈ R | c ≤ x ≤ d}<br />
mit a, b, c, d ∈ R, a < b und c < d. Die Produktmenge X × Y besteht dann aus den Punkten<br />
in dem blauen Kästchen:<br />
d<br />
c<br />
y<br />
a b<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
x
3 PRODUKTMENGEN 11<br />
1.<br />
2.<br />
2<br />
1<br />
y<br />
1 2<br />
Welche Produktmengen veranschaulichen folgende Skizzen?<br />
3<br />
x<br />
[1, 3] × [1, 2] [1, 3] × {1, 2}<br />
{1, 2, 3} × [1, 2] {1, 2, 3} × {1, 2}<br />
2<br />
1<br />
y<br />
1 2 3<br />
x<br />
[1, 3] × [1, 2] [1, 3] × {1, 2}<br />
{1, 2, 3} × [1, 2] {1, 2, 3} × {1, 2}<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
3 PRODUKTMENGEN 12<br />
3.<br />
4.<br />
2<br />
1<br />
y<br />
1 2<br />
3<br />
x<br />
[1, 3] × [1, 2] [1, 3] × {1, 2}<br />
{1, 2, 3} × [1, 2] {1, 2, 3} × {1, 2}<br />
2<br />
1<br />
y<br />
1 2<br />
3<br />
x<br />
[1, 3] × [1, 2] [1, 3] × {1, 2}<br />
{1, 2, 3} × [1, 2] {1, 2, 3} × {1, 2}<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮
3 PRODUKTMENGEN 13<br />
Bei der allgemeinen Definition <strong>von</strong> Produktmengen werden beliebige <strong>Mengen</strong> zugelassen,<br />
die keine Teilmengen der reellen Zahlen sein müssen. Dann sind die Skizzen, wie wir sie<br />
oben gezeichnet haben, nicht mehr sehr hilfreich. Im Studienbrief wurde gezeigt:<br />
Proposition: (Mächtigkeit <strong>von</strong> Produktmengen)<br />
Seien X und Y <strong>Mengen</strong>, die beide nicht leer sind.<br />
(a) Wenn X oder Y unendliche <strong>Mengen</strong> sind, dann ist X × Y eine unendliche Menge.<br />
(b) Wenn X und Y endlich sind, und |X| = m und |Y | = n, dann ist X × Y eine endliche<br />
Menge, und es gilt |X × Y | = mn.<br />
Die Produktbildung <strong>von</strong> <strong>Mengen</strong> lässt sich auf mehr als zwei <strong>Mengen</strong> verallgemeinern:<br />
Definition: Sei n ∈ N, und sei n > 1. Seien X1, . . . , Xn nicht leere <strong>Mengen</strong>. Das Produkt<br />
der <strong>Mengen</strong> X1, . . . , Xn ist die Menge<br />
X1 × · · · × Xn := {(x1, . . . , xn) | xi ∈ Xi für alle 1 ≤ i ≤ n}.<br />
An Stelle der Schreibweise X1 × · · · × Xn ist auch die Schreibweise<br />
n<br />
Xi üblich.<br />
Auch das kennen Sie in einem Spezialfall <strong>von</strong> der Schule. Wenn Sie sich räumliche Phänomene<br />
veranschaulicht hatten, haben Sie ein Koordinatensystem mit x-Achse, y-Achse und<br />
z-Achse gezeichnet. Alle Achsen symbolisierten die reellen Zahlen, Sie haben sich damit ein<br />
Bild <strong>von</strong> R × R × R geschaffen.<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
i=1
3 PRODUKTMENGEN 14<br />
y<br />
z<br />
Beispiel: Sei I = [0, 1] = {x ∈ R | 0 ≤ x ≤ 1} das Einheitsintervall in R. Dann ist<br />
I × I × I = {(x, y, z) | x, y, z ∈ R und 1 ≤ x, y, z ≤ 1}<br />
ein Würfel mit den Eckpunkten a = (0, 0, 0), b = (1, 0, 0), c = (1, 1, 0), d = (0, 1, 0),<br />
e = (0, 0, 1), f = (1, 0, 1) g = (1, 1, 1) und h = (0, 1, 1).<br />
y<br />
h<br />
d<br />
a<br />
z<br />
e f<br />
c<br />
g<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
b<br />
x<br />
x
3 PRODUKTMENGEN 15<br />
Lösungen der Aufgaben<br />
Lösung zu Aufgabe: Da 14 keine Zweierpotenz ist, gibt es keine Potenzmenge mit 14<br />
Elementen.<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
Ende Aufgabe
3 PRODUKTMENGEN 16<br />
Lösung zu Aufgabe: Die Potenzmenge der leeren Menge enthält die leere Menge. Somit<br />
hat die Potenzmenge der leeren Menge ein Element.<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
Ende Aufgabe
3 PRODUKTMENGEN 17<br />
Lösung zu Aufgabe: Wenn X eine unendliche Menge ist, dann ist auch die Potenzmenge<br />
<strong>von</strong> X unendlich, denn schon die Menge aller Teilmengen <strong>von</strong> X, die genau ein Element<br />
enthalten, ist unendlich.<br />
Toc ◭◭ ◮◮ ◭ ◮ Zurück ◭ Dok Dok ◮<br />
Ende Aufgabe