Die Judenwege südliche Weiterführung belegen, da bisher dieser Wegname lediglich bis zur nördlichen Gemeindegrenze Roßdachs nachweisbar war. Von Interesse sind ebenso die Angaben des Grundsteuerkatasters Wattendorf, die durch den Hinweis, die Judenstraß - führt vom Kloster Langheim nach Roßdach - einen neuen Aspekt des weitverzweigten Judenwegnetzes eröffnet. 17 Bei mehreren Geländebegehungen im Herbst 1993, mit dem Ziel, die aus den <strong>Dokument</strong>en erarbeitete Wegführung vor Ort dahingehend zu überprüfen, ob und inwieweit die fragliche Route noch sichtbar und begehbar oder durch Bebauung, Bewuchs und Flurbereinigung inzwischen unkenntlich wurde, war der Weg erwartungsgemäß abschnittsweise in sehr unterschiedlichem Zustand. Kann man der Judenstraße größtenteils auf heute noch frequentierten, zum Teil landwirtschaftlich genutzten Acker-, Wald- und Wiesenwegen folgen, so verliert sie sich gelegentlich (so im Heiligenholz, Wattendorf) und ist (im Waldbereich des Kordigast) streckenweise nur noch in Andeutungen wahrnehmbar, oder bis hin zur Unkenntlichkeit zugewachsen (z.B. westlich von Köttel). Hilfreich und von Bedeutung für die Rekonstruktion <strong>Augsburg</strong>er Volkskundliche Nachrichten sind hier allerdings zahlreiche Flurdenkmäler, etwa Bildstöcke und Sandsteinmartern, zudem die erwähnte Geradlinigkeit der Wegstrecke, die keine der genannten Ortschaften berührt, sondern diese in einem Abstand von meist 300-500m, seltener bis zu 1500m, umgeht. Regionalgeschichtliche Aspekte Ausgehend von diesen Grundlagen, war zu klären, inwieweit im Umfeld der Judenstraße jüdische Kultur bestand. Dabei fällt auf, daß sowohl im Süd- als auch Nordbereich der Straße jüdische Gemeinden existierten, jedoch nicht unmittelbar an der Strecke selbst. Bereits Ende des 16. Jahrhunderts lebten Juden in Zeckendorf und Demmelsdorf. Die Judengemeinde Zeckendorf besaß ab 1600 eine erste Synagoge in Form einer schlichten Betstube und wohl ab 1500 einen Friedhof, der 1784 erweitert wurde. Das hohe regionale Ansehen der dortigen Judengemeinde zeigt sich in der zeitweiligen Verlegung des Bamberger Rabbinatssitzes 1644 nach Zeckendorf. In Demmelsdorf, seit 1748 mit eigener Synagoge, lebten um 1800 136 jüdische Einwohner (66% der Dorfbevölkerung). 18 Die in Scheßlitz lebenden Juden waren bei der Wegenamen, u.a. Pfitschenholz am Judenweg (Wattendorf), an der Judengasse im unteren Berg (Burkheim, Flur Tauschendorf). Mögliche Zusammenhänge mit erwähntem Judenwegenetz in der Region sind ebenso in Betracht zu ziehen, wie der Bezug auf die unterschiedliche Bedeutung und Gestalt des Weges (als Pfad, Hohlweg etc.). Dennoch führt das genannte Wegstück geradlinig Richtung Nordosten, Burgkunstadt; das erwähnte Kloster Langheim läge im Norden. - 12-
Kultausübung der Nachbargemeinde Demmelsdorf angeschlossen. Früheste 18 Vgl. Eckstein, Adolf: Zur Geschichte der Juden in Zeckendorf, in: Die hohe Warte 22/23 (1922), S.85f.; Ders., Geschichte der Juden, S.115f.; vgl. auch Mistele, Karl-Heinz: Zeckendorf, in: Guth, Klaus [Hg.]: Jüdische Landgemeinden, S.344ff.; Guth, Klaus: Jüdisches Leben auf dem Land, in: AO 72 (1992), Statistik 5, S.502. - 13-