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Werkstoffe, Bauelemente, Halbleiter - Fachbereich Informatik und ...

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<strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>,<br />

<strong>Halbleiter</strong><br />

für den Studiengang Electrical Engineering<br />

Vorlesungsmanuskript<br />

von<br />

Prof. Dr. G. Waller<br />

Fachhochschule Kiel<br />

<strong>Fachbereich</strong><br />

<strong>Informatik</strong> <strong>und</strong> Elektrotechnik<br />

Version 3.0<br />

ab WS 2005/2006


Seite 2 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Aufbau fester Körper.................................................. 7<br />

1.1 Aufbau der Atome <strong>und</strong> das Periodische System der Elemente . . . . . . . . . . . . . . 7<br />

1.2 Chemische Bindung <strong>und</strong> Kristallgitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2. Gr<strong>und</strong>legende elektr. Eigenschaften der Festköper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.1 Elektrische Leitfähigkeit .......................................... 17<br />

2.2 Halleffekt ...................................................... 21<br />

2.3 Thermoelektrischer Effekt ......................................... 22<br />

2.4 Supraleitung .................................................... 24<br />

3. Metallische <strong>Werkstoffe</strong>, Widerstandswerkstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.1 Thermische Eigenschaften der Metalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3.2 Elektrische Eigenschaften der Metalle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28<br />

3.3 Elektrische Eigenschaften der Metalllegierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />

3.4 Metallische <strong>Werkstoffe</strong> für Widerstandsanwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30<br />

3.5 Kohle als Leitungs- <strong>und</strong> Widerstandsmaterial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.6 Praktische Ausführung von Widerständen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.6.1 Gr<strong>und</strong>begriffe ............................................. 31<br />

3.6.2 Drahtwiderstände........................................... 33<br />

3.6.3 Schichtwiderstände ......................................... 35<br />

3.7 Temperatur- <strong>und</strong> Spannungsabhängige Widerstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

3.8 Wechselstromverhalten der Widerstände . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

4. Dielektrische <strong>Werkstoffe</strong>.............................................. 41


Seite 4 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

4.1 Makroskopische Eigenschaften dielektrischer <strong>Werkstoffe</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

4.1.1 Stoffliche Einteilung ........................................ 41<br />

4.1.2 Elektrische Leitfähigkeit ..................................... 41<br />

4.1.3 Durchschlagfestigkeit ....................................... 42<br />

4.2 Modellvorstellung zur dielektrischen Polarisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46<br />

4.3 Dielektrische Sonderwerkstoffe ..................................... 49<br />

4.3.1 Ferroelektrische <strong>Werkstoffe</strong> .................................. 49<br />

4.3.2 Piezoelektrische <strong>Werkstoffe</strong> .................................. 49<br />

5. Anwendungen dielektrischer <strong>Werkstoffe</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

5.1 Kondensatoren .................................................. 53<br />

5.1.1 Gr<strong>und</strong>begriffe.............................................. 53<br />

5.1.2 Bauarten von Kondensatoren.................................. 56<br />

5.2 Piezoelektrische Anwendungen ..................................... 61<br />

6. Magnetische <strong>Werkstoffe</strong> .............................................. 63<br />

6.1 Magnetische Eigenschaften der Materie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

6.2 Modellvorstellungen zum Magnetismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

6.3 Magnetisierungsvorgänge ......................................... 67<br />

6.4 Verluste in magnetischen <strong>Werkstoffe</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

7. Anwendung magnetischer <strong>Werkstoffe</strong>.................................... 71<br />

7.1 Spulen......................................................... 71<br />

7.1.1 Spulenkennwerte ........................................... 71<br />

7.1.2 Bauformen von Spulen ...................................... 74<br />

7.2 Magnetische Datenspeicherung ..................................... 76


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 5<br />

8. <strong>Halbleiter</strong>werkstoffe ................................................. 81<br />

8.1 Stoffliche Einteilung ............................................. 81<br />

8.2 Das Energiebandmodell ........................................... 81<br />

8.3 Eigenleitung .................................................... 84<br />

8.4 Störstellenleitung ................................................ 86<br />

8.5 Herstellung von <strong>Halbleiter</strong>materialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91<br />

9. <strong>Bauelemente</strong> aus homogenen <strong>Halbleiter</strong>n . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93<br />

9.1 Fotowiderstand.................................................. 93<br />

9.2 Magnetfeldabhängige <strong>Bauelemente</strong> .................................. 96<br />

9.3 <strong>Halbleiter</strong>-Thermoelemente ........................................ 98<br />

10. Der p-n-Übergang .................................................. 101<br />

10.1Die Diffusionsspannung.......................................... 101<br />

10.2 Sperrschichtweite <strong>und</strong> Sperrschichtkapazität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

10.3Die Kennlinie des p-n-Überganges ................................. 107<br />

10.4Diodenkennlinie................................................ 112<br />

11. Dioden ........................................................... 115<br />

11.1Herstellungsverfahren ........................................... 115<br />

11.2Universaldioden ................................................ 117<br />

11.3Z-Dioden ..................................................... 118<br />

11.4Kapazitätsdioden ............................................... 120<br />

11.5Fotodioden, Lumineszenz-Dioden.................................. 120<br />

11.6Fotoelemente, Solarzellen ........................................ 122


Seite 6 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

12. Bipolare Transistoren................................................ 125<br />

12.1Aufbau <strong>und</strong> Wirkungsweise....................................... 125<br />

12.2Transistor-Kennlinienfelder ....................................... 129<br />

12.3Transistorkenngrößen............................................ 132<br />

12.4Transistoranwendungen .......................................... 134<br />

12.5Transistor-Grenzdaten ........................................... 137<br />

13. Feldeffekt-Transistoren .............................................. 141<br />

13.1 Sperrschicht-Feldeffekt-Transistoren (JFET) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 141<br />

13.2MOS-Feldeffekt-Transistoren ..................................... 145<br />

13.3 Anwendungen der Feldeffekt-Transistoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 7<br />

1. Aufbau fester Körper<br />

1.1 Aufbau der Atome <strong>und</strong> das Periodische System der Elemente<br />

Bekanntlich bestehen Atome aus einem positiv geladenen Kern <strong>und</strong> einer negativ geladenen<br />

Hülle:<br />

Der Kern setzt sich dabei aus Protonen (positiv geladen) <strong>und</strong><br />

Neutronen (elektrisch neutral) zusammen <strong>und</strong> enthält etwa<br />

99,95% der Gesamtmasse des Atoms. Zwischen den Kernbausteinen<br />

wirkt die starke Kernkraft, die wesentlich stärker ist<br />

als die gemeinhin bekannte elektrostatische Abstoßungskraft<br />

zwischen den Protonen. Diese Kraft wird durch das Zusammenwirken<br />

der Protonen <strong>und</strong> Neutronen vermittelt.<br />

Sie verhindert, dass der Atomkern auseinander platzt. Diese<br />

starke Kernkraft hat allerdings nur eine sehr geringe Reich-<br />

Abb. 1.1-1<br />

weite. Dies hat zur Folge, dass sehr große Kerne nicht stabil<br />

sind, irgendwann überwiegt die elektrostatische Abstoßung <strong>und</strong> der Kern zerfällt (spontane<br />

Kernspaltung). Die größten natürlich vorkommenden stabilen Atomkerne sind die des Urans<br />

mit 92 Protonen im Kern. Damit dieser große Kern zusammenhält, benötigt man 146 Neutronen.<br />

Der Kern besteht also aus 238 Kernbausteinen. Man sagt auch, er hat das Atomgewicht<br />

238.<br />

Die Zahl der Protonen in einem Kern bezeichnet man als Ordnungszahl Z des Atoms, da diese<br />

Zahl die Atomart festlegt. Gemeinsam mit der Zahl der Neutronen N ergibt sie die Massenzahl<br />

A: A = Z + N<br />

Die Zahl der Protonen im Kern bezeichnet man als Ordnungszahl Z, die Summe<br />

aus Protonen <strong>und</strong> Neutronen bestimmt das Atomgewicht A oder die Massenzahl<br />

Durch die Angabe von Ordnungszahl <strong>und</strong> Massenzahl ist das Atom eindeutig bestimmt, z.B.<br />

238<br />

92U<br />

Die Neutronenzahl eines Atomkernes ist immer gleich oder größer wie die Protonenzahl, eine<br />

Ausnahme ist Wasserstoff, da bei einem einzelnen Proton kein Neutron zur Kernstabilisierung<br />

benötigt wird. Dabei kann die Neutronenzahl in gewissen Grenzen variieren. Man spricht<br />

dann von verschiedenen Isotopen eines Elementes.


Seite 8 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Als Isotope bezeichnet man alle Atome mit gleicher Ordnungszahl aber<br />

unterschiedlicher Massenzahl<br />

So kommt Kohlenstoff mit 6 Protonen in der Natur als<br />

12 13 14<br />

6C , 6C , 6C<br />

vor. Die meisten Isotope sind nicht stabil <strong>und</strong> zerfallen nach einer gewissen Zeit in einen<br />

stabileren Kernzustand:<br />

14 14<br />

z.B. 6C 7N<br />

mit einer Halbwertszeit von 5730 Jahren<br />

Der Kern des Atoms bestimmt zwar das Atomgewicht <strong>und</strong> einige andere physikalische Eigenschaften,<br />

wie Radioaktivität, die für die Werkstoffk<strong>und</strong>e wichtigen Eigenschaften der einzelnen<br />

Elemente sind jedoch durch die Elektronenhülle bestimmt. Die negativ geladenen<br />

Elektronen der Hülle sind durch die elektrostatische Anziehungskraft an den Atomkern<br />

geb<strong>und</strong>en:<br />

Dabei ist die Zahl der Elektronen gewöhnlich gleich der Zahl der Protonen im Kern, so dass<br />

das Atom nach außen hin als elektrisch neutral erscheint. Ist dagegen die Zahl der Hüllenelektronen<br />

größer oder kleiner als die Zahl der Protonen, so spricht man von einem negativ<br />

oder positiv geladenen Ion.<br />

Ionen sind Atome mit mehr oder weniger Elektronen als es der Ordnungszahl<br />

entspricht. Sie sind negativ oder positiv geladen<br />

Einige Zahlen mögen die Größe eines Atomes veranschaulichen:<br />

-13<br />

Durchmesser Proton (Neutron) d p = 2,810 cm<br />

-24<br />

Masse Proton (Neutron) m p = 1,710 g<br />

-28<br />

Masse Elektron m e = 9,110 g<br />

m p/m e = 1868<br />

-19<br />

Elementarladung e = 1,610 As<br />

12 -8<br />

Durchmesser des C-Atoms d C = 1,810 cm = 1,8<br />

Zwischen dem Durchmesser des Atomkerns <strong>und</strong> dem Durchmesser des Atoms besteht also ein


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 9<br />

Unterschied von 4-5 Größenordnungen. Dieses Verhältnis ist ähnlich groß wie bei unserem<br />

Planetensystem. Der Durchmesser der Pluto-Umlaufbahn ist etwa 4 Größenordnungen größer<br />

als der Durchmesser der Sonne:<br />

12000 Mill. km zu 1,4 Mill. km.<br />

Video Nr. 1-1: Größenordnung eines Atoms<br />

In einem Teilchenbild<br />

erscheint uns das Atom<br />

also als ein nahezu leeres<br />

Gebilde mit winzigem<br />

Kern <strong>und</strong> noch sehr viel<br />

kleineren Elektronen.<br />

Dieses Teilchenbild (das<br />

so genannte Bohr’sche<br />

Atommodell) wird häufig<br />

zur anschaulichen Beschreibung<br />

herangezogen.<br />

Dabei bewegen sich die<br />

Abb. 1.1-2<br />

Elektronen auf festen Bahnen um den Kern herum. Diese Bahnen bezeichnet man als Elektronenschalen.<br />

Je weiter ein Elektron vom Kern entfernt ist, um so schwächer ist es geb<strong>und</strong>en,<br />

d.h. um so geringer ist seine Bindungsenergie. Hierunter versteht man die Energie, die<br />

dem Elektron zugeführt werden muss, um es vom Atom abzulösen.<br />

Video Nr. 1-2: Bohrsches Atommodell<br />

Diese Bindungsenergie hat dabei negative Werte, da sie zugeführt werden muss. Ein ungeb<strong>und</strong>enes<br />

Elektron ohne kinetische Energie erhält definitionsgemäß den Energiewert 0.<br />

Anmerkung:<br />

Die Energie wird im atomaren Bereich in Elektronenvolt (eV) gemessen. 1eV entspricht dabei<br />

der Energie, die ein Elektron beim Durchlaufen der Potentialdifferenz von 1V aufnimmt:<br />

-19<br />

1eV = e 1V = 1,610 As 1V<br />

-19 -19<br />

= 1,610 Ws = 1,610 J<br />

Die moderne Behandlung der Atome mit der so genannten “Quantenmechanik” führt zu dem<br />

Ergebnis, dass sich die Elektronen in der Nähe des Atomkernes nicht mehr wie ein Teilchen<br />

verhalten, sondern dass sie mehr oder weniger stark um der Kern herum “verschmiert” erscheinen.<br />

Der Bahnbegriff der Elektronenschalen verliert damit seine Bedeutung. Es hat sich<br />

aber gezeigt, dass sich die Elektronen nach wie vor den Elektronenschalen zuordnen lassen<br />

<strong>und</strong> dass alle Elektronen eine feste Bindungsenergie besitzen. Wir sprechen daher oft auch<br />

von den Energieniveaus der Elektronen. Diese Bindungsenergien spielen bei der Bildung der


Seite 10 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Festkörper eine große Rolle <strong>und</strong> wir werden insbesondere bei den <strong>Halbleiter</strong>n hierauf stark<br />

eingehen.<br />

Beim einfachsten Atom, dem Wasserstoffatom, besetzt das einzige Elektron den tiefstliegenden,<br />

also am festesten geb<strong>und</strong>enen Zustand. Dieser wird mit der so genannten Hauptquantenzahl<br />

n = 1 gekennzeichnet oder man spricht von der K-Schale.<br />

Bei Atomen mit mehreren Elektronen werden die einzelnen Schalen (oder Hauptquantenzahlen)<br />

beginnend mit der niedrigsten Energiestufe mit Elektronen aufgefüllt. Dabei können die<br />

einzelnen Schalen aber nicht beliebig viele Elektronen aufnehmen (Elektronen stoßen sich<br />

gegenseitig ab) sondern auch hier gelten feste Regeln der Quantenmechanik. Je größer die<br />

Hauptquantenzahl n ist, um so mehr Elektronen können in einer Schale untergebracht werden.<br />

n = 1 2 3 4<br />

Schale K L M N<br />

s-Unterschale 2 2 2 2<br />

Orbitale p-Unterschale - 6 6 6<br />

d-Unterschale - - 10 10<br />

f-Unterschale - - - 1<br />

Gesamtzahl der Elektronen 2n² = 2 8 18 32<br />

Die Schalen <strong>und</strong> Unterschalen unterscheiden sich jetzt nach der Bindungsenergie der Elektronen.<br />

Es lässt sich folgendes Energieniveauschema aufstellen:<br />

Jede Unterschale wird durch einen<br />

Strich (Energieniveau) gekennzeichnet,<br />

jeder Strich kann mit der oben<br />

angegebenen Zahl von Elektronen<br />

besetzt werden. Die Auffüllung der<br />

Schalen folgt dem Gr<strong>und</strong>prinzip der<br />

Energieminimierung, d.h. die Schalen<br />

mit der niedrigsten Energie werden<br />

zuerst aufgefüllt. Mit zunehmender<br />

Ordnungszahl der Atome werden so<br />

die einzelnen Schalen besetzt. Sind<br />

die s- <strong>und</strong> p-Unterschalen einer Schale<br />

vollständig aufgefüllt, so erhält<br />

man ein besonders stabiles Atom,<br />

welches praktisch keine chemische Reaktion zeigt, die so genannten Edelgase.<br />

Abb. 1.1-2


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 11<br />

Dieser Zusammenhang wird auch im Periodischen System der Elemente deutlich.<br />

Folie: Periodisches System der Elemente<br />

Dieses System wurde erstmals 1869 von Mendelejew <strong>und</strong> Meyer auf Gr<strong>und</strong> von Ähnlichkeitsuntersuchungen<br />

bei chemischen Reaktionen aufgestellt <strong>und</strong> durch die moderne Atomphysik in<br />

dieser Weise bestätigt.<br />

Auf der linken Seite stehen die Atome mit einem äußeren Elektron, rechts die Atome mit<br />

aufgefüllter p-Unterschale (Edelgase).<br />

Eine Besonderheit tritt nach dem Element 18 (Argon) auf: Der niedrigste Zustand der N-Schale<br />

ist jetzt energetisch günstiger als die höheren Energiezustände der M-Schale. So wird erst<br />

dieser Zustand aufgefüllt (Kalium 19, Calcium 20) bevor die M-Schale weiter aufgefüllt wird.<br />

Die folgenden Elemente bilden die so genannten Übergangselemente, die praktisch in das<br />

Periodensystem eingeschoben sind <strong>und</strong> chemisch recht ähnlich sind. Die äußeren Elektronen<br />

sind sehr locker an das Atom geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> werden leicht abgegeben. Diese Elemente bilden<br />

Metalle, die so genannten 3d-Übergangsmetalle.<br />

Auf ähnliche Weise kann man das gesamte periodische System zusammenstellen. Gleiche<br />

Überlappungen treten bei den 4d- <strong>und</strong> 5d-Schalen ebenfalls auf. Und auch die 4f- <strong>und</strong> 5f-<br />

Niveaus werden entsprechend zwischen geschoben. Bei den 4f-Atomen spricht man auch von<br />

den seltenen Erden.<br />

Alle Elemente auf der linken Seite des Periodischen Systems, mit Ausnahme des Wasserstoffs,<br />

sind den Metallen zuzurechnen, (links von der dicken Linie). Metall bedeutet, dass sie<br />

relativ leicht ihre äußeren Elektronen abgeben um eine stabile Edelgaskonfiguration der<br />

Elektronenhülle zu erreichen. In einem Kristallgitter zeigen diese Elemente eine elektrische<br />

Leitfähigkeit.<br />

Die wenigen Elemente auf der rechten Seite des Periodensystems stellen die Nichtmetalle<br />

dar. Die Grenze ist dabei nicht eindeutig festzulegen. So ist Zinn (Sn) einerseits ein Metall, in<br />

einigen Kristallkonfigurationen tritt es aber als Nichtmetall auf. Der Kohlenstoff ist als Graphit<br />

leitend, als Diamant hochisolierend.<br />

Bei den Nichtmetallen sind die äußeren Elektronen als p-Elektronen sehr fest geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

können nicht so leicht abgegeben werden. Viel lieber nimmt das Atom zusätzliche Elektronen<br />

auf um die Edelgaskonfiguration zu erreichen.<br />

1.2 Chemische Bindung <strong>und</strong> Kristall-<br />

gitter<br />

Wie im letzten Kapitel besprochen, sind die stabils<br />

ten Elektronenanordnungen in einem Atom durch<br />

die sogenannte Edelgaskonfiguration gegeben, d.h.<br />

Abb. 1.2-1


Seite 12 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

die äußersten s- <strong>und</strong> p-Unterschalen sind vollständig gefüllt. Um diesen Zustand zu erreichen,<br />

nehmen einige Atome leicht zusätzliche Elektronen auf, andere geben leicht Elektronen ab.<br />

Treffen solche Atome aufeinander, so reagieren sie sehr heftig miteinander, da bei diesem<br />

Übergang in den stabileren Zustand Energie frei wird: Bindungsenergie. Diese Atome bilden<br />

dann ein Molekül, z.B. ein Wassermolekül aus einem Sauerstoff- <strong>und</strong> zwei Wasserstoffatomen.<br />

Je nach Stellung der Atome im Periodensystem, sowie abhängig von ihren Bindungspartnern<br />

existieren unterschiedliche Bindungstypen. Für die Werkstofftechnik sind davon drei besonders<br />

wichtig:<br />

- Ionenbindung<br />

- kovalente Bindung<br />

- metallische Bindung<br />

Betrachten wir diese drei Typen näher.<br />

Die Ionenbindung oder auch polare Bindung liegt immer dann vor, wenn ein Metall- <strong>und</strong><br />

ein Nichtmetall-Atom aufeinander treffen.<br />

Folie: Periodensystem der Elemente<br />

Typisches Beispiel ist die Bildung von Kochsalz<br />

(Steinsalz) aus Natrium (Na) <strong>und</strong> Chlor<br />

(Cl). Natrium kann sehr leicht sein 3s-Elektron<br />

abgeben, dem Chlor fehlt ein Elektron in der<br />

3p-Schale. Durch Elektronenaustausch gelangen<br />

beide in den bevorzugten Zustand einer<br />

gefüllten äußeren Schale. Da jetzt beide Atome<br />

Abb. 1.2-2<br />

als Ion vorliegen, kommt es zu einer elektrostatischen<br />

Anziehungskraft. Hierdurch verbinden sich die Ionen. Es bildet sich ein Kristall, der<br />

durch die elektrostatische Anziehungskraft zusammengehalten wird.<br />

Die Ionenbindung ist sehr stark. Hieraus resultiert<br />

ein hoher Schmelzpunkt <strong>und</strong> eine geringe<br />

elektrische Leitfähigkeit. In polaren<br />

Flüssigkeiten, z.B. Wasser, löst sich die Ionenbindung<br />

dagegen leicht. Die polaren Moleküle<br />

schieben sich zwischen die Ionen <strong>und</strong> trennen<br />

sie.<br />

Die kovalente oder auch homöopolare Bin<br />

dung tritt bei der Verbindung von Nichtmetallen<br />

untereinander auf. Diesen Atomen fehlen<br />

Abb. 1.2-3


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 13<br />

Elektronen in der äußersten Schale. Da keine Elektronenspender (Metalle) vorhanden sind,<br />

kommt es zu einer Anordnung, in der von jedem Atom ein Elektron bereitgestellt wird, welches<br />

es sich dann mit dem Nachbaratom teilt. Zwischen den Atomen werden Elektronenpaare<br />

lokalisiert, welche dann beiden Atomen gleichzeitig zuzuordnen sind. Wir sprechen daher<br />

auch von der Elektronenpaarbindung.<br />

Typisches Beispiel sind die <strong>Halbleiter</strong>elemente wie Silizium, aber auch bei Gasen trifft man<br />

diese Bindung an, z.B. bei Sauerstoff. Während Silizium auf Gr<strong>und</strong> von vier fehlenden Elektronen<br />

vier Nachbarn benötigt <strong>und</strong> daher sehr leicht große Kristalle bildet, kann der Sauerstoff<br />

mit einem zweiten Atom ein Molekül bilden <strong>und</strong> liegt dann als Gas vor oder bildet mit zwei<br />

Wasserstoffatomen ein Wassermolekül.<br />

Die metallische Bindung tritt bei allen<br />

Metallen untereinander auf. Im Gegensatz<br />

zur kovalenten Bindung liegen hier<br />

nur Atome vor, die leicht Elektronen<br />

abgeben <strong>und</strong> keine, die Elektronen aufnehmen.<br />

Das Entstehen der metallischen<br />

Bindung kann man sich sehr<br />

leicht am Potentialtopfmodell verdeutlichen.<br />

Abb. 1.2-4<br />

Nähern sich die Metallatome einander<br />

an, so spüren die äußeren Elektronen die Anziehungskraft des Nachbaratoms, d.h. die Potentialtöpfe<br />

überlagern sich. Das 3d-Energieniveau liegt dadurch oberhalb der überlagerten Potentialtöpfe.<br />

Dies bedeutet, das die Elektronen in diesem Niveau nicht mehr einem einzelnen<br />

Atom zuzuordnen sind.<br />

Die Überlagerung erfolgt so, dass alle Atome ein äußeres Elektron abgeben. Sie liegen dann<br />

als positive Ionen vor. Die abgegebenen freien Elektronen bilden ein Elektronengas. Die Bindung<br />

zwischen den positiven Atomrümpfen kommt jetzt durch die Konkurrenz der elektrostatischen<br />

Kräfte zustande. Zum einen stoßen<br />

sich die Ionen ab, zum anderen werden die<br />

Elektronen von verschiedenen Rümpfen<br />

angezogen, so dass sich hierüber eine Bindungskraft<br />

ergibt.<br />

Beispiel: Natrium<br />

Video Nr. 1-3: metallische Bindung<br />

Abb. 1.2-5<br />

Die unterschiedlichen Bindungstypen ergeben jeweils ganz typische Eigenschaften des <strong>Werkstoffe</strong>s:<br />

Folie Nr. 2: Übersicht über die Bindungstypen


Seite 14 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Ionenbindung kovalente Bindung metallische Bindung<br />

Metall + Nichtmetall<br />

Elektronen am Kern<br />

lokalisiert<br />

keine elektrische Leitfähigkeit<br />

(aber elektrolytische<br />

Leitfähigkeit)<br />

geringe Wärmeleitfähigkeit<br />

geringe plastische Verformbarkeit<br />

Nichtmetalle<br />

Außenelektronen paarweise<br />

zwischen den Atomen<br />

lokalisiert<br />

durch Wärmezufuhr elektrische<br />

Leitfähigkeit (<strong>Halbleiter</strong>)<br />

große Härte<br />

Metalle<br />

Außenelektronen nicht<br />

lokalisiert<br />

hohe elektrische Leitfähigkeit<br />

hohe Wärmeleitfähigkeit<br />

hohe plastische Verformbarkeit<br />

Durch die Zusammenlagerung der Atome infolge der chemischen Bindung kommt es zur<br />

Bildung größerer Atomgruppen. Dabei ordnen sich diese Atome sehr regelmäßig an, da nur<br />

dann die in Konkurrenz stehenden Kräfte ausgeglichen werden können. Die Atome bilden<br />

Kristallgitter.<br />

Experiment: Modelle verschiedener Kristallgitter<br />

Ein Kristall ist die regelmäßige, räumlich periodische Anordnung kleinster Teilchen<br />

(Atome, Ionen, Moleküle) zu einem festen Körper<br />

Der genaueren Beschreibung des Kristallgitters dienen sogenannte Gitterzellen oder Elementarzellen,<br />

aus denen der gesamte Kristall dann zusammengesetzt wird.<br />

Eine Elementarzelle ist die kleinste periodisch im Kristall wiederkehrende Einheit,<br />

die bereits Kristallstruktur aufweist<br />

Als Gitterkonstante bezeichnen wir die Länge der Elementarzelle.<br />

In den meisten praktischen Fällen der Kristalle sitzen nicht nur an den Eckpunkten der Elementarzelle<br />

Atome, sondern es sind weitere vorhanden.<br />

Folie Nr. 3: Gittertypen


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 15<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Einlagerung weiterer Atome ist, dass z.B. bei einem einfachen kubischen<br />

Gitter die Raumausnutzung nicht optimal ist (52%).<br />

Das kubisch raumzentrierte Gitter (krz) ergibt schon eine wesentlich bessere Raumausnutzung<br />

von 68%.<br />

Das kubisch flächenzentrierte Gitter (kfz) stellt eine sogenannte dichteste Kugelpackung<br />

dar. Noch enger kann man Atome nicht packen (Raumausnutzung 74%).<br />

Die hexagonal dichteste Kugelpackung (hdp) besitzt die gleiche Packungsdichte wie das<br />

kfz-Gitter, die Atomebenen sind lediglich anders gestapelt.<br />

Folie Nr. 3: Gittertypen Experiment: Gittermodelle<br />

Die meisten Metalle kristallisieren in einer der drei vorgestellten Kristallstrukturen kfz, krz<br />

oder hdp. Sie sind damit sehr dicht gepackt.<br />

Bei den kovalent geb<strong>und</strong>enen Atomen treten kompliziertere Kristallgitter auf.<br />

Folie Nr. 4: Diamantgitter, Graphitgitter Experiment: Gittermodelle<br />

So benötigt Silizium 4 Nachbaratome um seine äußere Schale aufzufüllen. Die vier Bindungen<br />

müssen aus energetischen Gründen gleichmäßig im Raum verteilt sein. Hieraus ergeben<br />

sich Bindungsrichtungen, die den Eckpunkten einer Tetraederpyramide entsprechen. Diese Art<br />

des Kristallgitters bezeichnet man als Diamantgitter, da es auch beim Kohlenstoff in Diamantform<br />

beobachtet wird. Dieses Kristallgitter ist für alle <strong>Halbleiter</strong>werkstoffe gegeben <strong>und</strong><br />

daher sehr wichtig. Nur unter ganz besonderen Bedingungen kristallisiert Kohlenstoff als<br />

Diamant (hoher Druck, hohe Temperatur). Trotz dieser offenen Struktur (34%) stellt Diamant<br />

den härtesten Festkörper dar, den wir kennen. Gleichzeitig besitzt er mit den höchsten spezifischen<br />

Widerstand aller Festkörper.<br />

Video Nr. 1-4: Silizium-Kristall<br />

Beim Kohlenstoff tritt ein zweiter Gittertyp wesentlich häufiger auf als der Diamanttyp. Wir<br />

sprechen hierbei vom Graphitgitter. Dabei liegt eine hexagonale Struktur vor. Die Kohlenstoffatome<br />

sind in Sechserringen innerhalb einer Ebene angeordnet. Der Abstand zwischen<br />

den Ebenen ist vergleichsweise sehr groß, d.h. die Ebenen sind sehr locker miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

Dies hat zur Folge, dass die Ebenen sehr leicht gegeneinander verschoben werden<br />

können. Graphit ist ein sehr gutes Schmiermittel. Gleichzeitig hat Graphit eine gute elektrische<br />

Leitfähigkeit. Das liegt daran, dass in der hexagonalen Bindung nur jeweils drei der vier<br />

Valenzelektronen fest eingeb<strong>und</strong>en sind. Das vierte Elektron kann entweder nur nach oben<br />

oder nach unter binden. Dadurch ist diese Bindung zwischen den Ebenen schwach, das Elektron<br />

ist leicht ablösbar <strong>und</strong> ist ähnlich wie bei den Metallen leicht verschiebbar.<br />

Folie Nr. 1: spez. Elektrischer Widerstand der <strong>Werkstoffe</strong><br />

Nicht alle Festkörper haben eine kristalline Struktur. Insbesondere wenn man ein geschmolze-


Seite 16 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

nes Material sehr schnell abkühlt, haben die Atome keine Zeit sich entsprechend anzuordnen.<br />

Es ergibt sich dann eine regellose Anordnung der Atome. Wir sprechen jetzt von einem amorphen<br />

Zustand. Diese amorphen Festkörper besitzen teilweise ganz neue Eigenschaften <strong>und</strong><br />

werden daher gezielt produziert. Aber auch durch Zugabe von Fremdatomen kann die Kristallbildung<br />

behindert oder unterdrückt werden. Ein wichtiges Beispiel ist hier das Glas, welches<br />

in reinem Zustand als Kristallglas eine ausgeprägte Kristallstruktur besitzt. Das am häufigsten<br />

eingesetzte Glas besitzt dagegen eine amorphe Struktur, hervorgerufen durch eine<br />

Vielzahl von Fremdatomen.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird der amorphe Zustand auch bei anderen <strong>Werkstoffe</strong>n oft als Glaszustand<br />

bezeichnet. So spricht man z.B. von Metallgläsern, wenn amorphe Metalle gemeint<br />

sind.<br />

Eine weitere Klasse von Festkörpern ohne Kristallstruktur sind die Kunststoffe. Sie bestehen<br />

aus langen Molekülketten, die eine mehr oder weniger starke Verbindung untereinander haben.<br />

Wie ist ein kristalliner Festkörper praktisch aufgebaut?<br />

Kristalle entstehen im allgemeinen beim Erstarren eines Festkörpers aus der Schmelze. Da<br />

dies nicht von einem Punkt ausgeht, sondern von sehr vielen Kristallisationszentren (Keimen),<br />

treffen irgendwann Kristallbereiche aufeinander, die eine unterschiedliche Orientierung<br />

besitzen. In der Regel sind daher technisch eingesetzte Festkörper vielkristallin (polykristallin),<br />

d.h. sie bestehen aus einer Vielzahl von Kristalliten oder Körnern. Diese mikroskopisch<br />

feine Anordnung von Körnern bezeichnet man als Gefüge des <strong>Werkstoffe</strong>s.<br />

Der Verband aller Körner wird als Gefüge bezeichnet<br />

Die einzelnen Körner können dabei Größen bis zu einigen Millimetern annehmen. Feinkörnige<br />

Gefüge besitzen dagegen Korngrößen von einigen m.<br />

Folie Nr. 5: Gefügebilder<br />

Viele Eigenschaften, z.B. die magnetischen, sind von der Orientierung der Körner abhängig.<br />

Für gute Magnetisierbarkeit ist es daher wünschenswert, dass alle Körner eine einheitliche<br />

Ausrichtung besitzen. Dies ist bei Eisenlegierungen in gewissen Rahmen durch eine mechanische<br />

Behandlung (walzen) möglich <strong>und</strong> wird insbesondere bei Trafoblechen angewandt.<br />

Man spricht von einer Texturierung des <strong>Werkstoffe</strong>s.<br />

Folie Nr. 6: Texturierung


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 17<br />

2. Gr<strong>und</strong>legende elektr. Eigenschaften der Festköper<br />

2.1 Elektrische Leitfähigkeit<br />

Der Bereich des spezifischen Widerstandes der Festkörper umfasst bei Raumtemperatur<br />

etwa 30 Zehnerpotenzen. Dabei ist er über folgende Gleichung definiert:<br />

<strong>und</strong> ist somit über eine Widerstandsmessung zugänglich. Die Einheit des spezifischen Widerstandes<br />

ist dann gegeben durch mm²/m oder cm. Der Kehrwert ist der spezifische Leitwert<br />

mit der Einheit m/mm² oder 1/cm oder S/cm.<br />

Folie Nr. 1: Bereich des spezifischen Widerstandes<br />

-6 -6<br />

Der Bereich der reinen Metalle liegt zwischen 1,610 cm <strong>und</strong> 2010 cm. Legierungen<br />

-6<br />

können etwa 20010 cm erreichen. Darüber liegt der Bereich der <strong>Halbleiter</strong> mit einem<br />

-3 5<br />

spezifischen Widerstand von etwa 10 cm bis zu 210 cm. Während man den Bereich der<br />

<strong>Halbleiter</strong> sehr gut von den Metallen abtrennen kann, fällt eine Trennung der <strong>Halbleiter</strong> von<br />

10<br />

den Isolatoren sehr schwer. Eine technisch sinnvolle Grenze liegt bei etwa 10 cm.<br />

Eine eindeutige Unterscheidung zwischen Metallen <strong>und</strong> <strong>Halbleiter</strong>n ist durch die Temperaturabhängigkeit<br />

des spezifischen Widerstandes gegeben. Bei den Metallen nimmt der<br />

spezifische Widerstand mit der Temperatur zu, bei den <strong>Halbleiter</strong>n dagegen ab. Bei sehr tiefen<br />

Temperaturen sind die Metalle daher gute Leiter, die <strong>Halbleiter</strong> dagegen Isolatoren.<br />

Dies bringt uns zu der Frage, was unterscheidet die verschiedenen Festkörper so sehr, dass<br />

dieser weite Bereich der Leitfähigkeit entsteht <strong>und</strong> die Temperaturabhängigkeit derart unterschiedlich<br />

ist. Wie schon früher diskutiert ist der wesentliche Einfluss in der Art der chemischen<br />

Bindung der Atome zu suchen. Betrachten wir dazu noch einmal das Energieniveauschema<br />

eines Atomes <strong>und</strong> seine Änderung durch die chemische Bindung:<br />

Folie Nr. 7: Entstehung des Bänderschemas<br />

- In einem Atom besetzen die Elektronen genau definierte Zustände (Schalen). Dabei<br />

sind die untersten Zustände voll besetzt, die oberen nur teilweise oder gar nicht. Jeder<br />

Zustand kann dabei nur mit einer festen Anzahl an Elektronen besetzt werden.<br />

- Nähern sich zwei gleiche Atome einander an, so kommt es zu einer Überlappung der<br />

Zustände. Da Zustände mit gleicher Energie aber nicht erlaubt sind, da dann zu viel<br />

Elektronen in einem Zustand sind, müssen sich die überlappenden Zustände leicht<br />

energetisch verschieben, so dass jeweils zwei Niveaus entstehen, die von den Elektronen<br />

besetzt werden können.


Seite 18 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

- Kommen N Atome zusammen, so müssen die sich beeinflussenden Zustände jeweils<br />

N-fach aufspalten. Man fasst diese aufgespaltenen Niveaus zu Energiebändern zusammen.<br />

Wie zuvor im Atom verbotene Energiebereiche existierten, gibt es jetzt auch<br />

zwischen den Energiebändern verbotene Zonen.<br />

- Elektronen, die sich in Bändern innerhalb der Potentialtöpfe befinden, sind weiterhin<br />

an die einzelnen Atome geb<strong>und</strong>en. Das oberste dieser Bänder wird als Valenzband<br />

bezeichnet, die Elektronen als Valenzelektronen. Elektronen in den Bändern oberhalb<br />

der Potentialtöpfe können frei im Kristall verschoben werden. Diese Bänder werden<br />

als Leitungsbänder bezeichnet. Die Elektronen als Leitungselektronen.<br />

Video Nr. 1-5: Bändermodell<br />

Um den Leitungsmechanismus der Festkörper zu verstehen, reicht es aus, nur das Valenzband<br />

sowie das am tiefsten liegende Leitungsband zu betrachten. Der Abstand zwischen diesen<br />

beiden Bändern wird als Gap oder Bandlücke bezeichnet <strong>und</strong> stellt die Energie dar, die mindestens<br />

aufgebracht werden muss, um aus einem geb<strong>und</strong>enen Valenzelektron ein freies Leitungselektron<br />

zu machen.<br />

Folie Nr. 8: Bänderschemen<br />

Die Isolatorwerkstoffe besitzen ein vollständig besetztes Valenzband sowie ein vollständig<br />

leeres Leitungsband. Zudem sind die Elektronen stark geb<strong>und</strong>en, so dass ein großer Abstand<br />

zwischen dem Valenz- <strong>und</strong> Leitungsband vorliegt. Wir haben eine breite verbotene Zone bzw.<br />

ein breites Gap bzw. Bandlücke (W G > 2 eV). Nur unter extremen Bedingungen ist es Elektronen<br />

möglich vom Valenzband ins Leitungsband zu wechseln.<br />

Die <strong>Halbleiter</strong>werkstoffe sind den Isolatoren gr<strong>und</strong>sätzlich sehr ähnlich. Auch sie besitzen<br />

ein vollständig gefülltes Valenzband <strong>und</strong> ein leeres Leitungsband (bei T = 0 K). Allerdings ist<br />

der Abstand zwischen den Bändern wesentlich geringer (z.B. Silizium 1,1 eV). Dies hat zur<br />

Folge, dass bei tiefen Temperaturen zwar keine elektrische Leitfähigkeit vorhanden ist, bei<br />

erhöhten Temperaturen aber Elektronen durch thermische Anregung vom Valenzband ins<br />

Leitungsband gelangen können. Mit zunehmender Temperatur leitet ein <strong>Halbleiter</strong> somit<br />

immer besser.<br />

Video Nr. 1-6: Temperaturabhängigkeit beim Metall <strong>und</strong> beim <strong>Halbleiter</strong><br />

Bei den Metallen haben wird dagegen ein gänzlich anderes Verhalten vorliegen. Metalle wie<br />

Kupfer haben auf Gr<strong>und</strong> der metallischen Bindung ein Elektron in das Leitungsband abgegeben.<br />

Bei anderen Metallverbindungen ist das Valenzband zwar voll besetzt, die äußeren<br />

Elektronen sind aber nur sehr schwach geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> können leicht ins Leitungsband überwechseln.<br />

Dies bedeutet, dass praktisch kein Abstand zwischen Valenz <strong>und</strong> Leitungsband<br />

vorliegt oder das sich die Bänder sogar überlappen (ähnliches fanden wir bei den Atomniveaus<br />

der Übergangsmetalle, wo z.B. die 3d-Niveaus bei höheren Energien lagen als das 4s-<br />

Niveau).


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 19<br />

Infolge der metallischen Bindung befindet sich im<br />

Mittel ein freies Elektron pro Atom im Leitungsband.<br />

Durch thermische Anregung ist es bei den<br />

Metallen nicht mehr möglich die Leitfähigkeit weiter<br />

zu steigern, d.h. weitere Elektronen ins Leitungsband<br />

anzuheben. Vielmehr wird die Elektronenleitung<br />

durch verstärkte Bewegung der positiv geladenen<br />

Atomrümpfe behindert, so dass die Leitfähigkeit<br />

mit zunehmender Temperatur abnimmt.<br />

Video Nr. 1-7: metallische Leitfähigkeit<br />

Der elektrische Stromfluss stellt sich jetzt als<br />

Abb. 2.1-1<br />

Transport der Elektronen durch den Festkörper dar.<br />

Zunächst verfügen diese Elektronen nur über eine<br />

ungerichtete thermische Geschwindigkeit. Nach Anlegen eines elektrischen Feldes wird dieser<br />

thermischen Bewegung eine gerichtete Driftbewegung überlagert.<br />

Die Driftgeschwindigkeit v d ist eine der allgemeinen Teilchenbewegung überlagerte,<br />

in eine Richtung weisende Geschwindigkeit<br />

Diese Driftgeschwindigkeit fällt um so größer aus, je größer die wirkende Feldstärke ist <strong>und</strong> je<br />

größer die Beweglichkeit der Elektronen im Kristallgitter ist:<br />

Betrachten wir nun ein Leiterstück der Länge <strong>und</strong> des Querschnittes A, so befindet sich in<br />

diesem Leiterstück die Ladung<br />

n ist die Ladungsträgerdichte im Leitermaterial. Diese Ladung<br />

bewegt sich in der Zeit t durch den Leiter. Hieraus folgt:<br />

Abb. 2.1-2<br />

Wegen <strong>und</strong> folgt sofort die wichtige<br />

Beziehung


Seite 20 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Die spezifische Leitfähigkeit ist gleich dem Produkt aus der Teilchenkonzentration<br />

n, deren Beweglichkeit <strong>und</strong> der Elementarladung e<br />

Anm.: Das Symbol für die spezifische Leitfähigkeit wird nicht einheitlich gehandhabt. In der<br />

werkstoffk<strong>und</strong>lichen Literatur findet man meist , in der Elektrotechnik sowie im Kuchling<br />

wird verwendet.<br />

Will man also die Leiteigenschaften eines <strong>Werkstoffe</strong>s verändern, so muss man entweder die<br />

Teilchenzahl verändern oder deren Beweglichkeit beeinflussen. Bei Metallen ist die Teilchenzahl<br />

gewöhnlich nicht zu beeinflussen. Dagegen kann man auf die Beweglichkeit einen<br />

hohen Einfluss nehmen durch Einbringung von Fremdstoffen, sowie durch Legierungsbildung.<br />

Bei den <strong>Halbleiter</strong>n, die sehr wenig Ladungsträger besitzen, kann diese Zahl dagegen in<br />

weiten Grenzen variiert werden. Da ist zum einen der Temperatureinfluss, zum anderen können<br />

durch Fremdatome zusätzliche Ladungsträger bereitgestellt werden (Dotieren). Wir sehen<br />

an diesem Zusammenhang auch, dass nicht die spezifische Leitfähigkeit die Materialkonstante<br />

ist, sondern die Ladungsträgerkonzentration n <strong>und</strong> deren Beweglichkeit im Kristallgitter.<br />

Dies ist insbesondere bei <strong>Halbleiter</strong>n von großer Wichtigkeit.<br />

Folie Nr. 9: Tabelle typischer Leitfähigkeiten <strong>und</strong> Beweglichkeiten<br />

Die Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten elektrotechnischen reinen <strong>Werkstoffe</strong>.<br />

Auffällig ist, dass die Ladungsträgerbeweglichkeit der Metalle sehr gering ist. Hier wird der<br />

Ladungstransport deutlich behindert durch die Vielzahl der Ladungsträger <strong>und</strong> die positiv<br />

geladenen Atomrümpfe. Die Beweglichkeit bei den <strong>Halbleiter</strong>n liegt um Größenordnungen<br />

höher. Dafür ist die Zahl der Ladungsträger hier um ein Vielfaches geringer.<br />

Beispiel: Kupferdraht<br />

6<br />

max. Stromdichte S= 6A/mm²=610 A/m²<br />

6<br />

spez. Leitfähigkeit von Cu = 6010 S/m (Folie)<br />

E = S/ = 0.1 V/m mit aus Folie folgt:<br />

-3<br />

v = E = 410 m²/Vs 0.1 V/m<br />

-4<br />

= 410 m/s = 0.4 mm/s<br />

Die geringe Beweglichkeit bedeutet auch, dass die mittlere Driftgeschwindigkeit der Elektronen<br />

sehr gering ist. Sie liegt in der Größe von mm/s.<br />

Die Driftgeschwindigkeit der Elektronen darf aber nicht verwechselt werden mit der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

elektrischer Erscheinungen auf der Leitung, die praktisch mit der Licht-


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 21<br />

geschwindigkeit identisch ist.<br />

2.2 Halleffekt<br />

Wie wir oben gesehen haben, stellt die Beweglichkeit der Ladungsträger in einem Werkstoff<br />

eine wichtige elektrische Werkstoffgröße dar. Es stellt sich die Frage, wie wir diese Größe<br />

messtechnisch erfassen können. Ein sehr einfaches Verfahren hierfür bietet der Halleffekt.<br />

Folie Nr. 10: Halleffekt<br />

Die Folie zeigt den sehr einfachen Aufbau dieses Experimentes. Eine Platte aus dem zu untersuchenden<br />

Material wird von einem Strom I durchflossen. Gleichzeitig wirkt auf den<br />

Ladungsfluss ein Magnetfeld B, welches senkrecht zur Bewegungsrichtung steht. Mit diesem<br />

Magnetfeld ist eine Kraftwirkung auf die Ladungsträger verb<strong>und</strong>en, die für den Fall, dass<br />

Stromrichtung <strong>und</strong> Feldrichtung senkrecht aufeinander stehen, folgenden einfachen Ausdruck<br />

hat:<br />

Dies ist ein Sonderfall der allgemeinen Formulierung der Lorentzkraft:<br />

Durch diese Ablenkung der Elektronen entsteht am vorderen Rand der Platte ein Elektronenüberschuss,<br />

am hinteren Rand ein Elektronenmangel. Dies hat wiederum ein elektrisches Feld<br />

zur Folge, welches diesen Ladungsunterschied ausgleichen will. Es stellt sich somit ein<br />

Gleichgewicht zwischen der Lorentzkraft <strong>und</strong> der elektrostatischen Kraft ein:<br />

Die entstehende Spannung U H wird als Hallspannung bezeichnet. Ersetzen wir jetzt die<br />

Driftgeschwindigkeit der Elektronen durch bekannte Größen, so folgt:<br />

Damit ergibt sich folgende einfache Beziehung für die Hallspannung:<br />

Durch Messung der Hallspannung können wir somit die Beweglichkeit der Ladungsträger<br />

bestimmen. Da <strong>und</strong> nur über die Ladungsträgerdichte verb<strong>und</strong>en sind


Seite 22 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

folgt weiterhin<br />

D.h. eigentlich wird mit dem Halleffekt die Ladungsträgerkonzentration in dem Material<br />

untersucht. Die Größe<br />

wird als Hallkonstante bezeichnet.<br />

Folie Nr. 9: typische Leitfähigkeiten <strong>und</strong> Beweglichkeiten<br />

Betrachten wir noch einmal diese Tabelle, so sehen wir, dass die Metalle alle sehr kleine<br />

Hallkonstanten besitzen, da ihre Ladungsträgerzahl so groß ist. Man benötigt entsprechend<br />

hohe Ströme <strong>und</strong> Magnetfelder um eine messbare Hallspannung zu erzeugen. Bei den <strong>Halbleiter</strong>werkstoffen<br />

dagegen ergeben sich Hallkonstanten, die um Zehnerpotenzen größer sind.<br />

Dies ermöglicht die Anwendung des Halleffektes zur Messung kleiner Magnetfelder (Hallsonden,<br />

Feldplatten).<br />

28 -3<br />

Beispiel: Kupferfolie d = 10m, I = 6A, B = 1T, n = 8,510 m , U H = 44 V<br />

2.3 Thermoelektrischer Effekt<br />

Der thermoelektrische Effekt wird auch Seebeck-Effekt genannt. Hierunter ist folgendes zu<br />

verstehen:<br />

Befinden sich die Enden eines Metallstabes auf unterschiedlichen Temperaturen, so besitzen<br />

die Elektronen auf der Seite der höheren Temperatur T 1 eine größere kinetische Energie <strong>und</strong><br />

damit Geschwindigkeit als bei der Temperatur T (W = kT).<br />

Dies bedeutet, dass neben einer Wärmeenergie Q auch ein elektrischer<br />

Strom (Diffusionsstrom) vom heißen Ende zum kalten<br />

Ende fließt. Das kältere Ende wird somit negativ aufgeladen<br />

<strong>und</strong> es entsteht eine Diffusionsspannung U d,<br />

welche einen<br />

Feldstrom vom kalten Ende zum heißen Ende zur Folge hat.<br />

Sind beide Ströme gleich groß, befindet sich das System im<br />

Gleichgewicht. Die Diffusionsspannung ist der Temperaturdifferenz<br />

direkt proportional:<br />

2<br />

Abb. 2.3-1


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 23<br />

Die Proportionalitätskonstante S wird Seebeck-Koeffizient genannt.<br />

Da man eine Spannung an einem Metall ohne Kontaktierung<br />

nicht messen kann, müssen wir die Kombination von zwei<br />

Metallen betrachten. In jedem Leiterteil entsteht jetzt eine<br />

Diffusionsspannung, gemessen wird dann die Differenz beider<br />

Werte:<br />

U th nennen wir die Thermospannung, th die Thermokraft<br />

zwischen diesen beiden Metallen.<br />

Abb. 2.3.2<br />

Anmerkung: In vielen Literaturstellen wird das Entstehen der Thermospannung als Kontaktspannung<br />

zwischen beiden Leitern diskutiert. Diese Beschreibung ist vollkommen identisch<br />

zur obigen Erklärung der Thermospannung auf Gr<strong>und</strong> des Seebeck-Effektes. Der Nachweis<br />

der Gleichheit ist aber theoretisch sehr anspruchsvoll.<br />

Experiment: Thermoelement, Gewichtheben mit Thermostrom<br />

Anhand der Thermokraft können alle Metalle in eine thermoelektrische Spannungsreihe<br />

eingeordnet werden, indem man sie mit einem Referenzmetall (z.B. Platin) in Kontakt bringt.<br />

Folie Nr. 11: Temperaturmessung mit Thermoelement,<br />

Folie Nr. 12: Thermoelektrische Spannungsreihe<br />

Die Thermospannung einer Kombination anderer Metalle erhält man dann als Differenz der<br />

beiden Werte dieser Metalle aus der Spannungsreihe.<br />

Folie Nr. 11: Temperaturabhängigkeit verschiedener Thermoelemente,<br />

Folie Nr. 12: Werkstoffkombinationen<br />

Neben der Anwendung der Temperaturbestimmung kann der thermoelektrische Effekt auch<br />

zur Energiegewinnung benutzt werden. Wir sprechen dann von einem Thermogenerator.<br />

Einsatz besonders in der Satellitentechnik (hier werden allerdings <strong>Halbleiter</strong> verwendet, die<br />

eine wesentlich höhere Thermokraft besitzen).<br />

Folie Nr.13: Thermogenerator<br />

Das Prinzip des Thermogenerators ist auch umkehrbar, indem man einen Strom durch das<br />

Material schickt. Dabei kühlt sich ein Kontaktpunkt ab, der andere erwärmt sich. Die Abkühlung<br />

kann für Kühlgeräte ausgenutzt werden: Peltier-Element.


Seite 24 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

2.4 Supraleitung<br />

Wie schon zuvor erörtert ist der elektrische Widerstand aller Stoffe mit metallischer Leitfähigkeit<br />

temperaturabhängig in der Weise, dass mit zunehmender Temperatur auch der Widerstand<br />

zunimmt. In einem weiten Temperaturbereich kann diese Widerstandsänderung durch<br />

eine einfache lineare Gleichung beschrieben werden:<br />

wird als Temperaturkoeffizient des elektrischen Widerstandes bezeichnet. Typische Werte<br />

werden wir später diskutieren. Bei tiefen Temperaturen gilt dieser Zusammenhang nicht mehr.<br />

Folie Nr. 14: Restwiderstand einiger Metalle<br />

Bei einigen Metallen nähert sich der Widerstand für T0K einem Grenzwert an, bei anderen<br />

Metallen findet man bei einer festen Temperatur T C (der Sprungtemperatur) ein plötzliches<br />

Abnehmen des Widerstandes auf Werte, die nicht mehr der Messtechnik zugänglich sind.<br />

Dieses letztere Verhalten wird als Supraleitung bezeichnet. Der spezifische Widerstand<br />

-22<br />

nimmt dabei Werte unter 10 m an. Zum Vergleich beträgt der spezifische Widerstand der<br />

-8<br />

Metalle bei Raumtemperatur etwa 10 m, bei Metallen ohne Sprungtemperatur bei tiefen<br />

-11<br />

Temperaturen etwa 10 m. Die Sprungtemperatur ist materialabhängig <strong>und</strong> liegt für die<br />

reinen Metalle <strong>und</strong> Metallverbindungen etwa zwischen 0 <strong>und</strong> 20K.<br />

Folie Nr. 15: Übersicht der Elementsupraleiter<br />

Auffällig ist dabei, dass die besonders guten Leiterwerkstoffe Au, Ag <strong>und</strong> Cu sowie die ferromagnetischen<br />

<strong>Werkstoffe</strong> Fe, Ni <strong>und</strong> Co nicht zu den Supraleitern zählen.<br />

Folie Nr. 16: Entwicklung der Supraleitung<br />

Von besonderer Bedeutung ist, dass es in den letzten Jahren gelungen ist keramische Supraleiter<br />

zu entwickeln, die Sprungtemperaturen von 100K <strong>und</strong> darüber besitzen. Dies bedeutet,<br />

dass Leitungen aus diesem Material nicht mehr mit flüssigem Helium (4K) gekühlt werden<br />

müssen, sondern dass man flüssigen Stickstoff (77K) verwenden kann, der in großen Mengen<br />

erzeugt werden kann <strong>und</strong> etwa um den Faktor 50 billiger ist. Interessanter Weise bestehen diese<br />

neuen Supraleiter aus Metalloxiden, die für sich genommen keine elektrische Leitfähigkeit<br />

besitzen. Erst durch die Zusammenbringung im richtigen Mischungsverhältnis <strong>und</strong> den Press<strong>und</strong><br />

Sinterprozess entstehen Kristallstrukturen mit der Leitfähigkeit eines schlechten Metalles.<br />

Video Nr. 1-8: Supraleitung bei HT-Supraleitern mit T C = 85K<br />

Neben der Abnahme des elektrischen Widerstandes bei der Sprungtemperatur beobachtet man<br />

noch ein zweites Phänomen. Bringt man einen Supraleiter in ein äußeres Magnetfeld, so kann<br />

dieses Magnetfeld nicht in den Supraleiter eindringen. Der Supraleiter verhält sich wie ein<br />

perfekter Diamagnet. Dieses Verhalten lässt sich einfach erklären: Wird das Magnetfeld<br />

eingeschaltet, so werden im Supraleiter auf Gr<strong>und</strong> des Induktionsgesetzes sofort Ströme indu-


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 25<br />

ziert, die nach der Lenzschen Regel so gerichtet sind,<br />

dass das von ihnen erzeugte Magnetfeld dem äußeren<br />

Feld entgegenwirkt. Das äußere Feld wird folg<br />

lich durch ein gleichgroßes inneres Feld kompensiert.<br />

Überraschender Weise geschieht das gleiche<br />

auch, wenn das Feld im normalleitenden Zustand<br />

angelegt wird <strong>und</strong> dann unter die Sprungtemperatur<br />

abgekühlt wird. Das zunächst eingedrungene Feld<br />

wird aus dem Supraleiter verdrängt. Diesen Effekt<br />

nennt man den Meißner-Ochsenfeld-Effekt.<br />

Da mit jedem Stromfluss immer ein magnetisches<br />

Feld verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong> das Feld im Innern des Supraleiters<br />

verschwindet, folgt sofort, dass der Strom<br />

in einem Supraleiter immer nur an der Oberfläche<br />

fließen kann. Die Eindringtiefe in den Supraleiter<br />

beträgt weniger als 1m. Gleichtief kann auch das<br />

Abb. 2.4-1<br />

Magnetfeld eindringen. Da für die Verdrängung des<br />

Magnetfeldes Energie notwendig ist, muss sich die Sprungtemperatur im Magnetfeld verringern.<br />

Ist das Magnetfeld zu stark, so kann der Werkstoff nicht mehr supraleitend werden. Wir<br />

sprechen von der kritische Feldstärke H C, bei der der Supraleiter wieder normalleitend wird.<br />

Magnetfelder einer kritischen Stärke zerstören die Supraleitung<br />

Für jede Temperatur T < TC gibt es somit eine kritische Feldstärke. Je näher diese Temperatur<br />

an T liegt, um so geringer ist H .<br />

C C<br />

Folie Nr. 17: Zusammenhang der kritischen Parameter T C, H C <strong>und</strong> jC<br />

Leider gilt dies auch für das durch den supraleitenden Strom selbst hervorgerufene Magnetfeld,<br />

so dass auch der Strom in einem Supraleiter begrenzt ist. Bei den metallischen Supraleitern<br />

ist dieses kritische Feld so klein, dass eine wirtschaftliche Nutzung hier kaum lohnt.<br />

4<br />

Wir sprechen hier vom Supraleiter 1. Art (H C = einige 10 A/m) oder weichen Supraleiter<br />

(max. Stromdichte ca. 10A/mm², ähnlich einem Kupferdraht). Diese zeigen den reinen<br />

Meißner-Ochsenfeld-Effekt, d.h. das Feld wird stets vollständig aus dem Supraleiter verdrängt.<br />

Durch Legierungsbildung ist es allerdings gelungen die kritische Feldstärke um drei Größen-


Seite 26 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

ordnungen herauf zu setzen (Supraleiter 2. Art, harte Supraleiter). Bei diesen Supraleitern<br />

verschwindet oberhalb der kritischen Feldstärke die Supraleitung nicht, sondern das magnetische<br />

Feld kann lokal in den Supraleiter eindringen. Hier entstehen dann normalleitende Bereiche.<br />

Die Zahl dieser Bereiche (Flussschläuche) nimmt mit dem Feld zu. Erst bei einer zweiten<br />

kritischen Feldstärke H C2 geht der Werkstoff in den normalleitenden Zustand über. Durch<br />

diese Flussschläuche vergrößert sich gleichzeitig die Oberfläche des supraleitenden Bereiches<br />

<strong>und</strong> der Strom kann ebenfalls stark ansteigen.<br />

Diese Materialien werden heute benutzt um große supraleitende Magnetspulen zu bauen, die<br />

in der Kernforschung für Teilchenbeschleuniger eingesetzt werden oder bei den Experimenten<br />

zur Kernfusion, aber auch beim Betrieb der Magnetschwebebahn Transrapid.<br />

Video Nr. 1-9: Supraleitung bei der Kernspin-Tomographie<br />

Beispiel: Hamburger Speicherring HERA, 6.3km lang, 900 Magnete zur Ablenkung: konventionelle<br />

Technik ¼ des Hamburger Stromverbrauches; in Supraleitungstechnik kaum<br />

Stromverbrauch, dafür wird Helium in einer Menge benötigt, die a der Jahresweltproduktion<br />

entspricht.<br />

Eindrucksvoller als die kritische Feldstärke ist meist die damit verb<strong>und</strong>ene kritische Strom-<br />

2 3<br />

dichte. Während in einem Kupferkabel Stromdichten von etwa 10 -10 A/cm² zulässig sind,<br />

5 6<br />

erreicht man mit Supraleitern der 2. Art Werte von 10 -10 A/cm².<br />

Die neuen keramischen Supraleiter mit ihrer sehr hohen Sprungtemperatur erreichen diese<br />

hohen Werte noch nicht. Das liegt im wesentlichen an der Art ihrer Herstellung. Durch den<br />

Sinterprozess entstehen sehr viele Grenzflächen, die letztendlich hinderlich wirken. Durch<br />

Verfahrensverbesserungen ist hier noch sehr viel zu erwarten. Erste Anwendungen sind aber<br />

schon in die Technologie eingeflossen, z.B. starre supraleitende Stromdurchführungen mit<br />

sehr geringer Wärmeleitung.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 27<br />

3. Metallische <strong>Werkstoffe</strong>, Widerstandswerkstoffe<br />

3.1 Thermische Eigenschaften der Metalle<br />

Für die Elektrotechnik wichtig ist die mit der Erwärmung des Metalles verb<strong>und</strong>ene thermische<br />

Ausdehnung. Der lineare Ausdehnungskoeffizient ist definiert durch die Beziehung<br />

Dieser Ausdehnungskoeffizient ist für alle Metalle näherungsweise umgekehrt proportional<br />

zur Schmelztemperatur (absolut gemessen).<br />

Folie Nr. 18: Ausdehnungskoeffizient der Metalle<br />

Mit eingetragen ist der Ausdehnungskoeffizient von Silizium sowie von verschiedenen Gläsern.<br />

Wichtig ist die thermische Ausdehnung dann, wenn zwei verschiedene Materialien zusammengebracht<br />

werden. So werden hochschmelzende Metalle als Stromdurchführungen in Hartgläser<br />

eingeschmolzen oder Metallkontakte auf Siliziumchips aufgebracht. Stimmt der Ausdehnungskoeffizient<br />

nicht überein, so bilden sich hohe thermische Spannungen in der Verbindung<br />

aus, die zur Zerstörung der Bauteile führen können.<br />

Folie Nr. 20: Zerstörung von Lötstellen infolge thermischer Ausdehnung<br />

Eine weitere herausragende Eigenschaft der Metalle ist ihre gute Wärmeleitung, die auch für<br />

die Elektrotechnik von großem Interesse ist.<br />

Folie Nr. 19: Wärmeleitfähigkeit verschiedener Materialien<br />

Wir sehen, dass die Wärmeleitfähigkeit der Metalle sehr hoch liegt. Diese Folie zeigt auch,<br />

dass bei den Metallen die Wärmeleitfähigkeit proportional zur elektrischen Leitfähigkeit ist.<br />

Stoffe mit guter elektrischer Leitung zeigen auch eine gute Wärmeleitung.<br />

Die Wärmeleitfähigkeit der Metalle ist proportional zur elektrischen Leitfähigkeit<br />

Dies zeigt, dass der Wärmetransport bei den Metallen durch die Leitungselektronen<br />

bewerkstelligt wird. Bei allen anderen Festkörpern mit geringer Leitfähigkeit erfolgt der


Seite 28 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Wärmetransport dagegen über Schwingungen der Gitteratome.<br />

3.2 Elektrische Eigenschaften der Metalle<br />

Schon im vorherigen Kapitel hatten wir gesehen, dass die Metalle eine sehr gute elektrische<br />

Leitfähigkeit besitzen, dass die Beweglichkeit der Elektronen aber sehr gering ist. Betrachten<br />

wir zum Beispiel das Metall Kupfer, so finden wir aus Widerstandsmessungen eine spezi-<br />

4<br />

fische Leitfähigkeit von = 5810 S/cm, aus dem Halleffekt eine Ladungsträgerdichte n von<br />

22 -3<br />

8,4310 cm <strong>und</strong> damit entsprechend der Beziehung = en eine Beweglichkeit von<br />

43 cm²/Vs.<br />

Folie Nr. 9: Tabelle der Leitfähigkeiten<br />

Vergleichen wir dies mit der Anzahl der Atome in einem cm³ Kupfer:<br />

23<br />

Kupfer hat die mittlere Atommasse 64, d.h. 1 Mol Kupfer = 610 Atome (Avogadrokonstante)<br />

wiegt 64g. Da die Dichte von Kupfer 8,9g/cm³ beträgt, ergeben sich<br />

Die Zahl der freien Ladungsträger entspricht also in etwa der Zahl der vorhandenen Atome.<br />

D.h. jedes Kupferatom steuert ein Elektron zur Leitfähigkeit bei. Dieses gilt in guter Näherung<br />

auch für die anderen Metalle.<br />

Die gute Leitfähigkeit der Metalle beruht auf der hohen Zahl der Ladungträger<br />

<strong>und</strong> nicht auf einer guten Beweglichkeit.<br />

Diese geringe Beweglichkeit ist eine Konsequenz der starken Wechselwirkung der Leitungselektronen<br />

mit den Atomrümpfen (metallische Bindung).<br />

Bei höheren Temperaturen kann die Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes<br />

häufig durch eine lineare Beziehung bestimmt werden:<br />

wird als Temperaturkoeffizient des spezifischen Widerstandes bezeichnet. Für viele<br />

Metalle gilt in guter Näherung = 0,4%/°C, d.h. 4% Widerstandsänderung pro 10°C<br />

Temperaturänderung.<br />

Die folgende Folie gibt einen Überblick über die wichtigsten Kenngrößen der Metalle:<br />

Folie Nr. 21: Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes der Metalle<br />

Bei dieser Darstellung des spezifischen Widerstandes sieht man, dass das Eisen nicht der


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 29<br />

linearen Beziehung gehorcht. Die Ursache hierfür ist im Ferromagnetismus des Eisens begründet,<br />

der zu einer zusätzlichen Störung der Elektronenbewegung führt.<br />

Der spezifische Widerstand hängt auch von der Reinheit der Metalle ab. Führen wir Fremdatome<br />

in geringen Mengen in das Metall ein, so kann sich der spezifische Widerstand ganz<br />

erheblich ändern. Dies ist in der folgenden Folie dargestellt:<br />

Folie Nr. 22: Einfluss von Verunreinigungen auf den spezifischen Widerstand von Cu<br />

Der spezifische Widerstand reagiert auf Verunreinigungen sehr empfindlich<br />

Bis zu einer Fremdstoffkonzentration von 1-2% ist die Abhängigkeit nahezu linear.<br />

3.3 Elektrische Eigenschaften der Metalllegierungen<br />

Wir haben gesehen, dass geringe Mengen an Fremdstoffen einen großen Einfluss auf die<br />

spezifische Leitfähigkeit eines Metalles haben können. Wir wollen jetzt an einem wichtigen<br />

Beispiel den Einfluss über den gesamten Mischungsbereich betrachten:<br />

Folie Nr. 22: Widerstand einer Kupfer-Nickel-Legierung<br />

Die Abhängigkeit des spezifischen Widerstandes stellt eine Fortsetzung dessen dar, was wir<br />

bei geringen Verunreinigungen schon beobachtet haben. Ausgehend von beiden Reinstmetallen<br />

muss der spez. Widerstand jeweils ansteigen <strong>und</strong> erreicht etwa in der Mitte einen Maximalwert.<br />

Bei der Kupfer-Nickel-Legierung liegt dieser Maximalwert etwa eine Zehnerpotenz<br />

über dem Wert der reinen Metalle.<br />

Da der Temperatureinfluss durch die Gitterschwingungen unabhängig von der Legierung ist,<br />

muss parallel zum Anstieg des spez. Widerstandes der Temperaturkoeffizient abnehmen:<br />

Dieser geringe Temperaturkoeffizient der Kupfer-Nickellegierung ist von großem technischen<br />

Interesse, da man hiermit Widerstände herstellen kann, die nur eine sehr geringe Temperaturabhängigkeit<br />

zeigen. Die Legierung CuNi44Mn1 wird aus diesem Gr<strong>und</strong>e auch als Konstantan<br />

bezeichnet(


Seite 30 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

3.4 Metallische <strong>Werkstoffe</strong> für Widerstandsanwendungen<br />

An Mess- <strong>und</strong> Präzisionswiderstände müssen folgende Forderungen gestellt werden:<br />

-5<br />

- kleiner Temperaturkoeffizient,


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 31<br />

3.5 Kohle als Leitungs- <strong>und</strong> Widerstandsmaterial<br />

Wie wir schon gesehen haben kommt der Kohlenstoff in zwei verschiedenen Kristallgittern<br />

vor:<br />

Folie Nr. 4: Graphit <strong>und</strong> Diamant<br />

Während der Diamant hochisolierend ist <strong>und</strong> damit als Leiter <strong>und</strong> Widerstandsmaterial ausscheidet,<br />

zeigt der Kohlenstoff in Graphitstruktur eine recht gute Leitfähigkeit:<br />

Folie Nr. 23: spezifischer Widerstand von Graphit<br />

Der spezifische Widerstand liegt nur etwa eine Größenordnung über dem der Metalllegierungen.<br />

Die Ursache für diese Leitfähigkeit ist, wie schon früher erwähnt, das eine Valenzelektron,<br />

welches nicht für die Bindung in den Sechserringen verwendet wird. Dieses Elektron<br />

ist nicht so frei beweglich, wie bei den Metallen. Durch Temperaturerhöhung kann es allerdings<br />

sehr leicht frei gesetzt werden. Die Leitfähigkeit des Graphits nimmt also mit wachsender<br />

Temperatur zu. Der Temperaturkoeffizient des spez. Widerstandes ist daher negativ. Erst<br />

bei sehr hohen Temperaturen >700°C überwiegt der Einfluss der Gitterschwingungen <strong>und</strong> der<br />

Temperaturkoeffizient wird positiv.<br />

Der spezifische Widerstand von Graphit liegt eine Zehnerpotenz über dem der<br />

Metallverbindungen <strong>und</strong> besitzt einen negativen Temperaturkoeffizienten<br />

Bringt man solche Kohlenstoffverbindungen in Form dünner Schichten auf Keramikkörper<br />

auf, so kann man sehr preiswerte Widerstände herstellen, deren Werte deutlich höher liegen<br />

können als bei Metallschichten. Diese Widerstände haben ihre Hauptanwendung in der Konsumelektronik.<br />

Bei den so genannten Kohlebürsten nutzt man neben der Leitfähigkeit die guten Gleiteigenschaften<br />

des Graphites aus. Sie werden überall dort eingesetzt, wo bewegte Stromabnehmer<br />

notwendig sind: Motoren, Fahrdraht der B<strong>und</strong>esbahn. Zur Erhöhung der Leitfähigkeit wird<br />

dabei oft Metallpulver gemeinsam mit Kohlepulver verpresst <strong>und</strong> gesintert. Vorteil des Kohlenstoffs<br />

als Kontaktwerkstoff ist, dass seine Sauerstoffverbindungen gasförmig sind<br />

(CO,CO 2).<br />

Dadurch entstehen keine hinderlichen Oxidschichten.<br />

3.6 Praktische Ausführung von Widerständen<br />

3.6.1 Gr<strong>und</strong>begriffe<br />

Für die Beschreibung der Eigenschaften eines Widerstandes sind eine Reihe von Begriffen<br />

wichtig, die im folgenden näher diskutiert werden sollen:<br />

- Widerstandsnennwert <strong>und</strong> -toleranz


Seite 32 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

- Belastbarkeit in Watt <strong>und</strong> Volt<br />

- Eigeninduktivität <strong>und</strong> Eigenkapazität (werden erst am Ende des Kapitels behandelt)<br />

Nennwert <strong>und</strong> Toleranz:<br />

Jeder Fertigung muss eine gewisse Toleranz zugestanden werden. Je größer diese Toleranz<br />

sein darf um so kostengünstiger ist im allgemeinen die Fertigung. Für genormte Widerstände<br />

hat man Toleranzklassen eingeführt, an die sich die Hersteller zu halten haben:<br />

±0,5%, ±1%, ±2%, ±5%, ±10%, ±20%<br />

Für Präzisionswiderstände in der Messtechnik sind Toleranzen bis hinab zu ±0,001% erreichbar.<br />

Die käuflichen Widerstandsnennwerte reichen von 1 bis zu 100M. Werte unter 1 sind<br />

im allgemeinen den Übergangswiderständen zuzuordnen, sehr große Widerstände über<br />

100M sind infolge von Feuchtigkeit <strong>und</strong> Alterung meist nicht stabil.<br />

Um den gesamten Bereich lückenlos abzudecken<br />

ist es nicht sinnvoll jeden Widerstandswert<br />

auch zu produzieren. Infolge<br />

seiner Toleranz von z.B. 10%<br />

deckt ein 100-Widerstand den Bereich<br />

von 90 bis 110 ab, ein 1000-Widerstand<br />

den Bereich von 900 bis 1100.<br />

Beispiel für die Toleranzbereiche:<br />

R 1=220, R 2=270, R 3=330,<br />

Toleranz ±10%:<br />

198 < R 1 < 242, 243 < R 2


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 33<br />

Die Kennzeichnung des Widerstandswertes auf dem Widerstand erfolgt entweder durch direkten<br />

Aufdruck (z.B. 100R, 10k, 1M) oder durch einen Farbcode, der in Form von Punkten oder<br />

Ringen aufgedruckt wird. Die folgende Folie gibt diesen Farbcode wieder:<br />

Folie Nr. 25: Widerstandsfarbcode<br />

Beispiel: 4,7k ±10% gelb, violett, rot, silber<br />

4 7 00 10%<br />

Der gleiche Code wird auch für Kondensatoren verwendet.<br />

Belastbarkeit der Widerstände:<br />

Die dem Widerstand zugeführte elektrische Energie, entsprechend der Beziehung<br />

wird vollständig in Wärme umgewandelt <strong>und</strong> muss somit auch abgeführt werden. Der überwiegende<br />

Anteil wird über die Oberfläche an die Luft abgegeben <strong>und</strong> ist somit von der Baugröße<br />

des Widerstandes abhängig. Ein kleinerer Teil wird über die Anschlussleitungen abgeführt<br />

(bei kleinen Bauformen <strong>und</strong> dicken Drähten kann dies überwiegen).<br />

Folie Nr.27: Leistung <strong>und</strong> Baugröße<br />

Die Wärmeabfuhr über die Luft hängt insbesondere von der Umgebungstemperatur <strong>und</strong> der<br />

Oberflächentemperatur des Widerstandes ab. Die sich einstellende Oberflächentemperatur errechnet<br />

sich nach:<br />

R th wird als Wärmewiderstand oder Wärmeübergangszahl bezeichnet.<br />

Die Belastbarkeit handelsüblicher Widerstände erstreckt sich von P max = 1/20W bis zu 50W.<br />

3.6.2 Drahtwiderstände<br />

Drahtwiderstände finden wegen ihrer Robustheit insbesondere bei größeren Belastungen<br />

Anwendung. Daneben gibt es aber auch hochpräzise Drahtwiderstände für die Messtechnik.<br />

Der Widerstandsdraht wird auf einem hitzebeständigen Isolierkörper aufgewickelt, der zumeist<br />

aus Keramik oder Glasfasern besteht. Die Drahtenden werden an Metallkappen angeschweißt<br />

oder durch Schellen festgeklemmt.


Seite 34 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Folie Nr. 26: Aufbau eines Drahtwiderstandes<br />

Die wichtigsten Legierungen für Drahtwiderstände sind die folgenden:<br />

Folie Nr. 23: Widerstandsdrähte<br />

Die Drähte werden durch Lack, Textilen oder eine Oxidschicht gegeneinander isoliert. Häufig<br />

wird noch eine Schutzschicht aus Lack auf den fertigen Widerstand aufgebracht um einen<br />

zusätzlichen Korrosionsschutz zu erreichen. Besten Schutz erreicht man durch Einbettung der<br />

Drähte in Porzellan, Zement oder Glas. Diese Widerstände können dann teilweise bis zur<br />

Rotglut der Drähte erhitzt werden.<br />

Folie Nr. 26: Widerstand mit eingebetteten Drähten<br />

Ein Nachteil der Drahtwiderstände ist durch die Vielzahl der Drahtwindungen gegeben. Dadurch<br />

gleicht der Widerstand einer Spule ohne Eisenkern. Dies schränkt seine Anwendungen<br />

bei höheren Frequenzen ein. Drahtwiderstände werden daher in der Regel nur für<br />

Gleichstrom- <strong>und</strong> Niederfrequenzanwendungen eingesetzt. Durch spezielle Wicklungen kann<br />

diesem Effekt in gewissen Grenzen entgegengewirkt werden (Bifilare Wicklung).<br />

Folie Nr. 26: Bifilare Wicklung<br />

Drahtwiderstände kann man auch als veränderliche Widerstände herstellen:<br />

Folie Nr. 26a: Draht-Potentiometer<br />

Diese finden in der Regel ebenfalls dann Anwendung, wenn größere Leistungen gefragt sind.<br />

Da man solche veränderlichen Widerstände stets auch als Spannungsteiler betreiben kann,<br />

werden sie umgangssprachlich meist als Potentiometer = Spannungsteiler bezeichnet.<br />

Auch hier wird der Draht auf einen Isolierkörper, meist aus Keramik, gewickelt. Mit einem<br />

Schleifkontakt, meist mit Silberkontaktstelle, wird ein veränderbarer Abgriff geschaffen. Zur<br />

Erhöhung der Auflösung kann der Draht auch zu einer schraubenförmigen Wendel zusammengelegt<br />

werden. Der Schleifer benötigt dann mehrere Umdrehungen. Wir sprechen dann<br />

von Wendelpotentiometern (Helipot).<br />

Für die veränderlichen Widerstände sind einige Besonderheiten zu beachten:<br />

- Belastbarkeit in Watt<br />

Diese ist stets für das Gesamtpotentiometer angegeben. Greift man einen Bruchteil des<br />

Gesamtwiderstandes ab, so gilt hierfür ebenfalls nur der entsprechende Bruchteil der<br />

Leistungsbelastung, da der belastete Oberflächenbereich entsprechend kleiner geworden<br />

ist.<br />

- Widerstandsverlauf<br />

In der Regel soll die abgegriffene Spannung oder der Widerstandswert proportional


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 35<br />

zum Weg des Schleifers sein. Bei Drehwiderständen heißt dies proportional zum<br />

Drehwinkel. Infolge der sprunghaften Widerstandsänderung von Windung zu Windung<br />

ist dies für ein Drahtpotentiometer nicht direkt erfüllbar. Man erhält vielmehr<br />

den in der Folie wiedergegebenen Verlauf:<br />

Folie Nr. 30: Widerstandsverlauf<br />

Auch für die Proportionalität muss eine gewisse Toleranz zugestanden werden. Die<br />

Abweichung des Istwertes vom Sollwert bei einem beliebigen Drehwinkel bezeichnet<br />

man als Linearität:<br />

Folie Nr. 30: Definition der Linearität<br />

Bei normalen Potentiometern beträgt sie etwa ±1,5%, für Messzwecke werden aber<br />

auch Potentiometer mit einer Linearität von ±0,02% realisiert.<br />

Für spezielle Anwendungen kann es erforderlich sein, dass der Widerstandswert nicht<br />

linear verändert wird sondern einer anderen mathematischen Beziehung folgt (z.B.<br />

logarithmisch, oder quadratisch).<br />

Folie Nr. 30: Nichtlineares Potentiometer<br />

Diese Abhängigkeiten lassen sich z.B. durch Variation der Drahtstärke sowie durch<br />

Veränderung der Windungslänge anpassen.<br />

3.6.3 Schichtwiderstände<br />

Bei der Herstellung von Schichtwiderständen unterscheiden wir zwei generelle Typen:<br />

a) Dünnschichtwiderstände<br />

Kohleschicht, Metallschicht, Metalloxidschicht<br />

b) Dickschichtwiderstände<br />

Kohlegemisch-Schichten, Metallglasur-Schichten (Cermet)<br />

Die Schichten der Dünnschichtwiderstände werden in einem Vakuumverfahren auf die<br />

Keramik- oder Glasträger aufgedampft. Die Schichtdicken betragen dabei üblicher Weise<br />

weniger als 1m. Entsprechend der Prozessführung besitzen die so hergestellten Rohwiderstände<br />

bestimmte Gr<strong>und</strong>widerstandswerte. Durch Einschleifen von Wendeln oder Mäandern<br />

werden diese Widerstände dann auf die endgültigen Widerstandswerte gebracht <strong>und</strong> abgeglichen.<br />

Folie Nr. 27: Wendelschliff, HF-Schliff


Seite 36 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Auf die Enden werden Metallkappen aufgepresst oder auf chemischem Wege Metallschichten<br />

abgeschieden, die zur Kontaktierung mit den Anschlussdrähten dienen.<br />

Folie Nr. 27: Anschlussdrähte<br />

Folie Nr. 28: Widerstände ohne Anschlussdrähte<br />

Als Material der Metallschichtwiderstände wird meist Nickel-Chrom verwendet, welches<br />

gleichzeitig einen geringeren Temperaturkoeffizienten besitzt als die Kohleschichten.<br />

Folie Nr. 23: Übersicht Schichtwerkstoffe<br />

Die Schichten der Dickschichtwiderstände werden in Form von Pasten auf die Trägerkörper<br />

aufgebracht <strong>und</strong> dort durch Trocknen oder Brennen ausgehärtet. Diese Schichten sind in der<br />

Regel zwischen 5m <strong>und</strong> 50m dick.<br />

Folie Nr. 28: Widerstandsbauformen<br />

Bei den Kohlegemisch-Schichten verwendet man eine Mischung aus Lack <strong>und</strong> Kohlepartikel,<br />

bei den Metallglasurwiderständen werden Metalle oder Metalloxide in eine Glas- oder<br />

Keramikmasse eingebracht <strong>und</strong> bei hohen Temperaturen auf dem Gr<strong>und</strong>köper verschmolzen<br />

(Cermet=Keramik-Metall-Verbindung).<br />

Folie Nr. 23: Cermetschichten<br />

Während die Kohleschichtwiderstände für Anwendungen mit nicht zu hoher Genauigkeitsforderung<br />

eingesetzt werden, dies liegt auch mit an ihrem hohen TK, dienen die<br />

Metallschichtwiderstände mehr dem Einsatz unter erhöhten Anforderungen. Letzteres ist auch<br />

mit dem höheren Preis für die Metallschichtwiderstände verb<strong>und</strong>en.<br />

Veränderliche Schichtwiderstände sind typische Vertreter der Dickschichttechnik. Sowohl<br />

Kohlegemischschichten, wie auch Cermet-Schichten werden verwendet. Diese Schichten<br />

werden auf Hartpapier bzw. Keramik aufgebracht <strong>und</strong> müssen über eine sehr glatte Oberfläche<br />

verfügen, da es sonst über Spitzen zu Störungen (Kratzen) kommt. Ein Schleifer aus Metall<br />

oder Kohle wird auf der Schicht entlanggeführt. Die Folie zeigt zwei Bauformen typischer<br />

Trimmwiderstände, d.h. fest einstellbarer Widerstände,<br />

Folie Nr. 29: Trimmer<br />

sowie gängige Schichtpotentiometer. Die Nennwerte dieser Potentiometer sind der E3-Reihe<br />

entnommen, d.h. es gibt nur die Abstufungen 100, 250, 500, 1000,... Als Dickschichtwiderstand<br />

besitzen diese Potentiometer in der Regel eine Toleranz von ±20%, nur im Sonderfall<br />

geringer. Der Drehbereich erstreckt sich auf 270°±10°. Die Belastbarkeit liegt je nach Baugröße<br />

zwischen 0,2 <strong>und</strong> 2W. Die Regelkennlinie kann linear oder exponentiell steigend bzw.<br />

fallend sein (positiv-, negativ-logarithmisch).<br />

Folie Nr. 30: Kennlinien


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 37<br />

3.7 Temperatur- <strong>und</strong> Spannungsabhängige Widerstände<br />

Infolge ihres recht großen positiven Temperaturkoeffizienten sind alle reinen Metalle temperaturabhängige<br />

Widerstände, insbesondere sind sie Kaltleiter. Bei großen Temperaturunterschieden<br />

kann sich dies stark bemerkbar machen. Einfachstes Beispiel ist der Glühfaden einer<br />

Glühlampe. Er besteht aus einem Wolframdraht <strong>und</strong> erreicht bei seiner Brenntemperatur von<br />

ca. 2000°C etwa den zehnfachen Widerstandswert wie bei Raumtemperatur. Dies bedeutet<br />

insbesondere beim Einschalten der Glühlampe eine sehr hohe Strombelastung aber gleichzeitig<br />

auch eine extrem schnelle Aufheizung des Glühfadens.<br />

Heute werden aus verschiedenen halbleitenden Materialien Widerstände mit sehr großen<br />

positiven (PTC) <strong>und</strong> negativen (NTC) Temperaturkoeffizienten hergestellt sowie auch Widerstände<br />

mit spannungsabhängigem Widerstandswert (VDR).<br />

Experiment: PTC, NTC<br />

Folie Nr. 31 <strong>und</strong> 31a: Kennlinien von PTC <strong>und</strong> NTC<br />

Folie Nr. 31a: Kennlinie eines VDR<br />

Eine weitere Anwendung der Temperaturabhängigkeit des Widerstandswertes ist die Verwendung<br />

als Widerstandsthermometer. Hier ist insbesondere die Linearität der Widerstandsveränderung<br />

mit der Temperatur gefragt. Das am häufigsten eingesetzte Material ist Platin, da es<br />

chemisch sehr beständig ist. Einsetzbar ist dieses Material zwischen -220°C <strong>und</strong> 800°C:<br />

Folie Nr. 31: Pt100<br />

Experiment: Pt100<br />

Im allgemeinen verwendet man dabei einen Widerstand, der bei 0°C einen Wert von 100<br />

besitzt. Bezeichnung: Pt100. Nickel zeigt einen höheren Temperaturkoeffizienten aber einen<br />

geringeren Einsatzbereich <strong>und</strong> eine schlechtere Linearität.<br />

3.8 Wechselstromverhalten der Widerstände<br />

Ideale Widerstände gehorchen dem ohmschen Gesetz sowohl bei Gleich- als auch bei Wechselspannungen.<br />

Es tritt keine Abhängigkeit von der Frequenz der Wechselspannung auf. Bei<br />

realen Widerständen müssen dagegen Abweichungen beachtet werden.<br />

a) Eigeninduktivität<br />

Jeder auf einen Körper aufgewickelte Widerstandsdraht stellt im Prinzip gleichzeitig eine<br />

Spule dar, er hat demzufolge eine gewisse Eigeninduktivität. Diese ist auch bei Schichtwiderständen<br />

vorhanden aber deutlich geringer.<br />

Folie Nr. 32: Ersatzschaltbild mit induktiver Komponente


Seite 38 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Die Eigeninduktivität des Widerstandes<br />

berücksichtigt man in einer Ersatzschaltung<br />

durch eine ideale Induktivität in Reihe<br />

mit einem idealen Widerstand.<br />

Wie Sie später sehen werden steigt der<br />

Wechselstromwiderstand einer Spule linear<br />

mit der Frequenz an: X L = 2fL = L.<br />

L ist die sogenannte Induktivität der Spule.<br />

Dies bedeutet für die Reihenschaltung aus<br />

Abb. 3.8-1<br />

Widerstand <strong>und</strong> Spule, dass bei geringen<br />

Frequenzen die Eigeninduktivität vernachlässigt werden kann, bei hohen Frequenzen diese<br />

aber dominierend wird. Der Gesamtwiderstand Z steigt dann mit der Frequenz an. Es ergibt<br />

sich eine Grenzfrequenz f gr,<br />

die üblicher Weise bei 10% Abweichung vom Nennwert festgelegt<br />

wird. Bei kleinen Widerstandswerten liegt diese Grenzfrequenz folglich niedriger als bei<br />

großen Widerstandswerten.<br />

b) Eigenkapazität<br />

Jedes Leiterpaar, zwischen dem ein Spannungsunterschied besteht, hat auch eine Kapazität,<br />

weil das vorhandene elektrische Feld eine Reihe von Ladungen bindet. Dies ist auch auf Widerstände<br />

übertragbar, da zwischen den einzelnen Windungen ebenfalls eine Spannungsdifferenz<br />

besteht:<br />

Folie Nr. 32: Wicklungskapazität<br />

Diese Wicklungskapazität kann als Parallelkapazität in einem Ersatzschaltbild berücksichtigt<br />

werden:<br />

Folie Nr. 32: Ersatzschaltbild mit kapazitiver Komponente<br />

Durch besondere Wickeltechniken kann man<br />

die Kapazität beeinflussen. Bei Schichtwiderständen<br />

sind die Kapazitäten in der Regel<br />

sehr klein, weswegen sie besser für höhere<br />

Frequenzen geeignet sind als Drahtwiderstände.<br />

Wie Sie später sehen werden, nimmt der Widerstand<br />

eines Kondensators mit zunehmender<br />

Frequenz ab: X C = 1 / 2f = 1 / C. C<br />

ist die sogenannte Kapazität des Kondensators.<br />

Abb. 3.8-2


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 39<br />

Infolge der Parallelschaltung von R <strong>und</strong> C bestimmt jeweils der kleinere Widerstandswert den<br />

Gesamtwiderstand Z. In der Abb. 3.8-2 ist zu erkennen, je größer der Widerstandswert R ist<br />

um so kleiner wird die Grenzfrequenz.<br />

c) Ersatzschaltbild eines Widerstandes<br />

Insgesamt ergibt sich ein Ersatzschaltbild des Widerstandes, wie es in der Folie dargestellt ist:<br />

Folie Nr. 32: komplettes Ersatzschaltbild<br />

Hierbei sind insbesondere auch die Erdungskapazitäten (gegen umgebende Metallgegenstände)<br />

mit berücksichtigt. Dies zeigt auch, dass das Frequenzverhalten nicht allein vom Bauteil,<br />

sondern auch von seinem Einsatz abhängt. Bei hohen Frequenzen wird der Widerstand daher<br />

mehr <strong>und</strong> mehr von der Kapazität kurzgeschlossen <strong>und</strong> der Gesamtwiderstand nimmt ab.<br />

Da man bei großen Widerstandswerten die Induktivität vernachlässigen kann, bestimmt hier<br />

die Kapazität der Grenzfrequenz. Diese muss dann mit zunehmendem Widerstandswert abnehmen.<br />

Bei kleinen Widerstandswerten kann dagegen die Kapazität vernachlässigt werden <strong>und</strong> die<br />

Spule bestimmt jetzt die Grenzfrequenz. Diese muss mit zunehmendem Widerstandswert<br />

dann zunehmen. Hieraus ergibt sich eine maximale Grenzfrequenz im mittleren Widerstandsbereich.<br />

Für Schichtwiderstände findet man folgende Abhängigkeit der Grenzfrequenz (10%<br />

Abweichung des Scheinwiderstandes vom Wirkwiderstand) vom Widerstandswert:<br />

Folie Nr. 32: Grenzfrequenz bei Schichtwiderständen<br />

Insbesondere findet man auch eine Abweichung die bauformbedingt ist. Kleine Widerstände<br />

2x7mm zeigen ein besseres Frequenzverhalten als große Widerstände. Für Hochfrequenzeinsatz<br />

zeigen sich die Widerstände zwischen 100 <strong>und</strong> 1k am besten geeignet.


Seite 40 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 41<br />

4. Dielektrische <strong>Werkstoffe</strong><br />

4.1 Makroskopische Eigenschaften dielektrischer <strong>Werkstoffe</strong><br />

4.1.1 Stoffliche Einteilung<br />

-10<br />

Stoffe mit sehr geringer elektrischer Leitfähigkeit 10 cm).<br />

Da diese Widerstandswerte sehr groß sind, spielen insbesondere Verunreinigungen an der<br />

Oberfläche des <strong>Werkstoffe</strong>s eine sehr große Rolle, da diese zu einer erhöhten Leitfähigkeit der<br />

Oberfläche führen können. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird bei den Isolierwerkstoffen streng unterschieden<br />

zwischen der Volumenleitfähigkeit <strong>und</strong> der Oberflächenleitfähigkeit.<br />

Die Oberflächenleitfähigkeit ist keine echte Materialkonstante, sondern wird im wesentlichen<br />

durch die Beschaffenheit der Oberfläche <strong>und</strong> ihrer Reinheit (Feuchtigkeit) bestimmt. Gemessen<br />

wird sie durch zwei parallele Elektroden, deren Länge gleich ihrem Abstand ist. Bei hinreichend<br />

dünnen Folien kann der Volumenstrom dann vernachlässigt werden.<br />

Die Volumenleitfähigkeit ist eine Werkstoffkonstante, die Oberflächenleitfähigkeit<br />

ist dagegen stark von Umwelteinflüssen abhängig<br />

Verunreinigungen an der Oberfläche eines Isolators führen zu so genannten Kriechströmen.<br />

Sie können zu Kriechspuren auf der Oberfläche führen, welche die Leitfähigkeit weiter<br />

erhöhen.


Seite 42 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

4.1.3 Durchschlagfestigkeit<br />

Beim Anlegen einer elektrischen Spannung an einen Isolator beobachtet man zunächst ein<br />

Anwachsen des Stromflusses entsprechend dem ohmschen Gesetz. Schließlich beginnt er<br />

überproportional zu wachsen <strong>und</strong> bei einer bestimmten Feldstärke E D steigt er dann auf Werte,<br />

die nur durch die äußeren Widerstände bestimmt sind. Wir sprechen jetzt von einem elektrischen<br />

Durchschlag. (Feldstärke = anliegende Spannung / Materialstärke)<br />

Die Durchschlagfestigkeit ist die bei einem Durchschlag wirksame Feldstärke. Sie<br />

ist material-, abmessungs- <strong>und</strong> temperaturabhängig<br />

Folie Nr. 33: Durchschlagfeldstärken<br />

Es ist im allgemeinen nicht möglich einen exakten Wert für die Durchschlagfeldstärke anzugeben,<br />

da lokale Materialinhomogenitäten einen großen Einfluss besitzen. Dünne Schichten<br />

(Folien) weisen eine höhere Durchschlagsfeldstärke auf, als massive Materialien.<br />

Folie Nr. 34: Durchschlagfestigkeit von Triacetatfolie<br />

Es sind zwei Mechanismen zu unterscheiden. Beim Wärmedurchschlag führt die vom<br />

Stromfluss erzeugte Wärme nach einiger Zeit zu einer Volumenleitfähigkeit, die schließlich<br />

den Isolator zerstört. Dieser Vorgang läuft über einen längeren Zeitraum ab.<br />

Beim reinen Felddurchschlag ist die Feldstärke so groß, dass Ladungsträger die große Bandlücke<br />

überwinden können. Dieser Durchschlag ist nahezu zeitunabhängig.<br />

Die Existenz des Wärmedurchschlags zeigt, dass die Durchschlagfestigkeit eine temperaturabhängige<br />

Größe ist.<br />

4.1.4 Dielektrizitätszahl <strong>und</strong> Verlustfaktor<br />

Wir betrachten einen Plattenkondensator, der an eine Spannung U angeschlossen ist:<br />

Beim Anschluss des Kondensators an die Spannungsquelle<br />

tritt infolge der Ladungsunterschiede in der Spannungsquelle<br />

ein Abtransport der Elektronen von der oberen Platte <strong>und</strong> ein<br />

Zutransport auf die untere Platte auf. Da hier kein geschlossener<br />

Stromkreis vorliegt, sprechen wir von einem Verschiebestrom,<br />

der die Ladungen "verschiebt". Auch nach Abtrennen<br />

der Spannungsquelle bleibt dieses Ungleichgewicht erhalten,<br />

der Kondensator ist "geladen". Die Größe der Ladung Q<br />

muss proportional der anliegenden Spannung sein:<br />

Abb. 4.1-1


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 43<br />

Die Proportionalitätskonstante bezeichnen wir als Kapazität des Kondensators; sie ist ein<br />

Maß für das Speichervermögen des Kondensators.<br />

Wie lässt sich diese Kapazität bestimmen?<br />

Mit der Ladung Q ist ein elektrisches Feld E verb<strong>und</strong>en (Coulomb-Gesetz). Die Stärke dieses<br />

Feldes sollte der Ladungsdichte auf den Platten proportional sein:<br />

die Proportionalitätskonstante 0 wird als Dielektrizitätskonstante bezeichnet <strong>und</strong> hat den<br />

Wert<br />

Somit folgt:<br />

Zahlenbeispiel: A=1cm², d=1mm, U=1V<br />

-12<br />

0 = 8.8510 As/Vm<br />

Andererseits lässt sich die Feldstärke über die elektrische Spannung als U=Ed ausdrücken, so<br />

dass gilt<br />

Wir sehen somit, dass sich die Kapazität eines Plattenkondensators berechnet zu:<br />

Was geschieht, wenn wir das Innere des Plattenkondensators mit einem nichtleitenden Material<br />

auffüllen?


Seite 44 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Bei festgehaltener Spannung U am Kondensator beobachten wir einen Stromfluss, der anzeigt,<br />

dass zusätzliche Ladungen auf die Platten fließen. Da sich die Feldstärke E nicht verändert,<br />

aber die Ladungsdichte ansteigt, müssen wir den oben festgestellten Zusammenhang erweitern:<br />

Die Ladungsdichte steigt um einen Faktor r an, der materialabhängig <strong>und</strong> größer als 1 ist.<br />

Diese Konstante wird als Permittivitätszahl (früher: relative Dielektrizitätszahl) bezeichnet.<br />

Das Produkt 0 r bezeichnet man als Permittivität des <strong>Werkstoffe</strong>s. Mit der Ladung auf<br />

den Platten muss natürlich auch die Kapazität des Kondensators zugenommen haben:<br />

Folie Nr. 33: Permittivitätszahlen verschiedener <strong>Werkstoffe</strong><br />

Wie kann man sich dieses Verhalten erklären?<br />

Folie Nr. 35: Plattenkondensator mit Dielektrikum<br />

Das zwischen den Platten des Kondensators wirksame elektrische Feld E bewirkt eine Verschiebung<br />

der Ladungsträger im eingebrachten Material, die Schwerpunkte der positiven <strong>und</strong><br />

negativen Ladung fallen nicht mehr zusammen. Die Teilchen werden polarisiert, es entstehen<br />

Dipole. Wir sprechen von einer Polarisation des Materials.<br />

An den Kondensatorplatten kommt es zu einem Ungleichgewicht, da die Dipole zusätzliche<br />

Ladungen binden können. Die bereits vorhandenen Ladungen werden benötigt um das elektrische<br />

Feld aufrecht zu erhalten, also müssen zusätzliche Ladungen auf die Platten fließen. Bei<br />

diesen zusätzlichen Ladungen spricht man von geb<strong>und</strong>enen Ladungen.<br />

Die Polarisation ist die durch das Dielektrikum pro Flächeneinheit geb<strong>und</strong>ene Ladung<br />

Übung: Was geschieht, wenn keine Spannungsquelle angeschlossen ist? (Ladung konstant, E<br />

muss kleiner werden, Spannung sinkt)<br />

Die Ladungsdichte berechnet sich daher auch zu


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 45<br />

wobei P die Polarisation des Materials darstellt.<br />

Wegen der Definition von r folgt<br />

Die Größe e = r - 1 bezeichnet man auch als elektrische Suszeptibilität des <strong>Werkstoffe</strong>s,<br />

sie ist ein Maß für die Polarisierbarkeit durch ein elektrisches Feld. Es gilt somit:<br />

Nun muss man dem Dielektrikum neben seinen Polarisationseigenschaften, ausgedrückt durch<br />

die Permittivitätszahl r,<br />

auch eine gewisse Leitfähigkeit zuordnen. Welchen Einfluss hat<br />

dies auf einen Kondensator? Bei niedrigen Frequenzen (ca. 50Hz) kann man einen solchen<br />

Kondensator als Parallelschaltung eines idealen Kondensators mit einem Widerstand betrachten.<br />

Neben dem Strom über den Kondensator erhalten wir einen zusätzlichen Strom über den<br />

Widerstand. Der Verlustfaktor des Kondensators berechnet<br />

sich als Verhältnis dieser beiden Ströme wie folgt: (d = ,<br />

= 2f)<br />

Abb. 4.1.2<br />

Wie wir sehen, ist der Verlustfaktor der Leitfähigkeit direkt proportional. Bei der Beschreibung<br />

der <strong>Werkstoffe</strong> wird daher in der Regel nicht die Leitfähigkeit des <strong>Werkstoffe</strong>s angegeben,<br />

sondern der Verlustfaktor tan.<br />

Folie Nr. 33: Verluste verschiedener Isolierstoffe<br />

Da die Temperatur einen hohen Einfluss auf die Konsistenz eines <strong>Werkstoffe</strong>s haben kann,<br />

sollte mit dem Temperaturanstieg auch eine deutliche Änderung im Verlustfaktor einhergehen.<br />

Folie Nr. 35: Temperaturabhängigkeit des Verlustfaktors (f=800Hz)<br />

Diese Darstellung zeigt ein resonanzartiges Maximum des Verlustfaktors bei etwa 90°C,<br />

resultierend aus der Anregung von Molekülschwingungen (siehe nächsten Abschnitt), sowie<br />

einen leitfähigkeitsbedingten Anstieg ab 120°C.


Seite 46 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

4.2 Modellvorstellung zur dielektrischen Polarisation<br />

Da die Polarisation der Materie mit einer Verschiebung von Ladungen einhergeht, bieten sich<br />

drei verschiedene Mechanismen für diesen Vorgang an:<br />

a) Elektronenpolarisation<br />

Folie Nr. 36: Elektronenpolarisation<br />

Durch die Kraftwirkung des elektrischen Feldes verschieben sich die Ladungsschwerpunkte<br />

der Elektronenwolke <strong>und</strong> des Atomkernes so gegeneinander, dass Dipole entstehen.<br />

Bei der Elektronenpolarisation verschieben sich die Ladungsschwerpunkte der<br />

Atome (Deformation der Elektronenhülle)<br />

Diese Elektronenpolarisation ist damit ein Vorgang, der bei allen Nichtleitern auftritt. Der<br />

Effekt ist nicht besonders groß, so dass r recht klein ist ( r 2...4).<br />

Infolge der geringen Masse der Elektronen kann die Elektronenpolarisation einem elektrischen<br />

Wechselfeld noch bis zu sehr hohen Frequenzen folgen. Dies geht hin bis zu den Frequenzen<br />

der ultravioletten Lichtstrahlung (die ja auch ein elektrisches Wechselfeld darstellt)<br />

15<br />

(10 Hz). Hieraus resultiert, dass die optischen Eigenschaften der Materie stark durch die<br />

Elektronenpolarisation bestimmt werden. So wird die Lichtgeschwindigkeit in Materie durch<br />

folgende Größe bestimmt:<br />

Dabei stellt r das Analogon zu r im magnetischen Bereich dar, c 0 ist die Lichtgeschwindig-<br />

keit im Vakuum. Für unmagnetische Materialien ( =1) ergibt sich weiter:<br />

Die Größe n wird als optischer Brechungsindex bezeichnet.<br />

Der optische Brechungsindex ist gleich der Wurzel aus der relativen<br />

Dielektrizitätskonstante<br />

r


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 47<br />

b) Ionenpolarisation<br />

Bei Ionenkristallen liegt schon von vornherein eine Trennung der Ladungen vor, der Werkstoff<br />

ist polar. Ein elektrisches Feld verschiebt diese positiven <strong>und</strong> negativen Ionen in entgegengesetzte<br />

Richtungen.<br />

Bei der Ionenpolarisation verschieben sich die Ionen im Kristallgitter (Deformation<br />

des Gitters)<br />

Folie Nr. 36: Ionenpolarisation<br />

Die Ionenpolarisation ist von ähnlicher Größenordnung wie die Elektronenpolarisation <strong>und</strong><br />

ebenfalls wenig temperaturabhängig. Die schweren Ionen können allerdings den Änderungen<br />

eines Wechselfeldes nicht mehr so schnell folgen. Daher reicht die Wirkung der Ionenpolari-<br />

13<br />

sation nur etwa bis in den Bereich der infraroten Strahlung (10 Hz). Bei höheren Frequenzen<br />

verschwindet der Anteil der Ionenpolarisation <strong>und</strong> es bleibt nur die Elektronenpolarisation<br />

übrig.<br />

Folie Nr. 34: PVC <strong>und</strong> PE im Vergleich<br />

c) Orientierungspolarisation<br />

Stellen die Moleküle eines <strong>Werkstoffe</strong>s bereits durch ihre Struktur Dipole dar (Beispiel: Wasser),<br />

so wird ein elektrisches Feld die zunächst statistisch verteilten Dipole ausrichten:<br />

Folie Nr. 36: Orientierungspolarisation<br />

Dabei wird eine mehr oder weniger vollständige Ausrichtung parallel zum elektrischen Feld<br />

auftreten. Voraussetzung ist eine gewisse Drehbarkeit der Dipole.<br />

Bei der Orientierungspolarisation richten sich bereits vorhandene Dipole aus<br />

Infolge der großen Trägheit der Moleküle gegen diese Drehungen, vermag die Orientierungs-<br />

6<br />

polarisation einem Wechselfeld nur bis zu geringen Frequenzen zu folgen (10 Hz).<br />

Mit der Orientierungspolarisation ist in der Regel auch eine Ionenpolarisation verb<strong>und</strong>en, da<br />

an den Enden des Dipols stets ein Atom mit Ladungsungleichgewicht sitzt. Dieses<br />

Ungleichgewicht beträgt aber nur Bruchteile der Elementarladung, so dass dieser Polarisationsanteil<br />

schwächer ausfällt als bei den Ionenkristallen.<br />

Aus den verschiedenen Mechanismen der Polarisation ergibt sich ein Frequenzgang der<br />

Permittivitätszahl, wie er in der folgenden Folie dargestellt ist:<br />

Folie Nr. 37: Frequenzgang der Permittivitätszahl


Seite 48 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Bei niedrigen Frequenzen treten alle Polarisationsmechanismen in Erscheinung (natürlich nur<br />

wenn die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen des <strong>Werkstoffe</strong>s dafür gegeben sind). Mit steigender Frequenz<br />

kann zunächst die Orientierungspolarisation, dann die Ionenpolarisation nicht mehr<br />

folgen. Schließlich hört auch die Elektronenpolarisation auf. Diese Abhängigkeit der Permittivität<br />

von der Frequenz wird als Dispersion bezeichnet.<br />

Neben der Permittivitätszahl zeigt auch der Verlustfaktor tan eine starke Frequenzabhängigkeit.<br />

Wie die Folie zeigt, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen beiden Größen<br />

bezüglich ihrer Frequenzabhängigkeit. Dort wo die Permittivitätszahl eine starke Abnahme<br />

verzeichnet, finden wir hohe Verluste. Ursache dieses Verhaltens ist ein Resonanzverhalten<br />

der gebildeten Dipole bei diesen Frequenzen. Infolge der Resonanz wird dem Wechselfeld<br />

vermehrt Energie entzogen <strong>und</strong> die Verluste steigen somit dramatisch an. Oberhalb der Reso-<br />

nanz vermögen die Dipole nicht mehr zu folgen <strong>und</strong> sowohl r wie auch tan nehmen stark ab.<br />

Der Verlustfaktor durchläuft in den Bereichen der Steilabfälle der Permittivitätszahl<br />

ausgeprägte Maxima<br />

Folie Nr. 37: Frequenzgang von r <strong>und</strong> tan für Polyesterfolie<br />

Folie Nr. 35: Verluste im Epoxidharz bei bestimmter Temperatur<br />

Beispiel: Wasser als Dielektrikum<br />

Das Wassermolekül bietet ein gutes Beispiel für einen Stoff, in dem alle drei<br />

Polarisationsmechanismen beobachtet werden. Wie wir wissen bilden die drei<br />

Atome in diesem Molekül einen Winkel von etwa 105°.<br />

Folie Nr. 38: Wassermolekül<br />

Wegen dieses Dipoles besitzt Wasser bei niedrigen Frequenzen eine Permittivi-<br />

tätszahl von r = 81. Im Bereich des sichtbaren Lichtes beträgt der Brechungsindex<br />

2<br />

von Wasser dagegen n = 1,33, woraus r=<br />

n = 1,77 folgt. Im Bereich mittlerer<br />

Frequenzen macht sich die Orientierungspolarisation des Wassermoleküls bemerkbar.<br />

Aus der Radartechnik ist die Absorptionsfrequenz des Wassers mit<br />

22,5GHz bekannt. Hierbei treten Moleküldrehungen des Wassers auf. Diese<br />

werden bei der Mikrowellenerwärmung gezielt ausgenutzt: f = 2.54 GHz, 1cm<br />

(Mikrowellen). Hier gilt = 77.<br />

r


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 49<br />

4.3 Dielektrische Sonderwerkstoffe<br />

4.3.1 Ferroelektrische <strong>Werkstoffe</strong><br />

Besonders hohe Werte der Permittivitätszahl erreicht man, wenn im Kristallgitter leicht aus<br />

ihrer Ruhelage auslenkbare Ionen vorliegen. Ein Beispiel für einen solchen Stoff ist das Bariumtitanat:<br />

Folie Nr. 38: Kristallgitter von Bariumtitanat<br />

Das im Zentrum der Einheitszelle angeordnete, kleine Titanion kann verhältnismäßig weit<br />

ausgelenkt werden <strong>und</strong> so ein großes Dipolmoment erzeugen. Dieses Dipolmoment ist so<br />

groß, dass Titanionen in den Nachbarzellen ebenfalls zur Auslenkung in gleicher Raumrichtung<br />

angehalten werden. Es tritt eine spontane Polarisation des <strong>Werkstoffe</strong>s auf, ohne dass<br />

von außen ein elektrisches Feld angelegt werden muss. Dies ist ähnlich der spontanen Magnetisierung<br />

bei den magnetischen <strong>Werkstoffe</strong>n. Wir sprechen in diesem Fall von einem ferroelektrischen<br />

Stoff, obwohl dies nichts mit Eisen zu tun hat. Der Werkstoff wird analog zum<br />

Magneten als Elektret bezeichnet.<br />

Die spontane Ausrichtung der Titanionen ist stark temperaturabhängig <strong>und</strong> verschwindet<br />

oberhalb einer kritischen Temperatur. Diese kritische Temperatur wird (wie bei den Magneten)<br />

als Curie-Temperatur bezeichnet.<br />

Folie Nr. 38: Curietemperatur von Bariumtitanat<br />

In der Nähe der Curietemperatur ist die Dielektrizitätskonstante r am größten, da hier mit<br />

einem kleinen äußeren Feld eine starke Änderung der Polarisation möglich ist.<br />

Folie Nr. 39: r <strong>und</strong> tan als Funktion von T für Bariumtitanat<br />

Leider sind auch die Verluste in diesem Bereich sehr hoch. Durch Mischkristallbildung, insbesondere<br />

mit Strontiumtitanat SrTiO 3 kann das Verhalten günstig beeinflusst werden <strong>und</strong> so<br />

eine geeignetere Temperaturabhängigkeit gewonnen werden.<br />

In der Regel ist nach außen hin von der spontanen Polarisation nichts zu spüren, es kommt zur<br />

Depolarisation. D.h. im Innern des <strong>Werkstoffe</strong>s entstehen Bereiche einheitlicher Polarisation,<br />

die Summe über alle Bereiche liefert aber Null.<br />

Folie Nr. 40: Polarisationsbereiche bei Bariumtitanat<br />

Dieses Verhalten werden wir auch bei den Ferromagnetika beobachten <strong>und</strong> dort ausführlich<br />

diskutieren.<br />

4.3.2 Piezoelektrische <strong>Werkstoffe</strong><br />

Bei jedem Dielektrikum beobachtet man mit der Polarisation eine geringfügige Längenänderung<br />

(Verformung) hervorgerufen durch die neue Anordnung der Atome bzw. Ionen. Dieser


Seite 50 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Effekt heißt Elektrostriktion (in Analogie zur Magnetostriktion bei den Magnetwerkstoffen).<br />

Bei einigen Kristallarten ist dieser Effekt sehr groß <strong>und</strong> kann auch umgekehrt werden. D.h.<br />

durch Anlegen einer mechanischen Spannung (Druck) wird das Kristallgitter verformt <strong>und</strong> es<br />

kommt zu einem Ladungsungleichgewicht, also einer Polarisation. Dies ist am Quarzgitter<br />

(SiO 2)<br />

besonders gut zu beobachten.<br />

Folie Nr. 41: Piezoeffekt bei Quarz<br />

Je nach Richtung der wirkenden Kraft entsteht an den Platten entweder eine positive oder eine<br />

negative Spannung infolge der Polarisation. Dieser Effekt wird als Piezo-Effekt bezeichnet<br />

(piezo = griechisch "ich drücke"). Dieses Bild verdeutlicht auch, dass der Effekt umkehrbar<br />

ist: durch Anlegen einer elektrischen Spannung wird eine Verformung hervorgerufen. Diese<br />

Verformung ist abhängig von der Polarität der Spannung. Ausnutzen kann man diesen Effekt<br />

dann zur Wandlung mechanischer Vorgänge in elektrische <strong>und</strong> umgekehrt.<br />

Während beim Quarz Einkristalle notwendig sind um den Piezoeffekt zu beobachten, zeigen<br />

die ferroelektrischen <strong>Werkstoffe</strong> einen starken Piezoeffekt ohne Einkristallstruktur. Hierfür ist<br />

es allerdings notwendig, den Werkstoff mit einer permanenten Polarisation zu versehen<br />

(dies entspricht der permanenten Magnetisierung eines Dauermagneten). Hierzu wird der<br />

Werkstoff in einem starken elektrischen Feld von Temperaturen oberhalb der Curietemperatur<br />

abgekühlt.<br />

Die Wirksamkeit des Piezoeffekts wird durch die piezoelektrische Ladungskonstante d<br />

gekennzeichnet, die das Verhältnis der erzeugten Ladungsdichte zur anliegenden mechanischen<br />

Spannung darstellt:<br />

Für die erzeugte elektrische Spannung folgt dann:<br />

Beispiel: Würfel aus Blei-Zirkonat-Titanat 1cm Kantenlänge<br />

-10<br />

d= 310 As/N, r 2000: C= 0 r A/D = 177pF<br />

F= 10N: U= 17V<br />

-10<br />

bei Quarz: d= 2.610 As/N, r 4 : C= 0 r A/D = 0.345pF<br />

F= 10N: U= 7350V<br />

d.h. ca. 500 mal höhere Spannung


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 51<br />

Für den inversen Piezoeffekt gilt die gleiche Konstante. Sie ist jetzt definiert als relative Längenänderung<br />

zur anliegenden Feldstärke:<br />

Beispiel: Würfel aus Blei-Zirkonat-Titanat 1cm Kantenlänge<br />

-10 -10<br />

d= 310 As/N= 310 m/V, U= 1.000V, E = 100.000V/m<br />

-5<br />

/ = 310 , = 0,3m bei = 1cm


Seite 52 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 53<br />

5. Anwendungen dielektrischer <strong>Werkstoffe</strong><br />

5.1 Kondensatoren<br />

5.1.1 Gr<strong>und</strong>begriffe<br />

Im physikalischen Sinne besteht ein Kondensator aus einem beliebig geformten Leiterpaar,<br />

welches voneinander isoliert ist. In der Praxis werden sehr häufig zwei gegenüberliegende<br />

Platten der Größe A verwendet, die einen Abstand d voneinander haben. Die Kapazität des<br />

Kondensators berechnet sich dann zu:<br />

Für große Kapazitäten benötigt man also eine große Fläche A, einen geringen Abstand d<br />

sowie ein Dielektrikum mit einer möglichst hohen Permittivitätszahl. Letztere kann Werte annehmen<br />

zwischen 1 <strong>und</strong> 10.000, der Plattenabstand ist nach unten durch die Stabilität <strong>und</strong> die<br />

Spannungsfestigkeit eingeschränkt. Nahezu unbegrenzt wählbar ist nur noch die Fläche A.<br />

Zur Beschreibung der Eigenschaften eines Kondensators müssen wir wieder einige wichtige<br />

Begriffe diskutieren:<br />

Nennkapazität <strong>und</strong> Toleranz:<br />

Auch bei den Kondensatoren gelten die E-Normreihen, die wir schon bei den Widerständen<br />

kennen gelernt haben, zur Festlegung der Nennkapazitäten. Üblicher Weise liegen diese<br />

Kapazitäten im Bereich von 1pF bis zu 1000F. Neben der Farbkennzeichnung, die wir bei<br />

den Widerständen vorgestellt haben <strong>und</strong> die bei Kondensatoren in der Regel nur unterhalb von<br />

1nF Anwendung findet, benutzt man sehr häufig den direkten Aufdruck des Nennwertes auf<br />

den Kondensator.<br />

Die Toleranzklassen der Kondensatoren entsprechen im wesentlichen denen der Widerstände:<br />

±0.25%, ±0.5%, ±1%, ±2%, ±5%, ±10%, ±20%<br />

Dabei ist diese Toleranz die Auslieferungstoleranz. Im Laufe des Betriebes kann sich ein<br />

Kapazitätswert aus seinem Toleranzbereich heraus bewegen. Die Normen sind allerdings so<br />

abgefasst, dass maximal der doppelte Wert der Abweichung bei Auslieferung auftreten kann.<br />

Bei Elektrolyt-Kondensatoren, bei denen es im wesentlichen auf eine möglichst große Kapazität<br />

ankommt, sind auch Toleranzen von +100/-20% üblich. Für Messzwecke lassen sich aber<br />

auch Präzisionskondensatoren auf 0,01% genau herstellen.<br />

Betriebsspannung:<br />

Jeder Kondensator ist für eine bestimmte Nennspannung U N ausgelegt, die er im Dauer-


Seite 54 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

betrieb ständig aushält. Sie gilt für eine Umgebungstemperatur


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 55<br />

Die Verluste werden durch den Verlustfaktor tan beschrieben, der das Verhältnis der<br />

Verlustleistung an den Ersatzwiderständen zur Wechselstromleistung am idealen Kondensator<br />

(ICU C)<br />

darstellt.<br />

Bei Wechselstromanwendungen führt ein großer Verlustfaktor zu einer starken Erwärmung<br />

<strong>und</strong> somit zu verkürzter Lebensdauer.<br />

Induktivität <strong>und</strong> Eigenresonanz<br />

Ein durch den Kondensator fließender Wechselstrom erzeugt je nach Konstruktion ein mehr<br />

oder weniger großes Magnetfeld, welches sich in einer gewissen Induktivität des Kondensators<br />

ausdrückt. Im Ersatzschaltbild ist diese Induktivität als Serieninduktivität dargestellt.<br />

Folie Nr. 45a: Ersatzschaltbild<br />

Berechnet man die Frequenzabhängigkeit dieser Ersatzschaltung, so findet man, dass bei<br />

tiefen Frequenzen <strong>und</strong> kleinen Kapazitäten im wesentlichen der Isolationswiderstand wirkt:<br />

Folie Nr. 45a: Verlauf des Scheinwiderstandes<br />

Mit zunehmender Frequenz bekommt dann der Widerstand des Kondensators mit 1/C immer<br />

mehr Gewicht. Bei sehr hohen Frequenzen spielt dagegen die Spule mit ihrem Widerstand<br />

L die Hauptrolle. Dazwischen kommt es zu einem Minimum. Wir sprechen von einer<br />

Resonanzstelle, da die Kapazität <strong>und</strong> die Induktivität einen Serienschwingkreis mit der<br />

Resonanzfrequenz<br />

bilden. Wie die Folie zeigt, wirkt sich bei größeren Kapazitäten der Serienwiderstand sehr viel<br />

stärker aus, eine echte Resonanz findet nicht statt. Bei kleinen Kapazitäten findet man dagegen<br />

ausgesprochenen Resonanzverhalten.<br />

Durch konstruktive Maßnahmen kann die Induktivität der Kondensatoren auf etwa 20...50nH<br />

reduziert werden. Sie ist damit nicht größer als die eines gleichlangen Drahtes. Im Mittel<br />

rechnet man mit 30nH. Wie der Verlauf des Scheinwiderstandes zeigt, ergeben sich trotzdem<br />

Resonanzfrequenzen, die im technisch genutzten Frequenzbereich liegen. Für<br />

Hochfrequenzanwendungen über 100MHz sind Kondensatoren mit Anschlussdrähten nicht<br />

mehr geeignet. Hier werden die Kapazitäten entweder direkt auf die Oberfläche gelötet (SMD-<br />

Technik) oder man benutzt die Leiterbahnen selbst als Kapazitäten (Streifenleitertechnik im<br />

GHz-Bereich).<br />

Folie Nr. 46: Realer Frequenzgang von Folienkondensatoren nach WIMA


Seite 56 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

5.1.2 Bauarten von Kondensatoren<br />

Entsprechend der Vielfältigkeit der möglichen Dielektrika sind auch die Bauarten der Kondensatoren<br />

sehr vielfältig:<br />

Kondensatoren<br />

Keramik- Folien- Elektrolytkondensatoren<br />

kondensatoren kondensatoren<br />

Leistungs- Klein- Metall- Metall- Alumi- Tantal<br />

kondensatoren schicht folie nium<br />

/ \<br />

"Typ 1" "Typ 2"<br />

groß A groß d klein<br />

r<br />

Die wohl am häufigsten eingesetzten Kondensatoren sind die Folienkondensatoren. Hier<br />

erreicht man eine große Kapazität dadurch, dass man als Kondensatorplatten dünne Metallfolien<br />

verwendet, die gemeinsam mit den als Dielektrikum wirkenden Isolierfolien zu einem<br />

r<strong>und</strong>en oder flachen Wickel aufgerollt sind.<br />

Folie Nr. 43: Prinzipieller Aufbau eines Folienkondensators<br />

Wichtig ist, dass möglichst alle Windungen der Wicklung gleichzeitig kontaktiert werden,<br />

damit der ohmsche Widerstand <strong>und</strong> die Induktivität möglichst gering ist. Bei Metallfolien<br />

erreicht man dies durch Verpressen der überstehenden Folienteile. Bei mit Metall bedampften<br />

Folien geht dieses Verfahren nicht, hier wird eine Kontaktschicht auf die Stirnfläche aufgestäubt,<br />

die alle Windungen miteinander verbindet.<br />

Als Dielektrikum finden imprägnierte Papiere <strong>und</strong> Kunststofffolien Verwendung, wobei<br />

erstere immer mehr zurückgedrängt werden. Ein besonderes Problem stellt die Wasseraufnahme<br />

des Dielektrikums dar, da hierdurch die Durchschlagfestigkeit verringert wird <strong>und</strong><br />

gleichzeitig sich die Permittivitätszahl erhöht ( r Wasser = 85). Man muss demnach die<br />

Luftfeuchtigkeit von dem Wickel fernhalten. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e verwendet man Kunstharzumhüllungen<br />

sowie zugelötete Keramikrohre.<br />

Folie Nr. 43: Beispiele von Folienkondensatoren<br />

Kunststofffolien lassen sich sehr viel dünner <strong>und</strong> homogener herstellen als imprägniertes<br />

Papier. Insbesondere im Bereich der Elektronik, die keine hohen Anforderungen an die<br />

Durchschlagfestigkeit stellt, lassen sich mit sehr dünnen Folien kleine kompakte Kondensatoren<br />

realisieren. Je nach verwendetem Kunststoff erhält man andere Eigenschaften.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 57<br />

Folie Nr. 44: Eigenschaften von Kunststofffolienkondensatoren<br />

Besonders fällt die Polystyrolfolie heraus. Dieser Kondensatortyp wird umgangssprachlich als<br />

Styroflexkondensator bezeichnet. Er zeichnet sich durch einen besonders geringen Verlust-<br />

-4<br />

faktor aus (tan=210 ), sowie durch eine nahezu frequenzunabhängige Dielektrizitätszahl.<br />

Diese Kondensatoren werden für Messzwecke <strong>und</strong> Schwingkreise verwendet. Ihr Tempe-<br />

-6<br />

raturkoeffizient beträgt -20010 /°C.<br />

Zu beachten sind auch die Temperatur- <strong>und</strong> Frequenzabhängigkeiten der Kondensatoreigenschaften:<br />

Folie Nr. 45: Eigenschaften von Kunststoffdielektrika<br />

Eine ganz andere Gruppe von Kondensatoren stellen die Keramikkondensatoren dar, da<br />

man dieses Dielektrikum nicht zu feinen Folien verarbeiten kann, sondern das Dielektrikum<br />

den harten Trägerkörper des Kondensators bildet. Man unterscheidet gr<strong>und</strong>sätzlich zwei<br />

Bauformen: Rohrkondensator <strong>und</strong> Scheibenkondensator.<br />

Folie Nr. 47: Rohrkondensator, Scheibenkondensator<br />

Während der Scheibenkondensator ein typischer Plattenkondensator ist, werden beim Rohrkondensator<br />

die Innen- <strong>und</strong> die Außenseite als Belagsflächen verwendet. Die Beläge sind Silberschichten,<br />

an die Anschlussdrähte angelötet sind.<br />

Neben diesen Bauformunterschieden unterscheidet man noch nach dem verwendeten Dielek-<br />

trikum den Typ 1 <strong>und</strong> den Typ 2. Typ 1-Kondensatoren verwenden Dielektrika mit einem r<br />

von 10...200. Wir sprechen hier von so genannten NDK-Dielektrika. Beim Typ 2 werden<br />

dagegen HDK-Dielektrika verwandt mit r bis zu 10.000.<br />

Die NDK-Dielektrika besitzen eine gute Konstanz <strong>und</strong> einen geringen Verlustfaktor, weswegen<br />

sie für Schwingkreisanwendungen in Frage kommen. HDK-Dielektrika verwendet man<br />

dann, wenn auf geringem Volumen hohe Kapazitäten gewünscht werden.<br />

Großer Vorteil der NDK-Keramikmassen ist die Einstellbarkeit des Temperaturkoeffizienten<br />

durch die spezielle Keramikmischung. So ist man in der Lage z.B. den Temperaturkoeffizienten<br />

einer Schwingkreisspule zu kompensieren.<br />

Keramische Vielschichtkondensatoren erhält man, wenn man dünne Keramikfolien einseitig<br />

mit Metall bedampft <strong>und</strong> diese dann übereinander stapelt, wobei die Metallschicht dann<br />

wechselweise zur einen oder zur anderen Seite herausschaut (vergleiche Folienkondensatoren).<br />

Folie Nr. 47: keramische Vielschichtkondensatoren<br />

Sehr hohe Kapazitäten auf kleinem Raum erhält man durch sogenannte keramische<br />

Sperrschicht-Kondensatoren. Hier wird die Keramikmasse Bariumtitant (ferroelektrisch)<br />

durch Entzug von Sauerstoff leitfähig <strong>und</strong> anschließend an der Oberfläche durch Oxydation


Seite 58 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

wieder zum Isolator gemacht. Es entstehen so extrem dünne dielektrische Schichten. Der<br />

Kondensator besteht jetzt aus zwei Einzelkondensatoren, die über die leitfähige Keramik in<br />

Serie geschaltet sind.<br />

Folie Nr. 48: Sperrschichtkondensator<br />

An diese Sperrschichtkondensatoren dürfen allerdings keine hohen Anforderungen hinsichtlich<br />

Kapazitätskonstanz, tan <strong>und</strong> Temperaturkoeffizient gestellt werden. Auch die<br />

Betriebsspannung ist sehr gering.<br />

Eine besondere Art der Sperrschichtkondensatoren stellen die Elektrolyt-Kondensatoren<br />

dar. Sie werden dann eingesetzt, wenn sehr hohe Kapazitätswerte bis weit über 1000F gefordert<br />

werden <strong>und</strong> die übrigen Anforderungen nicht sehr hoch sind.<br />

Man unterscheidet zwischen Aluminium- <strong>und</strong> Tantal-Elektrolytkondensatoren, sowie<br />

zwischen flüssigen <strong>und</strong> festen Elektrolyten (nasse <strong>und</strong> trockene Kondensatoren).<br />

Folie Nr. 48: prinzipieller Aufbau des Elektrolytkondensators<br />

Beim Aluminium-Elektrolyt-Kondensator mit flüssigem Elektrolyten verwendet man eine<br />

Aluminiumelektrode, die zuvor in einem elektrochemischen Prozess mit einer Aluminiumoxydschicht<br />

versehen wurde (Formierung). Diese wird in einem Aluminiumbecher untergebracht<br />

<strong>und</strong> zwischen Becher <strong>und</strong> Elektrode befindet sich eine elektrolytische Lösung als leitfähige<br />

Verbindung. Die Oxydschicht stellt das Dielektrikum dar. Während man bei Folienkondensatoren<br />

Folienstärken von einigen 100nm pro Volt Betriebsspannung benötigt, reichen<br />

bei der Aluminiumoxydschicht wenige nm/V aus. Damit erreicht man schon mit<br />

Dielektrikumsdicken von unter 1m eine hohe Spannungsfestigkeit, bei einer entsprechend<br />

hohen Kapazität. Vor der Oxydation rauht man die Oberfläche der Aluminiumfolie elektrolytisch<br />

auf <strong>und</strong> erhält so eine stark vergrößerte Oberfläche (6-8 fach).<br />

Als Elektrolyt verwendet man schwache Säuren, die Sauerstoffionen zur Verfügung stellen.<br />

Zur Erhöhung der mechanischen Stabilität verwendet man saugfähige Papiere, die mit dem<br />

Elektrolyten getränkt sind <strong>und</strong> so den Abstand der Elektrode zum Becher sicherstellen.<br />

r<br />

Die Permittivitätszahl der Aluminiumoxydschicht beträgt etwa =7-8. Beim Betrieb des<br />

Kondensators muss auf die richtige Polung der Spannung geachtet werden. Nur wenn das<br />

positive Potential an der Folie anliegt (Anode), wandern die negativen Sauerstoffionen zur<br />

Folie <strong>und</strong> halten die Oxydschicht aufrecht. Bei falscher Polung wird die Schicht dagegen<br />

elektrochemisch abgebaut <strong>und</strong> es kommt zum Durchschlag. Dabei erfolgt eine starke Gasentwicklung,<br />

die den Kondensator zur Explosion bringen kann. Eine geringfügige Falschpolung<br />

von 2-3V wird allerdings vertragen, da auch das Aluminiumgehäuse mit einer dünnen<br />

Oxydschicht (5nm) überzogen ist. Die richtige Polung ist auf dem Kondensator außen gekennzeichnet.<br />

Ist das Betriebspotential nicht eindeutig, so muss man ungepolte Elektrolytkondensatoren<br />

verwenden, die aus zwei formierten Aluminiumfolien mit Elektrolytzwischenlage<br />

gewickelt werden.


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Die Toleranzen der Kapazitätswerte können bis zu +100/-20% betragen.<br />

Die Oxidschicht baut sich bei Lagerung des Kondensators langsam ab. Daher fließt beim Einschalten<br />

zunächst ein hoher Strom, der dann auf den Reststrom zurück geht. Dieser Reststrom<br />

ist stark temperaturabhängig:<br />

Folie Nr. 49: Reststrom <strong>und</strong> Einschaltstrom<br />

Elektrolytkondensatoren besitzen einen recht große Verlustfaktor. Bei niedrigen Frequenzen<br />

wird dieser im wesentlichen durch die Oxydschicht bestimmt, bei höheren Frequenzen dagegen<br />

mehr durch den Widerstand des Elektrolyten. Die Folie zeigt einen typischen Frequenzgang<br />

eines Aluminium-Elektrolytkondensators, sowie das Ersatzschaltbild:<br />

Folie Nr. 49: Ersatzschaltbild, Frequenzgang <strong>und</strong> Verlustfaktor<br />

Wie der Frequenzgang zeigt, hat der Ersatzwiderstand schon bei geringen Frequenzen (ab<br />

1000Hz) einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten, so dass diese Kondensatoren nur im<br />

Niederfrequenzbereich eingesetzt werden dürfen.<br />

Nasse Tantal-Elektrolyt-Kondensatoren:<br />

Tantalpentoxid besitzt eine etwa drei- bis vierfache Permittivitätszahl wie Aluminiumoxid<br />

( r=<br />

25-27). Aus diesem Gr<strong>und</strong>e kann man sehr viel kompaktere Kondensatoren aufbauen.<br />

Außerdem verträgt Ta2 O 5 aggressivere Elektrolyten (z.B. Schwefelsäure), die einen geringeren<br />

Widerstand <strong>und</strong> eine geringere Temperaturabhängigkeit besitzen.<br />

Folie Nr. 50: Tantal-Kondensatoren mit flüssigem Elektrolyten<br />

Die wichtigste Bauform ist der Sinterperlen-Kondensator: Aus Tantalpulver wird mit einem<br />

organischen Bindemittel ein Sinterkörper gepresst <strong>und</strong> gebrannt. Danach wird die Oberfläche<br />

der einzelnen Körner elektrolytisch oxydiert. Wir erhalten eine poröse Struktur mit sehr großer<br />

Oberfläche. Als Elektrolyt wird Schwefelsäure verwendet, die in den porösen Körper eindringt.<br />

Das Gehäuse muss hermetisch dicht ausgeführt werden.<br />

trockene Tantal-Elektrolyt-Kondensatoren:<br />

Diese Art der Tantalkondensatoren wird am häufigsten verwendet, da sie eine höhere Zuverlässigkeit<br />

besitzen. Dabei wird zunächst ein Sinterkörper wie oben hergestellt, anschließend<br />

aber in eine Mangannitratlösung getaucht, die sich bei nachfolgenden erhitzen in Mangandioxid<br />

umwandelt:<br />

Das Mangandioxid ist ein fester Stoff mit elektrolytischer Leitfähigkeit (fester Elektrolyt).<br />

Außen wird der Elektrolyt mit Graphit kontaktiert, die Graphitschicht wird metallisiert.<br />

Folie Nr. 50: Aufbau des trockenen Tantal-Kondensators


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Die Frequenzabhängigkeit des Scheinwiderstandes sowie der Verlustfaktor sind für beide<br />

Typen in der folgenden Folie dargestellt:<br />

Folie Nr. 50: Frequenzgang für Tantalkondensatoren<br />

Wie bei den Widerständen gibt es auch bei den Kondensatoren veränderbare Kondensatoren.<br />

Sie bestehen in einfachster Weise aus zwei gegeneinander verdrehbaren Metallplatten<br />

(oder Plattenstapeln) mit Luft- oder Foliendielektrikum:<br />

Folie Nr. 51: veränderbare Kondensatoren<br />

Durch Wahl der Plattenform kann der Verlauf der Kapazität mit dem Drehwinkel in vielfacher<br />

Art variiert werden. Diese Art der veränderbaren Kondensatoren werden eingesetzt in veränderlichen<br />

Schwingkreisen, wie sie z.B. im Empfangsschaltkreis eines R<strong>und</strong>funkempfängers<br />

notwendig sind. Wegen ihre sehr großen Bauform sind sie allerdings zunehmend ersetzt worden<br />

durch elektronische Abstimmkreise (Kapazitätsdioden), so dass sie heute oft nur noch für<br />

Messzwecke Anwendung finden (kapazitive Messbrücken).<br />

In kleinerer Bauform als fest einzustellende Abgleichkondensatoren (Trimmer) haben sie<br />

allerding noch eine gewisse Berechtigung.<br />

Doppelschichtkondensator<br />

Der Doppelschichtkondensator stellt eine besondere Form eines Kondensators dar, da er ohne<br />

Dielektrikum arbeitet.<br />

Folie Nr. 52: Doppelschichtkondensator<br />

Er basiert auf einem Phänomen, das schon seit dem Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts bekannt ist,<br />

aber erst in den letzten Jahren für die Kondensatorentwicklung entdeckt wurde.<br />

Bringt man zwei Elektroden in einen Elektrolyten (z.B. Schwefelsäure) ein <strong>und</strong> legt eine<br />

kleine Spannung von etwa 1 V an, so beobachtet man, dass sich die Ionen der Säure zur Oberfläche<br />

der Elektroden bewegen <strong>und</strong> dort anlagern. Die Elektroden selbst zeigen die entgegengesetzte<br />

Ladung. Bei der kleinen anliegenden Spannung werden die Ionen aber nicht entladen,<br />

d.h. weder wechseln Elektronen noch lösen sich Ionen aus der Elektrode aus. Diese Prozesse<br />

setzen erst oberhalb einer Schwellspannung ein <strong>und</strong> werden z.B. bei den Batterien <strong>und</strong> Akkumulatoren<br />

ausgenutzt.<br />

Hier entsteht jetzt eine Doppelschicht aus Ladungen in den Elektroden <strong>und</strong> den Ionen an der<br />

Elektrodenoberfläche. Schaltet man die Spannung ab, so bleibt diese Ladung der Elektroden<br />

erhalten <strong>und</strong> wir haben somit einen Ladungsspeicher, also einen Kondensator. Um große<br />

Kapazitäten zu erreichen ist es jetzt notwendig, die Oberfläche der Elektroden möglichst groß<br />

zu machen. Hierfür verwendet man Aktivkohle oder neuerdings sehr dünne Folien aus einem<br />

speziellen Kohlenstofffilm. Die beiden Elektroden werden nur noch durch einen dünnen<br />

Abstandshalter (Separator) auseinander gehalten. Man erhält auf diese Weise Kapazitätswerte


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bis zu einigen 10 Farad bei allerdings sehr geringen Spannungen von etwa 1 V. Für höhere<br />

Spannungen werden mehrere Elemente in Serie geschaltet.<br />

Typische Bezeichnungen für diese Kondensatoren sind „Goldcap“ oder „Ultracap“.<br />

Was ist der Vorteil der Doppelschichtkondensatoren?<br />

Der größte Vorteil liegt in der Energie, die pro Volumen eingespeichert werden kann (Energiedichte).<br />

Diese Größe erreicht fast die Werte der heutigen Akkumulatoren. Diese Energie<br />

kann allerdings sehr viel schneller als bei einem Akku gespeichert <strong>und</strong> wieder freigegeben<br />

werden, außerdem kann ein solcher Kondensator wesentlich häufiger ge- <strong>und</strong> entladen werden<br />

5 (>10 mal im Gegensatz zu 300 mal beim Akku).<br />

In der modernen Elektronik werden diese Kondensatoren heute als Haltespeicher zum Datenerhalt<br />

nach dem Abschalten eingesetzt. Große Kapazitätswerte setzt man als schnelle Energiespeicher<br />

bei Elektrofahrzeugen ein, wo die Bremsenergie für kurze Zeit zwischengespeichert<br />

werden muss bis zum nächsten Beschleunigen. Moderne Module erreichen bei einer Spannung<br />

von über 50 V <strong>und</strong> einer Kapazität von ca. 100 F eine Speicherenergie von 150 kJ, dies<br />

entspricht der Bewegungsenergie eines Kleinwagen bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h.<br />

5.2 Piezoelektrische Anwendungen<br />

Die Anwendungen des Piezoeffektes beruhen entweder auf dem direkten Piezoeffekt, d.h.<br />

der Umwandlung von Druck in eine elektrische Spannung (piezo=griechisch "ich drücke"),<br />

auf dem inversen Piezoeffekt, d.h. der Umwandlung einer elektrischen Spannung in eine<br />

mechanische Auslenkung oder auf einer Kombination beider Effekte:<br />

direkter Piezoeffekt inverser Piezoeffekt<br />

Tonabnehmer Gaszünder<br />

Mikrofon Taste<br />

Kraftmessung Druckmessung<br />

Ultraschallaufnehmer<br />

Schwingquarze:<br />

Schwingquarze Schwingantrieb<br />

Ultraschallstrahler mechanische Justierung<br />

- Medizin - Laserspiegel<br />

- Echolot - Rastertunnelmikroskop<br />

Flüssigkeitszerstäubung<br />

Ultraschallreinigung Kunststoffschweißen<br />

Mit dünnen Quarzscheiben, die unter bestimmten Winkeln aus einem Quarzeinkristall herausgeschnitten<br />

wurden, lassen sich Quarzschwinger mit sehr hoher Güte, d.h. geringen Verlusten,<br />

herstellen:<br />

Folie Nr. 41: praktischer Aufbau eines Schwingquarzes


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Es lassen sich Resonanzsysteme für Frequenzen von 1kHz bis zu 50MHz realisieren, im<br />

Oberschwingungsbereich sogar bis über 300MHz. Dabei werden diese Quarze in den<br />

Schwingkreis eines Oszillators eingebracht <strong>und</strong> durch dessen Schwingungen zum<br />

Mitschwingen angeregt. Durch seine hohe Güte (geringe Verluste) bestimmt er dann die<br />

Frequenz der Oszillatorschaltung:<br />

Folie Nr. 41: moderner Quarzoszillator<br />

Noch höhere Frequenzen werden durch Frequenzvervielfacherschaltungen erzeugt.<br />

Ultraschallschwinger:<br />

Schwingt eine Quarzplatte mit Frequenzen von einigen 100kHz bis zu 20MHz, so können<br />

diese mechanischen Schwingungen in Form von Ultraschall in ein Medium eingekoppelt<br />

werden. Bei der Echolotmethode werden kurze Ultraschallsignale ausgesandt <strong>und</strong> die im<br />

Material reflektierten Impulse anschließend vom selben Quarzkristall wieder aufgenommen<br />

<strong>und</strong> in elektrische Signale zurück gewandelt.<br />

Folie Nr. 42: Echolotverfahren<br />

Aus der Laufzeit zwischen Aussendung <strong>und</strong> Empfang kann der Reflexionspunkt berechnet<br />

werden <strong>und</strong> so in der Medizintechnik z.B. Knochen lokalisiert werden. In der Seefahrt wendet<br />

man dieses Verfahren an um Wassertiefen zu bestimmen oder um Fischschwärme zu orten. In<br />

der Werkstoffk<strong>und</strong>e können so Schäden im Werkstoff erkannt werden:<br />

Experiment: Ultraschallanalyse<br />

Kraft- <strong>und</strong> Druckwandler:<br />

Mit der Entwicklung der Keramiken mit großem Piezoeffekt, wie z.B. Bariumtitanat, hat die<br />

Messtechnik den Piezoeffekt für sich entdeckt. So werden heute eine ganze Reihe von<br />

Druckmesssensoren, Kraftsensoren, Drehmomentsensoren oder Beschleunigungsaufnehmer<br />

gebaut, die in sehr vielen Empfindlichkeitsstufen die Kristallverformung ausnutzen.<br />

Folie Nr. 41a: Piezosteller <strong>und</strong> Piezosensoren<br />

Video Nr. 1-10, Nr. 1-11 <strong>und</strong> Nr. 1-12: Anwendungen des Piezoeffektes


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 63<br />

6. Magnetische <strong>Werkstoffe</strong><br />

6.1 Magnetische Eigenschaften der Materie<br />

Die magnetischen Materialien passen nicht in das Ordnungsschema, welches wir bisher für<br />

die Einteilung der <strong>Werkstoffe</strong> verwendet haben. Unter den Magnetika finden wir sowohl gute<br />

Leiterwerkstoffe, wie auch gute Isolatorwerkstoffe. Generell ist festzuhalten, dass der Magnetismus<br />

eine Eigenschaft jeglicher Materie ist <strong>und</strong> sich nur durch seine äußere Erscheinung in<br />

gewisse Gruppen einteilen lässt.<br />

Betrachten wir eine Spule mit N Windungen, einer Länge sowie<br />

einem Querschnitt A, durch die der Strom I fließt. Das Charakteristische<br />

an einer solchen Spule ist, dass mit dem fließenden Strom I ein<br />

Magnetfeld B (magnetische Induktion, magnetische Flussdichte)<br />

verb<strong>und</strong>en ist. B charakterisiert die Kraftwirkung, die wir beim Halleffekt<br />

kennen gelernt haben <strong>und</strong> sollte einerseits dem Strom I proportional<br />

sein, andererseits davon abhängen, wie dicht die Spulenwindun-<br />

gen gewickelt sind: B~I, B~N/. Als Proportionalitätsfaktor wird 0 eingeführt.<br />

Abb. 6.1-1<br />

Abkürzend nennt man das Produkt aus Strom I <strong>und</strong> Windungsdichte N/ die magnetische<br />

Feldstärke H. 0 wird als Permeabilitätskonstante bezeichnet.<br />

Andererseits führt eine zeitliche Änderung des Stromes <strong>und</strong> damit des Magnetfeldes zu einer<br />

Spannungsinduktion:<br />

Für die Induktivität L der Spule ergibt sich der Ausdruck:<br />

Füllen wir die Spule mit einem Werkstoff auf, so beobachten wir eine Änderung der Induktivität<br />

L, d.h. bei konstantem Wechselstrom I ändert sich die induzierte Wechselspannung <strong>und</strong><br />

damit auch B. Somit müssen wir die Formeln wie folgt verallgemeinern:


Seite 64 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

d.h. wie beim Kondensator ergibt sich hier eine Materialkonstante, welche jetzt die magneti-<br />

schen Eigenschaften des <strong>Werkstoffe</strong>s beschreibt. Diese wird als relative Permeabilität r<br />

bezeichnet.<br />

Wie bei den dielektrischen <strong>Werkstoffe</strong>n kann man die Änderung der magnetische Induktion B<br />

durch eine Magnetisierung M beschreiben, so dass man alternativ findet:<br />

Damit folgt:<br />

Den Ausdruck<br />

bezeichnet man als magnetische Suszeptibilität.<br />

Untersucht man verschiedene Materialien, so findet man, dass drei verschiedene Gruppen<br />

hinsichtlich der Permeabilität bzw. Suszeptibilität zu unterscheiden sind:<br />

r < 1, m < 0 r > 1, m > 0 r >> 1, m >> 0<br />

Diamagnetismus Paramagnetismus Ferromagnetismus<br />

Antiferromagnetismus Ferrimagnetismus<br />

Folie Nr. 56: Molare Suszeptibilität der Elemente<br />

Diamagnetisch sind insbesondere die Edelgase, die Halogene sowie die wichtigen <strong>Halbleiter</strong><br />

<strong>und</strong> einige Metalle (Kupfer, Gold, Silber).<br />

Paramagnetisch sind die Alkalimetalle, die meisten Übergangsmetalle <strong>und</strong> die seltenen<br />

Erden, als einzigstes Gas auch Sauerstoff.<br />

Ferromagnetisch sind bei Raumtemperatur nur die Elemente Eisen, Nickel <strong>und</strong> Kobalt. Bei<br />

tiefen Temperaturen wird auch Gadolinium ferromagnetisch.<br />

Antiferromagnetisch <strong>und</strong> ferrimagnetisch sind nur einige Kristallstrukturen.


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6.2 Modellvorstellungen zum Magnetismus<br />

Während die elektrischen Erscheinungen<br />

an die Existenz der Elementarladung<br />

geb<strong>und</strong>en sind, die als positive<br />

<strong>und</strong> negative Monopole auftreten, liegen<br />

den magnetischen Erscheinungen<br />

stets Dipole zugr<strong>und</strong>e.<br />

D.h. es gibt keine magnetischen Ladungen.<br />

Mit einem Dipol ist dabei stets ein<br />

Dipolmoment verb<strong>und</strong>en, welches zusammen<br />

mit dem wirkenden Feld zu<br />

einem Drehmoment führt. Für den elektrischen<br />

Fall ist dies einfach ableitbar,<br />

Abb. 6.2-1<br />

wobei den Abstand der Ladungen darstellt. Das magnetische Dipolmoment wird dann<br />

entsprechend definiert:<br />

Wie für die elektrische Ladung q existiert auch für das magnetische Moment m m eine kleinste<br />

-24<br />

Einheit, das Bohrsche Magneton B = 9,2710 Am².<br />

Für die magnetischen Eigenschaften der Materie gibt es zwei gr<strong>und</strong>legende Ursachen.<br />

1. Jedes Elektron besitzt infolge seines Spins ein magnetisches Moment in der Größe -<br />

1 B (Spinmoment).<br />

2. Stellt man sich das Elektron auf einer Kreisbahn um den Kern vor, so stellt es einen<br />

Kreisstrom dar. Da jeder Stromfluss ein Magnetfeld erzeugt, ist auch mit diesem<br />

Kreisstrom ein magnetisches Moment verb<strong>und</strong>en (Bahnmoment).<br />

Folie Nr. 56: Der magnetische Dipol<br />

Die Größe dieser Bahnmomente können immer nur ganzzahlige Vielfache des Bohrschen<br />

Magnetons sein (n B).<br />

Je nach Auffüllung der Schalen besitzen die Atome dann unterschiedliche magnetische Momente.<br />

Alle Atome <strong>und</strong> Verbindungen, die vollständig abgeschlossenen Schalen besitzen oder in der<br />

Bindung zur Bildung von abgeschlossenen Schalen neigen (Ionenbindung, kovalente Bindung),<br />

besitzen keine permanenten magnetischen Momente. Diese <strong>Werkstoffe</strong> zeigen sich<br />

diamagnetisch. Für sie ist r < 1, d.h. sie schwächen in geringem Maße das äußere Magnet-


Seite 66 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

feld.<br />

Besitzen die Atome dagegen resultierende Bahn- <strong>und</strong> Spinmomente, so können diese durch<br />

die Wirkung eines Magnetfeldes ausgerichtet werden. Das äußere Feld wird dadurch verstärkt,<br />

r ist folglich größer als 1. Der Stoff ist paramagnetisch.<br />

Sowohl der Dia- als auch der Paramagnetismus sind in der Elektrotechnik praktisch ohne<br />

Bedeutung.<br />

Ferro-, Ferri- <strong>und</strong> Antiferromagnetismus:<br />

Diese Art des Magnetismus ist eng verb<strong>und</strong>en mit den Metallen Eisen, Nickel <strong>und</strong> Cobalt,<br />

alles 3d-Übergangsmetalle. Betrachten wir daher die Anordnung der Elektronenspins dieser<br />

Übergangsmetalle einmal näher:<br />

Folie: Periodensystem der Elemente<br />

Folie Nr. 57: Elektronenkonfiguration der Übergangsmetalle<br />

Die d-Zustände können insgesamt mit 10 Elektronen aufgefüllt werden. Dabei sind die Spins<br />

der ersten 5 Elektronen (bis zum Mangan) alle parallel zueinander ausgerichtet, dann erfolgt<br />

die Besetzung mit Elektronen mit entgegengesetzten Spin (H<strong>und</strong>sche Regel). So findet man<br />

bei Mangan ein maximales Spinmoment von 5 B.<br />

Bis zum Nickel nimmt dieses Moment auf<br />

2 B ab. Hieraus ist zunächst ein ausgeprägt paramagnetisches Verhalten ableitbar. Man findet<br />

aber bei den ferromagnetischen Stoffen eine spontane Magnetisierung, welche sich über große<br />

Kristallbereiche erstreckt, in denen die magnetischen Momente parallel zueinander ausgerichtet<br />

sind. Ursache ist eine Austauschkopplung zwischen den atomaren magnetischen<br />

Momenten, die dann zum Tragen kommt, wenn einerseits jedes Atom ein Moment von mindestens<br />

2 B besitzt, andererseits die Atome einen bestimmten Abstand voneinander haben:<br />

Folie Nr. 57: Bethe-Slater-Kurve<br />

Der Abstand der Atome muss mindestens dreimal so groß sein wie der Radius der 3d-Schale.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e sind Mangan <strong>und</strong> Chrom trotz der hohen Spinmomente nicht ferromagnetisch.<br />

Weitet man bei Mangan das Gitter etwas auf, so kann auch hieraus ein ferromagnetischer<br />

Werkstoff werden: 76%Cu, 14%Mn, 10%Al = Heussler-Legierung. Andererseits findet<br />

man bei einigen Stahlsorten ein unmagnetisches Verhalten (V2A: 18%Cr, 8%Ni) oder auch<br />

beim -Eisen, welches kubisch flächenzentriert ist.<br />

Chrom <strong>und</strong> Mangan zeigen vielmehr eine antiferromagnetische Erscheinung, d.h. die magnetischen<br />

Momente benachbarter Atome sind infolge der Austauschkopplung entgegengesetzt<br />

ausgerichtet. Nach außen erscheinen diese Antiferromagnete als unmagnetisch <strong>und</strong> reagieren<br />

wie ein paramagnetischer Werkstoff auf ein Magnetfeld.<br />

Folie Nr. 57: kubisch raumzentrierte Anordnung bei Ferro-, Antiferro- <strong>und</strong> Ferrimagnetismus<br />

Während die antiferromagnetischen <strong>Werkstoffe</strong> technologisch unbedeutend sind, stellen die


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Ferrimagnete eine technologisch sehr wichtige Abwandlung der Antiferromagnete dar. Bei<br />

den Ferriten ist die Kompensation der antiparallelen magnetischen Momente nicht vollständig.<br />

Ursache ist, dass zwei verschiedene Übergangsmetalle in oxydischer Form vorliegen, jeweils<br />

mit unterschiedlichen magnetischen Momenten. Ein Beispiel sind die Ferrite mit der Zusammensetzung<br />

MeOFe2O 3 (Me= Mn, Ni, Co, Cu,...). Die ferrimagnetischen <strong>Werkstoffe</strong><br />

verhalten sich sehr ähnlich wie die ferromagnetischen <strong>Werkstoffe</strong>, sie besitzen allerdings eine<br />

geringere Sättigungsmagnetisierung. Ein großer Vorteil ist, dass die Ferrite zu den Nichtleitern<br />

zu rechnen sind. Dies hat zur Folge, dass in ihrem Innern keine Wirbelströme erzeugt<br />

werden können, die zu höheren Verlusten führen würden.<br />

Folie Nr. 58: Übersicht über die Ordnungszustände<br />

Alle magnetischen Ordnungszustände werden beim Überschreiten einer materialabhängigen<br />

Grenztemperatur zerstört. Wir sprechen von der Curie-Temperatur T C.<br />

Folie Nr. 59: Sättigungsmagnetisierung <strong>und</strong> Curietemperatur<br />

6.3 Magnetisierungsvorgänge<br />

Die spontane parallele Ausrichtung der magnetischen Momente erstreckt sich in der Regel<br />

stets nur über einen kleinen Bereich des <strong>Werkstoffe</strong>s. Der gesamte Werkstoff ist in eine<br />

Vielzahl von solchen Bereichen unterteilt <strong>und</strong> die Magnetisierungsrichtungen sind so verteilt,<br />

dass der Werkstoff nach außen unmagnetisch erscheint. Diese kleinen Bereiche nennt man<br />

Weißsche Bezirke oder Domänen. Der Übergang der Magnetisierung eines Bereiches in den<br />

nächsten erfolgt dabei nicht sprunghaft sondern verläuft über einen Wandbereich mit endlicher<br />

Dicke. Diese Wände werden als Bloch-Wände bezeichnet.<br />

Folie Nr. 59: Domänenbildung, Weißsche Bezirke <strong>und</strong> Blochwand<br />

Eine solche Blochwand ist ca. 100nm dick (300 Atomlagen). Die spontane Magnetisierung in<br />

einem Weißschen Bezirk entspricht stets der Sättigungsmagnetisierung, die Magnetisierungsrichtung<br />

ist durch bestimmte Kristallrichtungen vorgegeben. Wir unterscheiden leichte Magnetisierungsrichtungen<br />

(beim Eisen die Würfelkanten [100]) von den schweren Magnetisierungsrichtungen<br />

(Eisen [111]).<br />

Folie Nr. 60: Magnetisierungskurven von Eiseneinkristallen<br />

Für das Verhalten eines Ferromagneten beim Anlagen einer magnetischen Feldstärke H sind<br />

die Weißschen Bezirke <strong>und</strong> die Blochwände ganz entscheidend.<br />

Folie Nr. 61: Weißsche Bezirke im Magnetfeld, Wandverschiebungen<br />

Zunächst beobachtet reversible Wandverschiebungen, schließlich kommt es zu irreversiblen<br />

Wandverschiebungen, bei denen ganze Bereiche in die günstigere Magnetisierungsrichtung<br />

umklappen, zum Schluss dreht die Magnetisierung noch reversibel in die Feldrichtung. Die<br />

plötzlichen irreversiblen Vorgänge bezeichnet man als Barkhausensprünge.


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Aus diesen Vorgängen resultiert das Entstehen eines Hystereseverhaltens:<br />

Folie Nr. 61: Hystereseverlauf<br />

Wir erhalten eine remanente Magnetisierung B r bei Wegnahme des erregenden Feldes <strong>und</strong><br />

wir benötigen eine Koerzitivfeldstärke H C zur Beseitigung der Magnetisierung. Infolge des<br />

nichtlinearen Zusammenhanges zwischen B <strong>und</strong> H kann man keine eindeutige Permeabilitätszahl<br />

für den Werkstoff definieren:<br />

Folie Nr. 62: Permeabilitätszahldefinition<br />

Anfangspermeabilität:<br />

Amplitudenpermeabilität (Wechselfeldpermeabilität):<br />

Folie Nr. 62: Amplitudenpermeabilität als Funktion von H<br />

Die Hystereseschleife ist stark vom Kristallgefüge, von Gitterstörungen <strong>und</strong> Ähnlichem abhängig,<br />

da hierdurch die Bewegung der Blochwände extrem stark beeinflusst werden kann. So<br />

unterscheiden wir hartmagnetische <strong>Werkstoffe</strong>, bei denen eine breite, flachliegende Hysteresekurve<br />

vorliegt, von den weichmagnetischen <strong>Werkstoffe</strong>n mit einer schmalen, steilen<br />

Hysteresekurve.<br />

Folie Nr. 62: Vergleich hart- <strong>und</strong> weichmagnetisch<br />

3<br />

Die Koerzitivfeldstärke der weichmagnetischen <strong>Werkstoffe</strong> ist geringer als 10 A/m, erreicht<br />

werden Werte bis herab zu 0.4A/m. Bei den hartmagnetischen <strong>Werkstoffe</strong>n erreicht man<br />

6<br />

dagegen Werte bis zu 10 A/m. Vergleich: das Erdmagnetfeld beträgt in Norddeutschland<br />

etwa 30 A/m.<br />

Wie die Einheitenbetrachtung<br />

zeigt, stellt die Größe


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ein Maß für die zur Magnetisierung notwendige Energie dar. Die Fläche der Hysteresekurve<br />

ist somit ein Maß für die zur Ummagnetisierung benötigte Energie. Weichmagnetische <strong>Werkstoffe</strong><br />

benötigen folglich eine geringe Ummagnetisierungsenergie, hartmagnetische <strong>Werkstoffe</strong><br />

eine hohe.<br />

Weichmagnetische <strong>Werkstoffe</strong> werden daher überall dort eingesetzt wo eine leichte Ummagnetisierbarkeit<br />

gefragt ist (Spulen-, Trafokerne, magnetische Abschirmung), hartmagnetische<br />

<strong>Werkstoffe</strong> lassen sich nur schwer ummagnetisieren <strong>und</strong> sind daher für Dauermagnete<br />

ideal.<br />

Da sich die <strong>Werkstoffe</strong> bevorzugt in der magnetisch leichten Richtung magnetisieren lassen<br />

Folie Nr. 60: Magnetisierungskurven von Eisen<br />

erreicht man geringe Verluste dann, wenn eine Vorzugskristallrichtung (Textur) im Material<br />

existiert, die einer leichten magnetischen Achse entspricht. Dies wird bei Transformatorblechen<br />

durch eine Walztextur erreicht:<br />

Folie Nr. 60: Walztextur<br />

6.4 Verluste in magnetischen <strong>Werkstoffe</strong>n<br />

Die zur Ummagnetisierung benötigte Energie wird innerhalb des Materials in Wärme umgewandelt.<br />

Diese Verluste bezeichnet man als Hystereseverluste<br />

Da diese Energie bei jedem Durchlauf der Hysterekurve anfällt, wächst sie proportional mit<br />

der Frequenz an. Des weiteren hängt sie von der Aussteuerung ab, da hierdurch die Form der<br />

Hystereseschleife bestimmt wird.<br />

Bei metallisch leitenden <strong>Werkstoffe</strong>n kommt ein weiterer Verlustmechanismus hinzu. Durch<br />

das magnetische Wechselfeld werden im Innern des Materials Wechselströme induziert. Wir<br />

sprechen hier von Wirbelströmen, da sie ringförmig die magnetischen Feldlinien umgeben.<br />

Diese Wirbelströme erzeugen am ohmschen Widerstand des Materials Wärme <strong>und</strong> führen<br />

somit zu einem Verlust, dem so genannten Wirbelstromverlust. Günstig sind Materialien mit<br />

hohem spezifischen Widerstand, wie z.B. die Ferrite, da hier die Ströme gering sind. Des<br />

weiteren hat man die Möglichkeit die Wirbelströme zu reduzieren, indem man das magnetische<br />

Material aus geschichteten, isolierten Blechen zusammensetzt. Dies funktioniert, da die<br />

Wirbelströme stets senkrecht zum magnetischen Fluss verlaufen.<br />

Folie Nr. 63: Unterbrechen der Wirbelströme durch Lamellierung<br />

Dabei wachsen die Verluste etwa mit dem Quadrat der Blechstärke. Die Wirbelströme äußert<br />

sich in einer Abnahme der Permeabilität mit der Frequenz. Durch die Wirbelströme wird ein<br />

Gegenfeld erzeugt, welches dem wirkenden Feld entgegensteht (Lenzsche Regel) Entspre-


Seite 70 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

chend dem Zusammenhang B=0 rH<br />

entspricht dies einer Verringerung der Permeabilität.<br />

Bei dicken Blechen tritt dies früher ein als bei dünnen Blechen:<br />

Folie Nr. 65: Wirbelstromverluste<br />

Die dritte Art der Verluste sind die so genannten Nachwirkungsverluste. Sie resultieren<br />

daraus, dass die Magnetisierung bei hoher Frequenz nicht mehr dem erregenden Feld folgen<br />

kann. Dies entspricht den Verlusten der Orientierungspolarisation bei den Dielektrika. Bei<br />

hohen Frequenzen, geringen Wirbelströmen <strong>und</strong> kleiner Hystereseaussteuerung können sie<br />

dominierend werden. Insbesondere bei den Ferriten, die keine Wirbelströme aufweisen, ist<br />

dies der Hauptverlustfaktor:<br />

Folie Nr. 65: Nachwirkungsverluste


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 71<br />

7. Anwendung magnetischer <strong>Werkstoffe</strong><br />

7.1 Spulen<br />

7.1.1 Spulenkennwerte<br />

Induktivität<br />

Spulen gehören zu den Bauteilen, die nicht notwendigerweise von der Stange gekauft werden.<br />

Vielmehr können sie gezielt nach den eigenen Anforderungen hergestellt werden. Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Spulenberechnung ist die Gleichung:<br />

Diese gilt streng genommen nur für geschlossene magnetische Kreise, also Ringspulen. Da<br />

man die Spulenkerne in der Regel fertig kauft, fasst man die Kerneigenschaften der obigen<br />

Formel zusammen zu einem AL-Wert. Dieser wird in Katalogen stets angegeben. Die Induktivität<br />

der Spule kann der Anwender dann selbst bestimmen über:<br />

Folie Nr. 68: Datenblatt für Spulenkerne<br />

2<br />

Der AL-Wert wird meist angegeben in H/Wind . Er gilt stets nur für kleine Feldstärken, d.h.<br />

er beinhaltet die Anfangspermeabilität.<br />

Bei geschlossenem Spulenkern finden wir den Zusammenhang:<br />

Durch Einfügen eines Luftspaltes der Länge d in den Spulenkern<br />

tritt folgende Änderung der Eigenschaften der Spule auf: Da keine<br />

magnetischen Ladungen existieren, muss B sowohl im Innern<br />

wie auch im Luftspalt gleich sein (zumindest für kleine Spalte).<br />

H muss daher innen <strong>und</strong> außen unterschiedlich sein. Nach dem<br />

Durchflutungsgesetz gilt:<br />

Abb. 7.1-1


Seite 72 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Durch Auflösen nach eff gewinnen wir die effektive Permeabilität dieses Kernes mit Luftspalt:<br />

Da in der Regel d>/ r,<br />

folgt:<br />

Die Permeabilität des gescherten Kernes wird also direkt durch den Luftspalt bestimmt. Die<br />

Hysteresekurve wird sehr viel flacher, dies bezeichnet man als Scherung des Kernes bzw. der<br />

Hysteresekurve:<br />

Folie Nr. 66: Einfluss der Scherung<br />

Das Verhältnis eff/ r wird als Scherungsfaktor bezeichnet:<br />

Um diesen Scherungsfaktor nimmt der AL-Wert infolge der Scherung ab.<br />

Temperaturkoeffizient<br />

Der Temperaturkoeffizient einer Spule ist im wesentlich der Temperaturkoeffizient des Kern-<br />

-6<br />

materials. Für Ferrite liegt er in der Größe von 1...1010 /°C, bei Blechkernen liegt er dagegen<br />

-3<br />

bei +110 /°C. Durch einen Luftspalt wird auch hier der Temperaturkoeffizient beeinflusst, er<br />

wird um den Scherungsfaktor kleiner:<br />

/ stellt den bezogenen Temperaturkoeffizienten dar. Er ist eine scherungsunabhängige<br />

Größe.<br />

Folie Nr. 69: Materialeigenschaften für Spulenkerne


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 73<br />

Spulenverluste <strong>und</strong> Spulengüte<br />

Die Verluste des Spulenkernes hatten wir schon oben diskutiert. Da durch die Scherung die<br />

Hystereseschleife sehr viel flacher verläuft <strong>und</strong> schmaler wird, werden durch diese Scherung<br />

auch die Kernverluste entsprechend reduziert. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist nicht der tan sondern<br />

die bezogene Größe tan/ r eine wichtige Kerngröße: bezogener Verlustfaktor.<br />

Folie Nr. 69: Materialeigenschaften für Spulenkerne<br />

Neben diesen Verlusten im Kern, treten in einer Spule weitere Verluste hinzu. Diese werden<br />

im wesentlichen durch den Spulendraht bestimmt:<br />

Folie Nr. 65: Ersatzschaltbild einer verlustbehafteten Spule<br />

Auch hier ist der Verlustfaktor tan definiert als das Verhältnis der Verlustleistung an den<br />

Verlustwiderständen zur Leistung an der idealen Spule (ILU L).<br />

Die Addition aller Einzelverluste ergibt den Gesamtverlustfaktor.<br />

Folie Nr. 65: Frequenzabhängigkeit des Verlustfaktors<br />

Der Kehrwert des Verlustfaktors wird als Gütefaktor der Spule bezeichnet:<br />

Dieser Gütefaktor steigt mit zunehmender Frequenz wegen nachlassender Gleichstromverluste<br />

zunächst an, erreicht ein Maximum <strong>und</strong> fällt dann wegen der zunehmenden Kernverluste<br />

wieder ab.<br />

Welche Bedeutung hat nun der Gütefaktor einer Spule? Dazu betrachten wir einen Parallelresonanzkreis,<br />

bei dem wir alle Spulenverluste (die Kondensatorverluste kann man in der Regel<br />

vernachlässigen) im Widerstand R 0 zusammenfassen.<br />

Folie Nr. 66: Resonanzkreis<br />

Es lässt sich mathematisch zeigen, dass die Breite der Resonanzkurve eines Schwingkreises<br />

durch die Güte wie folgt festgelegt wird:


Seite 74 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Folie Nr. 66: Resonanzkurve<br />

Diese Bandbreite wird zum Beispiel benötigt, um eng benachbarte R<strong>und</strong>funksender voneinander<br />

zu trennen. (Z.B. Mittelwelle: f 0 = 1MHz, f = 10kHz Q min = 100).<br />

Wicklungskapazitäten<br />

Wie schon bei den Drahtwiderständen tritt auch bei den Spulen eine Wicklungskapazität auf.<br />

Hier ist der Effekt noch dadurch verstärkt, dass die Wicklungen in mehreren Lagen übereinander<br />

liegen <strong>und</strong> so zwischen benachbarten Lagen hohe Potentialunterschiede auftreten können.<br />

Die Wicklungskapazität tritt im Ersatzschaltbild als Parallelkapazität auf <strong>und</strong> bewirkt<br />

eine Eigenresonanz der Spule. Durch spezielle Wicklungsgeometrien kann die Kapazität<br />

beschränkt werden, insbesondere durch Verteilen der Wicklung auf mehrere Kammern (räumliche<br />

Trennung). Richtwerte der Wicklungskapazität liegen zwischen 10 <strong>und</strong> 100pF.<br />

Folie Nr. 67: Mehrkammerwicklung<br />

7.1.2 Bauformen von Spulen<br />

Zur Herstellung höherer Induktivitäten benötigt man geschlossene magnetische Kreise. Hier<br />

werden in der Regel Schalenkerne aus Ferrit verwendet, die mit unterschiedlichen, genormten<br />

AL-Werten angeboten werden:<br />

Folie Nr. 67: Schalenkerne<br />

Eine Abstimmung der Induktivität ist dabei durch einen veränderlichen Luftspalt mit Hilfe der<br />

Abgleichschraube möglich.<br />

Benötigt man bei niederen Frequenzen hohe Induktivitäten um einen induktiven Widerstand<br />

zu realisieren, so sind größere Bauformen der Spulen gefragt, insbesondere wenn auch größere<br />

Ströme fließen sollen. Hier finden dann Spulenkerne aus dünnen Blechen Anwendung, die<br />

zu einem Paket zusammengepresst werden.<br />

Folie Nr. 64: Blechkerne<br />

Die einzelnen Bleche werden dabei durch Isolierfolien gegeneinander elektrisch isoliert um<br />

die Wirbelströme zu unterdrücken. Dadurch ergibt sich eine Verringerung des Füllfaktors,<br />

der bei dünnen Blechen bis auf 0,3 absinken kann. Besonders günstige Eigenschaften besitzt<br />

ein so genannter Schnittbandkern, bei dem Bänder, welche in Vorzugsrichtung gewalzt sind,<br />

zu einem dicken Kern gewickelt <strong>und</strong> verklebt werden <strong>und</strong> dann zu zwei Hälften aufgeschnitten<br />

werden.<br />

Beispiel für die Berechnung einer Spule:


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 75<br />

Für einen Schwingkreis mit einer Resonanzfrequenz von 500kHz wird eine Spule mit einer<br />

Induktivität von L=640H sowie einer Mindestgüte von Q=400 gesucht, der TK soll kleiner<br />

-4 als 10 /K sein. In einschlägigen Datenbüchern findet man unter der Werkstoffauswahl zunächst<br />

einen Siferrit-Kern M33 als geeignet für diesen Frequenzbereich<br />

Folie Nr. 69: Werkstofftabelle SIFERRIT<br />

-6<br />

Da die Anfangspermeabilität bei 750 <strong>und</strong> der bezogene Verlustfaktor bei 1510 liegen, ergibt<br />

-6 -3<br />

sich hier ein Kernverlustfaktor von tan= 750 1510 = 1110 , entsprechend Q max=90.<br />

Der<br />

-4<br />

Temperaturkoeffizient bestimmt sich zu =1210 . Es ist also ein Luftspalt notwendig, um die<br />

Kernverluste <strong>und</strong> den Temperaturkoeffizienten zu reduzieren.<br />

Folie Nr. 68: Datenblatt Schalenkerne<br />

Da zu den Kernverlusten auch noch die Spulenverluste hinzu kommen, sollten die Kernver-<br />

luste mindestens auf ein Zehntel reduziert werden also eff


Seite 76 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

7.2 Magnetische Datenspeicherung<br />

Einer wichtigsten Anwendungen der magnetischen <strong>Werkstoffe</strong> ist die Datenspeicherung,<br />

angefangen von Musik- <strong>und</strong> Videokassetten bis hin zur Computertechnologie. Gr<strong>und</strong> für den<br />

Einsatz der Magnettechnik ist der extrem niedrige Preis pro gespeicherter Informationseinheit<br />

sowie die Löschbarkeit <strong>und</strong> Wiederbeschreibbarkeit der Informationsträger:<br />

Folie Nr. 70: Kosten von Speichermedien<br />

Mit magnetischen Speichermedien werden heute im sogenannten Silicon-Valley (Kalifornien)<br />

mehr Geld verdient, als mit <strong>Halbleiter</strong>speichern. In den letzten Jahren hat allerdings die optische<br />

Speichertechnik erheblich aufgeholt, kann allerdings in Bezug auf die Speicherdichte<br />

noch nicht mit den magnetischen Verfahren mithalten.<br />

Heutige Festplattenspeicher erreichen Speicherdichten von etwa 20.000.000 Zeichen pro<br />

Quadratzentimeter. Dies entspricht etwa 10.000 beschriebenen DIN-A4 Seiten. Da jedes<br />

Zeichen aus einem 8-Bit-Code besteht, bedeutet dies eine Bit-Dichte von 160 Millionen pro<br />

Quadratzentimeter (1GB pro Quadratzoll) oder einer Informationszellengröße von 0,8m x<br />

0,8m.<br />

Folie Nr. 71: Speicherdichte <strong>und</strong> Kosten von Festplattenspeichern<br />

In der Entwicklung ist man bereits eine Zehnerpotenz weiter mit etwa 10 GB je Quadratzoll.<br />

Mit etwa 150 GB je Quadratzoll ist die Grenze heutiger Speicherwerkstofftechnologien erreicht,<br />

da die Zellen dann so klein sind, das die Magnetisierung nicht mehr stabil ist. Die<br />

Kopplung zwischen benachbarten Zellen für zu einer Entmagnetisierung (Superparamagnetischer<br />

Effekt SPE). Durch bestimmte Maßnahmen hofft man diesen umgehen zu können. Eine<br />

absolute physikalische Grenze magnetischer Speicher wird aber wohl bei etwa 650 GB je<br />

Quadratzoll erreicht werden (30nm x 30nm Speicherzellengröße = 100 x 100 Atome). Bei<br />

konstantem Wachstum der Speicherdichte ist diese Grenze in etwa 10 Jahren erreicht.<br />

Folie Nr. 71a: Festplattenaufbau<br />

Das Prinzip der Datenspeicherung ist einfach:<br />

Folie Nr. 72: Prinzip der magnetischen Datenspeicherung<br />

Kleine hartmagnetische Partikel, die sich in einer dünnen Schicht auf einem Trägermaterial<br />

befinden werden durch das Feld in einem Luftspalt eines Magnetkernes magnetisiert. Der<br />

Luftspalt beträgt bei Audio-Geräten einige Mikrometer, bei hochwertigen Festplattenspeichern<br />

dagegen nur noch etwa 0,5 m. Damit die Information dauerhaft eingeschrieben werden<br />

kann, muss die Koerzitivfeldstärke des verwendeten Materials möglichst groß sein. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong>e verwendet man Magnetwerkstoffe in Form kleiner Nadeln (ca. 50nm Durchmesser,<br />

1m lang), die entlang ihrer Achse magnetisiert werden. Während man früher meist<br />

Eisenoxyde verwendete, werden heute im Audio-Bereich meist die CrO2-Schichten verwendet.<br />

Im Datenbereich sind dagegen vornehmlich dünne Metallschichten wegen ihrer höheren


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 77<br />

Remanenz im Einsatz. Diese hohe Remanenz ist notwendig wegen der Kleinheit der Speicherzellen.<br />

Folie Nr. 73: Materialauswahl, Nadelstruktur<br />

Beim Lesen der Informationen wird durch das Streufeld der magnetisierten Bereiche im Luftspalt<br />

ein magnetischer Fluss im Lesekopf erzeugt, der zu einer Induktionsspannung führt. In<br />

der Regel wird der selbe Kopf zum Schreiben <strong>und</strong> zum Lesen der Informationen verwendet.<br />

Während man im Bereich der Datenspeicherung mit zwei Magnetisierungsrichtungen auskommt<br />

(0 <strong>und</strong> 1), muss im Bereich Audio <strong>und</strong> Video auch eine Amplitudeninformation ausgewertet<br />

werden, welche das analoge Signal nachbildet. Diese Amplitudeninformation ist recht<br />

störanfällig (Störfelder, entmagnetisierende Felder), so dass zunehmend auch hier auf eine<br />

digitale Informationspeicherung umgestellt wird. Hier ist zudem die Möglichkeit einer digitalen<br />

Fehlerkorrektur gegeben.<br />

Damit das geringe Streufeld vom Magnetkopf aufgenommen werden kann, muss dieser Kopf<br />

sehr dicht an die Speicherschicht herangebracht werden. In der Audio- <strong>und</strong> Videotechnik läuft<br />

das Band direkt im Kontakt mit dem Kopf. Dies bedeutet eine ständige mechanische Belastung<br />

<strong>und</strong> einen Verschleiß von Kopf <strong>und</strong> Band. Außerdem ist die Datenzugriffszeit sehr<br />

groß.<br />

In der Speicherplattentechnik besteht zwischen dem Kopf <strong>und</strong> der Platte ein Abstand von etwa<br />

15 nm. Der Kopf fliegt quasi auf einem Luftkissen über die Platte. Diese Platte dreht sich mit<br />

etwa 4000-10000 Umdrehungen je Minute (180-440 km/h am Umfang). Die Breite der Informationsspur<br />

beträgt etwa 1,2 m (20.000 Spuren pro Zoll) <strong>und</strong> der Zugriff auf die Daten<br />

erfolgt innerhalb von 10-15ms. Danach können etwa 5 - 40 Millionen Zeichen (5 - 40 MByte)<br />

pro Sek<strong>und</strong>e gelesen werden.<br />

In modernen Festplattenspeichern verwendet man anstelle des herkömmlichen Lesekopfes<br />

einen magnetfeldabhängigen Widerstand, welcher durch das Streufeld der Informationen<br />

verändert wird. Seit 1997 wird hier der sogenannte Riesenmagnetowiderstandseffekt (GMR =<br />

giant magnetoresistive) genutzt, der in einer Kombination aus magnetischen <strong>und</strong> nichtmagnetischen<br />

Schichten beobachtet wird <strong>und</strong> die Empfindlichkeit der Leseköpfe deutlich erhöht.<br />

Das größte Problem ist der extrem geringe Kopfabstand zur Platte. Jedes Staubkorn, jeder<br />

Fingerabdruck <strong>und</strong> jedes Haar besitzt eine größere Dicke. Außerdem besteht ständig die Gefahr<br />

einer direkten Berührung bei Erschütterungen. Man spricht vom "head-crash", der die<br />

Magnetschicht <strong>und</strong> den Kopf zerstören kann.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e ist man seit Jahren darum bemüht einen unempfindlicheren Speicher zu<br />

bauen, der ähnlich arbeitet wie die durch einen Laser abgetastete CD im Audiobereich.<br />

Gr<strong>und</strong>lage des Verfahrens ist die Tatsache, dass polarisiertes Licht durch die Magnetisierung<br />

eines Materials beeinflusst wird. Wir sprechen vom Faraday-Effekt, wenn ein transparentes


Seite 78 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

magnetisches Material vom Licht durchstrahlt wird <strong>und</strong> vom Kerr-Effekt, wenn das an einer<br />

magnetischen Schicht reflektierte Licht verwendet wird. Der zweite Effekt wird heute überwiegend<br />

für die magnetooptische Datenaufzeichnung verwendet.<br />

Folie Nr. 74: Prinzip der magnetooptischen Datenaufzeichnung<br />

Als Speicherschicht verwendet man spezielle antiferromagnetische Schichten aus Seltenen<br />

Erden (SE=Gadolinium, Terbium) <strong>und</strong> Übergangsmetallen (Eisen <strong>und</strong> Kobalt). Das magnetische<br />

Moment der SE ist dem der Übergangsmetalle entgegengerichtet. Bei tiefen Temperaturen<br />

überwiegt das Moment der SE, bei hohen Temperaturen das der Übergangsmetalle. Dazwischen<br />

ist ein Bereich, in dem sich beide Momente kompensieren. In diesem Bereich ist die<br />

Koerzitivfeldstärke sehr groß, da das von außen angreifende Feld nicht mit der Magnetisierung<br />

wechselwirken kann. In der Nähe der Curie-Temperatur, wo der Ordnungszustand verschwindet,<br />

kann dagegen mit geringen magnetischen Feldern eine Umorientierung erzeugt<br />

werden.<br />

Das Funktionsprinzip ist jetzt folgendes: Zur Magnetisierung verwendet man ein schwaches<br />

nicht lokalisiertes Magnetfeld, welches zunächst keinen Einfluss auf die Informationen hat.<br />

Mit Hilfe eines Laserstrahles wird ein kleiner Bereich aufgeheizt bis in die Nähe der Curie-<br />

Temperatur. Jetzt kann das schwache Feld eine Änderung der Magnetisierung bewirken, die<br />

beim Abkühlen dann eingespeichert bleibt.<br />

Zum Lesen der Informationen verwendet man den gleichen Laserstrahl mit weit geringerer<br />

Leistung, so dass keine Aufheizung erfolgt. Das Laserlicht ist jetzt polarisiert, die Änderung<br />

der Polarisation während der Reflexion wird mit einem Polarisationsanalysator <strong>und</strong> einem<br />

Photodetektor vorgenommen.<br />

Großer Vorteil der magnetooptischen Datenspeicherung ist die höhere Informationsdichten,<br />

die erreichbar sein sollte, da der Laserstrahl nur einen Durchmesser von 0,5m besitzt <strong>und</strong><br />

dadurch, dass die Information hier senkrecht eingespeichert wird.<br />

Folie Nr. 72: senkrechte Aufzeichnung der Daten<br />

Man erreicht heute etwa 12 Millionen Zeichen pro Quadratzentimeter, was einerSpeicherzellengröße<br />

von etwa (1x1)m² entspricht. Die absolute Kontaktfreiheit führt dazu, dass diese<br />

Medien unanfälliger gegen Störungen sind. Weiterer Vorteil dieses Verfahrens ist, dass hier<br />

mehrere Speicherschichten übereinander gelegt werden können, da sie transparent sind <strong>und</strong><br />

dann über die Laserfokussierung getrennt ausgelesen werden können.<br />

Der notwendige mechanische Aufwand <strong>und</strong> der große Entwicklungsvorsprung der magnetischen<br />

Aufzeichnung haben bisher allerdings eine umfassende Markteinführung verhindert.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 79<br />

Heutige (2005) Speicherkosten:<br />

SDRAM-Speicher DDR2 1GByte 100 € 0,10 €/MByte<br />

Festplatte (einschließlich Mechanik)150GByte 500 € 0,003 €/MByte<br />

DVD-RW 4,7GByte 1,50 € 0,0003 €/MByte


Seite 80 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 81<br />

8. <strong>Halbleiter</strong>werkstoffe<br />

Video Nr. 2-1: Chipgröße<br />

8.1 Stoffliche Einteilung<br />

Folie Nr. 1: spezifischer Widerstand<br />

Nach der bisherigen Einteilung rechnen wir zu den halbleitenden Stoffen alle diejenigen, die<br />

am absoluten Nullpunkt T=0K vollständig isolieren (im Gegensatz zu den Metallen), die aber<br />

-10<br />

bei Raumtemperatur T=300K eine Leitfähigkeit von mehr als 10 S/cm besitzen. Eine zweite<br />

Definition besagt, dass alle Stoffe, die durch Fremdstoffeinbau oder durch äußere Einflüsse<br />

(wie Bestrahlung) diese Leitfähigkeit erreichen ebenfalls zu den <strong>Halbleiter</strong>n zu rechnen sind.<br />

In diesem Sinne kann auch Diamant zu den <strong>Halbleiter</strong>n gerechnet werden.<br />

Die technisch wichtigen <strong>Halbleiter</strong> (Germanium <strong>und</strong> Silizium) befinden sich in der IV. Gruppe<br />

des Periodischen Systems.<br />

Folie Nr. 75a: Ausschnitt aus Periodensystem<br />

Sie stellen sogenannte Elementhalbleiter dar <strong>und</strong> werden in der Regel als einkristalline<br />

<strong>Werkstoffe</strong> eingesetzt. Sie kristallisieren im Diamantgitter.<br />

Folie Nr. 75a: Diamantgitter Experiment: Gittermodell<br />

Von den weiteren Elementhalbleitern hat lediglich das Selen noch eine gewisse technische<br />

Bedeutung. Phosphor, Arsen <strong>und</strong> Zinn zeigen nur in bestimmten Kristallmodifikationen<br />

halbleitende Eigenschaften.<br />

Neben den Elementhalbleitern existieren eine ganze Reihe von Verbindungshalbleitern.<br />

Technisch wichtig sind dabei die Verbindungen von Elementen der Gruppe III mit denen der<br />

Gruppe V (III-V-<strong>Halbleiter</strong>) sowie Elementen der Gruppe II mit denen der Gruppe VI (II-<br />

VI-<strong>Halbleiter</strong>). Wichtigste Vertreter sind GaAs, InAs, GaP, ZnSe, CdS <strong>und</strong> ähnliche. Da die<br />

Elemente der Gruppe III drei Außenelektronen, die der Gruppe V fünf Außenelektronen besitzen,<br />

stehen bei den III-V-Verbindungen ebenso viele Elektronen zur Verfügung wie bei den<br />

elementaren <strong>Halbleiter</strong>n Si <strong>und</strong> Ge. Auch das Kristallgitter ist gleich, jedoch wechselweise<br />

mit den beiden Atomsorten besetzt.<br />

Daneben gibt es auch noch IV-IV-<strong>Halbleiter</strong> wie das SiC oder SiGe.<br />

8.2 Das Energiebandmodell<br />

Schon bei der Diskussion der metallischen Leitfähigkeit hatten wir die Entstehung der Energiebänder<br />

in einem Festkörper betrachtet.<br />

Folie Nr. 7: Entstehung der Energiebänder


Seite 82 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Beim Übergang vom einzelnen Atom zum Festkörper spüren sich die Elektronen auf den<br />

äußeren Schalen verstärkt. Da auf Gr<strong>und</strong> des Pauliprinzips keine zwei Elektronen den gleichen<br />

Energiezustand besetzen dürfen, müssen sich die Niveaus leicht gegeneinander verschieben.<br />

Es kommt zu einer Aufspaltung der Niveaus. Jedes zusätzliche Atom ergibt eine<br />

22 3<br />

weitere Aufspaltung. In einem Festkörper mit etwa 10 Atomen je cm ergeben sich dann<br />

dicht nebeneinander liegende Einzelniveaus, die in ihrer Gesamtheit dann Energiebänder<br />

bilden. Zwischen den Energiebändern befinden sich verbotene Zonen, in denen sich kein<br />

Elektron aufhalten kann. Einige höherliegende Energiebänder liegen oberhalb der Potentialtöpfe<br />

der Atome, dies bedeutet, dass die hierin befindlichen Elektronen nicht mehr an ein<br />

Atom geb<strong>und</strong>en sind. Sie sind frei beweglich, diese Bänder heißen Leitungsbänder. Das<br />

oberste Band, welches sich noch innerhalb des Potentialtopfes befindet, wird als Valenzband<br />

bezeichnet. Anhand des Abstandes zwischen Valenzband <strong>und</strong> Leitungsband hatten wir die<br />

Metalle von den <strong>Halbleiter</strong>n <strong>und</strong> den Isolatoren unterschieden.<br />

Folie Nr. 8: Bänderschema <strong>und</strong> Bandlücke<br />

Dieser Abstand wird als Bandlücke oder Gap (W G)<br />

bezeichnet.<br />

Während sich bei den Metallen schon freie Elektronen im Leitungsband befinden, müssen<br />

diese bei den <strong>Halbleiter</strong>n <strong>und</strong> Isolatoren zunächst die Bandlücke überwinden. Dies ist im einfachsten<br />

Falle durch thermische Energie möglich. Für das Verständnis des Leitungsmechanismus<br />

bei den <strong>Halbleiter</strong>n ist daher der Temperatureinfluss von großer Bedeutung.<br />

Welche thermischen Energien stehen zur Verfügung?<br />

Die mittlere thermische Energie von Gasatomen bei einer Temperatur T beträgt etwa<br />

W kin = k T, k ist dabei die Boltzmann-Konstante:<br />

-23 -21<br />

k = 1,3810 J/K, kT = 4,1410 J = 0,026 eV bei 300K.<br />

Dies lässt sich auch auf das<br />

Elektronengas übertragen. Bei<br />

Raumtemperatur besitzen die<br />

Elektronen folglich eine mittlere<br />

kinetische Energie von<br />

0,026 eV. Es gibt aber auch<br />

einen geringen Anteil an Elektronen<br />

mit höherer Energie.<br />

Betrachten wir die <strong>Halbleiter</strong><br />

<strong>und</strong> die Isolatoren, so sind hier<br />

bei T=0K keine Elektronen im<br />

Leitungsband vorhanden. Bei<br />

höherer Temperatur können<br />

dann aber einige Elektronen<br />

Abb. 8.2-1


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 83<br />

vom Valenzband in das Leitungsband wechseln. Das sind die Elektronen, deren Energie größer<br />

als W G ist.<br />

Da die mittlere thermische Energie der Elektronen bei Raumtemperatur<br />

nur 0,026 eV beträgt, ist bei einer Bandlücke von<br />

mehr als 2 eV nur mit einer sehr geringen thermischen Leitfähigkeit<br />

zu rechnen. Diese Stoffe werden daher im allgemeinen<br />

zu den Isolatoren gerechnet. Ist die Bandlücke geringer<br />

als 2 eV, so zählt man die Stoffe zu den <strong>Halbleiter</strong>n.<br />

Beispiele: W G = WL-WV Diamant C 5,3 eV<br />

(Isolator bei rein thermischer Leitung)<br />

Silizium Si 1,1 eV<br />

Germanium Ge 0,7 eV<br />

GaAs 1,4 eV<br />

InSb 0,2 eV<br />

Abb. 8.2-2<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektron aus dem Valenzband in das Leitungsband wechseln<br />

kann, wird durch die sogenannte Fermifunktion f(W) (oder Fermiverteilung) beschrieben:<br />

W F ist die sogenannte Fermienergie.<br />

Die Fermiverteilung f(W) bestimmt die Wahrscheinlichkeit, mit welcher ein Zustand<br />

der Energie W mit einem Elektron besetzt ist<br />

Näherungsweise gilt:<br />

f(W) = 1 für W > WF<br />

Abb. 8.2-3


Seite 84 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Wie die Abb. 8.2-3 zeigt, ist die Fermiverteilung eine zum Punkt W = W F <strong>und</strong> f(W) = 0,5<br />

symmetrische Funktion. Da die Elektronen, die im Valenzband fehlen im Leitungsband auftauchen<br />

müssen, müssen die schraffierten Ecken identisch in ihrer Fläche sein. Dies ist nur<br />

möglich, wenn die Fermienergie W F in der Mitte der verbotenen Zone liegt. Die Anzahl an<br />

Elektronen im Leitungsband muss jetzt der Fläche unter der Fermiverteilung im Leitungsband<br />

proportional sein. Zur Berechnung der Fläche kann dabei die Näherung für große Energien<br />

verwendet werden:<br />

Dabei wurde im letzten Schritt ausgenutzt, dass die Fermienergie in der Mitte der Bandlücke<br />

liegt.<br />

8.3 Eigenleitung<br />

Betrachten wir zunächst einen reinen <strong>Halbleiter</strong>stoff wie Silizium ohne jegliche Verunreinigung.<br />

Wegen der Gap-Energie von 1,1 eV befinden sich bei Raumtemperatur (kT = 0,026<br />

eV) nur sehr wenig Elektronen im Leitungsband. Wie oben gezeigt, ergibt sich:<br />

*<br />

Als Proportionalitätsfaktor führen wir die Materialkonstante N ein.<br />

Das Besondere am Leitungsmechanismus der <strong>Halbleiter</strong> ist jetzt, dass jedes Elektron, welches<br />

ins Leitungsband gelangt, im Valenzband eine Lücke hinterlässt.<br />

Folie Nr. 75: Leitungsmodell bei Silizium<br />

Wir erkennen, dass neben der Bewegung der freien Elektronen, die sich im Leitungsband<br />

abspielt, noch eine Bewegung von geb<strong>und</strong>enen Elektronen stattfindet, indem diese zu einer<br />

benachbarten Bindungslücke springen. Diese Leitung findet im Valenzband statt, da die Elektronen<br />

ständig geb<strong>und</strong>en sind. Mit dem Vorrücken der Elektronen ist eine Bewegung der<br />

Lücken in entgegengesetzter Richtung verb<strong>und</strong>en. Diese Bewegung führt also zu einem zusätzlichen<br />

Ladungstransport <strong>und</strong> erhöht somit den Stromfluss im <strong>Halbleiter</strong>. Da die Elektronen<br />

aber ständig geb<strong>und</strong>en sind, erfolgt dieser Ladungstransport mit einer geringeren Geschwindigkeit,<br />

d.h. die Beweglichkeit ist geringer. Wir müssen diese beiden Transportmechanismen,<br />

obwohl sie beide durch Elektronen getragen werden, deutlich unterscheiden. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e führt man für den Transport im Valenzband ein neues Teilchen ein, welchem<br />

man die Bewegung der Lücken zuweist. Wir sprechen bei diesen Teilchen von Löchern oder<br />

Defektelektronen. Da sie sich in die entgegengesetzte Richtung bewegen, muss ihnen eine<br />

positive Ladung zugesprochen werden.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 85<br />

Wichtig: Die Löcher stellen mehr dar, als ein Ersatz für die Bewegung der geb<strong>und</strong>enen<br />

Elektronen. Betrachten wir die Bewegung der Löcher, so sehen wir einen Austausch<br />

zwischen positiv geladenen Ionen <strong>und</strong> neutralen Atomen. Eine negative<br />

Ladung tritt hier nicht in Erscheinung, sondern es bewegt sich eine positive Ladung<br />

durch den Kristall (dies ist wichtig für den Halleffekt).<br />

Löcher oder Defektelektronen verhalten sich im <strong>Halbleiter</strong>kristall wie frei bewegliche<br />

positive Ladungsträger; ihre Bewegung findet im Valenzband statt<br />

Video Nr. 2-2: Eigenleitung<br />

Freie Elektronen <strong>und</strong> Löcher werden immer gleichzeitig gebildet. Wir sprechen von der Paarbildung.<br />

Trifft ein freies Elektron dagegen auf ein Loch, so kann es wieder eingefangen werden,<br />

wir sprechen von Rekombination. Beide Prozesse laufen im <strong>Halbleiter</strong> ständig parallel<br />

zueinander ab. Es stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Paarbildung <strong>und</strong> Rekombination ein.<br />

Die Gleichgewichtskonzentration bestimmt sich entsprechend der obigen Formel. Sie ist für<br />

die Löcher <strong>und</strong> die Elektronen gleich:<br />

n = Elektronenkonzentration, p = Löcherkonzentration<br />

Bei n i sprechen wir von der Eigenleitungskonzentration oder intrinsischen Konzentration.<br />

bei 300 K gilt: Silizium Germanium<br />

W G / eV 1,11 0,67<br />

* -3 19 19<br />

N / cm 5,210 1,010<br />

-3 10 13<br />

n i / cm 1,510 2,410<br />

3<br />

Die Zahl der freien Ladungträger in Silizium ist also bei 300K um 10 geringer als in Germanium,<br />

allein auf Gr<strong>und</strong> des höheren Bandabstandes.<br />

Bei der metallischen Leitung errechnete sich die Leitfähigkeit entsprechend<br />

Bei den Isolatorwerkstoffen mussten wir den Anteil an ionischer Leitung berücksichtigen. Bei<br />

den <strong>Halbleiter</strong>werkstoffen ist jetzt der Anteil der Löcherleitung mit zu berücksichtigen:<br />

Im speziellen Fall des Eigenhalbleiters (n = p = n i)<br />

gilt:


Seite 86 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Elektronenleitung <strong>und</strong> Löcherleitung unterscheiden sich dabei insbesondere durch ihre Beweglichkeit:<br />

bei 300K gilt Silizium Germanium Kupfer<br />

-3 10 13 22<br />

n i / cm 1,510 2,410 8,410<br />

2 n /cm /Vs 1350 3900 45<br />

2 p /cm /Vs 480 1900<br />

-6 -2 5<br />

/ 1/cm 510 210 610<br />

Die Beweglichkeit der Löcher ist stets viel geringer als die der Leitungselektronen. Hier findet<br />

man die Bindung <strong>und</strong> das Springen der Valenzelektronen wieder.<br />

Folie Nr. 75: Temperaturabhängigkeit von n <strong>und</strong> <br />

Für die Temperaturabhängigkeit des spezifischen Widerstandes findet man bei Raumtemperatur:<br />

Im Vergleich dazu fanden wir bei den Metallen einen Temperaturkoeffizienten des spezifischen<br />

Widerstandes von +0,4%/°C.<br />

Tatsächlich liegt aber keine lineare Änderung mit der Temperatur vor, sondern eine exponentielle.<br />

In der Praxis rechnet man daher mit einer Verdopplung der Leitfähigkeit bei jeweils<br />

10K Temperaturerhöhung.<br />

Wegen der exponentiellen Abhängigkeit benutzt man für die grafische Darstellung sehr gern<br />

eine Auftragung des Logarithmus von n gegen die reziproke Temperatur 1/T, da man dann<br />

eine lineare Abhängigkeit erhält. Man spricht hierbei von einem so genannten Arrehniusplot.<br />

Beispiele hierfür sind in der folgenden Folie dargestellt:<br />

Folie Nr. 75: Temperaturabhängigkeit der Eigenkonzentration<br />

Aus der Steigung lässt sich dann der Bandabstand bestimmen (Laborversuch).<br />

8.4 Störstellenleitung<br />

Von der bisher betrachteten Eigenleitung kann man im eigentlichen Sinne nur sprechen, wenn<br />

die Zahl der Fremdatome im Kristallgitter nicht größer ist als die Zahl der freien Ladungs-


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 87<br />

träger n i.<br />

Ansonsten würden diese Fremdatome den Leitungsmechanismus deutlich stören. An<br />

die <strong>Halbleiter</strong> werden also extreme Anforderungen hinsichtlich der Reinheit der Materialien<br />

13 -3<br />

gestellt. So weist Germanium bei 300K eine Intrinsiczahl von 2,410 cm auf. Von den<br />

22 3 9<br />

4,410 Atomen je cm hat also nur etwa jedes 10 te Atom ein Elektron abgegeben. Die<br />

-9<br />

Reinheit des Kristalls sollte daher ebenfalls besser als 10 sein (Vergleich: 1 Mensch auf die<br />

gesamte Weltbevölkerung). Dies ist auch die typische Reinheit für Silizium.<br />

Durch den kontrollierten Einbau von Fremdatomen kann man auf der anderen Seite die Leitfähigkeit<br />

ganz gezielt beeinflussen. Dieser kontrollierte Einbau wird als Dotieren bezeichnet.<br />

Damit eine deutliche Wirkung erzielt werden kann muss die Zahl der Fremdatome jetzt wesentlich<br />

größer sein als die Zahl der durch Eigenleitung vorhandenen Ladungsträger. Die<br />

-6<br />

typische Dotierrate beträgt ca. 10 , d.h. 1 Dotieratom auf 1 Million <strong>Halbleiter</strong>atome <strong>und</strong> damit<br />

16 -3<br />

N 10 cm .<br />

Technisch wichtig ist dabei der Fall, dass die Fremdatome ein Außenelektron mehr oder eines<br />

weniger als die Atome des <strong>Halbleiter</strong>gr<strong>und</strong>gitters besitzen. Bei Germanium <strong>und</strong> Silizium, die<br />

in der Gruppe IV des Periodensystemes sitzen, sind dies:<br />

a) Elemente der Gruppe V,<br />

z.B. P, As, Sb<br />

Es sind dann jeweils<br />

b) Elemente der Gruppe III,<br />

z.B. B, Al, Ga, In<br />

Elektronen ungesättigte Bindungen<br />

im Überschuss vorhanden, so das vorwiegend<br />

Elektronenleitung Löcherleitung<br />

auftritt. Man nennt die betreffenden Störstellen<br />

Elektronenspender oder<br />

Donatoren<br />

Elektronenfänger oder<br />

Akzeptoren<br />

<strong>und</strong> den resultierenden <strong>Halbleiter</strong> nach dem Ladungsvorzeichen<br />

der mehrheitlich vorhandenen Ladungsträger<br />

Überschuss-<strong>Halbleiter</strong><br />

n-<strong>Halbleiter</strong><br />

Defekt-<strong>Halbleiter</strong><br />

p-<strong>Halbleiter</strong><br />

Betrachten wir die Auswirkungen der Fremdstoffe auf die Leitfähigkeit im einzelnen. Die<br />

folgende Folie zeigt einen Silizium-Kristall, der geringfügig mit Phosphor dotiert wurde:<br />

Folie Nr. 76: n-dotiertes Silizium<br />

Phosphor besitzt ein zusätzliches Außenelektron, welches nicht mit in die kovalente Bindung<br />

des Kristalls einbezogen werden kann. Dieses kann thermisch sehr leicht abgelöst werden <strong>und</strong>


Seite 88 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

somit zur Leitfähigkeit beitragen.<br />

Im Energiebandmodell (Bänderschema) machen sich diese<br />

Störstellen durch ein schmales Energieband innerhalb der<br />

verbotenen Zone bemerkbar. Da die Elektronen sehr leicht<br />

in das Leitungsband gelangen, muss dieses Donator-Niveau<br />

sehr nahe unter dem Leitungsband angesiedelt sein.<br />

So beträgt dieser Bandabstand W D bei 300K:<br />

Ge Si<br />

As 0,013 eV 0,049 eV<br />

Sb 0,010 eV 0,039 eV<br />

Abb. 8.4-1<br />

Im Vergleich mit der thermischen Energie der Elektronen bei 300K von 0,026 eV zeigt sich,<br />

dass hier die gleiche Größenordnung besteht. Bei Raumtemperatur sind daher ein großer Teil<br />

der Donatoratome ionisiert, d.h sie haben ihr Elektron abgegeben.<br />

Es entstehen aber keine zusätzlichen Löcher, da diese offenen Valenzen der Donatoratome<br />

keine anderen Valenzelektronen an sich binden können.<br />

Video Nr. 2-4: n-Dotierung mit Antimon (Sb)<br />

Die Leitfähigkeit wird also bei diesen Temperaturen im wesentlichen durch die Donatoratome,<br />

bzw. ihre Konzentration, bestimmt. Daneben sind aber auch noch die aus der Eigenleitung<br />

bekannten Löcher <strong>und</strong> Elektronen vorhanden. Während bei der Eigenleitung Löcher <strong>und</strong><br />

Elektronen in gleicher Konzentration vorlagen, kommt es durch die Donatoren zu einer Verschiebung<br />

des Gleichgewichtes. Zum einen sind mehr Elektronen vorhanden, zum anderen<br />

werden vorhandene Löcher wegen der größeren Anzahl an Elektronen schneller aufgefüllt<br />

(Rekombination). Während die Zahl der Elektronen also größer ist als bei der Eigenleitung,<br />

muss die Zahl der Löcher jetzt geringer sein. Es stellt sich ein neues Gleichgewicht ein, bei<br />

dem die Zahl der Paarbildungen gleich der Zahl der Rekombinationen ist<br />

n Rekomb. = n Paarb.<br />

Die Zahl der Rekombinationen ist der Zahl der vorhandenen Elektronen <strong>und</strong> Löcher proportional,<br />

also dem Produkt np, die Zahl der Paarbildungen ist nur von der Temperatur abhängig<br />

<strong>und</strong> nicht von der Zahl der bereits vorhandenen Elektronen <strong>und</strong> Löcher. Somit gilt:<br />

np = const. f(T)<br />

Diese Beziehung gilt für alle <strong>Halbleiter</strong>, egal ob dotiert oder nicht. Von der Eigenleitung<br />

wissen wir aber:


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 89<br />

Diese Beziehung gilt jetzt auch für den dotierten <strong>Halbleiter</strong> <strong>und</strong> ermöglicht es uns die Zahl der<br />

Löcher in einem n-dotierten <strong>Halbleiter</strong> zu bestimmen. Da bei Raumtemperatur nahezu alle<br />

Donatoren ihre Elektronen abgegeben haben, gilt näherungsweise n = N D = Donator-Konzentration.<br />

Damit folgt sofort<br />

Beispiel:<br />

13 -3 16 -3<br />

Germanium mit n i = 2,410 cm bei 300K wird mit N D = 2,410 cm Donatoren<br />

dotiert.<br />

2 10 -3<br />

Dann sind p = n / n = 2,410 cm Löcher vorhanden.<br />

i D<br />

Da bei n-dotierten <strong>Halbleiter</strong>n die Elektronen stets in der Überzahl sind, bezeichnet man sie<br />

auch als Majoritätsträger, die Löcher entsprechend als Minoritätsträger.<br />

Betrachten wir jetzt in analoger Weise einen mit Akzeptoren dotierten <strong>Halbleiter</strong>kristall.<br />

Folie Nr. 76: p-dotiertes Silizium<br />

Die Folie zeigt den Einbau von wenigen Boratomen in einen Siliziumkristall. Da Bor nur 3<br />

Außenelektronen besitzt, bleibt eine der Bindungen des Siliziums offen. An diesem Platz<br />

kann ein freies Elektron nahezu genauso fest geb<strong>und</strong>en werden wie bei der kovalenten Gitterbindung.<br />

Dies bedeutet, dass innerhalb der verbotenen Zone jetzt ein<br />

sehr schmales Energieband existiert, welches von Elektronen<br />

besetzt werden kann. Dieses Energieband liegt dicht oberhalb<br />

der oberen Valenzbandkante, so dass die hierin befindlichen<br />

Elektronen ähnlich stark geb<strong>und</strong>en sind, wie die Valenzelektronen.<br />

Wir sprechen von einem Akzeptor-Niveau. Der Abstand<br />

W A zum Valenzband hat typischer Weise folgende<br />

Werte:<br />

Ge Si<br />

Ga 0,0011 eV 0,065 eV<br />

B 0,01 eV 0,05 eV<br />

In 0,011 eV 0,16 eV<br />

Abb. 8.4-2


Seite 90 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Hieran erkennt man, dass geb<strong>und</strong>ene Elektronen (also aus dem Valenzband) nur sehr wenig<br />

Energie aufnehmen müssen um von einem Bindungsplatz auf eine solche Bindungslücke<br />

überzuwechseln. Ein solches Elektron hinterlässt dann im Valenzband ein Loch. Da dieses<br />

Elektron von allen Atomen des Kristalls stammen kann <strong>und</strong> die Siliziumatome in der Überzahl<br />

sind, sind die meisten Löcher ebenfalls an Siliziumatomen lokalisiert.<br />

Bei Raumtemperatur sind die meisten Akzeptoratome ionisiert, entsprechend der Beziehung:<br />

Es werden hierbei keine freien Elektronen gebildet, sondern nur Löcher.<br />

Video Nr. 2-5: p-Dotierung<br />

Es gilt näherungsweise bei 300K p = N A = Akzeptor-Konzentration. Hinzu kommen wieder<br />

die Ladungsträger der Eigenleitung. Die Löcher stellen in diesem Falle die Majoritätsträger<br />

dar, die Elektronen, deren Zahl sich wieder berechnet nach<br />

stellen die Minoritätsträger dar.<br />

Bei der Betrachtung p-dotierter<br />

<strong>Halbleiter</strong> benutzt<br />

man überwiegend das Löcherbild.<br />

So spricht man<br />

auch davon, dass das<br />

Akzeptor-Niveau bei T=0K<br />

vollständig mit Löchern<br />

besetzt ist, welche bei höherer<br />

Temperatur dann ins<br />

Valenzband überwechseln.<br />

Hinsichtlich der Temperaturabhängigkeit<br />

der<br />

Ladungsträgerkonzentration<br />

<strong>und</strong> damit auch der Leitfähigkeit<br />

muss man jetzt drei Bereiche unterscheiden:<br />

Abb. 8.4-3<br />

Bei T=0K sind sowohl p- als auch n-Leiter Isolatoren. Alle Akzeptor- bzw. Donatorniveaus<br />

sind voll besetzt. Bei Anstieg der Temperatur gelangen zunehmend Elektronen ins Leitungsband,<br />

bzw. Löcher ins Valenzband. Die Zahl der Ladungsträger steigt exponentiell an. Da hier<br />

nicht alle Störstellenniveaus ionisiert sind, sprechen wir von der Störstellenreserve.<br />

Bei Raumtemperatur sind dagegen alle Störstellenniveaus ionisiert. Eine weitere Steigerung


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 91<br />

durch Temperaturzufuhr ist praktisch nicht möglich. Dieser Bereich wird daher Störstellenerschöpfung<br />

genannt.<br />

Steigert man die Temperatur weiter, so macht sich zunehmend die Eigenleitung bemerkbar.<br />

Hier kommt es wieder zu einem exponentiellen Anstieg. Dieser Bereich heißt Eigenleitungsbereich.<br />

Betrachten wir die Temperaturabhängigkeit<br />

der spezifischen<br />

Leitfähigkeit bzw. des spezifischen<br />

Widerstandes, so müssen<br />

wir die Temperaturabhängigkeit<br />

der Beweglichkeit mit einbeziehen.<br />

Diese hat aber nur im Bereich<br />

der Störstellenerschöpfung<br />

einen wesentlichen Einfluss, da<br />

hier die Ladungsträgerzahl nahezu<br />

temperaturunabhängig ist.<br />

Wegen der Abnahme der Beweglichkeit<br />

mit der Temperatur<br />

steigt in diesem Bereich der spezifische Widerstand in der Regel wieder leicht an.<br />

Abb. 8.4-4<br />

Bei Si-<strong>Halbleiter</strong>n tritt die Eigenleitung wegen des höheren Bandabstandes erst bei wesentlich<br />

höheren Temperaturen auf. Der Erschöpfungsbereich ist daher deutlich ausgeprägter. Dotierte<br />

Si-<strong>Halbleiter</strong> sind bis zu Temperaturen von etwa 180C einsetzbar, dotierte Ge-<strong>Halbleiter</strong><br />

gehen dagegen bereits bei etwa 70C in die Eigenleitung über.<br />

8.5 Herstellung von <strong>Halbleiter</strong>materialien<br />

Die Herstellung der homogenen <strong>Halbleiter</strong>materialien, die wir bisher betrachtet haben, erstreckt<br />

sich auf drei Verfahrensschritte:<br />

- Reinigung der Ausgangssubstanz<br />

- Herstellung von Einkristallen<br />

- Dotierung<br />

Die Reinigung der Ausgangssubstanzen hatten wir schon bei der Behandlung der Zustandsdiagramme<br />

der Legierungen behandelt. Die Folie zeigt noch einmal das Zustandsdiagramm<br />

einer Legierung, die keine oder nur eine sehr geringe Löslichkeit im festen Zustand besitzt.<br />

Beim Abkühlen aus der Schmelze entstehen Kristalle, die nahezu fremdstofffrei sind, die<br />

Verunreinigungen sammeln sich in der Schmelze an. Dieses Verfahren wird im so genannten<br />

Zonenschmelzverfahren <strong>und</strong> dem tiegelfreien Zonenschmelzverfahren ausgenutzt.


Seite 92 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Folie Nr. 77: Zonenschmelzverfahren<br />

Bei beiden Verfahren wird eine Schmelzzone langsam durch das Material geführt. Die Fremdstoffe<br />

reichern sich in der Schmelze an <strong>und</strong> werde so zu einem Ende transportiert. Bei mehrfachem<br />

Durchlaufen können so sehr hohe Reinheitsgrade erzielt werden. Das tiegelfreie Zonenschmelzen<br />

wird in der Regel für Silizium angewandt, da hier höhere Schmelztemperaturen<br />

notwendig sind <strong>und</strong> dann die Gefahr der Verunreinigung durch das Tiegelmaterial gegeben ist.<br />

Zur Herstellung von Einkristallen wird ein kleiner Einkristall (Impfkristall) in die Schmelze<br />

eingetaucht <strong>und</strong> langsam drehend wieder herausgezogen. Dabei kristallisieren an der Grenzfläche<br />

Kristall/Schmelze die Atome aus <strong>und</strong> der Einkristall wächst. Durch das Drehen wird<br />

ein gleichmäßig r<strong>und</strong>er Kristall erzeugt.<br />

Folie Nr. 78: Kristallziehverfahren<br />

Dieses Verfahren wird als Czochralski-Verfahren oder Drehzieh-Verfahren bezeichnet.<br />

Auch hier existiert ein tiegelfreies Herstellungsverfahren, das Zonenziehverfahren. Hierbei<br />

wird der Impfkristall zunächst mit dem vielkristallinen Ausgangsmaterial verschmolzen <strong>und</strong><br />

dieser Stab dann durch eine Schmelzzone transportiert.<br />

Auf diese Weise werden heute Siliziumeinkristalle mit einem Durchmesser von bis zu 30cm<br />

(12") hergestellt.<br />

Video Nr. 18: Kristallziehen<br />

Folie Nr. 79: Si-Einkristalle<br />

Die Dotierstoffe können bei homogener Dotierung des Kristalls<br />

einerseits direkt in die Kristallzuchtschmelze eingebracht<br />

werden oder beim Zonenziehen in Form von Gas zugeführt<br />

werden. Vielfach wird heute aber auch die nachträgliche<br />

Diffusion des Dotierungsstoffes bei hohen Temperaturen<br />

verwendet. Dabei werden die <strong>Halbleiter</strong>kristallscheiben<br />

in einem Ofen erwärmt bis auf ca. 1000C <strong>und</strong> einem Gasstrom<br />

aus dem Dotierungsstoff ausgesetzt. Die Gasatome<br />

wandern dann in das <strong>Halbleiter</strong>material hinein.<br />

Abb. 8.5-1<br />

Die Diffusion ist auf dünne Oberflächenschichten beschränkt, dies stellt aber für die heutige<br />

Mikrotechnologie keine Einschränkung dar.<br />

Ein neueres Verfahren ist die Ionenimplantation. Hier werden Ionen der Dotierstoffe auf hohe<br />

Energie beschleunigt <strong>und</strong> dann in die Oberfläche hineingeschossen. Hiermit lassen sich Dotierungsänderungen<br />

auch bei Raumtemperatur erzielen. Dieses Verfahren ist allerdings sehr<br />

teuer.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 93<br />

9. <strong>Bauelemente</strong> aus homogenen <strong>Halbleiter</strong>n<br />

9.1 Fotowiderstand<br />

Neben der thermischen Anregung von Elektronen aus dem Valenzband ins Leitungsband,<br />

welche durch die Fermi-Funktion beschrieben wird, ist es auch möglich durch Bestrahlung<br />

mit Licht diesen Übergang herbeizuführen. Dazu folgende Überlegung:<br />

sichtbares Licht hat eine Wellenlänge von 500nm. Hieraus<br />

8<br />

ergibt sich eine Frequenz von f=c/= 310 m/s / 500nm =<br />

14 610 1/s. Entsprechend der Beziehung W=hf bedeutet dies<br />

-34 14<br />

eine Energie der Photonen von W=6,6310 Js 610 1/s =<br />

-19 410 J = 2,48 eV. Die Energie eines solchen Photons ist also<br />

deutlich höher als die Gapenergie der meisten <strong>Halbleiter</strong>.<br />

Trifft ein solches Photon auf ein Valenzelektron, so kann dieses<br />

ins Leitungsband angehoben werden.<br />

Umgekehrt kann man über die obigen Beziehungen aus einer<br />

gegebenen Gapenergie sofort die maximale Wellenlänge des<br />

Lichtes errechnen, welches diesen Übergang hervorrufen kann:<br />

Abb. 9.1-1<br />

Unterhalb der Grenzwellenlänge existiert eine gewisse Bandbreite des Lichtes, welches geeignet<br />

ist die Elektronen anzuregen.<br />

Folie Nr. 80: Spektrale Empfindlichkeit der Fotowiderstände<br />

Da bei den Verbindungshalbleitern die Gapenergie in weiten Bereichen variieren kann, ist es<br />

möglich für eine Vielzahl von Lichtwellenlängen den geeigneten Fotowiderstand auszuwählen.<br />

Folie Nr. 80: Bandabstand <strong>und</strong> Grenzwellenlängen von <strong>Halbleiter</strong>n<br />

Will man die erzeugten Ladungsträger für den Stromtransport nutzen, muss man dafür sorgen,<br />

dass sie durch ein elektrisches Feld möglichst schnell zu den Anschlusselektroden transportiert<br />

werden. Da diese Elektronen aber nur eine begrenzte Lebensdauer besitzen, müssen die<br />

Elektroden möglichst nahe an die Erzeugungsorte herangeführt werden. Aus dieser Forderung<br />

<strong>und</strong> der Notwendigkeit einer möglichst großen aktiven Oberfläche ergibt sich die in der folgenden<br />

Folie dargestellte Kontaktierungsform für Fotowiderstände.


Seite 94 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Folie Nr. 80: Aufbau der Fotowiderstände<br />

Die aktive Schicht wird auf einen Glas- oder Keramikträger aufgedampft, der Durchmesser<br />

beträgt einige Millimeter, die Schichtdicke einige m. Anschließend wird über eine Maske<br />

die Elektrodenstruktur aufgedampft.<br />

Infolge der erzeugten Ladungsträger variiert der Widerstandwert dieses Fotowiderstandes<br />

ganz erheblich mit der Intensität des eingestrahlten Lichtes.<br />

Folie Nr. 81: Widerstand <strong>und</strong> Kennlinie als Funktion der Beleuchtung<br />

Der Widerstandswert ändert sich etwa umgekehrt proportional zur Beleuchtungsstärke:<br />

- R E mit 1 (0,5 < < 1,2)<br />

Das I-U-Diagramm zeigt, dass sich der Fotowiderstand bei konstanter Beleuchtung tatsächlich<br />

wie ein Widerstand verhält. Folgende Kennwerte sind für Fotowiderstände wichtig:<br />

6<br />

Der Dunkelwiderstand R 0 (typisch >10 ) wird durch die thermisch erzeugten Elektronen<br />

bestimmt. Er ist im wesentlichen vom Bandabstand abhängig. <strong>Halbleiter</strong>materialien mit geringem<br />

Bandabstand, wie InSb mit 0,18 eV, die für Infrarotdetektoren eingesetzt werden, müssen<br />

daher bei sehr tiefen Temperaturen betrieben werden (flüssiger Stickstoff oder Helium). Der<br />

Hellwiderstand R 1000 (typisch einige 100 ) wird bei einer Beleuchtungsstärke von 1000 lx<br />

gemessen. Dabei entsprechen 1000 lx etwa der Helligkeit am Tage bei bedecktem Himmel.<br />

Die Ansprechzeit t r ist die Zeit in der der<br />

Strom nach Einschalten der Beleuchtung<br />

auf 63% seines Endwertes ansteigt:<br />

Diese Zeit hängt wiederum von der Beleuchtungsstärke<br />

ab.<br />

Folie Nr. 81: Anstiegs- <strong>und</strong> Abfallzeit<br />

Abb. 9.1-2<br />

Generell sind die Ansprechzeiten sehr groß, verglichen mit den sonstigen, für <strong>Halbleiter</strong> geltenden<br />

Schaltzeiten. Dies begrenzt die Fotowiderstände in ihren Einsatzmöglichkeiten. Wichtigste<br />

Einsatzfälle sind z.B. Belichtungsmesser <strong>und</strong> Dämmerungsschalter.<br />

Die Gr<strong>und</strong>schaltung ist durch die folgende Schaltung gegeben:


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 95<br />

Abb. 9.1-3<br />

Das Verhalten des Fotowiderstandes hängt zum einen jetzt von seinem Kennlinienfeld I(U,E)<br />

ab sowie auch von dem Arbeitswiderstand R = 2,7 k. Es gilt hier die Bedingung:<br />

U = U B - R I<br />

Dies stellt eine Geradengleichung dar, welche einerseits die Abzisse bei U B schneidet, andererseits<br />

die Ordinate bei I = U B / R. Diese Gerade wird als Widerstandsgerade oder Arbeitsgerade<br />

bezeichnet, da alle Arbeitspunkte auf dieser Geraden liegen müssen. In Abhängigkeit<br />

von der Beleuchtung stellen sich jetzt die Arbeitspunkte U = 15V bei E = 100 lx bzw. U= 3V<br />

bei E = 1000 lx ein. Bei Erhöhung der Beleuchtungsstärke nimmt also die Spannung deutlich<br />

ab, oder der Strom deutlich zu (von ca. 2mA auf 6mA). Der Arbeitswiderstand R kann z.B.<br />

die Spule eines Relais sein, welches bei ausreichender Beleuchtung einen Kontakt schließt.<br />

Bei der Dimensionierung des Arbeitswiderstandes ist zu beachten, dass die Arbeitgerade nicht<br />

die Verlustleistungshyperbel schneidet, da sonst die Belastung des Fotowiderstandes zu groß<br />

werden kann. (Verlustleistungshyperbel: I = P max / U)


Seite 96 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

9.2 Magnetfeldabhängige <strong>Bauelemente</strong><br />

Den Halleffekt hatten wir schon bei der Beschreibung der elektrischen Leitfähigkeit eingeführt.<br />

Zur Erinnerung sei noch einmal zusammen gefasst:<br />

Folie Nr. 10: Halleffekt<br />

Durch die Wirkung der Lorentzkraft entsteht an den Seitenflächen des Hallelementes ein<br />

Ladungsüberschuss, die sogenannte Hallspannung, für die gilt:<br />

Hintergr<strong>und</strong> ist das Gleichgewicht der Lorentzkraft F=evB mit der Feldkraft F=EHe. Die Größe R H = 1/ne wird als Hallkonstante bezeichnet.<br />

23 -3 -11 3<br />

Beispiel: Cu mit n = 10 cm hat eine Hallkonstante R H=<br />

610 m /As. Bei einer Foliendicke<br />

von 10m, I=1A <strong>und</strong> B=1T ergibt sich dann eine Hallspannung von<br />

-11 3 -5<br />

U H = 610 m /As / 10 m 1A1T = 6V<br />

In <strong>Halbleiter</strong>materialien haben wir jetzt zwei verschiedene Ladungsträger zu berücksichtigen:<br />

Folie Nr. 82: Halleffekt bei Löcher- <strong>und</strong> Elektronenleitung<br />

Die Löcher <strong>und</strong> Elektronen eines <strong>Halbleiter</strong>s werden infolge der Ladungsumkehr <strong>und</strong> Geschwindigkeitsumkehr<br />

zur gleichen Seite abgelenkt. Haben wir, wie beim Eigenhalbleiter,<br />

beide Ladungsträgerarten vorliegen, so kompensieren sich folglich die Hallspannung der<br />

Löcher <strong>und</strong> die der Elektronen teilweise. Das diese Kompensation nicht komplett ist, liegt an<br />

den unterschiedlichen Beweglichkeiten. Ladungsträger mit höherer Beweglichkeit besitzen<br />

eine höhere Geschwindigkeit <strong>und</strong> unterliegen somit einer höheren Lorentzkraft. Damit ist<br />

auch ihre Hallspannung größer.<br />

Für die Hallkonstante folgt jetzt:<br />

Für einen Eigenhalbleiter mit n = p = n i folgt dann sofort:


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 97<br />

In der Regel haben wir es aber mit dotierten <strong>Halbleiter</strong>n zu tun, da in einem Eigenhalbleiter<br />

der Stromfluss wegen des hohen Widerstandswertes recht gering ist. Für diese gilt dann:<br />

Wir sehen damit, dass das Vorzeichen der Hallspannung von der Dotierungsart abhängt.<br />

Der Halleffekt bietet die Möglichkeit, bei einem Leiter die Polarität der<br />

Ladungsträger zu unterscheiden<br />

Infolge der geringen Ladungsträgerdichte ist der Halleffekt bei <strong>Halbleiter</strong>n wesentlich effektiver<br />

als bei den Metallen:<br />

16 -3<br />

Beispiel: Ein n-dotierter <strong>Halbleiter</strong> mit n D=10<br />

cm hat eine Hallkonstante von<br />

-4 3 R=610 H m /As. Bei einem Strom von 100mA <strong>und</strong> einer Plättchendicke von 1 mm (die<br />

Stromdichte ist geringer als bei Metallen) ergibt sich bei B=1T<br />

-4 3 -3<br />

U=610 m /As /10 m 0,1A 1T = 60mV<br />

H<br />

Ein Bauelement, welches den Halleffekt zur Spannungserzeugung ausnutzt, wird als Hallgenerator<br />

bezeichnet. Dies sind dünne <strong>Halbleiter</strong>plättchen auf keramischem Träger, die in der<br />

Regel aus <strong>und</strong>otiertem Indiumantimonid oder dotiertem Indiumarsenid bestehen. Diese<br />

<strong>Halbleiter</strong>werkstoffe haben den großen Vorteil, dass die Beweglichkeiten von Elektronen <strong>und</strong><br />

Löchern sehr unterschiedlich sind:<br />

2 2 2 2<br />

InSb: n=77000 cm /Vs, p=780 cm /Vs InAs: n=22000 cm /Vs, p=200<br />

cm /Vs.<br />

Wegen der geringen Bandlücke von 0,2eV ist die intrinsische Ladungsdichte beim InSb mit<br />

16 -3<br />

n= i 210 cm ähnlich groß wie bei einem dotierten Si-<strong>Halbleiter</strong> <strong>und</strong> damit ergibt sich auch<br />

-4 3<br />

eine ähnlich große Hallkonstante von 310 m /As. Ähnliches gilt für das dotierte InAs mit<br />

-4 3<br />

R H =110m /As, welches in Folge der Dotierung aber eine bessere Temperaturkonstanz zeigt<br />

(Störstellenerschöpfung).<br />

Folie Nr. 83: Schaltzeichen <strong>und</strong> Kennlinie eines Hallgenerators<br />

Anwendungen:<br />

- Allgemeine Magnetfeldmessungen


Seite 98 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

- Magnetfeldsensitive Schalter<br />

- Strommessung mit Strommesszange<br />

Folie Nr. 83: Prinzip der Strommesszange<br />

- Da die Hallspannung dem Produkt aus I <strong>und</strong> B proportional ist, eignet sich der<br />

Hallgenerator zur Produktbildung. Anwendung: Leistungsmessung<br />

Folie Nr. 83: Leistungsmessung mit Hallgenerator<br />

Eine weitere Ausnutzung des Einflusses magnetischer Felder findet bei den magnetfeldabhängigen<br />

Widerständen oder Feldplatten statt. Diese bestehen ebenfalls aus Indiumantimonid,<br />

durch den Herstellungsprozess sind in den <strong>Halbleiter</strong>werkstoff aber metallisch leitende<br />

Nadeln aus Nickelantimonid eingelagert.<br />

Folie Nr. 84: Aufbau der Feldplatte<br />

Unter Einwirkung des Magnetfeldes ergibt sich im <strong>Halbleiter</strong>material eine starke Ablenkung<br />

der Elektronen, da hier die Beweglichkeit sehr hoch ist. Eine Hallspannung kann sich aber<br />

nicht aufbauen, da durch die leitfähigen Nadeln ein innerer Kurzschluss hervorgerufen wird.<br />

Die Elektronen fließen daher in den Nadeln wieder zurück. Insgesamt ergibt sich für die Elektronen<br />

so ein Zick-Zack-Weg durch den <strong>Halbleiter</strong>, der um so stärker ausgeprägt ist je stärker<br />

das Magnetfeld ist. Diese Wegverlängerung bedeutet nichts anderes als eine Erhöhung des<br />

Widerstandes der Feldplatte.<br />

Folie Nr. 84: Abhängigkeit des Widerstandes von B, U-I-Kennlinie<br />

Anwendungen: Feldplatten werden in großer Zahl als Sensoren für mechanische <strong>und</strong> elektrische<br />

Größen eingesetzt. Beispiele sind die Drehzahlmessung oder die Gleichstrommessung.<br />

9.3 <strong>Halbleiter</strong>-Thermoelemente<br />

Der thermoelektrische Effekt wurde schon bei den metallischen<br />

<strong>Werkstoffe</strong>n besprochen. Verbindet man zwei Metalle<br />

miteinander <strong>und</strong> legt die Kontaktstellen auf unterschiedliche<br />

Temperaturen, so beobachtet man entlang der Leiter Diffu-<br />

sionsspannungen U d.<br />

Die Ursache für die Diffusionsspannungen<br />

ist die unterschiedliche thermische Bewegungsenergie<br />

der Elektronen bei den unterschiedlichen Temperaturen.<br />

Es lässt sich zwischen den Metallen eine Thermospannung<br />

U th messen:<br />

Abb. 9.3-1<br />

S i sind die so genannten Seebeckkoeffizienten, th nennen wir die Thermokraft zwischen


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 99<br />

diesen beiden Metallen. Sie hängt von der speziellen Metallpaarung ab <strong>und</strong> liegt typisch zwischen<br />

10 - 50V/C.<br />

Verwenden wir anstelle des Metalls einen geeignet dotierten <strong>Halbleiter</strong>, so besitzen dessen<br />

Ladungsträger am heißen Ende nicht nur eine hohe Bewegungsenergie sondern wir erhalten<br />

dort zusätzliche eine höhere Ladungsträgerkonzentration durch die thermische Freisetzung<br />

von Elektronen oder Löchern.<br />

Folie Nr. 85: <strong>Halbleiter</strong>-Thermoelement<br />

Dies hat zur Folge, dass die Seebeckkoeffizienten S von geeigneten <strong>Halbleiter</strong>werkstoffen<br />

wesentlich größer sind, als die der Metalle. Damit überwiegt die Wirkung der <strong>Halbleiter</strong>seite<br />

stark <strong>und</strong> wir erhalten sehr hohe Thermokräfte als Differenz:<br />

Folie Nr. 86: Thermokraft der <strong>Halbleiter</strong>-Thermoelemente<br />

Während man bei den Metallen am heißen Ende<br />

stets ein positives, am kalten Ende stets ein negatives<br />

Potential findet, ergeben sich bei den <strong>Halbleiter</strong>n<br />

in Abhängigkeit von der Dotierung unterschiedliche<br />

Spannungsrichtungen. Bei den Metallen konnte man<br />

daher nur die Differenzspannungen ausnutzen,<br />

schalten man dagegen einen p- <strong>und</strong> einen n-<strong>Halbleiter</strong><br />

zusammen, so addieren sich die Thermokräfte.<br />

Dies nutzt man speziell zur Energiegewinnung aus<br />

einem Temperaturunterschied aus. Wir sprechen von<br />

einem Thermogenerator oder Seebeck-Element.<br />

Folie Nr. 85: Seebeck-Element<br />

Abb. 9.3-2<br />

Diese besitzen je nach Temperaturdifferenz Wirkungsgrade zwischen 5% <strong>und</strong> 40%. Ihre<br />

Anwendung liegt in der Ausnutzung von Abgaswärme, in der Stromversorgung von Satelliten<br />

mit Kernzerfallsbatterien oder auch in der Energiegewinnung aus der Körperwärme (z.B. für<br />

Armbanduhren). Es sind dabei heute Materialien verfügbar, die Temperaturen von 1000C<br />

zulassen. Durch Serien- <strong>und</strong> Parallelschaltung mehrerer solcher Elemente lassen sich dann die<br />

gewünschten Spannungen <strong>und</strong> Leistungen realisieren.<br />

Der Seebeck-Effekt lässt sich auch umkehren. Legt man eine Spannung an das Seebeckelement<br />

(positiver Pol an p negativer Pol an n) so fließen sowohl Löcher als auch Elektronen<br />

vom kalten Ende zum heißen Ende <strong>und</strong> nehmen dabei Wärmeenergie mit. Das kalte Ende<br />

kühlt sich weiter ab, das heiße Ende heizt sich auf. Wir sprechen hierbei vom Peltier-Effekt.<br />

Polt man die Spannung um, so kehrt sich der Ladungsträgertransport um <strong>und</strong> damit die Richtung<br />

des Wärmetransportes. Wir können also sowohl kühlen, als auch heizen mit einem Peltierelement.


Seite 100 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Folie Nr. 87: <strong>Halbleiter</strong>-Peltiermodul<br />

Man erreicht hiermit heute Temperaturdifferenzen von bis zu 50K. Allerdings ist der Wirkungsgrad<br />

mit max. 10% deutlich geringer als der von herkömmlichen Kühlaggregaten.<br />

Ihr Einsatz liegt bei der Kühlung von <strong>Halbleiter</strong>schaltungen (Mikroprozessoren) sowie beim<br />

Aufbau von kleinen Kühlboxen (Autokühlbox).


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 101<br />

10. Der p-n-Übergang<br />

10.1 Die Diffusionsspannung<br />

Bisher haben wir nur den homogen dotierten <strong>Halbleiter</strong> betrachtet. Die wichtigste Anwendung<br />

der <strong>Halbleiter</strong> liegt aber bei <strong>Bauelemente</strong>n, die zwei oder mehr unterschiedlich dotierte Gebiete<br />

besitzen. Die Grenzfläche zwischen einem p- <strong>und</strong> einem n-dotierten <strong>Halbleiter</strong>bereich ist<br />

dabei von größter Bedeutung. Wir bezeichnen diesen Bereich als p-n-Übergang oder Sperrschicht.<br />

Zunächst stellen wir uns vor, dass aus je einem p- <strong>und</strong> einem n-leitenden <strong>Halbleiter</strong>stück ein<br />

gemeinsamer <strong>Halbleiter</strong> hergestellt wird:<br />

Folie: Nr. 88a: Entstehung der Sperrschicht<br />

Die Konzentration der beweglichen<br />

Ladungsträger entspricht in beiden Stücken<br />

etwa der Dotierung.<br />

Wenn sich beide Stücke berühren, beginnt<br />

infolge des Konzentrationsunterschiedes<br />

eine Wanderung der Majoritätsträger in das<br />

andere <strong>Halbleiter</strong>stück. Es fließt ein Diffusionsstrom<br />

I D,<br />

welcher die Unterschiede ausgleichen<br />

möchte. Hierbei werden negative<br />

Ladungen in den p-<strong>Halbleiter</strong> transportiert,<br />

positive Ladungsträger in den n-<strong>Halbleiter</strong>.<br />

Der p-<strong>Halbleiter</strong> lädt sich folglich negativ<br />

auf, der n-<strong>Halbleiter</strong> positiv. Es entsteht somit<br />

eine Spannung zwischen beiden Bereichen,<br />

die sogenannte Diffusionsspannung<br />

U D.<br />

Abb. 10.1-1<br />

Diese Diffusionsspannung bewirkt ihrerseits<br />

einen Ladungsträgerstrom, welcher dem Diffusionsstrom<br />

entgegenläuft. Wir sprechen hierbei von einem Feldstrom I E.<br />

Die Diffusionsspannung<br />

wächst solange an, bis ein Gleichgewicht zwischen Diffusionsstrom <strong>und</strong> Feldstrom<br />

vorliegt (Abb. 10.1-2). Jetzt ist der Ausgleich der Ladungsträger abgeschlossen. Während der<br />

Diffusionsstrom im wesentlichen durch die Höhe der Dotierungen N A <strong>und</strong> N D bestimmt wird,<br />

ist der Feldstrom durch die im Wirkungsbereich von U D thermisch erzeugten Ladungsträger<br />

bestimmt <strong>und</strong> damit durch n i.<br />

Der Diffusionsstrom nimmt exponentiell mit der Diffusionsspannung ab, da die Ladungsträger


Seite 102 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

gegen das Potential anlaufen müssen.<br />

Die Zahl der Elektronen (<strong>und</strong> Löcher),<br />

die eine ausreichende Energie<br />

hierfür besitzen nimmt aber exponentiell<br />

ab (siehe Abschnitt 8.3):<br />

Für den Elektronenstromanteil von n<br />

nach p gilt dabei<br />

für den Löcherstromanteil von p nach n entsprechend<br />

(c ist eine Konstante, die material- <strong>und</strong> geometrieabhängig ist)<br />

Abb. 10.1-2<br />

Der Feldstrom ist nur bei sehr kleiner Diffusionsspannung von der Spannung abhängig, sobald<br />

ein geringes Potential aufgebaut ist, werden alle Ladungsträger hiervon erfasst <strong>und</strong> es fließt<br />

ein konstanter Strom (das ohmsche Gesetz gilt in diesem Falle nicht, da die Bewegung der<br />

Ladungsträger nur über wenige m geht). Die Größe des Stromes ist dabei der Zahl der Minoritätsträger<br />

auf der jeweiligen Seite proportional:<br />

Die über die Grenze fließenden Ladungsträger werden im benachbarten Gebiet zu Minoritäts-<br />

2<br />

trägern. Wegen der Beziehung np = n i setzt sofort eine verstärkte Rekombination mit den<br />

dort vorhandenen Majoritätsträgern ein. Dies führt zu einem schmalen Bereich um die Grenzfläche<br />

herum, indem nahezu alle beweglichen Ladungsträger vernichtet sind, es gilt hier nä-<br />

herungsweise n=p=n i.<br />

Wegen der ortsfesten, positiv geladenen Donatoren <strong>und</strong> negativ geladenen<br />

Akzeptoren liegt aber trotzdem eine Raumladungszone vor, welche die Diffusionsspannung<br />

bestimmt.<br />

Der Verlauf der beweglichen Ladungsträger zeigt im Bereich der Grenzschicht eine expo-<br />

2<br />

nentielle Abnahme. Da überall pn = n i gilt, müssen sich die Kurven bei p=n=n i schneiden.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 103<br />

Gemeinsam mit den ortsfesten Störstellen<br />

ergibt sich dann ein nahezu<br />

rechteckförmiger Verlauf der Raumladung<br />

.<br />

Mit der Raumladung ist ein elektrisches<br />

Feld E verb<strong>und</strong>en. Außerhalb der<br />

Grenzfläche ist E=0, da sich beide Ladungen<br />

in ihrer Wirkung kompensieren,<br />

innerhalb wächst E auf einen Maximalwert<br />

(negativ, da in -x-Richtung<br />

weisend) <strong>und</strong> fällt dann wieder auf 0<br />

ab.<br />

Gedankenexperiment hierzu: positive<br />

Ladung bewege sich in x-Richtung; sie<br />

spürt im Bereich der Ladungen eine<br />

Kraft in negative x-Richtung also eine<br />

negative Feldstärke; außerhalb der<br />

Raumladungen wirkt keine Kraft.<br />

Diese Feldstärke bewirkt ein elektrisches<br />

Potential entsprechend:<br />

Abb. 10.1-3<br />

Die Differenz ist die Diffusionsspannung U D.<br />

Eine positive Ladung aus dem p-Bereich muss<br />

bei ihrem Weg gegen das elektrische Feld anlaufen. Nur wenn ihre Energie größer als eU D ist,<br />

kann sie in das n-Gebiet hinter der Grenzzone eindringen. Der Weg ist also für die Majoritätsträger<br />

erschwert, der Grenzübergang stellt eine Sperre dar. Daher bezeichnet man diesen<br />

Bereich auch als Sperrschicht.<br />

Die Größe von U D lässt sich aus der Konkurrenz der beiden Ströme einfach berechnen. Wir<br />

setzen die Elektronen- bzw. Löcherstromanteile jeweils gleich. Für den Elektronenstrom<br />

ergibt sich dann:<br />

Dies aufgelöst nach U D liefert sofort:<br />

Die Größe von U D muss mit der Dotierung zunehmen, da I D hiervon bestimmt wird. Ander-


Seite 104 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

erseits muss U D mit der Temperatur abnehmen, da n i <strong>und</strong> damit der entgegen gerichtete Feldstrom<br />

I hiermit zunimmt.<br />

Beispiel:<br />

13 -3 16 -3<br />

Germanium (n i=2,510 cm ) dotiert mit N A=N D=2,510<br />

cm bei 300K:<br />

6<br />

U = 0,026Vln(10 ) = 0,36V<br />

D<br />

10 -3 16 -3<br />

Silizium (n i=1,410 cm ) dotiert mit N A=N D=1,410<br />

cm bei 300K:<br />

12<br />

U = 0,026Vln(10 ) = 0,72V<br />

D<br />

E<br />

Die gleiche Beziehung findet man auch über den Löcherstrom.<br />

Die Diffusionsspannung hängt nur sehr wenig von der Dotierung ab, da der Zusammenhang<br />

logarithmisch ist. Bei einer Verzehnfachung der Dotierung ergibt sich lediglich eine<br />

Änderung um 0,026Vln(100)=0,12V. D.h. die oben ausgerechneten Zahlen sind typische<br />

Werte für diese beiden <strong>Halbleiter</strong>sorten:<br />

Die Diffusionsspannung in Germanium beträgt etwa 0,3V <strong>und</strong> in Silizium etwa<br />

0,7V<br />

Es zeigt sich damit auch, dass<br />

die Diffusionsspannung geringer<br />

ist, als W G/e.<br />

Wie können wir den p-n-Übergang<br />

jetzt im Bändermodell beschreiben?<br />

Die Elektronen, die vom n-Gebiet<br />

ins p-Gebiet wechseln wollen,<br />

müssen eine zusätzliche<br />

Energie aufnehmen, damit dies<br />

möglich ist. Diese Energie beträgt<br />

aber gerade eU D,<br />

da sie<br />

gegen die Spannung U D anlaufen<br />

müssen. Im Bändermodell<br />

muss folglich die n-Seite um<br />

diese Energie niedriger liegen<br />

als die p-Seite.<br />

2<br />

Die Temperaturabhängigkeit von U D finden wir, indem wir n i ersetzen:<br />

Abb. 10.1-4


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 105<br />

Auch hier sehen wir, dass eU D kleiner als der Bandabstand W Gist.<br />

Dabei nimmt die Diffusionsspannung<br />

mit zunehmender Temperatur ab, wie wir es schon oben diskutiert hatten.<br />

10.2 Sperrschichtweite <strong>und</strong> Sperrschichtkapazität<br />

Durch die Ladungsverteilung können wir uns die Sperrschicht<br />

auch als Kondensator vorstellen:<br />

Die Platten stellen wir uns in der Mitte der Ladungszonen<br />

vor, die Gesamtladung ist dann auf den Platten konzentriert.<br />

(A=<strong>Halbleiter</strong>querschnitt)<br />

- +<br />

Aus Neutralitätsgründen muss Q =Q gelten, so dass sofort folgt:<br />

Abb. 10.2-1<br />

Eine hohe Dotierung auf der einen Seite bedeutet eine kleine Sperrschichtweite auf<br />

dieser Seite des Überganges<br />

Die Sperrschicht liegt folglich unsymmetrisch zum Übergang. Mit d=d n +d p folgt dann:<br />

Der oben beschriebene Kondensator hat dann die Sperrschichtkapazität:<br />

Andererseits gilt als Zusammenhang zwischen Ladung, Kapazität <strong>und</strong> anliegender Spannung:


Seite 106 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Setzen wir Q <strong>und</strong> C ein, so erhalten wir folgenden Zusammenhang:<br />

Da uns die Diffusionsspannung U D bekannt ist, können wir hiermit d bestimmen:<br />

Beispiel:<br />

Für Silizium, mit den oben behandelten Dotierungen <strong>und</strong> r=12<br />

ergibt sich<br />

16 -3<br />

(N =N = 1,410 cm ; U = 0,72V):<br />

D A D<br />

Die Sperrschichtdicken sind also sehr gering. Hieraus resultiert eine hohe mittlere Feldstärke<br />

in der Grenzschicht von<br />

Die Durchschlagfeldstärke in Silizium beträgt zum Vergleich etwa 10000V/mm.<br />

Für die Dicke d der Sperrschicht gilt folgende Proportionalität:<br />

Da die Diffusionsspannung nur langsam mit der Dotierung N D,A ansteigt (U D ln N D,A),<br />

nimmt die Sperrschichtweite d mit zunehmender Dotierung ab <strong>und</strong> die Feldstärke in der<br />

Grenzschicht folglich zu. Dies ist für die Z-Dioden von Bedeutung.<br />

Hochdotierte <strong>Halbleiter</strong> besitzen geringe Sperrschichtweiten<br />

Mit Hilfe der Sperrschichtweite ist es uns jetzt möglich die Sperrschichtkapazität zu bestimmen.<br />

Für das obige Beispiel folgt mit A=1mm : 2


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 107<br />

Da C proportional zu 1/d ist, wächst mit der Dotierung die Sperrschichtkapazität an. Dies wird<br />

bei Kapazitätsdioden ausgenutzt.<br />

10.3 Die Kennlinie des p-n-Überganges<br />

Betrachten wir zunächst den p-n-Übergang<br />

ohne eine äußere Spannung, d.h. kurzgeschlossen.<br />

Es stellt sich die Frage, ob auf<br />

Gr<strong>und</strong> der Diffusionsspannung ein Strom<br />

fließen kann. Dies ist zu verneinen. Auf<br />

Gr<strong>und</strong> der metallischen Anschlüsse bilden<br />

sich Kontaktspannungen aus. Diese heben<br />

sich in einem geschlossenen Kreis auf, solange<br />

alle Kontakte auf der gleichen Temperatur<br />

liegen (vergleiche Thermoelemente).<br />

Alles andere würde auch der Energieerhaltung wiedersprechen.<br />

Abb. 10.3-1<br />

Betrachten wir jetzt die Sperrschicht. Hier haben wir es mit zwei gegenläufigen Strömen zu<br />

tun, die im Gleichgewicht stehen. Der Diffusionsstrom I D wird von den Majoritätsträgern<br />

beider Seiten getragen. Es können aber nur diejenigen Majoritätsträger die Grenze überwinden,<br />

deren Energie um mindestens eU D größer ist als es dem Leitungsbandminimum entspricht<br />

(gilt für Elektronen, Löcher sind analog zu behandeln). Dieser Diffusionsstrom ist<br />

folglich stark von der Diffusionsspannung abhängig.<br />

Der aus der Diffusionsspannung resultierende Feldstrom I E wird dagegen von den Minoritätsträgern<br />

beider Seiten getragen, welche die Grenze ohne Probleme überwinden können, da sie<br />

von dem elektrischen Feld über die Sperrschicht gesogen werden. Der Feldstrom resultiert im<br />

wesentlichen aus den in der Sperrschicht thermisch erzeugten Ladungsträgern (dies sind aber<br />

nur wenige, da die Sperrschicht sehr dünn ist) <strong>und</strong> solchen, die von außen in die Sperrschicht<br />

hineingelangen. Der Feldstrom ist somit proportional zur Dichte der Minoritätsträger:<br />

Damit ist dieser Strom einerseits von U D unabhängig, andererseits aber stark temperaturabhän-


Seite 108 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

gig.<br />

Im Kurzschlussfalle gilt wie bisher: I E = I D = I S.<br />

Diesen Gleichgewichtsstrom bezeichnen wir<br />

als Sperrstrom I. S<br />

Betrachten wir jetzt den Einfluss einer kleinen Spannung auf das Gleichgewicht an der Sperrschicht.<br />

Zunächst sei die Spannung so gerichtet, dass sie in gleicher Richtung wirkt wie U D.<br />

Diese Sperrspannung saugt die frei beweglichen<br />

Ladungsträger von der Sperrschicht<br />

weg, die Potentialschwelle steigt<br />

auf U D + U R <strong>und</strong> die Sperrschicht wird<br />

breiter, entsprechend:<br />

(R steht für reverse).<br />

Der Feldstrom bleibt unverändert, da<br />

weiterhin ein Potential vorhanden ist,<br />

welches die Minoritätsträger durch die Sperrschicht zieht. Damit gilt: I E = I S<br />

Abb. 10.3-2<br />

Der Diffusionsstrom muss aber erheblich beeinflusst werden, da die Barriere, welche die<br />

Majoritätsträger überwinden müssen, jetzt größer wird.<br />

Der Gesamtstrom in Sperrrichtung ergibt sich folglich zu:<br />

Schon für sehr kleine Spannungen U R (>0,1V) gilt:<br />

so dass dann gilt: I R = I S.<br />

Der Begriff Sperrstrom ist also gerechtfertigt.<br />

Polen wir jetzt die äußere Spannung um, so dass sie U D verringert.<br />

Abb. 10.3-3<br />

D F<br />

Es sei immer noch U -U > 0. Die freien Ladungsträger werden durch die äußere Spannung<br />

zur Sperrschicht gedrückt, die Sperrschicht wird folglich dünner, entsprechend


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 109<br />

(F steht für forward).<br />

Der Feldstrom wird solange nicht verändert,<br />

wie UD -U F><br />

0 gilt, da die<br />

Minoritätsträger immer noch ein Feld<br />

finden, welches sie durch die Sperrschicht<br />

saugt.<br />

Der Diffusionsstrom jedoch wird wieder<br />

sehr stark beeinflusst. Analog zur<br />

vorangegangenen Diskussion nimmt er jetzt exponentiell zu:<br />

Der Gesamtstrom in Durchlassrichtung ist folglich:<br />

Schon bei sehr kleinen Spannungen U F (>0,1V) gilt wiederum<br />

so dass folgt:<br />

Abb. 10.3-4<br />

Wird die äußere Spannung U Fgrößer als U D,<br />

so reduziert sich die Dicke der Sperrschicht auf<br />

Null. Der <strong>Halbleiter</strong> stellt jetzt einen gewöhnlichen <strong>Halbleiter</strong>widerstand dar.<br />

Beide Formeln kann man durch weglassen der Indizes zu einer zusammenfassen:<br />

Für negative Spannungen U ergibt sich ein negativer Strom <strong>und</strong> damit die Formel der Sperrrichtung,<br />

für positive Spannungen dagegen ein positiver Strom <strong>und</strong> damit die Durchlassrichtung.


Seite 110 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Die Größe des Sperrstromes I S bestimmt folglich den Verlauf der Kennlinie.<br />

Für Germanium liegt dieser Strom bei üblichen Dotierungen etwa bei 1-10A, bei Silizium<br />

dagegen in der Größe von 5-100nA infolge der sehr viel geringeren Eigenleitungskonzentration.<br />

Welche Form besitzt die Kennlinie nun?<br />

Betrachten wir als Beispiel einmal eine Germaniumdiode mit I S = 1A bei 300K (d.h. U T =<br />

kT/e = 0,026V). Es gilt:<br />

d.h. eine Spannungserhöhung um 0,06V verzehnfacht den Exponentialfaktor.<br />

U F /V I F/mA U R/V I R/A<br />

0 0 0 0<br />

0,06 0,009 0,06 0,9<br />

0,12 0,099 0,12 0,99<br />

0,18 1,00 0,18 1,00<br />

0,24 10<br />

0,30<br />

UD<br />

100<br />

Betrachten wir noch die Temperaturabhängigkeit<br />

der Kennlinie, zunächst für<br />

den Sperrbereich. Wie wir gesehen haben,<br />

entspricht der Sperrstrom I S dem<br />

Feldstrom I des unbelasteten p-n-Überganges. Somit folgt:<br />

E<br />

Abb. 10.3-5<br />

Setzt man hier Werte ein, so findet man: bei Germanium reicht eine Temperaturerhöhung von<br />

etwa 11K für eine Verdopplung des Sperrstromes, bei Silizium benötigt man sogar nur etwa<br />

7K.<br />

Eine Temperaturerhöhung um 33K bedeutet für die oben berechnete Germaniumdiode also<br />

3<br />

eine Erhöhung des Sperrstromes um den Faktor 2 =8, also von 1A auf 8A.<br />

Dieser Faktor ist auch in der Durchlassrichtung wirksam, wird aber durch die Temperatur-


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 111<br />

abhängigkeit des exponentiellen Anstiegs<br />

verringert. Dies bedeutet insgesamt ein früheres<br />

<strong>und</strong> steileres Ansteigen der Durchlasskurve.<br />

In Durchlassrichtung ist die Kennlinie also zu geringeren<br />

Spannungen verschoben. Man beobachtet<br />

bei Germanium eine Verschiebung um -1,5mV/K<br />

<strong>und</strong> bei Silizium um -2,5mV/K. In Sperrrichtung<br />

wird die Kennlinie parallel zu höheren Sperrströmen<br />

verschoben. Dies entspricht der Aussage, dass<br />

die Diffusionsspannung U D ebenfalls mit der Temperatur<br />

abnimmt.<br />

Video Nr. 2-6: Diodenkennlinie<br />

Abb. 10.3-6<br />

Die Kapazität eines stromlosen p-n-Überganges hatten wir schon bestimmt. Hier noch einmal<br />

die Formel:<br />

Legen wir jetzt eine Sperrspannung an den p-n-Übergang, so verbreitert sich die Sperrschicht,<br />

wie beschrieben. Dies bedeutet dann eine Verringerung der Sperrschichtkapazität. Ersetzen<br />

wir U D durch U D+U R,<br />

so folgt sofort:<br />

Wir erhalten somit eine spannungssteuerbare Kapazität. Dies wird bei den Kapazitätsdioden<br />

ausgenutzt.<br />

Folie Nr. 92: Kapazitätsdiode<br />

Mit der Sperrschichtkapazität verb<strong>und</strong>en ist auch das Umschaltverhalten des p-n-Überganges.<br />

Wird er von Sperrrichtung in Durchlassrichtung umgepolt, so kann der Strom nicht sofort<br />

fließen, da die Majoritätsträger erst von beiden Seiten die evakuierte Sperrschicht überfluten<br />

müssen. Dies benötigt eine gewisse Zeit. Die Anstiegszeit bis auf 90% des Maximalstromes IF<br />

wird als Durchlassverzugszeit t fr (forward rise) bezeichnet. Sie liegt in der Größe von einigen<br />

s.


Seite 112 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Wird der p-n-Übergang dagegen von der<br />

Durchlassrichtung in die Sperrrichtung umgepolt, so ist<br />

die Sperrschicht von Ladungsträgern überflutet. Der<br />

Strom ändert sofort sein Vorzeichen <strong>und</strong> fließt zunächst<br />

in gleicher Größe in entgegengesetzter Richtung.<br />

Erst wenn die Sperrschicht von den injizierten<br />

Ladungsträgern geräumt ist, geht der Strom zurück auf<br />

den normalen Sperrstrom I R.<br />

Wir haben zunächst eine<br />

Speicherzeit t s, dann eine Abklingzeit t a.<br />

Beide zusam-<br />

men bestimmen die Sperrverzugszeit t rr (reverse rise).<br />

Die Sperrverzugszeit ist deutlich höher als die Durchlassverzugszeit.<br />

10.4 Diodenkennlinie<br />

Der bisher betrachtete theoretische Verlauf<br />

der Kennlinie eines p-n-Überganges<br />

weicht in einigen Teilen erheblich vom<br />

realen Kennlinienverlauf ab, wie er bei<br />

Dioden als Bauteil mit einem p-n-Übergang<br />

beobachtet wird.<br />

Da ist zum einen der Bahnwiderstand,<br />

der in Durchlassrichtung infolge des hohen<br />

Stromes einen Spannungsabfall am<br />

Widerstand des <strong>Halbleiter</strong>materials bewirkt.<br />

Dieser macht sich in der Kennlinie<br />

durch eine Widerstandsgerade bemerkbar,<br />

welche zur theoretischen Kennlinie<br />

zu addieren ist. Zusätzlich bewirkt dieser<br />

Spannungsabfall, dass die äußere Spannung<br />

nicht voll an der Sperrschicht wirksam<br />

wird, die Kennlinie wird derart verändert,<br />

dass eine deutlich höhere Schwellenspannung<br />

oder Schleusenspannung U S auftritt,<br />

ab welcher der Strom stark ansteigt. Diese<br />

Spannung liegt bei Germanium etwa bei 0,3-<br />

0,4V, bei Silizium bei etwa 0,6-0,8V.<br />

Die Schleusenspannung besitzt etwa<br />

die Größe der Diffusionsspannung U<br />

D<br />

Abb. 10.3-7<br />

Abb. 10.4-1<br />

Abb. 10.4-2


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 113<br />

Definiert ist die Schleusenspannung bei 10% des maximal zulässigen Stromes. Die Kennlinie<br />

für Silizium steigt wesentlich steiler an als für Germanium.<br />

Auch in Sperrrichtung ist die Kennlinie zu korrigieren. Bei hohen Sperrspannungen steigt der<br />

Sperrstrom über seinen Sättigungswert I S stark an. Hierfür existieren mehrere Ursachen:<br />

Zener-Durchbruch<br />

Bei sehr hoch dotierten <strong>Halbleiter</strong>n ist die Sperrschichtweite sehr gering (d ~ 1/N, E ~N).<br />

Schon bei recht kleinen Sperrspannungen


Seite 114 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

erzeugt. Da der Sperrstrom sehr temperaturabhängig ist <strong>und</strong> mit steigender Temperatur zunimmt,<br />

ergibt sich eine weitere Steigerung der Verlustleistung. Wird die erzeugte Wärme<br />

daher nicht ausreichend abgeführt, kann das Bauteil sich durch diese positive Rückkopplung<br />

selbst zerstören.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 115<br />

11. Dioden<br />

11.1 Herstellungsverfahren<br />

Dioden sind <strong>Halbleiter</strong>bauelemente mit einem p-n-Übergang. In der Mehrzahl bestehen sie<br />

aus einkristallinem Germanium oder Silizium. Wichtigster Schritt bei der Herstellung ist die<br />

Erzeugung des p-n-Überganges. Gr<strong>und</strong>sätzlich werden hierfür zwei unterschiedliche Verfahren<br />

angewandt: die Legierungstechnik <strong>und</strong> die Planartechnik. Dabei ist die ältere Legierungstechnik<br />

heute in weiten Bereichen durch die Planartechnik ersetzt worden, da letztere<br />

besser für eine Massenproduktion geeignet ist.<br />

Folie Nr. 88: Legierungstechnik<br />

Bei der Legierungstechnik wird ein n-leitendes Ge- oder Si-Substrat verwendet, auf welches<br />

ein dreiwertiges Material aufgesetzt wird (z.B. In, Al). Da diese Materialien einen wesentlich<br />

niedrigeren Schmelzpunkt wie das Substrat besitzen (In: 156°C, Al: 660°C, Ge:959°C, Si:<br />

1420°C), lassen sie sich aufschmelzen. Dabei diff<strong>und</strong>iert ein Teil des dreiwertigen Materials<br />

in das Substrat <strong>und</strong> macht dieses in der Nähe des Schmelzkontaktes p-Leitend. Auf diese<br />

Weise entsteht ein definierter p-n-Übergang. Wir sprechen jetzt von Legierungsdioden. Da<br />

der Kontakt sehr flächig ausgeprägt ist, bezeichnet man diese Dioden auch als Flächendioden.<br />

Verwendet man bei der Legierung nur eine Drahtspitze, z.B. Golddraht mit Gallium<br />

versetzt, so erhält man eine Spitzendiode, in diesem Spezialfall eine Golddrahtdiode.<br />

Die Planartechnik ist in ihrer Weiterentwicklung für die Herstellung von integrierten Bausteinen<br />

sehr wichtig. Das Gr<strong>und</strong>prinzip ist bei den Dioden gut zu erläutern.<br />

Folie Nr.89: Diffusions-Planartechnologie<br />

Das Gr<strong>und</strong>prinzip der Planartechnik ist die Erzeugung einer hochtemperaturfesten Maske aus<br />

SiO 2.<br />

Dies geschieht durch Oxidation des Gr<strong>und</strong>körpers in Sauerstoff bei hohen Temperaturen.<br />

Anschließend wird ein Fotolack aufgetragen <strong>und</strong> mit einer Maske belichtet. Der belichtete<br />

Teil kann leicht entfernt werden. Das entstehende Fenster ermöglicht das Abätzen der unterliegenden<br />

SiO2-Schicht. Nach Entfernen des Fotolackes kann jetzt mit einem Diffusionsprozess<br />

bei hohen Temperaturen das ursprünglich n-leitende Silizium umdotiert werden zu pleitendem<br />

Silizium. Somit erhalten wir einen p-n-Übergang, der nur noch entsprechend zu<br />

kontaktieren ist. Führt man die gleichen Schritte mehrfach aus, so erhält man Transistorstrukturen<br />

oder ganze integrierte Schaltkreise. Da auf diese Weise Siliziumscheiben mit einem<br />

Durchmesser von 15-20cm behandelt werden können <strong>und</strong> eine Diode einen Durchmesser von<br />

wenigen mm hat, können so gleichzeitig Tausende von Dioden hergestellt werden.<br />

Die Anschlusskontakte werden in der Planartechnik durch Aufdampfen von Metallschichten<br />

hergestellt.<br />

Folie Nr. 90: Epitaxie-Planartechnik


Seite 116 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Anstatt durch Diffusion das Gr<strong>und</strong>material umzudotieren, besteht auch die Möglichkeit<br />

Schichten mit entsprechender Dotierung aufwachsen zu lassen. Aus dem Gas SiH 4 scheidet<br />

sich im Kontakt mit dem heißen Substrat reines Silizium ab. In gleicher Weise kann auch der<br />

Dotierstoff gasförmig zugeführt werden. Dieses Verfahren bezeichnet man als Epitaxie,<br />

+<br />

hierbei wachsen einkristalline Schichten. (n =sehr stark dotiert)<br />

Die Diffusion der Dotieratome kann auch ersetzt werden durch die Ionenimplantation. Dabei<br />

werden die Dotieratome ionisiert <strong>und</strong> auf Energien von etwa 100 keV beschleunigt. Sie können<br />

dann einige 100 nm tief in die <strong>Halbleiter</strong>oberfläche eindringen. Der Vorteil der Ionenimplantation<br />

liegt darin, dass hier keine hohen Kristalltemperaturen benötigt werden, dass<br />

hiermit auch ohne SiO2-Maske nur mit einer Fotolackmaske gearbeitet werden kann <strong>und</strong> dass<br />

sehr lokal Dotierungsänderungen erzeugt werden können.<br />

Folie Nr. 90: Ionenimplantation<br />

Video Nr. 2-2: Chip-Herstellung<br />

Folie Nr. 90a: Bezeichnungsschema für <strong>Halbleiter</strong><br />

Beispiele:<br />

BA100: Siliziumdiode für allgemeine Anwendungen<br />

BC107: Siliziumtransistor für Tonfrequenzanwendungen<br />

BPY11: Siliziumfotoelement für industrielle Anwendung<br />

Nach der amerikanischen Norm gibt es folgende Kennzeichnung:<br />

1N+ 3-4 Zahlen = Diode<br />

2N+ " = Transistor<br />

3N+ " = Feldeffekttransistor<br />

Nach der japanischen Norm gilt:<br />

1S+ 3 Zahlen = Diode<br />

2SA..., 2SB..., 2SC... = Transistor<br />

Die Kennzeichnung der Durchlassrichtung erfolgt auf dem<br />

Gehäuse der Diode. Dabei wird entweder ein Strich auf der<br />

Kathodenseite angebracht oder das Diodensymbol direkt<br />

aufgedruckt. Das Diodensymbol ist dabei so gestaltet, dass<br />

der Pfeil die technische Stromrichtung für den Durchlassbetrieb<br />

angibt.<br />

Abb. 11.1-1


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 117<br />

11.2 Universaldioden<br />

Universaldioden werden vorwiegend zur Gleichrichtung eingesetzt. Dabei unterscheidet man<br />

zwei Bereiche:<br />

- Gleichrichtung von Netzspannungen in Stromversorgungseinrichtungen. Hier sind<br />

höhere Ströme <strong>und</strong> Leistungen gefragt, weswegen meist Flächendioden eingesetzt<br />

werden. Man spricht meist von Gleichrichterdioden oder einfacher von Gleichrichtern.<br />

Dabei können auch mehrere Dioden in einem Gehäuse zusammengefasst sein.<br />

- Gleichrichtung von HF-Spannungen. Hier ist die Kapazität der Sperrschicht ein wichtiges<br />

Kriterium. Sie sollte möglichst gering sein. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e werden hier die<br />

Spitzendioden eingesetzt, mit einem Sperrschichtdurchmesser von etwa 10m (im<br />

Gegensatz zu den Flächendioden mit Sperrschichtdurchmesser >0,1mm).<br />

Kennwerte der Dioden:<br />

Nennstrom Mittelwert des dauernd zulässigen Durchlassstromes<br />

Sperrspannung höchstzulässige Gleichspannung oder Wechselspannung in<br />

Sperrrichtung<br />

Spitzensperrsp. höchste Sperrspannung, die auch bei kurzen Spitzen nicht<br />

überschritten werden darf<br />

max. Verlustleistung ergibt sich aus der zulässigen Sperrschichttemperatur <strong>und</strong><br />

dem Wärmewiderstand<br />

Vergleich von Germanium- <strong>und</strong> Silizium-Dioden:<br />

(j=junction=Sperrschicht)<br />

Eigenschaft Germaniumdiode Siliziumdiode<br />

Sperrströme A-Bereich nA-Bereich<br />

Sperrspannungen einige 100V einige kV<br />

Durchbruch thermisch Lawinendurchbruch<br />

Sperrschichttemperatur max. 90°C max. 200°C<br />

Schleusenspannung ca. 0,3V ca. 0,7V<br />

Steilheit klein groß<br />

Kennlinienknicke schwach scharf<br />

max. Verlustleistung mittel groß


Seite 118 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Bei Leistungsdioden <strong>und</strong> Hochspannungsdioden tritt ein besonderes Problem auf:<br />

Für hohe Sperrspannungen muss die Dotierung recht gering<br />

gehalten werden, damit es nicht zum Lawinendurchbruch<br />

kommt. Geringe Dotierung bedeutet aber auch hoher Bahnwiderstand<br />

des <strong>Halbleiter</strong>s <strong>und</strong> damit hohe Verlustleistung.<br />

Um dieses Problem zu lösen, verwendet man eine Dreischichtstruktur<br />

des pn-Überganges (PSN-Struktur, S = soft<br />

concentration).<br />

+ +<br />

Hierbei wird zwischen den hochdotierten P - <strong>und</strong> N -Bereichen<br />

eine weitere Schicht mit schwacher Dotierung, bzw. oh-<br />

Abb. 11.2-1<br />

ne Dotierung (I) eingebracht. In Sperrrichtung erhalten wir so<br />

zwei pn-Übergänge in Serie mit hoher Durchbruchsspannung, in Durchlassrichtung wird die<br />

mittlere Zone dagegen von Ladungsträgern überschwemmt <strong>und</strong> stellt somit kein Hinderniss<br />

dar.<br />

11.3 Z-Dioden<br />

Z-Dioden sind Siliziumdioden, die in Sperrichtung im Durchbruchbereich betrieben werden.<br />

Früher wurden sie oft auch als Zener-Dioden bezeichnet, der Zenerdurchbruch tritt aber bekanntlich<br />

nur für Durchbruchspannungen unter 8V in Erscheinung. Z soll vielmehr an die<br />

z-förmige Kennlinie erinnern.<br />

Die Kennlinie ist gekennzeichnet<br />

durch die Durchbruchspannung<br />

U Z,<br />

die in der Regel<br />

bei 5mA gemessen wird. Der<br />

zulässige Arbeitsstrom IZmax<br />

bestimmt sich aus der maximalen<br />

thermischen Belastbarkeit<br />

der Z-Diode.<br />

Da beide Durchbruchsmechanismen<br />

temperaturabhängig<br />

sind, kommt es durch den thermischen<br />

Einfluss zu einer<br />

deutlichen Änderung der<br />

Kennlinie der Z-Dioden. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e werden Z-Dioden heute<br />

oft schon temperaturstabilisiert geliefert,<br />

indem in das gleiche Gehäuse zusätzliche<br />

<strong>Halbleiter</strong> mit entgegengesetztem TK untergebracht<br />

werden.<br />

Abb. 11.3-1<br />

Abb. 11.3-2


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 119<br />

Bei etwa U Z=7V<br />

ist die Steilheit der Kennlinien am größten.<br />

Folie Nr. 91: Durchbruchskennlinien<br />

Die wichtigste Anwendung der Z-Dioden<br />

ist die Spannungsstabilisierung. Hierfür<br />

wird die Gr<strong>und</strong>schaltung der Abb. 11.3-3<br />

verwendet.<br />

Für die Auswahl von Z-Diode <strong>und</strong> Vor-<br />

widerstand gilt folgende Regel: U e = 2U Z.<br />

Der Widerstand R V muss dann so bestimmt<br />

werden, dass die zulässige<br />

Verlustleistung nicht überschritten wird.<br />

Die nebenstehende Kennlinie zeigt die<br />

Spannungsstabilisierung sehr deutlich:<br />

bei großer Änderung der Eingangsspan-<br />

nung U e ändert sich die Ausgangsspannung<br />

nur wenig. Belastet man<br />

diese Schaltung jetzt mit einem<br />

zusätzlichen Lastwiderstand R L,<br />

so teilt sich der Strom in R V auf<br />

die Z-Diode <strong>und</strong> R L auf. Solange<br />

I Z nicht den Mindestwert von<br />

etwa 1mA unterschreitet, bleibt<br />

die Spannung an der Z-Diode<br />

konstant <strong>und</strong> damit auch der<br />

Strom in R V.<br />

In unserem Beispiel<br />

ist das der Fall, wenn<br />

R L > 30V/9mA = 3,3k ist.<br />

Abb. 11.3-3<br />

Den Lastwiderstand können wir<br />

auch im I/U-Diagramm berück-<br />

Abb. 11.3-4<br />

sichtigen, indem wir die Ströme<br />

I Z <strong>und</strong> I RLaddieren.<br />

Wir erhalten<br />

dann eine verschobene Summenkennlinie. Hier erkennt man, dass auch eine große Änderung<br />

des Lastwiderstandes nur einen geringen Einfluss auf die Ausgangsspannung hat.


Seite 120 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

11.4 Kapazitätsdioden<br />

Wie schon beschrieben, folgt die Sperrschichtkapazität der Beziehung<br />

Bei entsprechend großflächigen p-n-Übergängen erreicht man dann Kapazitätswerte C S0 von<br />

einigen zehn bis einigen h<strong>und</strong>ert Picofarad.<br />

Folie Nr. 92: Kennlinie <strong>und</strong> Schaltsymbol einer Kapazitätsdiode<br />

Schaltet man diese Diode parallel zu einer Schwingkreiskapazität, so erhält man einen durch<br />

Gleichspannungen abstimmbaren Schwingkreis.<br />

Folie Nr. 92: Schwingkreis mit Kapazitätsdiode<br />

Dies wird heute technisch in großem Umfang in Fernsehgeräten <strong>und</strong> R<strong>und</strong>funkgeräten zur<br />

Senderabstimmung eingesetzt <strong>und</strong> ersetzt dort die früher vorhandenen Abstimmkondensatoren.<br />

Außerdem lassen sich so sehr einfach die automatischen Sendersuchläufe realisieren.<br />

11.5 Fotodioden, Lumineszenz-Dioden<br />

Den Einfluss von Licht auf halbleitende <strong>Werkstoffe</strong> hatten wir schon bei den Fotowiderständen<br />

diskutiert. Auch Dioden zeigen die gleiche Erzeugung von Ladungsträgern wie die<br />

Fotowiderstände, wenn sie mit Licht bestrahlt werden. Wir haben jetzt das Verhalten des p-n-<br />

Überganges zu berücksichtigen. Werden die freien Ladungsträger in den hochdotierten <strong>und</strong><br />

gut leitenden Bereichen außerhalb der Sperrschicht erzeugt, so ist hier kaum ein Feld vorhanden<br />

um Elektronen <strong>und</strong> Löcher zu trennen. Sie werden bald rekombinieren. Innerhalb der<br />

Sperrschicht dagegen ist das Feld sehr hoch <strong>und</strong> die Ladungsträger werden schnell abgeleitet.<br />

Damit erhöhen sie den Feldstrom in der Sperrschicht, während der Diffusionsstrom unverändert<br />

bleibt. Dies hat zur Folge, dass die Diffusionsspannung absinkt. Eine kurzgeschlossene<br />

Fotodiode wird daher einen Strom zeigen, die Diffusionsspannung <strong>und</strong> die Kontaktspannungen<br />

kompensieren sich nicht mehr. Im Sperrbereich gilt:<br />

Aus der Diodenkennlinie mit dem sehr geringen Sättigungsstrom wird jetzt eine Kennlinienschar.<br />

Der Sperrstrom hängt direkt von der Beleuchtungsstärke ab <strong>und</strong> kann somit als Maß für<br />

die Lichtintensität verwendet werden. Ein Vorwiderstand bestimmt den Arbeitspunkt.<br />

Neu an diesem Kennlinienfeld ist der Verlauf im vierten Quadranten, hier hat der Strom ein


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 121<br />

anderes Vorzeichen wie die Spannung, die<br />

Fotodiode arbeitet jetzt als Generator. Dies<br />

werden wir im nächsten Absatz behandeln.<br />

Für eine hohe Empfindlichkeit der Fotodiode<br />

ist es wichtig, die gesamte Lichtstrahlung<br />

möglichst innerhalb der Sperrschicht zu absorbieren.<br />

Hieraus ergibt sich der Aufbau<br />

einer solchen Diode (Abb.11.5-2).<br />

Auf einen n-dotierten Gr<strong>und</strong>körper bringt<br />

man eine hochdotierte p-leitende, sehr dünne<br />

Schicht auf. Dadurch erhält man eine unsymmetrische<br />

Sperrschicht, die weit ins n-Gebiet<br />

reicht <strong>und</strong> auf der p-Seite bis nahe unter die<br />

Oberfläche geht. Wie die folgende Folie zeigt, muss der<br />

Aufbau in seinen Abmessungen auch mit der spektralen<br />

Empfindlichkeit des <strong>Halbleiter</strong>materials abgestimmt sein.<br />

Folie Nr. 93: Aufbau <strong>und</strong> spektrale Empfindlichkeit<br />

Abb. 11.5-1<br />

Fotodioden haben im Vergleich zu Fotowiderständen den<br />

großen Vorteil, dass die Ladungsträger sehr schnell aus<br />

Abb. 11.5-2<br />

der Sperrschicht entfernt werden (hohe Feldstärke). Dadurch<br />

erreicht man geringe Schaltzeiten (ns) <strong>und</strong> hohe Frequenzen. Auf der anderen Seite ist<br />

die Empfindlichkeit der Fotodioden wesentlich geringer als die der Fotowiderstände.<br />

Die Umkehrung des inneren Fotoeffektes wird bei den Lumineszenz-Dioden (Leuchtdioden,<br />

LED) ausgenutzt. Diese Dioden werden in Durchlassrichtung betrieben, die stromtragenden<br />

Majoritätsträger werden nach Durchquerung des p-n-Überganges zu Minoritätsträgern <strong>und</strong><br />

rekombinieren verstärkt. Ihre Energie müssen sie in Form von Wärme oder Strahlung abgeben.<br />

Die Wellenlänge des emittierten Lichtes ist wiederum direkt vom Bandabstand abhängig.<br />

Der Vorgang wird als Elektro-Lumineszenz bezeichnet.<br />

Folie Nr. 94: Elektrolumineszenz<br />

Als Quantenwirkungsgrad bezeichnet man das Verhältnis<br />

Er liegt in der Größenordnung von 1...10%.<br />

Folie Nr. 94: Aufbau einer LED


Seite 122 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Vorteile im Vergleich zur Glühlampe:<br />

- kein Einschaltstrom<br />

- niedrige Betriebsspannung<br />

- trägheitslos (ns)<br />

- hohe Lebensdauer<br />

- hohe Zuverlässigkeit<br />

- höherer Wirkungsgrad<br />

Video Nr. 2-9: weiße Leuchtdiode<br />

Nachteile:<br />

- schlechterer Wirkungsgrad als Leuchtstofflampe<br />

- nahezu monochromatisches Licht<br />

- höherer Preis<br />

Die Lichtaussendung der LED's ist ein zufälliger Prozess. Die Weiterentwicklung sind die<br />

Laserdioden, bei denen eine stimulierte Emission vorliegt. Hier erhalten wir sehr intensives,<br />

kohärentes Licht. Laserdioden werden mit sehr hohen Durchlassströmen betrieben, so dass<br />

eine Überbesetzung des Leitungsbandes erfolgt (Besetzungsinversion), welche dann die<br />

stimulierte Emission ermöglicht.<br />

Folie Nr. 94a:Vergleich LED mit Laserdiode<br />

11.6 Fotoelemente, Solarzellen<br />

Wie im vorherigen Abschnitt beschrieben, werden Fotoelemente im IV. Quadranten des<br />

Kennlinienfeldes betrieben.<br />

Ist das Fotoelement kurzgeschlossen, so<br />

wirkt in der Sperrschicht die Diffusionsspannung<br />

<strong>und</strong> trennt alle erzeugten Ladungsträger<br />

sehr rasch. Es fließt der Kurzschlussstrom<br />

I k,<br />

der im wesentlichen der Lichtintensität<br />

proportional ist.<br />

Wird das Fotoelement im Leerlauf betrieben,<br />

so werden zunächst auch die Ladungen<br />

getrennt, da sie aber nicht abfließen können,<br />

baut sich ein Potential auf, welches der<br />

Abb. 11.6-1<br />

Diffusionsspannung entgegenwirkt. Dieses<br />

Potential kann außen als Leerlaufspannung U 0 gemessen werden. U 0 muss immer kleiner als<br />

U D sein, da nur die Differenzspannung die erzeugten Ladungsträger aus der Sperrschicht<br />

entfernen kann. Je geringer die Differenz ist, um so größer ist die Rekombination der<br />

Ladungsträger.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 123<br />

Wird das Fotoelement mit einem Widerstand belastet,<br />

so stellt sich ein Arbeitspunkt auf der<br />

Kennlinie zwischen I k <strong>und</strong> U 0 ein. Diese Kennlinie<br />

kann wie folgt beschrieben werden:<br />

Der Gesamtstrom besteht aus dem Diffusionsstrom,<br />

welcher durch den Fotoeffekt nicht beeinflusst<br />

wird <strong>und</strong> dem Feldstrom, der aus dem<br />

Sperrstrom <strong>und</strong> dem Fotostrom besteht:<br />

Wir erhalten also im Prinzip die um I ph nach un-<br />

Abb. 11.6-2<br />

ten verschobene Diodenkennlinie. Dies ist aber<br />

nicht vollständig übertragbar, da I ph in der Nähe von U = U D nicht konstant bleibt sondern<br />

abnimmt (s.o.). Im Gegensatz zur Kennlinie einer Batterie zeigt sich hier ein veränderlicher<br />

Innenwiderstand, der bei hohen Strömen groß (Stromquellenverhalten) <strong>und</strong> bei niederen Strömen<br />

klein (Spannungsquellenverhalten) ist. Ursache ist die begrenzte Zahl der Ladungsträger<br />

in der Sperrschicht.<br />

In Abhängigkeit von der Lichtintensität J ist I k nahezu linear über viele Größenordnungen, U0<br />

strebt dagegen schnell einem Sättigungswert unterhalb von U D zu. Bei Temperaturerhöhung<br />

verringert sich U 0, da I S jetzt ansteigt (<strong>und</strong> damit auch die Durchlasskennlinie) <strong>und</strong> I phschnel-<br />

ler kompensiert wird. Als maximale Leistung gibt das Fotoelement etwa P=0,7U0I k ab. Der<br />

Lastwiderstand sollte so gewählt werden, dass der Arbeitspunkt in der Nähe des Leistungsmaximums<br />

liegt.<br />

Der theoretische Wirkungsgrad von maximal 29% für Si wird nicht erreicht, da wir die spektrale<br />

Verteilung von Lichtquelle <strong>und</strong> Empfänger berücksichtigen müssen, sowie auch innere<br />

Serien- <strong>und</strong> Parallelwiderstände.<br />

Folie Nr. 95: spektrale Verteilung<br />

Besondere Anwendung finden die Fotoelemente heute bei der Energieerzeugung durch Solarzellen.<br />

Folie Nr. 95: schematische Darstellung einer Solarzelle<br />

Typische Wirkungsgrade sind heute 13-17% für kommerzielle kristalline Solarzellen. Labormuster<br />

erreichen Wirkungsgrade von über 20%.<br />

Folie Nr. 96: Wirkungsgrad von Solarzellen


Seite 124 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 125<br />

12. Bipolare Transistoren<br />

12.1 Aufbau <strong>und</strong> Wirkungsweise<br />

Transistoren sind für die Elektronik die zur Zeit wichtigsten <strong>Bauelemente</strong>. Wir unterscheiden<br />

bipolare Transistoren, bei denen zwei Sorten von Ladungsträgern wirksam sind, von den<br />

unipolaren oder Feldeffekttransistoren, bei denen nur eine Art der Ladungsträger wirksam<br />

ist.<br />

Der bipolare Transistor ist ein<br />

Bauelement mit zwei p-n-<br />

Übergängen, es besteht somit<br />

aus drei unterschiedlich dotierten<br />

Schichten der Reihenfolgen<br />

p-n-p bzw. n-p-n. Diese<br />

Schichten werden Emitter,<br />

Basis <strong>und</strong> Kollektor genannt<br />

(E, B, C). Im Schaltsymbol<br />

werden beide Typen durch die<br />

Richtung des Emitterpfeiles<br />

unterschieden. Dieser Pfeil<br />

zeigt die technische Stromrichtung<br />

im Emitteranschluss an.<br />

Abb. 12.1-1<br />

Im normalen Betrieb des Transistors ist die Emitter-Basis-Diode in Durchlassrichtung<br />

geschaltet, die Kollektor-Basis-Diode in Sperrrichtung gepolt. Für die Angabe der Ströme<br />

<strong>und</strong> Spannungen an einem Transistor gibt es folgende Vereinbarung:<br />

Alle Strompfeile zeigen in den Transistor hinein, die Ströme sind positiv, wenn die Pfeilrichtung<br />

mit der technischen Stromrichtung übereinstimmt. Die Ströme werden mit Emitterstrom<br />

I E, Basisstrom I B <strong>und</strong> Kollektorstrom I C bezeichnet. Es gilt dann die Knotenregel<br />

Zwischen den drei Anschlüssen lassen sich drei Spannungen definieren, der erste Buchstabe<br />

kennzeichnet den Startpunkt, der zweite Buchstabe den Endpunkt des Spannungspfeiles. Die<br />

Spannung ist positiv, wenn der Startpunkt das positive, der Endpunkt das negative Potential<br />

trägt. Die Spannungen werden mit Basis-Emitter-Spannung U BE,<br />

Kollektor-Basis-Spannung<br />

U <strong>und</strong> Kollektor-Emitter-Spannung U bezeichnet. Es gilt die Maschenregel:<br />

CB CE<br />

Für den normalen Betrieb eines Transistors ergeben sich damit folgende Vorzeichen der Ströme<br />

<strong>und</strong> Spannungen:


Seite 126 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

UCE UBE UCB IC IB IE<br />

p-n-p - - - - - +<br />

n-p-n + + + + + -<br />

Auch wenn man oft einen Transistor als Zusammenschaltung von zwei Dioden betrachtet,<br />

ergeben zwei normale Dioden natürlich keinen Transistor. Wesentliche Voraussetzung für die<br />

Funktion eines Transistors ist eine möglichst geringe Basisdicke in der Größenordnung von<br />

1...10m. Wir wollen im folgenden die Funktionsweise eines Transistors erarbeiten. Dabei<br />

werden wir von einem n-p-n-Transistor ausgehen, die Funktionsweise eines p-n-p-Transistors<br />

ergibt sich ganz analog durch Vertauschen der Spannungen <strong>und</strong> der Elektronen mit den Löchern.<br />

In der Regel ist das Emitter-Gebiet<br />

sehr stark dotiert (z.B. NDE<br />

17 -3<br />

= 10 cm ), was einer hohen<br />

Leitfähigkeit entspricht<br />

(0,1cm bei Si). Die Basis ist<br />

um ca. 2 Größenordnungen<br />

schwächer dotiert (N AB = 10 15<br />

-3 cm , ca. 1cm bei Si), der<br />

Kollektor zeigt meist eine noch<br />

geringere Dotierung (N DC = 10 13<br />

-3<br />

cm , ca. 1...10cm bei Si).<br />

Zur Beschreibung der Funktion<br />

eines Transistors betrachten wir<br />

die Ströme der beiden p-n-<br />

Übergänge getrennt:<br />

Emitter-Basis-Diode:<br />

Diese Diode ist in Durchlassrichtung geschaltet, d.h. es fließt der Durchlassstrom<br />

Abb. 12.1-2<br />

Dieser Strom besteht aus einem Elektronenstrom vom Emitter in die Basis sowie einem Löcherstrom<br />

von der Basis in den Emitter. Da der Emitter wesentlich stärker dotiert ist als die<br />

n<br />

Basis, folgt, dass der Elektronenstrom I EB vom Emitter in die Basis etwa um das Verhältnis<br />

p<br />

der Dotierungen größer ist als der Löcherstrom I EB von der Basis in den Emitter. Die Basis<br />

wird folglich mit Elektronen überschwemmt, wir sprechen auch von in die Basis injizierten


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 127<br />

Elektronen. Diese Elektronen<br />

stellen in der Basis Minoritätsträger<br />

dar. Da die Basis schwächer<br />

dotiert ist sind nur wenige<br />

Löcher zur Rekombination vorhanden.<br />

Der überwiegende Anteil<br />

der Elektronen gelangt in<br />

die Zone der Kollektor-Basis-<br />

Diode.<br />

Kollektor-Basis-Diode:<br />

Diese Diode ist in Sperrrich-<br />

Abb. 12.1-3<br />

tung gepolt, d.h. zwischen Basis<br />

<strong>und</strong> Kollektor fließt der Sperrstrom dieser Diode, dieser ist sehr gering. Er setzt sich als Sperrp<br />

strom aus den Strömen der Minoritätsträger zusammen, also einem Löcherstrom I CB aus dem<br />

n<br />

Kollektor in die Basis <strong>und</strong> einem Elektronenstrom I CB aus der Basis in den Kollektor. Lassen<br />

wir zunächst den Emitteranschluss offen, so ergibt sich als Kollektorstrom die Summe aus<br />

diesen Einzelströmen:<br />

Dieser Strom wird als Kollektorreststrom bei offenem Emitter I CB0 bezeichnet. Wird der<br />

Emitter angeschlossen, so stellen die in die Basis injizierten Elektronen hier ebenfalls Minoritätsträger<br />

dar. D.h. für sie ist die Kollektor-Basis-Diode durchlässig. Wegen der geringen<br />

Basisdicke gelangt somit die überwiegende Anzahl der Elektronen in die Sperrschicht <strong>und</strong><br />

wird vom Kollektor abgesaugt. Der gesamte Kollektorstrom ergibt sich somit zu<br />

dabei wurde ausgenutzt<br />

A bezeichnet man als Stromverteilungsfaktor.<br />

Durch Verwendung der Knotenregel erhält man


Seite 128 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Wir sehen, dass der Kollektorstrom etwa um den Faktor B größer ist als der Basisstrom. Mit<br />

A = 0,99 folgt B = 100. B wird daher als Gleichstromverstärkung bezeichnet. Wegen der<br />

Knotenregel gilt dann weiter:<br />

Diese Gleichung gestattet uns den Reststromterm neu zu interpretieren. Für I B = 0 folgt nämlich:<br />

I CE0 stellt den Kollektorreststrom bei offener Basis dar. Er ist ebenfalls etwa um der Faktor B<br />

größer als I .<br />

CB0<br />

Somit erhalten wir folgende wichtige Gleichungen für den Transistor:<br />

Die Gleichstromverstärkung B wird durch die Dotierungsverhältnisse <strong>und</strong> die Dicke der Basis<br />

bei der Herstellung des Transistors festgelegt. Mit Hilfe der Spannung U BE oder des Stromes<br />

I B kann somit der Emitterstrom I E <strong>und</strong> der Kollektorstrom I C gesteuert werden. Das Transistorprinzip<br />

können wir jetzt wie folgt festhalten:<br />

Die von der in Durchlassrichtung betriebenen Emitter-Basis-Diode in die Basis<br />

injizierten Ladungsträger werden hier zu Minoritätsträgern <strong>und</strong> deshalb von der<br />

in Sperrrichtung betriebenen Basis-Kollektordiode fast vollständig abgesaugt<br />

Die Wirkungsweise eines Transistors als verstärkendes Element können wir uns an einem<br />

einfachen Beispiel mit Hilfe der Kennlinie der Emitter-Basis-Diode <strong>und</strong> den abgeleiteten<br />

Gleichungen klarmachen:<br />

Dafür betrachten wir einen Transistor, der über einen Kollektorwiderstand von 1k an eine<br />

Gleichspannung von 12V angeschlossen ist.<br />

Bei einer Basis-Emitter-Spannung von 0,6V beträgt der Emitterstrom laut Kennlinie etwa


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 129<br />

1mA, der Basisstrom dann wegen<br />

B100 etwa 10A. Der<br />

Kollektorstrom beträgt ebenfalls<br />

etwa 1mA. Am Lastwiderstand<br />

fällt somit eine Spannung von<br />

1V ab <strong>und</strong> U CE beträgt 11V. Erhöht<br />

man U BE um 0,1V auf 0,7V<br />

so folgt entsprechend I E =10mA,<br />

I B = 100A <strong>und</strong> I C = 10mA. Die<br />

Spannung U CE ist jetzt auf 2V<br />

abgesunken, da am Widerstand 10V abfallen.<br />

Abb. 12.1-4<br />

Fazit: Eine Änderung der Eingangsspannung um 0,1V ruft am Ausgang eine Spannungsänderung<br />

um 9V hervor, bzw. eine Änderung des Eingangsstromes um 90A ruft eine Änderung<br />

des Ausgangsstromes von 9mA hervor. Der Transistor arbeitet somit als Verstärker von<br />

Eingangsspannung <strong>und</strong> Eingangsstrom.<br />

Video Nr. 2-7: bipolarer Transistor<br />

12.2 Transistor-Kennlinienfelder<br />

Der Transistor ist ein Bauelement mit drei Anschlüssen. In einer Verstärkerschaltung werden<br />

aber stets zwei Eingangsklemmen sowie zwei Ausgangsklemmen benötigt. Dies bedeutet,<br />

dass einer der Transistoranschlüsse sowohl zum Eingang als auch zum Ausgang Verbindung<br />

haben muss. Hieraus resultieren drei verschiedene Transistor-Gr<strong>und</strong>schaltungen:<br />

Im Namen der Schaltung taucht<br />

jeweils die gemeinsame Elektrode<br />

auf. Wie wir gesehen haben,<br />

werden in der Emitterschaltung<br />

sowohl Ströme wie auch<br />

Spannungen verstärkt. In der<br />

Basisschaltung sind Eingangs<strong>und</strong><br />

Ausgangsstrom nahezu<br />

gleich, hier werden nur Spannungen<br />

verstärkt, in der Kollektorschaltung<br />

dagegen nur Ströme.<br />

Aus diesen Gründen findet<br />

die Emitterschaltung auch die<br />

weiteste Verbreitung. Wir werden<br />

daher im folgenden die Kennlinien der Emitterschaltung betrachten.<br />

Abb. 12.2-1<br />

B BE C CE<br />

Da wir zwei Eingangsgrößen (I , U ) <strong>und</strong> zwei Ausgangsgrößen (I , U ) zu Beschreibung<br />

benötigen, diese aber nie das Vorzeichen wechseln, kommt man zu einer sehr übersichtlichen


Seite 130 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Darstellung der Zusammenhänge zwischen diesen Größen in einer Vier-Quadrantendarstellung:<br />

Zwei der Kennlinien kennen wir<br />

schon. Es handelt sich hierbei<br />

um die Eingangskennlinie,<br />

welche Eingangsstrom <strong>und</strong> Eingangsspannung<br />

miteinander verknüpft<br />

<strong>und</strong> die Steuerkennlinie,<br />

welche Eingangsstrom <strong>und</strong> Ausgangsstrom<br />

miteinander verbindet.<br />

Die Eingangskennlinie ist im<br />

wesentlichen die Kennlinie der<br />

Emitter-Basis-Diode für den<br />

Durchlassbereich:<br />

Wir sehen, dass lediglich die Stromachse um den Faktor 1/B verkleinert ist.<br />

Die Steuerkennlinie ergibt sich aus der abgeleiteten Funktion des Transistors zu:<br />

Abb. 12.2-2<br />

Wir erkennen hier den linearen Zusammenhang zwischen I C <strong>und</strong> I B.<br />

Beide Kennlinien gelten<br />

für eine konstante Kollektor-Emitter-Spannung U CE.<br />

Das dritte wichtige Kennlinienfeld ist die Ausgangskennlinie, welche den Ausgangsstrom<br />

mit der Ausgangsspannung verknüpft. Ihren Verlauf können wir aus der diskutierten Funktion<br />

des Transistors ableiten:<br />

Solange der Basisstrom konstant ist, sollte<br />

auch der Kollektorstrom konstant sein, unabhängig<br />

von der Kollektor-Emitter-Spannung<br />

U CE,<br />

die in der obigen Formel nicht<br />

erscheint. Die Kennlinie bei konstantem<br />

Basisstrom sollte somit eine horizontale<br />

Linie sein. Tatsächlich beobachtet man<br />

aber einen leichten Anstieg der Kennlinie<br />

mit zunehmender Kollektor-Emitter-Span-<br />

Abb. 12.2-3


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 131<br />

nung.<br />

Ursache ist die Verbreiterung der Sperrschicht der Kollektor-Basis-Diode mit zunehmender<br />

Spannung U CE.<br />

Hieraus resultiert eine Verringerung der effektiven Basisdicke <strong>und</strong> damit eine<br />

Erhöhung des Stromverteilungsfaktors A.<br />

Bei sehr kleinen Spannungen U CE folgt wegen<br />

dass die Spannung an der Kollektor-Basis-Diode U CB zu Null oder sogar negativ werden kann.<br />

Dann geht diese Diode von der Sperrrichtung in die Durchlassrichtung über. Da der Kollektorstrom<br />

aber im wesentlichen aus den Minoritätsträgern besteht, die vom Emitter in die Basis<br />

injiziert werden, muss der Strom jetzt abnehmen, da diese die Sperrschicht nicht mehr passieren<br />

können. Bei U CE=0<br />

geht auch der Kollektorstrom auf nahe Null zurück. Der mehr oder<br />

weniger ausgeprägte Knick in der Kennlinie tritt folglich etwa bei U CE = U BE (U CB=0)<br />

auf.<br />

Dieser Punkt wird als Sättigung bezeichnet. Rechts davon liegt der lineare Bereich, den linken<br />

Bereich des Abfalls nennt man Übersteuerung.<br />

Folie Nr. 97: Vierquadrantenkennlinienfeld<br />

Da der Kollektorstrom dem Basisstrom nahezu proportional ist, ergibt sich für jeden Basisstrom<br />

eine eigene Kennlinie im Ausgangskennlinienfeld. Bei gleichmäßiger stufenweiser<br />

Erhöhung von I B ergeben sich so äquidistante Kennlinien. Man spricht vom Ausgangskennlinienfeld<br />

für Stromsteuerung.<br />

Folie Nr. 99: Ausgangskennlinienfelder<br />

Es ist auch möglich, die Ausgangskennlinien bei konstanter Eingangsspannung U BE aufzunehmen.<br />

Sie sehen im Prinzip gleich aus, bei stufenweiser Erhöhung von U BE nimmt der Abstand<br />

der Kennlinien aber stark zu. Dies liegt an der Krümmung der Eingangskennlinie. Wir erhalten<br />

das Ausgangskennlinienfeld für Spannungssteuerung.<br />

Folie Nr. 99: Ausgangskennlinienfelder<br />

Wir haben gesehen, dass die Erhöhung der Kollektor-Emitter-Spannung den Stromverteilungsfaktor<br />

A vergrößerte, dies heißt, der Basisstrom verringert sich. Die Spannung U CE wirkt<br />

also auf die Eingangsgrößen zurück. Sowohl die Eingangskennlinie als auch die Steuerkennlinie<br />

muss folglich von der Spannung U CE abhängen. Dieses Verhalten bezeichnet man als<br />

Rückwirkung.<br />

Aus den Ausgangskennlinien lässt sich diese Rückwirkung ableiten. Dazu wird für zwei<br />

verschiedene Spannungen U CE jeweils der Zusammenhang I C /I B ermittelt <strong>und</strong> in die Steuerkennlinie<br />

übertragen.<br />

Wir sehen, dass der Einfluss der Kollektor-Emitter-Spannung hier nicht sehr groß ist. Man<br />

begnügt sich daher meist mit zwei Kennlinien.


Seite 132 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Folie Nr. 98: Stromsteuerkennlinie,<br />

Gleichstromverstärkung<br />

Soll bei der Erhöhung von UCE<br />

der Basisstrom konstant bleiben,<br />

so muss folglich U BE leicht erhöht<br />

werden. Dies resultiert in<br />

einer Verschiebung der Eingangskennlinie<br />

zu höheren<br />

Spannungen. Diese Verschiebung<br />

lässt sich zusätzlich auch<br />

noch im bisher nicht betrachteten<br />

vierten Quadranten des<br />

Kennlinienfeldes darstellen.<br />

Diese Kennlinien bezeichnet man als Rückwirkungskennlinien.<br />

12.3 Transistorkenngrößen<br />

Abb. 12.2-4<br />

Einige wichtige Kenngrößen haben wir bei der Ableitung der Transistorfunktion bereits kennen<br />

gelernt. Weitere wollen wir aus dem Kennlinienfeld ableiten.<br />

Zu den bereits bekannten Kenngrößen gehören die Gleichstromkenngrößen A <strong>und</strong> B:<br />

Stromverteilungsfaktor A:<br />

A = 0,95 ... 0,999.<br />

Da I E <strong>und</strong> I C Ein- <strong>und</strong> Ausgangsstrom der Basisschaltung darstellen, spricht man hier auch von<br />

der Stromverstärkung der Basisschaltung.<br />

Gleichstromverstärkungsfaktor B:<br />

B = 30...200.<br />

Zwischen beiden Größen gilt die schon hergeleitete Beziehung<br />

B ist keine absolute Konstante, sondern hängt wie wir schon gesehen haben, von der Spannung<br />

U CE ab. Außerdem hängt sie auch vom Kollektorstrom ab, da die Steuerkennlinie


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 133<br />

tatsächlich keine Gerade ist.<br />

Folie Nr. 98: Steuerkennlinie <strong>und</strong> Stromverstärkung<br />

Neben den Gleichstromkenngrößen spielen auch die Kleinsignalkenngrößen eine große<br />

Rolle. Diese weichen auf Gr<strong>und</strong> der Kennlinienkrümmung mehr oder weniger von den<br />

Gleichstromgrößen ab <strong>und</strong> sind dann wichtig, wenn ein Transistor in der Nähe eines Arbeitspunktes<br />

mit geringen Änderungen der Eingangsgrößen betrieben wird.<br />

Stromverstärkung :<br />

besitzt in der Regel etwa die gleiche Größe wie B, ist meist etwas größer.<br />

Diese Kleinsignalkenngrößen können wir im Kennlinienfeld in Form der Kennliniensteigung<br />

wiederfinden.<br />

differentieller Eingangswiderstand:<br />

Hierunter verstehen wir die Steigung der Eingangskennlinie:<br />

Abb. 12.3-1


Seite 134 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

differentieller Ausgangswiderstand:<br />

Dies stellt entsprechend die Steigung der Kennlinien im Ausgangskennlinienfeld dar:<br />

Je nachdem, welche Eingangsgröße im Ausgangskennlinienfeld konstant gehalten wird, erhalten<br />

wird unterschiedliche differentielle Ausgangswiderstände. Wird U BE konstant gehalten, so<br />

sprechen wir vom Kurzschlussfall, da die Eingangswechselspannung kurzgeschlossen ist,<br />

wird I B konstant gehalten, so sprechen wir vom Leerlauf, da kein Eingangswechselstrom<br />

fließt.<br />

Typische Ausgangswiderstände liegen zwischen 1k <strong>und</strong> 100k, meist in der Größenordnung<br />

einiger 1k. Dies bedeutet, dass die differentiellen Eingangs- <strong>und</strong> Ausgangswiderstände der<br />

Emitterschaltung etwa gleich groß sind (Leistungsanpassung zwischen aufeinander folgenden<br />

Stufen).<br />

Folie Nr. 97: Vier-Quadranten-Kennlinienfeld<br />

Steilheit:<br />

Betrachtet man die Spannungssteuerkennlinie, d.h. die Änderung der Kollektorstromes I C mit<br />

der Eingangsspannung U BE,<br />

so stellt die Steigung dieser Kennlinie die sogenannte Steilheit<br />

dar:<br />

Typische Werte der Steilheit sind somit einige<br />

10...100mA/V.<br />

12.4 Transistoranwendungen<br />

Wir unterscheiden die Anwendung des Transistors als<br />

linearen Verstärker, bei der es uns auf möglichst verzerrungsfreie<br />

Verstärkung eines Eingangssignals ankommt,<br />

von der Anwendung des Transistors als Schalter.<br />

Die Gr<strong>und</strong>schaltung des linearen Verstärkers ist neben<br />

stehend dargestellt. Sie besteht im wesentlichen aus dem<br />

Arbeitswiderstand im Kollektorkreis <strong>und</strong> einem Span-<br />

Abb. 12.4-1


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 135<br />

nungsteiler für die Einstellung der Basis-Emitter-Spannung.<br />

Folie Nr. 100: Kennlinien BC 108<br />

Aus dem Kennlinienfeld <strong>und</strong> dem Arbeitswiderstand ergeben sich folgende Aussagen:<br />

Der AP wird festgelegt zu: U CE = U B/2<br />

= 7,5V,<br />

Damit wird: I C = 7,5mA, d.h. P V = 56mW < P tot = 300mW<br />

Aus der Ausgangskennlinie ersehen wir I B = 25A <strong>und</strong> aus der Spannungssteuerkennlinie<br />

U BE = 0,66V (hier reicht in der Regel die Abschätzung U BE 0,7V bei Si-Transistoren). Mit<br />

diesen Werten kann der Basisspannungsteiler dimensioniert werden. Dabei sollte man die<br />

Faustregel "Querstrom = 5 ... 10 I B" beachten. Wir wählen I Q = 125A. Damit folgt für die<br />

Widerstände:<br />

Durch diese drei Widerstände ist der Arbeitspunkt eingestellt. Jede Veränderung des Eingangsstromes<br />

bzw. der Eingangsspannung führt jetzt zu einer Änderung des Ausgangsstromes<br />

<strong>und</strong> der Ausgangsspannung entsprechend der Widerstandsgeraden. Dies bedeutet aber, dass<br />

wir zur Beschreibung der Verstärkung nicht mehr die bekannte Stromsteuerkennlinie verwenden<br />

können, da hier U CE = const. vorausgesetzt wurde. Wir müssen uns jetzt ein neues<br />

Betriebskennlinienfeld schaffen, welches dieses berücksichtigt. Die nächste Abbildung zeigt<br />

die Entwicklung des<br />

Betriebskennlinienfeldes<br />

aus den Ausgangskennlinien:<br />

- die neue<br />

Ausgangskennlinie<br />

ist<br />

die Widerstandsgerade<br />

- die neue<br />

Stromsteuerkennlinie<br />

ergibt sich<br />

aus den<br />

Schnittpunk-<br />

Abb. 12.4-2


Seite 136 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

ten der Widerstandsgeraden mit den ehemaligen Ausgangskennlinien<br />

- die neue Eingangskennlinie kann aus der entsprechend zu konstruierenden Spannungssteuerkennlinie<br />

<strong>und</strong> der Stromsteuerkennlinie gewonnen werden<br />

Auffallendster Unterschied ist das Abknicken der Stromsteuerkennlinie bei hohen Basisströmen.<br />

Hier erkennt man deutlich, warum der stark nichtlineare Bereich der Ausgangskennlinien<br />

als Sättigungsbereich bezeichnet wird. Der Kollektorstrom kann jetzt auch durch Steigerung<br />

des Eingangsstromes nicht mehr erhöht werden. Ist der Arbeitspunkt geeignet gewählt,<br />

so verläuft die Stromsteuerkennlinie im Bereich des Arbeitspunktes nahezu linear. Dies ist<br />

sehr wichtig, wenn dem Basisgleichstrom ein kleiner Wechselstrom überlagert wird:<br />

Wir sehen, der Kollektorstrom folgt jetzt dem Basisstrom:<br />

Abb. 12.4-3<br />

Wir finden in der Abbildung zu der Amplitude i B = 10A einen Amplitude des Kollektorstromes<br />

von i C = 3mA <strong>und</strong> eine Amplitude u CE = 3V. Die Stromverstärkung ist folglich etwa<br />

= 300.<br />

Wir sehen am Betriebskennlinienfeld weiterhin, dass die Eingangskennlinie nicht linear ist,<br />

d.h. die Vorgabe einer festen Wechselspannung u BE hätte zu einer nichtlinearen Verstärkung<br />

geführt. Aus diesem Gr<strong>und</strong>e werden bipolare Transistoren in der Regel in Stromsteuerung<br />

betrieben.<br />

Auch bei zu großer Amplitude des Eingangswechselstromes kommt es infolge der Sättigung<br />

zu einer Signalverzerrung am Ausgang. Wir sprechen jetzt von einer Übersteuerung des


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 137<br />

Transistors. Wie die Stromsteuerkennlinie zeigt, sinkt jetzt die Stromverstärkung ab.<br />

Soll der<br />

Transistor<br />

als Schalter<br />

betrieben<br />

werden, so<br />

nutzen wir<br />

aus, dass<br />

bei Basisstrom<br />

0 auch<br />

der Kollektorstromverschwindet,<br />

bei hohen Basisströmen der Kollektorstrom dagegen in die Sättigung geht.<br />

Durch die Variation von I B zwischen 0 <strong>und</strong> 100A wird der<br />

Arbeitspunkt zwischen AP1 <strong>und</strong> AP2 hin <strong>und</strong> her geschaltet.<br />

Die Kollektorspannung schaltet dabei zwischen 15V <strong>und</strong> etwa<br />

0,5V, der Kollektorstrom zwischen 0 <strong>und</strong> 14mA. Neben<br />

dem Übersteuerungsbereich können wir auch noch einen<br />

Sperrbereich festlegen für I B < 0. Die Umschaltung benötigt<br />

etwas Zeit, wir erhalten zwei Verzögerungszeiten: beim<br />

Einschalten um die Sperrschicht abzubauen, beim Ausschal-<br />

ten um den Basisbereich zu räumen (Speicherzeit): t aus = t ein +<br />

t. s<br />

12.5 Transistor-Grenzdaten<br />

Der Einsatz des Transistors ist durch mehrere Grenzwerte<br />

eingeschränkt. Diese sollen im folgenden diskutiert werden:<br />

maximale Verlustleistung:<br />

Abb. 12.4-4<br />

Abb. 12.4-5<br />

Die maximal umsetzbare Verlustleistung wird durch die zulässige Temperatur der Sperrschicht<br />

bestimmt.<br />

Diese beträgt bei Si-Transistoren T jmax = 115...200°C <strong>und</strong> bei Ge-Transistoren<br />

T jmax = 75...100°C. Dabei gilt:<br />

Der Wärmewiderstand setzt sich zusammen aus zwei Größen, dem Wärmewiderstand zwischen<br />

Sperrschicht <strong>und</strong> Gehäuse, der vom Aufbau vorgegeben ist <strong>und</strong> dem Wärmewiderstand


Seite 138 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

zwischen Gehäuse <strong>und</strong> Umgebung, der durch Kühlkörper stark beeinflusst werden kann.<br />

maximaler Kollektorstrom:<br />

Abb. 12.5-1<br />

Der Kollektorstrom ist nach oben begrenzt, durch eine Abnahme der Stromverstärkung bei<br />

hohen Strömen. Außerdem darf die Stromdichte bestimmte Grenzwerte nicht überschreiten,<br />

da sonst die Zuleitungen <strong>und</strong> Anschlusskontakte zerstört werden können.<br />

maximale Kollektorspannung:<br />

Da die Kollektor-Basis-Diode in Sperrrichtung betrieben wird, kann es bei hohen Spannungen<br />

zum Lawinendurchbruch kommen, wie er auch bei den Dioden auftritt. Wir sprechen hierbei<br />

vom ersten Durchbruch. Dieser begrenzt die Kollektor-Emitter-Spannung nach oben auf den<br />

Wert U CE0max.<br />

Dieser Durchbruch kann bei Begrenzung des Stromes reversibel ablaufen, wie<br />

es auch bei den Z-Dioden ausgenutzt wird.<br />

Durch den starken Anstieg des Stromes kann es allerdings lokal zu einer starken Aufheizung<br />

des Transistormaterials kommen, insbesondere durch die übliche Form der Transistoren, bei<br />

denen der Emitter wesentlich kleiner ist als der Kollektor:<br />

Folie Nr. 101: Transistor in Diffusionsplanartechnik<br />

Dies bedingt am Emitter lokal sehr hohe Stromdichten. Der normale Durchbruch kann hier in<br />

einen thermischen Durchbruch übergehen, bei dem durch zusätzliche Ladungsträgererzeugung<br />

die Kollektor-Emitter-Spannung zusammen bricht (Grenzschicht wird niederohmig) <strong>und</strong> ein


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 139<br />

starker Strom zu fließen beginnt. Wir sprechen hier vom so genannten zweiten Durchbruch.<br />

Dieser führt in der Regel zur Zerstörung des Transistors. Bedeutsam ist dieser Durchbruch<br />

insbesondere bei Leistungsverstärkern, da man hier mit Ausgangsamplituden arbeitet, die auf<br />

der Arbeitsgeraden bis in den Sperrbereich führen <strong>und</strong> gleichzeitig hohe Versorgungsspannungen<br />

verwendet. Obwohl man mit der Arbeitsgeraden unter der Verlustleistungshyperbel bleibt,<br />

kann hier durch den zweiten Durchbruch eine Zerstörung einsetzen. Bei hohen Spannungen<br />

<strong>und</strong> geringen Strömen wird daher die Verlustleistungshyperbel durch die Grenzkurve des<br />

zweiten Durchbruchs abgelöst.<br />

Folie Nr. 102: geschichtliche Entwicklung des Transistors


Seite 140 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 141<br />

13. Feldeffekt-Transistoren<br />

13.1 Sperrschicht-Feldeffekt-Transistoren (JFET)<br />

Feldeffekt-Transistoren (FET) bestehen aus einem <strong>Halbleiter</strong>-Strompfad, dessen Widerstand<br />

durch ein elektrisches Feld gesteuert wird. Es werden nur die Majoritätsträger im Strompfad<br />

als Ladungsträger verwendet, so dass hier ein Unipolar-Transistor vorliegt. Beim<br />

Sperrschicht-Feldeffekt-Transistor ist die Steuerelektrode durch einen gesperrten p-n-Übergang<br />

vom Kanal isoliert.<br />

Abb. 13.1-1<br />

Die Abbildung zeigt den prinzipiellen Aufbau eines n-Kanal-FET. Die drei Elektroden heißen<br />

Gate, Drain <strong>und</strong> Source. Da der p-n-Übergang in Sperrrichtung betrieben wird tritt nur ein<br />

Strom auf, der Drainstrom I D,<br />

der dem Sourcestrom entspricht. Der Gatestrom ist zu vernachlässigen.<br />

Des weiteren sind zwei Spannungen für die Beschreibung wichtig, die Drain-<br />

Source-Spannung U DS <strong>und</strong> die Gate-Source-Spannung U GS.<br />

Im Schaltsymbol wird die jeweilige<br />

Dotierung des Gate durch einen Pfeil dargestellt: Pfeil nach innen = p-dotiert, Pfeil<br />

nach außen = n-dotiert (entspricht der Emitter-Kennzeichnung am Transistor). Das Gate ist<br />

stets stärker dotiert als der Kanal, daher reicht die Verarmungszone der Sperrschicht weit in<br />

den Kanal hinein. Nur der Bereich des Kanals, in dem Majoritätsträger vorhanden sind (also<br />

außerhalb der Verarmungszone) trägt zum Stromfluss bei.<br />

Erhöht man die Sperrspannung zwischen Kanal <strong>und</strong> Gate U GS,<br />

so wird die Verarmungszone<br />

breiter, der Kanal enger <strong>und</strong> der Kanalwiderstand steigt an.<br />

DS<br />

Im praktischen Betriebsfall ist die Spannung U ebenfalls von Null verschieden. Sie fällt<br />

gleichmäßig entlang des Kanales ab. Da sie am Drain positiv ist, ist die Sperrspannung zwischen<br />

Kanal <strong>und</strong> Gate in Drain-Nähe jetzt größer als in Source-Nähe. Dadurch erhält der


Seite 142 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Kanal eine Trichterform, welche auf der Drain-Seite den geringeren Querschnitt zeigt. Je größer<br />

die Spannung U DS ist, um so mehr verengt sich folglich der Kanal.<br />

Abb. 13.1-2<br />

Abb. 13.1-3<br />

Betrachten wir die Abhängigkeit des Drainstromes I D von der Spannung U DS bei U GS=0,<br />

so<br />

finden wir folglich zunächst einen Anstieg mit der Spannung, der sich aber infolge der<br />

Kanalverengung selbst begrenzt. Bei einer Spannung U DS=U P umfasst die Verarmungszone<br />

die gesamte Kanalbreite. Ab jetzt kann der Strom dem weiteren Anstieg der Spannung nicht<br />

mehr folgen, er bleibt nahezu konstant. Wir sprechen von der Abschnürspannung oder<br />

Pinch-off-Spannung. Der Abschnürbereich weitet sich mit steigender Spannung aus, am<br />

offenen Kanalbereich fällt weiterhin die Spannung U P ab, am abgeschnürten Bereich die Spannung<br />

UDS-U P.<br />

Diese Spannungsdifferenz sorgt dafür, dass die in die Verarmungszone injizierten<br />

Ladungsträger weiterhin abgesaugt werden. Da der Kanalwiderstand, über dem UP<br />

abfällt, mit steigendem U DS kleiner wird, muss der Strom weiterhin leicht ansteigen.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 143<br />

Abb. 13.1-4<br />

Es ergibt sich somit ein Kennlinienverlauf, der zunächst aus einem Ohmschen Bereich besteht,<br />

der dann bei der Spannung U P in den Abschnürbereich übergeht.<br />

Erhöht man zusätzlich die Gate-Source-Sperrspannung, so wird dieses Verhalten zusätzlich<br />

unterstützt. Die Abschnürung tritt jetzt schon früher ein.<br />

Da ein gesperrter p-n-Übergang zum Durchbruch neigt <strong>und</strong> die höchste Sperrspannung zwischen<br />

Drain <strong>und</strong> Gate liegt, kommt es oberhalb eines bestimmten Spannungswertes zum<br />

Drain-Gate-Durchbruch. Diese Spannungen liegen etwa zwischen 20V <strong>und</strong> 50V.<br />

Da der Feldeffekt-Transistor lediglich durch zwei Spannungen <strong>und</strong> einen Strom beschrieben<br />

wird, besteht das Kennlinienfeld nur aus zwei Quadranten. Eine Eingangskennlinie existiert<br />

nicht, da der Eingangsstrom lediglich durch den Sperrstrom des p-n-Überganges gebildet wird<br />

(einige 10nA bei Silizium). Der Eingangswiderstand beträgt etwa 1G <strong>und</strong> die Steuerung des<br />

FET erfolgt somit nahezu leistungslos über die Eingangsspannung.<br />

Neben der diskutierten Ausgangskennlinie betrachten wir somit noch die Spannungssteuerkennlinie.<br />

Diese zeigt mit zunehmender Sperrspannung eine Abnahme des Drain-Stromes.<br />

Die an dieser Kennlinie auftretende Pinch-off-Spannung U P entspricht im wesentlichen der<br />

Spannung an der Ausgangskennlinie bei U GS=0.<br />

Wir können in diesen Kennlinienfeldern folgende Kenngrößen definieren:<br />

differentieller Ausgangswiderstand


Seite 144 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Steilheit der Steuerkennlinie<br />

Die Temperaturabhängigkeit des FET wird im wesentlichen durch die Zahl der Ladungsträger<br />

im Kanal bestimmt <strong>und</strong> nicht über die starke Temperaturabhängigkeit eines p-n-Überganges.<br />

Die Zahl der Ladungsträger ist aber recht konstant, da hier Störstellenerschöpfung vorliegt.<br />

Beim Umschalten des FET entfallen die Speicherzeiten, da die Sperrzonen nicht von<br />

Ladungsträgern geräumt werden müssen. Der FET schaltet folglich schneller als ein bipolarer<br />

Transistor.<br />

In einer Verstärkerschaltung zeigt der FET wegen der geringen Steilheit eine geringere<br />

Spannungsverstärkung als ein bipolarer Transistor<br />

Abb. 13.1-5<br />

Auf der anderen Seite ist die Spannungssteuerkennlinie linearer als beim bipolaren Transistor,<br />

so dass weniger Verzerrungen auftreten.<br />

Vergleichen wir beide Transistortypen einmal miteinander:


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 145<br />

bipolarer Transistor Sperrschicht-FET<br />

Stromsteuerung ja (geringe Verzerrung.) nein<br />

Stromverstärkung 100-200 -<br />

Spannungssteuerung ja (starke Verzerrung) ja (geringe Verzerrung)<br />

Spannungsverstärkung ca. 30 5-10<br />

Steilheit 50 mA/V 1...10mA/V<br />

Eingangswiderstand 10...100k 1G<br />

diff. Ausgangswiderstand 1...10k 10...100k<br />

Temperaturabhängigkeit groß gering<br />

Schaltzeiten groß gering<br />

Anwendung linearer Verstärker Schalttransistor<br />

Der tatsächliche Aufbau eines Sperrschicht-FET ist anders als im Prinzipbild angegeben.<br />

Aus herstellungstechnischen Gründen (Diffusion<br />

bzw. Epitaxie von einer Seite) bringt man auf<br />

dem Substratmaterial (Bulk) den Kanal auf <strong>und</strong><br />

integriert dann ein ringförmiges Gate, welches<br />

Drain wie eine Insel im Zentrum umfasst. Bulk<br />

<strong>und</strong> Gate werden intern kurzgeschlossen, so dass<br />

sich die Verarmungszone von beiden Seiten in<br />

den Kanal erstrecken kann. Während prinzipiell<br />

bei einem FET Drain <strong>und</strong> Source vertauscht werden<br />

können ist dies bei diesem Aufbau jetzt nicht<br />

mehr möglich ohne die Eigenschaften zu verändern.<br />

Eine andere Art der Realisierung zeigt folgende Folie:<br />

Folie Nr. 104: n-Kanal JFET<br />

13.2 MOS-Feldeffekt-Transistoren<br />

Abb. 13.1-6<br />

MOS steht für metal-oxyde-semiconductor <strong>und</strong> bedeutet, dass die Gateelektrode nicht direkt<br />

mit dem <strong>Halbleiter</strong>material leitend verb<strong>und</strong>en ist sondern durch eine Siliziumoxydschicht<br />

hiervon elektrisch isoliert wird. Der MOS-FET gehört zur Gruppe der IGFET (= isolated gate<br />

FET), zu der auch der MNS-FET (metal-nitride-semiconductor) gehört.<br />

Es ergibt sich folgender einfacher Aufbau:


Seite 146 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Beim n-Kanal-MOS-<br />

FET werden in ein pdotiertes<br />

Substrat (Bulk)<br />

zwei stark n-dotierte Bereiche<br />

eindiff<strong>und</strong>iert. Zwischen<br />

diesen Bereichen<br />

wird ein schwächer dotierter<br />

n-leitender Kanal eingebracht.<br />

Der <strong>Halbleiter</strong><br />

wird mit Siliziumdioxyd<br />

abgedeckt <strong>und</strong> anschlie-<br />

Abb. 13.2-1<br />

ßend mit S, D <strong>und</strong> G kontaktiert.<br />

Der Bulk-Anschluss<br />

wird intern mit dem Source-Anschluss verb<strong>und</strong>en. Im Symbol wird der Aufbau durch<br />

eine isolierte Gateelektrode symbolisiert, das Substratmaterial wird wiederum durch den Pfeil<br />

gekennzeichnet (Pfeil nach innen = p-leitend, Pfeil nach außen = n-leitend).<br />

Es bildet sich eine Grenzschicht zwischen<br />

n-Kanal <strong>und</strong> p-Substrat aus.<br />

Wie beim Sperrschicht-FET kann bei<br />

U GS =0 ein Strom durch den Kanal<br />

fließen, der zu einem Spannungsabfall<br />

entlang des Kanales führt.<br />

Die Sperrschicht ist daher in Drain-<br />

Nähe breiter als in Source-Nähe <strong>und</strong><br />

der Kanal wird mit zunehmender<br />

Spannung U Abb. 13.2-2<br />

DS abgeschnürt. Es ergibt<br />

sich somit zunächst das gleiche Verhalten<br />

wie bei einem Sperrschicht-FET. Die Gate-Spannung kann allerdings die Sperrschichtweite<br />

nicht mehr direkt beeinflussen. Vielmehr werden durch ein Gate-Potential infolge der<br />

Influenzwirkung mehr oder weniger Ladungen in den Kanal eingebracht (der Gateanschluss<br />

wirkt mit seiner Isolierung <strong>und</strong> dem <strong>Halbleiter</strong>material als Kondensator).<br />

Ist das Gate-Potential negativ, so werden Elektronen aus dem Kanal heraus gedrängt, die Leitfähigkeit<br />

des Kanals sinkt folglich ab. Ist das Gate-Potential positiv, so werden weitere Elektronen<br />

in den Kanal gesaugt, die Leitfähigkeit des Kanals steigt an. Im Gegensatz zum<br />

Sperrschicht-FET kann dieser MOS-FET folglich sowohl mit negativen als auch positiven<br />

Spannungen gesteuert werden. Da mit der Gate-Spannung die Ladungsträgerzahl im Kanal<br />

variiert, muss auch die Sperrschichtweite mit der Gate-Spannung variieren, da sie von der<br />

Ladungsträgerzahl abhängt (bei geringer Ladungsträgerzahl große Sperrschichtweite). Somit<br />

muss auch die Abschnürspannung mit der Gatespannung variieren. Es ergibt sich somit das<br />

Kennlinienfeld der Abb. 13.2-3.


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 147<br />

Die Steuerkennlinie ist nach rechts<br />

in den positiven Bereich<br />

verschoben. Wir sprechen bei diesem<br />

Feldeffekt-Transistor von<br />

einem selbstleitenden Typ, da bei<br />

U GS =0V schon ein Strom fließt.<br />

Da dieser FET in der Regel mit<br />

negativen Steuerspannungen betrieben<br />

wird, der Kanal also an<br />

Ladungsträgern verarmt, bezeichnen<br />

wir ihn auch als Verarmungstyp.<br />

Abb. 13.2-3<br />

Wie diese Überlegungen gezeigt haben, wird der MOS-FET durch influenzierte Ladungen<br />

gesteuert. Dies führt dazu, dass ein diff<strong>und</strong>ierter Leitungskanal gar nicht notwendig ist für die<br />

Funktion des MOS-FET. Vielmehr kann auch in einem p-Substrat durch Influenzwirkung eine<br />

starke Anreicherung von Elektronen zu einer n-Leitung führen.<br />

Durch Einlagerung von<br />

positiven Ladungen in die<br />

Oxydschicht können<br />

Elektronen unter der<br />

Oxydschicht angesammelt<br />

werden <strong>und</strong> hier eine<br />

Inversionsschicht bilden<br />

(d.h. eine Umkehrung der<br />

durch die Dotierung bedingten<br />

Leitfähigkeit).<br />

Diese Inversionsschicht<br />

wirkt dann als Kanal <strong>und</strong><br />

kann entsprechend gesteuert<br />

werden. Für den n-<br />

Kanal-Verarmungs-MOS-<br />

FET werden beide Technologien<br />

angewandt um<br />

den Kanal zu erzeugen.<br />

Verzichtet man auf die<br />

positiven Ladungen in der<br />

Oxydschicht, so kann die<br />

Inversionsschicht auch<br />

durch ein ausreichend hohes<br />

positives Potential an<br />

Abb. 13.2-4<br />

Abb. 13.2-5


Seite 148 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

der Gate-Elektrode erzeugt werden. Ein solcher MOS-FET würde bei einer Gate-Spannung<br />

von U GS = 0V zunächst sperren, bei höheren positiven Spannungen dann leiten. Wir sprechen<br />

in diesem Fall von einem selbstsperrenden Typ oder einem Anreicherungstyp.<br />

Im Symbol wird dies durch einen unterbrochenen Kanal dargestellt. Der n-Kanal-Anreicherungstyp<br />

kann folglich nur mit positiven Spannungen U GS betrieben werden. Es ergeben sich<br />

folgende Kennlinien:<br />

Es existiert eine Mindestspannung<br />

um den Kanal<br />

leitfähig zu machen. Der<br />

Vorteil dieser MOS-FET-<br />

Technologie ist ein sehr<br />

einfacher Aufbau, da lediglich<br />

die Source- <strong>und</strong><br />

Drain-Bereiche durch Diffusion<br />

hergestellt werden<br />

müssen.<br />

Die elektrischen Daten der<br />

MOS-FET (Steilheit <strong>und</strong><br />

Abb. 13.2-6<br />

differentieller Ausgangswiderstand)<br />

entsprechen dem Sperrschicht-FET. Der Widerstand zwischen Gate-Elektrode<br />

<strong>und</strong> Kanal liegt allerdings um Größenordnungen höher im T-Bereich. Da andererseits die<br />

Kapazität der Gateelektrode recht gering ist, reichen schon wenige Ladungen aus, eine hohe<br />

Spannung am Gateanschluss entstehen zu lassen. Ist der Gateanschluss offen so können solche<br />

Ladungen durch statische Aufladungen bewirkt werden <strong>und</strong> dann zu einem Durchschlag der<br />

Isolierschicht führen. MOS-FET's werden daher mit einem Kurzschlussring um alle Anschlüsse<br />

ausgeliefert. Sie können auch mit integrierten Schutzdioden geliefert werden, diese verschlechtern<br />

allerdings die Kennwerte.<br />

In der nächsten Folie sind nochmal die drei Typen von Feldeffekttransistoren dargestellt mit<br />

ihren Kennlinie:<br />

Folie Nr. 103: Übersicht FET<br />

Bei den entsprechenden p-Kanaltypen werden lediglich die Pfeile umgedreht <strong>und</strong> die Spannungen<br />

<strong>und</strong> Ströme erhalten das jeweils umgekehrte Vorzeichen.<br />

Im folgenden sind nochmal die Symbole der FET's zusammengestellt:


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 149<br />

13.3 Anwendungen der Feldeffekt-Transistoren<br />

Linearer Verstärker in Sourceschaltung mit Sperrschicht-Feldeffekt-Transistor:<br />

Abb. 13.3-1<br />

Der Sperrschicht-Feldeffekttransistor benötigt eine negative Spannung zur Steuerung. Damit<br />

die Schaltung mit einer Betriebsspannung auskommt, wird die Gate-Source-Spannung durch<br />

einen Spannungsabfall am Source-Widerstand erzeugt. Um die Widerstände zu dimensionieren<br />

legt man Betriebsspannung <strong>und</strong> U GS fest, so dass wenige Verzerrungen zu erwarten sind.<br />

Den Arbeitspunkt legt man möglichst weit in den linearen Bereich der Ausgangskennlinie.<br />

Damit liegt auch I D fest. Nun gilt:


Seite 150 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> 11. September 2005<br />

Da mit dem Arbeitspunkt auch U DS festliegt, folgt für R D:<br />

Der Gate-Ableitwiderstand hält das Gatepotential auf Null. Er sollte kleiner sein als der Gatewiderstand,<br />

man wählt ihn in der Regel zu einigen M.<br />

Damit eine Eingangswechselspannung nicht den Arbeitspunkt verschiebt (über den Wechselstromanteil<br />

von I D)<br />

muss der Source-Widerstand wechselstrommäßig kurzgeschlossen werden.<br />

Dies geschieht mit einem großen Kondensator.<br />

Inverterschaltung mit MOS-FET:<br />

Wegen der recht hohen Abschnürspannung<br />

der FET's ergibt<br />

sich bei der einfachen Inverterschaltung<br />

auch im durchgeschalteten<br />

Zustand noch eine recht<br />

hohe Ausgangsspannung QL<br />

(LOW). Die Ausgangsspannung<br />

im gesperrten Zustand Q H entspricht<br />

dagegen der Betriebsspannung<br />

(HIGH). In dieser<br />

Weise lassen sich<br />

Abb. 13.3-2<br />

Logikschaltungen daher schlecht<br />

betreiben. Man verwendet aus diesem Gr<strong>und</strong>e heute die complementary MOS-Technik<br />

(CMOS). Dabei wird an Stelle des Arbeitswiderstandes ein weiterer MOS-FET verwendet,<br />

mit entgegengesetzter Polarität.<br />

Die Ausgangskennlinie des n-<br />

Kanal-FET T 1 entspricht dem<br />

bisherigen, die Kennlinie des p-<br />

Kanal-FET T 2 ist wegen der anderen<br />

Vorzeichen gespiegelt.<br />

Bei Variation des Eingangssignales<br />

folgt jetzt:<br />

Abb. 13.3-3


11. September 2005 <strong>Werkstoffe</strong>, <strong>Bauelemente</strong>, <strong>Halbleiter</strong> Seite 151<br />

E=0V: U GS1=0V T 1 sperrt<br />

U GS2=-5V T 2 leitet Q = Q H = HIGH = 5V<br />

E=5V: U GS1=5V T 1 leitet<br />

U GS2=0V T 2 sperrt Q = Q L = LOW = 0V<br />

Jetzt entspricht die Änderung der Ausgangsspannung der inversen Änderung der Eingangsspannung.<br />

Video: Wie ein Chip entsteht

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