Hurra, wir leben noch! - Draußen
Hurra, wir leben noch! - Draußen
Hurra, wir leben noch! - Draußen
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Spiele erfunden mit Stöcken und<br />
Bällen, haben mit Ästen gefochten<br />
und Würmer gegessen. Und<br />
obwohl es uns immer wieder<br />
prophezeit wurde, haben <strong>wir</strong><br />
kaum ein Auge ausgestochen<br />
und die Würmer haben auch<br />
nicht ins uns überlebt.<br />
Wir spielten Völkerball bis zum<br />
Umfallen und manchmal tat es<br />
weh, wenn man abgeworfen<br />
wurde. Unsere Knie und Knöchel<br />
waren von Frühjahr bis Herbst<br />
lädiert und ein Schienbein ohne<br />
blaue Flecke gab es nicht. Um an<br />
die süßesten Früchte zu kommen,<br />
war kein Baum zu hoch.<br />
Wir sind aus diesen Bäumen und<br />
von Mauern gestürzt, haben uns<br />
geschnitten, aufgeschürft und<br />
haben uns K<strong>noch</strong>en gebrochen<br />
und Zähne ausgeschlagen. Es<br />
waren einfach Unfälle, an denen<br />
<strong>wir</strong> selber Schuld waren. Es gab niemanden,<br />
den man dafür verantwortlich<br />
machen konnte und vielleicht sogar <strong>noch</strong><br />
vor den Kadi zerrte. Die zugezogenen<br />
Wunden wurden notdürftig von Mama<br />
verarztet und weiter ging es.<br />
Wir hatten weder Playstation oder<br />
Nintendo, X-Boxen oder Videospiele,<br />
keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle<br />
oder Dolby Surround Anlagen. Wenn<br />
es regnete, spielten <strong>wir</strong> bei Freunden<br />
Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht,<br />
Mühle oder Dame und bauten mit Lego-<br />
Steinen ganze Städte auf. Wenn <strong>wir</strong> uns<br />
an Brennnesseln gebrannt haben oder<br />
uns eine Mücke gestochen hatte, haben<br />
<strong>wir</strong> entweder drauf gespuckt oder den<br />
Nachbars Hund drüber lecken lassen. Zur<br />
Not wurde drauf gepinkelt. Geholfen hat<br />
alles. Wir haben gestritten und gerauft,<br />
uns gegenseitig grün und blau geprügelt<br />
und gelernt damit zu <strong>leben</strong> und darüber<br />
weg zu kommen. Später waren alle wieder<br />
Freunde.<br />
Wir waren für unsere Aktionen selbst<br />
verantwortlich. Konsequenzen waren<br />
immer zu erwarten, wenn <strong>wir</strong> Scheiße<br />
gebaut hatten. Der Gedanke, dass ein<br />
Elternteil uns „raushaut“, wenn <strong>wir</strong> mit<br />
dem Gesetz in Konflikt geraten waren,<br />
war undenkbar. Im Gegenteil, die Eltern<br />
stellten sich auf die Seite des Gesetzes.<br />
Stellen Sie sich das einmal vor! Wir waren<br />
nicht ständig zu erreichen. Keine Handys!<br />
Unsere Eltern wussten manchmal<br />
mehrere Stunden nicht, wo <strong>wir</strong> waren!<br />
Selbst wenn Mama und Papa ausgingen<br />
und <strong>wir</strong> bei der Oma waren, hatten die<br />
Eltern kein Handy dabei.<br />
Wir hatten Freiheit<br />
und Zwang, Erfolg<br />
und Misserfolg,<br />
Verantwortung und<br />
Konsequenz. Und<br />
<strong>wir</strong> haben gelernt<br />
damit umzugehen.<br />
Unsere Eltern<br />
trauten uns zu, die<br />
richtigen Entscheidungen<br />
zu treffen.<br />
Meistens hat es<br />
geklappt. Die paar<br />
Mal, die daneben<br />
gingen, zählen <strong>wir</strong><br />
zu unseren Lebenserfahrungen.<br />
Nach dem heutigen<br />
Stand der Wissenschaft,<br />
müssten<br />
alle die bis Anfang<br />
der Achtziger aufgewachsen<br />
sind,<br />
längst tot sein. Denn<br />
nach dem, was der<br />
Gesetzgeber und die<br />
Medien uns täglich<br />
vorbeten und verbieten,<br />
sollte ein<br />
Leben in dieser Zeit<br />
eigentlich gar nicht<br />
möglich gewesen sein. Seien <strong>wir</strong> froh,<br />
dass <strong>wir</strong> es bis hierher geschafft haben.. #<br />
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