HfG Hochschule für Gestaltung - Ulm/Neu-Ulm
HfG Hochschule für Gestaltung - Ulm/Neu-Ulm
HfG Hochschule für Gestaltung - Ulm/Neu-Ulm
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Kloster der Moderne<br />
Die nach amerikanischem<br />
Vorbild konzipierte Campusanlage<br />
wie die Überschaubarkeit<br />
der Schule mit insgesamt<br />
nur 637 Studierenden ließen<br />
einen eigenen Mikrokosmos<br />
entstehen, eine <strong>HfG</strong>-Kultur:<br />
Die hermetisch wirkende<br />
Sprache war durchsetzt mit<br />
wissenschaftlichen Codes,<br />
die Kleidung bevorzugt im<br />
grau-schwarzen Existenzialisten-Look<br />
und der <strong>HfG</strong>-<br />
Hocker, Inbegriff der Reduktion,<br />
das häufigste Möbelstück.<br />
<strong>Neu</strong>-Studenten wurden die<br />
Haare kurz geschnitten, was<br />
es zum offiziösen Initiationsritus<br />
brachte.<br />
Eine Luftaufnahme, mit dem<br />
<strong>HfG</strong>-Gebäude im Vordergrund<br />
und einem im Dunst gelegenen<br />
<strong>Ulm</strong> dahinter, wurde<br />
immer wieder als symbolhaft<br />
<strong>für</strong> die schwierige Beziehung<br />
von Schule und Stadt gedeutet:<br />
kristalline Reinheit kontrastierend<br />
mit dem Ungeordneten<br />
des städtischen Getriebes;<br />
hier Zukunft, dort<br />
Vergangenheit. Die Berührungspunkte<br />
waren tatsächlich<br />
nicht allzu groß, was dem<br />
Aufblühen gegenseitiger<br />
Ressentiments durchaus förderlich<br />
gewesen sein mag.<br />
Die Schule sei dem Durchschnittsulmer<br />
”als Verschandelung<br />
des Kuhbergs bekannt”,<br />
Herausgeber:<br />
Stadt <strong>Ulm</strong>, Zentralstelle,<br />
Öffentlichkeitsarbeit und Repräsentation<br />
Verantwortlich: Alois Schnizler<br />
Text: Thomas Vogel<br />
Bilddokumente:<br />
<strong>Ulm</strong>er Museum, <strong>HfG</strong>-Archiv<br />
<strong>Gestaltung</strong>:<br />
A. Kern, Büro <strong>für</strong> <strong>Gestaltung</strong>, <strong>Ulm</strong><br />
2/ 2008<br />
Beziehung Hfg zur Stadt<br />
Treppenhaus der Schule<br />
fällt die Studentenzeitschrift<br />
”output” ein satirisches Urteil.<br />
Umgekehrt gefiel sich die<br />
<strong>HfG</strong> in ihrer Rolle durchaus:<br />
”ihr stigma ist exklusivität,<br />
ein selbstgewähltes stigma<br />
und ein von aussen aufgeprägtes<br />
stigma”, schrieb<br />
Rübenach.<br />
1968: Geburt eines Mythos<br />
Anders als etablierte Schulen<br />
konnte die <strong>HfG</strong> auf kein fertiges<br />
Konzept zurückgreifen.<br />
Ihrem experimentellen Charakter<br />
gemäß wurden die<br />
Lehrpläne wie ihre Verfassung<br />
kontinuierlich überarbeitet.<br />
Mehrmals wechselte das<br />
Rektorat. Innere Konflikte<br />
und Krisen blieben da nicht<br />
aus. 1968 war schließlich eine<br />
existenzbedrohende Lage<br />
entstanden.<br />
Geschwächt durch den Rückzug<br />
zentraler Figuren wie Otl<br />
Aicher und Tomas Maldonado,<br />
die angespannte Finanzlage<br />
der Stiftung, Angriffe von<br />
außen sowie zermürbende<br />
Fraktionskämpfe im Inneren<br />
- nicht zuletzt im Zuge der<br />
Studentenrevolte -, ist die <strong>HfG</strong><br />
regelrecht implodiert. Es gelang<br />
ihr nicht mehr, eine passende<br />
Strategie gegenüber<br />
dem Land zu entwickeln, das<br />
auf eine Verstaatlichung<br />
drängte und die <strong>HfG</strong> mit der<br />
Ingenieurschule (heute FH)<br />
verschmelzen wollte.<br />
Vollends an den Abgrund geriet<br />
die <strong>HfG</strong>, als das von der<br />
Landesregierung eingeforderte<br />
Finanz- und Organisationskonzept<br />
ausblieb und<br />
der letzte Rektor, Herbert Ohl,<br />
im November 1968 den letzten<br />
Ausweg, eine Angliederung<br />
an die TU Stuttgart, ausschlug.<br />
Zu diesem Zeitpunkt war die<br />
<strong>HfG</strong> längst in Selbstauflösung<br />
begriffen. Zum 30.9.1968<br />
kündigte die Stiftung den<br />
meisten Angestellten, von<br />
180 eingeschriebenen Studenten<br />
waren gerade noch<br />
50 aus den Sommerferien<br />
zurückgekehrt. Ein Nachfolge-<br />
”Institut <strong>für</strong> Umweltplanung”<br />
existierte noch bis 1972.<br />
Der Nachlass der <strong>HfG</strong> sowie<br />
der Nachlass Aichers,<br />
Zeischeggs und Gondas<br />
werden heute vom 1987 gegründeten<br />
<strong>HfG</strong>-Archiv betreut,<br />
einer Abteilung des <strong>Ulm</strong>er<br />
Museums.<br />
Während die <strong>HfG</strong> zuletzt ihre<br />
Magnetwirkung eingebüßt<br />
hatte, begann ihr Aufstieg als<br />
Mythos. Einen der Stoffe<br />
da<strong>für</strong> formulierte Dozent Gui<br />
Bonsiepe: ”Die Auseinan-<br />
dersetzungen um den Fortbestand<br />
begannen bereits,<br />
bevor die Bauten standen.<br />
Neben der politisch motivierten<br />
Ablehnung, die durch<br />
den dezidierten Antinazismus<br />
der <strong>HfG</strong> verursacht wurde,<br />
wirkten auch purer provinzieller<br />
Unverstand und kulturkonservative<br />
Gesinnungen<br />
gegen diese Institution. Denn<br />
sie passt nicht in das tradierte<br />
Kulturschema.”<br />
Als Beweis <strong>für</strong> das angeblich<br />
politisch erzwungene Ende<br />
wird bis heute ein verkürzt<br />
wiedergegebener Kommentar<br />
des damaligen Ministerpräsidenten<br />
Hans Filbinger<br />
angeführt:<br />
”Wir wollen etwas <strong>Neu</strong>es<br />
machen, und dazu bedarf es<br />
der Liquidation des Alten.”<br />
Studentenzimmer im Wohnturm<br />
Stadt <strong>Ulm</strong><br />
Information<br />
<strong>HfG</strong><br />
<strong>Hochschule</strong> <strong>für</strong> <strong>Gestaltung</strong>
Offizielle Eröffnung 1955<br />
Eröffnung<br />
Am Tag, als in <strong>Ulm</strong> ”ulm”<br />
zu keimen begann, wurden<br />
auch die gängigen Konventionen<br />
klein geschrieben, gerade<br />
in der Kleiderfrage. So<br />
pilgerten denn die Gäste aus<br />
Kultur und Politik, wie in der<br />
Einladung ausdrücklich gewünscht,<br />
im üblichen Straßenanzug<br />
aus feierlichem Anlass<br />
auf den <strong>Ulm</strong>er Kuhberg: Es<br />
galt an jenem 1. Oktober 1955<br />
die von Max Bill entworfenen<br />
Bauten <strong>für</strong> die <strong>Hochschule</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Gestaltung</strong> einzuweihen,<br />
womit diese gleichzeitig als<br />
Privatschule offiziell ihre Tätigkeit<br />
aufnahm. Eine internationale<br />
Enklave im Nachkriegs-<br />
<strong>Ulm</strong>. Die Dozenten und Studenten<br />
kamen aus aller Welt,<br />
es verband sie die Suche nach<br />
dem Zweckmäßigen und die<br />
Ausübung der Kleinschreibung.<br />
Ihr ”ulm”, schon bald zu einem<br />
Markenzeichen geronnen,<br />
steht heute in der Geschichte<br />
des Designs <strong>für</strong> eine Phase,<br />
in der sich die industrielle<br />
Produktionsweise mit der<br />
Ästhetik einer technischen<br />
Kultur in radikaler Konsequenz<br />
verbanden.<br />
Die ersten Konzepte der an<br />
die Geschwister-Scholl-Stiftung<br />
angebundenen <strong>Ulm</strong>er<br />
Schule reichen zurück ins<br />
Jahr 1947. Sie stammen von<br />
Inge Scholl und einem Kreis<br />
von Intellektuellen aus dem<br />
Umfeld der von ihr gegründeten<br />
<strong>Ulm</strong>er Volkshochschule.<br />
Gedacht war zunächst<br />
an die Gründung einer<br />
”Geschwister-Scholl-<strong>Hochschule</strong>”<br />
zur Heranbildung<br />
einer ”demokratischen Elite”<br />
als ”ein Gegengewicht gegen<br />
die aufkommenden nationalistischen<br />
und reaktionären<br />
Kräfte”, die nach Beobachtung<br />
dieses Scholl-Kreises<br />
überall wieder Schlüsselpositionen<br />
einnahmen.<br />
Inge Scholl knüpfte Kontakte<br />
zum amerikanischen Hochkommissar<br />
John McCloy und<br />
erhielt von ihm schließlich<br />
1950 eine Zusage über eine<br />
Million Mark aus dem Reeducation-Fonds,<br />
sofern es<br />
ihr gelänge, die andere Hälfte<br />
in Deutschland über Spenden<br />
aufzutreiben. Allerdings<br />
wurde die Scheckübergabe<br />
1951 unerwartet blockiert;<br />
ein <strong>Ulm</strong>er Redakteur und<br />
ehemaliger Gestapo-Mitarbeiter<br />
hatte gegen die<br />
Gründer als vermeintliche<br />
Kommunisten intrigiert. Erst<br />
nach einem Jahr gelang es<br />
der legendär hartnäckigen<br />
Initiatorin, die Bedenken der<br />
US-Behörden zu zerstreuen.<br />
<strong>HfG</strong>-Hocker<br />
Frühe <strong>HfG</strong> -<br />
ein neues Bauhaus<br />
Die Ausrichtung der Schule<br />
änderte sich, nachdem sich<br />
Max Bill, der Schweizer Bildhauer,<br />
Maler, Architekt und<br />
Publizist, auf Bitten Scholls<br />
an den Planungen beteiligte.<br />
Bill verwarf das bisherige<br />
Programm und verfasste im<br />
April 1950 mit Inge Scholl ein<br />
neues: ”Wir betrachten die<br />
Kunst als höchste Ausdrucksform<br />
des Lebens und erstreben,<br />
das Leben als ein Kunstwerk<br />
einzurichten. Wir wollen<br />
gegen das Hässliche ankämpfen<br />
mit Hilfe des Schönen,<br />
Guten, Praktischen.”<br />
1953 nahm die Schule, mit<br />
Bauhäuslern wie Josef Albers,<br />
Helene Nonné-Schmidt und<br />
Walter Peterhans im Dozentenstab,<br />
den Unterricht auf,<br />
sich ausdrücklich in der Tradition<br />
des Bauhauses sehend,<br />
dessen Gründungsdirektor<br />
Walter Gropius zwei Jahre<br />
später bei der Eröffnung die<br />
Festrede hielt.<br />
Bill, selbst Bauhaus-Schüler,<br />
stellte sich vor, die Ideen dieser<br />
1933 von den Nazis geschlossenen<br />
Institution, in der es<br />
noch freie Malklassen gegeben<br />
hatte, zu aktualisieren und<br />
noch mehr auf die <strong>Gestaltung</strong><br />
von Gegenständen zu fokussieren.<br />
Politische Berufe verschwanden<br />
als Ausbildungsziel,<br />
eine starke gesellschaftspolitische<br />
Ausrichtung jedoch<br />
blieb vorhanden, was zur<br />
Einmaligkeit der Schule beitrug.<br />
Vier Abteilungen<br />
An der <strong>HfG</strong> gab es vier Abteilungen.<br />
Die Abteilungen<br />
Visuelle Kommunikation und<br />
Produktgestaltung, sie war<br />
die größte, entfalteten die<br />
meiste Wirkung. In ersterer<br />
wurden vor allem Informationssysteme<br />
und deren theoretische<br />
Grundlagen erarbeitet,<br />
beispielsweise grafische<br />
Erscheinungsbilder <strong>für</strong> Firmen,<br />
Behörden und Anzeigevorrichtungen<br />
an Maschinen.<br />
Volkshochschul-Plakat<br />
Lufthansa Erscheinungsbild 1962-1963<br />
In der letzteren entstanden<br />
Objekte <strong>für</strong> den alltäglichen<br />
wie den produktionstechnischen<br />
Gebrauch, darunter<br />
Entwürfe oder Studien <strong>für</strong><br />
Möbel, einen Rasierer, eine<br />
Zapfstation und sogar ein Auto.<br />
Am Hotelstapelgeschirr TC<br />
100, der Diplomarbeit von<br />
Hans Roericht von 1959, lässt<br />
sich besonders gut die kreative<br />
Umsetzung mathematisch-systematischen<br />
Denkens<br />
ablesen. Für alle Teile wandte<br />
der Autor lediglich zwei Formfamilien<br />
an: den vertikalen<br />
Doppelzylinder sowie einen<br />
Boden-Wandungswinkel<br />
von etwa 120 Grad, der an<br />
Henkeln oder Schnäbeln<br />
wiederholt wird.<br />
Aufsehen erregten schon<br />
Mitte der 50er Jahre die<br />
Phono-Geräte <strong>für</strong> die Firma<br />
Braun des Dozenten Hans<br />
Gugelot, die im strengen Kontrast<br />
zu den damals gängigen<br />
möbelartigen Geräten standen.<br />
Auf ihnen gründete der<br />
frühe Ruhm der <strong>HfG</strong>.<br />
Im Mittelpunkt stand jedoch<br />
weniger die Arbeit an Einzelentwürfen,<br />
sondern an komplexen<br />
Lösungen etwa <strong>für</strong><br />
das Phänomen Verkehr. In<br />
interdisziplinär angelegten<br />
Studien, ein Spezifikum der<br />
<strong>HfG</strong>, wurde es umfassend<br />
analysiert: vom Triebwagen<br />
bis zum Fahrplan, von der<br />
Haltestelle bis zum Fahrkartenautomaten.<br />
”ulm” schließt<br />
den Systemgedanken ebenso<br />
mit ein wie eine Haltung<br />
permanenter Überprüfung.<br />
Stapelgeschirr TC 100 1958/59<br />
Die Ansätze der zweitgrößten<br />
Abteilung - Bauen - kreisten<br />
vornehmlich um das Bauen<br />
mit industriell vorgefertigten<br />
Elementen. Die Abteilung Information,<br />
die kleinste, die<br />
1965 im Institut <strong>für</strong> Filmgestaltung<br />
aufging, analysierte<br />
die sprachlichen Mittel der<br />
Masseninformation, die Massenmedien<br />
und den Journalistenberuf.<br />
Der ursprünglich<br />
geplante Studiengang Städtebau<br />
blieb unverwirklicht.<br />
Keine Kunst, bitte<br />
Doch wie stand all dies noch<br />
mit freier Kunst in Beziehung?<br />
Gar nicht, beschieden einflussreiche<br />
jüngere Dozenten<br />
wie Otl Aicher, Tomas Maldonado,<br />
Walter Zeischegg<br />
oder Hans Gugelot, die schon<br />
bald auf Konfrontation zu<br />
den Vorstellungen Bills gingen.<br />
1957 verließ dieser im Streit<br />
die Schule. ”es entsteht das<br />
ulmer modell: ein auf technik<br />
und wissenschaft abgestütztes<br />
modell des design, der<br />
designer nicht mehr übergeordneter<br />
künstler, sondern<br />
gleichwertiger partner im<br />
entscheidungsprozess der<br />
industriellen produktion,”<br />
schrieb Otl Aicher.<br />
In der Grundlagenforschung,<br />
in Theorie und Methode<br />
leisteten <strong>HfG</strong>-Angehörige<br />
Pionierarbeit. Damit wurde<br />
zugleich das heute gängige<br />
Berufsbild des Designers<br />
geprägt. Für den autonomen<br />
Künstler-Entwerfer war da<br />
kein Platz mehr.<br />
"ulm" - weltweit<br />
Die Verbreitung der <strong>Ulm</strong>er<br />
Ideen verdankt die <strong>HfG</strong> nicht<br />
zuletzt den Karrieren ihrer<br />
Angehörigen. Erstaunlich<br />
viele, geschätzt werden 160,<br />
erlangten Professuren im<br />
In- und Ausland, viele gründeten<br />
eigene Büros. Nicht<br />
zuletzt haben viele der an der<br />
<strong>HfG</strong> entwickelten Produkte<br />
das internationale Design<br />
beeinflusst. Noch lange nach<br />
Ende der Schule bestimmten<br />
ehemalige ”ulmer” in Deutschland,<br />
was gutes Design ist.<br />
Möbelsystem M 125 1957<br />
Braun Radio sk4 1956<br />
Im Ziel dauerhafter Güter,<br />
worin der ökologische Gedanke<br />
bereits vorformuliert<br />
war, äußerte sich die Bereitschaft,<br />
gesellschaftliche Verantwortung<br />
zu übernehmen.<br />
Obwohl es zu ihrem Programm<br />
gehörte, <strong>Gestaltung</strong><br />
gerade nicht unter dem Stilaspekt<br />
zu betreiben, wirkte<br />
die <strong>HfG</strong> stilbildend. Sie befreite<br />
die Gegenstände vom<br />
Ballast allem ”Überflüssigen”.<br />
In Bills Schulgebäude mit<br />
seinen regelmäßigen Fassadenelementen<br />
sind diese<br />
Grundsätze programmatisch<br />
eingeschrieben: ”roher, glatter<br />
schalbeton, grau, schwer,<br />
brutal, dann tritt man ein:<br />
auch innen ist der betonrahmen<br />
sichtbar geblieben,<br />
die ziegelwände grellweiss<br />
gekalkt, die beleuchtung<br />
schattenloses leuchtstofflicht.<br />
auch in den zimmern geweisste<br />
backsteinmauern, graue<br />
betonpfeiler, rohe holzverschalungen.<br />
vorläufiges, verbunden<br />
mit barbarischer<br />
nacktheit und wucht, asketisch,<br />
aber befreiend.<br />
barbarisch materialisierte<br />
ratio”, schilderte der Radioessayist<br />
Bernhard Rübenach<br />
Ende der 50er Jahre seinen<br />
Eindruck. Wenn selbst bei<br />
aufgeklärten Zeitgenossen<br />
wie ihm das Urteil zwischen<br />
Befremdung und Faszination<br />
oszillierte, so lässt sich ermessen,<br />
welch' befremdliche<br />
Wirkung ”ulm” auf die<br />
traditionalistisch orientierte<br />
Bevölkerungsmehrheit gehabt<br />
haben mag. Die an der<br />
<strong>HfG</strong> kultivierte Ästhetik der<br />
Askese fand Verständnis<br />
zunächst nur bei einer kleinen<br />
Minderheit sowie bei vorausblickenden,<br />
designorientierten<br />
Unternehmen.<br />
An der Schule griffen diese<br />
Grundsätze auf den Arbeitsund<br />
Lebensstil über, in denen<br />
Beobachter Analogien aus<br />
dem Gebiet der Religion zu<br />
erkennen glaubten.<br />
Raumzellenbauweise 1960
Monastic shrine to<br />
modernism<br />
The campus grounds based<br />
on American models as well<br />
as the manageable dimensions<br />
of a student body with<br />
a total of only 637 students<br />
led to an individual microcosm,<br />
a <strong>HfG</strong> culture: the<br />
language, seeming hermetic,<br />
was shot through with scientific<br />
codes, clothing preferenexistentialism<br />
and the <strong>HfG</strong><br />
stool, symbol of reduction,<br />
was the most popular furniture.<br />
Freshmen had their hair<br />
cut short, an event that took<br />
on the dimension of an official<br />
initiation rite.<br />
An aerial picture showing the<br />
<strong>HfG</strong> building in the foreground<br />
with a background<br />
of <strong>Ulm</strong> in the dusk was interpreted<br />
again and again as<br />
symbolizing the difficult relations<br />
between college and<br />
city: crystalline purity in<br />
contrast to the chaotic pulse<br />
of city life: here the future,<br />
there the past. Actually they<br />
really did not have too much<br />
in common, a fact which may<br />
have favored the blooming<br />
of mutual resentments.<br />
The student paper “output”<br />
passed satirical judgment,<br />
“the average <strong>Ulm</strong> citizens<br />
Editor:<br />
City of <strong>Ulm</strong>, central services,<br />
Public relation and representation<br />
Responsible: Alois Schnizler<br />
Author: Thomas Vogel<br />
Picture Material:<br />
<strong>Ulm</strong>er Museum, <strong>HfG</strong> Archives<br />
Design: A. Kern, Designer, <strong>Ulm</strong><br />
Translation: Sylvia Gebhardt<br />
2/ 2008<br />
Relationship <strong>HfG</strong> and City<br />
College Staircase<br />
views the college as a disfigurement<br />
of the Kuhberg”.<br />
On the other hand, the <strong>HfG</strong><br />
was quite pleased with its<br />
image, as Rübenach wrote:<br />
“Her stigma is exclusivity, a<br />
stigma which is self chosen<br />
as much as introduced from<br />
outside.”<br />
1968: Birth of a myth<br />
In contrast to other established<br />
colleges <strong>HfG</strong> could not<br />
rely on a ready concept. In<br />
accordance with it’s experimental<br />
character the<br />
curriculum as well as the<br />
constitution underwent<br />
constant reviews. Rectorship<br />
changed several times, all<br />
conditions leading to internal<br />
conflicts and crises. Finally a<br />
critical mass was reached in<br />
1968 threatening the very<br />
existence.<br />
Weakened by the retreat of<br />
central personalities such as<br />
Otl Aicher and Tomas Maldonado,<br />
the foundation facing<br />
a tight financial situation,<br />
attacks from outside as well<br />
as corrosive infighting –<br />
especially during the student<br />
revolt; <strong>HfG</strong> actually imploded.<br />
It was unable to formulate a<br />
fitting strategy against the<br />
state, which pressed for<br />
nationalization aiming to<br />
incorporate <strong>HfG</strong> into the<br />
engineering college (today’s<br />
Polytechnic). The final blow<br />
to <strong>HfG</strong> was the inability to<br />
provide the finance and<br />
organization structure concept<br />
demanded by the state<br />
government and the refusal<br />
of the last rector, Herbert Ohl,<br />
to accept a last chance in<br />
November of 1968, an affiliation<br />
with Stuttgart Technical<br />
University.<br />
At this point <strong>HfG</strong> had long<br />
begun to dissolve. The<br />
foundation cancelled most<br />
employees’ contracts for<br />
Sept. 30 th 1968, only 50 of<br />
180 enrolled students had<br />
returned from summer vacation.<br />
A follow up “institute<br />
for environmental planning”<br />
existed until 1972. The legacy<br />
of <strong>HfG</strong>, as well as the legacies<br />
of Aicher, Zeischegg and<br />
Gonda are cared for in the<br />
<strong>HfG</strong> archive, founded in 1987<br />
as a department of <strong>Ulm</strong><br />
Museum.<br />
While losing its magnetic<br />
effect towards the end, <strong>HfG</strong><br />
began its rise into myth.<br />
Lecturer Gui Bonsiepe articulated<br />
one of these fabrics<br />
of myth: “The disputes about<br />
the continuation started prior<br />
to the construction of the<br />
buildings. Next to the politically<br />
motivated rejections,<br />
caused by <strong>HfG</strong>’s decisive anti<br />
nazi stand, pure provincial<br />
ignorance and culture conservative<br />
attitude acted<br />
against the institution.<br />
Because it does not fit into<br />
traditional culture schemes.”<br />
This version of a politically<br />
forced ending is supported<br />
until this day by a quote<br />
(abbreviated) of the president<br />
of the state of Baden-Württemberg<br />
of the time, Hans<br />
Filbinger:<br />
“We wanted to create something<br />
new and that requires<br />
the liquidation of the old.”<br />
Student‘s Room in the Dormitory Tower<br />
Stadt <strong>Ulm</strong><br />
Information<br />
<strong>HfG</strong><br />
College for Design
Official Opening 1955<br />
Opening<br />
On the day when “ulm” began<br />
to take hold in <strong>Ulm</strong>,<br />
usual conventions lost their<br />
capitalization along with the<br />
written words, especially<br />
concerning dress codes. Thus<br />
the guests of cultural and<br />
political standing made their<br />
way to the festivities at the<br />
<strong>Ulm</strong> Kuhberg in normal<br />
street wear, as expressively<br />
stated in the invitations:<br />
The occasion on this Oct.<br />
1 st 1955 was the opening<br />
of the college for design,<br />
buildings designed by Max<br />
Bill. At the same time the<br />
college took up its official<br />
business.<br />
An international enclave in<br />
postwar <strong>Ulm</strong>. Lecturers as<br />
well as students came from<br />
all over the world, united by<br />
their search for functionality<br />
and their use of low case<br />
character writing. Soon to<br />
become a trademark, their<br />
“ulm” today is a symbol for<br />
a phase in the history of<br />
design connecting industrial<br />
production processes with<br />
the aesthetics of a technological<br />
culture in a radically<br />
determined fashion.<br />
The first concepts developed<br />
in the <strong>Ulm</strong> school of thought<br />
– closely bound to the Scholl<br />
Foundation reach back to<br />
1947. They originate with<br />
Inge Scholl and a circle of<br />
intellectuals within the<br />
periphery of the adult<br />
education college founded<br />
by her. The first intentions<br />
called for the foundation<br />
of a “Scholl College” to form<br />
a “democratic elite” in order<br />
to “counterbalance the<br />
resurfacing nationalistic and<br />
reactionary forces” which –<br />
according to the Scholl circle’s<br />
observations – had already<br />
begun to take over key<br />
positions again.<br />
Inge Scholl established<br />
contact to American high<br />
commissioner John McCloy<br />
and actually achieved a<br />
promise for one million DM<br />
in 1950 provided she would<br />
be able to find the other half<br />
through German sponsors.<br />
However, the handover of<br />
the check was unexpectedly<br />
delayed in 1951; an <strong>Ulm</strong><br />
editor and former Gestapo<br />
member had plotted against<br />
the founding members denunciating<br />
them as suspected<br />
communists. It took a full<br />
year until the legendarily<br />
determined Inge Scholl was<br />
able to placate the suspicious<br />
US authorities.<br />
<strong>HfG</strong> Stool<br />
Early <strong>HfG</strong> –<br />
a new Bauhaus<br />
The college’s intentions<br />
changed after Max Bill, Swiss<br />
sculpture artist, painter,<br />
architect and publisher took<br />
part in the planning process<br />
on request of Inge Scholl.<br />
Bill retracted the current<br />
program and created a new<br />
concept in April 1950 together<br />
with Inge Scholl: “We<br />
observe art as the highest<br />
expression of life and we intend<br />
to establish life as a piece<br />
of art. We want to fight ugliness<br />
with the help of beauty,<br />
goodness and practicality.”<br />
The college started up in<br />
1953 with Bauhaus disciples<br />
in the lecturing pool such<br />
as Josef Albers, Helene<br />
Nonné-Schmidt and Walter<br />
Peterhans. They saw themselves<br />
absolutely within the<br />
Bauhaus tradition, whose<br />
founding director Walter<br />
Gropius held the opening<br />
speech two years later.<br />
Bill, a Bauhaus disciple himself,<br />
had the vision to update<br />
the ideas of this institution,<br />
which still offered free painting<br />
classes and was closed<br />
by the Nazi Regime in 1933.<br />
He wanted to increase the<br />
focus on object design.<br />
Political professions disappeared<br />
from the curriculum,<br />
however, a strong sociopolitical<br />
orientation remained,<br />
adding to the<br />
unique character of the<br />
college.<br />
Four departments<br />
<strong>HfG</strong> had four departments.<br />
Visual communication and<br />
the largest, product design,<br />
had the most effect. The<br />
former primarily developed<br />
information systems and their<br />
theoretical bases, f. i. graphical<br />
corporate identities for<br />
Polytechnic Poster<br />
Lufthansa Corporate Identity 1962-1963<br />
companies and administrations<br />
or advertising equipment<br />
with machines.<br />
The latter department saw<br />
the creation of objects for<br />
daily and production use such<br />
as concepts or studies for<br />
furniture, an electric razor,<br />
a gas pump and even a car.<br />
Stacking dishes for hotels,<br />
a diploma subject by Hans<br />
Roericht in 1958/59 are a<br />
perfect example for the creative<br />
application of mathematic<br />
and systematic thought.<br />
The author used only two<br />
shapes: the vertical double<br />
cylinder and a floor to wall<br />
angle of app. 120 degrees,<br />
which is repeated on handles<br />
or spouts.<br />
Much attention was paid<br />
already in the mid fifties to<br />
the phono devices by lecturer<br />
Hans Gugelot for the Braun<br />
company. They stood in strict<br />
contrast to the usual furniture<br />
lookalikes of the times<br />
and were the origin of <strong>HfG</strong>’s<br />
early glory. However, individual<br />
designs were not the<br />
main focus. Central interest<br />
was placed on complex<br />
solutions as for example the<br />
traffic phenomenon. Interdisciplinary<br />
studies – a specific<br />
<strong>HfG</strong> feature – carried out<br />
encompassing analyses:<br />
starting with the carriages all<br />
the way to schedules, from<br />
bus stop design to ticket<br />
machines. “ulm” includes the<br />
system principle as much as<br />
an attitude of permanent<br />
rethinking.<br />
The second largest department<br />
– construction – was<br />
mainly concerned with industrially<br />
prefabricated construction<br />
elements. The infor-<br />
Stacking Dishes TC 100 1958/59<br />
mation department, the<br />
smallest – integrated in 1965<br />
into the institute for film<br />
design – analyzed the language<br />
methods of mass information,<br />
mass media and<br />
the journalistic profession.<br />
The intended study course<br />
for city planning was not<br />
realized.<br />
No art please<br />
But how did all this fit into<br />
the concept of free art? Not<br />
at all, according to influential<br />
younger lecturers such as Otl<br />
Aicher, Tomas Maldonado,<br />
Walter Zeischegg or Hans<br />
Gugelot who soon found<br />
themselves in direct contradiction<br />
of Bill’s ideas. He left<br />
the college in 1957 in an<br />
atmosphere of quarrel and<br />
dispute. Otl Aicher wrote:<br />
“the ulm model is created: a<br />
model of design based upon<br />
technology and science, the<br />
designer no longer seen as<br />
an artist placed above and<br />
outside but an equal partner<br />
in the decision process of an<br />
industrial production.”<br />
<strong>HfG</strong> members became pioneers<br />
concerning fundamental<br />
research, theory and<br />
methods. Thus today’s professional<br />
designer profile was<br />
formed. There was no longer<br />
any room for the independent<br />
artist designer.<br />
“ulm” – world wide<br />
In a large part, <strong>HfG</strong> owes the<br />
wide spreading of the <strong>Ulm</strong><br />
ideas to the careers of its<br />
members. An amazing<br />
number, estimated at 160,<br />
gained professorships within<br />
Germany and internationally,<br />
many opened their own<br />
businesses. Quite a few<br />
products developed at <strong>HfG</strong><br />
have influenced international<br />
design.<br />
Furniture System M 125 1957<br />
Braun Radio sk4 1956<br />
Long after the closing of<br />
the college former “ulm”<br />
disciples were considered<br />
authorities on good design<br />
in Germany. The striving for<br />
sustainable goods, in itself<br />
already containing the<br />
ecological train of thought,<br />
was an expression of the will<br />
to take social responsibility.<br />
Even though part of the<br />
program explicitly renounced<br />
design as an aspect of style,<br />
<strong>HfG</strong> actually did create style.<br />
Products were liberated from<br />
all “unnecessary” ballast.<br />
Bill’s college building with<br />
regular façade elements is a<br />
symbol of these principles:<br />
“raw and smooth cement,<br />
gray, heavy, brutal; then you<br />
enter: inside the cement<br />
structure remains visible as<br />
well, the brick walls in brilliant<br />
whitewash, the lighting in<br />
neon with no shadows. The<br />
rooms also show white brick<br />
walls, gray cement columns,<br />
raw wooden structures.<br />
Temporary, connected to<br />
barbaric nudity and might,<br />
ascetic but liberating.<br />
Radio commentator Bernhard<br />
Rübenach articulated<br />
his impression towards the<br />
end of the 50ies: “Barbarically<br />
materialized ratio”.<br />
If even an enlightened<br />
contemporary like him experienced<br />
his judgment<br />
oscillating between estrangement<br />
and fascination we may<br />
imagine the displeasure and<br />
impact upon the traditionalist<br />
majority. In the beginning,<br />
the aesthetics of ascetics<br />
cultivated at <strong>HfG</strong> were only<br />
understood by a small minority<br />
as well as a few future<br />
and design oriented companies.<br />
At the college itself<br />
these principles took hold in<br />
the work attitude as well as<br />
life styles, causing observers<br />
to recognize religious<br />
analogies.<br />
Room Module System 1960