Online-Erhebungen in der amtlichen Statistik: Das ... - MIK NRW
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<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong>: <strong>Das</strong> Internet als neues<br />
Medium für die Erhebung und Übermittlung statistischer Daten<br />
Thomas Prick<strong>in</strong>g – Landesamt für Datenverarbeitung und <strong>Statistik</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen (LDS <strong>NRW</strong>)<br />
E-Government: E<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung für die amtliche <strong>Statistik</strong><br />
Mit dem vielbenutzten Schlagwort „Electronic Government“ wird versucht, e<strong>in</strong>en aktuellen<br />
politischen Anspruch des Verwaltungshandelns bündig zu formulieren: Mo<strong>der</strong>ne Technologie<br />
soll e<strong>in</strong>gesetzt werden, um „e<strong>in</strong> bisher unbekanntes Potenzial für Dienstleistungsorientierung,<br />
Bürgerbeteiligung, Produktivität und Wirtschaftlichkeit im öffentlichen Sektor“ (VON<br />
LUCKE 2000) zu erschließen. Die amtliche <strong>Statistik</strong> als Teil <strong>der</strong> öffentlichen Verwaltung<br />
muss sich als aktiver Partner <strong>in</strong> diesen Prozess <strong>der</strong> Neuorientierung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen: Der Masterplan<br />
„Bürokratieabbau“ <strong>der</strong> Bundesregierung vom 26.2.2003 bezieht sich ausdrücklich auf die<br />
amtliche <strong>Statistik</strong>, <strong>in</strong>dem die „Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong>“ und die „Reduzierung<br />
<strong>der</strong> statistischen Belastungen <strong>der</strong> Wirtschaft“ gefor<strong>der</strong>t wird. Die „eGovernment-Initiative<br />
Bund<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong> 2005“, e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Sofortprogramme des Masterplans, steckt schließlich den<br />
technisch-organisatorischen Rahmen dafür ab.<br />
Der E<strong>in</strong>satz aktueller IuK-Technik <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong> wird zukünftig unter dem<br />
Signum E-<strong>Statistik</strong> se<strong>in</strong>en Beitrag zum Gesamtvorhaben E-Government leisten, liegen doch<br />
mit dem breiten E<strong>in</strong>zug <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Kommunikationstechnik <strong>in</strong> Behörden, Firmen und bei<br />
Privatpersonen nunmehr die Grundlagen vor, die e<strong>in</strong>e Erweiterung o<strong>der</strong> Ablösung des überkommenen,<br />
vielfach noch mit aufwändigen, manuellen Arbeitsschritten belasteten <strong>Statistik</strong>prozesses<br />
durch zeitgemäße Arbeits- und Organisationsformen ermöglichen.<br />
„Aktuelle Informations- und Kommunikationstechnik" steht heute gewiss synonym für die<br />
Nutzung des „Internet“. So überzeugend die Idee, diese Technik für die Datengew<strong>in</strong>nung<br />
e<strong>in</strong>zusetzen, auf den ersten Blick ist, so bedeutet sie für die herkömmliche Form statistischen<br />
Arbeitens e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung. Dies betrifft nicht nur den E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> komplexen und sich <strong>in</strong><br />
steter Verän<strong>der</strong>ung bef<strong>in</strong>dlichen Technologie, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch Fragen zum Erhebungsdesign,<br />
zur Gestaltung neuer Arbeitsabläufe, zur Sicherheit <strong>der</strong> Datenübertragung, zum<br />
Schutz vertraulicher Informationen.<br />
E-<strong>Statistik</strong> auf <strong>der</strong> Basis des Internet muss sowohl ökonomische wie qualitative Ziele verfolgen.<br />
Auf Seiten <strong>der</strong> Auskunftgebenden sollen folgende Ziele erreicht werden:<br />
• Ger<strong>in</strong>gerer Aufwand durch den Wegfall des manuellen Umgangs mit Papierfragebogen,<br />
• Reduzierung <strong>der</strong> Rückfragen durch die Statistischen Ämter, sofern plausible Daten<br />
übermittelt werden,<br />
• e<strong>in</strong>heitliches Vorgehen auch bei unterschiedlichen <strong>Statistik</strong>en,<br />
• statistik- und län<strong>der</strong>übergreifende Datenlieferungen,<br />
• Automatisierung <strong>der</strong> statistischen Meldungen durch die IT-gestützte Bereitstellung <strong>der</strong><br />
statistischen Daten aus dem betriebs<strong>in</strong>ternen Rechnungswesen.<br />
Die Statistischen Ämter erwarten durch die <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> folgende Effizienz- und<br />
Effektivitätssteigerungen:<br />
• generelle Beschleunigung des medienbruchfreien Erhebungsablaufes,
2<br />
• Vere<strong>in</strong>fachung und Verbesserung <strong>der</strong> - zukünftig prozessbruchfreien - statistischen<br />
Arbeitsschritte,<br />
• Reduzierung <strong>der</strong> Korrekturen und Rückfragen durch die Übermittlung weitgehend fehlerfreier<br />
Daten,<br />
• verbesserte E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong> Term<strong>in</strong>e und Qualitätsverbesserung <strong>der</strong> Ergebnisse.<br />
Neben <strong>der</strong> Entlastung <strong>der</strong> Auskunftgebenden und <strong>der</strong> Kostenreduzierung <strong>in</strong> den statistischen<br />
Ämtern bietet E-<strong>Statistik</strong> auch die Chance, das Internet für die Vermarktung <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>in</strong><br />
mo<strong>der</strong>ner Form noch <strong>in</strong>tensiver zu nutzen.<br />
Konzeptionelle Überlegungen für <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong><br />
<strong>Das</strong> Internet bietet für die Datenerhebung zwei unterschiedliche Wege an: Es ist zu unterscheiden<br />
zwischen Electronic Mail Surveys (EMS) und Web Based Surveys (WBS) (zur<br />
systematische Unterscheidung vgl. RAGER 2001, S. 65ff.). Während die Daten erhebende<br />
Stelle bei den Mail-basierten Umfragen E-Mails mit Fragebogen (Druckvorlagen o<strong>der</strong> bearbeitbare<br />
elektronische Dokumente) als Anlage verschickt und den Rücklauf per Post o<strong>der</strong><br />
wie<strong>der</strong>um als Anlage e<strong>in</strong>er Mail erwartet, bieten die Web-basierten Umfragen die Möglichkeit,<br />
mit dem Respondenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en elektronischen „Dialog“ e<strong>in</strong>zutreten. Die Vorteile, die<br />
sich bei den Web Based Surveys aus <strong>der</strong> Interaktion mit dem Anwen<strong>der</strong> ergeben, rücken diese<br />
Form <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Erhebung für die amtliche <strong>Statistik</strong> <strong>in</strong> den Mittelpunkt des Interesses,<br />
können doch die <strong>Statistik</strong>er so unmittelbar auf E<strong>in</strong>gaben des Anwen<strong>der</strong>s reagieren, ihm onl<strong>in</strong>e<br />
Hilfestellungen anbieten und ihn auf Fehler aufmerksam machen. In <strong>der</strong> folgenden Darstellung<br />
wird daher weitgehend nur auf <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Verfahren abgehoben, die als <strong>in</strong>teraktive<br />
Client-Server-Internet-Anwendungen realisiert worden s<strong>in</strong>d.<br />
Wenngleich <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> als zukunftsorientiert und Ressourcen sparend angesehen<br />
werden, so werden sie im Allgeme<strong>in</strong>en unter methodischen Aspekten durchaus h<strong>in</strong>terfragt<br />
(vgl. BANDILLA/HAUPTMANNS 1998, RAGER 2001, S. 108ff., WEICHBOLD 2000):<br />
• Fragebogen im HTML-Format können zwar neue Wege <strong>in</strong> <strong>der</strong> Handhabung von<br />
Formularen eröffnen (Filterführung, E<strong>in</strong>gabehilfen usw.), aufgrund <strong>der</strong> technischen<br />
Gebundenheit s<strong>in</strong>d aber auch Restriktionen vorhanden (Bildschirmauflösung,<br />
Sicherheitse<strong>in</strong>stellungen usw.).<br />
• Die Internetnutzung ist i.d.R. mit Kosten (Telefon, Provi<strong>der</strong>) verbunden, die auf den<br />
Respondenten verlagert werden.<br />
• Ohne beson<strong>der</strong>e Vorkehrungen s<strong>in</strong>d Mehrfachantworten <strong>der</strong> gleichen Person nicht<br />
auszuschließen.<br />
• Instabilitäten <strong>in</strong> den beteiligten technischen Komponenten können zu Störungen bei<br />
<strong>der</strong> Beantwortung <strong>der</strong> Fragen und damit zum unerwünschten Abbruch des<br />
„Interviews“ führen.<br />
• Die Verbreitung <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Erhebung durch das Web be<strong>in</strong>haltet häufig die<br />
Selbstselektion <strong>der</strong> Teilnehmer, was zu systematischen Verzerrungen führen kann.<br />
• Als fundamentales Problem wird die mangelnde Kenntnis <strong>der</strong> Grundgesamtheit<br />
angesehen, die e<strong>in</strong>e Stichprobenziehung im statistischen S<strong>in</strong>n unmöglich macht mit<br />
<strong>der</strong> Konsequenz e<strong>in</strong>er nicht vorhandenen Repräsentativität <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Erhebung.<br />
• Inzwischen werden auch ethische Fragen (verstecktes Mitschneiden <strong>der</strong> Aktivitäten<br />
des Anwen<strong>der</strong>s usw.) aufgeworfen.<br />
Für <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong> treffen diese kritischen Aspekte weitgehend<br />
nicht zu:
3<br />
• Bei <strong>der</strong> überwiegenden Mehrzahl <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong>en ist <strong>der</strong> Berichtskreis wohlbekannt; <strong>in</strong><br />
Fachregistern werden die erfor<strong>der</strong>lichen Basisdaten gepflegt; nach bundesweit identischen<br />
Vorgaben und mit e<strong>in</strong>heitlichen Verfahren werden die Stichproben daraus<br />
selektiert. Dies trifft <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die Wirtschaftsstatistiken zu.<br />
• Da die Berichtspflichtigen bekannt s<strong>in</strong>d, ist können mit geeigneten Authentifizierungsverfahren<br />
sowohl die Selbstselektion als auch Mehrfachantworten ausgeschlossen<br />
werden.<br />
• Zweifellos stellt e<strong>in</strong>e nutzerfreundliche und ergonomische Fragebogengestaltung nebst<br />
Nutzerführung e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung dar, die allerd<strong>in</strong>gs gut lösbar ersche<strong>in</strong>t, zumal die<br />
Auskunftgebenden i.d.R. mit den Inhalten des Fragebogens vertraut s<strong>in</strong>d.<br />
• Die Verlagerung <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Kosten auf den Berichtspflichtigen darf vernachlässigt<br />
werden, da Unternehmen und Betriebe gerade durch die <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Meldung entlastet<br />
werden, wie später zu zeigen se<strong>in</strong> wird.<br />
• Die technische Stabilität des <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Verfahrens kann seitens <strong>der</strong> statistischen Ämter<br />
leicht sichergestellt werden, verfügen sie doch über eigene Rechenzentren o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d an<br />
leistungsstarke landeseigene Datenverarbeitungsbetriebe angeschlossen. Die weltweite<br />
Stabilität des Internet steht heute außer Frage.<br />
Während es offenbar kaum methodische Bedenken gegen <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong><br />
<strong>Statistik</strong> gibt, so ist doch e<strong>in</strong>e Vielzahl von organisatorischen und konzeptionellen<br />
Aspekten und Problemen zu beachten, die nachfolgend skizziert werden.<br />
Datenerhebung über das Internet ist als ganzheitlicher Arbeitsprozess zu betrachten: Schon<br />
bei <strong>der</strong> Planung des Verfahrens muss berücksichtigt werden, dass es nicht damit getan ist,<br />
dem Anwen<strong>der</strong> schöne Formulare zu präsentieren, vielmehr s<strong>in</strong>d die notwendigen Vorarbeiten<br />
ebenso <strong>in</strong> die Analyse e<strong>in</strong>zubeziehen wie die Übergabe <strong>der</strong> empfangenen Daten <strong>in</strong> die weitere<br />
statistische Aufbereitung. Der gesamte Vorgang kann <strong>in</strong> mehrere Prozesse aufgeglie<strong>der</strong>t<br />
werden:<br />
a) Auswahl von <strong>Statistik</strong>en und Festlegung <strong>der</strong> fachstatistischen Anfor<strong>der</strong>ungen,<br />
b) Formulardesign, Plausibilitätsvorgaben und Basisdaten,<br />
c) Registrierung und <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Authentifizierung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong>,<br />
d) Verarbeitung <strong>der</strong> Datenströme und Übergabe <strong>der</strong> Nutzdaten an die statistischen<br />
Fachbereiche.<br />
a) Auswahl von <strong>Statistik</strong>en und Festlegung <strong>der</strong> fachstatistischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
Die statistischen Ämter <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> und des Bundes erheben für rund 350 <strong>Statistik</strong>en auf<br />
gesetzlicher Grundlage Daten. Wenngleich auf den ersten Blick diese <strong>Erhebungen</strong> große<br />
Ähnlichkeiten aufzuweisen sche<strong>in</strong>en, so unterscheiden sie sich doch ganz erheblich im Detail:<br />
Der Frageumfang, die Komplexität <strong>der</strong> sachlichen Fragestellungen, <strong>der</strong> Kreis <strong>der</strong> Berichtspflichtigen<br />
weichen stark vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ab. Die Periodizität <strong>der</strong> <strong>Erhebungen</strong> variiert von<br />
monatlich, viertel- o<strong>der</strong> halbjährlich bis zu e<strong>in</strong>mal im Jahr stattf<strong>in</strong>denden Zählungen; außerdem<br />
gibt es <strong>Statistik</strong>en mit e<strong>in</strong>em mehrjährigen Zyklus. Groß- und Son<strong>der</strong>zählungen f<strong>in</strong>den<br />
oft nur e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dekade statt. Vor diesem H<strong>in</strong>tergrund liegt es nahe, zunächst bevorzugt<br />
die <strong>Statistik</strong>en für die Interneterhebung auszuwählen, die monatlich durchzuführen s<strong>in</strong>d,<br />
über e<strong>in</strong>e überschaubare Komplexität verfügen und bei den Auskunftspflichtigen vermutlich<br />
auf e<strong>in</strong>e große Akzeptanz stoßen. Es sollte somit sichergestellt se<strong>in</strong>, dass sich genügend<br />
teilnahmebereite Unternehmen und Betriebe f<strong>in</strong>den lassen und e<strong>in</strong> befriedigen<strong>der</strong> „return on<br />
<strong>in</strong>vestment“ relativ schnell erreicht werden kann. Aus dem politischen Raum und von Wirtschaftsverbänden<br />
wird schon seit e<strong>in</strong>iger Zeit die For<strong>der</strong>ung erhoben, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für die
4<br />
Wirtschaftsstatistiken das Internet e<strong>in</strong>zusetzen. Folgerichtig haben die statistischen Ämter <strong>der</strong><br />
Län<strong>der</strong> und des Bundes bei <strong>der</strong> Entwicklung von Pilotstudien und <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung von<br />
Produktionsverfahren für die Interneterhebung sich auf Wirtschaftsstatistiken konzentriert<br />
Die fachlichen Anfor<strong>der</strong>ungen dieser <strong>Statistik</strong>en s<strong>in</strong>d sehr unterschiedlich. Während z.B. <strong>der</strong><br />
Monatsbericht zur E<strong>in</strong>zelhandelsstatistik lediglich Angaben zum Umsatz und zu den Vollzeit-<br />
und Teilzeitbeschäftigen je Bundesland erfragt, ohne dass zwischen diesen Variablen<br />
komplizierte, abprüfbare Beziehungen bestehen, so be<strong>in</strong>haltet <strong>der</strong> Monatsbericht für Betriebe<br />
des Verarbeitenden Gewerbes h<strong>in</strong>gegen über 200 E<strong>in</strong>gabefel<strong>der</strong>, die mit e<strong>in</strong>er Vielzahl<br />
fachlicher Abhängigkeiten verknüpfbar s<strong>in</strong>d und damit zahlreiche Möglichkeiten zu<br />
Plausibilitätsprüfungen enthalten.<br />
b) Formulardesign, Plausibilitätsvorgaben und Basisdaten<br />
Um im traditionellen Erhebungsweg die Erhebungsvordrucke nicht unnötig umfangreich zu<br />
gestalten und die Portokosten niedrig zu halten, werden auf e<strong>in</strong>er DIN-A4-Druckseite mitunter<br />
sehr viele Ausfüllfel<strong>der</strong> angeordnet. Da die Auflösung sowohl <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gesetzten Drucktechnik<br />
als auch des menschlichen Auges sehr hoch ist, haben die Bearbeiter ke<strong>in</strong>e Probleme<br />
beim Lesen und Ausfüllen <strong>der</strong> Vordrucke. Die Möglichkeiten e<strong>in</strong>er entsprechenden Darstellung<br />
auf e<strong>in</strong>em PC-Monitor s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen recht beschränkt. Bei Interneterhebungen werden<br />
daher hauptsächlich zwei verschiedenen Layout-Typen angewendet: Zum e<strong>in</strong>en wird <strong>der</strong><br />
ganze Fragebogen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Web-Formular umgewandelt, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> durch Auf- und<br />
Abwärtsscrollen zwischen den E<strong>in</strong>gabefel<strong>der</strong>n navigieren muss, zum an<strong>der</strong>en wird das sog.<br />
One-<strong>in</strong>-One-Design e<strong>in</strong>gesetzt, das für jede Frage e<strong>in</strong>e eigene Seite vorsieht. Zweifellos ist<br />
hier das Handl<strong>in</strong>g komfortabler, <strong>der</strong> Nutzer verliert aber schnell die Übersicht über den<br />
gesamten Fragebogen. Aufgrund <strong>der</strong> technischen und optischen Restriktionen macht es bei<br />
<strong>der</strong> Komplexität vieler Vordrucke <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong> wenig S<strong>in</strong>n, die Erhebungsvordrucke<br />
als digitales 1:1-Papierabbild im Browser darzustellen. Die Formulare müssen vielmehr<br />
<strong>in</strong> fachlich zusammenhängende Teile aufgeglie<strong>der</strong>t und <strong>in</strong> diesen Blöcken angeboten<br />
werden.<br />
Diese Aufteilung be<strong>in</strong>haltet auch Chancen für e<strong>in</strong>e unter ergonomischen und funktionalen<br />
Gesichtspunkten optimale Gestaltung: Die Formularteile und die für die Nutzersteuerung<br />
erfor<strong>der</strong>lichen Funktionen werden auf Registerkarten abgelegt. Die Web-Darstellung erhält so<br />
e<strong>in</strong> gut lesbares, klar strukturiertes und leicht zu handhabendes Design:<br />
• Registerkarten gelten im W<strong>in</strong>dowsumfeld seit langem als Standard und s<strong>in</strong>d bei den<br />
Anwen<strong>der</strong>n gut e<strong>in</strong>geführt.<br />
• Sie erlauben die Ausnutzung <strong>der</strong> gesamten Bildschirmseite und unterstützen die optische<br />
Trennung <strong>der</strong> organisatorischen, fachstatistischen und technischen Sachverhalte und<br />
Aktionen.<br />
• Es können standardisierte Registerkarten e<strong>in</strong>gesetzt werden, welche die unabhängig von<br />
<strong>der</strong> jeweiligen <strong>Statistik</strong> stets identischen Angaben o<strong>der</strong> Funktionen enthalten. Damit kann<br />
sehr gut dem Anspruch des Anwen<strong>der</strong>s auf Erwartungskonformität entsprochen werden.<br />
• Werden die Registerkarten auf das rechte Maß zugeschnitten, kann das lästige und oft<br />
wenig übersichtliche horizontale und vertikale Verschieben (Scrollen) <strong>der</strong> Bildschirm<strong>in</strong>halte<br />
vollständig entfallen.<br />
• Während bei <strong>der</strong> Navigation über Frames beständige Interaktionen mit dem Web-Server<br />
erfor<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d, werden die Registerkarten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zug vom Server geholt und stehen<br />
anschließend ohne Nachladen usw. für die Bearbeitung bereit. Die Belastung des Servers<br />
kann damit niedrig gehalten werden; <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> kann die Formulare zügig bearbeiten.
• Da für jede <strong>Statistik</strong> nur e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges HTML-Dokument geladen wird, lässt sich dar<strong>in</strong> die<br />
Basis-Plausibilitätsprüfung <strong>in</strong> Form von Java-Scripts e<strong>in</strong>betten, auch wenn sich die<br />
Prüfungen auf Variablen <strong>in</strong> verschiedenen Registerkarten beziehen.<br />
• Die Übermittlung <strong>der</strong> Nutzdaten an das statistische Amt erfolgt ebenfalls mit nur e<strong>in</strong>er<br />
Sendeaktion.<br />
5<br />
Abbildung 1 zeigt den typischen Aufbau <strong>der</strong> Erhebungsformulare und <strong>der</strong>en Strukturierung<br />
mit Registerkarten. Im Kopf werden das statistische Amt mit se<strong>in</strong>em Logo, die ausgewählte<br />
<strong>Statistik</strong>, <strong>der</strong> Name <strong>der</strong> meldenden Stelle, die Ordnungsnummer sowie <strong>der</strong> aktuelle Berichtszeitraum<br />
angezeigt. Darunter s<strong>in</strong>d die Registerkarten angeordnet:<br />
Abb. 1: Charakteristischer Aufbau e<strong>in</strong>es Erhebungsformulars <strong>in</strong> <strong>Statistik</strong>-<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong><br />
• Die Organisationskarte (blau) enthält die vollständige Anschrift des Berichtspflichtigen<br />
sowie ggf. den Namen des zuständigen Ansprechpartners. In den freien Fel<strong>der</strong>n<br />
können Korrekturen vorgenommen werden. Außerdem werden Informationen über<br />
den Bearbeiter im statistischen Amt e<strong>in</strong>geblendet, so dass bei Rückfragen die Rufnummer<br />
sogleich zur Hand ist. Dieses Register wird grundsätzlich als Startseite<br />
angezeigt.<br />
• Es folgen die Registerkarten für den statistischen Teil, <strong>der</strong>en Anzahl und Beschriftung<br />
variiert. Sie werden <strong>in</strong> hellgelb abgesetzt und enden stets mit e<strong>in</strong>em Register „Bemerkungen“,<br />
<strong>in</strong> welches <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> Mitteilungen an das statistische Amt e<strong>in</strong>tragen<br />
kann. Sollte e<strong>in</strong>e Erhebung so umfangreich se<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> Platz für die Anzeige <strong>der</strong><br />
<strong>Statistik</strong>register nicht ausreicht, werden <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Register weitere Unterregister<br />
o<strong>der</strong> Zusatzseiten angeboten.<br />
• In dunklem Gelb ist das Erläuterungsregister e<strong>in</strong>gefärbt. Hier kann <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />
Erläuterungen (z.B. Systematik <strong>der</strong> Wirtschaftszweige) und rechtliche H<strong>in</strong>weise <strong>in</strong><br />
Form von PDF-Dokumenten e<strong>in</strong>sehen bzw. auf den Arbeitplatz herunterladen.<br />
• Die Registerkarten „Sichern/Laden“ und „Senden“ enthalten e<strong>in</strong>ige Schaltflächen, mit<br />
<strong>der</strong>en Hilfe <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> die Verarbeitung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>gegebenen Daten steuert.<br />
- „Zwischenspeichern serverseitig“: Möchte <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> die E<strong>in</strong>gabe <strong>der</strong> Daten zu<br />
verschiedenen Zeitpunkten erledigen, so sollen die bereits e<strong>in</strong>getragenen Werte<br />
natürlich nicht verloren gehen. Er hat hier die Möglichkeit, die Daten auf dem<br />
Web-Server des statischen Amtes abzulegen. Meldet er sich wie<strong>der</strong> an, um die<br />
Arbeit fortzusetzen, werden die Daten automatisch <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Formular zurückgeladen.<br />
- „Schnittstellenformat speichern“: Für jede <strong>Statistik</strong> s<strong>in</strong>d auf dem Server die<br />
Formulare abgelegt, aus denen jeweils e<strong>in</strong>e Schnittstellenbeschreibung generiert<br />
werden kann, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>fachen Struktur (Feldname, Platzhalter für e<strong>in</strong>en Wert)<br />
alle im Formular vorkommenden Fel<strong>der</strong> anlistet. Der Anwen<strong>der</strong> kann mit eigenen<br />
Programmen diese Schnittstelle mit den richtigen Werten füllen, die z.B. aus dem<br />
firmen<strong>in</strong>ternen Berichtswesen stammen. Da die Programme für diesen Vorgang nur<br />
e<strong>in</strong>mal erstellt werden müssen, aber permanent genutzt werden können, eröffnet<br />
sich für die Anwen<strong>der</strong> hier e<strong>in</strong> beträchtliches Rationalisierungspotential.<br />
- „Lokale Daten laden“: Sofern <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> Daten e<strong>in</strong>es Formulars auf se<strong>in</strong>em<br />
lokalen System gespeichert hat (vgl. unten), kann er mit dieser Funktion auf die<br />
Daten zurückgreifen. S<strong>in</strong>nvoll ist dies immer dann, wenn die Werte von e<strong>in</strong>em<br />
Berichtszeitraum zum nächsten nur wenig Verän<strong>der</strong>ungen aufweisen. Man lädt die<br />
alten Daten und korrigiert lediglich an den erfor<strong>der</strong>lichen Stellen. Über diesen<br />
Funktionsaufruf werden ebenfalls die vom Anwen<strong>der</strong> aus den eigenen Informationssystemen<br />
bereitgestellten Daten <strong>in</strong> das Formular importiert und geprüft.
6<br />
- In <strong>der</strong> Registerkarte „Senden“ ist die Option „Quittung“ vorbelegt. Nach dem<br />
E<strong>in</strong>gang <strong>der</strong> Daten erhält <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> automatisch e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>gangsbestätigung.<br />
Außerdem kann er für die eigene Aktenführung die gesendeten Daten ausdrucken;<br />
als Druckbild wird zunächst e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache Anlistung <strong>der</strong> belegten Fel<strong>der</strong> erzeugt,<br />
schönere grafische Aufbereitungen bleiben <strong>der</strong> Zukunft vorbehalten.<br />
- E<strong>in</strong>e weitere Option erlaubt es, die Daten lokal zu archivieren. Sofern diese Option<br />
gesetzt wird, werden die Daten, die zum statistischen Amt gesendet werden, ebenfalls<br />
im DV-System des Anwen<strong>der</strong>s nach dessen Vorgaben gespeichert, so dass sie<br />
später erneut <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Formular geladen werden können.<br />
- Mit <strong>der</strong> Schaltfläche „Senden“ wird <strong>der</strong> eigentliche Weiterleitungsprozess angestoßen,<br />
<strong>der</strong> weiter unten beschrieben wird.<br />
• Die Registerkarte „Hilfe“ erlaubt den Aufruf e<strong>in</strong>es PDF-Dokumentes, welches detailliert<br />
die Handhabung des Programms beschreibt.<br />
Welchen Grad an Plausibilitätsprüfung sollte nun e<strong>in</strong>e <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Datenerhebung anstreben?<br />
Tests und Erfahrungen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en statischen Ämtern haben gezeigt, dass die Integration aller<br />
logisch richtigen und denkbaren Plausibilitätsprüfungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> DV-Verfahren dazu führt, dass<br />
<strong>der</strong> statistische Standardanwen<strong>der</strong> kaum mehr <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, e<strong>in</strong>en Fragebogen vollständig<br />
auszufüllen. Es ist vielmehr zweckmäßig, die Prüfungen zu beschränken: Formatprüfungen<br />
von Fel<strong>der</strong>n (z.B. Zahlen/Text), Zwangse<strong>in</strong>gaben für essentielle Fragen (z.B. Umsatz) sowie<br />
e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>grenzung von Abhängigkeitsprüfungen (z.B. Angaben zu Beschäftigen und Umsätzen<br />
nur mit zugehöriger Wirtschaftszweig-Nr.) sollten die Grundlage für e<strong>in</strong>e Basis-Plausibilitätsprüfung<br />
se<strong>in</strong>, die vom Anwen<strong>der</strong> ohne Schwierigkeiten zu bewältigen ist. Dem E<strong>in</strong>wand, die<br />
amtliche <strong>Statistik</strong> verzichte somit darauf, ausschließlich schon bere<strong>in</strong>igte Daten entgegenzunehmen,<br />
ist leicht zu begegnen: Ablehnung und Akzeptanzverluste e<strong>in</strong>es neuen, aufwändigen<br />
Verfahrens müssen <strong>in</strong> jedem Fall vermieden werden. Die Anwen<strong>der</strong> sollten vielmehr schrittweise<br />
an diesen neuen Erhebungsweg mit dessen erweiterten Möglichkeiten herangeführt<br />
werden. Es ist dank Internet ja leicht möglich, zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt weitere Prüfungen<br />
zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
Die technische E<strong>in</strong>bettung <strong>der</strong> Prüfungen <strong>in</strong> die Formulare erfolgt auf <strong>der</strong> Basis von Java-<br />
Script. Wenngleich damit e<strong>in</strong>e gewisse E<strong>in</strong>schränkung <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zusetzenden Browserversionen<br />
e<strong>in</strong>hergeht und <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> auch über das Recht verfügen muss, dass <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Browser die Script<strong>in</strong>g-Funktionen aktiviert s<strong>in</strong>d, was unter Umständen als potentielles Sicherheitsrisiko<br />
betrachtet wird, so ist dieses Maßgabe unverzichtbar: Nur so s<strong>in</strong>d die erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Prüfungen und zusätzlichen Funktionen zweckmäßig und angemessen bereitzustellen.<br />
E<strong>in</strong>e ausschließlich serverseitige Prüfung und Verfahrenssteuerung würde zu<br />
erheblichen Aufwänden und zu Wartezeiten bei den Anwen<strong>der</strong>n führen.<br />
Unter Basisdaten werden Daten und Informationen verstanden, die zusammen mit den<br />
Formularen bereitgestellt werden müssen. Zum e<strong>in</strong>en s<strong>in</strong>d dies Textdokumente mit fachlichmethodischen<br />
Erläuterungen, Systematiken und rechtlichen H<strong>in</strong>weisen zur jeweiligen<br />
<strong>Statistik</strong>, zum an<strong>der</strong>en soll <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>buße an Ausfüllkomfort h<strong>in</strong>nehmen<br />
müssen: Bei e<strong>in</strong>igen <strong>Statistik</strong>en werden Ergebnisse o<strong>der</strong> Meldungen aus zurückliegenden<br />
Berichtszeiträumen <strong>in</strong> die Formulare für den aktuellen Berichtszeitraum e<strong>in</strong>gedruckt. Der<br />
Anwen<strong>der</strong> kann diese Angaben übernehmen o<strong>der</strong> ggf. korrigieren. Z.B. enthalten die<br />
Formulare <strong>der</strong> Produktionserhebungen die fachliche Bezeichnung <strong>der</strong> Erzeugnisse, für die e<strong>in</strong><br />
Betrieb auskunftspflichtig ist, mit ihrer Meldenummer und <strong>der</strong>en Maße<strong>in</strong>heit. Diese von<br />
Betrieb zu Betrieb unterschiedlichen Angaben müssen beim Aufruf des statistikspezifischen<br />
Formulars über das Internet dynamisch geladen, <strong>in</strong> das Formular übernommen und dem<br />
Anwen<strong>der</strong> präsentiert werden.
c) Registrierung und <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Authentifizierung <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong><br />
7<br />
Je<strong>der</strong> Teilnehmer am Verfahren <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Erhebung muss zunächst registriert werden. Es ist<br />
e<strong>in</strong>sichtig, das nur zugelassene Anwen<strong>der</strong> Daten über das Internet übermitteln dürfen. Die<br />
Registrierung verfolgt neben dem Sicherheitsaspekt aber auch noch das Ziel, anwen<strong>der</strong>freundliche<br />
Lösungen anzubieten. Dies erschließt sich leicht, wenn man unter e<strong>in</strong>em Anwen<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>e „meldende Stelle“ versteht: Es liegt zwischen den eigentlichen Berichtsgegenständen,<br />
nämlich den konkreten <strong>Erhebungen</strong>, und den berichtspflichtigen Stellen – Unternehmen<br />
und Betriebe – sowie den ggf. beteiligten Berichterstattern e<strong>in</strong>e multiple Verknüpfung<br />
vor. Im e<strong>in</strong>fachen Fall berichtet <strong>der</strong> Betrieb A über genau e<strong>in</strong>e <strong>Statistik</strong> B, im komplizierteren<br />
Fall meldet er für mehrere <strong>Statistik</strong>en, im komplexen Fall h<strong>in</strong>gegen erteilt <strong>der</strong> Steuerberater C<br />
Auskunft für mehrere Betriebe mit unterschiedlichen <strong>Statistik</strong>en. Derjenige, <strong>der</strong> faktisch das<br />
Internetformular absendet, ist die „meldende Stelle“. Damit diese Stelle sich nur e<strong>in</strong>mal dem<br />
System gegenüber authentifizieren muss, ist es erfor<strong>der</strong>lich, die dah<strong>in</strong>ter liegende Zuordnungsstruktur<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Registrier- und Authentifizierungsdatenbank sachgerecht abzubilden.<br />
Die Analyse e<strong>in</strong>er Stichprobe von 17.650 im nordrhe<strong>in</strong>-westfälischen Unternehmensregister<br />
verzeichneten E<strong>in</strong>heiten zeigt, dass zwar rund e<strong>in</strong> Drittel davon nur für e<strong>in</strong>e <strong>Statistik</strong>,<br />
an<strong>der</strong>erseits aber e<strong>in</strong> Zehntel für zwei und die Hälfte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>heiten sogar für drei <strong>Statistik</strong>en<br />
berichtspflichtig ist. In welchem Umfang Steuerberater und ähnliche E<strong>in</strong>richtungen für<br />
Betriebe antworten, lässt sich aus dem Register nicht exakt entnehmen; Schätzungen gehen<br />
von e<strong>in</strong>er Größenordnung von 10 bis 20% aus. Die Notwendigkeit, „meldende Stellen“ zu<br />
def<strong>in</strong>ieren, sollte damit erwiesen se<strong>in</strong>.<br />
Die Registrierung <strong>der</strong> Teilnehmer erfolgt z.Z. auf traditionelle Weise über die Post. Auch die<br />
per Zufallsgenerator erzeugten Anwen<strong>der</strong>kennungen und Passwörter werden mit Briefen<br />
zurückgeschickt, um zu Beg<strong>in</strong>n des neuen Verfahrens alle Möglichkeiten <strong>der</strong> konventionellen<br />
Datensicherheit auszuschöpfen. Es wird später auch e<strong>in</strong>e <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Registrierung möglich se<strong>in</strong>.<br />
Zunächst wird jedes statistisches Amt die Authentifizierung nur für Anwen<strong>der</strong> anbieten, die <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Zuständigkeitsbereich auskunftspflichtig s<strong>in</strong>d. Der statistische Verbund plant allerd<strong>in</strong>gs,<br />
mittelfristig die Registrierung und Authentifizierung für alle Ämter so zu regeln, dass<br />
die Anwen<strong>der</strong> über e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames, bundesweites E-<strong>Statistik</strong>-Portal auf das Verbundverfahren<br />
zugreifen können.<br />
d) Verarbeitung <strong>der</strong> Datenströme und Übergabe <strong>der</strong> Nutzdaten an die statistischen<br />
Fachbereiche<br />
Der gesamte technische Ablauf e<strong>in</strong>er Internetmeldung sowie <strong>der</strong>en Weiterverarbeitung kann<br />
hier nur schematisch dargestellt werden:<br />
• Aus <strong>der</strong> Registrierdatenbank werden die für die Authentifizierung erfor<strong>der</strong>lichen Daten<br />
mittels FTP auf den Authentifizierungsserver übertragen. Ebenfalls per FTP gelangen die<br />
Formulare nebst e<strong>in</strong>gebundenen Plausibilitätsprüfungen sowie die Basisdaten auf den<br />
Formular- und Datenserver.<br />
• Beim Log<strong>in</strong> des Anwen<strong>der</strong>s werden se<strong>in</strong>e Angaben über den Web-Server auf den<br />
Authentifizierungsserver übertragen, bei erfolgreicher Anmeldung werden auf <strong>der</strong> Basis<br />
<strong>der</strong> Personalisierung die Formulare dynamisch generiert und über den Web-Server an den<br />
Anwen<strong>der</strong> zurückgeschickt.
8<br />
• Geht das ausgefüllte Formular auf dem Web-Server e<strong>in</strong>, werden die Nutzdaten <strong>in</strong> das<br />
XML-Format konvertiert und an den <strong>in</strong>ternen Produktionsbetrieb übermittelt. Parallel<br />
wird e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>gangsvermerk im Authentifizierungsserver gesetzt.<br />
• Die weitere Datenverarbeitung <strong>in</strong> den statistischen Fachabteilungen basiert auf den vom<br />
Verbund bereitgestellten DV-Verfahren. Da hier nur die neuesten Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Lage s<strong>in</strong>d, XML-Dateien generisch zu <strong>in</strong>terpretieren und die Nutzdaten <strong>in</strong> die Fachdatensammlungen<br />
aufzunehmen, s<strong>in</strong>d im allgeme<strong>in</strong>en noch Konvertierungen <strong>in</strong> die herkömmlichen<br />
Importformate durchzuführen. Des weiteren s<strong>in</strong>d häufig Anpassungen <strong>der</strong> Altverfahren<br />
erfor<strong>der</strong>lich, um den neuen Erhebungsweg tatsächlich zu e<strong>in</strong>em Workflow frei von<br />
Medien- und Prozessbrüchen werden zu lassen. Diese Arbeiten haben sich <strong>in</strong>zwischen als<br />
langwierig und aufwändig herauskristallisiert.<br />
• Sofern <strong>der</strong> Anwen<strong>der</strong> Adressän<strong>der</strong>ungen o<strong>der</strong> sonstige Bemerkungen mitgeteilt hat,<br />
werden diese Informationen von den statistischen Daten abgesplittet und per E-Mail <strong>in</strong><br />
nach <strong>Statistik</strong>-Schlüsseln geordnete Postfächer weitergeleitet. Die Sachbearbeitung <strong>in</strong> den<br />
Fachbereichen kann auf diese Mitteilungen unmittelbar reagieren, Än<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> die<br />
Register e<strong>in</strong>pflegen o<strong>der</strong> Kontakt mit den Berichtspflichtigen aufnehmen.<br />
• Daten, die lediglich zwischengespeichert werden sollen, werden verschlüsselt auf dem<br />
Datenserver abgelegt.<br />
Im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Verarbeitung <strong>der</strong> via Internet gesammelten Daten sei nur kurz auf<br />
die e<strong>in</strong>gesetzten Sicherheitsmaßnahmen verwiesen. Die Anwendung arbeitet mit mehreren<br />
Firewalls, um die <strong>in</strong>terne Verarbeitung gegen Angriffe von außen abzuschotten. Die Kommunikation<br />
mit <strong>der</strong> meldenden Stelle erfolgt ab <strong>der</strong> Log<strong>in</strong>-Prozedur bereits über HTTPS und<br />
setzt die SSL-Verschlüsselung e<strong>in</strong>. Alle Daten, die <strong>in</strong> irgend e<strong>in</strong>er Form außerhalb des abgeschotteten<br />
Bereichs abgelegt, weitergeleitet o<strong>der</strong> verwaltet werden müssen, werden mittels<br />
PGP-Verschlüsselung (asymmetrisches Schlüsselpaar) gesichert. Selbst wenn e<strong>in</strong> Angriff auf<br />
den Web-Server erfolgreich se<strong>in</strong> sollte, so kann <strong>der</strong> Angreifer die erbeuteten Daten nicht<br />
verwenden, da sie nur verschlüsselt vorliegen<br />
Erfahrungen mit <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong><br />
Neben dem elektronischen Datenaustausch zwischen statistischen Ämtern und öffentlichen<br />
E<strong>in</strong>richtungen, auf den hier, wie oben erwähnt, nicht weiter e<strong>in</strong>gegangen wird, spielen echte<br />
<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong> Deutschlands e<strong>in</strong>e deutlich zunehmende Rolle.<br />
Inzwischen werden von mehreren statistischen Ämtern verschiedene <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> für<br />
rund 20 <strong>Statistik</strong>en angeboten. Seit dem Jahr 2000 wurden Pilotstudien aufgelegt mit dem<br />
Ziel, Erfahrungen über die technischen Erfor<strong>der</strong>nisse, die Verfahrenssteuerung sowie<br />
<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Akzeptanz des neuen Erhebungswegs bei den Berichtspflichtigen zu<br />
sammeln. Diese Studien wurden vor allem im Bereich <strong>der</strong> Wirtschaftsstatistiken durchgeführt,<br />
auf <strong>der</strong>en Basis nunmehr e<strong>in</strong> koord<strong>in</strong>iertes, e<strong>in</strong>heitliches und zukunftsorientiertes Vorgehen<br />
möglich ist. Die statistischen Ämter des Bundes und <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> konnten sich daher darauf<br />
festlegen, im Jahr 2003 bundesweit e<strong>in</strong>heitlich für drei <strong>Statistik</strong>en die Datenerhebung via<br />
Internet anzubieten:<br />
• Monatsbericht für Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes sowie des Bergbaus,<br />
• Konjunkturerhebung <strong>in</strong> bestimmten Dienstleistungsbereichen,<br />
• Monatserhebung im Tourismus.<br />
Wie sehr beispielsweise die Struktur <strong>der</strong> Berichtskreise und <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong>en die Akzeptanz von<br />
<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> bee<strong>in</strong>flusst, wird an <strong>der</strong> folgenden Tabelle deutlich:
<strong>Statistik</strong> Durchführendes<br />
Statistisches<br />
Amt<br />
9<br />
<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<br />
Erhebung im<br />
E<strong>in</strong>satz seit<br />
Berichtspflichtige<br />
<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<br />
Mel<strong>der</strong><br />
Anteil <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<br />
Meldungen am<br />
Datenvolumen<br />
Intrahandel Bund 03/2000 60.000 20.000 45%<br />
Luftverkehrstatistik für ausgewählte<br />
Flughäfen<br />
Bund 09/2002 20 20 100%<br />
Monatserhebung Großhandel<br />
Verdiensterhebung im Prod.<br />
Bund 10/2002 9.400 1.300 14%<br />
Gewerbe, Handel, Kredit- und<br />
Versicherungsgewerbe<br />
Bayern 07/2001 4.350 570 13%<br />
Monatsbericht für Betriebe des<br />
Verarbeitenden Gewerbes<br />
<strong>NRW</strong> 12/2001 11.000 980 9%<br />
Monatliche Produktionserhebung <strong>NRW</strong> 04/2002 2.950 350 12%<br />
Monatserhebung im Tourismus<br />
Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
01/2003 2.850 190 7%<br />
Tabelle 1: <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Meldungen <strong>in</strong> ausgewählten <strong>Statistik</strong>en<br />
Sowohl beim Intrahandel als auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Luftverkehrstatistik konnte das Statistische Bundesamt<br />
erreichen, dass die Meldestellen die im eigenen Rechnungswesen vorhandenen Daten <strong>in</strong><br />
angepasster Form als Internet-Upload an das Amt übermitteln. In <strong>der</strong> Luftverkehrsstatistik<br />
werden alle Daten onl<strong>in</strong>e übermittelt, beim Intrahandel stellt e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong> Berichtsstellen<br />
knapp die Hälfte <strong>der</strong> Daten via Internet bereit. Die Monatserhebung im Großhandel und die<br />
übrigen <strong>der</strong> oben aufgeführten <strong>Statistik</strong>en s<strong>in</strong>d h<strong>in</strong>gegen „klassische“ Formularlösungen, die<br />
noch nicht ähnliche Akzeptanzgrade und Effizienzgew<strong>in</strong>ne verbuchen können. Obgleich die<br />
statistischen Ämter mit beträchtlichem Aufwand für den neuen Meldeweg geworben haben,<br />
sche<strong>in</strong>t die im Mittel erreichte Teilnahmequote von rund 10% e<strong>in</strong>e typische Größe zu se<strong>in</strong>, die<br />
<strong>in</strong> den ersten zwei Jahren nach Start <strong>der</strong> <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Erhebung erreicht werden kann. Dies<br />
bestätigen Informationen aus an<strong>der</strong>en nationalen statistischen Ämtern.<br />
Es ist überdies bemerkenswert, dass nicht alle Firmen und Betriebe, die sich registrieren<br />
lassen, die Web-Lösung tatsächlich nutzen. <strong>Das</strong> LDS <strong>NRW</strong> hat diesen Sachverhalt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Studie geprüft und festgestellt, dass <strong>in</strong> rund 40% <strong>der</strong> Fälle <strong>der</strong> für die <strong>Statistik</strong> zuständige<br />
Bearbeiter im Unternehmen (noch) ke<strong>in</strong>en Zugang zum Internet hat. Rund e<strong>in</strong> Drittel <strong>der</strong><br />
Befragten gab an, dass bei ger<strong>in</strong>gem Fragevolumen <strong>der</strong> Papiervordruck ökonomischer und<br />
schneller zu handhaben sei.<br />
E<strong>in</strong> vorläufiges Resümee ergibt dennoch e<strong>in</strong>e positive Bilanz:<br />
• Von Seiten <strong>der</strong> Auskunft gebenden Firmen wurden kaum Probleme gemeldet, zumeist<br />
waren nur H<strong>in</strong>weise auf die aktuellen Browserversionen und die Aktivierung von<br />
JavaScript erfor<strong>der</strong>lich.<br />
• Die formale Qualität <strong>der</strong> Daten entspricht im wesentlichen den Erwartungen <strong>der</strong><br />
Fachabteilungen.<br />
• Um neben <strong>der</strong> formalen Qualität <strong>der</strong> Daten auch <strong>der</strong>en fachliche Güte zu steigern,<br />
werden im Verbund sorgfältige Messungen erfor<strong>der</strong>lich se<strong>in</strong>, um die <strong>in</strong> den Formularen<br />
enthaltene Basis-Plausibilitätsprüfungen so zu kalibrieren, dass e<strong>in</strong>e Balance<br />
besteht zwischen dem Wunsch <strong>der</strong> meldenden Stellen, möglichst schnell und e<strong>in</strong>fach<br />
die Fragen zu beantworten und den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong>, hochwertige<br />
Informationen zu erzeugen.<br />
• Mit <strong>der</strong> breiten E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> Datene<strong>in</strong>gaben und direkten Plausibilisierung mit<br />
Dialogverfahren war <strong>der</strong> Import von Daten via Batchschnittstelle stark <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund<br />
gedrängt worden. Diese <strong>in</strong> den Verbundverfahren standardmäßig vorhandene<br />
Schnittstelle gilt es mit neuem Leben zu füllen. Wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit fehlende<br />
Angaben auf den Erhebungsvordrucken manuell recherchiert und nachgetragen, so<br />
dass nur vollständige Daten erfasst und importiert werden konnten, so müssen nun die
10<br />
Dialogprogramme so erweitert werden, dass auch die Integration unvollständiger,<br />
gelegentlich auch mangelhafter Daten möglich ist, damit die fehlenden Angaben<br />
nachgetragen o<strong>der</strong> falsche korrigiert werden können, ohne dass e<strong>in</strong> „Zwischen-Beleg“<br />
ausgedruckt werden muss.<br />
• Der Formatkonverter vermag zwar im Regelfall die via Internet gewonnenen Daten <strong>in</strong><br />
die von den Verbundprogrammen gefor<strong>der</strong>ten Importformate umzuwandeln, es s<strong>in</strong>d<br />
aber häufig historisch gewachsene Beson<strong>der</strong>heiten zu berücksichtigen. Die im Verbund<br />
geplante Standardisierung <strong>der</strong> Datenlieferungen und Umstrukturierung <strong>der</strong><br />
Importformate auf <strong>der</strong> Basis von XML muss daher beschleunigt werden.<br />
• Über Entlastungseffekte bei den Auskunft gebenden Stellen können naturgemäß kaum<br />
Aussagen gemacht werden. Für die statistischen Ämter gilt gewiss, dass die weitgehend<br />
fehlerfreien <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Daten e<strong>in</strong>er weitaus ger<strong>in</strong>geren weiteren Bearbeitung bedürfen<br />
als die herkömmlichen Meldungen. Die konkrete Bemessung <strong>der</strong> Entlastung ist <strong>in</strong>dessen<br />
<strong>der</strong>zeit noch sehr schwierig. Der Entlastungseffekt lässt sich daher nur heuristisch<br />
durch e<strong>in</strong>e logistische Kurve darstellen (Abb. 2).<br />
Abb. 2: Entlastungseffekte durch <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Meldungen<br />
Erst wenn e<strong>in</strong>e gewisse „kritische Masse“ an Datene<strong>in</strong>gängen via Internet zu verzeichnen<br />
ist, kann e<strong>in</strong>e spürbare Entlastung e<strong>in</strong>treten. An<strong>der</strong>erseits werden weiterh<strong>in</strong><br />
Arbeiten bestehen bleiben, die ohne das erfor<strong>der</strong>liche Personal und ohne die notwendigen<br />
Sachmittel nicht durchgeführt werden können. Geht die Hälfte <strong>der</strong> Unterlagen<br />
onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>, entspricht dies ke<strong>in</strong>eswegs e<strong>in</strong>er entsprechenden Reduzierung <strong>der</strong> Mitarbeiter,<br />
selbst e<strong>in</strong>e vollzählige und vollständige Datenübermittlung löst immer noch<br />
Aufwände im Statistischen Amt aus. Die Komplexität <strong>der</strong> jeweiligen <strong>Statistik</strong>, <strong>der</strong><br />
Erhebungsumfang, die Periodizität spielen neben angepassten Organisationsformen im<br />
Aufbereitungsprozess vermutlich e<strong>in</strong>e bedeutsame Rolle für die erwartete Effizienz-<br />
und Effektivitätssteigerung. Empirisch belegbare o<strong>der</strong> gar endgültige Messzahlen<br />
können daher zur Zeit noch nicht ermittelt o<strong>der</strong> abgeschätzt werden.<br />
<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> können offensichtlich im Rahmen <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong> zur Neustrukturierung<br />
staatlichen Handelns durch E-Government beitragen und den Bürokratieabbau, die Steigerung<br />
<strong>der</strong> Produktivität und Wirtschaftlichkeit sowie die Dienstleistungsorientierung <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Verwaltung wirkungsvoll unterstützen. Gleichwohl s<strong>in</strong>d auch äußere Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
für den umfassenden Erfolg von <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> maßgeblich, die nur mittelbar<br />
von Seiten <strong>der</strong> <strong>Statistik</strong> bee<strong>in</strong>flusst werden können:<br />
• Die Rechtsvorschriften, auf <strong>der</strong>en Grundlage die <strong>Erhebungen</strong> durchgeführt werden,<br />
enthalten i.d.R. ke<strong>in</strong>e Verpflichtung, die Daten onl<strong>in</strong>e zu übermitteln. <strong>Das</strong> Projekt<br />
„ElsterLohn“ <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzverwaltung, welches ab 2005 die elektronische Übermittlung<br />
<strong>der</strong> vom Arbeitgeber zu besche<strong>in</strong>igenden Lohnsteuerdaten verpflichtend vorsieht,<br />
sowie die entsprechenden Planungen für die Meldebehörden könnten hier wegweisend<br />
se<strong>in</strong>.<br />
• Auch für die Verpflichtung öffentlicher Stellen zur elektronischen Übermittlung von<br />
Verwaltungsdaten an die <strong>Statistik</strong> s<strong>in</strong>d die erfor<strong>der</strong>lichen Rechtsgrundlagen zu<br />
schaffen. Hier s<strong>in</strong>d noch erhebliche Anstrengungen auf Seiten <strong>der</strong> beteiligten Verwaltungen<br />
und <strong>der</strong> statistischen Ämter sowie des Gesetzgebers erfor<strong>der</strong>lich.<br />
• Die Bereitstellung <strong>der</strong> für die <strong>Statistik</strong> relevanten Daten aus dem <strong>in</strong>ternen Berichts-<br />
und Rechnungswesen <strong>der</strong> Firmen und Betriebe wird zu e<strong>in</strong>er deutlichen Entlastung <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Wirtschaft führen. Die amtliche <strong>Statistik</strong> hat hier bereits die Initiative ergriffen und<br />
mit <strong>der</strong> Bereitstellung <strong>der</strong> Schnittstellen und des technischen Verfahrens umfangreiche<br />
Vorleistungen erbracht. Um die Investitionen <strong>der</strong> Firmen ger<strong>in</strong>g zu halten und e<strong>in</strong>en
11<br />
langfristigen Investitionsschutz zu gewährleisten, ist es wichtig, die Erhebungs<strong>in</strong>halte<br />
an die Daten des Rechnungswesens anzupassen. Auch hier ist <strong>der</strong> europäische und<br />
deutsche Gesetzgeber gefor<strong>der</strong>t.<br />
• Die personelle und technische Ausstattung <strong>der</strong> Berichtspflichtigen ist – wie die Erfahrung<br />
zeigt - nicht immer schon auf das Internet ausgerichtet; Sicherheitsaspekte und<br />
Kostenüberlegungen beh<strong>in</strong><strong>der</strong>n die E<strong>in</strong>führung des neuen Mediums <strong>in</strong> Betrieben und<br />
Firmen.<br />
L<strong>in</strong>ks zu <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-<strong>Erhebungen</strong> <strong>der</strong> <strong>amtlichen</strong> <strong>Statistik</strong> <strong>in</strong> Deutschland<br />
Statistisches Amt Internetadresse<br />
Allgeme<strong>in</strong>es ePortal http://www.statistik-portal.de<br />
Baden-Württemberg http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/Datenerhebung/<br />
Bayern http://www.statistik.bayern.de/aktuell/erhebungen.html<br />
Brandenburg https://statistik-onl<strong>in</strong>e.brandenburg.de/<br />
Hessen http://www.hsl.de<br />
Mecklenburg-Vorpommern http://onl<strong>in</strong>e.statistik-mv.de<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen http://www.statistik-onl<strong>in</strong>e.nrw.de<br />
Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz http://www.statistik.rlp.de<br />
Saarland http://www.statistik.saarland.de<br />
Sachsen http://www.statistik.sachsen.de/Index/15onl<strong>in</strong>e/unterseite15.htm<br />
Sachsen-Anhalt http://www.statistik.sachsen-anhalt.de<br />
Thür<strong>in</strong>gen http://www.tls.thuer<strong>in</strong>gen.de<br />
Statistisches Bundesamt http://www.destatis.de<br />
Literatur<br />
BÄCKSTRÖM, Cecilia, NILSSON, Christ<strong>in</strong>a: Mixed Mode. Handl<strong>in</strong>g method-differences<br />
between paper and web questionnaires. <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Publikation<br />
(http://gather<strong>in</strong>g.itm.mh.se/modsurvey/pdf/MixedMode-MethodDiff.pdf Abrufdatum<br />
12.6.2003), Östersund 2002.<br />
BANDILLA, Wolfgang, HAUPTMANNS, Peter: Internetbasierte Umfragen als<br />
Datenerhebungstechnik für die empirische Sozialforschung. In: ZUMA-Nachrichten 43, 1998,<br />
S .36-53.<br />
E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> IuK-Technologie bei <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Datenerhebungen des Statistischen Bundesamtes und<br />
<strong>der</strong> Statistischen Landesämter. Arbeitsergebnisse <strong>der</strong> Arbeitsgruppe „Nutzung <strong>der</strong><br />
Internettechnologie für die Datenerhebung im Statistischen Verbund“, unveröffentlicht 2001.<br />
„E-<strong>Statistik</strong> 2005“. Die technischen und organisatorischen Herausfor<strong>der</strong>ungen. Strategiepapier<br />
des Ausschusses „Organisationsfragen“, unveröffentlicht 2001.<br />
Mittelstand för<strong>der</strong>n – Beschäftigung schaffen – Bürgergesellschaft stärken. Eckpunkte für den<br />
Masterplan Bürokratieabbau. Kab<strong>in</strong>ettbeschluss vom 26. Februar 2003. <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Publikation<br />
(http://www.bmi.bund.de/Downloads/Masterplan.pdf, Abrufdatum 18.6.2003).<br />
RAGER, Michael: Sozialforschung im Internet. Fragebogenuntersuchungen im World Wide<br />
Web. <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Publikation (www.sbg.ac.at/soz/projects/diplomarbeit_rager.pdf, Abrufdatum<br />
12.6.2003), Salzburg 2001.
VON LUCKE, J., REINERMANN, H.: Speyerer Def<strong>in</strong>ition von Electronic Government.<br />
Ergebnisse des Forschungsprojektes Regieren und Verwalten im Informationszeitalter.<br />
<strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Publikation (http://foev.dhv-speyer.de/ruvii, Abrufdatum 5.11.2001), Speyer 2000.<br />
12<br />
WEICHBOLD, Mart<strong>in</strong>: Sozialforschung im Internet. <strong>Onl<strong>in</strong>e</strong>-Publikation<br />
(www.univie.ac.at/OEGS-Kongress-2000/ On-l<strong>in</strong>e-Publikation/Weichbold.pdf, Abrufdatum<br />
18.6.2003), Wien 2000.