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Herrn. Wätjen: t)ie öelbfieberepidemien in Brasilien urti die Mitte des 19. Jahrh. 135<br />

Pernambuco 10) , Rio, Santos und in kleineren Hafenorten wütete, die Neger<br />

blieben damals fast ganz von ihr verschont. 11} Darin stimmen alle<br />

Konsulatsberichte überein. „Ein Gutes", heißt es in einem Briefe Stockmeyers,<br />

„hat die Epidemie wenigstens gehabt. Seit Anfang März 1850<br />

ist der skandalöse Gebrauch beseitigt worden, Leichen in den Kirchen zu<br />

bestatten. Sie werden jetzt auf Friedhöfen beigesetzt, die freilich noch<br />

recht primitiv sind."<br />

Beim Eintritt der kalten Jahreszeit hörte das Gelbfieber auf. Aber im<br />

Dezember 1850 meldete sich der unheimliche Gast von neuem und suchte<br />

nun sechs Monate lang die Hafengegend von Rio de Janeiro heim.<br />

Wiederum stellten junge kräftige Matrosen aus Schweden und Finnland<br />

den größten Prozentsatz der Opfer. Der deutsch-brasilianische Arzt<br />

Dr. A v 6 Lallemant — seine interessanten, an den hamburgischen<br />

Generalkonsul Hermann L i e b i c h in Rio gerichteten Briefe und Denkschriften<br />

werden im Staatsarchiv und im Konsulatsarchiv der Commerzbibliothek<br />

zu Hamburg bewahrt, — konstatierte, daß je höher im Norden<br />

die Heimat eines Seemanns liege, desto wuchtiger ihn das Gelbfieber zu<br />

treffen pflege. 12 ' Als gefährlichste Infektionsheerde bezeichnete Lallemant<br />

die Hafenkneipen und Matrosenherbergen in Rio de Janeiro. Eins<br />

dieser Lokale führte in Schifferkreisen den Namen „flayer of all nations".<br />

In der engen, muffigen und von Schmutz starrenden Spelunke, in der aus<br />

Kalifornien gekommene englische und amerikanische Seeleute im Oktober<br />

1851 einquartiert wurden, erkrankten sämtliche nichteinheimische Insassen<br />

schwer am Gelbfieber. Die Gesundheitskommission ordnete ihre Überführung<br />

in das Misericordiahospital an. Es galt als bestgeleitetes und<br />

-eingerichtetes Krankenhaus der Hauptstadt und hatte bis dahin keine<br />

Gelbfieberkranken aufnehmen dürfen. Was man auch versuchte, zu welchen<br />

Mitteln man griff, der Seuche Einhalt zu gebieten, man kämpfte mit<br />

stumpfen Waffen.<br />

Aus Dr. Lallemants Bericht ersehen wir, daß im Jahre 1851 das Gelbfieber<br />

vor allem auf den Schiffen wütete. Es sprang von Segler zu Segler,<br />

packte hier den Kapitän, dort den Steuermann und stets den größten Teil<br />

10 ) Vizekonsul Ferdinand Bieber an Syndikus Dr. Merck in Hamburg, 1. März 1850<br />

(Commerzbibliothek Hamburg); Konsul H. D. Kalkmann an den bremischen Senat,<br />

24. März 1850, i. Fasz. C. 12 b. 4 (Staatsarchiv Bremen). Beide Schreiben aufl Pernambuco.<br />

u > Man nahm früher allgemein an, daß Neger gegen Gelbfieber gefeit seien. Wie<br />

Otto a. a. O. S. 564 an Hand neuerer Untersuchungen nachweist, werden Schwarze von<br />

der Krankheit genau so befallen wie Weiße.<br />

12 ) Dr. Av6 Lallemant an Generalkonsul Liebich, 12. August 1851, Staatsarchiv<br />

Hamburg CI VI, Nr. 16 c, Vol. 4 a . Fasz. 8. Derselbe an denselben, 17. Oktober 1851,<br />

15. März 1852, 16. März 1853 in den Konsulatsberichten 1851, 1852 und 1853 (Commerzbibliothek<br />

Hamburg).

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