09.10.2013 Aufrufe

sogenannte Wirtschaftsdemokratie - der Gruppe Arbeiterpolitik

sogenannte Wirtschaftsdemokratie - der Gruppe Arbeiterpolitik

sogenannte Wirtschaftsdemokratie - der Gruppe Arbeiterpolitik

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

kapitalistischen Charakter von Staats- und Gemeindebetrieben verschwanden mit<br />

einem Schlage, als <strong>der</strong> bürgerliche Staat die monarchistisch-bürokratisch-junker-<br />

liche Form abstreifte und die klassische bürgerliche Form <strong>der</strong> parlamentarischen<br />

Republik annahm. Ein wahres biblisches Wun<strong>der</strong>: Der Staat wird rein bürgerlich,<br />

die Kapitalistenklasse tritt unmittelbar die Herrschaft an, und durch eben die-<br />

sen Akt werden die Staats- und Gemeindebetriebe - nichtkapitalistisch . . . !<br />

Trotz eifrigen Suchens haben wir we<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Rede Naphtalis, noch in <strong>der</strong><br />

Denkschrift über <strong>Wirtschaftsdemokratie</strong> irgendeinen an<strong>der</strong>en Grund für das<br />

Umschlagen <strong>der</strong> Staatsbetriebe aus kapitalistischen zu nichtkapitalistischen<br />

Betrieben finden können als die Einführung <strong>der</strong> bürgerlichen Republik.<br />

,,lm demokratisch organisierten und regierten Staat", sagt die Denkschrift<br />

über <strong>Wirtschaftsdemokratie</strong>, ,,ist ein Staatsbetrieb, in einer demokratisch orga-<br />

nisierten und verwalteten Gemeinde ein Kornmunalbetrieb eine Form des<br />

Werdens <strong>der</strong> <strong>Wirtschaftsdemokratie</strong>: wirtschaftliche Betriebe sollen hier <strong>der</strong><br />

Herrschaft des Volkes unterworfen sein" (S. 54).<br />

Demnach waren wohl die preußischen Staatsbergwerke von <strong>der</strong> Zeit<br />

Friedrichs II. bis zum Ende <strong>der</strong> Hohenzollerndynastie unter Wilhelm 11. kapita-<br />

listische Betriebe (staatskapitalistische), aber heute sind sie nichtkapitalistisch<br />

geworden, weil das Kapital in <strong>der</strong> Form <strong>der</strong> demokratischen Republik herrscht.<br />

Für jeden, <strong>der</strong> sich nicht durch Phrasendunst benebeln Iäßt, ergibt sich die<br />

gerade umgekehrte Mutmaßung: daß nämlich die Staatsbetriebe im bürgerlichen<br />

Staat, bei gleichbleibendem kapitalistischen Grundcharakter, um so gefügiger<br />

den Bedürfnissen des Gesamtkapitals sich anpassen müssen, je weitgehen<strong>der</strong><br />

das Wirtschaftsleben im Staate kapitalistische Formen annimmt, je fortgeschrit-<br />

tener die kapitalistische Zentralisation, und je reiner die Herrschaft <strong>der</strong> Kapitali-<br />

stenklasse im Staate verwirklicht ist. Und dem ist auch so in <strong>der</strong> Tat. Ein<br />

Friedrich II. von Preußen, eine Zarin Katharina von Rußland konnten sich<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger das Vergnügen leisten, in ihren Staatsbetrieben absolutistisch-<br />

feudalistischen Launen stattzugeben und bürgerlich-kapitalistische Interessen<br />

zu mißachten. Allerhand Privilegien begünstigten vielfach diese Betriebe gegen-<br />

über bürgerlichen Privatbetrieben, ja verhin<strong>der</strong>ten vielfach das Aufkommen<br />

privater Konkurrenzbetriebe. Heute kann davon keine Rede mehr sein. Das<br />

allgemeine kapitalistische Interesse hat sich vollständig die Staatsbetriebe unter-<br />

worfen. Das gilt für alle Seiten <strong>der</strong> staatskapitalistischen Betriebe. In <strong>der</strong> Lohn-<br />

höhe, in den Arbeitsbedingungen, in den Preisen haben sie den allgemein-<br />

kapitalistischen Normen zu folgen. Sie können diese Schranken nicht durch-<br />

brechen: Dafür sorgen schon die Organe des ,,demokratisch organisierten und<br />

regierten Staates" - und die Gesetze des kapitalistischen Marktes, des Waren-,<br />

Arbeits- und Geldmarktes. Ein Blick etwa auf die Löhne und Preise in den staat-<br />

lichen Bergwerken Preußens im Vergleich zu den Privatbetrieben genügt zur<br />

Bestätigung.<br />

Es ist nur eine scheinbare Ausnahme von diesem Gesetz, wenn Staatsbetriebe<br />

sich zu Anlagen bereit finden, die ihnen zunächst Verluste bringen, o<strong>der</strong> wenn<br />

sie Preise und Tarife unter dem Niveau festsetzen, das ein privater kapitalisti-<br />

scher Betrieb ansetzen könnte. Das Privatkapital überträgt mit Vergnügen dem<br />

Staat o<strong>der</strong> den Gemeinden solche Betriebe und Anlagen, die für &wisse Zeit

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!