Value Reporting - Mythos und Wahrheit
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■ 368 RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 RECHNUNGSWESEN ■<br />
1 Einleitung<br />
1.1 Inhaltsübersicht<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> hat in den letzten<br />
Jahren in der wissenschaftlichen<br />
Diskussion bzw. Literatur zunehmend<br />
an Aufmerksamkeit gewonnen<br />
<strong>und</strong> wird auch seitens der Unternehmen<br />
vermehrt <strong>und</strong> bewusster eingesetzt.<br />
Auch in Österreich liegen<br />
schon erste Arbeiten zu diesem Thema<br />
vor. 1 )<br />
Der folgende Beitrag will jedoch<br />
nicht nur eine Bestandsaufnahme<br />
liefern, sondern vielmehr – nach einem<br />
kurzen Überblick über das<br />
Konzept des <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>s – die<br />
Ergebnisse einer empirischen Untersuchung<br />
präsentieren <strong>und</strong> diskutieren,<br />
die insb. folgende Themen zum<br />
Inhalt hatte:<br />
■ Analyse der Entwicklung des <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong>s bei ausgewählten<br />
Unternehmen des ATX von 2000<br />
bis 2002, differenziert nach Unternehmensgröße<br />
<strong>und</strong> -branche,<br />
■ Analyse eines Zusammenhanges<br />
zwischen Unternehmenserfolg<br />
<strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>,<br />
■ Analyse eines Zusammenhanges<br />
zwischen <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>und</strong><br />
Marktwert des Unternehmens,<br />
■ Analyse eines Zusammenhanges<br />
zwischen <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>und</strong><br />
Kapitalkosten des Unternehmens.<br />
1.2 Ausgangssituation<br />
An den Kapitalmärkten verlieren die<br />
nach traditionellen Standards erzeugten<br />
Jahresabschlüsse <strong>und</strong> Geschäftsberichte<br />
zunehmend an Relevanz.<br />
2 ) Analysten <strong>und</strong> Investoren<br />
verlangen mehr <strong>und</strong> bessere Informationen<br />
für ihre Anlageentscheidung,<br />
als sie in den bisherigen Abschlüssen<br />
<strong>und</strong> Berichten, unabhängig<br />
Rechnungswesen<br />
VICTOR PURTSCHER/THOMAS HAPP<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> –<br />
<strong>Mythos</strong> <strong>und</strong> <strong>Wahrheit</strong><br />
Eine empirische Untersuchung der Entwicklung in Österreich sowie der Zusammenhänge von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
mit Unternehmenserfolg, Unternehmensbewertung <strong>und</strong> Kapitalkosten.<br />
2004/<br />
davon, ob sie nach IFRS, US-GAAP<br />
oder HGB erstellt wurden, enthalten<br />
sind. Diese sind prinzipiell vergangenheitsorientiert,<br />
unterliegen bilanzpolitischen<br />
Motiven <strong>und</strong> berücksichtigen<br />
keine wertrelevanten<br />
Kennzahlen, insb. fehlen zukunftsorientierte<br />
Informationen über die<br />
Werttreiber <strong>und</strong> Erfolgspotenziale<br />
des Unternehmens. Weiters erfolgt<br />
keine Berücksichtigung von immateriellen<br />
Werten, welche in der heutigen<br />
Zeit aber zunehmend verstärkten<br />
Einfluss auf die Marktkapitalisierung<br />
des Unternehmens haben<br />
<strong>und</strong> somit ständig an Relevanz für<br />
die Anlageentscheidung gewinnen. 3 )<br />
Infolge dieser unvollständigen<br />
Berichterstattung kommt es zu substanziellen<br />
Informationsasymmetrien<br />
zwischen dem Management <strong>und</strong> den<br />
Investoren bzw. zwischen einzelnen<br />
Investorengruppen des Unternehmens.<br />
Diese bestehenden Infor -<br />
mationsasymmetrien, die damit ver -<br />
b<strong>und</strong>ene Prognoseunsicherheit <strong>und</strong><br />
der daraus resultierende Risikoabschlag<br />
sind ein wichtiger Einflussfaktor<br />
auf die existierende Differenz<br />
(= „Wertlücke“) zwischen der<br />
94<br />
S. 368<br />
aktuellen, externen Bewertung des<br />
Unternehmens am Kapitalmarkt (A)<br />
<strong>und</strong> seinem potenziellen inneren<br />
Wert (C) (vgl. auch Abb. 1). 4 )<br />
Durch <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>, der „freiwilligen,<br />
regelmäßigen <strong>und</strong> strukturierten<br />
Kommunikation unternehmenswerterheblicher<br />
Daten an den<br />
Kapitalmarkt“, 5 ) sollen nun die Unzulänglichkeiten<br />
traditioneller Berichterstattung<br />
beseitigt werden.<br />
Insb. soll durch <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
■ dem erhöhten Informationsbedürfnis<br />
von Investoren <strong>und</strong> Analysten<br />
Rechnung getragen werden,<br />
das durch die Veröffentlichung<br />
der gesetzlich vorgeschriebenen,<br />
finanziellen Daten alleine<br />
nicht befriedigt werden kann,<br />
■ bestehende Informationsasymmetrien<br />
abgebaut <strong>und</strong> der Unternehmenswert<br />
gesteigert werden, da<br />
damit der erste Teil der Wertlücke<br />
zwischen aktuellem Börsenwert<br />
(A) <strong>und</strong> aktuellem inneren Wert<br />
(B) geschlossen wird, (Zum<br />
Schließen des zweiten Teils der<br />
Wertlücke zwischen aktuellem inneren<br />
Wert (B) <strong>und</strong> potenziellem<br />
inneren Wert (C) ist gezieltes<br />
Wertmanagement, welches durch<br />
Abbildung 1: Wertlücke nach Ruhwede /Schultze (2002), S. 606.<br />
RWZ
■ RECHNUNGSWESEN RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 369 ■<br />
entsprechendes <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
begleitet wird, erforderlich. 6 ))<br />
■ die Kapitalkosten des Unternehmens<br />
gesenkt werden, da Investoren<br />
die künftig zu erwartenden<br />
Cashflows besser abschätzen können<br />
<strong>und</strong> dadurch reduzierte<br />
Risikoprämien fordern, was zu einer<br />
niedrigeren Verzinsung des<br />
eingesetzten Kapitals <strong>und</strong> somit –<br />
aus der Sicht des Managements –<br />
zu geringeren Kapitalkosten führt.<br />
In weiter Folge sollen diese Zielsetzungen/Annahmen<br />
nun empirisch<br />
überprüft werden.<br />
1.3 Vorgehensweise<br />
Basis der empirischen Überprüfung<br />
bildeten die Geschäftsberichte ausgewählter<br />
ATX-Prime Unternehmen<br />
der Jahre 2000, 2001 <strong>und</strong> 2002. Für<br />
Unternehmen mit abweichendem<br />
Geschäftsjahr wurden drei in diesen<br />
Zeitraum fallende Geschäftsberichte<br />
verwendet. Die Auswahl der Unternehmen<br />
erfolgte unter Berücksichtigung<br />
des Aspektes, dass diese zu<br />
den jeweiligen Jahresultimi im ATX-<br />
Prime enthalten waren. Auf Basis<br />
dieser Anforderung ergab sich ein<br />
Sample von 35 Unternehmen. Da es<br />
bei vier Unternehmen nicht möglich<br />
war alle erforderlichen Geschäftsberichte<br />
des Untersuchungszeitraumes<br />
einzuholen, verblieben 31 Unternehmen<br />
in der Untersuchung. Am<br />
31. 12. 2002 notierten 39 Unternehmen<br />
im ATX-Prime. Es ist daher davon<br />
auszugehen, dass die Resultate<br />
der gezogenen Stichprobe von 31<br />
Unternehmen (79 % der ATX-Prime<br />
Unternehmen) repräsentativ für die<br />
Gr<strong>und</strong>gesamtheit sind.<br />
Zur standardisierten Auswertung<br />
<strong>und</strong> Analyse der Geschäftsberichte<br />
wurde ein Kriterienkatalog <strong>und</strong> ein<br />
darauf aufbauendes Scoring-Modell<br />
entwickelt. Die Gliederung dieses<br />
Kriterienkataloges erfolgt in Anlehnung<br />
an das 3-Säulen-Schema von<br />
Müller 7 ) (<strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />
der Empfehlungen des Arbeitskreises<br />
Externe Unternehmensrechnung<br />
der Schmalenbach-Gesellschaft<br />
8 )) in folgende drei Bereiche: 9 )<br />
■ Total Return <strong>Reporting</strong> (entspricht<br />
inhaltlich i.W. den „Kapitalmarktorientierten<br />
Daten“ der<br />
Empfehlung des AK) enthält Angaben<br />
zur Aktienkurs- <strong>und</strong> Dividendenentwicklung,<br />
Kennzahlen<br />
pro Aktie, Fair <strong>Value</strong> von Vermögensgegenständen<br />
sowie zur<br />
Anwendung des Corporate Governance<br />
Kodex,<br />
■ <strong>Value</strong> Added <strong>Reporting</strong> (entspricht<br />
inhaltlich i.W. den „Informationen<br />
Abbildung 2: Entwicklung <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> (alle Unternehmen)<br />
über Strategie <strong>und</strong> Performance<br />
des Unternehmens“ der Empfehlung<br />
des AK) erläutert das ver -<br />
wendete Steuerungskonzept <strong>und</strong><br />
dessen Komponenten, Anreizsysteme,Mitarbeiterbeteiligungs<strong>und</strong><br />
Aktienrückkaufprogramme<br />
sowie die Entwicklung der Unternehmenssegmente<br />
(Märkte, Produkte<br />
etc.),<br />
■ Strategic Advantage <strong>Reporting</strong><br />
(entspricht inhaltlich i.W. den<br />
„Informationen über Strategie<br />
<strong>und</strong> Performance des Unternehmens“<br />
sowie den „Informationen<br />
über nicht bilanzierte Werte des<br />
Unternehmens“ der Empfehlung<br />
des AK) informiert über die wesentlichen<br />
Erfolgsfaktoren, d.h.<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken, Stärken<br />
<strong>und</strong> Schwächen, nicht bilanzierte<br />
bzw. immaterielle Ressourcen,<br />
zur nachhaltigen Wertsteigerung<br />
in der Zukunft.<br />
Insgesamt umfasste der Katalog 180<br />
Kriterien, der sich daraus ergebende<br />
Gesamt-Score 315 Punkte. Die drei<br />
Bereiche untereinander sind mit jeweils<br />
105 Punkten gleich gewichtet.<br />
In weiterer Folge wurden die Geschäftsberichte<br />
dahin gehend unter -<br />
sucht, ob zu den einzelnen Kriterien<br />
Angaben gemacht werden oder nicht<br />
(ja/nein) bzw. wurde in einigen Fällen<br />
neben der reinen Verfügbarkeit<br />
der Information auch die Qualität<br />
dieser Information bewertet.<br />
2Empirische Überprüfung<br />
2.1 Entwicklung 2000 bis 2002<br />
2.1.1 Gesamtüberblick<br />
Zunächst soll die Entwicklung von<br />
2000 bis 2002 der in den Geschäfts-<br />
berichten vorhandenen <strong>und</strong> für das<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> relevanten Informationen<br />
dargestellt werden.<br />
Zusammenfassend hat die Analyse<br />
der Geschäftsberichte ergeben, dass<br />
die Unternehmen vermehrt <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong>-relevante Informationen<br />
zur Verfügung stellen (siehe Abb. 2):<br />
Der durchschnittliche Score-Wert aller<br />
Unternehmen stieg im Untersuchungszeitraum<br />
von 101 Punkten<br />
im Jahr 2000 um rd. 10 % auf 114<br />
Punkte im Jahr 2002 (von insgesamt<br />
erreichbaren 315 Punkten). Der<br />
höchste <strong>und</strong> der niedrigste Scorewert<br />
des Untersuchungszeitraumes wurde<br />
jeweils 2002 registriert: der höchste<br />
mit 188,5 von einem großen Industrieunternehmen,<br />
der niedrigste mit<br />
37,0 von einem kleinen Unternehmen<br />
der Branche „Banken & Versicherungen“.<br />
In allen drei Bereichen des <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> war im Untersuchungszeitraum<br />
ein Zuwachs zu verzeichnen:<br />
■ Der durchschnittliche Scorewert<br />
des Bereiches Total Return <strong>Reporting</strong><br />
stieg von 41 Punkten im<br />
Jahr 2000 um 4 Punkte auf 45<br />
Punkte im Jahr 2002 konstant an.<br />
■ Der durchschnittliche Scorewert<br />
des <strong>Value</strong> Added <strong>Reporting</strong> stieg<br />
von 30 Punkten im Jahr 2000 um<br />
ca. 17 % auf 35 Punkte im Jahr<br />
2001. Im Jahr 2002 erfolgte nur<br />
mehr eine kleinere Steigerung um<br />
einen Punkt (ca. 2 %) auf insgesamt<br />
36 Punkte.<br />
■ Der durchschnittliche Scorewert<br />
des Strategic Advantage <strong>Reporting</strong><br />
stieg um ca. 10 % von 30<br />
Punkten 2000 auf 33 Punkte im<br />
Jahr 2001 <strong>und</strong> blieb auch 2002<br />
auf diesem Niveau.<br />
Von den insgesamt zu erreichenden<br />
105 Punkten je Säule wurde durch
■ 370 RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 RECHNUNGSWESEN ■<br />
schnittlich aber jeweils nur r<strong>und</strong> ein<br />
Drittel des Punktemaximums erreicht.<br />
Die meisten Informationen<br />
werden zur Säule Total Return <strong>Reporting</strong><br />
zur Verfügung gestellt. Dies<br />
liegt wohl daran, dass die für das Total<br />
Return <strong>Reporting</strong> erforderlichen<br />
Informationen relativ leicht darstellbar<br />
<strong>und</strong> objektiv nachprüfbar sind<br />
(z.B. Informationen zur Aktienkursentwicklung<br />
oder Marktkapitalisierung).<br />
Darüber hinaus ist die Veröffentlichung<br />
dieser Informationen<br />
aus Wettbewerbssicht für das Unternehmen<br />
weit weniger sensibel als<br />
bspw. Informationen des Strategic<br />
Advantage <strong>Reporting</strong>s, da sie von<br />
Dritten (Investoren bzw. Analysten<br />
aber auch Konkurrenten) ohnehin<br />
mit verhältnismäßig geringem Aufwand<br />
beschaffbar sind bzw. durch<br />
Drittquellen (Wiener Börse, Bloomberg,<br />
Reuters etc.) zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
2.1.2 Analyse nach<br />
Marktkapitalisierung<br />
Zur weiteren Analyse wurden die 31<br />
untersuchten Unternehmen nach ihrer<br />
durchschnittlichen Marktkapitalisierung<br />
der Jahresultimi 2000, 2001<br />
<strong>und</strong> 2002 10 ) in folgende drei Gruppen<br />
eingeteilt:<br />
■ Große Unternehmen publizieren<br />
deutlich mehr an <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanten<br />
Informationen als<br />
mittlere <strong>und</strong> kleine Unternehmen.<br />
■ In allen drei Größenklassen ist im<br />
Untersuchungszeitraum ein Anstieg<br />
von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanten<br />
Informationen zu verzeichnen.<br />
Dieser Anstieg ist jedoch in den<br />
drei Gruppen unterschiedlich verteilt:<br />
Während kleine Unternehmen<br />
nur eine geringfügige Steigerung<br />
aufweisen (+ 4 %), ist bei<br />
mittelgroßen <strong>und</strong> großen Unternehmen<br />
eine deutliche Zunahme (jeweils<br />
rd. + 15 %) zu verzeichnen.<br />
Bezeichnung/Klasse Ø Marktkapitalisierung # Unternehmen<br />
(„MCAP“)<br />
Große Unternehmen > 500 MEUR. 11<br />
Mittlere Unternehmen 100 – 500 MEUR. 14<br />
Kleine Unternehmen < 100 MEUR. 6<br />
Anzahl Unternehmen 31<br />
Tabelle 1: Klassifizierung nach Marktkapitalisierung<br />
Die Auswertung der Entwicklung<br />
des <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>s nach diesen<br />
drei Klassen erlaubt folgende Feststellungen<br />
(vgl. dazu auch Abb. 3):<br />
Abbildung 3: Entwicklung <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> nach Unternehmensgröße<br />
(Marktkapitalisierung) 2000 bis 2002<br />
Abbildung 4: Entwicklung <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> nach Branche 2000 bis 2002<br />
2.1.3 Analyse nach Branchen<br />
Neben einer Klassifizierung nach<br />
Größe/Marktkapitalisierung wurde<br />
zur detaillierten Auswertung auch<br />
eine Branchengliederung nach folgenden<br />
Kriterien vorgenommen:<br />
Branche/Klasse # Unternehmen<br />
Handel <strong>und</strong> Industrie<br />
(H+I) 20<br />
Banken <strong>und</strong> Versicherungen<br />
(B+V) 5<br />
Dienstleistungen <strong>und</strong><br />
Transport (D+T) 6<br />
Anzahl Unternehmen 31<br />
Tabelle 2: Klassifizierung nach Branche<br />
Die Auswertung der Entwicklung<br />
des <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>s nach diesen<br />
drei Branchen/Klassen ergibt (vgl.<br />
dazu auch Abb. 4):<br />
■ In allen drei Branchen ist ein Anstieg<br />
des <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>s innerhalb<br />
des Untersuchungszeitraumes<br />
zu verzeichnen. Am stärksten entwickelt<br />
hat sich die Branche<br />
„Handel <strong>und</strong> Industrie“ (rd.<br />
+ 16 %), die 2000 <strong>und</strong> 2001 noch<br />
hinter „Dienstleistung <strong>und</strong> Transport“<br />
an zweiter Stelle lag, in<br />
2002 aber die knappe Führung<br />
übernommen hat.<br />
■ Bei „Banken <strong>und</strong> Versicherungen“<br />
sind die Bereiche <strong>Value</strong> Added<br />
<strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> Strategic Advantage<br />
<strong>Reporting</strong> nur schwach<br />
ausgeprägt.<br />
■ Bei „Dienstleistung <strong>und</strong> Transport“<br />
ist zu Beginn des Untersuchungszeitraums<br />
das Total Return<br />
<strong>Reporting</strong> nur sehr schwach ausgeprägt.<br />
Die Ursache hierfür sind<br />
jene Unternehmen, die zu Beginn<br />
des Untersuchungszeitraumes erst<br />
eine kurze Börsenotiz aufweisen<br />
<strong>und</strong> somit weniger über vergangene<br />
Entwicklungen berichten können.<br />
In den Geschäftsberichten<br />
wurde daher verstärkt auf zukünftige<br />
Potenziale fokussiert, wie<br />
sich auch in der überdurchschnittlich<br />
starken Ausprägung des Va -<br />
lue Added <strong>Reporting</strong>s als auch
■ RECHNUNGSWESEN RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 371 ■<br />
Abbildung 5: Zusammenhang Dividende je Aktie <strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> 2002<br />
des Strategic Advantage <strong>Reporting</strong>s<br />
zeigt. Diese besondere Ausprägung<br />
wird weiters durch den<br />
bei Dienstleistungsunternehmen<br />
tendenziell höheren Anteil immaterieller<br />
Vermögensgegenstände<br />
am Gesamtwert <strong>und</strong> dementsprechend<br />
vermehrter Berichterstattung<br />
verursacht.<br />
2.2 Analyse eines Zusammenhanges<br />
zwischen Unternehmenserfolg<br />
<strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
Wie zuvor ausgeführt, soll <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> das erhöhte Informationsbedürfnis<br />
von Investoren <strong>und</strong> Analysten<br />
befriedigen.<br />
Für die Überprüfung dieser Annahme<br />
wird von der Prämisse ausgegangen,<br />
dass das Informationsbedürfnis<br />
insb. vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
schlechter oder gar negativer aktueller<br />
bzw. historischer Unternehmenserfolge<br />
besonders groß ist, da Investoren<br />
<strong>und</strong> Analysten nicht am <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> „per se“ interessiert sind,<br />
sondern vielmehr am Erfolg des Unternehmens<br />
bzw. eigentlich sogar<br />
nur an den ihnen daraus zufließenden<br />
Dividenden. Dem <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
kommt in diesem Zusammen-<br />
hang die Aufgabe zu, vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
historisch bzw. aktuell<br />
schlechter finanzwirtschaftlicher<br />
Unternehmensdaten vermehrt auf<br />
zukünftige Erfolgschancen <strong>und</strong> strategische<br />
Potenziale zu verweisen,<br />
um die Investoren bei Laune zu<br />
halten.<br />
In weiterer Folge wurde daher untersucht,<br />
inwieweit sich zwischen<br />
Unternehmenserfolg <strong>und</strong> Umfang<br />
von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanten Informationen<br />
in den veröffentlichten<br />
Geschäftsberichten der untersuchten<br />
Abbildung 6: Zusammenhang Jahresüberschuss je Aktie <strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> 2002<br />
Unternehmen eine Korrelation feststellen<br />
lässt.<br />
Als Maßstäbe für den Unternehmenserfolg<br />
werden die Dividende,<br />
der Jahresüberschuss <strong>und</strong> das EBIT 11 )<br />
(jeweils pro Aktie) herangezogen:<br />
■ Zunächst wurde der Zusammenhang<br />
zwischen Dividende pro Aktie<br />
<strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> analysiert.<br />
Die entsprechenden Daten wurden<br />
im Rahmen der Status Quo Erhebungen<br />
aus den Geschäftsberichten<br />
ermittelt. Abb. 5 zeigt exemplarisch<br />
für das Jahr 2002 den Zusammenhang<br />
zwischen Dividende<br />
je Aktie in Euro <strong>und</strong> der Summe<br />
der Scorewerte aller drei <strong>Value</strong>-<br />
Abbildung 7: Zusammenhang EBIT je Aktie <strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> 2002<br />
<strong>Reporting</strong>-Bereiche: 12 ) Als Ergebnis<br />
lässt sich eine positive Korrelation<br />
(vgl. Trendlinie) der beiden<br />
Faktoren festhalten.<br />
■ In weiterer Folge wurde der Zusammenhang<br />
zwischen Jahresüberschuss<br />
je Aktie <strong>und</strong> <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> (Abb. 6) sowie EBIT je<br />
Aktie <strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
(Abb. 7) analysiert. 13 ) Die hierfür<br />
erforderlichen Daten betreffend<br />
Jahresüberschuss, EBIT <strong>und</strong> Aktienanzahl<br />
wurden ebenfalls im<br />
Zuge der Status Quo Erhebungen<br />
den Geschäftsberichten der Unternehmen<br />
entnommen. Auch hier<br />
ist eine positive Korrelation zwischen<br />
Unternehmenserfolg <strong>und</strong><br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> feststellbar.<br />
Als Ergebnis lässt sich somit festhalten,<br />
dass das <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> nicht<br />
wie ursprünglich angenommen als<br />
Korrektiv bzw. zur Kompensation<br />
schlechter finanzwirtschaftlicher<br />
Zahlen verwendet wird, sondern<br />
vielmehr eine positive Korrelation<br />
zwischen Unternehmenserfolg <strong>und</strong><br />
publizierten <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanten<br />
Informationen besteht: Je<br />
besser der Unternehmenserfolg, desto<br />
mehr an Informationen wird den<br />
Investoren zur Verfügung gestellt.
■ 372 RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 RECHNUNGSWESEN ■<br />
Abbildung 8: Kursperformance <strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> (2000 – 2002)<br />
Die Ursachen für dieses Ergebnis<br />
können wie folgt erklärt werden:<br />
■ Unternehmen agieren getreu dem<br />
Motto „Tue Gutes <strong>und</strong> berichte<br />
darüber“, 14 )<br />
■ Unternehmen mit wirtschaftlichen<br />
Problemen allokieren weniger<br />
Ressourcen für den „Luxus“<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>.<br />
Andererseits könnte auf Basis dieser<br />
Ergebnisse auch argumentiert werden,<br />
dass vermehrtes <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
zu besseren Unternehmenserfolgen<br />
führt: Aufgr<strong>und</strong> reduzierter<br />
Kapitalkosten infolge <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
(siehe dazu auch vorne bzw.<br />
später) wären weniger Mittel zur Bedienung<br />
von Fremd- <strong>und</strong> Eigenkapitalgebern<br />
notwendig <strong>und</strong> könnten<br />
daher vermehrt re-investiert werden.<br />
Inwieweit dieser Schluss zulässig<br />
ist, wäre noch gesondert zu überprüfen<br />
– insb. im Bereich der Kapitalkosten<br />
konnte diese Annahme mit<br />
den empirischen Ergebnissen jedoch<br />
nicht bestätigt werden (siehe auch<br />
Pkt. 2.4 hinten).<br />
2.3 Analyse eines Zusammenhanges<br />
zwischen <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> Marktwert des<br />
Unternehmens<br />
Entsprechend den zuvor gemachten<br />
Ausführungen (vgl. Pkt. 1.2), soll<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> dazu beitragen, die<br />
Differenz zwischen der externen Bewertung<br />
(aktueller Börsenwert) <strong>und</strong><br />
dem aktuellen inneren Wert eines<br />
Unternehmens zu reduzieren bzw. zu<br />
schließen.<br />
Die dabei implizite Prämisse lautet,<br />
dass der aktuelle Börsewert jeweils<br />
unter dem aktuellen inneren<br />
Wert des Unternehmens liegt: Die<br />
Wert-/Kursbildung am Kapitalmarkt<br />
erfolgt auf Basis unvollständiger Information<br />
<strong>und</strong> somit erhöhter Unsicherheit<br />
(Risikoabschlag). Durch<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> sollen die Informa-<br />
tionsdefizite <strong>und</strong> dadurch auch die<br />
Unsicherheit bzw. der Risikoabschlag<br />
reduziert <strong>und</strong> somit der Aktienkurs<br />
bzw. der Unternehmenswert<br />
gesteigert werden. 15 )<br />
In weiterer Folge wurde diese<br />
Annahme empirisch überprüft.<br />
Um die Abhängigkeit der Kursperformance<br />
(Veränderung Aktienkurs<br />
relativ zum ATX) vom <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> zu untersuchen, wurden<br />
zunächst die Aktienkurse der betrachteten<br />
Unternehmen stichtagsbezogen<br />
mit dem ATX-Stand am letzten<br />
Handelstag der Jahre 2000 <strong>und</strong><br />
2002 verglichen, wobei der ATX im<br />
Untersuchungszeitraum von 1.073<br />
Punkten per Jahresultimo 2000 nur<br />
geringfügig um 77 Punkte auf 1.150<br />
Punkte per Jahresultimo 2002 zulegte.<br />
16 ) Aus der Veränderung der Ver -<br />
hältnisse Kurs/ATX wurde der Wertzuwachs/-verlust<br />
(„Performance“)<br />
abgeleitet <strong>und</strong> in Abhängigkeit zum<br />
durchschnittlichen Scorewert des<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>s für den Zeitraum<br />
2000 – 2002 gesetzt (vgl. Abb. 8).<br />
Das Resultat der Analyse zeigt einen<br />
leicht positiven Zusammenhang<br />
zwischen <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> der<br />
Aktienkursentwicklung (vgl. Trendgerade)<br />
– Unternehmen mit umfangreicherem<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> performten<br />
im Durchschnitt marginal besser<br />
als der Marktindex bzw. als jene Unternehmen<br />
mit geringerer Publizität.<br />
In diesem Zusammenhang sei jedoch<br />
auf die breite Streuung der einzelnen<br />
Ausprägungen, auf die Ergebnisse<br />
der Analyse in Pkt. 2.2 17 )<br />
sowie die zahlreichen, auch irrationalen<br />
Faktoren der Aktienkursbeeinflussung<br />
(neben <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>)<br />
hingewiesen.<br />
2.4 Analyse eines Zusammenhanges<br />
zwischen <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> Kapitalkosten<br />
des Unternehmens<br />
Wie eingangs in Pkt. 1.2 angesprochen,<br />
soll <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> die Transparenz<br />
der Unternehmensentwicklung<br />
verbessern <strong>und</strong> damit die Unsicherheit<br />
bei der Erstellung von Prognosen<br />
reduzieren. Dies sollte die Investoren<br />
veranlassen, ihre geforderten<br />
Risikoprämien für die Kapitalbereitstellung<br />
zu senken <strong>und</strong> somit die Kapitalkosten<br />
des berichtenden Unternehmens<br />
zu verringern. 18 )<br />
Die Kapitalkosten des berichtenden<br />
Unternehmens setzen sich<br />
gemäß dem Capital Asset Pricing<br />
Model („CAPM“) aus den Kosten<br />
für das Eigenkapital <strong>und</strong> aus den<br />
Kosten des Fremdkapitals zusammen:<br />
19 )<br />
■ Die Eigenkapitalkosten bestehen<br />
aus dem risikolosen Zinssatz plus<br />
der mit dem unternehmensspezifischen<br />
Beta-Faktor adjustierten<br />
Marktrisikoprämie.<br />
■ Die Fremdkapitalkosten resultieren<br />
aus dem risikolosen Zinssatz<br />
plus einer unternehmensspezifischen<br />
Risikoprämie sowie der<br />
Berücksichtigung der Steuerab-<br />
Abbildung 9: Zusammenhang durchschnittliches <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> Kapitalkosten
■ RECHNUNGSWESEN RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 373 ■<br />
zugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen.<br />
Von diesen Komponenten können<br />
auf unternehmensspezifischer Ebene<br />
nur der Beta-Faktor (als Maß für das<br />
systematische Risiko eines bestimmten<br />
Wertpapiers) sowie die Risikoprämie<br />
für das Fremdkapital durch<br />
verbesserte Transparenz bzw. verringerte<br />
Unsicherheit aufgr<strong>und</strong> von<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> reduziert werden.<br />
In weiterer Folge wurde nun die<br />
Annahme, dass ein verstärktes <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> zu einer Reduktion der<br />
Beta-Faktoren führt, über zwei Ansätze<br />
empirisch überprüft:<br />
■ zum einen „statisch“, indem der<br />
durchschnittliche <strong>Value</strong>-<strong>Reporting</strong>-Scorewert<br />
des Untersuchungszeitraumes<br />
2000 bis 2002<br />
mit dem durchschnittlichen Beta-<br />
Faktor des Zeitraumes 2001 bis<br />
2003 je Unternehmen in Verbindung<br />
gesetzt wurde, 20 ) (vgl.<br />
Abb. 9 21 )).<br />
■ zum anderen „dynamisch“, indem<br />
die absolute Veränderung des <strong>Value</strong>-<strong>Reporting</strong>-Scorewerts<br />
des<br />
Untersuchungszeitraumes 2000 –<br />
2002 mit der absoluten Veränderung<br />
des Beta-Faktors 2001 –<br />
2003 in Verbindung gesetzt wurde.<br />
22 ) (vgl. Abb. 10)<br />
Auf Basis dieser empirischen Resultate<br />
kann somit festgehalten werden,<br />
dass ein vermehrtes <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
zu keiner Reduktion der Kapitalkosten<br />
bzw. des Beta-Faktors<br />
führt. Die Ergebnisse zeigen einen<br />
positiven Zusammenhang: je höher<br />
das <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>, desto höher<br />
auch der Beta-Faktor.<br />
3Zusammenfassung <strong>und</strong><br />
Ausblick<br />
Mit <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> soll insb. eine<br />
Befriedigung des erhöhten Informationsbedürfnisses<br />
von Investoren<br />
<strong>und</strong> Analysten, eine Unternehmenswertsteigerung<br />
durch Abbau bestehender<br />
Informationsasymmetrien<br />
zwischen Management <strong>und</strong> Investoren<br />
sowie eine Senkung der Kapitalkosten<br />
des Unternehmens erreicht<br />
werden.<br />
Diese Annahmen wurden im<br />
Rahmen einer empirischen Analyse<br />
der Geschäftsberichte 2000 bis 2002<br />
von 31 ausgewählten Unternehmen<br />
des ATX-Prime überprüft.<br />
Die Ergebnisse dieser empirischen<br />
Überprüfung lassen sich wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
■ Im Untersuchungszeitraum ist ein<br />
konstanter Anstieg (rd. 10 % p.a.)<br />
Abbildung Abbildung 10: 10: Zusammenhang Entwicklung Entwicklung <strong>Value</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Kapitalkosten<br />
von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanter<br />
Information in den Geschäftsberichten<br />
der untersuchten Unter -<br />
nehmen zu verzeichnen, wobei<br />
große Unternehmen deutlich umfangreicher<br />
berichten als mittlere<br />
oder kleine.<br />
■ Dem erhöhten Informationsbedürfnis<br />
von Investoren <strong>und</strong> Analysten<br />
insb. in Zeiten schlechter/<br />
negativer Unternehmenserfolge<br />
wird von den untersuchten Unternehmen<br />
nicht Rechnung getragen.<br />
Vielmehr besteht ein positiver<br />
Zusammenhang zwischen<br />
dem Umfang der zur Verfügung<br />
gestellten <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanten<br />
Informationen <strong>und</strong> dem<br />
Unternehmenserfolg: je erfolgreicher,<br />
desto mehr an Informationen<br />
wird publiziert.<br />
■ Hinsichtlich der Unternehmenswertsteigerung<br />
infolge des Abbaus<br />
von Informationsasymmetrien<br />
konnte festgestellt werden,<br />
dass sich die Aktienkurse jener<br />
Unternehmen mit umfangreicherem<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> besser entwickelten<br />
als bei den Unternehmen<br />
mit geringerer Publizität.<br />
■ Eine Senkung der Kapitalkosten<br />
bzw. der von den Investoren geforderten<br />
Risikoprämie (Beta-<br />
Faktor) infolge <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
konnte im Rahmen dieser Analyse<br />
nicht nachgewiesen werden.<br />
Vielmehr weisen jene Unternehmen<br />
mit vermehrtem <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
auch höhere Beta-Faktoren<br />
auf.<br />
Auch wenn einige der im Rahmen<br />
dieser Analyse festgestellten Ergebnisse<br />
nicht den theoretisch angestrebten<br />
Zielen entsprechen, so wird<br />
sich die positive Entwicklung der<br />
Jahre 2000 bis 2002 auch in weiterer<br />
Zukunft fortsetzen.<br />
Um die in den Geschäftsberichten<br />
publizierten Informationen inhaltlich<br />
wie formal sowohl im Zeitverlauf als<br />
auch zwischen den Gesellschaften<br />
für die Investoren besser vergleichbar<br />
machen zu können, wären detaillierte<br />
<strong>und</strong> verbindliche Vorgaben begrüßenswert.<br />
Erste Ansätze hierzu finden sich<br />
bereits im Entwurf des ReLÄG<br />
2004, demgemäß im Lagebericht<br />
großer Kapitalgesellschaften <strong>und</strong> im<br />
Konzernlagebericht u.a. eine Analyse<br />
der wichtigsten nichtfinanziellen<br />
Leistungsindikatoren einschließlich<br />
Information über Umwelt- <strong>und</strong> Arbeitnehmerbelange<br />
einzubeziehen<br />
<strong>und</strong> zu erläutern ist. 23 ) Diese Information<br />
soll eine Analyse der ökologischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Aspekte enthalten,<br />
die für das Verständnis des<br />
Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses<br />
<strong>und</strong> der Lage des Unternehmens<br />
erforderlich ist. 24 ) Aus dem<br />
Hinweis „einschließlich“ lässt sich<br />
jedoch eindeutig erkennen, dass hier<br />
noch weitere, über die ökologischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Aspekte hinausgehende<br />
Informationen gefordert sind.<br />
Auch wenn noch zu definieren<br />
ist, welche nichtfinanziellen Leistungsindikatoren<br />
einzubeziehen <strong>und</strong><br />
zu erläutern sind, so stellen diese<br />
Regelungen einen Anfang für eine<br />
gesetzlich vorgeschriebene Implementierung<br />
von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> in<br />
die Jahresabschlüsse <strong>und</strong> Geschäftsberichte<br />
dar.<br />
RWZ<br />
■ DIE AUTOREN<br />
Dr. Victor Purtscher<br />
Manager/Prokurist bei Deloitte<br />
Corporate Finance Advisory GmbH,<br />
Wien, sowie Lektor an der<br />
Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Mag. Thomas Happ<br />
Risikomanager bei der Telekom<br />
Austria AG
■ 374 RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 95 RECHNUNGSWESEN ■<br />
Literaturhinweise <strong>und</strong> Anmerkungen<br />
– Arbeitskreis „Externe Unternehmensrechnung“<br />
der Schmalenbach-Gesellschaft<br />
(2003): Gr<strong>und</strong>sätze für das <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong>, in: RWZ 3/2003,<br />
S. 990–994.<br />
– Baetge, J./Noelle, J. (2001): Shareholder-<strong>Value</strong>-<strong>Reporting</strong><br />
sowie Prognose<strong>und</strong><br />
Performancepublizität, in: KoR<br />
4/2001, S. 174–180.<br />
– Fischer-Winkelmann, W./Raab, H.<br />
(2002): Börsenkurse – (un)geeignet<br />
zur Unternehmensbewertung?, in:<br />
Seicht, G. (Hrsg.): Jahrbuch für Controlling<br />
<strong>und</strong> Rechnungswesen 2002,<br />
Wien, S. 329–369.<br />
– Labhart, P. (1999): <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>:<br />
Informationsbedürfnisse des Kapitalmarktes<br />
<strong>und</strong> Wertsteigerung durch<br />
<strong>Reporting</strong>, Zürich.<br />
– Mandl, G./Rabel, K. (1997): Unternehmensbewertung,<br />
Wien.<br />
– Müller, M. (1998): Shareholder <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong>: Veränderte Anforderungen<br />
an die Berichterstattung börsennotierter<br />
Unternehmen, Wien.<br />
– Pellens, B./Hillebrandt, F./Tomaszewski,<br />
C. (2000): <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> – Eine<br />
empirische Analyse der DAX-Unternehmen,<br />
in: Wagenhofer, A./Hrebicek,<br />
G. (Hrsg.): Wertorientiertes Management,<br />
Stuttgart, S. 177–207.<br />
– Riegler, C./Kristandl, G. (2004): <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> in österreichischen Unternehmen,<br />
in: Seicht, G. (Hrsg.):<br />
Jahrbuch für Controlling <strong>und</strong> Rechnungswesen<br />
2004, Wien, S. 245–266.<br />
– Ruhwedel, F./Schultze, W. (2002):<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>: Theoretische Konzeption<br />
<strong>und</strong> Umsetzung bei den DAX<br />
100-Unternehmen, in: zfbf 11/2002,<br />
S. 602–632.<br />
– Saitz, B./Wolbert, J. (2002): <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> – Einstieg in eine neue Dimension<br />
der kapitalmarktorientierten<br />
Unternehmensberichterstattung, in:<br />
Controlling 6/2002, S. 321–326.<br />
– Wiener Börse (2001): Jahresstatistik<br />
2000, Wien<br />
1 Einleitung<br />
In Bezug auf das Eigenkapital sind die<br />
Standards IAS 1 <strong>und</strong> IAS 32 von besonderer<br />
Bedeutung. Die überarbeite-<br />
– Wiener Börse (2002): Jahresstatistik<br />
2001, Wien<br />
– Wiener Börse (2003): Jahresstatistik<br />
2002, Wien<br />
1 ) Vgl. Riegler/Kristandl (2004),<br />
S. 245 ff.<br />
2 ) Vgl. Labhart (1999), S. 22.<br />
3 ) Vgl. Saitz/Wolbert (2002), S. 321.<br />
4 ) Vgl. Labhart (1999), S. 111 f.<br />
5 ) Vgl. Ruhwedel/Schultze (2002),<br />
S. 602 <strong>und</strong> S. 609.<br />
6 ) Vgl. Ruhwedel/Schultze (2002),<br />
S. 606.<br />
7 ) Vgl. Müller (1998), S. 124 ff, <strong>und</strong><br />
auch Pellens/Hillebrandt/Tomaszewski<br />
(2000), S. 181 f.<br />
8 ) Vgl. Arbeitskreis Externe Unternehmensrechnung<br />
(2003), S. 90 ff.<br />
9 ) Einzelne Teile des Kriterienkataloges<br />
basieren auf Fragen des Kriterienkataloges<br />
von Ruhwedel/Schultze, wo -<br />
mit auch eine bedingte Vergleichbarkeit<br />
der Ergebnisse der vorliegenden<br />
Studie mit der Studie von Ruhwedel/Schultze<br />
gegeben ist. Ruhwedel/<br />
Schultze (2002), S. 615 ff.<br />
10 ) Vgl. Wiener Börse (2001), S. 5;<br />
Wiener Börse (2002), S. 5 f, sowie<br />
Wiener Börse (2003), S. 7.<br />
11 ) EBIT = „Earnings before Interest and<br />
Taxes“ gemäß Angabe im Konzernabschluss.<br />
12 ) Die untersuchten Ergebnisse der Jahre<br />
2000 <strong>und</strong> 2001 entsprechen durchwegs<br />
den hier abgebildeten Ergebnissen<br />
für 2002, auf eine gesonderte<br />
Darstellung wird somit verzichtet.<br />
13 ) Die Ergebnisse der Analysen aller drei<br />
Jahre des Untersuchungszeitraumes<br />
sind auch hier weitestgehend vergleichbar,<br />
es werden daher jeweils nur die Ergebnisse<br />
für das Jahr 2002 präsentiert.<br />
14 ) Vgl. Baetge/Noelle (2001), S. 180.<br />
15 ) Auf die insb. im Rahmen von Gutachten<br />
<strong>und</strong> Schiedsverfahren zur Unternehmensbewertung<br />
immer wieder diskutierte<br />
Frage, ob bzw. inwieweit Akti-<br />
DIETER CHRISTIAN<br />
ten Versionen der Standards IAS 1<br />
<strong>und</strong> IAS 32 sind für Geschäftsjahre,<br />
welche am oder nach dem 1. 1. 2005<br />
beginnen, verpflichtend anzuwenden.<br />
Eine frühere Anwendung wird vom<br />
IASB empfohlen bzw. erlaubt. In die-<br />
enkurse den „wahren“ Unternehmenswert<br />
repräsentieren, soll hier nicht eingegangen,<br />
sondern nur auf das umfangreiche<br />
Schrifttum verwiesen werden;<br />
vgl. bspw.: Fischer-Winkel -<br />
mann/Raab (2002), S. 329 ff m.w.N.<br />
16 ) Die entsprechenden Daten wurden<br />
mit Hilfe des Finanznachrichtendienstes<br />
Reuters ermittelt.<br />
17 ) In Pkt. 2.2 wurde ein positiver Zusammenhang<br />
von Unternehmenserfolg<br />
<strong>und</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> festgestellt.<br />
Da Aktienkurse rational auf Basis der<br />
Unternehmenserfolge gebildet werden,<br />
ergibt sich daraus auch ein positiver<br />
Zusammenhang zwischen Kursbildung/-performance<br />
<strong>und</strong> <strong>Value</strong> Re -<br />
porting.<br />
18 ) Vgl. Arbeitskreis „Externe Unternehmensrechnung“<br />
(2003), S. 90.<br />
19 ) Vgl. bspw. Mandl/Rabel (1997),<br />
S. 289 ff. m.w.N.<br />
20 ) Adjusted historical Beta lt. Finanzinformationssystem<br />
Bloomberg für den Zeitraum<br />
5. 1. 2001 bis 26. 12. 2003 auf<br />
Wochenbasis. Die Festlegung des Zeitraumes<br />
für die Analyse der Beta-Faktoren<br />
beruht auf der Überlegung, dass die<br />
in den Geschäftsberichten enthaltenen<br />
Informationen erst im Folgejahr zur<br />
Verfügung stehen bzw. im Verhalten der<br />
Investoren berücksichtigt werden.<br />
21 ) Abb. 9 <strong>und</strong> Abb. 10 enthalten jeweils<br />
die gesamthafte Darstellung aller Unternehmen.<br />
Detailliertere Auswertungen<br />
nach Größenklassen <strong>und</strong> Branchen<br />
zeigen allesamt einen ähnlichen Zusammenhang<br />
– auf deren umfangreiche<br />
Abbildung wird daher verzichtet.<br />
22 ) Adjusted historical Beta lt. Finanzinformationssystem<br />
Bloomberg für den<br />
Zeitraum 1. 1. 1999 bis 29. 12. 2000<br />
bzw. 4. 1. 2002 bis 26. 12. 2003 auf<br />
Wochenbasis; siehe auch FN 19.<br />
23 ) Vgl. § 243 (4) <strong>und</strong> § 267 (1) des Ent -<br />
wurfs zum ReLÄG 2004.<br />
24 ) Vgl. § 243 EB zum Entwurf zum<br />
ReLÄG 2004.<br />
Die Bilanzierung<br />
des Eigenkapitals nach IFRS<br />
Das Ziel des vorliegenden Artikels besteht darin, ausgewählte Problemstellungen in Bezug auf die Bilanzierung<br />
des Eigenkapitals nach IFRS darzustellen, wobei einerseits auf Abgrenzungsfragen zwischen Eigen- <strong>und</strong> Fremdkapital<br />
<strong>und</strong> andererseits auf die verschiedenen Unterposten des Eigenkapitals eingegangen werden soll. Als Spezial-<br />
fall wird die Frage erörtert, ob Genossenschaftsanteile Eigen- oder Fremdkapital darstellen. 2004/<br />
RWZ<br />
95<br />
S. 374<br />
sem Fall ist jedoch eine Anhangsangabe<br />
erforderlich. Im Falle von IAS 32<br />
wird als Voraussetzung für eine vorzeitige<br />
Anwendung genannt, dass auch<br />
die neue Version des Standards IAS 39<br />
ebenfalls vorzeitig angewandt wird. 1 )