Value Reporting - Mythos und Wahrheit
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■ RECHNUNGSWESEN RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 373 ■<br />
zugsfähigkeit der Fremdkapitalzinsen.<br />
Von diesen Komponenten können<br />
auf unternehmensspezifischer Ebene<br />
nur der Beta-Faktor (als Maß für das<br />
systematische Risiko eines bestimmten<br />
Wertpapiers) sowie die Risikoprämie<br />
für das Fremdkapital durch<br />
verbesserte Transparenz bzw. verringerte<br />
Unsicherheit aufgr<strong>und</strong> von<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> reduziert werden.<br />
In weiterer Folge wurde nun die<br />
Annahme, dass ein verstärktes <strong>Value</strong><br />
<strong>Reporting</strong> zu einer Reduktion der<br />
Beta-Faktoren führt, über zwei Ansätze<br />
empirisch überprüft:<br />
■ zum einen „statisch“, indem der<br />
durchschnittliche <strong>Value</strong>-<strong>Reporting</strong>-Scorewert<br />
des Untersuchungszeitraumes<br />
2000 bis 2002<br />
mit dem durchschnittlichen Beta-<br />
Faktor des Zeitraumes 2001 bis<br />
2003 je Unternehmen in Verbindung<br />
gesetzt wurde, 20 ) (vgl.<br />
Abb. 9 21 )).<br />
■ zum anderen „dynamisch“, indem<br />
die absolute Veränderung des <strong>Value</strong>-<strong>Reporting</strong>-Scorewerts<br />
des<br />
Untersuchungszeitraumes 2000 –<br />
2002 mit der absoluten Veränderung<br />
des Beta-Faktors 2001 –<br />
2003 in Verbindung gesetzt wurde.<br />
22 ) (vgl. Abb. 10)<br />
Auf Basis dieser empirischen Resultate<br />
kann somit festgehalten werden,<br />
dass ein vermehrtes <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
zu keiner Reduktion der Kapitalkosten<br />
bzw. des Beta-Faktors<br />
führt. Die Ergebnisse zeigen einen<br />
positiven Zusammenhang: je höher<br />
das <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>, desto höher<br />
auch der Beta-Faktor.<br />
3Zusammenfassung <strong>und</strong><br />
Ausblick<br />
Mit <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> soll insb. eine<br />
Befriedigung des erhöhten Informationsbedürfnisses<br />
von Investoren<br />
<strong>und</strong> Analysten, eine Unternehmenswertsteigerung<br />
durch Abbau bestehender<br />
Informationsasymmetrien<br />
zwischen Management <strong>und</strong> Investoren<br />
sowie eine Senkung der Kapitalkosten<br />
des Unternehmens erreicht<br />
werden.<br />
Diese Annahmen wurden im<br />
Rahmen einer empirischen Analyse<br />
der Geschäftsberichte 2000 bis 2002<br />
von 31 ausgewählten Unternehmen<br />
des ATX-Prime überprüft.<br />
Die Ergebnisse dieser empirischen<br />
Überprüfung lassen sich wie<br />
folgt zusammenfassen:<br />
■ Im Untersuchungszeitraum ist ein<br />
konstanter Anstieg (rd. 10 % p.a.)<br />
Abbildung Abbildung 10: 10: Zusammenhang Entwicklung Entwicklung <strong>Value</strong> <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>Reporting</strong> <strong>und</strong> <strong>und</strong> Kapitalkosten<br />
von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanter<br />
Information in den Geschäftsberichten<br />
der untersuchten Unter -<br />
nehmen zu verzeichnen, wobei<br />
große Unternehmen deutlich umfangreicher<br />
berichten als mittlere<br />
oder kleine.<br />
■ Dem erhöhten Informationsbedürfnis<br />
von Investoren <strong>und</strong> Analysten<br />
insb. in Zeiten schlechter/<br />
negativer Unternehmenserfolge<br />
wird von den untersuchten Unternehmen<br />
nicht Rechnung getragen.<br />
Vielmehr besteht ein positiver<br />
Zusammenhang zwischen<br />
dem Umfang der zur Verfügung<br />
gestellten <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong>-relevanten<br />
Informationen <strong>und</strong> dem<br />
Unternehmenserfolg: je erfolgreicher,<br />
desto mehr an Informationen<br />
wird publiziert.<br />
■ Hinsichtlich der Unternehmenswertsteigerung<br />
infolge des Abbaus<br />
von Informationsasymmetrien<br />
konnte festgestellt werden,<br />
dass sich die Aktienkurse jener<br />
Unternehmen mit umfangreicherem<br />
<strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> besser entwickelten<br />
als bei den Unternehmen<br />
mit geringerer Publizität.<br />
■ Eine Senkung der Kapitalkosten<br />
bzw. der von den Investoren geforderten<br />
Risikoprämie (Beta-<br />
Faktor) infolge <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
konnte im Rahmen dieser Analyse<br />
nicht nachgewiesen werden.<br />
Vielmehr weisen jene Unternehmen<br />
mit vermehrtem <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong><br />
auch höhere Beta-Faktoren<br />
auf.<br />
Auch wenn einige der im Rahmen<br />
dieser Analyse festgestellten Ergebnisse<br />
nicht den theoretisch angestrebten<br />
Zielen entsprechen, so wird<br />
sich die positive Entwicklung der<br />
Jahre 2000 bis 2002 auch in weiterer<br />
Zukunft fortsetzen.<br />
Um die in den Geschäftsberichten<br />
publizierten Informationen inhaltlich<br />
wie formal sowohl im Zeitverlauf als<br />
auch zwischen den Gesellschaften<br />
für die Investoren besser vergleichbar<br />
machen zu können, wären detaillierte<br />
<strong>und</strong> verbindliche Vorgaben begrüßenswert.<br />
Erste Ansätze hierzu finden sich<br />
bereits im Entwurf des ReLÄG<br />
2004, demgemäß im Lagebericht<br />
großer Kapitalgesellschaften <strong>und</strong> im<br />
Konzernlagebericht u.a. eine Analyse<br />
der wichtigsten nichtfinanziellen<br />
Leistungsindikatoren einschließlich<br />
Information über Umwelt- <strong>und</strong> Arbeitnehmerbelange<br />
einzubeziehen<br />
<strong>und</strong> zu erläutern ist. 23 ) Diese Information<br />
soll eine Analyse der ökologischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Aspekte enthalten,<br />
die für das Verständnis des<br />
Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses<br />
<strong>und</strong> der Lage des Unternehmens<br />
erforderlich ist. 24 ) Aus dem<br />
Hinweis „einschließlich“ lässt sich<br />
jedoch eindeutig erkennen, dass hier<br />
noch weitere, über die ökologischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Aspekte hinausgehende<br />
Informationen gefordert sind.<br />
Auch wenn noch zu definieren<br />
ist, welche nichtfinanziellen Leistungsindikatoren<br />
einzubeziehen <strong>und</strong><br />
zu erläutern sind, so stellen diese<br />
Regelungen einen Anfang für eine<br />
gesetzlich vorgeschriebene Implementierung<br />
von <strong>Value</strong> <strong>Reporting</strong> in<br />
die Jahresabschlüsse <strong>und</strong> Geschäftsberichte<br />
dar.<br />
RWZ<br />
■ DIE AUTOREN<br />
Dr. Victor Purtscher<br />
Manager/Prokurist bei Deloitte<br />
Corporate Finance Advisory GmbH,<br />
Wien, sowie Lektor an der<br />
Wirtschaftsuniversität Wien<br />
Mag. Thomas Happ<br />
Risikomanager bei der Telekom<br />
Austria AG