Value Reporting - Mythos und Wahrheit

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■ RECHNUNGSWESEN RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 369 ■ entsprechendes Value Reporting begleitet wird, erforderlich. 6 )) ■ die Kapitalkosten des Unternehmens gesenkt werden, da Investoren die künftig zu erwartenden Cashflows besser abschätzen können und dadurch reduzierte Risikoprämien fordern, was zu einer niedrigeren Verzinsung des eingesetzten Kapitals und somit – aus der Sicht des Managements – zu geringeren Kapitalkosten führt. In weiter Folge sollen diese Zielsetzungen/Annahmen nun empirisch überprüft werden. 1.3 Vorgehensweise Basis der empirischen Überprüfung bildeten die Geschäftsberichte ausgewählter ATX-Prime Unternehmen der Jahre 2000, 2001 und 2002. Für Unternehmen mit abweichendem Geschäftsjahr wurden drei in diesen Zeitraum fallende Geschäftsberichte verwendet. Die Auswahl der Unternehmen erfolgte unter Berücksichtigung des Aspektes, dass diese zu den jeweiligen Jahresultimi im ATX- Prime enthalten waren. Auf Basis dieser Anforderung ergab sich ein Sample von 35 Unternehmen. Da es bei vier Unternehmen nicht möglich war alle erforderlichen Geschäftsberichte des Untersuchungszeitraumes einzuholen, verblieben 31 Unternehmen in der Untersuchung. Am 31. 12. 2002 notierten 39 Unternehmen im ATX-Prime. Es ist daher davon auszugehen, dass die Resultate der gezogenen Stichprobe von 31 Unternehmen (79 % der ATX-Prime Unternehmen) repräsentativ für die Grundgesamtheit sind. Zur standardisierten Auswertung und Analyse der Geschäftsberichte wurde ein Kriterienkatalog und ein darauf aufbauendes Scoring-Modell entwickelt. Die Gliederung dieses Kriterienkataloges erfolgt in Anlehnung an das 3-Säulen-Schema von Müller 7 ) (und unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Arbeitskreises Externe Unternehmensrechnung der Schmalenbach-Gesellschaft 8 )) in folgende drei Bereiche: 9 ) ■ Total Return Reporting (entspricht inhaltlich i.W. den „Kapitalmarktorientierten Daten“ der Empfehlung des AK) enthält Angaben zur Aktienkurs- und Dividendenentwicklung, Kennzahlen pro Aktie, Fair Value von Vermögensgegenständen sowie zur Anwendung des Corporate Governance Kodex, ■ Value Added Reporting (entspricht inhaltlich i.W. den „Informationen Abbildung 2: Entwicklung Value Reporting (alle Unternehmen) über Strategie und Performance des Unternehmens“ der Empfehlung des AK) erläutert das ver - wendete Steuerungskonzept und dessen Komponenten, Anreizsysteme,Mitarbeiterbeteiligungsund Aktienrückkaufprogramme sowie die Entwicklung der Unternehmenssegmente (Märkte, Produkte etc.), ■ Strategic Advantage Reporting (entspricht inhaltlich i.W. den „Informationen über Strategie und Performance des Unternehmens“ sowie den „Informationen über nicht bilanzierte Werte des Unternehmens“ der Empfehlung des AK) informiert über die wesentlichen Erfolgsfaktoren, d.h. Chancen und Risiken, Stärken und Schwächen, nicht bilanzierte bzw. immaterielle Ressourcen, zur nachhaltigen Wertsteigerung in der Zukunft. Insgesamt umfasste der Katalog 180 Kriterien, der sich daraus ergebende Gesamt-Score 315 Punkte. Die drei Bereiche untereinander sind mit jeweils 105 Punkten gleich gewichtet. In weiterer Folge wurden die Geschäftsberichte dahin gehend unter - sucht, ob zu den einzelnen Kriterien Angaben gemacht werden oder nicht (ja/nein) bzw. wurde in einigen Fällen neben der reinen Verfügbarkeit der Information auch die Qualität dieser Information bewertet. 2Empirische Überprüfung 2.1 Entwicklung 2000 bis 2002 2.1.1 Gesamtüberblick Zunächst soll die Entwicklung von 2000 bis 2002 der in den Geschäfts- berichten vorhandenen und für das Value Reporting relevanten Informationen dargestellt werden. Zusammenfassend hat die Analyse der Geschäftsberichte ergeben, dass die Unternehmen vermehrt Value Reporting-relevante Informationen zur Verfügung stellen (siehe Abb. 2): Der durchschnittliche Score-Wert aller Unternehmen stieg im Untersuchungszeitraum von 101 Punkten im Jahr 2000 um rd. 10 % auf 114 Punkte im Jahr 2002 (von insgesamt erreichbaren 315 Punkten). Der höchste und der niedrigste Scorewert des Untersuchungszeitraumes wurde jeweils 2002 registriert: der höchste mit 188,5 von einem großen Industrieunternehmen, der niedrigste mit 37,0 von einem kleinen Unternehmen der Branche „Banken & Versicherungen“. In allen drei Bereichen des Value Reporting war im Untersuchungszeitraum ein Zuwachs zu verzeichnen: ■ Der durchschnittliche Scorewert des Bereiches Total Return Reporting stieg von 41 Punkten im Jahr 2000 um 4 Punkte auf 45 Punkte im Jahr 2002 konstant an. ■ Der durchschnittliche Scorewert des Value Added Reporting stieg von 30 Punkten im Jahr 2000 um ca. 17 % auf 35 Punkte im Jahr 2001. Im Jahr 2002 erfolgte nur mehr eine kleinere Steigerung um einen Punkt (ca. 2 %) auf insgesamt 36 Punkte. ■ Der durchschnittliche Scorewert des Strategic Advantage Reporting stieg um ca. 10 % von 30 Punkten 2000 auf 33 Punkte im Jahr 2001 und blieb auch 2002 auf diesem Niveau. Von den insgesamt zu erreichenden 105 Punkten je Säule wurde durch
■ 370 RWZ 12/2004, Artikel-Nr. 94 RECHNUNGSWESEN ■ schnittlich aber jeweils nur rund ein Drittel des Punktemaximums erreicht. Die meisten Informationen werden zur Säule Total Return Reporting zur Verfügung gestellt. Dies liegt wohl daran, dass die für das Total Return Reporting erforderlichen Informationen relativ leicht darstellbar und objektiv nachprüfbar sind (z.B. Informationen zur Aktienkursentwicklung oder Marktkapitalisierung). Darüber hinaus ist die Veröffentlichung dieser Informationen aus Wettbewerbssicht für das Unternehmen weit weniger sensibel als bspw. Informationen des Strategic Advantage Reportings, da sie von Dritten (Investoren bzw. Analysten aber auch Konkurrenten) ohnehin mit verhältnismäßig geringem Aufwand beschaffbar sind bzw. durch Drittquellen (Wiener Börse, Bloomberg, Reuters etc.) zur Verfügung gestellt werden. 2.1.2 Analyse nach Marktkapitalisierung Zur weiteren Analyse wurden die 31 untersuchten Unternehmen nach ihrer durchschnittlichen Marktkapitalisierung der Jahresultimi 2000, 2001 und 2002 10 ) in folgende drei Gruppen eingeteilt: ■ Große Unternehmen publizieren deutlich mehr an Value Reporting-relevanten Informationen als mittlere und kleine Unternehmen. ■ In allen drei Größenklassen ist im Untersuchungszeitraum ein Anstieg von Value Reporting-relevanten Informationen zu verzeichnen. Dieser Anstieg ist jedoch in den drei Gruppen unterschiedlich verteilt: Während kleine Unternehmen nur eine geringfügige Steigerung aufweisen (+ 4 %), ist bei mittelgroßen und großen Unternehmen eine deutliche Zunahme (jeweils rd. + 15 %) zu verzeichnen. Bezeichnung/Klasse Ø Marktkapitalisierung # Unternehmen („MCAP“) Große Unternehmen > 500 MEUR. 11 Mittlere Unternehmen 100 – 500 MEUR. 14 Kleine Unternehmen < 100 MEUR. 6 Anzahl Unternehmen 31 Tabelle 1: Klassifizierung nach Marktkapitalisierung Die Auswertung der Entwicklung des Value Reportings nach diesen drei Klassen erlaubt folgende Feststellungen (vgl. dazu auch Abb. 3): Abbildung 3: Entwicklung Value Reporting nach Unternehmensgröße (Marktkapitalisierung) 2000 bis 2002 Abbildung 4: Entwicklung Value Reporting nach Branche 2000 bis 2002 2.1.3 Analyse nach Branchen Neben einer Klassifizierung nach Größe/Marktkapitalisierung wurde zur detaillierten Auswertung auch eine Branchengliederung nach folgenden Kriterien vorgenommen: Branche/Klasse # Unternehmen Handel und Industrie (H+I) 20 Banken und Versicherungen (B+V) 5 Dienstleistungen und Transport (D+T) 6 Anzahl Unternehmen 31 Tabelle 2: Klassifizierung nach Branche Die Auswertung der Entwicklung des Value Reportings nach diesen drei Branchen/Klassen ergibt (vgl. dazu auch Abb. 4): ■ In allen drei Branchen ist ein Anstieg des Value Reportings innerhalb des Untersuchungszeitraumes zu verzeichnen. Am stärksten entwickelt hat sich die Branche „Handel und Industrie“ (rd. + 16 %), die 2000 und 2001 noch hinter „Dienstleistung und Transport“ an zweiter Stelle lag, in 2002 aber die knappe Führung übernommen hat. ■ Bei „Banken und Versicherungen“ sind die Bereiche Value Added Reporting und Strategic Advantage Reporting nur schwach ausgeprägt. ■ Bei „Dienstleistung und Transport“ ist zu Beginn des Untersuchungszeitraums das Total Return Reporting nur sehr schwach ausgeprägt. Die Ursache hierfür sind jene Unternehmen, die zu Beginn des Untersuchungszeitraumes erst eine kurze Börsenotiz aufweisen und somit weniger über vergangene Entwicklungen berichten können. In den Geschäftsberichten wurde daher verstärkt auf zukünftige Potenziale fokussiert, wie sich auch in der überdurchschnittlich starken Ausprägung des Va - lue Added Reportings als auch
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