Das Haus des Afrikaforschers Nachtigal - Kurstadt Bad Berka
Das Haus des Afrikaforschers Nachtigal - Kurstadt Bad Berka
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Wer war der neue Gast am Adelsberg? Gustav <strong>Nachtigal</strong> wurde am 23.2.1834 in Eichstädt<br />
Kreis Stendal, als Sohn <strong>des</strong> Pfarrers Karl Friedrich <strong>Nachtigal</strong> und der Pfarrerstochter<br />
Friederike Köppen geboren. Nachdem der Vater 1839 an Lungenschwindsucht starb, verzog<br />
die Familie nach Stendal. 1852 legte <strong>Nachtigal</strong> sein Abitur mit der Note 1 ab. Anschließend<br />
folgte ein Medizinstudium in Berlin, Halle und Würzburg. <strong>Das</strong> Staatsexamen und den Doktor<br />
legte er in Greifswald ab. Die Militärzeit absolvierte er in Lazaretten in Köln. Mit finanzieller<br />
Hilfe seines Onkels J. Dietrich <strong>Nachtigal</strong> eröffnete der junge Arzt eine eigene Praxis in<br />
Rotterdam. Leider bekam ihm das feuchte Klima nicht und er erkrankte schwer an<br />
Tuberkulose. Heilung fand <strong>Nachtigal</strong> 1862 in der trockenen Luft von Bona in Algerien. Aus<br />
diesem Grunde siedelte er 1863 nach Tunis über und war dort als sehr geschätzter Arzt bis<br />
1866 tätig. Er machte als Arzt eine Expedition gegen Aufständische im Süden <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong><br />
mit und wurde zum 1. Marinearzt befördert. Nachfolgend wurde er Leibarzt <strong>des</strong> Kaschnadars<br />
von Tunis und wurde wegen der erfolgreichen Heilung <strong>des</strong> Sohnes <strong>des</strong> Beys von Tunis von<br />
diesem angestellt.<br />
Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland wurde <strong>Nachtigal</strong> allerdings sehr schnell nach Tunis<br />
zurück gerufen, weil dort eine Hungertyphusepidemie ausgebrochen war. Neben<br />
umfangreichen ärztlichen Tätigkeiten befasste sich <strong>Nachtigal</strong> auch mit geografischen,<br />
geschichtlichen und sprachlichen Studien und Expeditionen in das Lan<strong>des</strong>innere. Er lernte<br />
den Afrikaforscher Rohlfs kennen. Dieser gab ihm den Auftrag, Geschenke von König<br />
Wilhelm von Preußen an den Sultan Omar von Bornu zu überbringen. Man hielt <strong>Nachtigal</strong> für<br />
diese Aufgabe besonders geeignet auf Grund seiner hervorragenden ärztlichen Tätigkeit im<br />
Land, der Kenntnis mehrerer Stammessprachen und den Beziehungen zu zahlreichen<br />
Stammesfürsten.<br />
Mit Kamelen, Dienern, seiner gesamten Habe und den Geschenken begann er am 18.2.1869<br />
die beschwerliche Reise durch die Sahara. Zunächst wurde die Oase Fessan aufgesucht<br />
und dann die Stadt Mursuk. Hier musste er das Eintreffen weiterer Karawanen abwarten,<br />
weil man nun wegen der Gefährlichkeit nur in einer großen Gruppe reisen konnte. Obwohl<br />
gewarnt, nutzte <strong>Nachtigal</strong> die Gelegenheit mit einer kleinen Gruppe das unerforschte<br />
Gebirgsvolk von Tibesti aufzusuchen. Er entdeckte dabei als erster das Saharagebirge. Von<br />
seinen Bewohnern, dem räuberischen Volk der Teda, wurde er gefangen genommen,<br />
ausgeraubt und mehrere Monate festgehalten. Nur mit Hilfe seiner Diener und Begleiter<br />
konnte er flüchten. Unter größten Strapazen durch die Wüste gelangten <strong>Nachtigal</strong> und seine<br />
Begleiter nach Kuka, der Hauptstadt Bornus und wurde hoch erfreut von Sultan Omar<br />
empfangen. Er überreichte die Geschenke, und der Sultan ermöglichte ihm eine Expedition<br />
zum Tschadsee und seinen Zuflüssen sowie in mehrere angrenzende Länder. Wo <strong>Nachtigal</strong><br />
konnte, übte er ärztliche Tätigkeiten an der Bevölkerung aus. Dies verhalf ihm bei den<br />
Stammesfürsten zu hohem Ansehen. Eine geplante Reise zum Äquator musste er<br />
abbrechen, weil er selbst schwer erkrankte. Voll Abscheu erlebte er die grausamen<br />
Sklavenjagden <strong>des</strong> König Mohammed von Baghirmi in seinem eigenen Land. Nur unter<br />
größten Anstrengungen schaffte er die Rückkehr nach Kuka zum Sultan Omar. Auch hier<br />
war er erneut als Arzt tätig. Besonders häufig musste er Zähne ziehen, die durch die<br />
Ernährung mit Datteln oft in sehr schlechtem Zustand waren. Erneut unternahm er<br />
Expeditionen in das Innere <strong>des</strong> Sudan, um Land und Leute kennenzulernen und Kontakte für<br />
Deutschland zu knüpfen.<br />
1873 begann <strong>Nachtigal</strong> die Heimreise. Dabei durchstreifte er als erster das unbekannte<br />
Wadai. Bei seinen umfangreichen Forschungen über das Land, seine Geschichte, Sprachen<br />
und die Bevölkerung, musste er mehrfach vom Herrscher <strong>des</strong> Wadai, König Ali, vor den oft<br />
fanatischen mohammedanischen Untertanen geschützt werden. Sein Weg führte ihn noch<br />
nach Darfur und Kordofan sowie in die Nilländer. Auch hier setzte er seine Forschungen fort.