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03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso

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ISSN 1430-6204<br />

Prävention muss stärker<br />

gefördert <strong>werden</strong><br />

Handreichung für die<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

älteren Freiwilligen<br />

as freiwillige Engagement älterer Menschen<br />

Dstellt ein wichtiges und wachsendes Potenzial in<br />

unserer Gesellschaft dar. Seniorinnen und Senioren<br />

verfügen über Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />

die sie sowohl im Familien- als auch im Berufsleben<br />

erworben haben. Ihr Engagement kommt<br />

nicht nur der eigenen, sondern auch den nachfolgenden<br />

Generationen zugute und trägt so maßgeblich<br />

zur Solidarität zwischen den Generationen bei.<br />

Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität<br />

zwischen den Generationen 2012 hat ein-<br />

Herausgeber<br />

drucksvoll gezeigt, was die <strong>Älter</strong>en zur solidarischen<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Gestaltung der Gesellschaft beitragen. Es wurden<br />

Senioren-Organisationen e.V.<br />

vielfältige Projekte durchgeführt, 45 davon sind vom<br />

(BAGSO)<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau-<br />

Bonngasse 10<br />

en und Jugend (BMFSFJ) gefördert worden. Diese<br />

53111 Bonn<br />

Handreichung fasst die wichtigsten Erfahrungen<br />

und Schlussfolgerungen aus etwa 150 Projekten und<br />

Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />

Initiativen zusammen:<br />

Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />

E-Mail: kontakt@bagso.de<br />

Kommunen müssen die strukturellen Rahmen-<br />

www.bagso.de<br />

bedingungen schaffen, unter denen sich das frei-<br />

Die BAGSO vertritt über ihre<br />

willige Engagement älterer Menschen entfalten<br />

110 Mitgliedsorganisationen etwa<br />

kann. Dazu gehören die Einrichtung von Senio-<br />

13 Millionen ältere Menschen in<br />

renbüros, Freiwilligenagenturen, Ehrenamtsbör-<br />

Deutschland.<br />

sen und die Benennung von hauptamtlichen Ansprechpartnern.<br />

Sie sind für die Freiwilligen eine<br />

Weitere Informationen unter<br />

zentrale Voraussetzung für ein dauerhaftes En-<br />

www.bagso.de gagement. Die Vernetzung lokaler Akteure kann<br />

ebenfalls von der Kommune organisiert <strong>werden</strong>, TIPPS<br />

Foto: © BAGSO / Feierabend<br />

Tipps für die Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> älteren Freiwilligen<br />

Seniorenpolitik in<br />

den Niederlanden<br />

Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Senioren-Organisationen<br />

Nachrichten <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

<strong>Älter</strong> <strong>werden</strong><br />

<strong>mit</strong> Humor


Deutschlandweiter<br />

Service<br />

5. Auflage: Entlastung für die Seele –<br />

Ein Ratgeber für pflegende Angehörige<br />

Einen Angehörigen zu Hause<br />

zu pflegen ist eine große Herausforderung.<br />

Schnell können die<br />

Pflegenden dabei in eine Situation<br />

geraten, in der die Herausforderung<br />

zur Überforderung wird.<br />

Die körperlichen und seelischen<br />

Belastungen, die daraus entstehen<br />

können, dürfen nicht unterschätzt<br />

<strong>werden</strong>. Denn nicht selten treten<br />

ungeahnte innere Konflikte zutage,<br />

denen die Pflegenden oft ratlos gegenüberstehen.<br />

Da in der Regel die<br />

Zeit und die Kraft fehlen, sich über<br />

die Ursache dieser Konflikte Gedanken<br />

zu machen und sie aktiv zu<br />

lösen, <strong>werden</strong> sie oft unterdrückt<br />

„Gesund älter <strong>werden</strong>“<br />

Broschüre <strong>mit</strong> Projekten zur Verbesserung der Lebensqualität<br />

und der Gesundheit älterer Menschen<br />

Eine bessere Gesundheitsförderung<br />

und Prävention sowie<br />

die Anpassung der Versorgungsstrukturen<br />

an die Bedürfnisse älterer<br />

Menschen sind Inhalte des<br />

Gesundheitsziels „Gesund älter<br />

<strong>werden</strong>“. Dieses wurde unter dem<br />

Vorsitz von Rudolf Herweck, Mitglied<br />

des BAGSO-Expertenrates,<br />

seit 2009 im Kooperationsverbund<br />

gesundheitsziele.de erarbeitet<br />

und 2012 verabschiedet.<br />

Nunmehr steht die Umsetzung<br />

der Ziele und Empfehlungen an.<br />

„Dabei geht es nicht in erster Linie<br />

Treppenlift<br />

0800 - 40 50 60 8<br />

NEU!<br />

oder hingenommen. Das bedeutet<br />

Levant Outdoor StairWalker<br />

Für gerade Treppen Fit und aktiv<br />

Stress für die Seele und im Außenbereich kostet im Alter sehr<br />

www.tk-encasa.de<br />

viel Kraft und Energie. Nach einer<br />

Weile machen sich Anzeichen<br />

seelischer Überlastung und Erschöpfung<br />

bemerkbar: Müdigkeit,<br />

allgemeines Unwohlsein, innere<br />

Unruhe, depressive Stimmungszustände,<br />

Schuldgefühle, Angst und<br />

Schlafstörungen und auch Aggressionen.<br />

Gerade diese führen bei<br />

den pflegenden Angehörigen oft zu<br />

Schuldgefühlen. Sie schämen sich,<br />

weil sie so empfinden. Das belastet<br />

die Seele. Diese Gedanken und<br />

Gefühle sind jedoch keineswegs<br />

falsch oder unangemessen, son-<br />

darum, neue Konzepte zu entwickeln.<br />

Vielmehr gibt es punktuell<br />

bereits sehr gute Beispiele. Diese<br />

müssen jedoch bekannter <strong>werden</strong><br />

und für andere Akteure fruchtbar<br />

gemacht <strong>werden</strong>“, so Herweck. Die<br />

BAGSO hat daher in einer Broschüre<br />

eine Auswahl von guten<br />

Beispielen aus der Praxis zusammengestellt,<br />

die zur Nachahmung<br />

ermutigen. Die Broschüre kann<br />

bei der BAGSO bestellt <strong>werden</strong>.<br />

Außerdem kann sie zusammen<br />

<strong>mit</strong> einem 140-seitigen Bericht,<br />

der zu allen empfohlenen Maß-<br />

Plattformlift<br />

Für gerade und<br />

kurvige Treppen<br />

Publikation Nr. 31<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen e.V.<br />

Entlastung für die Seele –<br />

Ein Ratgeber für pflegende Angehörige<br />

dern lediglich ein Signal der Seele:<br />

Das ist mir zu viel!<br />

Spätestens jetzt brauchen pflegende<br />

Angehörige selbst Unterstützung.<br />

Wie und wo man sie findet, erfährt<br />

man in dem Ratgeber, der nach<br />

anderthalb Jahren bereits in der<br />

5. Auflage – dank der Unterstützung<br />

durch den Wort&Bild Verlag<br />

– erschienen ist. Er kann kostenfrei<br />

bei der BAGSO bestellt <strong>werden</strong>. n<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen e. V.<br />

Gesund<br />

älter <strong>werden</strong><br />

Deutsche Psychotherapeuten<br />

Vereinigung e.V.<br />

Der Wort&Bild Verlag unterstützt <strong>mit</strong> dem SENIOREN<br />

die Arbeit der BAGSO.<br />

RATGEBER<br />

Initiativen und Projekte zur Verbesserung der<br />

Lebensqualität und der Gesundheit älterer Menschen<br />

Publikation Nr. 36<br />

nahmen gute Initiativen vorstellt,<br />

über die Internetseite der BAGSO<br />

– auch als barrierefreie PDF – heruntergeladen<br />

<strong>werden</strong>. n<br />

2 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Liebe Leserinnen und Leser<br />

der BAGSO-Nachrichten,<br />

in dieser Ausgabe der BAGSO-<br />

Nachrichten erläutern Expertinnen<br />

und Experten, warum Humor<br />

für emotionale Ausgeglichenheit<br />

sorgt und in schwierigen Lebensphasen<br />

eine gute, vielleicht<br />

die beste und manchmal sogar<br />

die einzig verbleibende „Medizin“<br />

ist. Nicht umsonst sieht der<br />

DUDEN das „Sich-nicht-unterkriegen-Lassen“<br />

als zentralen<br />

Bestandteil des Humorbegriffs.<br />

Ähnlich wie der Schriftsteller<br />

Ernst Pentzold, der Humor als die<br />

Fähigkeit definiert hat, heiter zu<br />

bleiben, wenn es ernst wird.<br />

Die Erkenntnis, dass man Humor<br />

lernen kann, sollte uns alle ermutigen,<br />

uns diese Medizin ganz<br />

besonders für die schwierigen<br />

Lebensphasen zu sichern. Leider<br />

scheint es häufiger der Fall zu sein,<br />

dass wir Humor verlernen. Etwas<br />

erschrocken war ich, als ich in einem<br />

der Beiträge dieses Heftes gelesen<br />

habe, wie selten und wie kurz<br />

wir Erwachsene im Vergleich zu<br />

Kindern lachen.<br />

Was also tun? Der direkteste Weg<br />

zum Erfolg scheinen Lachclubs<br />

oder Lachyogagruppen zu sein.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Alternativ können wir auf die<br />

Weisheit setzen, dass Lachen ansteckend<br />

ist, und gezielt die Gesellschaft<br />

von Menschen suchen,<br />

die die Gabe besitzen, andere erheitern,<br />

im besten Fall sogar aufheitern<br />

zu können. Auch Kinder<br />

können ihre Fröhlichkeit auf Erwachsene<br />

übertragen. Wenn eigene<br />

Kinder oder Enkel fehlen,<br />

könnte man sich ehrenamtlich<br />

engagieren: Auch bei der Hausaufgabenbetreuung<br />

oder <strong>mit</strong> Leihgroßeltern<br />

oder Ausbildungspaten<br />

wird viel gelacht.<br />

Keine Zeit? Dann bleibt nur die<br />

Selbstironie, aber auch die scheint<br />

ein besonderes Maß an Aktivität<br />

zu fordern, denn – so hat es der<br />

Kabarettist Werner Finck formuliert:<br />

„Die schwierigste Turnübung<br />

ist immer noch, sich selbst auf den<br />

Arm zu nehmen.“ Die ständigen<br />

Veränderungen, die das <strong>Älter</strong><strong>werden</strong><br />

bereithält – äußerlich wie innerlich<br />

– geben uns ausreichend<br />

Gelegenheit zum Üben.<br />

Und seien wir nicht allzu streng,<br />

wenn auch das Alter immer wieder<br />

zum Gegenstand von – mal besseren,<br />

mal schlechteren – Witzen<br />

wird. Natürlich bedienen solche<br />

Witze Klischees und tragen da<strong>mit</strong><br />

gewiss nicht zu einem differenzierten<br />

Bild des Alters bei. Unser<br />

Selbstbewusstsein, unser „JA zum<br />

Alter!“, kommt meines Erachtens<br />

aber vor allem dadurch zum Ausdruck,<br />

dass wir auch dieser Form<br />

des Humors <strong>mit</strong> zwar nicht unbegrenzter<br />

(da gebe ich Frau Prof.<br />

Swientek recht), aber doch möglichst<br />

großer Gelassenheit begegnen.<br />

Unseren Anliegen wird das<br />

eher helfen, denn – wie man auch<br />

sagt: „Wer über sich selbst lachen<br />

kann, wird am ehesten ernst genommen.“<br />

n<br />

Herzliche Grüße<br />

Dr. Guido Klumpp<br />

Geschäftsführer<br />

Editorial<br />

3


Inhalt<br />

Editorial 3<br />

Inhalt 4<br />

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

Die Rentenanpassung <strong>2013</strong> –<br />

eine Erläuterung 5<br />

Prävention muss stärker gefördert<br />

<strong>werden</strong> 7<br />

Der demografische Wandel zeigt sich<br />

auch im Strafvollzug 9<br />

Titel: Humor<br />

Humor – ein kreativer Weg, das Leben<br />

zu meistern 10<br />

Humor als therapeutische Maßnahme 14<br />

Humor in der Pflegeausbildung 15<br />

Lachyoga, Muntermacher aus Indien 16<br />

Humor im Arbeitsalltag 17<br />

Zu Gast im Pflegeheim <strong>mit</strong> Geroclownin<br />

Aphrodite 19<br />

In einem Hospiz ist viel Platz für Humor 20<br />

Humor in existenziellen Ausnahme-<br />

situationen 22<br />

Grenze zwischen Humor und<br />

Geschmacklosigkeit 24<br />

Kurz und bündig 25<br />

Glosse: „Humor ist…“ 25<br />

Engagement<br />

Tipps für die Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> älteren Freiwilligen 26<br />

Purple Schulz:<br />

Ist Demenz hitverdächtig? 27<br />

Abschied vom Ehrenamt 29<br />

Die „Nachbarschaftswerkstatt“ 30<br />

Attraktives Ehrenamt im Sport 31<br />

Verbraucherinteressen<br />

Anliegerkosten bei Straßensanierung 32<br />

Seite 32 © Foto: fefufoto - Fotolia.com<br />

Anliegerkosten bei Straßensanierung<br />

Der Verband Wohneigentum gibt Hinweise,<br />

wie sich Wohnungseigentümer<br />

auf diese Situation vorbereiten können.<br />

Seite 35 © Foto: Gina Sanders - Fotolia.com<br />

Familienfrieden durch Mediation<br />

Mediatorinnen und Mediatoren können<br />

<strong>mit</strong> ihrem auf Ver<strong>mit</strong>tlung ausgerichteten<br />

Ansatz einer außergerichtlichen<br />

Konfliktbeilegung hilfreich sein.<br />

Seite 41<br />

„Wir zeigen es Euch –<br />

Die schönen Seiten des Internets“<br />

Auch <strong>2013</strong> wird es wieder einen Wettbewerb<br />

und eine BAGSO-InternetWoche<br />

geben.<br />

Der Wort&Bild Verlag<br />

unterstützt <strong>mit</strong> dem<br />

SENIOREN SENIOREN<br />

RATGEBER RATGEBER<br />

die Arbeit der BAGSO.<br />

Gesundheit<br />

„Apps“ – Anwendungen, die<br />

Informationen für zu Hause und<br />

unterwegs jederzeit bereitstellen 33<br />

Nasch Dom – Projekt zur Verbesserung<br />

der Versorgung russischsprachiger<br />

Demenzkranker 34<br />

Familienfrieden durch Mediation 35<br />

Verkanntes Potenzial: Der Hausnotruf 37<br />

So kommen Sie gut durch die<br />

Sommer-Hitze! 38<br />

Finanzen<br />

Aktuelles zur Lohnabrechnung 39<br />

Sozialämter müssen Bestattungsvorsorge<br />

verschonen 40<br />

Internet und Technik<br />

„Wir zeigen es Euch –<br />

Die schönen Seiten des Internets“ 41<br />

Senioren weltweit<br />

Seniorenpolitik in den Niederlanden 42<br />

Internationale Perspektiven auf die<br />

Kosten des Lebens im Alter 44<br />

Porträt<br />

Autodidakt <strong>mit</strong> Neugier und Geduld:<br />

Gustav Rode 46<br />

Informationen aus der BAGSO<br />

Neu in der BAGSO:<br />

VCD – der ökologische Verkehrsclub 47<br />

IG Metall Seniorinnen und Senioren 48<br />

„Klimaverträglich mobil 60+“<br />

auf dem Kirchentag 49<br />

Vorankündigung: BAGSO-Fachtagung<br />

„Vorausschauende Lebensplanung“ 50<br />

Neues Konzept: Optimierung und<br />

Vernetzung von Dienstleistungen auf<br />

kommunaler Ebene 51<br />

„Senior Comfort“ Hotels 52<br />

Projekte und Positionen<br />

der BAGSO-Verbände 53<br />

Verlosung „Das Eugen Roth Buch“ 55<br />

Impressum 55<br />

4 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

Die Rentenanpassung <strong>2013</strong> – eine Erläuterung<br />

Warum fallen die diesjährigen<br />

Rentenanpassungen in Westund<br />

Ostdeutschland unterschiedlich<br />

hoch aus und weshalb legt die<br />

Bundesregierung nicht einfach<br />

eine höhere Rentensteigerung in<br />

den alten Bundesländern fest?<br />

Dies sind Fragen, die viele Rentnerinnen<br />

und Rentner bewegen, seitdem<br />

die Bundesregierung bekannt<br />

gegeben hat, dass die Renten zum<br />

1.7.<strong>2013</strong> um 0,25 % in den alten<br />

Bundesländern und um 3,29 % in<br />

den neuen Bundesländern steigen.<br />

Die Bundesregierung ist bei der<br />

Berechnung und Festlegung der<br />

Rentenanpassungen an das geltende<br />

Recht gebunden. Im Rentenrecht<br />

– genauer gesagt im<br />

Sozialgesetzbuch VI – ist festgelegt,<br />

dass die jährlichen Rentenanpassungen<br />

nach einer bestimmten<br />

mathematischen Formel berechnet<br />

<strong>werden</strong>. Grundlage dieser sogenannten<br />

Rentenanpassungsformel<br />

ist die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen<br />

Bruttolöhne<br />

im vergangenen Jahr. Die für die<br />

Rentenanpassung <strong>2013</strong> maßgebliche<br />

Bruttolohnentwicklung betrug<br />

1,5 % in den alten und 4,32 % in<br />

den neuen Bundesländern. Dieser<br />

beträchtliche Unterschied bei der<br />

Lohnentwicklung ist zugleich ein<br />

zentraler Grund dafür, dass die<br />

Rentenanpassung West so deutlich<br />

hinter der Rentenanpassung Ost<br />

liegt.<br />

Die Bruttolohnentwicklung wird<br />

allerdings nicht eins zu eins an die<br />

Rentnerinnen und Rentner weitergegeben.<br />

Vielmehr wird die Höhe<br />

der Rentenanpassungen durch vier<br />

weitere Berechnungsfaktoren bestimmt.<br />

Hierzu gehört zunächst<br />

der sogenannte Beitragssatzfaktor.<br />

Er berücksichtigt die Veränderungen<br />

bei den Rentenversicherungsbeiträgen<br />

der Beschäftigten. Sinkt<br />

der Beitragssatz zur gesetzlichen<br />

Rentenversicherung, wirkt sich<br />

dies günstig auf die Höhe der Rentenanpassung<br />

aus. Steigt er hingegen,<br />

hat dies auch eine Dämpfung<br />

der Rentenanpassung zur Folge.<br />

Die Absenkung des Beitragssatzes<br />

zur Rentenversicherung von 19,9 %<br />

auf 19,3 % zu Beginn des Jahres<br />

2012 führt bei der diesjährigen<br />

Rentenanpassung zu einer Steigerung<br />

von etwa 0,39 %-Punkten.<br />

Diese Anpassungssteigerung wird<br />

allerdings durch den sogenannten<br />

Riester-Faktor in der Rentenanpassungsformel<br />

wieder vollständig<br />

aufgezehrt. Denn er kürzt<br />

die Rentenanpassung um rund<br />

0,65 %-Punkte. Im Gegensatz zum<br />

Beitragssatzfaktor ist der Riester-<br />

Faktor ein reiner Kürzungsfaktor.<br />

Er wurde <strong>mit</strong> der Rentenreform<br />

2001 eingeführt und hat in diesem<br />

Jahr seine letzte Stufe erreicht.<br />

Bei künftigen Rentenanpassungen<br />

wird er sich da<strong>mit</strong> nicht mehr<br />

anpassungskürzend auswirken.<br />

Allerdings hat er die Rentenanpassungen<br />

der vergangenen Jahre<br />

bereits erheblich vermindert, nämlich<br />

insgesamt rund 5 %-Punkte<br />

seit 2002.<br />

Lohnentwicklung<br />

+ 1,5 % (West)/+ 4,32 %<br />

(Ost)<br />

Beitragssatzfaktor<br />

+ 0,39 %<br />

Riester-Faktor<br />

-0,65 %<br />

Nachhaltigkeitsfaktor<br />

- 0,72 %<br />

rechnerisch mögliche<br />

Rentenanpassung<br />

+ 0,5 % (W)/3,29 % (O)<br />

Ausgleichsfaktor<br />

- 0,25 % (W)/0 % (O)<br />

tatsächliche<br />

Rentenanpassung<br />

+ 0,25 % (W)/+ 3,29 % (O)<br />

Ein weiterer Berechnungsfaktor in<br />

der Rentenanpassungsformel ist<br />

der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor.<br />

Er wurde <strong>mit</strong> der Rentenreform<br />

2004 eingeführt und soll<br />

5


Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

das zahlenmäßige Verhältnis von<br />

Rentenbeziehenden und Beitragszahlenden<br />

berücksichtigen. Steigt<br />

die Zahl der Beitragszahlenden<br />

gegenüber der Zahl der Rentenbeziehenden,<br />

wirkt sich dies anpassungssteigernd<br />

aus. Sinkt die Zahl<br />

der Beitragszahlenden hingegen,<br />

wirkt sich dies anpassungsmindernd<br />

aus. Der Nachhaltigkeitsfaktor<br />

dämpft die Rentenanpassung<br />

in diesem Jahr um 0,72 %-Punkte.<br />

Wegen der demografischen Veränderungen<br />

ist da<strong>mit</strong> zu rechnen,<br />

dass er seine Kürzungswirkungen<br />

in den kommenden Jahren verstärken<br />

wird.<br />

Rechnet man die zuvor genannten<br />

Faktoren zusammen (siehe<br />

Abbildung), ergibt sich – rechnerisch<br />

und unter Berücksichtigung<br />

von Rundungsdifferenzen – eine<br />

Rentenanpassung von 3,29 % in<br />

den neuen Bundesländern und<br />

von 0,5 % in den alten Bundesländern.<br />

Diese rechnerisch mögliche<br />

Rentenanpassung wird in den<br />

alten Bundesländern allerdings<br />

durch einen weiteren Faktor gekürzt,<br />

den Ausgleichsfaktor, der<br />

häufig auch als „Nachholfaktor“<br />

bezeichnet wird. Seit 2011 holt<br />

der Ausgleichsfaktor die Anpassungskürzungen<br />

nach, die wegen<br />

der Nullrunden in den vergangenen<br />

Jahren nicht realisiert <strong>werden</strong><br />

konnten (sogenannter Ausgleichsbedarf).<br />

Die Nachholung erfolgt,<br />

indem die rechnerisch möglichen<br />

Rentenanpassungen so lange halbiert<br />

<strong>werden</strong>, bis der Ausgleichsbedarf<br />

vollständig abgebaut ist. Da<br />

dies in den neuen Bundesländern<br />

bereits der Fall ist, wirkt sich der<br />

Ausgleichsfaktor seit diesem Jahr<br />

nur noch in den alten Bundesländern<br />

aus, indem er die rechnerisch<br />

mögliche Rentenanpassung West<br />

auf 0,25 % halbiert.<br />

Auch wenn die Bundesregierung<br />

<strong>mit</strong> der diesjährigen Rentenanpassung<br />

geltendes Recht umgesetzt<br />

hat, kann das Ergebnis aus Sicht der<br />

Rentnerinnen und Rentner nicht<br />

zufriedenstellen. Die minimale<br />

Rentenanpassung West bringt für<br />

die Betroffenen weitere massive<br />

Kaufkraftverluste <strong>mit</strong> sich. Wegen<br />

der Nullrunden und Mini-Anpassungen,<br />

der Inflation und der steigenden<br />

Beitragsbelastungen in der<br />

Kranken- und Pflegeversicherung<br />

haben sich ihre Kaufkraftverluste<br />

in den alten Bundesländern seit<br />

2004 bereits auf mehr als 10 %<br />

summiert. Rechnet man die diesjährige<br />

Rentenanpassung, den steigenden<br />

Pflegeversicherungsbeitrag<br />

um 0,1 %-Punkte und eine mögliche<br />

Inflation von 1,7 % hinzu,<br />

könnten sich die Kaufkraftverluste<br />

sogar der 12-%-Grenze nähern.<br />

In den neuen Bundesländern fällt<br />

die Rentenanpassung zwar deutlich<br />

höher aus, weshalb die Kaufkraftverluste<br />

der letzten Jahre zum<br />

Teil kompensiert <strong>werden</strong> können.<br />

Doch auch hier zeigt sich, dass<br />

die Kürzungsfaktoren in der Rentenanpassungsformel<br />

mögliche<br />

Anpassungssteigerungen in erheblichem<br />

Umfang aufzehren. Zwar<br />

steigt der Rentenwert (Ost) in<br />

diesem Jahr auf 91,5 % des Westniveaus,<br />

aber es ist nach wie vor<br />

offen, wie lange der Angleichungsprozess<br />

noch dauern wird.<br />

Der Sozialverband Deutschland<br />

(SoVD) sieht vor diesem Hintergrund<br />

einen dringenden gesetzgeberischen<br />

Handlungsbedarf.<br />

Der permanente Wertverfall der<br />

Renten und der da<strong>mit</strong> verbundene<br />

schleichende soziale Abstieg<br />

der Rentnerinnen und Rentner<br />

müssen gestoppt <strong>werden</strong>. Da<strong>mit</strong><br />

diese wieder in angemessener<br />

Weise an der allgemeinen Lohn-<br />

und Wohlstandsentwicklung<br />

beteiligt <strong>werden</strong>, müssen insbesondere<br />

die Kürzungsfaktoren<br />

aus der Rentenanpassungsformel<br />

gestrichen <strong>werden</strong>. Dies käme<br />

auch den heutigen Versicherten<br />

und künftigen Rentnerinnen und<br />

Rentnern zugute, weil ihre künftigen<br />

Rentenansprüche ebenfalls<br />

höher ausfallen würden. Ferner<br />

muss der Angleichungsprozess<br />

bei den Renten in den neuen Bundesländern<br />

beschleunigt <strong>werden</strong>.<br />

Denn nur dann ist sichergestellt,<br />

dass das Versprechen aus dem Einigungsvertrag<br />

erfüllt wird und<br />

alle Renten in absehbarer Zeit in<br />

gleicher Weise angepasst <strong>werden</strong><br />

können. n<br />

Ass. jur. Ragnar Hoenig, Leiter<br />

Abteilung Sozialpolitik beim Sozialverband<br />

Deutschland (SOvD)<br />

6 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

© Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com


BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

Prävention muss in allen Lebenslagen<br />

stärker gefördert <strong>werden</strong><br />

Eine wichtige Konsequenz der<br />

demografischen Entwicklung<br />

für die Gesundheitsversorgung<br />

liegt in der Alterung der Bevölkerung<br />

und dem Anstieg der Zahl<br />

hochaltriger Menschen. Dieser hat<br />

erhebliche Auswirkungen auf das<br />

Krankheitsgeschehen, da im hohen<br />

Alter das Risiko chronischer<br />

Erkrankungen und Mehrfacherkrankungen<br />

deutlich steigt.<br />

Vor diesem Hintergrund erhalten<br />

Maßnahmen der Prävention eine<br />

große Bedeutung. Mit ihnen sollen<br />

Gesundheit gefördert, Krankheiten<br />

verhindert oder ihre Entstehung<br />

hinausgezögert <strong>werden</strong> (Primärprävention).<br />

Zudem sollen eine<br />

Verschlimmerung oder ein Wiederauftreten<br />

von bereits bestehenden<br />

Krankheitssymptomen und deren<br />

Chronifizierung verhindert <strong>werden</strong><br />

(Sekundärprävention). Wenn es bereits<br />

zu Behinderungen gekommen<br />

ist, sollen präventive Maßnahmen<br />

das Ausmaß der Behinderung und<br />

den Umgang <strong>mit</strong> ihr günstig beeinflussen<br />

(Tertiärprävention).<br />

Im Frühjahr <strong>2013</strong> haben die Fraktionen<br />

der CDU/CSU und der FDP<br />

nun einen Gesetzentwurf zur Förderung<br />

der Prävention vorgelegt<br />

(BT-Drucksache 17/13080), in dem<br />

es vorrangig um Primärprävention<br />

geht. Am 15.5.<strong>2013</strong> fand hierzu<br />

im Bundestagsausschuss für Gesundheit<br />

eine öffentliche Anhörung<br />

statt, zu der die BAGSO als sachverständiger<br />

Verband geladen war. Aus<br />

diesem Anlass hat sie eine Stellungnahme<br />

verfasst, die hier zusammengefasst<br />

wiedergegeben wird:<br />

Die BAGSO begrüßt grundsätzlich<br />

das Anliegen des Gesetzentwurfs,<br />

Prävention und Gesundheitsförderung<br />

zu stärken. Positiv zu bewerten<br />

sind insbesondere folgende<br />

Regelungen:<br />

die Ausrichtung von Leistungen<br />

der Krankenkassen zur primären<br />

Prävention auf vom Kooperationsverband<br />

gesundheitsziele.de<br />

entwickelten Gesundheitsziele,<br />

insbesondere das Gesundheitsziel<br />

„Gesund älter <strong>werden</strong>“<br />

die Anhebung der Mittel, die die<br />

Krankenkassen pro Patient für<br />

primäre Prävention auszugeben<br />

haben, sowie die Festlegung eines<br />

Mindestbetrags für Ausgaben<br />

für primäre Prävention in<br />

Lebenswelten<br />

die ausdrückliche Benennung<br />

der Lebenswelten älterer Menschen<br />

die Einräumung der Möglichkeit<br />

für Versicherte <strong>mit</strong> besonderen<br />

beruflichen oder familiären<br />

Belastungssituationen, erforderliche<br />

ambulante Vorsorgemaßnahmen<br />

in anerkannten Kurorten<br />

zu erhalten<br />

die Maßnahmen zur Sicherstellung<br />

der Qualität der Präventionsleistungen<br />

die Einrichtung einer ständigen<br />

Präventionskonferenz und deren<br />

Berichtspflichten.<br />

Zugleich muss die BAGSO aber<br />

auch kritisch feststellen, dass der<br />

Gesetzentwurf in wesentlichen<br />

Punkten hinter den Erwartungen<br />

der Fachkreise, der wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse und einem bereits<br />

bestehenden breiten politischen<br />

Konsens über sinnvollerweise zu ergreifende<br />

Maßnahmen zurückbleibt.<br />

Bereits die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung<br />

von 1986, aber<br />

z. B. auch der Sachverständigenrat<br />

zur Begutachtung der Entwicklung<br />

im Gesundheitswesen und<br />

die Kommission für den Sechsten<br />

Altenbericht haben wichtige Hinweise<br />

zur Ausgestaltung von Prävention<br />

gegeben. Demnach zielen<br />

Gesundheitsförderung und Prävention<br />

auf eine Verringerung der<br />

Belastungen und Risiken sowie auf<br />

die Stärkung der Gesundheitsressourcen.<br />

Dies bezieht sich einerseits<br />

auf den einzelnen Menschen, der<br />

befähigt <strong>werden</strong> soll, sein Gesundheitspotenzial<br />

zu entfalten, andererseits<br />

auf Staat und Gesellschaft,<br />

die die Rahmenbedingungen für<br />

Gesundheitsförderung verbessern<br />

und die Einrichtungen im Gesundheitswesen<br />

neu orientieren sollen,<br />

um gesundheitliche Ungleichheit<br />

zu verringern.<br />

Gesundheitsförderung und Prävention<br />

müssen daher als Gesamtpolitik<br />

auf allen Ebenen und in allen<br />

Politiksektoren auf die politische<br />

Tagesordnung gesetzt <strong>werden</strong> und<br />

sind als gesamtgesellschaftliche<br />

7


Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

Aufgabe zu verstehen. Für eine gesundheitsfördernde<br />

Gesamtpolitik<br />

ist es zentral, dass sie<br />

an krank machenden Lebens-<br />

bedingungen ansetzt<br />

die lokale Ebene einbezieht und<br />

deren Akteure unterstützt<br />

die Selbsthilfe fördert<br />

die Bürgerinnen und Bürger an<br />

der Gestaltung gesunder Lebensbedingungen<br />

beteiligt<br />

die Kompetenzen der Menschen<br />

zu einem gesundheitsbewussten<br />

Verhalten fördert.<br />

Der Gesetzentwurf regelt jedoch<br />

nur Leistungen der Krankenkassen<br />

und verengt den Blick auf Verhaltensprävention.<br />

Dies birgt die<br />

Gefahr der Begrenzung auf ein<br />

einseitig medizinisches Präventionsverständnis<br />

und verschenkt<br />

Chancen zu einer wirkungsvollen<br />

Gesundheitsförderung und<br />

Prävention. Der Gesetzentwurf<br />

ist daher aus Sicht der BAGSO in<br />

wichtigen Bereichen zu überarbeiten:<br />

Gesundheitsförderung und Prävention<br />

sollten im Alltag und in<br />

den Lebenswelten der Bürgerinnen<br />

und Bürger stärker verankert<br />

und bestehende Ungleichheiten<br />

in Bezug auf die Gesundheitschancen<br />

in der Bevölkerung verringert<br />

<strong>werden</strong>. Dazu ist es unumgänglich,<br />

neben dem Bund<br />

und den Krankenkassen sowohl<br />

alle Sozialversicherungsträger,<br />

die Länder und die Kommunen<br />

als auch die Gesamtgesellschaft<br />

einzubeziehen.<br />

Die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA)<br />

soll laut Gesetzentwurf Leistungen<br />

zur primären Prävention<br />

u.a. in den Lebenswelten<br />

älterer Menschen durchführen.<br />

Nachhaltige Angebote zur Gesundheitsförderung<br />

und Prävention<br />

in Lebenswelten müssen<br />

aber spezifisch regionalen Gegebenheiten<br />

angepasst <strong>werden</strong>.<br />

Daher sollten hier unbedingt<br />

auch andere Akteure einbezogen<br />

<strong>werden</strong>, z. B. der Kooperationsverbund<br />

„Gesundheitliche<br />

Chancengleichheit“ sowie der<br />

öffentliche Gesundheitsdienst<br />

der Kommunen.<br />

Der Entwurf sieht vor, einen beträchtlichen<br />

Teil der Mittel für<br />

die betriebliche Gesundheitsförderung<br />

aufzuwenden. Ohne<br />

deren Bedeutung zu schmälern,<br />

bleibt festzustellen, dass durch<br />

die Fokussierung auf die Arbeitswelt<br />

große Bevölkerungsgruppen,<br />

wie z. B. Rentnerinnen<br />

und Rentner, unberücksichtigt<br />

bleiben.<br />

Zwar ist zu begrüßen, dass die<br />

Lebenswelten älterer Menschen<br />

ausdrücklich benannt <strong>werden</strong>.<br />

Allerdings müsste präzisiert<br />

<strong>werden</strong>, welche älteren Menschen<br />

als besonders verletzlich<br />

angesehen <strong>werden</strong> und wie der<br />

Zugang zu ihnen gesucht <strong>werden</strong><br />

kann.<br />

Geplant ist, die Gesundheitsuntersuchung<br />

zu einer primärpräventivenGesundheitsuntersuchung<br />

weiterzuentwickeln. Aus<br />

dem Gesetzentwurf ist jedoch<br />

nicht ersichtlich, wie alle, insbesondere<br />

gefährdete Zielgruppen,<br />

besser erreicht <strong>werden</strong> können.<br />

Heute <strong>werden</strong> sie überwiegend<br />

von ohnehin gesundheitsbe-<br />

wussten Personen in Anspruch<br />

genommen.<br />

Eine ressourcenorientierte Gesundheitsförderung<br />

<strong>mit</strong> unterstützenden<br />

lebensweltlichen<br />

Rahmenbedingungen kann<br />

zudem nicht Aufgabe der Ärztinnen<br />

und Ärzte allein sein.<br />

Vielmehr gilt es, eine „umweltbezogene<br />

Prävention“ zu<br />

fördern, die außerhäusliche<br />

Mobilität unterstützt und Barrierefreiheit<br />

stärker berücksichtigt.<br />

Da<strong>mit</strong> kann ein Beitrag<br />

sowohl zur Sturzprophylaxe als<br />

auch zur sozialen Teilhabe und<br />

da<strong>mit</strong> zum Schutz vor Vereinsamung<br />

geleistet <strong>werden</strong>.<br />

Die Prävention vor und bei Pflege<br />

– insbesondere in Alten- und<br />

Pflegeheimen – muss gestärkt<br />

<strong>werden</strong>, auch unter Berücksichtigung<br />

der Mundgesundheit. Es<br />

gilt, durch geeignete Maßnahmen<br />

nicht nur Pflegebedürftigkeit<br />

vorzubeugen, sondern auch<br />

deren Fortschreiten zu verlangsamen.<br />

Im Gesetzentwurf nicht enthalten<br />

ist eine Stärkung der<br />

Präventionsforschung. Sie ist<br />

dringend notwendig und sollte<br />

sich da<strong>mit</strong> befassen, welche der<br />

bisher praktizierten Maßnahmen<br />

der Gesundheitsförderung<br />

und Prävention wirksam sind<br />

und welche Zugänge zu verletzlichen<br />

Gruppen sich bewährt<br />

haben. n<br />

Rudolf Herweck, Mitglied<br />

des BAGSO-Expertenrates<br />

Dr. Claudia Kaiser, Referentin für<br />

Gesundheits- und Pflegepolitik bei<br />

der BAGSO<br />

8 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />

JVA 62plus – Der demografische Wandel<br />

zeigt sich auch im Strafvollzug<br />

In Singen liegt Deutschlands einziges Gefängnis für Straftäter im Seniorenalter. Es wurde 1970 im Rahmen<br />

der differenzierten Gestaltung des Strafvollzugs in Baden-Württemberg eingerichtet, weil ältere Gefangene<br />

in größeren Vollzugseinrichtungen eher an den Rand gedrängt <strong>werden</strong> und ihre altersbedingten Bedürfnisse<br />

dort weniger berücksichtigt <strong>werden</strong> können. Dienstleiter Thomas Maus stellt das Konzept vor.<br />

Seit 1976 gehört die Anstalt als<br />

Außenstelle zur Justizvollzugsanstalt<br />

Konstanz. Sie ist eine Einrichtung<br />

des geschlossenen Vollzugs,<br />

in der männliche Gefangene,<br />

die zum Zeitpunkt der Verurteilung<br />

das 62. Lebensjahr vollendet<br />

und Freiheitsstrafen von mehr als<br />

15 Monaten zu verbüßen haben,<br />

einsitzen. Aktuell sind wir <strong>mit</strong><br />

50 Gefangenen belegt. Der älteste<br />

Gefangene ist momentan 85 Jahre<br />

alt. Das Durchschnittsalter liegt<br />

zurzeit bei 70, der durchschnittliche<br />

Strafausspruch bei viereinhalb<br />

Jahren.<br />

Etwa ein Drittel der Gefangenen<br />

wurde wegen Sexualstraftaten,<br />

hier in erster Linie wegen sexuellen<br />

Missbrauchs von Kindern<br />

im familiären bzw. gesellschaftlichen<br />

Nahbereich, verurteilt. Ein<br />

weiteres Drittel wegen schwerer<br />

Gewaltstraftaten bzw. Tötungsdelikte,<br />

häufig in der Beziehungs-<br />

ebene, und das letzte Drittel wegen<br />

Betrugsstraftaten, vorwiegend im<br />

Anlagebereich. Es handelt sich<br />

dabei sowohl um Menschen, die<br />

in vorgerücktem Lebensalter zum<br />

ersten Mal eine Haftstrafe verbüßen,<br />

als auch um jene, bei denen<br />

die JVA Singen das Ende einer langen<br />

„kriminellen Karriere“ ist. Gewalt-<br />

und Drogenprobleme oder<br />

Subkulturen spielen hier keine<br />

Rolle. Dies resultiert im Wesentlichen<br />

aus der Altersstruktur unserer<br />

Gefangenen.<br />

Obwohl die Einrichtung eine Anstalt<br />

des geschlossenen Langstrafenvollzugs<br />

ist, können sich die<br />

Gefangenen während des Tages<br />

frei im Hause bewegen. Sie können<br />

jederzeit Kontakt zueinander und<br />

zu Bediensteten aufnehmen. Der<br />

einzelne Gefangene kann so weitgehend,<br />

im Rahmen der Vorgaben,<br />

<strong>mit</strong>entscheiden, wie er seinen Tag<br />

strukturiert. An die Mitarbeitenden<br />

stellt diese Situation die<br />

besondere Anforderung, sich in<br />

erhöhtem Maße <strong>mit</strong> den Gefangenen<br />

zu beschäftigen und vielfältige<br />

Betreuungs- sowie auch Behandlungsfunktionen<br />

wahrzunehmen,<br />

um negativen Folgen des Freiheitsentzugs<br />

speziell bei älteren und in<br />

der Regel auch haftempfindlicheren<br />

Gefangenen vorzubeugen.<br />

Denn ältere Gefangene erleben die<br />

Haft belastender als Jüngere: Für<br />

sie besteht danach oft nicht mehr<br />

die Möglichkeit des Neuanfangs,<br />

nicht selten haben sie auch einfach<br />

Angst, das Haftende nicht mehr<br />

zu erleben. Sie haben ein stärkeres<br />

Ruhebedürfnis und oft auch körperliche<br />

Besch<strong>werden</strong>, für die die<br />

Jüngeren kein Verständnis haben.<br />

Es geht dabei aber nicht darum,<br />

den Vollzug so angenehm und locker<br />

wie möglich zu gestalten oder<br />

gar eine Vollzugseinrichtung für<br />

Privilegierte zu schaffen, sondern<br />

die Gefangenen künftig für ein<br />

Leben in sozialer Verantwortung<br />

zu befähigen. Wir wollen <strong>mit</strong> ihnen<br />

zusammen erreichen, dass an<br />

förderungswürdige soziale Beziehungen<br />

wieder angeknüpft wird<br />

bzw. diese erhalten <strong>werden</strong>. Dabei<br />

sollen die Gefangenen den Bezug<br />

zur Realität des Alltags in Freiheit<br />

nicht verlieren.<br />

Die älteren Gefangenen sollen<br />

nicht über-, aber auch nicht unterfordert<br />

<strong>werden</strong>. Beim Vollzug<br />

von längeren Freiheitsstrafen ist<br />

es wichtig, ältere Menschen geistig<br />

und körperlich mobil und rege zu<br />

erhalten. Dies geht nicht ohne ihre<br />

Beteiligung und ohne Stärkung ihrer<br />

Eigenverantwortlichkeit. n<br />

9


© Foto: CREATISTA - shutterstock.com<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Humor –<br />

ein kreativer Weg,<br />

das Leben zu meistern<br />

Eine alte Frau musste wegen eines Brust-Karzinoms operiert <strong>werden</strong>. War sie auch sehr humorvoll, so hatte sie<br />

doch Angst vor der Operation und schloss vorsorglich <strong>mit</strong> dem Leben ab. Als sie nach der Operation aufwachte,<br />

meinte sie lächelnd bei der Visite: „Der liebe Gott hat halt auch lieber jüngere Frauen als mich altes Weib.“<br />

Ist Lachen gleich Humor?<br />

Hat die obige Anekdote etwas <strong>mit</strong><br />

Humor zu tun: sich selbst „auf die<br />

Schippe“ zu nehmen und darüber<br />

auch lachen zu können? Wir lachen<br />

über vieles, doch haben ca.<br />

80% dieser „Lach-Anlässe“ wenig<br />

<strong>mit</strong> Humor zu tun. Nicht umsonst<br />

meinte der Schauspieler und<br />

Komödienschreiber Curt Goetz:<br />

„Unter Humor verstehen die meisten<br />

Menschen das Gelächter über<br />

Dinge, die einem anderen zugestoßen<br />

sind“. Sehr groß ist die<br />

Variationsbreite des Lachens. Wir<br />

unterscheiden z. B. aggressives,<br />

zynisches, ironisches, verlegenes,<br />

obszönes, verzweifeltes, sardonisches,<br />

skeptisches, überhebliches<br />

und schließlich befreiendes, fröhliches<br />

Lachen. Nur dieses ist ein<br />

Merkmal für Humor.<br />

Lachen löst kurzzeitige physiologische<br />

Veränderungen an Stimme,<br />

Gesichts- und Körpermuskulatur,<br />

Atmung, Herz und Haut aus. Hinzu<br />

kommen psychische und soziale<br />

Phänomene. Lachen wird auch als<br />

„soziales Schmier<strong>mit</strong>tel“ beschrieben<br />

und gilt als kürzeste Verbindung<br />

zwischen zwei Menschen.<br />

„Wer lacht, hat schon gewonnen“<br />

heißt es. Aus Untersuchungen geht<br />

hervor, dass wir im Gehirn über<br />

bestimmte Areale verfügen, die<br />

für das Lachen und das Verstehen<br />

von Witz und Komik zuständig<br />

sind. Es gibt ein „Lachkoordinationszentrum“.<br />

Durch Lachen kann<br />

die Produktion von Cortison und<br />

Adrenalin reduziert <strong>werden</strong>.<br />

Was ist Humor?<br />

Humor bzw. der Sinn für Humor<br />

ist eine Persönlichkeitseigenschaft,<br />

die je nach Sozialisation mehr oder<br />

weniger ausgeprägt ist. Schon im<br />

10 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


17. Jahrhundert wurde beschrieben,<br />

dass Humor das Blut reinigt,<br />

den Körper jung und lebendig sowie<br />

zu jeder Arbeit tauglich macht.<br />

Der Begriff „Humor“ (lat. umor:<br />

Feuchtigkeit, Flüssigkeit, Saft) bedeutete<br />

zunächst nur Stimmung,<br />

gute oder schlechte. Er geht zurück<br />

auf die Meinung von Hippokrates<br />

und Galen und die <strong>mit</strong>telalterliche<br />

Vorstellung, dass die Temperamente<br />

des Menschen auf der unterschiedlichen<br />

Mischung der vier<br />

Körpersäfte (humores) – Schleim,<br />

Blut, schwarze und gelbe Galle<br />

– beruhen. Heute versteht man<br />

unter dem Begriff „Humor“ laut<br />

Duden die Gabe eines Menschen,<br />

der Unzulänglichkeit der Welt, den<br />

Schwierigkeiten und Missgeschicken<br />

des Alltags <strong>mit</strong> heiterer Gelassenheit<br />

zu begegnen, sich nicht<br />

unterkriegen zu lassen, sondern<br />

über Widrigkeiten und Unzulänglichkeiten<br />

lachen zu können.<br />

Für Freud, der sich besonders ausführlich<br />

<strong>mit</strong> dem Humor auseinandergesetzt<br />

hat, entsteht die Lust<br />

am Humor auf Kosten unterbliebener<br />

Affektentbindung, ist also<br />

eine Art „Affektersparnis“: Anstatt<br />

mich zu ärgern, lache ich lieber. Es<br />

handelt sich also um eine Energieleistung<br />

des Ichs, das genügend<br />

Ich-Stärke und freundliche mütterliche<br />

Über-Ich-Anteile besitzen<br />

muss. Der Humor ist nicht resignierend,<br />

sondern trotzig. Er wird<br />

auch als reifster Abwehrmechanismus<br />

bezeichnet.<br />

Er ist einer der kreativsten Wege,<br />

Gegensätze zu vereinen. Im Rah-<br />

men der positiven Psychologie<br />

wird der Humor als eine der Charakterstärken<br />

beschrieben, die zu<br />

Wohlbefinden und zu Lebenszufriedenheit<br />

notwendig sind.<br />

Humor ist nicht erlernbar. Neben<br />

Geist und Witz setzt er vor<br />

allem ein großes Maß an Herzensgüte<br />

voraus, an Geduld,<br />

Nachsicht und Menschenliebe.<br />

Curt Goetz<br />

(1888 – 1960)<br />

Ist jeder Witz humorvoll?<br />

Zu unterscheiden von Humor<br />

ist der Witz. Man versteht hierunter<br />

eher eine kurze, prägnant<br />

formulierte Geschichte <strong>mit</strong> einer<br />

unerwarteten Wendung, einem<br />

überraschenden Effekt, der zum<br />

Lachen reizen soll. Gleichzeitig<br />

versteht man unter Witz – eine<br />

Verwandtschaft <strong>mit</strong> dem Wort<br />

„Wissen“ ist nicht zu übersehen –<br />

eine Eigenschaft, sich geistreich,<br />

witzig auszudrücken. „Sein Witz<br />

macht vor nichts Halt.“<br />

Als Witz einzustufen ist z. B.: Eine<br />

ältere Dame weiß sich nicht mehr<br />

zu helfen und geht zum Psychiater.<br />

Ohne Umschweife erzählt sie von<br />

ihren Ängsten: „Immer wenn ich<br />

abends zu Bett gehe, muss ich mich<br />

auf den Boden legen und nachsehen,<br />

ob unter dem Bett kein Mann<br />

liegt. Was soll ich bloß tun?“ Der<br />

Psychiater rät: „Das ist ganz einfach.<br />

Sägen Sie doch die Füße des<br />

Bettes ab.“<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Deutlich wird, dass ein Witz auf<br />

Kosten eines Gegenübers – das<br />

ihn nicht zu verstehen braucht –<br />

geht, verletzen und Dritte zum<br />

Lachen reizen soll. Humor dagegen<br />

ist auf das Verstehen der Bemerkung<br />

des anderen angewiesen,<br />

setzt eine herzliche, gleichrangige,<br />

offene Beziehung voraus und fördert<br />

Einsichten. Es wird nicht über<br />

jemanden – wie beim Witz –, sondern<br />

<strong>mit</strong>einander gelacht. Es folgen<br />

Befreiung und Entspannung.<br />

Humorvoll ist eher folgende Geschichte:<br />

Einem älteren Patienten<br />

misst der Arzt den Puls und meint:<br />

„Ihr Puls geht aber sehr langsam.“<br />

Die Antwort des Patienten: „Das<br />

macht nichts, Herr Doktor. Ich<br />

habe Zeit.“<br />

Humor eröffnet neue Perspektiven<br />

und die Aufmerksamkeit für<br />

komische und allzu menschliche<br />

Ereignisse. Er ist als ein tägliches<br />

wohldosiertes „Lebensqualitäts<strong>mit</strong>tel“<br />

genauso wichtig wie Essen<br />

und Trinken: gut gemischt, ausreichend<br />

und kontinuierlich.<br />

Hilft Humor auch im Alter?<br />

Zwei ältere Herren gehen wegen<br />

Besch<strong>werden</strong> an einem Bein zur<br />

Massage und <strong>werden</strong> in unterschiedlichen<br />

Kabinen behandelt.<br />

Von einem sind laute Klagen über<br />

Schmerzen und Wehrufe zu hören,<br />

vom anderen nur Lachen und<br />

Prusten. Nach der Behandlung<br />

treffen sich die beiden. Der eine<br />

meint: „Du hast die ganze Zeit gelacht.<br />

Hattest Du keine Schmerzen?<br />

Ich hätte die Wand hochgehen können.“<br />

„Du hast Dein krankes Bein<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 11


Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

behandeln lassen“, meint dieser.<br />

„Das war falsch. Ich habe das gesunde<br />

massieren lassen.“<br />

Diese Anekdote verdeutlicht den<br />

Weg, den ein alter Mensch, aber<br />

auch jeder Helfer in der Behandlung,<br />

einschlagen sollte: nicht bei<br />

den Defiziten, sondern bei vorhandenen<br />

Ressourcen anzusetzen<br />

– nach dem Motto: „Ein bisschen<br />

geht immer“. Dieser Weg öffnet<br />

sich auch für Menschen <strong>mit</strong> Demenz.<br />

Humor ist der Knopf, der verhindert,<br />

dass uns der Kragen<br />

platzt.<br />

Joachim Ringelnatz<br />

(1883 – 1934)<br />

Gibt es auch nur wenige Untersuchungen,<br />

die der Frage „Alter<br />

und Humor“ nachgehen, so zeigen<br />

sie doch wichtige Aspekte auf, die<br />

zusammenfassend kurz dargestellt<br />

<strong>werden</strong>. So ist der Sinn für<br />

Humor im Alter <strong>mit</strong> dem Humor,<br />

wie er beim gleichgeschlechtlichen<br />

Elternteil erlebt wurde, ähnlich.<br />

Mit zunehmendem Lebensalter<br />

steigt auch die heitere Gelassenheit.<br />

Lernen scheint <strong>Älter</strong>en <strong>mit</strong><br />

Humor leichter zu fallen. Ein positiver<br />

Zusammenhang besteht<br />

auch zwischen dem psychophysischen<br />

Gesundheitszustand und<br />

Humor. Schmerzen, insbesondere<br />

chronische, lassen sich <strong>mit</strong> Humor<br />

deutlich verringern. Weiterhin<br />

zeigen humorvolle <strong>Älter</strong>e eine<br />

größere Selbstsicherheit, eine höhere<br />

emotionale Ausgeglichenheit<br />

sowie eine insgesamt positivere<br />

Stimmungslage und schätzen sich,<br />

einer Untersuchung älterer Paare<br />

folgend, glücklicher ein. Humorvolle<br />

Senioren <strong>mit</strong> gesundheitlicher<br />

Einschränkung können Stress<br />

besser bewältigen. Humor scheint<br />

auch eine Ausgleichsfunktion gegenüber<br />

körperlichen Einbußen zu<br />

haben.<br />

Mit dem Alter verändern sich<br />

die Situationen und Inhalte, die<br />

als humorvoll erkannt und erlebt<br />

<strong>werden</strong>. So zeigte sich bei<br />

einer Untersuchung von 50- bis<br />

80-Jährigen <strong>mit</strong> zunehmendem<br />

Alter ein vermindertes Humorverständnis.<br />

Ausgeprägter war dies<br />

bei <strong>Älter</strong>en, deren kognitive Leistungen<br />

schlechter waren als bei<br />

anderen. Diskutiert wird, ob eine<br />

allmählich nachlassende Frontalhirnfunktion<br />

zu einer kognitiven<br />

Beeinträchtigung führt, die ein<br />

Humorverständnis verringert, die<br />

affektive Humorverarbeitung allerdings<br />

nicht beeinträchtigt. Eine<br />

Zunahme von Humor im Alter<br />

konnte bei der Bewältigung von<br />

Widrigkeiten und Stress festgestellt<br />

<strong>werden</strong>. So lässt sich folgern,<br />

dass das emotionale Humorverständnis<br />

im Alter nicht abnimmt,<br />

das kognitive dagegen schon.<br />

Dabei geht aber die Kompetenz,<br />

schwierige Situationen <strong>mit</strong> Humor<br />

zu bewältigen, nicht verloren.<br />

Wie aus eigenen Untersuchungen<br />

hervorgeht, profitieren depressive<br />

ältere Menschen von<br />

Humor-Interventionen sehr. Bei<br />

Gruppenuntersuchungen im stati-<br />

Wer andere zum Lachen bringen<br />

kann, muss ernst genommen<br />

<strong>werden</strong>; das wissen alle<br />

Machthaber.<br />

Werner Finck<br />

(1902 – 1978)<br />

onären Umfeld wurde festgestellt,<br />

dass Resilienz, d. h. die Fähig-<br />

keit, schwierige Lebenssituationen<br />

ohne anhaltende Beeinträchtigung<br />

zu überstehen, und Lebenszufriedenheit<br />

erheblich zunehmen. Erstaunlich<br />

war, dass dies auch für<br />

Menschen <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>telschweren und<br />

schweren Depressionen gilt.<br />

Es gibt einige Untersuchungen,<br />

die verdeutlichen, dass Menschen<br />

<strong>mit</strong> Demenz Humor haben können<br />

und ihnen eine humorvolle<br />

Zugangsweise helfen kann, <strong>mit</strong><br />

sich besser zurechtzukommen.<br />

Sogenannte Clinic-Clowns bzw.<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. phil. Dr.<br />

med. Dipl.-Psych.<br />

Rolf D. Hirsch<br />

ist Facharzt für<br />

Nervenheilkunde,<br />

Geriatrie, Psychotherapeutische<br />

Medizin und Psychoanalyse. Er ist<br />

Präsident der Deutschen Akademie<br />

für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie,<br />

Vorsitzender der Bonner<br />

Initiative gegen Gewalt im Alter –<br />

Handeln statt Misshandeln e V. und<br />

Mitglied des BAGSO-Expertenrates.<br />

In Bonn betreibt er eine Praxis für<br />

Psychiatrie und Psychotherapie.<br />

Kontakt: r.d.hirsch@t-online.de<br />

12 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Geri-Clowns sind hier eine echte<br />

Lebenshilfe. Sie verändern in Institutionen<br />

oft in erstaunlicher Weise<br />

das Milieu und das Verhalten von<br />

Menschen <strong>mit</strong> Demenz (s. S. 19).<br />

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />

können belegen, dass<br />

durch Humor-Interventionen die<br />

Lebensqualität alter Menschen<br />

verbessert wird. Bekannt ist, dass<br />

sie sich subjektiv wohler fühlen, als<br />

dies nach der Einschätzung ihrer<br />

Gesundheit objektiv zu erwarten<br />

wäre. Da nun Wohlbefinden und<br />

Humor eng <strong>mit</strong>einander verbunden<br />

sind, liegt es nahe, ihre Gesundheit<br />

und Lebensqualität durch<br />

eine systematische Förderung des<br />

Sinnes für Humor zu verbessern.<br />

Die von alten Menschen immer<br />

wieder beklagten Umgangsweisen<br />

mancher Ärzte, Schmerzen und<br />

Besch<strong>werden</strong> als „altersbedingt“<br />

abzutun, kann folgende nachdenklich<br />

stimmende Anekdote ad<br />

absurdum führen: Zu einem Arzt<br />

kommt eine ältere Patientin <strong>mit</strong><br />

großen Schmerzen im rechten Knie.<br />

Der Arzt untersucht dieses, findet<br />

nichts und meint dann schließlich:<br />

„Das liegt an Ihrem Alter. Da tau-<br />

Humor ist Liebe. Er macht die<br />

Unzulänglichkeiten etwas zulänglicher,<br />

den Schaden etwas<br />

leichter, den Schmerz etwas<br />

erträglicher. Nur die Überheblichkeit<br />

macht er lächerlich, die<br />

lacht er aus.<br />

Henri Nannen<br />

(1913 – 1996)<br />

chen solche Schmerzen auf.“ Die<br />

Patientin sieht ihn etwas ungläubig<br />

an und meint. „Ja, das kann schon<br />

sein. Aber eines verstehe ich nicht,<br />

Herr Doktor. Mein linkes Knie ist<br />

genauso alt wie das rechte. Dieses<br />

tut mir aber nicht weh.“<br />

Mit Humor das Altern meistern<br />

Humor ist eine Möglichkeit, sein<br />

Leben kreativer, lebendiger und<br />

freudvoller zu gestalten. Darauf<br />

weisen die bisherigen Untersuchungen<br />

hin. Zudem eröffnet er Chancen,<br />

nicht zu verzweifeln, sondern<br />

zu überleben. Gegen Einbußen,<br />

Besch<strong>werden</strong>, Erkrankungen und<br />

Einsamkeit ist Humor ein hilfreiches<br />

„Medikament“, welches leider<br />

von Ärzten zu wenig „verschrieben“<br />

wird. Er ist eine „Trotzmacht“<br />

gegenüber den Missgeschicken und<br />

Verlusten des täglichen Lebens.<br />

Mag Humor auch eine Persönlichkeitseigenschaft<br />

sein, so kann der<br />

Sinn für Humor mehr oder weniger<br />

bei jedem Menschen bis ins<br />

hohe Lebensalter durch gezielte<br />

Interventionen gefördert <strong>werden</strong>.<br />

Humor kann man in jedem Lebensalter<br />

lernen. Gegensätze <strong>werden</strong><br />

verbunden, Unbewusstes darf<br />

bewusst <strong>werden</strong>, verdrängte Lust<br />

und Unlust <strong>werden</strong> befreit und ambivalente<br />

Gefühle verringert oder<br />

aufgelöst. Es folgt Entspannung.<br />

Humor führt dazu, trotz Hilflosigkeit<br />

neue Aspekte zu sehen, trotz<br />

Depression einen Überlebensweg<br />

zu finden und trotz Zorn Aggression<br />

humorvoll zu gestalten. Er ist<br />

ein kreativer Weg, das Leben bewältigen<br />

und auch über sich selbst<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

lachen zu können, d.h., sich selbst<br />

unter einem neuen Aspekt zu sehen.<br />

Es ist ein Vorurteil zu glauben,<br />

dass man entweder <strong>mit</strong> Sinn<br />

für Humor geboren wurde oder<br />

verdammt sei, bis an sein Lebensende<br />

humorlos zu leben. Das Leben<br />

ist zu kurz, um sich <strong>mit</strong> Ärger aufzuhalten.<br />

Wer Humor hat, ist Herr<br />

der Situation! n<br />

Rolf D. Hirsch<br />

Literatur<br />

Fey, U. (<strong>2013</strong>):<br />

Clowns für Menschen <strong>mit</strong> Demenz.<br />

Mabuse, Frankfurt a.M.<br />

Hirsch, R.D. (2011):<br />

Alterslast-Lebenslust-Humor kennt<br />

keine Altersgrenze. Psychotherapie<br />

im Alter, 33 (Heft 4), 527-544.<br />

Hirsch, R.D., Bruder, J. & Radebold,<br />

H. (Hrsg.) (2001):<br />

Heiterkeit und Humor im Alter.<br />

Schriftenreihe der Deutschen<br />

Gesellschaft für Gerontopsychiatrie<br />

und -psychotherapie. Kohlhammer,<br />

Stuttgart.<br />

Titze, M. & Eschenröder, Chr. T.<br />

(2000):<br />

Therapeutischer Humor.<br />

Fischer, Frankfurt a.M.<br />

Uber, H. & Steiner, A. (2006):<br />

Lach dich locker.<br />

Gildmann, München.<br />

Wild, B. (Hrsg.) (2012):<br />

Humor in Psychiatrie und<br />

Psychotherapie.<br />

Schattauer, Stuttgart.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 13


Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Humor als therapeutische Maßnahme<br />

„Lachen ist die beste Medizin“, sagt ein Sprichwort. „Humor hilft heilen“ heißen das Credo und die Stiftung des<br />

bekannten Mediziners und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen. Was daran ist am Lebenselixier Lachen<br />

und Heil<strong>mit</strong>tel Humor, erklärt der Allgemeinmediziner und Hausarzt Emanuel Jauch aus Kenzingen.<br />

Lachen ist die beste Medizin<br />

Kann Humor Krankheiten<br />

verhindern oder gar heilen?<br />

Verhindern sicher nicht, aber deren<br />

Risikofaktoren lassen sich dadurch<br />

erheblich verringern. Und<br />

Krankheitsverläufe <strong>werden</strong> günstig<br />

beeinflusst.<br />

Was passiert denn im Körper,<br />

wenn man lacht?<br />

Lachen führt durch die vermehrte<br />

Ausschüttung von Serotonin,<br />

Dopamin und Endorphinen – das<br />

sind Botenstoffe, die im Gehirn<br />

für das Wohlbefinden <strong>mit</strong>verantwortlich<br />

sind – zur Verbesserung<br />

der Stimmung, zur Aktivierung<br />

des Herz-Kreislauf-Systems und<br />

der Atmung. Lachen bedeutet<br />

auch verstärkte Muskelarbeit – ich<br />

hoffe, jeder hat schon mal vor lau-<br />

14 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

© Foto: Hannamariah – shutterstock.com<br />

ter Lachen Muskelkater gehabt –,<br />

aber auch Muskelentspannung.<br />

Gleichzeitig kommt es zu einer<br />

verminderten Produktion der<br />

„Stresshormone“ Adrenalin und<br />

Kortison. Lachen führt durch eine<br />

vermehrte Bildung von Antikörpern<br />

– Immunglobulin A – sogar<br />

zu einer Verbesserung der Immun-<br />

abwehr. Wer lacht, der nimmt<br />

durch die Freisetzung von Endorphinen<br />

auch Schmerzen weniger<br />

intensiv wahr.<br />

Das Leben ist aber nicht immer<br />

lustig. Wenn Stress den Alltag<br />

beherrscht, bleiben Humor und<br />

Lachen oft auf der Strecke.<br />

Was also tun?<br />

Das Schöne ist ja, dass wir das ein<br />

Stück weit selbst in der Hand ha-<br />

ben. Man kann jede Situation unterschiedlich<br />

betrachten und das<br />

Lustige in ihr suchen. Man kann<br />

sich entscheiden, ob man sich ärgern<br />

oder über etwas lachen will.<br />

Humor also als eine Art<br />

Lebenseinstellung…?<br />

Ja, genau. Man kann sich heitere<br />

und entspannende Momente<br />

auch bewusst schaffen. Wer sich<br />

z. B. anstelle ernster Dokumentationen<br />

Komödien im Fernsehen<br />

ansieht und dabei herzhaft lacht,<br />

gerät nicht nur in bessere Stimmung,<br />

sondern tut auch etwas für<br />

die Durchblutung, denn er hat 30<br />

bis 50 % weitere Gefäße. Das Beste<br />

ist aber, in Gesellschaft zu lachen.<br />

Lachen verbindet und ist dann besonders<br />

effektiv. Das ist ja das Tolle:<br />

Humor ist zwar ansteckend und<br />

man kann sich halb totlachen, eine<br />

Krankheit ist er trotzdem nicht.<br />

Zur Person<br />

„Lachen ist eine<br />

therapeutische<br />

Maßnahme ohne<br />

Altersgrenze“,<br />

findet der Allgemeinmediziner<br />

und<br />

Hausarzt Emanuel<br />

Jauch.<br />

Kontakt und Information:<br />

www.praxis-jauch.de und<br />

post@praxis-jauch.de


Als Hausarzt haben Sie auch viele<br />

Patienten im Seniorenalter, die an<br />

mehreren Krankheiten und da<strong>mit</strong><br />

anzunehmenden körperlichen<br />

Einschränkungen leiden. Was<br />

bewirkt Humor in Bezug auf das<br />

Alter(n)?<br />

Humor und Lachen kennen keine<br />

Altersgrenze. Wir verfügen über<br />

diese Ressourcen seit Kindertagen,<br />

doch verlernen wir diese leider im<br />

Lauf des Lebens etwas. Laut Studienergebnissen<br />

lacht ein Deutscher<br />

rund sechs Minuten am Tag.<br />

Vor 40 Jahren war es noch dreimal<br />

so viel. Erwachsene lachen im<br />

Durchschnitt nur noch 15-mal am<br />

Tag, Kinder dagegen 400-mal. Das<br />

finde ich traurig, aber man kann<br />

dagegen etwas tun, nämlich rausgehen<br />

und sich andere Menschen<br />

und Gelegenheiten zum gemeinsamen<br />

Fröhlichsein suchen. Man<br />

findet immer Möglichkeiten, wenn<br />

man sie sucht oder herausfordert.<br />

Man muss nur Augen und Ohren<br />

offen halten.<br />

Da<strong>mit</strong> appelliere ich besonders<br />

an die <strong>Älter</strong>en, von denen nicht<br />

wenige unter Einsamkeit leiden.<br />

Und wir wissen, dass Einsamkeit<br />

ein bedeutender Risikofaktor für<br />

Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist<br />

– ähnlich gefährlich wie Rauchen<br />

und Übergewicht.<br />

Humor in der Pflegeausbildung<br />

Menschen <strong>mit</strong> existenziellen<br />

Gesundheitsfragen zu beraten<br />

und zu begleiten, stellt Pflegende<br />

in Krankenhäusern und<br />

Pflegeeinrichtungen vor große Herausforderungen.<br />

„Humor kann<br />

ein wichtiges Bewältigungsinstrument<br />

in solchen seelischen Notlagen<br />

sein – sowohl für die Kranken<br />

als auch für die Pflegenden“, sagt<br />

Iris Unser, Lehrerin für Pflegeberufe<br />

an der Gesundheitsakademie<br />

der Berliner Charité. Da<strong>mit</strong> dieser<br />

„behutsam, aber durchaus mutig“<br />

angewendet wird, bietet sie seit<br />

2010 innerhalb des Curriculums<br />

Humor ist die Lust zu lachen,<br />

wenn einem zum Heulen ist.<br />

Werner Finck<br />

(1902 – 1978)<br />

zur Gesundheits- und Krankenpflege<br />

die achtstündige Lehreinheit<br />

„Mit Humor arbeiten“ an. Dabei<br />

setzen sich die Auszubildenden<br />

u.a. <strong>mit</strong> ihrer eigenen Definition<br />

von Humor auseinander und reflektieren<br />

ihre „Humor-Sozialisation“.<br />

Sie erhalten Einblick in die<br />

Wissenschaft des Lachens, die Gelotologie,<br />

sie lernen geschlechterspezifische<br />

Unterschiede kennen<br />

und erfahren, wie sich der Humor<br />

im Lauf des Lebens verändert. Die<br />

Lerneinheit beinhaltet auch Informationen<br />

über die emotionale<br />

Wirkung von Humor, über die<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Wie sieht das in Ihrem Praxis-<br />

alltag aus, in dem es ja nicht<br />

selten auch um ernsthafte und<br />

lebensbedrohliche Krankheiten<br />

geht. Können Sie in solchen<br />

Situationen Patienten <strong>mit</strong><br />

Humor begegnen?<br />

Es gibt tatsächlich Situationen, da<br />

gibt es nichts zu lachen. Aber eine<br />

humorvolle Herangehensweise<br />

passt häufiger, als man denkt. Humor<br />

kann manchmal etwas Abstand<br />

schaffen oder die Sichtweise<br />

verändern, er kann entspannen<br />

und oftmals auch einer Sache die<br />

Dramatik nehmen. Aber zwanghaft<br />

Humor um jeden Preis – das<br />

funktioniert nicht. n<br />

Das Interview führte Ines Jonas<br />

physiologischen Wirkungen des<br />

Lachens und die Auseinandersetzung<br />

<strong>mit</strong> Humorethik. Abgerundet<br />

wird das Ganze <strong>mit</strong> praktischen<br />

Lachyoga-Übungen und<br />

Anregungen zu „Humorinterventionen“<br />

(z. B. Humor-Tagebuch,<br />

<strong>mit</strong> „komischen“ Gegenständen<br />

heitere Anlässe schaffen). n I.J.<br />

Kontakt und Information:<br />

Internet: akademie.charite.de/<br />

ausbildung/gesundheits_und_<br />

krankenpflege.de<br />

E-Mail: iris.unser@charite.de<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 15


© Foto: Michael Müller<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Lachyoga, Muntermacher aus Indien<br />

Eine Lachyoga-Übung, das „Boxerlachen“<br />

Was vor 18 Jahren als Experiment<br />

zum Stressabbau <strong>mit</strong><br />

fünf Personen in einem Park im<br />

indischen Mumbai begann, ist<br />

heute auf 6.000 Lach(Yoga)clubs<br />

in 72 Ländern angewachsen. Die<br />

„Happidemic“ geht auf den Arzt<br />

Dr. Madan Kataria und dessen<br />

Frau Madhuri, eine Yogalehrerin,<br />

zurück. Die rasante Verbreitung<br />

beruht auf positiven Erfahrungen<br />

von Tausenden Lachyogis. Die<br />

Lachforschung gab entscheidende<br />

Impulse zu dieser Idee.<br />

Viel seltener als angenommen<br />

verfügen Menschen über Humor,<br />

doch, wie sollte es auch anders sein,<br />

Humor ist das Salz der Erde,<br />

und wer gut durchgesalzen ist,<br />

bleibt lange frisch.<br />

Karel Capek<br />

(1890 – 1938)<br />

jeder lacht sich gern mal schlapp.<br />

Recht so, denn Fakt ist, dass eine<br />

tägliche Dosis von etwa zehn Minuten<br />

lauthalsen Gelächters zahlreiche<br />

gesundheitliche Effekte auf<br />

Körper, Geist und Seele hat wie ein<br />

gut durchbluteter Körper, wacher<br />

Geist und eine gehobene Stimmung.<br />

Ein normaler Alltagslacher<br />

dauert aber nur drei Sekunden. Im<br />

Schnitt lacht ein Erwachsener weniger<br />

als eine Minute pro Tag. Eine<br />

erschreckende Bilanz!<br />

Im Gegensatz zu humorbasierten<br />

Methoden folgt Lachyoga dem<br />

Körper-Geist-Prinzip, wonach<br />

jede körperliche Aktion zu einer<br />

Reaktion im Gehirn führt. Die<br />

Formel „motion creates emotion“<br />

(Bewegung erzeugt Gefühle)<br />

bringt es auf den Punkt. Lachyoga<br />

ist ein Cocktail aus gute Gefühle<br />

erzeugenden Bewegungen wie<br />

Klatschen, ruhigen Atemübungen<br />

und Lachübungen, wobei Herum-<br />

kaspern, schräg Singen und losgelöstes<br />

Tanzen die Stimmung auch<br />

schon mal wie Champagnerkorken<br />

„hochploppen“ lässt. Ziel einer<br />

Lachyoga-Stunde ist das Initiieren<br />

ausgedehnten Gelächters.<br />

Lachyoga-Lehrerinnen und -Lehrer<br />

animieren alle dazu, aktiv <strong>mit</strong>zumachen.<br />

Hierzu dienen zahlreiche<br />

Übungen <strong>mit</strong> Namen wie „In-den-<br />

Himmel-Lachen“ oder „Königliches<br />

Lachen“. Der Augenkontakt<br />

und das Hören des Gelächters wirken<br />

so infektiös, dass die gewollten<br />

Lacher früher oder später in spontanes<br />

Losprusten übergehen. Die<br />

Spiegelneuronen lassen uns kaum<br />

eine andere Wahl. Darum ist es<br />

unnötig, schon gute Laune oder<br />

Humor <strong>mit</strong>zubringen.<br />

Jeder kann Lachyoga <strong>mit</strong>machen,<br />

auch Personen <strong>mit</strong> Handicaps, so<br />

auch Alzheimer- und Parkinson-<br />

Patienten sowie Menschen <strong>mit</strong><br />

Zur Person<br />

Gabriela Leppelt-<br />

Remmel ist die<br />

„First Lady“ des<br />

Lachyogas in<br />

Europa. Als 1. europäischer<br />

Lachyoga-<br />

Master leitet sie<br />

das Lachyoga-Institut in Hamburg.<br />

Sie trainiert in Kooperation <strong>mit</strong><br />

Dr. Kataria Lachyoga-Leiterinnen<br />

und -Leiter und managt den Deutschen<br />

Lachyoga-Kongress. Eines<br />

ihrer Herzensanliegen ist es, mehr<br />

Senioren und Kindern Lachyoga<br />

verfügbar zu machen.<br />

16 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

© Foto: Michael Müller


© Foto: Meddy Popcorn - Fotolia.com<br />

psychosomatischen Besch<strong>werden</strong>.<br />

Erfahrungen <strong>mit</strong> Senioren weisen<br />

auf die Verringerung von Ängsten,<br />

eine verbesserte Aufmerksamkeit<br />

und eine lebhaftere, freundlichere<br />

Kommunikation hin.<br />

Der Witz setzt immer ein<br />

Publikum voraus. Darum kann<br />

man den Witz auch nicht bei<br />

sich behalten. Für sich allein<br />

ist man nicht witzig.<br />

Johann Wolfgang von Goethe<br />

(1749 – 1832)<br />

Lachyoga ist Aktivität, Zuwendung,<br />

Freundlichkeit, Lächeln<br />

und Lachen von Angesicht zu Angesicht.<br />

Wohl kaum ein anderes<br />

Konzept passt sich so flexibel an<br />

spezielle Bedürfnisse an und vollbringt<br />

das kleine Wunder, dass<br />

Menschen sich binnen kürzester<br />

Zeit wie in einer glücklichen Familie<br />

empfinden. „Nähere Dich der<br />

Liebe, dem Lachen und dem Essen<br />

<strong>mit</strong> großer Unbefangenheit!“ sagt<br />

der Dalai Lama. Wie recht er hat! n<br />

Gabriela Leppelt-Remmel<br />

Humor im Arbeitsalltag<br />

Eine entspannte und humorvolle Arbeitsatmosphäre steigert die Kreativität.<br />

Ein fröhliches „Guten Morgen“<br />

in die Runde, ein aufmunterndes<br />

Lächeln, vielleicht ein Kompliment,<br />

da wird die eigene Laune<br />

selbst an einem Montagmorgen<br />

durchaus angenehm. Und wenn<br />

eine Gruppe von Menschen zusammen<br />

lacht, kommt man sich<br />

näher. Wenn in einem Team, z. B.<br />

im Arbeitsumfeld, regelmäßig gelacht,<br />

gescherzt und geschmunzelt<br />

wird, dann schweißt das zusam-<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Informationen<br />

In Deutschland existieren rund 150<br />

Lachclubs (www.lachclub.info). Die<br />

Bezeichnung Lachyoga-Therapeut/<br />

in ist keine gesetzlich geschützte<br />

Berufsbezeichnung. Ausgebildete<br />

Lachyoga-Leiter/innen und Lachyoga-Lehrer/innen<br />

besitzen einen<br />

Nachweis in Form eines Zertifikates<br />

von Dr. Madan Kataria. Informationen<br />

und Kontakt zu Lachyoga-<br />

Lehrerinnen und -Lehrern über<br />

Gabriela Leppelt-Remmel,<br />

Tel.: 040 / 64 89 23 91; info@<br />

yogilachen.de; www.yogilachen.de<br />

men. Das haben Sie vielleicht schon<br />

selbst gemerkt. Natürlich heißt das<br />

jetzt nicht, dass Sie bei der Arbeit<br />

neun Stunden lang wie ein Honigkuchenpferd<br />

grinsen sollten. Es<br />

gibt außerdem auch Teams, in denen<br />

wird künstlich über die Witze<br />

des Chefs gelacht oder nur zynisch<br />

über andere gelästert.<br />

Man kann beobachten, dass eine<br />

positive und wohlwollende humorvolle<br />

Einstellung manchmal<br />

Wunder wirkt. Wenn nun allerdings<br />

das Gegenüber oder gleich<br />

mehrere Mitarbeitende eine griesgrämige<br />

Miene an den Tag legen<br />

oder gar im Clinch <strong>mit</strong>einander<br />

liegen – hilft da Humor immer<br />

noch, ohne die Situation zu verschlimmern?<br />

Es kommt darauf<br />

an – und zwar wie bei Paracelsus:<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 17


Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Wesentliche Dinge im Leben<br />

sind nicht zuletzt der Humor<br />

und die Fähigkeit, über sich<br />

selbst zu lachen.<br />

Yehudi Menuhin<br />

(1916 – 1999)<br />

Die Dosis macht das Gift. Auch<br />

beim Humor ist die Dosis wichtig.<br />

Und die Einstellung. Wenn Sie<br />

sich über zwei Streithähne lustig<br />

machen, dann kommt das u.U.<br />

nicht besonders gut an. Entspannend<br />

kann es wirken, die beiden<br />

stattdessen liebevoll zu karikieren.<br />

Sie merken ja, dass etwas im<br />

Raum steht. Sprechen Sie das<br />

Problem offen an: „Also Sie, Frau<br />

Meyer, wollen Herrn Schmidt jetzt<br />

am liebsten gleich an die Gurgel<br />

springen. Und auch Sie, Herr<br />

Schmidt, hätten gerade nichts gegen<br />

einen Zweikampf. Wenn Sie<br />

noch einen Moment warten – ich<br />

hole kurz meine Stoppuhr und die<br />

Boxhandschuhe.“ Wenn Sie dabei<br />

Wohlwollen und Empathie, also<br />

Einfühlungsvermögen, signalisieren,<br />

dann ernten Sie vielleicht sogar<br />

einen Lacher oder zumindest<br />

ein Lächeln. Und die Situation entspannt<br />

sich.<br />

Humor kann auch helfen, motivierter<br />

und kreativer zu sein.<br />

Wenn Sie im Arbeitsalltag zu versinken<br />

scheinen, wenn Sie plötzlich<br />

lustlos an Sachen werkeln,<br />

die Sie sonst vielleicht fasziniert<br />

haben, wenn Sie eigentlich mal<br />

eine Atempause brauchen – nehmen<br />

Sie sich die! Schon einige<br />

Minuten Perspektivwechsel wir-<br />

ken Wunder. Lesen Sie ein Comic,<br />

das sie aufheitert. Schauen Sie ein<br />

Comedy-Video. Reden Sie <strong>mit</strong> jemandem,<br />

der Ihnen guttut. Auch<br />

Bewegung kann helfen. Eine Technik<br />

ist z. B. das Jonglieren. Das ist<br />

gar nicht so schwer zu erlernen,<br />

wie man denkt. Wenn unser Hirn<br />

sich ausruhen durfte, sich <strong>mit</strong> angenehmen<br />

Dingen beschäftigt hat,<br />

wenn der Geist abgelenkt war und<br />

Sie sich dabei vielleicht noch amüsiert<br />

haben, dann fällt es leichter,<br />

wieder <strong>mit</strong> frischem Mut ans Werk<br />

zu gehen. Das ist sogar wissenschaftlich<br />

bewiesen. Eine Studie<br />

hat gezeigt, dass Schüler, die sich<br />

einige Zeit austoben durften, anschließend<br />

schwierige Aufgaben<br />

besser und schneller lösten als solche,<br />

die keine Pause hatten.<br />

Natürlich gibt es immer wieder<br />

Stimmen, die darauf pochen, dass<br />

Sie ja nicht zum Spaß da sind, sondern<br />

zum Arbeiten. Aber es geht<br />

nicht unbedingt um Komik und<br />

Klamauk, sondern in erster Linie<br />

um die Einstellung. Wenn etwas<br />

Unvorhergesehenes oder auch Unangenehmes<br />

passiert, dann können<br />

Sie sich darüber ärgern. Oder<br />

Sie können versuchen, das Komische<br />

an der Begebenheit zu sehen.<br />

Manche Leute tun das sogar in<br />

Momenten, wo es andere vielleicht<br />

für völlig unangebracht halten.<br />

Hier ein Beispiel aus John Morrealls<br />

Buch „Humor works“ („Humor<br />

funktioniert“):<br />

Während des zweiten Weltkrieges,<br />

als London unter dem deutschen<br />

Bombenhagel litt, hingen an vielen<br />

beschädigten Geschäften Schilder<br />

„Open as usual“, d. h. „Offen wie<br />

üblich“. Die Inhaber wollten signalisieren,<br />

dass sie sich vom Krieg nicht<br />

unterkriegen lassen. Ein Laden, von<br />

dem nur noch eine Wand stehengeblieben<br />

war, pries sich <strong>mit</strong> folgendem<br />

Schild an: „More open than usual“,<br />

d.h. „Offener als üblich“.<br />

Natürlich muss die Situation nicht<br />

immer ganz so extrem sein. Aber<br />

viele Menschen, die <strong>mit</strong> schwerer<br />

Krankheit oder Tod konfrontiert<br />

<strong>werden</strong>, verlieren ihren Sinn für<br />

Humor trotzdem nicht. Morreall<br />

schildert auch, welchen Humor ein<br />

todkranker Patient in einer Klinik<br />

entwickeln kann:<br />

Nach dem Frühstück kommt die<br />

Schwester <strong>mit</strong> einem Fläschchen<br />

für die Urinprobe ins Zimmer. Als<br />

sie den Raum wieder verlässt, füllt<br />

Zu den Autorinnen<br />

Eva Ullmann Dr. Kareen Seidler<br />

Das Humorinstitut ist stets bemüht,<br />

den liebevollen Humor in verschiedenen<br />

Bereichen einzusetzen.<br />

Aktuell unterstützt es Schüler durch<br />

Theaterprojekte in ihrem Erwachsen<strong>werden</strong><br />

und Ärzte in Kliniken dabei,<br />

die richtige Dosis Humor zu finden.<br />

Das nächste Offene Humortraining<br />

findet vom 28. bis 30. März 2014 in<br />

Leipzig statt!<br />

18 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


der Patient Apfelsaft in das Gefäß.<br />

Sie kommt zurück, er gibt ihr den<br />

Behälter. Sie schaut etwas besorgt<br />

und meint: „Das sieht heute früh<br />

aber wirklich trüb aus ...“ Woraufhin<br />

er das Fläschchen zurücknimmt,<br />

erklärt: „Na, dann müssen<br />

wir es wohl noch mal durchlaufen<br />

lassen“, es an die Lippen setzt und<br />

austrinkt.<br />

Witz ist wie Kaviar: Er sollte<br />

nur in kleinen Bissen genossen<br />

<strong>werden</strong> und nicht dick aufgetragen<br />

wie Marmelade.<br />

Noël Coward<br />

(1899 – 1973)<br />

Wichtig: Nicht jeder Krankenpfleger<br />

und nicht jeder Patient wird<br />

das lustig finden. Schließlich hat<br />

jeder Mensch seinen ganz eigenen<br />

humorvollen Fingerabdruck. Und<br />

den gilt es zu respektieren. Bevor<br />

Sie Humor in Konfliktsituationen<br />

einsetzen, sondieren Sie die Lage.<br />

Wie gut kennen Sie Ihr Gegenüber?<br />

Für welchen Humor ist er<br />

oder sie empfänglich? Schwarzer<br />

Humor und Sarkasmus? Oder eher<br />

Wortspiele und leise Ironie? Wo<br />

ist es Ihnen schon einmal gelungen,<br />

eine angespannte Situation<br />

zu entspannen? Probieren Sie Ihre<br />

Humorantennen zunächst einmal<br />

im vertrauten Umfeld aus. Und<br />

dann vielleicht in kleinen Dosen<br />

– erinnern Sie sich an Paracelsus<br />

– in anderen Situationen. Mit einer<br />

wohlwollenden, humorvollen<br />

Einstellung, einer angemessenen<br />

Portion Rücksicht und einem kleinen<br />

Augenzwinkern können Sie<br />

schnell kleine Erfolge erzielen. n<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Buch-Tipps<br />

„Humor im Business: Gewinnen<br />

<strong>mit</strong> Witz und Esprit“ von Eva Ullmann<br />

und Albrecht Kresse<br />

„Ich kann‘s ja doch! Die Kunst der<br />

täglichen Kommunikation“, ein<br />

Hörbuch von Eva Ullmann, Hörproben<br />

unter www.facebook.com/<br />

ichkannsjadoch.<br />

„Ich rede2: Spontan und humorvoll<br />

in täglichen Kommunikationssituationen“,<br />

ein Hörbuch von<br />

Eva Ullmann und Isabel García<br />

Eva Ullmann<br />

und Dr. Kareen Seidler<br />

Deutsches Institut für Humor<br />

Feuerbachstr. 26<br />

04105 Leipzig<br />

Tel.: <strong>03</strong> 41 / 48 11 848<br />

info@humorinstitut.de<br />

www.humorinstitut.de<br />

Zu Gast im Pflegeheim <strong>mit</strong> Geroclownin Aphrodite<br />

Ich bin eine Clownin der leisen<br />

Töne, auf einfühlsame Art begegne<br />

ich den Menschen. Ich habe<br />

eine Ausbildung zum Clown und<br />

Klinikclown sowie Fortbildungen<br />

zu den Themen „Altenheim Clownerie“<br />

und „Der Clown als Heiler“<br />

absolviert. Seit sechs Jahren gehe<br />

als ich Geroclownin in Altenheime<br />

und besuche dort vorwiegend<br />

demenziell veränderte Menschen.<br />

Bevor ich „losziehe“, schlüpfe ich<br />

in mein Clownskostüm, schminke<br />

mich dezent, zum Schluss kommt<br />

die rote Nase. Dann schnappe ich<br />

mir meinen großen alten Reisekoffer<br />

<strong>mit</strong> Spielmaterial, meine<br />

Clownhandpuppe Pfefferminza<br />

und wandere pfeifend durchs Haus<br />

– mein Erkennungszeichen.<br />

Bevor ich ein Zimmer betrete,<br />

klopfe ich an, warte auf ein Zeichen,<br />

dass ich eintreten darf. Wenn<br />

die Menschen kein Zeichen mehr<br />

geben können, öffne ich ganz vorsichtig<br />

die Tür und gehe langsam<br />

auf die Person zu. Ich begrüße sie<br />

und nehme Kontakt zu ihr auf,<br />

bringe ihr auf meiner Drehorgel<br />

ein Ständchen, singe oder pfeife<br />

dazu. Einige unterhalten sich <strong>mit</strong><br />

Pfefferminza, andere lieber <strong>mit</strong><br />

mir und manche schauen uns einfach<br />

nur zu.<br />

Aus meiner Erfahrung sind es die<br />

kleinen Aktionen, die zählen und<br />

unterstützen, die so ein bisschen<br />

Freude und Leichtigkeit in den<br />

Alltag zaubern. Ich biete kleine<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 19


© Fotos: Nora Hahn<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

Aktivitäten an, z. B. <strong>mit</strong> Seifenblasen,<br />

Musik, Luftballons und<br />

kleinen Drehorgeln. Die Kommunikation<br />

gestalte ich auch über<br />

Körpersprache (Pantomime) oder<br />

meine Clownspuppe Pfefferminza<br />

knüpft Kontakt zu den alten<br />

Menschen. Sehr gern gehe ich auf<br />

Spiel-angebote, z. B. gemeinsam<br />

eine Papierserviette zu falten, ein.<br />

Für ein paar Minuten schenke ich<br />

den Menschen meine volle Aufmerksamkeit<br />

und Wertschätzung.<br />

Ich hoffe, dass sie sich angenommen<br />

fühlen und sich dadurch im<br />

Hier und Jetzt verankern können<br />

oder einfach nur eine schöne Zeit<br />

haben. Es kommt auch vor, dass<br />

man mir ablehnend begegnet,<br />

dann entschuldige ich mich für<br />

meine Unachtsamkeit und verabschiede<br />

mich freundlich. Aus dem<br />

Nähkästchen geplaudert eins von<br />

vielen besonderen Erlebnissen:<br />

Eine alte demenzkranke Frau sitzt<br />

auf dem Flur im Sessel, scheinbar<br />

in ihre Gedanken versunken, ich<br />

gehe flötend vorbei. Sie sieht mich,<br />

winkt mich zu sich, ergreift meine<br />

Hände, lacht mir zu und beginnt<br />

zu schunkeln, sie sitzend, ich stehend.<br />

Sie redet freudig auf mich<br />

ein, ich verstehe kein Wort, da sie<br />

kein Deutsch spricht. Ich mache<br />

ein paar Tanzschritte nach rechts<br />

und links, es motiviert sie, sie hält<br />

In einem Hospiz ist viel Platz für Humor<br />

Ich bin schon oft gefragt worden,<br />

wie Humor und Hospiz eigentlich<br />

zusammenpassen: „Das widerspricht<br />

sich doch von selbst“,<br />

höre ich dann, „in einem Hospiz<br />

gibt es keinen Platz für Humor<br />

und Lachen ist verboten. Schließlich<br />

liegen die Menschen dort im<br />

Sterben und da ist es nicht angebracht,<br />

fröhlich zu sein und zu lachen.“<br />

Meine Erfahrung als Leiter des<br />

stationären Hospizes am Bonner<br />

Waldkrankenhaus ist aber eine<br />

ganz andere. Solange man unse-<br />

sich an mir fest, legt meinen Arm<br />

um sich und wir tanzen für einen<br />

kurzen Moment beide stehend,<br />

singend und lachend.<br />

Humor haben nicht selten<br />

die Menschen, die eigentlich<br />

nichts zu lachen haben.<br />

Gerhard Uhlenbruck<br />

(*1929)<br />

Selten erlebe ich Situationen, in<br />

denen es keine sichtbare Reaktion<br />

gibt. Vom Heimpersonal ist mir<br />

schon öfters bestätigt worden,<br />

dass durch meine Anwesenheit<br />

und mein Spiel sich die Atmosphäre<br />

positiv verändert hat. Ich<br />

bin davon überzeugt, dass jeder<br />

schöne Moment, den ich <strong>mit</strong><br />

Menschen teilen kann, auch eine<br />

langfristige Wirkung auf ihre<br />

Lebensqualität hat – sei sie auch<br />

noch so klein. n<br />

Ida Paul alias Clownin Aphrodite<br />

Informationen und Kontakt:<br />

www.aphrodite-clownin.de<br />

ren Gästen würdevoll begegnet<br />

und ehrlich <strong>mit</strong> ihnen umgeht,<br />

gibt es sogar viel Platz für Humor<br />

im Hospiz. Zugegeben, es ist eine<br />

Gratwanderung und hängt stark<br />

von der Situation und vom Individuum<br />

ab. Doch wenn die Situation<br />

angemessen ist, dann hat Humor<br />

20 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


einfach auch etwas Lösendes und<br />

Heilsames. Er gehört wie Sterben<br />

und Tod zum Leben.<br />

Durch das bewusste Feiern jährlich<br />

wiederkehrender Feste wie Karneval,<br />

Weihnachten, Ostern und St.<br />

Martin bringen wir jahreszeitliche<br />

Rituale ins Hospiz und versuchen<br />

so, eine Atmosphäre der Normalität<br />

entstehen zu lassen. Diese Feste<br />

und Rituale bedeuten schließlich<br />

<strong>mit</strong>einander feiern, Spaß haben<br />

und gemeinsam lachen, was man<br />

besonders gut während unserer<br />

Karnevalsfeiern erkennen kann:<br />

Da kommen Tanzgruppen ins<br />

Hospiz, es gibt Karnevalsgebäck<br />

und Bier – und viel gute Laune.<br />

Der Humor ist der Regenschirm<br />

der Weisen.<br />

Erich Kästner<br />

(1899 – 1974)<br />

Auch am Beispiel St. Martin lässt<br />

sich gut darstellen, wie wichtig es<br />

ist, diese Feste zu begehen. Im letzten<br />

Jahr haben wir, in Kooperation<br />

<strong>mit</strong> verschiedenen Kindergärten<br />

der Umgebung, einen Martinszug<br />

veranstaltet. Neben einem Posaunenchor<br />

haben 120 Kinder <strong>mit</strong> ihren<br />

Eltern sowie natürlich unsere<br />

Hospiz-Gäste <strong>mit</strong> ihren Angehörigen<br />

an diesem Zug teilgenommen,<br />

der um das Krankenhaus führte.<br />

Im Hospizgarten wurde schließlich<br />

ein Martinsfeuer angezündet.<br />

Dabei wurde viel gesungen, gelacht<br />

und geweint. Die Gäste, die<br />

das Hospiz nicht verlassen konn-<br />

ten, haben den Zug vom Wintergarten<br />

aus verfolgt und fühlten<br />

sich an frühere Zeiten erinnert.<br />

An diesem Tag kam es zu vielen<br />

Begegnungen zwischen Jung und<br />

Alt. Die Kinder brachten eine gewisse<br />

Fröhlichkeit und Leichtigkeit<br />

ins Hospiz.<br />

Wie wichtig es sein kann, den<br />

bevorstehenden Abschied <strong>mit</strong>einander<br />

zu feiern, zeigt auch das<br />

nächste Beispiel: Einer unserer<br />

Gäste, der an einem nicht mehr<br />

therapierbaren Bronchial-Karzinom<br />

litt, war ein Liebhaber der<br />

kubanischen Kultur und deren<br />

Musik. Durch seine weit fortgeschrittene<br />

Erkrankung war er<br />

kaum noch belastbar und litt unter<br />

starker Atemnot. Einer seiner<br />

letzten großen Wünsche war es,<br />

Humor ist keine Gabe des<br />

Geistes, er ist eine Gabe des<br />

Herzens.<br />

Ludwig Börne<br />

(1786 – 1837)<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

den Abschied <strong>mit</strong> seiner Familie,<br />

Freunden und dem Pflegepersonal<br />

zu feiern. Dazu wünschte er sich<br />

Musik aus Kuba, zog sich ein Hawaiihemd<br />

an und rauchte eine dicke<br />

Havanna. Wir haben <strong>mit</strong> Wein<br />

und Sekt angestoßen, viel gelacht,<br />

aber auch geweint. Wenige Tage<br />

später ist er gestorben.<br />

Diese Aktion verdeutlicht den<br />

Geist unserer Arbeit: Es geht darum,<br />

den letzten Lebensweg eines<br />

Menschen so angenehm wie<br />

möglich zu gestalten. Dazu gehört<br />

neben vielen anderen wichtigen<br />

Dingen auch der Humor. n<br />

Sebastian Roth<br />

Zur Person<br />

Sebastian Roth<br />

leitet das stationäre<br />

Hospiz am<br />

Waldkrankenhaus<br />

Bonn.<br />

Sebastian.Roth@<br />

ek-bonn.de<br />

www.evangelische-kliniken-bonn.de<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 21<br />

© Fotos: mma23 - Fotolia.com


© Foto: Tom-Hanisch.de - Fotolia.com<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

„Alles ist relativ“<br />

Humor in existenziellen Ausnahmesituationen<br />

Selbst in so existenziellen Situationen wie einer Krebstherapie kann Humor<br />

helfen: Wer von Herzen lacht, für den tritt das Leiden – zeitweise – in den<br />

Hintergrund. Das tut körperlich und seelisch gut.<br />

Die Lage ist katastrophal,<br />

aber nicht ernst!<br />

Wiener Volksmund<br />

Der Kirchenvater Augustinus<br />

(354 – 430) empfahl, so zu leben,<br />

als sei das alltägliche Handeln,<br />

die Kraft un<strong>mit</strong>telbaren<br />

Wirkens, von allergrößter Bedeutung.<br />

Gleichzeitig sollte der große<br />

Spannungsbogen der Lebenszeit<br />

durchaus nicht wichtig genommen<br />

<strong>werden</strong>. Die Folge ist, dass durch<br />

dieses Paradoxon vor allem das rationale<br />

Denken grundlegend relativiert<br />

wird. Gleichzeitig wird das<br />

Tor zur Welt der alles relativierenden<br />

Komik weit geöffnet. In dieser<br />

anderen Welt gelten nicht die Ge-<br />

setze der Kausalität, die endlosen<br />

Verkettungen von Zeit und Raum.<br />

Hier braucht sich niemand über<br />

die Fehler seiner Vergangenheit zu<br />

grämen und dabei voller mutloser<br />

Skepsis in die Zukunft zu blicken.<br />

Als der Hollywoodschauspieler<br />

Robert Mitchum 60 Jahre wurde,<br />

fragte ihn ein Journalist, was die<br />

größte Leistung seines Lebens gewesen<br />

sei. Mitchum gab zur Antwort:<br />

„Als ich 30 Jahre alt war,<br />

konnte ich mir nicht vorstellen,<br />

die nächsten fünf Jahre zu überleben.<br />

Und nun bin ich 60 Jahre alt<br />

geworden! Das ist die größte Leistung<br />

meines Lebens.“<br />

Die relativierende Kraft des Humor<br />

vermag es, den bedrohlichen<br />

Moloch „Ernst des Lebens“ auf<br />

die Winzigkeit des Hier und Jetzt<br />

schrumpfen zu lassen. In diesem<br />

Fokus zählt allein der kraftvolle<br />

Pulsschlag un<strong>mit</strong>telbar erlebten<br />

Lebens. Ein Beispiel gibt der alte<br />

Herr, der an seinem 105. Geburtstag<br />

von einem Journalisten gefragt<br />

wurde, was er getan habe, um so<br />

alt zu <strong>werden</strong>. Die Antwort darauf<br />

war: „Immer geatmet, mein Herr.<br />

Nie aufgehört zu atmen.“ Entsprechend<br />

konnte Martin Luther<br />

erklären: „Und wüsste ich, dass<br />

morgen die Welt unterginge: Ich<br />

würde heute ein Apfelbäumchen<br />

pflanzen!“<br />

Dieser offenkundige Widersinn<br />

bewirkt, dass im Humor gerade<br />

der Sinngehalt existenziell schwerwiegender<br />

Aussagen der Lächerlichkeit<br />

preisgegeben und da<strong>mit</strong><br />

relativiert <strong>werden</strong> kann. Ein vorzügliches<br />

Beispiel bietet der Galgenhumor.<br />

So erwähnt Sigmund<br />

Freud einen zum Tode Verurteilten,<br />

der in der Frühe des Montagmorgens<br />

dem Scharfrichter zuruft:<br />

„Na, diese Woche fängt ja gut an!“<br />

Freud meint, die humoristische<br />

Leistung bestünde darin, dass der<br />

Delinquent die Realität (scheinbar)<br />

verkennt, sich also bewusst dumm<br />

gibt. Da<strong>mit</strong> bedient er sich eines<br />

Kunstgriffs, den Sokrates erstmals<br />

als „Ironie“ bezeichnet hat, was im<br />

Deutschen Verstellung oder Vortäuschung<br />

bedeutet. Durch die<br />

Ironisierung eines bestimmten<br />

Sachverhalts kommt es zu einer<br />

Umkehrung realer Verhältnisse,<br />

22 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


sodass aus einem „blutigen Ernst“<br />

ein lockerer Scherz wird. Gerade<br />

dieser scheinbar widersinnige<br />

Gedankensprung, der alles zu relativieren<br />

vermag, ist das Markenzeichen<br />

des Humors.<br />

Verstand und Genie rufen<br />

Achtung und Hochschätzung<br />

hervor, Witz und Humor erwecken<br />

Liebe und Zuneigung.<br />

David Hume<br />

(1711 – 1776)<br />

Der berühmte Psychiater Viktor<br />

Frankl bezeichnete einen solchen<br />

Humor als eine Waffe der Seele im<br />

Kampf um Selbsterhaltung. Diese<br />

wirkt wie ein scharfes Messer,<br />

das das „lebendige Leben“ (Dostojewski)<br />

von den Fesseln der Zeit<br />

und dem Absolutheitsanspruch<br />

rationalen Denkens befreit. Dies<br />

gelingt aber nur, wenn wir uns<br />

entscheiden, gerade in Krisensituationen<br />

wieder so zu denken und<br />

zu handeln, wie wir das als Kinder<br />

taten. Dieses – gerade in zeitlicher<br />

Hinsicht – „verkürzte Denken“<br />

macht es nämlich möglich, sich<br />

selbst von einer ausweglosen Situation<br />

dadurch zu distanzieren,<br />

dass deren langfristige Folgen bewusst<br />

nicht zur Kenntnis genommen<br />

<strong>werden</strong>. So entfaltet sich der<br />

Humor in der gedanklichen Konzentration<br />

auf die affektive Un<strong>mit</strong>telbarkeit<br />

des lebendigen Lebens,<br />

das „bedenkenlos“ gutgeheißen<br />

wird. In diesem in jeder Hinsicht<br />

verkürzten Denken offenbart sich<br />

eine scheinbar irrationale Trotzmacht,<br />

die gerade im Angesicht<br />

des Todes zu ihrer besonderen<br />

Wirkung kommen kann. Unter<br />

dieser Voraussetzung vermag der<br />

betreffende Mensch, buchstäblich<br />

bis zum letzten Atemzug „frei für<br />

das Leben zu sein“.<br />

Frankl selbst ist wie kein anderer<br />

berufen, in diesem Zusammenhang<br />

zu Wort zu kommen, war er<br />

doch Häftling in verschiedenen<br />

Konzentrationslagern und einer<br />

der wenigen, die die Hölle von<br />

Auschwitz überlebten. In seinem<br />

weltberühmten Buch „ ...trotzdem<br />

ja zum Leben sagen“ beschreibt<br />

er unter anderem, wie es ihm in<br />

dieser existenziellen Ausnahmesituation<br />

gelang, sich <strong>mit</strong> Hilfe des<br />

Humors von den Schrecknissen<br />

des Lagerlebens zu distanzieren<br />

und zu jener Heiterkeit zu finden,<br />

die das affektive Leben von naiven<br />

Kindern auszeichnet.<br />

Frankl berichtet, wie ihm und seinen<br />

Kameraden nach der Ankunft<br />

in Auschwitz das Haar abrasiert<br />

wurde. Danach mussten die Häftlinge<br />

einen Duschraum betreten.<br />

Frankl schreibt: „Die Illusion, dass<br />

wir überleben sollten, wurde zerstört,<br />

und dann, ganz unerwartet,<br />

überkam uns so etwas wie ein<br />

grimmiger Humor. Wir wussten,<br />

dass wir nichts zu verlieren hatten,<br />

außer unserem lächerlichen<br />

nackten Leben. Als die Duschen<br />

angeschaltet wurden, bemühten<br />

wir uns, Witze zu reißen, und begannen,<br />

über uns selbst und über<br />

die anderen zu lachen. Und dann<br />

Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

erkannten wir, dass aus den Düsen<br />

nur richtiges Wasser spritzte.“<br />

Verloren ist,<br />

wer den Humor verlor.<br />

Otto Julius Bierbaum<br />

(1865 – 1910)<br />

Ein weiteres Beispiel für die Wirkkraft<br />

relativierenden Humors gibt<br />

uns Edith Eger, eine Schülerin<br />

Frankls, die im Alter von sechzehn<br />

Jahren nach Auschwitz deportiert<br />

wurde. Un<strong>mit</strong>telbar nach ihrer<br />

Ankunft wurde sie von dem berüchtigten<br />

SS-Arzt Mengele selektiert.<br />

Zusammen <strong>mit</strong> den meisten<br />

ihrer Familienangehörigen wurde<br />

sie „nach links“, also in Richtung<br />

der Gaskammer, geschickt.<br />

Im letzten Augenblick entschied<br />

der „Todesengel“ aber anders: Er<br />

rief die spätere Psychotherapeutin<br />

wieder zurück und schickte<br />

sie in die „andere Richtung“, also<br />

ins Leben zurück. Doch in was für<br />

ein Leben! Es war dies gleichsam<br />

der Alltag von Dantes Inferno, in<br />

dem Menschen wahnsinnig wurden<br />

und sich zuweilen dem Kannibalismus<br />

hingaben. Aber selbst in<br />

dieser Hölle auf Erden vermochte<br />

sich die relativierende Kraft des<br />

Humors noch zu entfalten. Sie erwies<br />

sich, wie Edith Eger schreibt,<br />

als der „Rettungsanker persönlichen<br />

Überlebens“. Dadurch, dass<br />

die Häftlinge über ihre Machtlosigkeit<br />

und vollkommene Unfähigkeit,<br />

etwas zu ändern, gescherzt<br />

hätten, sei ihnen die Distanzie-<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 23


Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />

rung von ihrem grauenhaften<br />

Schicksal gelungen. „Die Fähigkeit<br />

zu lachen trug ihren Teil dazu bei,<br />

eine sinnlose Lebenssituation zu<br />

bewältigen und sie erträglich zu<br />

machen“, stellte Edith Eger rückblickend<br />

fest.<br />

So findet der relativierende Humor<br />

gerade in jenen Lebenssituationen<br />

seine eigentliche Bestimmung, die<br />

vom Standpunkt der Vernunft als<br />

völlig hoffnungslos erscheinen<br />

mögen. Doch eben hier beginnt<br />

sich jener „tragische Optimismus“<br />

(Frankl) zu entfalten, der selbst die<br />

grauenhaftesten Lebensumstände<br />

der Lächerlichkeit preisgibt. Unter<br />

dieser Voraussetzung kann das<br />

„Opfer“ jene innere Kraft und Stärke<br />

verspüren, die sich durchaus als<br />

heldenhaft bezeichnen lässt. n<br />

Michael Titze<br />

Zur Person<br />

Dr. rer. soc., Dipl.-<br />

Psych. Michael Titze<br />

ist approbierter<br />

Psychologischer<br />

Psychotherapeut<br />

und Psychoanalytiker<br />

(DGIP) sowie<br />

1. Vorsitzender von HumorCare<br />

Deutschland-Österreich und Autor<br />

zahlreicher Bücher zum Thema<br />

„Therapeutischer Humor“.<br />

Informationen: www.michael-titze.de<br />

„Da bleibt mir das Lachen im Hals stecken“<br />

Online-Umfrage zur Grenze zwischen Humor und Geschmacklosigkeit<br />

auf feierabend.de<br />

Die Mitglieder von Feierabend<br />

Online Dienste für Senioren<br />

AG, wurden <strong>mit</strong> folgendem Aufruf<br />

gebeten, ihre Meinung zu bekunden:<br />

In der nächsten Ausgabe ihrer<br />

Zeitschrift für Aktive in Seniorenarbeit<br />

und Seniorenpolitik befasst<br />

sich die BAGSO <strong>mit</strong> dem Thema<br />

„Humor“. Dazu interessiert uns<br />

Deine Meinung: Wo liegt für Dich<br />

die Grenze zwischen Humor und<br />

Geschmacklosigkeit? Nicht jeder<br />

kann über jeden Witz lachen.<br />

Während der eine schwarzen<br />

Humor liebt und es für ihn auch<br />

nicht immer „politisch korrekt“<br />

sein muss, bleibt dem anderen bei<br />

manchen Witzen das Lachen im<br />

Hals stecken. Wie ist das <strong>mit</strong> Witzen<br />

in Bezug aufs Alter(n)? Wo ist<br />

für Dich die Grenze des „guten<br />

Geschmacks“ erreicht? Wie weit<br />

darf Humor für Dich gehen? An<br />

der Umfrage beteiligten sich 544<br />

Demenz(kranke):<br />

Andere bloßstellen:<br />

Krawall-Humor:<br />

Zynismus:<br />

Schadenfreude:<br />

Politisch unkorrekte:<br />

„Gammelfleisch“ usw.:<br />

Alter(n):<br />

Slapstick:<br />

Schwarzer Humor:<br />

Mitglieder. Bei Witzen der folgenden<br />

Kategorien bekundeten die<br />

Befragten: „Da bleibt mir das Lachen<br />

im Hals stecken“: n<br />

68,0 %<br />

67,3 %<br />

45,4 %<br />

39,9 %<br />

37,7 %<br />

32,5 %<br />

27,2 %<br />

14,5 %<br />

10,7 %<br />

8,1 %<br />

24 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Glosse: Humor ist…<br />

„Angesichts der heute<br />

üblichen Honorare muss<br />

der Humor um jeden Preis<br />

witzig sein.“<br />

(Gabriel Laub)<br />

Ja, so ist es leider! Dass die Honorare<br />

üppig sind, merkt man schon<br />

daran, dass sich immer mehr Ärzte<br />

und Juristen hauptberuflich dem<br />

alltäglichen Fernseh-Humor-Comedy-Witze-Unsinn<br />

zuwenden.<br />

Und wie bringt man die Menge<br />

zum Lachen? Indem man Witze<br />

über Menschen macht. Vor allem<br />

über solche, die jeder zu kennen<br />

glaubt, über Randgruppen, über<br />

Schwächere und über solche, die<br />

Zur Person<br />

Prof. Dr. Christine Swientek ist<br />

Autorin mehrerer Bücher über das<br />

<strong>Älter</strong><strong>werden</strong>,<br />

u. a. „Letzter<br />

Ausweg Selbstmord.<br />

Was alte<br />

Menschen in<br />

den Tod treibt.“<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

sich nicht wehren. Denn sonst<br />

gäbe es Ärger!<br />

Wie wäre es <strong>mit</strong> einigen<br />

Kostproben?<br />

„Was tun die Alten beim Autofahren?<br />

Sie versuchen, sich zu erinnern.“<br />

„Nicht hupen!<br />

Fahrer träumt vom Abi 1928.“<br />

Das mag ja noch ganz lustig sein.<br />

Die „senile Bettflucht“ ist inzwischen<br />

ein alter Zopf und die „Kukident-Prosa“<br />

trifft nur diejenigen,<br />

die sich schreibend betätigen und<br />

sich auch deswegen zu wehren<br />

wissen. Die „dritten Zähne in der<br />

Runzelrübe“ sind harter Tobak.<br />

Aber „Alte, wollt ihr ewig rentnern?“<br />

überschreitet die Grenze<br />

der verbotenen Zone!<br />

Das alles gehört vermutlich in die<br />

Rubrik Meinungsfreiheit und Freiheit<br />

der Kunst (!). Ich überlege bei<br />

solchen Witzchen jedes Mal politisch<br />

ganz korrekt, was passieren<br />

würde, wenn die „Alten“ gegen<br />

bestimmte andere Bevölkerungsgruppen<br />

ausgetauscht würden!?<br />

Dann würden die Redaktionsräume<br />

brennen und der berechtigte<br />

Gelotologie – Lachen ernsthaft und wissenschaftlich untersucht<br />

Glosse<br />

Zorn würde bis weit in die internationale<br />

Politik schwappen.<br />

Aber es geht ja nur um Alte! Statt<br />

dass wir „trotzdem lachen“, sollten<br />

wir jedes Mal einen scharfen<br />

Protest an die Täter-Sender mailen,<br />

faxen oder schreiben. Pro Diskreditierung<br />

eine Million Proteste<br />

von einer Million Oldies an die<br />

Öffentlich-Rechtlichen wäre von<br />

durchschlagendem Erfolg. n<br />

Prof. Dr. Christine Swientek<br />

PS: Vielleicht reichen zum Anfang<br />

auch erst mal hunderttausend?!<br />

Die Gelotologie ist die Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Sie beschäftigt sich <strong>mit</strong> den körperlichen<br />

und psychischen Aspekten des Lachens. Begründer dieses Wissenschaftszweigs ist der Psychiater William F. Fry,<br />

der 1964 an der Stanford-University dazu forschte.<br />

25<br />

© Foto: Sylvie Bouchard - shutterstock.com


Engagement<br />

Kongress<br />

REHACARE-Kongress:<br />

25. – 26. September <strong>2013</strong><br />

im CCD Süd<br />

www.rehacare.de/kongress<br />

Selbstbestimmtes Wohnen<br />

und Pflege zu Hause<br />

Auswirkungen und Chancen<br />

Anzeige<br />

Handreichungen <strong>mit</strong> Tipps<br />

für die Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

älteren Freiwilligen<br />

<strong>Älter</strong>e Menschen<br />

verfügen über vielfältige<br />

Erfahrungen,<br />

Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />

die sowohl im<br />

Familien- als auch im<br />

Berufsleben erworben<br />

wurden. Viele wollen<br />

dieses Wissen gern an<br />

andere weitergeben und<br />

sie engagieren sich immer<br />

häufiger freiwillig.<br />

Dieses Engagement<br />

kommt nicht allein der<br />

Herausgeber<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen e.V.<br />

(BAGSO)<br />

Bonngasse 10<br />

53111 Bonn<br />

Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />

Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />

E-Mail: kontakt@bagso.de<br />

www.bagso.de<br />

Die BAGSO vertritt über ihre<br />

110 Mitgliedsorganisationen etwa<br />

13 Millionen ältere Menschen in<br />

Deutschland.<br />

Weitere Informationen unter<br />

Foto: © BAGSO / Feierabend<br />

Handreichung für die<br />

Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />

älteren Freiwilligen<br />

as freiwillige Engagement älterer Menschen<br />

Dstellt ein wichtiges und wachsendes Potenzial in<br />

unserer Gesellschaft dar. Seniorinnen und Senioren<br />

verfügen über Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />

die sie sowohl im Familien- als auch im Berufsleben<br />

erworben haben. Ihr Engagement kommt<br />

nicht nur der eigenen, sondern auch den nachfolgenden<br />

Generationen zugute und trägt so maßgeblich<br />

zur Solidarität zwischen den Generationen bei.<br />

Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität<br />

zwischen den Generationen 2012 hat eindrucksvoll<br />

gezeigt, was die <strong>Älter</strong>en zur solidarischen<br />

Gestaltung der Gesellschaft beitragen. Es wurden<br />

vielfältige Projekte durchgeführt, 45 davon sind vom<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (BMFSFJ) gefördert worden. Diese<br />

Handreichung fasst die wichtigsten Erfahrungen<br />

und Schlussfolgerungen aus etwa 150 Projekten und<br />

Initiativen zusammen:<br />

Kommunen müssen die strukturellen Rahmenbedingungen<br />

schaffen, unter denen sich das freiwillige<br />

Engagement älterer Menschen entfalten<br />

kann. Dazu gehören die Einrichtung von Seniorenbüros,<br />

Freiwilligenagenturen, Ehrenamtsbörsen<br />

und die Benennung von hauptamtlichen Ansprechpartnern.<br />

Sie sind für die Freiwilligen eine<br />

zentrale Voraussetzung für ein dauerhaftes Engagement.<br />

Die Vernetzung lokaler Akteure kann<br />

ebenfalls von der Kommune organisiert <strong>werden</strong>,<br />

www.bagso.de TIPPS<br />

eigenen Generation zugute, sondern auch den Kindern<br />

und Enkelkindern und trägt so maßgeblich zur Solidarität<br />

zwischen den Generationen bei. Freiwilliges Engagement<br />

hat viele Facetten: <strong>Älter</strong>e engagieren sich in<br />

Besuchs- und Begleitdiensten, als Lese- und Lernpaten,<br />

in der Nachbarschaft sowie in Vereinen und Kirchengemeinden.<br />

Der Ideenreichtum der <strong>Älter</strong>en, ihre Kreativität und<br />

ihr Wunsch, das Gemeinwesen <strong>mit</strong>zugestalten, sind ein<br />

wertvolles Kapital, das durch gute Angebote und fördernde<br />

Rahmenbedingungen besonders auf der lokalen Ebene<br />

zur Entfaltung gebracht <strong>werden</strong> sollte.<br />

Im Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität<br />

zwischen den Generationen (EJ 2012)<br />

wurde in Deutschland eine große Zahl von Projekten<br />

durchgeführt, viele davon hatten die Förderung des freiwilligen<br />

Engagements älterer Menschen zum Ziel. Die<br />

hier vorgestellte Handreichung <strong>mit</strong> Tipps für die Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> älteren Freiwilligen basiert auf einer<br />

Online-Befragung, die zum Ende des EJ 2012 stattgefunden<br />

hat. Die Handreichung liegt auch in gedruckter<br />

Form vor und kann bei der BAGSO bestellt <strong>werden</strong>. n<br />

26 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Popmusik für Erwachsene:<br />

Ist Demenz hitverdächtig?<br />

Dass sich Popsongs <strong>mit</strong> Demenz sowie Sterben und Tod auseinandersetzen,<br />

ist die absolute Ausnahme. Der deutsche Popsänger und Songschreiber<br />

Purple Schulz hat das Experiment gewagt und <strong>mit</strong> „So und nicht<br />

anders“ ein Album herausgebracht, das sich u. a. diesen Themen widmet.<br />

Wieso beschäftigen Sie sich in<br />

Ihrem aktuellen Album <strong>mit</strong><br />

Demenz, Sterben und Tod?<br />

Das sind doch die Themen, die<br />

mich und meine Generation betreffen<br />

und etwas <strong>mit</strong> unserem Leben<br />

zu tun haben. Mein Publikum<br />

ist <strong>mit</strong>gewachsen und die Leute<br />

haben andere Sorgen als früher.<br />

Und wenn man erwachsen ist und<br />

immer noch gern Pop-Musik hört,<br />

möchte man auch da seine Inhalte<br />

vertreten wissen. Für mich als<br />

Songschreiber ist das eine wichtige<br />

Sache, denn ich habe eigentlich<br />

immer über die Dinge geschrieben,<br />

die in meinem Leben aktuell<br />

waren.<br />

Auszug<br />

Songtext „Fragezeichen“:<br />

„Heute ist Montag oder ist noch<br />

Donnerstag oder schon Ostern?<br />

Was ist heute nur los? Ich schau<br />

hinab und seh zwei Füße vor mir<br />

stehen und zwei Schuhe, aber die<br />

sind viel zu groß. Die Schnürsenkel<br />

baumeln vor sich hin – ich hatte<br />

doch noch irgendetwas vor. Doch<br />

irgendwie kommt alles aus dem<br />

Sinn. Es macht mich leise wütend –,<br />

denn ich weiß nicht, wo ich bin. Das<br />

sind nur Fragezeichen, ein Schiff,<br />

ein Sturm, ein blinder Passagier und<br />

Angst, dass ich mich hier verlier…“<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Aber es sind ja zunächst traurige<br />

Themen. Gehen die Leute nach<br />

Ihren Konzerten nicht reihenweise<br />

deprimiert nach Hause?<br />

Eben nicht. Es kommt immer<br />

darauf an, wie man die Dinge<br />

transportiert. Während unserer<br />

Konzerte gibt es verschiedene<br />

Stimmungslagen: von sehr traurig<br />

bis zu völliger Ausgelassenheit und<br />

viel Lachen. Das gehört alles zum<br />

Leben. Die Leute gehen auf jeden<br />

Fall anders nach Hause, als sie ins<br />

Konzert gekommen sind. Solange<br />

man Themen wie z. B. Demenz in<br />

einem Tabubereich belässt, machen<br />

sie natürlich auch Angst und<br />

man denkt, wie furchtbar deprimierend<br />

das alles ist. Ist es aber<br />

gar nicht, denn es gibt auch da<br />

Momente, in denen man herzhaft<br />

lachen kann.<br />

Zusätzlich zu dem Lied<br />

„Fragezeichen“ haben Sie ein sehr<br />

eindrucksvolles Video gedreht,<br />

in dem Sie selbst den Demenzkranken<br />

spielen. Wie reagieren<br />

pflegende Angehörige und<br />

professionell Pflegende darauf?<br />

Da gibt es eine unglaubliche Resonanz.<br />

Begonnen hat ja alles bei<br />

einem Auftritt auf dem Kongress<br />

der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />

im letzten Jahr, als ich den<br />

Engagement<br />

Song zum ersten Mal spielte. Danach<br />

herrschte einen Moment lang<br />

Totenstille und dann kam ein unfassbarer<br />

Applaus. Da habe ich gewusst,<br />

das ist der richtige Weg. Das<br />

hat uns inspiriert und angespornt,<br />

das Video zu drehen. Und auch<br />

hier kam es mir natürlich vor allem<br />

auf die Reaktion derer an, die<br />

dauernd <strong>mit</strong> der Problematik zu<br />

tun haben. Würden sie das zu kitschig<br />

oder nicht richtig umgesetzt<br />

finden? Aber genau das Gegenteil<br />

war der Fall: Die Deutsche Alzheimer<br />

Gesellschaft und der Vdk<br />

sowie viele Heime und Altenpflegeschulen<br />

haben es auf ihre Homepage<br />

eingestellt. Das Schönste, das<br />

mir übrigens jemand geschrieben<br />

hat, war, dass er eigentlich überlegt<br />

habe, den Pflege-Job an den<br />

Nagel zu hängen, sich dann aber<br />

nach dem Video anders besonnen<br />

habe. Das fand ich sehr berührend.<br />

Das ist zehnmal schöner als<br />

eine Chartplatzierung oder bei einer<br />

Echo-Verleihung dabei zu sein.<br />

27


Engagement<br />

Apropos Musikcharts:<br />

Wie kommt ein Lied wie<br />

„Fragezeichen“ dort an?<br />

So, wie ich es vorab erwartet habe:<br />

Es findet keine große allgemeine<br />

Aufmerksamkeit. „Zu unsexy“<br />

habe ich mir oft anhören müssen,<br />

als ich da<strong>mit</strong> auf Sendereise war<br />

und das Lied promoten wollte.<br />

Haben Sie in Ihrem persönlichen<br />

Umfeld Erfahrungen <strong>mit</strong> Demenz<br />

sowie Tod und Sterben gemacht?<br />

Ja, wobei ich sagen muss, dass<br />

mein Vater nicht an einer Alzheimer<br />

Demenz litt, sondern an Parkinson,<br />

aber das geht ja oft einher<br />

<strong>mit</strong> demenziellen Symptomen. Ich<br />

hatte viel Zeit, ihn zu beobachten,<br />

und wusste nie so recht, was<br />

in ihm vorging, wenn er staunend<br />

durch die Wohnung guckte. Und<br />

ich war sowohl bei seinem Tod als<br />

auch bei dem meiner Mutter dabei.<br />

Abschied vom Ehrenamt<br />

Wie gehen diejenigen, die für<br />

den Einsatz der ehrenamtlich<br />

Tätigen verantwortlich sind, <strong>mit</strong><br />

freiwillig engagierten Menschen<br />

um, die – aus welchen Gründen<br />

auch immer – ihrer Aufgabe nicht<br />

mehr gewachsen sind?<br />

Als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />

Evangelische Krankenhaus-Hilfe<br />

e.V. (eKH), in der sich<br />

regelmäßig mehr als 11.000 Grüne<br />

Damen und Herren ehrenamtlich<br />

engagieren, wird auch mir diese Fra-<br />

Das waren Ereignisse, die mein<br />

Leben mindestens so verändert<br />

haben wie die Geburt meiner Kinder.<br />

Man ist danach ein anderer.<br />

Mir hat es auch die Angst vor dem<br />

Tod genommen, denn er wurde<br />

dadurch für mich begreifbar.<br />

…was sicher auch ein Grund<br />

für die Entstehung Ihres Liedes<br />

„Der letzte Koffer“ war?<br />

Ja, war es. Außerdem war ich sehr<br />

eng befreundet <strong>mit</strong> dem international<br />

bekannten Bestatter Fritz<br />

Roth, der sich für einen anderen<br />

Umgang <strong>mit</strong> Sterben und Tod<br />

eingesetzt hat. Ich habe sehr viel<br />

von ihm gelernt und ich fühle<br />

mich in der Verpflichtung, sein<br />

Anliegen weiterzutragen: Wir<br />

müssen Sterben und Tod wieder<br />

in die Mitte unserer Gesellschaft<br />

holen, weil nichts im Leben so sicher<br />

ist wie der eigene Tod. Aber<br />

ge häufig gestellt. Aus den praktischen<br />

Erfahrungen der vergangenen<br />

Jahrzehnte heraus haben sich verschiedene<br />

Antworten ergeben und<br />

schließlich Empfehlungen entwickelt,<br />

die den Leitungsteams in der<br />

eKH an die Hand gegeben <strong>werden</strong>.<br />

Konfrontiert <strong>werden</strong> Verantwortliche<br />

in der eKH <strong>mit</strong> der Problematik<br />

sowohl zu Beginn als auch<br />

während der Tätigkeit, vor allem<br />

aber dann, wenn die freiwillig<br />

Engagierten die vom Verband<br />

die Leute wollen das einfach nicht<br />

wahrhaben und verdrängen es.<br />

Ich dagegen will den Tod begreifbar<br />

machen. n<br />

Das Interview führte Ines Jonas.<br />

Zur Person<br />

Der Popsänger und<br />

Songschreiber<br />

Purple Schulz,<br />

1956 in Köln<br />

geboren, wurde<br />

vor allem in den<br />

1980er Jahren bekannt<br />

durch sein Lied „Sehnsucht“.<br />

In den nächsten Jahren erzielten<br />

alle seine Titel (z. B. „Verliebte<br />

Jungs“, „Kleine Seen“) höchste<br />

Chartpositionen, das brachte ihm<br />

u. a. zwei Goldene Schallplatten ein.<br />

Weitere Infos unter<br />

www.purpleschulz.de<br />

vorgegebenen Altersgrenzen erreichen.<br />

Zu Beginn der ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit wird Interessierten –<br />

meist in einem persönlichen Treffen<br />

<strong>mit</strong> der Einsatzleitung – genau<br />

dargelegt, welche Voraussetzungen<br />

sie <strong>mit</strong>bringen müssen, um in der<br />

eKH <strong>mit</strong>arbeiten zu können, und<br />

wie sich der Dienst im Einzelnen<br />

vor Ort gestaltet. Entschließt sich<br />

eine Bewerberin, ein Bewerber<br />

<strong>mit</strong>zumachen, so wird eine mehr-<br />

28 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


monatige Probezeit vereinbart,<br />

nach der sowohl die Gruppe als<br />

auch die neue Grüne Dame, der<br />

neue Grüne Herr – wenn gewünscht<br />

auch ohne Angabe von<br />

Gründen – die Zusammenarbeit<br />

beenden kann. In der Regel wird<br />

die Leitung <strong>mit</strong> der entsprechenden<br />

Person dazu ein Gespräch führen.<br />

Stellt sich im Laufe der ehrenamtlichen<br />

Mitarbeit heraus, dass eine<br />

Grüne Dame, ein Grüner Herr den<br />

Aufgaben im Einsatz nicht mehr<br />

gewachsen ist, so muss die Einsatzleitung<br />

dieses in einem persönlichen<br />

Gespräch <strong>mit</strong> Hinweis auf<br />

die Leitlinien der eKH thematisieren<br />

und darauf hoffen, dass die/der<br />

Ehrenamtliche von sich aus den<br />

Dienst beendet. Gelingt dies nicht,<br />

<strong>werden</strong> weitere Gesprächspartner<br />

hinzugezogen. Gelegentlich bleibt<br />

allerdings nur die Möglichkeit, ein<br />

Hausverbot auszusprechen und<br />

auch durchzusetzen.<br />

Die grünen Damen – immer ansprechbar.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Aus wohlüberlegten Gründen und<br />

<strong>mit</strong> großer Zustimmung aus dem<br />

Kreis der Einsatzleitungen hat der<br />

Vorstand für die Mitarbeit in der<br />

eKH eine Altersgrenze festgelegt,<br />

die jede Grüne Dame und jeder<br />

Grüne Herr zu Beginn der Zusammenarbeit<br />

<strong>mit</strong> eigener Unterschrift<br />

zur Kenntnis nimmt. Naht dieser<br />

Zeitpunkt, so <strong>werden</strong> die Betroffenen<br />

darauf hingewiesen. Gemeinsam<br />

in der Gruppe wird überlegt,<br />

wann ganz konkret und in welcher<br />

Form der Abschied erfolgen soll.<br />

Um die Einsatzleitungen auf die<br />

nicht immer leichten Gespräche<br />

<strong>mit</strong> denen vorzubereiten, die –<br />

aus welchen Gründen auch immer<br />

– aus dem Dienst ausscheiden<br />

müssen, <strong>werden</strong> sie in besonderen<br />

Seminaren zu den Themen Kommunikation<br />

und Konfliktbewältigung<br />

geschult. Häufig üben sie in<br />

diesen Fortbildungen im Rollenspiel,<br />

wie in schwierigen Situatio-<br />

Engagement<br />

nen zu argumentieren ist, um eine<br />

Diskussion erfolgreich beenden zu<br />

können.<br />

In Einzelfällen <strong>werden</strong> zu den Gesprächen<br />

<strong>mit</strong> den entsprechenden<br />

Mitarbeitenden Mediatoren aus<br />

dem Haus, der Einrichtung oder<br />

aus der eKH hinzugezogen.<br />

Für jegliches Ausscheiden aus<br />

der eKH gilt, dass der Abschied<br />

in Würde, in Respekt und jeweils<br />

dem Anlass entsprechend gestaltet<br />

wird. Beim Ausscheiden aus<br />

Altersgründen legen wir großen<br />

Wert auf einen angemessenen<br />

Rahmen der Verabschiedung, auf<br />

eine Würdigung <strong>mit</strong> gebührendem<br />

Dank und auf das Angebot,<br />

auch weiterhin <strong>mit</strong> der Gruppe in<br />

Kontakt bleiben zu können. n<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www. ekh-deutschland.de<br />

Gabriele Trull, Vorsitzende<br />

Arbeitsgemeinschaft Evangelische<br />

Krankenhaus-Hilfe e.V., Bonn<br />

29


Engagement<br />

Die „Nachbarschaftswerkstatt“ –<br />

Seniorenbüros entwerfen Projekte der Zukunft<br />

In der „Nachbarschaftswerkstatt“ ist kreatives Arbeiten gefragt.<br />

Papier, Schere, Kleber, sonst<br />

nichts. „Bauen Sie daraus ein<br />

Nachbarschaftsmodell der Zukunft!“<br />

lautet die Aufgabe für die<br />

Teilnehmenden der „Nachbarschaftswerkstatt“.<br />

Die 20 Hauptund<br />

Ehrenamtlichen stutzen zunächst,<br />

dann wird geschnippelt,<br />

geklebt und gebaut. Nach einer<br />

Stunde sind drei Modelle fertig,<br />

die ungeahnte Ideen und Anregungen<br />

für die realen Projekte<br />

in der Senioren-Quartiersarbeit<br />

bergen.<br />

Kreatives Arbeiten ist angesagt in<br />

der „Nachbarschaftswerkstatt“,<br />

einem neuen Fortbildungsprogramm<br />

für Multiplikatoren aus<br />

Seniorenbüros. Die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Seniorenbüros (BaS)<br />

hat das Programm, das innovative<br />

Ansätze und neue Methoden aus<br />

bundesweiten Vorreiter-Projekten<br />

der Quartiersarbeit zusammenführt,<br />

auf den Weg gebracht.<br />

Vier Präsenz-Blöcke innerhalb<br />

eines Jahres <strong>werden</strong> in der „Nachbarschaftswerkstatt“<br />

<strong>mit</strong> Online-Elementen<br />

und regionalen Coachings<br />

zu einem neuen Fortbildungs-Format<br />

verbunden. Auf der kurseigenen<br />

Online-Plattform bieten die Referentinnen<br />

und Referenten thematische<br />

Impulse, die Teilnehmenden<br />

tauschen Tipps und Materialien aus.<br />

Konkrete Fragen vor Ort <strong>werden</strong><br />

in mehreren regionalen Coaching-<br />

Gruppen bearbeitet.<br />

13 Seniorenbüros (Ahlen, Bad<br />

Ems, Celle, Dreieich, Gelsenkirchen,<br />

Idstein, Ingolstadt, Limburg,<br />

Meckenheim, Regensburg, Speyer,<br />

Taunusstein und Wendelstein) beteiligen<br />

sich und entwerfen Modelle<br />

für die Zukunft: Wie gelingt die Beteiligung<br />

von Profis und Laien, von<br />

Menschen aller Generationen und<br />

Kulturen? Wie müssen Projekte<br />

entwickelt <strong>werden</strong>, um nachhaltig<br />

zu sein? Welche realen und virtu-<br />

ellen Netzwerke nutzen Nachbarn<br />

in Zukunft? Wie sichern Träger die<br />

finanzielle Grundlage der Projekte?<br />

Schon jetzt geht die Arbeit in<br />

Nachbarschaftsprojekten weit<br />

über die klassische Nachbarschaftshilfe<br />

hinaus. Seniorenbüros<br />

schaffen Begegnung, fördern<br />

bürgerschaftliches Engagement<br />

<strong>Älter</strong>er, bringen Jung und Alt<br />

zusammen, unterstützen Demenzkranke<br />

und pflegende Angehörige<br />

im Quartier, bieten<br />

Wohnberatung und helfen <strong>Älter</strong>en<br />

beim Umgang <strong>mit</strong> neuen Medien.<br />

„Zuhause im Alter“, so heißt<br />

das Programm des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ),<br />

das die „Nachbarschaftswerkstatt“<br />

fördert. Die BaS kooperiert<br />

<strong>mit</strong> dem Kuratorium Deutsche<br />

Altershilfe (KDA) sowie der ProjektWerkstatt<br />

Seniorenbildung,<br />

dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk<br />

Nordrhein (eeb)<br />

und der Diakonie Rheinland-<br />

Westfalen-Lippe. Die „Nachbarschaftswerkstatt“<br />

läuft noch bis<br />

Mai 2014. n<br />

Weitere Informationen:<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

Seniorenbüros e.V.<br />

Agnes Boeßner<br />

Tel.: 0228 / 24 99 93 – 27<br />

boessner@seniorenbueros.org<br />

www.seniorenbueros.org<br />

www.nachbarschaften.<br />

seniorenbueros.org<br />

30 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Attraktives Ehrenamt im Sport<br />

Für das neue Projekt des Deutschen<br />

Olympischen Sportbundes<br />

(DOSB) im Bereich des Sports<br />

der <strong>Älter</strong>en „Attraktives Ehrenamt<br />

im Sport – Gesucht: Funktionsträger/innen<br />

in der 2. Lebenshälfte<br />

für Sportvereine“ können<br />

sich Sportvereine oder Kreis-/<br />

Stadtsportbünde zusammen <strong>mit</strong><br />

Freiwilligenagenturen und/oder<br />

Seniorenbüros gemeinsam als sogenannte<br />

Tandems bewerben. In<br />

diesen sollen beispielhaft Konzepte<br />

und Maßnahmen erarbeitet<br />

<strong>werden</strong>, wie Ehrenämter attraktiv<br />

gestaltet und weiterentwickelt <strong>werden</strong><br />

können, um Funktionsträger/<br />

innen in der zweiten Lebenshälfte<br />

für Sportvereine zu gewinnen und<br />

zu binden.<br />

Auf dem Auftaktworkshop am<br />

1.7.<strong>2013</strong> in Frankfurt wurden<br />

u.a. aktuelle wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse diskutiert und<br />

konkrete Möglichkeiten für die<br />

Tandemarbeit erarbeitet. Interessierte<br />

konnten Kontakte zu potenziellen<br />

Partnern knüpfen und<br />

weitere Einzelheiten zum Bewerbungsprozess<br />

erfahren.<br />

Ehrenamtliches und freiwilliges<br />

Engagement ist für alle Sportvereine<br />

in Deutschland essenziell.<br />

Jedoch ist hier zunehmend ein<br />

Fachkräftemangel festzustellen.<br />

„Gerade die Gewinnung und Bindung<br />

ehrenamtlicher Funktionsträger/innen<br />

auf Vorstandsebene<br />

stellen viele Vereine seit einiger<br />

Zeit vor enorme Schwierigkeiten“,<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Bewegung <strong>mit</strong> Musik – wohltuend für Körper und Seele<br />

sagt Walter Schneeloch, DOSB-<br />

Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung.<br />

„Dies belegen die<br />

letzten Sportentwicklungsberichte<br />

eindeutig. Und genau an diesem<br />

Punkt setzt der DOSB <strong>mit</strong> seinem<br />

neuen Projekt an. Wir wollen beispielhaft<br />

aufzeigen, wie eine erfolgreiche<br />

Ehrenamtsförderung<br />

<strong>mit</strong> Blick auf ältere Menschen auf<br />

Vereinsebene aussehen kann.“<br />

Der DOSB, seine Mitgliedsorganisationen<br />

sowie die Bundesarbeitsgemeinschaften<br />

der Seniorenbüros<br />

und der Freiwilligenagenturen<br />

begleiten den Bewerbungsprozess<br />

der Tandems intensiv und bieten<br />

allen Interessierten Unterstützung<br />

an. Eine entsprechende Ausschreibung<br />

für die Tandem-Projekte<br />

inklusive einer Liste der Auswahl-<br />

Engagement<br />

kriterien ist unter www.ehrenamtim-sport.de<br />

veröffentlicht. Die<br />

Antragstellung erfolgt bis zum<br />

1. Oktober <strong>2013</strong>.<br />

Insgesamt <strong>werden</strong> in dem vom<br />

Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend,<br />

von der Robert Bosch Stiftung<br />

und dem Generali Zukunftsfonds<br />

unterstützten Projekt sieben Tandems<br />

aus Sportvereinen und Freiwilligenorganisationen<br />

<strong>mit</strong> jeweils<br />

18.500 Euro für die Laufzeit von<br />

November <strong>2013</strong> bis Januar 2016<br />

gefördert. Das Gesamtvolumen<br />

beläuft sich auf 511.695 Euro. n<br />

Weitere Informationen erhalten<br />

Sie außerdem beim Projektleiter<br />

des DOSB Florian Kaiser unter<br />

fkaiser@dosb.de.<br />

31


Verbraucherinteressen<br />

Anliegerkosten bei Straßensanierung<br />

Wie bereiten sich Wohneigentümer darauf vor?<br />

Steht eine Straßensanierung an,<br />

ahnen viele Hauseigentümer<br />

schon, dass demnächst eine saftige<br />

Rechnung in den Briefkasten flattert,<br />

denn sie tragen einen Großteil<br />

der Kosten. Ein tiefer Einschnitt<br />

ins Ersparte, auf den man sich vorbereiten<br />

kann.<br />

Um es gleich vorweg zu sagen: Im<br />

Regelfall können sich Hauseigentümer<br />

nicht dagegen wehren, dass<br />

sie anteilig die Kosten (bis zu 90 %)<br />

für Straßensanierungen tragen<br />

müssen. Das Baugesetzbuch regelt<br />

dies in den §§ 123 bis154. Begründet<br />

wird die Umlage da<strong>mit</strong>, dass<br />

sich durch die Baumaßnahmen<br />

auch der Wert der anliegenden<br />

Grundstücke erhöhe. Verteilt <strong>werden</strong><br />

die Kosten nach den jeweiligen<br />

Kommunalabgabengesetzen<br />

und Verordnungen, wobei auch<br />

die Art der Bebauung eine Rolle<br />

spielt. Doch Hauseigentümer können<br />

einiges dafür tun, da<strong>mit</strong> sie<br />

nicht eiskalt von einer Sanierungsrechnung<br />

erwischt <strong>werden</strong>.<br />

Frühe Planung<br />

Schon vor dem Bau oder Kauf eines<br />

Hauses sollte man sich beim<br />

Bauamt der Gemeinde erkundigen,<br />

ob am Grundstück in den<br />

nächsten Jahren Straßenarbeiten<br />

geplant sind. Schließlich haben<br />

Neubesitzer von Häusern hohe<br />

Anfangskosten und sollten anstehende<br />

Straßenarbeiten in ihre<br />

Kaufentscheidung bzw. Kalku-<br />

lation einbeziehen. Auch kann<br />

es sein, dass der Verkäufer eines<br />

Hauses der Gemeinde noch Raten<br />

für frühere Sanierungen schuldet.<br />

Der Käufer sollte sich also vorher<br />

erkundigen und dann den Kaufpreis<br />

um die ausstehende Summe<br />

herunterhandeln. Besonders brisant<br />

wird es bei Eckgrundstücken,<br />

denn hier können auf den Besitzer<br />

die Sanierungskosten für zwei<br />

Straßen zukommen!<br />

Straßensanierungen kündigen<br />

sich lange im Vorfeld an. Sie sind<br />

Thema mehrerer Gemeinde- oder<br />

Stadtratssitzungen, deren Termine<br />

öffentlich bekannt gegeben und<br />

über die lokalen Zeitungen publiziert<br />

<strong>werden</strong>. Nur geht leider oft<br />

niemand zu diesen Terminen. Dabei<br />

kann man hier wichtige Fragen<br />

stellen – zu Gründen, Umfang,<br />

Dauer und Kosten der Sanierung.<br />

Diese Informationen ermöglichen<br />

es Hauseigentümern, sich rechtzeitig<br />

auf eventuelle Kosten vorzubereiten,<br />

bei Verbraucherschützern<br />

Rat zu holen oder gegebenenfalls<br />

eine öffentlichkeitswirksame Bürgerinitiative<br />

zu gründen, um auf<br />

die Sanierung Einfluss zu nehmen.<br />

Aktiv Einfluss nehmen<br />

Mehr als der einzelne Anlieger<br />

erreicht oft eine Interessengemeinschaft.<br />

Sie kann die Art der<br />

Sanierung häufig aktiv beeinflussen,<br />

um die Kosten möglichst gering<br />

zu halten, denn es muss nicht<br />

immer die Luxusausführung sein.<br />

Zwar ist eine Straßendecke aus<br />

Granit schicker, aber auch deutlich<br />

teurer als eine aus Asphalt,<br />

leiser „Flüsterasphalt“ hingegen ist<br />

besser als eine billigere Variante.<br />

Schon während der Planungsphase<br />

sollten Anlieger also den größtmöglichen<br />

Einfluss nehmen.<br />

Flattert dann die Rechnung ins<br />

Haus, heißt es: gründlich prüfen.<br />

Sind die Kosten korrekt verteilt?<br />

Wurden nur tatsächliche Leistungen<br />

abgerechnet? Für die Begleichung<br />

bleibt den Anwohnern<br />

ein Monat. Eine Ratenzahlung ist<br />

meist nur im Härtefall möglich.<br />

Will man diesen jedoch geltend<br />

machen oder einen anderen Einspruch<br />

anbringen, ist der Rat eines<br />

erfahrenen Baurecht-Anwaltes unverzichtbar.<br />

n<br />

Weitere Informationen rund<br />

ums Haus:<br />

www.verband-wohneigentum.de<br />

Amal Khalil, Pressesprecherin<br />

Verband Wohneigentum e.V.<br />

khalil@verband-wohneigentum.de<br />

32 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Gesundheit<br />

„Apps“ – Anwendungen, die Informationen für<br />

zu Hause und unterwegs jederzeit bereitstellen<br />

Die Verbreitung von Smartphones<br />

nimmt weiter zu. Insbesondere<br />

Menschen jenseits der 50<br />

steigen in letzter Zeit bevorzugt<br />

auf diese Art von Handys <strong>mit</strong> großem<br />

Bildschirm um. Eine aktuelle<br />

Umfrage des Hightech-Verbands<br />

BITKOM ergab, dass in der Altersgruppe<br />

der 50- bis 64-Jährigen der<br />

Anteil der Smartphone-Besitzer<br />

allein in den vergangenen sechs<br />

Monaten um die Hälfte gestiegen<br />

ist (von 26 auf 34 Prozent). Zwar<br />

liegt der Anteil bei den Seniorinnen<br />

und Senioren über 65 Jahren<br />

im Moment nur bei 7 %, jedoch<br />

ist davon auszugehen, dass auch<br />

in dieser Zielgruppe in Zukunft<br />

der Besitz eines Smartphones zunimmt.<br />

Ein Kernstück der Smartphones<br />

sind sog. „Apps“, Anwendungen<br />

die speziell für Smartphones und<br />

Tablet-PC’s programmiert <strong>werden</strong>.<br />

Mit einem Fingertipp auf dem<br />

Bildschirm <strong>werden</strong> die Programme<br />

gestartet, zahlreiche Informationen<br />

können abgerufen, Waren<br />

bestellt oder Fahrkarten geordert<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Viele Anwendungen sind kostenlos<br />

nutzbar, wie z. B. die App<br />

„Apotheke vor Ort – Ihre Stamm-<br />

Apotheke“. Sie ermöglicht es,<br />

Medikamente <strong>mit</strong> dem Handy vorzubestellen,<br />

Notdienstapotheken<br />

zu finden, Gesundheitsinformationen<br />

abzurufen und vieles mehr.<br />

Nach dem kostenfreien Herunterladen<br />

der App legt der Nutzer<br />

dann auf seinem Smartphone seine<br />

Stammapotheke fest. Da<strong>mit</strong> kann<br />

er das gesamte Leistungsspektrum<br />

seiner Apotheke sowie alle wichtigen<br />

Informationen wie Adresse,<br />

Rufnummer und Öffnungszeiten<br />

einsehen. Auf Knopfdruck kann er<br />

sie jederzeit per Anruf oder E-Mail<br />

kontaktieren.<br />

Medikamente vorbestellen<br />

Arznei<strong>mit</strong>tel können leicht vorbestellt<br />

<strong>werden</strong>. Rezepte <strong>werden</strong><br />

nach dem Arztbesuch fotografiert<br />

und sofort per Knopfdruck an die<br />

Apotheke geschickt. Bestellungen<br />

frei verkäuflicher Arzneien können<br />

entweder direkt aus der persönlichen<br />

Medikamentenliste, die<br />

im Handy angelegt wird, gesendet<br />

<strong>werden</strong>. Sie können aber auch<br />

durch Über<strong>mit</strong>tlung des Namens<br />

oder durch Scannen der Pharmazentralnummer<br />

in der Apotheke<br />

vorbestellt <strong>werden</strong>. Der Apotheker<br />

stellt die Medikamente zusammen,<br />

die dann zu einem vereinbarten<br />

Termin abgeholt <strong>werden</strong> können.<br />

Die Anwendung bietet darüber hinaus<br />

zahlreiche Hintergrundinformationen<br />

zum Thema Gesundheit.<br />

Leicht verständlich formulierte<br />

Beipackzettel stehen zu über<br />

77.000 Arznei<strong>mit</strong>teln zur Verfügung.<br />

Der Wechselwirkungscheck<br />

zeigt, ob es zwischen verschiedenen<br />

Arznei<strong>mit</strong>teln, die eingenommen<br />

<strong>werden</strong>, zu unerwünschten<br />

Wechsel- oder Nebenwirkungen<br />

kommen kann. Ein umfangreiches<br />

Heilkräuter-Lexikon informiert<br />

über die Wirkungsweise der<br />

Heilpflanzen und gibt interessante<br />

Hintergrundinformationen.<br />

Das Laborwerte-Lexikon gibt ausführlich<br />

Auskunft über alle relevanten<br />

Laborwerte, erläutert die<br />

Normbereiche und erklärt, welche<br />

Gründe vorliegen können, wenn abweichende<br />

Werte gemessen <strong>werden</strong>.<br />

Aktueller Notdienst<br />

Sobald die Stammapotheke geschlossen<br />

ist, wird außerhalb der<br />

normalen Öffnungszeiten sofort<br />

die nächstgelegene Notapotheke<br />

angezeigt.<br />

Das Programm, das vom Wort &<br />

Bild Verlag, dem Herausgeber der<br />

Apotheken Umschau, entwickelt<br />

wurde, kann kostenfrei im App<br />

Store bzw. Google Play heruntergeladen<br />

<strong>werden</strong>. n<br />

Heike Felscher, Referentin für<br />

Grundsatzfragen, BAGSO<br />

33


Gesundheit<br />

Nasch Dom – Ein Projekt zur Verbesserung der<br />

Versorgung russischsprachiger Demenzkranker<br />

Im März <strong>2013</strong> ist ein neues Projekt<br />

der BAGSO an den Start gegangen,<br />

das zur Verbesserung der<br />

Versorgung von Migrantinnen<br />

und Migranten <strong>mit</strong> einer Demenzerkrankung<br />

beitragen will. Das<br />

Modellprojekt konzentriert sich<br />

auf die Gruppe der russischsprachigen<br />

Migranten und wird in<br />

enger Kooperation <strong>mit</strong> dem Projektpartner<br />

Kultur- und Integrationszentrum<br />

PHOENIX-Köln<br />

e.V. und dem Bundesverband russischsprachiger<br />

Eltern (BVRE)<br />

entwickelt und durchgeführt.<br />

Der russische Projektname „Nasch<br />

Dom“ bedeutet „unser Haus“.<br />

Ziel ist, die Kooperation von Migrantenorganisationen<br />

<strong>mit</strong> den<br />

bestehenden Akteuren der Seniorenarbeit<br />

und Pflege bundesweit<br />

und in Beispielkommunen zu<br />

fördern, um eine gleichberechtigte<br />

und bedarfsgerechte Teilhabe<br />

demenzkranker Menschen <strong>mit</strong><br />

Migrationshintergrund und ihrer<br />

Familien an den Versorgungsstandards<br />

für Demenzkranke zu ermöglichen.<br />

Zu Projektbeginn wird ein Überblick<br />

über bereits bestehende Initiativen<br />

und Projekte, die sich <strong>mit</strong><br />

älteren demenzkranken Migrantinnen<br />

und Migranten befasst haben<br />

und befassen, erstellt und es<br />

<strong>werden</strong> interessierte Akteure aus<br />

der Seniorenarbeit und Altenhilfe<br />

sowie aus Migrantenorganisationen<br />

über das Thema Migration<br />

und Demenz informiert und <strong>mit</strong>einander<br />

vernetzt.<br />

Nach Erarbeitung eines zielgruppenspezifischenSchulungskonzepts<br />

<strong>werden</strong> interessierte<br />

Multiplikatoren aus lokalen Migrantenorganisationen<br />

in mehrtägigen<br />

Schulungen qualifiziert,<br />

um an ihren Standorten selbstständig<br />

Vernetzungsarbeit zu leisten<br />

und Initiativen zum Aufbau<br />

geeigneter Angebote zu starten.<br />

Die Schulungen eröffnen qualifizierte<br />

neue Beschäftigungsfelder<br />

für Migrantenorganisationen und<br />

Quereinsteiger und fördern den<br />

Erfahrungsaustausch zwischen<br />

den Akteuren.<br />

In ausgewählten Beispielkommunen<br />

arbeiten dann Migran-<br />

tenorganisationen und etablierte<br />

Akteure gemeinsam an der Verbesserung<br />

der Versorgungsstrukturen<br />

vor Ort. Hierzu zählen z. B.<br />

Beratungs- und Informationsangebote,<br />

niedrigschwellige Betreuungs-<br />

und Entlastungsangebote<br />

sowie die Entwicklung von passgenauen<br />

Wohnkonzepten im Quartier.<br />

Die lokalen Partner aus den<br />

Migrantenorganisationen <strong>werden</strong><br />

dabei durch das Projektteam konzeptionell<br />

und organisatorisch unterstützt<br />

und bei ihrer Arbeit vor<br />

Ort begleitet.<br />

Das Projekt wird <strong>mit</strong> einer Laufzeit<br />

von zweieinhalb Jahren vom Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend finanziell<br />

gefördert. In Kürze stehen unter<br />

www.naschdom.de weitere Informationen<br />

über das Projekt, über<br />

den Wissensstand zu Demenz und<br />

Migration sowie über bestehende<br />

gute Projekte und Initiativen in<br />

diesem Themenbereich bereit.<br />

Für Hinweise und Rückfragen sowie<br />

Interessensbekundungen ist<br />

das Projektteam dankbar. n<br />

Dr. Claudia Kaiser<br />

Referentin für Gesundheits- und<br />

Pflegepolitik in der BAGSO und<br />

Projektleiterin von Nasch Dom.<br />

kaiser@bagso.de<br />

Tel.: 0228 / 24 99 93 26<br />

Aktuelle Informationen zur BAGSO, ihren Verbänden und Projekten finden Sie unter www.bagso.de<br />

34 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Familienfrieden durch Mediation<br />

Konflikte sind ungebetene Begleiter<br />

in unserem Leben – ob<br />

und wie wir sie lösen, beeinflusst<br />

maßgeblich unsere Lebensqualität.<br />

In jeder Entwicklungsstufe gibt es<br />

spezifische Herausforderungen,<br />

die uns neue Bewältigungsstrategien<br />

abverlangen. Das Alter hat<br />

dabei nicht den Ruf, eine leicht zu<br />

meisternde Aufgabe zu sein. Vielfältiges<br />

Konfliktpotenzial gibt es<br />

bis in die späten Phasen des Lebens:<br />

Eheleute können sich bekriegen<br />

und noch nach Jahrzehnten<br />

trennen. Zerwürfnisse <strong>mit</strong> den<br />

Kindern können den Kontakt <strong>mit</strong><br />

liebenswerten Enkeln unterbinden.<br />

Die eigenen Kinder können<br />

untereinander darüber streiten,<br />

wer den alten Vater oder die alte<br />

Mutter zu pflegen hat oder auch<br />

bei sich aufnehmen darf. Die Kinder<br />

sind der Meinung, der Vater<br />

solle nicht mehr Auto fahren, der<br />

Vater sieht das ganz anders. Man<br />

kann darüber unterschiedlicher<br />

Meinung sein, ob Pflegeleistungen<br />

von Angehörigen vergütet <strong>werden</strong><br />

müssen oder wenigstens im Erbfall<br />

zu berücksichtigen sind. Bewohner<br />

eines Seniorenheimes können<br />

sich über Alltagsthemen in die<br />

Haare geraten. Es kann Vorwürfe<br />

an die Heimleitung geben, dass<br />

sie sich nicht genug um die alten<br />

Menschen kümmere.<br />

Rechtsanwälte und Gerichte sind<br />

für solche Konflikte meist nicht<br />

zuständig, und wenn es doch einmal<br />

eine Gerichtsentscheidung geben<br />

sollte, so führt sie oft nicht zu<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Beziehungsstreitigkeiten kennen kein Alter.<br />

dauerhaftem Frieden. Da können<br />

Mediatorinnen und Mediatoren<br />

hilfreich sein <strong>mit</strong> ihrem auf Ver<strong>mit</strong>tlung<br />

ausgerichteten Ansatz<br />

einer außergerichtlichen Konfliktbeilegung.<br />

Sie setzen sich <strong>mit</strong> den<br />

Streitenden an einen Tisch und<br />

hören zunächst allen Konfliktparteien<br />

genau zu. Sie finden heraus,<br />

worum es im Einzelnen geht und<br />

was den Beteiligten am wichtigsten<br />

ist und warum. Es kommen<br />

Ängste, Befürchtungen, Wünsche<br />

und Pläne zur Sprache. Missverständnisse<br />

<strong>werden</strong> aufgeklärt,<br />

gemeinsam <strong>werden</strong> Lösungen gesucht<br />

und meist auch gefunden.<br />

Die Gemüter können sich beruhigen,<br />

der Familienfrieden kann<br />

wiederhergestellt <strong>werden</strong>.<br />

Das außergerichtliche Verfahren<br />

Mediation ist seit vielen Jahrzehnten<br />

bei Ehestreitigkeiten und<br />

Gesundheit<br />

Scheidungsauseinandersetzungen<br />

erprobt. Auch bei wirtschaftlichen<br />

Streitigkeiten oder Problemen<br />

zwischen Kollegen am Arbeitsplatz<br />

oder bei Schulkonflikten hat<br />

sich Mediation als ein Verfahren<br />

bewährt, das darum ringt, Einigung<br />

zu erzielen. Seit 2012 ist die<br />

Mediation zur außergerichtlichen<br />

Konfliktlösung auch gesetzlich anerkannt.<br />

In den vergangenen Jahren haben<br />

sich die Fachleute nun auch<br />

den spezifischen Konfliktthemen<br />

alternder Menschen zugewandt<br />

und diskutieren, ob eine besondere<br />

Schulung für Mediatorinnen<br />

und Mediatoren erforderlich sei,<br />

die sich <strong>mit</strong> Konflikten befassen,<br />

an denen alte Menschen beteiligt<br />

sind. In Kanada und in den USA<br />

hat sich hierfür bereits der Begriff<br />

„Elder Mediation“ etabliert, der<br />

35<br />

© Foto: © Eléonore H - Fotolia.com


Gesundheit<br />

auch in Deutschland verwandt<br />

und allmählich bekannter wird.<br />

In einer „Elder Mediation“ wird<br />

ein kundiger Umgang <strong>mit</strong> der seelischen<br />

Verfassung alternder und<br />

hochbetagter Menschen verlangt<br />

– das schließt auch die sensible Berücksichtigung<br />

ihrer Tabuthemen<br />

ein. Gleichzeitig wird juristische<br />

Sachkenntnis benötigt rund um<br />

Themen wie Patientenverfügung,<br />

Vollmachten, Erbangelegenheiten<br />

und Pflegebedürftigkeit. Dabei<br />

muss immer auch die Relevanz<br />

möglicher körperlicher, geistiger<br />

und seelischer Einschränkungen<br />

berücksichtigt <strong>werden</strong>. Wegen der<br />

Anzeige<br />

Tickets online:<br />

hohen persönlichen Bedeutung<br />

<strong>werden</strong> individuelle Lösungen angestrebt,<br />

für die nicht selten mehrere<br />

Gespräche notwendig sind.<br />

Anders als in Ländern, wo Mediation<br />

bisweilen auch von staatlichen<br />

Stellen und karitativen Vereinigungen<br />

oder Stiftungen unterstützt<br />

wird, muss professionelle<br />

Mediation in Deutschland privat<br />

bezahlt <strong>werden</strong>. Sie wird meist<br />

nach Stundensätzen abgerechnet,<br />

die bei 100 bis 250 Euro liegen. Der<br />

Arbeitskreis „Elder Mediation“,<br />

in dem sich Mediatorinnen und<br />

Mediatoren aus Norddeutschland<br />

zusammengefunden haben, hat<br />

In 80 Gärten um die Welt. 26. April – 13. Oktober <strong>2013</strong><br />

www.igs-hamburg.de<br />

Kompetenzpartner:<br />

Hotline: 01805/04<strong>2013</strong> (14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz. Mobil max. 42 Ct./Min.)<br />

Medienpartner:<br />

sich zur Aufgabe gemacht, „Elder<br />

Mediation“ der Öffentlichkeit vorzustellen,<br />

Netzwerke geeigneter<br />

Mediatorinnen und Mediatoren zu<br />

knüpfen und nach Wegen öffentlicher<br />

Förderung zu suchen. Wer<br />

das Thema interessant findet und<br />

Ideen hat, wie Mediation einfach,<br />

effektiv und bezahlbar eingesetzt<br />

<strong>werden</strong> kann, ist hier<strong>mit</strong> herzlich<br />

zur Mitarbeit eingeladen. n<br />

Ingolf Schulz, Rechtsanwalt und<br />

Notar und Mediator, Ahrensburg<br />

Edith Kerbusk-Westerbarkey,<br />

Psychologische Psychotherapeutin<br />

und Mediatorin, Hamburg<br />

info@edith-westerbarkey.de<br />

Die Blüten<br />

sind geöff net.<br />

Auf zur Gartenschau!<br />

Wir freuen<br />

uns auf Ihren<br />

Besuch!<br />

36 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Verkanntes Potenzial, der Hausnotruf<br />

Ein Hausnotruf-Gerät ist einfach<br />

zu handhaben, bietet schnelle<br />

und professionelle Hilfe bei einem<br />

Notfall und kann dafür sorgen,<br />

dass Menschen länger zu Hause<br />

selbstständig und sicher leben.<br />

Warum aber nutzen das System<br />

nur 500.000 Menschen?<br />

Die Inanspruchnahme von Hausnotruf<br />

ist in Deutschland wesentlich<br />

geringer als in anderen<br />

europäischen Ländern. Ein Grund<br />

dafür könnte sein, dass Hausnotruf<br />

hierzulande oftmals <strong>mit</strong> Gebrechlichkeit,<br />

Hilflosigkeit und als<br />

eine Unterstützung erst für das Leben<br />

im hohen Alter in Verbindung<br />

gebracht wird. Eine weitere Ursache<br />

ist das mangelnde Wissen über<br />

die Möglichkeiten von individuell<br />

anpassbaren Hausnotruf-Hilfeleistungen.<br />

Der demografische Wandel<br />

und dessen Herausforderungen<br />

sollten Anlass sein, die Regelversorgung<br />

<strong>mit</strong> Hausnotruf auf eine<br />

breite Basis zu stellen. Da<strong>mit</strong> könnte<br />

das Gesundheitswesen dank des<br />

Grundsatzes „ambulant vor stationär“<br />

jährlich bis zu einer Milliarde<br />

Euro Pflegekosten sparen.<br />

Informieren und motivieren<br />

Da<strong>mit</strong> die Vorteile des Hausnotrufs<br />

und dessen gesellschaftliches<br />

Sparpotenzial aber ihre volle Wirkung<br />

entfalten können, müssen<br />

einerseits alle Akteure im Gesundheits-<br />

und Pflegewesen sowie in<br />

der Seniorenpolitik informiert und<br />

motiviert <strong>werden</strong>. Andererseits<br />

sollte der Bekanntheitsgrad bei den<br />

Senioren selbst gesteigert <strong>werden</strong>.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Zum Beispiel können mehr direkte<br />

Empfehlungen durch Ärzte bei<br />

Krankenhausentlassungen oder<br />

bei der Begutachtung zur Pflegeeinstufung<br />

angestrebt <strong>werden</strong>.<br />

Kostenübernahme durch<br />

die Pflegekassen<br />

Die Pflegeversicherung bietet bereits<br />

eine gute Grundlage für die<br />

Inanspruchnahme von Hausnotruf.<br />

Sie übernimmt auf Antrag<br />

für allein lebende oder über weite<br />

Strecken des Tages auf sich allein<br />

gestellte Pflegebedürftige den<br />

monatlichen Pauschalbetrag von<br />

18,36 € sowie die einmalige Anschlussgebühr<br />

von 10,49 €. Im<br />

Leistungspaket enthalten sind die<br />

Bereitstellung des Hausnotrufgerätes<br />

samt Funksender und die<br />

Betreuung durch die Hausnotrufzentrale.<br />

Moderne Hilfe für<br />

moderne Senioren<br />

Im Notfall verbindet sich der wie<br />

eine Armbanduhr getragene Sender<br />

per Knopfdruck über Funk<br />

<strong>mit</strong> der Basisstation, die sofort<br />

Kontakt <strong>mit</strong> der rund um die Uhr<br />

besetzten Hausnotrufzentrale aufnimmt.<br />

Ein geschulter Mitarbeiter<br />

klärt in einem Gespräch die Lage<br />

vor Ort und schickt bei Bedarf<br />

den Bereitschaftsdienst. Diese Idee<br />

funktioniert bereits seit über 30<br />

Jahren. Heute wird das System diverser<br />

Anbieter um moderne elektronische<br />

Erweiterungen ergänzt,<br />

die sogenannten Ambient Assisted<br />

Living (AAL). Dank Hausnotruf<br />

können Menschen länger selbst-<br />

Gesundheit<br />

Das Notrufgerät am Arm gibt Sicherheit.<br />

ständig zu Hause leben. Dies ist<br />

oft einer der innigsten Wünsche<br />

für den eigenen, selbstbestimmten<br />

Lebensabend und es verschafft Betroffenen<br />

wie Angehörigen ein beruhigendes<br />

Gefühl. n<br />

Claudia Groetschel<br />

redaktion@initiative-hausnotruf.de<br />

Die Initiative Hausnotruf ist eine<br />

Vereinigung von professionellen<br />

Hausnotrufspezialisten, bekannten<br />

und qualitätsorientierten Hilfsorganisationen<br />

sowie namhaften<br />

Herstellern technischer Geräte.<br />

Gemeinsam fördert die Interessengruppe<br />

die Vision, dass sich jeder<br />

ältere Mensch in Deutschland zu<br />

Hause und unterwegs sicher fühlen<br />

kann. Weitere Informationen unter<br />

www.initiative-hausnotruf.de.<br />

Dort finden Sie auch die Studie<br />

„Wirkungs- und Potentialanalyse<br />

zum Hausnotruf in Deutschland“.<br />

37


© Foto: Maris Zemgalietis - istockphoto.com<br />

Gesundheit<br />

So kommen Sie gut durch die Sommer-Hitze!<br />

Bewegen sich die Temperaturen an der 30-Grad-Marke, leiden vor allem ältere Menschen an Kreislaufproblemen<br />

und Schwindelanfällen. Ein paar Dinge sollten Sie jetzt beachten, um gesund über den Sommer zu kommen.<br />

Wichtig ist in den heißen Monaten<br />

besonders eine ausreichende<br />

Flüssigkeitszufuhr. Bei<br />

Hitze sondert der Körper verstärkt<br />

Schweiß ab und auch die Blutgefäße<br />

weiten sich, um Wärme besser<br />

über die Haut abgeben zu können.<br />

Dieses natürliche Abkühlungssystem<br />

funktioniert im Alter jedoch<br />

weniger gut. Ein Grund dafür ist<br />

unter anderem, dass ältere Frauen<br />

und Männer oft zu wenig trinken,<br />

da sie kaum Durst verspüren. Wer<br />

zu wenig trinkt, hat ganz einfach<br />

zu wenig Flüssigkeit, die – wenn<br />

es heiß ist – auf der Haut verdunsten<br />

kann und den Körper abkühlt.<br />

Und das kann zu Herz-Kreislauf-<br />

Problemen führen.<br />

Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit<br />

sollte über den Tag verteilt getrunken<br />

<strong>werden</strong>. Geeignet sind neben<br />

Wasser und Mineralwasser auch<br />

ungesüßte Kräuter- und Früchtetees<br />

oder stark verdünnte Fruchtsäfte.<br />

Wasserreiche Lebens<strong>mit</strong>tel<br />

wie Tomaten, Gurken und Melonen<br />

ergänzen die Flüssigkeitszufuhr.<br />

Generell sollten Sie zu leichter<br />

Kost <strong>mit</strong> viel frischem Obst und<br />

Gemüse oder Vollkornprodukten<br />

greifen, dadurch <strong>werden</strong> auch<br />

die durch das Schwitzen verlorenen<br />

Mineralien wieder zugeführt.<br />

Fettes Essen dagegen belastet den<br />

Kreislauf jetzt zusätzlich.<br />

Nehmen Sie sich ein Beispiel an<br />

den Südeuropäern und machen<br />

Sie eine Siesta. Während der heißen<br />

Mittagsstunden ist es für Ihren<br />

Kreislauf am besten, wenn<br />

Sie sich in geschlossenen Räumen<br />

aufhalten. Um es hier schön kühl<br />

zu halten, lüften Sie möglichst in<br />

den kälteren Morgen- bzw. Abendstunden<br />

und lassen Sie bei direkter<br />

Sonneneinstrahlung die Gardinen<br />

bzw. Rollläden geschlossen. Bei<br />

starken Temperaturschwankungen<br />

– z. B. wenn Sie von drinnen nach<br />

draußen gehen – kann es zu leichten<br />

Schwindelattacken kommen.<br />

Setzen Sie sich dann hin und warten<br />

Sie in Ruhe, bis sich Ihr Kreislauf<br />

wieder beruhigt hat. Auch <strong>mit</strong><br />

einer angemessenen Kleidung können<br />

Sie sich vor der Hitze schützen:<br />

Am besten sind luftdurchlässige,<br />

leichte Stoffe in hellen Farbtönen,<br />

diese reflektieren das Licht besser<br />

als dunkle Stoffe.<br />

Bei heißen Temperaturen sollten<br />

Sie nicht eiskalt duschen, denn<br />

frostiges Abbrausen aktiviert die<br />

körpereigene Heizung: Die Poren<br />

ziehen sich zusammen und Ihnen<br />

wird noch heißer. Duschen<br />

Sie an heißen Tagen lauwarm und<br />

lassen Sie sich zur Abwechslung<br />

mal an der Luft trocknen – ganz<br />

ohne Handtuch. Das verdunstende<br />

Wasser hat einen kühlenden Effekt<br />

und Sie bleiben länger frisch.<br />

Für eine kleine Erfrischung zwischendurch<br />

sorgt das kalte Armbad,<br />

auch „Kneippscher Espresso“<br />

genannt. Dazu erst den linken und<br />

dann den rechten Arm ca. 20 Sekunden<br />

in das Waschbecken <strong>mit</strong><br />

richtig kaltem Leitungswasser tauchen.<br />

Die Arme dabei leicht bewegen.<br />

Beide Arme danach aus dem<br />

Wasser nehmen und nur leicht<br />

abstreifen. Zum Schluss noch ein<br />

Gute-Laune-Rezept für den Sommer:<br />

Für ein paar Minuten barfuß<br />

(Füße sollten vorher warm sein)<br />

durch die <strong>mit</strong> kühlem Morgentau<br />

bedeckte Wiese marschieren. Das<br />

Kneipp’sche Taulaufen vertreibt<br />

nicht nur die Morgenmüdigkeit,<br />

sondern stärkt die Vitalität bei<br />

Sommerhitze. Danach trockene<br />

Baumwollsocken anziehen und einen<br />

warmen Tee genießen. n<br />

Karen Hoffschulte<br />

Zur Person<br />

Karen Hoffschulte<br />

ist wissenschaftliche<br />

Mitarbeiterin<br />

der Karl und<br />

Veronica Carstens-<br />

Stiftung – Natur<br />

und Medizin e.V..<br />

38 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Aktuelles zur Lohnabrechnung<br />

Gesetzgeber, Bundesfinanzhof<br />

und Verwaltung, alle drei haben<br />

„Neues“ im Bereich des Lohnsteuerabzuges<br />

und da<strong>mit</strong> auch für<br />

die Sozialversicherungsbeiträge<br />

geschaffen. Darüber möchten wir<br />

berichten, Sie für dieses Thema<br />

sensibilisieren, können die Punkte<br />

aber nur anreißen:<br />

Arbeitgeber dürfen im Rahmen<br />

des Reisekostenrechts steuerfreie<br />

Erstattungen an ihre Arbeitnehmer<br />

zahlen. Zudem ist das Reisekostenrecht<br />

vielfach Bestandteil in<br />

Förderbescheiden. Mit dem im Februar<br />

veröffentlichten „Gesetz zur<br />

Änderung und Vereinfachung …<br />

und des Reisekostenrechts“ wurde<br />

das Reisekostenrecht reformiert.<br />

Die Änderungen, die ab 2014 in<br />

Kraft treten, müssen <strong>2013</strong> vorbereitet<br />

<strong>werden</strong>. Es bietet sich an, einen<br />

„Fahrplan“ zu erarbeiten, da<br />

bereits für die Lohnabrechnung<br />

Januar 2014 das neue Recht Anwendung<br />

findet. Die „regelmäßige<br />

Arbeitsstätte“ wird z. B. durch den<br />

gesetzlich definierten Begriff der<br />

„ersten Tätigkeitsstätte“ ersetzt.<br />

Zudem muss der Arbeitgeber auf<br />

der Lohnsteuerbescheinigung den<br />

Großbuchstaben „M“ bescheinigen,<br />

wenn dem Arbeitnehmer<br />

Mahlzeiten zur Verfügung gestellt<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Das Gesetz macht die steuerfreie<br />

Lohnzahlung teilweise davon abhängig,<br />

dass der Arbeitgeber diese<br />

Zahlungen „zusätzlich zum ohne-<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

hin geschuldeten Arbeitslohn“ vornimmt.<br />

Der Bundesfinanzhof hat<br />

seine Rechtsprechung verschärft<br />

und sieht diese notwendige Voraussetzung<br />

für die steuerfreie Auszahlung<br />

nur noch eingeschränkt<br />

gegeben. Es müssen „freiwillige“<br />

Zahlungen sein, die also jederzeit<br />

vom Arbeitgeber gestoppt <strong>werden</strong><br />

können. Diese Auffassung bricht<br />

aber <strong>mit</strong> dem Arbeitsrecht. Die<br />

Finanzverwaltung möchte daher<br />

die verschärfende Rechtsprechung<br />

nicht anwenden, wenn der Arbeitnehmer<br />

einen Anspruch auf<br />

eine zweckbestimmte Leistung<br />

hat. Dies gilt nicht für Gehaltsumwandlungen,<br />

diese können nicht<br />

mehr steuerfrei ausgezahlt <strong>werden</strong>.<br />

In einem weiteren Fall, der Bewertung<br />

von Sachbezügen (Belegschaftsrabatte),<br />

hatte der<br />

Bundesfinanzhof bereits 2012 seine<br />

Rechtsprechung fortentwickelt,<br />

die von der Finanzverwaltung nun<br />

übernommen wird. So kann eine<br />

Bewertung auch <strong>mit</strong> dem Preis aus<br />

einem allgemein zugänglichen Internet-Angebot<br />

erfolgen.<br />

Wird dem Arbeitnehmer ein PKW<br />

durch den Arbeitgeber überlassen,<br />

so muss die private Nutzung<br />

besteuert <strong>werden</strong>. Die Finanzverwaltung<br />

hat nun neu geregelt, wie<br />

Kosten zu berücksichtigen sind,<br />

die der Arbeitnehmer selbst trägt.<br />

Hier muss die Dienstwagenvereinbarung<br />

überprüft und ggf. angepasst<br />

<strong>werden</strong>.<br />

Man sieht: „Alles dreht sich, alles<br />

bewegt sich“ auch im Bereich des<br />

Lohnsteuerabzugsverfahren und<br />

das, was gestern noch richtig war,<br />

kann morgen schon zu einem Haftungsfall<br />

für den Arbeitgeber <strong>werden</strong>.<br />

Sind die Lohnabrechnungen<br />

auf einen externen Dienstleister<br />

übertragen, muss ein guter und<br />

stetiger Informationsaustausch<br />

<strong>mit</strong> diesem gewährleistet sein, wir<br />

empfehlen Ihnen, die o. g. Punkte<br />

<strong>mit</strong> Ihrer Lohnabteilung und dem<br />

Dienstleister abzustimmen. n<br />

Volkmar Heun<br />

Tel.: 0 22 51 / 700 980<br />

Volkmar.Heun@dhpg.de<br />

www.dhpg-euskirchen.de<br />

Zur Person<br />

Finanzen<br />

Volkmar Heun<br />

Wirtschaftsprüfer<br />

und Steuerberater,<br />

persönlich<br />

haftender<br />

Gesellschafter der<br />

DHPG Dr. Harzem<br />

& Partner KG, Euskirchen<br />

39<br />

© Foto: Denis Junker - Fotolia.com


Finanzen<br />

Sozialämter müssen Bestattungsvorsorge<br />

verschonen<br />

Wenn im Alter das Geld nicht<br />

ausreicht, z. B. wegen Pflegebedürftigkeit,<br />

bleibt für Betroffene<br />

häufig nur der Gang zum Sozialamt.<br />

Ein Anspruch auf Sozialhilfe<br />

entsteht jedoch erst dann, wenn<br />

das persönliche Vermögen bis auf<br />

das sogenannte Schonvermögen<br />

aufgebraucht ist. Immer wieder<br />

<strong>werden</strong> Betroffene dazu gedrängt,<br />

auch Bestattungsvorsorgeverträge<br />

oder Sterbegeldversicherungen<br />

aufzulösen und diese zur Sicherung<br />

des Lebensunterhalts zu nutzen.<br />

Zahlreiche Gerichte haben jedoch<br />

immer wieder geurteilt, dass Sozialämter<br />

die Bestattungsvorsorge<br />

im Rahmen von Vorsorgeverträgen<br />

oder Sterbegeldversicherungen<br />

bis zu einem angemessenen<br />

Umfang verschonen müssen –<br />

über das ohnehin zugestandene<br />

Schonvermögen hinaus.<br />

Insbesondere drei Punkte setzen<br />

dem Anspruch der Sozialämter<br />

Grenzen: die Verfügbarkeit eines<br />

Vermögensgegenstandes, seine<br />

Verwertbarkeit und die Angemessenheit<br />

eines Vorsorgebetrages.<br />

Die Verfügbarkeit bezieht sich auf<br />

den Zeitraum, in dem Betroffene<br />

die fraglichen Mittel realisieren<br />

könnten. Bei der Verwertbarkeit<br />

dient die Wirtschaftlichkeit als<br />

Maßstab: Von einer Verwertung<br />

des Vermögens müsste Abstand<br />

genommen <strong>werden</strong>, wenn sie sich<br />

als unwirtschaftlich erweisen sollte.<br />

Die Kündigung einer Sterbegeldversicherung<br />

kann z. B. <strong>mit</strong><br />

hohen Einbußen verbunden sein,<br />

wenn die Versicherungssumme<br />

noch nicht voll eingezahlt ist.<br />

Bei der Angemessenheit gilt<br />

grundsätzlich, dass die Sozialämter<br />

eine Bestattungsvorsorge<br />

in bestimmter Höhe verschonen<br />

müssen. Was als angemessen gilt,<br />

ist jedoch nicht einheitlich geregelt<br />

und hängt u.a. von den ortsüblichen<br />

Verhältnissen und den<br />

Auflagen der örtlichen Friedhofssatzungen<br />

ab. Die Tendenz der gerichtlichen<br />

Entscheidungen geht<br />

darüber hinaus in Richtung Wahlfreiheit<br />

in der Ausführung der Bestattung<br />

und Grabgestaltung nach<br />

dem Wunsch des Vorsorgenden.<br />

Gerichte schätzen häufiger Summen<br />

von 3.000 bis 5.000 Euro als<br />

angemessen ein, haben Betroffenen<br />

aber auch schon 6.000 Euro<br />

und mehr als Bestattungsvorsorge<br />

zugestanden. Das Sozialgericht<br />

Aachen hielt im Jahr 2011 sogar<br />

einen Bestattungsvorsorgevertrag<br />

in Höhe von 8.800 Euro für angemessen.<br />

Vieles hängt von den Details des<br />

Einzelfalls ab. Pauschale Grenzen<br />

dessen, was angemessen ist, wie<br />

Bestattungsvorsorge schafft Sicherheit.<br />

rasch die Verwertung möglich sein<br />

muss oder wann die Auflösung<br />

unwirtschaftlich wäre, lassen sich<br />

nicht setzen. Festzuhalten bleibt<br />

aber, dass Betroffene rechtlich gute<br />

Chancen haben, ihre für eine Bestattung<br />

nach Wunsch notwendige<br />

finanzielle Vorsorge nicht auflösen<br />

zu müssen. n<br />

Alexander Helbach<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.aeternitas.de<br />

Zur Person<br />

Als Pressesprecher<br />

von Aeternitas e.V.,<br />

der VerbraucherinitiativeBestattungskultur,<br />

setzt<br />

sich Alexander<br />

Helbach für ein<br />

bürgerfreundliches und transparentes<br />

Bestattungswesen ein.<br />

40 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Internet und Technik<br />

„Wir zeigen es Euch – Die schönen Seiten des Internets“<br />

Wettbewerb und BAGSO-InternetWoche <strong>2013</strong><br />

„Noch vor wenigen Jahren war für<br />

uns vier Seniorinnen das Internet<br />

ein Buch <strong>mit</strong> sieben Siegeln. Mailen,<br />

Skypen, Online-Shopping –<br />

worüber redeten die Kinder und<br />

Enkelkinder eigentlich ständig? So<br />

wuchs bei uns die Neugier auf diese<br />

andere Welt. Um <strong>mit</strong>reden zu können,<br />

fanden wir uns daher immer<br />

<strong>mit</strong>twochs im Senioren-Internetcafé<br />

ein – und wären inzwischen<br />

allesamt ohne Computer und Internet<br />

„aufgeschmissen“. Auch <strong>mit</strong><br />

92, 84, 83 und 71 Jahren geht es<br />

nun täglich ins Netz.“ Roswitha B.<br />

berichtete im Rahmen des Wettbewerbs<br />

„Wir zeigen es Euch – Die<br />

schönen Seiten des Internets“ 2012<br />

eindrucksvoll, wie sich auch <strong>Älter</strong>e<br />

selbstsicher im Netz bewegen und<br />

die neuen Technologien als Chance<br />

wahrnehmen. n<br />

Auch <strong>2013</strong> ruft die BAGSO <strong>mit</strong><br />

ihren Partnern Deutschland sicher<br />

im Netz e.V., Stiftung Digitale<br />

Chancen und Google unter der<br />

Schirmherrschaft des Bundesministeriums<br />

des Inneren wieder zur<br />

Teilnahme am Wettbewerb auf.<br />

Gesucht <strong>werden</strong> Beiträge in zwei<br />

Kategorien:<br />

1. Erfahrungen älterer Internet-<br />

nutzerinnen und -nutzer im<br />

und um das Internet<br />

2. Methoden und Materialien<br />

von Multiplikatoren für<br />

Noch-Nicht-Nutzer<br />

Ihre Aktivitäten können bis zum<br />

15. September <strong>2013</strong> als Film-,<br />

Audio-, Bild, Web- oder Textbeitrag<br />

eingereicht <strong>werden</strong>. Jeder,<br />

der mindestens 60 Jahre alt ist,<br />

kann <strong>mit</strong>machen. Besonders kreative<br />

Beiträge sind ausdrücklich<br />

erwünscht. Zu gewinnen gibt es<br />

Preise im Gesamtwert von 5.000 €.<br />

Die Preisverleihung findet am<br />

28. November <strong>2013</strong> in Berlin statt.<br />

Zu dieser Veranstaltung <strong>werden</strong><br />

alle Preisträger eingeladen. Weitere<br />

Informationen zur Anmeldung<br />

finden Sie unter:<br />

www.bagso.de/verbraucher-<br />

themen/internet.html.<br />

Der Wettbewerb „Wir zeigen es<br />

Euch – Die schönen Seiten des Internets“<br />

ist Teil der BAGSO-InternetWoche,<br />

die am Internationalen<br />

Internettag, dem 29. Oktober, beginnt.<br />

Nach dem erfolgreichen<br />

Start dieser Kampagne möchte die<br />

BAGSO auch <strong>2013</strong> auf die Bedeutung<br />

und die Vielfältigkeit des Internets<br />

aufmerksam machen.<br />

Machen Sie <strong>mit</strong> und veranstalten<br />

Sie z. B. im Zeitraum vom 29.10. bis<br />

zum 4.11.<strong>2013</strong> einen Workshop, einen<br />

Kurs oder einen Tag der offenen<br />

Tür. Zeigen Sie dabei auf, wie ältere<br />

Menschen das Internet <strong>mit</strong> Spaß<br />

sinnvoll und sicher nutzen. Folgende<br />

Themen können zum Beispiel<br />

aufgegriffen <strong>werden</strong>: Chancen des<br />

Internets, Tablet-PC, Barrierefreies<br />

Internet, Ehrenamt und Internet,<br />

Vernetzung und soziale Netzwerke,<br />

Sicherheit im Netz. Ihren Ideen<br />

sind keine Grenzen gesetzt! Als<br />

BAGSO bündeln wir die Aktivitäten<br />

und tragen sie gemeinsam <strong>mit</strong><br />

Ihnen in die breite Öffentlichkeit. n<br />

BAGSO Service GmbH<br />

Stefanie Brandt<br />

E-Mail: brandt@bagso-service.de<br />

41<br />

© Foto: tina7si - Fotolia.com


© Foto: kathijung - Fotolia.com<br />

Senioren weltweit<br />

Seniorenpolitik in den Niederlanden<br />

Die Alterung der Bevölkerung<br />

ist ein wichtiges Thema für<br />

die niederländische Regierung, die<br />

Sozialpartner und die Nichtregierungsorganisationen,<br />

vor allem,<br />

wenn es um Gesundheit, Arbeit,<br />

soziale Teilhabe und Einkommen<br />

geht. In den letzten 15 Jahren<br />

wurden bereits viele Maßnahmen<br />

ergriffen und – <strong>mit</strong> Blick auf die<br />

Finanzkrise – beschleunigt implementiert.<br />

Was sind die wichtigsten<br />

Entwicklungen in den Bereichen<br />

Rente, Teilhabe, Wohnen und<br />

Pflege?<br />

Jeder, der in den Niederlanden arbeitet<br />

oder wohnt, erwirbt ab dem<br />

15. Lebensjahr jährlich 2 % Ansprüche<br />

für die spätere Grundrente, deren<br />

Höhe an die Entwicklung des<br />

Netto-Mindestlohns gekoppelt ist.<br />

Im Jahre 2012 betrug die jährliche<br />

Grundrente für Alleinstehende<br />

13.713 € brutto; ein Paar <strong>mit</strong><br />

gemeinsamem Haushalt erhielt<br />

20.159 €. Renten, die – aus welchen<br />

Gründen auch immer – unter<br />

diesem Betrag liegen, <strong>werden</strong><br />

entsprechend aufgestockt. <strong>Älter</strong>e<br />

haben ein wesentlich geringeres<br />

Armutsrisiko als Jüngere (6,9 %<br />

im Vergleich zu 17 % laut Angaben<br />

von Eurostat).<br />

Nach einigen Auseinandersetzungen<br />

im Parlament beschloss die<br />

niederländische Regierung 2012,<br />

das Renteneintrittsalter schrittweise<br />

von 65 Jahren auf 66 (bis<br />

2018) bzw. 67 Jahre (2021) anzuheben.<br />

Die Gewerkschaften und<br />

Seniorenorganisationen waren, geschwächt<br />

durch interne Differen-<br />

zen, an dieser Entscheidung nur in<br />

geringem Umfang beteiligt.<br />

Betriebliche Altersvorsorge<br />

Im Zuge früherer Beschlüsse, Vorruhestandsregelungen<br />

nicht länger<br />

steuerlich zu fördern, machte das<br />

alte System der betrieblichen Altersvorsorge<br />

einem neuen System<br />

Platz, <strong>mit</strong> dem ein Anreiz zu längerem<br />

Arbeiten gegeben <strong>werden</strong><br />

soll. Wer länger arbeitet, erwirbt<br />

höhere Rentenansprüche. Dies<br />

führte zu aufsehenerregenden Effekten,<br />

was das „tatsächliche“ Renteneintrittsalter<br />

betrifft, das im<br />

Jahre 2011 auf 63 Jahre gestiegen<br />

war. Im selben Jahr hatten bereits<br />

56 % der <strong>Älter</strong>en eine Arbeitsstelle.<br />

Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit<br />

In Anbetracht der Alterung der<br />

Gesellschaft versucht man in den<br />

Niederlanden, den Anteil <strong>Älter</strong>er<br />

an der arbeitenden Bevölkerung<br />

zu vergrößern. Seit 2001 erhöhten<br />

Kampagnen und der Einsatz von<br />

„Task-Forces“ in den Betrieben das<br />

Bewusstsein für eine altersgerechte<br />

Personalpolitik. Wirksam war<br />

auch die Einführung neuer Gesetze<br />

gegen Altersdiskriminierung<br />

auf dem Arbeitsmarkt ab 2004.<br />

Subventionen und steuerliche Anreize,<br />

um ältere Arbeitnehmer<br />

länger arbeiten zu lassen bzw. sie<br />

wieder einzugliedern, sind Teil<br />

einer Reihe von Maßnahmen,<br />

zu denen auch Programme zur<br />

42 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Verbesserung der Arbeits- und<br />

Beschäftigungsfähigkeit <strong>Älter</strong>er<br />

zählen. Dennoch bleibt es schwierig,<br />

etwas dagegen zu tun, dass<br />

Arbeitgeber jüngere Arbeitnehmer<br />

bevorzugen, ein Grund mehr, auf<br />

der Grundlage des intergenerationellen<br />

Dialogs und der Zusammenarbeit<br />

vorzugehen.<br />

Bürgerschaftliches<br />

Engagement <strong>Älter</strong>er<br />

Freiwilligenarbeit wird in den Niederlanden<br />

in erheblichem Umfang<br />

von <strong>Älter</strong>en geleistet. Ein Viertel<br />

aller Freiwilligenarbeit geht auf<br />

das Konto <strong>Älter</strong>er, immer weniger<br />

Zeit jedoch verbringen sie <strong>mit</strong><br />

freiwilliger Arbeit in den Bereichen<br />

Pflege, Kultur, Freizeit, Sport,<br />

Kirche, zurzeit nur noch etwa 1,5<br />

Stunden pro Woche. Das könnte<br />

da<strong>mit</strong> zusammenhängen, dass <strong>Älter</strong>e<br />

mehr informelle Pflegeaufgaben<br />

übernehmen und Enkelkinder<br />

betreuen.<br />

Eine nationale Strategie zur Förderung<br />

von Freiwilligenarbeit gibt<br />

es, abgesehen von Mitteln für Forschung,<br />

nicht. Vor allem lokale<br />

Behörden, private Fonds, Nichtregierungsorganisationen<br />

und<br />

Unternehmen unterstützen Freiwilligenarbeit<br />

<strong>mit</strong> Kampagnen,<br />

Subventionen, Schulungsmaßnahmen<br />

und materiellen Beiträgen.<br />

Im Allgemeinen jedoch wird das<br />

Potenzial für ehrenamtliche Arbeit,<br />

das Ruheständler darstellen,<br />

noch kaum genutzt.<br />

Wohnen<br />

Schon lange hat man erkannt,<br />

dass die Alterung der Gesellschaft<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Konsequenzen für den vorhandenen<br />

Wohnungsbestand hat. In den<br />

Niederlanden herrscht Konsens<br />

darüber, dass es <strong>Älter</strong>en ermöglicht<br />

<strong>werden</strong> sollte, so lange wie<br />

möglich, vorzugsweise bis zum<br />

Lebensende, in der eigenen häuslichen<br />

Umgebung zu bleiben.<br />

Es fehlt aber an spezifischer Gesetzgebung<br />

und nationalen Plänen<br />

auf dem Gebiet von Neubau,<br />

Umbau, Renovierung. Allerdings<br />

gibt es Förder<strong>mit</strong>tel für bauliche<br />

Maßnahmen für die Wohnungsbaugenossenschaften,<br />

die den<br />

Wohnungsmarkt für Menschen<br />

<strong>mit</strong> niedrigem Einkommen dominieren.<br />

Auch <strong>werden</strong> steuerliche<br />

Vorteile für private Wohnungsträger<br />

gewährt, die ihre Wohnungen<br />

behindertengerecht gestalten wollen.<br />

In Anbetracht des Fortgangs<br />

der Alterung der Gesellschaft<br />

müsste aber viel mehr geschehen,<br />

insbesondere bei der Implementierung<br />

neuer Pflegetechnologien.<br />

Langzeitpflege<br />

In den vergangenen vierzig Jahren<br />

sind die Kosten für die professio-<br />

Senioren weltweit<br />

nelle Langzeitpflege durchschnittlich<br />

um 4,2 % jährlich gestiegen.<br />

Die Regierung reserviert dafür im<br />

Haushalt inzwischen fast 29 Milliarden<br />

Euro pro Jahr. Eine Million<br />

Menschen erhält in den Niederlanden<br />

pflegerische Leistungen in<br />

Höhe von durchschnittlich 29.000<br />

Euro pro Person und Jahr.<br />

Aufgrund der Krise hat die Regierung<br />

drastische Maßnahmen<br />

ergriffen: Mittel wurden gekürzt,<br />

nationale Regelungen abgeschafft<br />

und die Zuständigkeit für die<br />

Gewährung der Leistungen wurde<br />

kurzerhand auf die Gemeinden<br />

verlagert. Die Bürger selbst<br />

sollen für Pflege mehr bezahlen<br />

und in verstärktem Maße Familie<br />

und Umfeld zu Pflegeleistungen<br />

heranziehen. Die für das<br />

Gesundheitswesen relevanten<br />

Organisationen wie Versicherungen,<br />

Pflegedienstleister und<br />

Wohnungsbaugenossenschaften<br />

müssen enger zusammenarbeiten.<br />

Die Verantwortung z. B. für<br />

Pflegeleistungen wird verstärkt<br />

auf Stadtteilebene angesiedelt.<br />

Der finanzielle Rahmen wird jedoch<br />

noch immer von der Regierung<br />

vorgegeben, die auch<br />

Forschungsprogramme finanziert,<br />

um die Veränderungen auf verantwortungsvolle<br />

Art und Weise<br />

implementieren zu können. Die<br />

Gesellschaft reagiert <strong>mit</strong> zahlreichen<br />

Bürgerinitiativen. Die Hoffnung<br />

stirbt zuletzt. n<br />

Ger Tielen, Direktor Demin<br />

Bureau voor Demografie<br />

en Innovatie<br />

ger.tielen@demin.nl<br />

43


Senioren weltweit<br />

Internationale Perspektiven auf<br />

die Kosten des Lebens im Alter<br />

Am 1.3.<strong>2013</strong> fand in der Vertretung der Europäischen Kommission in Bonn ein transnationaler Workshop<br />

im Rahmen einer GRUNDTVIG-Lernpartnerschaft statt, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für<br />

Hauswirtschaft e.V. (dgh).<br />

Über die dort am Vor<strong>mit</strong>tag diskutierte<br />

Situation armer, alter<br />

Menschen sowie die Möglichkeiten<br />

der Armutsbekämpfung und<br />

-prävention auf lokaler, regionaler<br />

und internationaler Ebene wurde<br />

in den BAGSO-Nachrichten<br />

2/<strong>2013</strong> berichtet.<br />

Am Nach<strong>mit</strong>tag wurden Konzepte<br />

für die Entwicklung von Referenzdaten<br />

und -budgets aus den<br />

Niederlanden, Österreich und<br />

Deutschland vorgestellt und durch<br />

die Moderatorin aus Belgien um<br />

eigene Erfahrungen ergänzt. Referenzdaten<br />

und -budgets geben<br />

Informationen zu Lebenshaltungskosten<br />

in bestimmten Haushaltssituationen,<br />

erstere bezogen auf<br />

einzelne Ausgabenkategorien und<br />

letztere als Zusammenstellungen<br />

in Haushaltsbudgets.<br />

Die längste Tradition haben Referenzbudgets<br />

in den Niederlanden.<br />

Verschiedene methodische Vorgehensweisen<br />

für minimale und höhere<br />

Einkommen wurden von der<br />

Verbraucherorganisation NIBUD<br />

entwickelt und über viele Jahre<br />

verbessert, sodass Informationen<br />

für unterschiedliche Haushalts-<br />

und Familienkonstellationen bereitgestellt<br />

<strong>werden</strong> können. Sie<br />

<strong>werden</strong> in Beratungssituationen<br />

wie Budget- und Schuldnerbera-<br />

tung, in der Sozialarbeit und bei<br />

Kreditvergaben ebenso eingesetzt<br />

wie zur Bestimmung kommunaler<br />

und nationaler Sozialleistungen<br />

bzw. Steuerermäßigungen. Die<br />

Daten lassen sich im Internet abrufen.<br />

Die für Österreich entwickelten<br />

Daten für notwendige Haushaltsausgaben<br />

wurden in den letzten<br />

Jahren in der Budgetberatung erprobt.<br />

Die minimalen Warenkörbe<br />

wurden unter Einbeziehung<br />

von Menschen <strong>mit</strong> niedrigem<br />

Einkommen er<strong>mit</strong>telt. Das Bildungs-<br />

und Beratungsangebot zu<br />

Haushaltsfinanzen wird in Österreich<br />

kontinuierlich ausgebaut und<br />

<strong>mit</strong> entsprechenden Instrumenten<br />

wie dem „finanzführerschein“ unterstützt.<br />

Für Senioren liegen noch<br />

keine speziellen Daten und Referenzbudgets<br />

vor.<br />

Die Referenzdaten-Entwicklung<br />

in Deutschland hat zum Ziel, Vergleichs-<br />

und Orientierungsgrößen<br />

für die Budget- und Schuldnerberatung<br />

zur Verfügung zu stellen<br />

und diese in Beratungsangebote<br />

und -prozesse zu integrieren.<br />

Basis sind Daten aus nationalen<br />

Verbrauchsstatistiken, die nach<br />

den Merkmalen Haushaltsgröße<br />

und -zusammensetzung, Einkommenshöhe,<br />

Wohnsituation<br />

und Betroffenheit von verschiedenen<br />

Ausgabengruppen aufbereitet<br />

wurden. Eine Schrift <strong>mit</strong> Daten<br />

und Anwendungsbeispielen ist bei<br />

der Geschäftsstelle der dgh erhältlich.<br />

Zur Beantwortung der Frage, was<br />

der Mensch mindestens zum Leben<br />

braucht, haben Fokusgruppen,<br />

wie sie in Belgien, Österreich und<br />

den Niederlanden bereits eingesetzt<br />

<strong>werden</strong>, eine große Bedeutung.<br />

Die Diskussion der Frage, ob sich<br />

die vorgestellten Ansätze auf andere<br />

Länder übertragen lassen, ergab<br />

folgende Ergebnisse:<br />

Die Gruppe alter Menschen in<br />

Armut ist nicht homogen, sie<br />

unterscheidet sich nach kulturellem<br />

Hintergrund, Wohnumfeld<br />

(städtisch, ländlich), Lebens-<br />

44 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


form und Gesundheitszustand.<br />

Dadurch ergeben sich typische<br />

Problemlagen und ein spezieller<br />

Hilfebedarf.<br />

Die Strukturen der sozialen Sicherung<br />

in Europa sind ebenso<br />

unterschiedlich wie die Hilfeangebote.<br />

In osteuropäischen Ländern<br />

mangelt es bei der Lösung<br />

der relativ neuen Probleme an<br />

Institutionen, die Verbraucherinteressen<br />

vertreten und Präventionsarbeit<br />

leisten können.<br />

In <strong>mit</strong>tel- und westeuropäischen<br />

Ländern ist die Differenzierung<br />

von Zielgruppen für Bildungs-<br />

und Beratungsangebote z. T.<br />

stark fortgeschritten. In Bezug<br />

auf alte Menschen hat die Pflege<br />

meist Vorrang vor finanziellen<br />

Aspekten.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

In allen Ländern zeichnet sich<br />

die Problemlage armer, alter<br />

Menschen dadurch aus, dass<br />

sie aus Scham und aufgrund<br />

bestehender Tabus für frühzeitige<br />

Hilfen relativ schwer zu erreichen<br />

sind, obwohl vielfältige<br />

Hilfekonzepte umgesetzt und<br />

erprobt <strong>werden</strong>.<br />

Bei den Hilfen geht es darum,<br />

eine Balance zwischen Eigenverantwortung<br />

und schützenden<br />

und stützenden Hilfen zu<br />

gewährleisten. Armutsprävention<br />

und -bekämpfung hängen in<br />

hohem Maße von den verfügbaren<br />

personellen und finanziellen<br />

Ressourcen der Organisationen<br />

ab, daher ist die Akquise ausreichender<br />

Mittel ist eine zentrale<br />

Herausforderung.<br />

wissensdurstig.de:<br />

Die BAGSO-Weiterbildungsdatenbank<br />

für „Bildungshungrige“<br />

Sie ermöglicht, bundesweit nach<br />

passenden Weiterbildungsveranstaltungen<br />

zu suchen. Dabei erlaubt<br />

die Kombination von Thema<br />

und Ort sowie von zusätzlichen<br />

Detailangaben (z. B. Zielgruppen,<br />

Niveau) eine passgenaue Suche.<br />

Das Suchergebnis enthält konkrete<br />

Informationen zur Veran-<br />

w ssensdurstig.de<br />

Die Bildungsdatenbank 55+<br />

staltung und erlaubt die direkte<br />

Online-Anmeldung. Veranstalter<br />

können nach einer Registrierung<br />

ihre Angebote selbst in die Weiterbildungsdatenbank<br />

der BAGSO<br />

Senioren weltweit<br />

Die Formulierung politischer<br />

Handlungsempfehlungen setzt<br />

umfassende Informationen zur<br />

Einschätzung typischer Problemlagen<br />

voraus. Auch Referenzbudgets<br />

können geeignete<br />

Argumente für sozialpolitische<br />

Diskussionen liefern.<br />

Im Anschluss an den Workshop<br />

fand in der BAGSO-Geschäftsstelle<br />

ein Empfang für die ausländischen<br />

Gäste statt. n<br />

Dr. Heide Preuße<br />

Prof. Dr. Stefanie Bödeker<br />

und Birgit Bürkin<br />

Fachausschuss Beratung für<br />

Haushalt und Verbrauch der dgh<br />

dgh, Allensteiner Str. 16<br />

49088 Osnabrück<br />

dgh@dghev.de, www.dghev.de<br />

einstellen. Neben Vorträgen und<br />

Tagungen können dies Sport-Veranstaltungen,<br />

Kurse oder Angebote<br />

zur beruflichen Weiterbildung<br />

sein. n<br />

Hier finden Sie Tagungen, Kurse, Sportgruppen, Fortbildungen, E-Learning-Angebote und vieles mehr.<br />

www.wissensdurstig.de wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.<br />

45


Porträt<br />

Autodidakt <strong>mit</strong> Neugier und Geduld:<br />

Der 86-jährige Gustav Rode nimmt PC-Anfängern die Angst<br />

Gustav Rode <strong>mit</strong> zwei seiner „Schülerinnen“<br />

© Foto: Ines Jonas<br />

2011 ver<strong>mit</strong>telte die Freiwilligen-<br />

Agentur der Stadt Bonn den<br />

damals 84-jährigen Gustav Rode<br />

zum Quartiersmanagement Lannesdorf/Obermehlem.<br />

Das Stadtteil-Projekt<br />

hatte einen Freiwilligen<br />

gesucht, der den meist älteren<br />

PC-Anfängern in der Umgebung<br />

helfen sollte, sich <strong>mit</strong> einem PC<br />

anzufreunden. Schnell wurde der<br />

gebürtige Hamburger so etwas wie<br />

der „Star“ unter den freiwillig Engagierten<br />

– selbstverständlich <strong>mit</strong><br />

einer kleinen „Fan“-Gemeinde.<br />

Denn die, die den Anfängerkurs<br />

bei ihm absolviert haben, möchten<br />

ihn als PC-Lehrer nicht mehr missen<br />

und würden gern alle weiteren<br />

Kurse nur bei ihm belegen. „Herr<br />

Rode ist so geduldig, so verständnisvoll,<br />

der versteht, wie schwer<br />

uns das fällt“, heißt es dann oft<br />

von den Teilnehmenden, die in der<br />

Mehrheit tatsächlich vorher noch<br />

nie eine Computermouse in der<br />

Hand hatten.<br />

Gustav Rode spricht daher auch<br />

von den „wahren Anfängern“, bei<br />

denen zunächst der Umgang <strong>mit</strong><br />

der oft widerspenstigen Mouse auf<br />

dem „Stundenplan“ steht. Danach<br />

führt er seine „Jungspunde“, wie<br />

er seine bis zu 30 Jahren jüngeren<br />

Teilnehmenden liebevoll nennt,<br />

Schritt für Schritt in die Welt der<br />

Textverarbeitung, der E-Mails und<br />

des Internets ein. Mit seinem selbst<br />

entwickelten Unterrichtskonzept<br />

– von allem ein bisschen, aber<br />

genug, um z. B. den Kindern und<br />

Enkeln mailen zu können und im<br />

Internet eine Reise zu buchen – ist<br />

es ihm nicht nur gelungen, ihnen<br />

die Angst vor dem PC zu nehmen,<br />

sondern sie auch neugierig auf<br />

weitere Schritte zu machen.<br />

„Da<strong>mit</strong> habe ich mein Ziel erreicht.<br />

Denn ganz viele meiner<br />

Generation sind heute leider immer<br />

noch der Auffassung, dass der<br />

Computer nichts für sie sei und<br />

dass sie sich da<strong>mit</strong> nicht beschäftigen<br />

müssen.“ Eine Ansicht, die<br />

Rode nicht teilen kann. Im Gegenteil:<br />

„Die <strong>Älter</strong>en haben sich durch<br />

das weitverbreitete Desinteresse an<br />

Computer und Internet von den<br />

Jüngeren abgekoppelt. Dadurch<br />

sind sie heute von vielen Informationen<br />

abgeschnitten und, viel<br />

schlimmer, sie können sich auch<br />

deshalb an der Meinungsbildung<br />

nicht mehr ausreichend beteiligen.<br />

So ist doch inzwischen eine regelrechte<br />

Zwei-Klassen-Gesellschaft<br />

entstanden“, lautet seine Erfahrung.<br />

Er selbst war schon immer<br />

neugierig – auf alles. „Ich lerne<br />

gern Neues kennen, muss immer<br />

etwas dazulernen und bin immer<br />

wieder gern Anfänger. Mich befeuert<br />

das“, sagt Rode.<br />

Und so war es für ihn auch selbstverständlich,<br />

dass er, nachdem<br />

er <strong>mit</strong> 65 Jahren seine Beschäftigung<br />

als Hauptabteilungsleiter<br />

im Prüflabor einer Bonner Elektrofirma<br />

beendet hatte, für ein<br />

paar Jahre eine weitere Herausforderung<br />

annahm. Der Ingenieur<br />

wurde Geschäftsführer einer neu<br />

gegründeten Zertifizierungsstelle<br />

für industrielle Schaltgeräte in<br />

Frankfurt. Bis dahin hatten ihm<br />

Computer für messtechnische<br />

Verfahren gedient, nun benötigte<br />

er den PC plötzlich für andere<br />

Dinge wie Korrespondenz und Internet.<br />

„Also habe ich mir das nach<br />

und nach selbst beigebracht. Bevor<br />

ich jemanden frage, versuche ich<br />

es lieber immer wieder auf eigene<br />

Faust“, lautet Rodes Lebensmotto.<br />

„Vielleicht kommt das von der Segelfliegerei<br />

in meiner Jugend. Damals<br />

hatte ich Einsitzerschulungen<br />

ohne Fluglehrer an Bord. Wer hätte<br />

mir da oben helfen sollen, wenn<br />

nicht ich selbst?“ n<br />

Ines Jonas<br />

Information und Kontakt:<br />

www.rogubo.de und<br />

E-Mail: mail@gustavrode.de<br />

46 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Neu in der BAGSO<br />

VCD – der ökologische Verkehrsclub<br />

Ein gutes Bus- und Bahnangebot,<br />

mehr Platz für Fahrräder, spritsparende<br />

Autos, mehr Sicherheit für Kinder: so<br />

sieht nachhaltige Mobilität für den<br />

VCD aus. Derzeit unterstützen 60.000<br />

Mitglieder und Förderer den einzigen<br />

ökologischen Verkehrsclub. Sie auch?<br />

Ob <strong>mit</strong> Bus oder Bahn, <strong>mit</strong> dem<br />

Fahrrad, zu Fuß oder <strong>mit</strong> dem<br />

Auto: ältere Menschen sind heute<br />

im Vergleich zu früheren Generationen<br />

aktiver und wollen möglichst<br />

lange eigenständig mobil bleiben.<br />

Mobilität ist eine wichtige Grundlage,<br />

um die Bindungen im Familien-<br />

und Freundeskreis zu erhalten<br />

und am gesellschaftlichen Leben<br />

teilzunehmen. Der 1986 gegründete<br />

ökologische Verkehrsclub<br />

VCD engagiert sich dafür, dass<br />

Menschen jeden Alters umweltund<br />

sozialverträglich, selbststän-<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

dig, sicher und gesund mobil sein<br />

können. Dabei setzt er nicht nur<br />

auf ein einziges Verkehrs<strong>mit</strong>tel,<br />

sondern auf eine intelligente Kombination<br />

und das sinnvolle Miteinander<br />

aller Arten von Mobilität.<br />

Der VCD engagiert sich daher für<br />

gute, sichere Fuß- und Radwegeverbindungen<br />

und setzt sich dafür<br />

ein, dass der öffentliche Personenverkehr<br />

ausgebaut und servicefreundlicher<br />

gestaltet wird. Mit<br />

„Vision Zero – null Verkehrstote“<br />

hat der VCD ein neues Verkehrssicherheitskonzept<br />

erarbeitet: Der<br />

Verkehr muss sich dem Menschen<br />

anpassen, nicht umgekehrt. Dazu<br />

brauchen wir auch ein besseres<br />

Verkehrsklima und mehr Rücksicht<br />

aller Verkehrsteilnehmer.<br />

Davon profitieren nicht nur ältere<br />

Menschen. Als Verbraucherverband<br />

bietet der VCD zudem Informationen<br />

und Beratung rund um<br />

umweltverträgliche Mobilität.<br />

Seit 2008 gibt es den VCD-Arbeitskreis<br />

„Seniorenmobilität“ und<br />

seit Mitte 2012 engagiert sich der<br />

VCD zusammen <strong>mit</strong> der BAGSO<br />

und dem Deutschen Mieterbund<br />

in dem Projekt „Klimaverträglich<br />

mobil 60+“. Dieses Vorhaben unterstützt<br />

ältere Menschen dabei,<br />

im Alltag und auf Reisen möglichst<br />

klimaschonend unterwegs<br />

zu sein. Darüber hinaus wendet<br />

sich das Projekt an Anbieter im<br />

Bereich der mobilen Altenhilfe.<br />

Für diese <strong>werden</strong> u.a. Workshops<br />

<strong>mit</strong> Maßnahmen zum Flottenma-<br />

Neu in der BAGSO<br />

nagement, Spritsparen oder zu Alternativen<br />

zum Pkw angeboten.<br />

Aktuell setzt sich der VCD im Rahmen<br />

der Europäischen Bürgerinitiative<br />

„30km/h – macht die Straßen<br />

lebenswert!“ gemeinsam <strong>mit</strong> vielen<br />

Organisationen dafür ein, dass<br />

Tempo 30 innerorts zur Basisgeschwindigkeit<br />

wird. Mit Tempo 30<br />

als Basisgeschwindigkeit und Tempo<br />

50 dort, wo schnelleres Fahren<br />

erforderlich ist, lassen sich gute Lösungen<br />

vor Ort finden. Das macht<br />

den Verkehr sicherer – gerade für<br />

diejenigen, die zu Fuß oder <strong>mit</strong><br />

dem Rad unterwegs sind. Neben<br />

Kindern sind dies besonders häufig<br />

ältere Menschen und da<strong>mit</strong> sind<br />

sie überdurchschnittlich oft Opfer<br />

von Verkehrsunfällen. Doch auch<br />

für Autofahrende hat Tempo 30 als<br />

Basisgeschwindigkeit Vorteile: Der<br />

Schilderwald wird deutlich gelichtet,<br />

der Verkehr übersichtlicher und<br />

flüssiger und die Stauanfälligkeit<br />

sinkt. Zudem reduziert Tempo 30<br />

Luftverschmutzung und Lärm und<br />

sorgt so für mehr Lebensqualität in<br />

unseren Städten und Dörfern. n<br />

VCD e.V.<br />

Rudi-Dutschke-Straße 9<br />

10969 Berlin<br />

Tel.: <strong>03</strong>0 / 28 <strong>03</strong> 51-0<br />

mail@vcd.org, www.vcd.org<br />

Klimaverträglich mobil 60+:<br />

www.60plus.vcd.org<br />

Abstimmen für Tempo 30:<br />

www.tempo30.vcd.org<br />

Europäische Bürgerinitiative:<br />

www.30kmh.eu<br />

47


Neu in der BAGSO<br />

Neu in der BAGSO<br />

IG Metall Seniorinnen und Senioren<br />

Mitglieder des Ausschusses für Außerbetriebliche<br />

Gewerkschaftsarbeit der<br />

IG Metall<br />

Die Seniorenarbeit der IG Metall<br />

findet unter dem Dach der AußerbetrieblichenGewerkschaftsarbeit<br />

(AGA) statt. Darunter fallen<br />

alle Mitglieder, die nicht in Betrieben<br />

beschäftigt und entweder erwerbslos<br />

oder Rentnerinnen und<br />

Rentner sind. Im ersten Halbjahr<br />

<strong>2013</strong> waren rund 500.000 Seniorinnen<br />

und Senioren zahlende<br />

Mitglieder der IG Metall.<br />

Die Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />

ist im Vorstand der<br />

IG Metall dem Bereich Sozialpolitik<br />

zugeordnet. Zuständiges<br />

geschäftsführendes Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />

ist Dr. Hans-Jürgen Urban.<br />

Bundesweit gliedert sich die IG Metall<br />

in sieben Bezirke <strong>mit</strong> insgesamt<br />

155 örtlichen Geschäftsstellen.<br />

Vor Ort gibt es Arbeitskreise oder<br />

Ausschüsse für Senioren bzw. für<br />

Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit.<br />

In den örtlichen Wahlgremien,<br />

Delegiertenversammlung<br />

und Ortsvorstand, wirken Rentnerinnen<br />

und Rentner <strong>mit</strong>.<br />

Ein zentraler „Ausschuss für AußerbetrieblicheGewerkschaftsarbeit<br />

beim Vorstand der IG Metall“,<br />

dem ehrenamtliche und hauptamtliche<br />

Vertreter aus allen Bezirken<br />

der IG Metall angehören,<br />

koordiniert diese Arbeit. Der Ausschuss<br />

hat in seiner letzten Sitzung<br />

die „Thesen zur Seniorenpolitik“<br />

verabschiedet, die zuvor auf einer<br />

seniorenpolitischen Tagung diskutiert<br />

worden waren. Darin heißt es<br />

unter anderem:<br />

Nach der Ausbildungs- und Arbeitsphase<br />

ist die Seniorenphase<br />

die dritte Lebensphase von<br />

Arbeitnehmern, die ebenfalls <strong>mit</strong><br />

erheblichen sozialen Problemen<br />

verbunden ist, die einer gewerkschaftlichen<br />

Interessenvertretung<br />

bedürfen. Als Interessenvertreter<br />

machen sich Seniorinnen und Senioren<br />

deshalb <strong>mit</strong> ihrer IG Metall<br />

für ein Leben in Würde auch<br />

im Alter stark! Sie engagieren sich<br />

insbesondere<br />

gegen Altersdiskriminierung<br />

und für ein Bündnis der<br />

Generationen<br />

gegen Altersarmut und für<br />

eine auskömmliche Rente<br />

für eine bedarfsgerechte<br />

Gesundheits- und Pflege-<br />

versorgung<br />

für eine seniorengerechte<br />

Infrastruktur.<br />

Aktive IG-Metall-Rentnerinnen<br />

und -Rentner arbeiten auch in<br />

Seniorenbeiräten auf kommunaler<br />

und Landesebene <strong>mit</strong>. Die IG<br />

Metall spricht sich für Senioren<strong>mit</strong>wirkungsgesetze<br />

in allen Bundesländern<br />

aus.<br />

Die Aktivitäten der IG Metall Senioren<br />

vor Ort sind vielfältig:<br />

Renten- und Sozialberatung, Informationsveranstaltungen<br />

zu Themen<br />

wie Rente, Gesundheit, Vorsorgevollmacht,<br />

Sicherheit im Alter.<br />

Selbstverständlich gehört auch<br />

Geselligkeit dazu <strong>mit</strong> Ausflügen,<br />

gemeinsamen Feiern bis hin zum<br />

Schafkopfturnier. Auch Weiterbildung<br />

in Seminaren findet statt und<br />

<strong>mit</strong> Engagement beteiligen sich die<br />

aktiven Rentnerinnen und Rentner<br />

an politischen Aktionen und unterstützen<br />

vielerorts die Geschäftsstellen<br />

bei der Mitgliederbetreuung.<br />

Die IG Metall arbeitet in den Regionen<br />

und auf zentraler Ebene<br />

<strong>mit</strong> den Seniorinnen und Senioren<br />

der anderen DGB Mitgliedsgewerkschaften<br />

zusammen und<br />

kooperiert in sozialpolitischen<br />

Fragen <strong>mit</strong> Sozialverbänden und<br />

Organisationen, die sich für ein<br />

solidarisches Miteinander aller<br />

Generationen einsetzen. n<br />

Kontakt: Thomas Krischer<br />

IG Metall Vorstand, FB Sozialpolitik,<br />

60519 Frankfurt a.M.<br />

Thomas.Krischer@igmetall.de<br />

www.igmetall.de<br />

48 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


„Und wie sind Sie mobil?“ – Der Schriftzug in Sütterlin weckte bei den<br />

Kirchentagsbesuchern rege Aufmerksamkeit.<br />

Soviel du brauchst – so lautete<br />

die Losung des 34. Deutschen<br />

Evangelischen Kirchentages, der<br />

Anfang Mai in Hamburg stattfand.<br />

Knapp 120.000 Dauergäste sowie<br />

35.000 Tagesbesucherinnen und<br />

-besucher zählten die Veranstalter.<br />

Mit dabei war auch das Projekt<br />

„Klimaverträglich mobil 60+“ des<br />

ökologischen Verkehrsclubs VCD,<br />

der BAGSO und des Deutschen<br />

Mieterbundes (DMB). Es präsentierte<br />

sich auf dem sogenannten<br />

Markt der Möglichkeiten in den<br />

Messehallen. Hingucker des innovativ<br />

gestalteten Infostandes war<br />

ein großes Plakat, auf dem in Sütterlin-Schrift<br />

gefragt wurde: „Und<br />

wie sind Sie mobil?“ Nahezu alle<br />

Besucher wurden auf den Spruch<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Informationen aus der BAGSO<br />

© Foto: Anna Fehmel<br />

aufmerksam und versuchten, ihn<br />

zu entziffern. Vielen <strong>Älter</strong>en war<br />

Sütterlin noch aus der Schulzeit<br />

vertraut, aber auch Jüngere kannten<br />

die Schrift aus dem Kunstunterricht<br />

oder über ihre Großeltern.<br />

Auf diese Weise war es für das<br />

Standteam sehr einfach möglich,<br />

<strong>mit</strong> den Kirchentagsteilnehmern<br />

ins Gespräch zu kommen.<br />

Zusätzliche Aufmerksamkeit erregte<br />

eine Fotoaktion: Interessierte<br />

Standbesucher hatten die Möglichkeit,<br />

sich auf einem grünen Sofa<br />

<strong>mit</strong> einer Comic-Sprechblase fotografieren<br />

zu lassen, in die sie eine<br />

Botschaft schreiben konnten. In<br />

Anlehnung an das Kirchentagsmotto<br />

lautete der vorgegebene Satz-<br />

teil: „Um klimaverträglich mobil<br />

zu sein, brauche ich …“ Am häufigsten<br />

wurden in der Ergänzung<br />

das Fahrrad genannt und bessere<br />

Bedingungen für dieses Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />

gefordert. Auf Platz zwei<br />

rangierte der Wunsch nach besseren<br />

und preiswerteren Bus- und<br />

Bahnverbindungen. Auch Antworten<br />

wie „Mut, Neues auszuprobieren“,<br />

„gute Schuhe“, „barrierefreie<br />

Zugänge zum ICE“ oder ganz konkret<br />

„ein 1-Liter-Auto“ wurden<br />

genannt. Die Standbesucher konnten<br />

ihr Statement auch auf Zetteln<br />

hinterlassen, die an die Seitenwand<br />

des Standes geklebt wurden und im<br />

Laufe des Kirchentages große grüne<br />

Wolken bildeten.<br />

Außerhalb der Messehallen präsentierte<br />

sich die BAGSO <strong>mit</strong> einem<br />

eigenen Stand im „Zentrum<br />

<strong>Älter</strong><strong>werden</strong>“ im Congress Center<br />

Hamburg. Das thematisch breit<br />

gefächerte Programm <strong>mit</strong> Informationsständen<br />

und Podiumsveranstaltungen,<br />

an denen auch<br />

die BAGSO-Vorsitzende Prof. Dr.<br />

Ursula Lehr <strong>mit</strong>wirkte, fanden<br />

bei den Kirchentagsteilnehmern<br />

regen Zulauf. Mit der Aktion<br />

„Was mir im Alltag zu schaffen<br />

macht“ konnten nicht nur ältere<br />

Kirchentagsbesucherinnen und<br />

-besucher ihren Unmut über das<br />

Öffnen von Verschlüssen bzw.<br />

die Handhabung von Alltagsgegenständen<br />

äußern. An oberster<br />

49


© Foto: Heike Felscher<br />

Informationen aus der BAGSO<br />

Stelle der Kritikpunkte stand die<br />

fehlende Nutzerfreundlichkeit<br />

von Fernbedienungen, gefolgt von<br />

Vorankündigung<br />

BAGSO-Fachtagung am 12. /13. November in Bonn zur vorsorgenden Lebensplanung<br />

Nicht alles im Leben ist planbar.<br />

Einiges jedoch schon – und<br />

psychologische Forschungsergebnisse<br />

zeigen, dass Menschen, die<br />

sich auf eine neue Lebensphase,<br />

eine veränderte und zum Teil auch<br />

schwierige Lebenssituation vorbereiten,<br />

diese besser bewältigen.<br />

Vorsorgende Lebensplanung beginnt<br />

im Kopf <strong>mit</strong> der gedanklichen<br />

Vorwegnahme möglicher<br />

Veränderungen im Leben: sei es<br />

der in einigen Jahren anstehende<br />

„Ruhestand“, sei es die Frage, wie<br />

die freie Zeit sinngebend genutzt,<br />

wie die eigene Wohnung barrierefrei<br />

umgestaltet <strong>werden</strong> kann, sei es<br />

Schwierigkeiten beim Öffnen von<br />

Gurken- und Marmeladengläsern<br />

sowie Vakuumverpackungen.<br />

„Was mir im Alltag zu schaffen macht.“ Auch jüngere Menschen haben<br />

Schwierigkeiten beim Öffnen eines Gurkenglases.<br />

die Überlegung, was wir tun können,<br />

um möglichst lange gesund zu<br />

bleiben.<br />

Warum fällt es vielen Menschen so<br />

schwer, die Chancen, die in einer<br />

vorsorgenden Lebensplanung liegen,<br />

zu nutzen? Was können wir<br />

als Seniorenorganisationen tun,<br />

um sie zu diesem Schritt zu motivieren?<br />

Welche Erfahrungen, die<br />

wir für unsere Beratungsarbeit<br />

nutzen können, liegen bereits vor?<br />

Diesen Fragen <strong>werden</strong> wir nachgehen.<br />

Das Impulsreferat hält Prof.<br />

Dr. Andreas Kruse, Universität<br />

Heidelberg.Ziel der Tagung ist die<br />

Entwicklung von Strategien, wie<br />

Die BAGSO beabsichtigt, dieses<br />

Thema weiterzuverfolgen und<br />

wird im Sommer eine Umfrage<br />

zum Thema „Komfort im Alltag.<br />

Gebrauchsgegenstände auf dem<br />

Prüfstand“ starten. Das Projektteam<br />

„Klimaverträglich mobil 60+“<br />

zeigte sich <strong>mit</strong> der Präsentation<br />

sehr zufrieden. Innerhalb von drei<br />

Tagen konnten an beiden Messeständen<br />

zahlreiche, nicht nur ältere<br />

Besucherinnen und Besucher individuell<br />

zur klimaverträglichen Mobilität<br />

beraten <strong>werden</strong>. n<br />

Zahlreiche Informationen zur<br />

klimaverträglichen Mobilität bietet<br />

das Online-Portal des Projekts<br />

www.60plus.vcd.org<br />

Anna Fehmel, VCD<br />

Heike Felscher, BAGSO<br />

man Menschen innerhalb und außerhalb<br />

von Verbänden, Gewerkschaften<br />

und Vereinen, aber auch<br />

im Familien- und Freundeskreis<br />

für eine vorsorgende Lebensplanung<br />

gewinnen kann.<br />

Außerdem dient sie der Vorbereitung<br />

des vorgesehenen Dialogs der<br />

in der BAGSO zusammengeschlossenen<br />

Seniorenorganisationen <strong>mit</strong><br />

Mitgliedern der Sachverständigenkommission<br />

für den Siebten<br />

Altenbericht unter der Überschrift<br />

„Sorge und Mitverantwortung in<br />

der Kommune – Aufbau und Sicherung<br />

zukunftsfähiger Gemeinschaften“.<br />

n<br />

50 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Das BAGSO-Projekt „Im Alter<br />

IN FORM – Gesunde Lebensstile<br />

fördern“ unterstützt den nationalen<br />

Aktionsplan „IN FORM<br />

Deutschlands Initiative für gesun-<br />

Analyse vorhandenerDienstleistungsangebote<br />

und des Bedarfes<br />

älterer Evaluierung Menschen<br />

bezüglich o.g. Be-<br />

reiche.<br />

Evaluierung<br />

der Erfolge<br />

auch im Hinblick<br />

auf die<br />

sich ändernden<br />

Bedarfe.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

8<br />

1<br />

Erstellung einer<br />

Prioritätenliste der<br />

Ideen und Anre7<br />

gungen.Umsetzung in entsprechendenArbeitsgruppen.<br />

Erstellung einer<br />

Prioritätenliste der<br />

Ideen und Anregungen.Umsetzung<br />

in entsprechendenArbeitsgruppen.<br />

Initiierung der Optimierung<br />

der Dienstleis-<br />

tungsangebote durch<br />

eine<br />

Steuerungsgruppe.<br />

Erhaltung der Leistungsfähigkeit<br />

älterer Menschen im<br />

2<br />

eigenen Wohnumfeld durch<br />

Sicherstellung einer ausgewogenen<br />

Ernährung, sachgerechten<br />

Mund- 3 und Zahnpflege,<br />

ausreichend Bewegung<br />

und soziale Teilhabe.<br />

Erhaltung der Leistungsfähigkeit<br />

älterer Menschen im<br />

eigenen Wohnumfeld durch<br />

Sicherstellung einer ausgewogenen<br />

Ernährung, sachgerechten<br />

7 Mund- und Zahnpflege,<br />

ausreichend Bewegung<br />

und soziale Teilhabe.<br />

6<br />

Angebot und Durchführung<br />

von Schulungen<br />

für Akteure<br />

und Fachkräfte in den<br />

o.g. Bereichen.<br />

5<br />

4<br />

Sensibilisierung<br />

aller Akteure bezüglich<br />

der Bedeutung<br />

der gesundheitsförderlichenDienstleistungsangebote<br />

in<br />

den o.g. Bereichen.<br />

Analyse der Stärken<br />

und Schwächen der<br />

Dienstleistungsangebote<br />

bezüglich<br />

der Gesundheitsförderung<br />

älterer<br />

Menschen im eigenen<br />

Wohnumfeld.<br />

Erarbeitung von<br />

Ideen und Anregungen<br />

zur Verbesserung<br />

der<br />

Angebote.<br />

Informationen aus der BAGSO<br />

Neues Konzept zur Optimierung und Vernetzung von<br />

Dienstleistungsangeboten auf kommunaler Ebene<br />

des Essen und mehr Bewegung“. Neben Wissensver<strong>mit</strong>tlung, In-<br />

Handlungsschritte zur Es Optimierung wird vom Bundesministerium<br />

und Vernetzung von formationDienst- und Weiterbildung von<br />

leistungsangeboten zur für Förderung Ernährung, der Landwirtschaft<br />

Gesundheit und Akteuren Leis- in der Arbeit <strong>mit</strong> älteren<br />

tungsfähigkeit älterer und Menschen Verbraucherschutz auf kommunaler (BMELV) Ebene<br />

Menschen zielt das Projekt auch<br />

gefördert.<br />

auf die Schaffung eines gesundheitsförderlichen<br />

Umfeldes für ältere<br />

Menschen.<br />

Initiierung der Optimierung<br />

der Dienstleistungsangebote<br />

durch<br />

eine<br />

Analyse vorhan-<br />

Steuerungsgruppe.<br />

denerDienstleistungsangebote und des Bedarfes<br />

Handlungsschritte zur Optimierung und Vernetzung von Dienstleistungsangeboten<br />

älterer Menschen<br />

zur Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />

bezüglich o.g. älterer Be- Menschen auf kommunaler Ebene<br />

reiche.<br />

2<br />

der Erfolge<br />

auch im Hinblick<br />

auf die<br />

sich ändernden<br />

Bedarfe.<br />

8<br />

1<br />

6<br />

Angebot und Durchführung<br />

von Schulungen<br />

für Akteure<br />

und Fachkräfte in den<br />

o.g. Bereichen.<br />

5<br />

3<br />

4<br />

Eine Zielsetzung ist daher, die<br />

Optimierung und Vernetzung<br />

von Dienstleistungsangeboten<br />

auf kommunaler Ebene zu unterstützen.<br />

So bieten z. B. Liefer-,<br />

Haushalts-, Besuchs- und Begleitservices,<br />

Mittagstische und<br />

Seniorentreffs älteren Menschen<br />

bereits wertvolle Unterstützung<br />

im Alltag. Sowohl aus zahlreichen<br />

Gesprächen Analyse der Stärken <strong>mit</strong> Akteuren der Seniorenarbeit<br />

und Schwächen in der Schulungen und<br />

Dienstleistungsan-<br />

Fachtagungen gebote bezüglich als auch auf der<br />

Basis der Gesundheits- der Ergebnisse einer Onlineförderung<br />

älterer<br />

Befragung Menschen im von eige- Verantwortlichen<br />

in nen der Wohnumfeld. Arbeit <strong>mit</strong> Senioren (http://<br />

projekte.bagso.de/fit-im-alter/<br />

startseite.html), lässt sich feststellen,<br />

dass der Aspekt der Gesundheitsförderung<br />

älterer Menschen<br />

durch Ernährung, ausreichend<br />

Bewegung sowie sachgerechte<br />

Mund- und Zahnpflege noch<br />

kaum Berücksichtigung in sozialen<br />

Angeboten findet. Nach Auffassung<br />

der BAGSO liegt jedoch<br />

gerade hier ein großes Potenzial,<br />

gesundheitsförderliche Aktivitäten<br />

<strong>mit</strong> einfließen zu lassen, ohne<br />

zusätzliche Angebote etablieren zu<br />

müssen.<br />

Sensibilisierung<br />

aller Akteure bezüglich<br />

der Bedeutung<br />

der gesundheitsförderlichenDienstleistungsangebote<br />

in<br />

den o.g. Bereichen.<br />

Erarbeitung von<br />

Ideen und Anregungen<br />

zur Verbesserung<br />

der<br />

Angebote.<br />

51


Informationen aus der BAGSO<br />

Die BAGSO erprobt in vier ausgewählten<br />

Pilotkommunen (Bad<br />

Windsheim, Diez, Peine und Sondershausen)<br />

ein Konzept zur Verbesserung<br />

gesundheitsförderlicher<br />

Angebote für ältere Menschen, die<br />

im eigenen Wohnumfeld leben.<br />

In einem 12- bis– 14-monatigen<br />

„Prozess“ <strong>werden</strong> gemeinsam <strong>mit</strong><br />

den Trägern und Akteuren der Seniorenarbeit<br />

vor Ort folgende Fragen<br />

erörtert:<br />

1. In welcher Weise können in die<br />

vielfältigen bestehenden Angebote<br />

auf kommunaler Ebene<br />

gesundheitsförderliche Aktivi-<br />

„Senior Comfort“-Hotels<br />

Mehr Komfort für Reisende<br />

Senioren erobern den Reisemarkt<br />

und sind dabei um einiges anspruchsvoller<br />

als junge Touristen.<br />

Vor allem an den Reisekomfort<br />

haben sie hohe Erwartungen. Als<br />

Antwort auf die steigenden Ansprüche<br />

der Reisenden hat Europas<br />

führendes Internet-Hotelportal<br />

HRS gemeinsam <strong>mit</strong> der BAGSO<br />

und dem Kuratorium Deutsche<br />

Altershilfe (KDA) ein neues Label<br />

entwickelt, <strong>mit</strong> dem sich geeignete<br />

Häuser als „Senior Comfort“-<br />

Hotel auszeichnen lassen können.<br />

Neben Barrierefreiheit müssen<br />

diese Häuser vor allem zusätzlichen<br />

Komfort wie Sitzmöglichkei-<br />

täten im Hinblick auf eine ausgewogene<br />

Ernährung und<br />

ausreichend Bewegung integriert<br />

<strong>werden</strong>?<br />

2. Können durch Vernetzung vorhandener<br />

Angebote ältere Menschen<br />

in den verschiedenen<br />

Lebenssituationen <strong>mit</strong> unterschiedlichem<br />

Betreuungs- und<br />

Versorgungsbedarf besser informiert,<br />

beraten oder betreut <strong>werden</strong>?<br />

3. Welche ergänzenden Dienstleistungsangebote<br />

für ältere Menschen<br />

<strong>mit</strong> ganz individuellem<br />

ten im Bad, Gepäckträger-Service,<br />

lesefreundliche Speisekarten oder<br />

Restaurantservice am Platz bieten.<br />

Auf www.HRS.de können Nutzer<br />

künftig gezielt nach „Senior<br />

Comfort“-Hotels filtern, denn<br />

auch ältere Menschen organisieren<br />

und buchen ihre Reisen immer<br />

häufiger online. Daher begrüßt die<br />

BAGSO die zusätzliche Orientierungshilfe<br />

bei der Hotelauswahl.<br />

Auch jüngere Menschen und Junggebliebene,<br />

die auf Annehmlichkeiten<br />

Wert legen, profitieren von<br />

dem neuen Markenzeichen bei<br />

HRS.<br />

Unterstützungsbedarf können<br />

sinnvoll sein?<br />

4. Wie können entsprechende Angebote<br />

nach und nach etabliert<br />

<strong>werden</strong>?<br />

Die erarbeiteten Ideen und Lösungsvorschläge<br />

<strong>werden</strong> in Arbeitsgruppen<br />

umgesetzt, der Prozessverlauf<br />

und seine Ergebnisse <strong>werden</strong> Ende<br />

2014 in einem Leitfaden für Kommunen<br />

veröffentlicht. n<br />

Gabriele Mertens-Zündorf<br />

BAGSO-Projekt „Im Alter IN<br />

FORM“, mertens@bagso.de<br />

„In den vergangenen Jahren ist<br />

keine Kundengruppe so stark gewachsen<br />

wie die der Senioren. Das<br />

erkennen auch immer mehr Hotels<br />

und stellen sich auf deren besondere<br />

Bedürfnisse bei der Ausstattung<br />

und den Service-Angeboten ein.<br />

Mit ‚Senior Comfort‘ finden sie<br />

nun noch schneller das passende<br />

Hotel, das ihnen den gewünschten<br />

Komfort bietet“, erklärt HRS-<br />

Geschäftsführer Tobias Ragge.<br />

Zudem profitieren Reisende bei<br />

HRS von speziellen Rabatten für<br />

Senioren, die rund 10.000 Häuser<br />

weltweit anbieten. n<br />

52 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


© Foto: Andreas Friese<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Hauswirtschaft (dgh)<br />

Die dgh trauert um ihre Vorsitzende,<br />

Prof. Dr. Alrun Niehage, die am<br />

30.5.<strong>2013</strong> nach schwerer Krankheit<br />

verstorben ist. „Mit Frau Niehage<br />

verlieren wir nicht nur eine<br />

engagierte, gradlinige und überaus<br />

kompetente Vorsitzende, sondern<br />

auch einen optimistischen, unkomplizierten<br />

und lebensbejahenden<br />

Menschen“, so der Vorstand<br />

der dgh in einer Würdigung.<br />

Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband<br />

e.V. (DBSV)<br />

Zwölfte Woche des Sehens<br />

vom 8. bis 15. Oktober <strong>2013</strong><br />

„Einblick gewinnen!“ heißt es während<br />

der diesjährigen Woche des<br />

Sehens. Augenärzte, Selbsthilfeorganisationen<br />

und internationale<br />

Hilfswerke <strong>werden</strong> bundesweit auf<br />

die Bedeutung guten Sehvermögens,<br />

die Ursachen vermeidbarer<br />

Blindheit und die Lage blinder<br />

und sehbehinderter Menschen<br />

in Deutschland und den ärmsten<br />

Ländern der Welt aufmerksam<br />

machen.<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

Die Fernsehjournalistin Gundula<br />

Gause ist Schirmherrin der Kampagne.<br />

Heutzutage kann Blindheit immer<br />

häufiger verhindert <strong>werden</strong>. Voraussetzung<br />

hierfür ist jedoch der<br />

regelmäßige Besuch beim Augenarzt,<br />

der Augenerkrankungen, die<br />

zur Erblindung führen können,<br />

früh erkennen und behandeln<br />

kann. Daher raten Augenärzte unter<br />

dem Motto „Einblick gewinnen<br />

– Durchblick behalten!“ zu regelmäßigen<br />

Augenuntersuchungen.<br />

Blinde und sehbehinderte Menschen<br />

können selbst am besten<br />

ver<strong>mit</strong>teln, welche Bedürfnisse<br />

sie haben und wie sie sich in ihrer<br />

Lage zurechtfinden, z. B. durch<br />

den Einsatz von Hilfs<strong>mit</strong>teln. Dies<br />

nutzt nicht nur anderen Betroffenen,<br />

sondern sensibilisiert auch<br />

Sehende für deren Belange. Aus<br />

diesem Grund laden die Selbsthilfeorganisationen<br />

in diesem Jahr<br />

ein: „Einblick gewinnen – in den<br />

Alltag sehbehinderter und blinder<br />

Menschen!“<br />

Eine Operation am Grauen Star<br />

kann ein Leben verändern. Plötzlich<br />

wieder sehen zu können, ist<br />

für die Menschen ein Geschenk<br />

und für die Arbeit der internationalen<br />

Hilfswerke ein großer<br />

Erfolg, denn Blindheit führt in<br />

Entwicklungsländern fast immer<br />

zu Armut. Daher machen die<br />

Hilfswerke in diesem Jahr unter<br />

Projekte und Positionen<br />

Projekte und Positionen der BAGSO-Verbände<br />

Seheindruck <strong>mit</strong> Grauem Star<br />

dem Motto „Einblick gewinnen –<br />

weltweit Erfolge sehen!“ auf ihre<br />

Arbeit aufmerksam.<br />

Jeanne Nsimba ist glücklich, die<br />

59-Jährige wurde erfolgreich im St.-<br />

Josephs-Hospital in Kinshasa/Demokratische<br />

Republik Kongo am Grauen<br />

Star operiert. Das Hospital wird von<br />

der Christoffel-Blindenmission (CBM)<br />

unterstützt.<br />

Getragen wird die Woche des<br />

Sehens von der Christoffel-Blindenmission,<br />

dem Deutschen Blinden-<br />

und Sehbehindertenverband,<br />

dem Berufsverband der Augenärzte,<br />

dem Deutschen Ko<strong>mit</strong>ee<br />

zur Verhütung von Blindheit, der<br />

Deutschen Ophthalmologischen<br />

Gesellschaft, dem Deutschen Verein<br />

der Blinden und Sehbehinderten<br />

in Studium und Beruf sowie<br />

der PRO RETINA Deutschland.<br />

Unter www.woche-des-sehens.de<br />

finden Sie umfangreiche Materialien<br />

zu Augenkrankheiten, Vorsorge,<br />

Therapien, Hilfs<strong>mit</strong>teln etc.<br />

Volker Lenk<br />

v.lenk@dbsv.org<br />

Tel.: <strong>03</strong>0 / 28 53 87-140<br />

53<br />

© Foto: CBM/argum/Einberger


Projekte und Positionen<br />

Deutscher Evangelischer Verband<br />

für Altenarbeit (DEVAP)<br />

12. DEVAP-Bundeskongress<br />

„Zukunft gestalten –<br />

Wirtschaftsfaktor Pflege“<br />

Der zentrale Treffpunkt für Führungs-<br />

und Leitungskräfte in der<br />

evangelischen Altenhilfe findet<br />

am 25. und 26. September <strong>2013</strong><br />

in Berlin statt, Veranstalter ist der<br />

Deutsche Evangelische Verband<br />

für Altenarbeit (DEVAP), der <strong>mit</strong><br />

dem programmatischen Titel einen<br />

besonderen Akzent setzt: Die<br />

Altenhilfe ist in der Mitte der Gesellschaft<br />

– als bedeutender zivilgesellschaftlicher<br />

Akteur ebenso<br />

wie als Wirtschaftsfaktor. Wie<br />

können Pflege, Kommunen und<br />

Wirtschaft zusammen die demografischen<br />

Herausforderungen<br />

bewältigen, die auf alle zukommen?<br />

Wie gemeinsam die Zukunft<br />

gestalten? Diesen Fragen geht der<br />

DEVAP <strong>mit</strong> Akteuren aus der gewerblichen<br />

Wirtschaft und der<br />

Kommunalpolitik nach, u. a. <strong>mit</strong><br />

Uwe Lübking vom Deutschen<br />

Städte- und Gemeindebund.<br />

Infos unter www.devap.de/<br />

bundeskongress<br />

Deutscher Familienverband<br />

„Was steckt hinter den ‚Fördermilliarden‘<br />

für Familien?“ heißt<br />

die aktuelle Fachinformation des<br />

Deutschen Familienverbandes<br />

(DFV). Im Familienreport der<br />

Bundesregierung ist von 200 Milliarden<br />

Euro Familienförderung<br />

zu lesen. Was verbirgt sich hinter<br />

diesen enormen Summen und der<br />

großen Zahl an Leistungen und<br />

warum merken Familien davon so<br />

wenig im Portemonnaie?<br />

Wir haben<br />

genauer<br />

nachgerechnet:<br />

Nur<br />

55,4 Milliarden<br />

Euro<br />

und da<strong>mit</strong><br />

nur ein gutes<br />

Viertel<br />

der Fördermilliarden<br />

können als eine Familienförderung<br />

im engeren Sinne bezeichnet<br />

<strong>werden</strong>. Doch vor allem die 200<br />

Milliarden Euro haben es als magische<br />

Zahl in die Presse geschafft<br />

und ver<strong>mit</strong>teln den Eindruck, dass<br />

der Staat die Familie <strong>mit</strong> Geld und<br />

Infrastrukturangeboten geradezu<br />

überschüttet. Im Sinne einer<br />

fachgerechten, familienpolitischen<br />

Argumentation ist es wichtig,<br />

Klarheit in das Verwirrspiel um<br />

die Familienförderung zu bringen.<br />

Nur dann lässt sich erkennen, wie<br />

es um die echte Familienförderung<br />

bestellt ist.<br />

Die Fachinformation kann<br />

heruntergeladen <strong>werden</strong> unter<br />

www.deutscher-familienverband.de<br />

Deutscher Olympischer<br />

Sportbund (DOSB)<br />

Fachforum<br />

„Bewegungsräume für <strong>Älter</strong>e –<br />

Neue Impulse für die Sport-<br />

und Stadtentwicklung“<br />

Der DOSB greift <strong>mit</strong> dem Thema<br />

„Bewegungsräume für <strong>Älter</strong>e“<br />

eine zentrale Herausforderung<br />

der Sport- und Stadtentwicklung<br />

auf. Im Rahmen eines Fachforums<br />

am 6. September <strong>2013</strong> in<br />

Hamburg sollen wichtige Aspekte<br />

und aktuelle Trends vorge-<br />

stellt und diskutiert <strong>werden</strong>. Die<br />

immer populäreren Bewegungsparcours<br />

und wohnortnahe Bewegungsräume<br />

für die Zielgruppe<br />

der <strong>Älter</strong>en <strong>werden</strong> ebenso thematisiert<br />

wie die „agefriendly<br />

city“. Neben Referierenden aus<br />

Sportverbänden, Wissenschaft<br />

und Politik <strong>werden</strong> DOSB-Vizepräsident<br />

Walter Schneeloch und<br />

sein Hamburger Pendant Thomas<br />

Fromm, die Direktorin der<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung, Prof. Dr. Elisabeth<br />

Pott, und Prof. Dr. Ursula<br />

Lehr, Vorsitzende der BAGSO,<br />

sprechen. Den Hauptvortrag<br />

„Perspektiven der Stadtentwicklung<br />

einer alternden Gesellschaft“<br />

hält Dipl.-Ing. Andrea<br />

Dittrich-Wesbuer vom Institut<br />

für Landes- und Stadtentwicklungsforschung.<br />

Das Forum stellt die Kooperation<br />

unterschiedlicher Handlungsfelder<br />

bewusst in den Mittelpunkt:<br />

Ideen, Ansätze und Perspektiven<br />

der Stadtentwicklung, des Sports<br />

und der Altersforschung <strong>werden</strong><br />

gemeinsam aufgearbeitet. Zu diesem<br />

innovativen Ansatz passt auch<br />

die Verbindung von Freiraumentwicklung,<br />

Sport und Vereinen,<br />

die anhand der internationalen<br />

gartenschau <strong>2013</strong> durch Vorträge<br />

und eine Exkursion ganz praktisch<br />

„besucht“ <strong>werden</strong> kann. Weitere<br />

Partner der Tagung sind die<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) sowie die<br />

Zeitschrift „Stadt und Raum“. Die<br />

Teilnahme ist kostenfrei.<br />

Weitere Informationen<br />

und Anmeldung unter:<br />

www.dosb.de/fachforum<br />

54 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>


Verlosung<br />

Das Eugen Roth Buch<br />

Kennen Sie die wunderbaren<br />

„Ein Mensch“-Gedichte von<br />

Eugen Roth wie „Allzu eifrig“?<br />

Ein Mensch sagt – und ist stolz<br />

darauf –<br />

Er geh in seinen Pflichten auf.<br />

Bald aber, nicht mehr ganz so<br />

munter,<br />

Geht er in seinen Pflichten unter.<br />

Sie können eines der zehn Exemplare,<br />

die uns der Deutsche Ta-<br />

Impressum<br />

BAGSO-Nachrichten<br />

21. Jg., Nr. 3/<strong>2013</strong><br />

Zeitschrift für Aktive in Seniorenarbeit<br />

und Seniorenpolitik<br />

(ISSN 1430-6204)<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

Redaktionsschluss der Ausgabe<br />

4/<strong>2013</strong>: 15. August <strong>2013</strong><br />

Redaktion<br />

Dr. Guido Klumpp, Geschäftsführer<br />

(V.i.S.d.P.)<br />

Ursula Lenz, Pressereferentin<br />

Ines Jonas, Dipl.-Päd./Journalistin<br />

Herausgeber<br />

Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />

Senioren-Organisationen e.V.<br />

(BAGSO)<br />

Bonngasse 10, 53111 Bonn<br />

Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />

Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />

E-Mail: kontakt@bagso.de<br />

www.bagso.de<br />

BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />

schenbuch Verlag zur Verfügung<br />

gestellt hat, gewinnen, wenn Sie<br />

sich an der Verlosung beteiligen.<br />

Bitte senden Sie bis spätestens zum<br />

31. August <strong>2013</strong> eine E-Mail, ein<br />

Fax oder eine Postkarte <strong>mit</strong> dem<br />

Stichwort „Verlosung – Eugen<br />

Roth Buch“ an:<br />

BAGSO<br />

Bonngasse 10, 53111 Bonn<br />

wittig@bagso.de<br />

Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />

Der Vorstand der BAGSO e.V.<br />

Vorsitzende:<br />

Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Lehr<br />

1. Stellvertreter, Schatzmeister:<br />

Karl Michael Griffig<br />

2. Stellvertreterin:<br />

Ruth Brand<br />

Beisitzer/innen:<br />

Frederike de Haas<br />

Jobst Heberlein<br />

Katrin Markus<br />

Dr. Erika Neubauer<br />

Ehrenvorsitzende:<br />

Roswitha Verhülsdonk<br />

Vertreterin im Europäischen<br />

Wirtschafts- und Sozialausschuss<br />

(EWSA):<br />

Dr. Renate Heinisch *<br />

Vertreterin beim<br />

Verbraucherzentrale<br />

Bundesverband (vzbv):<br />

Irmtraut Pütter *<br />

* kooptierte Vorstands<strong>mit</strong>glieder<br />

Mitmachen<br />

und<br />

gewinnen<br />

Anzeigen<br />

Dr. Barbara Keck<br />

Tel.: 02 28 / 55 52 55 0<br />

E-Mail: kontakt@bagso-service.de<br />

Ursula Lenz<br />

Tel.: 02 28 / 24 99 93 18<br />

E-Mail: lenz@bagso.de<br />

Medien Marketing Meckenheim<br />

Agentur für Kommunikation GmbH<br />

Werner-von-Siemens-Str. 13<br />

53340 Meckenheim<br />

Tel.: 0 22 41 / 5 24 04<br />

Tel.: 0 22 25 / 88 93-991<br />

sch<strong>mit</strong>z@medien-marketing.com<br />

info@medien-marketing.com<br />

Korrektorat<br />

Helga Vieth<br />

Layout<br />

Bernd Kreuder<br />

Köslinstraße 40<br />

53123 Bonn<br />

www.kreuder.eu<br />

Impressum<br />

Produktion<br />

Druckerei Engelhardt<br />

Eisenerzstr. 26<br />

53819 Neunkirchen<br />

Fotonachweis Titel<br />

Links oben: © jörn buchheim -<br />

Fotolia.com, links unten:<br />

© kathijung - Fotolia.com,<br />

groß: © JJRD - istockphoto.com<br />

Abonnement<br />

16 € inkl. MwSt. jährlich<br />

12 € inkl. MwSt. für Mitglieder<br />

eines BAGSO-Verbandes<br />

Hinweis<br />

Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />

geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder. Die Autoren<br />

sind im Sinne des Presserechtes für<br />

den Inhalt selbst verantwortlich. Die<br />

Redaktion behält sich vor, eingereichte<br />

Beiträge zu kürzen und zu<br />

überarbeiten.<br />

Der Nachdruck von Textbeiträgen<br />

ist gegen Quellenangabe und Beleg-<br />

exemplar kostenfrei gestattet, die<br />

Nutzung von Fotos nur nach Rücksprache<br />

<strong>mit</strong> der BAGSO.<br />

55


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