03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso
03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso
03/2013 "Älter werden mit Humor" - Bagso
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ISSN 1430-6204<br />
Prävention muss stärker<br />
gefördert <strong>werden</strong><br />
Handreichung für die<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
älteren Freiwilligen<br />
as freiwillige Engagement älterer Menschen<br />
Dstellt ein wichtiges und wachsendes Potenzial in<br />
unserer Gesellschaft dar. Seniorinnen und Senioren<br />
verfügen über Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
die sie sowohl im Familien- als auch im Berufsleben<br />
erworben haben. Ihr Engagement kommt<br />
nicht nur der eigenen, sondern auch den nachfolgenden<br />
Generationen zugute und trägt so maßgeblich<br />
zur Solidarität zwischen den Generationen bei.<br />
Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität<br />
zwischen den Generationen 2012 hat ein-<br />
Herausgeber<br />
drucksvoll gezeigt, was die <strong>Älter</strong>en zur solidarischen<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Gestaltung der Gesellschaft beitragen. Es wurden<br />
Senioren-Organisationen e.V.<br />
vielfältige Projekte durchgeführt, 45 davon sind vom<br />
(BAGSO)<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frau-<br />
Bonngasse 10<br />
en und Jugend (BMFSFJ) gefördert worden. Diese<br />
53111 Bonn<br />
Handreichung fasst die wichtigsten Erfahrungen<br />
und Schlussfolgerungen aus etwa 150 Projekten und<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />
Initiativen zusammen:<br />
Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />
E-Mail: kontakt@bagso.de<br />
Kommunen müssen die strukturellen Rahmen-<br />
www.bagso.de<br />
bedingungen schaffen, unter denen sich das frei-<br />
Die BAGSO vertritt über ihre<br />
willige Engagement älterer Menschen entfalten<br />
110 Mitgliedsorganisationen etwa<br />
kann. Dazu gehören die Einrichtung von Senio-<br />
13 Millionen ältere Menschen in<br />
renbüros, Freiwilligenagenturen, Ehrenamtsbör-<br />
Deutschland.<br />
sen und die Benennung von hauptamtlichen Ansprechpartnern.<br />
Sie sind für die Freiwilligen eine<br />
Weitere Informationen unter<br />
zentrale Voraussetzung für ein dauerhaftes En-<br />
www.bagso.de gagement. Die Vernetzung lokaler Akteure kann<br />
ebenfalls von der Kommune organisiert <strong>werden</strong>, TIPPS<br />
Foto: © BAGSO / Feierabend<br />
Tipps für die Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> älteren Freiwilligen<br />
Seniorenpolitik in<br />
den Niederlanden<br />
Das Magazin der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Senioren-Organisationen<br />
Nachrichten <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
<strong>Älter</strong> <strong>werden</strong><br />
<strong>mit</strong> Humor
Deutschlandweiter<br />
Service<br />
5. Auflage: Entlastung für die Seele –<br />
Ein Ratgeber für pflegende Angehörige<br />
Einen Angehörigen zu Hause<br />
zu pflegen ist eine große Herausforderung.<br />
Schnell können die<br />
Pflegenden dabei in eine Situation<br />
geraten, in der die Herausforderung<br />
zur Überforderung wird.<br />
Die körperlichen und seelischen<br />
Belastungen, die daraus entstehen<br />
können, dürfen nicht unterschätzt<br />
<strong>werden</strong>. Denn nicht selten treten<br />
ungeahnte innere Konflikte zutage,<br />
denen die Pflegenden oft ratlos gegenüberstehen.<br />
Da in der Regel die<br />
Zeit und die Kraft fehlen, sich über<br />
die Ursache dieser Konflikte Gedanken<br />
zu machen und sie aktiv zu<br />
lösen, <strong>werden</strong> sie oft unterdrückt<br />
„Gesund älter <strong>werden</strong>“<br />
Broschüre <strong>mit</strong> Projekten zur Verbesserung der Lebensqualität<br />
und der Gesundheit älterer Menschen<br />
Eine bessere Gesundheitsförderung<br />
und Prävention sowie<br />
die Anpassung der Versorgungsstrukturen<br />
an die Bedürfnisse älterer<br />
Menschen sind Inhalte des<br />
Gesundheitsziels „Gesund älter<br />
<strong>werden</strong>“. Dieses wurde unter dem<br />
Vorsitz von Rudolf Herweck, Mitglied<br />
des BAGSO-Expertenrates,<br />
seit 2009 im Kooperationsverbund<br />
gesundheitsziele.de erarbeitet<br />
und 2012 verabschiedet.<br />
Nunmehr steht die Umsetzung<br />
der Ziele und Empfehlungen an.<br />
„Dabei geht es nicht in erster Linie<br />
Treppenlift<br />
0800 - 40 50 60 8<br />
NEU!<br />
oder hingenommen. Das bedeutet<br />
Levant Outdoor StairWalker<br />
Für gerade Treppen Fit und aktiv<br />
Stress für die Seele und im Außenbereich kostet im Alter sehr<br />
www.tk-encasa.de<br />
viel Kraft und Energie. Nach einer<br />
Weile machen sich Anzeichen<br />
seelischer Überlastung und Erschöpfung<br />
bemerkbar: Müdigkeit,<br />
allgemeines Unwohlsein, innere<br />
Unruhe, depressive Stimmungszustände,<br />
Schuldgefühle, Angst und<br />
Schlafstörungen und auch Aggressionen.<br />
Gerade diese führen bei<br />
den pflegenden Angehörigen oft zu<br />
Schuldgefühlen. Sie schämen sich,<br />
weil sie so empfinden. Das belastet<br />
die Seele. Diese Gedanken und<br />
Gefühle sind jedoch keineswegs<br />
falsch oder unangemessen, son-<br />
darum, neue Konzepte zu entwickeln.<br />
Vielmehr gibt es punktuell<br />
bereits sehr gute Beispiele. Diese<br />
müssen jedoch bekannter <strong>werden</strong><br />
und für andere Akteure fruchtbar<br />
gemacht <strong>werden</strong>“, so Herweck. Die<br />
BAGSO hat daher in einer Broschüre<br />
eine Auswahl von guten<br />
Beispielen aus der Praxis zusammengestellt,<br />
die zur Nachahmung<br />
ermutigen. Die Broschüre kann<br />
bei der BAGSO bestellt <strong>werden</strong>.<br />
Außerdem kann sie zusammen<br />
<strong>mit</strong> einem 140-seitigen Bericht,<br />
der zu allen empfohlenen Maß-<br />
Plattformlift<br />
Für gerade und<br />
kurvige Treppen<br />
Publikation Nr. 31<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen e.V.<br />
Entlastung für die Seele –<br />
Ein Ratgeber für pflegende Angehörige<br />
dern lediglich ein Signal der Seele:<br />
Das ist mir zu viel!<br />
Spätestens jetzt brauchen pflegende<br />
Angehörige selbst Unterstützung.<br />
Wie und wo man sie findet, erfährt<br />
man in dem Ratgeber, der nach<br />
anderthalb Jahren bereits in der<br />
5. Auflage – dank der Unterstützung<br />
durch den Wort&Bild Verlag<br />
– erschienen ist. Er kann kostenfrei<br />
bei der BAGSO bestellt <strong>werden</strong>. n<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen e. V.<br />
Gesund<br />
älter <strong>werden</strong><br />
Deutsche Psychotherapeuten<br />
Vereinigung e.V.<br />
Der Wort&Bild Verlag unterstützt <strong>mit</strong> dem SENIOREN<br />
die Arbeit der BAGSO.<br />
RATGEBER<br />
Initiativen und Projekte zur Verbesserung der<br />
Lebensqualität und der Gesundheit älterer Menschen<br />
Publikation Nr. 36<br />
nahmen gute Initiativen vorstellt,<br />
über die Internetseite der BAGSO<br />
– auch als barrierefreie PDF – heruntergeladen<br />
<strong>werden</strong>. n<br />
2 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Liebe Leserinnen und Leser<br />
der BAGSO-Nachrichten,<br />
in dieser Ausgabe der BAGSO-<br />
Nachrichten erläutern Expertinnen<br />
und Experten, warum Humor<br />
für emotionale Ausgeglichenheit<br />
sorgt und in schwierigen Lebensphasen<br />
eine gute, vielleicht<br />
die beste und manchmal sogar<br />
die einzig verbleibende „Medizin“<br />
ist. Nicht umsonst sieht der<br />
DUDEN das „Sich-nicht-unterkriegen-Lassen“<br />
als zentralen<br />
Bestandteil des Humorbegriffs.<br />
Ähnlich wie der Schriftsteller<br />
Ernst Pentzold, der Humor als die<br />
Fähigkeit definiert hat, heiter zu<br />
bleiben, wenn es ernst wird.<br />
Die Erkenntnis, dass man Humor<br />
lernen kann, sollte uns alle ermutigen,<br />
uns diese Medizin ganz<br />
besonders für die schwierigen<br />
Lebensphasen zu sichern. Leider<br />
scheint es häufiger der Fall zu sein,<br />
dass wir Humor verlernen. Etwas<br />
erschrocken war ich, als ich in einem<br />
der Beiträge dieses Heftes gelesen<br />
habe, wie selten und wie kurz<br />
wir Erwachsene im Vergleich zu<br />
Kindern lachen.<br />
Was also tun? Der direkteste Weg<br />
zum Erfolg scheinen Lachclubs<br />
oder Lachyogagruppen zu sein.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Alternativ können wir auf die<br />
Weisheit setzen, dass Lachen ansteckend<br />
ist, und gezielt die Gesellschaft<br />
von Menschen suchen,<br />
die die Gabe besitzen, andere erheitern,<br />
im besten Fall sogar aufheitern<br />
zu können. Auch Kinder<br />
können ihre Fröhlichkeit auf Erwachsene<br />
übertragen. Wenn eigene<br />
Kinder oder Enkel fehlen,<br />
könnte man sich ehrenamtlich<br />
engagieren: Auch bei der Hausaufgabenbetreuung<br />
oder <strong>mit</strong> Leihgroßeltern<br />
oder Ausbildungspaten<br />
wird viel gelacht.<br />
Keine Zeit? Dann bleibt nur die<br />
Selbstironie, aber auch die scheint<br />
ein besonderes Maß an Aktivität<br />
zu fordern, denn – so hat es der<br />
Kabarettist Werner Finck formuliert:<br />
„Die schwierigste Turnübung<br />
ist immer noch, sich selbst auf den<br />
Arm zu nehmen.“ Die ständigen<br />
Veränderungen, die das <strong>Älter</strong><strong>werden</strong><br />
bereithält – äußerlich wie innerlich<br />
– geben uns ausreichend<br />
Gelegenheit zum Üben.<br />
Und seien wir nicht allzu streng,<br />
wenn auch das Alter immer wieder<br />
zum Gegenstand von – mal besseren,<br />
mal schlechteren – Witzen<br />
wird. Natürlich bedienen solche<br />
Witze Klischees und tragen da<strong>mit</strong><br />
gewiss nicht zu einem differenzierten<br />
Bild des Alters bei. Unser<br />
Selbstbewusstsein, unser „JA zum<br />
Alter!“, kommt meines Erachtens<br />
aber vor allem dadurch zum Ausdruck,<br />
dass wir auch dieser Form<br />
des Humors <strong>mit</strong> zwar nicht unbegrenzter<br />
(da gebe ich Frau Prof.<br />
Swientek recht), aber doch möglichst<br />
großer Gelassenheit begegnen.<br />
Unseren Anliegen wird das<br />
eher helfen, denn – wie man auch<br />
sagt: „Wer über sich selbst lachen<br />
kann, wird am ehesten ernst genommen.“<br />
n<br />
Herzliche Grüße<br />
Dr. Guido Klumpp<br />
Geschäftsführer<br />
Editorial<br />
3
Inhalt<br />
Editorial 3<br />
Inhalt 4<br />
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
Die Rentenanpassung <strong>2013</strong> –<br />
eine Erläuterung 5<br />
Prävention muss stärker gefördert<br />
<strong>werden</strong> 7<br />
Der demografische Wandel zeigt sich<br />
auch im Strafvollzug 9<br />
Titel: Humor<br />
Humor – ein kreativer Weg, das Leben<br />
zu meistern 10<br />
Humor als therapeutische Maßnahme 14<br />
Humor in der Pflegeausbildung 15<br />
Lachyoga, Muntermacher aus Indien 16<br />
Humor im Arbeitsalltag 17<br />
Zu Gast im Pflegeheim <strong>mit</strong> Geroclownin<br />
Aphrodite 19<br />
In einem Hospiz ist viel Platz für Humor 20<br />
Humor in existenziellen Ausnahme-<br />
situationen 22<br />
Grenze zwischen Humor und<br />
Geschmacklosigkeit 24<br />
Kurz und bündig 25<br />
Glosse: „Humor ist…“ 25<br />
Engagement<br />
Tipps für die Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> älteren Freiwilligen 26<br />
Purple Schulz:<br />
Ist Demenz hitverdächtig? 27<br />
Abschied vom Ehrenamt 29<br />
Die „Nachbarschaftswerkstatt“ 30<br />
Attraktives Ehrenamt im Sport 31<br />
Verbraucherinteressen<br />
Anliegerkosten bei Straßensanierung 32<br />
Seite 32 © Foto: fefufoto - Fotolia.com<br />
Anliegerkosten bei Straßensanierung<br />
Der Verband Wohneigentum gibt Hinweise,<br />
wie sich Wohnungseigentümer<br />
auf diese Situation vorbereiten können.<br />
Seite 35 © Foto: Gina Sanders - Fotolia.com<br />
Familienfrieden durch Mediation<br />
Mediatorinnen und Mediatoren können<br />
<strong>mit</strong> ihrem auf Ver<strong>mit</strong>tlung ausgerichteten<br />
Ansatz einer außergerichtlichen<br />
Konfliktbeilegung hilfreich sein.<br />
Seite 41<br />
„Wir zeigen es Euch –<br />
Die schönen Seiten des Internets“<br />
Auch <strong>2013</strong> wird es wieder einen Wettbewerb<br />
und eine BAGSO-InternetWoche<br />
geben.<br />
Der Wort&Bild Verlag<br />
unterstützt <strong>mit</strong> dem<br />
SENIOREN SENIOREN<br />
RATGEBER RATGEBER<br />
die Arbeit der BAGSO.<br />
Gesundheit<br />
„Apps“ – Anwendungen, die<br />
Informationen für zu Hause und<br />
unterwegs jederzeit bereitstellen 33<br />
Nasch Dom – Projekt zur Verbesserung<br />
der Versorgung russischsprachiger<br />
Demenzkranker 34<br />
Familienfrieden durch Mediation 35<br />
Verkanntes Potenzial: Der Hausnotruf 37<br />
So kommen Sie gut durch die<br />
Sommer-Hitze! 38<br />
Finanzen<br />
Aktuelles zur Lohnabrechnung 39<br />
Sozialämter müssen Bestattungsvorsorge<br />
verschonen 40<br />
Internet und Technik<br />
„Wir zeigen es Euch –<br />
Die schönen Seiten des Internets“ 41<br />
Senioren weltweit<br />
Seniorenpolitik in den Niederlanden 42<br />
Internationale Perspektiven auf die<br />
Kosten des Lebens im Alter 44<br />
Porträt<br />
Autodidakt <strong>mit</strong> Neugier und Geduld:<br />
Gustav Rode 46<br />
Informationen aus der BAGSO<br />
Neu in der BAGSO:<br />
VCD – der ökologische Verkehrsclub 47<br />
IG Metall Seniorinnen und Senioren 48<br />
„Klimaverträglich mobil 60+“<br />
auf dem Kirchentag 49<br />
Vorankündigung: BAGSO-Fachtagung<br />
„Vorausschauende Lebensplanung“ 50<br />
Neues Konzept: Optimierung und<br />
Vernetzung von Dienstleistungen auf<br />
kommunaler Ebene 51<br />
„Senior Comfort“ Hotels 52<br />
Projekte und Positionen<br />
der BAGSO-Verbände 53<br />
Verlosung „Das Eugen Roth Buch“ 55<br />
Impressum 55<br />
4 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
Die Rentenanpassung <strong>2013</strong> – eine Erläuterung<br />
Warum fallen die diesjährigen<br />
Rentenanpassungen in Westund<br />
Ostdeutschland unterschiedlich<br />
hoch aus und weshalb legt die<br />
Bundesregierung nicht einfach<br />
eine höhere Rentensteigerung in<br />
den alten Bundesländern fest?<br />
Dies sind Fragen, die viele Rentnerinnen<br />
und Rentner bewegen, seitdem<br />
die Bundesregierung bekannt<br />
gegeben hat, dass die Renten zum<br />
1.7.<strong>2013</strong> um 0,25 % in den alten<br />
Bundesländern und um 3,29 % in<br />
den neuen Bundesländern steigen.<br />
Die Bundesregierung ist bei der<br />
Berechnung und Festlegung der<br />
Rentenanpassungen an das geltende<br />
Recht gebunden. Im Rentenrecht<br />
– genauer gesagt im<br />
Sozialgesetzbuch VI – ist festgelegt,<br />
dass die jährlichen Rentenanpassungen<br />
nach einer bestimmten<br />
mathematischen Formel berechnet<br />
<strong>werden</strong>. Grundlage dieser sogenannten<br />
Rentenanpassungsformel<br />
ist die Entwicklung der sozialversicherungspflichtigen<br />
Bruttolöhne<br />
im vergangenen Jahr. Die für die<br />
Rentenanpassung <strong>2013</strong> maßgebliche<br />
Bruttolohnentwicklung betrug<br />
1,5 % in den alten und 4,32 % in<br />
den neuen Bundesländern. Dieser<br />
beträchtliche Unterschied bei der<br />
Lohnentwicklung ist zugleich ein<br />
zentraler Grund dafür, dass die<br />
Rentenanpassung West so deutlich<br />
hinter der Rentenanpassung Ost<br />
liegt.<br />
Die Bruttolohnentwicklung wird<br />
allerdings nicht eins zu eins an die<br />
Rentnerinnen und Rentner weitergegeben.<br />
Vielmehr wird die Höhe<br />
der Rentenanpassungen durch vier<br />
weitere Berechnungsfaktoren bestimmt.<br />
Hierzu gehört zunächst<br />
der sogenannte Beitragssatzfaktor.<br />
Er berücksichtigt die Veränderungen<br />
bei den Rentenversicherungsbeiträgen<br />
der Beschäftigten. Sinkt<br />
der Beitragssatz zur gesetzlichen<br />
Rentenversicherung, wirkt sich<br />
dies günstig auf die Höhe der Rentenanpassung<br />
aus. Steigt er hingegen,<br />
hat dies auch eine Dämpfung<br />
der Rentenanpassung zur Folge.<br />
Die Absenkung des Beitragssatzes<br />
zur Rentenversicherung von 19,9 %<br />
auf 19,3 % zu Beginn des Jahres<br />
2012 führt bei der diesjährigen<br />
Rentenanpassung zu einer Steigerung<br />
von etwa 0,39 %-Punkten.<br />
Diese Anpassungssteigerung wird<br />
allerdings durch den sogenannten<br />
Riester-Faktor in der Rentenanpassungsformel<br />
wieder vollständig<br />
aufgezehrt. Denn er kürzt<br />
die Rentenanpassung um rund<br />
0,65 %-Punkte. Im Gegensatz zum<br />
Beitragssatzfaktor ist der Riester-<br />
Faktor ein reiner Kürzungsfaktor.<br />
Er wurde <strong>mit</strong> der Rentenreform<br />
2001 eingeführt und hat in diesem<br />
Jahr seine letzte Stufe erreicht.<br />
Bei künftigen Rentenanpassungen<br />
wird er sich da<strong>mit</strong> nicht mehr<br />
anpassungskürzend auswirken.<br />
Allerdings hat er die Rentenanpassungen<br />
der vergangenen Jahre<br />
bereits erheblich vermindert, nämlich<br />
insgesamt rund 5 %-Punkte<br />
seit 2002.<br />
Lohnentwicklung<br />
+ 1,5 % (West)/+ 4,32 %<br />
(Ost)<br />
Beitragssatzfaktor<br />
+ 0,39 %<br />
Riester-Faktor<br />
-0,65 %<br />
Nachhaltigkeitsfaktor<br />
- 0,72 %<br />
rechnerisch mögliche<br />
Rentenanpassung<br />
+ 0,5 % (W)/3,29 % (O)<br />
Ausgleichsfaktor<br />
- 0,25 % (W)/0 % (O)<br />
tatsächliche<br />
Rentenanpassung<br />
+ 0,25 % (W)/+ 3,29 % (O)<br />
Ein weiterer Berechnungsfaktor in<br />
der Rentenanpassungsformel ist<br />
der sogenannte Nachhaltigkeitsfaktor.<br />
Er wurde <strong>mit</strong> der Rentenreform<br />
2004 eingeführt und soll<br />
5
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
das zahlenmäßige Verhältnis von<br />
Rentenbeziehenden und Beitragszahlenden<br />
berücksichtigen. Steigt<br />
die Zahl der Beitragszahlenden<br />
gegenüber der Zahl der Rentenbeziehenden,<br />
wirkt sich dies anpassungssteigernd<br />
aus. Sinkt die Zahl<br />
der Beitragszahlenden hingegen,<br />
wirkt sich dies anpassungsmindernd<br />
aus. Der Nachhaltigkeitsfaktor<br />
dämpft die Rentenanpassung<br />
in diesem Jahr um 0,72 %-Punkte.<br />
Wegen der demografischen Veränderungen<br />
ist da<strong>mit</strong> zu rechnen,<br />
dass er seine Kürzungswirkungen<br />
in den kommenden Jahren verstärken<br />
wird.<br />
Rechnet man die zuvor genannten<br />
Faktoren zusammen (siehe<br />
Abbildung), ergibt sich – rechnerisch<br />
und unter Berücksichtigung<br />
von Rundungsdifferenzen – eine<br />
Rentenanpassung von 3,29 % in<br />
den neuen Bundesländern und<br />
von 0,5 % in den alten Bundesländern.<br />
Diese rechnerisch mögliche<br />
Rentenanpassung wird in den<br />
alten Bundesländern allerdings<br />
durch einen weiteren Faktor gekürzt,<br />
den Ausgleichsfaktor, der<br />
häufig auch als „Nachholfaktor“<br />
bezeichnet wird. Seit 2011 holt<br />
der Ausgleichsfaktor die Anpassungskürzungen<br />
nach, die wegen<br />
der Nullrunden in den vergangenen<br />
Jahren nicht realisiert <strong>werden</strong><br />
konnten (sogenannter Ausgleichsbedarf).<br />
Die Nachholung erfolgt,<br />
indem die rechnerisch möglichen<br />
Rentenanpassungen so lange halbiert<br />
<strong>werden</strong>, bis der Ausgleichsbedarf<br />
vollständig abgebaut ist. Da<br />
dies in den neuen Bundesländern<br />
bereits der Fall ist, wirkt sich der<br />
Ausgleichsfaktor seit diesem Jahr<br />
nur noch in den alten Bundesländern<br />
aus, indem er die rechnerisch<br />
mögliche Rentenanpassung West<br />
auf 0,25 % halbiert.<br />
Auch wenn die Bundesregierung<br />
<strong>mit</strong> der diesjährigen Rentenanpassung<br />
geltendes Recht umgesetzt<br />
hat, kann das Ergebnis aus Sicht der<br />
Rentnerinnen und Rentner nicht<br />
zufriedenstellen. Die minimale<br />
Rentenanpassung West bringt für<br />
die Betroffenen weitere massive<br />
Kaufkraftverluste <strong>mit</strong> sich. Wegen<br />
der Nullrunden und Mini-Anpassungen,<br />
der Inflation und der steigenden<br />
Beitragsbelastungen in der<br />
Kranken- und Pflegeversicherung<br />
haben sich ihre Kaufkraftverluste<br />
in den alten Bundesländern seit<br />
2004 bereits auf mehr als 10 %<br />
summiert. Rechnet man die diesjährige<br />
Rentenanpassung, den steigenden<br />
Pflegeversicherungsbeitrag<br />
um 0,1 %-Punkte und eine mögliche<br />
Inflation von 1,7 % hinzu,<br />
könnten sich die Kaufkraftverluste<br />
sogar der 12-%-Grenze nähern.<br />
In den neuen Bundesländern fällt<br />
die Rentenanpassung zwar deutlich<br />
höher aus, weshalb die Kaufkraftverluste<br />
der letzten Jahre zum<br />
Teil kompensiert <strong>werden</strong> können.<br />
Doch auch hier zeigt sich, dass<br />
die Kürzungsfaktoren in der Rentenanpassungsformel<br />
mögliche<br />
Anpassungssteigerungen in erheblichem<br />
Umfang aufzehren. Zwar<br />
steigt der Rentenwert (Ost) in<br />
diesem Jahr auf 91,5 % des Westniveaus,<br />
aber es ist nach wie vor<br />
offen, wie lange der Angleichungsprozess<br />
noch dauern wird.<br />
Der Sozialverband Deutschland<br />
(SoVD) sieht vor diesem Hintergrund<br />
einen dringenden gesetzgeberischen<br />
Handlungsbedarf.<br />
Der permanente Wertverfall der<br />
Renten und der da<strong>mit</strong> verbundene<br />
schleichende soziale Abstieg<br />
der Rentnerinnen und Rentner<br />
müssen gestoppt <strong>werden</strong>. Da<strong>mit</strong><br />
diese wieder in angemessener<br />
Weise an der allgemeinen Lohn-<br />
und Wohlstandsentwicklung<br />
beteiligt <strong>werden</strong>, müssen insbesondere<br />
die Kürzungsfaktoren<br />
aus der Rentenanpassungsformel<br />
gestrichen <strong>werden</strong>. Dies käme<br />
auch den heutigen Versicherten<br />
und künftigen Rentnerinnen und<br />
Rentnern zugute, weil ihre künftigen<br />
Rentenansprüche ebenfalls<br />
höher ausfallen würden. Ferner<br />
muss der Angleichungsprozess<br />
bei den Renten in den neuen Bundesländern<br />
beschleunigt <strong>werden</strong>.<br />
Denn nur dann ist sichergestellt,<br />
dass das Versprechen aus dem Einigungsvertrag<br />
erfüllt wird und<br />
alle Renten in absehbarer Zeit in<br />
gleicher Weise angepasst <strong>werden</strong><br />
können. n<br />
Ass. jur. Ragnar Hoenig, Leiter<br />
Abteilung Sozialpolitik beim Sozialverband<br />
Deutschland (SOvD)<br />
6 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
© Foto: © Alexander Raths - Fotolia.com
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
Prävention muss in allen Lebenslagen<br />
stärker gefördert <strong>werden</strong><br />
Eine wichtige Konsequenz der<br />
demografischen Entwicklung<br />
für die Gesundheitsversorgung<br />
liegt in der Alterung der Bevölkerung<br />
und dem Anstieg der Zahl<br />
hochaltriger Menschen. Dieser hat<br />
erhebliche Auswirkungen auf das<br />
Krankheitsgeschehen, da im hohen<br />
Alter das Risiko chronischer<br />
Erkrankungen und Mehrfacherkrankungen<br />
deutlich steigt.<br />
Vor diesem Hintergrund erhalten<br />
Maßnahmen der Prävention eine<br />
große Bedeutung. Mit ihnen sollen<br />
Gesundheit gefördert, Krankheiten<br />
verhindert oder ihre Entstehung<br />
hinausgezögert <strong>werden</strong> (Primärprävention).<br />
Zudem sollen eine<br />
Verschlimmerung oder ein Wiederauftreten<br />
von bereits bestehenden<br />
Krankheitssymptomen und deren<br />
Chronifizierung verhindert <strong>werden</strong><br />
(Sekundärprävention). Wenn es bereits<br />
zu Behinderungen gekommen<br />
ist, sollen präventive Maßnahmen<br />
das Ausmaß der Behinderung und<br />
den Umgang <strong>mit</strong> ihr günstig beeinflussen<br />
(Tertiärprävention).<br />
Im Frühjahr <strong>2013</strong> haben die Fraktionen<br />
der CDU/CSU und der FDP<br />
nun einen Gesetzentwurf zur Förderung<br />
der Prävention vorgelegt<br />
(BT-Drucksache 17/13080), in dem<br />
es vorrangig um Primärprävention<br />
geht. Am 15.5.<strong>2013</strong> fand hierzu<br />
im Bundestagsausschuss für Gesundheit<br />
eine öffentliche Anhörung<br />
statt, zu der die BAGSO als sachverständiger<br />
Verband geladen war. Aus<br />
diesem Anlass hat sie eine Stellungnahme<br />
verfasst, die hier zusammengefasst<br />
wiedergegeben wird:<br />
Die BAGSO begrüßt grundsätzlich<br />
das Anliegen des Gesetzentwurfs,<br />
Prävention und Gesundheitsförderung<br />
zu stärken. Positiv zu bewerten<br />
sind insbesondere folgende<br />
Regelungen:<br />
die Ausrichtung von Leistungen<br />
der Krankenkassen zur primären<br />
Prävention auf vom Kooperationsverband<br />
gesundheitsziele.de<br />
entwickelten Gesundheitsziele,<br />
insbesondere das Gesundheitsziel<br />
„Gesund älter <strong>werden</strong>“<br />
die Anhebung der Mittel, die die<br />
Krankenkassen pro Patient für<br />
primäre Prävention auszugeben<br />
haben, sowie die Festlegung eines<br />
Mindestbetrags für Ausgaben<br />
für primäre Prävention in<br />
Lebenswelten<br />
die ausdrückliche Benennung<br />
der Lebenswelten älterer Menschen<br />
die Einräumung der Möglichkeit<br />
für Versicherte <strong>mit</strong> besonderen<br />
beruflichen oder familiären<br />
Belastungssituationen, erforderliche<br />
ambulante Vorsorgemaßnahmen<br />
in anerkannten Kurorten<br />
zu erhalten<br />
die Maßnahmen zur Sicherstellung<br />
der Qualität der Präventionsleistungen<br />
die Einrichtung einer ständigen<br />
Präventionskonferenz und deren<br />
Berichtspflichten.<br />
Zugleich muss die BAGSO aber<br />
auch kritisch feststellen, dass der<br />
Gesetzentwurf in wesentlichen<br />
Punkten hinter den Erwartungen<br />
der Fachkreise, der wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse und einem bereits<br />
bestehenden breiten politischen<br />
Konsens über sinnvollerweise zu ergreifende<br />
Maßnahmen zurückbleibt.<br />
Bereits die Ottawa-Charta zur Gesundheitsförderung<br />
von 1986, aber<br />
z. B. auch der Sachverständigenrat<br />
zur Begutachtung der Entwicklung<br />
im Gesundheitswesen und<br />
die Kommission für den Sechsten<br />
Altenbericht haben wichtige Hinweise<br />
zur Ausgestaltung von Prävention<br />
gegeben. Demnach zielen<br />
Gesundheitsförderung und Prävention<br />
auf eine Verringerung der<br />
Belastungen und Risiken sowie auf<br />
die Stärkung der Gesundheitsressourcen.<br />
Dies bezieht sich einerseits<br />
auf den einzelnen Menschen, der<br />
befähigt <strong>werden</strong> soll, sein Gesundheitspotenzial<br />
zu entfalten, andererseits<br />
auf Staat und Gesellschaft,<br />
die die Rahmenbedingungen für<br />
Gesundheitsförderung verbessern<br />
und die Einrichtungen im Gesundheitswesen<br />
neu orientieren sollen,<br />
um gesundheitliche Ungleichheit<br />
zu verringern.<br />
Gesundheitsförderung und Prävention<br />
müssen daher als Gesamtpolitik<br />
auf allen Ebenen und in allen<br />
Politiksektoren auf die politische<br />
Tagesordnung gesetzt <strong>werden</strong> und<br />
sind als gesamtgesellschaftliche<br />
7
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
Aufgabe zu verstehen. Für eine gesundheitsfördernde<br />
Gesamtpolitik<br />
ist es zentral, dass sie<br />
an krank machenden Lebens-<br />
bedingungen ansetzt<br />
die lokale Ebene einbezieht und<br />
deren Akteure unterstützt<br />
die Selbsthilfe fördert<br />
die Bürgerinnen und Bürger an<br />
der Gestaltung gesunder Lebensbedingungen<br />
beteiligt<br />
die Kompetenzen der Menschen<br />
zu einem gesundheitsbewussten<br />
Verhalten fördert.<br />
Der Gesetzentwurf regelt jedoch<br />
nur Leistungen der Krankenkassen<br />
und verengt den Blick auf Verhaltensprävention.<br />
Dies birgt die<br />
Gefahr der Begrenzung auf ein<br />
einseitig medizinisches Präventionsverständnis<br />
und verschenkt<br />
Chancen zu einer wirkungsvollen<br />
Gesundheitsförderung und<br />
Prävention. Der Gesetzentwurf<br />
ist daher aus Sicht der BAGSO in<br />
wichtigen Bereichen zu überarbeiten:<br />
Gesundheitsförderung und Prävention<br />
sollten im Alltag und in<br />
den Lebenswelten der Bürgerinnen<br />
und Bürger stärker verankert<br />
und bestehende Ungleichheiten<br />
in Bezug auf die Gesundheitschancen<br />
in der Bevölkerung verringert<br />
<strong>werden</strong>. Dazu ist es unumgänglich,<br />
neben dem Bund<br />
und den Krankenkassen sowohl<br />
alle Sozialversicherungsträger,<br />
die Länder und die Kommunen<br />
als auch die Gesamtgesellschaft<br />
einzubeziehen.<br />
Die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA)<br />
soll laut Gesetzentwurf Leistungen<br />
zur primären Prävention<br />
u.a. in den Lebenswelten<br />
älterer Menschen durchführen.<br />
Nachhaltige Angebote zur Gesundheitsförderung<br />
und Prävention<br />
in Lebenswelten müssen<br />
aber spezifisch regionalen Gegebenheiten<br />
angepasst <strong>werden</strong>.<br />
Daher sollten hier unbedingt<br />
auch andere Akteure einbezogen<br />
<strong>werden</strong>, z. B. der Kooperationsverbund<br />
„Gesundheitliche<br />
Chancengleichheit“ sowie der<br />
öffentliche Gesundheitsdienst<br />
der Kommunen.<br />
Der Entwurf sieht vor, einen beträchtlichen<br />
Teil der Mittel für<br />
die betriebliche Gesundheitsförderung<br />
aufzuwenden. Ohne<br />
deren Bedeutung zu schmälern,<br />
bleibt festzustellen, dass durch<br />
die Fokussierung auf die Arbeitswelt<br />
große Bevölkerungsgruppen,<br />
wie z. B. Rentnerinnen<br />
und Rentner, unberücksichtigt<br />
bleiben.<br />
Zwar ist zu begrüßen, dass die<br />
Lebenswelten älterer Menschen<br />
ausdrücklich benannt <strong>werden</strong>.<br />
Allerdings müsste präzisiert<br />
<strong>werden</strong>, welche älteren Menschen<br />
als besonders verletzlich<br />
angesehen <strong>werden</strong> und wie der<br />
Zugang zu ihnen gesucht <strong>werden</strong><br />
kann.<br />
Geplant ist, die Gesundheitsuntersuchung<br />
zu einer primärpräventivenGesundheitsuntersuchung<br />
weiterzuentwickeln. Aus<br />
dem Gesetzentwurf ist jedoch<br />
nicht ersichtlich, wie alle, insbesondere<br />
gefährdete Zielgruppen,<br />
besser erreicht <strong>werden</strong> können.<br />
Heute <strong>werden</strong> sie überwiegend<br />
von ohnehin gesundheitsbe-<br />
wussten Personen in Anspruch<br />
genommen.<br />
Eine ressourcenorientierte Gesundheitsförderung<br />
<strong>mit</strong> unterstützenden<br />
lebensweltlichen<br />
Rahmenbedingungen kann<br />
zudem nicht Aufgabe der Ärztinnen<br />
und Ärzte allein sein.<br />
Vielmehr gilt es, eine „umweltbezogene<br />
Prävention“ zu<br />
fördern, die außerhäusliche<br />
Mobilität unterstützt und Barrierefreiheit<br />
stärker berücksichtigt.<br />
Da<strong>mit</strong> kann ein Beitrag<br />
sowohl zur Sturzprophylaxe als<br />
auch zur sozialen Teilhabe und<br />
da<strong>mit</strong> zum Schutz vor Vereinsamung<br />
geleistet <strong>werden</strong>.<br />
Die Prävention vor und bei Pflege<br />
– insbesondere in Alten- und<br />
Pflegeheimen – muss gestärkt<br />
<strong>werden</strong>, auch unter Berücksichtigung<br />
der Mundgesundheit. Es<br />
gilt, durch geeignete Maßnahmen<br />
nicht nur Pflegebedürftigkeit<br />
vorzubeugen, sondern auch<br />
deren Fortschreiten zu verlangsamen.<br />
Im Gesetzentwurf nicht enthalten<br />
ist eine Stärkung der<br />
Präventionsforschung. Sie ist<br />
dringend notwendig und sollte<br />
sich da<strong>mit</strong> befassen, welche der<br />
bisher praktizierten Maßnahmen<br />
der Gesundheitsförderung<br />
und Prävention wirksam sind<br />
und welche Zugänge zu verletzlichen<br />
Gruppen sich bewährt<br />
haben. n<br />
Rudolf Herweck, Mitglied<br />
des BAGSO-Expertenrates<br />
Dr. Claudia Kaiser, Referentin für<br />
Gesundheits- und Pflegepolitik bei<br />
der BAGSO<br />
8 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Seniorenarbeit und Seniorenpolitik<br />
JVA 62plus – Der demografische Wandel<br />
zeigt sich auch im Strafvollzug<br />
In Singen liegt Deutschlands einziges Gefängnis für Straftäter im Seniorenalter. Es wurde 1970 im Rahmen<br />
der differenzierten Gestaltung des Strafvollzugs in Baden-Württemberg eingerichtet, weil ältere Gefangene<br />
in größeren Vollzugseinrichtungen eher an den Rand gedrängt <strong>werden</strong> und ihre altersbedingten Bedürfnisse<br />
dort weniger berücksichtigt <strong>werden</strong> können. Dienstleiter Thomas Maus stellt das Konzept vor.<br />
Seit 1976 gehört die Anstalt als<br />
Außenstelle zur Justizvollzugsanstalt<br />
Konstanz. Sie ist eine Einrichtung<br />
des geschlossenen Vollzugs,<br />
in der männliche Gefangene,<br />
die zum Zeitpunkt der Verurteilung<br />
das 62. Lebensjahr vollendet<br />
und Freiheitsstrafen von mehr als<br />
15 Monaten zu verbüßen haben,<br />
einsitzen. Aktuell sind wir <strong>mit</strong><br />
50 Gefangenen belegt. Der älteste<br />
Gefangene ist momentan 85 Jahre<br />
alt. Das Durchschnittsalter liegt<br />
zurzeit bei 70, der durchschnittliche<br />
Strafausspruch bei viereinhalb<br />
Jahren.<br />
Etwa ein Drittel der Gefangenen<br />
wurde wegen Sexualstraftaten,<br />
hier in erster Linie wegen sexuellen<br />
Missbrauchs von Kindern<br />
im familiären bzw. gesellschaftlichen<br />
Nahbereich, verurteilt. Ein<br />
weiteres Drittel wegen schwerer<br />
Gewaltstraftaten bzw. Tötungsdelikte,<br />
häufig in der Beziehungs-<br />
ebene, und das letzte Drittel wegen<br />
Betrugsstraftaten, vorwiegend im<br />
Anlagebereich. Es handelt sich<br />
dabei sowohl um Menschen, die<br />
in vorgerücktem Lebensalter zum<br />
ersten Mal eine Haftstrafe verbüßen,<br />
als auch um jene, bei denen<br />
die JVA Singen das Ende einer langen<br />
„kriminellen Karriere“ ist. Gewalt-<br />
und Drogenprobleme oder<br />
Subkulturen spielen hier keine<br />
Rolle. Dies resultiert im Wesentlichen<br />
aus der Altersstruktur unserer<br />
Gefangenen.<br />
Obwohl die Einrichtung eine Anstalt<br />
des geschlossenen Langstrafenvollzugs<br />
ist, können sich die<br />
Gefangenen während des Tages<br />
frei im Hause bewegen. Sie können<br />
jederzeit Kontakt zueinander und<br />
zu Bediensteten aufnehmen. Der<br />
einzelne Gefangene kann so weitgehend,<br />
im Rahmen der Vorgaben,<br />
<strong>mit</strong>entscheiden, wie er seinen Tag<br />
strukturiert. An die Mitarbeitenden<br />
stellt diese Situation die<br />
besondere Anforderung, sich in<br />
erhöhtem Maße <strong>mit</strong> den Gefangenen<br />
zu beschäftigen und vielfältige<br />
Betreuungs- sowie auch Behandlungsfunktionen<br />
wahrzunehmen,<br />
um negativen Folgen des Freiheitsentzugs<br />
speziell bei älteren und in<br />
der Regel auch haftempfindlicheren<br />
Gefangenen vorzubeugen.<br />
Denn ältere Gefangene erleben die<br />
Haft belastender als Jüngere: Für<br />
sie besteht danach oft nicht mehr<br />
die Möglichkeit des Neuanfangs,<br />
nicht selten haben sie auch einfach<br />
Angst, das Haftende nicht mehr<br />
zu erleben. Sie haben ein stärkeres<br />
Ruhebedürfnis und oft auch körperliche<br />
Besch<strong>werden</strong>, für die die<br />
Jüngeren kein Verständnis haben.<br />
Es geht dabei aber nicht darum,<br />
den Vollzug so angenehm und locker<br />
wie möglich zu gestalten oder<br />
gar eine Vollzugseinrichtung für<br />
Privilegierte zu schaffen, sondern<br />
die Gefangenen künftig für ein<br />
Leben in sozialer Verantwortung<br />
zu befähigen. Wir wollen <strong>mit</strong> ihnen<br />
zusammen erreichen, dass an<br />
förderungswürdige soziale Beziehungen<br />
wieder angeknüpft wird<br />
bzw. diese erhalten <strong>werden</strong>. Dabei<br />
sollen die Gefangenen den Bezug<br />
zur Realität des Alltags in Freiheit<br />
nicht verlieren.<br />
Die älteren Gefangenen sollen<br />
nicht über-, aber auch nicht unterfordert<br />
<strong>werden</strong>. Beim Vollzug<br />
von längeren Freiheitsstrafen ist<br />
es wichtig, ältere Menschen geistig<br />
und körperlich mobil und rege zu<br />
erhalten. Dies geht nicht ohne ihre<br />
Beteiligung und ohne Stärkung ihrer<br />
Eigenverantwortlichkeit. n<br />
9
© Foto: CREATISTA - shutterstock.com<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Humor –<br />
ein kreativer Weg,<br />
das Leben zu meistern<br />
Eine alte Frau musste wegen eines Brust-Karzinoms operiert <strong>werden</strong>. War sie auch sehr humorvoll, so hatte sie<br />
doch Angst vor der Operation und schloss vorsorglich <strong>mit</strong> dem Leben ab. Als sie nach der Operation aufwachte,<br />
meinte sie lächelnd bei der Visite: „Der liebe Gott hat halt auch lieber jüngere Frauen als mich altes Weib.“<br />
Ist Lachen gleich Humor?<br />
Hat die obige Anekdote etwas <strong>mit</strong><br />
Humor zu tun: sich selbst „auf die<br />
Schippe“ zu nehmen und darüber<br />
auch lachen zu können? Wir lachen<br />
über vieles, doch haben ca.<br />
80% dieser „Lach-Anlässe“ wenig<br />
<strong>mit</strong> Humor zu tun. Nicht umsonst<br />
meinte der Schauspieler und<br />
Komödienschreiber Curt Goetz:<br />
„Unter Humor verstehen die meisten<br />
Menschen das Gelächter über<br />
Dinge, die einem anderen zugestoßen<br />
sind“. Sehr groß ist die<br />
Variationsbreite des Lachens. Wir<br />
unterscheiden z. B. aggressives,<br />
zynisches, ironisches, verlegenes,<br />
obszönes, verzweifeltes, sardonisches,<br />
skeptisches, überhebliches<br />
und schließlich befreiendes, fröhliches<br />
Lachen. Nur dieses ist ein<br />
Merkmal für Humor.<br />
Lachen löst kurzzeitige physiologische<br />
Veränderungen an Stimme,<br />
Gesichts- und Körpermuskulatur,<br />
Atmung, Herz und Haut aus. Hinzu<br />
kommen psychische und soziale<br />
Phänomene. Lachen wird auch als<br />
„soziales Schmier<strong>mit</strong>tel“ beschrieben<br />
und gilt als kürzeste Verbindung<br />
zwischen zwei Menschen.<br />
„Wer lacht, hat schon gewonnen“<br />
heißt es. Aus Untersuchungen geht<br />
hervor, dass wir im Gehirn über<br />
bestimmte Areale verfügen, die<br />
für das Lachen und das Verstehen<br />
von Witz und Komik zuständig<br />
sind. Es gibt ein „Lachkoordinationszentrum“.<br />
Durch Lachen kann<br />
die Produktion von Cortison und<br />
Adrenalin reduziert <strong>werden</strong>.<br />
Was ist Humor?<br />
Humor bzw. der Sinn für Humor<br />
ist eine Persönlichkeitseigenschaft,<br />
die je nach Sozialisation mehr oder<br />
weniger ausgeprägt ist. Schon im<br />
10 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
17. Jahrhundert wurde beschrieben,<br />
dass Humor das Blut reinigt,<br />
den Körper jung und lebendig sowie<br />
zu jeder Arbeit tauglich macht.<br />
Der Begriff „Humor“ (lat. umor:<br />
Feuchtigkeit, Flüssigkeit, Saft) bedeutete<br />
zunächst nur Stimmung,<br />
gute oder schlechte. Er geht zurück<br />
auf die Meinung von Hippokrates<br />
und Galen und die <strong>mit</strong>telalterliche<br />
Vorstellung, dass die Temperamente<br />
des Menschen auf der unterschiedlichen<br />
Mischung der vier<br />
Körpersäfte (humores) – Schleim,<br />
Blut, schwarze und gelbe Galle<br />
– beruhen. Heute versteht man<br />
unter dem Begriff „Humor“ laut<br />
Duden die Gabe eines Menschen,<br />
der Unzulänglichkeit der Welt, den<br />
Schwierigkeiten und Missgeschicken<br />
des Alltags <strong>mit</strong> heiterer Gelassenheit<br />
zu begegnen, sich nicht<br />
unterkriegen zu lassen, sondern<br />
über Widrigkeiten und Unzulänglichkeiten<br />
lachen zu können.<br />
Für Freud, der sich besonders ausführlich<br />
<strong>mit</strong> dem Humor auseinandergesetzt<br />
hat, entsteht die Lust<br />
am Humor auf Kosten unterbliebener<br />
Affektentbindung, ist also<br />
eine Art „Affektersparnis“: Anstatt<br />
mich zu ärgern, lache ich lieber. Es<br />
handelt sich also um eine Energieleistung<br />
des Ichs, das genügend<br />
Ich-Stärke und freundliche mütterliche<br />
Über-Ich-Anteile besitzen<br />
muss. Der Humor ist nicht resignierend,<br />
sondern trotzig. Er wird<br />
auch als reifster Abwehrmechanismus<br />
bezeichnet.<br />
Er ist einer der kreativsten Wege,<br />
Gegensätze zu vereinen. Im Rah-<br />
men der positiven Psychologie<br />
wird der Humor als eine der Charakterstärken<br />
beschrieben, die zu<br />
Wohlbefinden und zu Lebenszufriedenheit<br />
notwendig sind.<br />
Humor ist nicht erlernbar. Neben<br />
Geist und Witz setzt er vor<br />
allem ein großes Maß an Herzensgüte<br />
voraus, an Geduld,<br />
Nachsicht und Menschenliebe.<br />
Curt Goetz<br />
(1888 – 1960)<br />
Ist jeder Witz humorvoll?<br />
Zu unterscheiden von Humor<br />
ist der Witz. Man versteht hierunter<br />
eher eine kurze, prägnant<br />
formulierte Geschichte <strong>mit</strong> einer<br />
unerwarteten Wendung, einem<br />
überraschenden Effekt, der zum<br />
Lachen reizen soll. Gleichzeitig<br />
versteht man unter Witz – eine<br />
Verwandtschaft <strong>mit</strong> dem Wort<br />
„Wissen“ ist nicht zu übersehen –<br />
eine Eigenschaft, sich geistreich,<br />
witzig auszudrücken. „Sein Witz<br />
macht vor nichts Halt.“<br />
Als Witz einzustufen ist z. B.: Eine<br />
ältere Dame weiß sich nicht mehr<br />
zu helfen und geht zum Psychiater.<br />
Ohne Umschweife erzählt sie von<br />
ihren Ängsten: „Immer wenn ich<br />
abends zu Bett gehe, muss ich mich<br />
auf den Boden legen und nachsehen,<br />
ob unter dem Bett kein Mann<br />
liegt. Was soll ich bloß tun?“ Der<br />
Psychiater rät: „Das ist ganz einfach.<br />
Sägen Sie doch die Füße des<br />
Bettes ab.“<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Deutlich wird, dass ein Witz auf<br />
Kosten eines Gegenübers – das<br />
ihn nicht zu verstehen braucht –<br />
geht, verletzen und Dritte zum<br />
Lachen reizen soll. Humor dagegen<br />
ist auf das Verstehen der Bemerkung<br />
des anderen angewiesen,<br />
setzt eine herzliche, gleichrangige,<br />
offene Beziehung voraus und fördert<br />
Einsichten. Es wird nicht über<br />
jemanden – wie beim Witz –, sondern<br />
<strong>mit</strong>einander gelacht. Es folgen<br />
Befreiung und Entspannung.<br />
Humorvoll ist eher folgende Geschichte:<br />
Einem älteren Patienten<br />
misst der Arzt den Puls und meint:<br />
„Ihr Puls geht aber sehr langsam.“<br />
Die Antwort des Patienten: „Das<br />
macht nichts, Herr Doktor. Ich<br />
habe Zeit.“<br />
Humor eröffnet neue Perspektiven<br />
und die Aufmerksamkeit für<br />
komische und allzu menschliche<br />
Ereignisse. Er ist als ein tägliches<br />
wohldosiertes „Lebensqualitäts<strong>mit</strong>tel“<br />
genauso wichtig wie Essen<br />
und Trinken: gut gemischt, ausreichend<br />
und kontinuierlich.<br />
Hilft Humor auch im Alter?<br />
Zwei ältere Herren gehen wegen<br />
Besch<strong>werden</strong> an einem Bein zur<br />
Massage und <strong>werden</strong> in unterschiedlichen<br />
Kabinen behandelt.<br />
Von einem sind laute Klagen über<br />
Schmerzen und Wehrufe zu hören,<br />
vom anderen nur Lachen und<br />
Prusten. Nach der Behandlung<br />
treffen sich die beiden. Der eine<br />
meint: „Du hast die ganze Zeit gelacht.<br />
Hattest Du keine Schmerzen?<br />
Ich hätte die Wand hochgehen können.“<br />
„Du hast Dein krankes Bein<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 11
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
behandeln lassen“, meint dieser.<br />
„Das war falsch. Ich habe das gesunde<br />
massieren lassen.“<br />
Diese Anekdote verdeutlicht den<br />
Weg, den ein alter Mensch, aber<br />
auch jeder Helfer in der Behandlung,<br />
einschlagen sollte: nicht bei<br />
den Defiziten, sondern bei vorhandenen<br />
Ressourcen anzusetzen<br />
– nach dem Motto: „Ein bisschen<br />
geht immer“. Dieser Weg öffnet<br />
sich auch für Menschen <strong>mit</strong> Demenz.<br />
Humor ist der Knopf, der verhindert,<br />
dass uns der Kragen<br />
platzt.<br />
Joachim Ringelnatz<br />
(1883 – 1934)<br />
Gibt es auch nur wenige Untersuchungen,<br />
die der Frage „Alter<br />
und Humor“ nachgehen, so zeigen<br />
sie doch wichtige Aspekte auf, die<br />
zusammenfassend kurz dargestellt<br />
<strong>werden</strong>. So ist der Sinn für<br />
Humor im Alter <strong>mit</strong> dem Humor,<br />
wie er beim gleichgeschlechtlichen<br />
Elternteil erlebt wurde, ähnlich.<br />
Mit zunehmendem Lebensalter<br />
steigt auch die heitere Gelassenheit.<br />
Lernen scheint <strong>Älter</strong>en <strong>mit</strong><br />
Humor leichter zu fallen. Ein positiver<br />
Zusammenhang besteht<br />
auch zwischen dem psychophysischen<br />
Gesundheitszustand und<br />
Humor. Schmerzen, insbesondere<br />
chronische, lassen sich <strong>mit</strong> Humor<br />
deutlich verringern. Weiterhin<br />
zeigen humorvolle <strong>Älter</strong>e eine<br />
größere Selbstsicherheit, eine höhere<br />
emotionale Ausgeglichenheit<br />
sowie eine insgesamt positivere<br />
Stimmungslage und schätzen sich,<br />
einer Untersuchung älterer Paare<br />
folgend, glücklicher ein. Humorvolle<br />
Senioren <strong>mit</strong> gesundheitlicher<br />
Einschränkung können Stress<br />
besser bewältigen. Humor scheint<br />
auch eine Ausgleichsfunktion gegenüber<br />
körperlichen Einbußen zu<br />
haben.<br />
Mit dem Alter verändern sich<br />
die Situationen und Inhalte, die<br />
als humorvoll erkannt und erlebt<br />
<strong>werden</strong>. So zeigte sich bei<br />
einer Untersuchung von 50- bis<br />
80-Jährigen <strong>mit</strong> zunehmendem<br />
Alter ein vermindertes Humorverständnis.<br />
Ausgeprägter war dies<br />
bei <strong>Älter</strong>en, deren kognitive Leistungen<br />
schlechter waren als bei<br />
anderen. Diskutiert wird, ob eine<br />
allmählich nachlassende Frontalhirnfunktion<br />
zu einer kognitiven<br />
Beeinträchtigung führt, die ein<br />
Humorverständnis verringert, die<br />
affektive Humorverarbeitung allerdings<br />
nicht beeinträchtigt. Eine<br />
Zunahme von Humor im Alter<br />
konnte bei der Bewältigung von<br />
Widrigkeiten und Stress festgestellt<br />
<strong>werden</strong>. So lässt sich folgern,<br />
dass das emotionale Humorverständnis<br />
im Alter nicht abnimmt,<br />
das kognitive dagegen schon.<br />
Dabei geht aber die Kompetenz,<br />
schwierige Situationen <strong>mit</strong> Humor<br />
zu bewältigen, nicht verloren.<br />
Wie aus eigenen Untersuchungen<br />
hervorgeht, profitieren depressive<br />
ältere Menschen von<br />
Humor-Interventionen sehr. Bei<br />
Gruppenuntersuchungen im stati-<br />
Wer andere zum Lachen bringen<br />
kann, muss ernst genommen<br />
<strong>werden</strong>; das wissen alle<br />
Machthaber.<br />
Werner Finck<br />
(1902 – 1978)<br />
onären Umfeld wurde festgestellt,<br />
dass Resilienz, d. h. die Fähig-<br />
keit, schwierige Lebenssituationen<br />
ohne anhaltende Beeinträchtigung<br />
zu überstehen, und Lebenszufriedenheit<br />
erheblich zunehmen. Erstaunlich<br />
war, dass dies auch für<br />
Menschen <strong>mit</strong> <strong>mit</strong>telschweren und<br />
schweren Depressionen gilt.<br />
Es gibt einige Untersuchungen,<br />
die verdeutlichen, dass Menschen<br />
<strong>mit</strong> Demenz Humor haben können<br />
und ihnen eine humorvolle<br />
Zugangsweise helfen kann, <strong>mit</strong><br />
sich besser zurechtzukommen.<br />
Sogenannte Clinic-Clowns bzw.<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr. phil. Dr.<br />
med. Dipl.-Psych.<br />
Rolf D. Hirsch<br />
ist Facharzt für<br />
Nervenheilkunde,<br />
Geriatrie, Psychotherapeutische<br />
Medizin und Psychoanalyse. Er ist<br />
Präsident der Deutschen Akademie<br />
für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie,<br />
Vorsitzender der Bonner<br />
Initiative gegen Gewalt im Alter –<br />
Handeln statt Misshandeln e V. und<br />
Mitglied des BAGSO-Expertenrates.<br />
In Bonn betreibt er eine Praxis für<br />
Psychiatrie und Psychotherapie.<br />
Kontakt: r.d.hirsch@t-online.de<br />
12 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Geri-Clowns sind hier eine echte<br />
Lebenshilfe. Sie verändern in Institutionen<br />
oft in erstaunlicher Weise<br />
das Milieu und das Verhalten von<br />
Menschen <strong>mit</strong> Demenz (s. S. 19).<br />
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen<br />
können belegen, dass<br />
durch Humor-Interventionen die<br />
Lebensqualität alter Menschen<br />
verbessert wird. Bekannt ist, dass<br />
sie sich subjektiv wohler fühlen, als<br />
dies nach der Einschätzung ihrer<br />
Gesundheit objektiv zu erwarten<br />
wäre. Da nun Wohlbefinden und<br />
Humor eng <strong>mit</strong>einander verbunden<br />
sind, liegt es nahe, ihre Gesundheit<br />
und Lebensqualität durch<br />
eine systematische Förderung des<br />
Sinnes für Humor zu verbessern.<br />
Die von alten Menschen immer<br />
wieder beklagten Umgangsweisen<br />
mancher Ärzte, Schmerzen und<br />
Besch<strong>werden</strong> als „altersbedingt“<br />
abzutun, kann folgende nachdenklich<br />
stimmende Anekdote ad<br />
absurdum führen: Zu einem Arzt<br />
kommt eine ältere Patientin <strong>mit</strong><br />
großen Schmerzen im rechten Knie.<br />
Der Arzt untersucht dieses, findet<br />
nichts und meint dann schließlich:<br />
„Das liegt an Ihrem Alter. Da tau-<br />
Humor ist Liebe. Er macht die<br />
Unzulänglichkeiten etwas zulänglicher,<br />
den Schaden etwas<br />
leichter, den Schmerz etwas<br />
erträglicher. Nur die Überheblichkeit<br />
macht er lächerlich, die<br />
lacht er aus.<br />
Henri Nannen<br />
(1913 – 1996)<br />
chen solche Schmerzen auf.“ Die<br />
Patientin sieht ihn etwas ungläubig<br />
an und meint. „Ja, das kann schon<br />
sein. Aber eines verstehe ich nicht,<br />
Herr Doktor. Mein linkes Knie ist<br />
genauso alt wie das rechte. Dieses<br />
tut mir aber nicht weh.“<br />
Mit Humor das Altern meistern<br />
Humor ist eine Möglichkeit, sein<br />
Leben kreativer, lebendiger und<br />
freudvoller zu gestalten. Darauf<br />
weisen die bisherigen Untersuchungen<br />
hin. Zudem eröffnet er Chancen,<br />
nicht zu verzweifeln, sondern<br />
zu überleben. Gegen Einbußen,<br />
Besch<strong>werden</strong>, Erkrankungen und<br />
Einsamkeit ist Humor ein hilfreiches<br />
„Medikament“, welches leider<br />
von Ärzten zu wenig „verschrieben“<br />
wird. Er ist eine „Trotzmacht“<br />
gegenüber den Missgeschicken und<br />
Verlusten des täglichen Lebens.<br />
Mag Humor auch eine Persönlichkeitseigenschaft<br />
sein, so kann der<br />
Sinn für Humor mehr oder weniger<br />
bei jedem Menschen bis ins<br />
hohe Lebensalter durch gezielte<br />
Interventionen gefördert <strong>werden</strong>.<br />
Humor kann man in jedem Lebensalter<br />
lernen. Gegensätze <strong>werden</strong><br />
verbunden, Unbewusstes darf<br />
bewusst <strong>werden</strong>, verdrängte Lust<br />
und Unlust <strong>werden</strong> befreit und ambivalente<br />
Gefühle verringert oder<br />
aufgelöst. Es folgt Entspannung.<br />
Humor führt dazu, trotz Hilflosigkeit<br />
neue Aspekte zu sehen, trotz<br />
Depression einen Überlebensweg<br />
zu finden und trotz Zorn Aggression<br />
humorvoll zu gestalten. Er ist<br />
ein kreativer Weg, das Leben bewältigen<br />
und auch über sich selbst<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
lachen zu können, d.h., sich selbst<br />
unter einem neuen Aspekt zu sehen.<br />
Es ist ein Vorurteil zu glauben,<br />
dass man entweder <strong>mit</strong> Sinn<br />
für Humor geboren wurde oder<br />
verdammt sei, bis an sein Lebensende<br />
humorlos zu leben. Das Leben<br />
ist zu kurz, um sich <strong>mit</strong> Ärger aufzuhalten.<br />
Wer Humor hat, ist Herr<br />
der Situation! n<br />
Rolf D. Hirsch<br />
Literatur<br />
Fey, U. (<strong>2013</strong>):<br />
Clowns für Menschen <strong>mit</strong> Demenz.<br />
Mabuse, Frankfurt a.M.<br />
Hirsch, R.D. (2011):<br />
Alterslast-Lebenslust-Humor kennt<br />
keine Altersgrenze. Psychotherapie<br />
im Alter, 33 (Heft 4), 527-544.<br />
Hirsch, R.D., Bruder, J. & Radebold,<br />
H. (Hrsg.) (2001):<br />
Heiterkeit und Humor im Alter.<br />
Schriftenreihe der Deutschen<br />
Gesellschaft für Gerontopsychiatrie<br />
und -psychotherapie. Kohlhammer,<br />
Stuttgart.<br />
Titze, M. & Eschenröder, Chr. T.<br />
(2000):<br />
Therapeutischer Humor.<br />
Fischer, Frankfurt a.M.<br />
Uber, H. & Steiner, A. (2006):<br />
Lach dich locker.<br />
Gildmann, München.<br />
Wild, B. (Hrsg.) (2012):<br />
Humor in Psychiatrie und<br />
Psychotherapie.<br />
Schattauer, Stuttgart.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 13
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Humor als therapeutische Maßnahme<br />
„Lachen ist die beste Medizin“, sagt ein Sprichwort. „Humor hilft heilen“ heißen das Credo und die Stiftung des<br />
bekannten Mediziners und Kabarettisten Dr. Eckart von Hirschhausen. Was daran ist am Lebenselixier Lachen<br />
und Heil<strong>mit</strong>tel Humor, erklärt der Allgemeinmediziner und Hausarzt Emanuel Jauch aus Kenzingen.<br />
Lachen ist die beste Medizin<br />
Kann Humor Krankheiten<br />
verhindern oder gar heilen?<br />
Verhindern sicher nicht, aber deren<br />
Risikofaktoren lassen sich dadurch<br />
erheblich verringern. Und<br />
Krankheitsverläufe <strong>werden</strong> günstig<br />
beeinflusst.<br />
Was passiert denn im Körper,<br />
wenn man lacht?<br />
Lachen führt durch die vermehrte<br />
Ausschüttung von Serotonin,<br />
Dopamin und Endorphinen – das<br />
sind Botenstoffe, die im Gehirn<br />
für das Wohlbefinden <strong>mit</strong>verantwortlich<br />
sind – zur Verbesserung<br />
der Stimmung, zur Aktivierung<br />
des Herz-Kreislauf-Systems und<br />
der Atmung. Lachen bedeutet<br />
auch verstärkte Muskelarbeit – ich<br />
hoffe, jeder hat schon mal vor lau-<br />
14 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
© Foto: Hannamariah – shutterstock.com<br />
ter Lachen Muskelkater gehabt –,<br />
aber auch Muskelentspannung.<br />
Gleichzeitig kommt es zu einer<br />
verminderten Produktion der<br />
„Stresshormone“ Adrenalin und<br />
Kortison. Lachen führt durch eine<br />
vermehrte Bildung von Antikörpern<br />
– Immunglobulin A – sogar<br />
zu einer Verbesserung der Immun-<br />
abwehr. Wer lacht, der nimmt<br />
durch die Freisetzung von Endorphinen<br />
auch Schmerzen weniger<br />
intensiv wahr.<br />
Das Leben ist aber nicht immer<br />
lustig. Wenn Stress den Alltag<br />
beherrscht, bleiben Humor und<br />
Lachen oft auf der Strecke.<br />
Was also tun?<br />
Das Schöne ist ja, dass wir das ein<br />
Stück weit selbst in der Hand ha-<br />
ben. Man kann jede Situation unterschiedlich<br />
betrachten und das<br />
Lustige in ihr suchen. Man kann<br />
sich entscheiden, ob man sich ärgern<br />
oder über etwas lachen will.<br />
Humor also als eine Art<br />
Lebenseinstellung…?<br />
Ja, genau. Man kann sich heitere<br />
und entspannende Momente<br />
auch bewusst schaffen. Wer sich<br />
z. B. anstelle ernster Dokumentationen<br />
Komödien im Fernsehen<br />
ansieht und dabei herzhaft lacht,<br />
gerät nicht nur in bessere Stimmung,<br />
sondern tut auch etwas für<br />
die Durchblutung, denn er hat 30<br />
bis 50 % weitere Gefäße. Das Beste<br />
ist aber, in Gesellschaft zu lachen.<br />
Lachen verbindet und ist dann besonders<br />
effektiv. Das ist ja das Tolle:<br />
Humor ist zwar ansteckend und<br />
man kann sich halb totlachen, eine<br />
Krankheit ist er trotzdem nicht.<br />
Zur Person<br />
„Lachen ist eine<br />
therapeutische<br />
Maßnahme ohne<br />
Altersgrenze“,<br />
findet der Allgemeinmediziner<br />
und<br />
Hausarzt Emanuel<br />
Jauch.<br />
Kontakt und Information:<br />
www.praxis-jauch.de und<br />
post@praxis-jauch.de
Als Hausarzt haben Sie auch viele<br />
Patienten im Seniorenalter, die an<br />
mehreren Krankheiten und da<strong>mit</strong><br />
anzunehmenden körperlichen<br />
Einschränkungen leiden. Was<br />
bewirkt Humor in Bezug auf das<br />
Alter(n)?<br />
Humor und Lachen kennen keine<br />
Altersgrenze. Wir verfügen über<br />
diese Ressourcen seit Kindertagen,<br />
doch verlernen wir diese leider im<br />
Lauf des Lebens etwas. Laut Studienergebnissen<br />
lacht ein Deutscher<br />
rund sechs Minuten am Tag.<br />
Vor 40 Jahren war es noch dreimal<br />
so viel. Erwachsene lachen im<br />
Durchschnitt nur noch 15-mal am<br />
Tag, Kinder dagegen 400-mal. Das<br />
finde ich traurig, aber man kann<br />
dagegen etwas tun, nämlich rausgehen<br />
und sich andere Menschen<br />
und Gelegenheiten zum gemeinsamen<br />
Fröhlichsein suchen. Man<br />
findet immer Möglichkeiten, wenn<br />
man sie sucht oder herausfordert.<br />
Man muss nur Augen und Ohren<br />
offen halten.<br />
Da<strong>mit</strong> appelliere ich besonders<br />
an die <strong>Älter</strong>en, von denen nicht<br />
wenige unter Einsamkeit leiden.<br />
Und wir wissen, dass Einsamkeit<br />
ein bedeutender Risikofaktor für<br />
Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist<br />
– ähnlich gefährlich wie Rauchen<br />
und Übergewicht.<br />
Humor in der Pflegeausbildung<br />
Menschen <strong>mit</strong> existenziellen<br />
Gesundheitsfragen zu beraten<br />
und zu begleiten, stellt Pflegende<br />
in Krankenhäusern und<br />
Pflegeeinrichtungen vor große Herausforderungen.<br />
„Humor kann<br />
ein wichtiges Bewältigungsinstrument<br />
in solchen seelischen Notlagen<br />
sein – sowohl für die Kranken<br />
als auch für die Pflegenden“, sagt<br />
Iris Unser, Lehrerin für Pflegeberufe<br />
an der Gesundheitsakademie<br />
der Berliner Charité. Da<strong>mit</strong> dieser<br />
„behutsam, aber durchaus mutig“<br />
angewendet wird, bietet sie seit<br />
2010 innerhalb des Curriculums<br />
Humor ist die Lust zu lachen,<br />
wenn einem zum Heulen ist.<br />
Werner Finck<br />
(1902 – 1978)<br />
zur Gesundheits- und Krankenpflege<br />
die achtstündige Lehreinheit<br />
„Mit Humor arbeiten“ an. Dabei<br />
setzen sich die Auszubildenden<br />
u.a. <strong>mit</strong> ihrer eigenen Definition<br />
von Humor auseinander und reflektieren<br />
ihre „Humor-Sozialisation“.<br />
Sie erhalten Einblick in die<br />
Wissenschaft des Lachens, die Gelotologie,<br />
sie lernen geschlechterspezifische<br />
Unterschiede kennen<br />
und erfahren, wie sich der Humor<br />
im Lauf des Lebens verändert. Die<br />
Lerneinheit beinhaltet auch Informationen<br />
über die emotionale<br />
Wirkung von Humor, über die<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Wie sieht das in Ihrem Praxis-<br />
alltag aus, in dem es ja nicht<br />
selten auch um ernsthafte und<br />
lebensbedrohliche Krankheiten<br />
geht. Können Sie in solchen<br />
Situationen Patienten <strong>mit</strong><br />
Humor begegnen?<br />
Es gibt tatsächlich Situationen, da<br />
gibt es nichts zu lachen. Aber eine<br />
humorvolle Herangehensweise<br />
passt häufiger, als man denkt. Humor<br />
kann manchmal etwas Abstand<br />
schaffen oder die Sichtweise<br />
verändern, er kann entspannen<br />
und oftmals auch einer Sache die<br />
Dramatik nehmen. Aber zwanghaft<br />
Humor um jeden Preis – das<br />
funktioniert nicht. n<br />
Das Interview führte Ines Jonas<br />
physiologischen Wirkungen des<br />
Lachens und die Auseinandersetzung<br />
<strong>mit</strong> Humorethik. Abgerundet<br />
wird das Ganze <strong>mit</strong> praktischen<br />
Lachyoga-Übungen und<br />
Anregungen zu „Humorinterventionen“<br />
(z. B. Humor-Tagebuch,<br />
<strong>mit</strong> „komischen“ Gegenständen<br />
heitere Anlässe schaffen). n I.J.<br />
Kontakt und Information:<br />
Internet: akademie.charite.de/<br />
ausbildung/gesundheits_und_<br />
krankenpflege.de<br />
E-Mail: iris.unser@charite.de<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 15
© Foto: Michael Müller<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Lachyoga, Muntermacher aus Indien<br />
Eine Lachyoga-Übung, das „Boxerlachen“<br />
Was vor 18 Jahren als Experiment<br />
zum Stressabbau <strong>mit</strong><br />
fünf Personen in einem Park im<br />
indischen Mumbai begann, ist<br />
heute auf 6.000 Lach(Yoga)clubs<br />
in 72 Ländern angewachsen. Die<br />
„Happidemic“ geht auf den Arzt<br />
Dr. Madan Kataria und dessen<br />
Frau Madhuri, eine Yogalehrerin,<br />
zurück. Die rasante Verbreitung<br />
beruht auf positiven Erfahrungen<br />
von Tausenden Lachyogis. Die<br />
Lachforschung gab entscheidende<br />
Impulse zu dieser Idee.<br />
Viel seltener als angenommen<br />
verfügen Menschen über Humor,<br />
doch, wie sollte es auch anders sein,<br />
Humor ist das Salz der Erde,<br />
und wer gut durchgesalzen ist,<br />
bleibt lange frisch.<br />
Karel Capek<br />
(1890 – 1938)<br />
jeder lacht sich gern mal schlapp.<br />
Recht so, denn Fakt ist, dass eine<br />
tägliche Dosis von etwa zehn Minuten<br />
lauthalsen Gelächters zahlreiche<br />
gesundheitliche Effekte auf<br />
Körper, Geist und Seele hat wie ein<br />
gut durchbluteter Körper, wacher<br />
Geist und eine gehobene Stimmung.<br />
Ein normaler Alltagslacher<br />
dauert aber nur drei Sekunden. Im<br />
Schnitt lacht ein Erwachsener weniger<br />
als eine Minute pro Tag. Eine<br />
erschreckende Bilanz!<br />
Im Gegensatz zu humorbasierten<br />
Methoden folgt Lachyoga dem<br />
Körper-Geist-Prinzip, wonach<br />
jede körperliche Aktion zu einer<br />
Reaktion im Gehirn führt. Die<br />
Formel „motion creates emotion“<br />
(Bewegung erzeugt Gefühle)<br />
bringt es auf den Punkt. Lachyoga<br />
ist ein Cocktail aus gute Gefühle<br />
erzeugenden Bewegungen wie<br />
Klatschen, ruhigen Atemübungen<br />
und Lachübungen, wobei Herum-<br />
kaspern, schräg Singen und losgelöstes<br />
Tanzen die Stimmung auch<br />
schon mal wie Champagnerkorken<br />
„hochploppen“ lässt. Ziel einer<br />
Lachyoga-Stunde ist das Initiieren<br />
ausgedehnten Gelächters.<br />
Lachyoga-Lehrerinnen und -Lehrer<br />
animieren alle dazu, aktiv <strong>mit</strong>zumachen.<br />
Hierzu dienen zahlreiche<br />
Übungen <strong>mit</strong> Namen wie „In-den-<br />
Himmel-Lachen“ oder „Königliches<br />
Lachen“. Der Augenkontakt<br />
und das Hören des Gelächters wirken<br />
so infektiös, dass die gewollten<br />
Lacher früher oder später in spontanes<br />
Losprusten übergehen. Die<br />
Spiegelneuronen lassen uns kaum<br />
eine andere Wahl. Darum ist es<br />
unnötig, schon gute Laune oder<br />
Humor <strong>mit</strong>zubringen.<br />
Jeder kann Lachyoga <strong>mit</strong>machen,<br />
auch Personen <strong>mit</strong> Handicaps, so<br />
auch Alzheimer- und Parkinson-<br />
Patienten sowie Menschen <strong>mit</strong><br />
Zur Person<br />
Gabriela Leppelt-<br />
Remmel ist die<br />
„First Lady“ des<br />
Lachyogas in<br />
Europa. Als 1. europäischer<br />
Lachyoga-<br />
Master leitet sie<br />
das Lachyoga-Institut in Hamburg.<br />
Sie trainiert in Kooperation <strong>mit</strong><br />
Dr. Kataria Lachyoga-Leiterinnen<br />
und -Leiter und managt den Deutschen<br />
Lachyoga-Kongress. Eines<br />
ihrer Herzensanliegen ist es, mehr<br />
Senioren und Kindern Lachyoga<br />
verfügbar zu machen.<br />
16 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
© Foto: Michael Müller
© Foto: Meddy Popcorn - Fotolia.com<br />
psychosomatischen Besch<strong>werden</strong>.<br />
Erfahrungen <strong>mit</strong> Senioren weisen<br />
auf die Verringerung von Ängsten,<br />
eine verbesserte Aufmerksamkeit<br />
und eine lebhaftere, freundlichere<br />
Kommunikation hin.<br />
Der Witz setzt immer ein<br />
Publikum voraus. Darum kann<br />
man den Witz auch nicht bei<br />
sich behalten. Für sich allein<br />
ist man nicht witzig.<br />
Johann Wolfgang von Goethe<br />
(1749 – 1832)<br />
Lachyoga ist Aktivität, Zuwendung,<br />
Freundlichkeit, Lächeln<br />
und Lachen von Angesicht zu Angesicht.<br />
Wohl kaum ein anderes<br />
Konzept passt sich so flexibel an<br />
spezielle Bedürfnisse an und vollbringt<br />
das kleine Wunder, dass<br />
Menschen sich binnen kürzester<br />
Zeit wie in einer glücklichen Familie<br />
empfinden. „Nähere Dich der<br />
Liebe, dem Lachen und dem Essen<br />
<strong>mit</strong> großer Unbefangenheit!“ sagt<br />
der Dalai Lama. Wie recht er hat! n<br />
Gabriela Leppelt-Remmel<br />
Humor im Arbeitsalltag<br />
Eine entspannte und humorvolle Arbeitsatmosphäre steigert die Kreativität.<br />
Ein fröhliches „Guten Morgen“<br />
in die Runde, ein aufmunterndes<br />
Lächeln, vielleicht ein Kompliment,<br />
da wird die eigene Laune<br />
selbst an einem Montagmorgen<br />
durchaus angenehm. Und wenn<br />
eine Gruppe von Menschen zusammen<br />
lacht, kommt man sich<br />
näher. Wenn in einem Team, z. B.<br />
im Arbeitsumfeld, regelmäßig gelacht,<br />
gescherzt und geschmunzelt<br />
wird, dann schweißt das zusam-<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Informationen<br />
In Deutschland existieren rund 150<br />
Lachclubs (www.lachclub.info). Die<br />
Bezeichnung Lachyoga-Therapeut/<br />
in ist keine gesetzlich geschützte<br />
Berufsbezeichnung. Ausgebildete<br />
Lachyoga-Leiter/innen und Lachyoga-Lehrer/innen<br />
besitzen einen<br />
Nachweis in Form eines Zertifikates<br />
von Dr. Madan Kataria. Informationen<br />
und Kontakt zu Lachyoga-<br />
Lehrerinnen und -Lehrern über<br />
Gabriela Leppelt-Remmel,<br />
Tel.: 040 / 64 89 23 91; info@<br />
yogilachen.de; www.yogilachen.de<br />
men. Das haben Sie vielleicht schon<br />
selbst gemerkt. Natürlich heißt das<br />
jetzt nicht, dass Sie bei der Arbeit<br />
neun Stunden lang wie ein Honigkuchenpferd<br />
grinsen sollten. Es<br />
gibt außerdem auch Teams, in denen<br />
wird künstlich über die Witze<br />
des Chefs gelacht oder nur zynisch<br />
über andere gelästert.<br />
Man kann beobachten, dass eine<br />
positive und wohlwollende humorvolle<br />
Einstellung manchmal<br />
Wunder wirkt. Wenn nun allerdings<br />
das Gegenüber oder gleich<br />
mehrere Mitarbeitende eine griesgrämige<br />
Miene an den Tag legen<br />
oder gar im Clinch <strong>mit</strong>einander<br />
liegen – hilft da Humor immer<br />
noch, ohne die Situation zu verschlimmern?<br />
Es kommt darauf<br />
an – und zwar wie bei Paracelsus:<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 17
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Wesentliche Dinge im Leben<br />
sind nicht zuletzt der Humor<br />
und die Fähigkeit, über sich<br />
selbst zu lachen.<br />
Yehudi Menuhin<br />
(1916 – 1999)<br />
Die Dosis macht das Gift. Auch<br />
beim Humor ist die Dosis wichtig.<br />
Und die Einstellung. Wenn Sie<br />
sich über zwei Streithähne lustig<br />
machen, dann kommt das u.U.<br />
nicht besonders gut an. Entspannend<br />
kann es wirken, die beiden<br />
stattdessen liebevoll zu karikieren.<br />
Sie merken ja, dass etwas im<br />
Raum steht. Sprechen Sie das<br />
Problem offen an: „Also Sie, Frau<br />
Meyer, wollen Herrn Schmidt jetzt<br />
am liebsten gleich an die Gurgel<br />
springen. Und auch Sie, Herr<br />
Schmidt, hätten gerade nichts gegen<br />
einen Zweikampf. Wenn Sie<br />
noch einen Moment warten – ich<br />
hole kurz meine Stoppuhr und die<br />
Boxhandschuhe.“ Wenn Sie dabei<br />
Wohlwollen und Empathie, also<br />
Einfühlungsvermögen, signalisieren,<br />
dann ernten Sie vielleicht sogar<br />
einen Lacher oder zumindest<br />
ein Lächeln. Und die Situation entspannt<br />
sich.<br />
Humor kann auch helfen, motivierter<br />
und kreativer zu sein.<br />
Wenn Sie im Arbeitsalltag zu versinken<br />
scheinen, wenn Sie plötzlich<br />
lustlos an Sachen werkeln,<br />
die Sie sonst vielleicht fasziniert<br />
haben, wenn Sie eigentlich mal<br />
eine Atempause brauchen – nehmen<br />
Sie sich die! Schon einige<br />
Minuten Perspektivwechsel wir-<br />
ken Wunder. Lesen Sie ein Comic,<br />
das sie aufheitert. Schauen Sie ein<br />
Comedy-Video. Reden Sie <strong>mit</strong> jemandem,<br />
der Ihnen guttut. Auch<br />
Bewegung kann helfen. Eine Technik<br />
ist z. B. das Jonglieren. Das ist<br />
gar nicht so schwer zu erlernen,<br />
wie man denkt. Wenn unser Hirn<br />
sich ausruhen durfte, sich <strong>mit</strong> angenehmen<br />
Dingen beschäftigt hat,<br />
wenn der Geist abgelenkt war und<br />
Sie sich dabei vielleicht noch amüsiert<br />
haben, dann fällt es leichter,<br />
wieder <strong>mit</strong> frischem Mut ans Werk<br />
zu gehen. Das ist sogar wissenschaftlich<br />
bewiesen. Eine Studie<br />
hat gezeigt, dass Schüler, die sich<br />
einige Zeit austoben durften, anschließend<br />
schwierige Aufgaben<br />
besser und schneller lösten als solche,<br />
die keine Pause hatten.<br />
Natürlich gibt es immer wieder<br />
Stimmen, die darauf pochen, dass<br />
Sie ja nicht zum Spaß da sind, sondern<br />
zum Arbeiten. Aber es geht<br />
nicht unbedingt um Komik und<br />
Klamauk, sondern in erster Linie<br />
um die Einstellung. Wenn etwas<br />
Unvorhergesehenes oder auch Unangenehmes<br />
passiert, dann können<br />
Sie sich darüber ärgern. Oder<br />
Sie können versuchen, das Komische<br />
an der Begebenheit zu sehen.<br />
Manche Leute tun das sogar in<br />
Momenten, wo es andere vielleicht<br />
für völlig unangebracht halten.<br />
Hier ein Beispiel aus John Morrealls<br />
Buch „Humor works“ („Humor<br />
funktioniert“):<br />
Während des zweiten Weltkrieges,<br />
als London unter dem deutschen<br />
Bombenhagel litt, hingen an vielen<br />
beschädigten Geschäften Schilder<br />
„Open as usual“, d. h. „Offen wie<br />
üblich“. Die Inhaber wollten signalisieren,<br />
dass sie sich vom Krieg nicht<br />
unterkriegen lassen. Ein Laden, von<br />
dem nur noch eine Wand stehengeblieben<br />
war, pries sich <strong>mit</strong> folgendem<br />
Schild an: „More open than usual“,<br />
d.h. „Offener als üblich“.<br />
Natürlich muss die Situation nicht<br />
immer ganz so extrem sein. Aber<br />
viele Menschen, die <strong>mit</strong> schwerer<br />
Krankheit oder Tod konfrontiert<br />
<strong>werden</strong>, verlieren ihren Sinn für<br />
Humor trotzdem nicht. Morreall<br />
schildert auch, welchen Humor ein<br />
todkranker Patient in einer Klinik<br />
entwickeln kann:<br />
Nach dem Frühstück kommt die<br />
Schwester <strong>mit</strong> einem Fläschchen<br />
für die Urinprobe ins Zimmer. Als<br />
sie den Raum wieder verlässt, füllt<br />
Zu den Autorinnen<br />
Eva Ullmann Dr. Kareen Seidler<br />
Das Humorinstitut ist stets bemüht,<br />
den liebevollen Humor in verschiedenen<br />
Bereichen einzusetzen.<br />
Aktuell unterstützt es Schüler durch<br />
Theaterprojekte in ihrem Erwachsen<strong>werden</strong><br />
und Ärzte in Kliniken dabei,<br />
die richtige Dosis Humor zu finden.<br />
Das nächste Offene Humortraining<br />
findet vom 28. bis 30. März 2014 in<br />
Leipzig statt!<br />
18 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
der Patient Apfelsaft in das Gefäß.<br />
Sie kommt zurück, er gibt ihr den<br />
Behälter. Sie schaut etwas besorgt<br />
und meint: „Das sieht heute früh<br />
aber wirklich trüb aus ...“ Woraufhin<br />
er das Fläschchen zurücknimmt,<br />
erklärt: „Na, dann müssen<br />
wir es wohl noch mal durchlaufen<br />
lassen“, es an die Lippen setzt und<br />
austrinkt.<br />
Witz ist wie Kaviar: Er sollte<br />
nur in kleinen Bissen genossen<br />
<strong>werden</strong> und nicht dick aufgetragen<br />
wie Marmelade.<br />
Noël Coward<br />
(1899 – 1973)<br />
Wichtig: Nicht jeder Krankenpfleger<br />
und nicht jeder Patient wird<br />
das lustig finden. Schließlich hat<br />
jeder Mensch seinen ganz eigenen<br />
humorvollen Fingerabdruck. Und<br />
den gilt es zu respektieren. Bevor<br />
Sie Humor in Konfliktsituationen<br />
einsetzen, sondieren Sie die Lage.<br />
Wie gut kennen Sie Ihr Gegenüber?<br />
Für welchen Humor ist er<br />
oder sie empfänglich? Schwarzer<br />
Humor und Sarkasmus? Oder eher<br />
Wortspiele und leise Ironie? Wo<br />
ist es Ihnen schon einmal gelungen,<br />
eine angespannte Situation<br />
zu entspannen? Probieren Sie Ihre<br />
Humorantennen zunächst einmal<br />
im vertrauten Umfeld aus. Und<br />
dann vielleicht in kleinen Dosen<br />
– erinnern Sie sich an Paracelsus<br />
– in anderen Situationen. Mit einer<br />
wohlwollenden, humorvollen<br />
Einstellung, einer angemessenen<br />
Portion Rücksicht und einem kleinen<br />
Augenzwinkern können Sie<br />
schnell kleine Erfolge erzielen. n<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Buch-Tipps<br />
„Humor im Business: Gewinnen<br />
<strong>mit</strong> Witz und Esprit“ von Eva Ullmann<br />
und Albrecht Kresse<br />
„Ich kann‘s ja doch! Die Kunst der<br />
täglichen Kommunikation“, ein<br />
Hörbuch von Eva Ullmann, Hörproben<br />
unter www.facebook.com/<br />
ichkannsjadoch.<br />
„Ich rede2: Spontan und humorvoll<br />
in täglichen Kommunikationssituationen“,<br />
ein Hörbuch von<br />
Eva Ullmann und Isabel García<br />
Eva Ullmann<br />
und Dr. Kareen Seidler<br />
Deutsches Institut für Humor<br />
Feuerbachstr. 26<br />
04105 Leipzig<br />
Tel.: <strong>03</strong> 41 / 48 11 848<br />
info@humorinstitut.de<br />
www.humorinstitut.de<br />
Zu Gast im Pflegeheim <strong>mit</strong> Geroclownin Aphrodite<br />
Ich bin eine Clownin der leisen<br />
Töne, auf einfühlsame Art begegne<br />
ich den Menschen. Ich habe<br />
eine Ausbildung zum Clown und<br />
Klinikclown sowie Fortbildungen<br />
zu den Themen „Altenheim Clownerie“<br />
und „Der Clown als Heiler“<br />
absolviert. Seit sechs Jahren gehe<br />
als ich Geroclownin in Altenheime<br />
und besuche dort vorwiegend<br />
demenziell veränderte Menschen.<br />
Bevor ich „losziehe“, schlüpfe ich<br />
in mein Clownskostüm, schminke<br />
mich dezent, zum Schluss kommt<br />
die rote Nase. Dann schnappe ich<br />
mir meinen großen alten Reisekoffer<br />
<strong>mit</strong> Spielmaterial, meine<br />
Clownhandpuppe Pfefferminza<br />
und wandere pfeifend durchs Haus<br />
– mein Erkennungszeichen.<br />
Bevor ich ein Zimmer betrete,<br />
klopfe ich an, warte auf ein Zeichen,<br />
dass ich eintreten darf. Wenn<br />
die Menschen kein Zeichen mehr<br />
geben können, öffne ich ganz vorsichtig<br />
die Tür und gehe langsam<br />
auf die Person zu. Ich begrüße sie<br />
und nehme Kontakt zu ihr auf,<br />
bringe ihr auf meiner Drehorgel<br />
ein Ständchen, singe oder pfeife<br />
dazu. Einige unterhalten sich <strong>mit</strong><br />
Pfefferminza, andere lieber <strong>mit</strong><br />
mir und manche schauen uns einfach<br />
nur zu.<br />
Aus meiner Erfahrung sind es die<br />
kleinen Aktionen, die zählen und<br />
unterstützen, die so ein bisschen<br />
Freude und Leichtigkeit in den<br />
Alltag zaubern. Ich biete kleine<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 19
© Fotos: Nora Hahn<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
Aktivitäten an, z. B. <strong>mit</strong> Seifenblasen,<br />
Musik, Luftballons und<br />
kleinen Drehorgeln. Die Kommunikation<br />
gestalte ich auch über<br />
Körpersprache (Pantomime) oder<br />
meine Clownspuppe Pfefferminza<br />
knüpft Kontakt zu den alten<br />
Menschen. Sehr gern gehe ich auf<br />
Spiel-angebote, z. B. gemeinsam<br />
eine Papierserviette zu falten, ein.<br />
Für ein paar Minuten schenke ich<br />
den Menschen meine volle Aufmerksamkeit<br />
und Wertschätzung.<br />
Ich hoffe, dass sie sich angenommen<br />
fühlen und sich dadurch im<br />
Hier und Jetzt verankern können<br />
oder einfach nur eine schöne Zeit<br />
haben. Es kommt auch vor, dass<br />
man mir ablehnend begegnet,<br />
dann entschuldige ich mich für<br />
meine Unachtsamkeit und verabschiede<br />
mich freundlich. Aus dem<br />
Nähkästchen geplaudert eins von<br />
vielen besonderen Erlebnissen:<br />
Eine alte demenzkranke Frau sitzt<br />
auf dem Flur im Sessel, scheinbar<br />
in ihre Gedanken versunken, ich<br />
gehe flötend vorbei. Sie sieht mich,<br />
winkt mich zu sich, ergreift meine<br />
Hände, lacht mir zu und beginnt<br />
zu schunkeln, sie sitzend, ich stehend.<br />
Sie redet freudig auf mich<br />
ein, ich verstehe kein Wort, da sie<br />
kein Deutsch spricht. Ich mache<br />
ein paar Tanzschritte nach rechts<br />
und links, es motiviert sie, sie hält<br />
In einem Hospiz ist viel Platz für Humor<br />
Ich bin schon oft gefragt worden,<br />
wie Humor und Hospiz eigentlich<br />
zusammenpassen: „Das widerspricht<br />
sich doch von selbst“,<br />
höre ich dann, „in einem Hospiz<br />
gibt es keinen Platz für Humor<br />
und Lachen ist verboten. Schließlich<br />
liegen die Menschen dort im<br />
Sterben und da ist es nicht angebracht,<br />
fröhlich zu sein und zu lachen.“<br />
Meine Erfahrung als Leiter des<br />
stationären Hospizes am Bonner<br />
Waldkrankenhaus ist aber eine<br />
ganz andere. Solange man unse-<br />
sich an mir fest, legt meinen Arm<br />
um sich und wir tanzen für einen<br />
kurzen Moment beide stehend,<br />
singend und lachend.<br />
Humor haben nicht selten<br />
die Menschen, die eigentlich<br />
nichts zu lachen haben.<br />
Gerhard Uhlenbruck<br />
(*1929)<br />
Selten erlebe ich Situationen, in<br />
denen es keine sichtbare Reaktion<br />
gibt. Vom Heimpersonal ist mir<br />
schon öfters bestätigt worden,<br />
dass durch meine Anwesenheit<br />
und mein Spiel sich die Atmosphäre<br />
positiv verändert hat. Ich<br />
bin davon überzeugt, dass jeder<br />
schöne Moment, den ich <strong>mit</strong><br />
Menschen teilen kann, auch eine<br />
langfristige Wirkung auf ihre<br />
Lebensqualität hat – sei sie auch<br />
noch so klein. n<br />
Ida Paul alias Clownin Aphrodite<br />
Informationen und Kontakt:<br />
www.aphrodite-clownin.de<br />
ren Gästen würdevoll begegnet<br />
und ehrlich <strong>mit</strong> ihnen umgeht,<br />
gibt es sogar viel Platz für Humor<br />
im Hospiz. Zugegeben, es ist eine<br />
Gratwanderung und hängt stark<br />
von der Situation und vom Individuum<br />
ab. Doch wenn die Situation<br />
angemessen ist, dann hat Humor<br />
20 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
einfach auch etwas Lösendes und<br />
Heilsames. Er gehört wie Sterben<br />
und Tod zum Leben.<br />
Durch das bewusste Feiern jährlich<br />
wiederkehrender Feste wie Karneval,<br />
Weihnachten, Ostern und St.<br />
Martin bringen wir jahreszeitliche<br />
Rituale ins Hospiz und versuchen<br />
so, eine Atmosphäre der Normalität<br />
entstehen zu lassen. Diese Feste<br />
und Rituale bedeuten schließlich<br />
<strong>mit</strong>einander feiern, Spaß haben<br />
und gemeinsam lachen, was man<br />
besonders gut während unserer<br />
Karnevalsfeiern erkennen kann:<br />
Da kommen Tanzgruppen ins<br />
Hospiz, es gibt Karnevalsgebäck<br />
und Bier – und viel gute Laune.<br />
Der Humor ist der Regenschirm<br />
der Weisen.<br />
Erich Kästner<br />
(1899 – 1974)<br />
Auch am Beispiel St. Martin lässt<br />
sich gut darstellen, wie wichtig es<br />
ist, diese Feste zu begehen. Im letzten<br />
Jahr haben wir, in Kooperation<br />
<strong>mit</strong> verschiedenen Kindergärten<br />
der Umgebung, einen Martinszug<br />
veranstaltet. Neben einem Posaunenchor<br />
haben 120 Kinder <strong>mit</strong> ihren<br />
Eltern sowie natürlich unsere<br />
Hospiz-Gäste <strong>mit</strong> ihren Angehörigen<br />
an diesem Zug teilgenommen,<br />
der um das Krankenhaus führte.<br />
Im Hospizgarten wurde schließlich<br />
ein Martinsfeuer angezündet.<br />
Dabei wurde viel gesungen, gelacht<br />
und geweint. Die Gäste, die<br />
das Hospiz nicht verlassen konn-<br />
ten, haben den Zug vom Wintergarten<br />
aus verfolgt und fühlten<br />
sich an frühere Zeiten erinnert.<br />
An diesem Tag kam es zu vielen<br />
Begegnungen zwischen Jung und<br />
Alt. Die Kinder brachten eine gewisse<br />
Fröhlichkeit und Leichtigkeit<br />
ins Hospiz.<br />
Wie wichtig es sein kann, den<br />
bevorstehenden Abschied <strong>mit</strong>einander<br />
zu feiern, zeigt auch das<br />
nächste Beispiel: Einer unserer<br />
Gäste, der an einem nicht mehr<br />
therapierbaren Bronchial-Karzinom<br />
litt, war ein Liebhaber der<br />
kubanischen Kultur und deren<br />
Musik. Durch seine weit fortgeschrittene<br />
Erkrankung war er<br />
kaum noch belastbar und litt unter<br />
starker Atemnot. Einer seiner<br />
letzten großen Wünsche war es,<br />
Humor ist keine Gabe des<br />
Geistes, er ist eine Gabe des<br />
Herzens.<br />
Ludwig Börne<br />
(1786 – 1837)<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
den Abschied <strong>mit</strong> seiner Familie,<br />
Freunden und dem Pflegepersonal<br />
zu feiern. Dazu wünschte er sich<br />
Musik aus Kuba, zog sich ein Hawaiihemd<br />
an und rauchte eine dicke<br />
Havanna. Wir haben <strong>mit</strong> Wein<br />
und Sekt angestoßen, viel gelacht,<br />
aber auch geweint. Wenige Tage<br />
später ist er gestorben.<br />
Diese Aktion verdeutlicht den<br />
Geist unserer Arbeit: Es geht darum,<br />
den letzten Lebensweg eines<br />
Menschen so angenehm wie<br />
möglich zu gestalten. Dazu gehört<br />
neben vielen anderen wichtigen<br />
Dingen auch der Humor. n<br />
Sebastian Roth<br />
Zur Person<br />
Sebastian Roth<br />
leitet das stationäre<br />
Hospiz am<br />
Waldkrankenhaus<br />
Bonn.<br />
Sebastian.Roth@<br />
ek-bonn.de<br />
www.evangelische-kliniken-bonn.de<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 21<br />
© Fotos: mma23 - Fotolia.com
© Foto: Tom-Hanisch.de - Fotolia.com<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
„Alles ist relativ“<br />
Humor in existenziellen Ausnahmesituationen<br />
Selbst in so existenziellen Situationen wie einer Krebstherapie kann Humor<br />
helfen: Wer von Herzen lacht, für den tritt das Leiden – zeitweise – in den<br />
Hintergrund. Das tut körperlich und seelisch gut.<br />
Die Lage ist katastrophal,<br />
aber nicht ernst!<br />
Wiener Volksmund<br />
Der Kirchenvater Augustinus<br />
(354 – 430) empfahl, so zu leben,<br />
als sei das alltägliche Handeln,<br />
die Kraft un<strong>mit</strong>telbaren<br />
Wirkens, von allergrößter Bedeutung.<br />
Gleichzeitig sollte der große<br />
Spannungsbogen der Lebenszeit<br />
durchaus nicht wichtig genommen<br />
<strong>werden</strong>. Die Folge ist, dass durch<br />
dieses Paradoxon vor allem das rationale<br />
Denken grundlegend relativiert<br />
wird. Gleichzeitig wird das<br />
Tor zur Welt der alles relativierenden<br />
Komik weit geöffnet. In dieser<br />
anderen Welt gelten nicht die Ge-<br />
setze der Kausalität, die endlosen<br />
Verkettungen von Zeit und Raum.<br />
Hier braucht sich niemand über<br />
die Fehler seiner Vergangenheit zu<br />
grämen und dabei voller mutloser<br />
Skepsis in die Zukunft zu blicken.<br />
Als der Hollywoodschauspieler<br />
Robert Mitchum 60 Jahre wurde,<br />
fragte ihn ein Journalist, was die<br />
größte Leistung seines Lebens gewesen<br />
sei. Mitchum gab zur Antwort:<br />
„Als ich 30 Jahre alt war,<br />
konnte ich mir nicht vorstellen,<br />
die nächsten fünf Jahre zu überleben.<br />
Und nun bin ich 60 Jahre alt<br />
geworden! Das ist die größte Leistung<br />
meines Lebens.“<br />
Die relativierende Kraft des Humor<br />
vermag es, den bedrohlichen<br />
Moloch „Ernst des Lebens“ auf<br />
die Winzigkeit des Hier und Jetzt<br />
schrumpfen zu lassen. In diesem<br />
Fokus zählt allein der kraftvolle<br />
Pulsschlag un<strong>mit</strong>telbar erlebten<br />
Lebens. Ein Beispiel gibt der alte<br />
Herr, der an seinem 105. Geburtstag<br />
von einem Journalisten gefragt<br />
wurde, was er getan habe, um so<br />
alt zu <strong>werden</strong>. Die Antwort darauf<br />
war: „Immer geatmet, mein Herr.<br />
Nie aufgehört zu atmen.“ Entsprechend<br />
konnte Martin Luther<br />
erklären: „Und wüsste ich, dass<br />
morgen die Welt unterginge: Ich<br />
würde heute ein Apfelbäumchen<br />
pflanzen!“<br />
Dieser offenkundige Widersinn<br />
bewirkt, dass im Humor gerade<br />
der Sinngehalt existenziell schwerwiegender<br />
Aussagen der Lächerlichkeit<br />
preisgegeben und da<strong>mit</strong><br />
relativiert <strong>werden</strong> kann. Ein vorzügliches<br />
Beispiel bietet der Galgenhumor.<br />
So erwähnt Sigmund<br />
Freud einen zum Tode Verurteilten,<br />
der in der Frühe des Montagmorgens<br />
dem Scharfrichter zuruft:<br />
„Na, diese Woche fängt ja gut an!“<br />
Freud meint, die humoristische<br />
Leistung bestünde darin, dass der<br />
Delinquent die Realität (scheinbar)<br />
verkennt, sich also bewusst dumm<br />
gibt. Da<strong>mit</strong> bedient er sich eines<br />
Kunstgriffs, den Sokrates erstmals<br />
als „Ironie“ bezeichnet hat, was im<br />
Deutschen Verstellung oder Vortäuschung<br />
bedeutet. Durch die<br />
Ironisierung eines bestimmten<br />
Sachverhalts kommt es zu einer<br />
Umkehrung realer Verhältnisse,<br />
22 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
sodass aus einem „blutigen Ernst“<br />
ein lockerer Scherz wird. Gerade<br />
dieser scheinbar widersinnige<br />
Gedankensprung, der alles zu relativieren<br />
vermag, ist das Markenzeichen<br />
des Humors.<br />
Verstand und Genie rufen<br />
Achtung und Hochschätzung<br />
hervor, Witz und Humor erwecken<br />
Liebe und Zuneigung.<br />
David Hume<br />
(1711 – 1776)<br />
Der berühmte Psychiater Viktor<br />
Frankl bezeichnete einen solchen<br />
Humor als eine Waffe der Seele im<br />
Kampf um Selbsterhaltung. Diese<br />
wirkt wie ein scharfes Messer,<br />
das das „lebendige Leben“ (Dostojewski)<br />
von den Fesseln der Zeit<br />
und dem Absolutheitsanspruch<br />
rationalen Denkens befreit. Dies<br />
gelingt aber nur, wenn wir uns<br />
entscheiden, gerade in Krisensituationen<br />
wieder so zu denken und<br />
zu handeln, wie wir das als Kinder<br />
taten. Dieses – gerade in zeitlicher<br />
Hinsicht – „verkürzte Denken“<br />
macht es nämlich möglich, sich<br />
selbst von einer ausweglosen Situation<br />
dadurch zu distanzieren,<br />
dass deren langfristige Folgen bewusst<br />
nicht zur Kenntnis genommen<br />
<strong>werden</strong>. So entfaltet sich der<br />
Humor in der gedanklichen Konzentration<br />
auf die affektive Un<strong>mit</strong>telbarkeit<br />
des lebendigen Lebens,<br />
das „bedenkenlos“ gutgeheißen<br />
wird. In diesem in jeder Hinsicht<br />
verkürzten Denken offenbart sich<br />
eine scheinbar irrationale Trotzmacht,<br />
die gerade im Angesicht<br />
des Todes zu ihrer besonderen<br />
Wirkung kommen kann. Unter<br />
dieser Voraussetzung vermag der<br />
betreffende Mensch, buchstäblich<br />
bis zum letzten Atemzug „frei für<br />
das Leben zu sein“.<br />
Frankl selbst ist wie kein anderer<br />
berufen, in diesem Zusammenhang<br />
zu Wort zu kommen, war er<br />
doch Häftling in verschiedenen<br />
Konzentrationslagern und einer<br />
der wenigen, die die Hölle von<br />
Auschwitz überlebten. In seinem<br />
weltberühmten Buch „ ...trotzdem<br />
ja zum Leben sagen“ beschreibt<br />
er unter anderem, wie es ihm in<br />
dieser existenziellen Ausnahmesituation<br />
gelang, sich <strong>mit</strong> Hilfe des<br />
Humors von den Schrecknissen<br />
des Lagerlebens zu distanzieren<br />
und zu jener Heiterkeit zu finden,<br />
die das affektive Leben von naiven<br />
Kindern auszeichnet.<br />
Frankl berichtet, wie ihm und seinen<br />
Kameraden nach der Ankunft<br />
in Auschwitz das Haar abrasiert<br />
wurde. Danach mussten die Häftlinge<br />
einen Duschraum betreten.<br />
Frankl schreibt: „Die Illusion, dass<br />
wir überleben sollten, wurde zerstört,<br />
und dann, ganz unerwartet,<br />
überkam uns so etwas wie ein<br />
grimmiger Humor. Wir wussten,<br />
dass wir nichts zu verlieren hatten,<br />
außer unserem lächerlichen<br />
nackten Leben. Als die Duschen<br />
angeschaltet wurden, bemühten<br />
wir uns, Witze zu reißen, und begannen,<br />
über uns selbst und über<br />
die anderen zu lachen. Und dann<br />
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
erkannten wir, dass aus den Düsen<br />
nur richtiges Wasser spritzte.“<br />
Verloren ist,<br />
wer den Humor verlor.<br />
Otto Julius Bierbaum<br />
(1865 – 1910)<br />
Ein weiteres Beispiel für die Wirkkraft<br />
relativierenden Humors gibt<br />
uns Edith Eger, eine Schülerin<br />
Frankls, die im Alter von sechzehn<br />
Jahren nach Auschwitz deportiert<br />
wurde. Un<strong>mit</strong>telbar nach ihrer<br />
Ankunft wurde sie von dem berüchtigten<br />
SS-Arzt Mengele selektiert.<br />
Zusammen <strong>mit</strong> den meisten<br />
ihrer Familienangehörigen wurde<br />
sie „nach links“, also in Richtung<br />
der Gaskammer, geschickt.<br />
Im letzten Augenblick entschied<br />
der „Todesengel“ aber anders: Er<br />
rief die spätere Psychotherapeutin<br />
wieder zurück und schickte<br />
sie in die „andere Richtung“, also<br />
ins Leben zurück. Doch in was für<br />
ein Leben! Es war dies gleichsam<br />
der Alltag von Dantes Inferno, in<br />
dem Menschen wahnsinnig wurden<br />
und sich zuweilen dem Kannibalismus<br />
hingaben. Aber selbst in<br />
dieser Hölle auf Erden vermochte<br />
sich die relativierende Kraft des<br />
Humors noch zu entfalten. Sie erwies<br />
sich, wie Edith Eger schreibt,<br />
als der „Rettungsanker persönlichen<br />
Überlebens“. Dadurch, dass<br />
die Häftlinge über ihre Machtlosigkeit<br />
und vollkommene Unfähigkeit,<br />
etwas zu ändern, gescherzt<br />
hätten, sei ihnen die Distanzie-<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong> 23
Titel – <strong>Älter</strong> <strong>werden</strong> <strong>mit</strong> Humor<br />
rung von ihrem grauenhaften<br />
Schicksal gelungen. „Die Fähigkeit<br />
zu lachen trug ihren Teil dazu bei,<br />
eine sinnlose Lebenssituation zu<br />
bewältigen und sie erträglich zu<br />
machen“, stellte Edith Eger rückblickend<br />
fest.<br />
So findet der relativierende Humor<br />
gerade in jenen Lebenssituationen<br />
seine eigentliche Bestimmung, die<br />
vom Standpunkt der Vernunft als<br />
völlig hoffnungslos erscheinen<br />
mögen. Doch eben hier beginnt<br />
sich jener „tragische Optimismus“<br />
(Frankl) zu entfalten, der selbst die<br />
grauenhaftesten Lebensumstände<br />
der Lächerlichkeit preisgibt. Unter<br />
dieser Voraussetzung kann das<br />
„Opfer“ jene innere Kraft und Stärke<br />
verspüren, die sich durchaus als<br />
heldenhaft bezeichnen lässt. n<br />
Michael Titze<br />
Zur Person<br />
Dr. rer. soc., Dipl.-<br />
Psych. Michael Titze<br />
ist approbierter<br />
Psychologischer<br />
Psychotherapeut<br />
und Psychoanalytiker<br />
(DGIP) sowie<br />
1. Vorsitzender von HumorCare<br />
Deutschland-Österreich und Autor<br />
zahlreicher Bücher zum Thema<br />
„Therapeutischer Humor“.<br />
Informationen: www.michael-titze.de<br />
„Da bleibt mir das Lachen im Hals stecken“<br />
Online-Umfrage zur Grenze zwischen Humor und Geschmacklosigkeit<br />
auf feierabend.de<br />
Die Mitglieder von Feierabend<br />
Online Dienste für Senioren<br />
AG, wurden <strong>mit</strong> folgendem Aufruf<br />
gebeten, ihre Meinung zu bekunden:<br />
In der nächsten Ausgabe ihrer<br />
Zeitschrift für Aktive in Seniorenarbeit<br />
und Seniorenpolitik befasst<br />
sich die BAGSO <strong>mit</strong> dem Thema<br />
„Humor“. Dazu interessiert uns<br />
Deine Meinung: Wo liegt für Dich<br />
die Grenze zwischen Humor und<br />
Geschmacklosigkeit? Nicht jeder<br />
kann über jeden Witz lachen.<br />
Während der eine schwarzen<br />
Humor liebt und es für ihn auch<br />
nicht immer „politisch korrekt“<br />
sein muss, bleibt dem anderen bei<br />
manchen Witzen das Lachen im<br />
Hals stecken. Wie ist das <strong>mit</strong> Witzen<br />
in Bezug aufs Alter(n)? Wo ist<br />
für Dich die Grenze des „guten<br />
Geschmacks“ erreicht? Wie weit<br />
darf Humor für Dich gehen? An<br />
der Umfrage beteiligten sich 544<br />
Demenz(kranke):<br />
Andere bloßstellen:<br />
Krawall-Humor:<br />
Zynismus:<br />
Schadenfreude:<br />
Politisch unkorrekte:<br />
„Gammelfleisch“ usw.:<br />
Alter(n):<br />
Slapstick:<br />
Schwarzer Humor:<br />
Mitglieder. Bei Witzen der folgenden<br />
Kategorien bekundeten die<br />
Befragten: „Da bleibt mir das Lachen<br />
im Hals stecken“: n<br />
68,0 %<br />
67,3 %<br />
45,4 %<br />
39,9 %<br />
37,7 %<br />
32,5 %<br />
27,2 %<br />
14,5 %<br />
10,7 %<br />
8,1 %<br />
24 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Glosse: Humor ist…<br />
„Angesichts der heute<br />
üblichen Honorare muss<br />
der Humor um jeden Preis<br />
witzig sein.“<br />
(Gabriel Laub)<br />
Ja, so ist es leider! Dass die Honorare<br />
üppig sind, merkt man schon<br />
daran, dass sich immer mehr Ärzte<br />
und Juristen hauptberuflich dem<br />
alltäglichen Fernseh-Humor-Comedy-Witze-Unsinn<br />
zuwenden.<br />
Und wie bringt man die Menge<br />
zum Lachen? Indem man Witze<br />
über Menschen macht. Vor allem<br />
über solche, die jeder zu kennen<br />
glaubt, über Randgruppen, über<br />
Schwächere und über solche, die<br />
Zur Person<br />
Prof. Dr. Christine Swientek ist<br />
Autorin mehrerer Bücher über das<br />
<strong>Älter</strong><strong>werden</strong>,<br />
u. a. „Letzter<br />
Ausweg Selbstmord.<br />
Was alte<br />
Menschen in<br />
den Tod treibt.“<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
sich nicht wehren. Denn sonst<br />
gäbe es Ärger!<br />
Wie wäre es <strong>mit</strong> einigen<br />
Kostproben?<br />
„Was tun die Alten beim Autofahren?<br />
Sie versuchen, sich zu erinnern.“<br />
„Nicht hupen!<br />
Fahrer träumt vom Abi 1928.“<br />
Das mag ja noch ganz lustig sein.<br />
Die „senile Bettflucht“ ist inzwischen<br />
ein alter Zopf und die „Kukident-Prosa“<br />
trifft nur diejenigen,<br />
die sich schreibend betätigen und<br />
sich auch deswegen zu wehren<br />
wissen. Die „dritten Zähne in der<br />
Runzelrübe“ sind harter Tobak.<br />
Aber „Alte, wollt ihr ewig rentnern?“<br />
überschreitet die Grenze<br />
der verbotenen Zone!<br />
Das alles gehört vermutlich in die<br />
Rubrik Meinungsfreiheit und Freiheit<br />
der Kunst (!). Ich überlege bei<br />
solchen Witzchen jedes Mal politisch<br />
ganz korrekt, was passieren<br />
würde, wenn die „Alten“ gegen<br />
bestimmte andere Bevölkerungsgruppen<br />
ausgetauscht würden!?<br />
Dann würden die Redaktionsräume<br />
brennen und der berechtigte<br />
Gelotologie – Lachen ernsthaft und wissenschaftlich untersucht<br />
Glosse<br />
Zorn würde bis weit in die internationale<br />
Politik schwappen.<br />
Aber es geht ja nur um Alte! Statt<br />
dass wir „trotzdem lachen“, sollten<br />
wir jedes Mal einen scharfen<br />
Protest an die Täter-Sender mailen,<br />
faxen oder schreiben. Pro Diskreditierung<br />
eine Million Proteste<br />
von einer Million Oldies an die<br />
Öffentlich-Rechtlichen wäre von<br />
durchschlagendem Erfolg. n<br />
Prof. Dr. Christine Swientek<br />
PS: Vielleicht reichen zum Anfang<br />
auch erst mal hunderttausend?!<br />
Die Gelotologie ist die Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens. Sie beschäftigt sich <strong>mit</strong> den körperlichen<br />
und psychischen Aspekten des Lachens. Begründer dieses Wissenschaftszweigs ist der Psychiater William F. Fry,<br />
der 1964 an der Stanford-University dazu forschte.<br />
25<br />
© Foto: Sylvie Bouchard - shutterstock.com
Engagement<br />
Kongress<br />
REHACARE-Kongress:<br />
25. – 26. September <strong>2013</strong><br />
im CCD Süd<br />
www.rehacare.de/kongress<br />
Selbstbestimmtes Wohnen<br />
und Pflege zu Hause<br />
Auswirkungen und Chancen<br />
Anzeige<br />
Handreichungen <strong>mit</strong> Tipps<br />
für die Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
älteren Freiwilligen<br />
<strong>Älter</strong>e Menschen<br />
verfügen über vielfältige<br />
Erfahrungen,<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
die sowohl im<br />
Familien- als auch im<br />
Berufsleben erworben<br />
wurden. Viele wollen<br />
dieses Wissen gern an<br />
andere weitergeben und<br />
sie engagieren sich immer<br />
häufiger freiwillig.<br />
Dieses Engagement<br />
kommt nicht allein der<br />
Herausgeber<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen e.V.<br />
(BAGSO)<br />
Bonngasse 10<br />
53111 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />
Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />
E-Mail: kontakt@bagso.de<br />
www.bagso.de<br />
Die BAGSO vertritt über ihre<br />
110 Mitgliedsorganisationen etwa<br />
13 Millionen ältere Menschen in<br />
Deutschland.<br />
Weitere Informationen unter<br />
Foto: © BAGSO / Feierabend<br />
Handreichung für die<br />
Zusammenarbeit <strong>mit</strong><br />
älteren Freiwilligen<br />
as freiwillige Engagement älterer Menschen<br />
Dstellt ein wichtiges und wachsendes Potenzial in<br />
unserer Gesellschaft dar. Seniorinnen und Senioren<br />
verfügen über Erfahrungen, Kenntnisse und Fähigkeiten,<br />
die sie sowohl im Familien- als auch im Berufsleben<br />
erworben haben. Ihr Engagement kommt<br />
nicht nur der eigenen, sondern auch den nachfolgenden<br />
Generationen zugute und trägt so maßgeblich<br />
zur Solidarität zwischen den Generationen bei.<br />
Das Europäische Jahr für aktives Altern und Solidarität<br />
zwischen den Generationen 2012 hat eindrucksvoll<br />
gezeigt, was die <strong>Älter</strong>en zur solidarischen<br />
Gestaltung der Gesellschaft beitragen. Es wurden<br />
vielfältige Projekte durchgeführt, 45 davon sind vom<br />
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />
und Jugend (BMFSFJ) gefördert worden. Diese<br />
Handreichung fasst die wichtigsten Erfahrungen<br />
und Schlussfolgerungen aus etwa 150 Projekten und<br />
Initiativen zusammen:<br />
Kommunen müssen die strukturellen Rahmenbedingungen<br />
schaffen, unter denen sich das freiwillige<br />
Engagement älterer Menschen entfalten<br />
kann. Dazu gehören die Einrichtung von Seniorenbüros,<br />
Freiwilligenagenturen, Ehrenamtsbörsen<br />
und die Benennung von hauptamtlichen Ansprechpartnern.<br />
Sie sind für die Freiwilligen eine<br />
zentrale Voraussetzung für ein dauerhaftes Engagement.<br />
Die Vernetzung lokaler Akteure kann<br />
ebenfalls von der Kommune organisiert <strong>werden</strong>,<br />
www.bagso.de TIPPS<br />
eigenen Generation zugute, sondern auch den Kindern<br />
und Enkelkindern und trägt so maßgeblich zur Solidarität<br />
zwischen den Generationen bei. Freiwilliges Engagement<br />
hat viele Facetten: <strong>Älter</strong>e engagieren sich in<br />
Besuchs- und Begleitdiensten, als Lese- und Lernpaten,<br />
in der Nachbarschaft sowie in Vereinen und Kirchengemeinden.<br />
Der Ideenreichtum der <strong>Älter</strong>en, ihre Kreativität und<br />
ihr Wunsch, das Gemeinwesen <strong>mit</strong>zugestalten, sind ein<br />
wertvolles Kapital, das durch gute Angebote und fördernde<br />
Rahmenbedingungen besonders auf der lokalen Ebene<br />
zur Entfaltung gebracht <strong>werden</strong> sollte.<br />
Im Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität<br />
zwischen den Generationen (EJ 2012)<br />
wurde in Deutschland eine große Zahl von Projekten<br />
durchgeführt, viele davon hatten die Förderung des freiwilligen<br />
Engagements älterer Menschen zum Ziel. Die<br />
hier vorgestellte Handreichung <strong>mit</strong> Tipps für die Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> älteren Freiwilligen basiert auf einer<br />
Online-Befragung, die zum Ende des EJ 2012 stattgefunden<br />
hat. Die Handreichung liegt auch in gedruckter<br />
Form vor und kann bei der BAGSO bestellt <strong>werden</strong>. n<br />
26 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Popmusik für Erwachsene:<br />
Ist Demenz hitverdächtig?<br />
Dass sich Popsongs <strong>mit</strong> Demenz sowie Sterben und Tod auseinandersetzen,<br />
ist die absolute Ausnahme. Der deutsche Popsänger und Songschreiber<br />
Purple Schulz hat das Experiment gewagt und <strong>mit</strong> „So und nicht<br />
anders“ ein Album herausgebracht, das sich u. a. diesen Themen widmet.<br />
Wieso beschäftigen Sie sich in<br />
Ihrem aktuellen Album <strong>mit</strong><br />
Demenz, Sterben und Tod?<br />
Das sind doch die Themen, die<br />
mich und meine Generation betreffen<br />
und etwas <strong>mit</strong> unserem Leben<br />
zu tun haben. Mein Publikum<br />
ist <strong>mit</strong>gewachsen und die Leute<br />
haben andere Sorgen als früher.<br />
Und wenn man erwachsen ist und<br />
immer noch gern Pop-Musik hört,<br />
möchte man auch da seine Inhalte<br />
vertreten wissen. Für mich als<br />
Songschreiber ist das eine wichtige<br />
Sache, denn ich habe eigentlich<br />
immer über die Dinge geschrieben,<br />
die in meinem Leben aktuell<br />
waren.<br />
Auszug<br />
Songtext „Fragezeichen“:<br />
„Heute ist Montag oder ist noch<br />
Donnerstag oder schon Ostern?<br />
Was ist heute nur los? Ich schau<br />
hinab und seh zwei Füße vor mir<br />
stehen und zwei Schuhe, aber die<br />
sind viel zu groß. Die Schnürsenkel<br />
baumeln vor sich hin – ich hatte<br />
doch noch irgendetwas vor. Doch<br />
irgendwie kommt alles aus dem<br />
Sinn. Es macht mich leise wütend –,<br />
denn ich weiß nicht, wo ich bin. Das<br />
sind nur Fragezeichen, ein Schiff,<br />
ein Sturm, ein blinder Passagier und<br />
Angst, dass ich mich hier verlier…“<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Aber es sind ja zunächst traurige<br />
Themen. Gehen die Leute nach<br />
Ihren Konzerten nicht reihenweise<br />
deprimiert nach Hause?<br />
Eben nicht. Es kommt immer<br />
darauf an, wie man die Dinge<br />
transportiert. Während unserer<br />
Konzerte gibt es verschiedene<br />
Stimmungslagen: von sehr traurig<br />
bis zu völliger Ausgelassenheit und<br />
viel Lachen. Das gehört alles zum<br />
Leben. Die Leute gehen auf jeden<br />
Fall anders nach Hause, als sie ins<br />
Konzert gekommen sind. Solange<br />
man Themen wie z. B. Demenz in<br />
einem Tabubereich belässt, machen<br />
sie natürlich auch Angst und<br />
man denkt, wie furchtbar deprimierend<br />
das alles ist. Ist es aber<br />
gar nicht, denn es gibt auch da<br />
Momente, in denen man herzhaft<br />
lachen kann.<br />
Zusätzlich zu dem Lied<br />
„Fragezeichen“ haben Sie ein sehr<br />
eindrucksvolles Video gedreht,<br />
in dem Sie selbst den Demenzkranken<br />
spielen. Wie reagieren<br />
pflegende Angehörige und<br />
professionell Pflegende darauf?<br />
Da gibt es eine unglaubliche Resonanz.<br />
Begonnen hat ja alles bei<br />
einem Auftritt auf dem Kongress<br />
der Deutschen Alzheimer Gesellschaft<br />
im letzten Jahr, als ich den<br />
Engagement<br />
Song zum ersten Mal spielte. Danach<br />
herrschte einen Moment lang<br />
Totenstille und dann kam ein unfassbarer<br />
Applaus. Da habe ich gewusst,<br />
das ist der richtige Weg. Das<br />
hat uns inspiriert und angespornt,<br />
das Video zu drehen. Und auch<br />
hier kam es mir natürlich vor allem<br />
auf die Reaktion derer an, die<br />
dauernd <strong>mit</strong> der Problematik zu<br />
tun haben. Würden sie das zu kitschig<br />
oder nicht richtig umgesetzt<br />
finden? Aber genau das Gegenteil<br />
war der Fall: Die Deutsche Alzheimer<br />
Gesellschaft und der Vdk<br />
sowie viele Heime und Altenpflegeschulen<br />
haben es auf ihre Homepage<br />
eingestellt. Das Schönste, das<br />
mir übrigens jemand geschrieben<br />
hat, war, dass er eigentlich überlegt<br />
habe, den Pflege-Job an den<br />
Nagel zu hängen, sich dann aber<br />
nach dem Video anders besonnen<br />
habe. Das fand ich sehr berührend.<br />
Das ist zehnmal schöner als<br />
eine Chartplatzierung oder bei einer<br />
Echo-Verleihung dabei zu sein.<br />
27
Engagement<br />
Apropos Musikcharts:<br />
Wie kommt ein Lied wie<br />
„Fragezeichen“ dort an?<br />
So, wie ich es vorab erwartet habe:<br />
Es findet keine große allgemeine<br />
Aufmerksamkeit. „Zu unsexy“<br />
habe ich mir oft anhören müssen,<br />
als ich da<strong>mit</strong> auf Sendereise war<br />
und das Lied promoten wollte.<br />
Haben Sie in Ihrem persönlichen<br />
Umfeld Erfahrungen <strong>mit</strong> Demenz<br />
sowie Tod und Sterben gemacht?<br />
Ja, wobei ich sagen muss, dass<br />
mein Vater nicht an einer Alzheimer<br />
Demenz litt, sondern an Parkinson,<br />
aber das geht ja oft einher<br />
<strong>mit</strong> demenziellen Symptomen. Ich<br />
hatte viel Zeit, ihn zu beobachten,<br />
und wusste nie so recht, was<br />
in ihm vorging, wenn er staunend<br />
durch die Wohnung guckte. Und<br />
ich war sowohl bei seinem Tod als<br />
auch bei dem meiner Mutter dabei.<br />
Abschied vom Ehrenamt<br />
Wie gehen diejenigen, die für<br />
den Einsatz der ehrenamtlich<br />
Tätigen verantwortlich sind, <strong>mit</strong><br />
freiwillig engagierten Menschen<br />
um, die – aus welchen Gründen<br />
auch immer – ihrer Aufgabe nicht<br />
mehr gewachsen sind?<br />
Als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft<br />
Evangelische Krankenhaus-Hilfe<br />
e.V. (eKH), in der sich<br />
regelmäßig mehr als 11.000 Grüne<br />
Damen und Herren ehrenamtlich<br />
engagieren, wird auch mir diese Fra-<br />
Das waren Ereignisse, die mein<br />
Leben mindestens so verändert<br />
haben wie die Geburt meiner Kinder.<br />
Man ist danach ein anderer.<br />
Mir hat es auch die Angst vor dem<br />
Tod genommen, denn er wurde<br />
dadurch für mich begreifbar.<br />
…was sicher auch ein Grund<br />
für die Entstehung Ihres Liedes<br />
„Der letzte Koffer“ war?<br />
Ja, war es. Außerdem war ich sehr<br />
eng befreundet <strong>mit</strong> dem international<br />
bekannten Bestatter Fritz<br />
Roth, der sich für einen anderen<br />
Umgang <strong>mit</strong> Sterben und Tod<br />
eingesetzt hat. Ich habe sehr viel<br />
von ihm gelernt und ich fühle<br />
mich in der Verpflichtung, sein<br />
Anliegen weiterzutragen: Wir<br />
müssen Sterben und Tod wieder<br />
in die Mitte unserer Gesellschaft<br />
holen, weil nichts im Leben so sicher<br />
ist wie der eigene Tod. Aber<br />
ge häufig gestellt. Aus den praktischen<br />
Erfahrungen der vergangenen<br />
Jahrzehnte heraus haben sich verschiedene<br />
Antworten ergeben und<br />
schließlich Empfehlungen entwickelt,<br />
die den Leitungsteams in der<br />
eKH an die Hand gegeben <strong>werden</strong>.<br />
Konfrontiert <strong>werden</strong> Verantwortliche<br />
in der eKH <strong>mit</strong> der Problematik<br />
sowohl zu Beginn als auch<br />
während der Tätigkeit, vor allem<br />
aber dann, wenn die freiwillig<br />
Engagierten die vom Verband<br />
die Leute wollen das einfach nicht<br />
wahrhaben und verdrängen es.<br />
Ich dagegen will den Tod begreifbar<br />
machen. n<br />
Das Interview führte Ines Jonas.<br />
Zur Person<br />
Der Popsänger und<br />
Songschreiber<br />
Purple Schulz,<br />
1956 in Köln<br />
geboren, wurde<br />
vor allem in den<br />
1980er Jahren bekannt<br />
durch sein Lied „Sehnsucht“.<br />
In den nächsten Jahren erzielten<br />
alle seine Titel (z. B. „Verliebte<br />
Jungs“, „Kleine Seen“) höchste<br />
Chartpositionen, das brachte ihm<br />
u. a. zwei Goldene Schallplatten ein.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.purpleschulz.de<br />
vorgegebenen Altersgrenzen erreichen.<br />
Zu Beginn der ehrenamtlichen<br />
Tätigkeit wird Interessierten –<br />
meist in einem persönlichen Treffen<br />
<strong>mit</strong> der Einsatzleitung – genau<br />
dargelegt, welche Voraussetzungen<br />
sie <strong>mit</strong>bringen müssen, um in der<br />
eKH <strong>mit</strong>arbeiten zu können, und<br />
wie sich der Dienst im Einzelnen<br />
vor Ort gestaltet. Entschließt sich<br />
eine Bewerberin, ein Bewerber<br />
<strong>mit</strong>zumachen, so wird eine mehr-<br />
28 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
monatige Probezeit vereinbart,<br />
nach der sowohl die Gruppe als<br />
auch die neue Grüne Dame, der<br />
neue Grüne Herr – wenn gewünscht<br />
auch ohne Angabe von<br />
Gründen – die Zusammenarbeit<br />
beenden kann. In der Regel wird<br />
die Leitung <strong>mit</strong> der entsprechenden<br />
Person dazu ein Gespräch führen.<br />
Stellt sich im Laufe der ehrenamtlichen<br />
Mitarbeit heraus, dass eine<br />
Grüne Dame, ein Grüner Herr den<br />
Aufgaben im Einsatz nicht mehr<br />
gewachsen ist, so muss die Einsatzleitung<br />
dieses in einem persönlichen<br />
Gespräch <strong>mit</strong> Hinweis auf<br />
die Leitlinien der eKH thematisieren<br />
und darauf hoffen, dass die/der<br />
Ehrenamtliche von sich aus den<br />
Dienst beendet. Gelingt dies nicht,<br />
<strong>werden</strong> weitere Gesprächspartner<br />
hinzugezogen. Gelegentlich bleibt<br />
allerdings nur die Möglichkeit, ein<br />
Hausverbot auszusprechen und<br />
auch durchzusetzen.<br />
Die grünen Damen – immer ansprechbar.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Aus wohlüberlegten Gründen und<br />
<strong>mit</strong> großer Zustimmung aus dem<br />
Kreis der Einsatzleitungen hat der<br />
Vorstand für die Mitarbeit in der<br />
eKH eine Altersgrenze festgelegt,<br />
die jede Grüne Dame und jeder<br />
Grüne Herr zu Beginn der Zusammenarbeit<br />
<strong>mit</strong> eigener Unterschrift<br />
zur Kenntnis nimmt. Naht dieser<br />
Zeitpunkt, so <strong>werden</strong> die Betroffenen<br />
darauf hingewiesen. Gemeinsam<br />
in der Gruppe wird überlegt,<br />
wann ganz konkret und in welcher<br />
Form der Abschied erfolgen soll.<br />
Um die Einsatzleitungen auf die<br />
nicht immer leichten Gespräche<br />
<strong>mit</strong> denen vorzubereiten, die –<br />
aus welchen Gründen auch immer<br />
– aus dem Dienst ausscheiden<br />
müssen, <strong>werden</strong> sie in besonderen<br />
Seminaren zu den Themen Kommunikation<br />
und Konfliktbewältigung<br />
geschult. Häufig üben sie in<br />
diesen Fortbildungen im Rollenspiel,<br />
wie in schwierigen Situatio-<br />
Engagement<br />
nen zu argumentieren ist, um eine<br />
Diskussion erfolgreich beenden zu<br />
können.<br />
In Einzelfällen <strong>werden</strong> zu den Gesprächen<br />
<strong>mit</strong> den entsprechenden<br />
Mitarbeitenden Mediatoren aus<br />
dem Haus, der Einrichtung oder<br />
aus der eKH hinzugezogen.<br />
Für jegliches Ausscheiden aus<br />
der eKH gilt, dass der Abschied<br />
in Würde, in Respekt und jeweils<br />
dem Anlass entsprechend gestaltet<br />
wird. Beim Ausscheiden aus<br />
Altersgründen legen wir großen<br />
Wert auf einen angemessenen<br />
Rahmen der Verabschiedung, auf<br />
eine Würdigung <strong>mit</strong> gebührendem<br />
Dank und auf das Angebot,<br />
auch weiterhin <strong>mit</strong> der Gruppe in<br />
Kontakt bleiben zu können. n<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www. ekh-deutschland.de<br />
Gabriele Trull, Vorsitzende<br />
Arbeitsgemeinschaft Evangelische<br />
Krankenhaus-Hilfe e.V., Bonn<br />
29
Engagement<br />
Die „Nachbarschaftswerkstatt“ –<br />
Seniorenbüros entwerfen Projekte der Zukunft<br />
In der „Nachbarschaftswerkstatt“ ist kreatives Arbeiten gefragt.<br />
Papier, Schere, Kleber, sonst<br />
nichts. „Bauen Sie daraus ein<br />
Nachbarschaftsmodell der Zukunft!“<br />
lautet die Aufgabe für die<br />
Teilnehmenden der „Nachbarschaftswerkstatt“.<br />
Die 20 Hauptund<br />
Ehrenamtlichen stutzen zunächst,<br />
dann wird geschnippelt,<br />
geklebt und gebaut. Nach einer<br />
Stunde sind drei Modelle fertig,<br />
die ungeahnte Ideen und Anregungen<br />
für die realen Projekte<br />
in der Senioren-Quartiersarbeit<br />
bergen.<br />
Kreatives Arbeiten ist angesagt in<br />
der „Nachbarschaftswerkstatt“,<br />
einem neuen Fortbildungsprogramm<br />
für Multiplikatoren aus<br />
Seniorenbüros. Die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros (BaS)<br />
hat das Programm, das innovative<br />
Ansätze und neue Methoden aus<br />
bundesweiten Vorreiter-Projekten<br />
der Quartiersarbeit zusammenführt,<br />
auf den Weg gebracht.<br />
Vier Präsenz-Blöcke innerhalb<br />
eines Jahres <strong>werden</strong> in der „Nachbarschaftswerkstatt“<br />
<strong>mit</strong> Online-Elementen<br />
und regionalen Coachings<br />
zu einem neuen Fortbildungs-Format<br />
verbunden. Auf der kurseigenen<br />
Online-Plattform bieten die Referentinnen<br />
und Referenten thematische<br />
Impulse, die Teilnehmenden<br />
tauschen Tipps und Materialien aus.<br />
Konkrete Fragen vor Ort <strong>werden</strong><br />
in mehreren regionalen Coaching-<br />
Gruppen bearbeitet.<br />
13 Seniorenbüros (Ahlen, Bad<br />
Ems, Celle, Dreieich, Gelsenkirchen,<br />
Idstein, Ingolstadt, Limburg,<br />
Meckenheim, Regensburg, Speyer,<br />
Taunusstein und Wendelstein) beteiligen<br />
sich und entwerfen Modelle<br />
für die Zukunft: Wie gelingt die Beteiligung<br />
von Profis und Laien, von<br />
Menschen aller Generationen und<br />
Kulturen? Wie müssen Projekte<br />
entwickelt <strong>werden</strong>, um nachhaltig<br />
zu sein? Welche realen und virtu-<br />
ellen Netzwerke nutzen Nachbarn<br />
in Zukunft? Wie sichern Träger die<br />
finanzielle Grundlage der Projekte?<br />
Schon jetzt geht die Arbeit in<br />
Nachbarschaftsprojekten weit<br />
über die klassische Nachbarschaftshilfe<br />
hinaus. Seniorenbüros<br />
schaffen Begegnung, fördern<br />
bürgerschaftliches Engagement<br />
<strong>Älter</strong>er, bringen Jung und Alt<br />
zusammen, unterstützen Demenzkranke<br />
und pflegende Angehörige<br />
im Quartier, bieten<br />
Wohnberatung und helfen <strong>Älter</strong>en<br />
beim Umgang <strong>mit</strong> neuen Medien.<br />
„Zuhause im Alter“, so heißt<br />
das Programm des Bundesministeriums<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend (BMFSFJ),<br />
das die „Nachbarschaftswerkstatt“<br />
fördert. Die BaS kooperiert<br />
<strong>mit</strong> dem Kuratorium Deutsche<br />
Altershilfe (KDA) sowie der ProjektWerkstatt<br />
Seniorenbildung,<br />
dem Evangelischen Erwachsenenbildungswerk<br />
Nordrhein (eeb)<br />
und der Diakonie Rheinland-<br />
Westfalen-Lippe. Die „Nachbarschaftswerkstatt“<br />
läuft noch bis<br />
Mai 2014. n<br />
Weitere Informationen:<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
Seniorenbüros e.V.<br />
Agnes Boeßner<br />
Tel.: 0228 / 24 99 93 – 27<br />
boessner@seniorenbueros.org<br />
www.seniorenbueros.org<br />
www.nachbarschaften.<br />
seniorenbueros.org<br />
30 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Attraktives Ehrenamt im Sport<br />
Für das neue Projekt des Deutschen<br />
Olympischen Sportbundes<br />
(DOSB) im Bereich des Sports<br />
der <strong>Älter</strong>en „Attraktives Ehrenamt<br />
im Sport – Gesucht: Funktionsträger/innen<br />
in der 2. Lebenshälfte<br />
für Sportvereine“ können<br />
sich Sportvereine oder Kreis-/<br />
Stadtsportbünde zusammen <strong>mit</strong><br />
Freiwilligenagenturen und/oder<br />
Seniorenbüros gemeinsam als sogenannte<br />
Tandems bewerben. In<br />
diesen sollen beispielhaft Konzepte<br />
und Maßnahmen erarbeitet<br />
<strong>werden</strong>, wie Ehrenämter attraktiv<br />
gestaltet und weiterentwickelt <strong>werden</strong><br />
können, um Funktionsträger/<br />
innen in der zweiten Lebenshälfte<br />
für Sportvereine zu gewinnen und<br />
zu binden.<br />
Auf dem Auftaktworkshop am<br />
1.7.<strong>2013</strong> in Frankfurt wurden<br />
u.a. aktuelle wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse diskutiert und<br />
konkrete Möglichkeiten für die<br />
Tandemarbeit erarbeitet. Interessierte<br />
konnten Kontakte zu potenziellen<br />
Partnern knüpfen und<br />
weitere Einzelheiten zum Bewerbungsprozess<br />
erfahren.<br />
Ehrenamtliches und freiwilliges<br />
Engagement ist für alle Sportvereine<br />
in Deutschland essenziell.<br />
Jedoch ist hier zunehmend ein<br />
Fachkräftemangel festzustellen.<br />
„Gerade die Gewinnung und Bindung<br />
ehrenamtlicher Funktionsträger/innen<br />
auf Vorstandsebene<br />
stellen viele Vereine seit einiger<br />
Zeit vor enorme Schwierigkeiten“,<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Bewegung <strong>mit</strong> Musik – wohltuend für Körper und Seele<br />
sagt Walter Schneeloch, DOSB-<br />
Vizepräsident Breitensport/Sportentwicklung.<br />
„Dies belegen die<br />
letzten Sportentwicklungsberichte<br />
eindeutig. Und genau an diesem<br />
Punkt setzt der DOSB <strong>mit</strong> seinem<br />
neuen Projekt an. Wir wollen beispielhaft<br />
aufzeigen, wie eine erfolgreiche<br />
Ehrenamtsförderung<br />
<strong>mit</strong> Blick auf ältere Menschen auf<br />
Vereinsebene aussehen kann.“<br />
Der DOSB, seine Mitgliedsorganisationen<br />
sowie die Bundesarbeitsgemeinschaften<br />
der Seniorenbüros<br />
und der Freiwilligenagenturen<br />
begleiten den Bewerbungsprozess<br />
der Tandems intensiv und bieten<br />
allen Interessierten Unterstützung<br />
an. Eine entsprechende Ausschreibung<br />
für die Tandem-Projekte<br />
inklusive einer Liste der Auswahl-<br />
Engagement<br />
kriterien ist unter www.ehrenamtim-sport.de<br />
veröffentlicht. Die<br />
Antragstellung erfolgt bis zum<br />
1. Oktober <strong>2013</strong>.<br />
Insgesamt <strong>werden</strong> in dem vom<br />
Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend,<br />
von der Robert Bosch Stiftung<br />
und dem Generali Zukunftsfonds<br />
unterstützten Projekt sieben Tandems<br />
aus Sportvereinen und Freiwilligenorganisationen<br />
<strong>mit</strong> jeweils<br />
18.500 Euro für die Laufzeit von<br />
November <strong>2013</strong> bis Januar 2016<br />
gefördert. Das Gesamtvolumen<br />
beläuft sich auf 511.695 Euro. n<br />
Weitere Informationen erhalten<br />
Sie außerdem beim Projektleiter<br />
des DOSB Florian Kaiser unter<br />
fkaiser@dosb.de.<br />
31
Verbraucherinteressen<br />
Anliegerkosten bei Straßensanierung<br />
Wie bereiten sich Wohneigentümer darauf vor?<br />
Steht eine Straßensanierung an,<br />
ahnen viele Hauseigentümer<br />
schon, dass demnächst eine saftige<br />
Rechnung in den Briefkasten flattert,<br />
denn sie tragen einen Großteil<br />
der Kosten. Ein tiefer Einschnitt<br />
ins Ersparte, auf den man sich vorbereiten<br />
kann.<br />
Um es gleich vorweg zu sagen: Im<br />
Regelfall können sich Hauseigentümer<br />
nicht dagegen wehren, dass<br />
sie anteilig die Kosten (bis zu 90 %)<br />
für Straßensanierungen tragen<br />
müssen. Das Baugesetzbuch regelt<br />
dies in den §§ 123 bis154. Begründet<br />
wird die Umlage da<strong>mit</strong>, dass<br />
sich durch die Baumaßnahmen<br />
auch der Wert der anliegenden<br />
Grundstücke erhöhe. Verteilt <strong>werden</strong><br />
die Kosten nach den jeweiligen<br />
Kommunalabgabengesetzen<br />
und Verordnungen, wobei auch<br />
die Art der Bebauung eine Rolle<br />
spielt. Doch Hauseigentümer können<br />
einiges dafür tun, da<strong>mit</strong> sie<br />
nicht eiskalt von einer Sanierungsrechnung<br />
erwischt <strong>werden</strong>.<br />
Frühe Planung<br />
Schon vor dem Bau oder Kauf eines<br />
Hauses sollte man sich beim<br />
Bauamt der Gemeinde erkundigen,<br />
ob am Grundstück in den<br />
nächsten Jahren Straßenarbeiten<br />
geplant sind. Schließlich haben<br />
Neubesitzer von Häusern hohe<br />
Anfangskosten und sollten anstehende<br />
Straßenarbeiten in ihre<br />
Kaufentscheidung bzw. Kalku-<br />
lation einbeziehen. Auch kann<br />
es sein, dass der Verkäufer eines<br />
Hauses der Gemeinde noch Raten<br />
für frühere Sanierungen schuldet.<br />
Der Käufer sollte sich also vorher<br />
erkundigen und dann den Kaufpreis<br />
um die ausstehende Summe<br />
herunterhandeln. Besonders brisant<br />
wird es bei Eckgrundstücken,<br />
denn hier können auf den Besitzer<br />
die Sanierungskosten für zwei<br />
Straßen zukommen!<br />
Straßensanierungen kündigen<br />
sich lange im Vorfeld an. Sie sind<br />
Thema mehrerer Gemeinde- oder<br />
Stadtratssitzungen, deren Termine<br />
öffentlich bekannt gegeben und<br />
über die lokalen Zeitungen publiziert<br />
<strong>werden</strong>. Nur geht leider oft<br />
niemand zu diesen Terminen. Dabei<br />
kann man hier wichtige Fragen<br />
stellen – zu Gründen, Umfang,<br />
Dauer und Kosten der Sanierung.<br />
Diese Informationen ermöglichen<br />
es Hauseigentümern, sich rechtzeitig<br />
auf eventuelle Kosten vorzubereiten,<br />
bei Verbraucherschützern<br />
Rat zu holen oder gegebenenfalls<br />
eine öffentlichkeitswirksame Bürgerinitiative<br />
zu gründen, um auf<br />
die Sanierung Einfluss zu nehmen.<br />
Aktiv Einfluss nehmen<br />
Mehr als der einzelne Anlieger<br />
erreicht oft eine Interessengemeinschaft.<br />
Sie kann die Art der<br />
Sanierung häufig aktiv beeinflussen,<br />
um die Kosten möglichst gering<br />
zu halten, denn es muss nicht<br />
immer die Luxusausführung sein.<br />
Zwar ist eine Straßendecke aus<br />
Granit schicker, aber auch deutlich<br />
teurer als eine aus Asphalt,<br />
leiser „Flüsterasphalt“ hingegen ist<br />
besser als eine billigere Variante.<br />
Schon während der Planungsphase<br />
sollten Anlieger also den größtmöglichen<br />
Einfluss nehmen.<br />
Flattert dann die Rechnung ins<br />
Haus, heißt es: gründlich prüfen.<br />
Sind die Kosten korrekt verteilt?<br />
Wurden nur tatsächliche Leistungen<br />
abgerechnet? Für die Begleichung<br />
bleibt den Anwohnern<br />
ein Monat. Eine Ratenzahlung ist<br />
meist nur im Härtefall möglich.<br />
Will man diesen jedoch geltend<br />
machen oder einen anderen Einspruch<br />
anbringen, ist der Rat eines<br />
erfahrenen Baurecht-Anwaltes unverzichtbar.<br />
n<br />
Weitere Informationen rund<br />
ums Haus:<br />
www.verband-wohneigentum.de<br />
Amal Khalil, Pressesprecherin<br />
Verband Wohneigentum e.V.<br />
khalil@verband-wohneigentum.de<br />
32 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Gesundheit<br />
„Apps“ – Anwendungen, die Informationen für<br />
zu Hause und unterwegs jederzeit bereitstellen<br />
Die Verbreitung von Smartphones<br />
nimmt weiter zu. Insbesondere<br />
Menschen jenseits der 50<br />
steigen in letzter Zeit bevorzugt<br />
auf diese Art von Handys <strong>mit</strong> großem<br />
Bildschirm um. Eine aktuelle<br />
Umfrage des Hightech-Verbands<br />
BITKOM ergab, dass in der Altersgruppe<br />
der 50- bis 64-Jährigen der<br />
Anteil der Smartphone-Besitzer<br />
allein in den vergangenen sechs<br />
Monaten um die Hälfte gestiegen<br />
ist (von 26 auf 34 Prozent). Zwar<br />
liegt der Anteil bei den Seniorinnen<br />
und Senioren über 65 Jahren<br />
im Moment nur bei 7 %, jedoch<br />
ist davon auszugehen, dass auch<br />
in dieser Zielgruppe in Zukunft<br />
der Besitz eines Smartphones zunimmt.<br />
Ein Kernstück der Smartphones<br />
sind sog. „Apps“, Anwendungen<br />
die speziell für Smartphones und<br />
Tablet-PC’s programmiert <strong>werden</strong>.<br />
Mit einem Fingertipp auf dem<br />
Bildschirm <strong>werden</strong> die Programme<br />
gestartet, zahlreiche Informationen<br />
können abgerufen, Waren<br />
bestellt oder Fahrkarten geordert<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Viele Anwendungen sind kostenlos<br />
nutzbar, wie z. B. die App<br />
„Apotheke vor Ort – Ihre Stamm-<br />
Apotheke“. Sie ermöglicht es,<br />
Medikamente <strong>mit</strong> dem Handy vorzubestellen,<br />
Notdienstapotheken<br />
zu finden, Gesundheitsinformationen<br />
abzurufen und vieles mehr.<br />
Nach dem kostenfreien Herunterladen<br />
der App legt der Nutzer<br />
dann auf seinem Smartphone seine<br />
Stammapotheke fest. Da<strong>mit</strong> kann<br />
er das gesamte Leistungsspektrum<br />
seiner Apotheke sowie alle wichtigen<br />
Informationen wie Adresse,<br />
Rufnummer und Öffnungszeiten<br />
einsehen. Auf Knopfdruck kann er<br />
sie jederzeit per Anruf oder E-Mail<br />
kontaktieren.<br />
Medikamente vorbestellen<br />
Arznei<strong>mit</strong>tel können leicht vorbestellt<br />
<strong>werden</strong>. Rezepte <strong>werden</strong><br />
nach dem Arztbesuch fotografiert<br />
und sofort per Knopfdruck an die<br />
Apotheke geschickt. Bestellungen<br />
frei verkäuflicher Arzneien können<br />
entweder direkt aus der persönlichen<br />
Medikamentenliste, die<br />
im Handy angelegt wird, gesendet<br />
<strong>werden</strong>. Sie können aber auch<br />
durch Über<strong>mit</strong>tlung des Namens<br />
oder durch Scannen der Pharmazentralnummer<br />
in der Apotheke<br />
vorbestellt <strong>werden</strong>. Der Apotheker<br />
stellt die Medikamente zusammen,<br />
die dann zu einem vereinbarten<br />
Termin abgeholt <strong>werden</strong> können.<br />
Die Anwendung bietet darüber hinaus<br />
zahlreiche Hintergrundinformationen<br />
zum Thema Gesundheit.<br />
Leicht verständlich formulierte<br />
Beipackzettel stehen zu über<br />
77.000 Arznei<strong>mit</strong>teln zur Verfügung.<br />
Der Wechselwirkungscheck<br />
zeigt, ob es zwischen verschiedenen<br />
Arznei<strong>mit</strong>teln, die eingenommen<br />
<strong>werden</strong>, zu unerwünschten<br />
Wechsel- oder Nebenwirkungen<br />
kommen kann. Ein umfangreiches<br />
Heilkräuter-Lexikon informiert<br />
über die Wirkungsweise der<br />
Heilpflanzen und gibt interessante<br />
Hintergrundinformationen.<br />
Das Laborwerte-Lexikon gibt ausführlich<br />
Auskunft über alle relevanten<br />
Laborwerte, erläutert die<br />
Normbereiche und erklärt, welche<br />
Gründe vorliegen können, wenn abweichende<br />
Werte gemessen <strong>werden</strong>.<br />
Aktueller Notdienst<br />
Sobald die Stammapotheke geschlossen<br />
ist, wird außerhalb der<br />
normalen Öffnungszeiten sofort<br />
die nächstgelegene Notapotheke<br />
angezeigt.<br />
Das Programm, das vom Wort &<br />
Bild Verlag, dem Herausgeber der<br />
Apotheken Umschau, entwickelt<br />
wurde, kann kostenfrei im App<br />
Store bzw. Google Play heruntergeladen<br />
<strong>werden</strong>. n<br />
Heike Felscher, Referentin für<br />
Grundsatzfragen, BAGSO<br />
33
Gesundheit<br />
Nasch Dom – Ein Projekt zur Verbesserung der<br />
Versorgung russischsprachiger Demenzkranker<br />
Im März <strong>2013</strong> ist ein neues Projekt<br />
der BAGSO an den Start gegangen,<br />
das zur Verbesserung der<br />
Versorgung von Migrantinnen<br />
und Migranten <strong>mit</strong> einer Demenzerkrankung<br />
beitragen will. Das<br />
Modellprojekt konzentriert sich<br />
auf die Gruppe der russischsprachigen<br />
Migranten und wird in<br />
enger Kooperation <strong>mit</strong> dem Projektpartner<br />
Kultur- und Integrationszentrum<br />
PHOENIX-Köln<br />
e.V. und dem Bundesverband russischsprachiger<br />
Eltern (BVRE)<br />
entwickelt und durchgeführt.<br />
Der russische Projektname „Nasch<br />
Dom“ bedeutet „unser Haus“.<br />
Ziel ist, die Kooperation von Migrantenorganisationen<br />
<strong>mit</strong> den<br />
bestehenden Akteuren der Seniorenarbeit<br />
und Pflege bundesweit<br />
und in Beispielkommunen zu<br />
fördern, um eine gleichberechtigte<br />
und bedarfsgerechte Teilhabe<br />
demenzkranker Menschen <strong>mit</strong><br />
Migrationshintergrund und ihrer<br />
Familien an den Versorgungsstandards<br />
für Demenzkranke zu ermöglichen.<br />
Zu Projektbeginn wird ein Überblick<br />
über bereits bestehende Initiativen<br />
und Projekte, die sich <strong>mit</strong><br />
älteren demenzkranken Migrantinnen<br />
und Migranten befasst haben<br />
und befassen, erstellt und es<br />
<strong>werden</strong> interessierte Akteure aus<br />
der Seniorenarbeit und Altenhilfe<br />
sowie aus Migrantenorganisationen<br />
über das Thema Migration<br />
und Demenz informiert und <strong>mit</strong>einander<br />
vernetzt.<br />
Nach Erarbeitung eines zielgruppenspezifischenSchulungskonzepts<br />
<strong>werden</strong> interessierte<br />
Multiplikatoren aus lokalen Migrantenorganisationen<br />
in mehrtägigen<br />
Schulungen qualifiziert,<br />
um an ihren Standorten selbstständig<br />
Vernetzungsarbeit zu leisten<br />
und Initiativen zum Aufbau<br />
geeigneter Angebote zu starten.<br />
Die Schulungen eröffnen qualifizierte<br />
neue Beschäftigungsfelder<br />
für Migrantenorganisationen und<br />
Quereinsteiger und fördern den<br />
Erfahrungsaustausch zwischen<br />
den Akteuren.<br />
In ausgewählten Beispielkommunen<br />
arbeiten dann Migran-<br />
tenorganisationen und etablierte<br />
Akteure gemeinsam an der Verbesserung<br />
der Versorgungsstrukturen<br />
vor Ort. Hierzu zählen z. B.<br />
Beratungs- und Informationsangebote,<br />
niedrigschwellige Betreuungs-<br />
und Entlastungsangebote<br />
sowie die Entwicklung von passgenauen<br />
Wohnkonzepten im Quartier.<br />
Die lokalen Partner aus den<br />
Migrantenorganisationen <strong>werden</strong><br />
dabei durch das Projektteam konzeptionell<br />
und organisatorisch unterstützt<br />
und bei ihrer Arbeit vor<br />
Ort begleitet.<br />
Das Projekt wird <strong>mit</strong> einer Laufzeit<br />
von zweieinhalb Jahren vom Bundesministerium<br />
für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend finanziell<br />
gefördert. In Kürze stehen unter<br />
www.naschdom.de weitere Informationen<br />
über das Projekt, über<br />
den Wissensstand zu Demenz und<br />
Migration sowie über bestehende<br />
gute Projekte und Initiativen in<br />
diesem Themenbereich bereit.<br />
Für Hinweise und Rückfragen sowie<br />
Interessensbekundungen ist<br />
das Projektteam dankbar. n<br />
Dr. Claudia Kaiser<br />
Referentin für Gesundheits- und<br />
Pflegepolitik in der BAGSO und<br />
Projektleiterin von Nasch Dom.<br />
kaiser@bagso.de<br />
Tel.: 0228 / 24 99 93 26<br />
Aktuelle Informationen zur BAGSO, ihren Verbänden und Projekten finden Sie unter www.bagso.de<br />
34 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Familienfrieden durch Mediation<br />
Konflikte sind ungebetene Begleiter<br />
in unserem Leben – ob<br />
und wie wir sie lösen, beeinflusst<br />
maßgeblich unsere Lebensqualität.<br />
In jeder Entwicklungsstufe gibt es<br />
spezifische Herausforderungen,<br />
die uns neue Bewältigungsstrategien<br />
abverlangen. Das Alter hat<br />
dabei nicht den Ruf, eine leicht zu<br />
meisternde Aufgabe zu sein. Vielfältiges<br />
Konfliktpotenzial gibt es<br />
bis in die späten Phasen des Lebens:<br />
Eheleute können sich bekriegen<br />
und noch nach Jahrzehnten<br />
trennen. Zerwürfnisse <strong>mit</strong> den<br />
Kindern können den Kontakt <strong>mit</strong><br />
liebenswerten Enkeln unterbinden.<br />
Die eigenen Kinder können<br />
untereinander darüber streiten,<br />
wer den alten Vater oder die alte<br />
Mutter zu pflegen hat oder auch<br />
bei sich aufnehmen darf. Die Kinder<br />
sind der Meinung, der Vater<br />
solle nicht mehr Auto fahren, der<br />
Vater sieht das ganz anders. Man<br />
kann darüber unterschiedlicher<br />
Meinung sein, ob Pflegeleistungen<br />
von Angehörigen vergütet <strong>werden</strong><br />
müssen oder wenigstens im Erbfall<br />
zu berücksichtigen sind. Bewohner<br />
eines Seniorenheimes können<br />
sich über Alltagsthemen in die<br />
Haare geraten. Es kann Vorwürfe<br />
an die Heimleitung geben, dass<br />
sie sich nicht genug um die alten<br />
Menschen kümmere.<br />
Rechtsanwälte und Gerichte sind<br />
für solche Konflikte meist nicht<br />
zuständig, und wenn es doch einmal<br />
eine Gerichtsentscheidung geben<br />
sollte, so führt sie oft nicht zu<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Beziehungsstreitigkeiten kennen kein Alter.<br />
dauerhaftem Frieden. Da können<br />
Mediatorinnen und Mediatoren<br />
hilfreich sein <strong>mit</strong> ihrem auf Ver<strong>mit</strong>tlung<br />
ausgerichteten Ansatz<br />
einer außergerichtlichen Konfliktbeilegung.<br />
Sie setzen sich <strong>mit</strong> den<br />
Streitenden an einen Tisch und<br />
hören zunächst allen Konfliktparteien<br />
genau zu. Sie finden heraus,<br />
worum es im Einzelnen geht und<br />
was den Beteiligten am wichtigsten<br />
ist und warum. Es kommen<br />
Ängste, Befürchtungen, Wünsche<br />
und Pläne zur Sprache. Missverständnisse<br />
<strong>werden</strong> aufgeklärt,<br />
gemeinsam <strong>werden</strong> Lösungen gesucht<br />
und meist auch gefunden.<br />
Die Gemüter können sich beruhigen,<br />
der Familienfrieden kann<br />
wiederhergestellt <strong>werden</strong>.<br />
Das außergerichtliche Verfahren<br />
Mediation ist seit vielen Jahrzehnten<br />
bei Ehestreitigkeiten und<br />
Gesundheit<br />
Scheidungsauseinandersetzungen<br />
erprobt. Auch bei wirtschaftlichen<br />
Streitigkeiten oder Problemen<br />
zwischen Kollegen am Arbeitsplatz<br />
oder bei Schulkonflikten hat<br />
sich Mediation als ein Verfahren<br />
bewährt, das darum ringt, Einigung<br />
zu erzielen. Seit 2012 ist die<br />
Mediation zur außergerichtlichen<br />
Konfliktlösung auch gesetzlich anerkannt.<br />
In den vergangenen Jahren haben<br />
sich die Fachleute nun auch<br />
den spezifischen Konfliktthemen<br />
alternder Menschen zugewandt<br />
und diskutieren, ob eine besondere<br />
Schulung für Mediatorinnen<br />
und Mediatoren erforderlich sei,<br />
die sich <strong>mit</strong> Konflikten befassen,<br />
an denen alte Menschen beteiligt<br />
sind. In Kanada und in den USA<br />
hat sich hierfür bereits der Begriff<br />
„Elder Mediation“ etabliert, der<br />
35<br />
© Foto: © Eléonore H - Fotolia.com
Gesundheit<br />
auch in Deutschland verwandt<br />
und allmählich bekannter wird.<br />
In einer „Elder Mediation“ wird<br />
ein kundiger Umgang <strong>mit</strong> der seelischen<br />
Verfassung alternder und<br />
hochbetagter Menschen verlangt<br />
– das schließt auch die sensible Berücksichtigung<br />
ihrer Tabuthemen<br />
ein. Gleichzeitig wird juristische<br />
Sachkenntnis benötigt rund um<br />
Themen wie Patientenverfügung,<br />
Vollmachten, Erbangelegenheiten<br />
und Pflegebedürftigkeit. Dabei<br />
muss immer auch die Relevanz<br />
möglicher körperlicher, geistiger<br />
und seelischer Einschränkungen<br />
berücksichtigt <strong>werden</strong>. Wegen der<br />
Anzeige<br />
Tickets online:<br />
hohen persönlichen Bedeutung<br />
<strong>werden</strong> individuelle Lösungen angestrebt,<br />
für die nicht selten mehrere<br />
Gespräche notwendig sind.<br />
Anders als in Ländern, wo Mediation<br />
bisweilen auch von staatlichen<br />
Stellen und karitativen Vereinigungen<br />
oder Stiftungen unterstützt<br />
wird, muss professionelle<br />
Mediation in Deutschland privat<br />
bezahlt <strong>werden</strong>. Sie wird meist<br />
nach Stundensätzen abgerechnet,<br />
die bei 100 bis 250 Euro liegen. Der<br />
Arbeitskreis „Elder Mediation“,<br />
in dem sich Mediatorinnen und<br />
Mediatoren aus Norddeutschland<br />
zusammengefunden haben, hat<br />
In 80 Gärten um die Welt. 26. April – 13. Oktober <strong>2013</strong><br />
www.igs-hamburg.de<br />
Kompetenzpartner:<br />
Hotline: 01805/04<strong>2013</strong> (14 Ct./Min. aus dem dt. Festnetz. Mobil max. 42 Ct./Min.)<br />
Medienpartner:<br />
sich zur Aufgabe gemacht, „Elder<br />
Mediation“ der Öffentlichkeit vorzustellen,<br />
Netzwerke geeigneter<br />
Mediatorinnen und Mediatoren zu<br />
knüpfen und nach Wegen öffentlicher<br />
Förderung zu suchen. Wer<br />
das Thema interessant findet und<br />
Ideen hat, wie Mediation einfach,<br />
effektiv und bezahlbar eingesetzt<br />
<strong>werden</strong> kann, ist hier<strong>mit</strong> herzlich<br />
zur Mitarbeit eingeladen. n<br />
Ingolf Schulz, Rechtsanwalt und<br />
Notar und Mediator, Ahrensburg<br />
Edith Kerbusk-Westerbarkey,<br />
Psychologische Psychotherapeutin<br />
und Mediatorin, Hamburg<br />
info@edith-westerbarkey.de<br />
Die Blüten<br />
sind geöff net.<br />
Auf zur Gartenschau!<br />
Wir freuen<br />
uns auf Ihren<br />
Besuch!<br />
36 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Verkanntes Potenzial, der Hausnotruf<br />
Ein Hausnotruf-Gerät ist einfach<br />
zu handhaben, bietet schnelle<br />
und professionelle Hilfe bei einem<br />
Notfall und kann dafür sorgen,<br />
dass Menschen länger zu Hause<br />
selbstständig und sicher leben.<br />
Warum aber nutzen das System<br />
nur 500.000 Menschen?<br />
Die Inanspruchnahme von Hausnotruf<br />
ist in Deutschland wesentlich<br />
geringer als in anderen<br />
europäischen Ländern. Ein Grund<br />
dafür könnte sein, dass Hausnotruf<br />
hierzulande oftmals <strong>mit</strong> Gebrechlichkeit,<br />
Hilflosigkeit und als<br />
eine Unterstützung erst für das Leben<br />
im hohen Alter in Verbindung<br />
gebracht wird. Eine weitere Ursache<br />
ist das mangelnde Wissen über<br />
die Möglichkeiten von individuell<br />
anpassbaren Hausnotruf-Hilfeleistungen.<br />
Der demografische Wandel<br />
und dessen Herausforderungen<br />
sollten Anlass sein, die Regelversorgung<br />
<strong>mit</strong> Hausnotruf auf eine<br />
breite Basis zu stellen. Da<strong>mit</strong> könnte<br />
das Gesundheitswesen dank des<br />
Grundsatzes „ambulant vor stationär“<br />
jährlich bis zu einer Milliarde<br />
Euro Pflegekosten sparen.<br />
Informieren und motivieren<br />
Da<strong>mit</strong> die Vorteile des Hausnotrufs<br />
und dessen gesellschaftliches<br />
Sparpotenzial aber ihre volle Wirkung<br />
entfalten können, müssen<br />
einerseits alle Akteure im Gesundheits-<br />
und Pflegewesen sowie in<br />
der Seniorenpolitik informiert und<br />
motiviert <strong>werden</strong>. Andererseits<br />
sollte der Bekanntheitsgrad bei den<br />
Senioren selbst gesteigert <strong>werden</strong>.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Zum Beispiel können mehr direkte<br />
Empfehlungen durch Ärzte bei<br />
Krankenhausentlassungen oder<br />
bei der Begutachtung zur Pflegeeinstufung<br />
angestrebt <strong>werden</strong>.<br />
Kostenübernahme durch<br />
die Pflegekassen<br />
Die Pflegeversicherung bietet bereits<br />
eine gute Grundlage für die<br />
Inanspruchnahme von Hausnotruf.<br />
Sie übernimmt auf Antrag<br />
für allein lebende oder über weite<br />
Strecken des Tages auf sich allein<br />
gestellte Pflegebedürftige den<br />
monatlichen Pauschalbetrag von<br />
18,36 € sowie die einmalige Anschlussgebühr<br />
von 10,49 €. Im<br />
Leistungspaket enthalten sind die<br />
Bereitstellung des Hausnotrufgerätes<br />
samt Funksender und die<br />
Betreuung durch die Hausnotrufzentrale.<br />
Moderne Hilfe für<br />
moderne Senioren<br />
Im Notfall verbindet sich der wie<br />
eine Armbanduhr getragene Sender<br />
per Knopfdruck über Funk<br />
<strong>mit</strong> der Basisstation, die sofort<br />
Kontakt <strong>mit</strong> der rund um die Uhr<br />
besetzten Hausnotrufzentrale aufnimmt.<br />
Ein geschulter Mitarbeiter<br />
klärt in einem Gespräch die Lage<br />
vor Ort und schickt bei Bedarf<br />
den Bereitschaftsdienst. Diese Idee<br />
funktioniert bereits seit über 30<br />
Jahren. Heute wird das System diverser<br />
Anbieter um moderne elektronische<br />
Erweiterungen ergänzt,<br />
die sogenannten Ambient Assisted<br />
Living (AAL). Dank Hausnotruf<br />
können Menschen länger selbst-<br />
Gesundheit<br />
Das Notrufgerät am Arm gibt Sicherheit.<br />
ständig zu Hause leben. Dies ist<br />
oft einer der innigsten Wünsche<br />
für den eigenen, selbstbestimmten<br />
Lebensabend und es verschafft Betroffenen<br />
wie Angehörigen ein beruhigendes<br />
Gefühl. n<br />
Claudia Groetschel<br />
redaktion@initiative-hausnotruf.de<br />
Die Initiative Hausnotruf ist eine<br />
Vereinigung von professionellen<br />
Hausnotrufspezialisten, bekannten<br />
und qualitätsorientierten Hilfsorganisationen<br />
sowie namhaften<br />
Herstellern technischer Geräte.<br />
Gemeinsam fördert die Interessengruppe<br />
die Vision, dass sich jeder<br />
ältere Mensch in Deutschland zu<br />
Hause und unterwegs sicher fühlen<br />
kann. Weitere Informationen unter<br />
www.initiative-hausnotruf.de.<br />
Dort finden Sie auch die Studie<br />
„Wirkungs- und Potentialanalyse<br />
zum Hausnotruf in Deutschland“.<br />
37
© Foto: Maris Zemgalietis - istockphoto.com<br />
Gesundheit<br />
So kommen Sie gut durch die Sommer-Hitze!<br />
Bewegen sich die Temperaturen an der 30-Grad-Marke, leiden vor allem ältere Menschen an Kreislaufproblemen<br />
und Schwindelanfällen. Ein paar Dinge sollten Sie jetzt beachten, um gesund über den Sommer zu kommen.<br />
Wichtig ist in den heißen Monaten<br />
besonders eine ausreichende<br />
Flüssigkeitszufuhr. Bei<br />
Hitze sondert der Körper verstärkt<br />
Schweiß ab und auch die Blutgefäße<br />
weiten sich, um Wärme besser<br />
über die Haut abgeben zu können.<br />
Dieses natürliche Abkühlungssystem<br />
funktioniert im Alter jedoch<br />
weniger gut. Ein Grund dafür ist<br />
unter anderem, dass ältere Frauen<br />
und Männer oft zu wenig trinken,<br />
da sie kaum Durst verspüren. Wer<br />
zu wenig trinkt, hat ganz einfach<br />
zu wenig Flüssigkeit, die – wenn<br />
es heiß ist – auf der Haut verdunsten<br />
kann und den Körper abkühlt.<br />
Und das kann zu Herz-Kreislauf-<br />
Problemen führen.<br />
Mindestens 1,5 Liter Flüssigkeit<br />
sollte über den Tag verteilt getrunken<br />
<strong>werden</strong>. Geeignet sind neben<br />
Wasser und Mineralwasser auch<br />
ungesüßte Kräuter- und Früchtetees<br />
oder stark verdünnte Fruchtsäfte.<br />
Wasserreiche Lebens<strong>mit</strong>tel<br />
wie Tomaten, Gurken und Melonen<br />
ergänzen die Flüssigkeitszufuhr.<br />
Generell sollten Sie zu leichter<br />
Kost <strong>mit</strong> viel frischem Obst und<br />
Gemüse oder Vollkornprodukten<br />
greifen, dadurch <strong>werden</strong> auch<br />
die durch das Schwitzen verlorenen<br />
Mineralien wieder zugeführt.<br />
Fettes Essen dagegen belastet den<br />
Kreislauf jetzt zusätzlich.<br />
Nehmen Sie sich ein Beispiel an<br />
den Südeuropäern und machen<br />
Sie eine Siesta. Während der heißen<br />
Mittagsstunden ist es für Ihren<br />
Kreislauf am besten, wenn<br />
Sie sich in geschlossenen Räumen<br />
aufhalten. Um es hier schön kühl<br />
zu halten, lüften Sie möglichst in<br />
den kälteren Morgen- bzw. Abendstunden<br />
und lassen Sie bei direkter<br />
Sonneneinstrahlung die Gardinen<br />
bzw. Rollläden geschlossen. Bei<br />
starken Temperaturschwankungen<br />
– z. B. wenn Sie von drinnen nach<br />
draußen gehen – kann es zu leichten<br />
Schwindelattacken kommen.<br />
Setzen Sie sich dann hin und warten<br />
Sie in Ruhe, bis sich Ihr Kreislauf<br />
wieder beruhigt hat. Auch <strong>mit</strong><br />
einer angemessenen Kleidung können<br />
Sie sich vor der Hitze schützen:<br />
Am besten sind luftdurchlässige,<br />
leichte Stoffe in hellen Farbtönen,<br />
diese reflektieren das Licht besser<br />
als dunkle Stoffe.<br />
Bei heißen Temperaturen sollten<br />
Sie nicht eiskalt duschen, denn<br />
frostiges Abbrausen aktiviert die<br />
körpereigene Heizung: Die Poren<br />
ziehen sich zusammen und Ihnen<br />
wird noch heißer. Duschen<br />
Sie an heißen Tagen lauwarm und<br />
lassen Sie sich zur Abwechslung<br />
mal an der Luft trocknen – ganz<br />
ohne Handtuch. Das verdunstende<br />
Wasser hat einen kühlenden Effekt<br />
und Sie bleiben länger frisch.<br />
Für eine kleine Erfrischung zwischendurch<br />
sorgt das kalte Armbad,<br />
auch „Kneippscher Espresso“<br />
genannt. Dazu erst den linken und<br />
dann den rechten Arm ca. 20 Sekunden<br />
in das Waschbecken <strong>mit</strong><br />
richtig kaltem Leitungswasser tauchen.<br />
Die Arme dabei leicht bewegen.<br />
Beide Arme danach aus dem<br />
Wasser nehmen und nur leicht<br />
abstreifen. Zum Schluss noch ein<br />
Gute-Laune-Rezept für den Sommer:<br />
Für ein paar Minuten barfuß<br />
(Füße sollten vorher warm sein)<br />
durch die <strong>mit</strong> kühlem Morgentau<br />
bedeckte Wiese marschieren. Das<br />
Kneipp’sche Taulaufen vertreibt<br />
nicht nur die Morgenmüdigkeit,<br />
sondern stärkt die Vitalität bei<br />
Sommerhitze. Danach trockene<br />
Baumwollsocken anziehen und einen<br />
warmen Tee genießen. n<br />
Karen Hoffschulte<br />
Zur Person<br />
Karen Hoffschulte<br />
ist wissenschaftliche<br />
Mitarbeiterin<br />
der Karl und<br />
Veronica Carstens-<br />
Stiftung – Natur<br />
und Medizin e.V..<br />
38 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Aktuelles zur Lohnabrechnung<br />
Gesetzgeber, Bundesfinanzhof<br />
und Verwaltung, alle drei haben<br />
„Neues“ im Bereich des Lohnsteuerabzuges<br />
und da<strong>mit</strong> auch für<br />
die Sozialversicherungsbeiträge<br />
geschaffen. Darüber möchten wir<br />
berichten, Sie für dieses Thema<br />
sensibilisieren, können die Punkte<br />
aber nur anreißen:<br />
Arbeitgeber dürfen im Rahmen<br />
des Reisekostenrechts steuerfreie<br />
Erstattungen an ihre Arbeitnehmer<br />
zahlen. Zudem ist das Reisekostenrecht<br />
vielfach Bestandteil in<br />
Förderbescheiden. Mit dem im Februar<br />
veröffentlichten „Gesetz zur<br />
Änderung und Vereinfachung …<br />
und des Reisekostenrechts“ wurde<br />
das Reisekostenrecht reformiert.<br />
Die Änderungen, die ab 2014 in<br />
Kraft treten, müssen <strong>2013</strong> vorbereitet<br />
<strong>werden</strong>. Es bietet sich an, einen<br />
„Fahrplan“ zu erarbeiten, da<br />
bereits für die Lohnabrechnung<br />
Januar 2014 das neue Recht Anwendung<br />
findet. Die „regelmäßige<br />
Arbeitsstätte“ wird z. B. durch den<br />
gesetzlich definierten Begriff der<br />
„ersten Tätigkeitsstätte“ ersetzt.<br />
Zudem muss der Arbeitgeber auf<br />
der Lohnsteuerbescheinigung den<br />
Großbuchstaben „M“ bescheinigen,<br />
wenn dem Arbeitnehmer<br />
Mahlzeiten zur Verfügung gestellt<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Das Gesetz macht die steuerfreie<br />
Lohnzahlung teilweise davon abhängig,<br />
dass der Arbeitgeber diese<br />
Zahlungen „zusätzlich zum ohne-<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
hin geschuldeten Arbeitslohn“ vornimmt.<br />
Der Bundesfinanzhof hat<br />
seine Rechtsprechung verschärft<br />
und sieht diese notwendige Voraussetzung<br />
für die steuerfreie Auszahlung<br />
nur noch eingeschränkt<br />
gegeben. Es müssen „freiwillige“<br />
Zahlungen sein, die also jederzeit<br />
vom Arbeitgeber gestoppt <strong>werden</strong><br />
können. Diese Auffassung bricht<br />
aber <strong>mit</strong> dem Arbeitsrecht. Die<br />
Finanzverwaltung möchte daher<br />
die verschärfende Rechtsprechung<br />
nicht anwenden, wenn der Arbeitnehmer<br />
einen Anspruch auf<br />
eine zweckbestimmte Leistung<br />
hat. Dies gilt nicht für Gehaltsumwandlungen,<br />
diese können nicht<br />
mehr steuerfrei ausgezahlt <strong>werden</strong>.<br />
In einem weiteren Fall, der Bewertung<br />
von Sachbezügen (Belegschaftsrabatte),<br />
hatte der<br />
Bundesfinanzhof bereits 2012 seine<br />
Rechtsprechung fortentwickelt,<br />
die von der Finanzverwaltung nun<br />
übernommen wird. So kann eine<br />
Bewertung auch <strong>mit</strong> dem Preis aus<br />
einem allgemein zugänglichen Internet-Angebot<br />
erfolgen.<br />
Wird dem Arbeitnehmer ein PKW<br />
durch den Arbeitgeber überlassen,<br />
so muss die private Nutzung<br />
besteuert <strong>werden</strong>. Die Finanzverwaltung<br />
hat nun neu geregelt, wie<br />
Kosten zu berücksichtigen sind,<br />
die der Arbeitnehmer selbst trägt.<br />
Hier muss die Dienstwagenvereinbarung<br />
überprüft und ggf. angepasst<br />
<strong>werden</strong>.<br />
Man sieht: „Alles dreht sich, alles<br />
bewegt sich“ auch im Bereich des<br />
Lohnsteuerabzugsverfahren und<br />
das, was gestern noch richtig war,<br />
kann morgen schon zu einem Haftungsfall<br />
für den Arbeitgeber <strong>werden</strong>.<br />
Sind die Lohnabrechnungen<br />
auf einen externen Dienstleister<br />
übertragen, muss ein guter und<br />
stetiger Informationsaustausch<br />
<strong>mit</strong> diesem gewährleistet sein, wir<br />
empfehlen Ihnen, die o. g. Punkte<br />
<strong>mit</strong> Ihrer Lohnabteilung und dem<br />
Dienstleister abzustimmen. n<br />
Volkmar Heun<br />
Tel.: 0 22 51 / 700 980<br />
Volkmar.Heun@dhpg.de<br />
www.dhpg-euskirchen.de<br />
Zur Person<br />
Finanzen<br />
Volkmar Heun<br />
Wirtschaftsprüfer<br />
und Steuerberater,<br />
persönlich<br />
haftender<br />
Gesellschafter der<br />
DHPG Dr. Harzem<br />
& Partner KG, Euskirchen<br />
39<br />
© Foto: Denis Junker - Fotolia.com
Finanzen<br />
Sozialämter müssen Bestattungsvorsorge<br />
verschonen<br />
Wenn im Alter das Geld nicht<br />
ausreicht, z. B. wegen Pflegebedürftigkeit,<br />
bleibt für Betroffene<br />
häufig nur der Gang zum Sozialamt.<br />
Ein Anspruch auf Sozialhilfe<br />
entsteht jedoch erst dann, wenn<br />
das persönliche Vermögen bis auf<br />
das sogenannte Schonvermögen<br />
aufgebraucht ist. Immer wieder<br />
<strong>werden</strong> Betroffene dazu gedrängt,<br />
auch Bestattungsvorsorgeverträge<br />
oder Sterbegeldversicherungen<br />
aufzulösen und diese zur Sicherung<br />
des Lebensunterhalts zu nutzen.<br />
Zahlreiche Gerichte haben jedoch<br />
immer wieder geurteilt, dass Sozialämter<br />
die Bestattungsvorsorge<br />
im Rahmen von Vorsorgeverträgen<br />
oder Sterbegeldversicherungen<br />
bis zu einem angemessenen<br />
Umfang verschonen müssen –<br />
über das ohnehin zugestandene<br />
Schonvermögen hinaus.<br />
Insbesondere drei Punkte setzen<br />
dem Anspruch der Sozialämter<br />
Grenzen: die Verfügbarkeit eines<br />
Vermögensgegenstandes, seine<br />
Verwertbarkeit und die Angemessenheit<br />
eines Vorsorgebetrages.<br />
Die Verfügbarkeit bezieht sich auf<br />
den Zeitraum, in dem Betroffene<br />
die fraglichen Mittel realisieren<br />
könnten. Bei der Verwertbarkeit<br />
dient die Wirtschaftlichkeit als<br />
Maßstab: Von einer Verwertung<br />
des Vermögens müsste Abstand<br />
genommen <strong>werden</strong>, wenn sie sich<br />
als unwirtschaftlich erweisen sollte.<br />
Die Kündigung einer Sterbegeldversicherung<br />
kann z. B. <strong>mit</strong><br />
hohen Einbußen verbunden sein,<br />
wenn die Versicherungssumme<br />
noch nicht voll eingezahlt ist.<br />
Bei der Angemessenheit gilt<br />
grundsätzlich, dass die Sozialämter<br />
eine Bestattungsvorsorge<br />
in bestimmter Höhe verschonen<br />
müssen. Was als angemessen gilt,<br />
ist jedoch nicht einheitlich geregelt<br />
und hängt u.a. von den ortsüblichen<br />
Verhältnissen und den<br />
Auflagen der örtlichen Friedhofssatzungen<br />
ab. Die Tendenz der gerichtlichen<br />
Entscheidungen geht<br />
darüber hinaus in Richtung Wahlfreiheit<br />
in der Ausführung der Bestattung<br />
und Grabgestaltung nach<br />
dem Wunsch des Vorsorgenden.<br />
Gerichte schätzen häufiger Summen<br />
von 3.000 bis 5.000 Euro als<br />
angemessen ein, haben Betroffenen<br />
aber auch schon 6.000 Euro<br />
und mehr als Bestattungsvorsorge<br />
zugestanden. Das Sozialgericht<br />
Aachen hielt im Jahr 2011 sogar<br />
einen Bestattungsvorsorgevertrag<br />
in Höhe von 8.800 Euro für angemessen.<br />
Vieles hängt von den Details des<br />
Einzelfalls ab. Pauschale Grenzen<br />
dessen, was angemessen ist, wie<br />
Bestattungsvorsorge schafft Sicherheit.<br />
rasch die Verwertung möglich sein<br />
muss oder wann die Auflösung<br />
unwirtschaftlich wäre, lassen sich<br />
nicht setzen. Festzuhalten bleibt<br />
aber, dass Betroffene rechtlich gute<br />
Chancen haben, ihre für eine Bestattung<br />
nach Wunsch notwendige<br />
finanzielle Vorsorge nicht auflösen<br />
zu müssen. n<br />
Alexander Helbach<br />
Weitere Informationen unter<br />
www.aeternitas.de<br />
Zur Person<br />
Als Pressesprecher<br />
von Aeternitas e.V.,<br />
der VerbraucherinitiativeBestattungskultur,<br />
setzt<br />
sich Alexander<br />
Helbach für ein<br />
bürgerfreundliches und transparentes<br />
Bestattungswesen ein.<br />
40 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Internet und Technik<br />
„Wir zeigen es Euch – Die schönen Seiten des Internets“<br />
Wettbewerb und BAGSO-InternetWoche <strong>2013</strong><br />
„Noch vor wenigen Jahren war für<br />
uns vier Seniorinnen das Internet<br />
ein Buch <strong>mit</strong> sieben Siegeln. Mailen,<br />
Skypen, Online-Shopping –<br />
worüber redeten die Kinder und<br />
Enkelkinder eigentlich ständig? So<br />
wuchs bei uns die Neugier auf diese<br />
andere Welt. Um <strong>mit</strong>reden zu können,<br />
fanden wir uns daher immer<br />
<strong>mit</strong>twochs im Senioren-Internetcafé<br />
ein – und wären inzwischen<br />
allesamt ohne Computer und Internet<br />
„aufgeschmissen“. Auch <strong>mit</strong><br />
92, 84, 83 und 71 Jahren geht es<br />
nun täglich ins Netz.“ Roswitha B.<br />
berichtete im Rahmen des Wettbewerbs<br />
„Wir zeigen es Euch – Die<br />
schönen Seiten des Internets“ 2012<br />
eindrucksvoll, wie sich auch <strong>Älter</strong>e<br />
selbstsicher im Netz bewegen und<br />
die neuen Technologien als Chance<br />
wahrnehmen. n<br />
Auch <strong>2013</strong> ruft die BAGSO <strong>mit</strong><br />
ihren Partnern Deutschland sicher<br />
im Netz e.V., Stiftung Digitale<br />
Chancen und Google unter der<br />
Schirmherrschaft des Bundesministeriums<br />
des Inneren wieder zur<br />
Teilnahme am Wettbewerb auf.<br />
Gesucht <strong>werden</strong> Beiträge in zwei<br />
Kategorien:<br />
1. Erfahrungen älterer Internet-<br />
nutzerinnen und -nutzer im<br />
und um das Internet<br />
2. Methoden und Materialien<br />
von Multiplikatoren für<br />
Noch-Nicht-Nutzer<br />
Ihre Aktivitäten können bis zum<br />
15. September <strong>2013</strong> als Film-,<br />
Audio-, Bild, Web- oder Textbeitrag<br />
eingereicht <strong>werden</strong>. Jeder,<br />
der mindestens 60 Jahre alt ist,<br />
kann <strong>mit</strong>machen. Besonders kreative<br />
Beiträge sind ausdrücklich<br />
erwünscht. Zu gewinnen gibt es<br />
Preise im Gesamtwert von 5.000 €.<br />
Die Preisverleihung findet am<br />
28. November <strong>2013</strong> in Berlin statt.<br />
Zu dieser Veranstaltung <strong>werden</strong><br />
alle Preisträger eingeladen. Weitere<br />
Informationen zur Anmeldung<br />
finden Sie unter:<br />
www.bagso.de/verbraucher-<br />
themen/internet.html.<br />
Der Wettbewerb „Wir zeigen es<br />
Euch – Die schönen Seiten des Internets“<br />
ist Teil der BAGSO-InternetWoche,<br />
die am Internationalen<br />
Internettag, dem 29. Oktober, beginnt.<br />
Nach dem erfolgreichen<br />
Start dieser Kampagne möchte die<br />
BAGSO auch <strong>2013</strong> auf die Bedeutung<br />
und die Vielfältigkeit des Internets<br />
aufmerksam machen.<br />
Machen Sie <strong>mit</strong> und veranstalten<br />
Sie z. B. im Zeitraum vom 29.10. bis<br />
zum 4.11.<strong>2013</strong> einen Workshop, einen<br />
Kurs oder einen Tag der offenen<br />
Tür. Zeigen Sie dabei auf, wie ältere<br />
Menschen das Internet <strong>mit</strong> Spaß<br />
sinnvoll und sicher nutzen. Folgende<br />
Themen können zum Beispiel<br />
aufgegriffen <strong>werden</strong>: Chancen des<br />
Internets, Tablet-PC, Barrierefreies<br />
Internet, Ehrenamt und Internet,<br />
Vernetzung und soziale Netzwerke,<br />
Sicherheit im Netz. Ihren Ideen<br />
sind keine Grenzen gesetzt! Als<br />
BAGSO bündeln wir die Aktivitäten<br />
und tragen sie gemeinsam <strong>mit</strong><br />
Ihnen in die breite Öffentlichkeit. n<br />
BAGSO Service GmbH<br />
Stefanie Brandt<br />
E-Mail: brandt@bagso-service.de<br />
41<br />
© Foto: tina7si - Fotolia.com
© Foto: kathijung - Fotolia.com<br />
Senioren weltweit<br />
Seniorenpolitik in den Niederlanden<br />
Die Alterung der Bevölkerung<br />
ist ein wichtiges Thema für<br />
die niederländische Regierung, die<br />
Sozialpartner und die Nichtregierungsorganisationen,<br />
vor allem,<br />
wenn es um Gesundheit, Arbeit,<br />
soziale Teilhabe und Einkommen<br />
geht. In den letzten 15 Jahren<br />
wurden bereits viele Maßnahmen<br />
ergriffen und – <strong>mit</strong> Blick auf die<br />
Finanzkrise – beschleunigt implementiert.<br />
Was sind die wichtigsten<br />
Entwicklungen in den Bereichen<br />
Rente, Teilhabe, Wohnen und<br />
Pflege?<br />
Jeder, der in den Niederlanden arbeitet<br />
oder wohnt, erwirbt ab dem<br />
15. Lebensjahr jährlich 2 % Ansprüche<br />
für die spätere Grundrente, deren<br />
Höhe an die Entwicklung des<br />
Netto-Mindestlohns gekoppelt ist.<br />
Im Jahre 2012 betrug die jährliche<br />
Grundrente für Alleinstehende<br />
13.713 € brutto; ein Paar <strong>mit</strong><br />
gemeinsamem Haushalt erhielt<br />
20.159 €. Renten, die – aus welchen<br />
Gründen auch immer – unter<br />
diesem Betrag liegen, <strong>werden</strong><br />
entsprechend aufgestockt. <strong>Älter</strong>e<br />
haben ein wesentlich geringeres<br />
Armutsrisiko als Jüngere (6,9 %<br />
im Vergleich zu 17 % laut Angaben<br />
von Eurostat).<br />
Nach einigen Auseinandersetzungen<br />
im Parlament beschloss die<br />
niederländische Regierung 2012,<br />
das Renteneintrittsalter schrittweise<br />
von 65 Jahren auf 66 (bis<br />
2018) bzw. 67 Jahre (2021) anzuheben.<br />
Die Gewerkschaften und<br />
Seniorenorganisationen waren, geschwächt<br />
durch interne Differen-<br />
zen, an dieser Entscheidung nur in<br />
geringem Umfang beteiligt.<br />
Betriebliche Altersvorsorge<br />
Im Zuge früherer Beschlüsse, Vorruhestandsregelungen<br />
nicht länger<br />
steuerlich zu fördern, machte das<br />
alte System der betrieblichen Altersvorsorge<br />
einem neuen System<br />
Platz, <strong>mit</strong> dem ein Anreiz zu längerem<br />
Arbeiten gegeben <strong>werden</strong><br />
soll. Wer länger arbeitet, erwirbt<br />
höhere Rentenansprüche. Dies<br />
führte zu aufsehenerregenden Effekten,<br />
was das „tatsächliche“ Renteneintrittsalter<br />
betrifft, das im<br />
Jahre 2011 auf 63 Jahre gestiegen<br />
war. Im selben Jahr hatten bereits<br />
56 % der <strong>Älter</strong>en eine Arbeitsstelle.<br />
Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit<br />
In Anbetracht der Alterung der<br />
Gesellschaft versucht man in den<br />
Niederlanden, den Anteil <strong>Älter</strong>er<br />
an der arbeitenden Bevölkerung<br />
zu vergrößern. Seit 2001 erhöhten<br />
Kampagnen und der Einsatz von<br />
„Task-Forces“ in den Betrieben das<br />
Bewusstsein für eine altersgerechte<br />
Personalpolitik. Wirksam war<br />
auch die Einführung neuer Gesetze<br />
gegen Altersdiskriminierung<br />
auf dem Arbeitsmarkt ab 2004.<br />
Subventionen und steuerliche Anreize,<br />
um ältere Arbeitnehmer<br />
länger arbeiten zu lassen bzw. sie<br />
wieder einzugliedern, sind Teil<br />
einer Reihe von Maßnahmen,<br />
zu denen auch Programme zur<br />
42 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Verbesserung der Arbeits- und<br />
Beschäftigungsfähigkeit <strong>Älter</strong>er<br />
zählen. Dennoch bleibt es schwierig,<br />
etwas dagegen zu tun, dass<br />
Arbeitgeber jüngere Arbeitnehmer<br />
bevorzugen, ein Grund mehr, auf<br />
der Grundlage des intergenerationellen<br />
Dialogs und der Zusammenarbeit<br />
vorzugehen.<br />
Bürgerschaftliches<br />
Engagement <strong>Älter</strong>er<br />
Freiwilligenarbeit wird in den Niederlanden<br />
in erheblichem Umfang<br />
von <strong>Älter</strong>en geleistet. Ein Viertel<br />
aller Freiwilligenarbeit geht auf<br />
das Konto <strong>Älter</strong>er, immer weniger<br />
Zeit jedoch verbringen sie <strong>mit</strong><br />
freiwilliger Arbeit in den Bereichen<br />
Pflege, Kultur, Freizeit, Sport,<br />
Kirche, zurzeit nur noch etwa 1,5<br />
Stunden pro Woche. Das könnte<br />
da<strong>mit</strong> zusammenhängen, dass <strong>Älter</strong>e<br />
mehr informelle Pflegeaufgaben<br />
übernehmen und Enkelkinder<br />
betreuen.<br />
Eine nationale Strategie zur Förderung<br />
von Freiwilligenarbeit gibt<br />
es, abgesehen von Mitteln für Forschung,<br />
nicht. Vor allem lokale<br />
Behörden, private Fonds, Nichtregierungsorganisationen<br />
und<br />
Unternehmen unterstützen Freiwilligenarbeit<br />
<strong>mit</strong> Kampagnen,<br />
Subventionen, Schulungsmaßnahmen<br />
und materiellen Beiträgen.<br />
Im Allgemeinen jedoch wird das<br />
Potenzial für ehrenamtliche Arbeit,<br />
das Ruheständler darstellen,<br />
noch kaum genutzt.<br />
Wohnen<br />
Schon lange hat man erkannt,<br />
dass die Alterung der Gesellschaft<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Konsequenzen für den vorhandenen<br />
Wohnungsbestand hat. In den<br />
Niederlanden herrscht Konsens<br />
darüber, dass es <strong>Älter</strong>en ermöglicht<br />
<strong>werden</strong> sollte, so lange wie<br />
möglich, vorzugsweise bis zum<br />
Lebensende, in der eigenen häuslichen<br />
Umgebung zu bleiben.<br />
Es fehlt aber an spezifischer Gesetzgebung<br />
und nationalen Plänen<br />
auf dem Gebiet von Neubau,<br />
Umbau, Renovierung. Allerdings<br />
gibt es Förder<strong>mit</strong>tel für bauliche<br />
Maßnahmen für die Wohnungsbaugenossenschaften,<br />
die den<br />
Wohnungsmarkt für Menschen<br />
<strong>mit</strong> niedrigem Einkommen dominieren.<br />
Auch <strong>werden</strong> steuerliche<br />
Vorteile für private Wohnungsträger<br />
gewährt, die ihre Wohnungen<br />
behindertengerecht gestalten wollen.<br />
In Anbetracht des Fortgangs<br />
der Alterung der Gesellschaft<br />
müsste aber viel mehr geschehen,<br />
insbesondere bei der Implementierung<br />
neuer Pflegetechnologien.<br />
Langzeitpflege<br />
In den vergangenen vierzig Jahren<br />
sind die Kosten für die professio-<br />
Senioren weltweit<br />
nelle Langzeitpflege durchschnittlich<br />
um 4,2 % jährlich gestiegen.<br />
Die Regierung reserviert dafür im<br />
Haushalt inzwischen fast 29 Milliarden<br />
Euro pro Jahr. Eine Million<br />
Menschen erhält in den Niederlanden<br />
pflegerische Leistungen in<br />
Höhe von durchschnittlich 29.000<br />
Euro pro Person und Jahr.<br />
Aufgrund der Krise hat die Regierung<br />
drastische Maßnahmen<br />
ergriffen: Mittel wurden gekürzt,<br />
nationale Regelungen abgeschafft<br />
und die Zuständigkeit für die<br />
Gewährung der Leistungen wurde<br />
kurzerhand auf die Gemeinden<br />
verlagert. Die Bürger selbst<br />
sollen für Pflege mehr bezahlen<br />
und in verstärktem Maße Familie<br />
und Umfeld zu Pflegeleistungen<br />
heranziehen. Die für das<br />
Gesundheitswesen relevanten<br />
Organisationen wie Versicherungen,<br />
Pflegedienstleister und<br />
Wohnungsbaugenossenschaften<br />
müssen enger zusammenarbeiten.<br />
Die Verantwortung z. B. für<br />
Pflegeleistungen wird verstärkt<br />
auf Stadtteilebene angesiedelt.<br />
Der finanzielle Rahmen wird jedoch<br />
noch immer von der Regierung<br />
vorgegeben, die auch<br />
Forschungsprogramme finanziert,<br />
um die Veränderungen auf verantwortungsvolle<br />
Art und Weise<br />
implementieren zu können. Die<br />
Gesellschaft reagiert <strong>mit</strong> zahlreichen<br />
Bürgerinitiativen. Die Hoffnung<br />
stirbt zuletzt. n<br />
Ger Tielen, Direktor Demin<br />
Bureau voor Demografie<br />
en Innovatie<br />
ger.tielen@demin.nl<br />
43
Senioren weltweit<br />
Internationale Perspektiven auf<br />
die Kosten des Lebens im Alter<br />
Am 1.3.<strong>2013</strong> fand in der Vertretung der Europäischen Kommission in Bonn ein transnationaler Workshop<br />
im Rahmen einer GRUNDTVIG-Lernpartnerschaft statt, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für<br />
Hauswirtschaft e.V. (dgh).<br />
Über die dort am Vor<strong>mit</strong>tag diskutierte<br />
Situation armer, alter<br />
Menschen sowie die Möglichkeiten<br />
der Armutsbekämpfung und<br />
-prävention auf lokaler, regionaler<br />
und internationaler Ebene wurde<br />
in den BAGSO-Nachrichten<br />
2/<strong>2013</strong> berichtet.<br />
Am Nach<strong>mit</strong>tag wurden Konzepte<br />
für die Entwicklung von Referenzdaten<br />
und -budgets aus den<br />
Niederlanden, Österreich und<br />
Deutschland vorgestellt und durch<br />
die Moderatorin aus Belgien um<br />
eigene Erfahrungen ergänzt. Referenzdaten<br />
und -budgets geben<br />
Informationen zu Lebenshaltungskosten<br />
in bestimmten Haushaltssituationen,<br />
erstere bezogen auf<br />
einzelne Ausgabenkategorien und<br />
letztere als Zusammenstellungen<br />
in Haushaltsbudgets.<br />
Die längste Tradition haben Referenzbudgets<br />
in den Niederlanden.<br />
Verschiedene methodische Vorgehensweisen<br />
für minimale und höhere<br />
Einkommen wurden von der<br />
Verbraucherorganisation NIBUD<br />
entwickelt und über viele Jahre<br />
verbessert, sodass Informationen<br />
für unterschiedliche Haushalts-<br />
und Familienkonstellationen bereitgestellt<br />
<strong>werden</strong> können. Sie<br />
<strong>werden</strong> in Beratungssituationen<br />
wie Budget- und Schuldnerbera-<br />
tung, in der Sozialarbeit und bei<br />
Kreditvergaben ebenso eingesetzt<br />
wie zur Bestimmung kommunaler<br />
und nationaler Sozialleistungen<br />
bzw. Steuerermäßigungen. Die<br />
Daten lassen sich im Internet abrufen.<br />
Die für Österreich entwickelten<br />
Daten für notwendige Haushaltsausgaben<br />
wurden in den letzten<br />
Jahren in der Budgetberatung erprobt.<br />
Die minimalen Warenkörbe<br />
wurden unter Einbeziehung<br />
von Menschen <strong>mit</strong> niedrigem<br />
Einkommen er<strong>mit</strong>telt. Das Bildungs-<br />
und Beratungsangebot zu<br />
Haushaltsfinanzen wird in Österreich<br />
kontinuierlich ausgebaut und<br />
<strong>mit</strong> entsprechenden Instrumenten<br />
wie dem „finanzführerschein“ unterstützt.<br />
Für Senioren liegen noch<br />
keine speziellen Daten und Referenzbudgets<br />
vor.<br />
Die Referenzdaten-Entwicklung<br />
in Deutschland hat zum Ziel, Vergleichs-<br />
und Orientierungsgrößen<br />
für die Budget- und Schuldnerberatung<br />
zur Verfügung zu stellen<br />
und diese in Beratungsangebote<br />
und -prozesse zu integrieren.<br />
Basis sind Daten aus nationalen<br />
Verbrauchsstatistiken, die nach<br />
den Merkmalen Haushaltsgröße<br />
und -zusammensetzung, Einkommenshöhe,<br />
Wohnsituation<br />
und Betroffenheit von verschiedenen<br />
Ausgabengruppen aufbereitet<br />
wurden. Eine Schrift <strong>mit</strong> Daten<br />
und Anwendungsbeispielen ist bei<br />
der Geschäftsstelle der dgh erhältlich.<br />
Zur Beantwortung der Frage, was<br />
der Mensch mindestens zum Leben<br />
braucht, haben Fokusgruppen,<br />
wie sie in Belgien, Österreich und<br />
den Niederlanden bereits eingesetzt<br />
<strong>werden</strong>, eine große Bedeutung.<br />
Die Diskussion der Frage, ob sich<br />
die vorgestellten Ansätze auf andere<br />
Länder übertragen lassen, ergab<br />
folgende Ergebnisse:<br />
Die Gruppe alter Menschen in<br />
Armut ist nicht homogen, sie<br />
unterscheidet sich nach kulturellem<br />
Hintergrund, Wohnumfeld<br />
(städtisch, ländlich), Lebens-<br />
44 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
form und Gesundheitszustand.<br />
Dadurch ergeben sich typische<br />
Problemlagen und ein spezieller<br />
Hilfebedarf.<br />
Die Strukturen der sozialen Sicherung<br />
in Europa sind ebenso<br />
unterschiedlich wie die Hilfeangebote.<br />
In osteuropäischen Ländern<br />
mangelt es bei der Lösung<br />
der relativ neuen Probleme an<br />
Institutionen, die Verbraucherinteressen<br />
vertreten und Präventionsarbeit<br />
leisten können.<br />
In <strong>mit</strong>tel- und westeuropäischen<br />
Ländern ist die Differenzierung<br />
von Zielgruppen für Bildungs-<br />
und Beratungsangebote z. T.<br />
stark fortgeschritten. In Bezug<br />
auf alte Menschen hat die Pflege<br />
meist Vorrang vor finanziellen<br />
Aspekten.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
In allen Ländern zeichnet sich<br />
die Problemlage armer, alter<br />
Menschen dadurch aus, dass<br />
sie aus Scham und aufgrund<br />
bestehender Tabus für frühzeitige<br />
Hilfen relativ schwer zu erreichen<br />
sind, obwohl vielfältige<br />
Hilfekonzepte umgesetzt und<br />
erprobt <strong>werden</strong>.<br />
Bei den Hilfen geht es darum,<br />
eine Balance zwischen Eigenverantwortung<br />
und schützenden<br />
und stützenden Hilfen zu<br />
gewährleisten. Armutsprävention<br />
und -bekämpfung hängen in<br />
hohem Maße von den verfügbaren<br />
personellen und finanziellen<br />
Ressourcen der Organisationen<br />
ab, daher ist die Akquise ausreichender<br />
Mittel ist eine zentrale<br />
Herausforderung.<br />
wissensdurstig.de:<br />
Die BAGSO-Weiterbildungsdatenbank<br />
für „Bildungshungrige“<br />
Sie ermöglicht, bundesweit nach<br />
passenden Weiterbildungsveranstaltungen<br />
zu suchen. Dabei erlaubt<br />
die Kombination von Thema<br />
und Ort sowie von zusätzlichen<br />
Detailangaben (z. B. Zielgruppen,<br />
Niveau) eine passgenaue Suche.<br />
Das Suchergebnis enthält konkrete<br />
Informationen zur Veran-<br />
w ssensdurstig.de<br />
Die Bildungsdatenbank 55+<br />
staltung und erlaubt die direkte<br />
Online-Anmeldung. Veranstalter<br />
können nach einer Registrierung<br />
ihre Angebote selbst in die Weiterbildungsdatenbank<br />
der BAGSO<br />
Senioren weltweit<br />
Die Formulierung politischer<br />
Handlungsempfehlungen setzt<br />
umfassende Informationen zur<br />
Einschätzung typischer Problemlagen<br />
voraus. Auch Referenzbudgets<br />
können geeignete<br />
Argumente für sozialpolitische<br />
Diskussionen liefern.<br />
Im Anschluss an den Workshop<br />
fand in der BAGSO-Geschäftsstelle<br />
ein Empfang für die ausländischen<br />
Gäste statt. n<br />
Dr. Heide Preuße<br />
Prof. Dr. Stefanie Bödeker<br />
und Birgit Bürkin<br />
Fachausschuss Beratung für<br />
Haushalt und Verbrauch der dgh<br />
dgh, Allensteiner Str. 16<br />
49088 Osnabrück<br />
dgh@dghev.de, www.dghev.de<br />
einstellen. Neben Vorträgen und<br />
Tagungen können dies Sport-Veranstaltungen,<br />
Kurse oder Angebote<br />
zur beruflichen Weiterbildung<br />
sein. n<br />
Hier finden Sie Tagungen, Kurse, Sportgruppen, Fortbildungen, E-Learning-Angebote und vieles mehr.<br />
www.wissensdurstig.de wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert.<br />
45
Porträt<br />
Autodidakt <strong>mit</strong> Neugier und Geduld:<br />
Der 86-jährige Gustav Rode nimmt PC-Anfängern die Angst<br />
Gustav Rode <strong>mit</strong> zwei seiner „Schülerinnen“<br />
© Foto: Ines Jonas<br />
2011 ver<strong>mit</strong>telte die Freiwilligen-<br />
Agentur der Stadt Bonn den<br />
damals 84-jährigen Gustav Rode<br />
zum Quartiersmanagement Lannesdorf/Obermehlem.<br />
Das Stadtteil-Projekt<br />
hatte einen Freiwilligen<br />
gesucht, der den meist älteren<br />
PC-Anfängern in der Umgebung<br />
helfen sollte, sich <strong>mit</strong> einem PC<br />
anzufreunden. Schnell wurde der<br />
gebürtige Hamburger so etwas wie<br />
der „Star“ unter den freiwillig Engagierten<br />
– selbstverständlich <strong>mit</strong><br />
einer kleinen „Fan“-Gemeinde.<br />
Denn die, die den Anfängerkurs<br />
bei ihm absolviert haben, möchten<br />
ihn als PC-Lehrer nicht mehr missen<br />
und würden gern alle weiteren<br />
Kurse nur bei ihm belegen. „Herr<br />
Rode ist so geduldig, so verständnisvoll,<br />
der versteht, wie schwer<br />
uns das fällt“, heißt es dann oft<br />
von den Teilnehmenden, die in der<br />
Mehrheit tatsächlich vorher noch<br />
nie eine Computermouse in der<br />
Hand hatten.<br />
Gustav Rode spricht daher auch<br />
von den „wahren Anfängern“, bei<br />
denen zunächst der Umgang <strong>mit</strong><br />
der oft widerspenstigen Mouse auf<br />
dem „Stundenplan“ steht. Danach<br />
führt er seine „Jungspunde“, wie<br />
er seine bis zu 30 Jahren jüngeren<br />
Teilnehmenden liebevoll nennt,<br />
Schritt für Schritt in die Welt der<br />
Textverarbeitung, der E-Mails und<br />
des Internets ein. Mit seinem selbst<br />
entwickelten Unterrichtskonzept<br />
– von allem ein bisschen, aber<br />
genug, um z. B. den Kindern und<br />
Enkeln mailen zu können und im<br />
Internet eine Reise zu buchen – ist<br />
es ihm nicht nur gelungen, ihnen<br />
die Angst vor dem PC zu nehmen,<br />
sondern sie auch neugierig auf<br />
weitere Schritte zu machen.<br />
„Da<strong>mit</strong> habe ich mein Ziel erreicht.<br />
Denn ganz viele meiner<br />
Generation sind heute leider immer<br />
noch der Auffassung, dass der<br />
Computer nichts für sie sei und<br />
dass sie sich da<strong>mit</strong> nicht beschäftigen<br />
müssen.“ Eine Ansicht, die<br />
Rode nicht teilen kann. Im Gegenteil:<br />
„Die <strong>Älter</strong>en haben sich durch<br />
das weitverbreitete Desinteresse an<br />
Computer und Internet von den<br />
Jüngeren abgekoppelt. Dadurch<br />
sind sie heute von vielen Informationen<br />
abgeschnitten und, viel<br />
schlimmer, sie können sich auch<br />
deshalb an der Meinungsbildung<br />
nicht mehr ausreichend beteiligen.<br />
So ist doch inzwischen eine regelrechte<br />
Zwei-Klassen-Gesellschaft<br />
entstanden“, lautet seine Erfahrung.<br />
Er selbst war schon immer<br />
neugierig – auf alles. „Ich lerne<br />
gern Neues kennen, muss immer<br />
etwas dazulernen und bin immer<br />
wieder gern Anfänger. Mich befeuert<br />
das“, sagt Rode.<br />
Und so war es für ihn auch selbstverständlich,<br />
dass er, nachdem<br />
er <strong>mit</strong> 65 Jahren seine Beschäftigung<br />
als Hauptabteilungsleiter<br />
im Prüflabor einer Bonner Elektrofirma<br />
beendet hatte, für ein<br />
paar Jahre eine weitere Herausforderung<br />
annahm. Der Ingenieur<br />
wurde Geschäftsführer einer neu<br />
gegründeten Zertifizierungsstelle<br />
für industrielle Schaltgeräte in<br />
Frankfurt. Bis dahin hatten ihm<br />
Computer für messtechnische<br />
Verfahren gedient, nun benötigte<br />
er den PC plötzlich für andere<br />
Dinge wie Korrespondenz und Internet.<br />
„Also habe ich mir das nach<br />
und nach selbst beigebracht. Bevor<br />
ich jemanden frage, versuche ich<br />
es lieber immer wieder auf eigene<br />
Faust“, lautet Rodes Lebensmotto.<br />
„Vielleicht kommt das von der Segelfliegerei<br />
in meiner Jugend. Damals<br />
hatte ich Einsitzerschulungen<br />
ohne Fluglehrer an Bord. Wer hätte<br />
mir da oben helfen sollen, wenn<br />
nicht ich selbst?“ n<br />
Ines Jonas<br />
Information und Kontakt:<br />
www.rogubo.de und<br />
E-Mail: mail@gustavrode.de<br />
46 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Neu in der BAGSO<br />
VCD – der ökologische Verkehrsclub<br />
Ein gutes Bus- und Bahnangebot,<br />
mehr Platz für Fahrräder, spritsparende<br />
Autos, mehr Sicherheit für Kinder: so<br />
sieht nachhaltige Mobilität für den<br />
VCD aus. Derzeit unterstützen 60.000<br />
Mitglieder und Förderer den einzigen<br />
ökologischen Verkehrsclub. Sie auch?<br />
Ob <strong>mit</strong> Bus oder Bahn, <strong>mit</strong> dem<br />
Fahrrad, zu Fuß oder <strong>mit</strong> dem<br />
Auto: ältere Menschen sind heute<br />
im Vergleich zu früheren Generationen<br />
aktiver und wollen möglichst<br />
lange eigenständig mobil bleiben.<br />
Mobilität ist eine wichtige Grundlage,<br />
um die Bindungen im Familien-<br />
und Freundeskreis zu erhalten<br />
und am gesellschaftlichen Leben<br />
teilzunehmen. Der 1986 gegründete<br />
ökologische Verkehrsclub<br />
VCD engagiert sich dafür, dass<br />
Menschen jeden Alters umweltund<br />
sozialverträglich, selbststän-<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
dig, sicher und gesund mobil sein<br />
können. Dabei setzt er nicht nur<br />
auf ein einziges Verkehrs<strong>mit</strong>tel,<br />
sondern auf eine intelligente Kombination<br />
und das sinnvolle Miteinander<br />
aller Arten von Mobilität.<br />
Der VCD engagiert sich daher für<br />
gute, sichere Fuß- und Radwegeverbindungen<br />
und setzt sich dafür<br />
ein, dass der öffentliche Personenverkehr<br />
ausgebaut und servicefreundlicher<br />
gestaltet wird. Mit<br />
„Vision Zero – null Verkehrstote“<br />
hat der VCD ein neues Verkehrssicherheitskonzept<br />
erarbeitet: Der<br />
Verkehr muss sich dem Menschen<br />
anpassen, nicht umgekehrt. Dazu<br />
brauchen wir auch ein besseres<br />
Verkehrsklima und mehr Rücksicht<br />
aller Verkehrsteilnehmer.<br />
Davon profitieren nicht nur ältere<br />
Menschen. Als Verbraucherverband<br />
bietet der VCD zudem Informationen<br />
und Beratung rund um<br />
umweltverträgliche Mobilität.<br />
Seit 2008 gibt es den VCD-Arbeitskreis<br />
„Seniorenmobilität“ und<br />
seit Mitte 2012 engagiert sich der<br />
VCD zusammen <strong>mit</strong> der BAGSO<br />
und dem Deutschen Mieterbund<br />
in dem Projekt „Klimaverträglich<br />
mobil 60+“. Dieses Vorhaben unterstützt<br />
ältere Menschen dabei,<br />
im Alltag und auf Reisen möglichst<br />
klimaschonend unterwegs<br />
zu sein. Darüber hinaus wendet<br />
sich das Projekt an Anbieter im<br />
Bereich der mobilen Altenhilfe.<br />
Für diese <strong>werden</strong> u.a. Workshops<br />
<strong>mit</strong> Maßnahmen zum Flottenma-<br />
Neu in der BAGSO<br />
nagement, Spritsparen oder zu Alternativen<br />
zum Pkw angeboten.<br />
Aktuell setzt sich der VCD im Rahmen<br />
der Europäischen Bürgerinitiative<br />
„30km/h – macht die Straßen<br />
lebenswert!“ gemeinsam <strong>mit</strong> vielen<br />
Organisationen dafür ein, dass<br />
Tempo 30 innerorts zur Basisgeschwindigkeit<br />
wird. Mit Tempo 30<br />
als Basisgeschwindigkeit und Tempo<br />
50 dort, wo schnelleres Fahren<br />
erforderlich ist, lassen sich gute Lösungen<br />
vor Ort finden. Das macht<br />
den Verkehr sicherer – gerade für<br />
diejenigen, die zu Fuß oder <strong>mit</strong><br />
dem Rad unterwegs sind. Neben<br />
Kindern sind dies besonders häufig<br />
ältere Menschen und da<strong>mit</strong> sind<br />
sie überdurchschnittlich oft Opfer<br />
von Verkehrsunfällen. Doch auch<br />
für Autofahrende hat Tempo 30 als<br />
Basisgeschwindigkeit Vorteile: Der<br />
Schilderwald wird deutlich gelichtet,<br />
der Verkehr übersichtlicher und<br />
flüssiger und die Stauanfälligkeit<br />
sinkt. Zudem reduziert Tempo 30<br />
Luftverschmutzung und Lärm und<br />
sorgt so für mehr Lebensqualität in<br />
unseren Städten und Dörfern. n<br />
VCD e.V.<br />
Rudi-Dutschke-Straße 9<br />
10969 Berlin<br />
Tel.: <strong>03</strong>0 / 28 <strong>03</strong> 51-0<br />
mail@vcd.org, www.vcd.org<br />
Klimaverträglich mobil 60+:<br />
www.60plus.vcd.org<br />
Abstimmen für Tempo 30:<br />
www.tempo30.vcd.org<br />
Europäische Bürgerinitiative:<br />
www.30kmh.eu<br />
47
Neu in der BAGSO<br />
Neu in der BAGSO<br />
IG Metall Seniorinnen und Senioren<br />
Mitglieder des Ausschusses für Außerbetriebliche<br />
Gewerkschaftsarbeit der<br />
IG Metall<br />
Die Seniorenarbeit der IG Metall<br />
findet unter dem Dach der AußerbetrieblichenGewerkschaftsarbeit<br />
(AGA) statt. Darunter fallen<br />
alle Mitglieder, die nicht in Betrieben<br />
beschäftigt und entweder erwerbslos<br />
oder Rentnerinnen und<br />
Rentner sind. Im ersten Halbjahr<br />
<strong>2013</strong> waren rund 500.000 Seniorinnen<br />
und Senioren zahlende<br />
Mitglieder der IG Metall.<br />
Die Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit<br />
ist im Vorstand der<br />
IG Metall dem Bereich Sozialpolitik<br />
zugeordnet. Zuständiges<br />
geschäftsführendes Vorstands<strong>mit</strong>glied<br />
ist Dr. Hans-Jürgen Urban.<br />
Bundesweit gliedert sich die IG Metall<br />
in sieben Bezirke <strong>mit</strong> insgesamt<br />
155 örtlichen Geschäftsstellen.<br />
Vor Ort gibt es Arbeitskreise oder<br />
Ausschüsse für Senioren bzw. für<br />
Außerbetriebliche Gewerkschaftsarbeit.<br />
In den örtlichen Wahlgremien,<br />
Delegiertenversammlung<br />
und Ortsvorstand, wirken Rentnerinnen<br />
und Rentner <strong>mit</strong>.<br />
Ein zentraler „Ausschuss für AußerbetrieblicheGewerkschaftsarbeit<br />
beim Vorstand der IG Metall“,<br />
dem ehrenamtliche und hauptamtliche<br />
Vertreter aus allen Bezirken<br />
der IG Metall angehören,<br />
koordiniert diese Arbeit. Der Ausschuss<br />
hat in seiner letzten Sitzung<br />
die „Thesen zur Seniorenpolitik“<br />
verabschiedet, die zuvor auf einer<br />
seniorenpolitischen Tagung diskutiert<br />
worden waren. Darin heißt es<br />
unter anderem:<br />
Nach der Ausbildungs- und Arbeitsphase<br />
ist die Seniorenphase<br />
die dritte Lebensphase von<br />
Arbeitnehmern, die ebenfalls <strong>mit</strong><br />
erheblichen sozialen Problemen<br />
verbunden ist, die einer gewerkschaftlichen<br />
Interessenvertretung<br />
bedürfen. Als Interessenvertreter<br />
machen sich Seniorinnen und Senioren<br />
deshalb <strong>mit</strong> ihrer IG Metall<br />
für ein Leben in Würde auch<br />
im Alter stark! Sie engagieren sich<br />
insbesondere<br />
gegen Altersdiskriminierung<br />
und für ein Bündnis der<br />
Generationen<br />
gegen Altersarmut und für<br />
eine auskömmliche Rente<br />
für eine bedarfsgerechte<br />
Gesundheits- und Pflege-<br />
versorgung<br />
für eine seniorengerechte<br />
Infrastruktur.<br />
Aktive IG-Metall-Rentnerinnen<br />
und -Rentner arbeiten auch in<br />
Seniorenbeiräten auf kommunaler<br />
und Landesebene <strong>mit</strong>. Die IG<br />
Metall spricht sich für Senioren<strong>mit</strong>wirkungsgesetze<br />
in allen Bundesländern<br />
aus.<br />
Die Aktivitäten der IG Metall Senioren<br />
vor Ort sind vielfältig:<br />
Renten- und Sozialberatung, Informationsveranstaltungen<br />
zu Themen<br />
wie Rente, Gesundheit, Vorsorgevollmacht,<br />
Sicherheit im Alter.<br />
Selbstverständlich gehört auch<br />
Geselligkeit dazu <strong>mit</strong> Ausflügen,<br />
gemeinsamen Feiern bis hin zum<br />
Schafkopfturnier. Auch Weiterbildung<br />
in Seminaren findet statt und<br />
<strong>mit</strong> Engagement beteiligen sich die<br />
aktiven Rentnerinnen und Rentner<br />
an politischen Aktionen und unterstützen<br />
vielerorts die Geschäftsstellen<br />
bei der Mitgliederbetreuung.<br />
Die IG Metall arbeitet in den Regionen<br />
und auf zentraler Ebene<br />
<strong>mit</strong> den Seniorinnen und Senioren<br />
der anderen DGB Mitgliedsgewerkschaften<br />
zusammen und<br />
kooperiert in sozialpolitischen<br />
Fragen <strong>mit</strong> Sozialverbänden und<br />
Organisationen, die sich für ein<br />
solidarisches Miteinander aller<br />
Generationen einsetzen. n<br />
Kontakt: Thomas Krischer<br />
IG Metall Vorstand, FB Sozialpolitik,<br />
60519 Frankfurt a.M.<br />
Thomas.Krischer@igmetall.de<br />
www.igmetall.de<br />
48 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
„Und wie sind Sie mobil?“ – Der Schriftzug in Sütterlin weckte bei den<br />
Kirchentagsbesuchern rege Aufmerksamkeit.<br />
Soviel du brauchst – so lautete<br />
die Losung des 34. Deutschen<br />
Evangelischen Kirchentages, der<br />
Anfang Mai in Hamburg stattfand.<br />
Knapp 120.000 Dauergäste sowie<br />
35.000 Tagesbesucherinnen und<br />
-besucher zählten die Veranstalter.<br />
Mit dabei war auch das Projekt<br />
„Klimaverträglich mobil 60+“ des<br />
ökologischen Verkehrsclubs VCD,<br />
der BAGSO und des Deutschen<br />
Mieterbundes (DMB). Es präsentierte<br />
sich auf dem sogenannten<br />
Markt der Möglichkeiten in den<br />
Messehallen. Hingucker des innovativ<br />
gestalteten Infostandes war<br />
ein großes Plakat, auf dem in Sütterlin-Schrift<br />
gefragt wurde: „Und<br />
wie sind Sie mobil?“ Nahezu alle<br />
Besucher wurden auf den Spruch<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Informationen aus der BAGSO<br />
© Foto: Anna Fehmel<br />
aufmerksam und versuchten, ihn<br />
zu entziffern. Vielen <strong>Älter</strong>en war<br />
Sütterlin noch aus der Schulzeit<br />
vertraut, aber auch Jüngere kannten<br />
die Schrift aus dem Kunstunterricht<br />
oder über ihre Großeltern.<br />
Auf diese Weise war es für das<br />
Standteam sehr einfach möglich,<br />
<strong>mit</strong> den Kirchentagsteilnehmern<br />
ins Gespräch zu kommen.<br />
Zusätzliche Aufmerksamkeit erregte<br />
eine Fotoaktion: Interessierte<br />
Standbesucher hatten die Möglichkeit,<br />
sich auf einem grünen Sofa<br />
<strong>mit</strong> einer Comic-Sprechblase fotografieren<br />
zu lassen, in die sie eine<br />
Botschaft schreiben konnten. In<br />
Anlehnung an das Kirchentagsmotto<br />
lautete der vorgegebene Satz-<br />
teil: „Um klimaverträglich mobil<br />
zu sein, brauche ich …“ Am häufigsten<br />
wurden in der Ergänzung<br />
das Fahrrad genannt und bessere<br />
Bedingungen für dieses Verkehrs<strong>mit</strong>tel<br />
gefordert. Auf Platz zwei<br />
rangierte der Wunsch nach besseren<br />
und preiswerteren Bus- und<br />
Bahnverbindungen. Auch Antworten<br />
wie „Mut, Neues auszuprobieren“,<br />
„gute Schuhe“, „barrierefreie<br />
Zugänge zum ICE“ oder ganz konkret<br />
„ein 1-Liter-Auto“ wurden<br />
genannt. Die Standbesucher konnten<br />
ihr Statement auch auf Zetteln<br />
hinterlassen, die an die Seitenwand<br />
des Standes geklebt wurden und im<br />
Laufe des Kirchentages große grüne<br />
Wolken bildeten.<br />
Außerhalb der Messehallen präsentierte<br />
sich die BAGSO <strong>mit</strong> einem<br />
eigenen Stand im „Zentrum<br />
<strong>Älter</strong><strong>werden</strong>“ im Congress Center<br />
Hamburg. Das thematisch breit<br />
gefächerte Programm <strong>mit</strong> Informationsständen<br />
und Podiumsveranstaltungen,<br />
an denen auch<br />
die BAGSO-Vorsitzende Prof. Dr.<br />
Ursula Lehr <strong>mit</strong>wirkte, fanden<br />
bei den Kirchentagsteilnehmern<br />
regen Zulauf. Mit der Aktion<br />
„Was mir im Alltag zu schaffen<br />
macht“ konnten nicht nur ältere<br />
Kirchentagsbesucherinnen und<br />
-besucher ihren Unmut über das<br />
Öffnen von Verschlüssen bzw.<br />
die Handhabung von Alltagsgegenständen<br />
äußern. An oberster<br />
49
© Foto: Heike Felscher<br />
Informationen aus der BAGSO<br />
Stelle der Kritikpunkte stand die<br />
fehlende Nutzerfreundlichkeit<br />
von Fernbedienungen, gefolgt von<br />
Vorankündigung<br />
BAGSO-Fachtagung am 12. /13. November in Bonn zur vorsorgenden Lebensplanung<br />
Nicht alles im Leben ist planbar.<br />
Einiges jedoch schon – und<br />
psychologische Forschungsergebnisse<br />
zeigen, dass Menschen, die<br />
sich auf eine neue Lebensphase,<br />
eine veränderte und zum Teil auch<br />
schwierige Lebenssituation vorbereiten,<br />
diese besser bewältigen.<br />
Vorsorgende Lebensplanung beginnt<br />
im Kopf <strong>mit</strong> der gedanklichen<br />
Vorwegnahme möglicher<br />
Veränderungen im Leben: sei es<br />
der in einigen Jahren anstehende<br />
„Ruhestand“, sei es die Frage, wie<br />
die freie Zeit sinngebend genutzt,<br />
wie die eigene Wohnung barrierefrei<br />
umgestaltet <strong>werden</strong> kann, sei es<br />
Schwierigkeiten beim Öffnen von<br />
Gurken- und Marmeladengläsern<br />
sowie Vakuumverpackungen.<br />
„Was mir im Alltag zu schaffen macht.“ Auch jüngere Menschen haben<br />
Schwierigkeiten beim Öffnen eines Gurkenglases.<br />
die Überlegung, was wir tun können,<br />
um möglichst lange gesund zu<br />
bleiben.<br />
Warum fällt es vielen Menschen so<br />
schwer, die Chancen, die in einer<br />
vorsorgenden Lebensplanung liegen,<br />
zu nutzen? Was können wir<br />
als Seniorenorganisationen tun,<br />
um sie zu diesem Schritt zu motivieren?<br />
Welche Erfahrungen, die<br />
wir für unsere Beratungsarbeit<br />
nutzen können, liegen bereits vor?<br />
Diesen Fragen <strong>werden</strong> wir nachgehen.<br />
Das Impulsreferat hält Prof.<br />
Dr. Andreas Kruse, Universität<br />
Heidelberg.Ziel der Tagung ist die<br />
Entwicklung von Strategien, wie<br />
Die BAGSO beabsichtigt, dieses<br />
Thema weiterzuverfolgen und<br />
wird im Sommer eine Umfrage<br />
zum Thema „Komfort im Alltag.<br />
Gebrauchsgegenstände auf dem<br />
Prüfstand“ starten. Das Projektteam<br />
„Klimaverträglich mobil 60+“<br />
zeigte sich <strong>mit</strong> der Präsentation<br />
sehr zufrieden. Innerhalb von drei<br />
Tagen konnten an beiden Messeständen<br />
zahlreiche, nicht nur ältere<br />
Besucherinnen und Besucher individuell<br />
zur klimaverträglichen Mobilität<br />
beraten <strong>werden</strong>. n<br />
Zahlreiche Informationen zur<br />
klimaverträglichen Mobilität bietet<br />
das Online-Portal des Projekts<br />
www.60plus.vcd.org<br />
Anna Fehmel, VCD<br />
Heike Felscher, BAGSO<br />
man Menschen innerhalb und außerhalb<br />
von Verbänden, Gewerkschaften<br />
und Vereinen, aber auch<br />
im Familien- und Freundeskreis<br />
für eine vorsorgende Lebensplanung<br />
gewinnen kann.<br />
Außerdem dient sie der Vorbereitung<br />
des vorgesehenen Dialogs der<br />
in der BAGSO zusammengeschlossenen<br />
Seniorenorganisationen <strong>mit</strong><br />
Mitgliedern der Sachverständigenkommission<br />
für den Siebten<br />
Altenbericht unter der Überschrift<br />
„Sorge und Mitverantwortung in<br />
der Kommune – Aufbau und Sicherung<br />
zukunftsfähiger Gemeinschaften“.<br />
n<br />
50 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Das BAGSO-Projekt „Im Alter<br />
IN FORM – Gesunde Lebensstile<br />
fördern“ unterstützt den nationalen<br />
Aktionsplan „IN FORM<br />
Deutschlands Initiative für gesun-<br />
Analyse vorhandenerDienstleistungsangebote<br />
und des Bedarfes<br />
älterer Evaluierung Menschen<br />
bezüglich o.g. Be-<br />
reiche.<br />
Evaluierung<br />
der Erfolge<br />
auch im Hinblick<br />
auf die<br />
sich ändernden<br />
Bedarfe.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
8<br />
1<br />
Erstellung einer<br />
Prioritätenliste der<br />
Ideen und Anre7<br />
gungen.Umsetzung in entsprechendenArbeitsgruppen.<br />
Erstellung einer<br />
Prioritätenliste der<br />
Ideen und Anregungen.Umsetzung<br />
in entsprechendenArbeitsgruppen.<br />
Initiierung der Optimierung<br />
der Dienstleis-<br />
tungsangebote durch<br />
eine<br />
Steuerungsgruppe.<br />
Erhaltung der Leistungsfähigkeit<br />
älterer Menschen im<br />
2<br />
eigenen Wohnumfeld durch<br />
Sicherstellung einer ausgewogenen<br />
Ernährung, sachgerechten<br />
Mund- 3 und Zahnpflege,<br />
ausreichend Bewegung<br />
und soziale Teilhabe.<br />
Erhaltung der Leistungsfähigkeit<br />
älterer Menschen im<br />
eigenen Wohnumfeld durch<br />
Sicherstellung einer ausgewogenen<br />
Ernährung, sachgerechten<br />
7 Mund- und Zahnpflege,<br />
ausreichend Bewegung<br />
und soziale Teilhabe.<br />
6<br />
Angebot und Durchführung<br />
von Schulungen<br />
für Akteure<br />
und Fachkräfte in den<br />
o.g. Bereichen.<br />
5<br />
4<br />
Sensibilisierung<br />
aller Akteure bezüglich<br />
der Bedeutung<br />
der gesundheitsförderlichenDienstleistungsangebote<br />
in<br />
den o.g. Bereichen.<br />
Analyse der Stärken<br />
und Schwächen der<br />
Dienstleistungsangebote<br />
bezüglich<br />
der Gesundheitsförderung<br />
älterer<br />
Menschen im eigenen<br />
Wohnumfeld.<br />
Erarbeitung von<br />
Ideen und Anregungen<br />
zur Verbesserung<br />
der<br />
Angebote.<br />
Informationen aus der BAGSO<br />
Neues Konzept zur Optimierung und Vernetzung von<br />
Dienstleistungsangeboten auf kommunaler Ebene<br />
des Essen und mehr Bewegung“. Neben Wissensver<strong>mit</strong>tlung, In-<br />
Handlungsschritte zur Es Optimierung wird vom Bundesministerium<br />
und Vernetzung von formationDienst- und Weiterbildung von<br />
leistungsangeboten zur für Förderung Ernährung, der Landwirtschaft<br />
Gesundheit und Akteuren Leis- in der Arbeit <strong>mit</strong> älteren<br />
tungsfähigkeit älterer und Menschen Verbraucherschutz auf kommunaler (BMELV) Ebene<br />
Menschen zielt das Projekt auch<br />
gefördert.<br />
auf die Schaffung eines gesundheitsförderlichen<br />
Umfeldes für ältere<br />
Menschen.<br />
Initiierung der Optimierung<br />
der Dienstleistungsangebote<br />
durch<br />
eine<br />
Analyse vorhan-<br />
Steuerungsgruppe.<br />
denerDienstleistungsangebote und des Bedarfes<br />
Handlungsschritte zur Optimierung und Vernetzung von Dienstleistungsangeboten<br />
älterer Menschen<br />
zur Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit<br />
bezüglich o.g. älterer Be- Menschen auf kommunaler Ebene<br />
reiche.<br />
2<br />
der Erfolge<br />
auch im Hinblick<br />
auf die<br />
sich ändernden<br />
Bedarfe.<br />
8<br />
1<br />
6<br />
Angebot und Durchführung<br />
von Schulungen<br />
für Akteure<br />
und Fachkräfte in den<br />
o.g. Bereichen.<br />
5<br />
3<br />
4<br />
Eine Zielsetzung ist daher, die<br />
Optimierung und Vernetzung<br />
von Dienstleistungsangeboten<br />
auf kommunaler Ebene zu unterstützen.<br />
So bieten z. B. Liefer-,<br />
Haushalts-, Besuchs- und Begleitservices,<br />
Mittagstische und<br />
Seniorentreffs älteren Menschen<br />
bereits wertvolle Unterstützung<br />
im Alltag. Sowohl aus zahlreichen<br />
Gesprächen Analyse der Stärken <strong>mit</strong> Akteuren der Seniorenarbeit<br />
und Schwächen in der Schulungen und<br />
Dienstleistungsan-<br />
Fachtagungen gebote bezüglich als auch auf der<br />
Basis der Gesundheits- der Ergebnisse einer Onlineförderung<br />
älterer<br />
Befragung Menschen im von eige- Verantwortlichen<br />
in nen der Wohnumfeld. Arbeit <strong>mit</strong> Senioren (http://<br />
projekte.bagso.de/fit-im-alter/<br />
startseite.html), lässt sich feststellen,<br />
dass der Aspekt der Gesundheitsförderung<br />
älterer Menschen<br />
durch Ernährung, ausreichend<br />
Bewegung sowie sachgerechte<br />
Mund- und Zahnpflege noch<br />
kaum Berücksichtigung in sozialen<br />
Angeboten findet. Nach Auffassung<br />
der BAGSO liegt jedoch<br />
gerade hier ein großes Potenzial,<br />
gesundheitsförderliche Aktivitäten<br />
<strong>mit</strong> einfließen zu lassen, ohne<br />
zusätzliche Angebote etablieren zu<br />
müssen.<br />
Sensibilisierung<br />
aller Akteure bezüglich<br />
der Bedeutung<br />
der gesundheitsförderlichenDienstleistungsangebote<br />
in<br />
den o.g. Bereichen.<br />
Erarbeitung von<br />
Ideen und Anregungen<br />
zur Verbesserung<br />
der<br />
Angebote.<br />
51
Informationen aus der BAGSO<br />
Die BAGSO erprobt in vier ausgewählten<br />
Pilotkommunen (Bad<br />
Windsheim, Diez, Peine und Sondershausen)<br />
ein Konzept zur Verbesserung<br />
gesundheitsförderlicher<br />
Angebote für ältere Menschen, die<br />
im eigenen Wohnumfeld leben.<br />
In einem 12- bis– 14-monatigen<br />
„Prozess“ <strong>werden</strong> gemeinsam <strong>mit</strong><br />
den Trägern und Akteuren der Seniorenarbeit<br />
vor Ort folgende Fragen<br />
erörtert:<br />
1. In welcher Weise können in die<br />
vielfältigen bestehenden Angebote<br />
auf kommunaler Ebene<br />
gesundheitsförderliche Aktivi-<br />
„Senior Comfort“-Hotels<br />
Mehr Komfort für Reisende<br />
Senioren erobern den Reisemarkt<br />
und sind dabei um einiges anspruchsvoller<br />
als junge Touristen.<br />
Vor allem an den Reisekomfort<br />
haben sie hohe Erwartungen. Als<br />
Antwort auf die steigenden Ansprüche<br />
der Reisenden hat Europas<br />
führendes Internet-Hotelportal<br />
HRS gemeinsam <strong>mit</strong> der BAGSO<br />
und dem Kuratorium Deutsche<br />
Altershilfe (KDA) ein neues Label<br />
entwickelt, <strong>mit</strong> dem sich geeignete<br />
Häuser als „Senior Comfort“-<br />
Hotel auszeichnen lassen können.<br />
Neben Barrierefreiheit müssen<br />
diese Häuser vor allem zusätzlichen<br />
Komfort wie Sitzmöglichkei-<br />
täten im Hinblick auf eine ausgewogene<br />
Ernährung und<br />
ausreichend Bewegung integriert<br />
<strong>werden</strong>?<br />
2. Können durch Vernetzung vorhandener<br />
Angebote ältere Menschen<br />
in den verschiedenen<br />
Lebenssituationen <strong>mit</strong> unterschiedlichem<br />
Betreuungs- und<br />
Versorgungsbedarf besser informiert,<br />
beraten oder betreut <strong>werden</strong>?<br />
3. Welche ergänzenden Dienstleistungsangebote<br />
für ältere Menschen<br />
<strong>mit</strong> ganz individuellem<br />
ten im Bad, Gepäckträger-Service,<br />
lesefreundliche Speisekarten oder<br />
Restaurantservice am Platz bieten.<br />
Auf www.HRS.de können Nutzer<br />
künftig gezielt nach „Senior<br />
Comfort“-Hotels filtern, denn<br />
auch ältere Menschen organisieren<br />
und buchen ihre Reisen immer<br />
häufiger online. Daher begrüßt die<br />
BAGSO die zusätzliche Orientierungshilfe<br />
bei der Hotelauswahl.<br />
Auch jüngere Menschen und Junggebliebene,<br />
die auf Annehmlichkeiten<br />
Wert legen, profitieren von<br />
dem neuen Markenzeichen bei<br />
HRS.<br />
Unterstützungsbedarf können<br />
sinnvoll sein?<br />
4. Wie können entsprechende Angebote<br />
nach und nach etabliert<br />
<strong>werden</strong>?<br />
Die erarbeiteten Ideen und Lösungsvorschläge<br />
<strong>werden</strong> in Arbeitsgruppen<br />
umgesetzt, der Prozessverlauf<br />
und seine Ergebnisse <strong>werden</strong> Ende<br />
2014 in einem Leitfaden für Kommunen<br />
veröffentlicht. n<br />
Gabriele Mertens-Zündorf<br />
BAGSO-Projekt „Im Alter IN<br />
FORM“, mertens@bagso.de<br />
„In den vergangenen Jahren ist<br />
keine Kundengruppe so stark gewachsen<br />
wie die der Senioren. Das<br />
erkennen auch immer mehr Hotels<br />
und stellen sich auf deren besondere<br />
Bedürfnisse bei der Ausstattung<br />
und den Service-Angeboten ein.<br />
Mit ‚Senior Comfort‘ finden sie<br />
nun noch schneller das passende<br />
Hotel, das ihnen den gewünschten<br />
Komfort bietet“, erklärt HRS-<br />
Geschäftsführer Tobias Ragge.<br />
Zudem profitieren Reisende bei<br />
HRS von speziellen Rabatten für<br />
Senioren, die rund 10.000 Häuser<br />
weltweit anbieten. n<br />
52 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
© Foto: Andreas Friese<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Hauswirtschaft (dgh)<br />
Die dgh trauert um ihre Vorsitzende,<br />
Prof. Dr. Alrun Niehage, die am<br />
30.5.<strong>2013</strong> nach schwerer Krankheit<br />
verstorben ist. „Mit Frau Niehage<br />
verlieren wir nicht nur eine<br />
engagierte, gradlinige und überaus<br />
kompetente Vorsitzende, sondern<br />
auch einen optimistischen, unkomplizierten<br />
und lebensbejahenden<br />
Menschen“, so der Vorstand<br />
der dgh in einer Würdigung.<br />
Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband<br />
e.V. (DBSV)<br />
Zwölfte Woche des Sehens<br />
vom 8. bis 15. Oktober <strong>2013</strong><br />
„Einblick gewinnen!“ heißt es während<br />
der diesjährigen Woche des<br />
Sehens. Augenärzte, Selbsthilfeorganisationen<br />
und internationale<br />
Hilfswerke <strong>werden</strong> bundesweit auf<br />
die Bedeutung guten Sehvermögens,<br />
die Ursachen vermeidbarer<br />
Blindheit und die Lage blinder<br />
und sehbehinderter Menschen<br />
in Deutschland und den ärmsten<br />
Ländern der Welt aufmerksam<br />
machen.<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
Die Fernsehjournalistin Gundula<br />
Gause ist Schirmherrin der Kampagne.<br />
Heutzutage kann Blindheit immer<br />
häufiger verhindert <strong>werden</strong>. Voraussetzung<br />
hierfür ist jedoch der<br />
regelmäßige Besuch beim Augenarzt,<br />
der Augenerkrankungen, die<br />
zur Erblindung führen können,<br />
früh erkennen und behandeln<br />
kann. Daher raten Augenärzte unter<br />
dem Motto „Einblick gewinnen<br />
– Durchblick behalten!“ zu regelmäßigen<br />
Augenuntersuchungen.<br />
Blinde und sehbehinderte Menschen<br />
können selbst am besten<br />
ver<strong>mit</strong>teln, welche Bedürfnisse<br />
sie haben und wie sie sich in ihrer<br />
Lage zurechtfinden, z. B. durch<br />
den Einsatz von Hilfs<strong>mit</strong>teln. Dies<br />
nutzt nicht nur anderen Betroffenen,<br />
sondern sensibilisiert auch<br />
Sehende für deren Belange. Aus<br />
diesem Grund laden die Selbsthilfeorganisationen<br />
in diesem Jahr<br />
ein: „Einblick gewinnen – in den<br />
Alltag sehbehinderter und blinder<br />
Menschen!“<br />
Eine Operation am Grauen Star<br />
kann ein Leben verändern. Plötzlich<br />
wieder sehen zu können, ist<br />
für die Menschen ein Geschenk<br />
und für die Arbeit der internationalen<br />
Hilfswerke ein großer<br />
Erfolg, denn Blindheit führt in<br />
Entwicklungsländern fast immer<br />
zu Armut. Daher machen die<br />
Hilfswerke in diesem Jahr unter<br />
Projekte und Positionen<br />
Projekte und Positionen der BAGSO-Verbände<br />
Seheindruck <strong>mit</strong> Grauem Star<br />
dem Motto „Einblick gewinnen –<br />
weltweit Erfolge sehen!“ auf ihre<br />
Arbeit aufmerksam.<br />
Jeanne Nsimba ist glücklich, die<br />
59-Jährige wurde erfolgreich im St.-<br />
Josephs-Hospital in Kinshasa/Demokratische<br />
Republik Kongo am Grauen<br />
Star operiert. Das Hospital wird von<br />
der Christoffel-Blindenmission (CBM)<br />
unterstützt.<br />
Getragen wird die Woche des<br />
Sehens von der Christoffel-Blindenmission,<br />
dem Deutschen Blinden-<br />
und Sehbehindertenverband,<br />
dem Berufsverband der Augenärzte,<br />
dem Deutschen Ko<strong>mit</strong>ee<br />
zur Verhütung von Blindheit, der<br />
Deutschen Ophthalmologischen<br />
Gesellschaft, dem Deutschen Verein<br />
der Blinden und Sehbehinderten<br />
in Studium und Beruf sowie<br />
der PRO RETINA Deutschland.<br />
Unter www.woche-des-sehens.de<br />
finden Sie umfangreiche Materialien<br />
zu Augenkrankheiten, Vorsorge,<br />
Therapien, Hilfs<strong>mit</strong>teln etc.<br />
Volker Lenk<br />
v.lenk@dbsv.org<br />
Tel.: <strong>03</strong>0 / 28 53 87-140<br />
53<br />
© Foto: CBM/argum/Einberger
Projekte und Positionen<br />
Deutscher Evangelischer Verband<br />
für Altenarbeit (DEVAP)<br />
12. DEVAP-Bundeskongress<br />
„Zukunft gestalten –<br />
Wirtschaftsfaktor Pflege“<br />
Der zentrale Treffpunkt für Führungs-<br />
und Leitungskräfte in der<br />
evangelischen Altenhilfe findet<br />
am 25. und 26. September <strong>2013</strong><br />
in Berlin statt, Veranstalter ist der<br />
Deutsche Evangelische Verband<br />
für Altenarbeit (DEVAP), der <strong>mit</strong><br />
dem programmatischen Titel einen<br />
besonderen Akzent setzt: Die<br />
Altenhilfe ist in der Mitte der Gesellschaft<br />
– als bedeutender zivilgesellschaftlicher<br />
Akteur ebenso<br />
wie als Wirtschaftsfaktor. Wie<br />
können Pflege, Kommunen und<br />
Wirtschaft zusammen die demografischen<br />
Herausforderungen<br />
bewältigen, die auf alle zukommen?<br />
Wie gemeinsam die Zukunft<br />
gestalten? Diesen Fragen geht der<br />
DEVAP <strong>mit</strong> Akteuren aus der gewerblichen<br />
Wirtschaft und der<br />
Kommunalpolitik nach, u. a. <strong>mit</strong><br />
Uwe Lübking vom Deutschen<br />
Städte- und Gemeindebund.<br />
Infos unter www.devap.de/<br />
bundeskongress<br />
Deutscher Familienverband<br />
„Was steckt hinter den ‚Fördermilliarden‘<br />
für Familien?“ heißt<br />
die aktuelle Fachinformation des<br />
Deutschen Familienverbandes<br />
(DFV). Im Familienreport der<br />
Bundesregierung ist von 200 Milliarden<br />
Euro Familienförderung<br />
zu lesen. Was verbirgt sich hinter<br />
diesen enormen Summen und der<br />
großen Zahl an Leistungen und<br />
warum merken Familien davon so<br />
wenig im Portemonnaie?<br />
Wir haben<br />
genauer<br />
nachgerechnet:<br />
Nur<br />
55,4 Milliarden<br />
Euro<br />
und da<strong>mit</strong><br />
nur ein gutes<br />
Viertel<br />
der Fördermilliarden<br />
können als eine Familienförderung<br />
im engeren Sinne bezeichnet<br />
<strong>werden</strong>. Doch vor allem die 200<br />
Milliarden Euro haben es als magische<br />
Zahl in die Presse geschafft<br />
und ver<strong>mit</strong>teln den Eindruck, dass<br />
der Staat die Familie <strong>mit</strong> Geld und<br />
Infrastrukturangeboten geradezu<br />
überschüttet. Im Sinne einer<br />
fachgerechten, familienpolitischen<br />
Argumentation ist es wichtig,<br />
Klarheit in das Verwirrspiel um<br />
die Familienförderung zu bringen.<br />
Nur dann lässt sich erkennen, wie<br />
es um die echte Familienförderung<br />
bestellt ist.<br />
Die Fachinformation kann<br />
heruntergeladen <strong>werden</strong> unter<br />
www.deutscher-familienverband.de<br />
Deutscher Olympischer<br />
Sportbund (DOSB)<br />
Fachforum<br />
„Bewegungsräume für <strong>Älter</strong>e –<br />
Neue Impulse für die Sport-<br />
und Stadtentwicklung“<br />
Der DOSB greift <strong>mit</strong> dem Thema<br />
„Bewegungsräume für <strong>Älter</strong>e“<br />
eine zentrale Herausforderung<br />
der Sport- und Stadtentwicklung<br />
auf. Im Rahmen eines Fachforums<br />
am 6. September <strong>2013</strong> in<br />
Hamburg sollen wichtige Aspekte<br />
und aktuelle Trends vorge-<br />
stellt und diskutiert <strong>werden</strong>. Die<br />
immer populäreren Bewegungsparcours<br />
und wohnortnahe Bewegungsräume<br />
für die Zielgruppe<br />
der <strong>Älter</strong>en <strong>werden</strong> ebenso thematisiert<br />
wie die „agefriendly<br />
city“. Neben Referierenden aus<br />
Sportverbänden, Wissenschaft<br />
und Politik <strong>werden</strong> DOSB-Vizepräsident<br />
Walter Schneeloch und<br />
sein Hamburger Pendant Thomas<br />
Fromm, die Direktorin der<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung, Prof. Dr. Elisabeth<br />
Pott, und Prof. Dr. Ursula<br />
Lehr, Vorsitzende der BAGSO,<br />
sprechen. Den Hauptvortrag<br />
„Perspektiven der Stadtentwicklung<br />
einer alternden Gesellschaft“<br />
hält Dipl.-Ing. Andrea<br />
Dittrich-Wesbuer vom Institut<br />
für Landes- und Stadtentwicklungsforschung.<br />
Das Forum stellt die Kooperation<br />
unterschiedlicher Handlungsfelder<br />
bewusst in den Mittelpunkt:<br />
Ideen, Ansätze und Perspektiven<br />
der Stadtentwicklung, des Sports<br />
und der Altersforschung <strong>werden</strong><br />
gemeinsam aufgearbeitet. Zu diesem<br />
innovativen Ansatz passt auch<br />
die Verbindung von Freiraumentwicklung,<br />
Sport und Vereinen,<br />
die anhand der internationalen<br />
gartenschau <strong>2013</strong> durch Vorträge<br />
und eine Exkursion ganz praktisch<br />
„besucht“ <strong>werden</strong> kann. Weitere<br />
Partner der Tagung sind die<br />
Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA) sowie die<br />
Zeitschrift „Stadt und Raum“. Die<br />
Teilnahme ist kostenfrei.<br />
Weitere Informationen<br />
und Anmeldung unter:<br />
www.dosb.de/fachforum<br />
54 BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong>
Verlosung<br />
Das Eugen Roth Buch<br />
Kennen Sie die wunderbaren<br />
„Ein Mensch“-Gedichte von<br />
Eugen Roth wie „Allzu eifrig“?<br />
Ein Mensch sagt – und ist stolz<br />
darauf –<br />
Er geh in seinen Pflichten auf.<br />
Bald aber, nicht mehr ganz so<br />
munter,<br />
Geht er in seinen Pflichten unter.<br />
Sie können eines der zehn Exemplare,<br />
die uns der Deutsche Ta-<br />
Impressum<br />
BAGSO-Nachrichten<br />
21. Jg., Nr. 3/<strong>2013</strong><br />
Zeitschrift für Aktive in Seniorenarbeit<br />
und Seniorenpolitik<br />
(ISSN 1430-6204)<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Redaktionsschluss der Ausgabe<br />
4/<strong>2013</strong>: 15. August <strong>2013</strong><br />
Redaktion<br />
Dr. Guido Klumpp, Geschäftsführer<br />
(V.i.S.d.P.)<br />
Ursula Lenz, Pressereferentin<br />
Ines Jonas, Dipl.-Päd./Journalistin<br />
Herausgeber<br />
Bundesarbeitsgemeinschaft der<br />
Senioren-Organisationen e.V.<br />
(BAGSO)<br />
Bonngasse 10, 53111 Bonn<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 0<br />
Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />
E-Mail: kontakt@bagso.de<br />
www.bagso.de<br />
BAGSO-Nachrichten n <strong>03</strong>/<strong>2013</strong><br />
schenbuch Verlag zur Verfügung<br />
gestellt hat, gewinnen, wenn Sie<br />
sich an der Verlosung beteiligen.<br />
Bitte senden Sie bis spätestens zum<br />
31. August <strong>2013</strong> eine E-Mail, ein<br />
Fax oder eine Postkarte <strong>mit</strong> dem<br />
Stichwort „Verlosung – Eugen<br />
Roth Buch“ an:<br />
BAGSO<br />
Bonngasse 10, 53111 Bonn<br />
wittig@bagso.de<br />
Fax: 02 28 / 24 99 93 20<br />
Der Vorstand der BAGSO e.V.<br />
Vorsitzende:<br />
Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Lehr<br />
1. Stellvertreter, Schatzmeister:<br />
Karl Michael Griffig<br />
2. Stellvertreterin:<br />
Ruth Brand<br />
Beisitzer/innen:<br />
Frederike de Haas<br />
Jobst Heberlein<br />
Katrin Markus<br />
Dr. Erika Neubauer<br />
Ehrenvorsitzende:<br />
Roswitha Verhülsdonk<br />
Vertreterin im Europäischen<br />
Wirtschafts- und Sozialausschuss<br />
(EWSA):<br />
Dr. Renate Heinisch *<br />
Vertreterin beim<br />
Verbraucherzentrale<br />
Bundesverband (vzbv):<br />
Irmtraut Pütter *<br />
* kooptierte Vorstands<strong>mit</strong>glieder<br />
Mitmachen<br />
und<br />
gewinnen<br />
Anzeigen<br />
Dr. Barbara Keck<br />
Tel.: 02 28 / 55 52 55 0<br />
E-Mail: kontakt@bagso-service.de<br />
Ursula Lenz<br />
Tel.: 02 28 / 24 99 93 18<br />
E-Mail: lenz@bagso.de<br />
Medien Marketing Meckenheim<br />
Agentur für Kommunikation GmbH<br />
Werner-von-Siemens-Str. 13<br />
53340 Meckenheim<br />
Tel.: 0 22 41 / 5 24 04<br />
Tel.: 0 22 25 / 88 93-991<br />
sch<strong>mit</strong>z@medien-marketing.com<br />
info@medien-marketing.com<br />
Korrektorat<br />
Helga Vieth<br />
Layout<br />
Bernd Kreuder<br />
Köslinstraße 40<br />
53123 Bonn<br />
www.kreuder.eu<br />
Impressum<br />
Produktion<br />
Druckerei Engelhardt<br />
Eisenerzstr. 26<br />
53819 Neunkirchen<br />
Fotonachweis Titel<br />
Links oben: © jörn buchheim -<br />
Fotolia.com, links unten:<br />
© kathijung - Fotolia.com,<br />
groß: © JJRD - istockphoto.com<br />
Abonnement<br />
16 € inkl. MwSt. jährlich<br />
12 € inkl. MwSt. für Mitglieder<br />
eines BAGSO-Verbandes<br />
Hinweis<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel<br />
geben nicht unbedingt die Meinung<br />
der Redaktion wieder. Die Autoren<br />
sind im Sinne des Presserechtes für<br />
den Inhalt selbst verantwortlich. Die<br />
Redaktion behält sich vor, eingereichte<br />
Beiträge zu kürzen und zu<br />
überarbeiten.<br />
Der Nachdruck von Textbeiträgen<br />
ist gegen Quellenangabe und Beleg-<br />
exemplar kostenfrei gestattet, die<br />
Nutzung von Fotos nur nach Rücksprache<br />
<strong>mit</strong> der BAGSO.<br />
55
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der älteren Generation<br />
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Lebensqualität verbessern<br />
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