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Hinweise für den Schüler

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Abitur 2002 Geschichte Gk Seite 2<br />

<strong>Hinweise</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Schüler</strong><br />

Aufgabenwahl: Ihnen wer<strong>den</strong> zwei Prüfungsarbeiten vorgelegt (Block A und Block B).<br />

Wählen Sie einen Block aus und bearbeiten Sie diesen.<br />

Bearbeitungszeit: Die Bearbeitungszeit beträgt 210 Minuten. Zusätzlich wer<strong>den</strong> 30<br />

Minuten Einlesezeit <strong>für</strong> die Wahl der Aufgaben gewährt.<br />

Hilfsmittel: Du<strong>den</strong> (Deutsche Rechtschreibung)<br />

Sonstiges: Alle Prüfungsunterlagen sind geschlossen zurückzugeben.<br />

Entwürfe zur Reinschrift können ergänzend zur Bewertung nur<br />

herangezogen wer<strong>den</strong>, wenn sie zusammenhängend konzipiert sind und<br />

die Reinschrift etwa ¾ des erkennbar angestrebten Gesamtumfangs<br />

umfasst.


Abitur 2002 Geschichte Gk Seite 3<br />

Thema: Deutschland nach 1945<br />

Block A<br />

Textgrundlage: Bericht von Christopher Steel, Leiter der politischen Abteilung der<br />

britischen Militärregierung, an das britische Außenministerium über ein<br />

Treffen mit <strong>den</strong> ostdeutschen SPD-Politikern Grotewohl und<br />

Dahrendorf am 4.2.1946, in: R. Steininger, Deutsche Geschichte 1945-<br />

1961, Darstellung und Dokumente in zwei Bän<strong>den</strong>, Frankfurt a. M.<br />

1983, Bd. 1, S. 164.<br />

Aufgaben:<br />

Auszug aus dem Beschluss des Vereinigungsparteitages von KPD/SPD<br />

vom 22.4.1946, in: R. Steininger, Deutsche Geschichte 1945-1961,<br />

Darstellung und Dokumente in zwei Bän<strong>den</strong>, Frankfurt a. M. 1983, Bd.<br />

1, S. 163.<br />

1. Charakterisieren Sie die zwei Quellen, und fassen Sie <strong>den</strong> Inhalt mit eigenen<br />

Formulierungen zusammen.<br />

2. Ordnen Sie die Quellen in <strong>den</strong> Zusammenhang der parteipolitischen Entwicklung in der<br />

SBZ von 1945 bis 1949 ein. Erläutern Sie die Besatzungspolitik der UdSSR in der<br />

Parteienfrage.<br />

3. Diskutieren Sie die Behauptung, die Gründung der SED beruhe auf einer Vereinigung von<br />

gleichberechtigten Parteien. Beziehen Sie auch die weitere Geschichte der SED ein.<br />

Gewichtung der Aufgaben: 1 : 2 : 3<br />

Bericht von Christopher Steel an das britische Außenministerium, 4.2.1946:<br />

[...] Was sie sagten, war nicht ermutigend. Grotewohl [...] sah mitgenommen und<br />

besorgt aus. Nach dem Essen kamen wir zur Sache, und als ich ihn nach <strong>den</strong><br />

Einheitslisten fragte, sagte er, das Ende stehe kurz bevor. Ich sagte, wir könnten nicht<br />

verstehen, daß die SPD wirklich mit <strong>den</strong> Kommunisten zusammengehen könne, es<br />

5 gebe doch wahrlich noch einen Unterschied zwischen Freiheit und Totalitarismus.<br />

Grotewohl sagte, das sei keine Frage von Programmen, sondern nackter Tatsachen [...]<br />

Sie wür<strong>den</strong> nicht nur persönlich unter stärksten Druck gesetzt (er sagte, sie wür<strong>den</strong><br />

von russischen Bajonetten gekitzelt), ihre Organisation in <strong>den</strong> Ländern sei<br />

vollkommen unterwandert. Männer, die ihm noch vor vier Tagen versichert hätten, sie<br />

10 seien entschlossen, Widerstand zu leisten, flehten ihn nun an, die Sache hinter sich zu<br />

bringen. Auf diese Leute sei jede nur mögliche Art von Druck ausgeübt wor<strong>den</strong>, von<br />

dem Versprechen, ihnen einen Arbeitsplatz zu besorgen bis zur Entführung am<br />

hellichten Tag, und wenn er, Grotewohl, zusammen mit dem Zentralausschuß <strong>den</strong><br />

Widerstand fortsetzen würde, dann wür<strong>den</strong> sie ganz einfach abgesetzt und durch


Abitur 2002 Geschichte Gk Seite 4<br />

15 Provinzausschüsse ersetzt wer<strong>den</strong>.<br />

Im übrigen habe weiterer Widerstand auch keinen Sinn mehr, da sie sich von uns keine<br />

Hilfe mehr erhofften.<br />

Auf meine Frage, was er damit meine, sagte Grotewohl, offensichtlich sei der „Eiserne<br />

Vorhang” unverrückbar. Die Franzosen wür<strong>den</strong> je<strong>den</strong> Ansatz zur Einheit<br />

20 Deutschlands abblocken, und unter diesen Umstän<strong>den</strong> sei jede Unterstützung<br />

wirkungslos. Ich fragte ihn, ob eine Einigung über die zentralen Verwaltungsstellen<br />

ihn ermutigen würde, an der Unabhängigkeit [der Partei] festzuhalten; darauf<br />

antwortete er mit großem Nachdruck, daß er das tun würde [...]<br />

Dahrendorf sprach davon, sie hätten bis zum Einsatz ihres Lebens Widerstand geleistet<br />

[...]<br />

25 Dies alles hat mich sehr deprimiert; aber es sieht so aus, als wür<strong>den</strong> die Russen jetzt<br />

ihre Glacéhandschuhe ausziehen [...]<br />

Beschluss des Vereinigungsparteitages KPD/SPD vom 22.4.1946:<br />

[...]<br />

III. Das Wesen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands<br />

[...] Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands hat die Gegenwartsbestrebungen<br />

der Arbeiterklasse in die Richtung des Kampfes um <strong>den</strong> Sozialismus zu lenken, die<br />

Arbeiterklasse und das gesamte schaffende Volk bei der Erfüllung dieser ihrer<br />

5 historischen Mission zu führen. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands kann<br />

ihren Kampf nur erfolgreich führen, wenn sie die besten und fortgeschrittensten Kräfte<br />

der Werktätigen vereint und durch die Vertretung ihrer Interessen zur Partei des<br />

schaffen<strong>den</strong> Volkes wird.<br />

Diese Kampforganisation beruht auf dem demokratischen Beschlußrecht ihrer<br />

10 Mitglieder, der demokratischen Wahl aller Parteileitungen und der Bindung aller<br />

Mitglieder, Abgeordneten, Beauftragten und Leitungen der Partei an die demokratisch<br />

gefaßten Beschlüsse.<br />

Die Interessen der Werktätigen sind in allen Ländern mit kapitalistischer<br />

Produktionsweise gleich. Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands erklärt sich<br />

15 daher eins mit <strong>den</strong> klassenbewußten Arbeitern aller Länder. Sie fühlt sich solidarisch<br />

mit <strong>den</strong> friedlieben<strong>den</strong> und demokratischen Völkern der ganzen Welt.<br />

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands kämpft als unabhängige Partei in ihrem<br />

Lande <strong>für</strong> die wahren nationalen Interessen ihres Volkes. [...]


Abitur 2002 Geschichte Gk Seite 5<br />

Block B<br />

Thema: Der Übergang vom Kaiserreich zur Weimarer Republik<br />

Textgrundlage: Rede von Max Cohen (MSPD) auf dem Zentralkongress der Arbeiter-<br />

und Soldatenräte in Berlin am 19.12.1918, in: G. A. Ritter, S. Miller,<br />

(Hrsg.), Die deutsche Revolution 1918 – 1919. Dokumente, 2. Aufl.,<br />

Hamburg 1975, S. 372 ff.<br />

Aufgaben:<br />

1. Beschreiben Sie die politischen und wirtschaftlichen Gefahren, die der<br />

Mehrheitssozialist Max Cohen im Dezember 1918 <strong>für</strong> Deutschland sieht, und sein<br />

daraus resultierendes politisches „Programm“.<br />

2. Stellen Sie <strong>den</strong> Prozess des Umbruches vom Kaiserreich zur Weimarer Republik (bis<br />

zur Unterzeichnung der Weimarer Verfassung am 14. 8. 1919) dar, und ordnen Sie<br />

Max Cohens Rede darin ein.<br />

3. Beurteilen Sie - ausgehend von der Lageeinschätzung Max Cohens und unter<br />

Berücksichtigung der deutschen und internationalen Rahmenbedingungen - die Politik<br />

Friedrich Eberts und der MSPD-Führung im Krisenjahr 1918/19.<br />

Gewichtung der Aufgaben: 1 : 2 : 3<br />

Aus der Rede von Max Cohen (MSPD) vor dem Zentralkongress der Arbeiter- und<br />

Soldatenräte in Berlin vom 19.12.1918:<br />

Wie man auch über die Arbeiter- und Soldatenräte <strong>den</strong>ken mag - ich <strong>den</strong>ke ziemlich<br />

günstig über sie [...] - in jedem Falle drücken die Arbeiter- und Soldatenräte nur einen<br />

Teilwillen, niemals aber <strong>den</strong> Willen des ganzen deutschen Volkes aus. Diesen festzustellen,<br />

darauf kommt es an.<br />

5 Die Gefahr, in der wir schweben, ist sehr viel größer, als die meisten es sich vorstellen.<br />

Wenn es so weiter geht wie bisher, dann wird unser gesamtes Wirtschaftsleben<br />

[...] lahmgelegt [...] Der Zerfall muß kommen, wenn es uns nicht gelingt, der<br />

Disziplin- und Einsichtslosigkeit Herr zu wer<strong>den</strong>, die leider auch ein Teil der<br />

deutschen Arbeiterschaft zeigt, [...]der die ganze glorreiche deutsche Revolution zu<br />

10 einer bloßen Lohnbewegung degradiert. [...]<br />

Kamera<strong>den</strong> und Parteigenossen! Nun glaube ich, daß im Augenblick die Dinge sich<br />

so entwickelt haben, daß <strong>für</strong> eine Wiederaufrichtung unseres wirtschaftlichen Lebens<br />

eine vorhergehende Neuregelung unserer politischen Verhältnisse notwendig ist.<br />

[...] und ich glaube, daß wir eine geregelte Verwaltung in Deutschland nur durch die<br />

15 Nationalversammlung herstellen können, die uns eine demokratische Verfassung gibt<br />

und das deutsche Reich wieder aufbaut und seine auseinanderstreben<strong>den</strong> Teile<br />

zusammenhält. [...]<br />

Aber, Parteigenossen, nach meiner festen Überzeugung [...] wird nur eine deutsche<br />

Nationalversammlung die moralische Autorität haben, diese auseinanderstreben<strong>den</strong><br />

20 Teile zusammenzuhalten. Nur die Zentralgewalt, von der ich vorhin sprach, mit der


Abitur 2002 Geschichte Gk Seite 6<br />

nötigen Autorität, die im Inland und Ausland respektiert wer<strong>den</strong> wird, hat die Kraft,<br />

da<strong>für</strong> zu sorgen, daß Deutschland nicht auseinanderfällt. Parteigenossen! Es sollte<br />

eigentlich <strong>für</strong> je<strong>den</strong> Sozialisten selbstverständlich sein, und das war es auch bisher,<br />

daß der Volkswille so schnell wie möglich zur Geltung kommt. Ich will darauf<br />

25 hinweisen, daß bis zur Mitte des Jahres 1917 die freieste Feststellung des Volkswillens<br />

auf Grund eines gleichen Wahlrechts <strong>für</strong> alle Männer und Frauen das selbstverständ-<br />

liche Programm aller sozialistischen Parteien der ganzen Welt war. (Sehr richtig!)<br />

[...] Parteigenossen, man kann eben <strong>den</strong> Sozialismus durch Gewalt und Dekret nicht<br />

einführen; das hat uns das russische Beispiel gezeigt. Sozialisierung ist ein organischer<br />

30 Entwicklungs- und Umbildungsprozeß, bei dem neue Wirtschaftsformen neben<br />

wer<strong>den</strong><strong>den</strong> und auch alten Formen zusammen existieren wer<strong>den</strong>. Wenn man aber<br />

diesen Entwicklungsprozeß nicht in sorgsamster Weise fördert, kommt die<br />

Katastrophe [...] Es ist selbstverständlich, daß wir alle soviel Sozialismus wollen, wie<br />

durchführbar ist. Aber persönlich bin ich der Überzeugung, es wird nicht mehr<br />

35 Sozialismus durchführbar sein, als die Mehrheit des Volkes will [...]<br />

Nur noch ein paar Worte über die Arbeiter- und Soldatenräte [...] Man wird zu der<br />

Erkenntnis kommen, daß ohne die Arbeiter- und Soldatenräte in <strong>den</strong> ersten Tagen<br />

wahrscheinlich schon die Katastrophe hereingebrochen wäre. Nur die Arbeiter- und<br />

Soldatenräte sind es gewesen, die die Ordnung aufrecht erhalten konnten und die<br />

40 soviel Autorität besaßen, daß nicht alles drunter und drüber ging [...] Nur glaube ich,<br />

müssen sie an der Zentralstelle, die die Verfassung des deutschen Reiches schaffen<br />

wird, der Nationalversammlung Platz machen [...]

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