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Computerspielabhängigkeit und Glücksspielsucht – Unterschiede ...

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<strong>Computerspielabhängigkeit</strong> Computerspielabh ngigkeit <strong>und</strong><br />

<strong>Glücksspielsucht</strong><br />

Gl cksspielsucht <strong>–</strong><br />

<strong>Unterschiede</strong> <strong>und</strong> Gemeinsamkeiten<br />

Dipl.-Psych. Dipl. Psych. Kai W. Müller M ller<br />

Fachtagung für f r Mitarbeitende<br />

ambulanter<br />

Suchtberatungseinrichtungen<br />

14. Juni 2012, Bildungswerk Irsee


Ambulanz für f r<br />

Spielsucht<br />

Ambulanz für f r Spielsucht<br />

Forschung Forschung Forschung Forschung<br />

Forschung Forschung Forschung<br />

Epidemiologie<br />

Neurowissenschaften<br />

Risikofaktoren<br />

Therapieeffektivität<br />

Diagnostik<br />

Therapie Therapie Therapie Therapie Therapie Therapie Therapie Therapie<br />

ambulantes Setting<br />

kognitiv-behavioral<br />

Gruppen- <strong>und</strong><br />

Einzelintervention


Ambulanz für f r<br />

Spielsucht<br />

Telefonberatung<br />

0180 - 1529529


Ambulanz für f r<br />

Spielsucht<br />

Standardisiertes langfristiges Therapieprojekt<br />

Randomisierte klinische Kontrollstudie über 3 Jahre<br />

Multicenterstudie (4 Zentren)<br />

Einschluss von mindestens 200 Patienten mit Internetsucht


Ambulanz für f r<br />

Spielsucht<br />

Aktuelle epidemiologische Studien der Ambulanz für Spielsucht<br />

N = 5976<br />

Repräsentative Erhebung<br />

Alter 12 <strong>–</strong> 19 Jahre<br />

N = 3967<br />

Repräsentative Erhebung<br />

Alter 12 <strong>–</strong> 18 Jahre


Inhalte<br />

Gemeinsamkeiten <strong>und</strong> <strong>Unterschiede</strong> hinsichtlich …<br />

1) Phänomenologie<br />

2) Diagnostik<br />

3) Psychosoziale Gr<strong>und</strong>lagen<br />

4) Neurobiologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

5) Symptombelastung


ÜBER BER DIE<br />

HETEROGENITÄT HETEROGENIT T DER<br />

STÖRUNGSBILDER<br />

ST RUNGSBILDER


DEFINITION<br />

Internetsucht <strong>–</strong> Eine Arbeitsdefinition<br />

nach Shaw & Black (2008)<br />

„Exzessive Exzessive <strong>und</strong> unzureichend kontrollierbare<br />

Eingenommenheit, Drang oder Verhalten bezüglich bez glich des<br />

Computergebrauchs <strong>und</strong> der Internetnutzung, welche zu<br />

einer Funktionsbeeinträchtigung<br />

Funktionsbeeintr chtigung <strong>und</strong><br />

Stressbelastung führt. hrt. “


INTERNETSUCHT<br />

Internetsucht: Eine Sammelbezeichnung für f r die suchtartige<br />

Nutzung von …<br />

…ONLINE ONLINE-<br />

COMPUTERSPIELEN<br />

…ONLINE ONLINE-<br />

GLÜCKSSPIELEN<br />

GL CKSSPIELEN<br />

… INFORMATIONS-<br />

INFORMATIONS<br />

PORTALEN<br />

ONLINE COMMUNITIES /<br />

SOCIAL NETWORKS<br />

ONLINE PORNOGRAPHIE<br />

ONLINE<br />

EINKAUFSPORTALEN<br />

Exzessives Spielen, insbesondere von sog. MMORPGs<br />

(Massively Multiplayer Online Role-Playing Games)<br />

Exzessive Nutzung von Glücksspielangeboten (Poker <strong>und</strong><br />

andere Kartenspiele, Online-Casinos, Sportwetten)<br />

Ausuferndes Suchen <strong>und</strong> Sammeln von irrelevanten<br />

Informationen<br />

Exzessive Pflege von Profilen auf Sozialen Netzwerken /<br />

Unkontrolliertes Durchstöbern fremder Profile<br />

Exzessive Nutzung pornographischer Seiten, Beteiligung an<br />

Erotik-Chats <strong>und</strong> Sammeln pornographischen Materials<br />

Kaufexzesse auf Interneteinkaufsportalen


PHÄNOMENOLOGIE<br />

PH NOMENOLOGIE<br />

SEKUNDÄR SEKUND R BEDINGTE<br />

STÖRUNG ST RUNG<br />

PATHOLOGISCHE<br />

INTERNETNUTZUNG<br />

INTERNETSUCHT<br />

COMPUTERSPIELSUCHT


EINLEITUNG<br />

Verhaltenssucht<br />

Exzessiv ausgeführte ausgef hrte belohnende<br />

Verhaltensweisen, die die Kriterien einer<br />

Abhängigkeit Abh ngigkeit erfüllen erf llen können k nnen


INTERNETSUCHT<br />

Pathologisches Glücksspiel: Gl cksspiel: Eine Sammelbezeichnung für f r die<br />

suchtartige Nutzung von …<br />

GELDSPIELAUTOMATEN<br />

CASINO-ANGEBOTEN CASINO ANGEBOTEN (GROßES (GRO ES SPIEL)<br />

CASINO-ANGEBOTEN CASINO ANGEBOTEN (KLEINES SPIEL)<br />

LOTTERIEN<br />

PFERDEWETTEN<br />

SPORTWETTEN


PHÄNOMENOLOGIE<br />

PH NOMENOLOGIE<br />

Parallele<br />

No. No. No. No. No. No. No. No. 11<br />

11<br />

11<br />

11<br />

Sowohl das Pathologische Glücksspiel, Gl cksspiel, als auch<br />

Internetsucht sind inhaltlich sehr heterogene Störungsbilder.<br />

St rungsbilder.<br />

Betroffene sind in ihrem Konsumverhalten nicht wahllos; ihr<br />

Problemverhalten bezieht sich zumeist auf eine spezifische<br />

Nutzungsvariante<br />

<strong>Unterschiede</strong> zwischen einzelnen Subgruppen sind zu<br />

diskutieren <strong>und</strong> bislang kaum erforscht


KLASSIFIKATION


KLASSIFIKATION<br />

Neuerungen im DSM-V<br />

Bisher: Internetsucht: Ersatzweise Verschlüsselung (z.B. F63.8)<br />

„Internet Use Disorder“: Substance Use and Addictive Disorders,<br />

Section III<br />

Bisher: Pathologisches Glücksspiel: F63.0 (Impulskontrollstörungen)<br />

„Gambling Disorder“: Substance Use and Addictive Disorders


DSM-V<br />

DSM<br />

Vorläufige Vorl ufige Kriterien (DSM-V) (DSM V)


KLASSIFIKATION<br />

Parallele<br />

No. No. No. No. No. No. No. No. 22<br />

22<br />

22<br />

22<br />

Internetsucht wird zunehmend als Variante aus dem<br />

Spektrum der substanzungeb<strong>und</strong>enen<br />

Abhängigkeitserkrankungen Abh ngigkeitserkrankungen aufgefasst<br />

Das Pathologische Glücksspiel Gl cksspiel erfährt erf hrt im DSM-V DSM V eine<br />

Einordnung in das Kapitel der Abhängigkeitserkrankungen<br />

Abh ngigkeitserkrankungen


DIAGNOSTIK


GLÜCKSSPIEL<br />

GL CKSSPIEL<br />

1 Starke Eingenommenheit vom Glücksspiel (z.B. starke gedankliche<br />

Beschäftigung mit Geldbeschaffung)<br />

2 Steigerung der Einsätze Eins tze, um gewünschte Erregung zu erreichen<br />

3 Wiederholte erfolglose Versuche, das Spiel zu kontrollieren,<br />

kontrollieren<br />

einzuschränken oder aufzugeben<br />

4 Unruhe <strong>und</strong> Gereiztheit beim Versuch, das Spiel einzuschränken oder<br />

aufzugeben<br />

5 Spielen, um Problemen oder negativen Stimmungen zu entkommen<br />

6 Wiederaufnahme des Glücksspiels<br />

Gl cksspiels nach Geldverlusten<br />

7 Lügen gegenüber Dritten, um das Ausmaß der Spielproblematik zu<br />

vertuschen<br />

8 Illegale Handlungen zur Finanzierung des Spielens<br />

9 Gefährdung Gef hrdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, Beziehungen von Arbeitsplatz <strong>und</strong><br />

Zukunftschancen<br />

10 Hoffnung auf Bereitstellung von Geld durch Dritte


DSM-V<br />

DSM<br />

Internetsucht: Vorläufige Vorl ufige Kriterien (DSM-V) (DSM V)


INTERNETSUCHT<br />

Craving<br />

Toleranzentwicklung<br />

Entzug<br />

Fortgeführter Konsum<br />

Kontrollverlust<br />

Emotionsregulation<br />

Interessenverlust<br />

Vorgeschlagene Kriterien für Internetsucht<br />

(nach Young, 1996, Tao et al. , 2010, Wölfling et al., 2010)<br />

Unkontrollierbarer Wunsch<br />

Starke (gedankliche) Eingenommenheit<br />

Zunahme in Frequenz, Intensität bzw. Dauer /<br />

Konsumsteigerung<br />

Aversive Zustände bei Konsumverhinderung<br />

Konsumkontinuität trotz des Eintretens negativer<br />

Konsequenzen<br />

Geringe / fehlende Steuerungsmöglichkeit über<br />

Konsumhäufigkeit & Konsumdauer<br />

Intendierte Beeinflussung des Affektes durch den<br />

Konsum<br />

Internetverhalten als Präokkupation


DIAGNOSTIK<br />

Parallele<br />

No. No. No. No. No. No. No. No. 33<br />

33<br />

33<br />

33<br />

Die Klassifikationskriterien für f r beide Störungsbilder St rungsbilder weisen<br />

hohe Vergleichbarkeit auf <strong>und</strong> fußen fu en insbesondere auf den<br />

klassischen Kriterien der Substanzabhängigkeit<br />

Substanzabh ngigkeit


EPIDEMIOLOGIE


EPIDEMIOLOGIE<br />

Punktprävalenz<br />

Punktpr valenz der Computerspiel- Computerspiel / Internetsucht in Hochrisikopopulationen<br />

Batthyány, Müller, Benker & Wölfling (2009)<br />

Rumpf et al. (2011)<br />

Konstantinos et al. (2008)<br />

Deng et al. (2007)<br />

Kim et al. (2006)<br />

Rehbein et al. (2010)<br />

Ghassemzadeh et al. (2008)<br />

Duven, Giralt, Müller, Wölfling & Beutel<br />

(2011)<br />

2.7%<br />

4.0%<br />

5.9%<br />

5.5%<br />

1.6%<br />

3.1%<br />

3.8%<br />

3.3%


EPIDEMIOLOGIE<br />

Punktprävalenz der Internetsucht: Ergebnisse repräsentativer Studien<br />

Hahn & Jerusalem (2001)<br />

Müller et al. (2010)<br />

Aboujaoude et al. (2006)<br />

Rumpf et al. (2011)<br />

Der Anteil an betroffenen<br />

Frauen steigt<br />

3.0%<br />

1.6%<br />

0.7%<br />

1.0%


EPIDEMIOLOGIE<br />

Pathologisches Glücksspiel: Prävalenzschätzungen in Deutschland


EPIDEMIOLOGIE<br />

Pathologisches Glücksspiel: PAGE 2011<br />

Deutschlandweite Repräsentativbefragung mit N = 15.023<br />

Personen im Alter zwischen 14 <strong>und</strong> 64 Jahren<br />

Prävalenzen<br />

Pathologisches Glücksspiel: 1.0%<br />

Problematisches Glücksspiel: 1.4%<br />

Riskantes Glücksspiel: 5.5%<br />

Jugendliche 14- 17-Jährige zu 1.5% betroffen


Internationale Prävalenzen<br />

Pr valenzen: :<br />

Pathologisches Glücksspiel<br />

Gl cksspiel<br />

PAGE-Studie - Mayer et al. (2011)<br />

Welte et al. (2008)<br />

Volberg et al. (2010)<br />

Ipsos (2009)<br />

Jaakkola (2009)<br />

Olason et al. (2010)<br />

Prävalenz im Jugendalter:<br />

Duven, Giralt, Müller et al. (2003)<br />

PAGE-Studie - Mayer et al. (2011)<br />

1.0%<br />

2.1%<br />

2.2%<br />

6.0%<br />

2.3%<br />

2.2%<br />

2.2%<br />

1.5%


EPIDEMIOLOGIE<br />

1) BEIDE STÖRUNGSBILDER ST RUNGSBILDER BETREFFEN HAUPTSÄCHLICH HAUPTS CHLICH MÄNNER M NNER<br />

2) VEREINZELT WERDEN ZUSAMMENHÄNGE ZUSAMMENH NGE ZUR SOZIALEN SCHICHT BZW. DEM<br />

SOZIOÖKONOMISCHEN SOZIO KONOMISCHEN STATUS BERICHTET<br />

3) BEI BETROFFENEN JUGENDLICHEN ZEIGEN SICH ZUSAMMENHÄNGE ZUSAMMENH NGE MIT DEM<br />

BESUCHTEN SCHULTYP<br />

4) IM GEGENSATZ ZUR COMPUTERSPIELSUCHT FINDEN SICH BEIM<br />

PATHOLOGISCHEN GLÜCKSSPIEL GL CKSSPIEL ZUSAMMENHÄNGE ZUSAMMENH NGE MIT EINEM BESTEHENDEN<br />

MIGRATIONSHINTERGRUND


EPIDEMIOLOGIE<br />

Parallele<br />

No. No. No. No. No. No. No. No. 44<br />

44<br />

44<br />

44<br />

Beide Störungsbilder St rungsbilder treten in der Bevölkerung<br />

Bev lkerung ähnlich hnlich<br />

häufig ufig auf (ca. 1%).<br />

In beiden Fällen F llen sind Männer M nner deutlich häufiger h ufiger betroffen als<br />

Frauen.<br />

Betroffene des Pathologischen Glücksspiel Gl cksspiel sind jedoch im<br />

Durchschnitt älter lter


IMPRESSIONEN DER<br />

PATIENTEN DER<br />

AMBULANZ FÜR F R<br />

SPIELSUCHT


KLINIK<br />

Internetsucht: Soziodemographische Patientenmerkmale<br />

Ausbildung<br />

berufstätig<br />

Student<br />

Ausbildungsstand<br />

10%<br />

10%<br />

14%<br />

arbeitsuchend<br />

12%<br />

ca. 420 Patientenkontakte<br />

seit 2008<br />

54%<br />

Schüler<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

13 <strong>–</strong> 67 Jahre<br />

♂ 91%


KLINIK<br />

Pathologisches Glücksspiel: Gl cksspiel: Soziodemographische<br />

Patientenmerkmale von 208 Patienten der AfS<br />

Rente<br />

berufstätig<br />

Ausbildungsstand<br />

5%<br />

16%<br />

59%<br />

16%<br />

ca. 230 Patientenkontakte<br />

seit 2008<br />

Ausbildung<br />

Alter<br />

16 <strong>–</strong> 75 Jahre<br />

arbeitsuchend<br />

Geschlecht<br />

♂ 89.5%


KLINIK<br />

Genutzte Spielformen bei Patienten der AfS<br />

Internetsucht Pathologisches Glücksspiel<br />

Gl cksspiel<br />

Games (56% 56%)<br />

Foren / Communities (24% 24%)<br />

Recherche / Downloads (56% 56%)<br />

42.2% ja<br />

Internetglücksspiele<br />

Automatenspiel (72% 72%)<br />

Kartenspiele (offline / online) (21% 21%)<br />

Großes Spiel im Casino (15% 15%)<br />

Sportwetten (11% 11%)


KLINIK<br />

KASUISTIK:<br />

„Das Das war erst wirklich eine Erleichterung. Ich musste nicht mehr immer<br />

an das Spiel [Anm.: Das Online-Rollenspiel] Online Rollenspiel] denken, sondern hatte<br />

etwas, um mich abzulenken. Das ging auch eine Weile wirklich. Aber Aber<br />

dann fing es genauso an wie vorher. Ich hab zwar nie wirklich viel viel<br />

Geld<br />

verloren, ich hab schon eher dauernd Geld gewonnen, aber im<br />

Endeffekt<br />

war die Spielzeit am Tag auch wieder bei acht oder neun St<strong>und</strong>en.“ St<strong>und</strong>en<br />

In der Folge präzisiert pr zisiert der Patient weiter, dass es seiner Meinung nach<br />

nur wenige <strong>Unterschiede</strong> zwischen einer Internetsucht <strong>und</strong> einer<br />

<strong>Glücksspielsucht</strong> Gl cksspielsucht gebe. Zwar sei bei Letzterer zusätzlich zus tzlich die Gefahr<br />

gegeben, sich zu verschulden, jedoch setzten spielsüchtige spiels chtige Menschen<br />

schlussendlich bei beiden Suchtformen ihre Lebenszeit aufs Spiel. Spiel


KOMORBIDITÄT<br />

KOMORBIDIT<br />

Soziale Phobie<br />

Asperger Syndrom<br />

Burn-Out Burn Out-<br />

Symptomatik<br />

ADHS<br />

Depressive Verstimmungen<br />

Cannabis- Cannabis & Alkoholmissbrauch<br />

Schizoide<br />

Persönlichkeitsst<br />

Pers nlichkeitsstörung rung<br />

Bipolare Störung St rung<br />

Ängstlich ngstlich-Vermeidende Vermeidende Persönlichkeitsst<br />

Pers nlichkeitsstörung rung<br />

Generalisierte Angststörung<br />

Angstst rung


KLINIK<br />

Parallele<br />

No. No. No. No. No. No. No. No. 55<br />

55<br />

55<br />

55<br />

Ähnlichkeiten hnlichkeiten zwischen beiden Störungsbildern St rungsbildern finden sich<br />

v.a. v.a.<br />

hinsichtlich der assoziierten Komorbidität.<br />

Komorbidit<br />

Auch Überschneidungen berschneidungen (Doppeldiagnosen) zwischen<br />

Pathologischem Glücksspiel Gl cksspiel <strong>und</strong> Computerspielsucht sind<br />

nicht selten.


RATEN GESTEIGERTER<br />

KOMORBIDITÄT<br />

KOMORBIDIT


KOMORBIDITÄT<br />

KOMORBIDIT<br />

Komorbidität<br />

Komorbidit<br />

INTERNATIONALE EPIDEMIOLOGISCHE STUDIEN AN JUGENDLICHEN<br />

VERDEUTLICHEN HOHE ZUSAMMENHÄNGE ZUSAMMENH NGE ZWISCHEN<br />

INTERNETSUCHT UND PATHOLOGISCHEM GLÜCKSSPIEL<br />

GL CKSSPIEL<br />

granted by:<br />

25.9% der Jugendlichen pathologischen Glücksspieler erfüllen<br />

gleichzeitig die Kriterien für eine Internetsucht


KOMORBIDITÄT<br />

KOMORBIDIT<br />

Nutzung von Internetglücksspielen Internetgl cksspielen durch Jugendliche<br />

Neben der Nutzung von Geldspielautomaten sagt die<br />

Teilnahme an allen erfragten Formen des<br />

Internetglücksspiels<br />

Internetgl cksspiels eine problematisches<br />

Glücksspielnutzung voraus;<br />

25.8% der Problemspieler erfüllen gleichzeitig die Kriterien<br />

einer Internetsucht<br />

Basis: 3967


KOMORBIDITÄT<br />

KOMORBIDIT<br />

Klinische Prävalenz Pr valenz der Internetsucht<br />

suchtartig<br />

(4.2% 4.2%)<br />

unauffällig<br />

(95.9% 95.9%)<br />

17 stationäre<br />

Suchtrehaeinrichtungen<br />

ca. 2000 Patienten


KOMORBIDITÄT<br />

KOMORBIDIT<br />

Hauptdiagnose <strong>und</strong> Internetsucht<br />

Regressionsanalyse:<br />

Cannabisabhängigkeit /-missbrauch<br />

(Risikoerhöhung um Faktor 8)<br />

<strong>und</strong><br />

Pathologisches Glücksspiel<br />

(Risikoerhöhung um Faktor 7)


ÄHNLICHKEITEN HNLICHKEITEN IN DER<br />

STÖRUNGSGENESE<br />

ST RUNGSGENESE


NEUROWISSENSCHAFT<br />

Biopsychosoziale Erklärungsmodelle Erkl rungsmodelle für f r PGS<br />

Verarbeitung<br />

von Belohnung /<br />

Bestrafung<br />

Entscheidungs-<br />

findung<br />

(Decision Decision Making) Making<br />

Spezifische<br />

Reizreaktivität<br />

Reizreaktivit<br />

(Cue Cue-Reactivity Reactivity)<br />

Impulsivität<br />

Impulsivit


NEUROWISSENSCHAFT<br />

4 kognitiv-emotionale kognitiv emotionale Prozesse<br />

Verarbeitung<br />

von Belohnung /<br />

Bestrafung<br />

Klassische <strong>und</strong> operante Konditionierungsprozesse<br />

entscheidend für die Spielteilnahme<br />

Lebhaft erinnerte, lebensgeschichtlich frühe<br />

Geldgewinne bei Patienten mit PGS<br />

Annahme einer reduzierten neurochemischen<br />

Belohnungssensitivität (D2-Rezeptordichte)


NEUROWISSENSCHAFT<br />

4 kognitiv-emotionale kognitiv emotionale Prozesse<br />

Impulsivität<br />

Impulsivit<br />

Geringere Verhaltenskontrolle bei PGS<br />

Auf kognitiver Ebene: Bevorzugung unmittelbarer (kleiner kleiner)<br />

Belohnungen vor längerfristigen (gro großen en) Belohnungen


NEUROWISSENSCHAFT<br />

4 kognitiv-emotionale kognitiv emotionale Prozesse<br />

Entscheidungs-<br />

findung<br />

(Decision Decision Making)<br />

Making<br />

Ausblenden längerfristiger negativer Konsequenzen zu<br />

Gunsten kurzfristiger positiver Effekte bei PGS<br />

(Goudriaan et al., 2006 )<br />

Beeinträchtigte exekutive Funktionen (Arbeitsgedächtnis;<br />

kognitive Flexibilität; Forbusch et al., 2008)<br />

Bei Automatenspielern fallen Defizite deutlicher aus<br />

(Goudriaan et al., 2006)


NEUROWISSENSCHAFT<br />

4 kognitiv-emotionale kognitiv emotionale Prozesse<br />

Spezifische<br />

Reizreaktivität<br />

Reizreaktivit<br />

(Cue Cue-Reactivity Reactivity)<br />

In fMRI-Studien Nachweis eines ähnlichen<br />

neuroanatomischen Aktivationsmusters bei PGS wie bei<br />

anderen Abhängigkeitserkrankungen (Goudriaan et al., 2010)


NEUROWISSENSCHAFT<br />

negativ neutral positiv Glücksspiel<br />

IAPS # 1710 IAPS # 9584 IAPS # 1010<br />

6 blocks / 25 trials<br />

ISI: 25-30 s, presentation duration: 6 s<br />

randomized order<br />

To gamble or not to gamble …<br />

(Wölfling et al., Biological Psychology, 2011)<br />

Ableitung der EKPs / Late Positive Potential<br />

N = 15 / 15 matched by age / sex / education


NEUROWISSENSCHAFT<br />

Pathologische Glücksspieler Ges<strong>und</strong>e Kontrollen<br />

Glücksspiel neutral<br />

positiv negativ<br />

Signifikante Differenzen der LPP<br />

(Wölfling et al., 2011)


NEUROWISSENSCHAFT<br />

suchtartige<br />

Computerspieler<br />

- LPC -<br />

unauffällige<br />

Computerspieler<br />

- LPC -


NEUROWISSENSCHAFT<br />

Folgerungen<br />

LPC als Korrelat einer störungsspezifischen<br />

Aufmerksamkeitsverlagerung bei pathologischen<br />

Glücksspielern <strong>und</strong> Computerspielsüchtigen<br />

Im Sinne des Konstrukts der Incentive Sensitization<br />

(Robinson & Berridge, 2009) erhalten Glücksspielbzw.<br />

Computerspielreize (<strong>und</strong> ggf. assoziierte Reize)<br />

einen spezifischen Hinweischarakter<br />

Dieser Hinweischarakter wird in Zusammenhang mit<br />

dem Auftreten verstärkten Cravings diskutiert <strong>und</strong><br />

prädiziert u.U. das Rückfallgeschehen


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

Suchttrias (nach Ladewig & Kielholz)<br />

Persönliche<br />

Vulnerabilität<br />

Merkmale der<br />

„Droge“<br />

Abhängigkeitserkrankung<br />

Soziales<br />

Umfeld


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

Genetische Prädisposition<br />

Pr disposition (Lee et al., 2008)<br />

Promoterregion des<br />

Serotonintransportergens<br />

5HTTLPR mit Polymorphismus;<br />

2 Varianten dieses Gens, welche<br />

mit unterschiedlicher Effizienz<br />

des Serotonin-Re-Uptakes in<br />

Verbindung stehen<br />

Suchtartige Internetnutzer mit der<br />

S-Variante von 5HTTLPR weisen<br />

höhere Werte in der Internet<br />

Addiction Scale auf als<br />

pathologische Nutzer mit der<br />

L-Variante von 5-HTTLPR


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

Aktuelle epidemiologische Studien der Ambulanz für Spielsucht<br />

Methode<br />

Stratifizierung nach Schulform, Klassenstufe <strong>und</strong><br />

Region<br />

Zufallsziehung einer repräsentativen Stichprobe<br />

von 3967 Jugendlichen im Alter zwischen<br />

12 <strong>und</strong> 18 Jahren<br />

Studienziele<br />

Bestimmung der Prävalenz von <strong>Glücksspielsucht</strong> <strong>und</strong><br />

Internetsucht<br />

Ermittlung störungsspezifischer Symptombelastungen<br />

Identifizierung von potenziellen Risikofaktoren<br />

Gefördert durch:


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

MERKMALE DER PERSON GLÜCKSSPIELNUTZUNG<br />

GL CKSSPIELNUTZUNG<br />

Allg. Kompetenzerwartung<br />

Soziale Unsicherheit<br />

Persönlichkeit<br />

Affektivität<br />

Akkulturationsstrategien<br />

GLMN (& Delinquenz)<br />

Stress & Stressbewältigung<br />

UMWELTFAKTOREN KLINISCHE VARIABLEN<br />

Schultypen<br />

Regionalität<br />

Soziales Netz<br />

Herkunft & Migration<br />

Familiensituation<br />

N = 3967<br />

Art des Glücksspiels<br />

Häufigkeit Spielteilnahme<br />

Erstkontakt mit Glücksspielen<br />

Höhe der Einsätze<br />

Spielorte<br />

Spielumstände<br />

Spielmotive<br />

Pathologisches Glücksspiel<br />

Internetsucht<br />

Psychosoziale<br />

Symptombelastung


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

Prävalenz von Computerspielsucht <strong>und</strong> Pathologischen Glücksspiels<br />

1.6% Computerspielsucht 2.2%<br />

Pathologisches Glücksspiel<br />

0.6% erfüllten die Kriterien für beide Störungsbilder


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

Computerspielsucht<br />

(n = 68)<br />

MATCHED<br />

reguläre regul re Spieler<br />

(n = 68)<br />

TOTAL SAMPLE (n = 3967)<br />

STATISTISCHER<br />

VERGLEICH<br />

Patholog. Patholog.<br />

Glücksspiel<br />

Gl cksspiel<br />

(n = 63)<br />

MATCHED reguläre regul re<br />

Glücksspieler<br />

Gl cksspieler<br />

(n = 63)


VULNERABILITÄT<br />

VULNERABILIT<br />

Ergebnisübersicht<br />

Ergebnis bersicht<br />

GEWISSENHAFTIGKEIT<br />

EXTRAVERSION<br />

POSITIVE AFFEKTIVITÄT<br />

AFFEKTIVIT<br />

NEGATIVE AFFEKTIVITÄT<br />

AFFEKTIVIT<br />

SOZIALE UNSICHERHEIT<br />

SELBSTWIRKSAMKEITSERW.<br />

GEWALTLEG. NORMEN<br />

STRESSVULNERABILITÄT<br />

STRESSVULNERABILIT


KONVERGENZEFFEKTE


KONVERGENZ<br />

Konvergenzeffekte<br />

IST DAS VERSCHMELZEN DER GRENZEN, IN DIESEM FALL VON<br />

GENRES<br />

SCHON 1998 THEMATISIERT VON McMILLEN & GRABOSKY<br />

EINIGE COMPUTERSPIELE WEISEN STRUKTURELLE MERKMALE AUF,<br />

DIE SO EBENSO BEI GELDSPIELAUTOMATEN FESTSTELLBAR SIND<br />

(QUOTENPLÄNE, (QUOTENPL NE, EREIGNISFREQUENZ)<br />

STUDIEN AUS UK ZEIGEN, DASS ¼ DER JUGENDLICHEN DERARTIGE<br />

COMPUTERSPIELE BEVORZUGT (IPSOS Mori, Mori,<br />

2009)


KONVERGENZ<br />

Konvergenzeffekte<br />

FORMEN DER KONVERGENZ<br />

GS-TEILNAHME GS TEILNAHME IN<br />

COMPUTERSPIELEN<br />

ERSPIELEN VON<br />

EXTRAS / ITEMS, DIE<br />

FÜR R DEN WEITEREN<br />

SPIELVERLAUF<br />

RELEVANT SIND<br />

GS-ELEMENTE GS ELEMENTE IN<br />

COMPUTERSPIELEN<br />

DIGITAL ITEM<br />

SELLING


EIN FAZIT<br />

1) COMPUTERSPIELSUCHT UND PATHOLOGISCHES GLÜCKSSPIEL GL CKSSPIEL SIND ALS<br />

SUBSTANZUNGEBUNDENE ABHÄNGIGKEITSERKRANKUNGEN ABH NGIGKEITSERKRANKUNGEN AUFZUFASSEN<br />

2) DEMENTSPRECHEND ÄHNELN HNELN SICH DIE KLASSIFIKATIONSKRITERIEN BEIDER<br />

STÖRUNGSBILDER ST RUNGSBILDER STARK<br />

3) IM KLINISCHEN BILD GIBT ES ÄHNLICHKEITEN HNLICHKEITEN (HOHE RATE AN<br />

KOMORBIDITÄT) KOMORBIDIT T) UND UNTERSCHIEDE (SPEZIFISCHE SYMPTOMBELASTUNG)<br />

4) DIE STÖRUNGSGENESE ST RUNGSGENESE WEISTE EINE REIHE VON ÄHNLICHEN<br />

HNLICHEN<br />

DYSFUNKTIONALITÄTEN DYSFUNKTIONALIT TEN AUF<br />

5) ZU BEAOBACHTENDE KONVERGENZEFFEKTE KÖNNTEN K NNTEN IN ZUKUNFT ZUR<br />

ENTSTEHUNG EINES NEUEN PATIENTENKLIENTELS (SUBGRUPPE) FÜHREN F HREN


Literaturempfehlungen<br />

Batthyány & Pritz (Hrsg.): Rausch ohne Drogen <strong>–</strong> Substanzungeb<strong>und</strong>ene Süchte, Springer Verlag, 2009<br />

Grüsser & Thalemann: Verhaltenssucht <strong>–</strong> Diagnostik, Therapie, Forschung, 2006<br />

Grüsser & Thalemann: Computerspielsüchtig? Rat <strong>und</strong> Hilfe, 2006<br />

Batthyány, D., Müller, K. W., Benker, F. & Wölfling, K. (2009). Computerspielverhalten <strong>–</strong> Klinische<br />

Merkmale von Abhängigkeit <strong>und</strong> Missbrauch bei Jugendlichen. Wiener Klinische Wochenschrift, 121,<br />

502-509.<br />

Wölfling, K. & Müller, K.W. (2008). Phänomenologie, Forschung <strong>und</strong> erste therapeutische Implikationen<br />

zum Störungsbild Computerspielsucht. Psychotherapeutenjournal, 7 (2), 128-133.<br />

Wölfling, K., Müller, K. W. & Beutel, M. E. (2011). Reliabilität <strong>und</strong> Validität der Skala zum<br />

Computerspielverhalten (CSV-S). Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie, 61, 216-<br />

224.<br />

Müller, K. W. & Wölfling, K. (2010). Pathologische Computerspiel- <strong>und</strong> Internetnutzung <strong>–</strong><br />

Wissenschaftliche Erkenntnisse zu Phänomenologie, Epidemiologie, Diagnostik <strong>und</strong> Komorbidität.<br />

Suchtmedizin, 12, 45-55.<br />

Wölfling, K. & Müller. K. W. (2010). Pathologisches Glücksspiel <strong>und</strong> Computerspielsucht <strong>–</strong><br />

Wissenschaftlicher Kenntnisstand zu zwei Varianten substanzungeb<strong>und</strong>ener<br />

Abhängigkeitserkrankungen. B<strong>und</strong>esges<strong>und</strong>heitsblatt <strong>–</strong> Ges<strong>und</strong>heitsforschung - Ges<strong>und</strong>heitsschutz, 53,<br />

306-312.<br />

www.verhaltenssucht.de & www.internetsucht-hilfe.de


Kontakt:<br />

Dipl.-Psych. Dipl. Psych. Kai W. Müller M ller<br />

Wissenschaftlicher Mitarbeiter <strong>–</strong><br />

Grüsser-Sinopoli Ambulanz für Spielsucht<br />

Universitätsmedizin Mainz<br />

06131 / 17-4039<br />

kai.mueller@unimedizin-mainz.de<br />

muellka@uni-mainz.de<br />

www.verhaltenssucht.de

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