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2013 01 Joint Position Paper_ILUC - EEB

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Januar <strong>2<strong>01</strong>3</strong><br />

<strong>Position</strong>spapier<br />

Kontext<br />

Zwei EU Gesetze, die Richtlinie erneuerbarer Energien (Renewable Energy Directive<br />

[RED]) und die Richtlienie zur Kraftstoffqualität (Fuel Quality Directive [FQD]) die<br />

2009 verabschiedet wurden fördern die Nutzung von Biokraftstoffen in der EU um<br />

den Ausstoß von Treibhausgasen (green house gas [GHG]) im Transportsektor zu<br />

verringern. Die RED verpflichtet die Mitgliedstaaten 10% der Treibstoffe im<br />

Transportsektor aus erneuerbaren Quellen (hauptsächlich Biosprit) zu beziehen. Die<br />

FQR verpflichtet Kraftstoffanbieter die Kohlenstoffintensität der angebotenen<br />

Kraftstoffe auf dem EU Markt bis 2020 um 6% zu verringern. Entgegen der<br />

ursprünglichen Intention die Treibhausgasemmisionen zu verringern könnten beide<br />

Richtlinien zu gesteigerter Emmision von Treibhausgasen führen, wenn das Thema<br />

von indirekten Landnutzungsänderungen (Indirect Land-Use Change [<strong>ILUC</strong>]) nicht<br />

gelöst wird. Darüber hinaus sind die existierenden schwachen Kriterien nicht strikt<br />

genug um die soziale und ökologische Nachhaltigkeit von Biotreibstoffen sicher zu<br />

stellen.<br />

1.WAS BEDEUTET <strong>ILUC</strong>?<br />

Vorschlag zum Umgang mit indirekten<br />

Landnutzungsänderungen (Indirect Land-Use Change, <strong>ILUC</strong>)<br />

<strong>ILUC</strong> tritt dann auf, wenn existierende Agrarflächen<br />

zur Nutzung für Biokraftstoff genutzt werden. Um<br />

den unveränderten (oder gar steigenden) Bedarf an<br />

Nahrungs- und Futtermitteln zu decken müssen die<br />

Agrarflächen andernorts ausgeweitet werden.<br />

Diese Ausweitung findet vor allem in Wäldern und<br />

anderen kohlenstoffreichen Ökosystemen statt. Bei<br />

der Umwandlung der Ökosysteme in Agrarflächen<br />

wird der Kohlenstoff aus diesen natürlichen<br />

Kohlenstoffsenken freigesetzt und gelangt als<br />

Treibhausgas in die Atmosphäre.<br />

2. DER ANTRAG DER EUROPÄISCHEN<br />

KOMMISSION<br />

Ausbreitung von Palmölplantagen in West<br />

Kalimantan, Indonesien.<br />

Im Oktober 2<strong>01</strong>2 veröffentlichte die Europäische Kommission einen Antrag in dem sie sich<br />

dem <strong>ILUC</strong> Probelm annimmt. Dies geschah im Rahmen des Mandates der Europäischen<br />

Kommission, dass sich aus der RED und FQD ergiebt und vorgiebt, dass sich die<br />

Kommission mit <strong>ILUC</strong> beschäftigen muss um Methoden vorzuschlagen, die das Problem<br />

lösen. Der Vorschlag entbindet die Mitgliedsstaaten formel von der Förderung von<br />

Biokraftstoffen über die Marke von 5% hinaus, die auf Basis von Nahrungsmittlen erzeugt<br />

wurden, wie es die RED vorsah. Dies ist ein Schritt in die richtige Richtung, da es den Anteil<br />

<strong>ILUC</strong> <strong>Position</strong>spapier | Seite 1


„schlechter“ Biotreibstoffe auf das heutige Mass begrenzt. Jedoch werden die<br />

Treibhausgasemmisionen durch <strong>ILUC</strong> noch nicht recht beachtet, da lediglich eine<br />

Berrichtspflicht über <strong>ILUC</strong> Faktoren aufgenommen wurde.<br />

Dies bedeuted, dass „schlechte“ Biokraftstoffe noch immer auf drei Arten gegenüber den<br />

„guten“ Biokraftstoffen bevorzugt werden:<br />

• Die FQD sorgt noch immer dafür, dass Kraftstoffanbieter Biotreibstoffe mit hohen<br />

<strong>ILUC</strong>-Faktoren, wie etwa konventionellen Biodiesel, für ihre Krafftstoffverschnitte<br />

nutzen - durch die RED potentiell bis zu 5 vol.%.<br />

• Die RED schafft für die Mitgliedstaaten noch immer Anreize für die Nutzung von<br />

<strong>ILUC</strong> intensiven, aber nicht nahrungsrelevanten Biotreibstoffen wie Miscanthus und<br />

anderen Energiepflanzen.<br />

• Für saubere Biotreibstoffe mit niedrigem <strong>ILUC</strong> gibt es besonders durch die FQD<br />

noch keine wirklichen Anreize.<br />

Wie kann der Antrag verbessert werden?<br />

1. WIEDEREINFÜHRUNG VON <strong>ILUC</strong>-FAKTOREN<br />

Zahlreiche wissenschaftliche und öffentliche<br />

Einrichtungen stimmen darüber überein, dass <strong>ILUC</strong><br />

stattfindet und bei der Berechnung der GHG<br />

Emissionen mit einbezogen werden sollte.1 Die<br />

Europäische Kommission gab selbst fünf Studien in<br />

Auftrag und beriet sich ausgiebig mit Wissenschaftlern,<br />

die vorschlugen, dass <strong>ILUC</strong> zur Berechnung der<br />

Emissionen miteinbezogen werden könne. Der beste<br />

Weg das Problem anzugehen wäre es spezifische<br />

<strong>ILUC</strong> CO2–Faktoren für jede Bioenergiepflanze zu<br />

ermitteln.2 Die Abschätzung der Folgen durch die<br />

Europäische Kommission zeigte sich bereits, dass <strong>ILUC</strong>-Faktoren die höchsten<br />

Einsparungen von GHG durch die Richtlinie sicher stellen könnten (bis zu 70% inklusive<br />

<strong>ILUC</strong>).3 Im aktuellen Antrag werden <strong>ILUC</strong>-Faktoren nur als meldepflichtig aufgenommen,<br />

womit der Wissenschaft Beachtung geschenkt wird, jedoch wird ihnen so keine Relevanz zur<br />

Erreichung der Ziele eingeräumt. Die Einrichtung von <strong>ILUC</strong>-Faktoren würde außerdem zu<br />

Investitionssicherung führen, da diese nur gegeben ist, wenn die Gesetzgebung der<br />

Wissenschaft angepasst wird.<br />

Das Europäische Parlament und der Rat sollten <strong>ILUC</strong>-Faktoren in die<br />

Nachhaltigkeitskriterien, besonders in die Methodik von RED and FQD aufnehmen.<br />

Dabei sollten alle Biotreibstoffe eingeschlossen werden, die aus Energiepflanzen<br />

gewonnen werden, deren Anbau zu Verlagerungsprozessen führen.<br />

1 http://www.transportenvironment.org/what-we-do/what-science-says-0<br />

2 Edwards, J. et al. (2<strong>01</strong>1): Critical issues in estimating <strong>ILUC</strong> emissions http://publications.jrc.ec.europa.eu/repository/handle/111111111/22908<br />

3 <strong>ILUC</strong> IA.<br />

Abholzung des Regenwaldes in Indonsien<br />

um Platz für Ackerland zu schaffen<br />

<strong>ILUC</strong> <strong>Position</strong>spapier | Seite 2


2. FESTLEGUNG EINER UNTERGRENZE FÜR ALLE AUF LAND GEWONNENEN<br />

BIOTREIBSTOFFE<br />

Der Vorschlag der Kommission reduziert den Anteil von Biotreibstoffen, die auf Basis von<br />

Nahrungsmitteln erzeugt wurden auf das heutige Maß von etwa 5%. Diese auf Basis von<br />

Zucker, Raps und Getreide gewonnenen Biotreibstoffe können demnach nur zur Hälfte zu<br />

dem 10% Ziel beitragen, das durch die RED vorgegeben wird. Dies ist ein Schritt in die<br />

richtige Richtung, jedoch wird dabei nur auf die RED, nicht aber auf die FQD eingegangen.<br />

Zudem wird dabei nur auf Biotreibstoffe auf Basis von Nahrungsmitteln eingegangen wobei<br />

alle Energiepflanzen den Effekt zeigen, dass sich die Agrarproduktion in andere Teile der<br />

Welt verlagert. Dies bedeutet, dass Mitgliedstaaten noch immer Anreize schaffen können,<br />

nicht nachhaltige Biotreibstoffe zu nutzen um das 6% Ziel aus der FQD zu erreichen.<br />

Das Europäische Parlament als auch der Rat sollten sicherstellen, dass die Untergrenze<br />

von 5% für auf Land gewonnene Biotreibstoffe festgesetzt wird. Nach 2<strong>01</strong>7 sollte die<br />

Grenze nach und nach weiter abgesenkt werden und so auslaufen.<br />

3. ES MUSS SICHERGESTELLT WERDEN, DASS NEUE BIOTREIBSTOFFE WIRKLICH<br />

NACHHALTIG SIND UND GHG-EMISSIONEN REDUZIEREN KÖNNEN.<br />

Der Vorschlag der Europäischen Kommission bietet Prämien für Biotreibstoffe der nächsten<br />

Generation, indem der Energiegehalt vierfach auf das durch die RED vorgegebene Ziel<br />

angerechnet werden kann. Diese kreative Abrechnung führt jedoch weiter von dem Ziel weg,<br />

das vorsieht, dass nachwachsende Treibstoffe auf Basis ihres GHG-Einsparungspotentials<br />

gefördert werden sollten. Um zu verhindern, dass der gleiche Fehler bei modernen<br />

Biotreibstoffen erneut gemacht wird, sollten von Anfang an korrekte<br />

Kohlenstoffbilanzierungsmethoden eingeführt werden und Sicherheitsmaßnahmen oder<br />

Nachhaltigkeitskriterien negativen Umwelteinfluss verhindern.<br />

Das Europäische Parlament und der Europäische Rat sollten Sicherheitsmaßnahmen<br />

und Kriterien einführen um neuere Biotreibstoffe in die richtige Richtung zu weisen.<br />

Dies sollte Maßnahmen beinhalten, die sicherstellen, dass eingesetzte Materialien nicht<br />

zu Verlagerung der Landwirtschaft führen und jeglichem Betrug vorbeugen.<br />

<strong>ILUC</strong> <strong>Position</strong>spapier | Seite 3


WAS SIND DIE NÄCHSTEN SCHRITTE?<br />

Biotreibstoffe sind nicht der einzige Weg um die GHG-Emissionen im Transportsektor zu<br />

verringern und so nachhaltiger zu machen. Mitgliedsstaaten sollten ernsthaft nach<br />

Alternativen suchen, wie verringertem Energiebedarf, gesteigerter Effizienz durch striktere<br />

CO2-Satndarts und der Förderung von erneuerbarer Elektrizität im Transportwesen. Nach<br />

2020 sollten keine nicht nachhaltigen Biotreibstoffe mehr gefördert werden und keine Ziele<br />

für Biotreibstoffe mehr gesetzt werden.<br />

Das Problem, dass sich durch die „guten“ und die „schlechten“ Biotreibstoffe ergibt ist, dass<br />

alle Biotreibstoffe gleich behandelt werden. BirdLife Europe, <strong>EEB</strong> and T&E haben<br />

Kohlenstoffreduktionsziele in allen Treibstoffen des Transportsektors, wie die FQD 6%, eher<br />

als die technisch spezifischen Volumenziele in der RED von 10%, stets befürwortet und<br />

unterstützt. Die Abschaffung des 10% Ziels aus der RED und die Miteinberechnung von<br />

<strong>ILUC</strong> durch Biotreibstoffe in die FQD bleibt der bevorzugte und angestrebte Ansatz –<br />

spätestens in einer Richtlinie für die Zeit nach 2020.<br />

Für weitere Informationen wenden Sie Sich bitte an:<br />

• Nusa Urbancic, Programme Manager for Clean Fuels, Transport &<br />

Environment, nusa.urbancic@transportenvironment.org, +32 (0)2 893 0846<br />

• Faustine Defossez, agriculture and bioenergy policy officer, <strong>EEB</strong>,<br />

Faustine.defossez@eeb.org, +32 (0)2 790 88 14<br />

• Trees Robijns, EU agriculture and bioenergy policy officer, BirdLife Europe,<br />

trees.robijns@birdlife.org, +32 (0)2 238 50 91<br />

<strong>ILUC</strong> <strong>Position</strong>spapier | Seite 4

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