Januar/Februar 2006 - Nossner Rundschau

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Januar/Februar 2006 24 Nossner Rundschau LESERBRIEF Die Erinnerung an das Inferno von Dresden im Februar 1945 darf nicht verloren gehen! Es gibt erschütternde zeitgeschichtliche Dokumente, die nie in Vergessenheit geraten dürfen, die Leuchtfeuer flammender Menschenliebe für die Nachwelt sind; aufrüttelndes Fanal für die Generation, die geschichtliche Tragödien begreifen lernen soll und muss, damit sie sich nicht wiederholen. Darum ist hier und heute von einem verheerend - bedeutenden zeitgeschichtlichen Geschehen die Rede. "Inferno von Dresden im Februar 1945". Mahnend darf ich das selbst erlebte verheerende Geschehen "Bomben über Dresden" der jungen Generation nicht vorenthalten. Ich fühle mich geradezu aufgefordert und verpflichtet. In der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945, der Krieg war schon entschieden, als die angloamerikanischen Bomber ihre Todeslasten über Dresden ausklinkten, ich war noch keine 19 Jahre alt, konnte ich von dem 823 Meter ü. NN gelegenen Ort Altenberg im Erzgebirge aus den blutroten Himmel über dem brennenden Dresden erblicken. Am Morgen des 14. Februar und im Laufe des Tages brachten sie vom Bahnhof auf Pferdewagen halbverbrannte Frauen und Kinder mit geschwärzten Gesichtern in das Hilfslazarett, das in den Gebäuden des damaligen Gymnasiums in Altenberg untergebracht war. Sie hatten das Inferno überlebt, weil sie als brennende Fackel noch zu ihrer Errettung die Elbe erreicht hatten. Dieses Erlebnis hat sich mir tief eingeprägt - mehr noch als die erschütternden Szenen auf dem Schlachtfeld - und ich glaube, dass Ulrich Grasnicks Dichtung "Propace" auch meinen damaligen Eindruck verdeutlichte. Dresden aber bedeutete für mich mehr als persönliche Erinnerung, war es doch mein geliebtes Elbflorenz, das ich von Kind auf liebte. Am 20. April 1945 sah ich schließlich mit eigenen Augen, was die angloamerikanischen Bomber angerichtet hatten wie hier auf dem Altmarkt. Um mich herum waren bloß Trüm- merberge und ein penetranter Brand- und Leichengeruch erschwerte mir das Atmen. Aber ich hatte noch mein Leben, das Tausende anderer in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945 verloren hatten. Wie daraus jemals wieder eine Stadt entstehen sollte, eine Stadt mit Häusern, Straßen und Leben darin? Fortan quälte mich diese Frage, wie man nach dem Krieg mithelfen könnte, das zerbombte Dresden, unser zerstörtes Land wieder aufzubauen. Wenn man bedenkt, am 13. Februar befanden sich etwa 1,2 Millionen Menschen in der Stadt, die von hunderttausenden Flüchtlingen aus Ostdeutschland überschwemmt war. Am Morgen nach dem Luftangriff waren die Straßen und Plätze Dresdens von tausenden Leichen übersät. So ungeheuer groß war die Zahl der Toten, dass sie nicht mehr aus der Stadt transportiert werden konnten. Sie mussten - zu großen Leichenbergen aufgeschichtet - an Ort und Stelle verbrannt werden. Denn der Tod von Dresden hat mehr Menschenopfer gekostet als der Abwurf der beiden Atombomben auf japanische Städte. Auf dem Heidefriedhof draußen vor der Stadt wird der Besucher heute einen kleinen Hügel entdecken. Er ist nicht groß. Höchsten 4 mal 6 Meter. Ein schlichtes Holzkreuz verrät: "Die Asche von 10000 Menschen bedeckt dieser kleine Hügel von 4 mal 6 Meter!" Zehntausend Menschen unter einem Hügel! Die Einwohnerzahl einer Kleinstadt! Nach dem höllischen Bombardement zählte man noch 368519 Einwohner, in der Innenstadt lebten noch 500 Menschen! Es bedarf keines Rechenschiebers, um die Zahl der Toten zu ermitteln. Nur dass ausgerechnet die deutschen Medien beim Besuch der englischen Königin 1994 in Dresden, die Zahl der Opfer dieser grauenhaften Feuerwalze zusammenschrumpfen ließ und von ca. 50000 (!) Toten berichtete, ist ein devotes unverzeihliches Verhalten. In der gewiss unverdächtigen und über jeden Zweifel erhabenen zusammenfassenden Darstellung des Bombenkrieges des Internationalen Roten Kreuzes - Report of the Joint Relief 1941 - 1946 - wird die Zahl der Toten von Dresden mit 275000 angegeben. Schamröte müsste Ihnen ins Gesicht steigen, wenn sie nur aus Gerhart Hauptmanns "Totenklage auf Dresden" diesen Auszug hören: "Und ich habe den Untergang Dresdens unter den Sodom - und Gomorrha - Höllen der englischen und amerikanischen Flugzeuge persönlich erlebt. Wenn ich das Wort - erlebt - einfüge, so ist mir das jetzt noch wie ein Wunder () Ich weine (). Von Dresden aus, von seiner köstlich - gleichmäßigen Kunstpflege in Musik und Wort, sind herrliche Ströme durch die Welt geflossen, uns auch England und Amerika haben durstig davon getrunken. Haben sie das vergessen?" Ja sie haben es! Die deutsche Öffentlichkeit tut selbst heute noch alles, um in devoter Manier dieses große Verbrechen mit falschen Zahlen zu kaschieren. Was hatten lichterloh brennende Kinder mit Nazis zu tun? Weil sie Deutsche waren? Dafür setzten die Engländer 47 Jahre später den für diesen Völkermord verantwortlichen "Bomber Harris" ein Denkmal. Über 80 meist unveröffentlichte Bilddokumente erhärten zweifelsfrei die These, dass es sich bei dem Anschlag auf Dresden um einen Akt brutalen Völkermordes handelte. Ein fürchterlicheres Memento als der Namen der deutschen Stadt Dresden lässt sich wohl nicht denken. Der alliierte Volksmord von Dresden ist bis heute ungesühnt, weil Schuld und Sühne auf einer Einbahnstraße zu suchen sind, die da heißt Deutschland. Unser Gedenken der Toten von Dresden stellt kein Aufrechnen mit Naziverbrechen dar, wie es zum wiederholten Male der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Galinski, bei der Einweihung der zentralen Gedenkstätte für die Opfer des nazistischen Rassenwahns sagte. Aber um jedes Volk, einschließlich Deutschland, ist es schlimm bestellt, wenn es nicht seiner Toten gedenkt, die Opfer eines sinnlosen Mordens wurden. Bedauerlich, dass das Weltgewissen schweigt, wenn diese Opfer Deutsche waren. Ihr Heimat-Fan Dipl.-Päd. Hans Rudolph
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