bündnis 90/die grünen - Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
bündnis 90/die grünen - Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
bündnis 90/die grünen - Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Antworten von BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN auf <strong>die</strong> Wahlprüfsteine für<br />
<strong>die</strong> <strong>Bund</strong>estagswahl 2013 vom <strong>Bund</strong> <strong>Ökologische</strong><br />
<strong>Lebensmittelwirtschaft</strong> e.V.<br />
__________________________________________________________<br />
______<br />
Recht auf Nahrung<br />
1. Kleinbauern in Entwicklungsländern leiden auch heute noch unter<br />
subventionierten Agrarexporten aus der EU auf ihre lokalen Märkte. Gleichzeitig<br />
fordert eine Mehrheit der <strong>Bund</strong>esbürger, <strong>die</strong> Überproduktion hierzulande zu senken<br />
und damit auch Dumpingexporte zu reduzieren.<br />
Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, <strong>die</strong> staatliche Förderung von Exporten zu<br />
stoppen?<br />
Wie wollen Sie <strong>die</strong>ses Ziel erreichen?<br />
Wird sich Ihre Partei insbesondere dafür einsetzen Subventionen abzuschaffen und<br />
bei der Förderung der Landwirtschaft ausschließlich ökologische und soziale<br />
Leistungen zu honorieren, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Gesellschaft und <strong>die</strong> Natur erbracht werden?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, <strong>die</strong> verbliebenen EU-<br />
Exportsubventionen und andere handelsverzerrende Zahlungen abzuschaffen. Die EU-<br />
Agrarpolitik wollen wir so gestalten, dass sie nicht länger zu Agrardumping in<br />
Entwicklungsländern und zur Zerstörung der dortigen Märkte führt. Dazu wollen wir alle<br />
Agrarzahlungen an ökologische und soziale Leistungen knüpfen wie den Klima- und<br />
Umweltschutz, Schaffung und Erhalt von Arbeitsplätzen, artgemäße Tierhaltung oder<br />
regionale Wertschöpfung. Öffentliches Geld für öffentliche Güter – das ist fair für alle.<br />
Greening, Degression / Kappung und <strong>die</strong> Möglichkeit, <strong>die</strong> ersten Hektare eines Betriebs<br />
besser zu fördern, können geeignete Instrumente für einen Einstieg in solch eine grünere<br />
und gerechtere Verteilung der Direktzahlungen darstellen. Voraussetzung ist, dass <strong>die</strong><br />
Instrumente ambitioniert ausgestaltet und mit wirklichen gesellschaftlichen Leistungen<br />
unterlegt werden.<br />
2. Der Börsenhandel mit Nahrungsmitteln befördert starke Schwankungen der<br />
Nahrungsmittelpreise am Weltmarkt.<br />
Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, den Börsenhandel mit Nahrungsmitteln zu<br />
regulieren?<br />
Ja. Wir GRÜNE fordern eine strikte Eindämmung der Spekulation mit Nahrungsmitteln.<br />
Dazu wollen wir allen Händlern strenge Berichtspflichten auferlegen und konsequente<br />
Preis- und Positionslimits an allen europäischen Börsen einrichten. Den außerbörslichen<br />
Derivatehandel (Over-the-Counter-Handel) wollen wir möglichst vollständig an geregelte<br />
Handelsplätze übertragen, um intransparente Schattenmärkte zu beenden.
3. Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion unterliegen regionalen Bedingungen und<br />
Besonderheiten, <strong>die</strong> nicht austauschbar sind. Diese Besonderheiten müssen auch<br />
beim Handel mit Nahrungsmitteln berücksichtigt und gegebenenfalls geschützt<br />
werden. Es ist daher nicht immer sinnvoll landwirtschaftliche Produkte<br />
uneingeschränkt in einem freien Weltmarkt zu handeln. Sie bedürfen eines<br />
Sonderstatus´ bei internationalen Handelsvereinbarungen.<br />
Unterstützt Ihre Partei <strong>die</strong> Forderung, der Landwirtschaft einen Sonderstatus<br />
innerhalb der WTO-Handelsregeln und bei bilateralen Abkommen einzuräumen?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN treten für eine Neuausrichtung der internationalen<br />
Handelspolitik nach ökologischen und sozialen Standards ein. Dazu wollten wir auch <strong>die</strong> EU<br />
bei der aktuellen Diskussion um das Freihandelsabkommen mit den USA verpflichten, das<br />
hat <strong>die</strong> schwarz-gelbe Mehrheit im <strong>Bund</strong>estag leider verhindert. Alle Handelsabkommen der<br />
EU müssen so ausgestaltet werden, dass sie Entwicklung und Menschenrechte – und<br />
selbstverständlich auch das Recht auf Nahrung – stärken. Ziel muss es sein, dass<br />
Handelsabkommen zu fairen Preisen für Agrarerzeugnisse führen und <strong>die</strong> Verarbeitung in<br />
den Entwicklungsländern fördern. Gleichzeitig fordern wir GRÜNE, dass bei der Verhandlung<br />
von Handelsabkommen Schutzinteressen im Sinne der Ernährungssouveränität anerkannt<br />
werden. Konkret heißt das beispielsweise, dass man Entwicklungsländern <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
einräumt, einen angemessenen Zollschutz für Grundnahrungsmittel und mengenmäßige<br />
Handelsbeschränkungen beizubehalten.<br />
4. Deutschland hat im Rahmen der EU-Politik eine besonders große Bedeutung und<br />
damit auch besondere Verantwortung für <strong>die</strong> EU-Handelspolitik. Freihandelsabkommen<br />
dürfen nicht zur Senkung des hohen Verbraucherschutzniveaus in der EU führen, etwa<br />
bei gentechnisch veränderten Produkten oder beim Einsatz leistungssteigernder<br />
Hormone bei der Fleisch- und Milcherzeugung. Keinesfalls dürfen <strong>die</strong> in Europa<br />
erreichten Standards im Tier- und Umweltschutz oder im Arbeits- und Sozialrecht<br />
ausgehöhlt werden.<br />
Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, dass Deutschland in Brüssel solche Abkommen<br />
stoppt, <strong>die</strong> für Gentechnik-Produkte, Nahrungsmitteln von hormonbehandelten Tieren<br />
einen erleichterten Marktzugang in Europa bedeuten?<br />
Wie werden Sie dafür sorgen, dass <strong>die</strong> geltenden Sicherheits- und Qualitätsstandards<br />
der EU gesichert und verbessert, statt aufgeweicht werden?<br />
Ja. In der Stellungnahme gemäß Artikel 23 Absatz 3 des Grundgesetzes „Transatlantische<br />
Handels- und Investitionspartnerschaft nur mit starken Standards“ haben wir <strong>die</strong><br />
<strong>Bund</strong>esregierung unter anderem aufgefordert,<br />
„gegenüber der Europäischen Kommission und den Mitgliedsstaaten der Europäischen<br />
Union sicherzustellen, dass bei den Verhandlungen <strong>die</strong> bisherigen Errungenschaften in der<br />
EU und in der <strong>Bund</strong>esrepublik im Bereich der Sozial-, Umwelt-, Lebensmittel- und<br />
Gesundheitsstandards, und des Datenschutzes sowie der Verbraucherrechte unbedingt<br />
beibehalten werden.<br />
Das europäische Vorsorgeprinzip darf nicht ausgehebelt werden. Bestehende<br />
Rückverfolgbarkeits- und Kennzeichnungsregelungen müssen als Instrumente des<br />
Gesundheits-, Verbraucher- und Umweltschutzes weiterhin Bestand haben und <strong>die</strong> jeweils<br />
höherwertigen Standards des Partnerlandes sollen als Untergrenze übernommen bzw.<br />
anerkannt werden.<br />
Regulierungen, Beschränkungen, Kennzeichnungsvorschriften oder fiskalische Maßnahmen,<br />
<strong>die</strong> der Ressourceneinsparung, dem Umwelt-, und Klima-, Gesundheits- oder<br />
Verbraucherschutz oder der Verbesserung von Arbeitsbedingungen <strong>die</strong>nen, müssen auch in<br />
Zukunft möglich sein.“<br />
Die Zustimmung von BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN zu dem geplanten Abkommen wird davon<br />
abhängen, ob <strong>die</strong>se Kriterien berücksichtigt und <strong>die</strong> folgenden Maßstäbe eingehalten
werden:<br />
a) Das Importverbot für in der EU nicht zugelassene pflanzliche und tierische Lebensmittel,<br />
wie z.B. Produkte von Tieren, <strong>die</strong> mit Wachstumsförderern behandelt wurden, Produkte von<br />
geklonten Tieren und Produkte, <strong>die</strong> in unzulässiger Weise behandelt wurden (z.B.<br />
Chlorbehandlung von Hähnchen) muss bestehen bleiben.<br />
b) Das Importverbot für Chemikalien, <strong>die</strong> nicht den Registrierungs- und<br />
Prüfungsanforderungen der REACH-Verordnung entsprechen, darf nicht angetastet werden.<br />
c) Die europäischen Zulassungs-, Kennzeichnungs-, Rückverfolgbarkeits- und<br />
Koexistenzvorschriften für gentechnisch veränderte Organismen stellen keine<br />
Verhandlungsmasse dar, auch nicht im Rahmen inoffizieller Vereinbarungen oder veränderter<br />
„Verfahrensanweisungen“.<br />
d) Die Patentierbarkeit von lebenden Organismen, insbesondere landwirtschaftlichen<br />
Nutztieren und -pflanzen darf durch das Abkommen keinesfalls noch ausgeweitet werden.<br />
Das Abkommen soll vielmehr <strong>die</strong> Zielsetzung und <strong>die</strong> Forderungen des einstimmigen<br />
Beschlusses vom 09.02.2012 zum interfraktionellen Antrag „Keine Patentierung<br />
konventionell gezüchteter Nutzpflanzen und -tiere berücksichtigen (BT-Drucksache 17/8344).<br />
In Zusammenarbeit mit den <strong>Bund</strong>esländern, den Grünen im Europäischen Parlament,<br />
den Organisationen der Zivilgesellschaft und ggf. unserem Koalitionspartner werden wir<br />
alles tun, um <strong>die</strong> Europäische Kommission auf <strong>die</strong> Einhaltung <strong>die</strong>ser Maßstäbe zu<br />
verpflichten.<br />
Nachhaltige Ernährung<br />
1. In den letzten Jahrzehnten ist <strong>die</strong> Ernährungskompetenz der Deutschen deutlich<br />
gesunken.<br />
Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, <strong>die</strong> <strong>Bund</strong>esländer aufzufordern,<br />
industrieunabhängige und systematische Bildungsangebote für Kinder, junge<br />
Erwachsene und Eltern zur Schulung eines nachhaltigen Ernährungsstiles zu<br />
entwickeln und einzuführen?<br />
Welche Bildungsangebote sehen Sie dabei als zielführend an?<br />
Ja. Gemeinsam mit den Ländern wollen wir erreichen, dass Verbraucher- und<br />
Ernährungsbildung zum festen Bestandteil im Schulunterricht wird. Wir sehen<br />
Ernährungsbildung als eine Querschnittsaufgabe an, <strong>die</strong> in unterschiedlichen Fächern und<br />
auch im schulischen Raum außerhalb des Fachunterrichts erfüllt werden soll und neben<br />
dem Ernährungswissen im engeren Sinne auch Aspekte der Landwirtschaft und Tierhaltung<br />
und der Lebensmittelkunde umfassen muss. Die Ausstattung von Schulen mit Schulgärten<br />
ist dabei genauso sinnvoll wie <strong>die</strong> Kooperation mit der örtlichen Landwirtschaft und dem<br />
Lebensmittelhandwerk. Gute Ernährung muss aber auch praktisch erlebbar sein – darum<br />
setzen wir uns für ein gutes, ausgewogenes Verpflegungsangebot an allen Schulen und<br />
Kitas ein, bei dessen Zubereitung <strong>die</strong> Kinder möglichst einbezogen werden.<br />
2. Wird sich Ihre Partei dafür einsetzen, alle Kantinen von <strong>Bund</strong>esregierung, -<br />
Ministerien, -Behörden und -Instituten systematisch auf ökologische Kost<br />
umzustellen?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, dass ökologische und regionale<br />
Versorgungsstrukturen in der Gemeinschaftsverpflegung gefördert werden. Wir wollen<br />
einen Bioanteil von mindestens 20 Prozent in der Gemeinschaftsverpflegung erreichen.<br />
Kantinen der <strong>Bund</strong>esministerien und nachgeordneten Behörden sollen dabei eine<br />
Vorbildfunktion übernehmen.
Artgerechte Tierhaltung<br />
1. Wird Ihre Partei sicherstellen, dass Subventionen für Stallneu- beziehungsweise<br />
Stallumbauten nur noch für artgerechte Tierhaltungssysteme gewährt werden?<br />
Ja, wir setzen uns dafür ein, dass <strong>die</strong> Agrarinvestitionsförderung und andere staatliche<br />
Subventionen ausschließlich für artgerechte Tierhaltungssysteme gewährt werden.<br />
2. Wird Ihre Partei Maßnahmen ergreifen – und wenn ja welche – um sicherzustellen,<br />
dass innerhalb einer bestimmten Frist <strong>die</strong> Tierhaltung aller Betriebe artgerecht ist?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN wollen das Tierschutzgesetz novellieren und darin <strong>die</strong><br />
artgerechte Haltungsbedingungen festschreiben. Als Grundlage hierfür <strong>die</strong>nt der Entwurf für<br />
ein neues Tierschutzgesetz, den <strong>die</strong> grüne <strong>Bund</strong>estagsfraktion 2012 in den <strong>Bund</strong>estag<br />
eingebracht hat. Die Haltung von Nutztieren muss sich danach an den arteigenen,<br />
natürlichen Bedürfnissen einer Tierart und damit am Tierwohl orientieren. Qualzuchten und<br />
<strong>die</strong> Praxis, Tiere beispielsweise durch das Kupieren von Schwänzen oder Schnäbeln an<br />
nicht artgerechte Haltungsbedingungen anzupassen, wollen wir verbieten.<br />
3. Wird Ihre Partei sicherstellen, dass der Antibiotikaeinsatz in der Nutztierwirtschaft<br />
verpflichtend und mit einem konkreten Zeitziel reduziert wird?<br />
Welche Maßnahmen sieht Ihre Partei dabei als zielführend an?<br />
Ja. Wir GRÜNE treten für eine konsequente Reduktion des Antibiotikaeinsatzes in der<br />
Nutztierhaltung ein. Alles andere wäre angesichts der steigenden Antibiotikaresistenzen und der<br />
daraus resultierenden gesundheitlichen Gefahren für <strong>die</strong> Menschen unverantwortlich.<br />
Die umfassende Dokumentation der Antibiotikavergabe ist hierzu nur ein erster Schritt. Eine<br />
wirkliche Reduktion des Antibiotikaeinsatzes wird nur durch <strong>die</strong> gesetzliche Verankerung von<br />
tiergerechten Haltungssystemen mit u.a. strikten Besatzdichten, Auslauf und dem Verbot von<br />
Qualzuchten zu erreichen sein. Darüber hinaus wollen wir <strong>die</strong> Behandlungsvorschriften<br />
verschärfen. So muss unserer Ansicht nach klar geregelt werden, wann eine<br />
Einzeltierbehandlung erfolgen muss und wann eine Bestandsbehandlung möglich ist. Auch <strong>die</strong><br />
Einrichtung von Krankenställen oder abgegrenzten Bereichen für kranke Tiere muss gesetzlich<br />
vorgeschrieben werden. Für <strong>die</strong> Vergabe von Antibiotika in der Tierhaltung müssen<br />
rechtsverbindliche Leitlinien festgelegt werden.<br />
Kreislaufwirtschaft<br />
1. Wird sich ihre Partei dafür einsetzen, dass externe Schäden und daraus resultierende<br />
gesellschaftliche Kosten, <strong>die</strong> durch <strong>die</strong> Produktion entstehen, den Verursachern<br />
zugeordnet und <strong>die</strong>sen angelastet werden (Verursacherprinzip)?<br />
Wird ihre Partei konkret eine Abgabe auf Stickstoff und Pestizide einführen?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN setzen sich seit jeher für <strong>die</strong> Internalisierung externer<br />
Kosten ein. Die ökologische Finanzreform wollen wir auf nicht energetische Rohstoffe<br />
ausweiten, um <strong>die</strong> umweltschädliche Verschwendung von Düngemitteln, Baustoffen und<br />
Verpackungen zu reduzieren. Dazu wollen wir unter anderem eine
Stickstoffüberschussabgabe einführen. Mit den Einnahmen wollen wir Beratungsangebote für<br />
<strong>die</strong> Landwirtschaft und den ökologischen Landbau fördern.<br />
2. Teilt ihre Partei <strong>die</strong> Forderung, dass Böden nur noch dann versiegelt werden dürfen,<br />
wenn gleichzeitig Nutzfläche derselben Größe entsiegelt wird?<br />
Mit welchen Maßnahmen will ihre Partei <strong>die</strong>se Forderung politisch umsetzen?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN wollen das Ziel der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie, den<br />
Flächenverbrauch auf 30 Hektar zu reduzieren, schnellstmöglich erreichen. Perspektivisch<br />
streben wir eine Siedlungsentwicklung ohne zusätzlichen Flächenverbrauch an.<br />
Wir sind der Ansicht, dass mit der konsequenten Verfolgung der Grundsätze „Ausbau vor<br />
Neubau“ und „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ eine deutliche Reduzierung des<br />
Flächenverbrauchs erzielt werden kann. Wir schlagen dazu verschiedene Instrumente vor wie<br />
z.B. <strong>die</strong> Einführung eines Baulückenkatasters, eine Revisionspflicht für Flächennutzungspläne<br />
alle 10 Jahre, eine fiskalische Wirkungsanalyse sowie Demografie-Checks für Großprojekte<br />
und eben auch <strong>die</strong> Einrichtung eines Entsiegelungsfonds.<br />
Öko-Soziale Marktwirtschaft<br />
1. Hält es ihre Partei für eine geeignete Maßnahme, das Brutto-Inlands-Produkt durch<br />
den Nationalen-Wohlstandsindex zu ersetzen, um <strong>die</strong> Entwicklung der Wirtschaft zu<br />
mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben?<br />
Ja. Das Bruttoinlandsprodukt misst lediglich den Marktwert aller in einem bestimmten Zeitraum<br />
im Inland hergestellten Waren und Dienstleistungen. Es sagt nichts über Nachhaltigkeit,<br />
Wohlstand oder Lebensqualität aus. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN setzen sich für eine<br />
alternative Wohlstandsmessung ein. Der Nationale Wohlstandsindex ist eine begrüßenswerte<br />
Initiative. Da es sich aber um einen integrierten Indikator handelt, ist es schwer auf einen Blick<br />
zu erkennen, welche Dimensionen sich verschlechtert oder verbessert haben.<br />
BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN schlagen deshalb einen mehrdimensionalen Indikator, den<br />
sogenannten Wohlstandskompass, vor. Dieser deckt vier Dimensionen mit je einem Indikator<br />
ab: ökologische Dimension (ökologischer Fußabdruck im Verhältnis zur Biodiversität), soziokulturelle<br />
Dimension (80/20 Einkommensrelation), gesellschaftliche Dimension (Umfrage zur<br />
Lebenszufriedenheit) und ökonomische Dimension (BIP pro Kopf).<br />
Der Wohlstandskompass ist einfach, klar kommunizierbar und ermöglicht es, auf einen Blick zu<br />
erkennen, wie es um Umwelt, Verteilungsgerechtigkeit und Lebensqualität steht. Durch eine<br />
subjektive Umfrage zur Lebensqualität bezieht er <strong>die</strong> Bevölkerung aktiv mit ein.<br />
2. Wird sich ihre Partei dafür einsetzen, betriebliche Umweltmanagementsysteme als<br />
Grundlage für eine verbindliche, betriebliche Ökobilanz einzuführen?<br />
Falls ja, wird ihre Partei Maßnahmen einsetzen, um <strong>die</strong> Ergebnisse einer betrieblichen<br />
Ökobilanzierung steuerlich zu berücksichtigen?<br />
Ja. Grundsätzliches Ziel grüner Politik ist es, externe Umwelt- und Klimakosten<br />
verursachergerechter zu verteilen. Unabhängig davon halten wir <strong>die</strong> Einführung von<br />
betrieblichen Umweltmanagementsystemen für eine lohnende Investition für jedes<br />
Unternehmen. Verpflichtend wollen wir Energiemanagementsysteme nach DIN ISO 50001<br />
oder vergleichbare Standards für all <strong>die</strong>jenigen Unternehmen einführen, <strong>die</strong> reduzierte Energie-<br />
und Stromsteuersätze nach dem Grünen Härtefallkonzept in Anspruch nehmen.
Darüber hinaus wollen wir <strong>die</strong> betriebliche Beratung intensivieren und fördern.<br />
Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />
1. Die EU-Mitgliedsstaaten können 15 % der Hektarprämien zugunsten von<br />
Agrarumweltmaßnahmen sowie regionaler Verarbeitung und Vermarktung<br />
transferieren.<br />
Setzt sich ihre Partei für <strong>die</strong>se umweltfreundliche Möglichkeit der Modulation von<br />
Agrargeldern ein?<br />
Falls ja, wie wird sich ihre Partei in Europa für <strong>die</strong>se Umschichtung der Agrargelder<br />
einsetzen?<br />
Ja, wir GRÜNE wollen <strong>die</strong> Möglichkeit, 15 Prozent der Mittel aus der 1. Säule in <strong>die</strong><br />
zweite 2. Säule umzuwidmen, nutzen. Anders sind <strong>die</strong> massiven Kürzungen der 2.<br />
Säule, <strong>die</strong> <strong>Bund</strong>eskanzlerin Merkel in Brüssel verhandelt hat und <strong>die</strong> Deutschland mit 20<br />
Prozent überdurchschnittlich treffen werden, nicht auszugleichen.<br />
2. Im Zuge der Finanzkürzungen des EU-Haushaltes für <strong>die</strong> Jahre 2014 bis 2020 werden<br />
<strong>die</strong> Gelder für Ökolandbau und Agrarnaturschutz voraussichtlich massive Kürzungen<br />
erfahren. So wird gerade an den Stellen gespart, an denen umweltfreundliches<br />
Wirtschaften honoriert wird.<br />
Wird Ihre Partei dafür Sorge tragen, dass <strong>die</strong> Kürzungen kompensiert werden; etwa in<br />
Form der Umverteilungsmaßnahmen wie dem Top up-Ansatz?<br />
Ja. BÜNDNIS <strong>90</strong>/DIE GRÜNEN setzen sich in <strong>Bund</strong> und Ländern für eine verlässliche,<br />
angemessene Honorierung der gesellschaftlichen Leistungen des ökologischen Landbaus<br />
ein. Eine gute Finanzausstattung der 2. Säule ist dafür unerlässlich. Um <strong>die</strong>se zu erreichen<br />
setzen wir uns dafür ein, eine den Arbeitskraftbedarf berücksichtigende Degression und<br />
Kappung einzuführen. Auch <strong>die</strong> Möglichkeit, Förderprogramme wie <strong>die</strong><br />
Junglandwirteförderung über <strong>die</strong> 1. Säule abzuwickeln, werden wir prüfen.