Islam In Baden-WürttemBerg - Robert Bosch Stiftung
Islam In Baden-WürttemBerg - Robert Bosch Stiftung
Islam In Baden-WürttemBerg - Robert Bosch Stiftung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
AUSNAHME<br />
NUR FÜR PROFIS<br />
<strong>In</strong> der Fastenzeit<br />
haben es muslimische<br />
Fußballer schwer<br />
Beim Sport, und dort vor allem<br />
im Profi-Fußball, ist Deutschland<br />
längst interkulturell und<br />
interkonfessionell. Ein gutes<br />
Beispiel ist die deutsche Nationalelf: Dort<br />
spielt der Deutsch-Türke Mesut Özil<br />
neben Cacau aus Brasilien; der dunkelhäutige<br />
Jerome Boateng neben dem<br />
Deutsch-Tunesier Sami Khedira.<br />
Wie zum Beweis läuft seit 2008 ein<br />
Werbespot im deutschen Fernsehen,<br />
der die Eltern der Nationalspieler beim gemütlichen<br />
Grillen zeigt – mit Kebab und Kartoffelsalat. Zum Ende, als<br />
alle andächtig der Hymne lauschen, kommt die Synchronstimme<br />
von <strong>Robert</strong> Redford aus dem off: „más integración“<br />
– mehr <strong>In</strong>tegration. Der Deutsche Fußball-Bund ist stolz auf<br />
sein „Multi-Kulti-Team“, lobt es bei jeder Ge legenheit in den<br />
Himmel. „Unser Spiel wäre eintöniger, weniger abwechslungsreich,<br />
weniger fantasievoll“, sagte Manager Oliver Bierhoff<br />
kürzlich. „Unsere Spieler mit Migrations hintergrund<br />
bringen durch ihre Spielweise andere Einflüsse mit ein. Das<br />
wirkt bereichernd.“<br />
Auch in vielen Sportvereinen auf Amateurebene spielen<br />
heute junge Einwanderer. Sie bringen aber nicht nur die<br />
vermeintlich andere Spielweise mit, sondern auch ihren<br />
46<br />
Fallou Diagné,<br />
SC Freiburg<br />
kulturellen und religiösen<br />
Hintergrund. Dazu gehört,<br />
dass sie bei der Feier nach<br />
dem Sieg über den VfL<br />
Pfullingen II vielleicht<br />
kein Bier mittrinken und<br />
in keine Bratwurst beißen.<br />
Zudem haben in vielen<br />
Gemeinden Migranten<br />
ihre eigenen Sportvereine gegründet.<br />
<strong>In</strong> Ligen der unteren Klassen spielen Vereine, die „Türkspor“<br />
oder „FC Bosporus“ heißen. Die meisten Spieler haben<br />
zwar einen deutschen Pass, sie fühlen sich dennoch in einem<br />
Verein wohler, in dem sie Mitspieler mit gleichen ethnischen<br />
Wurzeln finden. Was aber machen diese Spieler,<br />
wenn sie religiös sind und die Gesetze des Korans einhalten<br />
wollen? Vor allem während des Fastenmonats Ramadan<br />
geraten manche von ihnen in einen Konflikt: Volle Leistung<br />
auf dem Spielfeld erfordert eine ausreichende Ernährung.<br />
„Während des Ramadan machen wir nur leichtes Training“,<br />
sagt Serkan Diler. Diler ist Trainer von Ermstal Türkspor.<br />
Das Vereinsheim des Reutlinger Kreisligisten ist ein weißer<br />
Container im Schatten einer Tennishalle. An einem der zwei<br />
Holztische sitzt Diler, an der linken Wand hängt eine türkische<br />
Flagge, rechts die Pokale und ein Wimpel von Borussia<br />
Dortmund.