Schönefelder Bote - Bürgerverein Schönefeld eV
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<strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> <strong>Bote</strong><br />
D i e B ü r g e r z e i t u n g f ü r L e i p z i g - S c h ö n e f e l d<br />
H_______________________________________________________________________________________ e r a u s g e g e b e n v o m B ü r g e r v e r e i n S c h ö n e f e l d e . V .<br />
_______________________________________________________________________________________<br />
02. Jahrgang - Nr. 05 Februar 2012<br />
Schwimmbad ohne Schwimmbecken - Was plant die Stadt in <strong>Schönefeld</strong>?<br />
Sommerbad im Winterschlaf<br />
Bald ein Dauerzustand?<br />
Lesen Sie mehr<br />
Nachruf Heidi Uhlisch S. 3<br />
Projekt Sonnenanbeter S. 4<br />
Geocaching? 1. Teil<br />
- Der Schatz im Unterholz S. 8<br />
Tagestour Berlin mit Bunkerführung S. 10<br />
Dunkle Nächte? Leseecke S. 13<br />
Das <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Sommerbad soll nach dem Umbau<br />
attraktiver für Familien und Kinder werden. So<br />
der Beschluss des Stadtrates vom April 2011. Der<br />
erhofft sich mit einer erhöhten Besucherzahl höhere<br />
Einnahmen zur Kostendeckung. In 2013 ist die<br />
Wiedereröffnung geplant. Drei Vorschläge hat ein<br />
Planungsbüro zur Neugestaltung ausgearbeitet. Alle<br />
sehen aus Kostengründen eine Reduzierung der<br />
Gesamtwasserfläche vor. Zwei Alternativen werden<br />
dem Auftrag des Stadtrates gerecht, die Familienfreundlichkeit<br />
zu erhalten. Sie sehen neben Spielflächen<br />
und einem großen Planschbereich auch noch<br />
ein Schwimmbecken vor. Nur die Variante 1 spart auf<br />
Kosten einer wesentlichen Schwimmbadzielgruppe:<br />
den Schwimmern. Für die sind weder Becken noch<br />
Sprungturm vorgesehen. „Zu teuer“, heißt es in der<br />
Stadtverwaltung.<br />
(Fortsetzung auf Seite 2)<br />
„Ich liebe die 35 Stunden Woche,<br />
deshalb mache ich sie gleich zweimal.“<br />
(Quelle: www.forum-burn-out.de)
2 Aktuell<br />
Fortsetzung von Seite 1 dazu den Kindern auch Schwimmkurse bieten können?<br />
Oder in die Seenlandschaft, wo man segeln,<br />
spielen, ja und auch richtig schwimmen kann?<br />
Die ebenfalls angedachte Variante mit einem<br />
Schwimmerbecken direkt neben dem großen Nichtschwimmerbereich<br />
kann von einem Bademeister<br />
gleichzeitig überwacht werden. Das würde Betriebskosten<br />
senken.<br />
Wie lange macht hier das Schwimmen noch Spaß?<br />
Was will die Stadt? Der Ratsbeschluss sieht den<br />
Umbau in ein Freizeit- und Familienbad vor. Als Ziel<br />
nennt der Betreiber, die Sportbäder Leipzig GmbH,<br />
eine Anpassung des Bades an den heutigen Bedarf<br />
und es besonders für Kinder und Familien attraktiver<br />
zu gestalten. Mit einer Optimierung von Trocken- und<br />
Wasserflächen wird eine Senkung der Betriebskosten<br />
erwartet. Daneben soll sich das Bad „von anderen<br />
Freibädern (z.B. Parthebad in Taucha) und von<br />
der Seenlandschaft abheben“. Das Bad in Taucha<br />
betont allerdings auch seine Familienfreundlichkeit;<br />
es bietet Events sowie Kurse für jedermann und die<br />
Seenlandschaft ist so vielfältig, wovon will man sich<br />
da abheben?<br />
Was die Stadt für das <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Freibad jetzt<br />
plant, ist die Reduzierung der Wasserfläche von<br />
2.400 m² (davon 1.060 m² für Schwimmer) auf 1.400<br />
m² nur für Nichtschwimmer- und Kinderplanschbecken.<br />
An die Stelle des Schwimmerbeckens kommen<br />
Planschbecken und Sandkasten. Damit wird auch<br />
Leipzigs letztes 50m-Becken verschwinden! Positiv<br />
ist jedoch die vorgesehene Schaffung neuer Parkplätze<br />
und ein neues Funktionsgebäude. Doch wird<br />
der Plan aufgehen, mehr Besucher anzulocken? Familien<br />
sind nicht nur Kinder, was sollen die Erwachsenen<br />
machen, während die Kleinen im Kinderbecken<br />
planschen? Welche Anreize bietet das Bad dann für<br />
die Jugendlichen?<br />
<strong>Schönefeld</strong> braucht dringend Zuzug von jungen Familien,<br />
das ist richtig. Aber reicht dafür ein Riesenspielplatz?<br />
Oder ziehen es die jungen Eltern lieber<br />
gleich nach Taucha, wo sie selbst schwimmen und<br />
Leserbriefe, Gespräche mit <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong>n und auch<br />
der Stadtbezirksbeirat sind der Meinung, hier noch<br />
einmal nachzudenken und dem Schwimmbad ein<br />
Schwimmbecken zu belassen. Sport- und Schwimmkurse<br />
mit einem guten Gastronomieangebot ziehen<br />
dann auch mehr Besucher an.<br />
Ein Spielplatz für mehr als eine Million Euro kann<br />
sich Leipzig sicher nicht leisten.<br />
Fotos: Sommerbad <strong>Schönefeld</strong><br />
Stärken stärken - unser <strong>Schönefeld</strong><br />
Ein passendes Motto. Auch nach dem zweiten Blick.<br />
Die Vieldeutigkeit ist Absicht. Die Stärken <strong>Schönefeld</strong>s<br />
stärken sein Ansehen, stärken den Stadtteil und seine<br />
Bewohner. Es ist aber auch ein Aufruf, mit zu helfen,<br />
die vorhandenen Stärken zu finden und zu festigen.<br />
Wie verborgene Schätze im Keller könnten sonst die<br />
<strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Werte ungenutzt unter dem Kehricht<br />
von Gleichgültigkeit, verfallenden Ruinen und einem<br />
negativen Bild verloren gehen.<br />
Die Redaktion möchte helfen, die <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong><br />
Schätze zu heben und bittet die Leser, uns die Stärken<br />
<strong>Schönefeld</strong>s aus Ihrer Sicht zu nennen. Schreiben<br />
Sie uns, oder sagen Sie uns, welche Stärken Sie in<br />
<strong>Schönefeld</strong> sehen. Wir werden darüber in einer der<br />
nächsten Ausgaben berichten. mr<br />
Für die neue Rubrik „Anregungen, Fragen,<br />
Hinweise“ bitten wir Sie, uns zu schreiben<br />
oder zu mailen, was Sie bewegt, denn:<br />
IHRE MEINUNG IST UNS WICHTIG!<br />
Unsere Adresse finden Sie im Impressum.
Aktuell 3<br />
Nachruf<br />
Heidi Uhlisch wurde am 17. November 1949 in<br />
Leipzig geboren. Ihren ersten Schultag hatte die<br />
kleine Heidi 1956. Nach ihrem Schulabschluss<br />
begann sie bei der Firma C.G. Röder in Leipzig<br />
eine Lehre als Notenstecherin. Und arbeitete dann<br />
bis 1972 als Maschinenbucherin in der Sparkasse<br />
Leipzig. Die ersten Kontakte zu ihrer großen<br />
Leidenschaft, der Verbindung von Menschen und<br />
Bildung bekam sie in der Volksbildung Leipzig, wo bis<br />
1979 als Hausmeisterin gearbeitet hat. Anschließend<br />
war sie beim Kombinat Baukema als Mitarbeiterin<br />
in der Information angestellt. Heute würde man das<br />
als Öffentlichkeitsarbeit bezeichnen und das weckte<br />
bei Heidi Uhlisch den Wunsch, sich in diesem für<br />
sie so spannenden Bereich weiter zu bilden. Doch<br />
zu dieser Zeit ging nicht alles so, wie man es sich<br />
wünschte oder vorstellte. Damals noch weniger als<br />
heute. Immerhin konnte Heidi Uhlisch 1981 eine<br />
zweite Ausbildung zur Industriekauffrau machen.<br />
So war es möglich, das bisher erlernte Wissen mit<br />
ihrem Wunsch, Menschen, Bildung und Öffentlichkeit<br />
zu verbinden. Bis 1994 war Heidi bei verschiedenen<br />
Unternehmen in Leipzig als Sachbearbeiterin tätig.<br />
Und dann ereilte sie das Schicksal vieler, sie wurde<br />
arbeitslos. Doch damit konnte und wollte sich Heidi<br />
Uhlisch nicht abfinden. Sie wagte den Sprung in<br />
die Selbständigkeit. Knapp 2 Jahre war sie für die<br />
Deutsche Vermögensberatung AG tätig. Ein richtig<br />
harter Job mit großer Konkurrenz und hohem Druck.<br />
Die Erwartungen, die an Heidi gestellt wurden, waren<br />
nicht in Einklang zu bringen, mit den Ansprüchen, die<br />
sie an sich selber stellte. Zwischen den Menschen<br />
Verbindungen zu schaffen, auszugleichen, sich für<br />
die Belange und Interessen anderer einzusetzen.<br />
Dafür war dieser Job nicht geeignet und Heidi zog<br />
die Konsequenzen und war darauf für drei Jahre<br />
arbeitssuchend. Bis sie 2000 für ein Jahr eine ABM-<br />
Stelle bei der Volkssolidarität Stadtverband Leipzig<br />
als Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit erhielt. Da<br />
war Heidi Uhlisch ganz in ihrem Element und das ließ<br />
sie auch nicht wieder los. Auf ihrer erneuten Suche<br />
nach einer erfüllenden Arbeit in ihrem Sinne traf sie<br />
2005 auf den <strong>Bürgerverein</strong> <strong>Schönefeld</strong> e.V. Natürlich<br />
zunächst als Mitarbeiterin für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
und dann als ABM-Koordinatorin. Es waren die<br />
Menschen mit ihren Sorgen, ihren Anliegen und ihrem<br />
Leben, das Heidi so sehr einnahm, wofür sie sich mit<br />
ihrem ganzen Können, ihrer ganzen Kraft einsetzte.<br />
Ganz zwangsläufig wurde Heidi 2009 ehrenamtliche<br />
Vorsitzende im <strong>Bürgerverein</strong> <strong>Schönefeld</strong> e. V.<br />
Bei ihrer Arbeit im Verein konnte Heidi endlich wieder<br />
spüren, dass sie gebraucht wurde. Mit Leib und<br />
Seele hat sie Ihr ganzes Schaffen den Menschen<br />
bedingungslos zur Verfügung gestellt, die ihre Hilfe<br />
und Unterstützung benötigten. Anderen Menschen<br />
zu helfen in ihrer Not war so sdelbstverständlich für<br />
sie. Warnungen von Menschen aus ihrer Umgebung,<br />
mehrere Herzinfarkte und andere gesundheitliche<br />
Warnsignale ihrer eigenen Seele und aus ihrem<br />
eigenen Körper hat Heidi ignoriert. Ihre Tochter<br />
Bettina umschreibt es mit folgenden Worten:<br />
„Sie war in ihrem Innersten sehr sensibel und hatte<br />
ein zerbrechliches Herz, ihr Herz war wie eine Blume<br />
aus Glas.“ Und ihr Sohn Jan sagt: „Ihr Leben war der<br />
Verein und auch im Himmel wird er es immer sein.“<br />
Im <strong>Bürgerverein</strong>, der für sie so gewohnten Umgebung<br />
schloss Heidi Uhlisch am 20. Dezember 2011, um<br />
11:31 Uhr für immer ihre Augen.<br />
Der <strong>Bürgerverein</strong> <strong>Schönefeld</strong> e.V., sein Vorstand,<br />
seine Mitarbeiter und seine Mitglieder sind erschüttert<br />
über ihren viel zu frühen Tod und dankbar für ihre<br />
immer einfühlsame und engagierte Vereinsführung.<br />
Sie war nicht nur eine geschätzte und beliebte<br />
Vorsitzende, wir haben mit ihr auch eine warmherzige<br />
Freundin verloren. Wir werden sie nie vergessen. Sie<br />
hinterlässt eine Lücke.<br />
mr / Jörn Gerischer, Segenius GmbH
4 Aktuell<br />
Willi und die Nummerngirls<br />
Eine wahre Geschichte, an der nur die Namen<br />
nicht stimmen.<br />
Die <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Kleiderkammer ist bekannt vor<br />
allem bei den Bedürftigen, die gerade jetzt dankbar<br />
sind, für wenig Geld warme Kleidung zu erhalten.<br />
Kleidung, die gespendet wurde und die gegen eine<br />
kleine Spende an die verteilt wird, die sie nötig<br />
haben. Dazu ist ein Laden nötig und Menschen,<br />
die entgegen nehmen, sortieren, in Regale legen<br />
und sie wieder herausgeben. Menschen, die das<br />
Geld sammeln und abrechnen. Die Kleiderkammer<br />
ist nahezu täglich geöffnet, denn ständig kommt<br />
jemand, der etwas sucht und fast immer auch findet.<br />
Aber so gerne viele Menschen anderen helfen, kann<br />
niemand jeden Tag einige Stunden unentgeltlich<br />
arbeiten. Auch weil die Arbeit nicht immer leicht ist.<br />
Doch der Betreiber, ein gemeinnütziger Verein, darf<br />
aus der Kleiderkammer keinen Gewinn erzielen. Er<br />
ist angewiesen auf die öffentliche Förderung. Wie<br />
etwa die Arbeitsgelegenheiten, von den JobCentern<br />
durchgeführt und von den Vereinen genutzt zum<br />
Wohle der Gesellschaft. Diese Arbeitsplätze nimmt<br />
der Staat nun wieder weg. Weil die Menschen, die<br />
gefördert wurden, nun in richtige Stellen, finanziert<br />
aus Unternehmensgewinnen, vermittelt werden<br />
sollen.<br />
Aber einer, Willi Petermann*, der wollte lieber in der<br />
Kleiderkammer bleiben, auch weil seine Kolleginnen<br />
auf seine starken Arme angewiesen sind. Er kann<br />
sich bei vielen Arbeiten nützlich machen. Der Verein<br />
bat das JobCenter also um Verlängerung. „Kein<br />
Problem“, hieß es dort und der Antrag wurde gestellt.<br />
Die Maßnahme bekam eine neue Nummer, weil die<br />
alte ausgelaufen war. Und bald kam ein positiver<br />
Bescheid mit neuer Nummer. An dem waren viele<br />
Menschen beteiligt. Denn auf telefonische Nachfrage,<br />
ob denn nun der Willi P.* bleiben könne, sagte die<br />
Sachbearbeiterin Marga S.*, „nicht den Namen,<br />
die Maßnahmenummer brauche ich.“ Na gut, man<br />
nannte sie ihr. „Ja, die habe ich hier, der Antrag<br />
wurde genehmigt.“ „Ich weiß,“ sagte der Verein,<br />
„es geht um den Willi P…“, weiter kam der Verein<br />
nicht, denn die Sachbearbeiterin fiel ins Wort: „Da<br />
müssen Sie Frau H.* fragen, die ist dafür zuständig.“<br />
Und verband. Frau H. konnte mit dem Namen auch<br />
nichts anfangen, die Nummer, ja die war bekannt,<br />
„das habe ich weitergeleitet an die Vermittlung,<br />
Frau K.*, ich verbinde mal.“ Die sehr nette Frau K.<br />
erinnerte sich an den Vorgang, man hatte gerade<br />
noch darüber gesprochen, denn dazu muss es<br />
einen Vermittlungsvorschlag geben. Den macht das<br />
Team 918, wer für diese Nummer zuständig ist, mal<br />
sehen. „Die Nummer hat noch keinen VV, der wird<br />
aber umgehend erstellt, von der Kollegin Frau M*,<br />
die schickt den umgehend zu.“„Na, aber steht denn<br />
dann der Name vom Willi auf dem VV?“ Möchte der<br />
Verein immer noch wissen. „Das teilt doch die Frau<br />
M. zu, nicht wir. Aber Sie bekommen auf jeden Fall<br />
eine Zuteilung.“ Zuteilung, was für ein Wort. Und<br />
der Verein denkt, da haben wir mit vier Menschen<br />
geredet, die alle nur über eine Nummer sprachen und<br />
der Verein nur eine Frage hatte, nach dem Menschen<br />
mit Namen Willi. Und die fünfte Person, die sich mit<br />
unserem Fall beschäftigte, die teilt zu. Eine Nummer<br />
an eine Nummer. Fünf Menschen, die einen Lohn<br />
erhalten, von uns allen bezahlt, um eine Nummer<br />
zuzuteilen. Mensch, wir sind ja weit gekommen. mr<br />
* Namen von der Redaktion geändert<br />
Projekt Sonnenanbeter für <strong>Schönefeld</strong><br />
Was verhilft grauen Fassaden zu fröhlichen<br />
Farbtupfern? Was kann einer monotonen Kulisse im<br />
Kiez ohne großen Aufwand zu einem heiteren Antlitz<br />
verhelfen?<br />
Was verknüpft Kreativität, Gemeinschaftssinn<br />
und Selbsthilfe mit der Freude am eigenständigen<br />
Gestalten des Quartiers?<br />
Sonnenblumen können das!<br />
Mit dem Projekt „Sonnenanbeter für <strong>Schönefeld</strong>“<br />
wollen wir diesen Stadtteil mit Hilfe seiner<br />
Bewohnerinnen und Bewohner einen Sommer lang<br />
verschönern, thematisieren und aktivieren. Unsere<br />
Vision ist diese: Sonnenblumen sollen ...<br />
möglichst viele Fensterbretter und Balkone zieren,<br />
Schaufenster schmücken und v.a.<br />
auf den herrenlosen Freiflächen gedeihen und<br />
aufgegebenes Straßen(begleit)grün wiederbeleben.<br />
Adressen sichtbar machen und Schlaglichter werfen;<br />
sowohl auf die Defizite als auch auf die vielen tollen<br />
Einrichtungen und Orte im Kiez. „Sonnenanbeter<br />
für <strong>Schönefeld</strong>“ soll dazu beitragen, den Blick der<br />
Bewohner auf ihren Stadtteil zu sensibilisieren und<br />
Interesse und Neugier von außen wecken.
Aktuell 5<br />
Gelingen kann dies nur durch die Unterstützung der<br />
<strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Bürger; egal, ob jung oder alt, Anwalt<br />
für Steuerrecht oder Hausfrau. Alle können mitwirken!<br />
Unser Anliegen ist es, in den <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong>n durch<br />
eine großangelegte, aber preiswerte Pflanzaktion<br />
das Bedürfnis und das Vertrauen zu wecken, im<br />
Zusammenwirken mit Gleichgesinnten ihr direktes<br />
Lebensumfeld aktiv mitzugestalten. So können<br />
Kinder begreifen lernen, wie viel Arbeit und Einsatz<br />
notwendig sind, eine Pflanze gedeihen zu lassen; sie<br />
werden stolz darauf sein, ihr „ganz normales Stück<br />
Stadt“ verschönert zu haben und im Zuge dessen ein<br />
(schärferes) Bewusstsein für das Grün in der Stadt<br />
entwickeln.<br />
„Sonnenanbeter für <strong>Schönefeld</strong>“ soll dazu anregen,<br />
über die Köpfe von Sonnenblumen hinweg neu ins<br />
Gespräch zu kommen - mit Nachbarn und Freunden,<br />
aber auch Neugierigen, die in den Kiez kommen, um<br />
sich die „Farbtupfer gegen graue Fassaden“ einmal<br />
aus der Nähe anzusehen.<br />
„Sonnenanbeter für <strong>Schönefeld</strong>“ kann der Auftakt<br />
für einen folgenden Dialog über die Zukunft von<br />
<strong>Schönefeld</strong> sein.<br />
www.sonnenanbeter-schoenefeld.de.cg<br />
Bau eines Bestattungshauses in<br />
<strong>Schönefeld</strong> - ein Requiem für das moderne<br />
Bestattungswesen<br />
Als die Leiche des Schwedenkönigs Gustav II.<br />
Adolf nach seinem Tode 1632 in einem Leichenzug<br />
über Deutschland nach Stockholm überführt wurde,<br />
werden seine stinkenden Überreste so manchen<br />
eifrig Trauernden von großem Pathos abgehalten<br />
haben. Das Transport- und Bestattungswesen des<br />
17. Jahrhunderts entsprach nun einmal nicht dem<br />
modernen Standard.<br />
Ein eindrucksvolles Zeichen für diesen wird sicher<br />
das Bestattungshaus von <strong>Schönefeld</strong> sein. Wie<br />
die Presse berichtete, wird ein solches bald das<br />
Grundstück zwischen der Waldbaurpassage und<br />
dem Netto-Markt in der Waldbaurstraße verzieren.<br />
Vorerst aber bedeckt ein weißflockiger Saum die<br />
Fläche.<br />
Wird das Bestattungshaus des Unternehmens<br />
Hoensch GmbH einmal fertig, haben wir hier ein<br />
Einkaufscenter der Superlative: Es soll Büroräume,<br />
eine Trauerhalle für das stille Gedächtnis, auch<br />
einen Veranstaltungs- und einen Hygieneraum<br />
und eine Ausstellung von Särgen und aktuellster<br />
Bestattungsmode geben. Inmitten städtischer<br />
Wohnkultur, neben einem vielgenutzten Supermarkt<br />
für den kleinen und großen Hunger zwischendurch,<br />
in unmittelbarer Nähe zur Hauptstraße mit Anbindung<br />
an den Fern- und Nahverkehr scheinen zumindest<br />
logistische und infrastrukturelle Probleme gelöst. Wie<br />
in der Presse zu lesen war, ist nämlich das Motto,<br />
Abschied in würdevoller Atmosphäre zu nehmen!<br />
Die Fläche des künftigen Bestattungshauses<br />
Foto: D. Struck.<br />
Gerade heute ist der Tod allgegenwärtig. Es gab<br />
ihn und wird ihn bei allen medizinischen Mitteln<br />
immer geben. Nur die Art und Weise des Sterbens<br />
ändert sich. Das kann man schon bei Philippe<br />
Ariès „Geschichte des Todes“ nachlesen, und Rilke<br />
legt seinem (hoffentlich) unsterblichen Held Malte<br />
Laurids Brigge die Worte in den Mund: „Die Masse<br />
macht es. Wer gibt heutzutage noch etwas für einen<br />
gut ausgearbeiteten Tod? Niemand. (…) Man kommt,<br />
man findet Leben, fertig, man hat es nur anzuziehen.<br />
(…) Man stirbt, wie es gerade kommt; man stirbt den<br />
Tod, der zu der Krankheit gehört, die man hat (…).“<br />
<strong>Schönefeld</strong> also wird um eine unentbehrliche Institution<br />
reicher. Dafür aber müssen die <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> in<br />
Zukunft dümmer sterben, denn der Buchladen in der<br />
Gorkistraße (gegenüber der Baunackstraße) existiert<br />
nicht mehr – man muss Prämissen setzen! - ebenso<br />
wie das altbewährte Fischgeschäft an der Gorki-/<br />
Zittauer Straße. Wir aber stehen ratlos da und fragen<br />
uns: Wird das Sarg-Shopping vielleicht in gar nicht so<br />
ferner Zukunft andere traditionelle Wirtschaftszweige<br />
übertreffen? Gustav II. Adolf jedenfalls hätte sich<br />
über so ein königliches Begräbnis fürstlich amüsiert.<br />
jb
6 Aktuell<br />
Offener Brief zeigt Wirkung<br />
Diskussion um Streichung von Fördermitteln in<br />
vollem Gange<br />
Der Offene Brief, den das Netzwerk Leipziger Bürger-<br />
und Heimatvereine Leipzig Kollektiv Ende letzten<br />
Jahres veröffentlichte, hat eine breite Diskussion<br />
entfacht. Es fanden viele Gespräche mit Stadträten<br />
statt; die Presse berichtete, das Ministerium von Ulrike<br />
von der Leyen antwortete und weitere Beratungen<br />
mit JobCenter, Verwaltung und Politik werden folgen.<br />
Anlass des Offenen Briefes ist die Wegnahme von<br />
Fördermitteln des so genannten 2. Arbeitsmarktes.<br />
Das trifft nicht nur die Menschen, die ihren Arbeitsplatz<br />
verlieren, sondern auch die Vereine, die zum Teil ihre<br />
Struktur auf diese Arbeitsgelegenheiten abgestellt<br />
haben. Und es trifft vor allem die Menschen, die auf<br />
die Hilfe der Vereine angewiesen sind.<br />
Richtig ist, nach Auffassung des Leipzig Kollektiv,<br />
dass die Förderung des ersten Arbeitsmarktes<br />
gerade bei guter Wirtschaftslage Vorrang hat.<br />
Ohnehin sei, so Roman Raschke, Mitinitiator des<br />
Offenen Briefes, ein zweiter –Schatten- Arbeitsmarkt<br />
fragwürdig. Für den nämlich nutzen die JobCenter<br />
offenbar gerne die gemeinnützigen Vereine. Die<br />
sollen die Arbeitssuchenden aufnehmen, betreuen<br />
und sie fit machen für den ersten Arbeitsmarkt. Ob die<br />
Vereine aber ihre eigentliche Arbeit, die Maßnahmen<br />
und Projekte, wofür sie die Menschen eingestellt<br />
haben, erledigen können, das ist für die JobCenter<br />
zweitrangig. „Wir Vereine können doch nicht die sozialpsychologische<br />
Arbeitsberatung und Betreuung für<br />
Menschen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen<br />
leisten“, so Raschke weiter, „das muss doch Aufgabe<br />
der JobCenter bleiben.“ Michael Reinhardt, Sprecher<br />
des Leipzig Kollektiv, will die Diskussion auf eine<br />
höhere Ebene stellen. Einmal sollen mehr Vereine<br />
und Institutionen ins Boot geholt werden, die sich<br />
in der gleichen Situation befinden, zum anderen<br />
soll die Lösung nicht darin liegen, die Änderung des<br />
Gesetzes zu verhindern. Die ist ja vernünftig.<br />
Die Lösung liegt nach Ansicht von Reinhardt im<br />
gesamtgesellschaftlichen Umfeld. „Wir müssen<br />
weg von einer personenbezogenen Förderung hin<br />
zu einer Förderung von Arbeitsplätzen.“ Und das<br />
heißt, die Vereine erhalten die Maßnahmen, die<br />
Projekte und unter Voraussetzungen eine erweiterte<br />
institutionelle Förderung. Woher soll das Geld<br />
dafür kommen? Reinhardt: „Die Gesetzesänderung<br />
führt zu Einsparungen und warum erhalten globale<br />
Multikonzerne Arbeitsplätze gefördert? Ob dem<br />
tatsächlich immer entsprechende Steuerzahlungen<br />
entsprechen, ist fraglich. Geld ist meiner Ansicht<br />
nach genug vorhanden, es muss nur gesellschaftlich<br />
sinnvoller verteilt werden. Dazu wollen wir ja auch<br />
Diskussionen anstoßen.“ Reinhardt erinnert an die<br />
Möglichkeit, Arbeitsplätze für z.B Schwerbehinderte<br />
von Landschaftsverbänden –so u.a. in NRW<br />
Praxis- finanzieren zu lassen. „Da wird das Mobiliar,<br />
die technische Ausstattung und der Arbeitsplatz<br />
finanziert. In dem Fall ist Voraussetzung, das<br />
Unternehmen stellt einen Schwerbehinderten ein. So<br />
könnte man auch Arbeitsplätze in Vereinen schaffen,<br />
und das aus dem ersten Arbeitsmarkt.“<br />
Das Leipzig Kollektiv ruft nun die Vereine<br />
und Institutionen auf, sich dem Offenen Brief<br />
anzuschließen. Sportverbände, Jugendhilfevereine<br />
etc. sind eingeladen, zusammen mit Politik und<br />
Verwaltung am 26.03.2012 ab 18:00 Uhr in der VHS<br />
Raum 410 über die Situation zu diskutieren und an<br />
einer gemeinsamen Lösung mitzuarbeiten.<br />
Runder Tisch soll Verkehrskonzept<br />
entwickeln<br />
Bis Mitte 2013 soll die Fortschreibung des nunmehr<br />
zehn Jahre alten Stadtentwicklungsplanes „Verkehr<br />
und öffentlicher Raum“ abgeschlossen sein. Gerade<br />
im Verkehrsbereich hat sich eine Vielzahl neuer<br />
Entwicklungen ergeben und eine Aktualisierung ist<br />
daher dringend geboten.<br />
Damit wird sich nun ein Runder Tisch<br />
befassen. Neben der Stadtverwaltung und den<br />
Stadtratsfraktionen sitzen auch Fachgutachter<br />
sowie viele Interessengruppen mit am Tisch. Zu<br />
den Interessengruppen gehören u.a. der ADFC, die<br />
Deutsche Bahn, IHK, LVB, Polizei, Taxigewerbe,<br />
„Bürger für umweltfreundliche Mobilität“, Ökolöwe<br />
und das Leipzig Kollektiv als Netzwerk Leipziger<br />
Bürger- und Heimatvereine. Leipzig Kollektiv nimmt<br />
Hinweise, Anregungen und Wünsche aus den<br />
einzelnen <strong>Bürgerverein</strong>en entgegen, um sie am<br />
Runden Tisch in die Diskussion zu einem neuen<br />
Verkehrskonzept in Leipzig einzubringen.<br />
Die erste konstituierende Sitzung des Runden Tisches<br />
fand am 08.02.2012 im Rathaus statt und diente dem<br />
gegenseitigen Kennenlernen. Gleichzeitig wurden<br />
Arbeitsweise und Zielsetzung des Runden Tisches<br />
erläutert. In den weiteren Zusammenkünften ist eine<br />
Analyse des Istzustandes vorgesehen und es sollen<br />
erste Konzeptansätze entwickelt werden. Daraufhin<br />
erfolgt die planmäßige Beteiligung der Öffentlichkeit,<br />
der sich dann die endgültige Vorlage für ein neues<br />
Leipziger Verkehrskonzept anschließt.<br />
Kontaktadresse Leipzig Kollektiv:<br />
Michael.Reinhardt@bv-schoenefeld.de
Aktuell 7<br />
Adenauer und die 143 Wohneinheiten.<br />
Über die Zukunft des Fliederhofes.<br />
Abseits städtischer Siedlungen in <strong>Schönefeld</strong>,<br />
inmitten eines Gewerbeareals, vollstreckt sich ein<br />
imposantes Gebäudeensemble. Dem Betrachter, der<br />
an der Kreuzung der Adenauerallee zur Rackwitzer<br />
Straße steht, wird sich des Eindrucks nicht erwehren<br />
können, hier unabhängig der Umgebung ein Stück<br />
städtischer Wohnkultur vorzufinden, zumal ein<br />
unlängst stilecht renoviertes mit dem wohl im<br />
Sommer grünsten Innenhof Leipzigs. Leider wurden<br />
noch nicht alle dazugehörigen Gebäude renoviert.<br />
Ein solches Unterfangen ist bisher fraglich. Davon<br />
zu sprechen, wäre derzeit auch utopisch; es gab<br />
gar Spekulationen, ob nicht die Zukunft der 143<br />
renovierten Wohneinheiten durch eine gewerbliche<br />
Nutzung des Areals in Frage zu stellen ist. Fakt ist,<br />
dass das Ensemble derzeit bewohnt ist und noch<br />
immer Wohnungen gemietet werden können. Die<br />
Sphäre des Denkmalschutzes macht es darüber<br />
hinaus theoretisch unantastbar.<br />
Auf eine Anfrage an das Stadtplanungsamt wurde<br />
geantwortet, der Fliederhof sei „bekanntermaßen<br />
ausschließlich von gewerblichen Nutzungen<br />
sowie von stark frequentierten Verkehrsstraßen<br />
umgeben, die Wohnnutzung stellt eine Ausnahme<br />
dar. (…) Gleichwohl besitzt der Fliederhof als ein<br />
kompaktes bauliches Ensemble städtebauliche<br />
Qualität, weshalb er in Teilbereichen (die große<br />
Grünfläche) auch denkmalgeschützt ist.“ Deshalb<br />
habe es der „Fliederhof als Wohnstandort allerdings<br />
schwer (…).“ Ausgangspunkt der Diskussion um<br />
die Zukunft des Fliederhofes war der Entwurf des<br />
Flächennutzungsplanes der Stadt Leipzig. Der Leiter<br />
des Stadtplanungsamtes, Jochem Lunebach, stellte<br />
allerdings zur Frage um den vermeintlichen Charakter<br />
des Gebäudeensembles als „gewerbliche Nutzfläche“<br />
klar: „Im Entwurf des Flächennutzungsplanes,<br />
welcher in Kürze öffentlich ausgelegt werden soll,<br />
wird eine Nutzung für diese Fläche zunächst nicht<br />
dargestellt, da sie nicht abschließend geklärt ist und<br />
noch ergebnisoffen diskutiert werden soll.“<br />
Wie wohl Konrad Adenauer, der sich bekanntlich<br />
durch seine eigene Stimme zum Bundeskanzler<br />
wählte, taktieren würde? Vielleicht hüllte er sich in<br />
einen Mantel des Schweigens; vielleicht äußerte sich<br />
wie einst Sokrates, in dessen Traditionslinie nunmehr<br />
die Stadtplanung zu stehen scheint, gemäß dem<br />
geflügelten Wort: „Ich weiß, dass ich nichts weiß!“,<br />
oder aber er sähe über den Fragenden hinweg<br />
und spräche lakonisch: „Mit kleinen Jungen und<br />
Journalisten soll man vorsichtig sein. Die schmeißen<br />
immer noch einen Stein hinterher. “ JB<br />
LOST PLACE L.E. - Geschichten hinter<br />
vergessenen Mauern in Leipzig<br />
Ob zentrumsnah oder in den Randgebieten -<br />
in Leipzig kann man unzählige architektonisch<br />
beeindruckende Bauwerke, sowie unterirdische<br />
Keller- und Tunnelanlagen bestaunen, die seit 20<br />
Jahren und mehr leer stehen und auf Abriss oder<br />
Neunutzung warten. Auf der Suche nach einer<br />
Umgebung, die in keinem Reiseführer steht und<br />
dennoch mehr von der Vergangenheit einer Stadt<br />
erzählt als so manches Geschichtsbuch, begeben<br />
wir uns auf die Spur verlassener Orte. Auf die Spur<br />
der Geschichten von so genannten LOST PLACES<br />
in Leipzig. www.lost-place-le.de<br />
Mit LOST PLACE L.E. ist ein Filmdokument<br />
entstanden, welches sich mit der Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft der faszinierendsten Lost-<br />
Place-Locations in Leipzig beschäftigt.<br />
Filmpremiere: 30.03.2012<br />
Sowjetischer Pavillon (Alte Messe Leipzig)<br />
Einlass: 19 Uhr / Beginn: 20 Uhr<br />
weitere Termine: 31.03. & 01.04.2012<br />
Karten gibt es nur auf:<br />
www.visionbakery.de/vision/214
8 Ankündigungen und Vorstellungen<br />
Geocaching?<br />
1. Teil - Der Schatz im Unterholz<br />
Ein Geocacher gibt preis, was den Reiz dieser beliebten<br />
Freizeitbeschäftigung ausmacht.<br />
Holger streift durchs Unterholz, den Blick teils fiebrig<br />
auf den kleinen Pfeil im Display, teils schweifend<br />
über Büsche und Stämme. Dann bedeutet ihm sein<br />
GPS-Gerät „Ankunft am Ziel“. Hier muss der Schatz<br />
sein, vielleicht noch ein paar Schritte weiter. Das<br />
Holz dort drüben wirkt unnatürlich angeordnet. Holger<br />
untersucht es, greift zwischen die Scheite und<br />
hält triumphierend eine kleine Plastikdose hoch: „ich<br />
hab ihn“. Holger ist ein Geocacher, und was er eben<br />
gefunden hat ein sogenannter Geocache, das Objekt<br />
der Begierde. Doch vorn: Im Grunde ist Geocaching<br />
eine Art satellitengestützte Schnitzeljagd. Überall auf<br />
der Welt sind kleine Behälter versteckt, die es zu finden<br />
gilt, auch Leipzig ist voll davon.<br />
Im Internet lässt sich nachschlagen, wo überall sie<br />
sich ungefähr befinden, manchmal verbunden mit einem<br />
kleinen Rätsel, manchmal stehen dort auch direkt<br />
die Koordinaten. Diese werden in ein GPS-Gerät<br />
übertragen, ein kleines tragbares Navigationssystem,<br />
es geht aber auch mit GPS-fähigen Smartphones.<br />
Schon kann der Ausflug beginnen. Seit gut zehn<br />
Jahren gibt es Geocaching - und es wird beliebter<br />
und verbreiteter, je mehr sich entsprechende Geräte<br />
durchsetzen. Jeder darf suchen, und es steht auch<br />
jedem offen, nach bestimmten Regeln selbst einen<br />
Schatz zu platzieren und im Internet zu veröffentlichen.<br />
Dabei gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsgrade,<br />
eine kleine Filmdose kann sich ganz simpel in<br />
der Nische einer Steinmauer befinden, sie kann sich<br />
aber auch im Geäst eines Baumes verbergen, der<br />
erst erklommen werden muss. Geocaching kostet<br />
nichts und führt den Suchenden hinaus in die Stadt<br />
oder auch in die Natur, es bereichert die Freude am<br />
Unterwegssein mit der gewissen Spannung etwas<br />
Finden zu wollen und nicht einfach ziellos umherzugehen.<br />
Es lädt ein, neue Ecken kennenzulernen und<br />
bekannte Orte mit größerer Aufmerksamkeit zu betrachten.<br />
Das Rätsel, dem sich Holger heute stellt,<br />
führte ihn in ein nahegelegenes Waldgebiet, den<br />
groben Weg zeigt ihm sein GPS-Gerät, der Pfeil darauf<br />
weist immer in Richtung der eingegebenen Koordinaten,<br />
kombiniert mit der noch zurückzulegenden<br />
Distanz. Er bewegt sich umsichtig, es soll niemand<br />
gestört werden, keine Pflanzen zertreten werden.<br />
Achtsamkeit ist nicht allein am Ende vonnöten, denn<br />
die Zielkoordinaten verweisen nur auf einen Radius<br />
des Fundortes, auch eine gewisse Behutsamkeit<br />
im Voranschreiten gehört zur Etikette des Cachens.<br />
Ist der Schatz gefunden, können sich darin kleine<br />
Tauschobjekte befinden, je nach Größe des Behälters.<br />
Immer jedoch gibt es ein Logbuch, in das der<br />
Geocacher seinen Fund einträgt.<br />
Danach wird wieder alles sorgsam verpackt und so<br />
versteckt, wie es vorgefunden wurde, damit auch<br />
andere sich in gleicher Art auf die Suche machen<br />
können. Holger strahlt, es war ein herrlicher Tag, und<br />
nach so viel frischer Luft ist der Kopf auch wieder frei<br />
für den nächsten Aufenthalt in der Bibliothek.<br />
Florian Funk<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Bürgerverein</strong> <strong>Schönefeld</strong> e.V.<br />
Ossietzkystr. 1, 04347 Leipzig<br />
Tel.: 0341 - 9273544<br />
E-Mail: stadtteil@bv-schoenefeld.de<br />
Redaktion: Michael Reinhardt, v. i. S. d. P.<br />
Stefanie Biesianczyk<br />
Johannes Bolte<br />
Lisa Wichert<br />
Daniel Gabler<br />
Evelyn Schmidt<br />
Druck: Messedruck Leipzig<br />
Auflage: 3.120<br />
Haftungsausschluss: Die Redaktion haftet nicht für<br />
den Inhalt von Anzeigen sowie für Texte und Bilder<br />
anderer Autoren<br />
Die nächste Ausgabe erscheint: Ende April
Ankündigungen und Vorstellungen 9<br />
In der Mitte von <strong>Schönefeld</strong><br />
Ihre „Hamster-Ecke“ ist wieder auf der Gorkistraße<br />
zu finden (Nr. 72). Sehr guter Computer-Service,<br />
schnelle Reparaturen, top Vor-<br />
Ort-Service und individuell auf Ihren Bedarf<br />
zugeschnittene Computer-Schulungen in gewohnter<br />
Qualität und zu günstig fairen Preisen<br />
sind nur ein Teil unseres breiten Portfolios.<br />
Das heißt, Reparaturpauschalen ab 25 €,<br />
Schulungen ab 10 €/Stunde und Anfahrt innerhalb<br />
<strong>Schönefeld</strong> immer noch kostenlos.<br />
Zudem finden Sie viele Schnäppchen im reichhaltigen<br />
An- & Verkaufs-Sortiment.<br />
In unserem reichhaltigen Spielesortiment ist<br />
für jede und jeden etwas dabei. Vom Toaster<br />
über Computerspiel bis hin zum Fernseher<br />
oder Fahrrad.<br />
Abgerundet wird unser Angebot durch diverse<br />
kleinere zusätzliche Dienstleistungen wie<br />
Kopieren, Drucken, Faxen, Scannen und Laminieren.<br />
Die Hamster-Ecke gibt es schon seit über 7 Jahren<br />
und ist vielen <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong>n ein Begriff.<br />
Der Inhaber Daniel Gabler ist langjähriges Mitglied<br />
im <strong>Bürgerverein</strong> <strong>Schönefeld</strong> e.V. und versucht viel für<br />
die Mitglieder und Bürger zu machen. Herr Gabler<br />
leitet die Computer-Schulungen im <strong>Bürgerverein</strong>, wo<br />
in zweier bis dreier Gruppen sehr individuell jeder<br />
Anfänger oder Fortgeschrittener etwas lernt.<br />
Außerdem organisiert er für den <strong>Bürgerverein</strong> verschiedene<br />
Führungen und Touren in Leipzig und<br />
Umland. Sowie zum Beispiel die Berlin-Tour (siehe<br />
Seite 10).<br />
Discounter heißt nicht immer günstig!<br />
Richtige Fachberatung und<br />
günstige Preise gibt es bei uns!<br />
Computer-Service + An- & Verkauf<br />
diverse Dienstleistungen<br />
Gorkistraße 72 - 04347 Leipzig<br />
Telefon: 03 41 - 52 90 21 94 Fax: 03 41 - 59 40 34 17<br />
Montag - Freitag: 10 - 18 Uhr<br />
Winterspielplatz bleibt länger geöffnet<br />
Auch wenn der Winter sich bisher nur von seiner<br />
zaghaften Seite gezeigt hat, bleibt die Kälte bestehen.<br />
Im CVJM-Haus am Mariannenpark bleibt<br />
der Winterspielplatz noch bis Mitte März geöffnet.<br />
Jeden Sonntag von 15 bis 18 Uhr können sich die<br />
Kleinen ordentlich austoben. 0 bis 8 Jährige sollten<br />
vorsorglich ihre Eltern und Hausschuhe mitbringen.<br />
Für Kuchen und Kaffee ist gesorgt.<br />
Ankündigung<br />
Eine Veranstaltung zum Thema Altersarmut findet<br />
am 28. Februar 2012, ab 18.30 Uhr im Forum Lipinski,<br />
Rosa-Luxemburg-Straße 19/21, 04103 Leipzig<br />
statt.<br />
Die Gefahr, in Altersarmut zu leben, wird immer größer.<br />
Wer ein Leben lang gearbeitet und nur ein geringes<br />
Einkommen hatte, ist genauso bedroht wie Menschen<br />
mit langer Arbeitslosigkeit oder Familienzeiten.<br />
Gerade viele junge Menschen sind prekär beschäftigt<br />
und haben nicht die Möglichkeit, privat vorzusorgen.<br />
Bereits bis zum Jahr 2030 wird das Rentenniveau<br />
auf 43 Prozent abgesenkt. Das entspricht einer Rentenkürzung<br />
um bis zu 20 Prozent. Wenn jetzt nicht<br />
gehandelt wird, steht für viele die Altersarmut fest.<br />
Allerdings ist nicht nur die Jugend gefährdet, sondern<br />
auch die Generation der 50-60jährigen, da viele Biografien<br />
unterbrochen sind und es keine Möglichkeit<br />
der Zusatzversicherung gibt. Einmal weil zum Teil<br />
das private Einkommen zu gering ist und zweitens<br />
die Laufzeit zu kurz, um eine vernünftige Kapitalbildung<br />
zu gewährleisten. Was kann und muss die SPD<br />
- die Regierung - die Gesellschaft unternehmen, um<br />
dieses zu verhindern!? Welche Möglichkeiten der Finanzierung<br />
gibt es? Gemeinsam mit unserem Referenten<br />
Ottmar Schreiner, MdB wollen wir diese Fragen<br />
diskutieren.<br />
Kontaktdaten: SPD-Stadtverband Leipzig<br />
Rosa-Luxemburg-Straße 19/21 04103 Leipzig<br />
Ansprechpartner: Bernd Bonneß, Vorsitzender AG<br />
SPD 60 plus<br />
Telefon: 0151/59262105<br />
E-Mail: b.bonness@spd-online.de
10 Kulturelles<br />
Berlin im Wandel der Zeit - Tagestour<br />
am 21.01.2012 nach Berlin mit<br />
Bunkerführung<br />
Trainingsanzüge in leuchtenden Grundfarben,<br />
Stockbetten vier Etagen hoch und für jeden eine kleine<br />
Plastikschale, farbcodiert für die Essensausgabe im<br />
Schichtsystem – das wären noch die harmlosesten<br />
Aspekte eines Lebens im Bunker. Eine Reisegruppe<br />
des <strong>Bürgerverein</strong>s überzeugte sich davon am 21.<br />
Januar aus erster Hand, bei einer Tagestour durch<br />
Berlin und seine Unterwelten.<br />
Mehr als 3000 Menschen hätten Platz gehabt<br />
im Berliner U-Bahnhof Pankstraße, wäre dieser<br />
während des Kalten Krieges tatsächlich als<br />
Atomschutzbunker zum Einsatz gekommen:<br />
dichtgedrängt auf Betten aus LKW-Planen, ohne<br />
Waschmöglichkeit oder Privatsphäre, ruhiggestellt<br />
nur durch das überschüssige Kohlendioxid in der<br />
gefilterten Luft, das als Betäubungsmittel wirkt.<br />
Und dazu die Ungewissheit, was die Überlebenden<br />
draußen erwarten mag, wenn sich nach 14 Tagen die<br />
Schleusen an den Türen wieder öffnen.<br />
Unsicherheit, das war der rote Faden, der sich durch<br />
die Führung mit dem Berliner Unterwelten e.V. zog.<br />
Die Unsicherheit der Bauten selbst: Bombensicher<br />
waren nur die leeren Hängeschränke in der Küche.<br />
Die unterirdischen Räume am Blochplatz, beim Bau<br />
der U-Bahn entstanden, wurden zwar im zweiten<br />
Weltkrieg zum Luftschutzbunker ausgebaut, aber<br />
explizit „nicht bombensicher“. Die psychologische<br />
Wirkung war wichtiger.<br />
Die Unsicherheit der Versorgung mit Licht und<br />
Luft: Ohne Strom leuchten im Bunker nur die<br />
Fluoreszenzmarkierungen an den Türen nach –<br />
und auch das nur für etwa vier Stunden. Auch die<br />
Belüftungssysteme mit Filtern gegen chemische und<br />
radioaktive Kampfstoffe wurden elektrisch betrieben.<br />
In einigen Bunkern hätten die Insassen sie bei<br />
Stromausfall mit eigener Muskelkraft betreiben<br />
müssen. „Lange hält man das nicht aus“, befinden<br />
die Reiseteilnehmer, die das selbst ausprobieren<br />
konnten.<br />
Die Unsicherheit der Vorbereitung: Die Behörden<br />
gingen bei allen Planungen von einer Vorwarnzeit<br />
von mindestens einem halben Jahr aus. So lange<br />
hätte etwa das medizinische Personal Zeit gehabt,<br />
im Bunker Stellung zu beziehen und Material<br />
einzulagern. Auch die Bevölkerung sollte erst<br />
während dieser Vorwarnzeit noch einmal auf die<br />
Standorte der Bunker hingewiesen werden.<br />
Die größte Gefahr für die Bunkerinsassen machte<br />
jedoch ein unschuldiges Küchengerät deutlich: Für<br />
die Essenskonserven gab es einen handelsüblichen<br />
elektrischen Dosenöffner – aber keine Steckdose. An<br />
anderer Stelle hätte eine solche Fehlplanung tödlich<br />
sein können.<br />
So machte die Tour durch die Berliner Unterwelt vor<br />
allem eins deutlich: Berlin kann von Glück reden,<br />
dass es die Wirksamkeit seiner Bunker im Kalten<br />
Krieg nie ernsthaft testen musste. Eva Eismann<br />
Die Bilder sind mit freundlicher Genehmigung von<br />
Berliner Unterwelten e.V. / Holger Happel.
Junges <strong>Schönefeld</strong> 11<br />
MACH WAS DU KANNST!<br />
Am 28.3.2012 um 18 Uhr hast DU die Chance zu zeigen,<br />
was du kannst. Das Jugendteam 2.0 veranstaltet<br />
mit der Unterstützung des JobClub Leipzig einen<br />
Talentwettbewerb.<br />
Jeder kann sich noch bis zum 16.3.2012 unter<br />
0341/4425666 oder per Mail an info@jugendteam-<br />
2punkt0.de anmelden.<br />
Der Wettbewerb wird in den Räumlichkeiten des Job-<br />
Clubs in der Grimmaischen Straße 13-15, Specks<br />
Hof/Hansa Haus stattfinden.<br />
Also zuckt eure Gitarren oder ein anderes Instrument,<br />
kramt euer verstecktes Talent aus der hintersten<br />
Ecke des Schranks hervor und kommt mit eurem<br />
individuellen Talent in den JobClub!<br />
Die <strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Schreibwerkstatt<br />
Als 2006 ein Schreibwettbewerb in <strong>Schönefeld</strong> veranstaltet<br />
wurde, konnte keiner ahnen, was das für<br />
Folgen haben könnte. Die Teilnehmer nämlich wurden<br />
anschließend zu einer „<strong><strong>Schönefeld</strong>er</strong> Schreibwerkstatt“<br />
eingeladen, die zuerst am 19. Mai 2006<br />
zusammentraf, damals noch im alten Gebäude des<br />
<strong>Bürgerverein</strong>s, der freundlicherweise seine Räumlichkeiten<br />
zur Verfügung stellte und noch immer stellt.<br />
War seinerzeit das Fortbestehen der Schreibwerkstatt<br />
fraglich, weil von der Resonanz abhängig, kann<br />
heute auf eine lange Vergangenheit zurückgeblickt<br />
werden. Unter der Leitung von Helga Rahn, die im<br />
letzten Jahr ihr Amt niederlegte, wurde viel vorgetragen,<br />
diskutiert und über die eigenen Texte gefachsimpelt;<br />
freilich war an der einen oder anderen Stelle<br />
ein wenig Zeit zur allgemeinen Erheiterung. Aber<br />
auch in der Öffentlichkeit trat die Schreibwerkstatt<br />
durch Lesungen in Erscheinung mit einem Höhepunkt<br />
Ende 2010, als eine kollektive Anthologie mit<br />
dem Titel „Wortfedern“ erschienen ist.<br />
Nachdem Sven Meyer die Leitung zwischenzeitlich<br />
übernahm, befindet sich die Schreibwerkstatt nun<br />
in einer neuen Phase der Umstrukturierung. In Zukunft<br />
sollen ebenso literaturtheoretische Grundlagen<br />
und Methoden zum kreativen Schreiben vermittelt<br />
werden; Zeit zum Vortragen der eigenen Texte bleibt<br />
selbstverständlich. Derzeit treffen sich jeden zweiten<br />
Montag im Monat 17 – 19 Uhr die Schreiberlinge im<br />
<strong>Bürgerverein</strong> <strong>Schönefeld</strong> in der Ossietzkystraße 1,<br />
und der Raum ist groß - einige Plätze können noch<br />
besetzt werden. Nutzen Sie doch bei Interesse die<br />
Möglichkeit, selbst einmal vorbei zu schauen; die<br />
nächsten Treffen finden am 27. Februar und 12. März<br />
statt! Text: Schreibwerkstatt <strong>Schönefeld</strong><br />
Fotos: D. Struck.
12 Standpunkt<br />
Der verlorene Traum. Ein Diskurs über<br />
den Charakter <strong>Schönefeld</strong>s.<br />
Wenn Sie ruhig sind, und Sie horchen an den Heizungsrohren,<br />
dringen manchmal leise Stimmen zu<br />
Ihnen durch, oder Sie hören Ihre Untermieter niesen,<br />
wahrscheinlich aber (besonders in diesen kalten Monaten)<br />
werden Sie Gefahr laufen, sich die Ohren zu<br />
verbrennen. Das ist meine Wohnung in <strong>Schönefeld</strong>.<br />
Ich glaube, die Gegend um den Sonnenwall herum<br />
wäre der Traum des Sozialismus gewesen. Heute ist<br />
das hier natürlich immer noch nett anzusehen, netter<br />
als damals, möchte ich behaupten. Vielleicht ist<br />
diese Ecke heute mehr denn je ein Märchenschloss,<br />
versunken in tiefem Dornröschenschlaf. Wo jedoch<br />
die Prinzessin ist, vermag ich nicht zu sagen. Und<br />
wo der Prinz bleibt, der sich heldenhaft durch die<br />
Dornenranken schlägt, ist mir immer noch ein Rätsel.<br />
Fest steht: Wer hier einmal eine Wohnung gefunden<br />
hat – ist es zwanzig oder dreißig Jahre her? – zieht<br />
selten weg.<br />
Dieser Artikel steht abseits des konventionellen Journalismus.<br />
Er ist ein Experiment, was nicht heißt, dass<br />
Sie die Versuchskaninchen sind; vielmehr betrachte<br />
ich Sie, den geneigten Leser, als den Experimentator<br />
dieses Versuches. Lassen Sie sich ein auf eine<br />
Reise nach der Suche nach dem Charakter unseres<br />
<strong>Schönefeld</strong>s.<br />
Szenenwechsel. Ich stehe am Stöckelplatz, und es<br />
geziemt sich nicht, so etwas zu sagen, aber da ist ein<br />
Gentleman und entrichtet seine Notdurft am so Gott<br />
es will helllichten Tage an der Haltestelle, indes der<br />
Bus sich wankend die Straße entlangwindet. Auf dem<br />
Weg hierhin habe ich die Buchhandlung vermisst.<br />
Wer soll hier genügend lesen? Die Pizza-Werbung<br />
macht mich hungrig.<br />
Szenenwechsel. Es ist ruhig, vor mir stehen buntbemalte<br />
Reihenhäuser. Es regnet leise auf das Feld.<br />
Wo ich mich befinde?<br />
In <strong>Schönefeld</strong> bin ich aufgewachsen, und ich wette,<br />
das geht den meisten Lesern ebenso. Wertungen<br />
ergeben sich immer rückblickend. Sie können nicht<br />
sagen, etwas wäre schlecht, wenn Sie nicht dabei<br />
gewesen sind. Und wenn Sie dabei sind, wissen Sie<br />
nicht, wie es werden wird. Und wenn es geworden<br />
war und Sie sitzen zu Hause – in Ihrer Wohnung in<br />
<strong>Schönefeld</strong>, versteht sich – und Sie erinnern sich daran,<br />
wie es in <strong>Schönefeld</strong> war, fällt Ihnen nicht mehr<br />
alles ein, nur noch Bruchstücke, die Sie zu verbinden<br />
suchen. Vielleicht ergibt das eine gute Geschichte,<br />
sicher sogar. Aber keiner weiß mehr, wie es wirklich<br />
war. Die Fähigkeit der Erinnerung will ich keinem absprechen.<br />
Bloß ist eine allgemeine Wahrheit, eine<br />
gemeinsame Erinnerungskultur, ist ebenso die individuelle<br />
Erinnerung, wie etwas gewesen war, ein<br />
Trugschluss. Es gibt keinen Zeitpunkt zur richtigen<br />
Reflexion.<br />
Szenenwechsel. Mein Gesicht spiegelt sich in den in<br />
den Scheiben. Die Sonne geht gerade unter. Ich betrachte<br />
die Auslagen und was ich gelesen habe und<br />
noch lesen will. Irgendwie sagt mir das meiste nichts,<br />
und das, was mir etwas sagen sollte, liegt drinnen,<br />
aber die Bibliothek ist geschlossen. Autos, Straßenbahnen,<br />
der Bus. Dann noch einer. Und graue Menschen,<br />
die, das sehe ich von hier oben aus, noch einmal<br />
in den roten Supermarkt streben, um sich den<br />
Abend zu versüßen. Dann gehe ich heimwärts, mit<br />
jedem Schritt ein Bild verblassend, mit jedem eins<br />
neu wahrnehmend.<br />
Als Ersatz für die den Ansprüchen ungenügende Erinnerung<br />
können Sie versuchen, <strong>Schönefeld</strong> zu fühlen.<br />
Sie können lieben und hassen und dazwischen<br />
noch so einiges. Sie können sogar, behaupte ich,<br />
Ihre Heimat hassen oder verachten oder ihr zugetan<br />
sein und sie auch lieben. Einen Ort aber können<br />
Sie nicht fühlen. Er ist, wie er ist, ein Konglomerat<br />
aus Erde und Beton und Stahl und Fleisch. Zumal<br />
es lange nicht mehr nur ein zu fühlendes <strong>Schönefeld</strong><br />
gibt. Damals, als alles leichter war und das Brötchen<br />
billiger und die Luft reiner, gab es eine Kirche, einige<br />
mit Lehm verschmierte Hütten, die von außen solide<br />
wirken sollten, damit die, wie man sich vorstellte, umherziehenden<br />
Zigeuner nicht auf den Gedanken kamen,<br />
durch das Stroh der Wände zu fassen, damals<br />
gab es das, eine Gemeinde, ein Ort. Heute müsste<br />
es Sie beim Versuch, ein <strong>Schönefeld</strong> zu fühlen, innerlich<br />
zerreißen. Der Ort hat zu viele Gesichter, zu viele<br />
Facetten, von denen jenem dieses und diesem jenes<br />
gefällt oder nicht gefällt. Der Wissenschaftler greift<br />
also zu einem Buch. <strong>Schönefeld</strong>, habe ich einmal in<br />
einem alten Buch gelesen, gehöre zu den schönsten<br />
Dörfern der Stadt Leipzig. Auffallend oft wurde<br />
es mit dem Attribut schön bewertet. Nein, nein, sagt<br />
der Philosoph nun und verzweifelt, welch blasses,<br />
sekundäre Vokabular dieses Wörtchen schön wäre,<br />
wie dehnbar, gleichsam wertlos.<br />
Ich widerspreche dem Philosophen. Wir sollten, will<br />
ich sagen, den Namen <strong>Schönefeld</strong> einmal wörtlich<br />
nehmen. Um jedoch vor der Wissenschaft nicht als<br />
Emporkömmling zu wirken, entfahren meinem ungestümen<br />
Mundwerk die Worte: „Ich plädiere dafür,<br />
die Metaphorik hinter dem Terminus <strong>Schönefeld</strong> zu<br />
fokussieren! Es ergibt sich ein Bild, das durchaus<br />
positive Konnotation suggeriert!“<br />
Der Philosoph fährt sich mit seinen alten, gebrechlichen<br />
Händen durch den ehrwürdig grau erstarrten<br />
Bart. Wir sind uns einig, der Alte und ich: Hier war<br />
einst ein Feld, und die Menschen fanden, dass es<br />
schön war, und ihnen träumte von fruchtbaren Äckern<br />
und einem friedvollen Zusammenleben. Das ist sie,<br />
die Lösung; Heureka, so einfach! Aber, wende ich ein<br />
und sehe ihn an, wir alle müssen für die Erfüllung des<br />
Traumes etwas tun. jb
Lese-Ecke 13<br />
Der Sternengreifer<br />
Hinten, am Ende der Kopfsteinpflasterstraße, die<br />
zwischen Bäumen entlangläuft, verfällt ein Bauernhof,<br />
und ein alter Traktor und ein Werkzeughaufen<br />
stehen vor der offnen Pforte. Gänse laufen in einem<br />
Gitter umher, davor liegt ein Hund. Hier klaut keiner,<br />
denn der Alte wohnt allein, schon seit einigen Jahren.<br />
Er ließ seine Tiere nicht schlachten. Und er schlachtete<br />
sie auch nicht. Sie waren da, und er war da, und<br />
er fand, das war gut so. Sein Dorf ist der Zeit entwischt,<br />
irgendwie. Zuerst verschwanden einige Familien,<br />
die jungen, und mit ihnen ihre Höfe. Dann zogen<br />
auch andere weg und der Sohn des alten Mannes,<br />
aber an den will er sich nicht erinnern, und der Rest<br />
starb. Die Mauern und die Kirche wurden dem Erdboden<br />
gleichgemacht wie in allen Dörfern der Gegend.<br />
Sie warteten, dass er starb, der alte Mann, er war<br />
unbeugsam, und sie brauchten die Kohle, sagten sie.<br />
Alle brauchten sie, diese Kohle.<br />
Da stand die Stadt, sie war hell und groß, wie das,<br />
was eine Stadt ausmachte, und hier lebte Christof,<br />
ein junger Mann, der sich seines Vaters nicht erinnern<br />
wollte, und dieser Wille beruhte auf Gegenseitigkeit.<br />
Christof war ein mittelmäßiger Maler. Von der<br />
Kunst konnte er nicht recht leben; es gab zu viele<br />
Maler und zu viel Mittelmäßigkeit. Für die Klassiker<br />
aber, und immer kamen moderne hinzu, bezahlte<br />
man astronomische Summen. Von Astronomie und<br />
Physik wusste er nicht viel. Bloß die Sterne sah er im<br />
Abendhimmel, und er dachte, wie er sie malen würde<br />
und einen wolkenverhangenen Vollmond, doch das,<br />
fuhr ihm durch den Kopf, gab es schon, und er wollte<br />
Geld. Von allem gab es zu viel. Nur Geld, dachte er,<br />
nur leben, in dieser Reihenfolge.<br />
Caroline und Christof waren einmal glücklich gewesen<br />
zusammen. Caroline ist jetzt auch alleine froh,<br />
und Christof musste drüber weg, und er wusste, irgendwann<br />
würde er es schaffen; wie, das konnte er<br />
nicht sagen. Jedes Bild hatte etwas von ihr. Sie war<br />
einmal sein Modell, sein Motiv, das er immer wieder<br />
malte. Wenn er über sie hinweggekommen war, würde<br />
er vielleicht besser werden, dann könnte er gutes<br />
Geld verdienen, mehr als er brauchte.<br />
„Chris?“<br />
„Nicht bewegen. Das Bild wird besser als alle anderen,<br />
du wirst sehen.“<br />
„Nein, ich sitze jetzt schon Stunden hier!“<br />
„Das hier ist für die Ewigkeit, Caro, verdammt, das<br />
weißt du.“<br />
Seine Hände zitterten.<br />
„Nichts weiß ich. Ich weiß, dass ich jetzt gehen werde,<br />
und du mit deinen Bildern wirst hier bleiben, bis<br />
du gelernt hast, mich zu lieben, hörst du, mich!“<br />
Das war am Ende. Sie stand auf und ging, und Christof<br />
betrachtete das Bild. Ihre Konturen waren noch<br />
verschwommen. Er brauchte sie, und sie wusste es,<br />
und das war es, was er so grausam fand. Darüber<br />
kam er nicht weg. Vorerst. Ein paar Mal rief er sie<br />
noch an.<br />
Er trat hinaus auf das Straßenpflaster, das immer<br />
saubere Straßenpflaster der Stadt, so sauber, dass<br />
es zu malen nicht wert gewesen wäre, und der Nebel<br />
hing in der Nacht, aus der trübe der Halbmond<br />
lachte, doch dann sah Christof, dass es Trauer war,<br />
weil er die Sterne vermisste. An den Seiten standen<br />
Bäume, fast kahl, teils mit goldnem Blatt.<br />
Einmal wollte Christof hinaus, weg, fort aus der Stadt.<br />
Es war spät, aber er wartete, bis der nächste Bus<br />
kommen würde.<br />
Wie spät es wäre, wurde er gefragt, als er an der<br />
Bushaltestelle mit schwerem Rucksack beladen<br />
stand. Die Last spürte er nicht. Er sah auf die Uhr.<br />
Dann blickte er sich um.<br />
Er war allein, und er wusste es.<br />
Es wäre zu spät, sagte sie; er akzeptierte das. Ihre<br />
Stimme klang so eigenartig durch die Leitung.<br />
Ob er nicht richtig verstehe, war da wieder dieser<br />
Laut. Man habe nach der Uhrzeit gefragt.<br />
„Du warst immer weg, immer. Und wenn du da warst,<br />
musste ich sitzen und schweigen. Niemals warst du<br />
wirklich da. Verdient hast du auch nichts.“<br />
Er erwiderte nichts. Was hätte er sagen sollen?<br />
„Verstehst du mich? Die Uhrzeit – ich hatte nach der<br />
Uhrzeit gefragt! Hallo? Was soll‘s.“<br />
Als Christof sich umblickte, war niemand da.<br />
Schließlich legte Caro auf. Nun stand er hier.<br />
Der Bus kam an. Bis auf den Fahrer und Christof war<br />
der Bus leer. Niemand stieg zu, deshalb stieg auch<br />
niemand aus, und er fuhr langsam, aber ohne anzuhalten,<br />
und Christof sah draußen die Dunkelheit und<br />
drinnen die Lichter und sein gespiegeltes Gesicht auf<br />
den Fensterscheiben.<br />
Es gefiel ihm nicht.<br />
Der Mond schlief schräg an jenem Abend, und die<br />
Nacht war sternenklar, auch wenn man, dachte Christof,<br />
nicht zu den Sternen aufsieht. Das macht man<br />
am Tag, und man sieht sie nicht und vermisst sie und<br />
glaubt, sie einfach vom Firmament greifen zu können.<br />
Abends aber ist man abgestumpft und resigniert<br />
und trunken ob des verlornen Glanzes. Das wäre ein<br />
schönes Bild – bei diesem Gedanken schlief er ein.<br />
jb
14 Lese-Ecke<br />
Radieschen-Perspektive<br />
Da lieg ich nun und begucke mir die Radieschen von<br />
unten.<br />
Angemeldet hatte ich mich schon vor geraumer Zeit.<br />
Doch der Sensenmann meinte damals, er müsse<br />
mich auf die Warteliste setzen, und die wäre lang!<br />
Also wartete ich - Wochen, Monate, Jahre...! Und wie<br />
das so ist, wenn man auf etwas wartet - die Zeit vergeht<br />
einfach nicht!<br />
Doch was sollte ich anfangen mit der Zeit, die mir<br />
noch blieb? Und wieviel blieb mir überhaupt?<br />
Es hatte alles überhaupt keinen Sinn mehr.<br />
So vegetierte ich die letzten Jahre nur noch vor mich<br />
hin, wurde immer trübsinniger und trauriger. Das Leben<br />
wurde immer schwerer und mühsamer und ich<br />
betete inständig darum, dass es endlich zu Ende gehen<br />
möge.<br />
Ich war müde - des Lebens müde und sehnte mich<br />
nur noch nach Ruhe.<br />
Einen geeigneten Platz für meine letzte Ruhestätte<br />
hatte ich mir bereits ausgesucht. Ich stellte es mir<br />
herrlich vor dort - still und friedlich. Um nichts müsste<br />
ich mich mehr kümmern; scheißegal, ob die Miete<br />
wieder steigt und die Rente dann vielleicht nicht mehr<br />
reicht! Ich würde jeden Tag den Gesang der Vögel<br />
genießen, der trotz des tiefen Grabes durch die Erde<br />
zu mir dringt, und mich täglich freuen, dass ich es<br />
geschafft hatte - das<br />
LEBEN.<br />
Dann war es endlich soweit.<br />
Irgendwann nachts hörte mein Herz einfach auf zu<br />
schlagen. Wahrscheinlich hatte es sich zu Tode gelangweilt<br />
bei mir. War ja auch nichts mehr los hier;<br />
tagein, tagaus dieselbe Leier und das Warten auf<br />
mein Ende.<br />
Als sich am Tage meiner Beerdigung die Trauergäste<br />
verabschiedet hatten und die Erde aufgeschüttet war,<br />
begann endlich die Zeit, nach der ich mich schon so<br />
lange gesehnt hatte. Friedlich lag ich da und genoss<br />
die Stille. Endlich schlafen...!<br />
Doch was war das?<br />
Zunächst undefinierbare Geräusche drangen an<br />
mein Ohr. Ich lauschte wie gebannt, dann wusste<br />
ich es: Es kam von oben. Schritte und das Raunen<br />
menschlicher Stimmen waren gedämpft zu vernehmen.<br />
Habe ich denn nicht mal hier meine Ruhe? dachte<br />
ich verzweifelt. Da hätte ich doch gleich dort oben<br />
bleiben können. Nichts, aber auch gar nichts hatte<br />
sich verändert. Andere trampelten mir auf dem Kopf<br />
herum wie im wirklichen Leben. Mit Schrecken dachte<br />
ich an die letzten zwei Jahre zurück, nachdem<br />
die Familie mit drei Kindern und zwei Hunden in die<br />
Wohnung über mir gezogen waren. Ganz genau so<br />
hörte es sich jetzt auch an.<br />
Und - als wenn das nicht schon genug wäre - um<br />
mich herum schien ebenfalls ein reges Treiben zu<br />
herrschen. Vermutlich hatte es sich unter den unterirdischen<br />
Bewohnern mittlerweile herumgesprochen,<br />
dass „Frischfleisch“ eingetroffen ist.<br />
Na gut - Frischfleisch klingt vielleicht etwas übertrieben<br />
- aber immerhin; besser als nichts! Ich stellte mir<br />
bildlich vor, wie die Würmer in einer langen Schlange<br />
anstanden - wie in der Betriebskantine - und mit bereits<br />
umgebundenen Servietten dem leckeren Mahl<br />
entgegenfieberten. Nur gut, dass ich davon nichts<br />
mehr spühren würde.<br />
Ich versuchte, zur Ruhe zu kommen, probierte es mit<br />
Autogenem Training und Meditation. Doch ich hatte<br />
nicht bedacht, dass in meinem Zustand solche Methoden<br />
wirkungslos waren.<br />
Da lieg ich nun und begucke mir die Radieschen von<br />
unten.<br />
Und da aus der erhofften Entspannung nichts wurde,<br />
fingen die Gedanken an, sich selbständig zu machen.<br />
Vor allem die letzten Jahre waren es, die mir<br />
wieder in den Sinn kamen. Was habe ich da eigentlich<br />
gemacht, außer auf das Ende gewartet und ein<br />
trauriges Dasein gefristet? Vergeudete, verschenkte<br />
Jahre waren das! Was hätte ich nicht alles noch unternehmen<br />
und erleben können, anstatt im Selbstmitleid<br />
zu zerfließen und einsam vor mich hinzubrüten!<br />
Eins weiß ich jetzt jedenfalls:<br />
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte,<br />
eins würde ich garantiert anders machen. Meine letzten<br />
Jahre würde ich genießen!<br />
Marlies Prautzsch<br />
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Bei Interesse an der Schreibwerkstatt des <strong>Bürgerverein</strong>s <strong>Schönefeld</strong> können Sie sich<br />
an den <strong>Bürgerverein</strong> unter<br />
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Neue Gäste und neue Texte sind gern gesehen!
Lese-Ecke 15<br />
Henriette<br />
In einer schwarzen Brille<br />
spiegelt sich das Licht der Laternen.<br />
Kleine Blitze sind hin und wieder zu sehen,<br />
es fahren Autos vorbei.<br />
Falten, die sich dahinter verbergen,<br />
zeugen von hohem Alter<br />
und wenig Schlaf,<br />
den auch ich hatte.<br />
Ausgelaugt und schlaff,<br />
das macht wohl das Wetter;<br />
die Lider ermüdend fallend,<br />
setze auch ich mir eine schwarze Brille auf<br />
und lasse einen anderen Blick<br />
auf mir ruhen...<br />
Tauwetter<br />
Biesi<br />
Mit kürzer werdenden Nächten schmilzt auch der Schnee<br />
und gibt die Sicht auf den Müll frei,<br />
den er den Winter über verborgen hielt.<br />
Unter der unscheinbaren weißen Masse<br />
zeigen sich nun die Probleme und Sünden,<br />
die durch den Winter verborgen waren.<br />
Bahnhof<br />
Der Bahnhof, ein emotionaler Ort,<br />
Sie stehen beide am Gleis, er muss fort<br />
Er hält sie in seinen Armen<br />
Sie zittert und schluchzt leise<br />
Doch das Schicksal kennt kein Erbarmen<br />
Er tritt sie an, die große Reise<br />
Er wendet sich ab, sie durchfährt ein Schreck<br />
Sie hält seine Hand<br />
Der Zug fährt ein, der Zug fährt weg<br />
Im Fahrtwind weht ihr Haarband<br />
Er ist weg, sie hält immer noch sein Hand.<br />
Wahrheit<br />
Betrunkene, Kinder und Narren<br />
sprechen immer die Wahrheit<br />
Auch wenn ich nüchtern bin,<br />
so gereichen mir Kindlichkeit und Narretei<br />
dazu die Wahrheit zu sagen!<br />
Falco-Orcus aves<br />
Büchertipp – Rezension<br />
Geschichten, die das Leben nicht schreibt:<br />
Die Satiren des Michail Bulgakow<br />
Wer heutzutage eine Buchhandlung betritt, sieht sich<br />
mit einem schier unerschöpflichen Kontingent neuerschienener<br />
Schwarten konfrontiert. Sicher schreckt<br />
manchen das Überangebot ab, und man fragt sich<br />
bisweilen: Wer liest denn so etwas? Wer druckt denn<br />
das? Und wer erlaubt, dass es überhaupt gedruckt<br />
wird?<br />
Immerhin sind wir in dem Vorzug, alles lesen zu<br />
können, was wir lesen wollen. Unser Urteil wird von<br />
Zensur nicht getrübt. Auch heute ist das nicht überall<br />
die Norm. Und in Stalins Sowjetrussland war sie es<br />
schon gar nicht.<br />
Davon konnte Michail Bulgakow wohl nicht nur ein<br />
Lied singen. Zum Glück verzichtete er aber darauf<br />
und schrieb stattdessen systemnonkonforme Satiren.<br />
In Osteuropa ist sein Roman „Der Meister und<br />
Margarita“ wahrscheinlich jedem ein Begriff. Dieser<br />
erschien lange nur zensiert, verbreitete sich aber<br />
trotzdem rasch und erfreute und erfreut sich noch<br />
immer höchster Beliebtheit. Einige von Bulgakows<br />
früheren Prosastücke sind in dem Erzählungsband<br />
„Teufeliaden“ enthalten. Vieles mag dem Leser hier<br />
nur allzu menschlich und alltäglich vorkommen: Die<br />
Kündigung eines langjährig Angestellten. Ein Wohnungsbrand.<br />
Die sensationslüsterne Presse. Auf<br />
der anderen, sehr viel größeren Seite aber wird die<br />
Realität in den Geschichten zutiefst erschüttert. Ein<br />
seltsamer Doppelgänger eines Schriftführers bringt<br />
den armen Angestellten unter Verdacht, mehrere<br />
Jungfrauen verführt zu haben. In Moskau stellt ein<br />
gewisser Tschitschikow – der Gogol-Lesern nicht<br />
unbekannt ist – alles auf den Kopf, während riesige,<br />
menschenfressende Schlangen die Stadt zu erobern<br />
drohen. Ich will jedoch nicht vorgreifen.<br />
Wer nämlich das Buch „Teufeliaden“ in den Händen<br />
hält, vermag es sowieso kaum wegzulegen; die Ratlosigkeit,<br />
die sich in dem verdutzten Leser einstellen<br />
mag, lässt ihn ganze Abschnitte wieder und immer<br />
wieder verwundert lächelnd lesen – schließlich ist<br />
die Übersetzung ins Deutsche von Thomas Reschke<br />
sehr gefällig. Es sind Geschichten, die eine tiefe<br />
Wahrheit enthalten, obwohl oder gerade weil sie das<br />
Leben nicht schreibt, und am Ende einer köstlichen<br />
Lektüre verlangte es zumindest mich, noch einmal<br />
den „Meister und Margarita“ zu ergreifen.<br />
Michail Bulgakow: Teufeliaden.<br />
Übers. von Thomas Reschke.<br />
Erschienen im Verlag Sammlung Luchterhand.<br />
Preis: 9,50 € jb
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