Diversifikation und Kapitalmarktgleichgewicht
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T zu verlassen <strong>und</strong> auf die sie dort von innen berührende<br />
23-Kurve überzuwechseln; statt eines varianzminimalen<br />
Portfolios aus allen drci Wertpapieren kommt jetzt nur<br />
noch eine Mischung aus den Wertpapieren 2 <strong>und</strong> 3 in<br />
Beuacht. Rechts von T deckt sich der effiziente Rand<br />
also zunächst mit der 23-Kurve; er endel im punkt 3, in<br />
welchem nur noch das Wertpapier 3 gehalten wird.<br />
Die ebenfalls eingetragenen Kurven mit den Bezeichnungen<br />
12 <strong>und</strong> 13 geben an, welche Kombinationen von Erwartungswert<br />
<strong>und</strong> Varianz sich realisieren lassen, wenn<br />
jeweils dasjenige Wertpapier nicht gehalten wird, dessen<br />
Nummer in der Kurvenbezeichnung nicht vorkommt. Sie<br />
begrenzen den realisierbaren Bereich im p-o2-Raum nach<br />
Maßgabe der durchgezogenen Kurvenabschnitte. Im abgebildeten<br />
Beispiel sind sie für den Verlauf des effizienten<br />
Randes zwar durchweg irrelevant, vermitteln aber<br />
einen Eindruck davon, welche Komplikationen sich im<br />
n-Wertpiipierfall ergeben können. Prinzipiell muß hier für<br />
jede Teilmenge von Wertpapieren geprüft werden, ob die<br />
zugehörige Parabel irgendwo einen Abschnitt des elfizienten<br />
Randes erzeugt.<br />
Man kann sich leicht vorstellen, daß diese nicht mehr<br />
ganz triviale hoblemstellung den Ehrgeiz des angewandten<br />
Mathematikers weckt, möglichst schnell <strong>und</strong> sicher<br />
zur Optimallösung gelangende Algorithmen zu entwikkeln.<br />
Diese Aufgabe hat Markowirz Zeit seines Lebens intensiv<br />
beschiiftigt. Hiervon zeugt auch scin erst vor drei<br />
Jahren erschienenes Buch ,,Mean-Variance Analysis in<br />
Portfolio Choice and Capital Markets", das unter anderem<br />
der ausführlichen Beschreibung eines Computerprogramms<br />
zur Portfolio Selection gewidmet ist. Diese <strong>und</strong><br />
andere einschlägige Arbeiten sind lezten Endes mehr für<br />
den Liebhaber rechentechnischer Feinheiten gedacht, als<br />
daß sie noch die Entwicklung eines Faches hätlen vorantreiben<br />
können, dem Markowitz 1952 einen entscheidenden<br />
Impuls gegeben hat.<br />
3. Merton H. Miller: Gleichgewichtsüberlegungen<br />
<strong>und</strong><br />
Irrelevanztheoreme<br />
Während ki Markowilz das individuelle Optimierungsverhalten<br />
bei gegebenen Wertpapierkursen untersucht. wird,<br />
steht bei den beiden anderen Preisträgern die Frage im<br />
Vordergr<strong>und</strong>, welches Kapiralmarkrgleichgewicht sich als<br />
Folge individueller Optimierungsüberlegungen einstellr.<br />
Die Gleichgewichtsbedingung erscheint dabei in der Form,<br />
daß die Gesamtheit der von allen Unternehmen angebotenen<br />
Finanztitel gerade dann mit der aggregierten Nachfrage<br />
der Anleger übereinstimmen muß, wenn diese sich<br />
für jene Portfoliostrukturen entscheiden, die nach Eneichen<br />
der Gleichgewichtskurse ihren individuellen Oprima<br />
entsprechen.<br />
Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Überiegung kann man nun<br />
versuchen, Bedingungen aufzustellen, denen dic Preise<br />
<strong>und</strong> Renditen der am Markt umlaufenden Finanztitel genügen<br />
müssen, wenn eine Gleichgewichtssituation<br />
erreicht<br />
Wenger, <strong>Diversifikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Kapitalmarktgleichgewicht</strong><br />
Merton H. Miller<br />
ist. Je nachdem, wie umfassend im Rahmen eines solchen<br />
Denkansatzes die individuellen Optimierungsüberlegungen<br />
berücksichtigt werden, kann das System der Gleichgewichtskurse<br />
mehr oder weniger vollstlindig beschrieben<br />
werden. Auf halbem Wege stehen bleibt der 1958 im<br />
American Economic Review erschienene Aufsatz ,,The<br />
Cost of Capital, Corporate Finance and the Theory of<br />
Investment", den Merton H. Miller gemeinsam mit Franco<br />
Modigliani, dem Nobelpreisträger des Jahres 1985, verfaßt<br />
hat. Diese Arbeit dürfte für die jeuige preisverleihung<br />
an Miller wohl die wichtigsre Rolle gespielt haben.<br />
Ihr wichtigstes <strong>und</strong> aus damaliger Sichr revolutiondres<br />
Ergebnis besteht in der Aussage, daß der Marktwert eines<br />
Unternehmens von der Art seiner Finanzierung unabhängig<br />
ist, wenn am Kapiulmarkt besrimmte Arbitrageprozesse<br />
ablaufen können, die etwaige Wertdifferenzen zwischen<br />
unterschiedlich fi nanzierten, ansonsten aber identischen<br />
Unternehmen ausgleichen würden. Dieses ,,Inelevanztheorem<br />
der Finanzierung" erlaubt freilich noch<br />
keine vollstjindige Beschreibung der am Kapitalmarkt henschenden<br />
Rendite- <strong>und</strong> Preisstruktur, weil im Rahmen der<br />
erwogenen Arbitrageprozesse nur solche portfolioanpassungen<br />
zugelassen werden, bei denen die Anleger zwischen<br />
Finanztiteln mit perfekt korreliertem Risiko hin<strong>und</strong><br />
herwechseln. Modigliani <strong>und</strong> Miller sprechen in<br />
diesem Zusammenhang von Unternehmenderselben<br />
,,Risikoklasse". Beispielsweise kann die überbewertung<br />
eines fremdfinanzierten Unternehmens dadurch beseitigt<br />
werden, daß die Anleger ihre Anteile verkaufen, im gleichen<br />
Verhdltnis wie das betreffende Unternehmen Kredite<br />
aufnehmen <strong>und</strong> den Kreditbetrag samt dem Erlös aus<br />
dem Anteilsverkauf in Anteilen eines unverschuldeten Unternehmens<br />
derselben Risikoklasse anlegen. Auf diese<br />
Weise können sie den Erfag ihrer Anlagen steigern, so-<br />
WiSt Hett 2 Februar 1991 83