Diversifikation und Kapitalmarktgleichgewicht
Diversifikation und Kapitalmarktgleichgewicht
Diversifikation und Kapitalmarktgleichgewicht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
nur als lvlodellaussagen akzeptiercn kann. Man muß sich<br />
auch darüber im klaren sein, daß ihre empirische Geltung<br />
nicht nur durch sreuerliche Effekte bceinrächtigt wird.<br />
Miller selbst setzt sich unter anderem mit dem Einfluß<br />
von Konkurskosten auseinander, kommt aber auch in diesem<br />
Punkt zu dem Ergebnis, daß gravierende Verletzungen<br />
der Inelevanz nicht zu erwarten seien. Unter dcn Bedingungen<br />
des amerikanischen Konkursrechts wird man<br />
dieser Ansicht im großen <strong>und</strong> ganzen zustimmen können.<br />
Wichtiger dürften die Einflüsse sein, die die Finanzierung<br />
auf das. Investitionsprogramm einer Untemehmung ausübt.<br />
In der Modellwelr von Modigliani <strong>und</strong> Mitler ist das<br />
optimale Investitionsprogramm der Unternehmung natürlich<br />
unabhlingig von der Finanzierung; offensichtlich handelt<br />
es sich hier um einen Speziallall eines allgemeineren<br />
Inelevanztheorems von Coase, welches besagt, daß Allokationsentscheidun<br />
gen unter bestimmten Modellannahmen<br />
unabhängig davon getroffen werden können, wie die<br />
Eigentumsrechte vertcilt sind. Indessen verliert diese Aussage<br />
ihre Gültigkeir, sobald man jene Probleme ins Spiel<br />
bringt, die den Strukturkem der modernen Agency-Theorie<br />
ausmachen. Stehen die Parteien eines Finanzierungsvertrags<br />
beispielsweise vor dem hoblem, daß dem Kapitalgeber<br />
der Zugang zu bestimmten Informationen verschlosscn<br />
ist, können sich in Abhängigkeit von der gewiihlten<br />
Kapilalstruktur ganz unterschiedliche Investitionsanreize<br />
ergeben; damit gewinnt die Art der Finanzierung<br />
Einfluß auf das Investitionsprognmm der Unternehmung,<br />
<strong>und</strong> das zugehörige Irrelevanztheorem wird außer Kraft<br />
gesetzt.<br />
Die wissenschaftliche Bedeutung der von Modigliani <strong>und</strong><br />
Miller abgeleiteten Modellergebnisse unterliegt trorz<br />
allem keinem Zweifel. Mit einiger Berechtigung läßt sich<br />
sogar sagen, daß die aufgestellten Irrelevanztheoreme erst<br />
dann ihre volle theorctische Fruchtbarkeit entfalten, wenn<br />
man nach Erklärungen dafür sucht, warum ein Finanzierungsweg<br />
besser sein sollte als ein anderer. Eine gehaltvolle<br />
Theorie der Unternehmensfinanzierung, wie sie etwa<br />
im Rahmen der modernen Agency-Theorie angesrrebt wird,<br />
ist nicht denkbar ohne jenen Ausgangspunkt, den Modigliani<br />
<strong>und</strong> Miller mit ihren Inelevanztheoremen definiert<br />
haben.<br />
4. William F. Sharpe: Risikobewertung im Kapitatmarktgleichgewicht<br />
Der für die Verleihung des Nobelpreises an Wiltiam F.<br />
Sharpe entscheidende Beirag ist im Jahre 1964 im Journal<br />
of Finance erschienen <strong>und</strong> rrägt den Tirel ,,Capital Asset<br />
Prices: A Theory of Market Equilibrium <strong>und</strong>er Conditions<br />
of Risk". In diesem Aufsatz hat der damals dreißigjiihrige<br />
Autor das <strong>Diversifikation</strong>smodell seines akademischen<br />
Lehrers Harry Markowitz in eine Gleichgewichtstheorie<br />
eingebaut, mit deren Hilfe sich Kurse <strong>und</strong> Renditen<br />
von Wertpapieren mit unterschiedlicher Risikostruktur<br />
zueinander in Beziehung setzen lassen. Wie zuvor<br />
W e nge r, Dive rsif ikatio n u nd Kap it alm arktg Ie ichg ew icht<br />
Williarn F. Sharpe<br />
Fon: dpa<br />
schon angedeutet, ist dieser Fortschritt im Vergleich zum<br />
Risikoklassen-Konzept von Modigliani <strong>und</strong> Miller darauf<br />
zurtickzuführen, daß sich Sharpe nicht darauf beschränkt,<br />
dic Konsequenzen möglicher Portfolio-Umschichtungen<br />
allcin für den Fall von Wenpapieren derselben Risikoklassc<br />
zu untersuchen; denn der Einbau des Markowitz-<br />
Motlclls in eine Analyse des <strong>Kapitalmarktgleichgewicht</strong>s<br />
impliz-iert, daß die Anleger genau dieses Entscheidungsmotlcll<br />
zugr<strong>und</strong>e legen, wenn sie hypothetische Ungleichgervichtssituationen<br />
zum Anlaß nehmen, ihre Portfolios<br />
umzustrukturieren. Da Markowitz seinem rationalen Anlegcr<br />
keine Beschränkungen nach dem Muster des Risikoklassenkonzepts<br />
auferlegt, kann dieser zwischen Wertpapicren<br />
unterschiedlicher Risikostruktur umschichten;<br />
demzufolge können auch Gleichgewichtsbedingungen formulicrt<br />
werden, die eine Bewertung unterschiedlicher<br />
Risikcn erlauben.<br />
Ausgangspunkt für die Ermittlung von Gleichgewichtskurscn<br />
oder -renditen ist der effiziente Rand, der sich aus<br />
dem Markowitz-Modell ergibr. Sieht man von Leerverkaufsbeschränkungen<br />
zunächst einmal ab, so ergibt sich<br />
jencr aufsteigende Parabelast, der in Abb. l zunächst mit<br />
123 gekennzeichnet wurde. Er repräsentiert die Gesamtheir<br />
aller effizienten Portfolios, die sich durch Mischung<br />
riskrnter Wertpapiere bilden lassen. In Abb. 2 ragt die<br />
enßprechende Kurve der Einfachheit halber die Nummer<br />
2. rVas Abb. 2 von Abb. 1 untencheidet, ist die zusäeliche<br />
Möglichkeit, sich ftir eine sichere Anlage mit<br />
der Rendite r zu entscheiden; deshalb kann der Investor<br />
jetzt auch den Punkt mit den Koordinaten lt = r <strong>und</strong> oi2 =<br />
0 rcalisieren, wenn er sein gesamtes Vermögen in die<br />
WiSt Heft 2 Februar 1991 85