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Frank Beyer - Club Passage

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der DDR Mitte der 70er Jahre bereits mit der<br />

beliebten historischen Serie vom "Stülpner Karl"<br />

vorweggenommen oder doch wenigstens<br />

angedeutet hatte). Zunächst sah man ihn als<br />

Trucker in der Fernsehserie "Auf Achse", später<br />

in der "Sesamstraße", als gewitzt-phlegmatischer<br />

Rechtsanwalt in "Liebling Kreuzberg" und<br />

schließlich als Kommissar Stöver in der Krimi-<br />

Serie "Tatort" - hier mit der Spezialität, dass im<br />

Verlauf einer jeden Folge das Ermittlerduo eine<br />

gemeinsam vorgetragene - sich vorgeblich aus<br />

der Handlung ergebende - musikalische Einlage<br />

zu Gehör brachte. Neue und publikumswirksame<br />

Kinofilme mit Manfred Krug (u. a. "Neuner")<br />

blieben auch nach der Wiedervereinigung<br />

Deutschland die Ausnahme, was der inzwischen<br />

gesamtdeutschen Beliebtheit des Schauspielers<br />

(hier ist der Begriff des "Volksschauspielers" wohl<br />

angebracht) nichts anhaben konnte - im<br />

Gegenteil. Der Mime und Sänger, der<br />

gelegentlich auch als Werbeträger in Erscheinung<br />

trat, tourt auch nach dem Rückzug vom<br />

Filmgeschäft bis auf den heutigen Tag mit<br />

Lesungen und Konzerten durch die Republik,<br />

schreibt Lyrik, Prosa und Autobiografien - und<br />

bleibt seinen treuen Fans hoffentlich noch lange<br />

erhalten.<br />

Als 1961 die Gegenwartskomödie "Auf der<br />

Sonnenseite" (DDR, Regie: Ralf Kirsten) in<br />

die Kinos kam, wurde der Film auf Anhieb zum<br />

Kassenschlager - bei DEFA-Filmen eher selten<br />

und bei Lustspielen aus Babelsberg wohl noch<br />

nie zuvor. Der Erfolg des Films leitete sich nach<br />

Auffassung der Kritiker, die mit beiden Händen in<br />

ihre Harfen griffen und anhuben, wahre<br />

Lobeshymnen auf den vom Geheimtipp zum<br />

Publikumsliebling Nummer Eins avancierten<br />

Hauptdarsteller anzustimmen (sogar das<br />

Kulturministerium der DDR meldete sich und<br />

heftete wegen Schöpfung einer gesellschaftlichen<br />

Vorbildfigur dem Filmemacherkollektiv den<br />

Heinrich-Greif-Preis an die von Stolz<br />

geschwellten Brüste), wohl vor allem daran ab,<br />

dass mit der Rolle, die Krug verkörperte, ein Typ<br />

4<br />

Einzug in die Drehbücher gehalten hatte, welchen<br />

es bis dahin so noch nicht gegeben hatte. Der<br />

salopp-charmante respektlose junge<br />

Draufgänger, der keine Neigung zu überflüssigen<br />

Worten zeigt, Regeln gern mal übertritt und im<br />

übrigen eine ironische bis sarkastische Weltsicht<br />

aufweist, fand beim DDR-Kinopublikum eine<br />

enthusiastische Aufnahme. Dass darüber hinaus<br />

die Musikalität des Schauspielers - der<br />

gemeinsam mit dem Filmkomponisten André<br />

Asriel die Titelmelodie des Films ersann - auch<br />

Sangeseinlagen für den Film ermöglichte, sollte<br />

für Krug zugleich der Beginn einer parallelen<br />

Karriere als Jazzsänger werden. Das Drehbuch<br />

stammte von Ralf Kirsten, Gisela Steineckert und<br />

Heinz Kahlau, die das Glück hatten, ihr Produkt<br />

einmal nicht an den Fernsehfunk abgeben zu<br />

müssen. Die Autoren hatten schlicht hinein ins<br />

volle Menschenleben gegriffen - in diesem Falle<br />

in das von Manfred Krug - und auf diese Weise<br />

ihrem Hauptdarsteller eine halbautobiografische<br />

Rolle auf den muskelbepackten Leib geschrieben:<br />

Martin Hoff, ein vierschrötiger ehemaliger<br />

Stahlwerker und Bauarbeiter, wegen<br />

Aufmüpfigkeit und Rebellion von der<br />

Schauspielschule gefeuert, hat sich in die süße,<br />

aber couragierte Ottilie Zinn (Marita Böhme)<br />

verliebt. Weil er mit seinen Prahlereien nicht<br />

ankommt, versucht es der Draufgänger mit<br />

Charme: Mit seinen tollen musikalischen und<br />

schauspielerischen Fähigkeiten gewinnt er Ottilie<br />

fürs Leben und auf Umwegen erfüllt sich auch<br />

sein Traum, wieder auf der Theaterbühne zu<br />

stehen.<br />

Noch während sich der Film "Auf der<br />

Sonnenseite" auf seinem Siegeszug über die<br />

Leinwände der DDR befand, wurde - den<br />

Gesetzen der Serie und der Filmemacherei<br />

gehorchend - der neu kreierte Typ variiert, aus-<br />

und in einen neuen Streifen eingebaut. Unter dem<br />

Titel "Beschreibung eines Sommers"<br />

(DDR 1962) brachte wiederum Ralf Kirsten die<br />

Adaption eines damals in der DDR fast zwei<br />

Jahrzehnte als literarischer Dauerbrenner<br />

geltenden Buches von Karl-Heinz Jakobs auf die<br />

Leinwand. Krug spielte in diesem Drama den<br />

jungen Bauingenieur Tom Breitsprecher, der einst<br />

für "Führer, Volk und Vaterland" freiwillig in den<br />

Krieg gezogen war, später enttäuscht<br />

zurückkehrte und im Sozialismus eine neue<br />

Hoffnung gefunden hatte. Auf einer Großbaustelle<br />

erweist er sich als Fachmann, der es allerdings<br />

mit den Prinzipien der Partei nicht allzu genau<br />

nimmt: Er beginnt ein Liebesverhältnis mit der<br />

verheirateten Grit (Christel Bodenstein)...<br />

"Beschreibung eines Sommers", Anfang 1963<br />

als Beitrag der Filmschaffenden zum VI. Parteitag

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