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der DDR Mitte der 70er Jahre bereits mit der<br />
beliebten historischen Serie vom "Stülpner Karl"<br />
vorweggenommen oder doch wenigstens<br />
angedeutet hatte). Zunächst sah man ihn als<br />
Trucker in der Fernsehserie "Auf Achse", später<br />
in der "Sesamstraße", als gewitzt-phlegmatischer<br />
Rechtsanwalt in "Liebling Kreuzberg" und<br />
schließlich als Kommissar Stöver in der Krimi-<br />
Serie "Tatort" - hier mit der Spezialität, dass im<br />
Verlauf einer jeden Folge das Ermittlerduo eine<br />
gemeinsam vorgetragene - sich vorgeblich aus<br />
der Handlung ergebende - musikalische Einlage<br />
zu Gehör brachte. Neue und publikumswirksame<br />
Kinofilme mit Manfred Krug (u. a. "Neuner")<br />
blieben auch nach der Wiedervereinigung<br />
Deutschland die Ausnahme, was der inzwischen<br />
gesamtdeutschen Beliebtheit des Schauspielers<br />
(hier ist der Begriff des "Volksschauspielers" wohl<br />
angebracht) nichts anhaben konnte - im<br />
Gegenteil. Der Mime und Sänger, der<br />
gelegentlich auch als Werbeträger in Erscheinung<br />
trat, tourt auch nach dem Rückzug vom<br />
Filmgeschäft bis auf den heutigen Tag mit<br />
Lesungen und Konzerten durch die Republik,<br />
schreibt Lyrik, Prosa und Autobiografien - und<br />
bleibt seinen treuen Fans hoffentlich noch lange<br />
erhalten.<br />
Als 1961 die Gegenwartskomödie "Auf der<br />
Sonnenseite" (DDR, Regie: Ralf Kirsten) in<br />
die Kinos kam, wurde der Film auf Anhieb zum<br />
Kassenschlager - bei DEFA-Filmen eher selten<br />
und bei Lustspielen aus Babelsberg wohl noch<br />
nie zuvor. Der Erfolg des Films leitete sich nach<br />
Auffassung der Kritiker, die mit beiden Händen in<br />
ihre Harfen griffen und anhuben, wahre<br />
Lobeshymnen auf den vom Geheimtipp zum<br />
Publikumsliebling Nummer Eins avancierten<br />
Hauptdarsteller anzustimmen (sogar das<br />
Kulturministerium der DDR meldete sich und<br />
heftete wegen Schöpfung einer gesellschaftlichen<br />
Vorbildfigur dem Filmemacherkollektiv den<br />
Heinrich-Greif-Preis an die von Stolz<br />
geschwellten Brüste), wohl vor allem daran ab,<br />
dass mit der Rolle, die Krug verkörperte, ein Typ<br />
4<br />
Einzug in die Drehbücher gehalten hatte, welchen<br />
es bis dahin so noch nicht gegeben hatte. Der<br />
salopp-charmante respektlose junge<br />
Draufgänger, der keine Neigung zu überflüssigen<br />
Worten zeigt, Regeln gern mal übertritt und im<br />
übrigen eine ironische bis sarkastische Weltsicht<br />
aufweist, fand beim DDR-Kinopublikum eine<br />
enthusiastische Aufnahme. Dass darüber hinaus<br />
die Musikalität des Schauspielers - der<br />
gemeinsam mit dem Filmkomponisten André<br />
Asriel die Titelmelodie des Films ersann - auch<br />
Sangeseinlagen für den Film ermöglichte, sollte<br />
für Krug zugleich der Beginn einer parallelen<br />
Karriere als Jazzsänger werden. Das Drehbuch<br />
stammte von Ralf Kirsten, Gisela Steineckert und<br />
Heinz Kahlau, die das Glück hatten, ihr Produkt<br />
einmal nicht an den Fernsehfunk abgeben zu<br />
müssen. Die Autoren hatten schlicht hinein ins<br />
volle Menschenleben gegriffen - in diesem Falle<br />
in das von Manfred Krug - und auf diese Weise<br />
ihrem Hauptdarsteller eine halbautobiografische<br />
Rolle auf den muskelbepackten Leib geschrieben:<br />
Martin Hoff, ein vierschrötiger ehemaliger<br />
Stahlwerker und Bauarbeiter, wegen<br />
Aufmüpfigkeit und Rebellion von der<br />
Schauspielschule gefeuert, hat sich in die süße,<br />
aber couragierte Ottilie Zinn (Marita Böhme)<br />
verliebt. Weil er mit seinen Prahlereien nicht<br />
ankommt, versucht es der Draufgänger mit<br />
Charme: Mit seinen tollen musikalischen und<br />
schauspielerischen Fähigkeiten gewinnt er Ottilie<br />
fürs Leben und auf Umwegen erfüllt sich auch<br />
sein Traum, wieder auf der Theaterbühne zu<br />
stehen.<br />
Noch während sich der Film "Auf der<br />
Sonnenseite" auf seinem Siegeszug über die<br />
Leinwände der DDR befand, wurde - den<br />
Gesetzen der Serie und der Filmemacherei<br />
gehorchend - der neu kreierte Typ variiert, aus-<br />
und in einen neuen Streifen eingebaut. Unter dem<br />
Titel "Beschreibung eines Sommers"<br />
(DDR 1962) brachte wiederum Ralf Kirsten die<br />
Adaption eines damals in der DDR fast zwei<br />
Jahrzehnte als literarischer Dauerbrenner<br />
geltenden Buches von Karl-Heinz Jakobs auf die<br />
Leinwand. Krug spielte in diesem Drama den<br />
jungen Bauingenieur Tom Breitsprecher, der einst<br />
für "Führer, Volk und Vaterland" freiwillig in den<br />
Krieg gezogen war, später enttäuscht<br />
zurückkehrte und im Sozialismus eine neue<br />
Hoffnung gefunden hatte. Auf einer Großbaustelle<br />
erweist er sich als Fachmann, der es allerdings<br />
mit den Prinzipien der Partei nicht allzu genau<br />
nimmt: Er beginnt ein Liebesverhältnis mit der<br />
verheirateten Grit (Christel Bodenstein)...<br />
"Beschreibung eines Sommers", Anfang 1963<br />
als Beitrag der Filmschaffenden zum VI. Parteitag