pdf Download April - Cockpit
pdf Download April - Cockpit
pdf Download April - Cockpit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
F-35/JSF: «Ich kriege diese Liebe nicht ...»<br />
Fortgesetzte Probleme beim Joint Strike Fighter<br />
Der Rest liest sich eher ernüchternd: Nach zwölf Jahren und<br />
50 Milliarden Dollar ist man wegen diverser Mängel an den<br />
bislang 63 Maschinen von einer Anfangs-Einsatzfähigkeit<br />
(IOC) des teuersten einzelnen Rüstungsprogramms der Welt noch<br />
immer weit entfernt. Ursprünglich war jene für 2011 geplant, nach<br />
heutigem Sachstand könnte das nun bis 2018 dauern.<br />
Duellfähig?<br />
Mr. Gilmore listet detailliert auf, was bezogen auf echte Operationsfähigkeit<br />
Sorgen bereitet: mangelhafte Leistungen bei der Fusion<br />
von Radar, elektro-optischem Zielsystem und Helmdisplay sowie<br />
der Einbindung der AIM-120 AMRAAM und bei der Fähigkeit der<br />
Sensorik zur Zielverfolgung von Bodenzielen. Weiter äussert er<br />
Zweifel am Gewichtslimit der Senkrechtlandeversion bezüglich<br />
dem «Zurückbringen» von (teuren) Waffen, hat Bedenken wegen<br />
der um 25 % reduzierten Überlebensfähigkeit durch die Streichung<br />
von Feuerschutzausrüstung rund um die Treibstofftanks, bezüglich<br />
Temperaturproblemen beziehungsweise Delamination an den<br />
Höhenleitwerken bei höheren Geschwindigkeiten oder längerem<br />
Nachbrennerbetrieb.<br />
Letzterer scheint übrigens das F-135-Triebwerk respektive seine<br />
Turbinenschaufeln über Gebühr zu belasten. Am 19. Februar brach<br />
eine in der dritten Niederdruck-Turbine nach 409 Flugstunden. Sie<br />
wäre – so P&W – beim «Ausfliegen der Betriebsgrenzen thermisch<br />
häufig unter abnormer Höchstlast gestanden ...».<br />
Während all das wohl behoben werden könnte, ist ein aus den Testerfahrungen<br />
abgeleitetes Lockern der Anforderungen versus dem<br />
Original-Leistungskatalog wohl bedenklicher: Gehaltene Kurven<br />
werden um rund ein halbes G «flacher», die zugestandene Zeit zur<br />
Beschleunigung von 0,8 auf 1,2 Mach um 8 (F-35A) bis 43 (!) Sekunden<br />
(F-35C) gedehnt. Klingt nicht nach viel, je stärker aber das<br />
Mantra Stealth – zum Beispiel gegen ähnliche potenzielle Gegner<br />
wie T-50 oder J-20 – neutralisiert würde, umso mehr träte die aerodynamische<br />
Agilität wieder in den Vordergrund. Ebenso wie nur<br />
vier (interne) Luft/Luft-Lenkwaffen. «Am Ende werden seine Täschchen<br />
leer sein», grinste ein russischer Testpilot 2011 zum Autor ...<br />
Im Februar erklärte ausgerechnet der neue JSF-Programmdirektor<br />
des Pentagons, GenLt. C. Bogdan, auf der Avalon-Airshow in Aus-<br />
Fotos: LM/P&W<br />
Mitte Januar erschien die jüngste Programm-Review zum F-35, gezeichnet<br />
vom Direktor des Test- und Evaluierungsbüros (DOT&E) des<br />
Pentagons, Unterstaatssekretär M. Gilmore. Es wird anerkannt, dass<br />
Hersteller Lockheed-Martin (LM) beziehungsweise dessen Zulieferer sowie<br />
Triebwerkslieferant Pratt&Whitney (P&W) bei allen drei Versionen<br />
des JSF die bis November 2012 zu erbringenden Testmissionen deutlich<br />
über Soll steigerten.<br />
51 Maschinen waren nach dem Triebwerksschaden in<br />
Edwards vom heuer bereits zweiten «Grounding» betroffen.<br />
Insert: Ein früherer Blattbruch im F-135 aus 2007.<br />
tralien – wo man sich Abnahme von 100 Einheiten erhofft – dass<br />
«ein F-35 der RAAF wohl 92 statt 67 Millionen kosten wird». Zudem<br />
beklagte er, dass LM und P&W sich verhielten, wie wenn «sie<br />
mir den letzten F-35 und das letzte Triebwerk verkaufen wollten,<br />
die quetschen da jeden Nickel raus. Ich wünschte mir, dass sie Risiken<br />
übernehmen und in Kostensenkungen investieren, alles für<br />
bessere Beziehungen tun. Aber – ich kriege diese Liebe nicht ...»<br />
Trotzdem hat das Pentagon nur Stunden vor weitreichenden Not-<br />
Budgetkürzungen (siehe Kasten) für Langläuferteile-/Komponenten<br />
für das achte Baulos (!) von 35 Maschinen per Vorauszahlung an<br />
LM 334 Millionen Dollar gebunden. Noch steht man «alternativlos»<br />
– auch die 650 F-22 wurden ja bei 187 Stück gestoppt – zu den 2443<br />
JSF, deren Beschaffung rund 400 Milliarden Dollar kosten wird.<br />
Georg Mader<br />
«Sequester» – der fiskale Rasenmäher<br />
US-Präsident Obama wie auch die Republikaner kapitulierten am<br />
1. März sozusagen vor der ersten Aufgabe der Staatskunst: der Erstellung<br />
eines tragfähigen Haushalts. Obwohl nur für 18 % der Staatsausgaben<br />
verantwortlich, treffen 50 % der nun automatisierten Kürzungen von<br />
86 Mrd. US$ bis Ende dieses Finanzjahres das Pentagon. Für das US-<br />
Militär gilt – nach regulären Kürzungen von 487 Mrd. US$ in den Jahren<br />
davor – der Entzug von 43 Mrd. US$ oder 8 % des laufenden Budgets. In<br />
Folge drohen –10 %, 10 Jahre lang. Es liegt nicht in Händen der Militärs,<br />
Prioritäten zu setzen – jedes Programm, jedes Projekt und jede kleine<br />
Aktivität muss um 8 % (später 10 %) gekürzt werden! An Beschaffungen<br />
muss wohl am Tankflugzeugprogramm KC-46 restrukturiert bzw. jenes<br />
eventuell wieder «aufgemacht» werden, Ähnliches gilt für die MQ-9/<br />
Block-5-Drohnen oder den 5-Jahres-Kontrakt für CV/MV-22 «Ospreys».<br />
Quer durch die Einheiten – auch beim Pilotentraining – rechnet die USAF<br />
mit 18 %-iger Kürzung an Flugstunden (um 203 000) sowie Aufschub<br />
eingeplanter Hauptwartungen. 180 000 Zivilbedienstete werden bis Jahresende<br />
22 Tage zwangsbeurlaubt. Schon prüft man die USAF-Auftritte<br />
in Paris und Fairford, beliebte US-Flugshows wie jene in Seymour-Johnson,<br />
Luke und Langley sind bereits abgesagt. Die USAF-Thunderbirds<br />
wurden zumindest einmal bis am 1. <strong>April</strong> «gegroundet». GM<br />
13