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Dr. Gunther Schmidt

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Milton- Erickson- Institut Heidelberg<br />

<strong>Dr</strong>.med.Dipl.rer.pol.<strong>Gunther</strong> <strong>Schmidt</strong><br />

Im Weiher 12, D-69121 Heidelberg<br />

Tel.:0049-(0)6221-410941, Fax:0049-(0)6221-419249<br />

www.meihei.de mail: office@meihei.de<br />

SysTelios- Klinik<br />

für psychosomatische Gesundheitsentfaltung<br />

69483 Wald-Michelbach/Siedelsbrunn<br />

www.systelios.de<br />

Navigieren im Nebel der Unklarheit und dabei<br />

geborgen im Ungewissen-<br />

Strategien des polynesischen Segelns u. von<br />

Effectuation:Kompetenz- aktivierendes<br />

hypnosystemisches Coaching für Krisen-<br />

Management


Eine Krise besteht<br />

darin,<br />

dass das Alte stirbt<br />

und das Neue nicht<br />

geboren werden<br />

kann.<br />

(Antonio Gramsci)


„Krise“ (griechisch von krísis) bedeutete<br />

ursprünglich „die Meinung“,<br />

„Beurteilung“, „Entscheidung“,<br />

„entscheidende Wendung“.<br />

Im Laufe der Zeit mündete die<br />

Bedeutung ein in „die<br />

Zuspitzung“. Damit wird eine<br />

problematische, mit einem Wendepunkt<br />

verknüpfte Entscheidungssituation<br />

bezeichnet.


„Eine von Betroffenen als schwierig erlebte Situation<br />

und Zeit, die für sie den Höhe- und Wendepunkt<br />

einer gefährlichen Entwicklung darstellt“ (Duden).<br />

Dass es sich hierbei um einen Wendepunkt handelt,<br />

kann jedoch oft erst konstatiert werden, nachdem<br />

die Krise abgewendet oder beendet wurde (Gredler<br />

1992).<br />

Nimmt die Entwicklung einen dauerhaft negativen<br />

Verlauf, so spricht man von einer Katastrophe<br />

(wörtlich in etwa „Niedergang“).


Typische Möglichkeiten z.B.:<br />

Entwicklungs-Krisen (z.B. in der Pubertät/Adoleszenz,<br />

Ablösung vom Elternhaus, Geburt eines Kindes u.Ä.);<br />

Anforderungs-Krisen (z.B. neuer Job, der ungewohnte<br />

und als zu hoch erlebte Leistungserwartungen mit sich<br />

bringt, widersprüchliche Erwartungen (beruflich/privat),<br />

Rollenkonflikte, bedrohlich erlebte Umstrukturierungen etc.);<br />

Verlust-Krisen (z.B. jemand verliert durch Tod oder<br />

Trennung einen geliebten Menschen, Job-Verlust);<br />

Sinn-Krisen (bisher wichtige Lebens-Sinn gebende<br />

Variablen sind weggefallen, z.B. Beziehung, Job oder<br />

politische, gesellschaftliche Situationsbedingungen);


Interaktionelle Krisen (z.B. massive Streitigkeiten in nahen<br />

Beziehungen, Mobbing-Erfahrungen);<br />

Traumatische Krisen: „Die traumatische Krise ist eine durch einen<br />

Krisenanlass mit subjektiver Wertigkeit plötzlich aufkommende Situation von<br />

allgemeiner schmerzlicher Natur, die auf einmal die psychische Existenz, die<br />

soziale Identität und Sicherheit und/ oder die fundamentalen<br />

Befriedigungsmöglichkeiten bedroht“ (Cullberg, 1978). Typische Phasen: 1.)<br />

Schock- Phase; 2.) Reaktions- Phase; 3.) Bearbeitungs- Phase; 4. Neuorientierung.<br />

Krisen mit suizidaler Gefahr<br />

Organisations-Krisen (das Unternehmen, in dem jemand arbeitet,<br />

durchläuft eine gravierende Umstrukturierung, die einen Menschen intensiv<br />

betrifft; oder die Firma erleidet massive Umsatz- und Gewinn-Einbrüche, die ihr<br />

Bestehen bedrohen);<br />

Gesellschaftliche Krisen (z.B. die „Wiedervereinigung“<br />

Deutschlands, Putsch in einem politischen System, die<br />

Finanzkrise mit gigantischer Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit etc.).


Typische Phänomene eines „Krisen-Erlebens“ z.B. :<br />

Gewohnte Muster der eigenen Lebenssituation (Sicherheit<br />

bzw. Orientierungs- und Handlungsmöglichkeiten<br />

gewährleistende Bedingungen wie z.B. Status, Rollen- und<br />

Aufgaben-Kompetenz, Entscheidungs-Kompetenz,<br />

Zugangsmöglichkeiten zu Informationen und relevanten<br />

Netzwerken, Erleben von Zugehörigkeit etc.)<br />

werden als nicht mehr verfügbar erlebt.<br />

Vertraute Prozesse von Planung, Verhalten, Denken und<br />

Fühlen werden abrupt als getrennt, unterbrochen, verändert<br />

oder gar vernichtet empfunden. Oft wird dieser Prozess als<br />

gewaltsam oder willkürlich von außen kommend erlebt.<br />

7


Entscheidungen und wirksame Handlungen<br />

werden als dringend notwendig erlebt,<br />

verbunden mit dem Gefühl, dass das Ergebnis<br />

der unbedingt schnell nötigen<br />

Entscheidungen von prägendem Einfluss auf<br />

die Zukunft sei.<br />

Dabei verstärkt sich oft massiv ein Erleben<br />

von<br />

<strong>Dr</strong>inglichkeit und<br />

Zeitdruck, verbunden mit<br />

großer Unsicherheit darüber, was „das<br />

Richtige“ sein könnte.


Gleichzeitig haben Betroffene dabei den Eindruck,<br />

dass sie zwar sofort „und ganz richtig“ entscheiden<br />

müssten, aber dabei gar<br />

nicht über die Not-wendigen Informationen und<br />

Handlungsmöglichkeiten verfügen,<br />

um für die eigenen Belange in stimmiger, Sicherheit<br />

gebender Weise etwas tun zu können (Gredler 1992).<br />

(Massive Zwickmühle)<br />

Als lebenswichtig angesehene Werte, Normen, Ziele<br />

und Planungsvorstellungen werden als bedroht<br />

erlebt,<br />

dabei aber als unverzichtbarer Teil für ein stimmiges,<br />

sinnvolles und sicheres Leben empfunden.


Bewährte Lösungsstrategien, die das Erleben von<br />

Kontrollkompetenz,<br />

Sinn,<br />

Kraft,<br />

Sicherheit und auch von<br />

Würde verliehen haben,<br />

werden als unwirksam erlebt,<br />

gerade dann, wenn man sie am meisten benötigt. So kommt<br />

man sich als sehr<br />

inkompetent, schwach und als hilfloses, ausgeliefertes Opfer<br />

vor.<br />

Dadurch wird die Situation als noch bedrohlicher und<br />

gefährlicher erlebt. Noch mehr Handlungsdruck wird<br />

aufgebaut, wieder gefolgt von weiter anwachsendem<br />

Ohnmachtserleben (zirkuläre Eskalation).


Typische Lösungsversuche (Strategien) dabei: oft<br />

in kreisförmiger Abfolge (zunächst)<br />

Kampf (extremer Hektik), dann<br />

Flucht/Vermeidung/Verleugnung, schließlich<br />

Paralyse/Totstell- Reflex (man will es einfach nicht<br />

wahrhaben) mit Katalepsie (intensiver Bewegungsarmut)<br />

und manchmal bis hin zu Katatonie (völlige Starre),<br />

wiederum<br />

gefolgt von Unterwerfungsversuchen – sich selbst<br />

unterwerfen oder die Anderen<br />

(Menschen oder der Situation gegenüber).


Die Organisation der Wahrnehmung ist dabei abwechselnd<br />

gekennzeichnet von<br />

„Röhrenblick“ (Tunnelvision),<br />

Überflutung mit den gerade „feuernden“ Affekten (z.B.<br />

der Angst, der Wut, der Verzweiflung) und<br />

Dissoziation (die beschriebenen Prozesse werden<br />

weggedrängt, abgespalten).<br />

Dies eskaliert oft in destruktive innere Eskalationsprozesse<br />

mit intensiver Konfusion.<br />

Die erlebte Ohnmacht mündet oft in<br />

Auto- Aggression, um wenigstens so wieder<br />

Handlungsmacht zu finden.


Dies führt zu massivem<br />

Zweifeln am eigenen Wert (Selbstwertverlust) mit<br />

abwertenden Attacken gegen sich selbst.<br />

Das wieder induziert oft starke Schuldgefühle, mit einem<br />

Vertrauensverlust nach innen und außen.<br />

In solcher Eskalationsdynamik kann es auch<br />

zu fremd-aggressiven und/oder zusuizidalen Ideen oder<br />

auch<br />

suizidalen Handlungen kommen.<br />

Diese Gefahr darf nie unterschätzt werden und sollte auch<br />

jeweils direkt angesprochen und geprüft werden.


Je länger und intensiver solche Prozesse ablaufen,<br />

desto mehr dominiert unwillkürliches<br />

Reagieren: man reagiert immer impulsartiger,<br />

automatisierter.<br />

= Trance- artiges Erleben).<br />

Dies wieder behindert die kognitive<br />

Steuerungsfähigkeit,<br />

Planungs- und Strategie- Möglichkeiten.


Typische „Problem-Trance“- Phänomene bei<br />

Entscheidungs- Konflikte z.B.:<br />

Albtraum- artige Beziehung (unbewusst) zwischen<br />

Ziel-Suchenden/ Ziel-Gebenden und Ziel: Ziel als<br />

Bedrohung;<br />

Alters- Regression/ - Progression (man fühlt sich<br />

kleiner, jünger, schwächer- oder uralt);<br />

Physiologische Veränderungen, z.B. Hypertonie,<br />

erhöhte Herzfrequenz, Atmung, Körper-<br />

Koordination, Muskeltonus, Hormon- Regelungen;<br />

Erstarrung oder hektische Hyperkinetik;<br />

Konzentrationsprobleme, Gedanken-Flucht/<br />

-Leere;


Angst, Wut, Betäubtheits- Gefühl, Erschöpfung;<br />

Selbstabwertung und/oder Fremd- Abwertung;<br />

Anklagende Kommunikation (Selbst-/ Fremd-)<br />

und/oder vage, konfuse, „Fokus- hüpfende“<br />

Kommunikation;<br />

Dissoziation mit Analgesie (bis zu Anästhesie) und<br />

anderen Wahrnehmungslücken<br />

Erleben verengten Raums (bis zu<br />

Erstickungsangst)<br />

Körperliche Reaktionen wie Hypertonie/<br />

Hypotonie, Tachykardie, Hyperventilation<br />

Zeitverzerrung etc.


Eine „Krise“ „gibt es“ aus<br />

hypnosystemischer Sicht nicht.<br />

Sehr wohl aber ein (jeweils<br />

subjektives) Krisen-Erleben.<br />

Dieses wird letztlich von innen<br />

heraus (autopoietisch, autonom)<br />

erzeugt.


Aus hypnosystemischer Sicht „gibt es“<br />

überhaupt kein Problem an sich.<br />

Wird ein „Problem“ erlebt, drückt dies<br />

die gerade im Moment gestalteten<br />

Wahrnehmungsprozesse und Konstruktionen<br />

von „Realität“ aus,<br />

die der Beobachter autonom tätigt,<br />

der das „Problem“ erlebt (bewusst und<br />

unbewusst, willkürlich und unwillkürlich).


Dabei werden durch „Reize“/<br />

Kontext-Faktoren von innen und/oder<br />

außen jeweils neuro-psycho-<br />

physiologische Netzwerke aktiviert.<br />

Diese sind assoziiert mit Verhaltens-und<br />

Kommunikations-Prozessen in<br />

Situationen/Kontexten<br />

(Hebb´sches Gesetz „cells that fire<br />

together wire together“ und vice versa:<br />

„cells that are wired together fire again<br />

together“).


Es werden quasi „Krisen-/Opfer-/Verwirrtheits-<br />

/Verzweiflungs-/Affektiv-Sturm-/Inkompetenz-<br />

/Resignations-/ und gleichzeitig <strong>Dr</strong>uck-<br />

Netzwerke aktiviert,<br />

so intensiv, dass jemand glaubt, er/sie „sei“<br />

so (Erleben von Naturwüchsigkeit/<br />

Zwangsläufigkeit).<br />

Dies kann beschrieben werden als Aktivierung<br />

spezifischer „Ego states“ oder anders, als<br />

Aktivierung von Inkompetenz-Trance-<br />

Prozessen.


Ängste kann man nur entwickeln durch<br />

Phantasien (Realitäts-Konstruktionen).<br />

Sie beziehen sich und sind immer Antworten des<br />

Organismus auf Befürchtungs-Phantasien über<br />

Zukunfts-Entwicklungen, sie wirken aber als<br />

kraftvolle Gestaltungsfaktoren der erlebten<br />

Gegenwart. Denn unser Gehirn lebt immer nur in der<br />

Gegenwart.<br />

Weder die Vergangenheit noch<br />

die Zukunft bestimmt das Erleben<br />

in der Gegenwart.


Aber<br />

die Gestaltung der Gegenwart<br />

bestimmt die Wirkung von<br />

Vergangenheiten und Zukünften<br />

(auch bei erlebten belastenden<br />

Vergangenheiten und bedrohlich<br />

erscheinenden Zukünften).


Da niemand die Zukunft kennen kann, sind sie<br />

immer nur Ausdruck von Hypothesen,<br />

niemals von „Wahrheit“.<br />

Sie können also als imaginative Leistungen<br />

verstanden und genutzt werden.<br />

Dann können wir sie aber auch ergänzen,<br />

ablösen durch andere, hilfreiche<br />

„Imaginationen“ (mit allen Sinnen, im Alltag).


„Probleme“, ebenso „Lösungen“<br />

sind also Ausdruck selbst gemachter<br />

Musterbildungen (Vernetzungen von<br />

Erlebnis- Elementen, siehe unten),<br />

die in selbstrückbezüglichen<br />

Wechselwirkungen<br />

alle aufeinander einwirken-<br />

und so das jeweilige Muster immer wieder<br />

stabilisieren<br />

oder gar aufschaukeln.


Dies lässt sich auch beschreiben als Prozess<br />

der<br />

Fokussierung von<br />

Aufmerksamkeit/<br />

Priming<br />

auf den diversen Sinneskanälen<br />

(visuell, auditiv, kinästhetisch, olfaktorisch,<br />

gustatorisch).


Nicht das Ereignis selbst/ allein macht etwas<br />

zur (womöglich) nachhaltig schlimmen Krise,<br />

sondern die Art, wie es verarbeitet wird und<br />

welches Erleben damit einher geht (das dann<br />

auch wieder, oft selbst verstärkend, auf das<br />

Krisen- Erleben zurückwirkt)!<br />

Zentrale Aufgabe in Beratung:<br />

Wiederfinden und Re- Assoziation der<br />

hilfreichen Ressourcen.


Phänomene als „Probleme“ zu<br />

bezeichnen, kann selbst „Probleme“<br />

schaffen (anstatt zur Lösung<br />

beizutragen).<br />

Ein „Problem“kann verstanden werden als<br />

wertvolle Information über berechtigte,<br />

anerkennenswerte Bedürfnisse. In ihm<br />

drücken sich Anliegen / Sehnsüchte und<br />

Lösungsversuche (allerdings oft mit hohem<br />

Preis) von „Seiten“ im System aus, die<br />

bestimmte Einschätzungen, Perspektiven,<br />

Glaubenshaltungen vertreten (allerdings tun sie das oft<br />

so „laut“ und mit schmerzlichen Erleben, dass andere Perspektiven<br />

übertönt werden). 18


Dementsprechend sollten diese<br />

Phänomene auch<br />

so behandelt und gewürdigt werden.<br />

Dann geht es aber nicht mehr um<br />

„Wegmachen von Problemen“,<br />

sondern<br />

um achtungsvollen Umgang mit<br />

Bedürfnissen und um Strategien,<br />

wie man etwas in<br />

konstruktiver Weise für sie tun kann.


Menschliches Erleben als Ergebnis von<br />

Aufmerksamkeitsfokussierung<br />

© <strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong>, Milton-Erickson-Institut Heidelberg, www.meihei.de<br />

Jedes menschliche Erleben kann beschrieben werden als<br />

Ergebnis und Ausdruck von neuronalen Netzwerken, die<br />

aktiviert werden und die unser Erleben steuern/ machen,<br />

wobei dieses so gemachte Erleben wieder selbstrückbezüglich auf<br />

diese Netzwerke zurückwirkt, oft stabilisierend bzw. sogar<br />

verstärkend.<br />

Die Dynamik dieser Netzwerk- Aktivierung kann (gerade für<br />

Beratung) in besonders nützlicher Weise beschrieben werden als<br />

Prozess der Fokussierung von Aufmerksamkeit (auch als<br />

„priming“) auf allen Sinneskanälen (VAKOG) und weiter z.B. auch<br />

durch Körperkoordination, Atemmuster, die Art des Verhaltens, die<br />

Art und Inhalte der Kommunikation und von Feedback-<br />

Regelungen etc.


Ein wesentlicher (und auch umfassenderer) Teil dieser<br />

Fokussierung geschieht auf unbewusster<br />

und unwillkürlicher Ebene, ein anderer auf mehr<br />

willkürlicher und bewusster Ebene.<br />

Je nachdem,<br />

a) was Inhalt dieser Fokussierungen ist und<br />

b) wie intensiv man sich als Beobachter mit den Inhalten assoziiert<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong><br />

MEI Heidelberg<br />

wird jeweils das als Er-Leben wortwörtlich in uns aktiviert<br />

(und zwar sowohl physiologisch auf allen Ebenen<br />

als auch emotional und kognitiv)<br />

was Teil dieser Fokussierung ist.


Interventionen können grundsätzlich verstanden werden als<br />

Maßnahmen der Fokussierung von Aufmerksamkeit.<br />

Der jeweilige bisherige Fokus der Aufmerksamkeit, sollte jeweils<br />

durch Unterschiedsbildungen im Sinne einer Umfokussierung<br />

geändert werden, besonders dann, wenn er zu ungewünschten<br />

Mustern beigetragen hat.<br />

Um solche wirksamen Umfokussierungen zu erreichen, muss<br />

keineswegs ein ganzes Muster (Netzwerk) „durchgearbeitet“,<br />

verstanden oder verändert werden!<br />

Es genügt meist schon, wenn man nur eines oder wenige Elemente<br />

eines Netzwerks verändert,<br />

z.B. etwas hinzu assoziiert, was bisher nicht Teil<br />

des Musters war, oder etwas dissoziiert, was bisher Teil des<br />

Musters war, oder die Reihenfolge der sequentiellen Bestandteile<br />

des Musters ändert.<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong><br />

MEI Heidelberg


Erleidet jemand (auch über lange Zeit) bestimmte<br />

Probleme/ Symptome etc., so ist dies<br />

keineswegs ein Beweis dafür, dass ihm/ ihr die grundsätzlichen<br />

Kompetenzmuster/ Potenziale fehlen für eine hilfreiche Lösung.<br />

Es drückt nur aus, dass die als Potenzial<br />

sehr wohl „schlummernden“ Kompetenzmuster zur Zeit<br />

in den relevanten Kontexten dissoziiert sind und nun<br />

assoziiert werden sollten.<br />

Diese Dissoziationen können stark sein, aber durch gezielte<br />

Umfokussierungen können sie aufgelöst werden. So können<br />

eigenständige Such- und Aktivierungsprozesse bei den Adressaten<br />

angeregt und der Zugang zu den Kompetenzen ermöglicht werden.<br />

Gelingt dies, lassen sich oft überraschend schnell, intensiv und<br />

wirksam die hilfreichen Kompetenzmuster im Erleben aktivieren.<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong><br />

MEI Heidelberg


Interventionen<br />

aus hypnosystemischer Sicht<br />

sind dann jeweils<br />

Maßnahmen der Unterschiedsbildung,<br />

d.h., man versucht, Unterschiede<br />

in die Muster (Vernetzungen von Erlebnis-<br />

Elementen) einzuführen,<br />

die bisher mit dem Problemerleben<br />

verbunden (assoziiert) waren.


Dafür müssen nicht alle Elemente oder<br />

Wechselwirkungen des Musters verändert<br />

werden.<br />

Es reicht auch aus, schon wenige oder gar<br />

nur einzelne Elemente des Musters zu<br />

verändern,<br />

z.B. nur die Art der Beschreibung<br />

(narrativer Ansatz), oder die Benennung des<br />

Problems (Etikettierung, labeling) oder die<br />

Bewertung (positive Konnotation, reframing)<br />

oder das Verhalten oder der Ort etc.


Als sehr wichtig dabei gilt es<br />

aber zu beachten:<br />

Selbst wenn es den Betreffenden kognitiv<br />

völlig plausibel erscheint, was und<br />

wie eine Vernetzung (ein Muster) zu verändern<br />

wäre,<br />

und selbst wenn sie das bewusst/<br />

willkürlich entschieden wollen, bleibt eine<br />

solche Veränderung (Unterschiedsbildung)<br />

meist äußerst schwer. Denn:


Die wirksamsten Aspekte der Muster sind<br />

zum größten Teil unwillkürlich<br />

(„automatisiert“) und meist auch auf<br />

unbewusster Ebene organisiert. Solche<br />

unwillkürlichen/ unbewussten Muster<br />

sind immer schneller, stärker, effektiver<br />

als alles Bewusste/ Willentliche.<br />

Dennoch kann sehr<br />

vieles geändert werden- viel mehr, als man<br />

als Betroffener meist selbst glaubt /(„schwer,<br />

aber machbar“ => Interventionen aus dem<br />

präfrontalen Cortex)


Am ehesten ist eine Veränderung, die<br />

konstruktiv und nachhaltig die persönliche<br />

Entwicklung erweitert und bereichert, dann<br />

zu erwarten, wenn man (selbst und Andere)<br />

von perfektionistischen „ganz wegmachen“-<br />

Erwartungen absieht und stattdessen<br />

liebevoll, achtungsvoll und mit Geduld und<br />

Verständnis darauf reagiert, wenn<br />

Veränderungsbemühungen sich als<br />

schwierig zeigen oder wenn z.B.<br />

Ambivalenzen oder „Rückfälle“ auftreten.<br />

Diese hängen typischerweise damit<br />

zusammen, dass


a)<br />

die gewohnten Muster auf unwillkürlicher Ebene als<br />

neurologisch bevorzugte Muster mit vielen<br />

Alltagskoordinaten intensiv verknüpft sind und so<br />

immer wieder schnell unbewusst aktiviert werden<br />

können (sog. „problemhypnotische Anker“).<br />

Sie genießen quasi einen „Wettbewerbsvorteil“<br />

und können sich so zunächst oft schneller<br />

durchsetzen.<br />

Deshalb braucht es oft viele (quasi rituelle)<br />

Wiederholungen von willkürlichen<br />

Musterunterbrechungen und ebenso häufige<br />

(z.B. imaginative) Unterstützungen für die<br />

Umgestaltung unwillkürlicher Prozesse.


)<br />

Problem- als auch Lösungsmuster in ihrer<br />

Wirkung (unabhängig von der Absicht der Person!!)<br />

immer auch Beziehungen gestalten.<br />

Insofern erweisen sie sich auch immer als<br />

Kompetenzen (i.S. ihrer Wirkung für<br />

etwas). So sind z.B. viele Problem- Muster<br />

in ihrer Wirkung verstehbar als<br />

anerkennenswerte Loyalitätsleistungen.<br />

Wenn sich diese Beziehungsgestaltungen<br />

nun ändern, kann dies z.B. Angst vor<br />

leidvollen Auswirkungen auslösen oder zu<br />

irritierten bzw. irritierenden Rückmeldungen führen.


Ein wertschätzendes Begleiten und Nutzen<br />

(Utilisation) aufkommender Ambivalenzen<br />

und „Schwierigkeiten“ beim Verändern sollte<br />

deshalb unbedingt beachtet werden.<br />

So geht es bei verändernden Interventionen fast<br />

immer um das achtungsvolle und<br />

behutsame entwickeln der optimalen Balance<br />

zwischen den gewünschten neuen<br />

Mustern und einem elastischen Nutzen (Utilisieren)<br />

der alten Muster.<br />

(Dies jedenfalls so lange, wie sie von den Betreffenden für die mit ihnen<br />

bisher verbundenen (meist unbewussten) Ziele und Bedürfnisse noch<br />

gebraucht werden und/ oder diese Ziele und Bedürfnisse durch<br />

gesündere Alternativmuster abgelöst werden konnten).


Wie ein Problem entsteht und aufrecht<br />

erhalten wird<br />

© <strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong>, Milton-Erickson-Institut Heidelberg, www.meihei.de<br />

1.<br />

2.<br />

Erleben an sich<br />

„Ist“<br />

„Soll“<br />

Lösungsversuche


Art der Beschreibung<br />

Benennung<br />

Bewertung<br />

Erklärungen<br />

Schlussfolgerungen<br />

Selbst-Beziehung<br />

Vergleich mit<br />

Anderen<br />

Konstruktion der antagonistischen<br />

Erfahrungs- Pole („Problem“)<br />

Wahrnehmung/ Bewertung<br />

eigener Empfindungen<br />

Emotionen,Submodalitäten,<br />

Physiologie,<br />

Körperkoordination<br />

Ist<br />

Beobachtende<br />

„Instanz“:<br />

assoziiert?<br />

dissoziiert?<br />

Soll<br />

Lösungsversuche<br />

Art der Beschreibung<br />

Benennung<br />

Lösungsförderliche Problemstabilisierende<br />

Bewertung<br />

Erklärungen<br />

Schlussfolgerungen<br />

Selbst-Beziehung<br />

Vergleich mit Anderen<br />

Wahrnehmung/ Bewertung<br />

eigener Empfindungen<br />

Emotionen,Submodalitäten,<br />

Physiologie,<br />

Körperkoordination


Kategorisierungen<br />

(gut/schlecht etc.)<br />

Ort des Erlebens<br />

Zeitpunkt<br />

Häufigkeit<br />

Intensität<br />

Dauer der<br />

Phänomene<br />

Zeiterleben/ Zeit-Fokus<br />

Eher willkürlich/<br />

Eher unwillkürlich<br />

Antworten auf Andere<br />

(Bewertung/<br />

Bedeutungsgabe/<br />

Verhalten<br />

Weitere Muster- Elemente<br />

Ist<br />

Beobachtende<br />

„Instanz“:<br />

assoziiert?<br />

dissoziiert?<br />

Antworten Anderer<br />

(Bewertung/ Verhalten<br />

Bedeutung/<br />

Soll<br />

Alters-, Größen-,<br />

Raum-Erleben;<br />

Metaphorik, Atmung,<br />

Körper-Koordination<br />

Art der Kommunikation<br />

Inhalt der Kommunikation<br />

Bilder/ Bewertungen von Beziehungen/<br />

Erwartungen an sie<br />

Art und Häufigkeit<br />

von Feedback<br />

Umgang mit „Fehlern“<br />

Bewertung/ Häufigkeit<br />

gewünschter Episoden<br />

Bedürfnis/<br />

Motivierendes Streben<br />

Ritualisierung des<br />

Problems/ der Lösung


Gewünschter<br />

Erlebnis- Fokus<br />

Wahrnehmender<br />

Auf Meta- Position/<br />

Dissoziiert/ Luzide<br />

Gesamtes Erlebnis-Potenzial:<br />

„Möglichkeitsraum“<br />

assoziiert<br />

Ziel jeweils: So viel<br />

Aufmerksamkeit als<br />

möglich auf gewünschte<br />

Erlebnis- Muster, dadurch<br />

werden diese re- aktiviert<br />

Aktueller Fokus:<br />

wird als Wirklichkeit<br />

erlebt<br />

Problem-Prozess<br />

Traum-Prozess<br />

Multiplizität<br />

Prinzip<br />

wortwörlicher<br />

Wirkung<br />

Potenzial- Hypothese<br />

Bahnung/Priming<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong><br />

MEI Heidelberg


Je nachdem, was durch Fokussierung gerade<br />

am meisten assoziiert wird, erleben wir uns<br />

(und Andere und die Welt)<br />

entsprechend anders.<br />

Wir sind also quasi multiple Persönlichkeiten<br />

(dies ist durchaus als wertvolles Potenzial gemeint).<br />

Eine zentrale Aufgabe wird dadurch jeweils, eine optimal<br />

koordinierende Steuerungsfunktion<br />

(ein steuerndes „Ich“)<br />

in uns aufzubauen/ zu aktivieren,<br />

welche die diversen „Teilpersönlichkeiten/ Potenziale“<br />

zu einer optimalen Synergie/ „Orchestrierung“ führen kann.


Ich 2<br />

Ich 3<br />

Ich 1<br />

Ich X<br />

Steuer-<br />

Ich<br />

Steuer-<br />

Ich<br />

Ökosystemischer Kontext<br />

Ich X<br />

Ich 1<br />

Wenn wir „multiple Persönlichkeiten“ sind, begegnen wir auch Anderen<br />

nicht immer mit dem gleichen „Ich“, sondern je nach Situation, nach<br />

Thema und Bedürfnissen mit unterschiedlichen „Ich´s“.<br />

Welche der vielen „Ich´s“/ welche „inneren Parlamente“ des einen<br />

Individuums interagieren gerade mit welchen Ich´s“/ welchen „inneren<br />

Parlamenten“ des anderen Individuums in welchen Kontexten, in Bezug<br />

auf welche Themen?<br />

Ich 3<br />

Ich 2


Wir erzeugen zwar<br />

nicht unser Leben<br />

selbst,<br />

aber im Wesentlichen<br />

unser Er- Leben.


Einige Problem-induzierende Aspekte im<br />

Orientierung an Zielen, die nicht mit der<br />

eigenen Gestaltungsfähigkeit erreichbar sind<br />

man orientiert sich an „Antreibern“, die man<br />

dominieren lässt (z.B. „Du musst allem immer ganz<br />

gerecht werden, 100 % sind gerade mal gut genug,<br />

Du musst schneller, stärker, belastbarer, beliebter,<br />

mehr entgegen kommend sein, Dich noch mehr<br />

anstrengen.<br />

48<br />

Krisen-Prozess<br />

(Umgangs mit „multi-binds“)


Die Erwartungen und Bedürfnisse<br />

Anderer sind wichtiger als die eigenen,<br />

der eigene Organismus hat dies zu<br />

leisten, man darf nicht „nein“ sagen<br />

zu Erwartungen Anderer, so lange man<br />

noch kann („Helfer-Syndrom“).<br />

Der Organismus als Quasi- Maschine,<br />

unangenehme Feedbacks (z.B.<br />

Symptome) werden als Zeichen von<br />

Inkompetenz, Schwäche, nur als Defizit<br />

bewertet.<br />

49


Streben nach völliger Sicherheit<br />

(Kriterium dafür: das geht erst,<br />

wenn man allem ganz gerecht<br />

geworden ist.<br />

Ambi-/ Multi- Valenzen sind ein<br />

Problem, sie müssen aufgelöst<br />

werden.<br />

50


Entscheidungen sind erst „richtig“,<br />

a) wenn man sich sicher sein kann,<br />

dass damit auch das Gewünschte<br />

herauskommt<br />

(Ergebnisabhängigkeit)<br />

b) wenn man nach der Entscheidung<br />

innerlich keine „Ja aber“ mehr<br />

hat.<br />

51


Ungünstige Konstellationen z.B.:<br />

Die „wirklich richtige“ Entscheidung treffen wollen:<br />

„Wirklich richtig“ ist die Entscheidung dann, wenn sicher<br />

ist, dass am Ende das Gewünschte auch tatsächlich eintritt<br />

und dass man nach der Entscheidung dauerhaft zur Ruhe<br />

gelangt. Tritt letzteres nicht ein und beginnt eine<br />

unwillkürliche „innere Diskussionen“ mit vielen Zweifeln,<br />

wird daraus geschlossen, dass die Entscheidung doch<br />

nicht die richtige sei. Der <strong>Dr</strong>uck wird erhöht und der<br />

Teufelskreis verstärkt sich.<br />

Ziele, die nicht selbst erreichbar sind: „Wenn mein Chef<br />

endlich X täte…,“ oder „Wenn ich wüsste, dass die<br />

Investition einigermaßen sicher ein gutes Ergebnis bringt …“.<br />

=„Fernheilungsaufträge“: Sie machen abhängig von<br />

Außenvariablen. Wenn diese nicht selbst gestaltet werden<br />

können, führen sie zwangsläufig zu Inkompetenz-Erleben.


Schwierigkeiten, das Ziel klar zu definieren: Wenn Situationen<br />

unüberschaubar und unkontrollierbar erlebt werden, aber Handlung erfolgen<br />

soll, machen sich Menschen oft <strong>Dr</strong>uck, endlich Klarheit herzustellen, weil<br />

man sich anders nicht handlungsfähig erlebt. Die Unklarheit<br />

kommmt aber aus der Situation und ist so nicht zu lösen.<br />

Daraus wird geschlossen, man sei ausgeliefert und gelähmt, was dann in<br />

Ratlosigkeit und Resignation mündet.<br />

Hin- und her gerissen zwischen mehreren Zielen: Man entscheidet<br />

sich nicht für eine Priorität, weil man (unbewusst) allem gerecht werden will,<br />

setzt sich aber gleichzeitig unter <strong>Dr</strong>uck, doch Prioritäten zu setzen, erlebt<br />

sich dann als inkompetent, wenn beides nicht gelingt. Solche inneren<br />

Kämpfe führen oft bis zum Burnout. Oder man fällt immer wieder um,<br />

revidiert immer wieder seine Entscheidung und wertet sich dafür ab.<br />

Nicht ins Handeln kommen: Das Ziel erscheint klar definiert,<br />

auch so, dass die Lösungsbeiträge von einem selbst kommen<br />

können. Man setzt die nötigen Maßnahmen aber nicht um und<br />

erklärt sich dies wieder mit seiner Inkompetenz und Inkonsequenz.


Probleme entstehen durch Ziele, die vom<br />

erlebten „Ist- Prozess“ abweichen und (noch)<br />

nicht erreicht sind.<br />

Ohne angestrebtes Ziel könnte es also auch<br />

kein Problem geben.<br />

Ziele, die zu „Problemen“ beitragen z.B.:<br />

Idealisierte perfektionistische Ziele, für welche die<br />

Kompetenzen/Ressourcen nicht verfügbar sind<br />

Auf unbewusster, unwillkürlicher Ebene als<br />

unstimmig erlebte Ziele (intuitive Ambi-/Multi-<br />

Valenz)<br />

Unklare, nicht klar definierbare Ziele<br />

Im System umkämpfte Ziele


Populär:<br />

die „SMART“- Zielkonzeptionen.<br />

Ziele sollen danach z.B. immer sein:<br />

spezifisch,<br />

messbar,<br />

akzeptiert/ aktionsorientiert,<br />

realistisch,<br />

terminierbar.<br />

Dass klingt gut, setzt aber viele Menschen in unübersichtlichen<br />

Krisen-Situationen massiv unter <strong>Dr</strong>uck, sie reagieren mit Stress<br />

und Selbstabwertung auf den Anspruch, „smarte“ Ziele entwickeln<br />

zu können.<br />

Dies wieder verstärkt gerade, dass jemand<br />

Entscheidungsschwierigkeiten erlebt und sich blockiert.


Wird der Anspruch auf „smarte“ Ziele als<br />

allgemein „richtig“ behandelt,<br />

werden die relevanten Kontextfaktoren (z.B.<br />

Unübersichtlichkeit der Situation<br />

ungenügende Möglichkeit, Folgen<br />

abzuschätzen<br />

Multivalenz-Kämpfe etc.)<br />

ausgeblendet und destruktive, nicht<br />

einlösbare Erwartungskriterien aufgebaut.<br />

Dies wieder stärkt Angst, Verzagtheit,<br />

Verzweiflung, Inkompetenz-Erleben,<br />

Resignation.


Für Krisen-Situationen brauchen wir also<br />

Strategien, die gerade wieder z.B. zu<br />

Kompetenz-Erleben,<br />

Mut,<br />

Kraft,<br />

Zuversicht,<br />

Selbstwert und<br />

Sinn-Erleben<br />

führen gerade dann, wenn man die Ziele nicht<br />

so eindeutig „smart“ definieren kann.<br />

Dafür sollte man sich von den<br />

(inhaltlichen) Ziel-Gestaltungen (relativ)<br />

unabhängig machen.


Dafür ist sehr wichtig:<br />

Jede Person, die solche Krisen-<br />

Trance erlebt,<br />

verfügt auch immer über sehr<br />

hilfreiche, für konstruktive Lösungen<br />

hilfreiche Erlebnis-Netzwerke.<br />

Diese sind aber dissoziiert während<br />

des Krisen-Erlebens.


Zentrale Aufgabe deshalb:<br />

Auffinden,<br />

Reaktivieren und<br />

Vernetzen<br />

dieser hilfreichen Netzwerke mit den<br />

Situationen, in denen bisher das<br />

Krisen-Erleben „feuerte“.


• Die Kontexte, in denen Krisen-Erleben sich<br />

entwickelt und die generell als „Erwartungs-<br />

Felder“ auf Menschen in unserer Gesellschaft<br />

einwirken können, sind typischerweise so<br />

angelegt, dass sie ständig als Zwickmühlen erlebt<br />

werden können.<br />

Wenn jemand z.B. in Gefahr gerät, ein Burnout-<br />

Syndrom zu entwickeln, dann trägt dazu fast<br />

immer dazu bei, dass er/sie diese<br />

„Erwartungsfelder“ mit Kriterien („Antreibern“)<br />

wie „Du musst dem allem gerecht werden…“ und<br />

ähnlichen Haltungen angeht.<br />

60


Dies ist unter den heutigen Bedingungen meist<br />

völlig unmöglich. Wenn sich dem jemand aber<br />

unterstellt, kann er/sie nur scheitern und<br />

Inkompetenz-/Insuffizienz- Erleben „produzieren“.<br />

So kann Kompetenz-Aktivierung, Fokussierung auf<br />

eigene Gestaltungs- Bereiche und optimale Lebens-<br />

Balance massiv blockiert werden.<br />

Typische Erwartungsfelder (Ebenen für Lebens-<br />

Balance) sind z.B.:<br />

61


Einige typische Ebenen<br />

für Lebens- Balance<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong>, Milton-Erickson-Institut<br />

Heidelberg, www.meihei.de<br />

Das Werden,<br />

Wo will ich hin?<br />

Was will ich entwickeln?<br />

Sinn<br />

Selbstverwirklichung<br />

Erfüllung, Philosophie<br />

Zukunftsfragen,<br />

Lebenskultur<br />

Religion<br />

Liebe<br />

Familie<br />

Zuwendung, Anerkennung, auch<br />

Chancen, geben zu können<br />

Gesundheit<br />

Ernährung<br />

Erholung, Entspannung<br />

Fitness, Lebenserwartung<br />

Körper<br />

Zeit-/ Energie-<br />

Balance<br />

Beziehungen,<br />

Kontakte<br />

Und wie verteilen Sie<br />

Ihre Energien? In Balance<br />

oder jagen Sie sich und Ihren<br />

Organismus? Wie antwortet er?<br />

Schöner Beruf<br />

Geld, Erfolg<br />

Leistung, Arbeit<br />

Karriere<br />

Wohlstand<br />

Vermögen<br />

Freundeskreis, andere soziale<br />

Funktionen, Zuwendung,<br />

Anerkennung, auch Chancen,<br />

geben zu können<br />

(nach Peseschkian, N./ Seiwert,L.)


Unter solchen Kontext-Bedingungen ist es häufig<br />

auch gar nicht mehr möglich, eindeutig klare,<br />

„SMART“-Ziele zu entwickeln. Selbst wenn dies<br />

jemand versucht, garantiert das nicht, dass diese<br />

Ziele je erreicht werden können.<br />

Erwartet man das aber von sich, ist wiederum die<br />

Gefahr groß, zu scheitern und Inkompetenz- und/<br />

oder Insuffizienz- Erleben zu „produzieren“.<br />

Wir brauchen hier andere Strategien, um mit unklar<br />

bleibenden Zielen und ungewiss bleibenden<br />

Kontexten mit Kompetenz-Erleben und einer Haltung<br />

von optimalem „Flow“ antworten zu können. Hierfür<br />

eignen sich die Strategie des „Polynesischen<br />

Segelns“ 63 und von Effectuation hervorragend.


64<br />

Prinzipien von „Polynesischem Segeln/<br />

Effectuation<br />

• Besinnung auf eigene Gestaltungs- Bereiche<br />

(eigener Möglichkeitsraum)<br />

Wer bin ich? Was macht mich aus, was erlebe<br />

ich als wichtig/ zu mir gehörig? Was sind<br />

meine mir wichtigen Werte? Was macht mir<br />

Sinn?<br />

Was kann ich? Was weiß ich? (Nicht nur in den<br />

Bereichen, die gerade drängen, sondern<br />

generell –Aktivierung von Kompetenz-<br />

Netzwerken)


Wen kenne ich (Netzwerke)? Welche<br />

Unterstützungs-/Loyalitäts-Netzwerke könnte ich<br />

ansprechen/aktivieren?<br />

Was kann ich dann tun?<br />

Interaktionen mit anderen<br />

Menschen;<br />

Vereinbarungen gestalten/<br />

Kooperationen gestalten etc.<br />

65


• Prinzip der Mittelorientierung (statt Ziel-<br />

Fixiertheit)<br />

• Prinzip des leistbaren Verlusts<br />

• Prinzip der Umstände und Zufälle<br />

(und des sich locker darauf vorbereiten)<br />

• Prinzip der Vereinbarungen und<br />

Partnerschaften<br />

66


• Erreichbares (in erlebter Eigenkompetenz)<br />

im Handeln mit bleibender Liebe zum<br />

Ersehnten;<br />

• Ziele über Verhandlungen mit innen<br />

(„Inneres Parlament der Seiten“) und mit<br />

Anderen aushandeln mit Bereitschaft, sie<br />

durch kontinuierliches Feedback ständig<br />

änderbar zu halten;<br />

• Kleine Schritte führen wirksamer zum<br />

Reaktivieren von Kompetenz-Erleben<br />

67


• Nur „investieren“ in Vorgehen, das man sich<br />

mit den verfügbaren Ressourcen leisten<br />

kann;<br />

• „Richtig“ machen nicht als „richtig als wahr<br />

und sicher effektiv“, sondern als „Richtung<br />

gebend“ mit wachem Fokus auf Feedbacks<br />

dabei;<br />

• Willst Du erkennen, lerne zu handeln<br />

(H.v.Foerster) mit liebevoller Begleitung der<br />

Angst und des Zauderns dabei;<br />

68


69<br />

Und:<br />

Gesundes und nachhaltig motivierendes<br />

Kompetenz- Erleben wird auch nur gewährleistet,<br />

wenn die diversen wichtigen Bereiche von<br />

Lebens- Themen, Interessen und Werten von<br />

Menschen<br />

in optimaler Balance beachtet werden


Da alles Erleben Ergebnis und Ausdruck von<br />

Fokussierung ist, wird zur zentralen Frage:<br />

Wohin, d.h. auf welche Erlebnis- Prozesse/<br />

Ressourcen/ Kompetenz- Muster<br />

sollten wir gemeinsam den Fokus lenken,<br />

so dass ein gewünschtes Erleben<br />

zieldienlich aktiviert wird?<br />

Von „Warum“ zu „Wofür?<br />

Von „Woher kommt es?“ zu<br />

„Wohin soll es gehen?“


Von „Wie ist das System organisiert?“<br />

zu<br />

„Für welche gewünschten Entwicklungen<br />

wollen wir das System wie organisieren?“<br />

Und:<br />

„Welche Muster gab es bisher schon<br />

im System, die zieldienlich gewirkt haben<br />

und die wir wieder und noch mehr nutzen<br />

könnten?


Gleichzeitig aber:<br />

Die verzweifelten ego states müssen<br />

achtungsvoll und mit präsenter<br />

Zuwendung empathisch<br />

angenommen und begleitet werden<br />

und diese ego states dürfen so<br />

bleiben, sie müssen nicht<br />

„aufhören“ (Pacing)<br />

Aufbau von sowohl-als-auch-<br />

Erleben


Basis dafür:<br />

Vertrauen der Berater in die<br />

Selbststeuerungsfähigkeiten der<br />

Klienten und dafür<br />

Fokus auf die optimale Berater-<br />

Bewusstseinslage<br />

(Endlichkeit, Neugier, Wert<br />

unabhängig vom Ergebnis, Selbst-<br />

Akzeptanz etc.)


Und dann<br />

Wertschätzendes Pacing des „Opfer-<br />

Erlebens“, das bleiben darf !!!;<br />

Fokus auf alle Prozesse im<br />

Erlebnis-Repertoire der<br />

Betroffenen, in denen sie schon<br />

schwierige Situationen erfolgreich<br />

bewältigt haben;


Fokus auf Muster des Gelingens<br />

und sinnliche Reaktivierung von<br />

Vertrauen in sich selbst plus<br />

wertschätzender Umgang mit den<br />

Krisen-Reaktionen;<br />

Utilisation von „Symptomen“als<br />

wertvolle Informationen über<br />

Bedarf („Botschafter von<br />

Bedürfnissen“);


Aufbau des Beratungs- Systems<br />

(Kybernetik 2. Ordnung)<br />

© <strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong>, Milton-Erickson-Institut Heidelberg, www.meihei.de<br />

Damit eine Beratung/ Therapie als professionelle Begegnung erfolgreich<br />

wirksam werden kann im Dienste der AuftraggeberInnen, sollte sie<br />

aufgebaut werden als ein System, dass wirken kann als<br />

Beratung selbst,<br />

Ziele, Wege<br />

Wert- adäquat<br />

Motivierendes<br />

Kompetenzfokussierendes/<br />

aktivierendes<br />

Sinnvoll<br />

erlebtes<br />

Beratungs-<br />

System<br />

Zieldienliches<br />

Ziele selbst in<br />

Eigenkompetenz<br />

erreichbar<br />

würdigendes Die autonomen<br />

Sichtweisen<br />

akzeptieren<br />

Mit gleichrangiger Kooperations- Partnerschaft


Andere<br />

Kunde<br />

(Anliegen selbst<br />

erreichbar) Klagender/<br />

Opfer<br />

(Lösung muss von<br />

Anderen kommen)<br />

Auftragsmuster<br />

(Erwartungen an Beratung/<br />

Berater, Verständnis über<br />

Gestaltung der Beratung)<br />

Eigenes<br />

Unwillkürliches<br />

Besucher<br />

(kein eigenes Anliegen)<br />

Ko-Berater/<br />

Supervisor<br />

(weiß, wie die Beratung<br />

„richtig“<br />

geht)<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong><br />

MEI Heidelberg


Hoffnung ist nicht die<br />

Überzeugung, dass etwas gut<br />

ausgeht,<br />

sondern die Gewissheit, dass<br />

etwas Sinn hat, egal wie es<br />

ausgeht.<br />

Vaclav Havel


<strong>Dr</strong>.med.Dipl.rer.pol. <strong>Gunther</strong> <strong>Schmidt</strong>, Milton- Erickson- Institut Heidelberg<br />

Im Weiher 12, D-69121 Heidelberg<br />

www.meihei.de e-mail: office@meihei.de<br />

Umgang mit Restriktionen<br />

Als Restriktion können alle Situationen und<br />

Erlebnisprozesse beschrieben werden, die man zwar<br />

vielleicht gerne ändern würde, die aber nicht von einem<br />

selbst oder überhaupt gar nicht geändert werden können<br />

(jedenfalls mit den jeweils zur Zeit verfügbaren,<br />

überschaubaren Möglichkeiten).<br />

In solchen Situationen erlebt man sich schnell als<br />

ausgeliefertes, hilfloses Opfer. Um dieses unangenehme<br />

Erleben nicht ertragen zu müssen, kämpfen viele<br />

Menschen doch mit direkten Veränderungsversuchen<br />

dagegen an, erschöpfen sich dabei und definieren sich<br />

dann als grundsätzlich inkompetent. Oder sie versuchen<br />

zu flüchten, z.B. das Ganze zu verleugnen, oder sie<br />

ergeben sich schnell und völlig apathisch in ihr Schicksal<br />

(Totstell- Reflex).


D.h.: Sie orientieren sich an Zielen, die letztlich nicht aus eigener<br />

Kraft erreichbar sind.<br />

So werden in beiden Fällen werden aber wertvolle Möglichkeiten<br />

eigener Gestaltungsfähigkeit nicht optimal genutzt, obwohl man<br />

sehr wohl noch über viele Kompetenzen im eigenen Repertoire<br />

verfügen könnte.<br />

Damit Erfolgserleben und Erleben eigener Kompetenz aufgebaut<br />

werden kann, muss man sich aber an Zielen orientieren, für die<br />

man selbst etwas tun kann (Fokus auf eigene<br />

Gestaltungsfähigkeit).<br />

Für den Umgang mit Restriktionen erfordert dies andere<br />

Zielvorstellungen als für den Umgang mit direkt Veränderbarem.<br />

Mit dem hier beschrieben Modell können diese Chancen,<br />

die sich auch unter Restriktionsbedingungen noch ergeben,<br />

in einem Prozess der Beratung/ Therapie noch gut zugänglich<br />

gemacht werden und dabei die bisherigen Erlebnisprozesse der<br />

KlientInnen konstruktiv gewürdigt und genutzt werden.


Umgang mit Restriktionen<br />

© bei <strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong>, MEI Heidelberg www.meihei.de<br />

Direkt Veränderbares „Restriktion“<br />

Jeweilige Lösungsstrategie<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

27<br />

Jeweilige Lösungsstrategie<br />

1. Würdigung der „Sehnsuchts-<br />

Ziele“<br />

2. Würdigung der Frustration<br />

darüber, dass diese nicht<br />

erreichbar waren/ sind<br />

3. Prüfung bisheriger<br />

Lösungsversuche auf<br />

Auswirkungen (bei Würdigung der<br />

Absicht)<br />

4. Würdigung der Ambivalenz gegen<br />

Alternativen


Direkt Veränderbares „Restriktion“<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

28<br />

5.Bei ungewünschten Auswirkungen<br />

und Ähnlichkeiten des Auftrags<br />

mit diesen Lösungsversuchen:<br />

Meta- Kommunikation der<br />

Zwickmühlen der Berater: würde<br />

man Auftrag so annehmen, würde<br />

man nur wieder zu frustrierenden<br />

Ergebnissen für die Klienten<br />

beitragen; lehnt man den Auftrag<br />

ab, könnte dies als Abwertung<br />

und Missachtung erlebt werden<br />

(dabei immer wieder: Würdigung<br />

der „Sehnsuchts- Ziele“)


Direkt Veränderbares „Restriktion“<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

29<br />

6. Angebot von „Zweitbestem“<br />

(im Verhältnis zum<br />

Sehnsuchtsziel) , d.h. dem<br />

Besten unter den gegebenen<br />

Situationsbedingungen. Dies<br />

auch so explizit definieren<br />

und würdigen, wenn sich<br />

jemand dazu entscheidet.<br />

7. Einladung dazu, den<br />

Umgang mit der<br />

ungewünschten<br />

Restriktion zu optimieren


Direkt Veränderbares „Restriktion“<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

Direkt verändern<br />

8. Muster suchen, welche die<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

erhöhen, das Gewünschte<br />

anzuregen<br />

9. Immer wieder würdigen: „Dies<br />

kann nur Zweit- Bestes sein, das<br />

Beste wäre das „Sehnsuchts-<br />

Ziel“ , und diese Ambivalenz und<br />

die Impulse, eher wieder sich<br />

damit zu identifizieren, dürfen<br />

immer wieder kommen (als die<br />

Sehnsucht würdigende<br />

Kompetenz)


Typische Struktur-Aspekte von Zwickmühlen und ihre<br />

zieldienliche Nutzung<br />

Struktur-Aspekte:<br />

• Gleichzeitigkeit/ Gleichrangigkeit von unvereinbar erscheinenden<br />

Themen/Richtungen<br />

• Man darf das Feld des Unvereinbaren nicht verlassen<br />

• Man darf nicht meta – kommunizieren<br />

Auflösung/ Nutzung:<br />

• Meta- Kommunikation: transparent, in „Ich- Botschaften“, mit Fokus<br />

auf Auswirkungen<br />

• Priorisierung (von synchron zu diachron; vorrangig/nachrangig)<br />

• Balancierung/ Synergie der Wirkkräfte<br />

• Immer mit dem Fokus auf Auswirkungen auf Zielbereich und mit<br />

Vergleich von Unterschieden<br />

• Würdigung der zurückgestellten Wünsche und Optionen 31<br />

<strong>Dr</strong>.G.<strong>Schmidt</strong><br />

MEI Heidelberg<br />

www.meihei.de


Zentrales Ziel aller Interventionen ist immer:<br />

Optimal wirksame Kooperation zwischen<br />

willentlichem „Ich“ und unwillkürlichen Prozessen<br />

(die autonom und immer schneller und stärker<br />

wirken als alles Willentliche).<br />

Dafür müssen kognitive Prozesse durch neben<br />

sprachlichen Interventionen durch Imagination/<br />

ritualisierte Ideomotorik/ und viele weitere<br />

Interventionen auf allen Sinneskanälen (z.B. durch<br />

Klangbilder/ Rhythmik/ Mimik/ Gestik etc.) in die<br />

Bereiche übersetzt werden, die Körperliches und<br />

Emotionales unwillkürlich umsetzen, aber keine<br />

Sprache haben (entwicklungsgeschichtlich ältere<br />

Hirnbereiche), und Körperliches und Emotionales<br />

wiederum müssen auf die gleiche Art in Kognitives 86<br />

übersetzt werden.


Imaginationen, Körperkoordination etc. als<br />

Brücke zwischen Kognition und Intuition<br />

Kognitives/<br />

Sprache<br />

Körperliches/<br />

Physiologisches<br />

Imagination/Ideomotorik/Körperkoordination/Atmung<br />

Gestik/Mimik/Klang/<br />

Weitere Sinneskanäle<br />

Emotionales


Einige weitere<br />

Interventionsmöglichkeiten bei Krisen<br />

Zuweisungsdynamik klären und utilisieren<br />

Erwartungen klären, Skepsis und<br />

Hoffnungslosigkeit pacen/ utilisieren<br />

Eigene Zwickmühlen der Berater<br />

transparent metakommunizieren<br />

“Opfer- Ich- Erleben“ sehr wertschätzen, die<br />

damit verbundenen Ziele, Werthaltungen<br />

und Lösungsversuche ebenso, dann aber<br />

einladen dazu, die damit verbundenen<br />

Auswirkungen zu prüfen


Weitere Lösungsstrategien „von innen<br />

nach außen“, z.B.:<br />

Viel Eigen- Pacing mit Basis-Hypothese:<br />

eigene unwillkürliche Reaktion kann nur<br />

klug sein;<br />

Dissoziationstechniken/ „Seiten- Modelle“/<br />

„eine Seite von mir…“, Kommunikation in<br />

„Du-Botschaften“ mit sich selbst;<br />

Pacing eigener Ambivalenzen und<br />

„Ehrenrunden“;


Aufbau einer sicherer Beobachterposition<br />

mit Steuerungskompetenz/ „innere Squash-<br />

Position“;<br />

Anerkennung eigener Endlichkeit <br />

Prozess als Restriktion (Umgang<br />

optimieren, Wahrscheinlichkeit für<br />

gewünschtes Erleben verbessern,<br />

Zweitbestes, Würdigung des<br />

Perfektionismus);<br />

Antreiber utilisieren


Hoffnung aufbauen, mit „Produkt-<br />

Informationen“ verbinden, Story-telling mit<br />

Ambivalenz-Wertschätzung/- Aktivierung,<br />

„Reisen in die Lösungs-Zeiten“/ Sich<br />

besinnen auf eigene „Muster des<br />

Gelingens“;<br />

Unterschiede bilden, „Muster des<br />

Gelingens“ systematisch vergleichen<br />

mit Problemmustern;<br />

Selbst erreichbare Ziele aufbauen,<br />

Restriktionsmanagement


Symptome und organismische<br />

Problemreaktionen als<br />

wertvolle, kompetente Feedbacks über<br />

Bedürfnisse utilisieren<br />

“Der Organismus als Vertragspartner“<br />

“Problem- Lösungs- Gymnastik“/<br />

Embodiment, „Flashback- Management“ mit<br />

kompetenter „Platzanweisungstätigkeit“/<br />

Arbeit mit Submodalitäten


Problem- Faktoren („Auslöse-Reize“) als<br />

„Lösungswecker“ utilisieren/“garnieren“;<br />

„Polynesisches Segeln“<br />

Entscheidungskriterien optimieren,<br />

Umgang mit Unsicherheit optimieren, Ziele<br />

setzen, sich nicht vom Ergebnis abhängig<br />

machen und die Ziele gleichzeitig<br />

anstreben; das dafür hilfreiche Erleben<br />

(„Surf-Position“?) aufbauen<br />

„Klim-Bim“- Devise, „Innere Demokratie“<br />

statt „innerer Staats- Terrorismus“;


Loyalität des „Zukunfts- Ichs“ mit<br />

Anerkennung des Mutes des<br />

„Gegenwarts-Ichs“;<br />

Sich besinnen auf die eigenen zentralen<br />

Werte/ Sinn-Kriterien;<br />

Von den „Sinn- Bilanz-Punkten der Zukunft“<br />

her wählen;<br />

Netzwerke aktivieren;


Bestimmen des „gerade noch leistbaren<br />

möglichen Verlusts (Reservation point);<br />

Würdigender, liebevoller Umgang mit dem,<br />

was zurück bleiben muss Erinnerungs-<br />

Rituale;<br />

Metaphorische/ symbolische<br />

Interventionen/ Problemreaktionen als<br />

„Beziehungspartner“<br />

Sonstige unterstützende Imaginationen<br />

Variationen von „tit for tat“ aus „one-down<br />

-Position“


Weitere Aspekte für hilfreiche<br />

Auflösung von „multi-binds“<br />

Umgang mit „Antreibern“ (z.B. „Du musst allem ganz gerecht<br />

werden!“) Anerkennung und Nutzung der eigenen „Endlichkeit“ als<br />

Kompetenz + empathischer Umgang mit der Neigung zu Perfektionismus<br />

(Sehnsuchts- Seite)<br />

Umgang mit psycho-physiologischem Feedback statt<br />

„Symptome“ abwerten Nutzen als kompetentes Feedback, das immer<br />

wieder bleiben darf<br />

Anerkennung und würdigende Nutzung von Ambi-/ Multi-<br />

Valenzen (immer wieder „pendeln“ dürfen, ängstliche „Seiten“ und<br />

antreibend- kritische „Seiten“ („genug ist nicht genug“ dürfen bleiben<br />

und im „Wechselchor“ „singen“<br />

Anerkennung und würdigende Nutzung von bleibender, nicht<br />

auflösbarer Unsicherheit Von „Sicherheit“ zu<br />

„Wahrscheinlichkeit“ von äußerer zu innerer Sicherheit


Nach Entscheidungen Würdigung und Nutzung der weiter<br />

bestehenden „Oppositions- Stimmen“ Optimale<br />

Führungskraft/ Dirigent der inneren Organisation<br />

Kriterien für „gute“ Entscheidungen:<br />

nicht das gewünschte Ergebnis, sondern „nach bestem<br />

Wissen und Gewissen zum Zeitpunkt der Entscheidung“ <br />

Anerkennung dafür, den Mut für eine neue Entscheidung aufgebracht zu haben<br />

(Nicht- Entscheidung ist auch Entscheidung) die zukünftige Person kann sich<br />

auf Loyalität verlassen bis hin zu tröstender Wertschätzung bei potenziellem<br />

Scheitern)<br />

Liebevoller Umgang mit Zweifeln (die immer wieder kommen dürfen)<br />

Bleibende Freiheit, um- entscheiden zu dürfen (aber nicht zu müssen)<br />

Aufbau einer sicheren Steuerungs- und Beobachtungs-<br />

Position mit schützender, Kontakt ermöglichender Grenze (Bezogenen<br />

Individuation) und eines optimalen „Squash- Punkts“<br />

97


Kommunikation nach außen z.B.:<br />

Position der Transparenz in „Ich- Botschaften“;<br />

Klare Definitionen von „was ist fix/ was ist verhandelbar“;<br />

Ermutigung zum „Brainstorming“ und zum aktiven<br />

„Zelebrieren“ von Unterschieden als Kompetenz;<br />

Ermutigung zum Erlauben von Unsicherheit, Verwirrung,<br />

Angst, Wut etc. dann übersetzen als Informationen über<br />

Bedürfnisse;<br />

Wertschätzung von Ambivalenzen, utilisieren als Information<br />

über Bedürfnisse für die Kooperation;<br />

Klare Meta- Kommunikation von Zwickmühlen mit Fokus<br />

auf „tit for tat“ mit Auswirkungs- Perspektive/ „Rollen-<br />

Perspektive;<br />

Fokus auf „Muster des Gelingens“, Sinn-stiftende<br />

Kohäsions- Werte;<br />

Aufbau kontinuierlicher Feedback- Schleifen mit Anerkennung<br />

des Überbringens von Unerfreulichem;


99<br />

Flow:<br />

völligen Aufgehens in einer Tätigkeit;<br />

Erfüllendes, dabei mit optimaler<br />

Kraftentfaltung hoch wirksames Tun<br />

Ganz bei sich und gleichzeitig ganz im Tun<br />

Schaffens- oder Tätigkeitsrausch,<br />

Funktionslust<br />

in optimaler Balance zwischen Spannung und<br />

Entspannung („Eutonie“), mit zentriertem<br />

Willen - Konzentration, ohne erzwingen zu<br />

wollen


STRUKTURELEMENTE FÜR "FLOW"--ORGANISATION<br />

(nach M. Cziksczentmihalyi)<br />

1.) Vision des gewünschten Gesamtziels.<br />

2.) Definition kleiner, überschaubarer Unterziele (jeweilige<br />

Zwischenschritte zum Gesamtziel).<br />

1.) u. 2.) stellen den Bereich der für Flow essentiellen<br />

Herausforderungen (Anforderungen) dar.<br />

3.) Aktivieren der notwendigen, zieldienlichen Fähigkeiten.<br />

4.) Aufbau vieler Feedback-Schleifen, die schnelle Information<br />

erlauben darüber, ob die jeweiligen Tätigkeiten<br />

(z.B. auch Lösungsversuche) Fortschritte in<br />

die erwünschte Richtung<br />

100<br />

erbracht haben.


5.) Intensive Konzentration auf den Prozess von 2.) -4.),<br />

beschreibbar auch als "Aufgehen in der momentanen<br />

Tätigkeit", "Verschmelzen mit der gegenwärtigen Tätigkeit",<br />

"Hingabe an die Aufgabe".<br />

6.) Dabei ist auch wichtig:<br />

die "Messlatte" für die jeweiligen<br />

Anforderungen immer wieder neu definieren, immer wieder<br />

"höher" legen (also nicht nur nach "hoffentlich endlich<br />

vorbei.." schielen).<br />

7.) Sehr unterstützend ist es auch, einen Zeit-Rahmen zu<br />

definieren.<br />

101


Balance zwischen Anforderung und Kompetenz als Basis für „Flow“<br />

102<br />

Erlebte<br />

Anforderung<br />

Angst, Überforderung,<br />

Erschöpfung, Überanspannung,<br />

Depression, Verzweiflung, Sucht-<br />

Tendenzen als Flucht, Vermeiden<br />

Langeweile, Leeregefühl,<br />

Aggression, Entlastungsdepression,<br />

Lustlosigkeit, Sucht- Tendenzen<br />

Erlebte<br />

Kompetenz


Verhaltens-<br />

Effektivität<br />

hoch<br />

niedrig<br />

Yerkes- Dodson- Gesetz<br />

mittel hoch<br />

Aktivierung/<br />

Anspannung


Soll in Beziehungen, z.B. auch im Prozess einer Beratung,<br />

Flow entstehen, muss auch eine rituelle Gestaltung des<br />

Kontexts<br />

der Begegnungen berücksichtigt werden;<br />

z.B. müssen alle Beteiligten, also auch die BeraterInnen/<br />

TherapeutInnen<br />

(und auch alle deren "Anteile" akzeptiert sein in ihrem "So-<br />

Sein",<br />

in ihren Bedürfnissen und emotionalen Reaktionen,<br />

was nicht heißt, dass alle Handlungsimpulse zugelassen<br />

werden, z.B. Gewaltimpulse etc.).<br />

104


Wichtige Grund-Bedürfnisse von Menschen in Beziehungs-Systemen:<br />

• Zugehörigkeit/ Sicherheit in der Beziehung<br />

• Orientierung, Transparenz, Sich einbezogen fühlen können<br />

• Rollen- und Aufgaben- Klarheit<br />

• Wertschätzung der „speziellen Einzigartigkeit“ und optimale<br />

Balance mit Erleben von Verbundenheit und Ähnlichkeit mit<br />

wichtigen Anderen<br />

• Wertschätzung/ Anerkennung der Beiträge<br />

• Handlungsmöglichkeiten/ Selbstwirksamkeit<br />

• Autonome Wahlmöglichkeit und Selbstdefinition der eigenen<br />

Realität<br />

• Wohltuend Gefordert- werden, mit klaren, Richtung weisenden<br />

Zielvereinbarungen


Ziele/ Aufgaben eines Systems<br />

©<strong>Dr</strong>.med.Dipl.rer.pol. <strong>Gunther</strong> <strong>Schmidt</strong><br />

Milton-Erickson-Institut Heidelberg<br />

www.meihei.de office@meihei.de


www.systelios.de<br />

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