und Vorwort - Deutsche Hochschule der Polizei
und Vorwort - Deutsche Hochschule der Polizei
und Vorwort - Deutsche Hochschule der Polizei
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Vorwort</strong><br />
Barthel, Christian<br />
Qualitätsmanagement in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> ist ein „Evergreene“ – schon seit vielen<br />
Jahren wird dieser Ansatz in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> diskutiert, einmal mit größerer<br />
Prominenz, dann wie<strong>der</strong> hintergründig, aber immer präsent. Zu Beginn<br />
<strong>der</strong> 90er Jahre schaute man selbstverständlich eher auf die Beispiele aus<br />
<strong>der</strong> Industrie, mitunter benommen von so viel selbstbewusst vorgetragener<br />
Betriebsrationalität <strong>und</strong> den bunten Folien zu Qualitätsverbesserungs-Zyklen,<br />
Prozessmodellierungen o<strong>der</strong> den Segnungen <strong>der</strong> Qualitätszirkel.<br />
Im Zuge <strong>der</strong> Reformbemühungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> sogenannten Neuen Steuerung<br />
wurde das Qualitätsmanagement dann einmal eher als umfassende Philosophie<br />
(Total Quality Management) verstanden, mitunter aber auch als<br />
stiller Gegenentwurf zu den vieldiskutierten Produkten <strong>und</strong> Leistungen,<br />
die auch in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> als Steuerungsformate entwickelt wurden. Dass<br />
die Neue Steuerung, aber auch das hier mitlaufende Qualitätsmanagement<br />
nicht mit <strong>der</strong> erhofften Reformwucht in <strong>der</strong> Alltagsorganisation<br />
<strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> angekommen ist, liegt weniger an den Konzepten, als an <strong>der</strong><br />
unvermuteten Komplexität <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>organisation selbst, die sich durch<br />
Programme, Methoden <strong>und</strong> Instrumente, zumindest nicht einfach, auf<br />
Wunschkurs trimmen lässt. Denn das hat die öffentliche Verwaltung, die<br />
Ordnungsverwaltung <strong>und</strong> die <strong>Polizei</strong> vor allem gelernt: Es reicht nicht aus,<br />
das entscheidende Problem zu erkennen <strong>und</strong> die richtigen Konzepte in Anschlag<br />
zu bringen; die Organisation ist kein Apparat, bei dem es ausreicht,<br />
einzelne Defekte zu reparieren o<strong>der</strong> ein neues Programm einzuspielen;<br />
tatsächlich lässt man sich auf ein Abenteuer mit nicht immer gewissem<br />
Ausgang ein, wenn man mit betriebswirtschaftlich inspirierter Steuerung<br />
o<strong>der</strong> Prozessoptimierung startet.<br />
Die Zeit ist aber nicht stehen geblieben – was sich in den 90er Jahren <strong>und</strong><br />
in <strong>der</strong> ersten Hälfte des folgenden Jahrzehnts noch als Reformbegeisterung<br />
<strong>und</strong> konzeptbeflügelte Mission verstanden hat (man muss eigentlich<br />
sagen: noch verstehen konnte), wird heute schlichte Notwendigkeit. Angesichts<br />
<strong>der</strong> dramatisch knappen Kassen, <strong>der</strong> nicht mehr finanzierbaren<br />
Personalkosten, <strong>der</strong> vielfachen Reorganisationsprozesse <strong>und</strong> Dauerverän<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong>, sind die neuen Steuerungsinstrumente (Ziel-<br />
<strong>und</strong> Strategieentwicklungen, Controlling usw.) kein Ausweis beson<strong>der</strong>er<br />
Mo<strong>der</strong>nität einzelner Behörden o<strong>der</strong> eines ambitionierten <strong>Polizei</strong>managements,<br />
son<strong>der</strong>n ein schlichtes „Es-geht-nicht-an<strong>der</strong>s“! Die Folge ist ein<br />
abgekühlter Pragmatismus <strong>und</strong> eine damit einhergehende Professiona-<br />
lisierung im polizeilichen Management, die selbstverständlich über ein<br />
Controlling verfügt, ohne deshalb schon zu glauben, dass damit alle Fragen<br />
<strong>der</strong> Steuerung von polizeilicher Effektivität <strong>und</strong> Effizienz endgültig<br />
geklärt wären.<br />
Diese Weiterentwicklung im Umgang mit Managementinstrumenten lässt<br />
sich auch im Zusammenhang mit dem Qualitätsmanagement-Ansatz beobachten.<br />
Man kann jetzt erkennen (<strong>und</strong> mit professionellem Selbstbewusstsein<br />
gegenüber notorischen Besserwissern vertreten), dass „K<strong>und</strong>enorientierung“,<br />
“Prozessorientierung“, „Mitarbeiterorientierung“ usw.<br />
in einem sozial <strong>und</strong> interaktiv so komplexen Handlungsfeld wie <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong><br />
eben etwas ganz an<strong>der</strong>es bedeutet, wie zum Beispiel in <strong>der</strong> KFZ-Industrie.<br />
Insgesamt kann man konstatieren, dass die einseitige Orientierung<br />
an verkürzten Management-by-Konzepten <strong>und</strong> <strong>der</strong> Privatwirtschaft einer<br />
intensiveren Besinnung auf das eigene Geschäft Platz gemacht hat. In diesem<br />
Zuge werden konzeptionelle Ansätze wie das Qualitätsmanagement<br />
zugleich bereichert durch Erkenntnisse aus <strong>der</strong> Verwaltungswissenschaft,<br />
<strong>der</strong> Organisationssoziologie <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e durch Lernerfahrungen aus<br />
<strong>der</strong> Organisation <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> selbst.<br />
In diesem Sinne werden in vorliegenden Ausgabe <strong>der</strong> Schriftenreihe <strong>der</strong><br />
<strong>Polizei</strong>-Führungsakademie drei Schlaglichter auf des Thema Qualitätsmanagement<br />
geworfen:<br />
Im ersten Abschnitt (Lenk, Brüggemeier, Barthel) werden konzeptionelle<br />
Erweiterungen <strong>und</strong> insbeson<strong>der</strong>e verwaltungswissenschaftliche Begründungen<br />
für ein Qualitätsmanagement in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> diskutiert; dies in<br />
durchaus kritischer Absicht, denn die erste Phase <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung<br />
mit diesem Thema war noch allzu sehr gekennzeichnet durch ein Industrie-<br />
<strong>und</strong> Fertigungsdenken, dass die polizeilichen Arbeits- <strong>und</strong> Organisationswirklichkeit<br />
zu wenig berücksichtigte.<br />
Im zweiten Abschnitt (Wloch, Heller, Ritsert, Priebe) werden Methoden<br />
präsentiert, die im alltäglichen Qualitätsgeschäft in <strong>der</strong> <strong>Polizei</strong> entwickelt<br />
<strong>und</strong> erprobt wurden.<br />
Im dritten Abschnitt (Lehmann, Wernthaler, Barthel) werden Implementationsprozesse<br />
in einer Behörde <strong>und</strong> in einer Basis-Dienststelle dargestellt<br />
<strong>und</strong> dabei deutlich gemacht, dass Führungskräfte nicht nur mit den<br />
Bausteinen eines polizeilichen Qualitätsmanagements vertraut sein sollten,<br />
son<strong>der</strong>n sich darüber hinaus als Organisationsentwickler in <strong>der</strong> Führungsrolle<br />
verstehen sollten.<br />
4 5